Kategorie-Archiv: Caricatura Frankfurt

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben

Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben Frankfurt / Kassel, 11.3.2024. Im Namen der Familie geben das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel bekannt, dass Caricatura-Gründer Achim Frenz plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben ist. Achim Frenz (* 27. November 1957 in Bremerhaven, † 11. März 2024 in Kassel) hat als Gründer und ehemaliger Leiter des Caricatura Museums Frankfurt – Museum für Komische Kunst und der Caricatura Galerie Kassel nicht nur zwei wichtige Institutionen der Komischen Kunst auf den Weg gebracht und geprägt, sondern sich auch unermüdlich bundesweit für die Belange dieser Kunstgattung eingesetzt. Das gesamte Caricatura-Team und Weggefährten sind zutiefst betroffen. Erst im Oktober vergangenen Jahres wurde Frenz aus dem aktiven Dienst als Leiter des Museums verabschiedet. Er hinterlässt seine Frau, seinen Sohn mit Ehefrau und zwei Enkel.

In seiner Zeit als Leitung des Museums verantwortete Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand mehr als 8.000 Originale der Zeichner der Neuen Frankfurter Schule sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasste. Unter seiner Leitung wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule und 42 Sonderausstellungen kuratiert. Krönender Abschluss seiner Karriere war die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen gab Frenz die Buchreihe Caricatura Museum Edition heraus, die die vielfältigen Ausstellungen im Museum dokumentieren. Zudem etablierte er mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert. 2020 wurden das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

„Der Tod von Achim Frenz hat uns alle unvorbereitet getroffen und tief erschüttert. Er war nicht nur Vordenker und Wegbereiter für die Komische Kunst, sondern auch Mentor und Freund. So Vieles hat er erreicht, so Vieles hatte er noch vor. Die Komische Kunst steht für einen Moment still – um in seinem Sinne weiterzumachen“, sagte Weggefährte Martin Sonntag, der Achim Frenz nach dessen Verabschiedung im Oktober 2023 als neuer  Leiter des Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst nachfolgt.

Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow
Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow

Bestürzt habe sie die Nachricht vom Tod Achim Frenz‘ vernommen, so Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. „Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn mit einem Festakt in der Evangelischen Akademie in den Ruhestand verabschiedet. Er war voller Pläne und Ideen. Sein Wirken für die Stadt Frankfurt und für die Neue Frankfurter Schule war stets von großer Hingabe geprägt. Diese Hingabe spiegelt sich in seinen großen Verdiensten wider. Ohne Achim Frenz gäbe es das Caricatura Museum in Frankfurt nicht, dass dazu beigetragen hat, dass die Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde. Mit ihm verlieren wir einen großen Visionär und unermüdlichen Kämpfer für die Komische Kunst. Wir werden ihn sehr vermissen.“ so die Frankfurter Kulturdezernentin.

Kleiner Rückblick

Schon früh kam Achim Frenz mit der Komischen Kunst in Kontakt. Sein Studium an der Kunst- und Gesamthochschule Kassel schloss der gebürtige Bremer mit der Diplomarbeit „Die Grenzen der Satire“ ab. Mit Kommilitonen entwarf und verbreitete er im Künstlerkollektiv „Visuelle Opposition“ politische Plakate mit komisch-satirischem Ansatz und legte den Fokus auf die Entwicklung einer eigenen Komik. Prägend waren die von den Studierenden initiierten Lehrstunden bei F.K. Waechter und F.W. Bernstein, die als Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule die Nachkriegssatire und Humorlandschaft maßgeblich beeinflusst hatten. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Redakteur und Karikaturist bei der nordhessischen Ausgabe des „Pflasterstrand” und setzte sich auch hier intensiv mit dem Medium Satire auseinander. Mitte der 1980er Jahre war er federführend als Initiator wie Kurator an Ausstellungen in Kassel beteiligt, die die zeitgenössische Komische Kunst in Deutschland dokumentierten. Erstmals wurde die Komische Kunst als eigenständige und ernstzunehmende Gattung wahrgenommen. Mit der Gründung des Kulturbahnhofs Kassel schuf Frenz dann mit Mitstreitern auch einen ständigen Ausstellungsort der Komischen Kunst: Die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel, die er bis 2000 leitete und in deren Vorstand er bis zu seinem Tod vertreten war.

Seit 2006 war Frenz zudem Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die die Caricatura Galerie Kassel in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt veranstaltet, setzte er sich seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war auch als Jurymitglied gefragt, unter anderem beim Göttinger Elch, beim Deutschen Karikaturenpreis, beim Wilhelm-Busch-Preis und beim Ludwig-Emil-Grimm-Preis.

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OL gewinnt den Deutschen Cartoonpreis 2023 – Über 3.500 Cartoons wurden von über 200 Zeichnern eingereicht

logo_dcp_2023Der gemeinsam von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag vergebene Deutsche Cartoonpreis 2023 geht an den Berliner Cartoonisten OL. Den zweiten Platz belegen Hauck & Bauer, den dritten Platz erhält Ruth Hebler.
Den mit Unterstützung der Stadt Kassel ausgelobten Publikumspreis der Ausstellung „Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2023“ erhält ebenfalls OL.

Über 3.500 Cartoons wurden von über 200 Zeichnern eingereicht. Aus diesen Einsendungen wählten die Herausgeber der Reihe „Beste Bilder – Cartoons des Jahres“ 328 Cartoons, gezeichnet von 87 Cartoonisten und Cartoonisten-Teams, für das Buch „Beste Bilder 14“ aus. Auf der Grundlage dieses Buches ermittelte die Jury die drei Gewinner-Cartoons.

Die Preise wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 12. Januar 2024 in Kooperation mit der Caricatura – Galerie für Komische Kunst im Gleis 1 im Kulturbahnhof Kassel überreicht.

Die Ausstellung in der Caricatura Galerie
Noch bis zum 04. Februar 2024 werden die „Besten Bilder 2023“ in einer umfangreichen Ausstellung in der Caricatura – Galerie für Komische Kunst in Kassel präsentiert.

Das Buch
deutscher cartoonpreis beste bilder 2023 - verleihung jan 2024 kassel„Beste Bilder 14“: Der satirische Jahresrückblick mit den besten Cartoons des Jahres 2023!
Der Krieg in der Ukraine, eine Rechtsaußen-Regierung in Israel, ein verheerendes Erdbeben in Vorderasien, die Klimakrise – sie reißen nicht ab, die unmittelbaren und schleichenden Katastrophen. Daneben gibt es auch gute Nachrichten: Das Bürgergeld kommt, ebenso wie das Deutschlandticket. All das muss analysiert, eingeordnet und verarbeitet werden – am besten mit dem scharfen Blick der Satire und des Humors. In über 250 Cartoons und Karikaturen erklären uns die besten deutschsprachigen Cartoonist*innen satirisch und mit viel schwarzem Humor das
Geschehen in Deutschland und der Welt.

Die Jury
Birgit Fricke (Senior Manager Vertrieb, Frankfurter Buchmesse)
Antje Haubner (Programmleiterin LAPPAN Verlag),
Dr. Alex Jakubowski (Journalist bei ARD-aktuell Frankfurt)
Wolfgang Kleinert (Chef der Berliner Cartoonfabrik)
Dijana Nukic (Leiterin Havengalerie in Bremen)
Dieter Schwalm (Herausgeber zahlreicher Cartoonbücher)
Martin Sonntag (Leiter der Caricatura in Kassel)

Der Deutsche Cartoonpreis 2023 ist dotiert mit:
3.000 Euro für den 1. Preis
2.000 Euro für den 2. Preis
1.000 Euro für den 3. Preis
1.000 Euro für den Publikumspreis.

Mehr Infos: Deutscher Cartoonpreis

Er lebe hoch! Loriot zum 100. Geburtstag

loriot---er-lebe-hoch-hommage-zum-100-lappanverlag-160Er lebe hoch! Eine humorvolle Hommage auf Loriot. Herausgegeben von Denis Metz und Steffen Gumpert.
Diese Hommage enthält Bildwerke, Cartoons und Textbeiträge über Loriot, seine Sketche und seine Kunst. Hochkarätige Cartoonist*innen wie Michael Sowa, Rudi Hurzlmeier oder Frank Hoppmann und bekannte Humorist*innen, Weggefährt*innen und Verehrer*innen von Loriots komischer Kunst wie OTTO, Hape Kerkeling, Piet Klocke, Horst Evers, Thomas Gsella u. a. sind hier vertreten.
ISBN 978-3-8303-3670-9
Carlsen Verlag, 200 mm x 230 mm, 112 Seiten
20,00 €

Loriot zum Hundertsten – Filmreihe im Oktober und November im Deutschen Filmmuseum (DFF) Frankfurt

Plakat zu  LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
Plakat zu LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Anlässlich seines 100. Geburtstages in diesem Jahr ehrt das Kino des DFF Loriot mit einer Filmreihe. Wie kaum ein anderer Humorist prägte Loriot – bürgerlich Vicco von Bülow – die deutsche Fernsehgeschichte. Der Karikaturist etablierte sich darüber hinaus mit seinen Kinofilmen ÖDIPUSSI und PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991) als Autor, Regisseur und Schauspieler. Die beiden Spielfilme sowie eine Trickfilmkompilation mit 31 beliebten Animationsfilmen werden im Oktober und November im Kino des DFF gezeigt. Die Filmreihe Loriot zum Hundertsten findet in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt statt, das den Humoristen mit der Ausstellung Ach was! (bis 25. Februar 2024) würdigt.

Karten und weitere Informationen

Mit Loriot-Kinoticket gilt ermäßigter Eintritt zur Caricatura-Ausstellung und umgekehrt.

ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)
ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)

Mittwoch, 18. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Samstag, 28. Oktober, 20:30 Uhr
ÖDIPUSSI
BRD 1988. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Katharina Brauren. 88 Min. 35mm

Paul Winkelmann leitet zwar das familieneigene Möbel- und Dekorationsgeschäft, doch der 56-Jährige lebt noch immer bei seiner überaus rüstigen und dominanten Mutter, die ihn nach wie vor bei seinem Kosenamen „Pussi“ ruft. In der alleinstehenden Psychologin Margarethe lernt Paul eines Tages sein ideales weibliches Gegenstück kennen, was die eifersüchtige Mutter auf den Plan ruft. In Loriots ersten Spielfilm ist die Geschichte des Muttersöhnchens Aufhänger für weitgehend selbständige Kabinettstückchen des Humors, die mit Einfallsreichtum und bis ins kleinste Detail präzise ausgeführten Gags bestechen.

LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Samstag, 21. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Sonntag, 29. Oktober, 20:30 Uhr
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE
Deutschland 2023. R: Peter Geyer, Loriot
Animationsfilm. 79 Min. DCP

Der bei der Berlinale präsentierte Kompilationsfilm versammelt 31 geliebte Trickfilme, die zwischen 1967 und 1993 ursprünglich für das Fernsehen gemacht wurden und von Loriots einzigartigem Humor zeugen, der durch sein exaktes Timing und seine künstlerische Vielseitigkeit besticht. Die Eigenwilligkeit seiner Zeichnungen und die originellen, hintersinnigen, mitunter bissigen Inhalte haben dabei auch einen erstaunlich zeitlosen politischen Reiz.

PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)
PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)

Donnerstag, 16. November 2023, 20:30 Uhr | Dienstag, 21. November, 18 Uhr
PAPPA ANTE PORTAS
Deutschland 1991. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Gerrit Schmidt-Foß. 89 Min. 35mm

Heinrich Lohse, Abteilungsleiter der Deutschen Rohrwerke, beendet sein mit preußischer Präzision geführtes Berufsleben, um die freigesetzten Organisationskapazitäten nun ganz dem familiären Haushalt zu widmen. Gattin Renate zeigt sich wenig erfreut von seinem eigenwilligen Aktionismus, und der nahende 80. Geburtstag der Schwiegermutter macht alles nicht einfacher… In seinem zweiten Kinofilm nimmt sich Loriot die Schwierigkeiten und Schrullen im Alltagsleben von Vorruheständlern und Rentnern vor – ein mit herrlichen Beobachtungen und Sketchen aufwartendes, pointiert-geistreiches Vergnügen.

Karten und weitere Informationen

„Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“ Caricatura-Leiter humorvoll in den „Ruhestand“ verabschiedet

Nach 24 Jahre im Dienste der Stadt Frankfurt  verabschiedete Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow
Nach 24 Jahren im Dienste der Stadt Frankfurt verabschiedeten Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow

Mit einem  Festakt der etwas anderen Art in der Evangelischen Akademie Frankfurt wurde Achim Frenz am Montag, 9. Oktober 2023, aus dem aktiven Dienst als Leiter des Caricatura Museum Frankfurt verabschiedet. Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig würdigte in ihrer Rede das große und beharrliche Engagement Achim Frenz‘ für die Komische Kunst:

Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow

„Das Caricatura Museum Frankfurt ist ein großes Glück für unsere Stadt, die sich nun als Hauptstadt der Satire in das kollektive Gedächtnis einschreibt. Das Museum, ein Publikumsmagnet, verfügt über bundesweites Renommee als Kompetenzzentrum der Komischen Kunst. Diese Erfolge sind zurückzuführen auf das leidenschaftliche Engagement von Achim Frenz, der seine Idee in die Tat umsetzte und das Museum in Frankfurt gründete. Nicht zuletzt hat es dazu beigetragen, dass Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde.“

In seiner witzigen Laudatio bemerkte Pit Knorr, dass es ihm als einem der wenigen „nichtzeichenden Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule“  eine „Freude und Ehre“ sei, „mich an dieser Stelle im Namen aller Zeichner, Cartoonisten, Karikaturisten und Maler, die im Laufe der Jahre ihre Werke der komischen Kunst im Caricatura-Museum haben zeigen dürfen, sehr herzlich bei Achim Frenz zu bedanken“ .

Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow
Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow

In dessen Ära habe es 43 Wechselausstellungen gegeben, also auch „43 glückliche Künstlerinnen und Künstler “ und deren Partner und Kinder, und das sei noch gar nichts „gegen die hunderttausenden (über 700 000) fröhlichen und glücklichen Besucher und Bewunderer der Arbeiten der glücklichen Künstlerinnen und Künstler. „Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“, so Pit Knorr, und gestattet sich einen „einigermaßen prophetischen  Blick nach vorne“ über die künftige Entwicklung des Caricatura-Museums, anhand einer imaginären Laudatio in 20 Jahre  anlässlich der Enthüllung eines Achim-Frenz-Denkmals, „so wie er es sich immer gewünscht“ habe.  (den Abdruck der köstlichen Rede von Pit Knorr finden Sie unter Feuilleton Frankfurt)

Musikalisch begleitet wurde die Verabschiedungsfeier von Frank Wolff mit einer schrägen Cello-Hommage in drei Sätzen „Fantasie 1 über A und F“, Fantasie 2 über A und F“ und schließlich das „Rondo“.

Wer kennt diesen Mann?

Bernd Gieseking "Wer kennt diesen Mann"
Bernd Gieseking „Wer kennt diesen Mann“

Bernd Gieseking filmische Satire über eines der bekanntesten unbekannten Museums-Gesichter Frankfurts, dem Phantom des Caricatura, sorgte  für recht große Heiterkeit.

Zum Lebenswerk
Achim Frenz leitete das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst seit der Gründung 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt in Frankfurt. Die Idee des Museums ist auf ihn zurückzuführen: Bereits zur Jahrtausendwende wurde er vom damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit der Entwicklung eines Museumskonzeptes betraut. Frenz hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Sammlung der Neuen Frankfurter Schule aufzubauen und diese der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ warb er acht Jahre um ein eigenständiges und unabhängiges Museum mit 20 erfolgreichen Ausstellungen.
Zunächst noch als Außenstelle des Historischen Museums, seit 2019 direkt dem Kulturamt unterstellt, wurde es 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt 17 feierlich eröffnet.

Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow
Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow

In seiner Zeit als Museumsleiter verantwortete Achim Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die mittlerweile weit mehr als 8.000 Originale der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasst. Unter seiner Ägide wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellungen zur Neuen Frankfurter Schule und 43 Sonderausstellungen kuratiert.
Zuletzt die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ im Jubiläumsjahr des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen. Als Herausgeber der Caricatura Museum Edition, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen entsteht, erscheinen regelmäßig Bücher zu den vielfältigen Ausstellungen. Zudem etablierte Achim Frenz mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert.

Einige Auszeichnungen von Achim Frenz

Achim Frenz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1987 den Kulturförderpreis der Stadt Kassel für die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel 11. Es folgte 1998 Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung die Anerkennung als „Fördermittelempfänger für den KulturBahnhof“. Von der Jury Deutscher Fußball-Kulturpreis erhielt er den „Fanpreis des Jahres“. Was viele nicht wissen, dass Achim Frenz 1982 mit anderen Freizeitsportlern den Fußballverein Dynamo Windrad in Kassel gründete und für den Verein das Logo mit abstürzendem Bundesadler entwarf. In diesem Rahmen organisierte Frenz Spiele in der DDR, in Russland, Kuba und China und nahm als Aktiver an diesen teil. Die Reisen nutzte er zudem für die Kontaktaufnahme zu Satirikern in diesen Ländern, deren Karikaturen er erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen konnte.
2020 wurden das Caricatura Museum und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

Seit 2006 ist Achim Frenz Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. Seine Fachkenntnisse mit dem künstlerischen Nachwuchs vermittelte er als Lehrbeauftragter an der Gesamthochschule Kassel. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst und die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel veranstalten, setzt sich Frenz seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war und ist auch als Jurymitglied gefragt, u. a. beim Göttinger Elch, Deutscher Karikaturenpreis, Wilhelm Busch Preis und dem Ludwig Emil Grimm-Preis.

Ende Oktober endet Achim Frenz Amtszeit. Doch  wird er dem Caricatura Museum Frankfurt  weiterhin als Kuratoriumsmitglied und Berater zur Seite stehen.

Interview in der ARD-Tagesschau vom 9.10.2023

„Es saugt und bläst der Heinzelmann ….“ – Caricatura Frankfurt feiert mit „Ach was Loriot zum Hundertsten“ – vom 28.09.2023 bis 25.02.2024

© Till Kaposty-Bliss Caricatura Frankfurt
© Till Kaposty-Bliss Caricatura Frankfurt

Loriot wird 100. Grund und Anlass für das Caricatura Museum Frankfurt in diesem Herbst vom 28.09. bis 25.02.2024 Loriot und sein Werk mit einer prachtvollen Werkschau zu feiern. Frankfurt statt München deswegen: Loriot war seit den späten 1960er Jahren mit den Zeichnern der neuen Frankfurter Schule, insbesondere mit Hans Traxler, eng befreundet. So wird Traxler bei der Vernissage am 28.09.2023, 18.00 Uhr auf dem Weckmarkt (gegenüber des Caricatura-Museums) die Laudatio halten. Weitere Redner werden sein: Kulturdezernentin Ina Hartwig, Julia Cloot, stv. Geschäftsführerin Kulturfonds RheinMain, sowie Achim Frenz, Leiter Museum Caricatura Frankfurt. Es ist Frenz letzte Ausstellungs-Eröffnung, da er nach 24 Dienstjahren, davon 14 als kreativer Kopf und Museumsdirektor, nunmehr in den „Ruhestand“ verabschiedet werden wird.

Es wird mit insgesamt 705 Exponaten die wohl größte bislang gezeigte Loriot-Ausstellung, die es je gab: Vom frühesten Werk aus Jugendtagen über grafische Entwürfe, Cartoons, Trickfilme, Zeugnisse seines Fernseh- und Kinoschaffens bis hin zu seinen Arbeiten als Regisseur und Bühnenbildgestalter für die Opern und dem Spätwerk der Nachtschattengewächse werden die Besucher vergnügte Stunden damit verbringen können, auch bislang eher unbekannte Seiten aus Loriots reichhaltigem Schaffen zu entdecken. Und das auf Papier, Ton, Film, Foto und Objekten.

Ein Highlight der Ausstellung ist das Caricatura-Lichtspieltheater. Hier werden rund um die Uhr eine Auswahl kurzweiliger (Trick-)Filmausschnitte gezeigt. © Foto Heike von Goddenthow
Ein Highlight der Ausstellung ist das Caricatura-Lichtspieltheater. Hier werden rund um die Uhr eine Auswahl kurzweiliger (Trick-)Filmausschnitte gezeigt. © Foto Heike von Goddenthow

Unter dem charmanten Spitzdach des Museums erwartet Besucher das Caricatura-Lichtspieltheater mit einer Auswahl kurzweiliger Filmausschnitte. Der Nachwuchs erfreut sich derweil an Hund Wum und seinem Freund Wendelin im Erdgeschoss oder bei heiterer Begut achtung eines Atomkraftwerkes:

»Da sind Bäume und Häuser und Kü he,
die möchten gerne ein
schönes Atomkraftwerk haben.«
(Vater Hoppenstedt zu Sohn Dickie)

Der Humorist der Nation

Loriot war wohl der bedeutendste Humorist der Nation: Wie kaum ein anderer prägte er mit seiner ihm ganz eigenen Stilistik nachhaltig die deutsche Humorlandschaft. Bis heute werden Zitate aus seinen zahlreichen Cartoons, Sketchen und Filmen erinnert, sind längst als geflügelte Worte in den Sprachgebrauch eingegangen. Loriots Knollennasenmännchen begleiten Generationen. Seine Cartoons und Zeichnungen, ursprünglich für Magazine und Zeitungen ausgearbeitet, wurden in Buchform in vielen Auflagen zu Kassenschlagern. Mit Ewigkeitswert erfreuen sie nach wie vor in immer neuen Zusammenstellungen ein breites Publikum. Nicht wegzudenken seine (Trick-)Filme und Sketche, die als Ikonen der TV- und Filmgeschichte den Weg für zahlreiche andere Comedians und humoristische Formate ebneten.

Zeit Magazin Nr. 37 9.September 1983 zu Loriots 60. Geburtstag. © Foto Diether von Goddenthow
Zeit Magazin Nr. 37 9.September 1983 zu Loriots 60. Geburtstag. © Foto Diether von Goddenthow

Loriot legte nie den Habitus des preußischen Bildungsbürgers ab. Mit seinem zurückhaltenden, würdevoll feinsinnigen Auftreten eines Gentlemans schien er aus der Zeit gefallen. Mit ausgeprägter Beobachtungsgabe und Selbstironie hielt er aus dieser Distanz der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft den Spiegel vor, die sich auf der Suche nach neuen Normen und Werten mit Beflissenheit der Adenauerzeit in Konventionen verbiss. Nie in einem herablassenden didaktischen Duktus, immer charmant, immer auf Augenhöhe. Loriot interessierte das Alltagsleben und das Familienleben der Menschen. Selten waren Tagesaktuelles oder Politik sein Thema. Wenn doch, so zielte auch hier sein Humor auf das Streben nach Perfektion, das im Chaos endet, auf das absurd-komische Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation ab. Mit Gespür für kleinste Details sezierte er die bürgerliche Mittelschicht in ihrer Durchschnittlichkeit und entlarvte ihre vielen situativen Widersprüche. Weil seine Figuren keine Außenseiter der Gesellschaft sind, sondern der Mehrheit angehören, schuf Loriot einen hohen Wiedererkennungswert im Publikum, der seine Wirkung nicht verfehlt: das Lachen – auch über sich selbst.

Loriots detaillierte, aufs Wesentliche konzentrierte Zeichnungen werden von seinen berühmten Knollennasenmännchen bevölkert, die zum Markenzeichen wurden. Es sind liebenswürdige Figuren, die Loriots humanistischen Ansatz durchscheinen lassen: Niemals werden sie verlacht, ihrer Würde beraubt. Immer spürbar ist auch der lustvoll spielerische Umgang Loriots mit Sprache, Worten, Textgattungen und -genres. Gekonnt lotete und reizte er diese für seine Komik bis hin zur Absurdität aus. Seine Stilistik ist restringiert und elaboriert zugleich. Nicht selten entfaltet sich die Komik Loriots erst durch die Akkuratesse und Rhythmisierung der Sprache im krassen situativen Gegensatz (Männer im Bad).

Ach was Loriot zum Hundertsten vom 28.09. 2023 bis 25.02.2024 im Caricatura Museum Frankfurt © Foto Heike von Goddenthow
Ach was Loriot zum Hundertsten vom 28.09. 2023 bis 25.02.2024 im Caricatura Museum Frankfurt © Foto Heike von Goddenthow

Zeitlebens Perfektionist, lag allen Tätigkeiten Loriots sein außerordentlicher Hang zur Präzision zu Grunde: Ob in seinen zeichnerischen Arbeiten, Sketchen, Filmen und Theaterarbeiten: Loriot meisterte Herausforderungen stets mit neuen Ideen, Ansätzen. So revolutionierte er die Aufnahme der Realsketche, die zuvor nur in einem Dreh aus verschiedenen Perspektiven gefilmt wurden. Loriot bestand auf Einzelaufnahmen, die es ermöglichten, einzelne Szenen bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Legendär auch sein Perfektionswille bezüglich der Bauten, Requisiten und Kostüme am Set. Nichts wurde dem Zufall überlassen: Auf jede kleinste Betonung achtete der Regisseur Loriot, ein Umstand, der auch dazu führte, dass er selbst viele der Rollen aus seiner Feder übernahm.

Loriot war ein Phänomen, dem man sich in all seinen Facetten als Autor, Zeichner, Schauspieler, Moderator, Bühnen- und Kostümbildner, Mops- und Opernliebhaber und als großzügigem Menschen und Gastgeber nähern kann. Dazu laden die Ausstellungsmacher des Caricatura Museums Frankfurt mit der Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ ein.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Die offizielle Ausstellung im Jubiläumsjahr dokumentiert in noch nie dagewesener Umfänglichkeit den Künstler Loriot und sein Werk. Die zahlreichen Exponate erstrecken sich über die gesamte Ausstellungsfläche des Museums. Wie kein anderes Museum ist es für diese Präsentation geeignet, hat es sich doch in der Zeit seiner Gründung zum bedeutendsten Museum und Kompetenzzentrum für Komik entwickelt. Loriot lieferte das erste Titelbild für die Satirezeitschrift Pardon, in der sich die Neue Frankfurter Schule zusammenfand, deren künstlerisches Erbe den Grundstock der Sammlung und der Ausstellungen des Caricatura Museums bildet.

Bewusst für ein breites Publikum konzipiert, beleuchtet die Ausstellung auch weniger bekannte Facetten des Ausnahmetalents, die dem ein oder anderen Besucher ein interessiertes „Ach was?!“ entlocken dürften. So zum Beispiel seine frühen Werbegrafiken, die bislang noch in keiner Ausstellung gezeigt wurden. Die Ausstellung würdigt insbesondere die Verbindung Loriots mit der Neuen Frankfurter Schule und präsentiert Zeichnungen anderer Humoristen, die sich mit seinem Werk auseinandergesetzt haben. Film-Enthusiasten dürfen sich auf viele Dokumente und auf Auszüge seines filmischen Werks im eigens eingerichteten Kino in der Galerie des Museums freuen. Auch dokumentiert die Ausstellung die ausgeprägte Opern-Leidenschaft Loriots. Selfie-Highlight der Besucher ist die Original-Stele aus seinem Privatbesitz, an der er jahrzehntelang seine zahlreichen (prominenten) Besucher für das ebenfalls ausgestellte Gästebuch in seinem Haus in Ammerland fotografierte.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Infos zur Ausstellung: https://caricatura-museum.de/ausstellungsvorschau

Vicco von Bülow – ein kleiner künstlerbiographischer Abriss

Bernhard-Victor Christoph-Carl, Rufname Vicco, von Bülow wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel in ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht geboren. Mit seinem Bruder lebte er ab 1927 bei der Großmutter und Urgroßmutter in Berlin, nachdem sich der Vater 1927 von seiner ersten Frau scheiden ließ. Das Ambiente der großmütterlichen Wohnung, das aus dem 19. Jahrhundert stammte, beeindruckte und prägte den jungen von Bülow – zeitlebens begleitete ihn dieses Jahrhundert, insbesondere seine Kultur. 1933 kehrten die Brüder zum Vater und seiner zweiten Ehefrau zurück, die inzwischen nach Berlin-Zehlendorf gezogen waren. Von 1934-1938 besuchte Vicco von Bülow dort das Schadow-Gymnasium. Seine Schulkarriere setzte er nach dem Umzug der Familie nach Stuttgart im humanistischen Eberhard-Ludwigs-Gymnasium fort, das er mit Notabitur 1941 verlassen musste. Schon früh zeigte sich sein Talent in den Fächern Deutsch und Kunst sowie seine lebenslange Leidenschaft für Musik. Vor seinem Kriegsdienst sammelte er Erfahrungen als Statist an der Stuttgarter Oper, u. a. in Stücken wie „Aida“ (Giuseppe Verdi), „Die Flucht ins Glück“ (Nico Dostal) und „Troubadour“ (Giuseppe Verdi). Auch erhielt er eine Statistenrolle im Kostümfilm „Triumph eines Genies“ über das Leben Schillers.

Nach dem Krieg lebte Vicco von Bülow kurze Zeit in Markoldendorf, wo er sich als Holzfäller Lebensmittelkarten verdiente und das reguläre Abitur am Northeimer Gymnasium Corvinianum nachholte, das er Ende 1946 bestand. Auf den Rat seines Vaters hin, der sich an das zeichnerische Talent seines Sohnes erinnerte, begann er 1947 ein Malerei- und Grafikstudium an der Landeskunstschule in Hamburg. Hier prägten ihn vor allen seine Lehrer Wilhelm Grimm und Alfred Mahlau. 1949 schloss er sein Studium erfolgreich ab.

Ab 1950 arbeitete Loriot als Werbegrafiker und begann seine Karriere als Cartoonist mit ersten Arbeiten für die Zeitschrift „Die Straße“. Um seine humoristischen Arbeiten von seinem Brotberuf als Werbegrafiker zu trennen, signierte er seine Zeichnungen mit Loriot, frz. für Pirol, dem Vogel im Wappen der von Bülows. Erste Züge seiner stilisierten „Knollennasenmännchen“ wurden sichtbar.

1950 publizierte der „Stern“ eine erste Zeichnung Loriots, in drei Jahren dreizehn weitere in loser Reihenfolge. 1953 intensivierte Henri Nannen die Zusammenarbeit mit dem Zeichner und warb ihn für den sehr erfolgreichen Comic „Reinhold das Nashorn“ an. 17 Jahre erschien er zunächst in der Kinderbeilage, später im „Stern“ selbst. Seine Serie „Auf den Hund gekommen“ hingegen stellte Henri Nannen aufgrund heftiger Leserproteste, die in den Zeichnungen nicht weniger als die Herabsetzung der Menschenwürde sahen, nach nur sieben Folgen im gleichen Jahr ein.

„Auf den Hund gekommen“ sollte dennoch ein Erfolg werden: Bereits 1954 erschien die Reihe in Buchform im neu gegründeten Diogenes Verlag. Daniel Keel, Gründer und Verleger, hatte das Potenzial des Buches, das zuvor von anderen renommierten Verlagen abgelehnt worden war, erkannt. Der Grundstein einer lebenslangen Zusammenarbeit war gelegt. Für weitere Publikationen wurden hier auch in den folgenden Jahren Zeichnungen Loriots verwertet, die er ab 1953 in freier Mitarbeit, von 1954 bis 1970 in Festanstellung beim Verlag Th. Martens & Co. (München) für die Zeitschriften „Weltbild“ (u. a. Serie „Wahre Geschichten“) und „Quick“ (u. a. Serien wie „Adam und Evchen“ „Der gute Ton“) in München zeichnete. Spätestens hier erlangten Loriots humoristische Arbeiten bundesweite Aufmerksamkeit: „Quick“ zählte zu den bedeutendsten Illustrierten Deutschlands, zudem galt sie als attraktives Umfeld für hohes zeichnerisches Niveau. Zu den Kollegen zählte unter anderem Manfred Schmidt, der Erfinder des Detektivs Nick Knatterton. Zudem veröffentlichte er in „Quick“ von 1957 bis 1961 gemeinsam mit Manfred Schmidt die Kolumne „Der ganz offene Brief“.

1955 sollte es auch dem Frankfurter Verlag Bärmeier und Nikel gelingen, Loriot für Buchprojekte zu gewinnen. Der Verlag, gegründet 1954, hatte mit u. a. seinen „Schmunzelbüchern“ und ersten Publikationen der damals noch recht unbekannten Künstler Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler schnell den Ruf eines Fachverlags für Karikatur, Komik und Satire erlangt. Insgesamt vier Bücher brachte man mit Loriot heraus, der Sammelband „Lob der Faulheit“ sollte mit mehreren Auflagen der erfolgreichste werden. Mit Verweis auf die Verpflichtungen gegenüber dem Züricher Verlag Diogenes beendete Loriot die Zusammenarbeit. 1962 zierte ein Knollennasenmännchen mit im Blumenstrauß gezündeter Lunte das 1. Titelblatt des neuen Satiremagazins „Pardon“, das bei Bärmeier und Nikel erschien.

In den frühen 60er Jahren nahm Loriot auch zahlreiche Auftragsarbeiten als Werbegrafiker für Marken wie Agfa, Scharlachberg, 8×4, auto-cola, Paderborner Bier und Stanwell an. Loriot entwickelte Anzeigen und Trickfilmspots, in denen er auch seine Knollennasenmännchen einsetzte.

1966 bat Dieter Ertel, damals Leiter der Dokumentarabteilung des Süddeutschen Rundfunks, Loriot darum, die Moderation einer neuen Dokumentarsendung über Humor zu übernehmen. Loriot moderierte von 1967 bis 1972 insgesamt 21 „Cartoon“-Sendungen, in den ersten 17 Folgen noch mit erklärendem Untertitel: „Ein Streifzug durch den gezeichneten Humor“. Seine An- und Abmoderationen, die humoristisch-fachkundig durch die in- und ausländischen Cartoons führten, wurden schnell zu Publikumslieblingen. Die Sendung gewann zunehmend ein Unterhaltungsprofil, das sich deutlich von der ursprünglich journalistisch-didaktischen Ausrichtung unterschied: Immer mehr eigens für die Sendung produzierte Realsketche wurden integriert, in denen Loriot nicht nur Rollen übernahm, sondern zunehmend auch die Regie. Die Zusammenarbeit Loriots mit dem Süddeutschen Rundfunk endete mit der Einzelsendung „Telecabinet“, die 1974 ausgestrahlt wurde.

In den frühen 70er Jahren eroberte Loriot auch mit „Wum“, ab 1975 dann zusammen mit dem Elefanten „Wendelin“ die Herzen der Zuschauer. Der Hund, den Loriot zunächst zur Bewerbung der Rateshow „Drei mal Neun“ (Aktion Sorgenkind) gezeichnet hatte, wurde auf Wunsch des Moderators Wim Thoelke zum Sidekick in der Sendung: Mithilfe des neuen Bluebox-Verfahrens interagierte der Moderator fortan mit dem cleveren Hund, den Loriot bis 1980 selbst einsprach. Mit „Ich wünsch mir eine Miezekatze“, der für die Sendung entstand, eroberte er 1972 sogar Platz 1 der deutschen Charts.

Ab 1976 produzierte Loriot die sehr erfolgreiche Sendereihe „Loriot I-VI“ – nun für Radio Bremen. Dieter Ertel, inzwischen Programmdirektor des kleinen Senders, hatte Loriot für die neue Sendereihe gewinnen können. Neben Zeichentrickfilmen wurden auch Realsketche gezeigt, die in aufwändigen Studioproduktionen entstanden. Darunter waren viele der heute legendären Sketche, die er nun gemeinsam mit Evelyn Hamann kongenial anmoderierte. 1978 traf Loriot selbst die Entscheidung, die Sendereihe trotz aller Popularität zu beenden. 1983 würdigte Radio Bremen Loriot mit einer Produktion zu seinem 60. Geburtstag.

Auch wenn Loriot sich mit eigenen Produktionen zunächst aus dem Fernsehen verabschiedete, blieb er dem deutschen Fernsehpublikum mit Beiträgen und Auftritten erhalten: So beispielsweise als dirigierender Hausmeister beim Bundeskanzlerfest der Berliner Philharmoniker (1979), mit Sketchen für das Politmagazin „Report“ (SWR, 1980-1981), Gastauftritten in Fernsehfilmen wie „Wer spinnt denn da, Herr Doktor?“ (1981), „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1982) sowie hinter der Bühne als Regisseur am Aachener Theater (1983). Auch für die Opern „Martha“ (Stuttgart, 1986) von Friedrich von Flotow und „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber (Ludwigsburg, 1988) nahm Loriot die Rolle als Regisseur an, skizzierte Bühnenbild und Kostüme, arbeitete intensiv mit Sängern und Musikern. 1992 feierte der „Ring an einem Abend“ Premiere am Nationaltheater Mannheim. Loriot, leidenschaftlicher Wagnerianer, hatte sich mit seiner Erzählfassung einen lang gehegten Traum erfüllt, um das komplexe Werk “Ring des Nibelungen” auch einem möglichst breiten Publikum erfahr- und erlebbar zu machen. Auch die Begleittexte zur Oper „Candide“ von Leonard Bernstein (1997, München) sollten die Handlung verständlicher machen. Ebenso verfasste Loriot humoristische Texte zu den Kinderklassikern „Karneval der Tiere“ (zusammen mit dem English Chamber Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim) und „Peter und der Wolf“ (zusammen mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Skitch Henderson). Von 1995 bis 2005 engagierte sich Loriot als Moderator der Operngala zugunsten der Deutschen Aids-Stiftung.

1988 eroberte Loriot das Kino mit dem Film Ödipussi und 1991 mit Pappa ante portas. Loriot schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern übernahm auch Regie und die Hauptrolle im Film. Zeitgleich in Berlin, sowohl in der BRD als auch in der DDR veröffentlicht, wurden sie mit 4,6 Millionen und 3,5 Millionen Zuschauern Kassenschlager.

1997 produzierte Loriot ein letztes Mal vierzehn 25-minütige Folgen mit seinen besten Sketchen, die er selbst zusammenstellte und für die er neue An- und Abmoderationen aufzeichnete.

Loriot ist vielfach ausgezeichnet, darunter die wichtigsten Film-, Schallplatten- und Karikaturenpreise. Schulen, Straßen und Plätze wurden nach ihm benannt, und zahlreiche Denkmäler an Wirkungsstätten Loriots erinnern an das Ausnahmetalent. 1988 erhielt er das „Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“. Zu seinem 100. Geburtstag würdigt die Bundesregierung Vicco von Bülow mit einer 20-Euro-Sammlermünze.

Verheiratet seit 1951 mit seiner Frau Romi, geborene Schlumbom, lebte Loriot mit ihr und seinen beiden Töchtern von 1963 bis zu seinem Tod am 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See.

Infos zur Ausstellung: https://caricatura-museum.de/ausstellungsvorschau

loriot---er-lebe-hoch-hommage-zum-100-lappanverlag-160Er lebe hoch! Eine humorvolle Hommage auf Loriot. Herausgegeben von Denis Metz und Steffen Gumpert.
Diese Hommage enthält Bildwerke, Cartoons und Textbeiträge über Loriot, seine Sketche und seine Kunst. Hochkarätige Cartoonist*innen wie Michael Sowa, Rudi Hurzlmeier oder Frank Hoppmann und bekannte Humorist*innen, Weggefährt*innen und Verehrer*innen von Loriots komischer Kunst wie OTTO, Hape Kerkeling, Piet Klocke, Horst Evers, Thomas Gsella u. a. sind hier vertreten.
ISBN 978-3-8303-3670-9
Carlsen Verlag, 200 mm x 230 mm, 112 Seiten
20,00 €
Dass das DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt präsentiert an insgesamt sechs Terminen das filmische Werk Loriots.

Mi, 18.10., 20:30 Uhr | Sa, 28.10., 20:30 Uhr:
ÖDIPUSSI (1988)
Der 56-jährige Paul lebt noch immer bei seiner Mutter. In der alleinstehenden Psychologin Margarethe lernt Paul eines Tages sein ideales weibliches Gegenstück kennen, was die eifersüchtige Mutter auf den Plan ruft. In Loriots erstem Spielfilm ist die Geschichte des Muttersöhnchens Aufhänger für Kabinettstückchen des Humors, einfallsreich und mit präzise ausgeführten Gags.

Sa, 21.10., 20:30 Uhr | So, 29.10., 20:30 Uhr
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (2023)
Der bei der Berlinale präsentierte Kompilationsfilm versammelt 31 Trickfilme, die zwischen 1967 und 1993 für das Fernsehen gemacht wurden und von Loriots einzigartigem Humor zeugen, der durch sein exaktes Timing und seine Vielseitigkeit besticht. Die Eigenwilligkeit seiner Zeichnungen und die hintersinnigen, mitunter bissigen Inhalte haben einen erstaunlich zeitlosen politischen Reiz.

Im November zeigt das DFF PAPPA ANTE PORTAS. Die Termine werden in Kürze bekannt gegeben und können hier abgerufen werden.

Mit dem Loriot-Kinoticket beim DFF gilt ermäßigter Eintritt zur Caricatura-Ausstellung und umgekehrt.

„Hubert Müller … bis hier hin! Plakate, Grafik 1977-1993 und Malerei 2021-23″ in der Kunstarche Wiesbaden

Hubert Müller (li.) mit seinem Studienfreund Achim Frenz, Museumsleiter des Caricatura Museums für Komische Kunst, Frankfurt, vor zwei Anti-Volkszählungs-Plakaten aus dem Jahre 1986. © Foto Diether von Goddenthow
Hubert Müller (li.) mit seinem Studienfreund Achim Frenz, Museumsleiter des Caricatura Museums für Komische Kunst, Frankfurt, (r.). Hier vor zwei Anti-Volkszählungs-Plakaten aus dem Jahre 1986. © Foto Diether von Goddenthow

Am 12. September 2023 wurde die gemeinsame Ausstellung „Hubert Müller … bis hier hin! Plakate, Grafik 1977-1993 und Malerei 2021-23″ vom Stadtarchiv Wiesbaden und der Kunstarche Wiesbaden e.V. eröffnet. Gemeinsam hatten Felicitas Reusch, Kunstarche Wiesbaden e.V., und Dr. Peter Quadflieg, Stadtarchiv Wiesbaden, die zahlreichen Gäste willkommen geheißen, darunter etliche Weggefährten Hubert Müllers. Nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende führte die bekannte Kulturjournalistin Katinka Fischer in die grafische Arbeit und Malerei Hubert Müllers ein.
Gezeigt werden politische Plakate und Grafiken aus den Jahren 1977 – 1993 und Malerei aus den Jahren 2021-2023. Insbesondere die Plakate sind eine historische Zeitreise, insbesondere auch der Grünen, in die Zeiten als Nato-Doppelbeschluss und Volkszählung vehement bekämpft wurden, und die Startbahn West noch mit Pflastersteinen gegen Polizisten „verteidigt“ werden sollte.

Die Ausstellung wird bis zum 31. Oktober 2023 zu sehen sein.

Impression der Ausstellung in der Kunstarche Wiesbaden Hubert Müller ... bis hier hin! Plakate, Grafik 1977-1993 und Malerei 2021-23.  © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung in der Kunstarche Wiesbaden Hubert Müller … bis hier hin! Plakate, Grafik 1977-1993 und Malerei 2021-23. © Foto Diether von Goddenthow

 

Ort:

Stadtarchiv und Kunstarche e.V. Wiesbaden,
Im Rad 42

12. September – 31. Oktober 2023

Öffnungszeiten
Mo – Fr 9.30 – 12.30 Uhr,
Mi 15.00 – 18.00 Uhr

Öffentliche Führungen
Freitag, 15. 9, 16.00 Uhr
Dienstag, 19.9, 18.00 Uhr
Donnerstag, 28.9, 14.00 Uhr
Samstag, 30.9,14.00 Uhr
..mit Hubert Müller

Caricatura veranstaltet am Museumsuferfest das Festival der Komik XI 2023 am Weckmarkt

Das Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt veranstaltet während des Museumsuferfestes am Weckmarkt das Festival der Komik XI © Foto Diether von Goddenthow
Das Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt veranstaltet während des Museumsuferfestes am Weckmarkt das Festival der Komik XI © Foto Diether von Goddenthow

Das Caricatura Museum Frankfurt präsentiert anlässlich des Museumsuferfests erlesenste satirische Bühnenkunst. Der direkt vor dem Museum gelegene Weckmarkt wird kurzerhand zur Bühne. Beste Unterhaltung bietet das abwechslungsreiche wie amüsante Programm mit Lesungen und LivePerformances.

Diesmal mit dabei: Fil, Katinka Buddenkotte, Gerhard Henschel, Matthias Egersdörfer, Martin Sonneborn, Fritz Eckenga und Ella Carina Werner. Für musikalische Unterhaltung sorgen Christof Stein-Schneider & GYMMICK. Das Festival wird an allen drei Tagen von Bernd Gieseking moderiert.

Erstmals wird im Rahmen des Festivals der Sondermann-Preis für Komische Kunst vergeben: Am Samstag, dem 26. August 2023 um 20.00 Uhr, startet die Gala mit Preisverleihung und Spezialeffekten, zusammen mit Thomas Gsella, Nikolaus Heidelbach, Pit Knorr, Nadine Redlich und Hans Zippert.

Weitere Informationen finden Sie im Programmheft zum Download unter www.caricaturamuseum.de/festival-der-komik

Das Caricatura Museum ist während des Festivals von Freitag bis Sonntag von 11.00 – 22.00 Uhr geöffnet. Neben der Dauerausstellung „Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule“ ist noch bis zum 17. September 2023 die Sonderausstellung „GERHARD HADERER“ zu sehen.

 
Festival der Komik XI – Programm

Moderation: BERND GIESEKING

FREITAG, 25. August
20.00 — 21.30 Uhr FIL
„Cringe!“

SAMSTAG, 26. August
*14.00 — 15.45 Uhr KATINKA BUDDENKOTTE
„Kawumm! — Ziemlich beste Worte“
*16.00 — 17.45 Uhr GERHARD HENSCHEL
„Die schlechtesten Fälschungen aller Zeiten“
*18.00 — 19.45 Uhr MATTHIAS EGERSDÖRFER
„Egersdörfer liest wieder mal“
20.00 — 21.45 Uhr THOMAS GSELLA, NIKOLAUS HEIDELBACH, PIT KNORR, NADINE REDLICH &
HANS ZIPPERT
„Die Sondermann-Gala mit Preisverleihung, Spezialeffekten und Lesen mit Betonung“

SONNTAG, 27. August
*14.00 — 15.45 Uhr MARTIN SONNEBORN
„Trinker fragen — Europapolitiker antworten“
*16.00 — 17.45 Uhr FRITZ ECKENGA
„Der Sommer der fleischfarbenen Füßlinge“
*18.00 — 19.45 Uhr ELLA CARINA WERNER
„Man kann auch ohne Kinder keine Karriere machen“
20.00 — 21.30 Uhr CHRISTOF STEIN-SCHNEIDER & GYMMICK
„Fury in the Slaughterhouse meets Ton Steine Scherben“
*Bitte beachten: Jede Lesung beinhaltet eine 15-minütige Pause nach der Hälfte.

Karikaturist Gerhard Haderer kann auch „Caravaggio“ – Werkschau im Caricatura Frankfurt präsentiert erstmals bittersüße Ölgemälde im Großformat

Das Caricatura Museum Frankfurt präsentiert ab April 2023 einen der bedeutendsten satirischen Zeichner im deutschsprachigen Raum: Gerhard Haderer (*1951 in Leonding/Österreich). 25 Jahre lang erreichte er mit seinen wöchentlichen Zeichnungen für den stern ein Millionenpublikum. Seine zahlreichen Cartoons sind meistens provokativ, auf jeden Fall immer treffend.  Ausstellungs-Impresseion. © Foto Diether von Goddenthow
Das Caricatura Museum Frankfurt präsentiert ab April 2023 einen der bedeutendsten satirischen Zeichner im deutschsprachigen Raum: Gerhard Haderer (*1951 in Leonding/Österreich). 25 Jahre lang erreichte er mit seinen wöchentlichen Zeichnungen für den stern ein Millionenpublikum. Seine zahlreichen Cartoons sind meistens provokativ, auf jeden Fall immer treffend. Ausstellungs-Impresseion. © Foto Diether von Goddenthow

Das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst präsentiert vom 6. April bis zum 17. September 2023 die Werke des „Superstars der Komischen Kunst“ Gerhard Haderer, darunter als Highlights erstmals seine bittersüßen großformatigen Ölgemälde. Kuratiert hat die Ausstellung Stefanie Rohde. 

Die Ausstellung heiße schlicht Gerhard Haderer, ähnlich wie auch einst die Alten Meister ihre Werke nur mit ihrem Künstlernamen präsentiert hätten, wobei bei Gerhard Haderer die Betonung auf „Meister“ läge, begrüßt Achim Frenz, Direktor des Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt, ein wenig augenzwinkernd die Runde. Schon 2011 präsentierte das Caricatura Frankfurt  Haderers bissigen Werke. „Diese machten die damalige Werkschau zu einer der erfolgreichsten Ausstellungen unseres Museums“, so Frenz.

Direktor Achim Frenz mit Gerhard Harderer im Gespräch vor dem Cartoon"Am Tag danach", welches  Haderer am 7. Jan. 2015 nach dem terroristischen Anschlag auf das Redaktionsbüro der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris malte.  © Foto Diether von Goddenthow
Direktor Achim Frenz mit Gerhard Harderer im Gespräch vor dem Cartoon“Am Tag danach“, welches Haderer am 7. Jan. 2015 nach dem terroristischen Anschlag auf das Redaktionsbüro der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris malte. © Foto Diether von Goddenthow

Jetzt gut 10 Jahre nach der ersten Haderer-Ausstellung später, möchte das Caricatura Frankfurt ein weiteres Feld über die neuen Arbeiten des Meisters Haderer zeigen. So habe Gerhard Haderer Achim Frenz versprochen, zum Abschluss seiner Zeit als Museumsleiter des Caricatura Museums seine bislang noch nie gezeigten großformatigen Ölgemälde in Frankfurt auszustellen. Und da nun der legendäre Museumsleiter Achim Frenz tatsächlich demnächst in den „Ruhestand“ verabschiedet werden wird, hat Gerhard Haderer, den mittlerweile eine enge Freundschaft mit Frenz verbindet, sein Versprechen eingelöst, und  ermöglicht erstmals eine Präsentation seiner großformatigen Ölgemälde.
Unter seinen Ölgemälden befinden sich sagenhafte Werke mit Abmessung von 2,50 x 1,80 Meter, „also etwas größer als seine Zeichnung und Acryl-Bilder“ in der sich Haderer in den Techniken der Alten Meister übte und sich der gestalterischen Aufgabe der großen Leinwand stellte, so Frenz. Er selbst habe ihn einmal bei einer Ausstellung im Kunst-Museum Linz den Caravaggio der komischen Kunst genannt. Mit Recht.  Denn ein Blick auf Haderers liebevoll-bösartigen satirischen Öl-Gemälde im Hell-Dunkel-Stil früher Barockmalerei eines Caravaggios (1571 -1610) reicht, um darin  den italienischen Altmeister wiederzufinden. Haderer habe sich bei Italienreisen in Caravaggios Bilder und dessen Malweise verliebt. und er habe es als Herausforderung empfunden, dessen Malweise ein wenig nachzuempfinden.

Ausstellungs-Impresseion. Im Hintergrund der Öl-Cartoon "Waldlichtung" © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impresseion. Im Hintergrund der Öl-Cartoon „Waldlichtung“ © Foto Diether von Goddenthow

Zum Glück, denn  Gerhard Haderer kann auch Caravaggio: Auch Haderers Figuren wirken vor den bewusst dunkel gehaltenen Hintergründen enorm  lebendig. Die Akteure seiner kurios boshaft witzigen Öl-Cartoons treten im wohldosierten Lichterschein aus dunklen Hintergründen besonders plastisch hervor. Der meisterhaft in dieser Chiaroscuro-Technik erzeugte Kontrast zwischen Hell und Dunkel verleiht Haderers  Ölgemälden eine besonders dramatische Note und  fotorealistische Ästethik und  Tiefe. Kaum ein Betrachter vermag sich der Magie dieser Öl-Cartoons entziehen. Die Bilder verführen unweigerlich zum Hinschauen und ziehen Betrachter  ins Geschehen hinein. Gerhard Haderer gelingt es durch diese spezielle Hell-Dunkel-Technik die Kompositionen an Tiefe und Theatralik gewinnen zu lassen, die seine Bildbotschaften subtil noch verstärken.

Ob er Perfektionist sei? Nein, davon sieht sich der Meister fern – „gut bei den Ölgemälden“, die eine neue echte Herausforderung waren und auch etwas mit Disziplin zu tun hätten, „hat er eine Ausnahme gemacht“, aber immer “wenn ich in die Nähe eines Perfektionisten gerate, muss ich mich selber sofort rächen, also überprüfen“, und dann entstünden eben solchen Dinge wie „‘Moff‘ dieses kleinformatige bildchenförmige Schundheftel, wie es in Österreich heißt, das nur mit einem Stift auf weißem Papier gezeichnet ist. Also Perfektionismus ist mir wohl sehr fern“, beteuert der Künstler, dem man dies nicht so ganz abnehmen kann. Zu vollkommen sind seine Werke.

Seine  Bilder entstünden in seinen Ateliers in Linz und im Sommersitz am Attersee, Ruhe, Zeit und Ordnung benötige er für die Ausarbeitung, so Frenz. Haderer arbeitet klassisch mit Stiften, Pinsel, Papier und Farbe. Auf Skizzen folgt eine erste Zeichnung, dann die Ausarbeitung mit Buntstiften in einer gekonnt eingesetzten Mischung aus zarten und kräftigen Strichen. Nie vernichtend, sondern geradezu liebevoll und mit größter Genauigkeit nähert er sich seinen Szenerien, sucht die Zwischentöne in den großen Themen.

Keep going  (c)  Gerhard Haderer 2020 © Foto Diether von Goddenthow
Keep going (c) Gerhard Haderer 2020 © Foto Diether von Goddenthow

Für Haderer sei es keine Arbeit, so Frenz, „es geht ihm leicht von der Hand, 10 bis 12 Stunden arbeitet er an einem Werk“, für seine großformatigen Ölgemälde benötigt er allerdings gute drei Monate, was jedoch dennoch recht flott ist.
Dass seine großformatigen Ölgemälde maximal 2,50 auf 1,80 Meter messen, habe einen ganz banalen Grund, nämlich läge an der relativ kleinen Wohnung in Linz. „Fünf Zentimeter größer wäre einfach nicht mehr durch die Eingangstür gegangen. Deswegen haben sich diese Bilder in diesem für mich Riesenformat in dieser Größe ergeben“, erklärt der Meister.

Im Mittelpunkt der jetzt gezeigten Ausstellung stehen Haderers bereits erwähnten, beeindruckenden Ölgemälde, die zwischen fotorealistischer Perfektion und karikaturesker Überspitzung seine exzeptionelle Position auch in der Komischen Malerei unter Beweis stellen, wie es im Prospekt des Caricatura-Museums heißt.
Komplettiert wird die Werkschau durch eine breite Auswahl an Cartoons des vielfach ausgezeichneten Künstlers. Verschiedene Arbeitsskizzen sowie eine Medienstation, die den Entstehungsprozess ausgewählter Zeichnungen zeigt, gibt zudem Einblicke in die Arbeitsweise Haderers. Seine zahlreichen Cartoons sind meistens provokativ, auf jeden Fall immer treffend. In ihnen entdeckt der Betrachtende eine Bandbreite an gesellschaftlichen oder politischen Themen: Religion, Migration, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Bürokratiewahnsinn, Sportskandale uvm. Haderer zeichnet aus Notwehr gegen den Wahnsinn: „Es wäre schön, die Mächtigen mit dem Bleistift in Grund und Boden zeichnen zu können.“ Gerade in diesen Tagen der absoluten Krisen werden seine Werke wertvoller denn je und seine Rebellion auf dem Papier umso wichtiger. Das allgegenwärtige Credo: sich einmischen, aufmischen und bloßstellen.

(Diether v. Goddenthow /RheinMain Eurokunst)

Wer ist Gerhard Haderer?

Gerhard Haderer, rein zufällig, vielleicht ein wenig symbolisch für sein spezielles Verhältnis zur katholischen Kirche, im Hintergrund der Frankfurter Dom St. Bartholomäus gegenüber vom Caricatura Museum für komische Kunst am Weckmarkt. © Foto Diether von Goddenthow
Gerhard Haderer, rein zufällig, vielleicht ein wenig symbolisch für sein spezielles Verhältnis zur katholischen Kirche, im Hintergrund der Frankfurter Dom St. Bartholomäus gegenüber vom Caricatura Museum für komische Kunst am Weckmarkt. © Foto Diether von Goddenthow

Gerhard Haderer wurde im österreichischen Leonding am 29. Mai 1951 geboren. Schon als Kind war für ihn das Zeichnen die unmittelbarste Sprache, mit der er sein Umfeld über die bloße Abbildung hinaus kommentierte. Seine Eltern förderten sein Talent. Sie ermutigten ihn, dieses beruflich zu nutzen und ermöglichten ihm eine Ausbildung zum Grafiker an der Linzer Fachschule für Gebrauchs- und Werbegrafik. Eine daran anschließende Lehre als Graveur in Stockholm brach er ab. Kurzzeitig arbeitete er als Dekorateur bei der Quelle AG, ab 1974 dann sehr erfolgreich als freier Grafiker und Illustrator für verschiedene Werbeagenturen. Insbesondere seine fotorealistischen Arbeiten in allen Bereichen der Werbeillustrationen waren auch bei großen Unternehmen und Marken schnell gefragt. Wirtschaftlich auf der Sonnenseite haderte der Künstler jedoch immer mehr mit dieser Erwerbsform und der vermeintlich heilen und strahlenden Werbewelt.

Gerhard Haderer im Gespräch mit seiner Kuratorin Stefanie Rohde. © Foto Diether von Goddenthow
Gerhard Haderer im Gespräch mit seiner Kuratorin Stefanie Rohde. © Foto Diether von Goddenthow

Mit 30 Jahren entschied er sich für einen radikalen Neuanfang. Er kündigte seine Dienste in der Werbebranche, zog mit Frau und Kindern nach Linz, wo er bis heute lebt. Hier widmet er sich fortan der Komischen Kunst. Bereits 1984 erschien Haderers erste Karikatur auf dem Cover der Salzburger Satirezeitschrift „Watzmann“. Dadurch wurde die Chefredaktion des österreichischen Nachrichtenmagazins „profil“ auf den Zeichner aufmerksam. Bis 2009 zeichnete er regelmäßig für das Magazin. Einem Millionenpublikum wurde er durch seine Kolumne „Haderers Wochenschau“ im „Stern“ bekannt, die er 1991 bis 2016 zeichnete. Ebenso arbeitete er für den „Wiener“, „Titanic“, „GEO“ und „trend“ und zuletzt für die „Oberösterreichischen Nachrichten“, seit 2017 für das österreichische Nachrichtenmagazin „news“.

Neben diesen Tätigkeiten suchte Haderer immer weiter nach neuen künstlerischen Herausforderungen und Ausdrucksformen. So erschien 1991 sein erstes Kinderbuch „Das große Buch vom kleinen Oliver“, dem weitere folgen sollten. Für die Wiener Kabarett-Gruppe „maschek“ entwarf er 2006 erstmals Handpuppen für ihre als Kasperltheater inszenierten Stücke. 2014 brachte er seinen Bestseller „Der Herr Novak“ auf die Bühne.

Von 1997 bis 2000 erschien erstmals Haderers eigenes Comic-Format mit dem lautmalerischen Titel „MOFF“, das er 2008 gemeinsam mit seinem Sohn und dessen Frau wiederbelebte. In „MOFF“ konzentriert sich der Karikaturist im Gegensatz zu seinen detailreichen Arbeiten auf schnelle Schwarz-Weiß-Comic-Strips im Kleinstformat. Konträr dazu übte sich Haderer in den vergangenen Jahren in der Ölmalerei. Mit Großformaten von 250 cm x 180 cm zitiert er dort in karikaturesker Überspitzung die dramatischen Inszenierungen der Alten Meister.

2017 gründete Haderer die „Schule des Ungehorsams“ in Linz mit dem Ziel, durch alle gesellschaftlichen Schichten einen kritischen Diskurs zu etablieren. Vorträge, Ausstellungen, Lesungen und Workshops bis hin zu Publikationen und Aktionen im öffentlichen Raum sollen Menschen mit künstlerischen Mitteln aktiv werden lassen.

Andere Angebote, die Haderers Freiheit und damit seine Unabhängigkeit eingeschränkt hätten, lehnte der Künstler hingegen kategorisch ab, darunter lukrative Angebote der Privatwirtschaft wie beispielsweise Red Bull oder das millionenschwere Angebot der FIFA, Nutzungsrechte einer Zeichnung zu erhalten.

Ausschnitt aus: Messias im Vatikan, 2014, © Gerhard Haderer © Foto Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus: Messias im Vatikan, 2014, © Gerhard Haderer © Foto Diether von Goddenthow

Haderers Arbeiten kommentieren mit ihrem hintersinnigen Witz gesellschaftliche und politische Missverhältnisse. Sie fordern heraus, provozieren. Insbesondere diejenigen, die sich von den Karikaturen ertappt fühlen. Das zeigen viele öffentliche und teils heftige Reaktionen auf seine Werke. Sein Bestseller-Comic „Das Leben des Jesu“ zog internationale Proteste seitens der Kirche und der Politik nach sich und mündete in Anzeigen in Österreich und der Tschechischen Republik. In Griechenland verurteilte man ihn 2005 in Abwesenheit wegen Blasphemie zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe, in einer Berufungsverhandlung wurde er freigesprochen. Zusammen mit der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ sorgte er zuletzt im März 2021 für internationale Aufmerksamkeit: Als Protest gegen die Migrationspolitik der damaligen österreichischen Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz zierte der Cartoon des „Herzlosen Kanzlers“ ein 230 Quadratmeter großes Plakat an einem der meist frequentierten Verkehrsknotenpunkte in Wien.

Haderer beobachtet, zeichnet das, was ihm auffällt, was ihn alltäglich umgibt. Intensive Gespräche und exakte Beobachtungen seines Umfeldes liefern ihm die Inspiration für ein vielfältiges Themenspektrum. Sein Figurenensemble ist vielgestaltig, neben den Großen und Mächtigen fängt er auch immer wieder Stimmung und Empfindlichkeiten der Bevölkerung ein.

Eröffnet wird die Ausstellung am heutigen Mittwoch, dem 5. April, um 18.00 auf dem Weckmarkt vor dem Caricatura Museum Frankfurt. Gerhard Haderer ist anwesend. Die Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig steuert ein Grußwort bei und Kabarettistin Maren Kroymann (Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin) sendet eine Videobotschaft. Musikalisch sendet von Attwenger ein Videogrußwort. Anmeldung ist nicht erforderlich, wer möchte kann es aber über E-Mail caricatura.museum@stadt-frankfurt.de

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 069 / 212 30161
Caricatura.museum@stadt-frankfurt.de
www.caricatura-museum.de

Teuflische Jahre – 60 Jahre Pardon – Große Jubiläumsausstellung in Caricatura Museum Frankfurt ab 16.10.22

grosse-jubilaeumsausstellung-60-Jahre-PardonFrankfurt am Main ist seit den Gründungen der Satiremagazine PARDON und TITANIC die Hauptstadt der Satire und das
Caricatura Museum setzt diesen Anspruch fort. Mit mehr als
7.000 Originalen der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ (NFS)
sowie rund 5.000 Zeichnungen weiterer Karikaturisten weist es den mutmaßlich höchsten Humorgehalt der Museumslandschaft auf.

Den Grundstock der Sammlung bilden die Zeichnungen von F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth und Hans Traxler. Zusammen mit F.K. Waechter und den Autoren Bernd Eilert, Eckard Henscheid und Pit Knorr bilden sie die NFS. Die deutsche Gegenwartskomik wurde bis heute entscheidend von dieser Gruppe geprägt. Nicht zuletzt durch die Gründung des Satiremagazins TITANIC 1972 haben Robert Gernhardt, F.K. Waechter, Pit Knorr, Hans Traxler und Chlodwig Poth Frankfurt zur Hauptstadt der Satire gemacht. Ende der Neunzigerjahre hatte sich der Gedanke einer dauerhaften Würdigung der satirischen Zeichnungen am Ort ihrer Entstehung festgesetzt und es kam zu einem Treffen des damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit TITANIC-Zeichnern und – Autoren sowie Achim Frenz, der mit dem Aufbau eines Museums für Komische Kunst beauftragt wurde. Achim Frenz hatte sich bereits in Kassel unter dem Label „Caricatura“ um die komische Zeichnerei gekümmert und leitet heute das Museum. Die „Caricatura“ war bis 2008 im Historischen Museum Frankfurt untergebracht und legte dort einen fulminanten Start hin: Es wurden bis zu drei Ausstellungen pro Jahr präsentiert. Am 1. Oktober 2008 konnte das Caricatura Museum Frankfurt am Weckmarkt eröffnen – im Leinwandhaus, das 1892 das erste eigene Gebäude des Historischen Museums gewesen war.

Im ersten Obergeschoss des Caricatura Museums befindet sich die Dauerausstellung mit den Werken der fünf Zeichner der NFS: F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F.K. Waechter ist jeweils ein Kabinett gewidmet. Zwei Mal im Jahr wird die Hängung der Dauerausstellung gewechselt, aus konservatorischen Gründen und um möglichst viele Zeichnungen aus dem Sammlungsbestand zu zeigen. Aufgrund der Sonderausstellung „Teuflische Jahre – PARDON“, die auf der gesamten Museumsfläche präsentiert wird, ist die Dauerausstellung momentan nicht zu sehen.

Das Caricatura Museum Frankfurt zeigt zudem wechselnde Ausstellungen namhafter Vertreter der Komischen Kunst: Es wurden internationale Künstler wie Jean-Marc Reiser, Tomi Ungerer und Kamagurka präsentiert; es gab Einzelausstellungen der Zeichner der NFS; den Meistern der Komischen Malerei Michael Sowa, Rudi Hurzlmeier und Ernst Kahl wurde eine Schau gewidmet und mit Marie Marcks sowie Franziska Becker wurden zwei der erfolgreichsten Karikaturistinnen Deutschlands gezeigt.

Absolute Publikumsmagnete waren die Jubiläumsschauen des Satiremagazins TITANIC 2009 und 2019, die Ausstellung des österreichischen Künstlers Gerhard Haderer 2011 sowie 2018 mit neuem Besucherrekord „OTTO. Die Ausstellung“.

So viel zum Innenleben. Vor dem Haus grüßt der Elch aus Bronze, erschaffen von Hans Traxler. Er ist das Maskottchen des Caricatura Museums Frankfurt. Das Motiv stammt aus dem berühmten Zweizeiler von F.W. Bernstein: „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche.“

Mittlerweile blickt das Caricatura Museum auf dreizehn Jahre äußerst erfolgreiche Arbeit zurück. Seit April 2019 ist das Caricatura Museum vom Historischen Museum organisatorisch getrennt und befindet sich derzeit unter der Obhut des Kulturamts.

2020 wurde dem Caricatura Museum Frankfurt gemeinsam mit der Caricatura Galerie für Komische Kunst Kassel der Hessische Kulturpreis für das Engagement rund um das Genre der Karikatur verliehen. Dieser ist mit 45.000 Euro der höchstdotierte Kulturpreis in der Bundesrepublik Deutschland.

Ein neu geschaffener Ankaufsetat ermöglichte Anfang 2021 erstmals die Erweiterung der Sammlung. Das Museum konnte bisher Bilder von Greser & Lenz, Franziska Becker, Bernd Pfarr, Gerhard Seyfried, Rudi Hurzlmeier und Ralf König erwerben.

Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 16.Oktober 2022 um 12 Uhr mittags.
Begrüssung Achim Frenz
Leiter Caricatura Museum Frankfurt
Grusswort Karin Wolff
Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Laudatio Gerhard Kromschröder
Journalist, stv. Chefredakteur von PARDOn, Kurator
Musik Reimer von Essen, Roman Klöcker
und Lindy Huppertsberg
Barrelhouse Jazzband

Die Eröffnung wird in Anwesenheit der beiden Kuratoren
Gerhard Kromschröder und Till Kaposty-Bliss draußen auf
dem Weckmarkt im Rahmen der geltenden Hygieneregelungen
stattfinden.  Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei, wir bitten um Anmeldung möglichst bis zum 13.10. per E-Mail: caricatura.museum@stadt-frankfurt.de

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 069 / 212 30161
Caricatura.museum@stadt-frankfurt.de
www.caricatura-museum.de