Nachhaltige Entwicklung – auch eine Frage der richtigen Chemie Vortrag am 14.2.2018 bei Senckenberg

Frankfurt, 12.02.2018. In seinem Vortrag am 14.2. im Senckenberg Forschungsinstitut zeigt Prof. Dr. Klaus Kümmerer von der Leuphana Universität Lüneburg anhand aktueller Beispiele, welche Chancen und Perspektiven eine nachhaltige Chemie bietet. Die Präsentation ist der vorletzte Programmpunkt der Senckenberg-Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“.

Künftig sollen chemische Stoffe, wie beispielsweise Arzneimittel, nach ihrem Eintrag in die aquatische Umwelt schnell und vollständig abbaubar sein – eine von vielen Ideen aus der nachhaltigen Chemie. Viel stärker als heute sollen alle Nachhaltigkeitsaspekte entlang des gesamten Lebenswegs einer Chemikalie betrachtet werden; vorab ist zu prüfen, ob Chemie zum Erreichen einer bestimmten Wirkung oder Funktion überhaupt notwendig ist. Ziel der nachhaltigen Chemie ist es, vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutz mit einer innovativen ökonomischen Strategie zu verbinden, die gleichzeitig zu mehr Beschäftigung führt. Ohne eine nachhaltige Chemie können viele Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nicht erreicht werden; gleichzeitig können die Beiträge der Chemie auch ihre Schattenseiten haben.

Der neue Ansatz erfordert auch ein neues Selbstverständnis der Chemikerinnen und Chemiker und eine intensivere Zusammenarbeit aller, die an der Erforschung, Herstellung und Nutzung chemischer Produkte beteiligt sind. Damit ergeben sich jedoch auch Chancen, z.B. für neue Stoffe und Materialien, ihre Konzeption und Verwendung, aber auch neue Geschäftsmodelle.

Für Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg, darf eine zukunftsfähige Chemie nicht nur die Funktionalität von Produkten in den Fokus nehmen, sondern muss bereits bei der Entwicklung auch deren „Lebensende“ nach der Nutzung und Alternativen im Blick haben.

Vortrag: Nachhaltige Entwicklung – auch eine Frage der richtigen Chemie
Referent: Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Leuphana Universität Lüneburg
Datum: Mittwoch, 14. Februar 2018, 19:00 Uhr
Ort: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung,
Arthur-von-Weinberg-Haus | Robert-Mayer-Straße 2 | 60325 Frankfurt

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Vortragsreihe „Die Zukunft hat schon begonnen“ beschäftigt sich mit den künftigen Möglichkeiten und Spielräumen des Menschen auf der Erde, die nicht zuletzt durch Forschung ermöglicht werden. In dieser Reihe stellen namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus renommierten Institutionen ihre Forschung zu aktuell drängenden Fragen vor und geben einen Überblick über in der Wissenschaft entwickelte Ideen, Utopien und Lösungen, die uns heute noch futuristisch erscheinen mögen, deren Umsetzung aber vielleicht bald keine Zukunftsmusik mehr ist.

Die Vortragsreihe wird in Kooperation mit der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Leibniz-Gemeinschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) veranstaltet. Mehr unter: www.senckenberg.de/zukunft

„Was ist Romantik?“ – Neue Gesprächsreihe im Goethe-Museum Frankfurt

goethe-haus-logoAm Dienstag, 20. Februar 2018, 19 Uhr lädt das Freie Deutsche Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum zur neuen Veranstaltungsreihe „Was ist Romantik?“ in den Arkadensaal ein.

 Was ist Romantik? Die auf den ersten Blick einfach anmutende Frage hat es in sich. Was gilt als „romantisch” in Kunst und Literatur, was als die „Epoche der Romantik”? Wer gehört dazu? Wer nicht? Diesen Fragen geht die neue Reihe des Freien Deutschen Hochstifts in Vorträgen, Gesprächen und Lesungen nach. Dabei wird sich zunächst dem Phänomen von seinen Rändern her angenähert: In diesem Jahr stehen verschiedene „Grenzgängern“ im Fokus. Vor dem Hintergrund des derzeit entstehenden Deutschen Romantik-Museums wird die Veranstaltungsreihe in den nächsten Jahren mit wechselnden Schwerpunkten fortgesetzt.

 Die erste Veranstaltung fragt nach dem Kern der anhaltenden Bezugnahme auf die Romantik. Bezeichnet „Romantik“ vor allem eine abgeschlossene literarhistorische Epoche oder gibt es Haltungen, Ideen, Einstellungen, die sich epochenübergreifend als ‚romantisch‘ beschreiben lassen? In der Romantikerstadt Jena arbeitet seit 2015 ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg zum „Modell Romantik“, das der Erforschung des europäischen und transatlantischen Phänomens eine neue Basis geben will und sich zum Ziel gesetzt hat, Romantik-Aktualisierungen zu untersuchen, um hinter der Vielfalt der Phänomene nach bleibenden Strukturen zu suchen. Der Sprecher des Kollegs, Stefan Matuschek, wird uns dieses „Modell Romantik“ vorstellen und seine Tauglichkeit im Gespräch mit dem Kunsthistoriker Johannes Grave und dem Frankfurter Literaturwissenschaftler Roland Borgards erörtern. Moderiert wird der Abend von Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts.

Eintritt: 8,- Euro / 4,- für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

Informationen und Karten: Tel. (069) 13880-0 / E- Mail: anmeldung@goethehaus-frankfurt.de

Die Termine der Reihe „Was ist Romantik?“ im Überblick

  • Was ist Romantik? Podiumsgespräch mit Roland Borgards, Johannes Grave, Stefan Matuschek.
    Moderation: Anne Bohnenkamp-Renken – Dienstag, 20. Februar 2018, 19.00 Uhr
  • Friedrich Hölderlin zwischen Klassik und Romantik
    Gespräch mit Anne Bohnenkamp-Renken, Gerhard Kurz. Lesung mit Heidi Ecks
    Dienstag, 20. März 2018, 19.00 Uhr
  • Karl Marx – Ein Romantiker Diskussion mit Rainer Hank, Jochen Hörisch
    Dienstag, 24. April 2018, 19.00 Uhr
  • Der Roman des Freiherrn von Vieren
    Gespräch mit Markus Bernauer , Tilman Spreckelsen – Donnerstag, 1. November 2018, 19.00 Uhr
  • Bettine von Arnim und die Medizin Gespräch mit Martin Dinges, Wolfgang Bunzel
    Dienstag, 27. November 2018, 19.00 Uhr

Der schleichenden Wirtschaftsfeindlichkeit entgegentreten! – Deutliche Worte auf Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018

Der größte Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft in Deutschland in der Rheingoldhalle in Mainz am 7. Februar 2018.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Der größte Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft in Deutschland in der Rheingoldhalle in Mainz am 7. Februar 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Deutlich mahnende Worte vor einer besorgniserregenden Überbürokratisierung, zuletzt durch die ab 25. Mai 2018 geltende EU-Datenschutz-Verordnung, sowie gegen einen schleichenden wirtschaftsfeindlichen Zeitgeist fanden die Vertreter der gastgebenden IHK, HWK und der Kammern der Freien Berufe auf dem Jahresempfang der Rheinlandpfälzischen Wirtschaft 2018 am 7.Februar in der Rheingoldhalle zu Mainz. Festredner war Professor Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D., mit einem engagierten Plädoyer für den Zusammenhalt Europas.

Bessere Verhältnisse gab es in Europa noch nie!

Festredner Prof. Dr. Norbert Lammert Bundestagspräsident a.D. beim Jahresempfang der Rheinland-Pfälzischen Wirtschaft 2018 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Festredner Prof. Dr. Norbert Lammert
Bundestagspräsident a.D. beim Jahresempfang der Rheinland-Pfälzischen Wirtschaft 2018 in der Rheingoldhalle Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Lammert, seit Januar  Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, nannte den europäischen Integrationsprozess, der mit den Römischen Verträgen vor 60 Jahren seinen Anfang nahm, die „wichtigste einzelne Innovation des 20. Jahrhunderts“. Zum ersten Mal in einer zweieinhalbtausend-jährigen gemeinsamen Geschichte sei das Risiko so gut wie beseitigt, „dass Meinungsverschiedenheiten und Interessenkonflikte, die es zwischen diesen Staaten nach wie vor gibt, unter Einsatz von Gewalt mit militärischen Mitteln ausgetragen werden können“, so Lammert. „Bessere Verhältnisse als die, die wir gegenwärtig in Europa haben, gab es auf diesem Kontinent nie!“ Noch nie habe es auf diesem Kontinent den Zustand gegeben, dass „in ausnahmslos allen europäischen Staaten, demokratisch gewählte Parlamente, und von diesen bestellte oder kontrollierte Regierungen im Amt sind“. Diese Errungenschaft sei ihm noch wichtiger, so Lammert, als seine „zugegebenermaßen gebremste Begeisterung gegenüber dieser oder jener konkreten Regierung, die ich da in diesem oder jenen Land im Amt sehe“. Die komplette Rede kann folgend über Youtube abgerufen werden:

Dr. Engelbert J. Günster „Kernthemen couragiert anpacken“

Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der Industrie und Handelskammer für Rheinhessen, hatte zuvor seine Begrüßungsrede vor den gut 1600 Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur unter das Motto „Kernthemen couragiert anpacken“ gestellt. Obwohl die Unternehmen auch am Standort Rheinhessen derzeit Rekorde verbuchten und ein Drittel von ihnen in den nächsten zwölf Monaten die Investitionen und die Beschäftigtenzahlen erhöhen wollten, läge, so der IHK-Präsident, statt Aufbruchsstimmung „eine bleierne Schwere über unserem Land.“ In Berlin „scheinen die parteitaktischen Grundsatzstreitereien wichtiger zu sein, als die Interessen unseres Landes und seiner Bürger“, so Günster. Und während ein dringender Handlungsbedarf bei Kernthemen zur Modernisierung Deutschlands und ein Zukunftsprogramm im europäischen Kontext bestünde, zermürbe man sich bei Prinzipienreiterei und Spitzfindigkeit, „so zum Beispiel, ob der Mittelwert zwischen 180.000 und 220.000 nun bei 200.000 liegt oder nicht; und ob der Begriff „Obergrenze“ eine normative Begrenzung ist, oder nur deskriptiver Natur.“

Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen:  „Der Industriestandort Deutschland braucht eine Frischzellenkur - und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen,  die die Politik zu verantworten hat.“ Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen:
„Der Industriestandort
Deutschland braucht eine Frischzellenkur – und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen,
die die Politik zu verantworten hat.“ Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Schon in der abgelaufenen Legislaturperiode habe die Große Koalition ihre Machtfülle nicht für grundlegende Reformen im Land genutzt. Auch die soeben mühsam beendeten Koalitionsverhandlungen zeugen auch diesmal nicht davon, dass die sich abzeichnende Fortsetzung der Großen Koalition an diesem Reformmangel etwas ändern wolle. Ein mutloses Wohlfühlprogramm schaffe keine neuen Jobs – und mittelfristig auch keine Aufbruchsstimmung im Land, so der IHK-Präsident. Günster mahnte an, wesentliche Kernthemen couragiert anzupacken, beispielsweise zuvorderst:
„• Investitionen in Bildung von der Kita bis zur Hochschule und die Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses,
• Ertüchtigung und Ausbau der digitalen- und der Verkehrsinfrastruktur
• Innere Sicherheit und Schutz der Außengrenzen, • Steuerentlastung von Bürgern und Unternehmen,
• Straffung des Gesundheitswesens und Entzerrung und Verbesserung von Prophylaxe, Akutbehandlung und ganz besonders der Pflege in einer alternden Bevölkerung.“

Zudem gelte es, „einer schleichenden Wirtschaftsfeindlichkeit entgegenzuwirken“, so der IHK-Präsident und zitierte, die diesbezüglichen Beobachtungen des Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, aus dessen kürzlich gehaltenen Rede: „In Deutschland hat sich ein Zeitgeist breitgemacht, der Wirtschaft und Industrie pauschal hintertriebene, arrogante Profitgier unterstellt. Anstatt mit dem Wirtschafts- und Industriestandort die Grundlage des hiesigen Wohlstands zu sichern, wird nur noch über Ausstiege, Verbote und Reglementierungen geredet, statt über Innovation, Investition und Modernisierung.“ Er stimme in diesem Punkt ausdrücklich dem erfahrenen Gewerkschaftsführer zu, so Günster, und ergänzte: „Es darf nicht sein, dass ein tüchtiger und erfolgreicher Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft in Sippenhaft genommen wird für Fehlverhalten einiger weniger Großunternehmen. Ich teile gerne auch seinen Weckruf an alle handelnden politischen Akteure: „Der Industriestandort Deutschland braucht eine Frischzellenkur – und zwar vor allem bei den Rahmenbedingungen, die die Politik zu verantworten hat.“, so der IHK-Präsident (Die komplette Rede hier).

Talkrunde diskutierte- Berufsausbildung und Bürokratieabbau
Talkrunde (v.l.n.r.): Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland-Pfalz e. V., Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Markus Appelmann, Moderator. Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Talkrunde (v.l.n.r.): Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland-Pfalz e. V., Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, Markus Appelmann, Moderator. Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

Noch deutlichere Worte gegen die wachsende Zahl unternehmensfeindlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen fand die  Talkrunde mit  Hans Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, Wilhelmina Katzschmann Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland Pfalz sowie Edgar Wilk, Präsident der Steuerberaterkammer Rheinland Pfalz und Landesverband der Freien Berufe Rheinland Pfalz e. V.. Moderator war Markus Appelmann, SAT1, der durch den ganzen Veranstaltungsabend führte.

Zwei Themen brannten dabei besonders auf den Nägeln: Die berufliche Bildung und der Bürokratieabbau.

Auch ein verpflichtendes Praktikum im Handwerk für alle Schultypen

Besorgniserregend sei das nachlassende Niveau der Schulabsolventen nicht nur in theoretischen Fächern, sondern auch in den praktisch-manuellen Bereichen, weswegen Handwerkspräsident Hans Jörg Friese forderte: „Was wir benötigen, sind in den Schulen handwerkliche Fähigkeiten.“ Wie solle jemand, der noch nie gehämmert habe, plötzlich am Ausbildungsplatz ein Talent für’s Hämmern entwickeln können, versuchte Friese das Problem an diesem kleinen Beispiel im Kern zu benennen. Wenn in den Schulen keine fachpraktischen Fähigkeiten vermittelt würden, könne sich das Handwerk anstrengen wie es wolle; Es gäbe dann keine Möglichkeit mehr, die Versäumnisse in der Feinmotorik nachzuholen. Deswegen forderte der Handwerkskammerpräsident  unter  viel Beifall, ab der 5. Klasse verbindlich Naturwissenschaften zu lehren. Und dass „für alle Schulformen, auch für’s Gymnasium, ein Praktikum verpflichtend ist, und mindestens ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb“, so Friese. Denn es werde nicht nur immer schwieriger, gute ausgebildete Menschen zu bekommen. Sondern mit der Digitalisierung in der Wirtschaft, auch im Handwerk, seien die Anforderungen drastisch gestiegen: „Wir haben junge Menschen, die müssen nicht nur das Fachpraktische erlernen, sondern sie müssen diesen Weg der Digitalisierung gehen.“ Da käme  zum Erlernen der nötigen handwerklichen Fertigkeiten noch der Lehrstoff aus dem „Digitalen“ hinzu. Zudem benötigte man Berufsschulen und Bildungszentren der Kammern, die gut ausgestattet seien, so der Handwerkspräsident, und forderte hierfür entsprechende Unterstützung, „um all diese Dinge auch angehen zu können“.

Von Bürokratieabbau keine Spur – Wirtschaft und Freiberufler ersticken bald an überzogenen Dokumentationspflichten 

Beim Thema Bürokratieabbau warnte Edgar Wilk vor den Folgen einer ausufernden Bürokratie für die Freien Berufe und mittelständische Unternehmen. Dabei kritisierte er unter anderem eine Reihe von aktuellen Rechtsvorschriften, die jeden noch so kleinen Arbeitsschritt bei der Berufsausübung dokumentiert sehen wollen. „Dadurch werden Unternehmen und Freiberufler unnötig behindert. Hier muss dringend auf die Bremse getreten werden. Jede neue Dokumentationspflicht lässt den Bürokratieaufwand größer werden“, erklärte Wilk und nannte die nervigsten Gesetzes-Verordnungen, wie etwa die „Grundsätze zur ordnungsgemäßen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff GoBD. Darin, so Wilk, werde in 184 Punkten detailliert aufgelistet, wie  die Abläufe in der Buchhaltung vonstattengehen und die Arbeitsschritte im Betrieb dokumentiert werden müssen. „Wer gedacht hat, dass die Umstellung auf elektronische Unterlagen die Arbeit vereinfacht und beschleunigt, der hat die Rechnung ohne die Bürokratie gemacht“, so Wilk

Ähnlich kritisch beurteilte der Kammerpräsident auch die Dokumentationspflichten des neuen Geldwäschegesetzes (GwG). Hier wird verlangt, erst einmal festzustellen und zu dokumentieren, ob man selbst „geldwäschegefärdet“ sei.  Besonders betroffen sind hierbei Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer. Sie müssen umfangreich analysieren, ob in ihren Kanzleitätigkeiten Risiken im Hinblick auf Geldwäsche vorhanden sind und diesen Vorgang genau dokumentieren. „Neben dem großen bürokratischen Aufwand droht den Betroffenen bei Nicht-Befolgen der Richtlinien eine unverhältnismäßige Strafe. Hier schießt der Gesetzgeber über das Ziel hinaus.“

Besonders ärgerlich sei auch die ab 25. Mai 2018 verpflichtend anzuwendende europäische Datenschutz Grundverordnung (EU-DS-GVO). Sie bringe zusätzliche, ganz erhebliche Dokumentationspflichten und einen damit verbundenen Bürokratieaufwand mit sich. Danach sind Unternehmen und Freiberufler angehalten, ihre Arbeitsabläufe und Prozesse so einzurichten und zu dokumentieren, dass die Verarbeitungsweise von Personendaten sowie die Erfüllung der umfangreichen Informationspflichten jederzeit gegenüber den Aufsichtsbehörden nachgewiesen werden können. Die meisten Freiberufler sind als Berufsgeheimnisträger aber ohnehin schon durch ihren Beruf dazu verpflichtet, ihre Mandanten-, Klienten- und Patienten-Daten vertraulich zu behandeln; einer zusätzlichen Regelung hätte es da nicht bedurft. „Die neuen Pflichten nach der DS-GVO bei der Bearbeitung persönlicher Daten führen lediglich zu mehr Arbeitsaufwand und Verunsicherung der Mandanten“, kritisiert Wilk. „Diese Regelung trifft genau die Falschen, hier wäre eine Ausnahme sinnvoll gewesen.“ Auch hier drohen Betroffenen bei nicht Befolgung drastisch überzogene Strafen bis zu 20 Mio. Euro.

Netzwerken bei Wein und Bretzel auf dem Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de
Netzwerken bei Wein und Bretzel auf dem Jahresempfang der rheinland-pfälzischen Wirtschaft 2018. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow.de

(Dokumentation Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

Die Statements der Verbandsvertreter können folgend angeklickt werden:

Landesmuseum Mainz schafft mit „vorZeiten“-Ausstellung Besucherrekord – Weitere Highlights in der Pipeline

Landesmuseums Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Landesmuseums Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einer auf über 70 000 Museumsgängern fast verdoppelten Besucherzahl im vergangenen Jahr, konnte das Landesmuseum Mainz einen Monat nach Beendigung der spektakulären Landesschau „vorZeiten“ – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ eine ausgesprochen positive Bilanz ziehen und gleichzeitig Appetit auf Ausstellungs- und Veranstaltungs-Highlights in 2018 bis 2020 machen

Diese beeindruckende Besucher-Zahl unterstreiche das große Interesse an der Archäologie und den vielen faszinierenden Funden der vergangenen Jahrzehnte, freute sich Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf und betonte, dass Rheinland-Pfalz wahrscheinlich das einzige Bundesland sei, das tausende bedeutende Denkmäler aus über 2000 Jahren habe. Das Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz sei – von der Zeitenwende zur Zeit des römischen Reiches bis heute – „immer Kernland der europäischen Geschichte“ gewesen. Die herausragende archäologische und historische Bedeutung von Rheinland-Pfalz solle in den kommenden Jahren noch stärker als bislang herausgestellt werden, so der Minister.

Dr. Birgit Heide, nach längerer kommissarischer Leitung, seit Juli 2017 neue Direktorin des Landesmuseums Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Birgit Heide, nach längerer kommissarischer Leitung, seit Juli 2017 neue Direktorin des Landesmuseums Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Brigit Heide, Direktorin des Landesmuseum Museums Mainz, die detailliert das abgelaufene Museumsjahr mit zahlreichen Ausstellungen und erlebnisorientierten Römer-, Kelten-, Germanen- und Steinzeit-Wochenenden Revue passieren ließ, betonte, dass durch die „vorZeiten-Jubiläums-Ausstellung“ zu 70 Jahre Rheinland-Pfalz viele Dinge gezeigt werden konnten, „die gewöhnlich in den Depots lagern und teilweise zum ersten Mal zu sehen waren“. Es sei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz aber wichtig gewesen, mit diesen Funden auch einmal „das Thema kulturelle Vielfalt für die Region mit den Einflüssen aus ganz Europa, die sich hier auch niedergeschlagen haben,“ darstellen zu können. Besucher konnten eintauchen in einen bläulich abgedunkelten Zeittunnel, in dem die Ausstellungsmacher das Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz an 16 Stationen auf faszinierende Art in neun Epochen  wieder aufleben ließen: „Erdgeschichte“, „Steinzeit“, „Bronzezeit“, „Eisenzeit“, „Römerzeit“, „Völkerwanderungszeit mit Spätantike“, „Frühes Mittelalter“ und „Mittelalter und Neuzeit“ . Mit der Landesausstellung konnte aber auch gezeigt werden, dass die Bedeutung der rheinland-pfälzischen Funde weit über die Landesgrenzen hinweg ausgestrahlt habe nach Deutschland, nach Europa und auch weltweit: Manche Funde dieser Ausstellung seinen von einzigartiger Bedeutung, so die Museumsdirektorin, wie etwa die sogenannte Stöffelmaus, die vor 25 Millionen Jahren in Enspel im Westerwald gelebt habe. „Das ist wirklich das älteste Exemplar auf der ganzen Welt und auch das besterhaltendste Stück“ und das mitten in Rheinland-Pfalz, freut sich Dr. Brigitte Heide. Weitere einzigartige Funde, die alle ihre eigene Geschichte erzählten, waren auch: die tanzenden Frauen aus Gönnersdorf (13.500 v. Chr.), eine bronzerne Situal aus Ochtendung (1200 v. Chr.), die goldene Zierscheibe aus einem Kriegergrab in Worms-Herrnsheim (500 v. Chr.), die spätantike Silberkanne us Trier, ein ebenfalls spätantiker Klappstuhl aus Rülzheim, der Solidus Karls des Großen aus Ingelheim und das Familienerbe aus einem wiedergefundenen Wandschrank aus Trier.

Eine gute Nachricht für alle, die die „vor-Zeiten-Ausstellung“ in Mainz versäumt haben: Mit einem etwas modifizierten Konzept wird „vorZeiten“ nun ab dem 9. Mai 2018 im Landesmuseum Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein  voraussichtlich vier Jahre lang präsentiert werden. Bei der Neupräsentation werden sogenannte Zeitschleusen, wodurch jede Zeitepoche einen ganzen Raum bespielen wird,  das Mainzer Konzept des Zeittunnels ablösen, erläutert Thomas Metz, Generaldirektor des GDKE. Zudem könnten sich künftig Besucher mit Hilfe eines zu Beginn der Ausstellung gezeigten Films einen Überblick darüber verschaffen, was sie erwartet.  Der Südwestrundfunk stelle diesen Film zur Verfügung, freute sich der Generaldirektor.  Einige in Mainz gezeigten Funde, etwa der spätantike Klappstuhl aus Rülzheim und die Stöffelmaus, würden jedoch zunächst Teil der Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ vom 18 – 24 Juni in Berlin als Beitrag zum European Cultural Heritage Year 2018 gezeigt werden.

Während die „vorZEITEN“-Ausstellung im Mai in Koblenz ihre Tore öffnet, laufen bereits die Vorbereitungen für eine große Landesausstellung. Im Herbst 2020 wird im Landesmuseum Mainz eine Mittelalter-Ausstellung mit dem Titel „Von Karl dem Großen zu Friedrich Barbarossa. Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ Premiere feiern. In der Ausstellung werden herausragende europäische Leihgaben sowie beeindruckende Zeugnisse aus den Beständen der GDKE die mittelalterlichen Kaiser und die vielschichtigen Grundlagen ihrer Herrschaft vorstellen. Einzigartige Exponate, bedeutende Buchmalereien, kostbare Gewänder sowie kaiserliche und bischöfliche Insignien der Macht lassen die bewegte Zeit der mächtigen Erzbischöfe und der aufkommenden Reichsfürsten lebendig werden.
„Diese kommende Schau bildet den Auftakt einer Trilogie an Landesausstellungen mit Themen von der Spätantike bis ins Mittelalter. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer folgt 2021 und beleuchtet mit seiner Ausstellung die bewegte Zeit der Habsburger im Mittelalter. Vervollständigt wird die Trilogie 2022 mit einer Präsentation zum Untergang des römischen Reiches im Rheinischen Landesmuseum Trier“, stellte Konrad Wolf vor. „Die drei Ausstellungsprojekte sind ein wichtiger Beitrag zur Erschließung und Vermittlung des reichen kulturellen Erbes von Rheinland-Pfalz und sollen – anknüpfend an die sehr erfolgreichen Ausstellungen der vergangenen Jahre – das Land als attraktiven Ausstellungs- und Kulturstandort weiter profilieren“, betonte der Minister abschließend.

(vl.) Dr. Marion Witteyer, Leiterin Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE und Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz (von links)   © GDKE Rheinland-Pfalz - Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
(vl.) Dr. Marion Witteyer, Leiterin Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE und Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz (von links)
© GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ausstellungsvorschau:

Weitere Informationen

Herbst 2020: „Von Karl dem Großen zu Friedrich Barbarossa. Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“

Landesmuseum Mainz 
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz

„Wiesbadener KrimiMärz“ mit spannenden Lesungen und Diskussionen auf krimihistorischen Spuren

Eröffnet wird das Festival mit einer Lesung und einem Werkstattgespräch des diesjährigen Krimistipendiaten Volker Kutscher am 1. März um 19.30 Uhr in der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eröffnet wird das Festival mit einer Lesung und einem Werkstattgespräch des diesjährigen Krimistipendiaten Volker Kutscher am 1. März um 19.30 Uhr in der Caligari FilmBühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem  krimihistorischen Schwerpunkt „Rückblende“ bietet das spartenübergreifende Programm des diesjährigen  Wiesbadener KrimiMärz, eine Kooperation des Literaturhauses Villa Clementine mit dem Deutschen FernsehKrimifestival und anderen Kulturpartnern, vom 1. bis 25. März 2018 packende Lesungen, brisante gesellschaftspolitische Diskussionen und spannende Filme: Rund 20 Lesungen, Filme, Gesprächsrunden, ein literarisches Krimiquartett, Theaterabende, eine Ausstellung und kulinarische Lesungen erwartet die Besucher.

der-boxerDer gefeierte Autor Szczepan Twardoch bricht mit seinem Thriller „Der Boxer“ das gängige Verständnis von Opfer- und Täterrollen im Polen während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft auf. In seiner Heimat hat sein Roman viel Begeisterung und auch kontroverse Reaktionen ausgelöst, weil er das Selbstbild des Landes in Frage stellt und kritisch die Vergangenheit aufarbeitet. Auch „Babylon Berlin“ – die kongeniale Serienadaption der Gereon-Rath-Romane Volker Kutschers durch die Regisseure Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten – schlägt vom Berlin der Zwanziger Jahre indirekt einen Bogen in die Gegenwart. Buch wie Fernsehverfilmung beschreiben auf faszinierende Weise jene „Kultur der Angst“, mit der es den Demagogen der Weimarer Republik gelungen ist, Nationalismus und Rassismus heraufzubeschwören. Neben Twardoch, Kutscher und Tykwer spüren viele weitere renommierte Autorinnen und Autoren in einer „Rückblende“ in historischen Krimis den Beweggründen für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen nach.

Literaturhaus Villa Clementine. © Foto: Diether v. Goddenthow
Literaturhaus Villa Clementine. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das spartenübergreifende Festival wird vom Kulturamt unter der Federführung des Literaturhauses Villa Clementine und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen FernsehKrimi-Festival, der Caligari FilmBühne und anderen Kooperationspartnern in Wiesbaden und Darmstadt veranstaltet und ermöglicht einzigartig den Austausch zwischen Literatur- und Filmschaffenden. Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert den Schwerpunkt „Rückblende“.

Caligari Filmbühne © Foto: Diether v. Goddenthow
Caligari Filmbühne © Foto: Diether v. Goddenthow

Eröffnet wird das Festival mit einer Lesung und einem Werkstattgespräch des diesjährigen Krimistipendiaten Volker Kutscher am 1. März um 19.30 Uhr in der Caligari FilmBühne. Er wird begleitet von der Zeichnerin Kat Menschik, welche die illuster-düstere Darstellung des Berlins der Zwanziger Jahre seiner Romane in ihren Buchillustrationen grandios einfängt. Im Anschluss wird der Filmklassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ gezeigt, der Kutscher zu seiner Krimi-Reihe inspiriert hat.

Ein weiteres Highlight des Festivals ist der Auftritt des international renommierten Filmemachers Tom Tykwer am 9. März um 18 Uhr im Museum Wiesbaden. Dort spricht er mit Volker Kutscher über ihre Zusammenarbeit und das Serienmachen in Zeiten von Sky, Netflix und Co.

Ein literarisches Krimiquartett – bestehend aus den bekannten Kritikern Margarethe von Schwarzkopf, Thomas Wörtche und Ulrich Noller sowie dem Schauspieler Wanja Mues – diskutiert am 3. März um 19.30 Uhr im Literaturhaus mit über das Phänomen des zeithistorischen Krimis in der Weltliteratur. Sie stellen neue Stimmen ebenso vor wie aktuelle Werke von Alt-Meistern des Genres, wie John le Carré oder Robert Harris. Der als Privatdetektiv in der beliebten Serie „Ein Fall für zwei“ bekannte Schauspieler Wanja Mues erweckt bei der Lesung spannender Passagen die Romane zum Leben.

Die zeithistorische Reise beim diesjährigen KrimiMärz führt außerdem mit Robert Hültners Kommissar Lazare nach Frankreich, mit Sabine Hofmann und Rosa Ribas ins Spanien der Franco-Zeit sowie mit Szczepan Twardoch in die Warschauer Unterwelt. Die Autorengruppe „Dostojewskis Erben“ erweckt in ihrer beliebten Ringlesung im Literaturhaus die regionale Historie zum Leben.

Abseits des Schwerpunktthemas laden in Wiesbaden die Volkshochschule, die Kulturstätte Montabaur, die Hochschul- und Landesbibliothek, Buchhandlungen, das kuenstlerhaus43 sowie das Literaturhaus zu spannenden Krimiabenden ein: Unter anderem mit der für ihr Debüt bereits international gefeierten jungen Autorin Melanie Raabe, dem beliebten Krimiautor Jan Costin Wagner, der historischen Krimiautorin Beate Sauer oder auch dem ehemaligen Wiesbadener Krimistipendiaten Michael Kibler.

Im Rahmen einer „Doku-Crime-Night“ des Deutschen FernsehKrimi-Festivals und des Literaturhauses diskutiert außerdem der Historiker Philipp Felsch mit Klaus Wollscheid, dem Geschäftsführer des fernsehkombinats in Leipzig, über Kriminalität in Diktaturen. Das Gespräch in der Murnau-Stiftung moderiert Bärbel Schäfer. Die Caligari FilmBühne widmet Tom Tykwer im März außerdem eine Krimi-Filmreihe.

Das ausführliche Programm liegt ab Mitte Februar aus und kann unter www.wiesbaden.de/krimimaerz heruntergeladen werden. Karten für die Veranstaltungen des Literaturhauses sind an den Vorverkaufsstellen sowie online erhältlich.

Weitere Infos unter www.wiesbaden.de/krimimaerz

Auf den Spuren von Kaisern und Königen – Oberbürgermeister Peter Feldmann führte Bürger über den Krönungsweg

Altstadt Uebersicht. Die teilrekonstruierte Altstadt befindet sich rechts im Bild: Angeschnitten der Hühnermarkt, davon führt links vorbei ein Teilstück des Krönungsweges in Richtung Frankfurter Römer. © Stadt Frankfurt, Foto: Niklas Heinz
Altstadt Uebersicht. Die teilrekonstruierte Altstadt befindet sich rechts im Bild: Angeschnitten der Hühnermarkt rechts unten, davon führt links vorbei ein Teilstück des Krönungsweges in Richtung Frankfurter Römer. © Stadt Frankfurt, Foto: Niklas Heinz

(kus) Gespannt sind zahlreiche Bürger am Freitag, 9. Februar, Oberbürgermeister Peter Feldmann auf dem Krönungsweg in der neuen Frankfurter Altstadt gefolgt. Die Führungen mit dem Oberbürgermeister, zu dem sich Interessierte vorab anmelden konnten, gewährten vielen Frankfurtern und Gästen aus dem Umland einen besonderen Einblick in die Altstadt vor der Eröffnung im September.

Rund 2000 Personen hatten sich für die Führung mit begrenzter Teilnehmerzahl gemeldet. „Die zahlreichen Anmeldungen zeigen, dass die Menschen dieser Stadt die neue Altstadt wollen. Das freut mich sehr“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. Auf den Spuren von Kaisern und Königen führte er die Gäste über den historischen Krönungsweg und verdeutlichte wie sehr Stadt- und Handelsgeschichte Frankfurts miteinander verwoben sind. Der Krönungsweg war die Hauptstraße der Altstadt.

Was in der neuen Altstadt zu sehen sein wird und welche Geschichten die einzelnen Bauwerke erzählen, berichtete der Oberbürgermeister den Besuchern: „Dinge, die in alten Archiven und Lagern gefunden wurden, sind wieder eingebaut worden.“ Die Goldene Waage sei ein Beispiel dafür, was man erreichen könne, wenn man als Flüchtling nach Frankfurt kommt. Das Haus ließ der niederländische Zuckerbäcker und Gewürzhändler Abraham van Hamel errichten. Van Hamel und seine Familie waren als Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden nach Frankfurt gekommen. Die Geschichte der Familie und das Haus zeigten, was in Frankfurt für ehrgeizige Menschen möglich war. „Wenn Menschen aus anderen Ländern kommen, dann bringen sie Wissen, Erfahrung und Kompetenzen mit. Die Familie van Hameln ist dafür ein gutes Beispiel“, sagte Feldmann.

Oberbürgermeister Peter Feldmann, einst Gegner des Projektes bekannte, dass er inzwischen froh sei, dass sich die Bürger mit ihrer Forderung nach einer Teilrekonstruktion durchgesetzt haben. Mittlerweile haben sich die Tourismusanfragen mehr als verdoppelt, Die neue Frankfurter Altstadt wird der touristische Anziehungspunkt. Im Haus zur Goldenen Waage wird auch das Historische Museum zwei Museums-Etagen einrichten. © Stadt Frankfurt. Foto: Heike Lyding
Oberbürgermeister Peter Feldmann, einst Gegner des Altstadt-Rekonstruktions-Projektes, bekannte schon im vergangenen Jahr bei einem Presserundgang, dass er inzwischen froh sei, dass sich die Bürger mit ihrer Forderung nach einer Teilrekonstruktion durchgesetzt hätten. Mittlerweile haben sich die Tourismusanfragen  in Frankfurt mehr als verdoppelt, Die neue Frankfurter Altstadt wird der touristische Anziehungspunkt. Im Haus zur Goldenen Waage wird auch das Historische Museum zwei Museums-Etagen einrichten. © Stadt Frankfurt. Foto: Heike Lyding

Die Goldene Waage beeindruckte auch Wiltraut Lopez-Sanchez, die an der Führung mit dem Oberbürgermeister teilnahm. Besonders die Schmiedekunst an dem Gebäude sei sehr beeindruckend, sagte die gelernte Bautechnikerin. Für Lopze-Sanchez, die 1949 in Höchst geboren und aufgewachsen ist, war dies die zweite Altstadtführung: „Ich hatte heute die Gelegenheit den Fortschritt der Bauarbeiten hautnah zu sehen. Ich bin begeistert. Die handwerkliche Kunst ist großartig. Toll, dass es noch Handwerker gibt, die das so großartig rekonstruieren. Vor allem die Schieferarbeiten an den Dächern und den Dachgaupen gefallen mir sehr gut.“ Es koste zwar viel Geld, das alles wieder aufzubauen, aber es sei auch für künftige Generationen eine wunderbare Gelegenheit zu sehen, wie einst die Altstadt aussah. Die 69-jährige kennt die Frankfurter Altstadt von alten Postkarten und von Bildern ihres Vater Friedrich Möbius – er hat die Altstadt gerne gemalt. „Die Bilder habe ich noch daheim.“

Weit über 5000 Besucher kamen am Freitag bis in den späten Nachmittag, um den Krönungsweg mit einer Führung von der DomRömer GmbH oder auf eigene Faust zu erkunden.

goEast 2018: „Abwechslung, Diversität und Originalität stehen im Vordergrund“

goeastlogogoEast 2018: „Abwechslung, Diversität und Originalität stehen im Vordergrund“
Neue Sektion: goEast Bioskop // Specials: Wajda School & Studio zu Gast // Foto-Ausstellung „Swimming Pool“

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films punktet 2018 mit einer neuen Sektion, der goEast Bioskop: „Mit der neuen Sektion zeigen wir große Filmkunst jenseits vom Premierenzwang, egal ob Mainstream oder Autorenkino – Abwechslung, Diversität und Originalität stehen hier im Vordergrund“, sagt Festivalleiterin Heleen Gerritsen. Bei den goEast Specials versprechen die Schulfilmtage und die Matinee spannende Unterhaltung. Darüber hinaus wird die Wajda School & Studio aus Warschau zu Gast sein. Begleitet wird goEast auch dieses Jahr von einer Ausstellung: Werke der slowakischen Fotografin Mária Švarbová werden in der Wiesbadener AtriumGalerie der SV SparkassenVersicherung ausgestellt.

Bioskop
Bioskop (gr: bios = Leben, skopein = sehen, schauen) ist der Name des von den Berliner Brüdern Skladanowsky entwickelten Filmvorführgeräts, das im Jahr 1895 für Furore sorgte und somit an der Wiege der europäischen Filmkultur steht. Die neue goEast Sektion hat sich zur Aufgabe gemacht, neue Impulse des osteuropäischen Kinos aufzuspüren. Aktuelle Werke renommierter Filmschaffender, Festival-Highlights und Genre-Filme machen in Wiesbaden Station – vom slowakischen Mafia-Epos bis zum kirgisischen Musical. Das goEast-Publikum erwartet unterhaltsames, kurzweiliges, schwarzhumorig-skurriles und im Westen noch unentdecktes Kino, darunter der historische Raumfahrtfilm SALYUT 7 (SALYUT 7, RUS, 2017) von Klim Shipenko und die wilde Dashboard-Cam-Kompilation DOROGA (THE ROAD MOVIE, BLR, 2016) von Dmitrii Kalashnikov. Besonders stolz ist goEast darauf, das neueste Werk des Altmeisters Jan Švankmajer zeigen zu können: HMYZ (INSECTS, CZK, SVK, 2018) feiert in Wiesbaden Deutschlandpremiere. Der Animationskünstler bestand darauf, dass sein Film außer Konkurrenz läuft.

Specials
Die goEast Schulfilmtage finden vom 19. bis 20 April in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden statt. Schülerinnen und Schüler lernen das mittel- und osteuropäische Kino kennen und werden zum kritischen Umgang mit dem Medium Film angeleitet. Unterstützung erhalten sie dabei wie gewohnt vom Medienzentrum Wiesbaden. Im Programm ist unter anderem die preisgekrönte Literaturverfilmung PIATA LOD (DAS FÜNFTE SCHIFF, SVK, CZK, HUN, 2017, Iveta Grófová). Die elfjährige Hauptdarstellerin Vanessa Szamuhelová wird zum Filmgespräch erwartet. Daneben wird ein buntes Kurzfilmprogramm zu sehen sein mit inspirierenden Geschichten, lebhaften Charakteren und farbenfrohen Animationen.
Für weitere Glanzpunkte sorgt die Wajda School & Studio aus Warschau. goEast präsentiert Werke ehemaliger Absolventinnen der Meisterschule – darunter der Oscarpreisträger JOANNA (2013) von Aneta Kopacz und KOMUNIA (COMMUNION, 2016) von Anna Zamecka, der im Jahr 2017 mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.

Fotoausstellung „Swimming Pool“
Beim diesjährigen goEast Visual treffen Wiesbadener Badekultur und das junge, hippe Osteuropa aufeinander. Das Hauptmotiv geht auf ein Werk der slowakischen Fotokünstlerin Mária Švarbová aus der Reihe „Swimming Pool“ zurück. Teile dieser Reihe werden vom 16. bis 30. April in der AtriumGalerie der SV SparkassenVersicherung ausgestellt. Die Arbeiten der 1988 in der Slowakei geborenen Künstlerin zeichnen sich durch ästhetisch wohl komponierte Gegensatzpaare aus, die sich zu einem atmosphärisch verdichteten Ganzen zusammenfügen. Mária Švarbová ließ sich dabei von den kommunistischen Schwimmbädern ihrer Jugend inspirieren. Ihre Fotos erschienen bereits in The Guardian, Vogue und Cosmopolitan und wurden weltweit ausgestellt – nur in Deutschland noch nicht.

Frankfurter Städel auf den Spuren des Großmeisters „RUBENS. KRAFT DER VERWANDLUNG“

Peter Paul Rubens (1577 1640) Das Urteil des Paris Um 1639 Öl auf Leinwand 199 cm x 381 cm Museo Nacional del Prado, Madrid © Foto: Diether v. Goddenthow
Peter Paul Rubens (1577 1640) Das Urteil des Paris. Um 1639 Öl auf Leinwand 199 cm x 381 cm Museo Nacional del Prado, Madrid © Foto: Diether v. Goddenthow

Ab dem 8.2.2018 zeigt das Frankfurter Städel Museum parallel zum Antwerpener Barock-Jahr in seiner großen Sonderschau „Rubens. Kraft der Verwandlung“ erstmals den Schaffensprozess von Peter Paul Rubens (1577 – 1640). Wohl kaum ein anderer hat neben Caravaggio, van Dyck und Rembrandt  die europäische Barockmalerei so geprägt, wie er. Als Inspiration dienten Rubens nicht nur antike und zeitgenössische Skulpturen, sondern auch Gemälde, etwa von Tizian, Tintoretto, Elsheimer oder Goltzius. Anhand von 100 Objekten – darunter 31 Gemälde und 23 Zeichnungen von Rubens – zeigt die Ausstellung bis zum 21. Mai 2018 diesen Prozess von der Inspiration in der Antike bis hin zum eigenen fertigen Werk des Meisters Peter Paul Rubens (1577 – 1640) und wie er mit seinen Vorgängern umgegangen ist.

In Rubens umfangreichem Œuvre spiegeln sich die Einflüsse antiker Skulptur ebenso wider wie jene späterer Kunst aus Italien und nördlich der Alpen, von den Meistern des ausgehenden 15. Jahrhunderts bis zu seinen Zeitgenossen. Seine Bezugnahme auf Werke von Künstlern unterschiedlicher Epochen ist häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar – in der aufwendig inszenierten Ausstellung kann der Besucher die zuweilen überraschenden Korrelationen nun im Detail nachvollziehen. Die Gattungsgrenzen überschreitende Schau vereint Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur und Werke der angewandten Kunst. Neben Originalskulpturen von der Antike bis zur Renaissance werden auch Gemälde und Grafiken von Rubens’ Vorläufern und Zeitgenossen zu sehen sein, darunter Schlüsselwerke von Tizian und Tintoretto, von Goltzius, Rottenhammer und Elsheimer sowie von Giambologna, Van Tetrode und Van der Schardt.

Römisch: Der von Cupido gezähmte Kentaur 1.–2. Jh. n. Chr., Marmor 147 × 107 × 52 cm, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines, Museé du Louvre, Paris. © Foto: Diether v. Goddenthow
Römisch: Der von Cupido gezähmte Kentaur 1.–2. Jh. n. Chr., Marmor 147 × 107 × 52 cm, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines, Museé du Louvre, Paris. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung wird durch die finanzielle Unterstützung der Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH und des Städelschen Museums-Vereins e.V. ermöglicht. Sie erfährt zusätzliche Förderung durch die Sparkassen-Finanzgruppe, vertreten durch den Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, die Deutsche Leasing, die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen und die Frankfurter Sparkasse.

Städel Direktor Philipp Demandt: „Mit diesem groß angelegten Ausstellungsvorhaben können wir unserem Publikum die Genialität eines außergewöhnlichen Künstlers in all ihren Facetten präsentieren. Die umfassende Schau eröffnet einen faszinierenden Blick auf Meisterwerke des Barock, die den Betrachter –
damals wie heute – in ihren Bann ziehen.“

„Rubens war einer der produktivsten und spannendsten Künstler des Barock, der nicht nur zahlreiche nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusste, sondern auch selbst verschiedene Quellen für seine Bilderfindungen förmlich in sich einsaugte. Unsere Ausstellung bietet die einmalige Gelegenheit, diesen kreativen und schöpferischen Prozess nun direkt nachzuvollziehen“, erklärt Jochen Sander, Kurator der Ausstellung und Sammlungsleiter für Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800 am Städel Museum.

Die Ausstellung

Ausstellungsansicht "Rubens. Kraft der Verwandlung"  © Foto: Heike v. Goddenthow
Ausstellungsansicht „Rubens. Kraft der Verwandlung“ im Vordergrund die „Kauernde Venus“  © Foto: Heike v. Goddenthow

Auf dem nach Bildmotiven und Themen strukturierten Rundgang treffen die Besucher auf altbekannte mythologische Sujets wie Venus und Adonis, das Parisurteil oder den an den Felsen geschmiedeten Prometheus, aber auch auf zentrale Themen des Alten oder Neuen Testaments wie die Enthauptung des Holofernes oder die Grablegung Christi. Beispielhaft verdeutlicht wird Rubens’ kreativer Arbeitsprozess gleich im ersten Ausstellungsraum anhand seiner Darstellung Christi als Ecce homo (um 1612): Mittels dreier Exponate wird die metamorphotische Verwandlung der antiken Skulptur eines Kentauren zu dem einer Zuschauermenge vorgeführten Christus veranschaulicht. Von der antiken Skulptur fertigte Rubens zunächst mehrere Zeichnungen an, die er anschließend in dem Gemälde weiterentwickelte: In einer vollständigen ikonografischen Neubestimmung verwandelte er das antike Vorbild des ungezügelten, animalischen Kentauren in eine Darstellung des leidenden, vom Betrachter Empathie und Mitgefühl einfordernden Christus. Mit Rückgriff auf die Antike wird der Leib Christi so auf überraschende Weise inszeniert und mit seinem athletisch gebildeten Oberkörper regelrecht zur Schau gestellt.

Ein weiteres prägnantes Beispiel ist die antike römische Skulptur einer kauernden Venus, die sich auf ein Bad vorbereitet: Rubens verwandelt sie mit identischer Haltung, aber völlig anderem Gemütszustand nicht nur in eine frierende Venus, die Venus Frigida (1614), sondern auch in die ihren toten Geliebten Adonis beklagende Liebesgöttin (Venus um Adonis trauernd, um 1614). Eine ähnliche Motivkette entwickelt sich ausgehend von einem Gemälde des flämischen Malers Michiel Coxcie mit dem Mord Kains an seinem Bruder Abel (Der Tod Abels, nach 1539). Rubens erwarb Coxcies Zeichnungsstudie des erschlagenen Abel und überarbeitete sie in seinem Sinne (Abel erschlagen von Kain, um 1609). Wenig später formte er sie in eine Studie eines hinterrücks zu Boden gestürzten, tragisch gescheiterten Helden um (Studie eines stürzenden Mannes, um 1610/11). Diese diente Rubens als direkte Vorlage für zwei weitere in der Ausstellung präsentierte Gemälde: das auf einer Kupfertafel ausgeführte Gemälde Tod des Hippolytus (1611–1613) und die monumentale Darstellung des an den Felsen geschmiedeten Prometheus (1611/12– 1618). An diesem Meisterwerk sollte sich einige Jahre später Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606 – ca. 1669) messen: Seine Blendung Simsons (1636), ein Hauptwerk des Städel Museums, ist nicht ohne die Auseinandersetzung mit Rubens zu verstehen und daher in die Frankfurter Ausstellung integriert.

Mittels des direkten Vergleichs von Vorbildern und Rubens-Werken gewährt die Ausstellung einen faszinierenden Einblick in die Arbeits- und Denkweise des Künstlers: in seine geistreichen Bildgenesen und überraschenden Motivverwandlungen, aber auch in das intensive Ringen um das richtige Format und die rechte Form. Gerade den bewussten Rückgriffen auf identifizierbare Vorbilder, die Rubens dabei noch – im Sinne der „Aemulatio“ der zeitgenössischen Kunsttheorie – zu überbieten suchte, verdanken seine Schöpfungen häufig ihre modern anmutende, dynamische Erscheinung. Am Ende eines jeden dieser Verwandlungsprozesse stehen Werke, die den Betrachter damals wie heute unmittelbar ansprechen.

Peter Paul Rubens, Die Grablegung Christi (um 1612) © Foto: Heike v. Goddenthow
Peter Paul Rubens, Die Grablegung Christi (um 1612) © Foto: Heike v. Goddenthow

Die Sonderausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Städel Museum und dem Kunsthistorischen Museum in Wien, aus dessen umfassenden Rubens-Beständen alleine fünf Werke nach Frankfurt reisen. Auch Rubens-Werke aus dem Städel werden in die Ausstellung eingebunden, darunter die Ölskizze Die Mystische Vermählung der heiligen Katharina (ca. 1628, Entwurf für den Augustineraltar in der Augustinerkirche in Antwerpen) sowie einige bedeutende Zeichnungen aus der Graphischen Sammlung des Städel Museums.

Zu den zahlreichen internationalen Leihgebern zählen zudem unter anderem das Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Uffizien in Florenz, das Israel Museum in Jerusalem, die National Gallery in London, das J. Paul Getty Museum in Los Angeles, der Prado und das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, das Musée du Louvre in Paris, das Metropolitan Museum of Art in New York, die Staatliche Eremitage in St. Petersburg, die Vatikanische Museen und die National Gallery of Art in Washington.

Der Künstler
Peter Paul Rubens wurde 1577 als sechstes von sieben Kindern in Siegen, Westfalen, geboren und starb am 30. Mai 1640 in Antwerpen. Bereits als junger Mann fand er internationale Anerkennung als außerordentlich innovativer Künstler.

Doch Rubens war nicht nur Maler, sondern auch Kunsttheoretiker und -sammler, geschätzter Gesprächspartner europäischer Gelehrter und Fürsten sowie Diplomat in europäischen Diensten – all dies ausgehend von seinem Lebensmittelpunkt Antwerpen. Er wurde unter anderem bei dem Antwerpener Maler Otto van Veen (1556–1629) zum Maler ausgebildet. Mit nur 21 Jahren wurde er 1598 als Meister in die Lukasgilde, die Antwerpener Malerzunft, aufgenommen, und erhielt so Zugang zu den intellektuellen Kreisen der Stadt. Im Jahr 1600 ging er nach Italien, wo er insgesamt acht Jahre blieb – diese Zeit, vor allem der Einfluss antiker Skulpturen, hat sein Werk nachhaltig geprägt. Nach seiner Rückkehr nach Antwerpen 1608 wurde er Hofmaler der Erzherzöge Albrecht und Isabella, der katholischen Regenten der
Südlichen Niederlande, und heiratete Isabella Brant, die Tochter des Stadtsekretärs von Antwerpen. Rubens war inzwischen zu einem der meist gefragten Maler Europas aufgestiegen, der Gemälde für Könige und Fürsten, Staatsmänner und Diplomaten schuf. 1610 kaufte er ein Haus, das er zu einem italienisch anmutenden kleinen Stadtpalast mit Wohnhaus und Werkstatt ausbauen ließ. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1626 und dem des Erzherzogs wurde Rubens Berater der Erzherzogin Isabella. Er reiste in diplomatischer Mission durch Europa, um über einen möglichen Frieden zwischen Spanien und England zu verhandeln, und um für ein Ende der Auseinandersetzungen zwischen den Nördlichen und Südlichen Niederlanden zu werben. Er trug dazu bei, dass 1630 der Friedensvertrag zwischen Spanien und England unterzeichnet werden konnte. 1630 heiratete er erneut: Helena Fourment, eine junge Frau aus gutbürgerlicher Familie, mit der er fünf Kinder bekam. Gemeinsam mit seiner Familie fand Rubens seine letzte Ruhestätte in der Gedächtniskapelle der Antwerpener St.-Jakobskirche.

Ausstellungkatalog und Tagung
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag mit 312 Seiten und 304 Farbabbildungen. Hg. für das Städel Museum, Frankfurt am Main, von Jochen Sander und für das Kunsthistorische Museum Wien von Gerlinde Gruber, Sabine Haag und Stefan Weppelmann. Mit Beiträgen von G. Bisacca, N. Büttner, A. Georgievska-Shine, G. Gruber, F. Healy, N. van Hout, D. Jaffé, E. Oberthaler, G. Prast, J. Sander, I. Slama, A. Vergara, S. Weppelmann und J. Wood, sowie einem Vorwort von Sabine Haag und Philipp Demandt. Deutsche Ausgabe / englische Ausgabe, 39,90 Euro (Museumsausgabe).
Er behandelt alle in der Ausstellung in Frankfurt und Wien gezeigten Werke und enthält Aufsätze internationaler Rubensforscher, die in das breitgefächerte Themenfeld einführen.

Begleitheft: Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft in deutscher Sprache, 7,50 Euro

Während der Laufzeit der Ausstellung findet im Städel Museum eine internationale Tagung statt, die sich dem Thema „Kunst und Katholizismus in der niederländischen Republik“ widmet. Hier wird die Auseinandersetzung mit Rubens und seiner Kunst ein zentrales Thema sein.

Information: www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de,
Telefon +49(0)69-605098-200, Fax +49(0)69-605098-112

Besucherdienst: Telefon +49(0)69-605098-232, besucherdienst@staedelmuseum.de

Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main

DSCF4046-wÖffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen.
Sonderöffnungszeiten (10.00–18.00 Uhr): 30.3., 1.4., 2.4., 1.5., 10.5., 20.5., 21.5.

Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 12 Euro; Sa, So, Feiertage: 16 Euro, ermäßigt 14 Euro; Familienkarte 24
Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen:
ermäßigter Eintrittspreis pro Person. Für Gruppen ist vorab eine frühzeitige Anmeldung unter Telefon
+49(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.
Kartenvorverkauf unter: tickets.staedelmuseum.de.

Für Mitglieder des Städelschen Museums-Vereins ist der Eintritt in die Sonderausstellung frei.

Weitere Infos Städelmuseum

Hessisches Staatstheater: Spielplan März 2018

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

 

 

»Arabella« von Richard Strauss, die vielleicht letzte Publikumsoper, fängt den Glanz des nostalgischen Wien ein und lässt einen Hauch Operette ins 20. Jahrhundert hinüberwehen. In der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg und unter der Musikalischen Leitung von GMD Patrick Lange feiert die Oper am 11. März Premiere im Großen Haus.

Die Geschichte des einsamsten Helden der Literaturgeschichte wird in der neusten JUST-Produktion auf die Bühne gebracht. »Robinson Crusoe – oder aus der Ferne erscheint Vieles einigermassen schön« inszeniert Dirk Schirdewahn als vergnügliche Mediensatire. Premiere ist am 11. März im Studio.

»Ich habe vor vielen Jahren einmal ein Schauspiel entworfen, dessen Inhalt eine Art von Analogie mit meinen gegenwärtigen Streitigkeiten hat, die ich mir damals wohl nicht träumen ließ«, schreibt Lessing 1778 über »Nathan«. Dem Diskurs über die Kluft der Religionen nähert sich Nicolas Brieger in seiner Inszenierung von »Nathan der Weise«. Zu sehen ist das Schauspiel ab dem 17. März im Kleinen Haus.

Den zweiteiligen Ballettabend dieser Spielzeit widmet das Hessische Staatsballett dem Schaffen zwei junger Choreografen, die noch am Beginn ihrer internationalen Karrieren stehen: Alejandro Cerrudo und Jeroen Verbruggen. In «Kreationen« suchen sie gemeinsam mit dem Ensemble nach Neu- und Wiederanfang und nach etwas, das so noch nicht dagewesen ist, aber vielleicht schon immer im Werden begriffen war. Premiere ist am 28. März im Großen Haus in Wiesbaden.

Theaterspielplan Maerz 2018

Mehr Infos & Karten: www.staatstheater-wiesbaden.de

Hessen als Film- und Medienstandort immer interessanter – Filmförderung wächst auf 11,5 Millionen Euro

( v.l.) Christoph Schlein, Pressesprecher, Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, Hans-Joachim Mendig, Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH, bei der Pressekonferenz im Kinosaal des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
( v.l.) Christoph Schlein, Pressesprecher, Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, Hans-Joachim Mendig, Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH, während der Pressekonferenz im Kinosaal des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Neue Talentförderung trägt Früchte / HessenFilm und Medien GmbH als Institution für Filmförderung hervorragend etabliert

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute im Vorfeld der Berlinale gemeinsam mit dem Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH, Hans-Joachim Mendig, eine positive Bilanz der hessischen Filmförderung gezogen und einen Ausblick auf die wichtigsten Förderprojekte 2018 gegeben.

„Das Jahr 2017 war das bisher erfolgreichste Jahr der hessischen Filmförderung. Das mache ich an drei Dingen fest: Erstens gab es zusätzliche Fördermittel, sodass den Filmschaffenden 10 Millionen Euro zur Verfügung standen. Zweitens konnte sich die HessenFilm und Medien GmbH im vergangenen Jahr hervorragend etablieren. Und zuletzt ist es uns gelungen, die angekündigte intensivierte Nachwuchsförderung umzusetzen.“

Der Löwenanteil für die Fördermittel, fünf Millionen Euro, kamen aus dem Etat des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Hinzu kamen vier Millionen Euro in Form von Garantiemitteln aus dem Finanzministerium sowie 750.000 Euro vom Hessischen Rundfunk und seit Ende 2017 250.000 Euro vom ZDF.

„Die HessenFilm und Medien GmbH hat sich nach der im Jahr 2016 noch erfolgten Orientierungsphase im Jahr 2017 erfolgreich etabliert. In Deutschland wird die HessenFilm und Medien GmbH nun als zentraler Ansprechpartner für alle Fragen der hessischen Filmförderung wahrgenommen. Wir haben stabile, zuverlässige und für die Filmbranche planbare Prozesse und Abläufe. Das ist vor allem ihrem Geschäftsführer Hans Joachim Mendig zu verdanken, der mit seiner Expertise und seinem Einsatz die HessenFilm und Medien GmbH zu diesem Erfolg geführt hat“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

Die im Januar 2017 in Kraft getretenen neuen Richtlinien unterstützen vor allem den filmischen Nachwuchs. Drei junge hessische Produktionsfirmen aus Offenbach, Kassel und Frankfurt haben bereits von der Talentpaketförderung profitiert. Diese Art der Nachwuchsförderung ermöglicht Unternehmen in den nächsten Jahren gleich mehrere Projekte zu verwirklichen, um sich in der Filmbranche zu etablieren.

„Dank der zusätzlichen Mittel können kleine und mittelgroße Produktionen – gemeint ist ein Herstellungsbudget bis 1,5 Millionen Euro – nun mit neuen Förderhöchstsummen rechnen: Bis zu 500.000 Euro können einem Projekt zur Verfügung gestellt werden, das ist eine neue Rekordsumme“, ergänzt Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

Für die Zukunft hält Hessens Filmförderung gute Nachrichten bereit. Ab dem Jahr 2018 wird es weitere 1,5 Millionen Euro für die Filmförderung geben. Zusammen mit hr und ZDF werden die Filmfördermittel ab 2018 in Hessen von rund 10 Millionen Euro auf rund 11,5 Millionen Euro gesteigert. Von den zusätzlichen Mitteln sollen vor allem kleine Landkinos und Programmkinos Investitionen stemmen können, mit denen sie ihre Technik auf den neuesten Stand bringen. Auch die Festivalförderung, speziell ein Frauenfilmfestival, sowie die Medienförderung und das Filmerbe sollen profitieren.

Auch 2017 kamen die von Hessen geförderten Filme gut im In- und Ausland an. Aktuell in der Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2018 sind „Teheran Tabu“ von Regisseur Ali Soozandeh, „Nur Gott kann mich richten“ mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, „Ostwind – Aufbruch nach Ora“ von Katja von Garnier, die Komödie „Vorwärts immer“ mit Jörg Schüttauf als Erich Honecker und der Dokumentarfilm „Eingeimpft“ von David Sieveking. Nachwuchsfilmer Jonatan Schwenk, Student an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, gewann mit dem Animationsfilm „Sog“ auf einem der wichtigsten internationalen Festivals für Animationsfilme in Annecy/Frankreich.

„Qualität ist ein wichtiges Kriterium für uns, um eine Förderzusage zu erteilen. Die im Jahr 2017 bereitgestellten Fördergelder haben sich gelohnt. Die von uns geförderten Filme sind nicht nur die beste Werbung für unser Land, sie machen sich auch bezahlt. Denn die Produzenten geben auch wieder wesentlich mehr als die erhaltene Filmförderung in Hessen aus. Das hilft der Wirtschaft und stärkt gleichzeitig den Filmstandort Hessen“, stellte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein fest.

Lob für die engagierte HessenfilmFörderung des Ministers 

Karin Wolff (Darmstadt), Sprecherin und Mitglied im Arbeitskreis Wissenschaft und Kunst der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Karin Wolff.
Karin Wolff (Darmstadt), Sprecherin und Mitglied im Arbeitskreis Wissenschaft und Kunst der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Karin Wolff.

Die zuständige Sprecherin und Mitglied im Arbeitskreis Wissenschaft und Kunst der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Karin Wolff (CDU), lobte die Landesregierung. Sie sei sich nicht nur ihrer Verantwortung für das künstlerische und kulturelle Erbe des Landes bewusst, sondern unterstütze seine Weiterentwicklung mit voller Kraft und ermöglicht gleichzeitig jungen Autoren und Regisseuren, eigene künstlerische Potentiale zu entdecken und zu entwickeln.“

Zudem freute sich Frau Wolff, dass nunmehr auch kleine Landkinos und Programmkinos mit den zusätzlichen Mitteln in die Lage versetzt würden, ihre Technik auf den neuesten Stand zu bringen und auch die Medienförderung und das Filmerbe sowie die Festivals in Hessen zusätzliche Unterstützung erhielten.

Weitere Informationen über Förder-Möglichkeiten und Antragstellung: HessenFilm und Medien GmbH

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