Kategorie-Archiv: exground

Mit Kurzfilmwettbewerb und Preisverleihung ging das Wiesbadener exground filmfest 36 gestern Abend zu Ende

Zum Ausklang des Wiesbadener exground filmfest 36 am 26.11.2023 spielte  die chilenische Band „Badecima“ im Kinosaal der Caligari Filmbühne. © Foto: Diether von Goddenthow
Zum Ausklang des Wiesbadener exground filmfest 36 am 26.11.2023 spielte die chilenische Band „Badecima“ im Kinosaal der Caligari Filmbühne. © Foto: Diether von Goddenthow

Am gestrigen Abend wurden im Rahmen der feierlichen Preisverleihung die Gewinner der Wettbewerbe von exground filmfest 36 bekanntgegeben. Nach der letzten Auswertung der Publikumsstimmen startete die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne vor anwesenden Filmgästen, Jurymitgliedern, Preisstiftern und Laudatoren. Insgesamt vergab exground filmfest Wert- und Sachpreise im Wert von fast 20.000 EUR.

Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb
Der vom Publikum gekürte erste Platz des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs geht dieses Jahr an KORRUPTION AUF ERDEN von Omid Mirnour. Der Preis ist mit 3.000 EUR dotiert und wird gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden. Der vom Wiesbadener Kinofestival e. V. mit 2.000 EUR dotierte zweite Platz geht an FÜNFZEHN MINUTEN von Sead Ademaj und der dritte mit 1.000 EUR dotierte und ebenfalls von der Landeshauptstadt Wiesbaden bereitgestellte Preis geht an GRANICA von Joshua Neubert.

Langfilm-Wettbewerb in der Reihe MADE IN GERMANY um DAS BRETT
Im Publikums-Langfilm-Wettbewerb MADE IN GERMANY gewann LASVEGAS von Kolja Malik DAS BRETT und 3.000 EUR Preisgeld.

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende, hier im Gespräch mit Festivalleiterin Andrea Wink, ehrte die Gewinner mit Preisen, die von der Stadt Wiesbaden gestiftet wurden. © Foto: Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gert Uwe Mende, hier im Gespräch mit Festivalleiterin Andrea Wink, ehrte die Gewinner mit Preisen, die von der Stadt Wiesbaden gestiftet wurden. © Foto: Diether von Goddenthow

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb
Im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb kürte die internationale Jury den Film LOVE HAS NOTHING TO DO WITH IT von Yotam Knispel aus Israel zum Gewinner. Das Preisgeld von 2.000 EUR stiftet der exground-Freundeskreis. Die Jury-Mitglieder Maria Weyer, Roberto Doveris und Martin Scheuring begründeten ihre Entscheidung mit den Worten:
„Der Film schafft es auf wunderbare Weise, das Publikum mit einem sehr gut konstruierten Drehbuch tief in die Geschichte hineinzuziehen. Während wir uns auf die Hauptfigur einlassen, versuchen wir immer wieder herauszufinden, was auf dieser inneren moralischen Reise vor sich geht, die zwischen Liebe und sozialer Verantwortung schwankt. Der Film zeichnet sich aus durch eine gut ausgearbeitete Inszenierung und ein sehr gut besetztes Ensemble; er überzeugt in jeder Hinsicht. Wir freuen uns über die vielen Bedeutungsebenen und Lesarten der Geschichte, woraus ein Film entsteht, der sehr viele Diskussionsmöglichkeiten bietet. Er bleibt noch lange nach dem Sehen im Gedächtnis.“

Die Lobende Erwähnung für WO ICH WOHNE von Susi Jirkuff aus Österreich begründete die Jury wie folgt: „Die lobende Erwähnung geht an WO ICH WOHNE von Susi Jirkuff – an einen Film, der eine sehr nachvollziehbare Erfahrung von Angst schildert, die plötzlich real wird. Der Film nimmt das Publikum mittels grober und sich stetig steigernder Animationen auf eine sehr unkonventionelle Reise mit und fesselt die Aufmerksamkeit mit einer sehr nüchternen, gleichsam neutralen und ruhigen Stimme in der Ich-Perspektive. Diese surreale Art von Märchen zeigt auf innovative Weise, dass es keinen Ausweg aus der sozialen Abwärtsspirale gibt, in der Happy Ends nicht zu erwarten sind.“

exground youth days – Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb
Die Jugendjury im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb vergab den Preis für den besten Langfilm in diesem Jahr an LIGHT LIGHT LIGHT der finnischen Regisseurin Inari Niemi:
„Dem Film gelingt es, typische Themen des Coming-of-Age-Genres wie die erste große Liebe, Verlust und Probleme mit der Familie originell und innovativ zu erzählen. Dies zeigt sich in der Tschernobyl-Symbolik, dem eindrücklichen Soundtrack und den nostalgischen Rückblenden.

Auch der Umgang mit Licht ist herausragend. Szenen, in denen man lieber wegschauen würde, sind gleißend hell ausgeleuchtet. Das Herausstellen der emotionalsten Szenen zieht den Zuschauer visuell in seinen Bann. Es ist dieser meisterhafte Umgang mit den Themen Trauma und Missbrauch sowie die grandiosen Schauspielerinnen, die diesen Film für uns zu einem absoluten „Must-Watch“ machen.“

Gewinner des diesjährigen Kurzfilm-Wettbewerbs im Rahmen der exground youth days ist der Film BEFORE MADRID von Ilén Juambeltz und Nicolás Botana aus Uruguay, in dem sich ein junges Paar gemeinsam auf sein erstes Mal vorbereitet. „Dank der realistischen Umsetzung wird dieses Thema nicht – wie so oft – verteufelt oder glorifiziert, sondern als natürlicher Schritt im Lebensweg junger Menschen abgebildet. Der Film überzeugt ebenfalls durch die hervorragende schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten, die Unsicherheit und Vorfreude wunderbar darstellen. In einem Zeitalter, in dem durch Film und Fernsehen Sex häufig tabuisiert oder als selbstverständlich behandelt wird, ist ein Film wie dieser, der den Druck nimmt und eine realistische Darstellung bietet, dringend erforderlich – vor allem für Jugendliche.“ Der Preis ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V.

Eine lobende Erwähnung fand die Jury für den animierten Kurzfilm IT’S NICE IN HERE von Robert-Jonathan Koeyers aus den Niederlanden, da er die relevanten Themen Polizeigewalt und Rassismus aufgreift und durch den wechselnden Animationsstil, der die unterschiedlichen Sichtweisen unterstreicht, facettenreich darstellt.

Der Publikumspreis im Rahmen der exground youth days ging ex aequo an EDGE OF EVERYTHING von Sophia Sabella und Pablo Feldman aus den USA sowie LIGHT LIGHT LIGHT von Inari Niemi aus Finnland. Die Gewinnerinnen dürfen sich über jeweils 500 EUR Preisgeld freuen, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden.

exground youth days – Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb
Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb setzte sich Hendrik Schücke mit seinem Kurzspielfilm EMILY durch. Der erste Platz ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V. Den zweiten Platz belegte SNACKNAPPING von „Die Bananenbrote“; sie erhielten einen Einkaufsgutschein vom Apple Store ergo sum im Wert von 150 EUR.

Klappe 7 – Kinderfilmfestival
Im Rahmen von exground filmfest 36 fand auch wieder das Klappe 7 – Kinderfilmfestival statt. Daraus ging der Kurzspielfilm MKW – DIE MUTIGSTEN KINDER DER WELT von der BGS Ursula-Wölfel-Schule als Sieger hervor. GIRLS & BOYS von der BGS Gustav-Stresemann-Schule bekam den Publikumspreis.

Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb
Im Publikumswettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm setzte sich KT197 – EINE HEIMAT, EIN STADTTEIL, EIN KLARENTHAL von Lenard Lüdemann durch. Der mit 500 EUR dotierte Geldpreis wird gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V. Den Sachpreis im Wert von 1.000 EUR für Lichttechnik und Kamerabühne von LiveFrame Rental erhielt Moritz Göbel für seinen Kurzspielfilm KOPF IN DEN WOLKEN.

exground-Gong-Show
Beim Kultwettbewerb für Trashperlen und Amateurwerke wurden suiraM und kirtaP für DIE DUNKELHEIT HINTER DEN PIXELN ausgezeichnet und nahmen die mit 50 EUR dotierte „Goldene exground-Gurke“ mit nach Hause.

Weitere Infos über: https://exground.com/

Exground: Zweites Festivalwochenende mit Länderfokus Chile, Highlights aus der deutschen Filmwelt, Internationalem Kurzfilm-Wettbewerb und vielen Gästen in Wiesbaden

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Spannende Filmgespräche zu Werken aus aller Welt, persönliche Begegnungen zwischen internationalen Filmschaffenden und dem Publikum, die exground-Gong-Show, TALES FROM THE CRYPT: SALON EXOTIQUE und THE RETURN OF VIEWER’S DIGEST sowie die Lesung in Kooperation mit Amnesty International Wiesbaden in der Krypta der Marktkirche: Die erste Hälfte von exground filmfest zeigte bereits deutlich, wie wichtig und beliebt exground filmfest ist. Es leben die inspirierenden Kinobesuche, gemeinschaftlichen Filmerlebnisse und ein von gegenseitigem Interesse und Respekt geprägter Austausch vor Ort. Beste Voraussetzungen dafür, dass das Motto des diesjährigen Festivaltrailers auf fruchtbaren Boden fallen kann: SEE AND LISTEN von Martin Gessner – jenseits aller Länder- und sonstigen Grenzen. Überhaupt hat der Trailer dieses Jahr eine besonders große Weitreiche erreicht.
Nach sechs erfolgreichen Festivaltagen bewegt sich exground filmfest auf die Zielgerade zu – das zweite Festivalwochenende wartet mit besonderen Highlights und Gästen auf das Publikum.

Fokus Chile: Filme und Panel
Einige Filme aus dem Länderfokus Chile sind bereits im Beisein zahlreicher Filmgäste gezeigt worden, so MEETING POINT von Roberto Baeza, dessen Produzent und Schauspieler Alfredo García im Filmgespräch über die sehr bewegende Arbeit an dem Film berichtete. Die Produzenten des Films teilen das Schicksal ihrer Väter, die sich zu Militärdiktaturzeiten nach ihrer Verhaftung im Folterzentrum Villa Grimaldi kennenlernten und von denen der eine überlebte und der andere „verschwand“. Eine große und schwierige Aufgabe des kollektiven Erinnerns war auf der Leinwand in der Krypta der Marktkirche zu sehen.

Weitere Highlights aus der Reihe am Samstag, 25. November, sind OUTSIDER GIRLS von Alexandra Hyland, die vor Ort sein wird, zusammen mit den Produzenten Selva Gonzalez und Alberto Doveris. Wochen nach einer süßen Partynacht bemerkt Rafaela, dass sie schwanger ist. Da ein Kind gerade überhaupt nicht in ihr Leben passt und ein Schwangerschaftsabbruch in Chile in den meisten Fällen noch immer illegal ist, müssen sich Rafaela und ihre Freundin auf dem Schwarzmarkt nach Pillen umsehen. Damit sie sich diese überhaupt leisten können, nehmen sie unzählige Gelegenheitsjobs an; zudem wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Auch zum Vorfilm MANO SECA werden Filmgäste erwartet.

Ebenfalls am Samstag werden im Kurzfilmprogramm SHORTS FROM CHILE fünf herausfordernde Filme gezeigt, die unter die Haut gehen. In experimentierfreudigen Formsprachen widmen sie sich mit Lust an visueller Poesie und den ästhetischen Möglichkeiten verschiedener Materialien – etwa VHS, Super-8 und 16 mm – komplexen Themen wie Familienerinnerungen, Mutterschaft, Genderzuschreibungen, Gewalt und Tod. Das PANEL: CHILEAN CINEMA OF TODAY „Chile despertó! – Chile ist erwacht!“ wird der Fokus-Kurator Amos Borchert mit Gästen über aktuelle Themen und ästhetische Entscheidungen sprechen – ebenso wie über die Wechselwirkungen von Filmemachen und sozialen Veränderungen im Angesicht der gegenwärtigen Herausforderungen in der chilenischen Gesellschaft. Teilnehmen werden Roberto Doveris (Produzent und Filmemacher), Alexandra Hyland (Regisseurin OUTSIDER GIRLS), Felipe Huenchuñir (Regisseur THE FALLEN) und andere Gäste.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb – Teil II, Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb mit Preisverleihung und Konzert
Außerdem werden zwei Kurzfilmreihen am Freitag, 24. November, und Sonntag, 26. November, zu sehen sein: Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb – Teil II und Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb.
Zum 22. Mal präsentiert exground filmfest den Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb, bei dem auch in diesem Jahr viele Gäste den Weg nach Wiesbaden gefunden haben. 16 Filme aus 16 Ländern treten gegeneinander um den Jurypreis an, der mit 2.000 EUR dotiert ist und vom exground-Freundeskreis gestiftet wird. Der zweite Teil wird am Freitagabend, 24. November, präsentiert.
Auch in diesem Jahr hat exground filmfest wieder zehn Filme für den Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb ausgewählt. Bunt gemischt werden Spiel-, Dokumentarfilme und Animationen zu sehen sein. Auch haben die meisten der Regisseurinnen und Regisseure ihr Kommen zugesagt, sodass das Publikum die Chance hat, die Filmschaffenden im Gespräch nach dem jeweiligen Film sowie nach der Preisverleihung bei einem Getränk kennenzulernen. Zum Ausklang des Festivals spielt die chilenische Band BADECIMA im Kinosaal.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

MADE IN GERMANY mit Langfilmdebüts
In der Reihe MADE IN GERMANY sind am Samstag, 25. November, die Regisseure Henning Beckhoff mit FOSSIL (2023) und Behrooz Karamizade mit LEERE NETZE (2023) in Wiesbaden zu Gast. Obwohl Debütfilme, haben sie bereits auf großen internationalen Festivals für Aufsehen gesorgt.

FOSSIL von Henning Beckhoff beschäftigt sich aktuellen Fragen rund um Klimawandel und Klimaaktivismus. Tagebauarbeiter Michael weigert sich beharrlich, den bevorstehenden Kohleausstieg zu akzeptieren. Er will keine Veränderung und keine blühenden Seenlandschaften. Die Arbeit im Tagebau ist für Michael mehr als nur ein Beruf, weshalb er versucht, seine Kolleginnen und Kollegen vom Protest gegen den schnellen Wandel zu überzeugen. Zunehmend gerät er in Isolation.
In eine Art Isolation gerät auch Amir, die Hauptfigur in Behrooz Karamizades erstem Langfilm LEERE NETZE. Amir liebt Narges, und Narges liebt Amir. Sie träumen davon, ein gemeinsames Leben aufzubauen; doch als er seinen Job verliert, rückt eine Heirat wegen des zu hohen Brautpreises in weite Ferne. In der Hoffnung, die Klassenunterschiede mit harter Arbeit überwinden zu können, heuert Amir bei einer Fischerei an der rauen Küste des Kaspischen Meeres an und verstrickt sich dort in kriminelle Machenschaften illegaler Kaviar-Wilderei. Zunehmend gerät Amir in einen gefährlichen Sog, der seine Träume zu verschlingen droht.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Das vollständige Programm des Festivals ist unter www.exground.com zu finden.

Exground filmfest 36 zeigt in Wiesbaden und Frankfurt noch bis zum 26.11.2023 außergewöhnliche Filme – Focusland Chile

mailingassets_27e404920da9107d4ad1cecfe5abdad07d8f7d08 0Am vergangenen Wochenende wurde exground filmfest sehr feierlich in Wiesbaden eröffnet: Samt vielen lokalen sowie internationalen Gästen startete das Festival am 17. November mit dem chilenischen Film 1976 von Manuela Martelli in der vollbesetzten Caligari FilmBühne in seine 36. Ausgabe, auch im Beisein des Generalkonsuls der Republik Chile, Francisco Mackenney Palamara.

Stellvertretend für die bereits anwesenden Filmschaffenden und Künstlerinnen begrüßte Andrea Wink, Mitglied des Kuratoren- und Organisationsteams, die Regisseurin des Eröffnungsfilms.

Regisseurin Manuela-Martelli von "1976" im-Film-Gespräch mit Andrea Wink, Exgroundmitbegründerin. © Foto: Diether von Goddenthow
Regisseurin Manuela-Martelli von „1976“ im-Film-Gespräch mit Andrea Wink, Exgroundmitbegründerin. © Foto: Diether von Goddenthow

Zudem dankte sie allen Beteiligten für ihre Unterstützung und betonte in ihrer Eröffnungsrede ihre Erleichterung über die vorerst verschobenen Kürzungen im Kulturetat der Stadt Wiesbaden, durch die die nächste Ausgabe des Festivals existenziell bedroht worden wäre. Andrea Wink appellierte an die Stadtverordneten, Wiesbadens vielfältige Kulturlandschaft weiterhin zu sichern, auch im Hinblick auf die Haushaltsberatungen für das Jahr 2025. Daran knüpfte auch die hessische Staatssekretärin für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, in Vertretung für die Landesregierung in ihrer Ansprache an.

Bei der Einführung zum Film offenbarte Manuela Martelli dem Publikum die Frage, die sie schon beim Schreiben des Drehbuchs beschäftigte – nämlich, wie man sein normales Leben weiterführen kann, während vor der eigenen Haustür schreckliche Dinge passieren, die aktuelle Weltlage betonend. Im Nachgespräch mit Fokus-Kurator Amos Borchert wurden die vielfältigen Facetten des Films erörtert. 1976 bot den Gästen genug Gesprächsstoff auch noch nach der offiziellen Eröffnung und dem Empfang im Rathaus mit Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether von Goddenthow

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zeigte sich besonders erfreut über den Länderschwerpunkt Chile, weil das Filmschaffen des weit entfernten Landes sonst kaum in das Blickfeld der breiten Masse gerate und exground filmfest auch in diesem Jahr beweise, wie wichtig die künstlerische Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Gegenwart sind, 50 Jahre nach dem Ende der Diktatur in Chile.

Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl © Foto: Diether von Goddenthow
Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl © Foto: Diether von Goddenthow

Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl empfahl zur Eröffnung die Filme der youth days, die noch bis Mittwoch, 22. November, zu sehen sind und von der Jugendjury in den nächsten Tagen kritisch gesichtet werden, um im Anschluss einen Gewinner im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb zu bestimmen. Eine eigene Eröffnung feierten am vergangenen Samstag die youth days, zusammen mit einem sehr lebhaften und begeisterungsfähigen Jugendpublikum aus Wiesbaden und der Umgebung.

Erste Gewinner der Wiesbadener Wettbewerbe gekürt
Während die Jugendjury noch diskutiert und berät, sind erste Gewinner bei exground filmfest bereits gewürdigt worden: Zur youth-days-Eröffnung fand außerdem der Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb statt: Hendrik Schücke gewann mit seinem Kurzspielfilm EMILY den Hauptpreis und die 500 EUR Preisgeld des Wiesbadener Kinofestival e. V. Auf Platz zwei landete die Gruppe „Die Bananenbrote“ mit ihrem Film SNACKNAPPING; sie erhielten einen Einkaufsgutschein von 150 EUR vom Apple-Store ergo sum. Als weiterer Gewinner des Eröffnungswochenendes darf sich Moritz Göbel freuen, dessen Film KOPF IN DEN WOLKEN den von der Wiesbadener Firma LiveFrame Rental für Lichttechnik und Kamerabühne gestifteten Sachpreis im Wert von 1.000 EUR im Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb mit nach Hause nahm. Der Publikumspreis, vom Wiesbadener Kinofestival e. V. mit 500 EUR dotiert, ging an KT197 – EINE HEIMAT, EIN STADTEIL, EIN KLARENTHAL von Lennard Lüdemann, und wie von Andrea Wink bei der Preisverleihung formuliert: „in die Hood“ bei einem Kinosaal voller Klarenthaler.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Filmschaffende zu Gast in Wiesbaden und spannendes Programm bis zum 26.11.2023
Nachdem der Regisseur Kolja Malik seinen Film LASVEGAS aus der Reihe MADE IN GERMANY bereits am Samstag dem Wiesbadener Filmpublikum persönlich vorstellte, warten in den kommenden Tagen weitere besondere deutschsprachige Filme auf die Kinobesucherinnen und -besucher.

Am Mittwoch, 22. November, ist die Regisseurin Aylin Tezel mit ihrem Debütfilm FALLING INTO PLACE in Wiesbaden zu Gast. Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von Hessen Film und Medien, hob am Freitag in ihrer Ansprache die Reihe besonders hervor, darunter das bereits mehrfach international preisgekrönte Drama LEERE NETZE von Behrooz Karamizade, der am Samstag, 25. November, vor Ort erwartet wird, um seinen Film persönlich vorzustellen. Auch Regisseurin Janin Halisch ist bei der Vorführung ihres Films SPRICH MIT MIR am Dienstag, 21. November, dabei und freut sich auf die Gespräche mit dem exground-Publikum.

Auch auf die Vorführung von IRDISCHE VERSE vom renommierten Regieduo Ali Asgari und Alireza Khatami in der Sektion WORLD CINEMA am Dienstag, 21. November, darf das Publikum sehr gespannt sein.

Im youth-days-Programm fiebert das Regieduo Sophia Sabella und Pablo Feldman den Publikumsfragen zu ihrem Familiendrama EDGE OF EVERYTHING am Mittwoch, 22. November, entgegen.

Am Mittwoch, 22. November, wäre auch die Deutschland-Premiere von DRUGSTORE JUNE in der Reihe AMERICAN INDEPENDENTS hervorzuheben.

Für die heutige Projektion von LANDEN in der Krypta der Marktkirche sind Regisseurin Vanessa Nica Mueller und Line-Produzentin Elisa Rosi extra nach Wiesbaden angereist, um mit dem Festivalpublikum über den Film zu sprechen, der auch im DEUTSCHEN LANGFILM-WETTBEWERB an den Start geht.

Des Weiteren sind am Donnerstag, 23. November, zahlreiche Regisseurinnen und Regisseure aus dem INTERNATIONALEN KURZFILM-WETTBEWERB – TEIL I vor Ort in der Caligari FilmBühne.

Infos zu Youth Days

Das umfangreiche Filmprogramm von exground filmfest 36 u. Youth Days befindet sich auf: https://exground.com/programm/timetable/

exground filmfest 36 mit Länderfocus eröffnet in der Caligari Filmbühne mit Film über den Lebenswahnsinn im Pinochet-Regime 1976

exground filmfest 36 bringt vom 17. bis 26. November 2023 wieder die Höhepunkte aus dem internationalen Filmschaffen in die hessische Landeshauptstadt. Rund 200 Kurz- und Langfilmproduktionen werden zu sehen sein, darunter zahlreiche Premieren. Im Fokus steht dieses Jahr Chile. Aus diesem Anlass wird das exground filmfest 36 am Freitag, dem 17. November 2023, mit dem chilenischen Spielfilm 1976 von Manuela Martelli eröffnet; als Gäste erwarten wir die Regisseurin Manuela Martelli und die Produzentin Alejandra García. Gestern Abend wurde es in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnet. © Foto: Diether von Goddenthow
exground filmfest 36 bringt vom 17. bis 26. November 2023 wieder die Höhepunkte aus dem internationalen Filmschaffen in die hessische Landeshauptstadt. Rund 200 Kurz- und Langfilmproduktionen werden zu sehen sein, darunter zahlreiche Premieren. Im Fokus steht dieses Jahr Chile. Aus diesem Anlass wird das exground filmfest 36 am Freitag, dem 17. November 2023, mit dem chilenischen Spielfilm 1976 von Manuela Martelli eröffnet; als Gäste erwarten wir die Regisseurin Manuela Martelli und die Produzentin Alejandra García. Gestern Abend wurde es in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnet. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit Grußbotschaften von Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur Wiesbaden, Francisco Mackenney Palamara, Generalkonsul von Chile, Frankfurt am Main sowie von Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von Hessen Film und Medien, und Dr. Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, eröffnete gestern Abend Festival-Mitbegründerin und -Leiterin Andrea Wink die 36. Auflage von exground filmfest in der Caligari Filmbühne Wiesbaden.

Zur Eröffnung wurde der Debüt-Film „1976“ Chile/Argentinien/Katar 2022) von Manuela Martelli, der Meisterin eines ruhigen, metaphernreichen Inszenierungsstils, gekleidet in opulente Bilder, getragen von atmosphärischer Musik und elegantem Schauspiel. Vor dem Hintergrund des sich 1973 an die Macht geputschten Pinochet-Regime wird der ganze Wahnsinn einer vordergründig krampfhaft aufrechterhaltenen Heile-Welt-Fassade gezeigt, hinter sich die lähmenden Ängste vor Verfolgung, Gewalt und Existenzverlust verbergen.
Der Film  wird wiederholt am 20.11.2023 in der „Pupille – Kino in der Uni Frankfurt am Main“, Mertonstr. 26-28,Telefon 069 79828976.

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Als zweiten Film des Eröffnungsabends um 21.45 Uhr „Estland 2022″ von von Boris Guts gezeigt, ein sehenswerter politischer Thriller über die Proteste im August 2020 in Minsk. Der in einer einzigen Einstellung gedrehte Film erzählt die Geschichte des jungen Ehepaars Julia und Pavel, das in den Vorstädten der belarussischen Hauptstadt lebt. Sie haben gerade geheiratet, eine Wohnung auf Kredit gekauft und wollen ein Baby. Eines Nachts gehen sie aus zum Feiern, geraten mitten in die friedlichen Proteste gegen die manipulierten Wahlen – und sind mit brutaler Polizei, Gewalt und Folter konfrontiert. In nur 90 Minuten ändert sich ihr Leben komplett.

Beim  Empfang im Rathaus mit zahlreichen Gäste aus Chile, dem Focusland von exground filmfest 36, bot sich ein Forum zum Erfahrungsaustausch.

Heute eröffnen exground youth days

Am heutigen Samstag, 18.11.2023, startet um 15.00 Uhr in der Caligari-Filmbühne der Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb zur Eröffnung der exground youth days. Dabei werden Kurzfilme einheimischer Regietalente gezeigt. Das vom Wiesbadener Kinofestival e. V. gestiftete Preisgeld von 500 EUR geht an den Film, der vom Publikum am besten bewertet wird. Platz zwei im Wettbewerb ist dotiert mit einem Einkaufsgutschein vom Apple-Store ergo sum im Wert von 150 EUR.
Um 17:15 Uhr wird zur Premiere der LIGHT LIGHT LIGHT [VALOA VALOA VALOA] von Inari Niemi gezeigt. „1986 in einem Dorf in Südfinnland: Gerade ist das Kernkraftwerk von Tschernobyl explodiert, und Mimi zieht dorthin und erfüllt das Leben der 15-jährigen Mariia für einen Moment mit Licht. Nach 20 Jahren besucht die erwachsene Mariia das Haus ihrer Kindheit wieder, um ihre kranke Mutter zu pflegen, und erinnert sich an den Sommer ihrer ersten Liebe und die tragischen Ereignisse im darauffolgenden Herbst. Wird sie ihre Schuldgefühle loslassen können, die alles Licht zu verschlucken drohen? Ein beeindruckend intensiver Film in Rückblenden.“

Infos zu Youth Days

Das umfangreiche Filmprogramm von exground filmfest 36 u. Youth Days befindet sich auf: https://exground.com/programm/timetable/

Am Freitag, 17. November 2023 startet das Wiesbadener Filmfest exground 36

Am Freitag, den 17.November 2023 startet um 19.00 Uhr in der Filmbühne Caligari das Wiesbadener exground filmfest 36 mit dem Länder-Focus Chile. Dabei werden bis einschließlich 26. November 2023 gut 200 Kurz- und Langfilme in Wiesbadener Spielstätten sowie Kinos in Frankfurt am Main gezeigt. Aus fast 2.100 eingereichten Filmvorschlägen wählte das Kuratoren-Team die eindrucksvollsten Filme aus 57 Ländern. Außerdem wird der YouTube-Kanal von exground filmfest wieder mit festivalbegleitenden Inhalten bespielt. exground filmfest verleiht in insgesamt sechs Wettbewerben Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR.

Hier weitere Programm-Details und Ticket-Infos

Das 36. exground filmfest Wiesbaden ab 17.11.23 mit 200 Filmen aus 57 Ländern – Events und wertvollen Preisen

© exground filmfest
© exground filmfest

Am 17. November 2023 geht die 36. Ausgabe von exground filmfest Wiesbaden mit dem Länderfocus „Chile“ an den Start. Das Festivalteam mit Orga-Leiterin Andrea Wink, Gerald Pucher, Nadja Huhle, Brigitte Strubel-Mattes und Ulrike Hampl und vielen anderen haben auch  dieses Mal wieder ein großartiges Programm zusammenstellen können. Und das alles ehrenamtlich. Alle Besucher können sich freuen, vom 17. bis 26. November 2023 in Wiesbadener Spielstätten sowie in  Frankfurter Kinos rund 200 besondere und normalerweise nicht angebotene Kurz- und Langfilme anzuschauen, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen und an zahlreichen Events des Rahmenprogramms teilnehmen zu können.

Aus fast 2.100 Film-Einreichungen  entschied sich das Kuratoren-Team für die eindrucksvollsten Filme aus 57 Ländern, die gezeigt werden. Außerdem wird der YouTube-Kanal von exground filmfest wieder mit festivalbegleitenden Inhalten bespielt. exground film-fest verleiht in insgesamt sechs Wettbewerben Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR.
„Wir sind froh, endlich wieder das Festival in Präsenz und ohne die Corona-Einschränkungen durchführen“, freute sich Andrea Wink beim heutigen Pressegespräch in der Filmbühne Caligari. Allerdings wird es kein Streaming-Angebot mehr geben, da dies viel zu aufwändig und kostenintensiv sei. Zudem freuten sich die exground-Fans auf persönliche Kontakte, die typische exground-Atmosphäre an verschiedenen Spielorten. Es würden auch über 180 Gäste, Filmemacher und Filmemacherinnen, Regisseure und Regisseurinnen erwartet, wobei der Anteil der weiblichen Regisseurinnen in diesem Jahr so hoch ist, wie noch nie bei Filmen, die bei exground gezeigt wurden.

(v.li.) Gerald Pucher, unter anderem  für  die Organisation von exground youth-days zuständig; Festivalmitbegründerin und Orga-Leiterin Andrea Wink, Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Wiesbadener Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur © Foto Diether von Goddenthow
(v.li.) Gerald Pucher, unter anderem für die Organisation von exground youth-days zuständig; Festivalmitbegründerin und Orga-Leiterin Andrea Wink, Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Wiesbadener Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur © Foto Diether von Goddenthow

Mit am Pressetisch freuen sich auch Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur und Gerald Pucher, unter anderem wieder für  die Organisation von exground youth-days zuständig, dass nun exground zum 36. Mal in Wiesbaden stattfinden kann, und für die Landeshauptstadt inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil aktiven  Kulturlebens mit internationaler Resonanz sei, wofür „uns viele Städte beneiden“. Trotz der geplanten krassen Einsparungen im Kultursektor in Wiesbaden von 20, eigentlich sogar 23 Prozent, will sich Axel Imholz Nachfolger  Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl sehr dafür einsetzen, dass Projekte wie exground weiterhin gefördert werden können. Auch im Stadtrat herrsche große Sensibilität für den Wert kulturellen Lebens und die Folgen, würde hier der Rotstift zuerst angesetzt werden. Auch Dr. Julia Cloot ist sich sicher, dass der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der insbesondere für die Förderung der Länderschwerpunkte und den Vernetzungsgedanken zuständig ist, weiterhin exground fördern wird.

Warum Chile?

36. exground filmfest wiesbaden mit Länderfokus Chile © exground filmfest
36. exground filmfest wiesbaden mit Länderfokus Chile © exground filmfest

Traditionell möchte das exground-filmfestival einen Beitrag dazu leisten, auch über den nationalen Tellerrand zu  schauen, und wählt jeweils einen Länderfokus. Im letzten Jahr war es beispielsweise Portugal. Und in diesem Jahr soll einmal der spezielle Blick nach Chile gerichtet werden, insbesondere auch wegen der besonderen politischen Situation des Landes. So haben die Proteste in Chile ab 2019 ihren Ursprung in eklatanten Missständen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deswegen hat das Festivalteam es sich dieses Jahr zur Aufgabe gemacht, beim Länderfokus eine Filmauswahl zu treffen, die sich stark mit den Grundlagen dieser Schieflagen auseinandersetzt, seien es die patriarchalen Strukturen, die (neo-)koloniale Gewalt oder der nachwirkende Terror der Militärdiktatur, die erst 1990 zu Ende ging.

Erinnern und Sprechen sind dabei zentral, sowie der bewusste Blick auf die Werke einer jüngeren Generation. Und einige Filmschaffende werden ihre Arbeiten persönlich in Wiesbaden vorstellen. Dabei sind klassisch narrative Studentenprojekte ebenso vertreten wie unabhängig realisierte Experimentalfilme oder Debüts. Aber auch die Oscar-Einreichung Chiles THE SETTLERS (CL/AR/DK/FR/TW/GB 2023) und gefeierte Werke aus Berlin, Cannes und Rotterdam sind zu sehen. Die Ländersektion umfasst stilistisch und konzeptionell eigenwilliges, emotional bewegendes und gesellschaftlich relevantes Kino, ergänzt um ein äußerst vielseitiges Zusatzprogramm.

Länderstatistik. Rahmenprogramm und Spielorte
Unter den ausgewählten Filmen befinden sich 15 Welt-, sechs internationale, sieben Europa und 54 Deutschland-Premieren. Deutschland führt die Länderstatistik mit 54 Filmen an, während Frankreich auf Platz zwei liegt: 24 französische Filme und Koproduktionen sind im Programm zu finden. Chile ist mit 20 Filmen im diesjährigen Länderfokus präsent. Aber auch hierzulande oft kaum sichtbare Filmna¬tionen wie Kongo, Kamerun und Palästina sind vertreten.

Die exground-Xtras bieten Fachveranstaltungen, Kunstausstellungen sowie die beliebte exground-Gong-Show und das Filmquiz in der Krypta der Marktkirche. Dort präsentiert Bernd Brehmer in seinem Programm THE RETURN OF VIEWER’S DIGEST auch wieder komprimierte Höhepunkte der Filmgeschichte im Super-8-Format, Das Publikum ist hier sogar eingeladen, das Programm aus der reichhaltigen Filmsammlung mitzubestimmen.
Neben den Spielstätten in Wiesbaden — der Caligari FilmBühne, dem Murnau-Filmtheater, der Krypta in der Marktkirche sowie dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine —werden ausgewählte Filme des Länderfokus wieder in der Pupille — Kino in der Uni Frankfurt am Main und im Orfeos Erben, Frankfurt am Main, zu sehen sein.

Filmprogramm: Deutschland, Europa, USA und die Welt
Die Auswahl von exground filmfest gliedert sich in die Sektionen Made in Germany, American Independents, European Cinema, World Cinema sowie die youth-days.

2023 zeigt exground filmfest gleich sechs Oscar-Einreichungen: THE SETTLERS aus Chile, THE DE-LINQUENTS aus Argentinien, OMEN aus Belgien, OLFAS TÖCHTER aus Tunesien, INSHALLAH A BOY aus Jordanien und BYE BYE TIBERIAS aus Palästina, zu dem auch Filmgäste erwartet werden.

© exground filmfest
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Wie in den vorigen drei Jahren wird das Publikum in der 36. Festivalausgabe über den Gewinnerfilm in der Reihe Made in Germany entscheiden. Aylin Tezel, die Regisseurin von FALLING INTO PLACE (Deutschland/Großbritannien 2023), der auf der Isle of Skye spielt, wird in Wiesbaden zu Gast sein, Das Regiedebüt Tezels erweist sich als einer der zärtlichsten Liebesfilme der vergangenen Jahre. Der Verein Wiesbadener Kinofestival e. V. richtet den Wettbewerb aus und stiftet den Preis DAS BRETT für den besten deutschen Film.

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Hervorzuheben aus dem Programm ist auch der fesselnde Thriller ROXY (Deutschland/Belgien 2022) von Dito Tsintsadze mit einem herausragenden Devid Striesow in der Hauptrolle. Der Film handelt vom unauffälligen Taxifahrer Thomas Brenner, dessen Leben eine unerwartete Wendung nimmt, nachdem eine Gruppe russischer Männer mit einem Kampfhund in sein Taxi eingestiegen ist International angesiedelt ist auch das mehrfach preisgekrönte Drama LEERE NETZE (Deutschland/Iran 2023) von Regisseur Behrooz Karamizade, der eine starke Bildsprache nutzt, um die Ungleichheiten in der iranischen Gesellschaft zu zeichnen. Der junge Iraner Amir heuert bei einem Fischer an der rauen Küste des Kaspischen Meeres an, um das Geld für die Heirat mit sei¬ner großen Liebe Narges aufbringen zu können. Die so sehr ersehnte Heirat rückt in immer weitere Ferne, weil Amir in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. Der deutsch-iranische Regisseur wird ebenfalls in Wiesbaden erwartet.

Neun Highlights großer Festivals finden sich in der Sektion European Cinema. In dieser Sektion ragt der Politthriller MINSK (Estland 2022) von Boris Guts heraus. Ein frischverheiratetes Paar gerät im August 2020 in den Tagen nach der manipulierten Präsidentschaftswahl in Belarus bei einem Abendspaziergang im Stadtzentrum von Minsk in die Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden sowie den vermummten und schwer bewaffneten Schlägern der Behörden, die ohne Vorwarnung auf alle einprügeln und auch Unbeteiligte festnehmen. In der bitterbösen Komödie UNDER THERAPY (Spanien 2023) von Gerardo Herrera sind drei unterschiedliche Paare zu einer ungewöhnlichen Gruppentherapiesitzung eingeladen. Die Psychologin selbst erscheint nicht. Auf dem Tisch liegen stattdessen nummerierte Umschläge mit Aufgaben, welche die Paare gemeinsam bearbeiten sollen.

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Sieben Filme laufen in der Sektion American Independents.
In Nicholaus Goossens Komödie DRUGSTORE JUNE, die exground filmfest als internationale Premiere zeigt, wird die Apotheke in einer Kleinstadt ausgeraubt, und eine junge Frau, die noch bei ihren Eltern wohnt, will das Verbrechen selbst aufklären. Gleichzeitig versucht sie, über ihren Ex-Freund hinwegzukommen und endlich erwachsener zu werden. Der vielfach ausgezeichnete Film FANCY DANCE von Erica Tremblay mit Lily Gladstone in der Rolle als Jax ist eine Liebeserklärung an die indigenen Communities in den USA und deren Frauen. Jax, die sich seit dem Verschwinden ihrer Schwester um ihre Nichte Roki in einem Reservat in Oklahoma kümmert, sucht in jeder freien Minute nach der Vermissten und bereitet Roki auf ein Powwow (Fest der First Nations) vor. Getrieben von der Angst, das Sorgerecht für die Kleine zu verlieren, durchkämmen sie das Hinterland, um Rokis Mutter rechtzeitig zum Powwow zu finden. A GREAT PLACE TO CALL HOME von Marc Turtletaub spielt in einer Kleinstadt irgendwo in Pennsylvania, wo Milton (Sir Ben Kingsley) einen unaufgeregten Lebensabend zwischen Gartenarbeit, Gemeindetreffen und Gedächtnistraining verbringt. Als eines Nachts ein Ufo in seinem Blumenbeet landet, will niemand dem alten Mann glauben — nicht der Notruf, nicht der Kassierer im Supermarkt und schon gar nicht der Gemeinderat. Den extraterrestrischen Besucher mit einer Vorliebe für Äpfel bringt Milton trotzdem bei sich unter. Eine kluge und berührende Komödie über den späten Sinn im Leben und die Lust am Abenteuer.

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Aktuelle Highlights der diesjährigen Festivalsaison aus aller Welt werden in der Sektion World Cinema präsentiert. In DIE IRDISCHEN VERSEN (Iran 2023) erzählt das iranische Regieduo Alireza Khatami und Ali Asgari mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz von neun Menschen, die zum Opfer der banalen Bosheit der Beamten im Gottesstaat werden. LET THE DANCE BEGIN (Argentinien/Spanien 2023) von Marina Seresesky ist ein verrücktes Roadmovie aus Südamerika: Drei Silver-Ager begeben sich mit einem alten Lieferwagen auf die Suche nach einem gemeinsamen Geheimnis. Zu dem aufregenden Trip durch Argentinien gibt’s jede Menge Tango, denn vor 30 Jahren waren Car¬los und Margarita das berühmteste Tangopaar der Welt.

Wettbewerbe bei exground filmfest

In insgesamt sechs Wettbewerben vergibt exground filmfest Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR, unter anderem im Deutschen und Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb (IVV) sowie dem Wiesbadener Kurzfilm-Wettbewerb. Die Jury des 22. IWs besteht aus dem chilenischen Filmemacher und Produzent Roberto Doveris, Martin Scheuring, Head of Short Films & Market Projects bei German Films in München, und Maria Weyer, stellvertretende Geschäftsführerin für den Bereich Medienpädagogik beim Medienzentrum Wiesbaden.

youth days
13 Lang- und Kurzfilme im Rahmen der 20. exground youth days

Für das junge Filmpublikum zeigt exground filmfest in der 20. Ausgabe der youth days in diesem Jahr 13 internationale Lang- und Kurzfilme, in denen die Lebensrealitäten junger Menschen im Fokus stehen. Jugendliche ab 12 Jahren können sich auf sieben aktuelle Filmproduktionen vom 18. bis 22. November freuen, die jeweils mit Vorfilmen in der Caligari FilmBühne präsentiert werden. Alle Filme werden in Deutsch bzw. mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Ganz im Geiste der Zeit sind ein Großteil dieser Filme das Werk von Regisseurinnen. Eröffnet wird das Jugendfilmfestival mit LIGHT LIGHT LIGHT (FI 2023) der finnischen Regisseurin Inari Niemi, die das Publikum zur Zeit des AKW-Unglücks in Tschernobyl 1986 in ein südfinnisches Dorf mitnimmt – und das jähe Ende einer zarten Liebesgeschichte zwischen zwei Schülerinnen aus komplett unterschiedlichen Elternhäusern in Rückblenden erzählt.

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Zu sehen bekommt das exground-Publikum auch EDGE OF EVERYTHING (US 2023) von Pablo Feldman und Sophia Sabella, die ihren Besuch in Wiesbaden schon angekündigt haben. Der Film handelt von der 14-jährigen Abby, die sich an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein befindet. Als ihre Mutter stirbt, ist sie gezwungen, bei ihrem Vater und dessen jüngerer Freundin einzuziehen. Abby fühlt sich alleingelassen und hat Mühe, ihren Verlust zu verarbeiten. Neue Freunde, Partys, Drogen und erste sexuelle Erfahrungen sollen ihr über die Trauer hinweghelfen.

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In ebenso schwierigen Verhältnissen wachsen die beiden Schwestern in SISTERS (LE/IT 2023) von Linda Olte auf: Vater abwesend, Mutter im Gefängnis, Kinder im Waisenhaus. Eines Tages erfahren sie, dass eine amerikanische Familie sie adoptieren will. Während die jüngere Diana sogleich Feuer und Flamme ist, zögert die ältere Anastasia und versucht, mit der inzwischen freigelassenen Mutter eine neue Beziehung aufzubauen.

Ebenfalls von quasi abwesenden Eltern handelt THE FANTASTIC THREE (FR 2023) von Michaël Dichter. Der zwölfjährige Max stellt zusammen mit seinen Freunden Tom und Vivian eine verschworene familiäre Gemeinschaft dar. Seine wirkliche Familie ist dagegen chaotisch: Der Vater ist abwesend, die Mutter ist apathisch. Als Max’ großer Bruder mit Fußfessel aus dem Gefängnis zurückkehrt, bringt er auch seine Probleme mit. Max will ihm helfen und Geld beschaffen. Unweigerlich gerät er in einen inneren Zwiespalt und zieht seine Freunde mit in eine Spirale von Gewalt.

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Außer Konkurrenz im Rahmen von „Kino macht Schule“ in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden und donum vitae Regionalverbund für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis e.V. findet die Schulveranstaltung statt, bei der BESTIES (FR 2021) von Marion Desseigne-Ravel gezeigt wird. Der Film spielt im Sommer in einem Pariser Vorort. Nedjma zieht mit ihren Freundinnen durch die Straßen, die Gang ist wie ihre zweite Familie. Als sie Zina, die Neue in der Nachbarschaft, zum ersten Mal sieht, ist sie sofort verknallt, aber Zina gehört zur verfeindeten Clique. Nedjma ist hin und hergerissen: zwischen der Loyalität zu ihrer Gruppe und dem Begehren für Zina, das mit jeder Nacht, die sie heimlich zusammen verbringen, größer wird. Eine echte Perle des jungen queeren Kinos aus Frankreich.
Für die Vorführung von BESTIES am 22. November 2023 um 10.30 Uhr wenden sich interessierte Schulklassen bitte an das Medienzentrum Wiesbaden e. V. unter: kino@mdz-wi.de oder Telefon 0611 1665841.

Weitere Infos zu youth-days

Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb

Die Filme konkurrieren auch in diesem Jahr im Wettbewerb um den besten Langfilm im Rahmen der youth days. Eine Jugendjury entscheidet, welche/-r der Regisseure oder Regisseurinnen das von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftete Preisgeld von 2.500 EUR mit nach Hause nehmen darf. Zudem wird ein Publikumspreis vergeben, der von der Landeshauptstadt Wiesbaden mit 1.000 EUR dotiert ist.

Kurzfilme bei den exground youth days

Einen weiteren Preis von 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V., vergibt die Wiesbadener Jugendjury für den besten Kurzfilm. Insgesamt sechs Kurzfilme aus Spanien, Kanada, den Niederlanden, Deutschland und Uruguay sind jeweils vor den Langfilmen zu sehen – darunter der Kurzspielfilm ECHO (ES 2023) von Meritxell A. Valls und der Dokumentarfilm OASIS (CA 2022) von Justine Martin, der sich mit den Themen Ausgrenzung und Coming of Age beschäftigt. Der Kurzspielfilm CAMOUFLAGE (NL 2022) von Bregt Verhagen behandelt die Themen Armut und Familie, die Animation IT’S NICE IN HERE (NL 2022) von Robert-Jonathan Koeyers befasst sich mit Polizeigewalt, Ausgrenzung und Racial Profiling. Die Kurzspielfilme BEFORE MADRID (UY 2022) von Ilén Juambeltz und Nicolás Botana und DISCONNECTED (DE 2023) von Daniel Schulte thematisieren erste sexuelle Erfahrungen, Trauer und Verlust.

Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb

Wiesbadener Regietalente zwischen 12 und 18 Jahren haben die Chance, ihre eigenen Werke zum ersten Mal auf einer großen Leinwand zu präsentieren. Der Wettbewerb um den besten Wiesbadener Jugendfilm mit sechs Beiträgen in diesem Jahr eröffnet am 18. November um 15 Uhr in der Caligari FilmBühne die exground youth days. Er ist mit Geld- und Sachpreisen von 650 EUR dotiert.

Im Rahmen der youth days konkurrieren die besten Filme für junges Publikum im Internationalen sowie im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb. Die „exground-Gurke“ für den trashigsten Film wird ebenso wieder vergeben.

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Alle Programm-Infos und Karten für das Programm von exground filmtest 36 sind ab sofort über www.exground.com erhältlich sowie in der Tourist-Info und an der Caligari-Kasse — und über die exground-filmfest-App.

Die Preisträgerinnen und Preisträger von exground filmfest 35 – Preisverleihung im Caligari Filmbühne

© exground 35
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SIERRA ist bester internationaler Kurzfilm // BEAUTIFUL BEINGS und EDICIUS gewinnen bei den youth days // Publikumspreis DAS BRETT geht an THE ORDINARIES // BETTER HALF gewinnt Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb // PATRONUS gewinnt Publikumspreis beim Wiesbaden Special // Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb: WACKELKONTAKT

Am heutigen Abend wurden im Rahmen der feierlichen Preisverleihung die Gewinner der Wettbewerbe von exground filmfest 35 bekanntgegeben. Nach der letzten Auswertung der Publikumsstimmen startete die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne vor anwesenden Filmgästen, Jurymitgliedern, Preisstiftern und Laudatoren. Insgesamt vergab exground filmfest Wert- und Sachpreise im Wert von über 15.000 EUR.

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb
Im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb kürte die internationale Jury den Film SIERRA von Sander Joon aus Estland zum Gewinner. Das Preisgeld von 2.000 EUR stiftet der exground-Freundeskreis. Die Jury-Mitglieder Börries Müller-Büsching, Isabel Aboim Inglez und Jonas Ulrich begründeten ihre Entscheidung mit den Worten:
„Wie der Reifen, der an einem Baum hängt, schwankt SIERRA perfekt zwischen radikalem Surrealismus und einer zarten Familiengeschichte. Frösche, Rennautos und ein fliegender Schnurrbart vermischen sich in einer absurden Animation, die sich in halsbrecherischer Geschwindigkeit bewegt. Trotz verspieltem Chaos wird die Ordnung am Ende des Films irgendwie wiederhergestellt.“

exground youth days – Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb
Die Jugendjury im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb vergab den Preis für den besten Langfilm in diesem Jahr an BEAUTIFUL BEINGS [BERDREYMI] des isländischen Regisseurs Guðmundur

Arnar Guðmundsson:
„Mit einer packenden Geschichte, die Probleme von männlichen Jugendlichen wie Drogenkonsum und Gewalt aufgreift, bringt dieser Film die Schattenseiten der Gesellschaft gekonnt ans Licht. Die unerschrockene Art, sich mit Folgen toxischer Männlichkeit und Tabuthemen wie sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen auseinanderzusetzen, hebt diesen Film von anderen ab, da so auf selten beleuchtete Missstände aufmerksam gemacht wird. Es werden Auslöser für problematisches Verhalten meisterhaft dargestellt, ohne nach einer Rechtfertigung zu suchen. Dank der aufreibenden Story, der intensiven Bildsprache und der ausgesprochen guten Schauspieler fährt dieser Film unter die Haut und zieht die Zuschauer bis zum Schluss in seinen Bann.“

Eine lobende Erwähnung fand die Jury für den Eröffnungsfilm der youth days, A GIRL RETURNED, der gleichzeitig Gewinner des Publikumspreises ist. Der italienische Regisseur Giuseppe Bonito darf sich über 1.000 EUR Preisgeld freuen, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Den Jugendjurypreis für den besten Kurzfilm erhielt Emir Haj Salah für den Film EDICIUS (Tunesien):
„Dieser Film packt den Zuschauer mit einer schockierenden ersten Szene und zieht ihn in seinen Bann. Mit einem nüchternen Blick auf die schweren Themen Mobbing und Suizid werden die Konsequenzen von kleinen Bosheiten prägnant dargestellt. Die innovative Erzählweise weckt ebenfalls Interesse, da die Geschichte rückwärts gezeigt wird. Diese Methode wird meisterhaft genutzt, um die eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen der Hauptfigur und den Personen, die ihn drangsalieren, glaubhaft zu präsentieren. Ein aussagekräftiger Film, der lange in Erinnerung bleibt.“
Das Preisgeld von 500 EUR wird vom Wiesbadener Kinofestival e. V. gestiftet. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für den niederländischen Film SPOTLESS [VLEKKELOOS] von Emma Branderhorst aus.

exground youth days – Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb
Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb setzte sich Marie Engelmann mit ihrem Kurzspielfilm WACKELKONTAKT durch. Der erste Platz ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V. Den zweiten Platz belegte BIKE2GO von Hendrik Schücke und Laurenz Schön; sie erhalten einen Einkaufsgutschein vom Apple Store ergo sum im Wert von 150 EUR. Platz drei ging an ENDGÜLTIG von Jugendlichen der Helene-Lange-Schule.

Klappe 7 – Kinderfilmfestival
Im Rahmen von exground filmfest 35 fand auch wieder das Klappe 7 – Kinderfilmfestival statt, veranstaltet von den Wiesbadener Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren des Amtes für Soziale Arbeit. Hier wurden 17 Kurzfilme von jungen Filmschaffenden im Alter von 6 bis 12 Jahren gezeigt. Eine Fachjury vergab hier drei Preise an die Filme SCHULSOZIALARBEIT – WAS MACHT DIE EIGENTLICH von der BGS Ursula-Wölfel-Schule (1. Platz), WENN ICH EINMAL GROSS BIN vom Jugendzentrum Georg-Buch-Haus sowie GODZILLA, ebenfalls vom Jugendzentrum Georg-Buch-Haus. Den Publikumspreis erhielt Publikumspreis ZUSAMMEN HALTEN von der BGS Gustav-Stresemann-Schule.

Deutscher Langfilm-Wettbewerb DAS BRETT
Zum zweiten Jahr in Folge entschied statt einer Gefangenenjury das Publikum über den besten Langfilm der Reihe Made in Germany. Aus den sechs nominierten Beiträgen wählte das Publikum THE ORDINARIES von Sophie Linnenbaum. Dotiert ist der Preis mit 1.500 EUR und wird gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V.

Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb
Der vom Publikum gekürte erste Platz des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs geht dieses Jahr an BETTER HALF von Jürgen Heimüller. Der Preis ist mit 3.000 EUR dotiert und wird gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden. Der vom Wiesbadener Kinofestival e. V. mit 2.000 EUR dotierte zweite Platz geht an GET HOME SAFE von Tamara Denić und der dritte mit 1.000 EUR dotierte und ebenfalls von der Landeshauptstadt Wiesbaden bereitgestellte Preis geht an THE SAUSAGE RUN von Thomas Stellmach.

Wiesbaden Special – Kurzfilmwettbewerb
Im Publikumswettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm konnte sich PATRONUS von Duc-Anh Dinh durchsetzen. Der mit 500 EUR dotierte Geldpreis wird gestiftet Wiesbadener Kinofestival e. V.

exground-Gong-Show
Beim Kultwettbewerb für Trashperlen und Amateurwerke wurden Marius Hofmann und Patrik Pezelj für THE JOY OF GONGING ausgezeichnet und nahmen die mit 50 EUR dotierte „Goldene exground-Gurke“ mit nach Hause.

Tickets für On-Demand-Angebot verfügbar
Ab dem 21. November gibt es einen Großteil der Filme für wenige Tage über eine On-Demand-Plattform im Stream zu sehen. Die Tickets sind bereits auf den jeweiligen Filmseiten auf der Website von exground filmfest verfügbar.

Zur On-Demand-Plattform geht es hier.

exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen © Foto: Diether von Goddenthow
exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen © Foto: Diether von Goddenthow

Die 36. Ausgabe des exground filmfest findet vom 17. bis 26. November 2023 mit Länderfokus Chile statt.

exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe mit zahlreichen internationalen Gästen

exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen© Foto: Diether von Goddenthow
exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen© Foto: Diether von Goddenthow

Am vergangenen Wochenende wurde exground filmfest feierlich in Wiesbaden eröffnet: Samt vielen lokalen sowie internationalen Gästen startete exground filmfest am 11. November mit dem portugiesischen Film IRRLICHT von João Pedro Rodrigues in der fast vollbesetzten Caligari FilmBühne in die 35. Ausgabe des Festivals.

Zu Gast war Schauspieler Mauro Costa (li.), der im Nachgespräch mit Fokus-Kurator Amos Borchert die vielfältigen Facetten des Films erörterte: © Foto: Diether von Goddenthow
Zu Gast war Schauspieler Mauro Costa (li.), der im Nachgespräch mit Fokus-Kurator Amos Borchert die vielfältigen Facetten des Films erörterte: © Foto: Diether von Goddenthow


Andrea Wink, Mitglied des Kuratoren- und Organisationsteams, betonte in ihrer Einführung zum Film, dass dieser Film ganz besonders gut zu exground filmfest passe, da er zu den Anfängen des Festivals für experimentelle Filmkunst zurückführt. Zu Gast war Schauspieler Mauro Costa, der im Nachgespräch mit Fokus-Kurator Amos Borchert die vielfältigen Facetten des Films erörterte: Waldbrände in Portugal, Klassismus, queere Liebe, Portugals Kolonialerbe; aber auch die musikalischen und choreografischen Elemente des Films boten für die Gäste genug Gesprächsstoff auch noch nach der offiziellen Eröffnung und dem Empfang im Rathaus mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Dr. Julia Cloot, stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zeigte sich besonders erfreut über den Länderschwerpunkt Portugal, da das Filmschaffen des vergleichsweise kleinen Landes eher weniger in der Aufmerksamkeit der breiten Masse sei und exground filmfest auch in diesem Jahr beweise, wie wichtig die künstlerische Auseinandersetzung mit europäischer Kultur ist. Kulturdezernent Axel Imholz empfahl zur Eröffnung die Filme der Youth Days, die noch bis Mittwoch, 16. November, zu sehen sind und von der Jugendjury in den nächsten Tagen kritisch gesichtet werden, um im Anschluss einen Gewinner im internationalen Jugendfilm-Wettbewerb zu bestimmen.

Andrea Wink, Festivalleiterin, begrüßt die Gäste nach der offiziellen Eröffnung  beim Empfang im Rathaus mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether von Goddenthow
Andrea Wink, Festivalleiterin, begrüßt die Gäste nach der offiziellen Eröffnung beim Empfang im Rathaus mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether von Goddenthow

 

Schauspieler Mauro Costa trägt sich ins Gästebuch der Landeshauptstadt Wiesbaden ein. Neben ihm Stadtverordnetenvorsteher  Dr. Gerhard Obermayr (li.) und Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (re). © Foto: Diether von Goddenthow
Schauspieler Mauro Costa trägt sich ins Gästebuch der Landeshauptstadt Wiesbaden ein. Neben ihm Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr (li.) und Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (re). © Foto: Diether von Goddenthow

Erste Gewinner der Wiesbadener Wettbewerbe gekürt
Während die Jugendjury noch diskutiert und berät, sind erste Gewinner bei exground filmfest bereits gewürdigt worden: Zur Youth Days Eröffnung fand außerdem der Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb statt, den Marie Engelmann mit ihrem Kurzspielfilm WACKELKONTAKT über Freundschaft gewann. Als weiterer Gewinner des Eröffnungswochenendes darf sich Duc-Anh Dinh freuen, dessen Film PATRONUS mit einer Rhein-Main-Premiere das Publikum im Wiesbaden Special-Kurzfilm Wettbewerb überzeugte.

Filmschaffende zu Gast in Wiesbaden
Nachdem Regisseurin Zora Rux ihren Film ICH ICH ICH bereits am Samstag dem Wiesbadener Filmpublikum vorstellte, warten in den kommenden Tagen weitere besondere deutschsprachige Filme auf die Kinobesucherinnen und -besucher. Am Mittwoch, 16. November, ist Regisseurin Mareike Wegener mit ihrem Film ECHO zu Gast, der sich um eine aus Afghanistan rückkehrende Polizei-Ausbilderin dreht.

Anna Schöppe, Geschäftsführerin von HessenFilm und Medien. © Foto: Diether von Goddenthow
Anna Schöppe, Geschäftsführerin von HessenFilm und Medien. © Foto: Diether von Goddenthow

Anna Schöppe, Geschäftsführerin von HessenFilm und Medien, hob am Freitag die vielen Langfilmdebüts sowie die Werke vieler weiblicher Filmschaffenden in der Reihe MADE IN GERMANY hervor. THE ORDINARIES von Sophie Linnenbaum, die ihren Film am zweiten Festivalsamstag am 19. November vor Ort mit vorstellen wird, sei „visuell außergewöhnlich“ und besonders sehenswert.

In der Reihe AMERICAN INDEPENDENTS reist Regisseur Ben Chace an, um am Dienstag, 15. November mit den Zuschauerinnen und Zuschauern über seinen Film MUSIC PICTURES: NEW ORLEANS zu sprechen und die vielfältigen Musikstile von Blues über Soul bis hin zum Jazz, die die amerikanische Stadt so besonders macht.

Des Weiteren ist Regisseur Raúl Domingues von STRIKING LAND aus dem Länderfokus Portugal am Festivalmittwoch zu Gast. Eine längere Anreise haben die Gäste aus der Reihe WORLD CINEMA: Auch zu PHANTOM PROJECT aus Chile und LEONOR WILL NEVER DIE aus den Philippinen erwartet das Festival die Filmschaffenden Roberto Doveris und Martika Ramirez Escobar in Wiesbaden zum Filmgespräch.

exground 35 - Impression © Foto: Diether von Goddenthow
exground 35 – Impression © Foto: Diether von Goddenthow

Tickets für On Demand-Angebot verfügbar
Ab dem 21. November gibt es einen Großteil der Filme über eine On Demand-Plattform im Stream zu sehen. Die Tickets sind bereits auf den jeweiligen Filmseiten auf der exground filmfest-Website verfügbar.

Länderfokus Portugal bei exground filmfest 35

exground35-logoFokus Portugal: zwischen Blick in die Vergangenheit und aktuellem Filmschaffen einer neuen Generation
Der Länderfokus Portugal bei exground filmfest 35 blickt nicht nur in unterschiedliche Zeitlinien der portugiesischen Gesellschaft und Politik, sondern bildet auch die geografische Vielfalt eines kleinen Landes ab. Der Länderschwerpunkt zieht Verbindungslinien aus der jüngeren Geschichte Portugals in die Gegenwart und schaut auf die kommenden Jahre portugiesischen Filmschaffens. Die zehn Langspielfilme und dokumentarischen Formen sowie 14 Kurzfilme befassen sich unter anderem mit sozialer Ungleichheit, Auswanderung, Arbeitslosigkeit, (queeren) Freundschaften und Verliebtsein und dem Infragestellen von Normen und Regeln.
Gefördert wird der Länderschwerpunkt wieder vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Erneut werden Filme in den Nachspielorten im Rhein-Main-Gebiet zu sehen sein: dem REX in Darmstadt, dem Pupille-Kino in der Frankfurter Universität sowie dem Deutschen Filminstitut & Filmmuseum.

Mit ALMA VIVA (2022) ist nicht nur das Langfilmdebüt der Regisseurin Cristèle Alves Meira im Programm von exground filmfest, sondern auch der portugiesische Beitrag für die kommende Oscar-Verleihung. Der Film, angesiedelt in den nördlichen Bergregionen Portugals, zeigt die besondere Verbindung der jungen Salomé und ihrer Großmutter, die ihre Enkelin Sommer für Sommer in die Techniken spiritueller Beschwörung einführt. Die Präsenz des geisterhaften Erbes der alten Dame spaltet jedoch irgendwann die Familie. WOLF AND DOG (2022) spielt in São Miguel auf den Azoren: Ana und Luis lernen, ihre queere Identität und die Komplexität ihres Begehrens inmitten einer christlich geprägten Inselgemeinschaft zu leben. Der Film bewegt sich vital und semi-dokumentarisch innerhalb der lokalen Community und zeigt, dass Kulturen und Traditionen keine Monolithe, sondern hybrid und fluide sind. Von Auswanderung und einer Wiederkehr nach Jahrzehnten ins heutige Portugal erzählt JACK’S RIDE (2021): Kurz vor der Rente muss Joaquim noch erniedrigende Touren fürs Arbeitsamt antreten, um sich beglaubigen zu lassen, dass ihn niemand mehr einstellen wird. Bei seinen Streifzügen durch das sonnendurchflutete Lissabon schwelgt der humorvolle und von einer inneren Ruhe getragene Mann in Erinnerungen an seine Zeit als Taxi- und Limousinenfahrer in New York. Der experimentierfreudige Dokumentarfilm SUPER NATURAL (2022) zeichnet sich durch seine stetig wandelnde Form und Atmosphäre aus. Filmemacher Jorge Jácome kreiert mit einer inklusiven Tanzgruppe und dem Teatro Praga auf der Insel Madeira ein farbenfrohes Ereignis, das sich auf die Suche nach dem Supernatürlichen begibt.

WOLF AND DOG (2022) von Cláudia Varejão
WOLF AND DOG (2022) von Cláudia Varejão

Retrospektive: Teresa Villaverde
In vier Langfilmen und einem Kurzfilm bietet die Hommage an die renommierte Filmemacherin Teresa Villaverde einen Einblick in drei Dekaden künstlerischen Schaffens. Mit ihrem von Kamerafrau Elfi Mikesch fotografierten Debüt AM ENDE EINER KINDHEIT (1991) erzählt Villaverde von einem Jungen, dessen Vater nach der Rückkehr aus einem Kolonialkrieg emotional abwesend bleibt. Von Jugendlichen, die in dysfunktionalen Familienverhältnissen aufwachsen, handelt auch OS MUTANTES – KINDER DER NACHT (1998). Das Filmdrama, das sich unter anderem durch die dynamische Kameraführung und eine außergewöhnliche Formsprache auszeichnet, zeigt in intensiven Szenen rebellierende Heranwachsende in den Straßen Lissabons, die sich planlos zwischen Freiheit, Verzweiflung und Verletzbarkeit bewegen.

Kurzfilme im Fokus-Programm: abwesende Eltern und experimentelle Formen von Filmemacherinnen
Passend zu Villaverdes Debüt präsentiert exground filmfest in der Reihe ABSENT PARENTS fünf Kurzfilme, die sich mit mental oder physisch abwesenden Eltern und den Umgang ihrer Kinder damit befassen. Eine zweite Kurzfilmrolle zeigt Experimentalfilme von Frauen, die in ihren Werken neue Ausdrucksformen und Erzählweisen suchen, und diese mitunter in einem Konglomerat aus Animationen, Soundcollagen und Farbfragmenten finden.

Rahmenprogramm im Fokus Portugal
Ergänzend zum Filmangebot begleitet ein vielfältiges Rahmenprogramm den Länderschwerpunkt von exground filmfest 35. Filmschaffende und Festivalverantwortliche diskutieren im Rahmen der Podiumsdiskussion Portuguese Cinema zu aktuellen Entwicklungen im portugiesischen Kino, Trends und dem Potenzial interdisziplinärer Arbeitsweisen. Im Literaturhaus Villa Clementine findet die Lesung des Romans ABER WIR LIEBEN DICH von Alfonso Reis Cabral statt. Der junge Autor porträtiert den wahren Fall der obdachlosen trans Frau Gisberta, die nach einer anfänglichen Erfolgsgeschichte an den Rand der Gesellschaft getrieben wird und nun in einer Bauruine in Porto haust.

Im Rahmenprogramm beschäftigt sich exground filmfest außerdem mit der kolonialen Vergangenheit Portugals. Gemeinsam mit Amnesty International wird in einem Vortrag die aktuelle politische Situation in Angola nach den Wahlen im August 2022 diskutiert. Auch eine der beiden Kunstausstellungen befasst sich mit der ehemaligen Kolonie Portugals. Die Video-Ausstellung PATH TO THE STARS von Mónica de Miranda im Nassauischen Kunstverein beleuchtet die Geschichten unsichtbarer Stars (dt. Sterne) – insbesondere von Frauen –, die für die angolanische Unabhängigkeit kämpften und heute um Sichtbarkeit ringen. Die Foto-Ausstellung A TALE OF TWO CITIES, die im Murnau-Filmtheater präsentiert wird, ergründet zentrale gesellschaftspolitische Themen in Portugal. Dokumentarfotograf Gonçalo Fonseca veranschaulicht mit einer Auswahl an Bildern der zwei Serien New Lisbon & How Portugal Won the War on Drugs portugiesische Realitäten rund um Gentrifizierung, Wohnungsnot und der progressiven Drogenpolitik.

Alle Infos: http://exground.com/

exground filmfest 35 mit Länderfokus Portugal findet vom 11. bis 20. November in Wiesbaden statt

exground35-logoVom 11. bis 20. November 2022 präsentiert exground filmfest in seiner 35. Ausgabe wieder ein umfassendes Film- und Rahmenprogramm in Wiesbaden. Gezeigt werden sowohl lange als auch kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm. Begleitende Diskussionen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte sowie die exground youth days ergänzen das nationale und internationale Filmangebot.

In diesem Jahr blickt exground filmfest nach Portugal: In zehn Langspielfilmen und dokumentarischen Formen sowie 14 Kurzfilmen stellt die Sektion viele junge Filmschaffende in den Mittelpunkt, zieht aber auch Verbindungslinien aus der Vergangenheit hinein ins Jetzt. Im Rahmen des Länderfokus Portugal wird danach gefragt, wie sich der Wille zu emanzipatorischer Kunst und gelebter Demokratie inmitten herausfordernder sozialer Bruchstellen und eines schweren Erbes von mehr als 35 Jahren Diktatur vor allem im Filmschaffen einer neuen Generation widerspiegelt. Die junge Filmszene zeichnet sich besonders durch ihren Mut zum Überwinden von etablierten Grenzen aus, etwa zwischen Dokumentarismus und Fiktion. Neben der Präsentation von aktuellen Kurz- und Langfilmen widmet exground filmfest der international gefeierten und in Deutschland dennoch wenig beachteten Filmemacherin Teresa Villaverde eine Retrospektive.

Eröffnungsfilm IRRLICHT von João Pedro Rodrigues
Eröffnet wird exground filmfest 35 mit IRRLICHT von João Pedro Rodrigues. Hier treffen zwei Feuerwehrmänner in einem leidenschaftlichen Musical aufeinander. Alfredo, weiß und adeligen Blutes, und Alfonso, schwarz und aus der Arbeiterklasse, verlieben sich auf einer Feuerwache ineinander, in der heftig getanzt und geküsst wird und die nackten Kollegen die Gemälde berühmter Maler in aufreizenden Posen nachstellen. Doch bei all der augenzwinkernden Satire vergisst der Film die sozialen Voraussetzungen eines erfolgreichen Kampfes gegen die Klimakatastrophe nicht: eine neue Saat setzen auf den verbrannten Terrains von Gender, Race und Klasse.

Neben zahlreichen Werken portugiesischer Filmkunst zeigt exground filmfest Filme aus Europa und über dessen Grenzen hinaus. Mit dem Ensemble-Drama MARS ONE (BRA 2022) bleibt das Wiesbadener Filmfestival zunächst im portugiesischen Sprachraum und zeigt mit dem brasilianischen Werk eine Familie im Wandel – so poetisch wie schmerzhaft begleitet der Film die inneren und äußeren Kämpfe der einzelnen Familienmitglieder. Queeres Verliebtsein, Erwartungen der Eltern an ihre Kinder sowie politische Instabilität prägen MARS ONE, der als brasilianischer Beitrag für die Oscars 2023 eingereicht wurde. Die Dokumentation A TASTE OF WHALE (FRA 2022) bietet einen seltenen Einblick in die Praxis des Walfangs auf den Faröer Inseln. In eindringlichen Bildern wird ein wichtiges, globales Thema rund um die Jagd nach Grindwalen reflektiert. Mittels der Perspektiven sowohl von Walfang-Betreibenden als auch Aktivisten und Aktivistinnen lädt der Film ein, sich mit der blutigen Tradition des „Grind” auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. BONNIE (USA 2022) würdigt die wenig beachtete und oft missverstandene Rolle der Casting-Direktion in der Filmbranche und rückt Bonnie Timmerman und ihren einzigartigen Beitrag zum Filmprozess ins Rampenlicht. Der Dokumentarfilm verdeutlicht, wie die Arbeit und Hingabe für authentisches Vorsprechen der renommierten Casting-Direktorin die heutige Film- und Fernsehlandschaft prägten.

Foto-Ausstellung im Murnau-Filmtheater
Als Teil des Rahmenprogramms ist vom 12. bis 19. November die Ausstellung TALE OF TWO CITIES des portugiesischen Dokumentarfotografen Gonçalo Fonseca im Foyer des Murnau-Filmtheaters zu sehen. Als Kombination der Serien New Lisbon & How Portugal Won the War on Drugs beleuchtet die Ausstellung zwei zentrale gesellschaftspolitische Themen: Der Künstler begleitet zum einen Betroffene der Wohnraumkrise in Lissabon mit der Kamera. Denn je beliebter die portugiesische Hauptstadt bei Gästen aus dem Ausland wird, desto mehr leiden Lissabonner Familien unter der Airbnb-Industrie, den explodierenden Preisen auf dem Wohnungsmarkt und niedrigen Löhnen. Des Weiteren befasst sich Fonseca in seinen Werken mit den Folgen der Entkriminalisierung von Drogen in Portugal und dokumentiert in dem Projekt, das zwischen 2017 und 2021 entstand, die Arbeit von aufsuchenden Teams und überwachten Konsumräumen für Suchtkranke, die hier in erster Linie nicht mehr als Kriminelle, sondern als hilfsbedürftige Menschen behandelt werden.

Streaming-Angebot im Anschluss an das Live-Festival
Wie im Vorjahr plant das Organisationsteam coronabedingt zweigleisig und konzipiert das bevorstehende Festival als hybride Veranstaltung. Zum einen soll das Film- und Rahmenprogramm vor Publikum in der Caligari FilmBühne, im Murnau-Filmtheater und der Krypta der Marktkirche vor Publikum stattfinden, natürlich unter Einhaltung der im November gültigen Verordnungen. Dank eines weiterentwickelten On-Demand-Modells werden die Filme und Kurzfilmprogramme dann im Anschluss an das Festival mittels Geoblocking online über eine Streaming-Plattform nur in Deutschland und nur für begrenzte Zeit verfügbar sein (21.-24. November).