Kategorie-Archiv: Landesmuseum Darmstadt

„Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ vom 1.März bis 2. Juni 2024 im Landesmuseum Darmstadt

Die Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horror" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte. Arnold Böcklins "Charon", 1876, zeigt den greisen Fährmann, der die Toten mit einem Bott in die Unterwelt bringt. © Foto Diether von Goddenthow
Die Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horror“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte. Arnold Böcklins „Charon“, 1876, zeigt den greisen Fährmann, der die Toten mit einem Boot in die Unterwelt bringt. © Foto Diether von Goddenthow

Gruseln hat Tradition. Die Faszination des Horrors ist  Teil der Kulturgeschichte des Menschen von Anfang an und war immer auch schon Thema künstlerischer Auseinandersetzung, sagt  Dr. Martin Faass, Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, welches sich vom 1. März bis 2. Juni 2024 in der neuen Ausstellung „Tod und Teufel. Die Faszination des Horrors“ der Geschichte des Schreckens widmet. Auf 480 qm zeigen über 100 Meisterwerke vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert  den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte bis zur heutigen Goth- Szene.  Die Schau entstand in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast Düsseldorf.

Ob die Gorgonen in der griechischen Mythologie, die apokalyptischen Reiter im Neuen Testament, die Totentänze der Knochenmänner des Mittelalters oder die Todessehnsüchte in der schwarzen Romantik  – all diese Epochen erzählen von Endzeitangst und Grusellust. Insbesondere in Zeiten von Kriegen,  Hungersnöten oder Epidemien wie der Pest und Cholera war der Tod realer täglicher Begleiter:   „Memento mori“,  „Sei dir stets deiner Sterblichkeit bewusst!“ Bilder vom bevorstehenden Weltuntergang und drohender ewiger Verdamnis mahnten insbesondere das Christenvolk zu einem gottesfürchtigeren Leben.

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel - Faszination des Horrors" vom 1. März bis 2. Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Vordergrund eine  Arbeit von Mary Audres Ramirez . © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ vom 1. März bis 2. Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Vordergrund eine Arbeit von Mary Audres Ramirez . © Foto Diether von Goddenthow

Mit  der Aufklärung und der sich im 18. Jahrhundert anschließenden Romantik als Gegenbewegung zur säkularen Welt der reinen Vernunft, veränderten sich die  vor allem  christlich-mittelalterlich geprägten Schreckens-Vorstellungen von Tod und Teufel. In der säkularisierten gottesferneren  Welt  hatten unerklärliche  Erscheinungen, Aberglauben, Naturphänomene, spiritistische Sitzungen, Satanismus, Geister- und Monstergeschichten,  sowie sentimentale, melancholische Gemütszustände, Grenzerfahrungen  und Todessehnsüchte  wachsende Konjunktur.  Infolge dieser  schwarzen Romantik in Literatur und Kunst  entstanden  zu  Beginn des 20. Jahrhunderts regelrechte Gruselkabinette bis hin zu blutrünstigen Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris. Diese befeuerten und stillten zugleich die wachsende Lust am Schaudern. Heutige Geisterbahnen sind noch Relikte aus jener Zeit. Mit der Erfindung des Films  entwickelten erste Horrorfilme die bizarren Hauptfiguren und düsteren Handlungsstränge  spannungsgeladener und schauriger visualisierter Erzählkunst.

Horror – ungewöhnliches  für eine Museum?

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horrors" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horrors“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow

Für eine Kulturinstitution wie ein Museum sei es ein ungewöhnliches Thema. Doch „es war mir wichtig, eben dieses Vorurteil, Horror sei oberflächlich und abgedroschen, aufzubrechen, um die Wertigkeit, die wirkliche Tiefe und  Vielfalt sowie die Allgegenwärtigkeit des Horrors in unserer Kultur zu zeigen“, erläutert die in USA geborene Kunsthistorikerin und Kuratorin Westrey Page vom Kunstpalast ihre Intention zu dieser „Horror-Show“. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock vom Landesmuseum Darmstadt hat Page eine kompakte Darmstädter Version mit den BestOff- Stücken der zuvor in Düsseldorf gezeigten Ausstellung entwickelt. Es sei „ein Potpourri mit vielen Impressionen von Malerei, Skulpturen, Fotografie, Werbung bis hin zu Installationen, also für jeden Geschmack etwas dabei. Das mache diese Ausstellung so charmant“, freut sich Dr. Oliver Sandrock. „Wir definieren Horror“, denn es „waren Menschen, die dem Teufel eine Gestalt gegeben haben.“,  Man glaube heutzutage nicht mehr an den Teufel, weil man wisse:  „Das wahre Böse sind wir!“

Ausstellungs-Schwerpunkt Goth- u. Popkultur

Der Schwerpunkt der Ausstellung, so Page, liege  auf den aktuellen Motiven unserer Zeit mit Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstlern wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch stimulierende Begeisterung mit kommerziellem sowie identitätsstiftendem Potential hervor, wie die rasante Entwicklung der monsteraffizierten Goth-Bewegung zeigt.

Prolog – Horror und Schaudern in der  Kunstgeschichte

(v.r.n.li.) Kuratorin Westrey Page vom Museum Kunstpalast, hatte die Idee zu dieser zunächst in Düsseldorf gezeigten Schau. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock (nebenstehend ) hat sie mit den BestOff-Werken  aus Düsseldorf die Darmstädter Schau "Tod und Teufel - Faszination des Horrors"entwickelt. Links Dr. Martin Faass, Museumsdirektor,. Hintergrund: Die "Hölle" von Friedrich Wilhelm von Schadow u. seinen Schülern, 1848-1852. © Foto Diether von Goddenthow
(v.r.n.li.) Kuratorin Westrey Page vom Museum Kunstpalast, hatte die Idee zu dieser zunächst in Düsseldorf gezeigten Schau. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock (nebenstehend ) hat sie mit den BestOff-Werken aus Düsseldorf die Darmstädter Schau „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“entwickelt. Links Dr. Martin Faass, Museumsdirektor,. Hintergrund: Die „Hölle“ von Friedrich Wilhelm von Schadow u. seinen Schülern, 1848-1852. © Foto Diether von Goddenthow

Der Prolog, der erste Teil der Ausstellung, mit dem Titel „Die Schönheit der Finsternis“, sei ihr  sehr wichtig, so Page, um  die Wurzeln der künstlerischen Auseinandersetzung mit Horror und Schaudern in der älteren Kunstgeschichte zu zeigen. Gemälde und Stiche von Albrecht Dürer, Wilhelm von Schadow, Johann Heinrich Füssli, Max Klinger, Arnold Böcklin, Baldung Griens und anderen bekannten Künstlern sowie ein reichlich verzierter historischer Sarg, eine Totenmaske, Totentanz-Figuren sowie die auf ihre Opfer lauernden expressiven Gestalten der ersten Horrorfilme zu Beginn des 20. Jahrhunderts  führen die Besucher ins Thema ein und zeigen die künstlerischer Herkunft vieler Horror- und Gruselmotive moderner  Goth- und  Metal-Kultur.

 Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler Ausschnitt aus "Hölle" 1848 - 1852 © Foto Diether von Goddenthow
Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler Ausschnitt aus „Hölle“ 1848 – 1852 © Foto Diether von Goddenthow

Empfangen werden die Besucher vom Teufel in Friedrich Wilhelm von Schadows  Werk „Hölle“. Es handelt sich hierbei um eine der monumentalen Tafeln seines letztem Hauptwerkes „Purgatorium – Paradies – Hölle“ (1848 – 1852), das er – im gerade von den Preußen annektiertem Rheinland –  für den Neubau des Landgerichts Düsseldorf anfertigen sollte. Da seine Kräfte nachließen, vollendeten das Bild seine Schüler.  Von Schadows Höllenfürst erscheint hier  nicht wie in den gängigen Satansdarstellungen seiner Zeit als verschlagener vollhaariger Dämon mit Hufen. Sein Höllenfürst  schaut erhaben, beinahe heroisch, an Helden erinnernd. Er ist so ganz  anders als in  Dantes Alighieris Göttlicher Komödie, von Schadows  literarischer Vorlage zu diesem Werk.

"Danse Macabre" - Aus der Figurenfolge des Zizenhausner Totentanz, nach einer 60 Meter langen Friedhofs-Darstellung von 1440. Hier tanzt der Tod mit der Kaiserin, ein anderes Mal mit dem Papst. Der Tod ist respektlos und kümmert sich nicht um Rang und Titel, er holt jeden. © Foto Diether von Goddenthow
„Danse Macabre“ – Aus der Figurenfolge des Zizenhausner Totentanz, nach einer 60 Meter langen Friedhofs-Darstellung von 1440. Hier tanzt der Tod mit der Kaiserin, ein anderes Mal mit dem Papst. Der Tod ist respektlos und kümmert sich nicht um Rang und Titel, er holt jeden. © Foto Diether von Goddenthow

Gleich zu Beginn, linkerhand in einer kleinen länglichen Wandvitrine zu sehen,  wartet die Ausstellung mit einem besonderen Highlight spätmittelalterlicher Todesvorstellungen auf,  mit  Anton Sohns farbigen „Terrakotta-Figurenfolge „Zizenhausener Totentanz – Kaiserin, Narr, Papst und Dame“. Die um 1822 entstandenen vier Figurenpaare gehen zurück auf eine 60 Meter lange – auch als „Danse Macabre“ bekannte – Bemalung einer  Baseler Friedhofsmauer von 1440.  Sie zählt zu einer den einflussreichsten Darstellungen des Totentanzes. Matthäus Merian d.Ä. hatte dieses allmählich bröckelnde Friedhofsgemälde in einem  Kupferstich gesichert. Nach dieser Vorlage hat Anton Sohn vor gut 200 Jahren diese Figuren modellierte. Sie symbolisieren den Tod als  großen gesellschaftlichen „Gleichmacher“, der – ohne Ansehen auf  Rang und Titel – jeden früher oder später  umarmt. Hier tanzt der Knochenmann  mit Kaiserin,  Narr, Papst und Dame.

Ausschnitt aus Albrecht Dürers Kupferstich "Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache", 1498. Das Blatt aus Dürers Apokalypse zeigt den Kampf zwischen Gut und Böse, hier als Drache figuriert. © Foto Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus Albrecht Dürers Kupferstich „Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache“, 1498. Das Blatt aus Dürers Apokalypse zeigt den Kampf zwischen Gut und Böse, hier als Drache figuriert. © Foto Diether von Goddenthow

Eine Fülle makabrer Darstellungen früherer Zeiten finden Besucher auch auf den zahlreichen historischen  Stichen,  beispielsweis bei Albrecht Dürer,  in seinen  apokalyptischen Darstellungen von 1498: „Michaels Kampf mit dem Drachen“ und „Das Sonnenweib mit dem siebenköpfigen Drachen“. Mit solcherart Motiven wurden einst  die Menschen angesichts des  nahenden Weltunterganges  zu mehr Gottesfürchtigkeit  ermahnt, um eventuell einer ewigen Verdammnis zu entgehen. Auch vertreten  ist Dürers berühmter Kupferstich „Der Reiter – Tod und Teufel“ von 1513. Der Werk zeigt einen einsamen Ritter auf steinigem Weg, nur begleitet von den zwei unheimlichen Gestalten Tod und  Teufel.

Max Klinger: Der Tod als Pflasterer. Opus III, Blatt 6: Eva und die Zukunft, Dritte Zukunft. Radierung 1889. © Foto Diether von Goddenthow
Max Klinger: Der Tod als Pflasterer. Opus III, Blatt 6: Eva und die Zukunft, Dritte Zukunft. Radierung 1889. © Foto Diether von Goddenthow

Hans Baldung Griens Holzschnitt greift mit  „Hexensabbat“ 1510 ein allseits beliebtes Thema aus dem Spektrum der  Hexenverfolgung auf. Gezeigt wird die Umkehrung einer heiligen Messe,  eine  Versammlung nackter Hexen, umgeben von Menschen- und Tierknochen, die den Teufel verehren. Mit derartigen Schmäh-Bildern wurde in der Bevölkerung entsprechend Stimmung gemacht.

Ganz im Stile der Schwarzen Romantik lässt Max Klingers Stich „Der Tod als Pflasterer“ (1889)  breitbeinig ein Skelett über den Köpfen der Menschen stehen und erbarmungslos eine Ramme auf ihre Schädel niedersausen. Haut und Haare sind verzerrt. Und aus den zermatschten Menschenhirnen steigt Rauch (ihre Seelen) gen Himmel.  In „Die Cholera“ von Arnold Böcklins  um 1876, metzelt der auf einem ungeheuerlichen Drachenwesen reitende Tod die Menschen mit einer Sense nieder.

In dieser Zeit hatte auch  der schweizerisch-englische Maler Johann Heinrich Füssli, Meister der Darstellung psychischer Abgründe, Hochkonjunktur. Er ist in der Ausstellung vertreten mit dem bösartig-voyeuristischem Grusel-Gemälde „Wolfram beobachtet seine Gemahlin in der Kerkerzelle“ (1812/20). Die Szene handelt von  Wolframs bestialischer Rache an seiner Ehefrau für ihren Seitensprung. Der zutiefst gekränkte Wolfram ermordete zunächst ihren Geliebten und  anschließend sperrte er seine treulose Frau mit  der Leiche ihres Liebhabers ein, dargestellt, wie  sie  sein Skelett umarmt.

Anfänge des Horrorfilms

Eine Szene des laufenden Horrorfilms "Dr. Caligari" von Robert Wiene. Sein expressionistischer Horrorfilm hat starke surreale Züge. Er handelt von zwei Männern, die sich in einer Irrenanstalt die Geschichte eines Schlafwandlers erzählen, der von dem zwielichtigen Dr. Caligari auf dem Jahrmarkt vorgeführt wird. Nachts verübt dieser anscheinend  unbewusst grausame Morde. Ein Spiel zwischen Illusion und Wahrheit, lässt offen, wer Täter und wer wahnsinnig ist. © Foto Diether von Goddenthow
Eine Szene des laufenden Horrorfilms „Dr. Caligari“ von Robert Wiene. Sein expressionistischer Horrorfilm hat starke surreale Züge. Er handelt von zwei Männern, die sich in einer Irrenanstalt die Geschichte eines Schlafwandlers erzählen, der von dem zwielichtigen Dr. Caligari auf dem Jahrmarkt vorgeführt wird. Nachts verübt dieser anscheinend unbewusst grausame Morde. Ein Spiel zwischen Illusion und Wahrheit, lässt offen, wer Täter und wer wahnsinnig ist. © Foto Diether von Goddenthow

Einen Übergang zu den neuzeitlichen Ausstellungsabschnitten bildet der Videoinstallationsbereich über die Entstehung des  Horrorfilms. Zu Beginn des Mediums drehte der Franzose George Méliès 1896 den ersten Horrorfilm „Das Schloss des Teufels“. Entscheidend für die Entwicklung des Horrors im Kino waren aber die 1920er Jahre, etwa mit dem Film „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1920). In diesem  meisterhaften ersten Psychothriller überhaupt, geht es um Wahrnehmungstäuschungen, kognitive Verzerrungen, Traumwelten und  krankhafte Geisteszustände, wobei nicht aufgelöst wird, wer nun irre und wer „normal“ ist.  Als  weiterer Meilenstein des Horror-Genres gilt  „Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau. Es ist der  erste Draculafilm, basierend Bram Stokers Roman. Dieser Film war vor allem durch seine äußerst gespenstische Hauptfigur bahnbrechend für die weitere Entwicklung dieses Genre.

Aus Monstern wurden Sympathieträger des modernen Horrors

Im Ausstellungsbereich "Identität und Widerstand" geht es um Goth-Mode und -Design. Hier strahlt den Besuchern meterhoch  der schon ein wenig furchteinflößende "Zombi-Boy" entgegen, dessen "Ganzkörpertätowierung", so Kuratorin Page, "die Ästhetik einer verwesenden Leiche verkörpere". Linker Hand eine interessante Kollektion von Goth-Mode, rechts finden Besucher Vitrinen mit besonderen abschreckenden Accessoirs, bis hin zur Barbie-Horrorpuppen für's Kinderzimmer. © Foto Diether von Goddenthow
Im Ausstellungsbereich „Identität und Widerstand“ geht es um Goth-Mode und -Design. Hier strahlt den Besuchern meterhoch der schon ein wenig furchteinflößende „Zombi-Boy“ entgegen, dessen „Ganzkörpertätowierung“, so Kuratorin Page, „die Ästhetik einer verwesenden Leiche verkörpere“. Linker Hand eine interessante Kollektion von Goth-Mode, rechts finden Besucher Vitrinen mit besonderen abschreckenden Accessoirs, bis hin zur Barbie-Horrorpuppen für’s Kinderzimmer. © Foto Diether von Goddenthow

Westrey Page sieht zwischen den „Bildern“ des Horrors der Vergangenheit und Gegenwart einen gravierenden Unterschied: Während die Teufel und Dämonen von einst überwiegend fiese und  wenig sympathische Figuren waren, wäre es heutzutage genau umgekehrt: „In unserer Zeit sind es genau diese Outsider, die Monster, die  Sympathieträger sind, weil sie eben diese besondere Individualität des selbst-ermächtigten Andersseins ausstrahlten.“  Rick Genest, auch „Zombie Boy“ genannt, gehört wohl zur Gruppe der sympathischen Antihelden, beziehungsweise zu den „Außenseitern“, die Standpunkte außerhalb der Norm verkörpern, was sie attraktiv erscheinen lässt. Raumhoch erschaudert  Ricks furchteinflößende  Erscheinung  „Normalos“ im Raum der Moderne des Horrors mit dem Titel „Widerstand und Identität“. Rick war ein kanadischer Performer und Künstler, auf dessen gesamten Körper ein Skelett tätowiert war.

Die Kuratorin Westrey Page erläutert Mode und Design der 1980 in England entstandenen Goth-Kultur. © Foto Diether von Goddenthow
Die Kuratorin Westrey Page erläutert Mode und Design der 1980 in England entstandenen Goth-Kultur. © Foto Diether von Goddenthow

Diese  „Ganzkörpertätowierung“, so die Kuratorin, „verkörpere die Ästhetik einer verwesenden Leiche“.   2011 entdeckte  Lady Gaga Rick als „Zombie Boy“für ihr Musikvideo Bron This Way. Im selben Jahr machte das Modelabel Mugler „Zombie Boy“ zum Gesicht der Werbekampagne, was einmal mehr zeigt das große Interesse der  Mainstream-Kultur an einer dunklen, alternativen Ästhetik, aber auch an  der Inspiration, die viele aus Zombie-Boys Überzeugung zogen: „Normalität ist eine Illusion“.

Drei weitere Portäts von  Outside- Sympathieträgern der Goth-Kultur, aufgenommen beim Goth-Treffen in Leipzig, strahlen links von Rick Besuchern entgegen.

Die morbide Mode der Gothic-Szene

Ein blau-graues Gewand für moderen "Hexen" von der japanischen Designerin Comes des Barcons, 2016 präsentiert durch Modells mit rotgefärbten Haaren, die zu einer nach oben zeigenden Spitze gezirbelt waren und gruftigen Charme versprühten.  © Foto Diether von Goddenthow
Ein blau-graues Gewand für moderen „Hexen“ von der japanischen Designerin Comes des Barcons, 2016 präsentiert durch Modells mit rotgefärbten Haaren, die zu einer nach oben zeigenden Spitze gezirbelt waren und gruftigen Charme versprühten. © Foto Diether von Goddenthow

In einer Langvitrine verbreitet eine   Goth-Kleiderkollektion  den düster-schwarzen  Dresscode-Charme einer ganzen Szene. Gerade in Gesellschaften, die Vernunft, Zurückhaltung und lebensbejahende Einstellungen fördern, gelten theatralische, übermäßige und makabre Kleidungselemente als rebellisch und identitätsstiftend. Die aus dem konservativen England 1980 hervorgehende Goth-Szene legte den Grundstein für eine Ästhetik des Grauens. Diese Subkultur, so Page, hat eben den gängigen Schönheitswahn abgelehnt, um eine Ästhetik zu behaupten, die eben exzessiv, künstlich und morbide war. Diese war  beeinflusst von  der gotischen Literatur und der viktorianischen Trauerkultur. Schwarze Kleidung, blasses Make-up sowie morbide Themen sind bis heute ihr Markenzeichen, erläutert die Kuratorin am Beispiel von Commes des Garcons Hexen-Look 14, aus der Frühjahrskollektion 2016. In Blau- und Grautönen habe sich die japanische Designerin des Hexenthemas angenommen.  Hexe seien für des Garcons  Frauen mit Macht, die aufgrund ihres Andersseins – vor allem in der Neuzeit – missverstanden und verfolgt wurden.  Sie habe sich den Monsterfiguren Hexe angenommen, weil diese ähnlich wie Zombies und Vampire, die ihr Anderssein lebten,  eigentlich  Empowering- Figuren seien, erläutert die Kuratorin.

Schwarze Kleidung und blasses Make-up,  Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie Jean Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist  zum Mainstream geworden.

Gegenüber der Grufti-Bekleidungs-Vitrine sind die  Accessoires einiger der genannten Designer zu besichtigen. Besonders hervorhebenswert sind vielleicht zwei bizarre Schmuckstücke von McQueen, der den stilisierten Totenkopf zu seinem Markenzeichen erkor.

Eine "Damen"halskette mit Totenkopf vom Goth-Designer McQueen. Er wolle, so die Legende, dass andere vor Frauen Angst bekommen.  © Foto Diether von Goddenthow
Eine „Damen“halskette mit Totenkopf vom Goth-Designer McQueen. Er wolle, so die Legende, dass andere vor Frauen Angst bekommen. © Foto Diether von Goddenthow

McQueen habe wohl mal gesagt, so Page, dass er mit seiner Totenkopf-Halskette für Frauen  wollte, „dass Menschen Angst vor den Frauen haben, die er kleidet“.  Und eine Person, die Angst verursachen kann, habe Macht. Dieser Aspekt gehört zur   Monsterdynamik, dass sich  Menschen durch  Anlegen von Monster-Accessoirs  sichtbarer machen und zum Anderssein selbst ermächtigen können. McQueen hilft ihnen  mit seinen speziellen Asseccoires, sich als Outsider von der normativen Gesellschaft besser abgrenzen  und hieraus identitätsstiftende Kraft schöpfen zu können.

Einmal vom jährlichen Halloween-Trubel abgesehen, reicht die Angebotspalette alltäglichen „Monster-“ und „Grusel-Designs“  bis hin zum Spielzeug für den Monster-Nachwuchs. Die Kleinen können mit  Barbie-ähnlichen Puppen wie  „Draculara“  oder   „Frankie Stein“ aus der Monster-High-Serie von Mattel spielen. Diese Figruen verkörpern Nachkommen von bekannten Ungeheuern wie Dracula und Frankenstein oder von Mumien und Werwölfen. Als Inspirationen dienten den Spielzeugherstellern vor allem Horrorfilme und Gruselliteratur. Diese Spielzeugkollektionen mit Gruseleffekt wurden zu Verkaufshits, getreu dem Motto:  „Sei du selbst, sei einzigartig, werde ein Monster und fange so früh, wie möglich damit an!“.

Musik der Goth-Kultur

Musik - Überblick der einschlägigen Band und Genres in  der  Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horror" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow
Musik – Überblick der einschlägigen Bands und Genres in der Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horror“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow

Der dritte Ausstellungsabschnitt „Subversion und Macht“ gibt anhand einer recht vollständigen Zusammenstellung von Schallplattenhüllen  Einblicke darüber, wie ab dem späten 20. Jahrhundert verschiedene Musikgenres die unterschiedlichsten  Motive und Aspekte des Horrors  als grundlegende Stilelemente ihrer Musik verwendeten. Die wichtigsten Bands der Geschichte des Metal und der Gothic-Musik sind vertreten. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die prägenden Cover-Darstellungen, unter anderem  von Don Bräutigam (Metallica), Larry Carrel (Slayer), Derek Riggs (Iron Malden) und Michael Whelan (Sepultura), dominieren weiterhin den Bildkanon der Covergestaltung mit: mysteriösen Landschaften, Fabelwesen, dunklem Mittelalter, Blut und esoterischen Symbolen.

Gruselige Filme 

Im 21. Jahrhundert haben Filmemacher neue Strategien und Inhalte entwickelt, die zu einer Konjunktur des Horrors führen, in der sich die strengen Grenzen zugunsten einer neuen Vielfalt des Genres auflösen. Die Kuratorin Westrey  erläutert die Vielfalt des Horrorfilm-Genres. © Foto Diether von Goddenthow
Im 21. Jahrhundert haben Filmemacher neue Strategien und
Inhalte entwickelt, die zu einer Konjunktur des Horrors führen, in der sich die strengen Grenzen zugunsten einer neuen Vielfalt des Genres auflösen. Die Kuratorin Westrey erläutert die Vielfalt des Horrorfilm-Genres. © Foto Diether von Goddenthow

Der nächste Ausstellungs-Abschnitt baut auf, an die im Prolog thematisierte cineastische Entwicklung des Horrorfilms à la „Dr. Caligari“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. An einer an Leuchtreklame erinnernden Wand sind die Plakate legendärer Grusel- und Horrorfilme versammelt wie etwa  „Tanz der Vampire“, „Rosemaries Baby„,  „Der Exorzist“,. „Basic Instinct“, „The Shining“ oder „Das Schweigen der Lämmer“. Auch Zombies wie in Serien a la »The Walking Dead« haben ihren Platz gefunden. Mehr als Hintergrundfolie gedacht, wollen sie den Menschen in überhöhter Weise ein wenig augenzwinkernd den Spiegel der  “ Bestie in ihnen“ vorhalten.
Im Bereich Film, so die Kuratorin, gäbe es sehr viele unterschiedliche Interpretationen von Monstern, nicht nur die schaurigen Figuren, sondern auch sexy  Figuren, wie etwa aus der Twilight-Serie (Biss zum Morgengrauen). Aber es gäbe auch Francis Dracula und Vampire, die durchaus witzig  sein könnten wie etwa in „What We Do in the Shadows“, eine Serie, die eine WG von Vampiren thematisiert, so Page. Man sehe, dass ein sehr vielfältiger Kanon von Horrorfiguren verwendet würden, um ganz unterschiedliche Zwecke zu bedienen. Es können Komödien sein, aber auch Filme, die auf Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft hinweisen, wie etwa Getout von Jordan Peele 2017, der den tiefverwurzelten Rassismus in den USA auf den Schirm gehoben habe, so die Kuratorin.

Der Horror  in der Kunst

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel - Faszination des Horrors" hier mit Kunstpositionen von Eliza Douglas "Farbige Arbeiten" © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ hier mit Kunstpositionen von Eliza Douglas „Farbige Arbeiten“ © Foto Diether von Goddenthow

Im letzten Abschnitt der Ausstellung können Betrachter anhand bizarrer, mitunter witziger, aber auch abartig empfundener Positionen erleben, wie  Künstler Schönheit und Ekel  zusammengeführt haben.  Es fängt relativ harmlos an mit den Positionen von Mary-Audres Ramirez und Eliza Douglas, die sich in ihren großflächig farbigen Arbeiten mit der Verbreitung, Kommerzialisierung und Darstellung dieses Kunst-Genres beschäftigen. Dabei spielt Eliza Douglas  in ihren farbenstarken Werken mit der  „Künstlichkeit im Gothic“  und „Bedeutungskonstruktion“. Ihre ausgestellten komponierten Gemälde seien entstanden, so Kuratorin Page, indem Douglas eigene T-Shirts von Metal-Bands, auf einer Tischplatte ausgebreitet, leicht in sich verdrehte und abfotografiert habe. Die Fotos ließ sie dann von einer Assistentin auf Leinwand abmalen, signierte  diese mit ihren eigenen Namen.

Die luxemburgische Künstlerin Mary-Audrey Ramires ist mit zahlreichen bizarren aufblasbaren Horror-Skulpturen an Wänden und am Boden vertreten, die hummer- und skorpionähnlichen Wesen haben von Grunde her für uns Menschen wohl schon immer etwas Unheimliches und kommen, hier in überdimensionierter Größe, recht gruselig rüber. Das sollen sie auch, und uns dabei anregen, zu hinterfragen, was niedlich und skurril, Mensch- und Fremdsein oder Realität und Fiktion sei. Zugleich sollen sie demonstrieren, auf welche Art und Weise unheimliche Welten in der Popkultur verstanden und verwendet werden. Letztlich entscheidet der Betrachter, wie alles auf ihn wirkt.

Humorvoll abtreten mit Lewandowskys  Selbsttoetungsmaschine. © Foto Diether von Goddenthow
Humorvoll abtreten mit Lewandowskys Selbsttoetungsmaschine. © Foto Diether von Goddenthow

„Humorvoll sterben“, könnte das Motto der Selbsttötungsmaschine von Via  Lewandowskys lauten  , die er aus Haushaltsgegenständen gefertigt hatte. Sie macht den potenziellen, überall lauernden Tod auf absurde Weise „greifbar“. Ihre Funktion wurde noch nicht getestet, aber die Vorstellung ist wohl viel spannender, vor allem da wiederholbar.  Mit solcher Art Nonsens-Installation wird  dem in westlichen Gesellschaften als Tabuthema geltenden Tod erfolgreich die Leichtigkeit der Komik entgegengesetzt.

Realer Horror und Abjektionen

Mit morbider Heiterkeit ist spätestens Schluss bei einigen Positionen gegen Ende der Ausstellung, in der wahrer Horror als politische Anklage gezeigt wird. Wahrer  Horror fasziniert  nicht. Er ist abstoßend. Anders als die bisherigen Darstellungen  fiktionalen Grauens in Meisterwerken der Kunstgeschichte und  der Goth- und Popkultur,  beruhen die   politisch deklarierten  Positionen  der Ausstellung auf realem Grauen  echter Menschen. Etwa  prangerte  der britische Künstler Mat Collishawse   in der 2010 entstandenen Fotoserie  „Letzte Mahlzeit im Todestrakt“  mit ähnlich sorgfältig komponierten Stillleben wie man sie  aus dem 17. Jahrhundert kennt, die Todesstrafe in den USA an.

An anderer Stelle  erinnern Original-Blutspuren auf schmutzigen Fliesen-Boden aus Mexiko, auf dem  die Leiche des bei einem Raubüberfall ermordeten Künstlers Luis Miguel Suro  fiel, an das sinnlose Morden dieser Region. Mit ihrer Position „32 Jahre“ von 2006 klagt die Freundin des Ermordeten Teres Margolles die ungezügelte Gewalt-Kriminalität  in Mexiko an.

Nicht mehr lustig ist auch die Position „Alles hat seine Zeit“: Auf zwei wandhohen identisch erscheinenden Fotos sitzen vor einer Art gotischem Buntglasfenster je eine weiß gekleidete und mit roten Eingeweiden übergossene Frau mit Strick um den Hals. Damit will die Künstlerin Mary Sibandes unter anderem auf die generationsübergreifenden Traumata  und gespaltenen Identitäten  infolge fortbestehender wachsender  Ungleichheit nach der Apartheid Südafrikas.

King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“

Realer Horror und Abjektionen: Doreen Garners Extremposition "King Cobra - Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen" von 2018, zeigt nachempfundene  Leichenteile von  durch medizinische Experimenten ohne Betäubung grausam zerstückelten schwarzen Sklavinnen des 19. Jahrhunderts. Garner hat diese an Metzgerhaken aufgehängt.  © Foto Diether von Goddenthow
Realer Horror und Abjektionen: Doreen Garners Extremposition „King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“ von 2018, zeigt nachempfundene Leichenteile von durch medizinische Experimenten ohne Betäubung grausam zerstückelten schwarzen Sklavinnen des 19. Jahrhunderts. Garner hat diese an Metzgerhaken aufgehängt. © Foto Diether von Goddenthow

Wohl am schockierendsten ist Doreen Garners 2018 entstandene Kunstinstallation „King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“.   Doreen Garner ist eine amerikanische Künstlerin, die sich mit Medizingeschichte auseinandersetzt, und in diesem Fall vor allem mit der Geschichte von dem berühmt-berüchtigten US-Arzt  James Marion Sims. Dieser hatte, so Kuratorin Page, „im 19. Jahrhundert brutalste gynäkologische Experimente  an schwarzen versklavten Frauen ausgeübt,  und zwar ohne Betäubung, weil er  der Meinung war, dass schwarze Frauen kein Schmerz empfinden könnten“. Dieser Arzt sei teilweise  heute noch anerkannt als der Vater der modernen Gynäkologie. Doreen Garner hat diese Arbeit „King Cobra“ geschaffen, um auf diese grausamen, perversen Experimente aufmerksam zu machen und den Arzt James Marion Sims posthum vom Sockel zu stoßen. In ihrem Kunstwerk „King Cobra“ spiegeln sich die an den Frauen begangenen bestialischen Grausamkeiten in künstlerisch nachempfundenen zusammengenähten „Fleischpaketen“ wider. Immer wieder sieht man Teil von Rippen, Brüsten usw,  die mit Fleischerhaken wie in einer Metzgerei   aufgehängt sind und von Neoröhren angestrahlt werden. Die Oberfläche der Körperteile hat  Doreen Garner mit Perlen geschmückt und mit Nadeln gespickt, vielleicht als eine Geste rückwirkender Wertschätzung, spekuliert die Kuratorin.

Man könne an „King Cobra“ nicht vorbeischauen, so Page. Und was vielleicht, wer es weiß,  noch schockierender  ist: Der private Leihgeber hatte  dieses Kunstwerk  in seinem Esszimmer aufgestellt, worin er und  seine beiden Kinder, drei und fünf Jahre alt, täglich verkehrten. Laut Auskunft des Leihgebers hätten die  vermeintlichen Körperteilen seine Kinder gar nicht interessiert. In ihrem Fokus lagen allein die  glitzernden Perlen.

Man sieht also wohl nur, was man weiß. So betrachtet, liegt der größte Schrecken  wohl letztlich im Auge des Betrachters.

(Dokumentation: Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt

„Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ ab 1. März 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011
Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigt vom 1. März bis 2. Juni 2024 die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors«, die in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast entstanden ist. Mit mehr als 100 Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert zeigt sie einen Abriss der Kunstgeschichte des Grauens. Sie beleuchtet die jahrhundertalte Faszination des Horrors. Schrecken und Grauen begleitet die Menschheit durch die Jahrhunderte. Dem Unbehagen davor steht jedoch in Kunst und Kultur ein lustvolles Interesse daran, manchmal gar ein humorvoller Zugang gegenüber. Die Ausstellung thematisiert erstmals die vielfältige und mehrdeutige Geschichte des künstlerischen Umgangs mit dem Schrecken sowie die Aktualität des Horrors in Mode, Musik, Film und der zeitgenössischen Kunst. Das Spektrum der mehr als 100 gezeigten Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.

Schon in der Renaissance hatten Visionen von Hölle und Tod eine anziehende und zugleich faszinierende Wirkung. In der schwarzen Romantik und der Literatur Edgar Allan Poes erreichte die Faszination für das Grauen einen ersten Höhepunkt. Zu einem epochemachenden Phänomen wurde sie dann im Laufe des 19. Jahrhundert. Bildende Künstler*innen, die sich der Wissenschaft und Rationalität der Aufklärung verweigerten, wandten sich der Emotionalität, der Wildheit der Natur und übernatürlichen Themen zu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten dann blutrünstige Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris dafür, den Hunger nach der Lust des Schauderns zu stillen. Zeitgleich entwickelten frühe Horrorfilme die Hauptfiguren und Strategien der spannungsgeladenen und schaurigen Erzählkunst.

Die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors« zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in der Kunst- und Kulturgeschichte. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstler*innen wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen präsentiert. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch Begeisterung hervor. Vollziehen sie damit einen Regelbruch? Überschreiten sie die Grenzen der gesellschaftlichen Konventionen? Auf jeden Fall sollen die Werke unter die Haut gehen und die Fantasie beflügeln.

Die Ausstellung

Die Präsentation beginnt mit einem Prolog, der veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von dem Thema Tod und Schrecken geprägt sind. Von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die zu sündigem Verhalten verführen sollen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, spannt sich ein Bogen bis hin zu den expressiven Gestalten, die in den frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts auf ihre Opfer lauern.

Der Hauptteil der Ausstellung legt den Fokus auf aktuelle Positionen in Kunst, Mode und Popkultur und geht den Fragen nach: Was passiert mit den klassischen Monstern, wenn die Ikonographie des Grauens zum Stilelement in der Pop-Kultur und Mode wird? Schwarze Kleidung und blasses Make-up, Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie John Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer*innen wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist fast zum Mainstream geworden.

Im Bereich der Musik stellt die Verwendung von Motiven des Grauens eine interessante Schnittmenge zwischen bisher unvereinbaren Genres dar. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler*innen wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die Adaption der Bildwelt des Horrors wird zu einem wichtigen Stilmittel, mit dem sich die Musiker*innen als gesellschaftliche Outlaws oder als missverstandene Monster kennzeichnen.

Die Auflösung der Grenzen ist im Film ebenso spürbar, und zwar nicht nur in Bezug auf die Genres, sondern auch hinsichtlich der grundlegenden Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ und der ‚wahren‘ Quelle des Horrors. Dracula und seine Nachfahren im frühen zwanzigsten Jahrhundert haben in zeitgenössischen Interpretationen eine Wandlung von schrecklichen Monstern hin zu romantischen, gequälten Seelen vollzogen, Figuren, die mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen und sich nach Zugehörigkeit sehnen. Auch Zombies sind in Serien wie »The Walking Dead« nicht mehr das ultimative Übel, sondern dienen als Hintergrundfolie, um den Menschen, der in einer dystopischen Welt ohne gesellschaftliche Ordnung auf sich gestellt ist, als eigentliche Bestie hervorzuheben.

Die Werke der modernen Kunst wiederum thematisieren Tod, Unheil, groteske Körper, grenzüberschreitende Mischwesen und gebrochene Identitäten. Daher vereint die Ausstellung blutrünstige postkoloniale Kritik von Adriana Varejão mit den Zeichen gesellschaftlicher Ungerechtigkeit in der Arbeit von Mary Sibande. In ähnlicher Weise kommt das Monströse in den skurrilen Gothic-Porträts von Amandine Urruty zum Ausdruck. Andres Serrano und Mat Collishaw verdeutlichen, dass Bilder des Todes unter die Haut gehen. Die Horrorsymbole, die in vielen Arbeiten aufgegriffen werden, sind Zeichen des Protests und des selbstbewussten Andersseins oder einfach beunruhigende Erinnerungen an die Sterblichkeit des Menschen.

Der Vorverkauf für die Ausstellung starte am Freitag, dem 8.Dezember 2023

Der Kauf des Onlinetickets für 12 Euro, ermäßigt 8 Euro jeweils inkl. Dauerausstellung ist über die Homepage möglich unter: https://shop.hlmd.de/de/tickets/1936

Tickets gibt es auch an den Museumskassen.

GRÜNZEUG. PLANTS ON PAPER vom 15. November 2023 bis 11. Februar 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

125 Werke auf Papier von über 50 Künstlerinnen und Künstlern erzählen von der bildprägenden Kraft der Pflanzen in der abendländisch christlichen Kultur. jetzt zu sehen in der Sonderausstellung GRÜNZEUG  vom 15. November 2023 bis 11. Februar 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto: Jutta Ziegler
125 Werke auf Papier von über 50 Künstlerinnen und Künstlern erzählen von der bildprägenden Kraft der Pflanzen in der abendländisch christlichen Kultur. jetzt zu sehen in der Sonderausstellung GRÜNZEUG vom 15. November 2023 bis 11. Februar 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto: Jutta Ziegler

Mit ihrem ewigen Zyklus von Keimen, Wachsen, Blühen und Verblühen ist die Pflanze Urbild des fortwährenden regenerationsfähigen Lebens. Grün ist die Farbe der Hoffnung und der erwachenden Natur. Seit dem Mittelalter meint Grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe. Die grüne Seite spricht die Herzseite an – sie ist nicht nur der Sitz der Lebenskraft, sondern zugleich die liebenswürdigste Seite eines Menschen. Passend zur Jahreszeit Herbst geht es in der Ausstellung nicht nur um Blüten, sondern ein Schwerpunkt liegt auf deren Erträgen: Früchte und Gemüse.

Ausstellungs-Impression © Foto: Jutta Ziegler
Ausstellungs-Impression © Foto: Jutta Ziegler

125 Werke auf Papier von über 50 Künstlerinnen und Künstlern erzählen von der bildprägenden Kraft der Pflanzen in der abendländisch christlichen Kultur. Es begegnen sich historische und zeitgenössische Positionen. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart öffnet sich ein Dschungel voller Geheimnisse und Überraschungen. Spürbar wird, dass die Moderne das heile Paradies natürlicher Schönheit verloren hat. Gegenwärtige Künstlerinnen und Künstler thematisieren die Dystopie, die Zerstörung der Natur und Vernichtung des Planeten. Die Ausstellung gliedert sich in vier Themenräume:

  • Hortus conclusus: Love & Peace
  • Was blüht und grünt: Power of Flower
  • Wa(h)re Pflanze: Fairtrade?
  • Kraut & Rüben: Superfood!

Seit dem Mittelalter wird die Entwicklung der abendländischen Pflanzenikonographie geprägt vom Topos des Paradiesgartens als umzäunter Ort (hortus conclusus). In frühen Miniaturen und Einblattholzschnitten des 15. Jahrhunderts sehen wir Maria vor der Rasenbank sitzen oder das Jesuskind auf einem sprießenden Kohlkopf thronen. Die Wechselbeziehung von Bildkunst und naturwissenschaftlicher Forschung in der Renaissance findet ihren Ausdruck in Albrecht Dürers präzise beobachteten Darstellungen von Pflanzen. Die Nürnberger Malerin Barbara Regina Dietzsch, eine Nachfolgerin von Maria Sibylla Merian, dokumentiert im 17. Jahrhundert auf leuchtenden Deckfarbenblättern einheimische Rüben und Wurzelgemüse. Die niederländischen Künstler*innen des 18. Jahrhunderts machen das üppige Blumenstillleben zu einem Hauptthema, während Zeichner der Romantik die Schönheit der kleinen unscheinbaren Naturdinge entdecken, um sie zum Sprechen zu bringen. Der Bogen spannt sich weiter über Jugendstil, Expressionismus, die Pop Art, frühe Wahlplakate der Grünen, Fotografien bis zu ausgewählten Positionen der Gegenwart.

Ausschnitt aus: Wilhelm Noack 1800-1833 Kakteenstudie Feigenkaktus Feder Aquarell, 254 x 187 mm Hdml Foto Wolfgang Fuhrmannek
Ausschnitt aus: Wilhelm Noack 1800-1833 Kakteenstudie Feigenkaktus Feder Aquarell, 254 x 187 mm Hdml Foto Wolfgang Fuhrmannek

Mit Arbeiten von:
Thomas Baumgärtel_Thomas Bayrle_Lucie Beppler_Joseph Beuys_Cornelis Bloemaert_Bernhard Johannes Blume_Arnold Böcklin_Uwe Bremer_Hans Christiansen_Johann Vincenz Cissarz_Barbara Regina Dietzsch_Jim Dine_Felix Droese_Albrecht Dürer_Pauli Ebner_Marion Eichmann_Lukas Einsele_Oskar Frenzel_Elisabeth Freund-Fischer_Johann Friedrich Greuter_Horst Haack_Wenzel Hablik_Fritz Hegenbart_Margaretha Helm_Rudolf Hofmann_Daniel Hopfer_Jan van Huysum_Ernst Kaiser_Hans Kanne_Jean Paul Kayser_Maximilian Klewer_Karl Lindemann-Frommel_Gerhard Marcks_Frans Masereel_Israhel van Meckenem_Meister ES_Meister mit den Bandrollen_Maria Sibylla Merian_Oswald Michel_Pit Morell_Otto Mueller_Richard Müller_Bruno Müller-Linow_Wilhelm Noack_Joseph Maria Olbrich_Georg Emanuel Opiz_Uriel Orlow_Emile-René Menard_Anke Röhrscheid_Dieter Roth_Eberhard Schlotter_Martin Schmid_Karl Schmidt-Rottluff_Martin Schongauer_Michael Schuster_Vroni Schwegler_Johann Conrad Seekatz_Veit Rudolph Specklin_Bernhard Wenig

Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Mechthild Haas gemeinsam mit den Co-Kuratorinnen: Dr. Ksenija Tschetschik-Hammerl und Dr. Jessica Schmidt (Graphische Sammlung) mit Unterstützung Mercedes Klein von der Zoologischen Abteilung.

Ort:

 Foto: Diether von Goddenthow
Foto: Diether von Goddenthow

Karl Freund-Galerie
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
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Hip Hop Night mit DJ Steevott am Freitag, 2. Juni 2023, 21.00 bis 00.30 Uhr, im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Foto: A.-S. Ebert, HLMD
Foto: A.-S. Ebert, HLMD

Die »Hip Hop-Night« mit DJ Steevott ist ein weiterer Event-Höhepunkt im Rahmenprogramm der Schau »Urknall der Kunst«. Sie holt am 2. Juni 2023, 21.00 bis 00.30 Uhr, die einzigartige Stimmung unseres Open Air »Urknall Jam« vom 29. April 2023 in die Haupthalle des Hessische Landesmuseums Darmstadt. Bei dieser Veranstaltung sprühten sechs vom Publikum ausgewählte Street Art-Künstler*innen ihre höchst unterschiedlichen Motive auf eigens installierte Wände direkt vor dem Museum.

Zur Veranstaltung werden in der Haupthalle des Museums Fragmente und Details der Höhlenmalereien, die in der »Urknall«-Ausstellung zu sehen sind, zu fortgeschrittener Stunde an die hohe Decke projiziert, um der außergewöhnlichen Location noch eine besondere Komponente hinzuzufügen.

Ab 19.30 Uhr kann die Sonderausstellung auch bis in die späteren Stunden besichtigt werden, ebenso wie die Arbeiten der Street Art-Künstler*innen vor dem Museum. Mit Drinks und zusätzlicher Chill-Out-Area im Römischen Hof kommt ein ganz besonderes »Nachts im Museum – Feeling« auf.

Mehr zu DJ Steevott erfahren Sie unter: www.djsteevott.de oder Instagram @dj_steevott

Veranstaltungsort:
Haupthalle des Landesmuseums

Eintritt:
10 Euro inkl. Ausstellungsbesuch
Tickets im VVK online ab 10. Mai 2023 www.hlmd.de oder an der Museumskasse erhältlich.
Einlass und Ausstellungsbesuch ab 19.30 Uhr

Zur Ausstellung:

urknall-trifft-kunst-logoWo liegt der Ursprung der Kunst? Dieser Frage ging nicht nur der deutsche Ethnologe Leo Frobenius Anfang des 20. Jahrhundert nach. Die einzigartigen Felsbildkopien, die auf seinen weltweiten Expeditionen entstanden, waren ein Schlüsselerlebnis für die Künstler der Moderne.

Die Ausstellung »Urknall der Kunst« entsteht in Kooperation mit dem Frobenius-Institut, Frankfurt und geht dieser künstlerischen Auseinandersetzung erneut nach.

Sie bringt sieben Positionen der Klassischen Moderne in einen Dialog mit den Felsbildern der Vorzeit: Joseph Beuys, Joan Miró, Paul Klee, Pablo Picasso, Hans Arp, Willi Baumeister und André Masson.

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American Heiner – Ein Mammut macht Geschichte Ein Mammut macht Geschichte – vom 25. März bis 19. Juni 2022 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Humboldt-Dinner. von Niels Schröder © HLMD
Humboldt-Dinner. von Niels Schröder © HLMD

Kaum einer weiß: Das Darmstädter Mammut ist Amerikaner und eine Sensation in der Geschichte der Paläontologie! Die Ausstellung »American Heiner« geht der Geschichte dieses weltbekannten fossilen Elefantenskelettes nach, das nach seinem Entdecker auch »Peale’s Mastodon« genannt wird. Es ist das erste museal montierte Skelett eines fossilen Elefanten in Nordamerika. Alexander von Humboldt bewunderte das Skelett, als er am Ende seiner ›amerikanischen Reise‹ im Frühsommer 1804 Station in Philadelphia machte. 1854 kam es über Umwege nach Darmstadt und ist damit seit über 150 Jahren ein Darmstädter oder, wie man hier sagt, ein echter »Heiner«.

Die Schau präsentiert anhand von Objekten aus der Kunst- und Naturgeschichte von Gemälden, Zeichnungen und Fossilien die Auswirkungen des Fundes auf die Forschungs- und Geistesgeschichte. Weltberühmte Leihgaben wie Charles Willson Peale »The Artist in His Museum« aus Philadelphia und »The Exhumation of the Mastodon« aus Baltimore sind erstmals in Europa zu sehen.

Teil der Ausstellung sind großformatige Wandzeichnungen und Comic-Strips des Berliner Illustrators Niels Schröder, welche die facettenreiche Geschichte des Darmstädter Mastodons und die historischen Hintergründe erläutern. Diese Illustrationen erscheinen in einem Heft als Graphic-Novel zusammengefasst, das als innovatives Vermittlungsmedium die Ausstellung begleitet.

Die Geschichte von Peale’s Mastodon ist eng mit der Geschichte der Vereinigten Staaten verbunden. Die Entdeckung von Mastodonknochen am Ohio River im Jahr 1739 löste im Laufe des 18. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Diskussion in der Alten und Neuen Welt aus. Eine wichtige Rolle dabei spielte Charles W. Peale aus Philadelphia, der nicht nur ein gefragter Künstler, sondern auch ein geschätzter Naturaliensammler mit eigenem Museum war. Sein Interesse an Mastodonknochen wurde durch einen hessischen Militärarzt geweckt. Als 1801 im Hudson River Valley fossile Knochen gefunden wurden, übernahm Peale mit seinem Sohn Rembrandt die Ausgrabungen und entdeckte die Reste von zwei Mastodonskeletten. Peale setzte aus diesen Knochen in Philadelphia ein Skelett zusammen, ergänzte fehlende Teile durch Holzrepliken, entwickelte ein Metallgerüst und präsentierte das Ergebnis zur großen Begeisterung des Publikums in seinem Museum.

Die Entdeckung des Mastodons erregte damals so großes Aufsehen, weil sie das gültige Verständnis über die Entstehung der Welt grundsätzlich in Frage stellte. Die fossilen Knochen waren ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die Welt und mit ihr die Tierwelt einmal anders ausgesehen haben könnte. Ein unerhörter Gedanke. Denn noch immer war die biblische Überlieferung und die Lehre von der Entstehung der Welt als göttliche Schöpfung maßgeblich. Dieser entsprechend gingen die Wissenschaftler bei den ersten Knochenfunden Anfang des 18. Jahrhunderts noch davon aus, Knochen von Riesen vor sich zu haben. Das war eine durchaus naheliegende Schlussfolgerung, wenn man bedenkt, dass Riesen als real galten.

Peales Mastodon "Heiner" © Foto Diether v. Goddenthow
Peales Mastodon „Heiner“ © Foto Diether v. Goddenthow

Die Erkenntnis, dass es sich bei diesen Knochen um Fossilien eines ausgestorbenen Tieres handelt, war daher ein wissenschaftlicher Wendepunkt und der Beginn eines Prozesses, der 1859 zu der von Charles Darwin formulierten Evolutionstheorie führte.

Die Entdeckung von Peale’s Mastodon war auch für das Selbstbewusstsein der jungen amerikanischen Nation wichtig. Sie widersprach einer kruden wissenschaftlichen Theorie des 18. Jahrhunderts, die behauptete, die amerikanische Fauna sei als degeneriert anzusehen, weil es dort nur kleine, schwache Tierarten gäbe. Der berühmte Pariser Naturforscher Buffon hatte dies im Selbstverständnis der Überlegenheit des alten Europas gegenüber der Neuen Welt veröffentlicht. Obwohl diese scheinbar groteske Einschätzung unhaltbar war, nagte sie am Selbstwertgefühl der jungen amerikanischen Nation, die sich gerade politisch von England losgesagt hatte. In diesem Moment kam Peales Entdeckung des großen Mastodons genau richtig. Das Skelett bewies, dass es auch in Amerika große Tiere gab oder gegeben hatte. Daher waren seine Ausgrabung und seine Präsentation in Peales Museum Angelegenheiten von nationaler Bedeutung, an denen auch der amerikanische Präsident regen Anteil nahm. Thomas Jefferson war mit Peale persönlich bekannt und unterstützte das Projekt finanziell. Und wenn der Weißkopfseeadler als Wappentier der Vereinigten Staaten nicht schon festgestanden hätte, wäre zu diesem Zeitpunkt sicherlich auch das Mastodon in Frage gekommen.

Nach dem Tode Peales wurde es ruhiger um das berühmte Skelett. Es wurde verkauft und kam auf verschlungenen Wegen über Paris und London im Jahr 1854 nach Darmstadt. Hier fand es nach dem Bau des Museumsgebäudes von Alfred Messel 1906 in der Abteilung Erd- und Lebensgeschichte seinen festen Platz.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von US-Generalkonsul Frankfurt am Main Norman Thatcher Scharpf.

Weitere Informationen Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Hessisches Landesmuseum Darmstadt – Highlights 2021 nach dem Lockdown

© Foto Diether v. Goddenthow-
© Foto Diether v. Goddenthow-

Bis zur Wiedereröffnung warten auf Besucher spannende Highlights 2021. Die Ausstellungen wurden entsprechend verlängert

Tomás Saraceno: Songs for the Air
Verlängert bis 28. März 2021

Peter Lindbergh: Untold Stories
Verlängert bis 18. April 2021

Urpferd 2.0 – 25 Jahre UNESCO-Welterbe Grube Messel
Bis 25. April 2021

Weitere Highlights:
Joseph Beuys. Ulysses
13. Mai bis 1. August 2021

Ich. Max Liebermann – Ein europäischer Künstler
8. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022

 

logo-gruenes-sofaZudem lädt das Hessische Landesmuseum jetzt ein zur 2. Folge des Museumspodcasst »Das Grüne Sofa«: Martin Faass im Gespräch mit Julia von Boehm

In unserer neuen Podcast-Folge begrüßen wir die weltweit erfolgreiche Stylistin Julia von Boehm, die unter anderem für Lancôme, die Vogue und Harper’s Bazaar tätig ist. Sie kleidet in Hollywood prominente Schauspielerinnen wie Nicole Kidman und Kate Winslet ein und ist Mode – Direktorin des Magazins »InStyle«. Auf dem »Grünen Sofa« verrät sie mehr über die enge Zusammenarbeit mit dem berühmten Fotografen Peter Lindbergh. Sobald wir das Museum wir wieder öffnen dürfen, zeigen wir bis zum 18. April die Ausstellung »Untold Stories«, eine herausragende Werkschau, die von Peter Lindbergh selbst kuratiert wurde.

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Neuer Clip zur Reihe »Museum A bis Z«
Unsere Kollegin Petra Achternkamp, die bei uns im Museum für die Restaurierung von Skulpturen verantwortlich ist, stellt Ihnen das besondere Material »Kork« vor. In dem Clip präsentiert sie die Restaurierungsarbeiten der wertvollen Serie an Korkmodellen, die der bekannte Korkbildhauer Antonio Chichi (1743 – 1816) erstellte.

»Museum A bis Z«.

Zu allen bislang veröffentlichen Videos
Clip: © art / beats, Berlin
Gestaltung: StudioKrimm, Berlin

Ich, Max Liebermann! Ein europäischer Künstler vom 8. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Max Liebermann, Garten mit bluehenden Sonnenblumen, 1895 © Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten, Museo Castello San Materno, Ascona
Max Liebermann, Garten mit bluehenden Sonnenblumen, 1895 © Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten, Museo Castello San Materno, Ascona

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt präsentiert eine umfassende Ausstellung mit herausragenden und zum Teil nie öffentlich gezeigten Leihgaben aus Privatbesitz zu einem der beim Publikum beliebtesten Künstler: Max Liebermann (20. Juli 1847 – 8. Februar 1935).

Kaum ein Künstler seiner Zeit ist in deutschen Museen und Ausstellungshäusern so allgegenwärtig wie Max Liebermann. Seine Rolle als Wegbereiter der Moderne und wichtigster Vertreter des deutschen Impressionismus ist oft beschrieben worden.

Kaum Beachtung fand hingegen, dass es der internationale Fokus seines Schaffens und seine damit verbundene europaweite Vernetzung waren, die Liebermann zum bedeutendsten Erneuerer der deutschen Kunst im 19. Jahrhundert werden ließen.

Liebermann war ein bestens vernetzter Maler. Er feierte in Paris seine ersten Ausstellungserfolge, wurde von Künstlern wie Vincent van Gogh und Edgar Degas bewundert und war mit dem schwedischen Maler Anders Zorn und französischen Kollegen Jules Bastien-Lepage befreundet. Durch sein internationales Netzwerk und den starken Einfluss der französischen wie holländischen Kunst manifestieren sich in seinem Werk zentrale Themen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Die Fragen nach dem Verhältnis der eigenen Kultur zu anderen, nach der kosmopolitischen Integrationskraft von Kunst und Kultur sowie nach der Stellung jüdischer Künstler in der Gesellschaft.

Max Liebermann, Papageinmann, 1900 – 1901, Öl auf Leinwand, Privatbesitz
Max Liebermann, Papageinmann, 1900 – 1901, Öl auf Leinwand, Privatbesitz

Gleichzeitig lässt sich an Liebermanns Werkentwicklung das moderne Phänomen einer international orientierten fortschrittlichen Kunst erkennen. Sie wurde von reaktionären Kritikern als Bedrohung der nationalen Identität zurückgewiesen – Aspekte, die mit neuer Vehemenz aktuell sind. Diese Lücke möchte die große Schau »Ich, Max Liebermann! Ein europäischer Künstler« anhand von über 100 Gemälden und Arbeiten auf Papier schließen. Sie betrachtet den Maler im internationalen Kontext und zeichnet seine vielschichtigen Verbindungen zu den verschiedenen künstlerischen Zentren in Europa nach.

Liebermanns künstlerisches Denken durchlief eine Metamorphose, die von der Auseinandersetzung mit den Alten Meistern hin zur freien Landschaftsmalerei, vom Realismus über den Impressionismus bis hin zur beginnenden Moderne führte. Die Gegenüberstellung mit Arbeiten seiner großen französischen und holländischen Vorbilder – darunter Jean-François Millet, Camille Corot, Rembrandt van Rijn und Frans Hals – bietet in dieser Ausstellung die Gelegenheit, ein umfassenderes Verständnis für die Voraussetzungen der Einführung der modernen Malerei in Deutschland zu erlangen.

Die Ausstellung entsteht als Kooperationsprojekt des Hessischen Landesmuseums Darmstadt mit dem Kunstpalast Düsseldorf . Die erste Station in Darmstadt steht unter der kuratorischen Leitung von Dr. Martin Faass, Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und Gründungsdirektor der Liebermann Villa am Wannsee. Faass zählt zu den herausragendsten Kennern von Liebermanns Werk. Durch seine langjährige Expertise ist er prädestiniert das Oeuvre Liebermanns neu zu beleuchten.

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
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Ausbau digitaler Angebote – Coronabedingt bleibt das Hessische Landesmuseum Darmstadt bleibt vorerst bis 20. Dezember 2020 geschlossen – Die Eröffnung von »Peter Lindbergh: Untold Stories« wird verschoben

Grafik: StudioKrimm, Berlin; Produktion: art / beats, Berlin © Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Grafik: StudioKrimm, Berlin; Produktion: art / beats, Berlin © Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt bleibt vorerst weiterhin bis einschließlich 20. Dezember 2020 geschlossen. Damit folgt das Landesmuseum den behördlichen Vorsorgemaßnahmen des Landes Hessen zur Eindämmung des Coronavirus (Covid-19). Alle geplanten Veranstaltungen ebenso die Eröffnung der Ausstellung »Peter Lindbergh: Untold Stories« sind bis einschließlich 20. Dezember 2020 abgesagt.

»Untold Stories« (neuer Eröffnungstermin wird mitgeteilt)
Die Ausstellung »Untold Stories« ist die erste von Peter Lindbergh (1944 – 2019) selbst kuratierte Werkschau. Lindberghs Zusammenstellung von 140 Arbeiten aus den frühen 1980er-Jahren bis heute ermöglicht einen eingehenden Blick auf sein umfangreiches Œuvre und lädt zum Entdecken vieler bislang unerzählter Geschichten ein. Ein Großteil der Aufnahmen wurde noch nie in Ausstellungen gezeigt.
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Ausbau digitaler Angebote
Derweil baut das Hessische Landesmuseum Darmstadt seine digitalen Angebote weiter aus, etwa mit dem neuen Museumspodcast »Das Grüne Sofa«. In der ersten Folge spricht Museumsdirektor Dr. Martin Faass mit dem Künstler Tomás Saraceno. Auch im Rahmen der Online-Reihe »Museum A bis Z« hat das Landesmuseum Darmstadt neue Videos veröffentlicht.

Neuer Museumspodcast: Das Grüne Sofa
Erste Folge: Museumsdirektor Dr. Martin Faass im Gespräch mit dem Künstler Tomás Saraceno
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Reihe Museum A bis Z

Im zweimonatigen Turnus veröffentlicht das Hessische Landesmuseum Darmstadt weitere Gespräche mit Experten bzw. Künstlern über aktuelle oder kommende Sonderausstellungen, Forschungsberichte von Wissenschaftlern aus dem eigenen Hauses oder Talks mit prominenten Interviewpartnern. Auf dem »Grünen Sofa« nehmen ganz unterschiedliche Persönlichkeiten Platz. In anregenden Gesprächen verraten unsere Gäste mehr von sich selbst und ermöglichen Einblicke hinter die Kulissen.

Tomás Saraceno: Songs for the Air
Bis 31. Januar 2021
Tomás Saraceno zeigt in seiner auditiven Ausstellung »Songs for the Air« Staubpartikel in der Luft, die wir unter normalen Umständen nicht sehen, und die fein gewebten Spinnennetze von Lebewesen, die wir aus Abscheu meiden. Er thematisiert das Verhältnis zwischen Mensch und (Um-)Welt.
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Museum A bis Z
G wie Graphische Sammlung
Die Graphische Sammlung ist eine der ältesten Sammlungen des HLMD. Sie umfasst rund 50.000 Arbeiten auf Papier: Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Gouachen, mittelalterliche Handschriften und Miniaturen, Druckgraphiken, Plakate und Fotografien. Ihren internationalen Rang begründen die Altmeisterzeichnungen.
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H wie Hessisches Urpferd
Unser Kurator der Erd- und Lebensgeschichte, PD Dr. Torsten Wappler, nimmt Sie in diesem Spot »H wie Hessisches Urpferd« in die Zeit vor 48 Millionen Jahren mit. Kulisse unserer Reise ist die von Darmstadt nahgelegene Grube Messel, die fossile Schätze der letzten Millionen Jahre versteckt hält. Erfahren Sie mehr über den spektakulären Fossilfund aus dem Jahr 2015 des Urpferdchens, Propalaeotherium voigti.
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Neues Aktivblatt steht Schüler*innen und Lehrer*innen digital unter #hlmdschool zur Verfügung. Thema: Von Mammutjägern und Höhlenmalern – in der Altsteinzeit.

Urpferd 2.0 – 25 Jahre UNSECO-Welterbe Grube Messel vom 18. August 2020 bis 25. April 2021 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Skelett vom "Messeler Urpferd", Propalaeotherium voigtii, rekonstruiert aus den computertopographischen Daten des Fossils, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Skelett vom „Messeler Urpferd“, Propalaeotherium voigtii, rekonstruiert aus den computertopographischen Daten des Fossils, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Seit 1874 entstand im Museum die älteste und eine der bedeutendsten Sammlungen von Messel-Fossilien, die aus etwa 48 Millionen Jahre alten Ölschiefern geborgen wurden. Die Messel-Sammlung ist eines der Aushängeschilder des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und ein besonderes Kulturgut des Landes Hessen. Zudem wurde die Fossilienlagerstätte Grube Messel bei Darmstadt 1995 als erstes deutsches Naturdenkmal in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen, da sie einen einzigartigen Aufschluss über die frühe Evolution der Säugetiere erlaubt. Diese Auszeichnung der Grube Messel jährt sich 2020 zum 25. Mal.

Im Jubiläumsjahr widmet sich das Hessischen Landesmuseums Darmstadt dessen »Wappentier« dem Messeler Urpferd – aber nicht dem Messeler Urpferd im allgemeinen sondern nur einem Exemplar, das nach nahezu 30 Jahren Messel-Grabungen des Hessischen Landesmuseums Darmstadt 2015 zu Tage kam und einer Art angehört, die bislang aus Messel noch nie mit kompletten Exemplaren belegt war.

Dieser Fund eines vollständigen Skelettes wurde mit neuesten digitalen Techniken untersucht. In enger Zusammenarbeit Prof. Dr. Dr. Martin S. Fischer von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, haben die Illustratoren Amir Andikfar und Jonas Lauströer auf der Basis einer hochauflösenden Computertomographie das 48 Millionen Jahre alte Urpferdchen Propalaeotherium voigti, unter Verwendung des 3D-Programms »Maya«, rekonstruiert und animiert. Neben der 3D Skelett-Montage, einer Neu-Interpretation des Urpferdes, in Form einer Dermoplastik, und der Möglichkeit, eigene Fellmustertexturen auf das Urpferd zu projizieren, erfährt der Besucher über drei Videostelen allerlei Details der Fundbergung, Präparation und der eigentlichen Animation.

Die Präsentation ist für die Besucher*innen ab dem 18. August 2020 im Eingangsbereich der Abteilung Erd- und Lebensgeschichte am ursprünglichen Standort des Mammut americanum (Mastodon) zu sehen.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
T 06151 1657-000
info@hlmd.de

lm-darmstadt3Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag
10.00-18.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag
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Montag, Karfreitag, Heiligabend und Silvester geschlossen

Zeittickets ab 1.08. buchbar für Peter Lindbergh: Untold Stories 4. Dezember 2020 bis 7. März 2021 im Landesmuseum Darmstadt

Peter Lindbergh Uma Thurmann, News York 2016
Peter Lindbergh Uma Thurmann, News York 2016

Ab Samstag, dem 1. August 2020, besteht die Möglichkeit, Zeitreservierungen für den Besuch der großen Sonderausstellung »Peter Lindbergh: Untold Stories« online über unsere Homepage www.hlmd.de zu buchen.

Peter Lindbergh hat Fotogeschichte geschrieben. Die Ausstellung »Untold Stories« ist die erste von Peter Lindbergh selbst kuratierte Werkschau. Der 1944 geborene und in Duisburg aufgewachsene Fotograf hat zwei Jahre an der Präsentation gearbeitet. Lindberghs Zusammenstellung von 140 Arbeiten aus den frühen 1980er-Jahren bis heute ermöglicht einen eingehenden Blick auf sein umfangreiches Œuvre und lädt zum Entdecken vieler bislang unerzählter Geschichten ein.

Vom 4. Dezember 2020 bis 7. März 2021 sind im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Werke zu sehen, die noch nie gezeigt wurden; andere sind von Zeitschriften wie Vogue, Harper’s Bazaar, Interview, Rolling Stone, W Magazine oder dem Wall Street Journal in Auftrag gegeben und veröffentlicht worden.

Die Reservierung des Zeitfensters ist online über die  Homepage des Landesmuseums Darmstadt hier buchbar!

Diese Reservierung ermöglicht einen Besuch zu einer festgelegten Zeit. Aufgrund der aktuellen Lage und nicht Absehbarkeit des Verlaufes der Corona-Pandemie im Herbst, werden die Reservierungen erst an den Kassen in Eintrittstickets für 12 Euro, ermäßigt 7 Euro inkl. Ständige Sammlung eingelöst. Wir bieten zusätzlich die Möglichkeit eines Kombitickets für beide Sonderausstellungen »Peter Lindbergh: Untold Stories« und »Carte Blanche für Tomás Saraceno« zum Preis von 14 Euro, ermäßigt 8 Euro.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
Telefon: 06151 1657-000
info@hlmd.de