Kategorie-Archiv: go east 2020

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films kürt den letzten Gewinner seiner 20. Ausgabe // ZANA erhält Publikumspreis

8076_6_ondemand-(1)Der 16 Filme umfassende Wettbewerb von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das vom 5. bis 11. Mai stattfand, wurde coronabedingt auf November geschoben. Dank des Engagements des Festivalteams sowie der Unterstützung von Sponsoren und Förderern konnte die 20. Ausgabe von goEast über den eigentlichen Festivalzeitraum hinaus stattfinden. Auch die Präsentation des Eröffnungsfilms SERVANTS / SLUŽOBNÍCI (Regie: Ivan Ostrochovský) wurde auf November verschoben. Als Zeichen der Solidarität hatte das 33. exground filmfest die Sektion in vollem Umfang adoptiert. Aufgrund der weiterhin bestehenden Reisebeschränkungen und Veranstaltungsverbote konnten die Filme jedoch nur online gezeigt werden, begleitet von voraufgezeichneten Filmgesprächen mit den Filmschaffenden. Das Publikum konnte online über seinen Favoriten abstimmen.

Den goEast Publikumspreis gewann Antoneta Kastrati mit ihrem Film ZANA (Kosovo, Albanien 2019). In ihrem persönlichen Film verknüpft die Filmemacherin Traumata des Kosovokrieges mit der intimen Geschichte ihrer Protagonistin. In visuell überzeugender Weise gelingt Antoneta Kastrati ein Film über das Fortwirken der Geschichte im gegenwärtigen Kosovo als auch eine nachwirkende Emanzipationsgeschichte ihrer Protagonistin, einprägsam verkörpert von Adriana Matoshi.

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden nahm den Preis stellvertretend entgegen und sprach seinen Dank an die Teams beider Festivals aus: „Es ist wunderbar zu sehen, dass die tollen Festivals in unserer Stadt sich nicht als Konkurrenz sondern als Partner und Ergänzung im Bemühen um eine großartige und besondere Filmkultur in Wiesbaden sehen. Für diesen Teamgeist danke ich allen Beteiligten“. Die Trophäe, die Silberne Lilie, wurde von Silberschmied Joachim Harbut gestaltet. Der goEast Publikumspreis, der zum ersten Mal verliehen wird, ist mit einem Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro dotiert.

Festivalleiterin Heleen Gerritsen freut sich über die Möglichkeit der Vergabe des Preises in diesem besonderem Jubiläumsjahrgang: „Im Mai haben wir alle goEast-Preise solidarisch zwischen den Teilnehmer/innen des Wettbewerbs aufgeteilt – die Hauptpreise wurden somit nur symbolisch vergeben. Davon ausgenommen war der aus Crowdfunding finanzierte Publikumspreis. Ich hatte sehr darauf gehofft, den Preis bei exground persönlich überreichen zu können, aber in diesem Jahr ohne Kino, ohne Partys und ohne Gäste, freut man sich dennoch über jede Unterstützung, die man den Filmschaffenden in Mittel- und Osteuropa geben kann, die zum Teil härter mit der Pandemie zu kämpfen haben als wir hier.“

Der Publikumspreis wurde ermöglich durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, die von „kulturMut“ – die Crowdfunding-Plattform von Aventis Foundation und Kulturfonds Frankfurt RheinMain ausgezeichnet wurde.

Sollte es bis dahin möglich sein, plant exground filmfest, das Programm zwischen dem 11. und 20. Dezember 2020 nachträglich in den Wiesbadener Kinos zu präsentieren, einschließlich des goEast Wettbewerbs.

Die Hauptpreise der Jury wurden bereits während der goEast-Festivalwoche im Mai online verliehen, wobei das Preisgeld unter den Filmschaffenden der Wettbewerbssektionen solidarisch aufgeteilt wurde.

Die 21. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird vom 20.- 26. April 2021 stattfinden.

Alle Preisträger/innen des 20. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films:

Goldene Lilie für den Besten Film

ROUNDS / V KRAG, Bulgarien, Serbien, Frankreich 2019, Regie: Stephan Komandarev
Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie

NOVA LITUANIA, Litauen 2019, Regie: Karolis Kaupinis

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt

IMMORTAL / SUREMATU, Estland, Lettland 2019, Regie: Ksenia Okhapkina

Lobende Erwähnung

IVANA THE TERRIBLE / IVANA CEA GROAZNICĂ, Rumänien, Serbien 2019, Regie: Ivana Mladenović

Publikumspreis

ZANA, Kosovo, Albanien 2019, Regie: Antoneta Kastrati

Preis der Internationalen Filmkritik

FIPRESCI (Spielfilm) ROUNDS / V KRAG, Bulgarien, Serbien, Frankreich 2019, Regie: Stephan Komandarev

Preis der Internationalen Filmkritik

FIPRESCI (Dokumentarfilm) STATE FUNERAL / PROSHANIE SO STALINYM, Niederlande, Litauen 2019, Regie: Sergei Loznitsa Open

Frame Award

WHISPERS, Polen 2019, Regie: Jacek Nagłowski, Patryk Jordanowicz

Open Frame Award – Lobende Erwähnung

BABYN YAR. VIRTUAL MEMORY, Ukraine 2020, Regie: Alona Stulii

RheinMain Kurzfilmpreis

IN BETWEEN / NË MES, Kosovo 2019, Regie: Samir Karahoda

RheinMain Kurzfilmpreis – Lobende Erwähnung

VIRAGO, Estland 2019, Regie: Kerli Kirch Schneider Renovabis

Recherchestipendium für Dokumentarfilmprojekte mit Menschenrechtsschwerpunkt

HOME IS WHERE THE FILMS ARE, Kosovo, Regie: More Raça goEast Development Award SHUT THE FUCK UP!, Ukraine, Regie: Taisiia Kutuzova

Alle Details und weitere Informationen

Vom Festivaljubiläum zur Festivalkrise: goEast überwindet alle Grenzen und bringt mittel- und osteuropäische Filmkunst auf Leinwände und Bildschirme

8076_6_ondemand-(1)107 Filme aus 40 Ländern, mit insgesamt 21 Deutschlandpremieren standen für das Festivaljubiläum von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 5. bis 11. Mai 2020 bereits in den Startlöchern. Die 20. Ausgabe von goEast hat allerdings mit unvorhersehbaren Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie zu kämpfen. Das hat die Festivalmacher/innen dazu bewegt, eine Hybridlösung mit Online-Angeboten und Live-Events zu einem späteren Termin zu entwickeln. Das Ziel: mittel- und osteuropäische Film(-kultur) trotz und gerade wegen der Krise in Deutschland weiterhin erlebbar zu machen. Die Hybridlösung besteht aus einer klaren Unterteilung zwischen einer Mediathek für das Fachpublikum und einem Video-on-Demand Angebot für die breite Öffentlichkeit. goEast will sich nicht als Streamingplattform positionieren und entscheidet sich deshalb bewusst dafür, nur ein eingeschränktes aber dennoch sorgfältig ausgewähltes Onlineprogramm als goEast On Demand zur Verfügung zu stellen. Viele Sektionen wurden verlegt, damit das Publikum im Rhein-Main-Gebiet die Filme später im Jahr – hoffentlich – auf der großen Leinwand anschauen kann. Verschoben wurden etwa das Symposium „Filmerbe der Umbruchszeit“ (24.-27. Juli 2020), das Paneuropäische Picknick (September 2020) sowie die Wettbewerbsfilme (November 2020). Für akkreditierte Fachbesucher/innen, darunter auch die Teilnehmer/innen des East-West Talent Labs, umfasst die Mediathek während der Festivalwoche 65 Filme aus dem Programm. Festivalleiterin Heleen Gerritsen hat das Programm aus goEast On Demand, Mediathek und weiteren Veranstaltungen auf einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch vorgestellt.

„goEast #20 findet statt! Trotz aller Widrigkeiten. Es ist ein Privileg, diesen wichtigen Meilenstein in der Festivalgeschichte von goEast mit unserem treuen Publikum nun erst einmal wenigstens online und später noch einmal von Angesicht zu Angesicht gemeinsam in Wiesbaden und Frankfurt zu feiern“, sagt Ellen Harrington, Leiterin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum.

„Ein besonderer Dank gebührt der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Unterstützung und den steten Austausch in den vergangenen Wochen. Mehr denn je braucht es Kulturangebote wie das goEast Filmfestival, das auch über geschlossene Ländergrenzen hinweg einen Kulturaustausch fördert. Doch Film gehört trotz allem weiterhin auf die große Leinwand und so gilt unseren Mitstreitern vom exground filmfest ein besonderer Dank. Sie ermöglichen es, die Wettbewerbsfilme von goEast im November in der Caligari FilmBühne zu präsentieren“, ergänzt Harrington.

Im Wettbewerb konkurrieren erneut sechzehn Spiel- und Dokumentarfilme um die Hauptpreise des Festivals. Als solidarische Geste in einer unsicheren Zeit für die gesamte Filmbranche hat sich goEast in Absprache mit den Preisstiftern dazu entschieden, das Preisgeld unter allen Wettbewerbsbeiträgen aufzuteilen. Die Auszeichnungen werden davon abgesehen jedoch durchaus vergeben. Im Wettbewerb berät sich die internationale Jury um Präsident Christoph Terhechte im Festivalzeitraum in Online-Meetings und vergibt die „Goldene Lilie“ für den Besten Film, den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt als symbolische Geste.

„Es ist ein sehr starker Filmjahrgang in Mittel- und Osteuropa. Ohne Ausnahme erzählen die Filme des diesjährigen Wettbewerbs relevante Geschichten“, sagt Festivalleiterin Heleen Gerritsen. „Sie sind zum Teil wieder recht politisch und setzen sich, oft auch schwarzhumorig, mit Themen wie Korruption oder Bürokratie auseinander. Traditionell wird in den mittel- und osteuropäischen Kinematografien sehr visuell erzählt, das sehen wir in diesem Jahr auch: Die Bildsprache ist stark und originell.“

Im November erhält das Publikum beim exground filmfest die Möglichkeit, die Wettbewerbsfilme im Kino zu sehen und wird über einen weiteren Preisträger entscheiden: Erstmals verleiht goEast einen Publikumspreis. Dieser ist Teil einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne auf Startnext, die mit 2.500 Euro durch „kulturMut“ – die Crowdfunding-Plattform von Aventis Foundation und Kulturfonds Frankfurt RheinMain ausgezeichnet wurde.

Um die Wartezeit bis November zu verkürzen, bietet goEast On Demand für den Festivalzeitraum vom 5. bis 11. Mai neben weiteren Programmpunkten alle Filme der Jubiläumssektion EUROPA, EUROPA. „Es gibt viel, worauf goEast stolz zurückschauen kann. Tolle Filme, tolle Gäste“, erklärt Gerritsen, „aber statt eines Best-Of haben wir uns entschieden, uns noch mal auf den Gründungsgedanken von goEast zu besinnen und die Sektion mit zeitgenössischer Filmkunst zum Thema Europa zwischen Ost und West zu bestücken. Dabei wollten wir nicht uns selbst, sondern die Europäische Idee feiern. Am Ende ist ein tolles Programm mit sechs Filmen herausgekommen, die sich alle mit bestimmten Aspekten der europäischen Identität, Geschichte und Vielfalt auseinandersetzen.“

Das Filmangebot auf goEast On Demand ist gegen eine Leihgebühr von 6,50 Euro pro Langfilm im Festivalzeitraum vom 5. bis 11. Mai 2020 erhältlich. Nach dem Kauf steht ein Film für 24 Stunden zum Abruf zur Verfügung. Neben der Präsentation von Filmhighlights umfasst das Onlineangebot kostenfreie Programmpunkte wie eine Masterclass mit Václav Marhoul, ein Werkstattgespräch mit Radu Jude, sowie Diskussionspanels und virtuelle Ausstellungen wie MEMES AUS SLAWISTAN.

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, gratuliert dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum sehr herzlich zum 20-jährigen Bestehen von goEast und bedauert es sehr, dass das Festival ausgerechnet im Jubiläumsjahr nicht wie geplant stattfinden kann. Er dankt Festivalleiterin Heleen Gerritsen und ihrem Team dafür, dass sie es ermöglichen, Teile des herausragenden Programms online zu erleben. So beispielsweise ein Werkstattgespräch mit dem diesjährigen Porträtgast Radu Jude, einer der wichtigsten rumänischen Regisseure der Gegenwart, den Imholz zu gerne in Wiesbaden begrüßt hätte. „Ich lade das Publikum ein, das für ein Festival ungewohnte Onlineformat zu nutzen und goEast Filme, Diskussionen und Ausstellungen von zu Hause zu genießen. Auch auf diesem Weg werden wichtige Einblicke und Verständnis für die Kulturen unserer östlichen Nachbarn geschaffen und darüber hinaus die Arbeit der Festivalmacher gewürdigt – beides ist heute ebenso aktuell und wichtig wie zu Beginn des Festivals“, betont der Kulturdezernent.

Im vergangenen Jahr erst aus der Taufe gehoben, muss das Paneuropäische Picknick für seine aktuelle Ausgabe bereits seine Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen. „Der Kulturfonds unterstützt das ,Paneuropäische Picknick‘ nun zum zweiten Mal. In einem Jahr, in dem alles anders ist und das Motto des vergangenen Jahres, ,Grenzüberschreitungen‘, die aktuelle Lage schmerzlich bewusst macht. Das Zusammenwirken von Kunst, Kultur und Politik, von dem das historische Picknick an der ungarischen Grenze vor mehr als 30 Jahren getragen war, sollte auch in der aktuellen Situation handlungsleitend sein. Die Festivalmacher/innen haben äußerst kreativ nach alternativen Präsentationsmöglichkeiten gesucht. Zum Paneuropäischen Picknick wurde zum Beispiel ein Blog initiiert. Hoffen wir darauf, dass unkomplizierter Grenzverkehr bald wieder möglich wird und dem Austausch mit osteuropäischen Filmschaffenden nichts mehr im Wege steht!“, sagt Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Der Open Frame Award für Virtual Reality kommt dem experimentellen Charakter seiner Wettbewerbsbeiträge noch näher und findet selbst in einem virtuellen Raum statt. Dafür wurde die Caligari FilmBühne in Virtual-Reality nachempfunden. Auch ohne Headsets ist das virtuelle Caligari zugänglich: am heimischen PC wird so trotz allem ein wenig Festivalflair aufkommen.

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