Kategorie-Archiv: Caricatura Frankfurt

Caricatura Museum Frankfurt erhält gesamten Vorlass der Zeichnerin Hilke Raddatz

Es ist der zweite wichtige Ankauf für in diesem Jahr: Am Dienstag, 9. Juli, stimmte der Haupt- und Finanzausschuss dem Erwerb des gesamten Vorlasses der Zeichnerin Hilke Raddatz für das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst zu. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Ich freue mich über den zweiten wichtigen Ankauf des Caricatura Museums in diesem Jahr. Hilke Raddatz ist neben Marie Marcks und Franziska Becker eine der ersten Frauen, die sich in Deutschland als Karikaturistin etablieren konnte. Umso schöner, dass auch ihre Arbeiten einen dauerhaften Platz in der Sammlung des Museums gefunden haben.“

Der Vorlass umfasst rund 4000 Karikaturen für Zeitungen und Zeitschriften, vor allem das in Frankfurt erscheinende Satiremagazin Titanic, wie auch Zeichnungen ihrer Kinderbücher und andere Buchillustrationen, Einzelzeichnungen, Plakatgestaltungen und Skizzen. Die teilweise illustrierte Korrespondenz mit der Titanic-Redaktion und die gezeichneten Postkarten, die sie von F.W. Bernstein erhielt, runden das Konvolut ab.

Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt: „Unser Haus hat einen klaren Sammlungsauftrag, in dessen Zentrum die Werke der Neuen Frankfurter Schule

stehen. Dieser Künstlergruppe haben wir es zu verdanken, dass Frankfurt zur Hauptstadt der Satire wurde. Mit dem Gesamtwerk der ersten Kollegin der Neuen Frankfurter Schule, Hilke Raddatz, vervollständigen wir unsere Sammlung um ein sehr wichtiges Konvolut. Wir danken ihr für ihr Vertrauen in unser Haus und versichern, dass wir ihr Werk sicher verwahren und für künftige Generationen zugänglich machen.“

1941 in Hamburg geboren, studierte Hilke Raddatz Graphik an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. Hier lernte sie F.K. Waechter, späteres Mitglied der Neuen Frankfurter Schule, kennen. Im Anschluss an das Studium arbeitete Raddatz als Werbegrafikerin. 1979 gründeten ehemalige Redakteure der Satirezeitschrift Pardon, unter ihnen auch F.K. Waechter, ihr eigenes Satiremagazin Titanic und warben Raddatz erfolgreich an. Mit ihren Zeichnungen, darunter allein rund 2.500 Illustrationen der Rubrik „Briefe an die Leser“, ist sie bis auf wenige Ausnahmen in jedem Heft vertreten und prägte das Erscheinungsbild der Zeitschrift entscheidend mit. Auch in anderen Publikationen wie Kowalski, Vorwärts, Wochenpost und vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften begeisterten ihre Zeichnungen ein breites Publikum.
Kinderbücher und Bildergeschichten bereicherten ab den 1980er Jahren ihr Repertoire,
darunter die „Bockenheim“-Serie „Die große Liebe“, „Die Punker“ und „Der Erpresser“.

2013 wurde Hilke Raddatz mit dem Sondermannpreis für Komische Kunst geehrt. Im September dieses Jahres wird ihr in Stadthagen der Wilhelm-Busch-Preis überreicht. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.

POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek vom 30. Mai bis zum 1. September 2024

CMF_POLO_ 250Bunt, laut und leise, überraschend abwechslungsreich: Das ist sie, die neue Ausstellung „POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek“ im Caricatura Museum Frankfurt. Sie würdigt den Cartoonisten POLO posthum und gibt einen Einblick in sein äußerst vielseitiges Werk an Komischer Kunst. Zu sehen sind Cartoonklassiker auf Papier, digitale Bildwitze, Malereien, Objekte und allerhand Spielereien. Komplementiert wird die Schau durch Digitaldrucke, einer Diashow und Videos, Leihnahmen und Hommage-Werke.

Geboren wurde André Poloczek in Wuppertal 1959. Nach seinem Umzug nach Haltern am See veröffentlichte er bereits als Schüler 1978 erste Comics und Cartoons im Halterner Kommunalteil der Ruhr Nachrichten. Mit dem Abitur in der Tasche und dem Abschluss seines Zivildienstes kehrte er 1981 zum Germanistik- und Soziologiestudium in seine Geburtsstadt zurück. Seine Abschlussarbeit über den Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell sollte ihn auch in seiner eigenen künstlerischen Arbeit lebenslang prägen: Wie Schnell verstand es POLO, die alltäglich spießbürgerlichen, absurden und unglaublichen Situationen als Gegenentwurf zur kritisierten Gegenwartsgesellschaft als „Urkomik des Daseins“ (Max Christian Graeff) darzustellen.

Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek
Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek

Anfang der 1980er Jahre dokumentierte der leidenschaftliche Fotograf vorwiegend das nächtliche Wuppertal, malte in Öl surreale oder metaphysische Motive in Anlehnung an Dali oder De Chirico. Über die Kulturszene berichtete er als fester freier Mitarbeiter mit dem Kürzel „Apo“ für die Westdeutsche Zeitung und für die alternative Zeitung Wupper Nachrichten. Hier erschien auch die erste von POLO entwickelte Cartoonfigur „Anton von de(r) Gathe“. Der knollennasige Comicstripheld im Lokalkolorit erfreute sich schnell großer Beliebtheit und feierte sein wöchentliches Comeback von 2001 bis 2009 in der Wuppertaler Rundschau.
Mitte der 1980er Jahre machte POLO mit ersten eigenen Ausstellungen auf sich aufmerksam: 1987 mit „Karicartoons und andere UnARTigkeiten“ in der Schwelmer Galerie Basiner, 1988 mit „Dichter ge-sichtet“ im Wuppertaler Kulturpalast, wiederholt in der Villa Amalia (Briller Schlößchen) gezeigt, 1989 auch in der Bonner Stadtbibliothek und im Lädeli Lörrach.
Zwei mehrwöchige Pentiment-Comiczeichenkurse in Hamburg sollten seine Komische Kunst nachhaltig prägen: 1989 lehrte dort F. K. Waechter, nur ein Jahr darauf F. W. Bernstein. Ab 1992 nahm Poloczek regelmäßig an der „Zeichenschule an der Eider/Grafisches Trainingslager an der Eider in Rendsburg“ teil, gegründet und geleitet von F. W. Bernstein, der für ihn zum Mentor und Wegbegleiter wurde.

Erste satirische Grafiken erschienen Anfang der 90er Jahre in der Literaturzeitschrift Der Rabe, zudem zeichnete er als fester freier Mitarbeiter für das DGB-Jugendmagazin ‘ran. 1992 folgte der erste eigene Cartoonband „Arsch auf Grundeis“ im Semmel Verlach, zahlreiche Einzelbände folgten bei Lappan. Auch arbeitete POLO erfolgreich als Illustrator und Lohnzeichner für Agenturen und namhafte Unternehmen wie Karstadt, Erfurter Rauhfaser, Vorwerk und Würth. Für Jürgen von der Lippe entwarf er das CD-Cover „Männer. Frauen. Vegetarier“.

Ein bundesweit breites Publikum erreichte POLO durch Veröffentlichungen in überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und Süddeutsche Zeitung. Ab 2015 zeichnete er für die Westdeutsche Zeitung Cartoons zur Stadtpolitik und Zeitgeschichte. Mit dem Satiriker und Grafiker Andreas Greve bildete er von 2009 bis 2011 das Cartoon-Duo „Jünger und Schlanker“, die nicht nur gemeinsam Cartoons entwickelten, sondern auch humorvolle Auftritte absolvierten und 2011 den „Abräumer“-Sonderpreis des Deutschen Karikaturenpreises erhielten.

Ab 2013 engagierte sich POLO zunehmend für den künstlerischen Nachwuchs: 2013 übernahm er die Kursleitung des CartoonKollegs im Rahmen des pass:projects der Galerie Grölle in Wuppertal. 2014 leitete er zusammen mit Ari Plikat die Sommerakademie für Komische Kunst in Kassel. Ab 2015 lehrte er an der Junior Uni Wuppertal die Kunst des Cartoonzeichnens.
Für sein künstlerisches Schaffen erhielt André Poloczek 2002 den Deutschen Karikaturenpreis in Silber.

Facettenreich ist POLOs Werk, das immer wieder überrascht und die stilistische Einordnung des Künstlers erschwert. Ob gemalt, illustriert, karikiert und modelliert; mit Stift, Tusche, Öl, Pinsel, Stempel oder Zahnbürste: Immer spürbar ist die große Lust und Freude am künstlerischen Schaffen, am Ausprobieren, am „Rumprobieren“ (POLO). Dies aber immer mit großer Könnerschaft. Seine Cartoons kommentieren Alltägliches, Politisches wie Gesellschaftliches genauso wie Kulinarisches, Medizinisches und Zwischenmenschliches. Die Sprache ist im Werk des studierten Germanisten Poloczek ein wichtiges Element. Wortspielereien und Kalauer werden gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt.

André Poloczek verstarb unerwartet und plötzlich im Juni 2022 in Wuppertal. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Die Ausstellung mit retrospektivem Charakter fängt auf begrenztem Platz den „ganzen POLO“ ein. Sämtliche Exponate im Erdgeschoß haben Werkcharakter und spiegeln den Zeichner und Cartoonisten POLO, den die Öffentlichkeit kennt: Darunter Originalzeichnungen aus seinen Cartoonbänden und Vertragsarbeiten für große und kleine Unternehmen und Verlage. Ein

Schmankerl: Der Auftritt des Cartoonisten – nein, des Kaffeemaschinenimitators – in der von Jürgen von der Lippe moderierten Überraschungsshow „Wat is?“ (ARD/WDR) von 1996.

Auf der Galerie hingegen wird von jenem spielenden, kritzelnden Künstler erzählt, der hinter dem Werk lebte: Wilde Skizzenbücher, lose, vorläufige und unveröffentlichte Blätter, Schnipsel und Montagen zeigen das unentwegte Ausprobieren und den das Zeichnen liebenden Künstler. Neben dem als Herausgeber amtierenden POLO werden hier auch erstmals Auszüge aus seinen Kinderbuch-Entwürfen präsentiert. Zum Ende der Schau wird noch auf jenen POLO eingegangen, der mehr als ein „Szenemitglied“ im großen Kreis der Cartoonist:innen und Komischen Künstler:innen war. Sehr persönlich sind die letzten Meter der Ausstellung, in denen gezeichnete Postkarten an und von POLO, extra für die Ausstellung angefertigte Zeichnungen und die jährlich in Rendsburg entstandenen Portraitstreifen den Freund, Weggefährten, Cartoonlehrer und Zeichner POLO charakterisieren.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

POLO – Die Komische Kunst des André Poloczek ab 30. Mai im Caricatura Museum Frankfurt

© Caricatura Frankfurt
© Caricatura Frankfurt

Mit einer bunten, lauten und leisen, abwechslungsreichen, auf alle Fälle überraschenden Ausstellung ehrt das Caricatura Museum Frankfurt vom 30. Mai bis 1. September 2024 posthum einen der wohl vielseitigsten Vertreter der Komischen Kunst: André Poloczek, alias POLO.

Der Wuppertaler Cartoonist veröffentlichte seinen ersten Cartoonband 1992 beim Semmel Verlach, zahlreiche Bücher folgten bei Lappan. Seine Cartoons erschienen regelmäßig in regionalen Zeitungen, erfreuten sich aber auch weit über die Wuppertaler Stadtgrenzen hinaus großer Beliebtheit und wurden in wichtigen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und SZ veröffentlicht.

Zeitlebens war POLO den Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule, deren Werke Grundstock der Sammlung des Caricatura Museums sind, eng verbunden. André Poloczek verstarb im Juni 2022. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

Hans Traxler feiert am 21. Mai seinen 95. Geburtstag Das Caricatura Museum gratuliert mit der Ausstellung „Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler“

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Zu seinem 95. Geburtstag präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt von Donnerstag, 30. Mai, bis Sonntag, 4. August, die neuesten Arbeiten von Hans Traxler, darunter Cartoons und Bildergeschichten mit wunderbar gereimten Texten in gewohnt bissiger und absurder Manier. Zudem werden Zeichnungen aus seinem neuesten Werk „Wie die Malerei verschwand. Eine Kunstgeschichte“, eine satirisch-realistische Abrechnung mit dem Kunst- und Lehrbetrieb, zu sehen sein.

Bereits zu seinem 90. Geburtstag würdigte das Museum den Künstler mit einer großen Ausstellung, die das überwältigende Spektrum künstlerischer Felder und das einzigartige Farb-, Form- und Erzählrepertoire Traxlers aus allen Schaffensphasen dokumentierte. Nun stellt die neue Schau unter Beweis: Ans Aufhören denkt der unermüdliche Schöpfer Komischer Kunst lange nicht. Vieles ist auch in jüngster Vergangenheit entstanden, das nun erstmals zu sehen sein wird.

Hans Traxler vor dem Elch, Ausschnitt Gerhard Haderer, © Britta_Frenz
Hans Traxler vor dem Elch, Ausschnitt Gerhard Haderer, © Britta_Frenz

Hans Traxler, geboren am 21. Mai 1929 in Herrlich, Tschechoslowakei, kam 1951 nach Frankfurt, um an der Städelschule Malerei zu studieren. Er blieb – bis heute. Seine satirische Karriere begann in den 1960er Jahren: Er war Mitbegründer der Satiremagazine Pardon, 1962, und Titanic, 1979, und gehört der Neuen Frankfurter Schule an. Zu seinen frühen und bekanntesten Werken gehört die Märchenforschungs-Persiflage „Wahrheit über Hänsel und Gretel“ aus dem Jahr 1963. Seit den 80er und 90er Jahren zeichnete er vor allem Cartoons, unter anderem für die Magazine der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Zeit und der Süddeutschen Zeitung. Seine Bilderbücher erscheinen rund um die Welt. Gemeinsam mit Peter Knorr machte Traxler Deutschlands Kanzler Helmut Kohl zur „Birne“. Er setzte F.W. Bernsteins berühmten Zweizeiler „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ ins Bild und schuf damit das Maskottchen der Neuen Frankfurter Schule. Mittlerweile umfasst seine Bibliografie 42 eigene Bücher und 27 Buchillustrationen anderer Autoren. Seine Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Traxler wurden viele Auszeichnungen zuteil, darunter der Göttinger Elch, 2006, die Goethe-Plakette, 2014, der Wilhelm-Busch-Preis, 2015, und der Prix Livrentête, 2021.

Anfang dieses Jahres stimmte der Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Frankfurt dem Ankauf des Lebenswerks des Zeichners und Satirikers zu. Das erworbene Konvolut umfasst 1793 Originale und 240 Skizzen des Künstlers.

Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt

Frankfurt bleibt Bundeshauptstadt der komischen Kunst, das Caricatura logischerweise „Kanzleramt“

"Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt" Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000  Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.
„Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt“ Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000 Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.

Es fiel Martin Sonntag nicht leicht, jetzt nach dem unverhofften  frühen  Tod seines Vorgängers und jahrzehntelangen Freundes und „komischen“ Weggefährten  Achim Frenz, Heiterkeit in der Presserunde zu versprühen.  Aber  Humor macht keine Pause, insbesondere nicht im Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt, welches gerade seine grandiose Loriot-Schau bis zum 12. Mai 2024 verlängert hat.

Der neue Cariactura-Leiter Martin Sonntag,  gestern seit   99 Tagen im Amt,  entwarf, nachdem er alle „aufs Wildeste“ begrüßt hatte,  seine Pläne zur Zukunft des Museums als Gedächtnis, Motor und Ort der Komischen Kunst vor.  Das Caricatura Frankfurt sei das  Museum mit dem mutmaßlich höchsten Komikgehalt in der deutschen Museumslandschaft. Mit Karikaturen, Bildgeschichten, Cartoons und Comics zeige das einzige Museum für Komische Kunst in Europa die größte Vielfalt des Genres.

Caricatura-Museum  - Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Museum – Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow

Achim Frenz und seiner Hartnäckigkeit sei es zu verdanken, dass  2008  Caricatura im Herzen der Mainmetropole eröffnet werden konnte.  Und der der Standort sei kein Zufall, so Sonntag. Denn seit den frühen 60er Jahren behauptet sich Frankfurt am Main als Hauptstadt der Satire. „Die hier gegründeten Satiremagazine PARDON und TITANIC lockten zahlreiche Künstler wie F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F.K. Waechter sowie Autoren wie Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Pit Knorr in die Stadt. Sie schrieben als Künstlergruppe Neue Frankfurter Schule Kunstgeschichte und prägen bis heute die deutsche Komiklandschaft.“, so der neue Museumsleiter. Deswegen: „Frankfurt bleibt die Bundeshauptstadt der komischen Kunst.“ Und das Caricatura sei folglich dessen „Kanzleramt“, so Sonntag.

Mit dem „Kanzleramt“ habe man viel vor: „Alles wird anders“ und „doch bleibe alles gleich“.  Sonntag halte nichts davon, wie mancherorts üblich, dass sich mit der neuen Leitung auch gleich das Logo eines Hauses ändere. Das Caricatura-Logo bleibe wie es ist und das Caricatura bleibe auch – trotz gewisser Veränderungen – natürlich  weiterhin  Ort der Neuen Frankfurter Schule.

In Zukunft werde aber noch stärker als bisher auf die Nachwirkungen der Neuen Frankfurter Schule geschaut: „Wer sind die Kinder, Enkel und Urenkel dieser Komikschule und wie entwickelt sich die Komische Kunst grundsätzlich?“ Das seien Fragestellungen, so Sonntag, „die das Programm inhaltlich leiten sollen.“
Dazu werde die Sammlungsausstellungsfläche  neu gestaltet und inhaltlich neu aufgestellt. Auch in Zukunft werden immer Werke der Künstler der Neuen Frankfurter Schule zu sehen sein, „aber die Sammlung hat sich mittlerweile stark erweitert und wird auch weiterhin wachsen. So sieht das neue Konzept der Sammlungsausstellung vor, alle Künstlerinnen und Künstler, die in der Sammlung vertreten sind, regelmäßig in wechselnden Zusammenstellungen zu präsentieren.“

Bis die räumliche Umgestaltung abgeschlossen sein werde, gäbe es einen ersten Zwischenschritt auf dem Weg zur neuen Sammlungspräsentation. Zu seinem 95. Geburtstag würdigt das Museum im Mai 2024 Hans Traxler mit einem Schwerpunkt in der Sammlungsetage.

Gezeigt werden bisher unveröffentlichte Arbeiten Traxlers aus den letzten drei Jahren, „allesamt Arbeiten höchster künstlerischer Qualität, die die große Meisterschaft Hans Traxlers beweisen“, wie Martin Sonntag feststellt. Ein weiteres Kabinett ist F. W. Bernsteins Selbstportraits vorbehalten, von denen aktuell eine neue Buchzusammenstellung erschienen ist.

Geplant ist, bis Herbst 2024 die Umgestaltung der 1. Etage abzuschließen, um dann neben der Sammlungspräsentation auch einen zusätzlichen Kabinettraum nutzen zu können. „Mit diesem Bereich soll die Dynamik des Hauses erhöht werden“, sagt Sonntag. Kurzfristige und schnelle Präsentation aktueller Themen, Ausstellungen von Nachwuchskünstlerinnen und –künstlern sowie Ausflüge in Nachbardisziplinen von Karikatur und Cartoon sind geplant.

Drei Wechselausstellungen jährlich
Im Erdgeschoss und in der Galerie dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auch weiterhin auf Wechselausstellungen freuen. Ab dem 30. Mai 2024 ist die Fläche dem Wuppertaler Zeichner und Cartoonisten André Poloczek alias POLO gewidmet. Ab September dem Sondermann-Schöpfer Bernd Pfarr. Für 2025 stehen Ausstellungen mit Werken von unter anderem Walter Moers und Michael Sowa auf dem Programm.

Jüngere satirefest machen
Insbesondere mit der Frage, wie man das Museum auch für jüngere Generationen attraktiv macht, will und wird sich Martin Sonntag mit seinem Team beschäftigen. „Wir müssen uns immer wieder die Fragen stellen: Warum sollte man ins Caricatura Museum gehen? Was macht es auch für die jüngere Generation attraktiv? Und was können wir aktiv tun, um die Hemmschwelle für einen Museumsbesuch zu senken?“ Dabei rückt vor allem der Nachwuchs in den Fokus der Kuratorinnen und Kuratoren. Die bisherigen Wechselausstellungen präsentierten bereits Künstlerinnen und Künstler, die in der Tradition der Neuen Frankfurter Schule beheimatet sind. Die nächsten Generationen junger Zeichnerinnen und Zeichner stehen in den Startlöchern oder am Anfang ihrer Karriere. Das Museum kann und will ihnen eine Plattform bieten. Und zeigen: Die Karikatur lebt, und die Komische Kunst hat etwas zu sagen. Vor allem  sei es auch ein Anliegen, Kinder und Jugendliche an Satire heranzuführen. So frühestens ab der 8. /9. Klasse wären Jugendliche allmählich  in der Lage, Ironie und leise Zwischentöne der Bildsatire zu verstehen.

Ein Museum des Lachens bleiben

Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt. Es ist aber auch ein Ort der leiseren Zwischentöne, der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen, ein Ort des Diskurses. Das möchte Martin Sonntag in Zukunft verstärken. Bewusst will man einen Kontrapunkt zur aktuellen Erregungsgesellschaft setzen. „Satire spitzt zu, und der Betrachter muss sich zu ihr verhalten.“, erläutert Martin Sonntag. „Man muss mit ihren Inhalten nicht einverstanden sein. Das ist nicht ihre Absicht. Vielmehr deckt sie auf, provoziert und evoziert zum spannenden Meinungsaustausch und trägt – im besten Fall – zum Erkenntnisgewinn bei. Gerade unser Museum ist prädestiniert, generationenübergreifend ins Gespräch zu kommen, eine – im positiven Sinne – Streitkultur wiederzubeleben.“ Spaß und Erkenntnisgewinn dürfen aber einen wichtigen und nicht zu vernachlässigenden Aspekt nicht ausblenden: den der Ästhetik. Vom schnellen Strich bis hin zu opulenten Gemälden – Komische Kunst ist in Stilistik und Aussage vielfältig und auch ein ästhetischer Genuss. Was oftmals so spielerisch einfach daherkommt, ist hart erarbeitet.

Weitere Infos über: Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben

Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben Frankfurt / Kassel, 11.3.2024. Im Namen der Familie geben das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel bekannt, dass Caricatura-Gründer Achim Frenz plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben ist. Achim Frenz (* 27. November 1957 in Bremerhaven, † 11. März 2024 in Kassel) hat als Gründer und ehemaliger Leiter des Caricatura Museums Frankfurt – Museum für Komische Kunst und der Caricatura Galerie Kassel nicht nur zwei wichtige Institutionen der Komischen Kunst auf den Weg gebracht und geprägt, sondern sich auch unermüdlich bundesweit für die Belange dieser Kunstgattung eingesetzt. Das gesamte Caricatura-Team und Weggefährten sind zutiefst betroffen. Erst im Oktober vergangenen Jahres wurde Frenz aus dem aktiven Dienst als Leiter des Museums verabschiedet. Er hinterlässt seine Frau, seinen Sohn mit Ehefrau und zwei Enkel.

In seiner Zeit als Leitung des Museums verantwortete Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand mehr als 8.000 Originale der Zeichner der Neuen Frankfurter Schule sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasste. Unter seiner Leitung wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule und 42 Sonderausstellungen kuratiert. Krönender Abschluss seiner Karriere war die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen gab Frenz die Buchreihe Caricatura Museum Edition heraus, die die vielfältigen Ausstellungen im Museum dokumentieren. Zudem etablierte er mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert. 2020 wurden das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

„Der Tod von Achim Frenz hat uns alle unvorbereitet getroffen und tief erschüttert. Er war nicht nur Vordenker und Wegbereiter für die Komische Kunst, sondern auch Mentor und Freund. So Vieles hat er erreicht, so Vieles hatte er noch vor. Die Komische Kunst steht für einen Moment still – um in seinem Sinne weiterzumachen“, sagte Weggefährte Martin Sonntag, der Achim Frenz nach dessen Verabschiedung im Oktober 2023 als neuer  Leiter des Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst nachfolgt.

Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow
Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow

Bestürzt habe sie die Nachricht vom Tod Achim Frenz‘ vernommen, so Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. „Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn mit einem Festakt in der Evangelischen Akademie in den Ruhestand verabschiedet. Er war voller Pläne und Ideen. Sein Wirken für die Stadt Frankfurt und für die Neue Frankfurter Schule war stets von großer Hingabe geprägt. Diese Hingabe spiegelt sich in seinen großen Verdiensten wider. Ohne Achim Frenz gäbe es das Caricatura Museum in Frankfurt nicht, dass dazu beigetragen hat, dass die Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde. Mit ihm verlieren wir einen großen Visionär und unermüdlichen Kämpfer für die Komische Kunst. Wir werden ihn sehr vermissen.“ so die Frankfurter Kulturdezernentin.

Kleiner Rückblick

Schon früh kam Achim Frenz mit der Komischen Kunst in Kontakt. Sein Studium an der Kunst- und Gesamthochschule Kassel schloss der gebürtige Bremer mit der Diplomarbeit „Die Grenzen der Satire“ ab. Mit Kommilitonen entwarf und verbreitete er im Künstlerkollektiv „Visuelle Opposition“ politische Plakate mit komisch-satirischem Ansatz und legte den Fokus auf die Entwicklung einer eigenen Komik. Prägend waren die von den Studierenden initiierten Lehrstunden bei F.K. Waechter und F.W. Bernstein, die als Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule die Nachkriegssatire und Humorlandschaft maßgeblich beeinflusst hatten. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Redakteur und Karikaturist bei der nordhessischen Ausgabe des „Pflasterstrand” und setzte sich auch hier intensiv mit dem Medium Satire auseinander. Mitte der 1980er Jahre war er federführend als Initiator wie Kurator an Ausstellungen in Kassel beteiligt, die die zeitgenössische Komische Kunst in Deutschland dokumentierten. Erstmals wurde die Komische Kunst als eigenständige und ernstzunehmende Gattung wahrgenommen. Mit der Gründung des Kulturbahnhofs Kassel schuf Frenz dann mit Mitstreitern auch einen ständigen Ausstellungsort der Komischen Kunst: Die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel, die er bis 2000 leitete und in deren Vorstand er bis zu seinem Tod vertreten war.

Seit 2006 war Frenz zudem Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die die Caricatura Galerie Kassel in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt veranstaltet, setzte er sich seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war auch als Jurymitglied gefragt, unter anderem beim Göttinger Elch, beim Deutschen Karikaturenpreis, beim Wilhelm-Busch-Preis und beim Ludwig-Emil-Grimm-Preis.

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OL gewinnt den Deutschen Cartoonpreis 2023 – Über 3.500 Cartoons wurden von über 200 Zeichnern eingereicht

logo_dcp_2023Der gemeinsam von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag vergebene Deutsche Cartoonpreis 2023 geht an den Berliner Cartoonisten OL. Den zweiten Platz belegen Hauck & Bauer, den dritten Platz erhält Ruth Hebler.
Den mit Unterstützung der Stadt Kassel ausgelobten Publikumspreis der Ausstellung „Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2023“ erhält ebenfalls OL.

Über 3.500 Cartoons wurden von über 200 Zeichnern eingereicht. Aus diesen Einsendungen wählten die Herausgeber der Reihe „Beste Bilder – Cartoons des Jahres“ 328 Cartoons, gezeichnet von 87 Cartoonisten und Cartoonisten-Teams, für das Buch „Beste Bilder 14“ aus. Auf der Grundlage dieses Buches ermittelte die Jury die drei Gewinner-Cartoons.

Die Preise wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 12. Januar 2024 in Kooperation mit der Caricatura – Galerie für Komische Kunst im Gleis 1 im Kulturbahnhof Kassel überreicht.

Die Ausstellung in der Caricatura Galerie
Noch bis zum 04. Februar 2024 werden die „Besten Bilder 2023“ in einer umfangreichen Ausstellung in der Caricatura – Galerie für Komische Kunst in Kassel präsentiert.

Das Buch
deutscher cartoonpreis beste bilder 2023 - verleihung jan 2024 kassel„Beste Bilder 14“: Der satirische Jahresrückblick mit den besten Cartoons des Jahres 2023!
Der Krieg in der Ukraine, eine Rechtsaußen-Regierung in Israel, ein verheerendes Erdbeben in Vorderasien, die Klimakrise – sie reißen nicht ab, die unmittelbaren und schleichenden Katastrophen. Daneben gibt es auch gute Nachrichten: Das Bürgergeld kommt, ebenso wie das Deutschlandticket. All das muss analysiert, eingeordnet und verarbeitet werden – am besten mit dem scharfen Blick der Satire und des Humors. In über 250 Cartoons und Karikaturen erklären uns die besten deutschsprachigen Cartoonist*innen satirisch und mit viel schwarzem Humor das
Geschehen in Deutschland und der Welt.

Die Jury
Birgit Fricke (Senior Manager Vertrieb, Frankfurter Buchmesse)
Antje Haubner (Programmleiterin LAPPAN Verlag),
Dr. Alex Jakubowski (Journalist bei ARD-aktuell Frankfurt)
Wolfgang Kleinert (Chef der Berliner Cartoonfabrik)
Dijana Nukic (Leiterin Havengalerie in Bremen)
Dieter Schwalm (Herausgeber zahlreicher Cartoonbücher)
Martin Sonntag (Leiter der Caricatura in Kassel)

Der Deutsche Cartoonpreis 2023 ist dotiert mit:
3.000 Euro für den 1. Preis
2.000 Euro für den 2. Preis
1.000 Euro für den 3. Preis
1.000 Euro für den Publikumspreis.

Mehr Infos: Deutscher Cartoonpreis

Er lebe hoch! Loriot zum 100. Geburtstag

loriot---er-lebe-hoch-hommage-zum-100-lappanverlag-160Er lebe hoch! Eine humorvolle Hommage auf Loriot. Herausgegeben von Denis Metz und Steffen Gumpert.
Diese Hommage enthält Bildwerke, Cartoons und Textbeiträge über Loriot, seine Sketche und seine Kunst. Hochkarätige Cartoonist*innen wie Michael Sowa, Rudi Hurzlmeier oder Frank Hoppmann und bekannte Humorist*innen, Weggefährt*innen und Verehrer*innen von Loriots komischer Kunst wie OTTO, Hape Kerkeling, Piet Klocke, Horst Evers, Thomas Gsella u. a. sind hier vertreten.
ISBN 978-3-8303-3670-9
Carlsen Verlag, 200 mm x 230 mm, 112 Seiten
20,00 €

Loriot zum Hundertsten – Filmreihe im Oktober und November im Deutschen Filmmuseum (DFF) Frankfurt

Plakat zu  LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
Plakat zu LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Anlässlich seines 100. Geburtstages in diesem Jahr ehrt das Kino des DFF Loriot mit einer Filmreihe. Wie kaum ein anderer Humorist prägte Loriot – bürgerlich Vicco von Bülow – die deutsche Fernsehgeschichte. Der Karikaturist etablierte sich darüber hinaus mit seinen Kinofilmen ÖDIPUSSI und PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991) als Autor, Regisseur und Schauspieler. Die beiden Spielfilme sowie eine Trickfilmkompilation mit 31 beliebten Animationsfilmen werden im Oktober und November im Kino des DFF gezeigt. Die Filmreihe Loriot zum Hundertsten findet in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt statt, das den Humoristen mit der Ausstellung Ach was! (bis 25. Februar 2024) würdigt.

Karten und weitere Informationen

Mit Loriot-Kinoticket gilt ermäßigter Eintritt zur Caricatura-Ausstellung und umgekehrt.

ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)
ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)

Mittwoch, 18. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Samstag, 28. Oktober, 20:30 Uhr
ÖDIPUSSI
BRD 1988. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Katharina Brauren. 88 Min. 35mm

Paul Winkelmann leitet zwar das familieneigene Möbel- und Dekorationsgeschäft, doch der 56-Jährige lebt noch immer bei seiner überaus rüstigen und dominanten Mutter, die ihn nach wie vor bei seinem Kosenamen „Pussi“ ruft. In der alleinstehenden Psychologin Margarethe lernt Paul eines Tages sein ideales weibliches Gegenstück kennen, was die eifersüchtige Mutter auf den Plan ruft. In Loriots ersten Spielfilm ist die Geschichte des Muttersöhnchens Aufhänger für weitgehend selbständige Kabinettstückchen des Humors, die mit Einfallsreichtum und bis ins kleinste Detail präzise ausgeführten Gags bestechen.

LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Samstag, 21. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Sonntag, 29. Oktober, 20:30 Uhr
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE
Deutschland 2023. R: Peter Geyer, Loriot
Animationsfilm. 79 Min. DCP

Der bei der Berlinale präsentierte Kompilationsfilm versammelt 31 geliebte Trickfilme, die zwischen 1967 und 1993 ursprünglich für das Fernsehen gemacht wurden und von Loriots einzigartigem Humor zeugen, der durch sein exaktes Timing und seine künstlerische Vielseitigkeit besticht. Die Eigenwilligkeit seiner Zeichnungen und die originellen, hintersinnigen, mitunter bissigen Inhalte haben dabei auch einen erstaunlich zeitlosen politischen Reiz.

PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)
PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)

Donnerstag, 16. November 2023, 20:30 Uhr | Dienstag, 21. November, 18 Uhr
PAPPA ANTE PORTAS
Deutschland 1991. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Gerrit Schmidt-Foß. 89 Min. 35mm

Heinrich Lohse, Abteilungsleiter der Deutschen Rohrwerke, beendet sein mit preußischer Präzision geführtes Berufsleben, um die freigesetzten Organisationskapazitäten nun ganz dem familiären Haushalt zu widmen. Gattin Renate zeigt sich wenig erfreut von seinem eigenwilligen Aktionismus, und der nahende 80. Geburtstag der Schwiegermutter macht alles nicht einfacher… In seinem zweiten Kinofilm nimmt sich Loriot die Schwierigkeiten und Schrullen im Alltagsleben von Vorruheständlern und Rentnern vor – ein mit herrlichen Beobachtungen und Sketchen aufwartendes, pointiert-geistreiches Vergnügen.

Karten und weitere Informationen

„Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“ Caricatura-Leiter humorvoll in den „Ruhestand“ verabschiedet

Nach 24 Jahre im Dienste der Stadt Frankfurt  verabschiedete Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow
Nach 24 Jahren im Dienste der Stadt Frankfurt verabschiedeten Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow

Mit einem  Festakt der etwas anderen Art in der Evangelischen Akademie Frankfurt wurde Achim Frenz am Montag, 9. Oktober 2023, aus dem aktiven Dienst als Leiter des Caricatura Museum Frankfurt verabschiedet. Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig würdigte in ihrer Rede das große und beharrliche Engagement Achim Frenz‘ für die Komische Kunst:

Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow

„Das Caricatura Museum Frankfurt ist ein großes Glück für unsere Stadt, die sich nun als Hauptstadt der Satire in das kollektive Gedächtnis einschreibt. Das Museum, ein Publikumsmagnet, verfügt über bundesweites Renommee als Kompetenzzentrum der Komischen Kunst. Diese Erfolge sind zurückzuführen auf das leidenschaftliche Engagement von Achim Frenz, der seine Idee in die Tat umsetzte und das Museum in Frankfurt gründete. Nicht zuletzt hat es dazu beigetragen, dass Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde.“

In seiner witzigen Laudatio bemerkte Pit Knorr, dass es ihm als einem der wenigen „nichtzeichenden Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule“  eine „Freude und Ehre“ sei, „mich an dieser Stelle im Namen aller Zeichner, Cartoonisten, Karikaturisten und Maler, die im Laufe der Jahre ihre Werke der komischen Kunst im Caricatura-Museum haben zeigen dürfen, sehr herzlich bei Achim Frenz zu bedanken“ .

Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow
Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow

In dessen Ära habe es 43 Wechselausstellungen gegeben, also auch „43 glückliche Künstlerinnen und Künstler “ und deren Partner und Kinder, und das sei noch gar nichts „gegen die hunderttausenden (über 700 000) fröhlichen und glücklichen Besucher und Bewunderer der Arbeiten der glücklichen Künstlerinnen und Künstler. „Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“, so Pit Knorr, und gestattet sich einen „einigermaßen prophetischen  Blick nach vorne“ über die künftige Entwicklung des Caricatura-Museums, anhand einer imaginären Laudatio in 20 Jahre  anlässlich der Enthüllung eines Achim-Frenz-Denkmals, „so wie er es sich immer gewünscht“ habe.  (den Abdruck der köstlichen Rede von Pit Knorr finden Sie unter Feuilleton Frankfurt)

Musikalisch begleitet wurde die Verabschiedungsfeier von Frank Wolff mit einer schrägen Cello-Hommage in drei Sätzen „Fantasie 1 über A und F“, Fantasie 2 über A und F“ und schließlich das „Rondo“.

Wer kennt diesen Mann?

Bernd Gieseking "Wer kennt diesen Mann"
Bernd Gieseking „Wer kennt diesen Mann“

Bernd Gieseking filmische Satire über eines der bekanntesten unbekannten Museums-Gesichter Frankfurts, dem Phantom des Caricatura, sorgte  für recht große Heiterkeit.

Zum Lebenswerk
Achim Frenz leitete das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst seit der Gründung 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt in Frankfurt. Die Idee des Museums ist auf ihn zurückzuführen: Bereits zur Jahrtausendwende wurde er vom damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit der Entwicklung eines Museumskonzeptes betraut. Frenz hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Sammlung der Neuen Frankfurter Schule aufzubauen und diese der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ warb er acht Jahre um ein eigenständiges und unabhängiges Museum mit 20 erfolgreichen Ausstellungen.
Zunächst noch als Außenstelle des Historischen Museums, seit 2019 direkt dem Kulturamt unterstellt, wurde es 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt 17 feierlich eröffnet.

Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow
Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow

In seiner Zeit als Museumsleiter verantwortete Achim Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die mittlerweile weit mehr als 8.000 Originale der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasst. Unter seiner Ägide wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellungen zur Neuen Frankfurter Schule und 43 Sonderausstellungen kuratiert.
Zuletzt die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ im Jubiläumsjahr des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen. Als Herausgeber der Caricatura Museum Edition, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen entsteht, erscheinen regelmäßig Bücher zu den vielfältigen Ausstellungen. Zudem etablierte Achim Frenz mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert.

Einige Auszeichnungen von Achim Frenz

Achim Frenz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1987 den Kulturförderpreis der Stadt Kassel für die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel 11. Es folgte 1998 Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung die Anerkennung als „Fördermittelempfänger für den KulturBahnhof“. Von der Jury Deutscher Fußball-Kulturpreis erhielt er den „Fanpreis des Jahres“. Was viele nicht wissen, dass Achim Frenz 1982 mit anderen Freizeitsportlern den Fußballverein Dynamo Windrad in Kassel gründete und für den Verein das Logo mit abstürzendem Bundesadler entwarf. In diesem Rahmen organisierte Frenz Spiele in der DDR, in Russland, Kuba und China und nahm als Aktiver an diesen teil. Die Reisen nutzte er zudem für die Kontaktaufnahme zu Satirikern in diesen Ländern, deren Karikaturen er erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen konnte.
2020 wurden das Caricatura Museum und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

Seit 2006 ist Achim Frenz Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. Seine Fachkenntnisse mit dem künstlerischen Nachwuchs vermittelte er als Lehrbeauftragter an der Gesamthochschule Kassel. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst und die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel veranstalten, setzt sich Frenz seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war und ist auch als Jurymitglied gefragt, u. a. beim Göttinger Elch, Deutscher Karikaturenpreis, Wilhelm Busch Preis und dem Ludwig Emil Grimm-Preis.

Ende Oktober endet Achim Frenz Amtszeit. Doch  wird er dem Caricatura Museum Frankfurt  weiterhin als Kuratoriumsmitglied und Berater zur Seite stehen.

Interview in der ARD-Tagesschau vom 9.10.2023