Die Corona-Pandemie und ihre Folgen stellen die Kulturschaffenden seit Monaten – und auch für die weiterhin absehbare Zukunft – vor massive Herausforderungen. Um diese Situation zu erleichtern und Mainzer Akteuren aller Sparten neue Auftrittsmöglichkeiten in der Krise zu ermöglichen, hatte das Kulturdezernat der Landeshauptstadt in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Hof und dem KUZ Kulturzentrum bei mainzplus CITYMARKETING Anfang Juli 2020 die Reihe „Kultur verbindet – Zitadelle live!“ gestartet.
Das Open-Air-Bühnenkonzept bespielt seither an allen Wochenenden das zentrale Grün der Zitadelle mit variablen Formaten. Ursprünglich war die Reihe bis Ende August angesetzt. Aufgrund des anhaltenden Bedarfs der Kulturszene und des großen Erfolgs bei den Gästen kam man überein, das Programm bis Ende September zu verlängern.
Fr 28. August 2020, 19:30 Uhr, Einlass: 18:00 Uhr
Kultur verbindet – Zitadelle live: Vince Ebert Make Science Great Again!
Comedy
Sa 29. August 2020, 19:30 Uhr, Einlass: 18:30 Uhr Sommer Special
Kultur verbindet – Zitadelle live: Enissa Amani live
Sa 19. September 2020, 19:30 Uhr, Einlass: 18:00 Uhr Live Band meets Club Sound
Kultur verbindet – Zitadelle live: Radio Future
Abend des KUZ Kulturzentrum Mainz
„Ein tolles Konzert in meinem Lieblings-Bundesland.“ Hätte es einer Anbiederung an sein Publikum bedurft, so wäre sie Jochen Distelmeyer vielleicht mit diesen Worten im gut gefüllten Mainzer Kulturzentrum gelungen. Von den Konzertbesuchern kontert einer mit der Frage nach der Grünen Soße (irgendwann muss sich Distelmeyer einmal als Fan des hessischen Nationalgerichts geoutet haben). Prompt kommt zurück: „Green sauce included, my dear, green sauce included“, doch als dann tatsächlich eine Packung frischer Kräuter für die „Grie Soß“ auf der Bühne landet, kann Blumfelds Frontmann es kaum glauben und freut sich über das vorzeitige Weihnachtsgeschenk drei Tage vor dem Fest wie ein Kind. Der Sänger und Songschreiber ist an diesem Abend gut drauf. Als Opener des Auftritts im Rahmen der „Love Riots Revue“ hatte der Song „Einfach so“ von Jochen Distelmeyers Solodebüt „Heavy“ die Richtung vorgegeben. Einfach so hatte man sich vor rund einem Jahr nach einem erfolgreichen Gig in Düsseldorf – trotz der 2007 bekannt gegebenen Auflösung der Band – vielleicht auch entschieden, doch wieder auf Tour zu gehen.
Und die Fans danken es den Vorreitern der Hamburger Schule und Begründern des Diskurspop, die zusammen mit Tocotronic und Die Sterne mit einer Mischung aus Poesie und (Polit-)Agitation deutschsprachiger Rockmusik ein neues Feeling gegeben haben und damit seit 1990 in die Geschichte eingegangen sind. Die Gründungsmitglieder Eike Bohlen am Bass und André Rattay an den Drums stehen auch jetzt wieder zusammen mit Sänger und Gitarrist Jochen Distelmeyer auf der Bühne des Mainzer Kulturzentrums. Als einstmals kultiges Konzert- und Veranstaltungshaus hatte dieses nach knapp dreijährigem Umbau inklusive Sanierung erst knapp eine Woche zuvor ebenfalls sein Comeback gefeiert. Jetzt hauchen die Stars aus Hamburg der noch frisch und neu wirkenden Halle mit ihrem Assoziations- und Gitarrengewitter wieder etwas von der alten Patina ein. Distelmeyer tänzelt in schwarzer Hose, weißem Jackett und körperbetontem Hemd mit schwarz-weißem Vogelmuster fast dandyhaft um sein Mikrofon. Nach den ersten drei Songs verabschiedet er sich vom Jackett, es wird eine schweißtreibende Angelegenheit. „Von der Unmöglichkeit Nein zu sagen, ohne sich umzubringen“ und „Viel zu früh und immer wieder; Liebeslieder“, beide aus dem Album „Ich-Maschine“ von 1992 geben das richtige Tempo vor, zwar keine Single-Auskopplungen, aber mit genügend Potenzial, die Fans von Anfang an für die Musik einzunehmen.
Distelmeyer weiß, wie man einen Spannungsbogen aufbaut, lässt mit seinen Mitstreitern, die von dem zweiten Gitarristen Daniel Florey und später auch vom Elder Statesman der Hamburger Schule, Tobias Levin (Produzent, Studiobetreiber, Sänger, Gitarrist, Pianist), unterstützt werden, vor allem Stücke aus dem starken ersten Jahrzehnt des Blumfeld-Schaffens Revue passieren. Hält den Kontakt mit dem Publikum, kokettiert, lässt sein Charisma spielen, verlangt von den Fans bei „Wir sind frei“, dem letzten Song vor der ersten Zugabe, Unterstützung beim Refrain, die gerne gegeben wird. Als eine Anhängerin lautstark „Ausziehen“ fordert, tut Distelmeyer verdutzt, aber auch belustigt ob so viel Starkult.
Drei Zugaben mit insgesamt sechs Songs sind dem Publikum vergönnt. Darunter Hits, für die man die Hamburger Schule liebt oder hasst, wie „2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß“, „Verstärker“, am Ende in einer Hommage an Morrissey kulminierend, und „Tausend Tränen tief“, letzteres in einer smoothen Funky-Soul-Version. Bei all dem erweist sich Distelmeyer als unglaublich höflicher Zeitgenosse, bedankt sich bei seinem Publikum mehrmals für den tollen Abend und sagt zum Abschied vor dem letzten Stück: „Es war eine Ehre und große Freude, für euch gespielt zu haben“ – was man ihm tatsächlich abnimmt, auch wenn man ahnt, dass er dies am nächsten Abend in der Zeche Carl in Essen, dem letzten Konzert des Jahres für Blumfeld, wieder sagen wird. Immerhin ein passender Jahresabschluss für so manche Musikbegeisterte. Und als Paul McCartneys „Wonderful Christmastime“ nach knapp zwei Stunden als Rausschmeißer vom Band erklingt und die Besucher in die Vollmondnacht entlässt, dann ist das alles irgendwie doch stimmig.
(gl) Es geht weiter voran: Nach der zuletzt erteilten Baugenehmigung für den Umbau wurde nun das Betriebskonzept für die zukünftige Bespielung des Kulturzentrums Mainz präsentiert. Um die Wartezeit bis zur Wiedereröffnung zu verkürzen, startet im kommenden Jahr die Roadshow „KUZ unterwegs“ in mehreren Mainzer Locations.
Im November hatte Oberbürgermeister Michael Ebling den Zeitplan zur Wiedereröffnung des Kulturzentrums Mainz bekannt gegeben: Die Bauarbeiten sollen im ersten Quartal 2017 starten, der Abschluss der Arbeiten ist für die zweite Jahreshälfte 2018 vorgesehen. Neben den baulichen Maßnahmen wird bereits jetzt das spätere Programm- und Betriebskonzept geplant, um die lang ersehnte Wiedereröffnung des Kulturzentrums vorzubereiten.
Oberbürgermeister Michael Ebling und der neue „Koordinator Kulturprogramm KUZ“ Ulf Glasenhardt stellten heute das künftige Betriebskonzept des Kulturzentrums Mainz vor. Die Stadt Mainz und der neue KUZ-Betreiber mainzplus CITYMARKETING streben hierbei eine Mischung aus bereits etablierten sowie neuen Formaten und Programminhalten an. Um die Bewirtschaftung des KUZ langfristig abzusichern, wird das Betriebskonzept auf zwei Säulen aufgebaut: Im Mittelpunkt steht das Kulturprogramm, ergänzt um die temporäre Vermietung der Location für externe Veranstaltungen.
„Die dauerhafte Sicherung des KUZ als Veranstaltungsort ist eine wichtige Maßnahme für den Kulturstandort Mainz. Unser aller Ziel ist es, das KUZ auch zukünftig zu einem Ort der Begegnung und kulturellen Entfaltung zu machen. Ziel ist es aber auch, tragfähige Strukturen zu schaffen, um das KUZ langfristig auf ein stabiles Fundament zu stellen“, so Oberbürgermeister Michael Ebling.
Das zukünftige Programm sieht sowohl Konzerte und Partys in verschiedenen Musikrichtungen als auch kulturelle Angebote in den Bereichen Kleinkunst (Poetry Slams, Comedy, Lesungen), Theater und Film/Kino sowie Kunstausstellungen vor. Hinzu kommen individuelle Formate wie Streetfood- und Flohmärkte sowie anlassbezogene Special Events wie z.B. Public Viewing bei Großveranstaltungen. Auch das aus früheren Jahren bekannte jugendpädagogische Programm „Kids im KUZ“ soll wieder aufleben. Der ursprüngliche „KUZ-Charakter“, d.h. ein wertvolles und junges Kulturprogramm bleibt somit langfristig erhalten. Für die spätere Umsetzung setzen die Betreiber auf einen kooperativen Ansatz zur Einbindung von Kulturschaffenden aus Mainz und der Region, um die Mainzer Kulturlandschaft nachhaltig zu gestalten.
Der zukünftige Betrieb ermöglicht außerdem auch die Anmietung des KUZ für verschiedene Veranstaltungsformate, z.B. im Rahmen von Firmenfeiern, Abendveranstaltungen und Präsentationen. Der individuelle Charme des traditionsreichen Gebäudes bietet hierfür hohes Potenzial. Ziel ist es, das Kulturprogramm in den schwach ausgelasteten bzw. ungenutzten Zeiträumen sinnvoll zu ergänzen und die wirtschaftliche Tragfähigkeit des KUZ abzusichern.
Um einen ersten Einblick in das „neue Kulturzentrum“ zu geben, wird das KUZ ab dem kommenden Frühjahr auf die Reise gehen: Im Rahmen der Roadshow „KUZ unterwegs“ ist es möglich, das spätere KUZ-Programm bereits vor dem eigentlichen Start zu erleben. Geplant sind mehrere Veranstaltungen pro Monat, die in Kooperation mit Kulturschaffenden aus Mainz und der Region in deren Locations umgesetzt werden (u.a. Halle 45, schon schön, Staatstheater Mainz, Frankfurter Hof, Event-Schiff „Cassian Carl“).
„Die Wiedereröffnung des KUZ ist in aller Munde. Um das künftige Programm bereits im Vorfeld erlebbar zu machen, haben wir die Roadshow ‚KUZ unterwegs‘ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir dadurch die Vorfreude erhöhen und die Wartezeit bis zur Wiedereröffnung verkürzen“, erklärt Ulf Glasenhardt, Koordinator für das KUZ-Kulturprogramm.
Das Team um Ulf Glasenhardt plant derzeit – gemeinsam mit den kulturellen Partnern – die ersten Events der Roadshow, deren Startschuss im April 2017 fällt und die eine oder andere Überraschung bereithalten wird. Parallel hierzu werden die begleitenden Maßnahmen für den Relaunch geplant: Neben der Entwicklung eines neuen Logos für das Kulturzentrum Mainz werden die ersten Schritte für den zukünftigen Auftritt des KUZ umgesetzt. In den kommenden Wochen und Monaten wird es allen Interessierten möglich sein, die Fortschritte des Umbaus und die Roadshow „KUZ unterwegs“ mitzuverfolgen.