Caricatura Museum Frankfurt: Rückblick 2018 und Ausstellungsvorschau 2019

Rückblick 2018
© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Caricatura Museum Frankfurt blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück! Das 10-jährige Bestehen des Museums im Leinwandhaus konnte gefeiert, viele spannende Projekte auch außerhalb des Museums realisiert werden, und die Ausstellungen erwiesen sich im Jubiläumsjahr mit knapp 70.000 Besuchern als wahre Publikumsmagneten.

Der 80. Geburtstag von Robert Gernhardt war dem Caricatura Museum Frankfurt eine große Verpflichtung: In einer Sonderausstellung, die im Dezember 2017 eröffnete, wurde das satirische Schaffen des „Neue Frankfurter Schule“-Mitglieds in seiner ganzen Vielfalt präsentiert. Zur Ausstellungseröffnung hielt Pit Knorr eine zutiefst berührende und gleichzeitig äußerst lustige Laudatio, die mit Erinnerungen an den verstorbenen Freund und Kollegen gespickt war.

Otto – Die Ausstellung vom 26. April bis zum 2. September brach mit über 40.000 Besuchern alle bisherigen Ausstellungsrekorde. In der Ausstellung war anlässlich des 70. Geburtstages von Otto Waalkes das bisher eher unbekannte bildnerische Werk des wohl beständigsten deutschen Komikers zu sehen. Bereits zur Eröffnung herrschte riesiger Andrang, dem der Künstler persönlich mit einer vielbelachten Dankesrede, vielen Besucherselfies und „Ottogrammen“ begegnete.

Zur Nacht der Museen folgte ein weiteres Highlight mit dem Ottifanten-Malwettbewerb, an dem Groß und Klein
zahlreich teilnahmen.

In der aktuellen Ausstellung Volker Kriegel zeigt das Caricatura Museum noch bis zum 27. Januar 2019 das zeichnerische Œuvre des 2003 verstorbenen Schriftstellers, Cartoonisten und weltberühmten JazzMusikers, der am 24. Dezember 2018 75 Jahre alt geworden wäre. Eröffnet wurde die Schau mit Grußworten der Kulturdezernentin Ina Hartwig und von Sternekoch Vincent Klink. Dazu spielten Thomas Heidepriem und Martin Scales (hr-Bigband) ihre Lieblingsstücke von Volker Kriegel. Im Publikum saßen neben Ev und Anja Kriegel u.a. auch die „Neue Frankfurter Schule“-Mitglieder Hans Traxler, Pit Knorr, Zeichner Achim Greser und zahlreiche von Kriegels Musiker-Freunden und -Kollegen.

Um die Besucher an der umfangreichen Sammlung des Museums teilhaben zu lassen, wurde auch die Dauerausstellung „Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule“ wie jedes Jahr zweimal – im Juni und zuletzt im Dezember – neu gehängt. Es lohnt sich also auch dafür, mindestens zweimal im Jahr im Caricatura Museum vorbeizukommen!

Komische Kunst präsentierte das Museum auch außerhalb des Museums: Zum 80. Geburtstag von „Neue Frankfurter Schule“-Mitglied F. W. Bernstein und anlässlich der Verleihung des Ludwig EmilGrimm-Preises an denselben im März stellte das Caricatura Museum eine vielbeachtete Ausstellung mit seinen Werken für das Schloss Philippsruhe in Hanau zusammen. In der Paulskirche wurde ebenfalls im Frühjahr die vom Caricatura Museum erarbeitete Cartoon-Ausstellung „68 wird 50!“ gezeigt. Eine Auswahl von Cartoons und Comics waren im Rahmen des Kultursommers 2018 „Dialog Runkel“ an unterschiedlichen Orten der mittelhessischen Stadt zu sehen. Während des vierwöchigen Festivals Stoffel im Juli und August präsentierte das Caricatura Museum die Autoren Mark Stefan Tietze, Pit Knorr und Hans Zippert auf der Bühne im Frankfurter Günthersburgpark. Im Oktober ging es weiter mit der Frankfurter Buchmesse, wo das Caricatura Museum wieder mit einem eigenen Stand vertreten war.

Ein weiterer Höhepunkt war das 10-jährige Jubiläum des Museums: Am 30. September wurde mit einem buntem Stelldichein der Größen der Komischen Kunst wie Ralf König, Hauck & Bauer, Sarah Schmidt, Katharina Greve, Hans Traxler, die Titanic-Boygroup, Mark-Stefan Tietze, Franziska Becker, Rudi Hurzlmeier und Bernd Gieseking im Mousonturm in den Geburtstag des Museums reingefeiert.

Auf dem Weg zur Weltherrschaft der Komischen Kunst blickt das Caricatura Museum auf zehn Jahre äußerst erfolgreiche Arbeit zurück: Als das Haus 2008 gegründet wurde, war dieser Erfolg nicht absehbar und somit auch nicht, welche Auswirkungen er auf den Personal-, Raum- und Finanzbedarf der Institution haben könnte. Inzwischen zeichnet sich jedoch immer stärker ab, dass das Museum in mancherlei Hinsicht an seine Kapazitätsgrenzen stößt: Frankfurts Politik und Stadtgesellschaft sind deshalb herzlich eingeladen, gemeinsam mit dem Museum Ideen für eine zukunftsfähige Neujustierung des Museums zu entwickeln. Wir freuen uns auf ein tolles 2019 und sehen der Zukunft des Hauses zuversichtlich entgegen!

Ausstellungsvorschau 2019

Plakat-Ernst-Kahl7. Februar bis 12. Mai 2019:
Ernst Kahl – Vergessene Katastrophen
Kaum zu glauben, Ernst Kahl wird am 11. Februar 70 Jahre alt! Er studierte an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste und arbeitet als Zeichner, Maler, Autor, Lyriker, Musiker, Drehbuchschreiber und Schauspieler. Sein vielseitiges Werk beinhaltet Malerei auf Leinwand, Aquarelle, Zeichnungen und Mischtechniken verschiedenster Art, bearbeitete Fotos und Fotoromane, Objekte und Installationen, Drehbücher, Filme, Texte und Musik. Er bedient sich formal sowohl des prächtigen Tafelbilds als auch des Cartoons und der Bildergeschichte und adaptiert für seine Zwecke die verschiedensten Bildgattungen und Motive der sogenannten ‚Hochkunst‘.

Mai bis September 2019:
Hans Traxler
Hans Traxler wuchs in einem kleinen Ort in Westböhmen auf. Mit 17 Jahren verkaufte er seine erste Karikatur und zeichnet seither ohne Unterlass. Er zog 1951 nach Frankfurt und arbeitete vier Jahre am Städel in der Malklasse von Georg Meistermann. Anfang der sechziger Jahre trafen nach und nach seine Freunde der später so genannten „Neuen Frankfurter Schule“ ein. Zusammen arbeiteten sie am Satiremagazin „Pardon“ und gründeten 1979 ihre eigene Zeitschrift „Titanic“. Er setzte F.W. Bernsteins berühmten Zweizeiler „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ ins Bild und schuf damit das Maskottchen der Neuen Frankfurter Schule. Das Caricatura Museum widmet Hans Traxler zum 90. Geburtstag eine umfassende Ausstellung.

ab Oktober 2019:
40 Jahre TITANIC – die endgültige Ausstellung

TITANIC wird 40 Jahre alt – und Zonen-Gabys Mauerfallglück 30! Das macht zusammen 70 Jahre deutsche Satire ohne Grenzen, innerdeutsche wie die des guten Geschmacks. In 480 endgültigen Titelbildern sind die Geschichte der Neuen Frankfurter Schule und die der Bundesrepublik festgehalten: Hitler, Strauß, Hitler, Kohl, Kohl, Hitler, Schröder, Kohl, Papst Benedikt, Hitler, Merkel, Kohl und Adolf Hitler: Sie alle und noch viele mehr wurden unwürdig verewigt. Auf dass weiterhin gilt: „Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“ (Chlodwig Poth).

Publikationen 2018

Im Zeichen des Elchs
2018-CMF210 Jahre Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt
Ein Muss für alle Caricatura Fans: „Im Zeichen des Elchs“. Ein
wunderbarer Prachtband, der die Ausstellungen im und die
Geschehnisse rund um das Museum auf 190 Seiten zusammenfasst.
Der Band ist gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro im Museumsshop
zu erwerben.

Die Cartoon-Rolle von Volker Kriegel
IMG_3122Zwischen 1993 und 1998 entstand eine zum Ende über 6 Meter lange gezeichnete Cartoon-Rolle, die nun anlässlich des 75. Geburtstags in der Caricatura Museum Edition (Round Not Square Verlag, 35 €) veröffentlicht wurde. Bei langen Komponier-Sessions diente eine Resterolle aus der Druckerei Volker Kriegel als eine Art
Meditationsinstrument: In den Pausen wurde der Musiker zum Zeichner, drehte an der Rolle und zeichnete zur Entspannung – ohne Druck um Abgabetermine, aus reiner Lust und Übermut.

Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17,
60311 Frankfurt am Main,
Tel.: +49 (0) 69 212 301 61
caricatura.museum@stadt-frankfurt.de –
www.caricatura-museum.de
www.facebook.com/caricaturamuseum

Landesmuseum Mainz: Termine im Januar 2019

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Landesmuseum Mainz: Termine im Januar 2019

MI 02.01. | 17.00 – 18.00
Der Frische Blick
„Neues Jahr, neues Bild“
› Ellen Scharping blickt auf ein spontan ausgesuchtes Gemälde

DO 03.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

SO 06.01. | 11.00
Überblicksführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“

SO 06.01. | 14.00 – 16.00
Familiensonntag
› Familienführung um 14.30 Uhr
› Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind! – Im Schatten der Heiligen drei Könige

DI 08.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 08.01. | 18.00
Überblicksführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“

MI 09.01. | 18.30 – 20.00
Es blaut die Nacht – Winterprogramm
› „Der andere Blick“ mit Prof. Dr. Kirsten I. Grimm und Dr. Karoline Feulner:
Sand, Meer und Dünen aus naturwissenschaftlicher Perspektive

DO 10.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DO 10.01. | 18.00
Vortrag zur Sonderausstellung „Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“
› Max Slevogts Orient
› Prof. Dr. Gregor Wedekind

SO 13.01. | 11.00
Führung durch die Dauerausstellung
› Der Blick nach außen

SO 13.01. | 15.00
Kunst gucken – Kinderführung
› Die Natur im Blick

DI 15.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 15.01. | 18.00
Kuratorenführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“
› Dr. Karoline Feulner

DI 15.01. | 18.00
Vortrag zur Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“
› Schritt für Schritt zum UNESCO-Weltkulturerbe – Die SchUM-Städte Speyer,
Worms, Mainz ein Jahr vor der Antragstellung
› Projektteam UNESCO-Welterbeantrag SchUM

DO 17.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

SA 19.01. | 14.00 – 16.00
Offenes Atelier – Die Mitmachwerkstatt
› Sandmalerei

SO 20.01. | 11.00
Überblicksführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“

SO 20.01. | 14.30 – 15.30
Kuratorenführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“
› Dr. Karoline Feulner

SO 20.01. | 15.00
Kunst gucken – Kinderführung
› Hirten, Bauern, arme Leute

DI 22.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 22.01. | 18.00
Vortrag zur Sonderausstellung „Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“
› Slevogts illustrierte Speisekarten
› Dr. Armin Schlechter

MI 23.01. | 18.30 – 20.00
Es blaut die Nacht – Winterprogramm
› „Ganz in Licht getaucht“ mit Restauratorin Dr. Eva Brachert:
Wasser und andere maltechnische Herausforderungen

DO 24.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

SO 27.01. | 11.00
Führung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
› Entartet oder Exil – Künstler im Nationalsozialismus
› Dr. Sabine Mertens

SO 27.01. | 15.00
Führung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
› „… aus jüdischem Besitz …“? Der Herkunft der Dinge auf der Spur
› Emily Löffler M.A.

DI 29.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

DI 29.01. | 14.00 – 15.00
Zeichentour querbeet mit Nadine Hanssen

DI 29.01. | 18.00
Überblicksführung durch die Sonderausstellung
„Ein Tag am Meer. Slevogt, Liebermann & Cassirer“

DO 31.01. | 12.30 – 13.00
KiM – Kunst in der Mittagspause

Mainz: KUZ is back! – Blumfeld are back!


„Ein tolles Konzert in meinem Lieblings-Bundesland.“ Hätte es einer Anbiederung an sein Publikum bedurft, so wäre sie Jochen Distelmeyer vielleicht mit diesen Worten im gut gefüllten Mainzer Kulturzentrum gelungen. Von den Konzertbesuchern kontert einer mit der Frage nach der Grünen Soße (irgendwann muss sich Distelmeyer einmal als Fan des hessischen Nationalgerichts geoutet haben). Prompt kommt zurück: „Green sauce included, my dear, green sauce included“, doch als dann tatsächlich eine Packung frischer Kräuter für die „Grie Soß“ auf der Bühne landet, kann Blumfelds Frontmann es kaum glauben und freut sich über das vorzeitige Weihnachtsgeschenk drei Tage vor dem Fest wie ein Kind. Der Sänger und Songschreiber ist an diesem Abend gut drauf. Als Opener des Auftritts im Rahmen der „Love Riots Revue“ hatte der Song „Einfach so“ von Jochen Distelmeyers Solodebüt „Heavy“ die Richtung vorgegeben. Einfach so hatte man sich vor rund einem Jahr nach einem erfolgreichen Gig in Düsseldorf – trotz der 2007 bekannt gegebenen Auflösung der Band – vielleicht auch entschieden, doch wieder auf Tour zu gehen.

Und die Fans danken es den Vorreitern der Hamburger Schule und Begründern des Diskurspop, die zusammen mit Tocotronic und Die Sterne mit einer Mischung aus Poesie und (Polit-)Agitation deutschsprachiger Rockmusik ein neues Feeling gegeben haben und damit seit 1990 in die Geschichte eingegangen sind. Die Gründungsmitglieder Eike Bohlen am Bass und André Rattay an den Drums stehen auch jetzt wieder zusammen mit Sänger und Gitarrist Jochen Distelmeyer auf der Bühne des Mainzer Kulturzentrums. Als einstmals kultiges Konzert- und Veranstaltungshaus hatte dieses nach knapp dreijährigem Umbau inklusive Sanierung erst knapp eine Woche zuvor ebenfalls sein Comeback gefeiert. Jetzt hauchen die Stars aus Hamburg der noch frisch und neu wirkenden Halle mit ihrem Assoziations- und Gitarrengewitter wieder etwas von der alten Patina ein. Distelmeyer tänzelt in schwarzer Hose, weißem Jackett und körperbetontem Hemd mit schwarz-weißem Vogelmuster fast dandyhaft um sein Mikrofon. Nach den ersten drei Songs verabschiedet er sich vom Jackett, es wird eine schweißtreibende Angelegenheit. „Von der Unmöglichkeit Nein zu sagen, ohne sich umzubringen“ und „Viel zu früh und immer wieder; Liebeslieder“, beide aus dem Album „Ich-Maschine“ von 1992 geben das richtige Tempo vor, zwar keine Single-Auskopplungen, aber mit genügend Potenzial, die Fans von Anfang an für die Musik einzunehmen.

Distelmeyer weiß, wie man einen Spannungsbogen aufbaut, lässt mit seinen Mitstreitern, die von dem zweiten Gitarristen Daniel Florey und später auch vom Elder Statesman der Hamburger Schule, Tobias Levin (Produzent, Studiobetreiber, Sänger, Gitarrist, Pianist), unterstützt werden, vor allem Stücke aus dem starken ersten Jahrzehnt des Blumfeld-Schaffens Revue passieren. Hält den Kontakt mit dem Publikum, kokettiert, lässt sein Charisma spielen, verlangt von den Fans bei „Wir sind frei“, dem letzten Song vor der ersten Zugabe, Unterstützung beim Refrain, die gerne gegeben wird. Als eine Anhängerin lautstark „Ausziehen“ fordert, tut Distelmeyer verdutzt, aber auch belustigt ob so viel Starkult.

Drei Zugaben mit insgesamt sechs Songs sind dem Publikum vergönnt. Darunter Hits, für die man die Hamburger Schule liebt oder hasst, wie „2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß“, „Verstärker“, am Ende in einer Hommage an Morrissey kulminierend, und „Tausend Tränen tief“, letzteres in einer smoothen Funky-Soul-Version. Bei all dem erweist sich Distelmeyer als unglaublich höflicher Zeitgenosse, bedankt sich bei seinem Publikum mehrmals für den tollen Abend und sagt zum Abschied vor dem letzten Stück: „Es war eine Ehre und große Freude, für euch gespielt zu haben“ – was man ihm tatsächlich abnimmt, auch wenn man ahnt, dass er dies am nächsten Abend in der Zeche Carl in Essen, dem letzten Konzert des Jahres für Blumfeld, wieder sagen wird. Immerhin ein passender Jahresabschluss für so manche Musikbegeisterte. Und als Paul McCartneys „Wonderful Christmastime“ nach knapp zwei Stunden als Rausschmeißer vom Band erklingt und die Besucher in die Vollmondnacht entlässt, dann ist das alles irgendwie doch stimmig.

(Jutta Ziegler/Rhein-Main.Eurokunst)

NACHTS IM SENCKENBERG MUSEUM und weitere Programm-Highlights bis März 2019

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Eine erlebnisreiche Alternative zum nasskalten Schmuddelwetter bietet das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt mit seinem vielseitigen Veranstaltungsprogramm von Januar bis März 2019 für die ganze Familie. Im spannenden Ferienprogramm stehen Bildung und Vermittlung mit der Forschungsstation „Winzige Wunderwelt – Die Vielfalt unter dem Mikroskop“, eine Winterferienführung am 04. und 11. Januar  2019 von 11:00 – 15:00 Uhr, sowie  öffentliche Highlightführungen an den Samstagen, 15:00 Uhr, und Sonntagen, 11:00 Uhr, im Vordergrund.

Weitere Programm-Höhepunkte bis Ende März sind:

NACHTS IM SENCKENBERG MUSEUM
FREITAGS | 19:00 – 20:00 UND 20:30 – 21:30 UHR
25. JANUAR | 08. FEBRUAR | 29. MÄRZ 2019
Licht aus! Eine besondere Führung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Durchstreifen Sie gemeinsam mit unseren Guides das geschlossene Museum in ruhiger
Atmosphäre. Mit dem Lichtkegel der Taschenlampe wirken selbst die Schatten lebendig!
Teilnahmegebühr 15,– Euro, Senckenberg-Mitglieder 10,– Euro
Anmeldung erforderlich

NEU: DIE LETZTE RUNDE! MIT DEN BESTEN HIGHLIGHTS AM ABEND
MITTWOCH 30. JANUAR | 27. FEBRUAR | 27. MÄRZ 2019 | 19:00 – 20:00 UHR
Wir drehen eine letzte Runde durchs Haus. Neu im Programm – eine Highlightführung mit einem Feierabendgetränk. Immer am letzten Mittwoch im Monat von 19:00 bis 20:00 Uhr.
Teilnahmegebühr: 10 Euro, Senckenberg-Mitglieder 8 Euro
Anmeldung erforderlich

VON KOHLENSÄURE UND MIKROPLASTIK
SCIENCE AFTER WORK mit Stefanie Raddatz
MITTWOCH 06. FEBRUAR 2019 | 19:30 – 21:30 UHR
Die Ozeane werden in vielfältiger Weise durch uns Menschen belastet. Doch was wird im Zuge dessen mit den Korallen geschehen? Durch kleine Experimente werden wir herausfinden, was es mit der Ozeanversauerung auf sich hat und wie wir selbst einen Beitrag zu einem saubereren Ozean leisten können.
Anhand spannender Experimente und Aufgaben beschäftigen wir uns bei „Science after Work“ intensiver mit einem wissenschaftlichen Thema. Dazu servieren wir Getränke und Snacks.
Teilnahmegebühr: 20 Euro, Senckenberg-Mitglieder 15 Euro
Anmeldung erforderlich

WIE ENTSTEHT EINE AUSSTELLUNG?
HINTER DEN KULISSEN mit Philipe Havlik, Projektmanager im Stab Zentrale Museumsentwicklung
DIENSTAG 19. FEBRUAR 2019 | 19:00 – 20:00 UHR
Philipe Havlik hat bereits zahlreiche Ausstellungen in Museen und an öffentlichen Orten entworfen, geplant und begleitet. Was bei der Gestaltung einer Ausstellung alles im Hintergrund passiert, sehen die BesucherInnen oft nicht. In unserem Format „Hinter den Kulissen“ erfahren Sie, um welche Herausforderungen es bei dem Großprojekt der Museumserweiterung im Senckenberg Naturmuseum geht.
Teilnahmegebühr: 12 Euro, Senckenberg-Mitglieder 10 Euro
Anmeldung erforderlich

TIERISCHE LICHTER: VON GLÜHENDEN WÜRMCHEN UND LEUCHTENDEN FISCHEN
ABENTEUER MUSEUM (4 – 6 Jahre)
DONNERSTAG | 28. MÄRZ 2019 | 15:00 – 16:30 UHR
Einige Tiere leuchten und blinken – allerdings ganz ohne Lampe und ohne Batterien oder Stromanschluss. Aber wie machen sie das? Und vor allem warum?
Im Museum kann man große Abenteuer erleben! Nach einer Führung mit wechselnden Themen findet sich das jeweilig Erlernte in einer kreativen Aktion wieder.
Teilnahmegebühr 15 Euro | Senckenberg-Mitglieder 10 Euro
Anmeldung erforderlich!

Programm Senckenberg Naturmuseum Jan bis März 2019.pdf

SENCKENBERG Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
www.senckenberg.de
Info@senckenberg.de
T +49 (0)69 7542-0

Bewerbungsfrist für den Robert Gernhardt Preis bis 31. März 2019

Land Hessen fördert Autorinnen und Autoren mit Robert Gernhardt Preis Bewerbungen für Auszeichnung 2019 bis 31. März möglich

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein lädt Autorinnen und Autoren ein, sich um den Robert Gernhardt Preis 2019 zu bewerben. Voraussetzung ist, dass sie aktuell an einem größeren literarischen Projekt arbeiten und einen Bezug zu Hessen haben. Der Robert Gernhardt Preis ist insgesamt mit 24.000 Euro dotiert. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März 2019.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Der Robert Gernhardt Preis ist eine wichtige Einrichtung in der hessischen Autorenförderung und stellt eine große Bereicherung für das Literaturland Hessen dar. Mit der Auszeichnung erhalten Autorinnen und Autoren die Möglichkeit, sich intensiv einem noch nicht vollendeten literarischen Projekt widmen zu können. Preisgelder und Stipendien sind heute noch immer wichtige Pfeiler in der Autorenförderung.“

Der Robert Gernhardt Preis ist nach dem 1937 in Reval geborenen und 2006 in Frankfurt am Main gestorbenen Autor, Zeichner und Maler Robert Gernhardt benannt. Die Auszeichnung wird seit 2009 jährlich an zwei Autoren mit jeweils 12.000 Euro vergeben.

„Seine Gedanken schriftstellerisch der Öffentlichkeit zu offenbaren, erfordert Mut und einen langen Atem. Mit dem Robert Gernhardt Preis unterstützen wir literarische Talente in ihrem oft steinigen Schaffensprozess von einer Idee und einem weißen Blatt bis hin zum vollendeten Werk. Dass wir auf diese Weise auch einen Beitrag zu einer größeren kulturellen und künstlerischen Vielfalt leisten, macht unser Engagement für uns zusätzlich wertvoll und bedeutsam“, so Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.

Kunst und Kulturminister Boris Rhein dankte der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen für ihr Engagement in der Literaturförderung Hessens: „Der Robert Gernhardt Preis ist ein hervorragendes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit der Landesregierung mit der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen im Bereich der Literaturförderung, für die ich mich herzlich bedanke. Gemeinsam haben wir damit eine Win-Win-Situation geschaffen für Autorinnen und Autoren, die literarische Szene und das Kulturleben in Hessen.“

Alle Informationen zur Ausschreibung des Robert Gernhardt Preises finden Sie unter kunst.hessen.de/robert-gernhardt-preis.

FrankfurtRheinMain in Zahlen 2019 – Gutes Klima für Gründer

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Wie die IHK Frankfurt in ihrem aktualisierten Datenflyer „FrankfurtRheinMain in Zahlen 2019″ mitteilt, profitieren die Unternehmen in FrankfurtRheinMain auf im neuen Jahr von der stabilen Konjunktur und guten Standortbedingungen.
Zudem wächst FrankfurtRheinMain: Die Zahl der im Handelsregister eingetragenen Unternehmen ist im Vergleich zu 2017 um über zwei Prozent auf 121.427 gestiegen, was Frankfurt und das RheinMainGebiet zudem auch als beliebte GründerRegionen auszeichnet (mehr).

„Heißzeit“ zum Wort des 2018 gekürt

"Heißzeit" Wort des  Jahres 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Heißzeit“ Wort des Jahres 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zum  42. Mal in Folge hat am 14. Dezember 2018 die Gesellschaft für Deutsche Sprache GfdS im Wiesbadener Rathaus die Wörter des Jahres bekannt gegeben. Bevor der Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache,  Prof. Dr. Peter Schlobinski, Professor  für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover, gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache Dr. Andrea-Eva Ewels das Wort des Jahres verriet, erklärte er kurz die Verfahrensweise:

Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache sowie Annika Hauzel (im Hintergrund)  geben das Wort des Jahres 2018 bekannt.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache sowie Annika Hauzel (im Hintergrund) geben das Wort des Jahres 2018 bekannt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Mitarbeiter der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) hatten in diesem Jahr eine Liste mit weit über 1000 Wörtern zusammengetragen, darunter 300 Einsendungen von Bürgern. Diese Liste wurde dann von einer fachkundigen Jury bei einer Sitzung auf zirka 130 Wörter kondensiert. Von diesen 130 Wörtern haben es schließlich 10 Wörter ins Ranking der Zehner-Liste geschafft, die heute der Presse im Wiesbadener Rathaus präsentiert wurde.  Zu den zentralen Auswahlkriterien gehörten nicht Wort-Frequenz, also die Häufigkeit der Wortverwendung, sondern, welche gesellschaftliche Bedeutung die Wörter im Jahr 2018 gehabt hätten, welche Rolle sie spielten und wie signifikant sie gesellschaftliche Themen und Interessen im weitesten Sinne widerspiegelten, so Schlobinski.

Die Wörter des Jahres 2018
1. Heißzeit
2. Funklochrepublik
3. Ankerzentren
4. Wir sind mehr
5. strafbelobigt
6. Pflegeroboter
7. Diesel-Fahrverbot
8. Handelskrieg
9. Brexit-Chaos
10. die Mutter aller Probleme

Heißzeit

Der Dürre der Heißzeit folgt nach Abschmelzen der Pole durch den Anstieg der Meere bis zu 60 Metern eine Überflutung große Teile Europas, hier modellhaft dargestellt. Zu besichtigen in der derzeitigen Ausstellung Eiszeit-Safari vom 7 Okt — 21 Apr 2019 im Museum Wiesbaden.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Festlands-Dürre der Heißzeit folgt nach Abschmelzen der Pole durch den Anstieg der Meere bis zu 60 Metern eine Überflutung großer Teile Europas, hier modellhaft dargestellt. Zu besichtigen in der aktuellen Ausstellung Eiszeit-Safari vom 7 Okt — 21 Apr 2019 im Museum Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Wort des Jahres 2018 ist Heißzeit thematisiert  nicht nur einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November dauerte. Ebenfalls angedeutet werden soll eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, der Klimawandel. Nicht zuletzt ist Heißzeit eine interessante Wortbildung. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhält der Ausdruck über die bloße Bedeutung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hinaus eine epochale Dimension und verweist möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

Auf Platz 2 wählte die Jury Funklochrepublik. Vor allem im ländlichen Raum ist in Deutschland die Mobilfunkabdeckung vergleichsweise schlecht, was spätestens seit dem letzten Bundestagswahlkampf ein politisches Thema ist. Ob der neue Mobilfunkstandard 5G »an jeder Milchkanne nötig« sei oder nicht, wurde von Vertreterinnen und Vertretern der Großen Koalition intensiv diskutiert.

Mit der Einführung von Ankerzentren (Platz 3) wollte die Große Koalition das Problem der unkontrollierten Migration in den Griff bekommen. Das Erstglied Anker steht hier nicht für Fixierung oder Sicherung wie beim Anker eines Schiffs, sondern für »Ankunft, Entscheidung, Rückführung«, ist also eine Art Akronym (ein Wort, das aus Anfangsbuchstaben oder -silben anderer Wörter gebildet wird). In einem Ankerzentrum sollen Flüchtlinge untergebracht werden, bis sie in Kommunen verteilt oder aber – nach Ablehnung ihres Asylantrags – in ihr Herkunftsland abgeschoben werden.

Mit dem Satz Wir sind mehr (Platz 4) reagierte eine breite Öffentlichkeit auf fremdenfeindliche Kundgebungen in Chemnitz. Zunächst handelte es sich dabei um den Titel eines Konzerts »gegen Rechts«, zu dem im September mehr als 65.000 Besucher in die sächsische Stadt kamen.

Strafbelobigt (Platz 5) oder auch strafbefördert wurde Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Er hatte sich mehrfach mit politischen Stellungnahmen weit aus dem Fenster gelehnt. Vor allem die SPD, aber auch Teile der CDU forderten seine Ablösung. Innenminister Seehofer hielt zunächst seine Hand über ihn und wollte ihn zum Staatssekretär im Innenministerium befördern, was die Große Koalition an den Rand des Bruchs brachte. Nach einer öffentlich gewordenen Politiker-Schelte Maaßens sah sich der Minister gezwungen, ihn in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

Platz 6 belegt der Ausdruck Pflegeroboter. Das Wort steht stellvertretend für eine Diskussion um die Zukunft der Betreuung von Pflegebedürftigen und Kranken, in der in absehbarer Zeit Roboter den Platz von Pflegekräften übernehmen könnten. Der Roboter »Pepper« wurde 2018 als Prototyp vorgestellt.

Ein Diesel-Fahrverbot (Platz 7) wurde in verschiedenen deutschen Städten erlassen, um die Einhaltung einer EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen. Dieselfahrzeuge älterer Bauart sind besonders umweltbelastend. Trotz zweier Spitzentreffen von Vertretern des Bundes, der Länder und der Kommunen, bei denen 2017 vereinbart worden war, mehrere Milliarden Euro für die Investition in sauberere Dieselmotoren zur Verfügung zu stellen, ließen sich die Fahrverbote nicht überall vermeiden.

Ein Handelskrieg (Rang 8) wurde von US-Präsident Trump als politisches Mittel der Wahl nicht nur der EU, sondern auch dem großen Konkurrenten China mehrfach angedroht. Handelskriege seien »gut und leicht zu gewinnen«, teilte Trump mit, um seinen Entschluss zu rechtfertigen, Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben.

Mit Brexit-Chaos (Platz 9) greift die GfdS-Jury ein Thema auf, das mehr oder weniger das gesamte Jahr 2018 begleitete. Die schwierigen Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens führten die Gefahr eines harten oder auch ungeordneten Brexits mit kaum auszudenkenden Folgen vor Augen und ließen eine Wortkreuzung zweiter Ordnung entstehen: gegenüber den Brexiteers (›Brexit-Befürwortern‹) gewannen die Bregretter (›Brexit-Gegner‹) immer mehr an Boden. War schon Brexit eine Wortkreuzung aus Britain und Exit, so erscheint Bregretter als Wortkreuzung aus Brexit und regret (›bedauern‹).

Platz 10 belegt der Ausdruck die Mutter aller Probleme. So hatte Innenminister Horst Seehofer die Migration bezeichnet und damit eine intensive Debatte ausgelöst, in deren Verlauf vielerlei als Mutter aller Probleme bezeichnet wurde: von der CSU bis zu Horst Seehofers Mutter. Die GfdS weist mit ihrer Wahl zugleich auf ein sprachliches Muster hin, wonach die Mutter aller … für das größte aller Exemplare einer Kategorie steht: die Mutter aller Schlachten (nannte Saddam Hussein 1990 den 2. Golfkrieg), die Mutter aller Bomben (warfen die USA 2017 über Afghanistan ab), die Mutter aller Niederlagen (erlebte die CSU bei der Landtagswahl 2018) usw.

Nach 20 Jahren das Aus für den Wiesbadener George-Konell-Preis – Letztmalige Verleihung gestern Abend an Eva Demski

Stadtrat Helmut Nehrbaß überreicht der Schriftstellerin Eva Demski die Urkunde zum George-Konell-Preis 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
Stadtrat Helmut Nehrbaß überreicht der Schriftstellerin Eva Demski die Urkunde zum George-Konell-Preis 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend wurde im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine der George-Konell-Preis zum letzten Mal verliehen. Den mit 5000 Euro dotierten Literaturpreis erhielt Eva Demski für ihr literarisches Gesamtwerk. Kulturstadtrat Helmut Nehrbaß überreichte die Urkunde in Vertretung von Kulturdezernent Axel Imholz und verlas die Jurybegründung: „Das Werk der Schriftstellerin Eva Demski zeichnet sich durch seine ungeheure Dichte und Vielseitigkeit aus. Lässig verschränkt sie in ihren Büchern die Hochkultur mit dem Populären, die Literatur mit dem Alltag und erweist sich als präzise und unerschrockene Beobachterin ihrer Welt. In herausragender Weise gelingt es ihr dabei, die Dinge des Lebens in ebenso kluger wie unterhaltsamer Weise sprachlich auf den Punkt zu bringen“. Die Jury setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern des literarischen Lebens der Stadt Wiesbaden wie der freien Journalistin und Kritikerin Shirin Sojitrawalla, der Inhaberin der Buchhandlung Vaternahm Jutta Leimbert, der Leiterin der Büchergilde Wiesbaden Gudrun Olbert, des Journalisten Dr. Alexander Hildebrand sowie DaDder Leiterin des Literaturhauses Susanne Lewalter.

Eine höchst geistreiche wie amüsant-pointierte „Lieber-Nicht-Laudatio“  hielt der renommierte Publizist und Lektor Wolfgang Schopf.

Zum Dank las Eva Demski aus ihren Lebenserinnerungen „Den Koffer trage ich selber“,  erschienen im Suhrkamp Verlag 2017, sowie über ihre kurze Wiesbadener Zeit als Neunjährige und den  Umzug  nach Frankfurt.

Melanie Ickert (Violine) und Jennifer (Piano) gaben der Feierstunde einen entsprechenden musikalischen Rahmen.

Anstelle des Konell-Preises neuer Wiesbadener Literaturpreis?
Bereits in seiner Begrüßung erläuterte Kulturstadtrat Helmut Nehrbaß weswegen nach 20 Jahren, im Jubiläumsjahr, der George-Konell-Preis 2018 zum letzten Mal verliehen werde. Das habe damit zu tun, so der Kulturstadtrat, dass das Stiftungs-Kapital mittlerweile schlichtweg aufgebraucht sei. „Dass der Preis nämlich über zwei Jahrzehnte hinweg gemeinsam mit einem Förderpreis für junge Literaten vergeben werden konnte“, sei „dem großen kulturellem Engagement der Stifterin Ilse Konell zu verdanken“. Ilse Konell war die Witwe des 1912 in Berlin geborenen und 1991 verstorbenen Dichters George Konell, der ab 1955 hier in Wiesbaden wohnte. „Noch mit über 60 Jahren“, so Nehrbaß, „begann Ilse Konell ihre leidenschaftliche Arbeit als Mäzenatin und setzte sich vor allem für die Literaturförderung ein. Damals stellte sie die finanzielle Grundlage für den seit 1998 nun alle zwei Jahre vergebenen Preis her mit einer Dotierung von 5000 Euro, und zusätzlich immer in den dazwischenliegenden Jahren einen Förderpreis für Schülerinnen und Schüler, der von ihr ebenfalls gestiftet war.“

Doch die Stadt Wiesbaden sei bemüht, anstelle des Konell-Preises „zukünftig einen neuen Literaturpreis zu schaffen. Natürlich, wenn dem die politischen Gremien entsprechend zustimmen werden“, verriet Nehrbaß.

Siehe das ausführliche Interview von Frau Dr. Viola Bolduan mit Eva Demski im Wiesbadener Kurier

Programm des Literaturhauses Villa Clementine

Wider der Sprache der Dehumanisierung – Gesellschaft für deutsche Sprache mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet

(v.l.n.r.) Stadtverordnetenvorsteherin Gabriele Enders, Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover,Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache,Sozialdezernent Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.n.r.) Stadtverordnetenvorsteherin Gabriele Enders, Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover,Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache,Sozialdezernent Axel Imholz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 11.Dezember 2018 wurde die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. mit dem „Preis zur Förderung des kulturellen Leben – Kulturpreis“ während einer Feierstunde im Festsaal des Wiesbadener Rathauses ausgezeichnet. Die Preisverleihung und Übergabe der Urkunde erfolgte durch Sozialdezernent Axel Imholz und der stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteherin Gabriele Enders. Musikalisch wurde die Veranstaltung originell umrahmt von Dunja Koppenhöfer.

Der alljährlich verliehene „Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden“ ist mit 5000 Euro dotiert und wird für besondere Leistungen in den Gebieten Bildende Kunst, Musik, Literatur oder Darstellende Kunst vergeben.

Die Juryentscheidung, in diesem Jahr die Gesellschaft für deutsche Sprache (Gfds) mit ihrer seit 1955 in Wiesbaden befindlichen Zentrale auszuzeichnen, sei einstimmig gewesen, sagte der Juryvorsitzende und Kulturdezernent Axel Imholz. Der Jury gehörten alle kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Rathausfraktionen an wie: Dorothea Angor, Hartmut Bohrer, Gabriele Enders, Dr. Klaus-Dieter Lork, Wilfried Lüderitz, Dr. Hendrik Schmehl, Claudia Spruch sowie der kommissarische Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk.

„Es ist für die Landeshauptstadt eine Ehre, dass die Gesellschaft ihren Sitz seit 1965, also seit über 50 Jahren, in Wiesbaden hat“, erklärt Kulturdezernent Axel Imholz und fährt fort: „In diesen Jahrzehnten hat sich eine große Verbundenheit zwischen Wiesbaden und der Gesellschaft für deutsche Sprache ergeben. Viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener nehmen gerne die Angebote der Sprachberatung an bzw. besuchen die Vorträge.“

Das 70-jährige Jubiläum der Gesellschaft im vergangenen Jahr war auch Mitanlass für die Jury, die langjährigen Leistungen anzuerkennen und mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden 2018 zu würdigen.

Die Gesellschaft verstehe sich seit 1947 als Vermittlerin zwischen Öffentlichkeit und Sprachwissenschaft. In hauseigenen Zeitschriften und Publikationen beobachte und dokumentiere sie die Entwicklung des Sprachgebrauchs, beriete Privatpersonen und Behörden in sprachlichen Fragen und präsentiere alljährlich das „Wort des Jahres“, was in diesem Jahr am 14.Dezember bekannt gegeben werde.

Die räumliche Nähe zur Zentrale ist für viele Wiesbadener Firmen und Behörden, aber auch für sprachinteressierte Wiesbadenerinnen und Wiesbadener von großer Bedeutung. Hier wird eine direkte persönliche Beratung gewährleistet, die auch im Zeitalter der digitalen Suchmaschinen unverzichtbar bleibt.

Daneben führt der örtliche Zweig regelmäßig sprachwissenschaftliche Vorträge in Wiesbaden durch, die ein reges Interesse finden

In Form von Preisen erkennt der Sprachverein die Leistungen der aktiven Sprachgestalterinnen und Sprachgestalter aus der Gesellschaft an. So verleiht er alle zwei Jahre den Medienpreis für Sprachkultur, der im Wiesbadener Kurhaus überreicht wird.Der Hans-Oelschläger Preis für Sprachkritik zeichnet Journalistinnen und Journalisten aus Fernsehen und Rundfunk aus, die durch ihre Arbeit den Sprachgebrauch kritisch hinterfragen und das Empfinden für ein klares Deutsch stärken.

In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Jörg Meibauer, Professor für Sprachwissenschaft am Deutschen Institut an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Arbeit der Gesellschaft für Deutsche Sprache in all ihren Facetten und ging auf die Mehrdeutigkeit von Sprache ein: Die sprachliche Kultur habe viel damit zu tun, „Freude an der Sprache, am Sprachgebrauch zu haben, Freude, die sich in Metaphern, Ironie, Wortspiel, Witzen und vielem mehr“ zeige. „Sprache stellt neue Bedeutungen her, und wir Menschen haben Spaß dabei, diese zu entdecken, und selbst zu produzieren“, so Meibauer, der gleich zwei Beispiele seiner linguistischen Entdeckungsreisen präsentierte: „Stehrümken“ und „Eierarsch“. Mit letzterem Ausdruck, nachzulesen in der aktuellen Ausgabe der Zeit, habe einst Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubinski seinen Parteikollegen Jürgen Möllemann bedacht. Auch „Stehrümken“ oder „Stehrümmchen“ sei ihm ein unbekannter Begriff gewesen. Dieser bezeichne keine richtigen Textilien, Lampen, Möbel usw., sondern Dinge, die nur als Deko so „darum stehen“, also „Stehrümmchen“ seien.

Wäre erst einmal die sprachliche Neugier befriedigt, wollten Bürgerinnen und Bürger tiefere Kenntnis und verlässlichere Auskunft über die Begrifflichkeiten erlangen, etwa, ob „‘Eierarsch‘ noch nett, oder schon prüde“ sei. In solchen und allen anderen Fragen die deutsch Sprache betreffend, könne man sich bei der Deutschen Gesellschaft für Deutsche Sprache informieren und sprachlich beraten lassen. Ergänzt würde das Angebot der Sprachberatung durch reichliches Lesefutter für alle Sprachinteressierten, etwa mit den Gfds-Zeitschriften „Der Sprachdienst“ (seit 1957) und „Muttersprache“ (seit 1890).

In seiner Dankesrede unterstrich der Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache, Prof. Dr. Peter Schlobinski, Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover, dass der Preis für die Gfds nicht nur eine Auszeichnung für geleistete Arbeit, sondern auch Ansporn und Verpflichtung sei, die gute Arbeit und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Stadt Wiesbaden fortzuführen. Schlobinski fokussierte sich in seiner Rede nur auf einen Aspekt der Sprachkultur, nämlich den, des sich ändernden Sprachgebrauchs in politischen Diskursen mit zunehmenden verbalen Grenzverschiebungen und Überschreitungen bis hin zur Sprache der Hetze und des Hasses. Da würden politische Gegner gejagt, Menschen (statt Sachen) entsorgt und Asylbewerber zu Asyltouristen, so Schlobinski. „Provozieren, übertreiben, Affekte mobilisieren, im Namen des Volkes sprechen, Freund-Feindschema aufbauen, diffamieren und deskreditieren, sich als Opfer inszenieren, beleidigen und drohen, lügen und täuschen“ all dies stamme „aus dem Repertoire derjenigen, die Sprache und Gesellschaft radikalisieren wollen“, hob der Sprachwissenschaftler hervor. Diese Leute nähmen „in Kauf, dass der Verbal-Gewalt die physische folgen könne, die Jagd auf Menschen, wie in Chemnitz“.

Solch einer „Sprache der Dehumanisierung, der grob verharmlosenden Sprache, der Hetzsprache“ entgegenzutreten, sei nicht nur Aufgabe einer engagierten linguistisch begründeten Sprachkritik, wie sie die Gfds in der Tradition von Kurt Tucholsky und Victor Klemperer leiste. Dies sei insbesondere auch eine Aufgabe von uns allen, der schweigenden Mehrheit, und von der Politik. „Sich einmischen und den Mund aufmachen verstehen wir als Imperativ für die Arbeit der Gesellschaft für Deutsche Sprache.“, so Schlobinski. Der Gfds-Vorsitzende versicherte abschließend, dass sich die Gfds auch weiterhin für eine auf Verständigung und Verständlichkeit ausgerichtete Sprache einsetzen werde: konstruktiv und kritisch, engagiert und wissenschaftlich fundiert.

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

 Dankesrede des GfdS-Vorsitzenden Prof. Dr. Peter Schlobinski

Frankfurter Industrieabend in der IHK Frankfurt am Main

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Bedeutung der Industrie für die Metropolregion FrankfurtRheinMain ist weiterhin ungebrochen: Im Verarbeitenden Gewerbe finden etwa 380.000 Menschen einen Arbeitsplatz, das Netzwerk Industrie – die Industrie gemeinsam mit ihren Dienstleistern – beschäftigt sogar über 1,1 Millionen Menschen. Rund 50 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind somit Teil dieser für das Wachstum und die Zukunftsfähigkeit der Region so bedeutenden Branche.

Die Industrie selbst schaut überwiegend positiv in die Zukunft. Alleine im IHK-Bezirk Frankfurt am Main schätzen laut Umfrage der IHK Frankfurt am Main beachtliche 65 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut ein. Auch mit einem hohen Investitionsvolumen der Industrie in den nächsten Monaten ist laut der Umfrage zu rechnen. Dagegen verringern sich die Erwartungen der Unternehmen an den Export erneut deutlich. Grund dafür sind die anhaltenden Unsicherheiten im internationalen Handel. (mehr)