Kategorie-Archiv: Museum Reinhard Ernst Wiesbaden

„Abstraktion ist eine Weltsprache“ Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden eröffnet am 25.06.2024 seinen Publikumsbetrieb

Ab 25. Juni 2024 nimmt das am 23.06. eröffnete Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden, Wilhelmstraße 1, seinen regulären Museumsbetrieb auf. Zugleich eröffnet auch  das Museums-Restaurant rue 1 by gollner’s - dienstags bis samstags 10 bis 24.00 Uhr, sonntags 10 - 18.00 Uhr  mre © Foto Diether von Goddenthow
Ab 25. Juni 2024 nimmt das am 23.06. eröffnete Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden,
Wilhelmstraße 1, seinen regulären Museumsbetrieb auf. Zugleich eröffnet auch das Museums-Restaurant rue 1 by gollner’s – dienstags bis samstags 10 bis 24.00 Uhr, sonntags 10 – 18.00 Uhr mre © Foto Diether von Goddenthow

Das stiftungsfinanzierte Museum Reinhard Ernst (mre) startet ab dem 25. Juni 2024 seinen Publikumsbetrieb. Sechzig Meisterwerke aus der Sammlung des Wiesbadener Unternehmers und Stifters Reinhard Ernst sind in der Eröffnungsausstellung zu sehen. Das mre ist das zehnte Museum des kürzlich verstorbenen japanischen Pritzker-Preisträgers Fumihiko Maki und sein einziges in Europa. Die erste Sonderausstellung im mre würdigt sein Werk.

Wiesbaden, 20. Juni 2024 – Nach einer dreijährigen Planungsphase und fast fünfjähriger Bauzeit eröffnet das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden seinen Publikumsbetrieb am 25. Juni. Schon jetzt weckt der Neubau an der Wilhelmstraße großes Interesse: Der Tag der Offenen Tür am 23. Juni 2024 ist bereits seit Wochen ausgebucht. Bei der Pressekonferenz am heutigen Donnerstag stellten Reinhard Ernst, Unternehmer, Stifter und Museumsgründer, der Direktor Dr. Oliver Kornhoff und Lea Schäfer, die Kuratorin der ersten Sammlungspräsentation, den anwesenden Journalist:innen das neue Haus vor. Das Museum Reinhard Ernst geht auf den Entwurf des kürzlich verstorbenen japanischen Architekten Fumihiko Maki zurück.

Blick ins Innere. © Foto Jutta Ziegler
Blick ins Innere. © Foto Jutta Ziegler

Unter dem Titel Farbe ist alles! zeigt die erste Sammlungspräsentation besondere Höhepunkte in der Geschichte der Abstraktion nach 1945 auf – und zwar in den USA, in Japan und in Europa. 60 Meisterwerke aus der Sammlung Reinhard Ernst illustrieren die bahnbrechenden Veränderungen in der Malerei. In den Räumen von Fumihiko Maki werden großformatige Arbeiten u.a. von Friedel Dzubas, K.O. Götz, Toshimitsu Imai, Helen Frankenthaler, Robert Motherwell, Judit Reigl, Tōkō Shinoda, Pierre Soulages, Frank Stella und Fred Thieler zu sehen sein. Die Sammlungspräsentationen werden alle zwei Jahre wechseln.

Die erste Sonderausstellung Fumihiko Maki – Maki and Associates: Für eine menschliche Architektur ist dem 1928 geborenen Architekten gewidmet. Sie zeigt Modelle einiger der herausragenden Projekte des Pritzker-Preisträgers, darunter des Towers 4 World Trade Center in New York. Weiterhin werden seine Museumsbauten vorgestellt, zu denen das Aga Khan Museum in Toronto (Fertigstellung 2014), das Yerba Buena Center for the Arts in Kalifornien (1993) und das National Museum of Modern Art Kyoto (1986) gehören. Das Museum Reinhard Ernst fügt sich als zehnter Museumsbau in diese hochkarätige Reihe ein. Die Ausstellung ist bis 9. Februar 2025 zu sehen.

Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024
Dienstag bis Sonntag 12–18 Uhr
Mittwoch 12–21 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher:innen frei.

Tickets können im Onlineshop vorbestellt werden.
Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.
Ab Juli 2024: An jedem letzten Dienstag ist der Eintritt im Museum Reinhard Ernst von 15–18 Uhr kostenfrei.

Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s (ab Dienstag, 25. Juni 2024)
Dienstag bis Samstag 10–24 Uhr
Sonntag 10–18 Uhr
Montag Ruhetag

Museum Reinhard Ernst
Wilhelmstraße 1
65185 Wiesbaden

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst

Ministerpräsident Boris Rhein überreicht Sonja und Reinhard Ernst das Bundesverdienstkreuz. © mre /Foto: Sascha Kopp
Ministerpräsident Boris Rhein überreicht Sonja und Reinhard Ernst das Bundesverdienstkreuz. © mre /Foto: Sascha Kopp

Während der Eröffnungsgala des Museums Reinhard Ernst am gestrigen Samstag überreichte der Ministerpräsident des Landes Hessen, Boris Rhein, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Reinhard und Sonja Ernst für Ihre Verdienste um das Gemeinwohl.

Wiesbaden, 16. Juni 2024 – Für Ihre Verdienste im Bereich der Bildung, der Kunst und Kultur und des Denkmalschutzes wurde das Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein überreichte den Orden während der Eröffnungsgala des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden.

„Das Wirken von Reinhard und Sonja Ernst sucht seinesgleichen. Reinhard und Sonja Ernst leisten Herausragendes für unser Land und für unsere Gesellschaft. Sie inspirieren, sie initiieren und sie involvieren sich. Ihre Lebensgeschichte könnte auch ein spannendes Drehbuch für einen Hollywood-Blockbuster sein. Auf jeden Fall aber ist ihre Geschichte eine echte Erfolgsgeschichte made in Hessen. Sie sind Vorbilder für ein ebenso erfolgreiches wie verantwortungsvolles Unternehmertum. Sie sind Vorbilder dafür, was sich mit Leistung und Leidenschaft erreichen lässt. Sie sind Vorbilder für die Kraft der eigenen Wurzeln und für die Stärke einer tiefen Menschlichkeit.“

Mit der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland dankt der Staat für herausragende persönliche Leistungen für das Gemeinwohl. Eine finanzielle Zuwendung ist mit der Verleihung des Verdienstordens nicht verbunden.

Über die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung
Die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung fördert Werte im Sinne des Stifterpaares. Diese Werte spiegeln sich in Kunst und Kultur sowie an Orten des Zusammenlebens und des Lernens wider. Die Gründer der Stiftung wollen ihre Zuwendungen, ihr Engagement und ihre Netzwerke möglichst effektiv für die Gemeinschaft einsetzen. Diese Gedanken verwirklicht die Stiftung dank ihres Vermögens in ausschließlich eigenen Projekten. Beispiele sind das „Haus der Hoffnung“ im japanischen Natori, das für viele Kinder und alte Menschen nach der Tsunami-Katastrophe 2011 zur Begegnungsstätte wurde, und das Musikschulhaus in Eppstein. Unter den denkmalgeschützten Gebäuden zeigt u.a. der Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn, worauf es den Stiftern ankommt.

mre © Foto Diether von Goddenthow
mre © Foto Diether von Goddenthow

Das zur Gänze stiftungsfinanzierte Museum Reinhard Ernst eröffnet offiziell am 23. Juni 2024. Das Museum zeigt ausschließlich abstrakte Positionen u.a. aus Europa, den USA und Japan von 1945 bis in die Gegenwart.

Weitere Informationen: Museum Reinhard Ernst

Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024

Dienstag bis Sonntag 12–18 Uhr
Mittwoch 12–21 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher frei.

Tickets können im Onlineshop vorbestellt werden.
Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.
Ab Juli 2024: An jedem letzten Dienstag ist der Eintritt im Museum Reinhard Ernst von 15–18 Uhr kostenfrei.

Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s (ab Dienstag, 25. Juni 2024)

Restaurant rue 1 by gollner’s - öffnet am 25. Juni 2024  © Foto Diether von Goddenthow
Restaurant rue 1 by gollner’s – öffnet am 25. Juni 2024 © Foto Diether von Goddenthow

Dienstag bis Samstag 10–24 Uhr
Sonntag 10–18 Uhr
Montag Ruhetag

Das Museum Reinhard Ernst (mre) öffnet am 23. Juni 2024 seine Pforten – Ein kritischer Rundgang von Dorothee Baer-Bogenschütz

Am 23.06.2024 eröffnet das  Museum Richard Ernst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden. Erbaut wurde es nach den Plänen des japanischen Architekten  Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow
Am 23.06.2024 eröffnet das Museum Richard Ernst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden. Erbaut wurde es nach den Plänen des japanischen Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow

Der Unternehmer, Stifter und Museumsgründer Reinhard Ernst setzt mit seinem nach ihm benannten Museum  neue Akzente für die in Wiesbaden noch unterrepräsentierte abstrakte Kunst. Erbaut wurde das schnörkellose Gebäude nach den Entwürfen des am 6. Juni 2024 verstorbenen  japanischen Stararchitekten und Pritzker-Preisträgers Fumihiko Maki, mit dem der Unternehmer schon früher zusammengearbeitet hat und befreundet war.

Unsere Gastautorin und Kunstexpertin Dorothee Baer-Bogenschütz  hat sich schon mal vor der offiziellen Eröffnung am 23. Juni 2024 im beinahe fertigen Museum  umgeschaut.  

Gemeinsam waren sie ganz besonders stark. Reinhard Ernst und sein japanischer Freund Fumihiko Maki, der keine drei Wochen vor der offiziellen Eröffnung seines einzigen Museumsbaus in Europa am 6. Juni 2024 fünfundneunzigjährig verstarb, erbrachten eine bemerkenswerte Leistung in und für Wiesbaden. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier geht am 23. Juni in der Hessischen Landeshauptstadt ein Tempel für Kunst an den Start, der baukünstlerisch ebenso Aufmerksamkeit erregen wird wie aufgrund des besonderen inhaltlichen Zuschnitts: Das neue private Museum Reinhard Ernst (mre), das der Stifter, Jahrgang 1945, exklusiv für seine Kunstsammlung errichten ließ, grenzt gegenständliche Kunst aus. Es feiert die Abstraktion, vor allem in der Malerei: nach dem Zweiten Weltkrieg gehypt. Später – auch unter dem Druck von Forderungen nach gesellschaftlicher Relevanz – zunehmend zugunsten von Konzept- und Ideenkunst, neuer Figuration, Partizipationsmodellen oder dokumentarischen Anstrengungen aussortiert aus dem Tagesdiskurs als zu diffus, zu unpolitisch, zu unbestimmt im Sinne des Hinterfragens der Verhältnisse, und unbrauchbar ohnedies in den Augen derer, die von Kunst Aufklärung, Bekenntnisse, Solidaritätsadressen oder – neuerdings – gar Heilung verlangen.

Ernst lässt das kalt. Seine erste Erwerbung war eine Gouache von Karl Otto Götz: „Ich habe klein angefangen“. Dann kam Hubert Berke: den wenigsten bekannt. In den 1990er Jahren bei einem Frankfurter Galeristen zu haben Damals startete Ernst die Sammlung, der sein Museum gewidmet ist. Bald sind es 1000 Werke. Frühzeitig hatte der Mann, der verhältnismäßig spät zu sammeln begann, entdeckt: „Mich interessiert besonders die Farbe.“

Von Anni Albers bis Frank Stella: Bemerkenswert vielen Künstlern mit jüdischen Wurzeln verdankt sich das Sammlermuseum. Ihre Positionen sind seine Stützen. Das Kunstpublikum reflektiert das allerdings nicht. Das 120 Seiten starke mre-Magazin widmet dem Top-Thema kein Kapitel.

Auch am mre-Eingangsbereich Wilhelmstraße 1  sind nun die letzten Bauabsperrungen beseitig. © Foto Diether von Goddenthow
Auch am mre-Eingangsbereich Wilhelmstraße 1 sind nun die letzten Bauabsperrungen beseitigt. © Foto Diether von Goddenthow

Bauverzögerungen ist es geschuldet, dass ins Eröffnungsjahr mehrere bedeutende Jahrestage fallen. 2024 ist nicht nur Stellas und Makis Todesjahr. Der Todestag von Friedel Dzubas (1915-1994) jährt sich wie der von Anni Albers zum 30. Mal. Kaum jemand kennt jedoch den Vertreter der zweiten Generation des Abstrakten Expressionismus, den die deutsche Avantgarde, „Brücke“ und „Blauer Reiter“, beeindruckt. Dzubas erkennt „tiefes Gefühl“ und „Leidenschaft“, die seine eigenen Farbwelten grundieren sollen: „Farbe ist eine emotionale Angelegenheit.“ Und ein Anker. Im US-Exil wurde das Jüdischsein des gebürtigen Berliners (besser?) nicht thematisiert, worunter er litt. Identitätssuche ist eingewoben in seine Kunst. Das Sieben-Meter-Bild „Argonaut“, ein Spätwerk von 1983 und Hauptwerk der mre-Eröffnungsschau, ist keine vordergründige Hommage an den antiken Mythos.

1939 muss der Sohn des Juden Mannheim (Martin) Dzubasz und der Katholikin Martha Medmann-Schmidt Dzubasz emigrieren. Sein Schiff läuft aus von Liverpool. Zunächst arbeitet er in Hyde Farmlands,Virginia, mit jüdischen Jugendlichen, die aus Deutschland fliehen konnten. Dann fasst er Fuß in New York. Es entwickelt sich eine Freundschaft mit Clement Greenberg: Der berühmte jüdische Kritiker stirbt schließlich im selben Jahr wie Dzubas, der sein Leben in Massachusetts beschließt und nicht in Florida wie das mre versehentlich kommuniziert. Um die vorige Jahrhundertmitte stellt Leo Castelli Dzubas aus, den nun Ernst den Deutschen nahe bringt.

1952 teilt der heute vergessene Farbfeldmaler das Atelier mit Helen Frankenthaler, die mit Greenberg liiert, mit Robert Motherwell verheiratet war, von dem der Museumsstifter ebenfalls Werke besitzt, und Ernsts Schwarm ist. Persönlich kennengelernt hat er sie nicht, aber er war ihr schnell verfallen. Niemand in Europa hat mehr Arbeiten von ihr. Dagegen besitzt Ernst nur je ein Werk von  Lee Krasner, deren Todestag sich jetzt zum vierzigsten Mal jährt, und deren ungleich berühmteren Ehemann Jackson Pollock. Ob das mre die Geschichte des Abstrakten Expressionismus auserzählt? Die Eröffnungsschau ist additiv, setzt auf Migration von Farbe und Form. Krasners „Pfau“ flankiert eine Arbeit des während des Sechstagekriegs in Tel Aviv geborenen Tal Rosenzweig, der das Pseudonym Tal R benutzt, nur wegen der verblüffenden Nähe im Formalen und den Valeurs.

Für das Schaffen des jüdischen Amerikaners Adolph Gottlieb begeistert sich Ernst ebenso wie für den Cobra-Maler Pierre Alechinsky, der russisch-jüdische Wurzeln hat. Sein großes Verdienst ist, das Augenmerk darüber hinaus auf jüdische Künstler wie Jules Olitski, Ruth Franken oder Perle Fine zu lenken: hierzulande unbekannt. Es wird spannend, im Lauf der Jahre zu beobachten, wie sie um das Zentralgestirn Frankenthaler kreisen. Schade nur, dass die Hauptkünstlerin nicht gleich vom Start weg einen eigenen Saal bekam.

Auch Kenneth Noland oder Sam Francis sind in der Eröffnungsausstellung vertreten. In Ernsts Kollektion redet keiner rein. Er hat sein Auge geschult und entscheidet über Ankäufe selbst. Manches ergibt sich wie der Erwerb eines Morris Louis, der im benachbarten Museum Wiesbaden ausgestellt war und – zufällig – Ernsts Interesse weckte. Ab 2020 ließ er sich in Sachen Museum freilich beraten, unter anderem vom früheren Direktor des Museums Wiesbaden, Alexander Klar.

© mre /Foto: Robert Lichtenberg
© mre /Foto: Robert Lichtenberg

Der Sammlung, die der Farbenfreund so energisch zusammengetragen hat, ist nunmehr ein 80-Millionen-Euro-Bauwerk mit einer Ausstellungsfläche von 2500 Quadratmetern gezimmert worden, und das ist angemessen, sollte man meinen, war es auch im Jahr 2017 noch mit 30 Millionen veranschlagt. Die Bauzeit aber nahm mehr als vier Jahre in Anspruch. Alles verteuerte sich, und Ernst ist ein Perfektionist ebenso wie der Pritzker-Preisträger Maki es war, der in Wiesbaden seinen zehnten und letzten Museumsbau realisiert hat, weswegen ihm die erste Sonderschau gewidmet ist. Terrazzoböden und Stuccowände mit Bienenwachsschichten, zu denen sich Ernst und Maki hinreißen ließen, gibt’s nicht von der Stange. Die kosten. Das Haus blendet, im positiven Sinne, schon von weitem: Die weiße Fassade verdankt sich einem Granit aus den USA. Mit seiner kubischen Strenge setzt der Bau auf vornehme Provokation.

Wie zwei Zuckerwürfel?

Das mre-Gebäude lässt Betrachtern viel Raum zur Interpretation. © Foto Diether von Goddenthow
Das mre-Gebäude lässt Betrachtern viel Raum zur Interpretation. © Foto Diether von Goddenthow

So ein Klotz braucht Deutung. „Zuckerwürfel“, würden die Wiesbadener dazu sagen, weiß Gründungsdirektor Oliver Kornhoff, und so wäre das Museum mundgerecht auch als Pendant zum MMK in Frankfurt deklariert, dem „Tortenstück“. De facto sind es zwei „Zuckerwürfel“, wenn man bei diesem Bild bleiben will: Den Gebäudekomplex erschließt ein Atrium – ein veritabler Patio! – mit einem japanischen Fächerahorn als Signatur, eingebettet in ein Meer weißer Kiesel. Assoziationen zu Wald und Wasser stellen sich ein. Passt, auch wegen des farbigen Laubs aus Glas, mit dem Karl-Martin Hartmann den Boden seiner Großinstallation übersät und der Werke aus der Moby Dick-Reihe des jüdischen Weltstars Frank Stella. Seine Interpretation von Melvilles Wal lässt das mre die Grundsatzfrage stellen: Was leistet abstrakte Kunst für die bildhafte Vorstellung?

Hochelegant sind selbst die Toiletten. Ebenfalls Orte für Kunst: von Claudia Walde, die Katharina Grosse Konkurrenz macht durch die starke Farbigkeit und Leuchtkraft ihrer Arbeiten. Grosse wurde ein Auftrag erteilt für angewandte Kunst. Die Freiburgerin konnte ihr erstes Glaskunstwerk realisieren: die kunterbunte Glaswand, die den Bereich für den Nachwuchs aquariumsartig vom lichtspendenden Atrium im Zentrum des Museums abtrennt. Per Schiebetür verborgen wird indes – sodass dass sie im Normalbetrieb gar nicht sichtbar wird – eine schicke Bar. Auf ihrem Tresen wird dereinst unbemerkt von der Öffentlichkeit Champagner perlen, denn Ernst vermietet sein Haus für Events.

Etwas stiefmütterlich behandelt ist der Vortragssaal „Maki Forum“, in dem auch geschlossene Veranstaltungen wie Hochzeiten stattfinden sollen. Zwar ist der – bei Bedarf auch diskret zugängliche – Raum für 250 Gäste an der Rückseite des Museums und unweit des Hintereingangs mit allen Wassern gewaschen, was die Lichtregie anbelangt: Er lässt sich in farbiges Licht tauchen und via Technik in einen magischen Ort verwandeln. Dennoch: Er wirkt nicht so wirklich „wow“ – ein Wort, das intern und auch im rme-Magazin oft fällt.

Im Museums-Bistro "rue 1" können sich die Besucher von den Gastronomen Günter und Alexlander Gollner verwöhnen lassen.  © Foto Diether von Goddenthow
Im Museums-Bistro „rue 1″ können sich die Besucher von den Gastronomen Günter und Alexlander Gollner verwöhnen lassen. © Foto Diether von Goddenthow

Welchen Eindruck hätte man erzielt, wenn Veranstaltungen hinter der riesigen Glasfront zur Wilhelmstraße hin stattfinden könnten. Nach Art des Treibens im Chagall-Foyer des Schauspiel Frankfurt könnte hinter dieser Glasfläche doch zumindest gelustwandelt werden?  Aber nein: Kiesel liegen auch hier, und insgesamt gibt sich das Bauwerk von außen hermetisch. Wie luftig und lichtdurchdrungen es tatsächlich ist, erkennt der Besucher erst nach dem Betreten.

Malerei, abstrakter Expressionismus mit Colourfield Painting, sowie das Informel, sind Ernsts Leidenschaften. Um auch einige plastische Akzente im Museum zu setzen, erteilte er Aufträge an Bildhauer wie Tony Cragg und Karl-Martin Hartmann. Der Wiesbadener – bekannt durch künstlerisch und im Wortsinne herausragende Stelen – schuf diesmal eine Garage. Der Autoliebhaber und Ferrarifan Ernst zeigt in seinem Kunstmuseum (völlig zu Recht: Autos sind ein Kulturgut, und die schmucken und schnellen sind Kunstwerke für sich) auch einen tollen Schlitten – Bettina Pousttchis unweit der Garage platzierte knallrote (Ernsts Lieblingsfarbe!) Leitplankenarbeit wirkt da wie ein ironischer Kommentar zu seiner Autopassion -, und kommt hier ausnahmsweise einmal weit ab vom abstrakten Kurs. Wie eben auch bei dem Ahorn, der das Atrium dominiert, belebt, optisch aufwertet und zum Patio macht: zusammen mit einer Skulptur von Chillida, mit dem Maki befreundet war, als auch der Baske noch als Architekt tätig war.

Der Wert von Ernsts Kollektion beläuft sich gegenwärtig auf rund 70 Millionen Euro, und der geschäftstüchtige Unternehmer, der den Firmennamen „Harmonic Drive“ womöglich auch als Motto über sein privates Dasein schreiben könnte, erwirbt weiterhin Kunst. Über das Ankaufsbudget wird allerdings Stillschweigen bewahrt. bewahrt. Alles darf man dagegen fragen und erfahren zur Architektur des Museum Reinhard Ernst, welches das gründerzeitlich geprägte Wiesbaden unerwartet weltstädtisch bereichert. „Vieles, was ich früher gemacht habe, habe ich hier wieder gemacht“, sagt Ernst, beispielsweise „so nachhaltig wie möglich gebaut“. Über die beteiligten Gewerke, die erlesenen Materialien, über Kanten und Fugen, deren sauberer Ausführung viel Aufmerksamkeit galt, über Hakensteine oder grünen Granit als Bodenbelag kann sich auch Gründungsdirektor Oliver Kornhoff versiert auslassen. Seine Zuhörer merken: Der Funke ist übergesprungen. Kornhoff identifiziert sich mit seinem Arbeitsplatz bis in jede Ritze.

Weniger Phantasie floss in die Überschriften, die man den einzelnen Sälen der ersten Dauerausstellung zwecks „Denkanstoß“ (Kornhoff) gab. Sie wirken beliebig, klingen langweilig und sind nicht selbsterklärend. „Malerei hoch drei“ etwa hört sich fürchterlich banal an. „Malerei maßlos“ nicht minder.

Vormittags dürfen nur Kinder ins Haus

© mre /Foto: Robert Lichtenberg
© mre /Foto: Robert Lichtenberg

Dass andererseits ein zweigeschossiger Raum gleich den Namen „Kathedrale“ bekommen muss, scheint buchstäblich ein wenig hoch gegriffen. Höchst seltsam ist die Zutrittspolitik. Vormittags dürfen nur Kinder ins Haus. Ja, sind die da nicht in der Schule? Und die ein, zwei Klassen, die sich vielleicht auf dem Boden ausbreiten, würde das normale Publikum die nicht gut verkraften – wie in anderen Museen auch? Prinzipiell ist das Augenmerk auf die Kleinen natürlich das Gebot der Stunde und eine tolle Sache. Ernst will „versuchen, Kreativität aus ihnen herauszukitzeln, auch weil das „wichtig ist für die Wirtschaft“.

Bedauerlich unterdessen, dass Lesen nicht gefördert wird, der Shop in erster Linie „Geschenkboutique“ (Kornhoff) ist. In einem Museum dieses Anspruchs darf nicht nur ein Nachschlagewerk zu den Kunstbeständen und der Intention des Stifters erwartet werden – wie es schwergewichtig vorliegt -, sondern auch eine Auswahl an Fach- und allgemeinerer Kunstliteratur und -katalogen. Wie in Museumsshops üblich.

Weitere Kritik zieht die Videonische auf sich: viel zu klein. Wenn hier Künstlerfilme laufen, könnten sie ein paar Dutzend Besucher sehen wollen und nicht nur eine oder zwei Handvoll. Für sie ist aber kein Platz.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Gleichwohl: Das mre ist ein großer Wurf und die gezeigte Malerei – amerikanische vorwiegend, aber auch ZERO-Künstler wurden heimisch an der „Rue“ –, ist ein Konzentrat von Werken aus den Ateliers namhafter Persönlichkeiten. Zwar wird man keinen Newman oder Rothko finden, aber derartige Trophäen kann nicht jeder haben. Im Vordergrund steht erst einmal die Tatsache, dass hier ein Einzelner einer Kommune, die das von sich aus nicht hinbekommen hätte, ein spektakuläres Museum spendiert und somit nicht nur seinen Namen verewigt, sondern der Gemeinschaft aus freien Stücken etwas Kostbares gibt, das auch den Kunsttourismus nach Wiesbaden weiter fördern dürfte. Vielleicht sogar entschließt sich Ernst ja irgendwann doch, auch schon morgens Erwachsene ins Haus zu lassen, die womöglich auf der Durchreise sind, als Geschäftsleute oder Kongressgäste nicht bis mittags warten können, weil ihre Agenden eng getaktet sind: ebenso wie die Ernst’sche, als er noch Geld verdienen musste.

Aus dem Westerwald zog es ihn seinerzeit in die Welt, wo er mit Antriebstechnik zu Wohlstand kam. Die Heimatregion jedoch ließ ihn niemals ganz los. Ernst lebte in Eppstein im Taunus, bevor er Wiesbaden zur Wahlheimat erkor. Der Firmensitz ist in Limburg, und Wiesbaden war als Museumsstandort zweite Wahl. Andererseits hatten die Wiesbadener ihrerseits an der symbolträchtigen Adresse Wilhelmstraße 1 zunächst keinesfalls ein Kunsthaus vorgesehen. Die einen wünschten sich ein Hotel – das war nachvollziehbar, zumal dort früher ein Grand Hotel stand -, die anderen einen Neubau für das Stadtmuseum, das nun weiterhin in der Stadtmitte mit einer unattraktiven Kellerlocation klar kommen muss und die meisten seiner Schätze gar nicht zeigen kann.

Das mre will alle zwei Jahre neu hängen. Somit gibt es – ist auch der Besuch am Morgen tabu – reichlich Gelegenheit, sich Makis Zuckerwürfel mit der Erstpräsentation immer einmal wieder zu gönnen: nicht nur zur Kuchenzeit.

Dorothee Baer-Bogenschütz

Interview – 

Dorothee Baer-Bogenschütz. Foto: Heidi Offterdinger
Dorothee Baer-Bogenschütz. Foto: Heidi Offterdinger

Reinhard Ernst teilt seine Zeit auf zwischen mehreren Frauen. Seit wann und warum, fragte Gastautorin Dorothee Baer-Bogenschütz im Interview mit dem Kunstsammler und Mäzen, der sich mit einem spektakulären Sammlermuseum in Wiesbaden verewigt

Baer-Bogenschütz: Herr Ernst, die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung ist die Trägerin des Museum Reinhard Ernst, und die Stiftung trägt Ihren Namen und den Ihrer Ehefrau. Doch da gibt es noch mindestens eine weitere Frau in Ihrem Leben. Sie bestimmt es seit langer Zeit mit, gräbt Ihnen reichlich Freizeit ab und inspirierte auch den Museumsbau. Schon seit Jahrzehnten sind Sie ihr treu und liebäugeln sogar mit einer ihrer Kolleginnen. Wann begannen Sie sich denn für Helen Frankenthaler und wann für Lee Krasner zu interessieren?

Ernst: Seit Ende der 1990er Jahre.

Baer-Bogenschütz: Sinngemäß sagten Sie einmal, man entdecke, dass man Sammler ist, wenn man feststellt, dass die häuslichen Wände nicht mehr ausreichen, um die erworbenen Werke zu hängen. Wie viele Werke der beiden für Sie so wichtigen Malerinnen befinden sich denn in Ihrer Sammlung?

Ernst: 46 Arbeiten von Helen Frankenthaler und einstweilen eine Arbeit von Lee Krasner.

Baer-Bogenschütz: Beide sind in Deutschland noch wenig bekannt, woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Ernst: Amerikanische Künstler sind hierzulande im Allgemeinen nicht wirklich bekannt, außer Mark Rothko und Jackson Pollock. Tatsächlich ändert sich das, seit einiger Zeit rücken sie mehr in den Fokus. In den letzten Jahren wurden die beiden Künstlerinnen mit großen Einzelausstellungen gewürdigt, und es sind einige Publikationen erschienen, die ihren Stellenwert in der Kunstgeschichte betonen.

Baer-Bogenschütz: Will Ihr Museum nun explizit die Rezeption anregen und verbessern?

Ernst: Ja, unbedingt. Durch Ausstellungen, durch unsere Publikationen und durch umfangreiche Vermittlungsprogramme.

Baer-Bogenschütz: Was fasziniert Sie so sehr an Frankenthalers und an Krasners Arbeiten?

Ernst: Frankenthaler überzeugt mich durch ihren unverwechselbaren Stil. Mich beeindrucken ihre Farbfelder mit aufregenden Farben. Krasner hat ebenfalls einen eigenen Stil, ist allerdings weitaus experimentierfreudiger als Helen Frankenthaler. Das Werk, das wir von ihr in unserer Sammlung haben, Peacock aus dem Jahr 1973, erkennt man erst auf den zweiten oder dritten Blick als eine ihrer Arbeiten.

Baer-Bogenschütz: Beide sind starke Frauen, könnte das mit den jüdischen Wurzeln zusammenhängen?

Ernst: Das könnte sein, aber ich glaube es eher nicht. Beide waren mit starken Männern zusammen und haben gelernt, sich durchzusetzen.

Baer-Bogenschütz: Haben Sie beide persönlich kennen gelernt, womöglich in New York getroffen?

Ernst: Leider nie.

Baer-Bogenschütz: Frankenthalers Werke sind das Herzstück Ihrer Sammlung, kann man das so sagen?

Ernst: Das kann man so sagen. Sie ist meine Lieblingskünstlerin. Amerikanische Künstler und Künstlerinnen bilden einen großen Teil meiner Sammlung.

Baer-Bogenschütz: Demnach interessiert Sie auch die Kunst der Männer von Frankenthaler und Krasner, gleich stark aber oder etwas weniger?
Ernst:  Ich habe die Kunstwerke in meiner Sammlung nie danach bewertet, ob sie ein Mann gemalt hat oder eine Frau. Die Lebensgefährten von Frankenthaler und Krasner interessieren mich als Sammler genauso stark. Ich habe einen Pollock und mehrere Motherwells. Hätte ein Mann gemalt wie Frankenthaler, wäre er mein Lieblingskünstler.

Baer-Bogenschütz:  Herzlichen Dank für diese Liebeserklärung!

mre-Team trauert um Architektenfreund Fumihiko Maki – 95jährig starb dieser kurz vor Eröffnung des von ihm entworfenen Museums-Neubaus in Wiesbaden

Reinhard Ernst mit Architektenfreund Fumihiko Maki Foto: Maki and Associates
Reinhard Ernst mit Architektenfreund Fumihiko Maki Foto: Maki and Associates

Wiesbaden, 12. Juni 2024 – Wie das Museum Rheinhard Ernst (mre) mitteilt,  hat das mre-Team  die Nachricht vom Tod des japanischen Architekten  Fumihiko Maki mit großer Betroffenheit aufgenommen.  Er verstarb am 6. Juni 2024 in seinem Haus in Tokio. Er wurde 95 Jahre alt. Das kurz vor der Eröffnung stehende Museum Reinhard Ernst (mre) in Wiesbaden ist der zehnte Museumsbau von Fumihiko Maki, und sein einziger in Europa.

„Mit Fumihiko Maki verliert die Welt einen herausragenden Architekten, und ich verliere einen sehr guten Freund. Für das Museum Reinhard Ernst kam nie ein anderer Architekt in Frage. Fumihiko Maki hat dieses Projekt von der ersten Zeichnung an begleitet. Die Fertigstellung unseres Museums hat Maki aus der Ferne verfolgt, ich habe ihm regelmäßig Fotos geschickt und wir haben oft telefoniert. Meine Frau und ich sind sehr traurig, dass er die Eröffnung nun nicht mehr erleben kann“, so der Stifter und Museumsgründer Reinhard Ernst.

Reinhard Ernst und Fumihiko Maki verbindet eine lange Freundschaft: „Maki and Associates hat 2002 Triad, den Firmensitz der Harmonic Drive in Nagano gebaut, unsere japanische Schwesterfirma. 2012, nach den

verheerenden Fluten des Tsunami, haben wir innerhalb kürzester Zeit unser erstes gemeinsames Bauprojekt realisiert, die Begegnungsstätte Haus der Hoffnung in Natori,“ erinnert sich Reinhard Ernst.

(Quelle: mre)

Für das neue Wiesbadener Museum Rheinhard Ernst sind ab sofort Tickets im Onlineshop erhältlich – Eröffnung am 23.06.2024

Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 6. Mai 2024 – Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird am Sonntag, 23. Juni 2024 feierlich eröffnet. An diesem Tag steht das mre von 10:15 Uhr bis 19:00 Uhr allen Interessierten offen. Der Eintritt ist frei. Für den Besuch des mre an diesem Tag müssen Zeitfenster gebucht werden. Kostenlose Zeitkarten für den Eröffnungstag sind ab sofort im Online-Museumsshop erhältlich. Kunst- und Architekturbegeisterte, die das Museum zu einem späteren Zeitpunkt besuchen möchten, haben jetzt ebenfalls die Möglichkeit, Tickets online zu erwerben.

Museum Reinhard Ernst
Tickets

60 Werke in der ersten Sammlungspräsentation Farbe ist alles!

Hinter der strahlend weißen Granitfassade laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung des mre auf Hochtouren. Während das Gebäude den letzten Feinschliff erhält, kümmern sich Lea Schäfer, die Kuratorin des mre, und Restaurateurin Nelly Paletta mit einem Team von Art Handlern um die Hängung der ersten Sammlungspräsentation. Unter dem Titel Farbe ist alles! werden rund 60 Arbeiten aus der über 960 Werke umfassenden Sammlung Reinhard Ernst präsentiert.

Viele der in der Ausstellung gezeigten Werke weisen beeindruckende Formate auf und stellen das Hängeteam vor eine logistische Herausforderung. Die größte Arbeit, Formation Stream (1971) von Toshimitsu Imai, misst ca. 20 Meter in der Breite. Die 18-teilige Komposition wurde ursprünglich für ein Restaurant in Tokyo angefertigt und wird auch in Wiesbaden ein beindruckendes Raumerlebnis bieten.

Die Suche nach dem weißen Wal: mre richtet Raum für Frank Stella ein
Gruppenbild mit Stella: v.l. Direktor Dr. Oliver Kornhoff, Sammler Reinhard Ernst, Kuratorin Lea Schäfer und Restaurateurin Nelly Paletta. Foto: Kathrin Grün
Gruppenbild mit Stella: v.l. Direktor Dr. Oliver Kornhoff, Sammler Reinhard Ernst, Kuratorin Lea Schäfer und Restaurateurin Nelly Paletta. Foto: Kathrin Grün

Kurz bevor die Nachricht von Frank Stellas Tod am Wochenende um die Welt ging, wurde im Museum Reinhard Ernst ein Raum mit drei Reliefs aus der Werkreihe Moby Dick eingerichtet. Frank Stella gehört seit vielen Jahren zu den Lieblingskünstlern von Reinhard Ernst. Insgesamt sind fünf Reliefs und weitere Gemälde in seinem Besitz.

Von 1986 bis 1997 arbeitete er an der Serie, die insgesamt 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgraphiken umfasst. Nach den 135 Kapiteln des Romans ist je ein Werk benannt.

Die Beschäftigung mit Moby Dick warf für den Künstler die Frage auf, „ob die Abstraktion geeigneter [sei], dem Roman einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration“. Damit formuliert Stella das Leitmotiv der Eröffnungsausstellung, die in jedem Saal die Möglichkeiten der Abstraktion in Sachen Gestaltung, Material und Technik neu auslotet.

„Es ist ein erhebender Moment, die Werke aus meiner Sammlung nun an den Wänden unseres Museums zu sehen. Das Ziel, auf das wir – einschließlich der Planung – fast acht Jahre intensiv hingearbeitet haben, rückt nun in greifbare Nähe. Es macht mich sehr glücklich zu wissen, dass diese Kunstwerke bald einem großen Publikum zugänglich sind“, sagte Museumsgründer Reinhard Ernst.

Friedel Dzubas: Deutsche Maltradition und Sinn für große Formate
Archivbild: Friedel Dzubas' Gemälde Argonaut wird ausgerollt. Foto: Anika Dekubanowski
Archivbild: Friedel Dzubas‘ Gemälde Argonaut wird ausgerollt. Foto: Anika Dekubanowski

Am heutigen Montag, 6. Mai 2024, wurde das Gemälde Argonaut (1983) von Friedel Dzubas (1915-1994) für die Hängung in der Sammlungspräsentation vorbereitet. Das Gemälde wurde auf dem Boden des Ausstellungssaals ausgerollt und anschließend auf seinen Rahmen aufgespannt.

Dr. Oliver Kornhoff: „Dzubas betitelt das Werk Argonaut nach den mythischen Seefahrern der griechischen Antike. Damit verweist er auf seine persönliche Emigrationsgeschichte, da er als Deutscher mit jüdischem Vater in die USA fliehen musste. Er schenkt uns aber auch ein hinreißendes Farbenmeer, in dem wir uns verlieren können. Ob Sie es glauben oder nicht: Wir haben das Gemälde bislang selbst erst einmal richtig gesehen. Es misst mehr als sieben Meter in der Breite und ist damit zu groß sogar für unser Kunstlager. Daher ruhte das Gemälde in seiner Kiste, bis zu diesem besonderen Tag, an dem wir endlich ein entrolltes, aufgespanntes und gerahmtes Wiedersehen feiern können“, so Oliver Kornhoff.

Mit 24 Jahren floh Dzubas kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Berlin in die USA. Er gilt heute als herausragendes Beispiel für eine Kombination von deutscher Maltradition und dem Sinn für große Formate, gepaart mit einem Faible für amerikanische Materialien. 1948 traf Dzubas Clement Greenberg und lernte über ihn Willem de Kooning, Jackson Pollock, Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Franz Kline und später auch Helen Frankenthaler kennen. Mit ihr teilte er sich von Oktober 1952 bis November 1953 in der 23rd Street in New York City ein Atelier.

Wie viele Künstler der Zeit nutzte Dzubas ab 1966 Magna, eine amerikanische lösemittellösliche Acrylharzfarbe, die schnelltrocknend ihre Farbintensität behält. Sein künstlerischer Prozess führte ihn von klassischen Landschaften hin zu großen Leinwänden, auf denen er pure Farbformationen ohne erzählende Inhalte arrangierte.

Das große Format eröffnet ein landschaftliches Panorama, das in der Farbverteilung an die Gemälde seines großen Vorbilds, des italienischen Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo, erinnert. Er selbst notierte dazu: „Wenn man im großen Format arbeitet, kann man sich leichter verlieren, und ich möchte mich verlieren.“ (Zitiert nach Barbara Rose: „Friedel Dzubas: Romantic Abstractionist,“ in: Reconsidering Friedel Dzubas, Ausst.-Kat. Eaton Fine Art, Inc., West Palm Beach 2009)

Biografie Friedel Dzubas (1915 Berlin-1994 Auburndale, Florida, USA)
1936-39 Studium der Malerei an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Paul Klee.
1939 Emigration nach Chicago, dort Tätigkeit als Illustrator.
1945 Umzug nach New York. Trifft auf Clement Greenberg, der den Kontakt u. a. zu Jackson Pollock herstellt.
1948 Mitglied der Künstlergruppe Eighth Street Club.
1952 gemeinsames Atelier mit Helen Frankenthaler, erste Einzelausstellung in der Tibor de Nagy Gallery, New York.
1964 Teilnahme an der von Clement Greenberg veranstalteten Ausstellung Post-Painterly Abstraction im Los Angeles County Museum of Art. Zahlreiche Lehraufträge, u. a. an der University of Pennsylvania, Philadelphia (1968/69) und der Schule des Museum of Fine Arts, Boston (1976-83).

Publikationen
Zur Eröffnung erscheint die Publikation Magazin – Die Sammlung Reinhard Ernst No. 1 (118 Seiten, 97 Abbildungen, 29,7 x 23 cm, Fadenheftung, ISBN 978-3-910941-00-7). Ebenfalls zur Eröffnung erscheint der Interviewband Die Kunst gehört allen. Museumsgründer Reinhard Ernst im Gespräch mit Peter Lückemeier und Stefan Schröder (Waldemar Kramer Verlag, 160 Seiten, 60 Abbildungen in Farbe, kartoniert, ISBN 978-3-7374-0501-0). Bereits jetzt lieferbar ist der Bildband Faszination Farbe. Abstrakte Malerei – Die Sammlung Reinhard Ernst (Hirmer Verlag, 384 Seiten, 330 Abbildungen in Farbe, 28,6 x 30,7 cm, gebunden, vierfarbig bedruckter Leineneinband, ISBN: 978-3-7774-3233-5). Die Publikationen werden im Museumsshop erhältlich sein.

Service
Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024
Dienstag bis Sonntag 12:00-18:00 Uhr
Mittwoch 12:00-21:00 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher frei.
Tickets können ab 6. Mai 2024 im Onlineshop vorbestellt werden.
Tickets

Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.
An jedem letzten Dienstag ist der Eintritt im Museum Reinhard Ernst von 15-18 Uhr kostenfrei.

Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s (ab Dienstag, 25. Juni 2024)
Dienstag bis Samstag 10:00-00:00 Uhr
Sonntag 10:00-18:00 Uhr
Montag Ruhetag

Alle Infos: Museum Reinhard Ernst

Museum Reinhard Ernst eröffnet am 23. Juni 2024

Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 10. April 2024 – Jetzt ist es offiziell: Der mit Spannung erwartete Eröffnungstermin des stiftungsfinanzierten Wiesbadener Kunstmuseums steht fest. Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird am Sonntag, den 23. Juni 2024 eröffnet. Mit dem mre erhält die internationale Kunstszene ein neues Museum von Weltrang mit dem Schwerpunkt abstrakte Kunst. Die hier gezeigten Meisterwerke aus der Zeit nach 1945 bis in die Gegenwart werden zum Teil erstmals öffentlich präsentiert.

Die erste Sammlungspräsentation wird eine Auswahl von 60 Positionen zeigen, unter anderem Gemälde und Skulpturen von Tony Cragg, Helen Frankenthaler, Karl Otto Götz, Hans Hartung, Yūichi Inoue, Lee Krasner, Morris Louis, Tal R, Judit Reigl, Pierre Soulages, Tōkō Shinoda, Frank Stella, Atsuko Tanaka und Wolfgang Tillmans.

Die erste Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In seinem Geleitwort zur Ausstellungspublikation schreibt der Bundespräsident: „Es ist ein großes Ereignis, wenn in Kürze das Museum Reinhard Ernst eröffnet wird und wenn seine erste Ausstellung eine Vorstellung davon geben wird, welche Schätze die Sammlung abstrakter Kunst birgt, die Reinhard und Sonja Ernst im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zusammengetragen haben. Die Sammlung umfasst ja nicht nur Werke europäischer, amerikanischer und japanischer Kunst, sie ist auch von einer solchen herausragenden Qualität, dass bald auch Besucherinnen und Besucher aus aller Welt nach Wiesbaden kommen werden, um den besonderen Weg zu verfolgen, den die Abstrakte Kunst seit etwa dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegangen ist.“

Museumsgründer Reinhard Ernst: „Freuen Sie sich mit uns auf ein großes Ereignis: Im Herzen von Wiesbaden, in der Wilhelmstraße 1, wird das mre dem Publikum übergeben. Das mre ist das zehnte Museum meines Freundes, des japanischen Architekten Fumihiko Maki, und sein einziges in Europa. Dieses Haus der Kunst setzt Maßstäbe in der Architektur sowie in der Technik, Komplexität und Qualität der Ausführung.“

„Mein Team und ich fiebern dem Eröffnungstag entgegen“, ergänzt Direktor Dr. Oliver Kornhoff. „Mit der ersten Sammlungspräsentation Farbe ist alles! wollen wir unseren Besucher:innen verständlich machen, was das ‚Abenteuer Abstrakte Kunst‘ eigentlich bedeutet. Zahlreiche der in der Sammlung vertretenen Künstler:innen haben mit ihren Arbeiten unsere Sichtweisen auf Malerei und Skulptur herausgefordert und unser Kunstverständnis erweitert. Unsere Ausstellung zeichnet die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen, vielfältigen Verbindungen zwischen europäischen, US-amerikanischen und japanischen Künstler:innen nach und beschreibt die epochemachenden kunsthistorischen Umbrüche dieser Zeit“, führt Kornhoff aus.

Kunst im Foyer
Die bauliche und künstlerische Gestaltung des Museums gingen Hand in Hand. Das Ergebnis ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem sich Architektur, Malerei, Installation, Glaskunst und Skulptur vereinen. Aufwändige Auftragsarbeiten aus Glas von Katharina Grosse, MadC und Karl-Martin Hartmann empfangen die Besucher:innen im öffentlich zugänglichen Museumsfoyer und im Untergeschoss. Ebenfalls im Foyer wird eine aktuelle Auftragsarbeit von Bettina Pousttchi zu sehen sein. Blickfänger im gläsernen Innenhof sind die dreiteilige Skulptur Buscando la luz III von Eduardo Chillida (1924–2002) und ein 65-jähriger Japanischer Fächerahorn.

Vorschau 2024
Die erste Sonderausstellung Fumihiko Maki, Maki and Associates: Für eine menschliche Architektur / Towards Humane Architecture ist dem 1928 geborenen Architekten gewidmet. Sie ist vom 23. Juni 2024 – 9. Februar 2025 zu sehen. Die Ausstellung zeigt Modelle einiger der herausragenden Projekte des Pritzker-Preisträgers, darunter des Towers 4 World Trade Center in New York City. Weiterhin werden die Museumsbauten vorgestellt, zu denen das Aga Khan Museum in Toronto (Fertigstellung 2014), das Yerba Buena Center for the Arts in Kalifornien (1993) und das National Museum of Modern Art Kyoto (1985) gehören. Das Museum Reinhard Ernst fügt sich als zehnter Museumsbau in diese hochkarätige Reihe ein.

Publikationen
Zur Eröffnung erscheint die Publikation Magazin – Die Sammlung Reinhard Ernst No. 1 (118 Seiten, 97 Abbildungen, 29,7 x 23 cm, Fadenheftung, ISBN 978-3-910941-00-7). Ebenfalls zur Eröffnung erscheint der Interviewband Die Kunst gehört allen. Museumsgründer Reinhard Ernst im Gespräch mit Peter Lückemeier und Stefan Schröder (Waldemar Kramer Verlag, 160 Seiten, 60 Abbildungen in Farbe, kartoniert, ISBN 978-3-7374-0501-0). Bereits jetzt lieferbar ist der Bildband Faszination Farbe. Abstrakte Malerei – Die Sammlung Reinhard Ernst (Hirmer Verlag, 384 Seiten, 330 Abbildungen in Farbe, 28,6 x 30,7 cm, gebunden, vierfarbig bedruckter Leineneinband, ISBN: 978-3-7774-3233-5). Die Publikationen werden im Museumsshop erhältlich sein.

(Kathrin Grün /Museum Reinhard Ernst)

Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024

Dienstag bis Sonntag 12-18 Uhr
Mittwoch 12-21 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher:innen frei
Tickets können ab 6. Mai 2024 im Onlineshop vorbestellt werden.

Eintrittspreise:
Erwachsene 14€
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.

Museum Rheinhard Ernst

Glasarbeiten der Fassadenkünstlerin MadC mit fünf permanenten Kunstwerken aus Glas im Museum Reinhard Ernst Wiesbaden

Die Streetart-Künstlerin MadC hat ihre Werkreihe "wandering thoughts" eigens für das Museum Reinhard Ernst (mre) geschaffen. Der Einbau der großformatigen Glasarbeiten hat vor einigen Wochen begonnen und wird in mehreren Phasen ausgeführt. Eine Mitarbeiterin von Derix Glasstudios beim Einbringen der Glasarbeiten von Claudia Walde alias MadC Foto: Anika Dekubanowski (mre)
Die Streetart-Künstlerin MadC hat ihre Werkreihe „wandering thoughts“ eigens für das Museum Reinhard Ernst (mre) geschaffen. Der Einbau der großformatigen Glasarbeiten hat vor einigen Wochen begonnen und wird in mehreren Phasen ausgeführt. Eine Mitarbeiterin von Derix Glasstudios beim Einbringen der Glasarbeiten von Claudia Walde alias MadC Foto: Anika Dekubanowski (mre)

Wiesbaden, 20. November 2023 – Kopenhagen, Montreal, London, Bangkok: MadCs großformatige Arbeiten finden sich auf Wänden in der ganzen Welt. Mit Sprühfarbe und Hubsteiger verwandelt sie Brückenteile, Mauern, mehrstöckige Hausfassaden in Gemälde. In Kürze kann man ihre Kunst auch in Wiesbaden sehen. Für das Museum Reinhard Ernst (mre) betritt MadC jedoch künstlerisches Neuland: Sie ist mit fünf Glasarbeiten im Untergeschoss des Museums präsent. Die Einbauarbeiten haben vor einigen Wochen begonnen und werden in mehreren Phasen ausgeführt.

Unter ihrem Street Art-Namen MadC gehört Claudia Walde zu den anerkanntesten Graffiti-Künstlerinnen weltweit. Auch die Arbeiten im mre zeigen ihre reiche Erfahrung auf diesem Feld. Markenzeichen ihrer Kompositionen – ob auf Wänden oder auf der Leinwand – ist der lichtdurchlässige Farbauftrag und die starke Leuchtkraft.

Für „wandering thoughts“, ihre fünfteilige Arbeit im mre, überträgt Walde ihre Gemälde anschließend in Glas. „Dabei bewältigt sie die große künstlerische Herausforderung, die eigene Bildkomposition zunächst wieder in ihre Einzelteile zu zerlegen. Dann werden zahlreiche Glastafeln zugeschnitten und neben- und übereinandergeschichtet, bis die gewünschte Bildtiefe erzielt ist“, sagt Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor des mre. MadCs abstrakte Gemälde strotzen vor Energie. Sie ziehen Betrachter:innen in ihren Bann und entführen in ein Farbuniversum, das Grenzen zwischen Sprachen und Kulturen überschreitet.

Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird in der ersten Hälfte 2024 eröffnet werden. © Foto: Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird in der ersten Hälfte 2024 eröffnet werden. © Foto: Diether von Goddenthow

Wie Katharina Grosse und Karl-Martin Hartmann hat auch Walde dafür eng mit den Derix Glasstudios aus Taunusstein zusammengearbeitet. Dort fand sie die Expertise und das für die Umsetzung notwendige künstlerische Einfühlungsvermögen. Über ihre Zusammenarbeit mit dem traditionsreichen Kunsthandwerksbetrieb sagt Claudia Walde: „Die Kollegen verfügen über ein sehr großes Know-how im Umgang mit dem Material. Ich habe die Entstehung der Werke in jeder entscheidenden Phase mitverfolgt. Dank des gegenseitigen Vertrauens und der Leidenschaft für die jeweilige Arbeit sind die Werke besser geworden, als ich es mir anfänglich vorstellen konnte“. Über den Zeitraum von vier Monaten hat das Team von Derix an der Umsetzung gearbeitet. Um die gewünschten Farbschattierungen und Farbverläufe zu erzeugen, haben die Glasmaler leuchtend farbige mundgeblasene Echt-Antikgläser der Glashütte Lamberts händisch geätzt. Diese Gläser wurden in drei Ebenen mit einem transparenten Silikon partiell auf manuell bemalte Sicherheitsgläser aufgeklebt. Durch die Trennung der Gläser – sie werden mit Abstand zueinander eingebaut – wird die Tiefenwirkung zusätzlich gesteigert.

So halten im mre sogar die Funktionsräume Kunstgenuss bereit. Im Untergeschoss befinden sich Garderobe und die Sanitärbereiche. Claudia Waldes Farbe, Transparenz und Licht schaffen auch für diese Bereiche eine einzigartige Atmosphäre.

 

Kurzbiografie Claudia Walde

MadC (Jahrgang 1980) wurde als Claudia Walde in Bautzen geboren. Sie hat an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und am Central Saint Martins College in London Design studiert. Unter dem Pseudonym MadC begann sie 1998 erst die Wände in ihrer Heimat und später in mehr als 35 Ländern mit ihren Graffiti zu gestalten. Sie zählt aktuell zu den weltweit bekanntesten Graffitikünstlerinnen. Ihre Arbeiten befinden sich unter anderem in Deutschland, Spanien, Südafrika, Mexiko, Hongkong, Tschechien, Schweden, USA, Großbritannien, Irland, Niederlande, Polen, Frankreich, Griechenland und im Libanon. MadC wurde eingeladen, Wandbilder für das Sinkka Museum in Finnland, die Dulwich Picture Gallery in London, die Stadt Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten und das renommierte Mural Arts Program in Philadelphia zu malen, um nur einige zu nennen. Claudia Walde hat drei Bücher über Street Art veröffentlicht. MadCs Monografie From Street to Canvas, geschrieben von Luisa Heese, wurde 2021 von HENI London veröffentlicht. Ihre Leinwände werden in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit ausgestellt.

9. Museumsgala der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. Wiesbadener Unternehmen und Privatpersonen unterstützen das Museum Wiesbaden mit 50.000 Euro

Durch die Spende des Freunde des Museum bei der großen Museums-Gala am 8.11.2023 im Museum Wiesbaden dürfte nun  das Geld aufgebracht werden können, um Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl für das Museum Wiesbaden zu erwerben. Bild: Scheckübergabe . v.l.n.r.: Dr. Gerd Eckelmann, Stephan Ziegler, Dr. Andreas Henning Fotos: Josh Schlasius
Durch die Spende des Freunde des Museum bei der großen Museums-Gala am 8.11.2023 im Museum Wiesbaden dürfte nun das Geld aufgebracht werden können, um Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl für das Museum Wiesbaden zu erwerben. Bild: Scheckübergabe . v.l.n.r.: Dr. Gerd Eckelmann, Stephan Ziegler, Dr. Andreas Henning Fotos: Josh Schlasius

Seit 2012 engagiert sich der Förderverein mit der Spenden-Gala für die stärkere Verankerung des Museums in der Stadtgesellschaft mit dem Ziel, das Museum Wiesbaden bei der Erweiterung der musealen Sammlung zu unterstützen. Am Mittwochabend fand die Museumsgala der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. nach dreijähriger Pause zum neunten Mal statt. Dank der Unterstützung der Gäste konnten 50.000 Euro gesammelt werden. Die Preview zur Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ und ein exklusiver Besuch im Museum Reinhard Ernst umrahmten den Abend.

„Mit der Museumsgala 2023 schreiben wir das 9. Kapitel einer Erfolgsgeschichte, in der wir vielfältiges, umfangreiches bürgerschaftliches Engagement gebündelt haben. Damit unterstützen wir das Museum bei der Erweiterung seiner Sammlung um wichtige Kunstwerke. Mein herzlicher Dank gilt allen, die Anteil an dieser Wertschöpfung haben!“ so Dr. Gerd Eckelmann, Vorsitzender des Vorstands des Fördervereins.

Der Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. unterstützt das Wiesbadener Landesmuseum seit 1994 bei der Förderung von Ausstellungen, kultureller Bildung, dem Erwerb von Kunstwerken und insbesondere als Bindeglied zur Wiesbadener Stadtgesellschaft. Die 2012 vom Kuratoriumsvorstand Stephan Ziegler ins Leben gerufene Museumsgala ermöglichte dem Museum Wiesbaden Ankäufe von Kunstwerken bedeutender Künstler, darunter Wilhelm Lehmbruck, Alexej von Jawlensky oder Ellsworth Kelly. Akteure aus der Wirtschaft und Gesellschaft unterstützten in diesem Jahr den Ankauf des Kunstwerkes „König auf Stuhl“ von Stephan Balkenhol. Dr. Gerd Eckelmann, Vorstandsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. überreichte Museumsdirektor Dr. Andreas Henning am Mittwochabend den Scheck über 50.000 Euro.

„Meine unendliche Dankbarkeit gilt den Unterstützern unserer Museumsgala. Sie bewirken durch ihre großzügigen Spenden, dass wir zum 9. Mal in Folge dem Museum Wiesbaden den Erwerb eines wichtigen Kunstwerks ermöglichen können“, betont Stephan Ziegler, Vorstandsmitglied des Kuratoriums der Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Ein besonderer Programmpunkt der diesjährigen Gala, die im Zeichen der Alten Meister und ihrer Begegnung mit der Skulpturenfamilie von Stephan Balkenhol stattfand, war der Auftakt im Museum Reinhard Ernst. Der langjährige Unterstützer der Museumsgala Reinhard Ernst begrüßte die Gäste im Foyer des Museumsneubaus und gab einen exklusiven Einblick in die aktuelle Bauphase des Nachbar-Museums. Im Anschluss wurden die Gäste im Museum Wiesbaden zu einer Preview der Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ (10 Nov 2023 – 2 Jun 2024) eingeladen.

Dr. Andreas Henning,  Dr. Oliver Kornhoff, Sonja Ernst, Reinhard Ernst, Stephan Ziegler, Dr. Gerd Eckelmann. Foto: Josh Schlasius
Dr. Andreas Henning, Dr. Oliver Kornhoff, Sonja Ernst, Reinhard Ernst, Stephan Ziegler, Dr. Gerd Eckelmann. Foto: Josh Schlasius

„Für meine Frau und mich ist diese Gala ist ein ganz besonderer Anlass: Als langjährige Unterstützer der Museumsgala ist es uns eine große Freude, den Freundeskreis und seine Gäste im mre willkommen zu heißen“, so Museumsgründer Reinhard Ernst bei der Begrüßung. „Wenn unser Haus geöffnet ist, werden die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener gleich am Anfang der Wilhelmstraße zwei kulturelle Höhepunkte in unmittelbarer Nachbarschaft finden. Die beiden Häuser bilden nun den Anfang einer Kulturmeile, die mit dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Kurhaus und dem Staatstheater, dem Bellevue-Saal sowie ein paar Schritte weiter dem SAM – Stadtmuseum am Markt und dem Kunsthaus – für jeden Geschmack und jede Sparte das passende Angebot bereithält. Unser Haus mit seinem Fokus auf abstrakter Kunst bietet hier eine bedeutende Erweiterung und begründet eine neue Tradition.“

Zuletzt fand die 8. Museumsgala 2019 im Zuge der mäzenatischen Schenkung der Jugendstil-Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess statt. Rund 360 Gäste besuchten die diesjährige Gala. Museumsdirektor Dr. Andreas Henning äußert seinen Dank: „Kunst auf einem hohen Niveau ankaufen zu können, ist ohne die Unterstützung von Förderern und Sponsoren undenkbar. Die Museumsgala ermöglicht uns, einer unserer wesentlichen Kernaufgaben, dem Sammeln, nachzukommen und das kulturelle Erbe unserer Zeit für zukünftige Generationen zu bewahren. Ich danke daher sehr herzlich allen Tischsponsoren sowie auch dem Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e. V. für die großartige Chance, in diesem Jahr ein Werk von Stephan Balkenhol ankaufen zu können. Die Preview zur Balkenhol-Ausstellung ist der beste Zeitpunkt, um diese schmerzliche Lücke in der Sammlung zu schließen. Namentlich möchte ich Stephan Ziegler meinen großen Dank zurufen, Vorsitzender des Kuratoriums des Freundeskreises. Ihm verdanken wir nicht nur die Erfindung der Museumsgala, sondern erneut auch die Organisation dieses festlichen Abends.“

Museum Reinhard Ernst (mre) – Baustellenbericht Oktober 2023

Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)
Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)

Wenn die Tage kürzer und die Abende dunkler werden, gewinnt Licht an Bedeutung. Deshalb wollen wir heute über die Leuchten im Maki-Forum sprechen, unserem Veranstaltungsraum. Dieser kann für Lesungen, Konzerte und Privat- oder Unternehmensfeiern gemietet werden. Für den festlichen Saal hat das Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst vier Lüster des italienischen Leuchtenherstellers Catellani & Smith ausgewählt.

Da das Maki Forum stellenweise über eine Deckenhöhe von über acht Metern verfügt, wurden die italienischen Designer mit einer Sonderanfertigung der Pendelleuchte „Gold Moon Chandelier“ beauftragt. Jedes der ca. 35 Pendel endet in einem Lampenschirm, dessen Innenseite in Handarbeit mit echtem Blattgold verziert wurde. Die filigranen Scheiben messen im Durchmesser rund 35 Zentimeter. Ihre schwebenden Formen erinnern an Mondscheiben, die das Licht märchenhaft funkeln lassen. Jede Pendelleuchte besteht aus etwa 35 asymmetrisch und in unterschiedlicher Höhe angeordneten Elementen. Diese werden an dünnen Kabeln befestigt, die zwischen 4,70 und 5,40 Meter lang sind.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass diese skulpturalen Leuchten Kunstwerke für sich sind. Sie kommen übrigens besonders gut zur Geltung, wenn man sie von unten betrachtet. Wir freuen uns darauf, diesen atmosphärischen Raum zu erleuchten – und sind davon überzeugt, dass die edle Lichtstimmung Ihre Veranstaltung zu einem unvergesslichen Ereignis machen wird.

(Kathrin Grün Museum Reinhard Ernst)

Museum Reinhard Ernst

„Ein Glas Wasser, bitte“ Katharina Grosses raumgreifende Glasarbeit für das Museum Reinhard Ernst (mre) wurde eingebaut

Das Museum Reinhard Ernst (mre), von außen beinahe fertig,  wird im ersten Halbjahr 2024 eröffnet. Hinter den Kulissen wird dafür jetzt schon unter Hochdruck gearbeitet. So wurde in den letzten Wochen Katharina Grosses erste Glasarbeit mit einer Gesamtgröße von insgesamt 64 Quadratmetern ins Foyer des Museums eingebracht. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst (mre), von außen beinahe fertig, wird im ersten Halbjahr 2024 eröffnet. Hinter den Kulissen wird dafür jetzt schon unter Hochdruck gearbeitet. So wurde in den letzten Wochen Katharina Grosses erste Glasarbeit mit einer Gesamtgröße von insgesamt 64 Quadratmetern ins Foyer des Museums eingebracht. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 4. Oktober 2023 – Was geschieht, wenn zwei Farben aufeinandertreffen? Dieser grundsätzlichen künstlerischen Frage geht Katharina Grosse in ihrer Arbeit „Ein Glas Wasser, bitte“ nach. Für dieses eigens für das Museum Reinhard Ernst entstandene Kunstwerk hat die Künstlerin das Medium gewechselt: Arbeitet sie sonst auf Leinwand oder mit einem aufwändigen Sprühtechnikverfahren, so hat sie für das neue Wiesbadener Kunstmuseum ein tonnenschweres Glaskunstwerk geschaffen.

Das reliefartige und im wahrsten Sinne vielschichtige Werk wurde im Sommer ins Foyer des Museums Reinhard Ernst eingebracht.

Hinter der Glasarbeit wird das Herzstück der Kunstvermittlung eingerichtet – das Farblabor. Wenn das Museum Reinhard Ernst eröffnet ist, dürfen hier große und kleine Forscher:innen an digitalen Versuchsstationen mit den schier unerschöpflichen Erscheinungsformen der Malerei experimentieren.

Foto: Anika Dekubanowski (mre)
Foto: Anika Dekubanowski (mre)

Verantwortlich für die Einbauarbeiten von Katharina Grosses großformatigem Werk war das Montageteam der Derix Glasstudios in Taunusstein. Der Meisterbetrieb mit einer jahrhundertealten Tradition hat diese Arbeit auch glaskünstlerisch kongenial umgesetzt. Aufgrund der Dimension des Kunstwerks – es misst ca. 839 cm in der Breite und ca. 400 cm in der Höhe – waren die Einbauarbeiten sehr aufwändig. Die Arbeit ist in acht Paneele unterteilt. Eine besondere Herausforderung war das Handling der einzelnen Elemente, von denen jedes ca. 330 Kilogramm wiegt. Jede Glasbahn wurde mittels eines Glasmontage-Roboters vom LKW zum endgültigen Standort transportiert. An Ort und Stelle wurden die einzelnen Teile millimetergenau in die dafür vorgesehenen Halterungen eingeführt. Die Rahmen wurden von der Firma Huhle Metallbau aus Wiesbaden gefertigt.

Museumsgründer Reinhard Ernst hat die Einbauarbeiten vor Ort mitverfolgt: „Zu sehen, wie Katharina Grosses Arbeit ins Museumsfoyer eingebaut wurde, war für mich ein besonderes Erlebnis. Die Entstehung dieser Arbeit vom ersten Entwurf bis zum fertigen Kunstwerk hat sich über zwei Jahre erstreckt. Ein hochkomplexer Vorgang, den ich mit großem Interesse begleitet habe. Die Einbringung des Werks ins Foyer markiert einen wichtigen Meilenstein in der Fertigstellung des Museums.“

Malerei immer wieder neu erfahrbar zu machen

Im Zentrum des Kunstwerkes stehen die Komplementärfarben Blau und Orange und „wie sich diese Farben in einem wässrigen Zustand mischen, durchkreuzen, abstoßen, stören und bereichern“, so die Künstlerin über ihren Entwurf. „Es geht um die Energie, die dabei entsteht. Diese Energie hat eine transformatorische Kraft, die alle, die vor oder hinter der Glaswand sind und schauen, inspirieren und begeistern kann. Sie zeigt, dass die Welt im Fluss ist.“

Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff: „Katharina Grosse arbeitet unermüdlich daran, Malerei immer wieder neu erfahrbar zu machen. Dafür bricht sie gern mit den Selbstverständlichkeiten der traditionsreichen Gattung und fragt sich und uns: Was kann Malerei alles sein? In unserem Museum arbeitet sie erstmals mit Glas. Auf insgesamt über 60 m² zeigt sie vom Boden bis zur Decke die unbändige Vielfalt der Farbe. Sie lässt sie perlen und schlieren, strömen und kriechen, tropfen und strudeln, kristallisieren und ausschweifen. Sie darf sich vermischen oder sich als Fläche behaupten. Besonders bei Sonnenschein wird die Wirkung atemberaubend sein und das überbordende Potenzial der Kunst feiern – und wir stehen mittendrin.“

Fusing und Airbrush, Ätzen und Malen, thermische Verformungen – bei diesem Kunstwerk von Katharina Grosse kam in monatelanger Detailarbeit eine Kombination unterschiedlicher Glasarten und Glasbearbeitungstechniken zum Einsatz. Ein Team von acht Mitarbeiter:innen war mit der Ausführung beschäftigt.

Unterschiedliche Glasarten machen den Charakter dieses Werkes aus

Dr. Oliver Kornhoff im Gespräch mit Katharina Grosse / Foto: Catherine Dallmer (mre)
Dr. Oliver Kornhoff im Gespräch mit Katharina Grosse / Foto: Catherine Dallmer (mre)

Am Anfang stand der von Katharina Grosse angefertigte Entwurf. Dieser wurde digitalisiert und diente als Grundlage für Zeichnungen, Pläne und Schablonen. Anschließend wurde der Glaszuschnitt vorgenommen. Unterschiedliche Glasarten machen den Charakter dieses Werkes aus: Als Trägerscheiben wurden Verbundsicherheitsgläser genutzt, diese werden von beiden Seiten mit künstlerisch veredelten mundgeblasenen Echt-Antikgläsern und gefusten Glaselementen beklebt.

Mundgeblasene Gläser sind besonders farbintensiv und verfügen über eine individuelle und einzigartige Oberflächenstruktur. In Handarbeit behandelten die Mitarbeiter:innen der Derix Glasstudios die Oberfläche mit Säure, um zusätzliche Strukturen und Farbschattierungen zu erzeugen. Auch Glasschmelzfarben kamen zum Einsatz, die nach dem Auftrag von Hand und mit der Airbrushpistole in die Gläser eingebrannt und so haltbar gemacht wurden. Des Weiteren wurden sogenannte Fusinggläser genutzt, die als Glaspulver im Ofen ausgelegt und dann in einem Hochtemperaturbrand zu organischen Formen zusammengeschmolzen wurden. Durch das Zusammenspiel der Fusing- und Echt-Antikgläser mit dem Licht entstehen einzigartige Farbkombinationen und -spiele.

Im Museum Reinhard Ernst sind neben Katharina Grosse weitere Künstler:innen mit Glasarbeiten vertreten, darunter MadC und Karl-Martin Hartmann. Die aufwendigen Kunstwerke wurden in diesem Sommer eingebrachte und können nach Eröffnung des Museums besichtigt werden.

Kurzbiografie Katharina Grosse
Geboren 1961 in Freiburg im Breisgau, hatte Katharina Grosse Professuren an der Weißensee Kunsthochschule Berlin (2000–2009) sowie an der Kunstakademie Düsseldorf (2010–2018) inne. Grosse lebt und arbeitet in Berlin und Neuseeland.

Zu ihren letzten institutionellen Ausstellungen und ortsbezogenen Malereien zählen unter anderem psychylustro im Rahmen des Philadelphia Mural Arts Programme (2014); yes no why later im Garage Museum of Contemporary Art, Moskau (2015); Seven Hours, Eight Rooms, Three Trees im Museum Wiesbaden (2015); Untitled (Trumpet) für die 56. Biennale di Venezia (2015); Katharina Grosse im Museum Frieder Burda, Baden-Baden (2016); Rockaway für das MoMA PS1-Programm Rockaway! In Fort Tilden, New York (2016); Asphalt Air and Hair auf der ARoS Triennale, Aarhus (2017); This Drove My Mother up the Wall in der South London Gallery (2017); The Horse Trotted Another Couple of Metres, Then It Stopped im Carriageworks, Sydney (2018); Wunderbild in der Nationalgalerie in Prag (2018/2019); Mumbling Mud im chi K11 art museum in Shanghai (2018/2019) sowie im chi K11 art space in Guangzhou (2019); die Doppelausstellung Mural: Jackson Pollock I Katharina Grosse im Museum of Fine Arts, Boston (2019); Is It You? im Baltimore Museum of Art (2020/2021), It Wasn’t Us im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin (2020/2021), Shutter Splinter für die Helsinki Biennale (2021), Chill Seeping from the Walls Gets Between Us im HAM – Helsinki Art Museum (2021/2022), Chill Seeping im SCAD – Museum of Art, Savannah (2022), Apollo, Apollo im Rahmen des Begleitprogramms zur 59. Biennale di Venezia im Espace Louis Vuitton, Venedig (2022), Destroy Me Once, Destroy Me Twice auf dem Gelände des Roskilde Festivals (2022), Studio Paintings, 1988–2022: Returns, Revisions, Inventions im Mildred Lane Kemper Art Museum, St. Louis (2022), sowie Splinter in der Pariser Fondation Louis Vuitton (2022), wo im Herbst letzten Jahres auch ihre im Dialog mit der Architektur von Frank Gehry stehende permanente Arbeit Canyon enthüllt wurde.

(Kathrin Grün /Museum Reinhard Ernst Pressesprecherin)

Museum Reinhard Ernst (mre)