Kategorie-Archiv: Darmstädter Museen

Wiedereröffnung – Ab dem 12. März 2021 ist das Hessische Landesmuseum Darmstadt wieder geöffnet!

Hessisches Landesmuseum Darmstadt © Foto Diether v. Goddenthow
Hessisches Landesmuseum Darmstadt © Foto Diether v. Goddenthow

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt ist ab dem 12. März 2021 wieder geöffnet. Die aktuellen Sonderausstellungen »Tomás Saraceno: Songs for the Air« ist bis zum 28. März 2021 verlängert, »Peter Lindbergh: Untold Stories« bis zum 18. April 2021. Die Präsentation »Urpferd 2.0« ist noch bis 25. April 2021 zu besichtigen. Der Museumsbesuch kann ausschließlich nur nach Buchung eines Online-Zeitfenstertickets oder telefonischer Anmeldung erfolgen.

Direktor Martin Faass: »Wir freuen uns sehr, unsere Türen endlich wieder für das Publikum öffnen zu können! Die letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig die Kultur für das Leben der Menschen ist. Unsere neuen Angebote in den Onlinemedien haben sich einer großen und positiven Resonanz erfreut. Jedoch lebt das Museum vom Original, von Besucher*innen und der Begegnung. Es ist ein wichtiger gesellschaftlicher Ort für den Austausch von Ideen, Wissen und Emotionen. Wir freuen uns, für unsere Besucher*innen zurück zu sein.«

Der Museums- und Ausstellungsbetrieb wird mit Umsetzung umfassender Hygiene- und Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus aufgenommen. Die Öffnung erfolgt entsprechend eines Hygieneplans, der nach behördlichen Vorgaben entwickelt und umgesetzt wurde. Die Vorsorgemaßnahmen für den Infektionsschutz umfassen u.a. eine Besucherbegrenzung, eine angepasste Besucherführung sowie eine regelmäßige Reinigung neuralgischer Punkte. Die Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern gilt es einzuhalten sowie einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Dieser kann mitgebracht oder an den Kassen erworben werden.

Maximal 120 Besucher*innen dürfen sich zur gleichen Zeit im Haus aufhalten. In der Sonderausstellung »Peter Lindbergh: Untold Stories« dürfen sich maximal insgesamt 30 Besucher*innen zur gleichen Zeit aufhalten, im »Block Beuys« und Sammlung Simon Spierer maximal insgesamt 40 Besucher*innen. In den Sammlungsräumen der Zoologie ist die Zahl auf maximal 40 Besucher*innen zur gleichen Zeit beschränkt (Der Dioramengang ist vom 15. – 17. März 2021 wegen aktuellen Arbeiten geschlossen.).

Der Museumsshop ist ausschließlich für die Besucher*innen mit einem gültigen Ausstellungsticket zugänglich, das Museumscafé bleibt vorerst geschlossen. Ebenfalls geschlossen bleibt vorerst die Außenstelle Abteilung für Schriftguss, Satz und Druckverfahren.

Buchungslinks befinden sich auf der Museums-Homepage www.hlmd.de.

Täglich zwischen 10 – 12 Uhr besteht auch die Möglichkeit, sich unter der Telefonnummer 06151 / 1657001 anzumelden.

Über weitere Entwicklungen informiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt tagesaktuell über seine Homepage und die Sozialen Medien.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
www.hlmd.de

Jubiläumsfeierlichkeiten zu 450 Jahre Residenzstadt Darmstadt enden mit Festakt

Foto: Stadtarchiv Darmstadt.
Foto: Stadtarchiv Darmstadt.

Mit einem Festakt in der Centralstation Darmstadt endete gestern das Jubiläumsprogramm zu 450 Jahren Residenzstadt Darmstadt. Nach der Begrüßung durch OB Partsch sprachen der Hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein und Donatus Landgraf von Hessen. Den Festvortrag hielt Stadtarchivar Dr. Peter Engels. Musikalisch umrahmten die „Darmstädter Barocksolisten“ dem Abend mit Kompositionen von Georg Philipp Telemann und Wolfgang Carl Briegel.

Seit September hatte die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die im und um das Residenzschloss angesiedelten Darmstädter Kulturinstitutionen das Jubiläum „450 Jahre Residenzstadt Darmstadt“ mit zahlreichen Events gefeiert, wobei die beiden spannenden Ausstellungen der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Darmstadt „Bildwerke des Wissens“ (bis 4.2.2018) als Querschnitt durch die 450jährige Bestandsgeschichte und „Meilensteine der Bibliotheksgeschichte“(bis 10.2.2018 in ULB) weiterhin zu besichtigen sind.

Wissenschaftsminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow
Wissenschaftsminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein unterstrich bei seinem Grußwort, dass das Jubiläum ein schöner Anlass war, „sich mit der eindrucksvollen Geschichte Darmstadts auseinanderzusetzen. Auch für unsere Forschungs- und Kulturlandschaft spielt diese Stadt eine bedeutende Rolle: Mit der TU Darmstadt und der Hochschule Darmstadt sowie bedeutenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH, dem Deutsche Polen Institut oder dem IT-Sicherheitszentrum CRISP bildet sie einen wichtigen Knotenpunkt für den Forschungsstandort Hessen. Kulturinstitutionen wie das Hessische Landesmuseum Darmstadt ziehen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an.“

Oberbürgermeister Jochen Bartsch. Foto: Diether v. Goddenthow
Oberbürgermeister Jochen Partsch. Foto: Diether v. Goddenthow

Oberbürgermeister Jochen Partsch betonte, dass „das Bewusstsein auch der herrschaftlichen Geschichte Darmstadts und ihres kulturellen Reichtums bei den Darmstädtern und Darmstädterinnen tief verankert“ ist. „Die Republik hat dieses Erbe angenommen, und wir führen es weiter – zum Beispiel, indem wir die Mathildenhöhe, die bedeutendste Schöpfung des letzten Großherzogs, als Welterbe von der Unesco anerkennen lassen wollen“, erklärt Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Der Festvortrag

Schloss Darmstadt, Nordansicht, Ende des 17. Jahrhunderts, nach Rodingh?
Schloss Darmstadt, Nordansicht, Ende des 17. Jahrhunderts, nach Rodingh?

Stadtarchivar Dr. Peter Engels verdeutlichte, dass Darmstadts Geschichte weitaus älter sei, und mit den diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten die 1567 stattfindende „Erhebung zur Residenz der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt“ gefeiert würde. Bereits 1330 habe Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen die Stadtrechte für Darmstadt erhalten und den Ort zur Nebenresidenz ausgebaut, unter mit der Errichtung einer Wasserburg, die 1385 als Witwensitz von Gräfin Else diente, da sie nach dem Tod ihres Mannes die Burg Rheinfels (die damalige Hauptresidenz) verlassen musste, um der Nachfolgergeneration „Platz zu machen“. Mit ihr wurde erstmals in Darmstadt eine fürstliche Hofhaltung kultiviert. Nach und nach wurde die Burg zum Wohnschloss aus- und zahlreiche Häuser für Bedienstete , Händler, Boten usw. gebaut, wovon die Darmstädter Bürger, Handwerker und Gewerbetreibenden profitierten. Aber mit dem Aussterben derer von Katzenelnbogen ging’s mit Darmstadt bergab, 1453 war die Stadt nur noch Verwaltungszentrum, schließlich brannte das Schloss ab, Seuchen breiteten sich aus, und Darmstadt versank in der Bedeutungslosigkeit während zu der Zeit Kassel und Marburg aufblühten.

Stadtarchivar Dr. Peter Engels.Foto: Diether v. Goddenthow
Stadtarchivar Dr. Peter Engels.Foto: Diether v. Goddenthow

Ludwig IV. von Hessen-Marburg, ein Sohn von Philipp dem Großmütigen, habe den Wiederaufbau des Schlosses, den Bau eines neuen Rathauses sowie den Aushub des großen Woogs veranlasst und eine neue Handels- und Gewerbeordnung erlassen. Seine Rolle für Darmstadt sei immer wieder unterschätzt worden, so Dr. Engels.
Als Philipp 1567 starb, so Engels, wurde Hessen unter seinen vier Söhnen aus erster Ehe aufgeteilt.

Ludwig IV jüngster Sohn Georg, er war erst 19 Jahre alt, ein wenig hyperaktiv, jähzornig und rastlos, erbte die als Landgrafschaft Hessen-Darmstadt bezeichnete unterentwickelte Obergrafschaft Katzenelnbogen. Das war etwa ein Achtel des ursprünglichen Landes. Georg regierte von 1567 bis 1596. Trotz seiner Jugend stürzte er sich in seine Aufgaben, übernahm Verantwortung. Er legte den Grundstein für den glänzenden Aufstieg von der Ackerbürgerstadt mit gerademal 1500 Einwohnern zur Residenzstadt Darmstadt. Er ließ die Alte Vorstadt (Magdalenenstraße) anlegen, kümmerte sich selbst um die Verwaltung, förderte Weinbau, Holzbau, Landwirtschaft, etwa die Einführung von Klee als Grünfutter für Kühe , er legte Gärten und Nutzparks an, in denen er Melonen, Madelbäumchen und andere exotische Früchte anbauen ließ. Am Fürstensitz Auerbach ließ er ein Theater mit 2000 Plätzen errichten. Er arbeitete aber auch mit robusten, nicht ganz fairen Mitteln, indem er das heutige Schloss Kranichstein, einst ein Gutshof, seinem Besitzer mit fadenscheinigen juristischen Tricks abnötigte, und in Kloster Erbach die Mönche vertrieb und gar keine Entschädigung für die Übernahme bezahlte. Bereits mit 48 Jahren, nach mehreren Schlaganfällen, und zuletzt außerstande zu reden, starb Philipp. Er hinterließ ein prosperierendes Darmstadt und 500 000 Gulden in bar.

Heinrich Donatus Philipp Umberto Prinz und Landgraf von Hessen ist seit dem Tod Moritz von Hessen 2013 Oberhaupt des Hauses Hessen. Foto: Diether v. Goddenthow
Heinrich Donatus Philipp Umberto Prinz und Landgraf von Hessen ist seit dem Tod Moritz von Hessen 2013 Oberhaupt des Hauses Hessen. Foto: Diether v. Goddenthow

350 Jahre lang wurden die Landgrafschaft und das spätere Großherzogtum von Hessen und bei Rhein von Georgs Nachkommen regiert.  Nach der Absetzung des letzten Großherzogs Ernst Ludwig hat dieses Erbe in Darmstadt und der Region im kulturellen und im karikativen Bereich weitere 100 Jahre nachgewirkt.
Siehe auch Beitrag: Darmstadt feiert 450 Jahre Residenzstadt von Frank Horneff (echo-online).

Das Jubiläum wurde mit zahlreichen Führungen, Vorträgen, Konzerten, Ausstellungen und Mitmachaktionen gefeiert, die die Geschichte Darmstadts und des Hauses Hessen-Darmstadt zum Thema haben.

Die "Darmstädter Barocksolisten." Foto: Diether v. Goddenthow
Die „Darmstädter Barocksolisten.“ Foto: Diether v. Goddenthow

Auch die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt feiert in diesem Jahr 450 Jahre Wissensvermittlungen. Sie gibt mit zwei Ausstellungen Einblicke in ihre Geschichte und Bestände: Bis zum 4. Februar 2018 werden im Hessischen Landesmuseum Darmstadt „Bildwerke des Wissens“ als Querschnitt durch die 450-jährige Bestandsgeschichte gezeigt. In der ULB selbst werden bis zum 10. Februar 2018 „Meilensteine der Bibliotheksgeschichte“ ausgestellt.

450 JAHRE WISSEN, SAMMELN, VERMITTELN – FESTSCHRIFT ZUM JUBILÄUM DER UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK DARMSTADT ERSCHIENEN
450 JAHRE WISSEN, SAMMELN, VERMITTELN – FESTSCHRIFT ZUM JUBILÄUM DER UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK DARMSTADT ERSCHIENEN

 

Endlich wieder Bienen im Landesmuseum Darmstadt!

Eberbiene-Imker bei der Arbeit © Eberbiene
Eberbiene-Imker bei der Arbeit
© Eberbiene

Am 25. Mai 2016 erhielt das Hessische Landesmuseum Darmstadt tierischen Zuwachs: vier Bienenvölker zogen in den Römischen Hof des Museum ein.
Dort stehen nun über die Sommermonate vier Bienenstöcke der Imkerei Eberbiene. Für die beiden Imker aus Eberstadt ging damit ein großer Wunsch in Erfüllung und sie hoffen, dass ihre Bienen nun fleißig Museums- und Stadthonig sammeln werden. Dieser ist nach der Honigernte im Museumsshop erhältlich.

Bienen in der Stadt? Ja, denn in der Stadt ist das Nahrungsangebot für die emsigen Bestäuber vielfältig: Kleingärten, Parks mit ungedüngten Blumenbeeten und blütentragenden Bäumen, begrünte Balkone und Dachterrassen bieten ein vielfältiges Nahrungsangebot. Auf dem Land dagegen bietet sich den Bienen aufgrund der weiten teils intensivierten Landwirtschaft meist nur eintönige und blütenarme Agrarflächen.

Die vier Bienenstöcke stehen auf dem Grasdach im Römischen Hof des Museums. Ein guter Standpunkt, etwas erhöht und nach Osten ausgerichtet, so dass die Morgensonne die Bienen wärmt. Im Gegensatz zu Wespen, die nahezu Allesfresser sind und oft großes Interesse an unseren Nahrungsmitteln und Getränken zeigen, konzentrieren sich Bienen auf das Sammeln von Pollen und Nektar. Dazu machen sie sich, vom Bienenstock startend, zielstrebig zu Sammelflügen auf. So freuen wir uns auf ein harmonisches Zusammenleben mit den fleißigen Eberbienen!

„Dürer“ und „Verborgene Schönheit“ u. ab 15. Juli „Chick“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Das neue Highlight ab 15. Juli


 

Aktuelle Ausstellungen

Albrecht Dürer
Meisterwerke der Druckgraphik aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Nur noch bis 24. April 2016

Der spätere Großherzog Ludewig I. von Hessen, auf dessen Sammlungen das heutige Hessische Landesmuseum Darmstadt gründet, konnte bereits 1802/03 über die Mannheimer Kunsthandlung Artaria Albrecht Dürers (1471-1528) graphisches Werk fast vollständig und in schönster Druckqualität für die Darmstädter Sammlung erwerben.

Aus ihrem mehrere Hundert Arbeiten umfassenden Gesamtbestand an Dürer-Graphik hat die Graphische Sammlung eine Ausstellung mit 130 Arbeiten, Holzschnitte und Kupferstiche in vorzüglichen Abzügen sowie einige rare Eisenradierungen, zusammengestellt. Zu sehen sind ausgewählte Blätter der Passionszyklen, der Apokalypse, des Marienlebens, sowie Einzelblätter zu verschiedenen mythologischen und sakralen Themen. Dem Besucher wird in der Ausstellung anhand dieser kostbaren Druckgraphiken vermittelt, welch herausragende Rolle Albrecht Dürer für die Druckgraphik im 16. Jahrhundert zukommt, indem er sie in den Rang der Kunst erhob. Die Ausstellung mit den Glanzstücken von Albrecht Dürers Graphikkunst eröffnet die Perspektive auf einen der wichtigsten Abschnitte der abendländischen künstlerischen Entwicklung überhaupt.


Albrecht Dürer, Die apokalyptischen Reiter. Apokalypse, III. Figur. 1498 Urausgabe, lateinisch. Holzschnitt
© Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Veranstaltungen zu dieser Sonderausstellung im April

Veranstaltungsort: Hessisches Landesmuseum Darmstadt
kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt), max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich

Sonntag
03. und 24. April, jeweils15.00 Uhr
Öffentliche Führungen mit Vorführung der Drucktechniken Kupferstich und Kaltnadelradierung 
mit Almut Rüllmann M.A.und Renate-Charlotte Hoffmann M.A.
Druckvorführung: Katharina Eckert und Ruth Ullenboom

Samstag 9. April, 11.00 – 20.00 Uhr
und Sonntag 10. April, 11.00 – 17.00 Uhr
»Großes Dürer-Wochenende«

Sonntag
10 und 17. April, jeweils 11.30 Uhr
Öffentliche Führungen
mit Nina Wittmann M. A. und Almut Rüllmann M.A.

Mittwoch
13. und 20. April, jeweils 18.30 Uhr
Öffentliche Führungen
mit Hannes Pflügner M.A. und Dr. Davide Dossi, wissenschaftlicher Volontär, Kunst, in deutsch-italienischer Sprache

Freitag
15. April, 11.00 Uhr
»Dürer-Rezeption in Italien«
Themenführung mit Dr. Davide Dossi, wissenschaftlicher Volontär, Kunst, in deutsch-italienischer Sprache

 

Verborgene Schönheit
Kunstformen der Natur

Bis 16. Mai 2016
Karl Freund-Galerie im HLMD

In den kunstvollen Lithographien, die der Jenaer Künstler Adolf Giltsch nach Ernst Haeckels Zeichnungen schuf, sind Radiolarien – mikroskopisch kleine Einzeller –, Quallen und andere Lebewesen symmetrisch und in strengen, linearen Formen auf Papier gebannt. Die „Kunstformen der Natur“ sollten Vorbilder für die Künstler der Zeit sein, sie sind aber auch beeinflusst von der Kunst vergangener Jahrhunderte. Lange zuvor hatten Künstler die Natur als Inspirationsquelle gewählt. Haeckel dagegen wollte die Natur selbst als die größte Künstlerin zeigen. In den minutiös abgezeichneten stereometrischen Formen bildete sich für ihn Schönheit und Gesetzmäßigkeit aller Natur ab. Kunst und Natur verflechten sich. Der bedeutende Zoologe kannte Darwins Evolutionslehre und Goethes Gestaltlehre genauso wie die Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Einfluss seiner Lithographien reichte weit über die Biologie hinaus.

Die Ausstellung präsentiert zoologische und geologische Präparate – die realen Vorbilder der Lithographien – und stilbildende naturwissenschaftliche Illustrationen der Zeit ebenso wie ornamentale Graphik vom 15. Jahrhundert bis zum Jugendstil. Auch der Einfluss der „Kunstformen“ auf die spätere Kunst wird beleuchtet: Seit der Jahrhundertwende orientieren sich Künstler, Architekten und Designer weltweit an den „Kunstformen der Natur“. Objekte aus der reichen Jugendstilsammlung des Hauses, aber auch Klassiker des modernen Designs illustrieren deren Einfluss bis heute.

Ausstellungsplakat. Gestaltung: Boros

Veranstaltungen zu dieser Sonderausstellung im April

Veranstaltungsort: Hessisches Landesmuseum Darmstadt
kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt), max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich

Donnerstag
14. April, 11.00 Uhr
Öffentliche Führung
mit Dr. Karen Ziaja

Sonntag
17. April, 14.00 Uhr
Öffentliche Führung
mit Dr. Jutta Reinisch, wissenschaftliche Volontätin, Kunst

 

DIALOGE 04: Transit: Ströme. Larissa Fassler & Mirko Martin

Vom 15. April bis 4. September 2016
Galerie der Schader-Stiftung, Goethestr. 1, 64285 Darmstadt

Die Schader-Stiftung und das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigen seit Februar 2007 gemeinsam konzipierte Ausstellungen. In der neuen Ausstellungsreihe „DIALOGE“ präsentieren die Schader-Stiftung und das HLMD zeitgenössische, jüngere Künstler unter in Kunst und Gesellschaft virulenten thematischen Schwerpunkten.

Transit ist kein vereinzeltes Phänomen oder ein abgegrenzter Vorgang, sondern findet permanent statt sowohl als Lebens- und Wachstumsprozess, der eine ständige Veränderung und Metamorphose einschließt, als auch im gesellschaftlichen Prozess, in dem soziale, ökonomische und individuelle Aktionen stets Veränderungen und Verwandlungen sowie Folgeprozesse hervorbringen.

In einem globalisierten Umfeld manifestieren sich diese Vorgänge in Strömen: Menschenströme, Warenströme, Datenströme, Geldströme, Recyclingströme oder auch Bilder-, Ideen- und Kulturströme in einem gleichsam unendlich sich perpetuierenden Umlauf. Dieser ist jeweils regional sowie global und massenhaft wahrnehmbar sowie letztlich auch verortbar, besonders in städtischen Räumen.

Die kanadische Künstlerin Larissa Fassler (geb. 1975, lebt in Berlin) und Mirko Martin (geb. 1976, lebt in Berlin) beschäftigen sich in unterschiedlichen künstlerischen Gattungen wie Zeichnung, Plastik und Film mit dem Thema Transit in städtischen Ballungsgebieten. Larissa Fassler beobachtet über Wochen städtische Plätze und zeichnet die Bewegungsströme von Menschen, Waren und Bildern auf. Soziale, ökonomische und politische Strömungen werden sichtbar. Die architektonischen Hüllen dieser Ströme visualisiert sie in raumgreifenden Plastiken. Der Videokünstler Mirko Martin filmt Menschenströme in Metropolen wie Los Angeles oder hektische Arbeitsabläufe im Warentransportverkehr. Die unmittelbare visuelle und akustische Konfrontation mit dem, was wir häufig selbst alltäglich erleben, macht diese Ströme umso einprägsamer bewusst.

Kennzeichen beider künstlerischen Wahrnehmungen sind empirische Herangehensweise, genaue Beobachtung, formale Präzision und eine ästhetische Formensprache, welche das Thema „Transit: Ströme“ vor allem im Kontext prozesshafter und komplexer Abläufe eindrücklich erfahrbar werden lässt.


Plakat zur Ausstellung, Gestaltung: Büro Schramm

Veranstaltungen zu dieser Sonderausstellung im April

Veranstaltungsort: Galerie der Schader-Stiftung
kostenfrei

Sonntag
24. April, 15.00 Uhr
Öffentliche Führung
mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos Kunst 19. – 21. Jahrhundert

Gewinner des iF DESIGN AWARDs München: Das Büro Schramm aus Offenbach, hier mit Alexander Gemeinhardt, Schader-Stiftung, und Dr. Klaus-D. Pohl, HLMD

Highlights Sonderveranstaltungen und Öffentliche Führungen im April

Dienstag
19. April, 18.00 Uhr
Enspel/Westerwald – Heimat der Stöffel-Maus
Fossile Zeugnisse vor 25 Mio. Jahren
Vortrag von Dr. Michael Wuttke
Veranstalter: Naturwissenschaftlicher Verein, Darmstadt

Mittwoch
27. April, 18.00 Uhr
Die neue Mineraliensammlung im HLMD
mit Dr. Gabriele Gruber, Leitung Naturgeschichte

Mittwoch
27. April, 18.30 Uhr
Der »Block Beuys« – Geschichte und Werke im Überblick
mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos Kunst 19.–21. Jahrhundert

Rundgang mit »Museumsdirektor Dinkeltaler«
Die Handpuppe lädt die jüngsten Besucher (4 – 6 Jahre) ein, mit ihm das Museum zu entdecken. In kleinen Gesprächen und Aktionen widmen sie sich den kostbaren und spannenden Dingen des Hauses:

Samstag
30. April 15.00 Uhr
»Leben im alten Rom«
mit Kerstin Hebell


BU: Das Gesicht der neuen Handpuppe »Museumsdirektor Dinkeltaler« ist schon fertig! Foto: Florian Barz

Alle Termine für unsere Sonderveranstaltungen und Öffentlichen Führungen finden Sie auch imKalender auf unserer Homepage.

Öffentliche Führungen und Sonderveranstaltungen sind kostenfrei, erwachsene Besucher zahlen nur den regulären Museumseintritt von 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse erhältlich, keine Vorreservierung möglich.

Großes Dürer-Wochenende am 9. und 10. April

Programm herunterladen

Samstag und Sonntag
9. und 10. April 2016

Samstag, 9. April
Wir haben bis 20 Uhr für Sie geöffnet!

11.30 Uhr
Der Blick durch die Graphik
Themenführung mit der Papierrestauratorin Friederike Zimmern-Wessel

14.00 Uhr
Museumsguides: Jugendlicher Blick auf Dürer
Interkulturelle Gespräche »aus dem Paradies in die Apokalypse«
Leitung: Margit Sachse, abgeordnete Pädagogin, und Dr. Mechthild Haas, Leiterin Graphische Sammlung

14.00 bis 16.00 Uhr
Druckvorführung in der Haupthalle
mit Katharina Eckert, Ruth Ullenboom, Dieter Krüger

15.30 Uhr
Künstler sehen Dürer
Horst Haack: 500 Jahre nach Dürers Apokalypse

18.00 Uhr
Die Apokalypse in der Literatur
Lesung mit den Regisseuren und Theaterpädagogen Ingrid Barbara Pickel und Raphael Kassner
Sonntag 10. April

11.30 Uhr
Filmvorführung im Vortragssaal
LIDO »Ich – Albrecht Dürer«
Dokumentarfilm von Stefanie Appel (2011, 45 Min.) ©Bayerisches Fernsehen 2011

11.30 Uhr
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung »Albrecht Dürer« & Gespräche
mit dem Team der Graphischen Sammlung

12:30 Uhr
Gesprächskonzert mit Erläuterungen zur Geschichte und Musik des frühen 16. Jahrhunderts bis zum Barock
Daja Leevke Hinrichs, Traversflöten und Stefan Hladek, Chitarrone und Barockgitarre

14.00 Uhr
Der Blick durch die Graphik
Themenführung mit der Papierrestauratorin  Monika Lidle-Fürst

15.30 Uhr
Künstler sehen Dürer
Annegret Soltau im Dialog mit Dürers Idealakt

Vorschau Ausstellungen

CHIC!
Mode im 17. Jahrhundert

Vom 15. Juli bis 16. Oktober 2016

Was „chic“ war im 17. Jahrhundert, wie modisch oder auch nicht sich vor allem die bürgerliche Oberschicht kleidete, erfährt man fast ausschließlich aus bildlichen Darstellungen. Originalkostüme haben sich nur vereinzelt erhalten. Eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen weltweit befindet sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Die insgesamt 18 Kostümoberteile, einst getragen von wohlhabenden Damen und Herren der Kölner Gesellschaft und entstanden zwischen 1610 und 1660, gehören zu den absoluten kostümgeschichtlichen Raritäten. Nach über 70 Jahren und einer umfassenden Restaurierung durch die Abegg-Stiftung in Riggisberg (Schweiz) werden die überaus seltenen, zum Teil singulären Exemplare erstmals wieder in einer umfangreichen Sonderausstellung zu sehen sein.

Im Mittelpunkt der hochkarätigen Schau stehen die Wämser, Mieder und Oberröcke des HLMD, die einen einzigartigen Überblick über die Entwicklung der Mode im 17. Jahrhundert eröffnen. Sie begeistern durch ihre Materialien – Seide und Samt, Spitzen und Bänder – ebenso wie durch ihre Verarbeitung. Zu ihnen gesellen sich  Accessoires wie Kragenstützen, Mühlsteinkragen, bestickte Behältnisse, Schmuck und ein ebenso rarer Bestand an Schuhen. Kombiniert werden die Objekte mit Gemälden und Graphiken. Porträtisten und Genremaler wie Thomas de Kayser, Gerard ter Borch, Anthonie Palamedesz, John Michael Wright, Pieter Codde, Gottfried von Wedig, Jacques Callot und viele andere zeigen in ihren Bildern, wie die im Original erhaltenen Kleidungsstücke getragen wurden. Zahlreiche bedeutende Museen konnten als Leihgeber gewonnen werden. So ergänzen unter anderen die Scottish National Portrait Gallery (Edinburgh), das Wallraf-Richartz-Museum Köln, das Kölnische Stadtmuseum, das Städel Museum Frankfurt, die Gemäldegalerie Alte Meister Kassel und das Bayerische Nationalmuseum München den eigenen Gemäldebestand des HLMD.

Zur Ankündigung der spektakulären Schau haben wir gemeinsam mit der Firma bboxxFILME aus Berlin einen 30-sekündigen Trailer zur Ausstellung produziert, den Sie bereits jetzt hier ansehen können! 


Plakat zur Ausstellung, Gestaltung: Boros

Ostern mit Albrecht Dürer im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Albrecht Dürer Die heilige Familie mit den drei Hasen (Detail) Holzschnitt, um 1497 Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Albrecht Dürer Die heilige Familie mit den drei Hasen (Detail) Holzschnitt, um 1497 Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Im Rahmen der Ausstellung »Albrecht Dürer – Meisterwerke der Druckgraphik aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt« lädt am Mittwoch, dem 23. März 2016, 18.30 Uhr, zu der Osterführung  »Die Passion Christi« mit der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Mechthild Haas, ein.

»Passion« meint jene physischen und seelischen Leiden, die Jesus Christus in den letzten Tagen seines irdischen Lebens durchgemacht hat. Dieses Thema war im Deutschland des 15. und 16. Jahrhunderts besonders populär. Albrecht Dürer hat zeitlebens drei »Passionszyklen« herausgegeben, die »Große Holzschnitt-Passion«, die »Kleine Holzschnittpassion« und die »Kupferstich-Passion«. In ihnen erzählt Dürer ausführlich die Geschichte vom Märtyrer- und Erlösertod Christi und zeigt Jesus vor allem als Mensch.

Die Führung ist kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt von 10/ ermäßigt 6 Euro, 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich

Ab Ostersonntag – pünktlich zum Fest – startet in der Albrecht Dürer-Ausstellung ein Suchspiel. Gesucht werden jedoch keine Ostereier, sondern Dürers Hasen und andere Tiere. Wer die zehn Tiere auf Dürers Bildern entdeckt, findet das Lösungswort und nimmt an einer Verlosung teil. Das Suchspiel in Form eines Papierbogens liegt an der Kasse aus und ist für Kinder von 6-10 Jahren gedacht, aber auch ganz Kleine und Große dürften ihren Spaß daran haben.

„Verborgene Schönheit – Kunstformen der Natur“ 18. Feb. – 16. Mai 2016 im Landesmuseum Darmstadt

Dr. Jutta Reinisch, wissenschaftliche Voluntärin, erläutert die erotische Haar-Symbolik  von Quallen-Tentakeln im Jugendstil. Foto © massow-picture
Dr. Jutta Reinisch, wissenschaftliche Volontärin, erläutert die erotische Haar-Symbolik von Quallen-Tentakeln im Jugendstil. Foto © massow-picture

Ernst Haeckel wollte in seinen allgemeinverständlichen Schriften der bereiteren Öffentlichkeit die Schönheit der Meereslebewesen näher brinen, die er jahrzehntelang auf seinen Reisen und am Mikroskop erforschte. Er prägte auch den Begriff der Ökologie und verbreitete im deutschsprachigen Raum die Evolutionslehre Darwins. Sein Vermächtnis innheralb der Biologie ist gewaltig. Er entdeckte über 3.500 neue Arten, darunter zwei Quallen-Arten, die er nach seiner jung verstorbenen Ehefrau Anna (geb. Sethe) benannte: „Desmonema annasethe“ und „Mitrocoma annae“, was so viel wie Annas Haarband bedeutete. Denn er verglich die wehenden Quallenarme mit dem Haar seiner geliebten Verstorbenen. Diese Symbolik von Quallenzotteln (Tentakeln) als weibliches wehendes Haar fanden später Eingang in Kunst und Jugendstil,  die Frauen der Natur und dem fließenden Elementen zuordneten. Auf zahlreichen Darstellungen und Mustern wehen ihre langen Haare  wie Quallenarme oder locken sich wie Tentakel.

© Landesmuseum Darmstadt
© Landesmuseum Darmstadt

Nun hat das Hessische Landesmuseum Darmstadt über diese und viele andere „Kunstformen der Natur“ eine sensationelle Ausstellung zusammengestellt. Aus eigenen Beständen zeigt es in seiner Karl Freund-Galerie der Graphischen Sammlung die komplette Folge der „Kunstformen der Natur“, die der Biologe Ernst Haeckel (1834 – 1919) um 1900 schuf. Die Ausstellung stellt die hundert Tafeln in den kunst-, kultur- und naturgeschichtlichen Kontext und fragt, woraus sich die Ästhetik der „Kunstformen“ speist. Ornamentstiche seit dem 15. Jahrhundert, Druckgraphik und Kunstobjekte des Jugendstils sowie modernes Design und naturwissenschaftliche Objekte treten in einen Dialog.

Mit Martin Schongauer, Meister E. S., Emile Gallé, Joseph Maria Olbrich, Hans Christiansen und vielen weiteren sind herausragende Künstler der Darmstädter Sammlung vertreten. Kunst- und Naturobjekte verbinden sich seit der Wiedereröffnung des Hauses zum ersten Mal in einer übergreifenden Ausstellung.

Er holte verborgene Schätze aus den Meerestiefen ans Licht: Der Zoologe Ernst Haeckel veröffentlichte 1899 bis 1904 seine „Kunstformen der Natur“. Dieses Mappenwerk mit erklärenden Texten und hundert farbigen Lithographien winziger Meereslebewesen und anderer Tiere sollte Künstlern und Publikum das näher bringen, was sonst dem Auge unsichtbar bleibt.
In den kunstvollen Lithographien sind Radiolarien (mikroskopisch kleine Einzeller), Quallen und andere Lebewesen symmetrisch und in strengen, linearen Formen auf Papier gebannt.

Foto © massow-picture
Foto © massow-picture

Ernst Haeckel wollte mit seinen „Kunstformen der Natur“ einen Wegweiser und neue Vorbilder für die Künstler seiner Zeit schaffen, aber sein Werk ist auch beeinflusst von der Kunst vergangener Jahrhunderte. Schon lange zuvor hatten Künstler die Natur als Inspirationsquelle gewählt und natürliche Formen in Kunst verwandelt. Haeckel wollte die Natur selbst als die größte Künstlerin zeigen; in seinen minutiös abgezeichneten stereometrischen Formen bildete sich für ihn Schönheit und Gesetzmäßigkeit aller Natur ab.

Geschichte von der Gefangenen Prinzession, 1842. Aus einer Wurzel (Rübe) erwächst die ganze Geschichte. Foto © massow-picture
Geschichte von der gefangenen Prinzessin, 1842. Aus einer Wurzel (Rübe) erwächst die ganze Geschichte. Foto © massow-picture

Die Ausstellung verortet die „Kunstformen der Natur“ im zeitgenössischen Kontext von Naturwissenschaft und Kunst. Sie präsentiert ausgewählte zoologische und geologische Präparate sowie stilbildende naturwissenschaftliche Illustrationen der Zeit ebenso wie ornamentale Graphik vom 15. Jahrhundert bis zum Jugendstil, die Naturformen in Kunst verwandelte. Die Ausstellung bietet aber nicht nur einen Rückblick auf den langen Weg der Kunst und Wissenschaft bis zu Haeckels Blättern, sondern beleuchtet in einem Ausblick auch den Einfluss von Haeckels „Kunstformen“ auf die spätere Kunst: Seit der Jahrhundertwende orientieren sich Künstler, Architekten und Designer weltweit an den „Kunstformen der Natur“. Objekte aus der reichen Jugendstil-Sammlung des Hauses, aber auch Klassiker des modernen Designs illustrieren den starken Einfluss der „Kunstformen“ bis heute.

Die Ausstellung erstreckt sich über vier Säle. Der Rundgang kann von beiden Seiten her erfolgen.

Foto © massow-picture
Foto © massow-picture

Raum 1: Haeckels „Kunstformen der Natur“
Die hundert „Kunstformen der Natur“ wurden zwischen 1899 und 1904 in zehn Lieferungen zu je zehn Blatt publiziert. Die Hängung folgt dieser Publikationsform und ermöglicht zugleich einen Überblick über das gesamte Mappenwerk. Die Besucher und Besucherinnen können hier verweilen und die Gesamtschau auf sich wirken lassen.

Raum 2: Die Tradition der Ornamentstiche und die „Kunstformen der Natur“

Vierblätter aus "Anweisung zur Zeichnung neuen Laubwerks" von Johann Baur, Augsburg 1681 - 1760. Foto © massow-picture
Vierblätter aus „Anweisung zur Zeichnung neuen Laubwerks“ von Johann Baur, Augsburg 1681 – 1760. Foto © massow-picture

Schon seit Anbeginn setzten sich Menschen mit Naturformen auseinander, zeichneten sie ab oder stilisierten sie und nutzten sie zu Dekorationszwecken. Auch Ernst Haeckel wollte mit seinen „Kunstformen der Natur“ dem Kunstgewerbe seiner Zeit Vorlagen bieten, an die Künstler ohne die Hilfe der Wissenschaft nicht herangekommen wären. Er steht in dieser didaktischen Absicht in der viel älteren Tradition der Ornamentstiche und Musterbücher. Der zweite Raum der Ausstellung ist deshalb Ornamentstichen und ornamentaler Druckgraphik vom 15. bis zum 19. Jahrhundert gewidmet, beginnend mit Israhel van Meckenem und Martin Schongauer über Augsburger Ornamentstecher des Rokoko bis zur Druckgraphik vom Biedermeier bis zum Jugendstil. Frühe Figurenalphabete kombinierten natürliche Formen zu Grotesken und verbanden sie zu neuen Abstrakta, zu Schrift. Über die Jahrhunderte hinweg blieben einige stilisierte Naturformen besonders populär, darunter bestimmte Rankenformen, Grotesken und Arabesken.

Muschel-Ei mit zwei Flakons um 1830, Perlmutt. Foto © massow-picture
Muschel-Ei mit zwei Flakons um 1830, Perlmutt. Foto © massow-picture

Die Ornamentstiche, meist Vorlagen für Möbel und Gebrauchsgegenstände, werden mit ausgewählten kunstgewerblichen Objekten konfrontiert, die einen Blick auf die Umsetzung solcher Vorlagen und den Vergerlauben. Schon in  Rennaissance und Barock wurden Nautilus- und Schneckengehäuse zu Gefäßen verarbeitet. Die äußere Schicht wurde mit Säuren abgebeizt oder abgeschliffen, damit das glänzende Perlmutt (siehe Abbildung Muschel-Ei) zutage trat. Im Anschluss wurden die Gefäße golden montiert.

Kleine Judendstil- Tischlampe, Kreiselschnecke, Messing, versilbert, Wien um 1900 Foto © massow-picture
Kleine Judendstil- Tischlampe, Kreiselschnecke, Messing, versilbert, Wien um 1900 Foto © massow-picture

Oft zeigen diese Einfassungen den Meeresgott Neptun und Wassertiere und verbinden die Muschelhülle auch motivisch mit dem Meer. Im Jugendstil wurden Schneckenschalen ebenfalls als Dekor genutzt, hier ist die Verbindung aber eher organisch: Das Kleid der zarten Nymphe und die Silbermontierung erinnern an Algen, lange Haarflechten oder Winden, wie bei der kleinen Wiener Tischlampe (siehe Abbildung) aus einer Kreiselschnecke, in Messing gefasst versilbert, um 1900.

3. Raum: Natur in der Kunst des Jugendstils und im Design 

Jugendstil-Schmuckentwürfe. Foto © massow-picture
Jugendstil-Schmuckentwürfe. Foto © massow-picture

Ausgewählte Druckgraphik und Kunstobjekte – Keramik, Glas, Schmuck, darunter Objekte Emile Gallés und der Darmstädter Jugendstilkünstler Joseph Maria Olbrich und Hans Christiansen  lassen die motivischen und stilistischen Bezüge zu Haeckels „Kunstformen“ anschaulich werden: Die „Kunstformen“ strahlten auch auf die Mathildenhöhe aus. Schmuckentwürfe Joseph Maria Olbrichs können die Tendenz des Jugendstils zur Symmetrisierung und Stilisierung natürlicher Formen verdeutlichen, Entwürfe Hans Christiansens belegen die Aufnahme maritimer Wesen in die Dekoration. Zu den jüngsten Exponaten gehört zeitgenössisches Design, das sich explizit auf Haeckel beruft; die Leuchten des preisgekrönten Designstudios Bernotat & Co. nehmen Radiolarienformen auf. Die Designer werden im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung am 8.5. einen Vortrag zum Thema „Design und Natur“ halten.

4. Raum: Die naturwissenschaftliche Basis

Modell von Chrysaora Mediterranea, 2015, Susann Steinmetzger, zeigt sehr anschaulich die haarhafte Symbolik der Tentakeln, wie sie insbesondere in die Frauendarstellungen im Jugendstil einflossen. Foto © massow-picture
Quallen-Skulptur 2015 von Susann Steinmetzger aus Kunstharz meisterhaft nachgebildet, teilweise gefasst,. Es handelt sich um ein Modell der Desmonema Annasethe. Verbreitungsgebiet: nördlicher Atlantik und Pazifik. Ernst Haeckel benannte die von ihm entdeckte Quallenart nach seiner an ihrem 30. Geburtstag verstorbenen Ehefrau. In „Kunstformen der Natur“ schrieb er: „Der Speziesname dieser prachtvollen Discomeduse – verewigt die Erinnerung an Anna Sethe, die hochbegabte feinsinnige Frau, welcher der Verfasser dieses Tafelwerkes die glücklichsten Jahre seines Lebens verdankt.“ Foto © massow-picture

Der letzte Raum dieser Folge, den der Besucher als ersten betritt, ist naturwissenschaftlichen Präsentationsformen gewidmet. Echte Präparate werden stark stilisierenden zoologischen Lehrtafeln gegenübergestellt, so dass der Einfluss zeitgenössischer naturwissenschaftlicher Illustration auf die Ästhetik der „Kunstformen“ deutlich wird. Eigens angefertigte Quallennachbildungen treten in einen Dialog mit dem Natur- und Frauenbild des Jugendstils.
Der Blick auf Haeckels letzte Publikation, „Kristallseelen“, die sein Lebenswerk abrunden sollte, und auf seinen Bezug zur Geologie bildet den Abschluss. Kristalle im Urzustand werden dem künstlerischen Endprodukt, den Schmuckstücken, gegenübergestellt.

Verantwortlich:

(v.l) Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung Die wissenschaftlichen Volontäre: Dr. Davide Dossi, Kunst, Dr. Jutta Reinisch, Kunst Dr. Karen Ziaja, GeologieFoto © massow-picture
(v.l) Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung Die wissenschaftlichen Volontäre: Dr. Davide Dossi, Kunst, Dr. Jutta Reinisch, Kunst Dr. Karen Ziaja, Geologie, Foto © massow-picture

Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung
Die wissenschaftlichen Volontäre:
Dr. Davide Dossi, Kunst
Dr. Katrin Friedemann, Zoologie
Dr. Jutta Reinisch, Kunst
Dr. Karen Ziaja, Geologie

Veranstaltungsort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt

 

Laufzeit:
18. Februar – 16. Mai 2016
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr
Montag geschlossen

Ticket
Erwachsene 6, ermäßigt 4 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Katalog
Im Eigenverlag erscheint ein Katalog zu 10 Euro.

 

Themenführung: »Die Versuchung der Hl. Magdalena – Echter oder falscher J. Jordaens? im Landesmuseum Darmstadt

Tafelgemälde:  „Die Versuchung der Hl. Maria Magdalena“
Tafelgemälde: „Die Versuchung der Hl. Maria Magdalena“, Kopie nach Jacob Jordaens, Öl auf Holz; 1. Hälfte des 18. Jh.;
© Hessisches Landesmuseum Darmstadt

»Die Versuchung der Hl. Magdalena – Echter oder falscher J. Jordaens? Neue Erkenntnisse der Restaurierung«
mit Dipl. Rest. Olivia Levental

Am Mittwoch, 17. Februar 2016, lädt das Hessische Landesmuseum Darmstadt um 16 Uhr ein zu der spannenden Themenführung »Die Versuchung der Hl. Magdalena – Echter oder falscher J. Jordaens? Neue Erkenntnisse der Restaurierung « mit Dipl. Rest. Olivia Levental ein.

Aufgrund seines schlechten Zustandes wurde das schon lange nicht mehr ausstellungfähige Tafelgemälde vor der Wiedereröffnung des Museums aufwändig restauriert. Während der Restaurierung und nach genauer Betrachtung der Darstellung kamen Fragen zur Autorenschaft auf und wurden hinterfragt. Ergänzende naturwissenschaftliche Untersuchungen wurden herangezogen, um Gewissheit zu erlangen. Die Ergebnisse stellt Olivia Levental, Leiterin der Abteilung Restaurierung Kunst und Kulturgeschichte, vor.

Ort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt

„Homo – Expanding Worlds“ weltweit einzigartige „Show“ urmenschlicher Funde aus fünf Weltregionen im Hessischen Landesmuseum bis 22.Nov. 2015

Homo - Expanding World, hier einer der wichtigsten Pavillions "Man trifft sich", in dem dargestellt und erläutert wird, wie sich der europäische Neandertaler mit dem afrikanischen Homo sapiens vor rund 50 000 Jahren in der Region des heutigen Israels vermischte und zu unserem Vorfahr wurde. © massow-picture
Homo – Expanding Worlds, hier einer der wichtigsten Pavillons „Man trifft sich“, in dem dargestellt und erläutert wird, wie sich der europäische Neandertaler mit dem afrikanischen Homo sapiens vor rund 50 000 Jahren in der Region des heutigen Israels vermischte und zu unserem Vorfahr wurde. © massow-picture

Seit Freitag, dem 9. Oktober 2015 präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt mit der neuen Ausstellung Homo – Expanding Worlds für nur sechs Wochen die „Kronjuwelen der Menschheitsgeschichte“. Das sind weltberühmte Fossilien aus: Südostafrika (Malawi), Südostasien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwesteuropa (Deutschland, Gibraltar). „Das sind nicht irgendwelche Originale, sondern Skelett-Funde die zu den prominentesten Fossilien der Menschheitsgeschichte weltweit zählen“ schwärmt Museumsdirektor Dr. Theo Jülich, dem solche Superlative eher zuwider sind. Denn „diese Rembrandts der Paläontologie“ ruhten normaler in den großen Tresoren und Safes der Museen der Welt und werden gar nicht ausgestellt, allenfalls ausgewiesenen Forschern vor Ort zur Untersuchung zur Verfügung gestellt.

vl. Dr. Theo Lülich, Direktor des Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Dr. Oliver Sandrock, Kustos für Wirbeltiere Paläontologie Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Paläoanthropologe, Projekt Rockeeh, auf der Pressekonferenz. © massow-picture
vl. Dr. Theo Lülich, Direktor des Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Dr. Oliver Sandrock, Kustos für Wirbeltiere Paläontologie Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Paläoanthropologe, Projekt Rockeeh, auf der Pressekonferenz. © massow-picture

Dass das Hessische Landesmuseum Darmstadt überhaupt diese einzigartigen Original-Fossilien – Funde „von der Wiege der Menschheit Afrika“ bis zum Original-Neandertalerfund nahe Mettmann – in einer solch einzigartigen Reihe von 10 Ur- und Frühmenschen-Typen zeigen kann, verdankt es vor allem Professor Dr. Friedemann Schrenk, international anerkannter Paläoanthropologe, unter anderem Entdecker des 2,4 Millionen Jahre alten „Homo Rudolfensis“, und Dr. Oliver Sandrock, international anerkannter Wissenschaftler und Kurator für fossile Wirbeltiere in der Erd- und Lebensgeschichte des Hessischen Landesmuseums.

Dr. Oliver Sandrock: Funde belegen, dass Frühmenschen bereits sozial gehandelt, etwa ihre alten mitversorgt haben. Das haben wir bewusst auch in den Bildern, hier mit einem älteren Neandertaler, zum  Ausdruck bringen wollen. © massow-picture
Dr. Oliver Sandrock: Funde belegen, dass Frühmenschen bereits sozial gehandelt, etwa ihre alten mitversorgt haben. Das haben wir bewusst auch in den Bildern, hier mit einem älteren Neandertaler, zum Ausdruck bringen wollen. © massow-picture

„Noch nie hat jemand alle diese Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen zusammen gesehen, und niemand wird sie jemals wieder zusammen sehen“, unterstreicht Professor Schrenk die Bedeutung dieser einmaligen Gesamtschau. Sie zeigt die evolutionäre Entwicklung des Menschen nicht als eine Art linearen Stammbaum, sondern als Entwicklungsbusch und als ein Geflecht über Jahrmillionen hinweg dauernder frühmenschlicher Wanderungsbewegungen, Aufeinandertreffen und Vermischungen, wodurch wir zu dem Menschen wurden, der wir heute sind. Den vor- und frühmenschlichen Wanderungs-Wegen können Besucher auf anschaulichen Tafeln nachspüren und in sechs Ausstellungs-Pavillons die dazugehörigen Originalfunde mit vertiefenden (Video)Informationen erleben.

Station 1: Wiege der Menschheit (Afrika)

Unterkiefer des Homo rudolfensis, 2,3 bis  2,5 Mio. Jahre als aus Südostafrika, Malawi.© massow-picture
Unterkiefer des Homo rudolfensis, 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre als aus Südostafrika, Malawi.© massow-picture

Die Ausstellung beginnt in Südostafrika, wo sich die Gattung Homo und ihre ausgestorbenen Vorfahren schon bis vor 2 Millionen Jahren entwickelten. Gezeigt wird hier der 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre alte frühmenschliche Unterkiefer des Homo rudolfensis, der 1991 in zwei Teilen – sowie nachträglich noch ein fehlender Backenzahn – gefunden wurde und normalerweise im Department of Antiquities, Lilongwe, Malawi aufbewahrt wird.

Station 2: Out of Afrika (Kaukasus)

Dieser Fund aus Dmanisi (Georgien, Kaukasus) zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas. © massow-picture
Dieser Fund aus Dmanisi (Georgien, Kaukasus) zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas.
© massow-picture

In dieser Station lassen sich ein 1,77 Mio. Jahre alter Schädel und Unterkiefer eines Jugendlichen aus Dmanisi, Georgien, bestaunen. Dieser Fund aus Dmanisi zählt zu den ältesten Funden menschlicher Existenz außerhalb Afrikas. Der Schädel ist einer der kleinsten, die außerhalb Afrikas gefunden wurden, und widerlegt so ganz nebenbei, dass die Größe des menschlichen Hirns entscheidend für die Menschwerdung gewesen sei. Sein Hirn war mit einem Gehirnvolumen von 600 ccm extrem klein – nur Homo floresiensis, der Hobbit aus Flores, ist kleiner. Erst im Jahr 2002 wurde Homo georgicus als neue Art beschrieben und zwischen  Homo habilis/rudolfensis und Homo erectus eingeordnet. Vielleicht verließ bereits Homo habilis/rudolfensis Afrika, entwickelte sich in Westasien zu Homo erectus und wanderte vor weniger als 2 Mio. Jahren als ebendieser wieder in Ostafrika ein.

Station 3: Bis ans Ende der Welt (Südostasien)

1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4),© massow-picture
1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4), © massow-picture

Bis 1947 ging man davon aus, dass die Wiege der Menschheit in Asien läge. Zu bestätigen schienen das die Fossil-Funde bei Trini am Solo-Fluss auf Java durch den holländischen Militär-Arzt Eugène Dubios sowie die 1920 als sogenannte Peking-Menschen benannten Fossil-Funde.  Erhärtet wurde zudem die Hypothese  von der Entstehung der Menschheit in Asien mit weiteren Schädel- und Fossil-Funden, bezeichnet als Sangiran 2 bis 4  in den Jahren 1936 bis 1941 des  Geologen Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald. Das Kuriose war, dass ein bereits 1925 in Südafrika entdecktes Urmensch-Fossil, das viel ältere über 2 Mio. Jahre alte „Kind von Taung“ erst 1947 von den führenden Palöoanthropologen der neuen Gattung Australopithecus africanus zugeordnet wurde. Erst seitdem setzte sich die Out-of-Africa-Theorie, nämlich die Überzeugung durch, dass die Wiege der Menschheit in Afrika liege, und die Menschen von dort aus auswanderten in alle Erdteile.

Seit man glaubt, dass sich die Java-Menschen (Sangiran-Funde) deutlich von den jüngeren, als Peking-Menschen bezeichneten Fossilien unterscheiden, wird angenommen, dass beide Homo-erectus-Populationen wahrscheinlich unabhängig voneinander – in verschiedenen Wellen – aus Afrika in Asien eingewandert seien. Gezeigt wird in Station 3 der 1,5 bis 1 Mio. Jahre alte Schädel (Sangiran 2 Sangiran 4). Der Schädel musste wieder zusammengesetzt werden. Arbeiter, die pro Fundstück Prämien erhielten, hatten ihn 1937 zerschlagen, um mehr Fragmente abliefern und höhere Prämien kassieren zu können. Einige Nachfahren dieser Java-Menschen könnten schließlich nach Afrika zurückgekehrt sein und von dort aus in Richtung Europa gezogen sein.

Station 4: Man trifft sich in der Levante

Man traf sich, man liebte sich, man vermischte sich in Levante. Neandertaler aus Amud vermischten sich über Zehntausende von Jahren mit dem afrikanischen Homo sapiens im Gebiet des heutigen Israels.© massow-picture
Man traf sich, man liebte sich, man vermischte sich in Levante. Neandertaler aus Amud vermischten sich über Zehntausende von Jahren mit dem afrikanischen Homo sapiens im Gebiet des heutigen Israels.© massow-picture

Der anatomisch moderne Mensch taucht in Afrika „erst“ vor zirka 200 000 Jahren auf, von wo aus er vor rund 70 000 Jahren in die ganze Welt aufgebrochen zu sein scheint. Noch bis vor wenigen Jahren galt die Lehrmeinung, dass der Neandertaler ausgestorben und nicht unser Vorfahr sei. Doch ab den späten 1980er Jahre werden die Gene moderner Menschen untersucht, später auch die von Neandertalern und Schimpansen, und es zeigte sich, dass der heutige mitteleuropäische Mensch immerhin 4 Prozent Neandertaler-Gene besitzt. Und: Neandertaler verfügten bereits über unser Sprachgen FoxP2. Die Station „Man trifft sich“ zeigt anhand eines 70 000 bis 53 000 Jahre alten Neanderthaler-Schädels aus Israel (Amudhöhle am Wadi) dass diese robusten Kerle über Jahrtausende  hinweg in unmittelbarer Nachbarschaft zum modernen Homo sapiens lebten und sich mit ihnen vermischten. Zur Veranschaulichung wird ein zweiter, mit 92 000 Jahren noch älterer Homo-sapiens-Schädel aus einer in einer Kalksteinhöhle am Jebel Qufzeh bei Nazareth gezeigt. In Qufzeh wurden bis 1980 insgesamt 21 Homininen entdeckt.

Station 5: Letzte Zuflucht

Der Schädelfund eines Neandertalers  in Forbes' Quarry auf Gibralter. An der Südspitze Spaniens hatten die Neandertaler wohl am längsten überleben können. © massow-picture
Der Schädelfund eines Neandertalers in Forbes‘ Quarry auf Gibralter. An der Südspitze Spaniens hatten die Neandertaler wohl am längsten überleben können, bevor sie ganz ausstarben. © massow-picture

Diese Station wurde so bezeichnet, weil vermutlich Spanien die letzte „Zuflucht“ für den einst vorm Aussterben bedrohten Neandertaler war. Gezeigt wird ein wirkliches Kronjuwel der Archäologie, nämlich der zweite Schädelfund eines Neandertalers überhaupt aus dem Jahr 1848 aus Forbes‘ Quarry bei Gibraltar, der bereits Charles Darwin begeisterte. Es ist das erste Mal, dass der Leihgeber, das National History Museum, London, diesen Schatz für sechs Wochen außer Haus gibt.

Station 6: Coole Typen

Der Unterkiefer von Mauer wird zusammen mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Sambia als Homo-heidelbergensis-Gruppe aus Europa und Afrika angesehen.© massow-picture
Der Unterkiefer von Mauer wird zusammen mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Sambia als Homo-heidelbergensis-Gruppe aus Europa und Afrika angesehen.© massow-picture

In dieser letzten Station können Besucher einige der wichtigsten Funde zur Evolutionsgeschichte der Menschheit betrachten, wie etwa den 600 000 Jahre alten legendären Unterkiefer von Mauer. Er ist das überhaupt älteste menschliche Fossil eines Europäers, was hierzulande gefunden wurde, und zählt gemeinsam mit Schädeln aus Griechenland, Frankreich und Afrika zur Gruppe des Homo heidelbergensis.  Als er in der Sandgrube Grafenrain bei Mauer (Heidelberg) entdeckt wurde, wäre er einst fast wie ein Leichenrest eines modernen Menschen entsorgt worden, da zunächst niemand seine Bedeutung erkannte.

Homo steinheimensis. © massow-picture
Homo steinheimensis. © massow-picture

Ein „cooler Typ“ ist auch der  Homo steinheimensis, der  auf ca. 400 000 Jahre geschätzte Urmensch von Steinheim an der Mur.  Er oder sie, das weiß man nicht ganz genau, gilt als Übergangsform zwischen Homo erectus und Homo sapiens sowie als Wurzel der europäischen Neandertaler.

Eine besondere Rarität sind  der  Neandertalerfund  von 1856 sowie die  1997 und 2000 nachträglich entdeckten Fossil-Fargmente in der selben „Kleinen Feldhofer Grotte“ bei Mettmann.  So gelang es den Paläoanthropologen Ralf Schmitz und Jürgen Thissen ab 1997 durch Grabungen die Position der „Kleinen Feldhofer Grotte“, aus welcher der 1856er-Fund des rund 40 000 Jahre alten Neandertaler-Skeletts stammt,  zu klären. Dabei entdeckten die Forscher einstmals übersehene Fragmente des Originalskelettes (neue Neandertaler-Fossilien) sowie bislang fehlende Steinwerkzeuge und Nachweise der Tierwelt dieser Zeit. Die Darmstädter Ausstellung kann  erstmals nun diese Ikone der Urgeschichte ergänzt um die Neufunde präsentieren.

© massow-picture Expanding World: Prof. Dr. Friedemann Schenk mitte li. und Dr. Oliver Sandrock erläutern am Neandertalerfund von 1856 bei Mettmann Journalisten wie in Europa die ersten Weltbilder zur Evoultion des Menschen entstanden.
Pavillon „Coole Typen“ in der Ausstellung Homo Expanding Worlds. Prof. Dr. Friedemann Schrenk Mitte li. und neben ihm Dr. Oliver Sandrock, erläutern den mit Neufunden von 1997 und 2000 komplettierten Neandertalerfund von 1856 bei Mettmann (Düsseldorf). Kaum eine andere Urmensch-Gattung beflügelte wohl die Wissenschaft und Autoren mehr zur Entwicklung erster Weltbilder über Evolution des Menschen als der Neandertaler.

Die ersten ab 1997 durchgeführten DNA-Studien ergaben, dass wir Europäer zu einem gewissen genetischen Prozentsatz doch auch Nachfahren eben dieser robusten Neandertaler sind, was lange Jahre ausgeschlossen schien. Bis zu 4 Prozent Neandertaler-DNA besitzen wir Europäer im Schnitt noch.

Fund-Interpretation immer auch durch die Brille des Zeitgeistes

Die Fossilien in der gezeigten Ausstellung „Homo Expanding Worlds“ sind Originale von Ur- und Frühmenschen, der ältestes 2,3 bis 2,5 Mio. Jahre alt, der jüngste um die 40 000 Jahre (Neandertaler). Obwohl die Fossilien tot seien, so Dr. Sandrock, sprächen sie eine Sprache, die jedoch nicht eindeutig wäre. Vielmehr interpretiere die Wissenschaft Funde stets nach den vorherrschenden Welt-, Religions- und Wissenschaftsbildern. Denn letztlich könne man sich ja nur auf eine Handvoll Skelette, Schädel-, Kiefer- und Zahnfragmente stützten. So würden diese Urmenschen-Funde und –Fragmente kontrovers diskutiert und in zehn Jahren würde diese Ausstellung, falls überhaupt nochmals möglich, eventuell schon wieder anders aufgebaut sein, da sich Erkenntnisse und Ansichten – auch durch neue Funde – verändert haben könnten.

Prof. Dr. Friedemann Schrenk: „Erst seit ca. 500 Generationen sind wir alleine auf der Welt, Homo sapiens hatte alle anderen Mitmenschen verdrängt. Moderne Menschen sind das Produkt großräumiger Expansionsbewegungen. Die heutige Abschottung von Wohlstandsregionen wird höchstens wenige Generationen lang erfolgreich sein. Nur die kulturell globale Vernetzung kann das Überleben moderner Menschen langfristig sichern.“

Dr. Oliver Sandrock: „»Expanding Worlds« bedeutet die wiederholte Ausbreitung unserer Vorfahren aus Afrika heraus nach Eurasien. Es beschreibt auch, dass sich Weltbilder und die Rolle der Wissenschaft zur Evolution des Menschen erweiterten.“

Die Ausstellung präsentiert sowohl Originalfunde aus großer zeitlicher und räumlicher Verbreitung als auch – wissenschaftshistorisch – den je unterschiedlichen Blick der Forschung auf diese Funde. Die Fossilien werden von Videoinstallationen mit Wissenschaftlern und unterschiedlichen Schwerpunktthemen begleitet. Großformatige Banner zeigen die unterschiedlichen Lebensräume mit den tierischen Zeitgenossen unserer Vorfahren.

Diether v. Goddenthow

Veranstaltungsort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt

Laufzeit:
Oktober bis 22. November 2015
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag                  10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch                                       10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag                    11.00 – 18.00 Uhr
Montag geschlossen

Ticket
Erwachsene 10, ermäßigt 6 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Gruppen- und Einzelführungen
Individuelle Buchung beim Besucherservice Bildung und Vermittlung ab 01. Juli 2015 möglich unter: Telefon: +49 (0) 6151-1657111, Mail: vermittlung@hlmd.de
Anmeldungen auch für Gruppen ohne gebuchte Führung erforderlich!
Die Führungen sind auf 25 Personen beschränkt.
Erreichbarkeit: Dienstag und Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr
pro Führung und Gruppe: 60,- Euro zzgl. Eintritt, fremdsprachig: 70,- Euro zzgl. Eintritt

Angebote für Schulklassen
Für Schulklassen gibt es speziell zugeschnittene Rundgänge „Der lange Weg der Menschwerdung“. Weiterführende Informationen unter www.hlmd.de

Kataloghomo-buchcover
Im Theiss Verlag – WBG erscheint ein Katalog, Preis Museumsausgabe: 14,95 Euro, Buchhandelsausgabe: 19,95 Euro.

Rahmenprogramm von Expanding Worlds Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen

Anlässlich der Sonderausstellung gibt es ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen. Weiterführende Informationen ab Juli 2015
Öffentliche Führungen
Sonntag 11.10., 18.10., 25.10., 1.11., 8.11., 15.11., 22.11.2015
je zwei Führungen 11.30 Uhr und 15.30 Uhr

Mittwoch 14.10., 21.10., 28.10., 4.11., 18.11.2015
Je zwei Führungen 18.30 Uhr

Kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt, max. 25 Teilnehmer pro Führung,
Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse

Vorträge
Mittwoch 21.10.2015, 18.30 Uhr

»Die Evolution der menschlichen Entwicklung: was wir von Neandertalern über uns selbst lernen können«
Dr. Philipp Gunz, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig

Mittwoch 4.11.2015, 18.30 Uhr
»Paläo-Cuisine« Die Ernährung unserer Vorfahren
Vortrag PD Dr. Ottmar Kullmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Sektion Tertiäre Säugertiere, Frankfurt am Main

Mittwoch 11.11.2015, 18.30 Uhr
»Ursprünge, Umbrüche, Umwege – 6 Millionen Jahre Mensch«
Vortrag Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Sektion Paläoanthropologie, Frankfurt am Main

Vortragssaal des HLMD
kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt

Die Videoinstallation »MENSCHBILD«
Zwischen Liebe, Schuld und Unsterblichkeitswahn

Anlässlich der Sonderausstellung »EXPANDING WORLDS – Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltreligionen« präsentiert das Hessische Landesmuseum Darmstadt während der Laufzeit im Vortragssaal die Videoinstallation »Menschbild« von Frank Moritz, Claudius A. Massinger und Ralf Stutz (2007).

Der filmische Diskurs wirft die Kernfragen unserer Zeit auf: nach Schuld und Strafe, Schmerz und Unsterblichkeit, Liebe und Vereinzelung. In den Textfragmenten des Hirnforschers Wolf Singer, des Dichters Friedrich Hölderlin und des Philosophen Friedrich Nietzsche verschmelzen rationale und irrationale Erkenntnisse. Die Bestandteile des Lebens splittern sich visuell und akustisch auf, werden getrennt in Körper, Seele, Geist und deren Sehnsucht nach Einheit.

Wissenschaft und Kunst im Dialog
Wolf Singers Frage nach dem »neuen Menschbild« entfaltet Hölderlins »Hyperion« für eine neue Zeit. Der biologischen Evolution und den natürlichen Grenzen der Möglichkeiten von »Menschsein« gegenüber steht die Sehnsucht nach dem Vernunft begabten Wesen und seiner kulturell, sozialen Entwicklung durch kognitive Prozesse. Polaritäten entstehen. Zwiespalt der Seele. Das Aushalten dieser komplexen Strukturen irritiert. Unsere Gedanken wollen zwischen wahr und falsch unterscheiden, das Gehirn aber funktioniert abstrakt, wirkt dem entgegen.

Das neue »Menschbild« zwischen Aufbruch und Vision
Das HLMD verbindet mit dieser Videoinstallation die Themen Aufbruch und Evolution. Hier wird der Beginn allen Seins, der Beginn allen Lebens dargestellt. Selbst in einer Zeit, in der der Mensch noch keine Rolle spielt, ist seine Bestimmung bereits ausgelegt und in die Zukunft gerichtet: Was will der Mensch? Welches Menschbild entsteht? Oder wie Wolf Singer es formuliert: »Wie können wir wissen, was wir wollen sollen?« Am Ende steht jedoch nicht vollständige Destruktion, sondern Versöhnliches: Bei Singer im Begriff der Regel, der es möglicherweise vermag, Ordnungszustände herzustellen und bei Hölderlin im Begriff der Liebe, in dem sich das Subjekt wieder aufrichtet: »Daher kommen wir. Dahin gehen wir.«

Präsentation samstags und sonntags und am Tag der Philosophie 19.11.2015 von 11 bis 18 Uhr.

Kulturticket der Deutschen Bahn
Gemeinsam mit der Deutschen Bahn bieten wir den Besuchern die umweltfreundliche und kostengünstige Anreise mit dem Sparpreis Kultur an. Die Fahrt mit dem Sparpreis Kultur nach Darmstadt gilt innerhalb von 3 Tagen hin und zurück – bequem und schnell im ICE/EC/IC ab allen Bahnhöfen in Deutschland. In der 2. Klasse ab 39 Euro bis 219 Euro (in der 1. Klasse ab 49 Euro bis 349 Euro). Bis zu vier Mitfahrer sparen jeweils 10 Euro. Kinder unter 15 Jahren reisen in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern kostenlos mit. Der Sparpreis Kultur ist nur erhältlich bei gleichzeitigem Kauf oder Vorlage einer Eintrittskarte zur Ausstellung „Expanding Worlds“ in allen DB Reisezentren und DB Agenturen oder online auf www.hlmd.de undwww.bahn.de/Kultur.

 

Expanding Worlds Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen – Ab 9. Oktober 2015 bis 22. November 2015 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

ExpandingWorlds_HomoDie Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck.

Ab 9. Oktober 2015 bis 22. November 2015

Eine Ausstellung in Kooperation mit Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Projekt ROCEEH

Die Entstehung der Menschen – äußerst selten und kostbar sind weltweit die Zeugnisse für diesen Millionen Jahre alten Prozess. Die fossilen Reste der frühen Menschheit ruhen heute gut bewacht in den Tresoren der großen Museen verschiedener Kontinente. Die Originalfunde sind normalerweise nur Wissenschaftlern zugänglich. In Ausstellungen zur Menschheitsgeschichte werden fast ausschließlich Abgüsse gezeigt. Jetzt sind die Kronjuwelen unserer eigenen Geschichte für wenige Wochen in Darmstadt in einer einmaligen Sonderausstellung im Original zu erleben: »Expanding Worlds«! Die Besucher haben die unwiederbringliche Chance, weltberühmte Hominidenfossilien nebeneinander zu sehen.

Die Ausstellung vereinigt Früh- und Urmenschen-Originalfunde aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Zu den gezeigten Originalen gehört beispielsweise das Neandertalerskelett, das den Neandertalern als so genanntes Typusexemplar ihren Namen gab. Es wurde genetisch untersucht, um deren Verwandtschaft zu uns zu klären. Eine Leihgabe aus Georgien wiederum gilt als ältester Schädel der Gattung Homo, der je außerhalb Afrikas gefunden wurde, und setzte mit seinen ca. 1,8 Mio. Jahren eine Neuinterpretation der »Out of Africa«-Ereignisse in Gang.

„Wenn Afrika die Wiege der Menschheit war, stellte es nur einen mittelmäßigen Kindergarten dar. Europa und Asien waren unsere Primärschulen”, so ein amerikanischer Anthropologe noch im Jahr 1962. Im Jahr 1969 griff der Regisseur Stanley Kubrick die Vorstellung des blutrünstigen Vormenschen in der Eingangssequenz seines Films »2001: Odyssee im Weltraum« auf. Diese Beispiele beschreiben anschaulich, wie die Weltbilder in den 1960er Jahren aussahen. Heute jedoch wissen wir: Afrika ist die Wiege auch aller modernen Menschen und unsere Vorfahren waren eher Gejagte als Jäger.

Sehen Sie im aktuellen Spot von Traumwelt, was Sie in der Ausstellung erwartet!

Vorverkauf

Der Vorverkauf für die Ausstellung hat bereits begonnen. Sie erhalten Ihre Tickets direkt an den Kassen des HLMD oder online über die Homepage des HLMD.

Die Stabilisierung eines großformatigen Plakates der ROSTA-Fenster von Wladimir Majakowski im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Wladimir Wladimirowitsch Majakowski, ROSTA-Fenster, 1921, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Wladimir Wladimirowitsch Majakowski, ROSTA-Fenster, 1921, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Am Mittwoch, dem 30. September 2015, um 16.00 Uhr, lädt das Hessische Landesmuseum Darmstadt ein zum Vortrag:  „Stabilisierung eines großformatigen Plakates der ROSTA-Fenster von Wladimir Majakowski“ von Monika Lidle-Fürst, Diplom Restauratorin in der Graphischen Sammlung .

Bei dem großformatigen ROSTA-Fenster mit dem Titel „Heda Rotarmist“ von Wladimir Majakowski (1893-1930) aus der Graphischen Sammlung des HLMD handelt es sich um ein politisches Plakat, das als Propagandamaterial der russischen Telegrafenagentur ROSTA in Schaufenstern gezeigt wurde. Es ist ein mehrfarbiges im Schablonendruck hergestelltes Unikat, das sich an die Rotarmisten wendet, sorgsam mit ihrer Ausrüstung umzugehen.

Zur damaligen Zeit wurde das Plakat auf einem einfachen Papier mit einem hohen Holzschliffanteil ausgeführt. Das äußerst brüchige Plakat war an vielen Stellen bereits in kleinste Fragmente zerbrochen und größere Originalverluste waren nur noch eine Frage der Zeit. Für die Restaurierung musste aufgrund der Fragilität des Objekts eine neue Methode der Rissschließung entwickelt werden, die es ermöglichte, die Risse von der Vorderseite des Plakats zu stabilisieren. Eine zusätzliche Schwierigkeit stellte dabei dar, dass das Plakat sich aus mehreren kleineren Papieren zusammensetzt, die durch Originalverklebungen eine starke Welligkeit und Spannungen im Papier erzeugen.

Der Eintritt ist frei.

Ort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
Fon: 06151/ 16 57 100