Kategorie-Archiv: go east Filmfestival

24. goEast – Das Wiesbadener Festival des mittel- und osteuropäischen Film gestern Abend in der Filmbühne Caligari eröffnet

© Deutsches Filminstitut
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Gestern Abend startete goEast in seiner 24. Auflage in der Wiesbadner Filmbühne Caligari  mit „CROSSING“, einem Queeres Roadmovie. Damit ist der Filmwettbewerb, der am 30. April um 19.00 Uhr mit der  goEast Preisverleihung  in der Caligari FilmBühne seinen Höhepunkt haben wird, eröffnet: Gezeigt werden in den  kommenden goEast-Film-Wettbewerbstagen    Produktionen, englischsprachig oder mit englischen Untertiteln,   die in deutschen Kinos kaum oder gar nicht gezeigt werden, darunter: Die georgische Koproduktion SMILING GEORGIA von Luka Beradze führt das Publikum zurück in das Jahr 2012, als Präsident Mikheil Saakashvili im Wahlkampf verspricht: Wenn man ihn wiederwählt, wird er eine Initiative starten, um in ganz Georgien kaputte Zähne zu ersetzen. Der Dokumentarfilm zeigt, wie Leute vom Land sich en Masse in Zahnarztpraxen begeben, um ihre faulen Zähne ziehen zu lassen. Saakashvili verliert aber die Wahl… In dem Generationenporträt EIN FOTO ZUM ANDENKEN / FOTO NA PAMYAT erzählt die ukrainische Filmemacherin Olga Chernykh wie sie seit 24. Februar 2022 ihre Heimatstadt Donezk, die nicht nur viele Jahre Industriemetropole des Landes war, sondern seit 2014 auch zum Schauplatz der russischen Invasion geworden ist, aus der Distanz erlebt. Die Nachrichten und Videocalls mit ihrer Großmutter sind von Fotos aus der Vergangenheit untermalt – glückliche Urlaube am Meer, der Urgroßvater, der die Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte und eine Kindheit in einer blühenden Stadt. In dem sibirischen Drama DIE PEST / CHUMA erzählt Dmitrii Davydov wie sich Ivan, alleinerziehender Vater eines Jugendlichen, von anderen Mitbewohnern aus seinem Dorf in der Republik Sakha übers Ohr hauen lässt. Das eine Mal bekommt er nicht die vorher vereinbarte Summe für sein selbstgebautes Boot, bei anderen Gelegenheiten steckt er abfällige Ausrufe ein, ohne sich zu verteidigen, und sein Sohn Taras verliert langsam den Respekt vor ihm. In seinem Debütspielfilm BAURYNA SALU erzählt Askhat Kuchinchirekov die bewegende Geschichte des Jungen Yersultan, der gemäß der alten nomadischen Stammestradition „bauryna salu“ nach seiner Geburt seiner Großmutter übergeben wird, damit sie ihn erzieht. Sein hartes Leben zwischen der Salzmine, den Feldern und dem bescheidenen Haus, in dem er lebt, wird durch den Tod seiner Großmutter im Alter von zwölf Jahren erschüttert.

Mit den ersten Wettbewerbsfilmen findet sich auch die fünfköpfige, international besetzte goEast-Jury vor der Leinwand in der Caligari FilmBühne ein. Sie vergibt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie, den mit 7.500 Euro dotierten Preis für die beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den von der CEEOL ausgelobten Preis für den besten Dokumentarfilm in Höhe von 4.000 Euro. Jurypräsidentin der Wettbewerbsjury ist dieses Jahr die Italienerin Nicoletta Romeo, Produzentin, Programmberaterin und künstlerische Leiterin des Trieste Film Festivals. Mit dabei ist die rumänische Schauspielerin Ilinca Manolache, die zuletzt in der Hauptrolle von Radu Judes Film DON’T EXPECT TO MUCH FROM THE END OF THE WORLD brillierte. Ein weiteres Jurymitglied ist der mehrfach preisgekrönte tschechische Filmproduzent Jiří Konečný, Gründer und Inhaber der Endorfilm (Prag). Jurymitglied ist auch der in Kosovo geborene Regisseur, Kurator, Aktivist und Performer Hamze Bytyçi, Gründer und künstlerischer Leiter der Berliner Roma-Organisation RomaTrial e.V. und des Internationalen Roma-Filmfestival „AKE DIKHEA?“. Der in Warschau geborene Juror Maciek Hamela arbeitet als Journalist, Produzent und Filmemacher. Er ist langjähriger Mitarbeiter des BBC Channels und im diesjährigen Programm außer Konkurrenz auch mit seinem Dokumentarfilm IN THE REARVIEW vertreten. Der FIPRESCI-Verband entsendet wieder eine eigene Jury, die sich dieses Mal aus Bojidar Manov, Katrin Hillgruber und Catalin Olaru zusammensetzt. Die FIPRESCI-Jury vergibt zwei Preise der Filmkritik.

Weitere Infos „go East – 24. Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ vom 24. bis 30. April 2024

Die 24. Ausgabe von goEast startet am 24. April 2024 – 91 seltene Filme aus 41 Ländern

CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN
CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN

Gleich der Eröffnungsfilm „CROSSING“, ein Queeres Roadmovie, steht für den Schwerpunkt der 24. Ausgabe von goEast, dem Wiesbadener Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 24. bis 30. April 2024 in der Filmbühne Caligari, im Murnau-Filmtheater (beide Wiesbaden), dem Programmkino Rex (Darmstadt), im Kino-Center Gießen und im DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt.

Im georgisch-türkischen Roadmovie „Grossing“ von Levan Akin, überwindet Akin Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich gemeinsam mit dem Jugendlichen Achi auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. Ihre Suche führt sie zu Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul. Während sie gemeinsam nach Tekla suchen, offenbart sich in den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt ein verborgenes Netz von Solidarität und Menschlichkeit. Grossing ist der Auftaktfilm des GoEast-Festivals (am Mittwoch, 24.04. um 20:00 mit deutschen Untertiteln. ( Am 25.04./18.00 Uhr wird er im Wiesbadener Apollo wiederholt). „Grossing“ steht für das diesjährige schwerpunktmäßig queere Programm  mit insgesamt 91 Filmen aus 40 Ländern.

Die Besucher können sich auf zwölf Deutschlandpremieren, eine internationale Premiere und eine Weltpremiere freuen. Spannende Erlebnisse versprechen auch die unterschiedlichen Sektionen, zahlreiche Vorträge und Filmgespräche, sowie die dritte Ausgabe des Begleitprogramms, das unter dem Titel „Cinema Archipelago“ auf filmische Entdeckungsreise geht.

Programmvorschau

goEast-Pressekonferenz in der Caligari Filmbühne. (v.li.) Marta Moneva-Enchev, Presseleiterin, Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum; Heleen Gerritsen. Leiterin des goEast-Filmfestivals; Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien; Sozialdezernentin und Stadträtin Patricia Becher sowie Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
goEast-Pressekonferenz in der Caligari Filmbühne. (v.li.) Marta Moneva-Enchev, Presseleiterin, Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum; Heleen Gerritsen. Leiterin des goEast-Filmfestivals; Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien; Sozialdezernentin und Stadträtin Patricia Becher sowie Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

„Ich freue ich mich, dass wir goEast bald zum 24. Mal eröffnen“, sagte Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, beim heutigen Pressegespräch. Das DFF veranstaltet  goEast seit 24 Jahren. Harrington bedankte sich bei den Förderern für die langjährige und umfangreiche Unterstützung des Festivals. „Ich hoffe, dass wir mit vielen spannenden Filmen und anregenden Diskussionen dazu beitragen können,die Distanz zwischen den verschiedenen Teilen Europas zu verringern und viele interessante Begegnungen ermöglichen.“

Preise

Im goEast Wettbewerb konkurrieren aktuelle Filmproduktionen um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Der langjährige goEast-Medienpartner 3sat wählt außerdem einen Spielfilm aus dem Wettbewerb aus, und macht dem Produktionsteam ein Ankaufsangebot für den Lizenzerwerb.

Der RheinMain Kurzfilmpreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum fünften Mal von einer lokalen Jury aus der Rhein-Main-Region vergeben.

Beim Project Market Pitch im East West Talent Lab entscheidet eine dreiköpfige Jury über zwei Preise: das mit 3.500 Euro dotierte Renovabis­ Recherchestipendium für ein Dokumentarfilmprojekt mit dem Fokus auf Menschenrechte,und den Pitch the Doc-Award in Form eines Sachpreises im Wert von 500 Euro.

Wichtige Spiel- und Dokufilme auf einen Blick

Heleen Gerritsen, die goEast seit 2017 leitet, erklärte: „Wir starten 2024 wieder mit einem sehr starken und abwechslungsreichen Wettbewerb, in dem die Beiträge – ob nun Dokumentar- oder Spielfilm – sowohl die Realität als auch die Absurdität des mittel- und osteuropäischen Alltags widerspiegeln. Für ihre Werke nutzen die Filmschaffenden sehr unterschiedliche Filmsprachen und Herangehensweisen, von Satire bis Hyperrealismus. Aber erneut gilt: Das Private ist politisch. In Filmen wie 1489, MADINA, KIX, BAURYNA SALU, A PICTURE TO REMEMBER, OXYGEN
STATION und vielen anderen Titeln im Wettbewerb werden persönliche Geschichten mit einem breiten Kontext verknüpft.“

Ausgefallene Spiel- und Dokumentarfilme im Wettbewerb sind dabei, unter anderem folgende:

A PIOTURE TO REMEMBER / FOTO NA PAMYAT / EIN FOTO ZUM ANDENKEN
Ukraine, France, Germany, 2023, Regie: Olga Ohernykh
Essayistisches Generationenporträt
Caligari Do, 25.04 / 17:30 (+dU), Apollo Fr, 26.04 / 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

BAURYNA SALU
Kasachstan 2023 / 106 min/ kaz OmeU, Regie: Askhat Kuchinchirekov
Ooming-of-Age-Drama

Oaligari Do, 25.04. / 21:30 (+dU), Apollo Sa, 27.04./ 13:30
DEUTSOHLANDPREMIERE

PLAGUE / OHUMA / DIE PEST
Sakha Republik 2023, Regie: Dmitrii Davydov
Sibirisches Drama
Oaligari Do, 25.04 / 19:30 (+dU), Apollo Fr, 26.04 / 16:00
INTERNATIONALE PREMIERE

SMILING GEORGIA
Georgien, Deutschland 2023, Regie:Luka Beradze
Absurdes Zeitdokument
Caligari Do, 25.04./ 16:00 (+dU), Apollo Fr, 26.04./ 18:00

1489
Armenien 2023, Regie: Shoghakat Vardanyan
Intime Familiendoku
Caligari Fr,26.04 / 16:00 (+dU), Apollo Sa, 27.04 / 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

STEPNE
Ukraine, Deutschland, Polen, Slowenien 2023, Regie: Maryna Vroda
Pastorales Sozialdrama
Caligari Fr,26.04. / 18:00 (+dU), Apollo Sa, 27.04./ 18:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

FAIRY GARDEN
Ungarn, Rumänien, Croatien 2023, Regie:Gergö Somogyvari
Beobachtendes Porträt
Caligari Sa, 27.04 / 22:00 (+dU), Apollo So, 28.04 / 16:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

KIX
Ungarn 2023,Regie: David Mikulan, Balint Revesz
Coming-of-Age-Langzeitdoku
Caligari Sa, 27.04 / 14:00 (+dU), Apollo So, 28.04 / 18:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

MADINA
Kasachstan 2023, Regie: Aizhana Kassymbek
Feministisches Drama
Caligari Sa, 27.04 / 16:00 (+dU) , Apollo So, 28.04/ 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

SILENCE OF REASON / SUTNJA RAZUMA / DAS SCHWEIGEN DER VERNUNFT
Nordmazedonien, Bosnien und Herzegowina 2023, Regie: Kumjana Novakova
Multimediale Archivmontage
Caligari Sa, 27.04. / 18:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04. / 20:00
DEUTSCHLANDPREMIERE

WORKING CLASS GOES TO HELL/ RADNICKA KLASA IDE U PAKAO / DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE
Serbien, Griechenland, Bulgarien, Montenegro, Kroatien, Rumänien 2023, Regie: Mladen 0ordevi6
Serbische Schwarze Welle
Caligari Sa,27.04./ 19:30 (+dU), Apollo So, 28.04./ 13:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

CITIZEN SAINT
MOKALAKE TSMINDANI / DER HEILIGE BÜRGER
Georgien, Frankreich, Bulgarien 2023,Regie: Tinatin Kajrishvili
Allegorische Heiligensatire
Caligari So, 28.04/ 19:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04 / 21:30
DEUTSOHLANDPREMIERE

HOLY WEEK / SÄPTÄMANA MARE/ KARWOCHE
Rumänien, Frankreich, Schweiz, Türkei 2024, Regie: Andrei Oohn Theatrale Tragödie über Antisemitismus
Caligari So, 28.04./ 16:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04. / 18:00

OXYGEN STATION/ KYSNEVA STANTSIYA / SAUERSTOFFST ATION
Ukraine, Slowakei, Tschechien, Schweden 2023,Regie: Ivan Tymchenko Magisch-realistischesBiopic
Caligari So, 28.04 / 21:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04 / 15:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

09.05.2022
RUSSLAND 2023, Regie: Nicole Philmon
Paradoxer Dokumentarfilm
Caligari Mo, 29.04 / 18:00 (+dU) , Apollo Di, 30.04/ 18:00
WELTPREMIERE

PROCESSES
Belarus, Polen 2023 / 100min/ bei OmeU Regie: Andrei Kashperski
Satirischer Episodenfilm
Caligari Mo,29.04 / 20:00, Apollo Di, 30.04. / 16:00

(Das gesamte goEast-Programm findet man unter Filmsuche)

Filmgäste und Filmschaffende

© Deutsches Filminstitut
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Mehr als 200 Gäste aus der Filmbranche Mittel- und Osteuropas werden zum Festival in Wiesbaden erwartet, darunter viele prominente Filmschaffende, mit denen im Anschluss an die Vorführung im jeweiligen Kino  Filmgespräche auf Englisch geführt werden. Sie werden im Wechsel von Mitgliedern der goEast-Auswahl-Kommission moderiert.

Für folgende Filme werden unter anderem kommen:

Olga Ohernykh: A PICTURE TO REMEMBER
Askhat Kuchinchirekov: BAURYNA SALU
Anna Khazaradze: SMILING GEORGIA
Shoghakat Vardanyan: 1489
Maryna Vroda: STEPNE
Gergö Somogyvari: FAIRY GARDEN
David Mikulan, Balint Revesz: KIX
Aizhana Kassymbek: MADINA
Kumjana Novakova:SILENCE OF REASON
Mladen Oordevic:WORKING OLASS GOES TO HELL
Tinatin Kajrishvili:CITIZEN SAINT
Andrei Cohn: HOL Y WEEK
Ivan Tymchenko:OXYGEN STATION
Nicole Philmon, Maria Ohoustova: 09.05.2022
Andrei Kashperski: PROCESSES

Das Symposium „Die anderen“ Queers
Zu den weiteren Sektionen gehört das Symposium unter dem Motto „Die „anderen“ Oueers – Filmbilder von der Peripherie Europas“. Die Kuratorinnen Jasmina Sepetavc und Yulia Serdyukova haben sich zur Aufgabe gemacht, die vergessenen, lustvollen, kreativen und marginalisierten queeren Filmbilder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und das Kino in Mittel- und Osteuropa einem breiteren Publikum zugänglich zumachen. Indem Programm NEUE STIMMEN AUS ZENTRALASIEN zeigt goEast in Zusammenarbeit mit dem ZDF/ARTE Kurzschlussmagazin ein feinkuratiertes Programm aus kurzen Spiel- und Dokumentarkurzfilmen einer bewegenden Region. Die unangepassten ANARCHO SHORTS, für die das goEast-Team gemeinsam eigensinnige und anarchistische Kurzfilme auswählt, sind zurück.

In Kooperation mit dem Albanian National Center of Cinematography und dem Kosovo Cinematography Center und in Anwesenheit von diversen Gästen präsentiert goEast im Kosovo & Albanien-FOKUS einen Streifzug durch die Filmgeschichte der beiden Länder. Der HUMAN RIGHTS SUNDAY erfolgt in Kooperation mit WATOH DOOS International Human Rights Film Festival aus Polen, verbunden mit dem Wunsch, Menschenrechten und Demokratisierung im Film eine eigene Sparte zu widmen.

Die Bootstour auf dem Rhein unter dem Motto RHINE, WINE & RHYMEZ lädt dazu ein, Gedichte in diversen mittel- und osteuropäischen Sprachen zu hören, vorgetragen von Filmgästen und begleitet von einer Übersetzung ins Englische. Das alles, während das Biebricher Schloss, Fachwerkhäuschen, Weinberge und die Burgen des Rheingaus am Ufer vorbeiziehen.
Die traditionelle Archivpräsentation ist dieses Jahr Ungarn gewidmet und erfolgt in Kooperation mit Arte Kino Olassics. MERRY-GO-ROUND (HUN1955) von Zoltan Fäbri ist in der Matinee am Sonntag, 28. April, in der Caligari FilmBühne zu sehen. Zurück ist das Balkan­ Künstler:innennetzwerk mit dem selbstironischen Namen Yugoretten. Unter der Leitung des Kurator:innentrios Borjana Gakovi6, Mateja Meded und Boris Hadzija geht es in die zweite Runde mit Performances, Filmvorführungen, Networking-Events und Diskussionen rund um ex­ jugoslawische Familiengeschichten. Zu den Schwerpunkten zählen Frauen und queere Kultur, Migration sowie das Land Kosovo im Kontext des ehemaligen Jugoslawiens. Das IN MEMORIAM ehrt dieses Jahr OTAR IOSSELIANI und die erste künstlerische Leitung von goEast, SWETLANA SIKORA. Gemeinsam mit dem europäischen Filmbildungsprojekt OinEd, bei dem das OFF Partner ist, bringt goEast Jugendlichen und Kindern Filme aus Mittel- und Osteuropa in dem Programm KIDS GOEAST – CINED IN WIESBADEN UND FRANKFURT AM MAIN näher.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien, ist voller Vorfreude auf goEast: „Auch für die 24. Auflage hat das goEast-Team wieder ein abwechslungsreiches Filmprogramm kuratiert. goEast bietet seinem Publikum die Möglichkeit, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films kennenzulernen und nimmt mit diesem einzigartigen Fokus einen besonderen Platz in der hessischen Filmfestivallandschaft ein. Auch der kulturelle Dialog und professionelle Austausch von Filmschaffendenverschiedener Länder kommen nicht zu kurz und schärfen das Festivalprofil.Ich freue mich auf eine erneut spannende Ausgabe!“, sagte sie.

Für Stadträtin Patricia Becher hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist eng und vielfältig mit den osteuropäischen Nachbarn verbunden undviele Spuren der Stadtgeschichteweisen nach Osten.goEast eröffnet unsmit den Mitteln des Films differenzierte Perspektiven auf eine vielfältige Region und regt zum gemeinsamen Austausch mit zahlreichen internationalen Filmschaffenden und Filminteressierten an. Es ist eine große Freude, dass dieses Festival in der Landeshauptstadt stattfindet“, so die Dezernentin.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der schon zum dritten Mal das innovative Programm „Cinema Archipelago“ fördert, stellt fest:,,Das diesjährige goEast wird wiederum ein emotionales und reichhaltiges Festival – auch in dem Ausschnitt, den der Kulturfonds Frankfurt RheinMain gerne erneut fördert: Wir freuen uns auf die lebhafte Begegnung von Kosovo und Albanien – aus dem noch immer konfliktbeladenen Ex-Jugoslawien – in Wiesbaden, auf Formate wie Wettbewerb, Symposium und Wein-Schiffsreise mit ihren jeweiligen Schwerpunkten“.

SCHLACHTHOF-PARTY: SOLIDARIT ÄT MIT DER UKRAINE

Es dürfen auch Partys nicht fehlen – am Freitag, 26. April, findet die SCHLACHTHOF-PARTY: SOLIDARIT ÄT MIT DER UKRAINE im Kulturzentrum Schlachthof unter dem Motto „Faino“ statt, was im Ukrainischen für „fein“ oder „schön“ steht und beste Musikfrüchte verspricht, die 32 Jahre Unabhängigkeit hervorbrachten und -bringen. Die Erlöse der Party gehen an humanitäre Hilfsorganisationen in der Ukraine. Bei der GOEAST PARTY@MUSEUM WIESBADEN am Samstag, 27. April, lädt das Wiesbadener Urgestein DJ Janeck Filmgäste und Publikum im Festivalzentrumgemeinsam dazu ein, zu internationalen Disco-Beats der1970er und -80er Jahre zu tanzen.

Das komplette Programm ist auf der Webseite des Festivals zu finden. Am Mittwoch, 24. April, um 19 Uhr wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 24.Mal feierlich eröffnet
– in Anschluss zeigen wir den Eröffnungsfilm CROSSING (SWE, DNK, FRA, TUR, GEO 2024) des georgischen Regisseurs Levan Akin in der Caligari FilmBühne.

Detaillierte Infos zum 24. goEast – -Festival des mittel- und osteuropäischen Films.

Die 24. Ausgabe von goEast vom 24. April bis 30. April 2024, Eröffnungsfilm „georgisch-türkischen Roadmovie CROSSING“ , Wettbewerbsfilme, RheinMain Kurzfilmpreis, Matinee, Rhein-Schifffahrt

Eröffnungsfilm CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN
Eröffnungsfilm CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN

Die 24. Ausgabe von goEast vom 24. April bis 30. April 2024, eröffnet mit dem georgisch-türkischen Roadmovie CROSSING (SWE, DNK, FRA, TUR, GEO 2024) in Anwesenheit des Regisseurs Levan Akin, der bereits mit ALS WIR TANZTEN international und auch in den deutschen Kinos das Publikum begeisterte. Mit seinem neuen Film CROSSING überwindet er Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich mit dem Jugendlichen Achi auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. Während sie zusammen mit Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul, gemeinsam nach Tekla suchen, offenbart sich in den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt ein verborgenes Netz aus Solidarität und Menschlichkeit.

Erste Wettbewerbsfilme
Ebenfalls aus Georgien stammt die allegorische Heiligensatire CITIZEN SAINT/ MOKALAKE TSMINDANI / DER HEILIGE BÜRGER (GEO, FRA, BGR 2023) von Tinatin Kajrishvili, die im diesjährigen Wettbewerb um die Goldene Lilie antritt. In wüster, georgischer Berglandschaft steht ein Kreuz mit einem versteinerten Bergmann, der von den Menschen nah und fern als Heiliger verehrt wird. Als der steinerne Kumpel im lokalen Museum restauriert werden soll, verschwindet er plötzlich und stattdessen taucht ein stummer Fremder auf, der schon bald Wunder wirkt. Nach anfänglicher Sympathie der Bewohner:innen dem fleischgewordenen Heiligen gegenüber, dominiert langsam die Angst – was, wenn der Heilige zu sprechen beginnt und die intimen Wünsche und an ihn gerichteten Gebete ausplaudert? Der Film untersucht in großartigen, von Kameramann Krum Rodriguez komponierten Schwarzweiß-Bildern, humorvoll die Absurdität eines Heiligenkultes.

Ein weiterer Wettbewerbsfilm ist die schwarzhumorige Groteske aus Serbien WORKING CLASS GOES TO HELL / RADNIČKA KLASA IDE U PAKAO / DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE (SRB, GRC, BGR, MNE, HRV, ROU 2023) von Mladen Đorđević. Die Arbeiterklasse schlägt zurück – wortwörtlich. Miya kehrt nach 13 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt aus Belgrad zurück in seine serbische Kleinstadt. Dort schließt er sich einer Gruppe ehemaliger Arbeiter:innen an, deren Familienangehörige vor fünf Jahren bei einem Fabrikbrand ums Leben kamen. Angeführt von der furchtlosen Ceca, fordert die Vereinigung Gerechtigkeit vom korrupten Bürgermeister, dem Fabrikbesitzer und dem örtlichen Verbrecherboss, die gemeinsam das Leben im Städtchen beherrschen. Dafür greifen sie zu immer härteren Mitteln, und – inspiriert von Miya, der behauptet ein Medium zu sein – auch zu satanistischen Ritualen und Gewalt. Der Regisseur wird zu Gast sein.

Weitere Details aus dem Wettbewerb werden Anfang April veröffentlicht.

© Deutsches Filminstitut
© Deutsches Filminstitut

RheinMain Kurzfilmpreis – Decolonizing the Post-Soviet Screen
Bereits zum 5. Mal vergibt goEast in diesem Jahr den mit 2.500 Euro dotierten RheinMain Kurzfilmpreis, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Eine dreiköpfige regionale Festivaljury entscheidet über den Gewinnerfilm. Anknüpfend an das Symposiumsthema aus 2023 stehen erneut Filmschaffende aus dem postsowjetischen Raum im Mittelpunkt des von Maxim Tuula kuratierten Programms.

Das Drama THE LATE WIND (KAZ 2023) von Shugyla Serzhan handelt von einer jungen schwangeren Kasachin, deren Partner verschwindet, als die Stadt von Protesten überrollt wird. Alisi Telenguts Animation BAIGAL NUUR – LAKE BAIKAL (DEU, CDN 2023) erzählt die Entstehung und die Geschichte des Baikalsees in Sibirien mit der Stimme einer burjatischen Frau und in einer vom Aussterben bedrohten Sprache. In der Dokumentation CHORNOBYL 22 (UKR 2023) mischt Oleksiy Radynski heimliche Handyaufnahmen der russischen Eroberung des Gebietes um Tschernobyl mit Aussagen von Anwohner:innen und Angestellten des früheren Kraftwerks.

Karakalpakstan ist eine abgelegene, nach Unabhängigkeit strebende Region in Usbekistan. In der Haupstadt Nukus lebt Mirtemir. MIRTEMIR IS ALRIGHT von goEast-Alumni Sasha Kulak und Mihail Borodin ist ein humorvolles Porträt eines Teenagers, der versucht, das Beste aus einer unmöglichen Situation zu machen. Dabei ist er auch noch lieb zu seiner Oma. In QIRIM (CZE 2023) erzählt Regiesseurin Kateryna Khramtsova von der Teilnahme einer nicht-binären Person an den Aktivitäten der Krimtartar:innen und den Protesten vom Euromaidan. Die Regisseurin schreckt nicht vor Experimenten zurück.

Die Filmemacher:innen sind in Wiesbaden anwesend. Nach dem Festival gehen die Kurzfilme durch die Kinos der Rhein-Main-Region auf Tour.

Kooperationen mit ZDF/ARTE: ArteKino Classics in der Sonntagsmatinee & Neue Stimmen aus Zentralasien

Als Filmerbe-Institution und Mitglied des internationalen Archivverbands FIAF stehen die Konservierung, Digitalisierung und Präsentation des Filmerbes im Mittelpunkt der Tätigkeiten des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum – die Institution hinter goEast. In dem Zusammenhang ist es naheliegend, dass die goEast-Matinee 2024 in Kooperation mit ArteKino Classics stattfindet. Unter dem Label ArteKino Classics präsentiert ARTE europaweit wieder eine Auswahl europäischer Filmklassiker, die für ihre Herkunftsländer kanonisch sind und Maßstäbe des filmischen Erzählens gesetzt haben.

Zu sehen ist Zoltán Fábris MERRY-GO-ROUND / KÖRHINTA am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne in einer neu-restaurierten Fassung. MERRY-GO-ROUND ist einer der berühmtesten Filme in der Filmgeschichte Ungarns und wurde im ungarischen Schicksalsjahr 1956 in Cannes uraufgeführt, Monate bevor sowjetische Panzer durch die Straßen Budapests rollten. Die außergewöhnliche, entfesselte Kameraführung und die Leistung der damals blutjungen Hauptdarstellerin Mari Törőcsik machten diesen mittlerweile zum Klassiker avancierten Film zu einem der am meisten beachteten Beiträge des 9. Internationalen Filmfestivals von Cannes 1956. Mari Pataki, die Tochter eines wohlhabenden Bauern, verliebt sich in das junge Genossenschaftsmitglied Máté Biró. Ihr Vater hat aber andere Pläne, nach dem Prinzip „Land heiratet Land“, und hat einen Großbauern als künftigen Schwiegersohn auserwählt. Die jungen Liebenden genießen auf einem Dorffest den rauschhaften Reiz des titelgebenden Kettenkarussells, doch Mari soll den Großbauern heiraten. Anlässlich der Hochzeit provoziert Máté einen Skandal, indem er einen endlosen Csárdás mit der Braut tanzt. Schlussendlich siegen die Liebe und die stalinistischen Ideale der Zeit.

Der Film wird von Schauspielerin Dorka Gryllus präsentiert. Mit einer Einführung von Györgi Raduly, Direktor des Ungarischen National Filminstitut-Filmarchiv. Im Anschluss an die Vorführung wird es einen Empfang im Foyer der Caligari FilmBühne geben.

Auch mit dem ZDF/ARTE „Kurzschluss“ Magazin gibt es in diesem Jahr eine Kooperation. In zentralasiatischen Ländern wie Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan erfindet die Filmbranche sich immer wieder neu. Jenseits der großen Sowjetstudios wie Kazkakfilm und den schon so oft gezeigten Berg- und Steppenlandschaften, eröffnen neue Filmschulen ihre Türen und Künstler:innen vernetzen sich in Kollektiven. goEast zeigt ein kleines, aber feines Programm aus Spiel- und Dokumentarfilmen einer bewegenden Region. Ein Teil der Filme wird 2025 im Rahmen des ZDF/ARTE Kurzschlussmagazins ausgestrahlt und das Programm wird im Juni 2024 beim Internationalen Kurzfilmfestival Hamburg gezeigt.

Rhine, Wine & Rhymez: osteuropäische Poesie auf dem Rhein
Etwas abseits des Kino- und Wettbewerbsfiebers sorgt zum zweiten Mal eine Rheinschifffahrt mit Dichtern und Denkern unter dem Motto „Rhine, Wine & Rhymez“ für Abwechslung im Filmprogramm. Die Schauspielerinnen Ilinca Manolache (Rumänien), Dorka Gryllus (Ungarn/Deutschland) und Mateja Meded (Jugoslawien/Deutschland) sowie Filmemacher Mladen Dordevic (Serbien) und Aizhan Kassymbek (Kasachstan) lesen in ihren Muttersprachen und führen Filmgespräche mit dem Wiesbadener Autor Alexander Pfeiffer. Die vorgetragenen Gedichte werden live ins Englische übertragen.

Bereits im vergangenen Jahr veranstaltete goEast einen ähnlichen Schiffsausflug für das goEast-Publikum. Nach den Lesungen gibt es die Möglichkeit, bei einem Glas Wein zu entspannen und mit den Filmschaffenden ins Gespräch zu kommen.

Das Boot legt ab am Samstag, 27. April, um 14:30 Uhr an der Anlegestelle Rheingaustraße 148, 65203 Wiesbaden-Biebrich.

Weitere Infos: https://www.filmfestival-goeast.de/

 

goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films ging mit großer Preisverleihung zu Ende.

Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf 'dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff" tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,
Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf ‚dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff“ tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,

Die 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films verwandelte die Landeshauptstadt Wiesbaden erneut in ein abwechslungsreiches Zentrum zum kulturellen Austausch in den Kinosälen und an vielen weiteren (unerwarteten) Orten in der gesamten Rhein-Main-Region. Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach sieben Tagen voller Filmkunst, Virtual Reality, Workshops, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen, Filmgesprächen und Ausstellungen, bei der 110 Filme gezeigt wurden und mehr als 350 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem RheinMain Kurzfilmwettbewerb gekürt, und Preise im Gesamtwert von 27.500 Euro verliehen.

REMEMBER TO BLINK (Per arti, Litauen 2022) , Regie: Austėja Urbaitė, Produzentin: Živile Gallego gewinnt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. In diesem psychologischen Drama muss sich das französische Paar Jacqueline und Leon den Herausforderungen nach der Adoption eines Geschwisterpaares aus Litauen stellen. Als eine litauische Studentin als Eingewöhnungshilfe eingesetzt wird, entwickeln sich in der Familie tiefgehende Spannungen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Rada Šešić begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Dieser Film untersucht Adoption und Mutterschaft anhand der komplexen Machtdynamik zwischen zwei Frauen und der Vorstellungen von Ost und West und erinnert uns daran, dass die kolonialen Praktiken, die wir geerbt haben, oft wieder auftauchen und das heutige Leben beeinflussen.“.

Der Regisseur Titas Laucius gewann mit PARADE (Litauen, 2022) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum der schwarzen Komödie steht eine Blaskapelle und die sich überschlagende Ereignisse im Leben ihrer Leiterin. „Ein bemerkenswert selbstbewusstes Debüt mit einem feinen Gespür für die Komik gescheiterter Beziehungen und die institutionellen Regeln, die Menschen aneinander binden, und einer phänomenalen weiblichen Hauptdarstellerin, Rasa Samuolyte.“, so die Begründung der Jury.

WE WILL NOT FADE AWAY (Ukraine, Frankreich, Polen, 2023) der Regisseurin Alisa Kovalenko wurde mit dem zum zweiten Mal von der Central and Eastern European Online Library ausgelobten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm, der mit 4.000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet. Der Coming-of-Age-in-War Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer Gruppe in Donbass aufwachsender Jugendliche, die von einer Reise in den Himalaya träumen. „Dieser Dokumentarfilm bringt die lebendigen Träume und Ambitionen von Teenagern aus einer Kleinstadt auf die Leinwand, die in einem brutalen Umfeld enttäuschter Hoffnungen und gefangener Leben gefangen sind, und zeigt eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich auf ihre Geschichten und Hoffnungen einzulassen, sie zu verstehen und sie uns nahe zu bringen.“, so die Begründung der Jury.

Mit einer lobenden Erwähnung wurde THIS IS WHAT I REMEMBER (Kirgisistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022) von Aktan Arym Kubat preisgekrönt. Das Gesellschaftsporträt eines Gastarbeiters, der sein Gedächtnis verloren hat, in einer postsowjetischen Realität. „Ein scheinbar stiller und doch bildgewaltiger Film, der von innen herausbrüllt und von der Macht der Liebe im göttlichen Sinne handelt, um schwindende soziale Werte und traditionelle Wurzeln wiederzubeleben, mit einem ausgeprägten Gespür für die sich zuspitzende Umweltkrise und wunderbaren Hauptdarstellern, sowohl dem Regisseur als auch seinem Sohn.“, begründete die Jury.

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging ebenfalls an REMEMBER TO BLINK (Litauen, 2022) der Regisseurin Austėja Urbaitė mit folgender Jurybegründung: „für die sorgfältige und intensive Art, ein heikles Thema wie die Erfüllung des weiblichen Wunsches nach Mutterschaft und Familie zu beschreiben. Der Film behandelt auf dramatische Weise die Konfrontation zwischen den Kulturen und die Probleme internationaler Kinderadoptionen.“.

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Davide Magnisi, Živa Emeršič und Tina Waldeck waren, MOTHERLAND (Mutterland, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022) des Regieduos Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka aus. Die Begründung der Jury lautete: „für die mutige Enthüllung der Gewalt und Korruption in der belarusischen Armee durch die Geschichte von Müttern, die versuchen, die Schuldigen vor Gericht zu bringen. Ungeachtet des Scheiterns ihrer Versuche vermittelt der Film eine starke Botschaft über die Kraft der Menschlichkeit und des Widerstands.“

Die lobende Erwähnung beim vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain geförderte RheinMain Kurzfilmpreis geht an ARALKUM (Uzbekistan, 2022) von Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko. „Eine poetische Reise ins Land des ausgetrockneten Lebens, die uns an die grausamen Konsequenzen menschlicher Gier erinnert. Mit starken ästhetischen Bildern gelingt den Filmemacher:innen eine bewegende Warnung vor der endgültigen Zerstörung der Natur.“, so die Jury.

Der RheinMain Kurzfilmpreis geht an NO NATION WITHOUT CULTURE (KEINE NATION OHNE KULTUR, Tschetschenien, 2022) von Vladlena Sandu. „Mit klaren und präzisen Bildern bringt die Regisseurin beeindruckende Beobachtungen aus einer Stadt, die man fast vergessen hat, in die Welt – und macht damit die Zerstörung der Seele einer Kultur sichtbar. Ein hochaktueller Schrei aus einer zum Schweigen gebrachten Gesellschaft.“, so die Jury.

Im East-West Talent Lab, das mit Unterstützung von Renovabis und Goethe Institut durchgeführt wurde, fand das Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury statt. Die Jury: „wir sind begeistert von der Energie ihres Projekts und freuen uns, dies ankündigen zu können: Der Pitch the Doc Award geht an ASHES TO ASHES, DUST TO SIDE CHICKS (Kasachstan) von Intizor Otaniyozaova. „Angeregt durch Beyonce begibt sich die Regisseurin auf die Suche nach dem Mosaik ihrer Abstammung, um sich selbst und ihre Stimme wiederzufinden. Die Entdeckungen, die sie auf ihrer Reise macht, werden ihr eigenes Wachstum beeinflussen.“, so die Jury.

THE SIGH OF MEMORY (Kirgisistan) von Gulzat Egemberdieva wird mit dem mit 3.500 Euro dotierten Renovabis Forschungstipendium ausgezeichnet. “Damit möchten wir eine Filmemacherin unterstützen, die noch ganz am Anfang ihres neuesten Films steht. Wir freuen uns sehr auf Gulzat Egemberdieva, die die Geschichte des Opiumhandels in Zentralasien von der frühen Sowjetzeit bis heute nachzeichnet.“. Der Seufzer der Erinnerung erzählt aus einer einzigartigen Perspektive und mit einem außergewöhnlichen Zugang und wendet sich der Vergangenheit zu, um zu verstehen, wie dieses Problem noch immer in der Gegenwart nachhallt.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Spielfilm des Wettbewerbs anbietet, fiel 2023 auf JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022) mit der Begründung: „Die Stärke von Viesturs Kairišs‘ Film liegt in seiner unaufdringlichen Vielschichtigkeit. Er weitet sich von der unsicheren Suche eines jungen Mannes nach seiner Bestimmung in seinen Beziehungen wie in seinen künstlerischen Ambitionen zu einer kraftvollen, ausdrucksstarken Beschreibung des lettischen Kampfes für die Unabhängigkeit 1991. Privates Verhalten (zwischen Opportunismus und Protest), moralische Integrität und politische Aktion werden in ihrer Verschränkung, aber auch in ihren Widersprüchen deutlich, und beleuchten damit in der Tradition von Krzysztof Kieślowski subtil ein Stück weit die Gegenwart, ohne allerdings einfache Antworten zu geben. Formal spielt der Film geschickt mit verschiedenen analogen Bildformaten und Archivmaterial und erinnert eindrucksvoll an die Bedeutung von lettischen Filmemachern wie Juris Podnieks und Andris Slapinš und ihren Anteil als Künstler im Kampf um Unabhängigkeit und Demokratie. Der Film soll zum goEast Festival 2024 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 26. April bis 02. Mai in Wiesbaden statt. Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher:innen wie Radu Jude, und das Porträt Jasmila Žbanićs inklusive ihrer Anwesenheit beim Festival. Das Symposium, das unter dem Titel „Decolonizing the (Post)- Soviet Screen“ lief, erfreute sich einer sehr regen Teilnahme von Gästen aus dem In- und Ausland. Mit dem Cinema Archipelago, einem Rahmenprogramm, das über die klassische Kinoerfahrung hinausgeht, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zum zweiten Mal einen außerfilmischen Boden und ermöglichte u.a. eine erfolgreiche Ausstellung namens ILLUSTRATORS_NATIVE und Diskussionsrunden, die indigenen Aktivismus in ehemaligen Sowjetrepubliken thematisierten.

Alle Preisträger:innen noch einmal im Überblick:

1.Goldene Lilie für den Besten Film
REMEMBER TO BLINK (PER ARTI, LITAUEN, 2022, Regie: Austėja Urbaitė, Produzent: Živile Gallego

2. Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
PARADE (PARADAS, Litauen, 2022) Regie: Titus Laucius

3. CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
WE WILL NOT FADE AWAY (MY NE ZGASNIEMO, Ukraine, Frankreich, Polen, 2023, Regie: Alisa Kovalenko

4. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
THIS IS WHAT I REMEMBER (ESIMDE, Kirgisistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022), Regie: Aktan Arym Kubat

5. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
REMEMBER TO BLINK (PER ARTI, Litauen, 2022), Regie: Austėja Urbaitė

6. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
MOTHERLAND (MUTTERLAND, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022), Regie: Aleksander Mihalkovich, Hanna Badziaka

7. Lobende Erwähnung RheinMain Kurzfilmpreis
ARALKUM (Uzbekistan, 2022), Regie: Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko

9. . Pitch the Doc-Award
ASHES TO ASHES, DUST TO SIDE CHICKS, Kazakhstan, Regie: Intizor Otaniyozaova

RheinMain Kurzfilmpreis

NO NATION WITHOUT CULTURE, Tschetschenien, 2022, Regie: Vladlena Sandu

10. Renovabis-Recherchestipendium

THE SIGH OF MEMORY, Kirgisistan, Regie: Gulzat Egemberdieva

11 3sat-Ankauf

JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022), Regie: Viesturs Kairišs‘s your new text block with first paragraph.

Weitere Infos über https://www.filmfestival-goeast.de/

Die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films – in der Caligari Filmbühne eröffnet

Unter anderem mit diesem spannenden Kurzfilmbeitrag It's a date, machte Festivalleiterin Heleen Gerritsen Appetit auf das riesige Film-Programm (110 Beiträge, darunter 16 Wettbewerbsfilme) der 23. Ausgabe von goEast.
Unter anderem mit diesem spannenden Kurzfilmbeitrag It’s a date, machte Festivalleiterin Heleen Gerritsen Appetit auf das riesige Film-Programm (110 Beiträge, darunter 16 Wettbewerbsfilme) der 23. Ausgabe von goEast.

Endlich wieder ohne Maske konnten nach drei kargen Corona-Jahren gestern Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) und Festivalleiterin Heleen Gerritsen gemeinsam mit HMWK-Staatssekretärin Ayse Asar, Kulturfonds-Frankfurt-RheinMain Geschäftsführerin Karin Wolf und Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films – in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnen.

Endlich wieder die legendäre drangvolle Enge herrschte gestern Abend bei der Eröffnung der 23. goEast-Ausgabe in der Filmbühne Caligari. © Foto Diether von Goddenthow
Endlich wieder die legendäre drangvolle Enge herrschte gestern Abend bei der Eröffnung der 23. goEast-Ausgabe in der Filmbühne Caligari. © Foto Diether von Goddenthow

Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF), betonte in ihrem Grußwort, dass das Programm in diesem Jahr doch sehr durch die durch Russlands Angriffskrieg dramatisch veränderte kulturelle Landschaft in Russland selbst und in den Nachbarländern, die sich zu Recht Sorgen um ihre eigene Sicherheit und weitere Unabhängigkeit machen, geprägt sei.

Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) © Foto Diether von Goddenthow
Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) © Foto Diether von Goddenthow

Die neuen Herausforderungen seien „bereits beim letztjährigen goEast Festival auf dramatische Weise deutlich geworden, und das Festival reagierte darauf mit schnellen und prägnanten Programmbeiträgen, die einen wichtigen Dialog innerhalb der Gemeinschaft ermöglichten. Diese Faktoren und die Notwendigkeit, flexibel zu bleiben, haben die Planung des diesjährigen goEast Festivals und insbesondere des Symposiums beeinflusst, das sich aus einer neuen Perspektive mit dem Kino der Nachfolgestaaten der Sowjetunion beschäftigen wird“.

Festivalleiterin Heleen Gerritsen © Foto Diether von Goddenthow
Festivalleiterin Heleen Gerritsen © Foto Diether von Goddenthow

Festivalleiterin Heleen Gerritsen dankte ihrem ganzen Team und gab einen komprimierten spannenden Überblick über das Programm der nächsten Tage des goEast-Festivals 2023. Das Programm beinhalte erstaunlich viele Animationsfilme – psychedelische Klassiker aus Ungarn und Estland sowie zeitgenössische animierte Dokumentarfilme aus Tschechien und Lettland. „Unser beeindruckender Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE verwendet Animationen, um verloren gegangene Stellen aus einem Hollywood Film sowie Erinnerungen aus der Vergangenheit zu rekonstruieren“.
Insbesondere werde man dem ukrainischen Kino der Vergangenheit und Gegenwart einen besonders großen Platz einräumen. Unter dem Titel „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen” wird es zudem eine ganz Reihe Vorträge, Diskussionen und ein umfangreiches Filmprogramm mit internationaler Beteiligung geben. Die Festivalleiterin präsentierte etliche Kurz-Filmausschnitte, die Lust auf mehr machen, unter anderem den atemberaubenden Streifen „It’s a date“. Es ist eine rasend-lebensgefährliche  Fahrt  durch’s leergefegte abendliche Kiew zum Date symbolisiert  die Stimmung, und eine Besinnung zum Wesentlichen in diesen Zeiten.

Staatssekretärin Ayse Asar © Foto Diether von Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar © Foto Diether von Goddenthow

Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstrich, dass „ wir die verbindende und integrierende Kraft des Films und der Kunst“ nach wie vor brauchen. „Der entsetzliche Überfall Putins auf die Ukraine hat sich gejährt und noch immer erhalten wir schmerzvolle Nachrichten über diesen Angriff auf die Freiheit in Europa.“ Umso wichtiger sei es, „sich mit der Kultur und der Geschichte unserer osteuropäischen Nachbarn auseinanderzusetzen. Das goEast Festival spielt für diesen Austausch eine zentrale Rolle. Ich freue mich, Sie zur 23. Ausgabe begrüßen zu dürfen!“

Karin Wolf , Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolf , Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

Auch Karin Wolff, Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain, unterstrich, dass sich das goEast Filmfestival zum 23. Mal „als Ort des Austauschs zwischen den umfangreichen mittel- und osteuropäischen Identitäten und Kulturen sowie allen Menschen in Deutschland und Westeuropa“ entpuppt. Solch eine Plattform sei gerade in Zeiten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nötig, „die allen Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit für Begegnungen und intensive Dialoge gibt“ So forme ein reflektierter Umgang mit einer umfassenden mittel- und osteuropäischen Filmlandschaft den Mittelpunkt des goEast-Festivalprogramms. Im Hinblick auf diese besondere Festivaledition wünschte Wollf allen Kinobegeisterten „eine unvergessliche Zeit voller interessanter Diskussionen, lehrreicher Gespräche sowie inspirierender Filmvorführungen.“

Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz, hört leider auf. © Foto Diether von Goddenthow
Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz, hört leider auf. © Foto Diether von Goddenthow

Der scheidende Wiesbadener Kulturdezernent Axel Imholz dankte Festivalleiterin Heleen Gerritsen und dem gesamten goEast-Team für all die Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit „für dieses anspruchsvolle und sehenswerte Programm“. Als Fan von Zeichentrickfilmen freue er sich besonders, dass „gleich mehrere Pioniere des Animationsfilms“ dabei seien, darunter „Der Gründer des Pannónia Filmstúdiós, Gyula Macskássy sowie Sándor Reisenbüchler, dessen experimentell-philosophisches Werk sich zwischen Science-Fiction und Psychedelika bewege. Außerdem Elbert Tuganov, der Gründer des Nukufilm-Studios für Stop-MotionFilme sowie Rein Raamat, einer der erfolgreichsten estnischen Animationsfilmregisseure“, so Imholz, dessen Weggehen nicht nur die vielen „Imholz-Fans“ sehr bedauerten.

Intensiver Austausch beim anschließenden FilmEmpfang mit den osteuropäischen Gästen im Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Intensiver Austausch beim anschließenden FilmEmpfang mit den osteuropäischen Gästen im Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Alle Infos und das gesamte Programm unter goEast 2023

23. Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast vom 26.4. bis 2. Mai 2023 – mit 110 Filmen, Filmtalks, Workshop, Partys usw.

Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf 'dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff" tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,
Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf ‚dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff“ tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,

Nach drei Corona-Jahren findet vom 26.4. bis 2. Mai 2023 die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films –  endlich wieder in gewohnter Präsenz statt: in der Caligari Filmbühne, im Murnau Filmtheater, Kulturzentrum Schlachthof und Apollo-Kinocenter, zudem in Spielstätten in Darmstadt, Mainz und Gießen.  Festivial Center sind das Museum Wiesbaden und zum ersten Mal auch das Alte Gericht für Filmtalks und mit Filmbar im Clubhouse.

Trotz des Ukraine-Krieges mit all seinen Folgen für den Kultursektor gelang es dem goEast-Team ein spannendes Programm mit 110 Filmen aus 18 osteuropäischen Ländern zusammenzustellen. In diesen Zeiten war es besonders aufwändig  für das goEast-Team, benötigte Einreisepapiere sowie die oftmals komplizierten Flugverbindungen für Gäste und Filmschaffende aus den osteuropäischen Ländern zu organisieren.

Umso mehr freut sich das goEast-Team, dass bereits über 350 Filmgäste ihr Kommen nach Wiesbaden zugesagt haben. Eine besondere Ehre dabei ist der Besuch der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić, welcher das diesjährige Porträt gewidmet ist. Sie wird bei Filmgesprächen und in einem ausführlichen Werkstattgespräch über ihre umfangreiches Schaffen Auskunft geben.

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow
Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017, erklärte auf er heutigen Pressekonferenz „Die 23. Ausgabe von goEast startet mit einem starken Wettbewerb und einer Auswahl an besonderen Filmgästen. Osteuropa auf Augenhöhe – das ist seit der 1. Festivalausgabe das Motto von goEast. Es gilt, nicht nur ÜBER Osteuropa, sondern MIT Osteuropa zu reden. In Zeiten von Krieg und kulturellen Missverständnissen sind Dialogforen wie das unsere wichtiger denn je.“

So wird das Festival neben der Präsentation seltener und hierzulande praktisch nie gezeigter Filmkunst mit zahlreichen Premieren, vor allem auch eine Woche sein mit intensiven Begegnungen, mit Austausch und weiteren kulturellen Highlights. Und goEast wird  ein Ort sein, an dem erneut die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck gebracht werden wird.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow
Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm, ist voller Vorfreude auf goEast: „Als feste Größe im hessischen Kulturkalender bringt das goEast Festival aktuelles Kino aus Mittel- und Osteuropa in das Rhein-Main-Gebiet. goEast versteht Film dabei auch als Medium, das den kulturellen Dialog und Austausch fördert: zwischen Filmschaffenden und Publikum und zwischen Nachwuchsregisseur:innen aus Ost und West. Ich freue mich auf ein Programm, das die Vielfalt der mittel- und osteuropäischen Kultur in Wiesbaden erlebbar macht!“

Im goEast Wettbewerb konkurrieren 16 aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme untereinander um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der neu ausgelobte und mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA'S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

In der Matinee ist Slowenien mit der Regisseurin Maja Weiss und ihrem Mystery-Film HÜTER DER GRENZE (2002) zu Gast. Ein Film, der seiner Zeit weit voraus war — feministisch, mysteriös, queer und anti-nationalistisch.

Im Symposium soll insbesondere die sich verändernde Filmlandschaft in Mittel- und Osteuropa reflektiert und unter dem Motto „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen“ der Blick erstmals auf die Kolonialisierung Osteuropas und Unterdrückung indigener Völker durch Russland gerichtet werden- Dabei wird insbesondere dem ukrainischen Kino der Vergangenheit und Gegenwart ein großer Platz eingeräumt werden. Im Rahmenprogramm treffen sich Filmschaffende, Künstler und Künstlerinnen und Anti-Kriegsaktivisten aus indigenen Bewegungen des post-sowjetischen Raums.

Der Krieg in der Ukraine und die vielen, auch in Deutschland heftig geführten Diskussionen über den Umgang mit russischer Kultur, machen das Thema aktuell und die Debatte notwendig. In weiteren Sektionen wie den Anarcho Shorts oder der RheinMain Kurzfilmrolle werden Kurzfilme verschiedener Genres gezeigt. in der Archivpräsentation, die dieses Jahr der Slovenska Kinoteka aus Ljubljana gewidmet ist, ist FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR von Živojin Pavlović (Jugoslawien, 1980) zu sehen.
In der Matinee am Sonntag, 30. April, in der Caligari FilmBühne wird GUARDIAN OF THE FRONTIER (Frankreich, Slowenien, Deutschland, 2002) von Maja Weiss vorgeführt. Zu Gast mit einem Filmprogramm ist auch das tschechische Institute of Documentary Film (IDF), das seit 2001 kreative Dokumentarfilme aus Mittel- und Osteuropa unterstützt – hier kann das Genre „AniDoc – animierte Dokumentarfilme – erkundet werden. Begleitend dazu gibt es einen Workshop für junge Menschen von dem Prager Duo Nazlı Kaya und Tomáš Doruška in der Wiesbadener Medienwerkstatt, wo Teilnehmer:innen selbst mit dem animierten Dokumentarfilmgenre experimentieren können.

Eine neue Generation von Filmschaffenden wird sich im Fast-West Talent Lab mit Expertinnen und Gleichgesinnten austauschen. Besonders freut das goEast-Team, dass in diesem Jahr gleich zwei ehemalige Teilnehmerinnen einen Platz im goEast Wettbewerb ergatterten: MOTHERILAND (Belarus) und FLOTACIJA (Serbien) haben ihre Reise beide im Wiesbadener Lab begonnen.

Daran, dass jeder Krieg irgendwann ein Ende nimmt, und dann eine lange Nachkriegszeit mit Wiederaufbau und Aufarbeitung folgt, soll das Oeuvre der bosnischen Star-Regisseurin Jasmila Zbanic erinnern, die in diesem Jahr im Mittelpunkt der Porträt-Sektion steht. In Bosnien und Herzegowina geht das Leben weiter, Filme helfen bei der Verarbeitung von Traumata. Jasmila Zhanic setzt sich in ihrer Heimat zudem auch aktiv für Frauenrechte ein.
Das Festival-Programm beinhaltet im 23. Festivaljahr erstaunlich viele Animationsfilme ¬psychedelische Klassiker aus Ungarn und Estland stehen neben zeitgenössischen animierten Dokumentarfilmen aus Tschechien und Lettland. Auch der beeindruckende Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE verwendet Animation, um verloren gegangene Stellen aus einem Hollywood-Film sowie Erinnerungen aus der Vergangenheit zu rekonstruieren,

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Für Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden und Zeichentrickfilm-Liebhaber, hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Der Angriff Russlands, das unermessliche Leid und die Zerstörung in der Ukraine, all das ist Tag für Tag noch immer gegenwärtig. Ein Festival wie goEast, das nicht nur eine filmische, sondern auch eine Gesprächsplattform für Filmemacherinnen/Filmemacher und Besucherinnen/Besucher aus Ost und West bietet, bleibt daher mehr denn unglaublich wertvoll“, so Kulturdezernent Axel Imholz.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der schon zum zweiten Mal das innovative Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ fördert, sieht die Aufgabe des Programms in der Stärkung von Solidarität und Verständnis: „Das Rahmenprogramm ‚Cinema Archipelago‘ des goEast Filmfestivals geht nach einem erfolgreichen Start in die zweite Runde. Das Filmfestival, das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum ausgerichtet wird, nimmt neue mediale Ausdrucksformen in den Fokus und steht zugleich auch weiterhin unter dem Einfluss des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Kunstschaffende aus Ungarn, Ukraine, Lettland, Weißrussland und vielen weiteren mittel- und osteuropäischen Nationen, die beim diesjährigen Festival zu Gast sein werden, wollen in ganz unterschiedlichen Sparten aufzeigen, wie angespannt das aktuelle Verhältnis zwischen ihrer jeweiligen und der russischen Kultur ist und welch‘ große Individualität in ihrer eigenen Kulturszene steckt. Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf ein facettenreiches Programm aus klassischen und neuen Formaten freuen. Wir freuen uns sehr auf das Festival und wünschen viel Erfolg!“

Die Website des Festivals trägt bereits ihr neues Gewand, auch das komplette Programm ist online zu finden. Am 26. April wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 23. Mal feierlich eröffnet – mit dem Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen, 2022) der armenischen Regisseurin Inna Sahakyanin in der Caligari FilmBühne.

Das komplette goEast-Programm mit Programm-Heft, Katalog, Timetable, goEast Fokus sowie Symposiumflyer unter https://www.filmfestival-goeast.de/

Tickets der Veranstaltungen können über die goEast-Webseite https://www.filmfestival-goeast.de/ erworben werden. Über den Reiter „Filmsuche 2023″ oder „Cinema Archipelago“ gelangt man ganz einfach zu den gewünschten Veranstaltungen.

SPIELSTÄTTEN WIESBADEN

Festivalzentrum Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Altes Gericht (hier finden die Filmtalks jeweils um 22.00 h im Clubhouse statt)
Gerichtsstraße 2
65185 Wiesbaden

Caligari FilmBühne
Marktplatz 9
65183 Wiesbaden

Murnau-Filmtheater
Murnaustraße 6
65189 Wiesbaden

Apollo-Kinocenter
Moritzstraße 6
65185 Wiesbaden

Ostkiosk
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Kulturzentrum Schlachthof
Murnaustraße 1
65189 Wiesbaden

WEITERE SPIELSTÄTTEN
Kino Palatin
Hintere Bleiche 6 – 8
55116 Mainz

Programmkino Rex
Wilhelminenstraße 9
64283 Darmstadt

Kinocenter
Bahnhofstraße 34
35390 Gießen

 

23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films steht vor der Tür – vom 26. April bis 2. Mai 2023

goEast2023-logo-450Wiesbaden/Frankfurt, 04 April 2023. Nur noch drei Wochen bleiben bis zum Beginn der 23. Ausgabe des vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films (26. April bis 02. Mai) in Wiesbaden und der umliegenden Region. Ein Teil des Programms wird in Zusammenarbeit mit dem VoD-Anbieter Filmwerte auch online zur Verfügung stehen.

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE
Die 23. Ausgabe von goEast eröffnet mit dem Film AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen 2022). Die Spurensuche von Regisseurin Inna Sahakyan führt uns in die 1910er Jahre zurück, als der grauenhafte Genozid an dem armenischen Volk verübt wurde. Die junge Armenierin Arshaluys Mardigian überlebte den Völkermord und schaffte die Überfahrt in die USA, wo sie ihre Autobiografie veröffentlichte. Das Buch wurde 1919 in Hollywood aufgegriffen, und unter dem Titel AUCTION OF SOULS verfilmt. Der Stummfilm erzählt den Überlebenskampf Arshaluys Mardigians und sie selbst spielt die Hauptrolle. Der Film war ein Box Office Hit, von dem leider nur Bruchstücke erhalten sind. Inna Sahakyan kombiniert dieses Archivmaterial mit Animationen, rekonstruiert die Geschichte und gedenkt den grauenhaften Ereignissen des Genozids am armenischen Volk, ein nach wie vor relevantes Thema.

Filme von Frauen über Frauen, Dramen, Dokumentarfilme,

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA'S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022
Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA’S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022

Komödien und Porträts aus dem Osten und Mitte Europas – die ganze Vielfalt im goEast Wettbewerb
Das Herzstück des Festivals, der Wettbewerb, umfasst ein großes Programm und bietet dem breiten Publikum aus Wiesbaden und der Region die Chance, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films näher kennenzulernen. Eine fünfköpfige internationale Jury vergibt drei Preise im Wert von insgesamt 21.500 Euro und die Jury der FIPRESCI vergibt zwei Preise der Internationalen Filmkritik. Besonders begehrt ist die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“ als Hauptpreis des Wettbewerbs von goEast. Die Landeshauptstadt Wiesbaden vergibt den Preis für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist.

Nachdem bereits der Eröffnungsfilm ein Frauenschicksal von Frauenhand zeichnet, geht der Wettbewerb mit NOT A THING (Veszélyes lehet a fagyi, Ungarn, 2022) unter der Regie von Fanni Szilágyi los. Adèl und Evá sind eineiige Zwillinge, die sich in konträren Lebenssituationen befinden. Das angespannte geschwisterliche Verhältnis spitzt sich dramatisch zu. Das feministische Science-Fiction-Drama ORDINARY FAILURES (Běžná selhání, Tschechien, Ungarn, Italien, Slowakei, 2022) von Cristina Groșan bringt die Schicksale von drei Frauen kurz vor dem Ende der Welt zusammen. Bei REMEMBER TO BLINK (Per arti, Litauen, 2022) von Austėja Urbaitė handelt es sich um ein psychologisches Drama. Ein französisches Ehepaar beschließt vor der Adoption eines Geschwisterpaares aus Litauen, die litauische Studentin Gabriele einzustellen, um zu dolmetschen und die Eingewöhnung der Kinder zu unterstützen. Daraus entwickelt sich ein spannendes, psychologisch tiefgründiges Drama. Dramatisch und turbulent geht es auch in THE BEHEADING OF ST. JOHN THE BAPTIST (Usekovanje, Serbien, 2022) von Siniša Cvetić zu. Wo treffen UFOs, Paralleluniversen, Alkoholkonsum, Generationskonflikte und Drogen aufeinander? Bei einem Abendessen mit der ganzen Familie während der Pandemie im Elternhaus. Ein gesellschaftskritisches Drama ist auch Marko Šantićs WAKE ME (Zbudi me, Slowenien, Kroatien, Serbien, 2022). Nach einem Unfall leidet Rok unter einem temporären Gedächtnisverlust und erkennt selbst seine Freundin Rina nicht wieder. Nur an seine Heimatstadt und an sein ehemaliges Zuhause kann er sich erinnern. Nach einem wenig herzlichen Empfang dort setzt Rok langsam seine Vergangenheit wieder zusammen und erinnert sich an seinen xenophoben Freundeskreis, an Manipulation und Gewalt.

Das dokumentarische Gesellschaftsporträt MOTHERLAND (Mutterland, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022) unter der Regie von Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka aus Belarus wurde 2019 zum ersten Mal beim East-West Talent Lab gepitcht und gewann damals das Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilme mit Menschenrechtebezug. Die Belarussin Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, enden. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexander Lukashenka und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht. Im Coming-of-Age-in-War-Dokumentarfilm WE WILL NOT FADE AWAY (My ne zgasniemo, Ukraine, Frankreich, Polen, 2023) unter der Regie Alisa Kovalenkos wächst eine Gruppe Jugendlichen im Donbass auf. Der Lärm von Gewehrsalven gehört für die Freundesgruppe genauso zu ihrem Alltag wie die gewöhnliche Frage, was nach dem Schulabschluss folgt. Eine Frage mit einem besonders bitteren Beigeschmack, wenn die Perspektiven in der eigenen Heimat begrenzt sind und der Krieg vertraute Orte zerstört. Nicht zerstörbar sind ihre Hoffnungen und Träume. Alisa Kovalenko gewann mit ihrem Film HOME GAMES 2019 den Preis für kulturelle Vielfalt bei goEast.

Einen besonderen Platz im Wettbewerb haben zweizentralasiatische Filme. Gedächtnisverlust ist im Gesellschaftsporträt THIS IS WHAT I REMEMBER (Esimde, Kirgistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022) des kirgisischen Altmeisters Aktan Arym Kubat Thema. Der vermisste Mann Zarlyk kehrt nach 20 Jahren Gastarbeit in Russland zurück nach Kirgisistan. Mit seiner Familie kann Zarlyk nichts anfangen, da er sein Gedächtnis verloren hat. Mit stoisch schweigender Miene macht er das, was ihm als einzige Erinnerung blieb – die Straßen des Dorfes von Müll zu befreien. Das Trauma der Gastarbeit, die gegensätzlichen Kräfte in einer postsowjetischen Dorfgemeinschaft und der Versuch, trotz aller Brüche wieder zueinanderzufinden, werden mit ruhiger Hand gezeichnet. Regisseur und goEast-Stammgast Adilkhan Yerzhanov nimmt uns mit seinem Rachewestern GOLIATH (Kasachstan, 2022) erneut mit nach Karatas: das Dorf im kasachischen Middle-of-Nowhere, wo bereits viele von Yerzhanovs vorherigen Filmen spielten. Dort herrscht der skrupellose Gangsterboss Poshaev. Yerzhanovs Neuerzählung des „David gegen Goliath“-Topos entfaltet sich bedächtig und mit Blick auf das Universelle.

Der Genrefilm ist nicht nur durch Adilkhan Yerzhanov, sondern auch durch den ukrainischen Film noir LA PALISIADA (Ukraine, 2023) von Philip Sotnychenko vertreten. Er erzählt die Geschichte von Aisel und Kiril, die Mitte der 1990er Jahre innerhalb starker patriarchalischer Strukturen aufwachsen. Die Väter, beides Polizisten, ermitteln in einem Mordfall. Doch um der Öffentlichkeit einen Täter präsentieren zu können, überschreiten die Ermittler das Gesetz. Der Verschwörungsthriller TRAIL OF THE BEAST (Trag divljači, Serbien, 2022) von Nenad Pavlović spielt 1979 in Belgrad. Der angehende Journalist Jugoslav Bucilo beginnt im Fall des als vermisst geltenden ehemaligen Studentenführers Aljoša Josić Nachforschungen anzustellen. Im Zuge dessen wird er in einen Mordfall verwickelt, in den nicht nur Aljoša, sondern auch sein Vater Blagoje – ein hoher Angestellter beim Geheimdienst, von Kultschauspieler Miki Manojlović verkörpert – verstrickt zu sein scheinen. Im Rahmen der diesjährigen Archivpräsentation zeigen wir in diesem Jahr auch einen Film von Nenad Pavlović‘ Vater Živojin FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR (Nasvidenje v naslednji vojni, Jugoslawien, 1980). TRAIL OF THE BEAST ist auch eine Hommage an das Werk des Vaters.

Mit JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022) nimmt Regisseur Viesturs Kairišs das Publikum mit in das Baltikum im Jahr 1991, als die sowjetischen Spezialeinheiten im Einsatz sind und versuchen, das baltische Bestreben nach Unabhängigkeit zu unterdrücken. POLISH PRAYERS (Polnische Gebete, Schweiz, Polen, 2022), das Dokumentarfilmdebüt der Regisseurin Hanka Nobis, ist ein paradoxes Porträt. Vier Jahre lang begleitet sie Antek, der inmitten einer tiefreligiösen und konservativen Familie im heutigen Polen aufwächst. Katholizismus, Nationalismus und eine patriarchale Vorstellung von Männlichkeit bestimmen sein Leben. Aufgezeigt werden nicht nur die innere Zerrissenheit eines jungen Mannes, sondern auch die tiefe Spaltung der polnischen Gesellschaft. Der gewaltvolle Montagefilm MANIFESTO (Russland, 2022) von Angie Vinchito (ein Künstler:innenpseudonym, um die Identität des russischen Filmschaffenden zu schützen) zeigt Gewalt im Schulsystem und im Alltag im gegenwärtigen Russland, aus der Perspektive von Schulkindern und Jugendlichen. Der aus Youtube- und Handyvideos zusammengesetzte Film veranschaulicht eine systematische Brutalität gegen junge Menschen.

Der magisch-realistische FLOTACIJA (Serbien, 2023) feiert in Wiesbaden seine internationale Premiere. Im ostserbischen Majdanpek lässt Regieduo Alessandra Tatić und Eluned Zoë Aiano Magie und Wirtschaftskrise aufeinandertreffen. Auch FLOTACIJA begann seine Reise im Wiesbadener East-West Talent Lab.

Last but not least: In der brillanten Komödie PARADE (Paradas, Litauen, 2022) inszeniert Regisseur Titas Laucius ein gewieftes Match gegen das kirchliche Tribunal. Als Miglės Jugendblaskapelle für eine städtische Parade auserwählt wird, überschlagen sich im Leben der taffen Dirigentin die Ereignisse: ihre Tochter sorgt dafür, dass sich ein Junge mit der eigenen Trompete einen Zahn ausschlägt. Anschließend offenbart die Schülerin, dass sie sich statt der Musik lieber Capoeira widmen möchte. Zu guter Letzt informiert Miglės Ex-Mann die Familie noch über den Tod seiner Mutter, und bittet Miglė vor dem Gericht der katholischen Kirche, die Annullierung ihrer Ehe zu beantragen.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Bioskop: Sehenswertes aus Mittel- und Osteuropa
Abseits des Wettbewerbsfiebers und Premierenzwangs stehen im Bioskop einzigartige Filmerlebnisse und Festivalhighlights auf dem Programm. Geboten wird ein weitgefächertes Spektrum aktueller mittel- und osteuropäischer Filmproduktionen in all ihrer künstlerischen wie inhaltlichen Breite – von diversen Genrefilmen bis hin zu experimentellen Werken. Im vielfach preisgekrönten MY LOVE AFFAIR WITH MARRIAGE (Lettland, USA, Luxemburg, 2022) erzählt Signe Baumane mit viel Humor und Gefühl in ihrem typischen Animationsstil persönlich und versöhnlich die Etappen der Emanzipation ihrer Protagonistin Zelma nach. Mit von der Partie ist Berlinale-Preisträger Radu Jude, ein altbekannter Gast bei goEast. Seine jüngsten Kurzfilme wurden nun erstmalig in einem CINEMA ALMANAC (Almanah Cinema: Șase filme scurte de Radu Jude, Rumänien, 2022) gesammelt, die sein breites Interesse an Themen- und Formenvielfalt widerspiegeln. THE HAMLET SYNDROME (Das Hamlet-Syndrom, Polen, Deutschland, 2022) von Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski begleitet die Theaterproben von fünf jungen Ukrainer:innen, die ihre Kriegserfahrungen in einer Neuinterpretation von Shakespeares „Hamlet” verarbeiten. Das Regieduo gibt bei goEast auch eine öffentliche Masterclass über ihr filmisches Schaffen. Das Familienporträt FRAGILE MEMORY (Ukraine, 2022) des Regisseurs Igor Ivankov führt in die filmische Vergangenheit seines Großvaters Leonid Burlaka ein, der als Kameramann am Odessa Filmstudio tätig war. Während Igor anhand der in der Garage gefundenen Filmrollen das Gesamtwerk seines Großvaters entdeckt, verblasst dessen Gedächtnis aufgrund seiner Demenzerkrankung immer mehr. Die psychologische Weihnachtsgroteske THE UNCLE (Stric, Kroatien, Serbien, 2022) von David Kapac und Andrija Mardešić spielt in Jugoslawien der späten 1980er Jahre. In der Titelrolle als fieser Onkel zu sehen: Miki Manojlović. Außerdem dabei ist ein wahrer Altmeister des Filmschaffens, Jerzy Skolimowski, mit seiner mitreißenden Hommage EO (IO, Polen, Italien, 2022) an Robert Bressons Klassiker BALTHASAR aus dem Jahr 1966.

Kurzfilmliebhabende

Aber auch für Kurzfilmliebhabende gibt es ein wildes Programm auf der großen Leinwand zu sehen: die Anarcho Shorts. „Live, laugh, love” lautet das diesjährige Motto, unter dem die bunten, unkonventionellen Filme präsentiert werden.

 

Am Tag der Arbeit hat goEast ein traditionelles Rhein-Kreuzfahrtschiff gemietet und lädt herzlich zu einer Schifffahrt mit Festivalgästen ein. Während die idyllischen Landschaften des Rheingaus am Schiff vorbeiziehen, werden kurze Lesungen und Poesie-Performances für intellektuelle Stimulation sorgen. Ausgewählte Filmemacher:innen werden aus den Werken ihrer Lieblingsautor:innen lesen, mit Übersetzung. Der Wiesbadener Schriftsteller Alexander Pfeiffer übernimmt die Moderation. Am 1. Mai um 13:30 Uhr ab Anlegestelle: Rheingaustraße 148, 65203 Wiesbaden-Biebrich.

Nachgefeiert werden müssen diverse Partys, die im Laufe der letzten dreieinhalb turbulenten, von Corona geprägten Jahre ausgefallen sind. Partystart ist mit dem goEast-Partykeller und DJ Janeck am 28. April um 23:00 Uhr in der neuen Location im Alten Gericht. Estonian Funk Embassy lässt am Samstag, 29. April um 22:30 das Kulturzentrum Schlachthof beben. Anknüpfend an das ungarisch-estnisches Space-Age-Animationsfilmprogramm sind der „Ambassador of Funk“ aka Henrik Ehte und sein Kollege Ingvar „Indo“ Kassuk nach Wiesbaden entsandt, um das Publikum mit Funk-, Soul-, Disco- und Jazz-Aufnahmen estnischer Künstler:innen aus den 70er und 80er Jahren das Publikum in einer Trance zu versetzen. Die Abschlussparty am 02. Mai steigt um 23:00 Uhr im Alten Gericht mit einer bunten Mischung aus Gypsy, Klezmer-Melodien und moderner Elektro-Rhythmen.

Informationen: goEast2023

goEast 2022 _ Gewinner:innen beim Festival des mittel- und osteuropäischen Films: Hauptpreis für VERA TRÄUMT VOM MEER // Beste Regie für SANFT

Archivbild © Diether v. Goddenthow
Archivbild © Diether v. Goddenthow

VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi) gewinnt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. In diesem Thriller muss sich Vera nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen stellen und um grundlegende Rechte kämpfen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Jasna Đuričić begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Goldene Lilie für den besten Film geht an einen Film über den Kampf einer Frau gegen eine primitive männliche Welt und eine heruntergekommene Männlichkeit, die leider immer noch an der Macht ist.“

Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach 7 Tagen voller Filmkunst, Virtual Reality, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen, bei der 87 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem Work-in-Progress-Wettbewerb für XR gekürt und Preise im Gesamtwert von 30.500 Euro verliehen.

Das Regieduo Anna Nemes und László Csuja gewann mit SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum des Films steht Bodybuilderin Edina, die für Miss Olympia trainiert und dabei zu vielen Opfern bereit ist. „Die Filmemacher:innen erzählen mit ihrem vielschichtigen filmischen Ansatz eine Geschichte, die sorgfältig auf Details achtet und so das Porträt einer Frau voller Würde erschafft. Eine Frau, die sich nach Anerkennung und Liebe sehnt.“, so die Jury.

TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) wurde mit dem von der Central and Eastern European Online Library neu ausgelobten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm, der mit 4.000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde an der russisch-ukrainischen Front gedreht und fokussiert auf ein 14-jähriges Mädchen, das täglich inmitten der Schrecken des Kriegs lebt. Die Jury nennt den Film „ein Tribut an die jungen Menschen, die in den Ruinen unserer Welt leben.“

Mit einer lobenden Erwähnung wurde „ein Flüchtlings-Roadmovie, das uns daran erinnert, dass der Krieg überall ist“ ausgezeichnet: DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša): „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Spielfilm geht an einen komplexen Film, der auf vielen verschiedenen Ebenen funktioniert und in dem auf vielfältige Weise der aktuelle, schreckliche Krieg mitklingt. Er ist eine mutige Erkundung persönlicher Trauer und der verschiedenen Formen, die diese annehmen kann, außerdem zeigt er dezent, wie sich die Spuren von Gewalt für immer in eine Gemeinschaft einprägen. Gleichzeitig fesselt uns der Film recht unkonventionell als Kriminalfilm und Roadmovie.“

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Senem Erdine, Konstanty Kuzma und Alik Shpilyuk waren, TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) aus: „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Dokumentarfilm geht an einen Film, der uns auf allen Ebenen überzeugte: künstlerisch, kinematographisch, menschlich, persönlich und politisch. Wir möchten besonders auf die Fähigkeit des Filmemachers hinweisen die Protagonistin empathisch und respektvoll zu behandeln und gleichzeitig sanft und beschützend zu sein.“

Der Merck-Innovationspreis für XR, dotiert mit 3.500 Euro, wurde im Work-in-Progress-Wettbewerb mit 8 teilnehmenden Projekten durch eine Jury, bestehend aus Antoinette Engel, Paola Gazzani Marinelli und Alexandra Gérard an ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva) verliehen: „Wir denken, dass das Projekt umsetzbar und an einem wichtigen Punkt in der Produktion ist. Diese 6DoF-Experience wird eine ausgedehnte, poetische Fantasie der Arktis bieten und diesen Raum durch volumetrische Collage für Besucher:innen zugänglich machen. So macht es die dortige Kultur, die Menschen, die Landschaft und die aktuellen Probleme lebendig. In einer Region, in der Künstler:innen oft alleine arbeiten und sich außerhalb einfach zugänglicher Netzwerke befinden, ist dieser Preis um so wichtiger.” Eine lobende Erwähnung bekam das Projekt IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász). „Die zeitgemäße, ortsbasierte, interaktive und dokumentarische AR-Experience erweckt die unsichtbare Geschichte von Budapests jüdischem Viertel zum Leben“, so die Jury.

Im East-West Talent Lab, das mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung durchgeführt wurde, fand heute Vormittag der Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Dr. Catherine Colas, Vera Lacková und Alex Shiriaieff statt. Hier gewann das Projekt I DON’T WANT von Hanis Bagashov aus Nordmazedonien das Renovabis-Recherchestipendium (3.500 Euro) für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte. „Das sehr intime Familienporträt enthält so problematische Themen wie Religion, Tradition und Ausgrenzung. Die Jury entschied sich einstimmtig, da es nicht nur das vielversprechendste Filmprojekte war, sondern auch der beste Pitch“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der mit 1.500 Euro dotierte Current Time TV Award (USA) ging ebenfalls an I DON’T WANT von Hanis Bagashov, in der Hoffnung, dass der Preis dem Film helfen würde sein verdientes Publikum zu erreichen, während der Pitch the doc-Award im Wert von 500 Euro dem vielversprechenden Sozialdrama ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva) verliehen wurde.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel 2022 auf den Wettbewerbsfilm KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach). Die Jury von 3sat begründete Ihre Entscheidung folgendermaßen: „In ebenso eindringlichen wie vielschichtig komponierten Bildern, die an klassische Malerei und Western-Szenarien erinnern, erzählt KLONDIKE vom Widerstand einer schwangeren Frau gegen die brutalen Realitäten eines Kriegs, in dem die Konfliktparteien in ihrem Kampf um die „richtige“ Zugehörigkeit Familien auseinanderreißen und die Lebensgrundlage der Menschen zerstören. Die meisterliche Inszenierung, die spannungsvoll und irritierend zwischen Realismus, surrealen Momenten und allegorischer Kraft oszilliert, und nicht zuletzt das brillante Schauspiel von Oxana Cherkashyna als Irka verleihen der Geschichte vom Überleben im Krieg ihre stille Wucht. Durch seine Menschlichkeit und universelle Aussage wird der Film auch noch weit jenseits aktueller Berichterstattung und Breaking News über die Grausamkeit des Krieges Bestand und Relevanz haben.“ Der Film soll zum goEast Festival 2023 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 19. bis 25. April in Wiesbaden statt.
Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher:innen wie Paweł Łoziński, die Retrospektive von Lana Gogoberidzes Filmwerk in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen und Lana Gogoberidzes Anwesenheit beim Festival. Das Symposium, das sich unter dem Titel „Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie“ mit Jean-Luc Godard und seiner Beziehung zu Mittel- und Osteuropa beschäftigte fand online und vor Ort rege Teilnahme. Mit dem Cinema Archipelago, einem Rahmenprogramm, das über die klassische Kinoerfahrung hinausgeht, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Neuland und ermöglichte u.a. ein erfolgreiches und empowerndes Programm namens Yugoretten – ein Forum für Frauen* aus Ex-Jugoslawien.

Das Festival fand unter den Vorzeichen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine statt, was dazu führte, dass drei russische Filme ersatzlos aus dem Programm genommen wurden. Trotzdem waren einzelne russische Produktionen zu sehen, die keine staatliche Förderung erhalten hatten. Im Mittelpunkt standen ukrainische Filmschaffende und ukrainische Produktionen, von denen drei auch im Wettbewerb zu sehen waren. Ein Filmemacher aus der Ukraine nahm sogar eine 45-stündige Busfahrt auf sich, um seinen Film beim Festival zu präsentieren. Zum Thema des Boykotts russischer Filme gab es am Festivalsamstag ein Podiumsgespräch, bei dem ukrainische Filmschaffende ihre Perspektive und ihre Bedürfnisse erklärten.

Alle Preisträger:innen noch einmal im Überblick:
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  1. Goldene Lilie für den Besten Film
    VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi)
  2. Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
    SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022, Regie: Anna Nemes und László Csuja)
  3. CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  4. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
    DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)
  5. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
    PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša)
  6. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  7. Merck-Innovationspreis für XR
    ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva)
  8. Lobende Erwähnung XR
    IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász)
  9. Renovabis-Recherchestipendium
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  10. CurrentTime Award
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  11. Pitch the Doc-Award
    ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva)
  12. 3sat-Ankauf
    KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach)

goEast informiert über das Festivalprogramm und stellt die Wettbewerbsjury vor

goEast_2022_450goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zeigt von Dienstag, 19., bis Montag, 25. April, 88 Filme aus 43 Ländern.
Die Besucher:innen können sich auf 15 Deutschlandpremieren, eine internationale Premiere und fünf Weltpremieren freuen sowie auf drei filmhistorische Sektionen, Vorträge, Filmgespräche und ein neues Begleitprogramm, das unter dem Titel „Cinema Archipelago“ neue Rezeptionsräume für das Kino und audiovisuelle Kunstformen eröffnet.
„Das goEast-Team hat sich kreativ und widerstandsfähig an die Pandemie angepasst, und nach zwei Jahren Online-Festival, in denen im vergangenen Jahr nur die anwesenden Jury-Mitglieder die Filme live sehen konnten, bringen wir nun endlich wieder alle im Kino persönlich zusammen: unser Publikum, die Jurys und die Filmemacher.“, sagte Ellen M. Harrington, Direktorin des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums – DFF. „goEast ist eine lebendige Gemeinschaft, die von dynamischen Gesprächen und Interaktion lebt, und in diesem Jahr freuen wir uns besonders, mit Natalia Libet ein ukrainisches Jurymitglied begrüßen zu können. Die ukrainische Produzentin musste kriegsbedingt ihren Wohnort Kyjiw verlassen und lebt derzeit in Lwiw. Es ist sehr berührend für mich, dass sie trotz des Krieges in ihrem Heimatland zu unserer Jury gehören wird.“, so Festivalleiterin Heleen Gerritsen.

Im goEast Wettbewerb konkurrieren aktuelle Filmproduktionen um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der neu ausgelobte und mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Die 22. Ausgabe von goEast starte mit einem sehr starken Wettbewerb. Es sei wichtiger denn je, „dass wir uns hier in Deutschland mit den (Film-)Kulturen der Länder aus Mittel- und Osteuropa beschäftigen. Uns verbindet mehr als man denkt. Der Krieg hängt natürlich wie ein dunkler Schatten über dem gesamten Programm, umso mehr freue ich mich über die Anwesenheit einer großen ukrainischen Delegation beim Festival. Und dass wir nach zwei Covid-Jahren überhaupt wieder alle gemeinsam im Kino sein können, ist großartig.“, so die so Festivalleiterin

Knapp 200 Gäste aus der Filmbranche Mittel- und Osteuropas werden zum Festival in Wiesbaden erwartet. Eine besondere Ehre ist der Besuch der 93-jährigen georgischen Regisseurin Lana Gogoberidze, welcher die diesjährige Hommage gewidmet ist. Sie reist mit Tochter und Filmemacherin Salomé Alexi zur weltweit ersten Retrospektive ihrer Arbeiten an und wird sowohl bei Filmgesprächen als auch in einem Werkstattgespräch über ihre 60 Jahre umspannende Schaffenszeit Auskunft geben. Auch das Ende des “post-sowjetischen” Zeitalters, sowie Ost- und Westkonflikte werden in dem Programm diskutiert werden. Im Symposium „Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie in Mittel- und Osteuropa“ diskutieren zahlreiche Vortragende aus Wissenschaft und Film über Jean-Luc Godards Verhältnis zu Mittel- und Osteuropa und den Einfluss, den das mittel- und osteuropäische Kino auf seine eigenen Filme hatte. goEast zeigt elf Filme Godards in Kombination mit acht Werken mittel- und osteuropäischer Filmschaffender. In weiteren Sektionen wie den Anarcho Shorts oder der RheinMain Kurzfilmrolle werden Kurzfilme verschiedener Genres gezeigt. Auch in der Festivalpräsentation, die dieses Jahr dem Dokufest Kosovo aus Prizren gewidmet ist, werden Kurzfilme gezeigt.

Überschattet wird das diesjährige Festivalprogramm vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Daher ergeben sich einige kurzfristige Programmänderungen. Im März gab das Festival das Ausscheiden dreier russischer Filme aus dem Programm bekannt. Nun wird auch THIS RAIN WILL NEVER STOP von Alina Gorlova nicht beim Festival zu sehen sein. Stattdessen zeigt goEast in der Matinee am Sonntag, 24. April, in der Caligari FilmBühne in Gedenken an den am 2. April 2022 in Mariupol von russischen Soldaten getöteten litauischen Filmemacher Mantas Kvedaravičius (1976-2022) dessen im Jahr 2016 entstandenen Film MARIUPOLIS (Litauen/ Deutschland/ Frankreich/ Ukraine). Kvedaravičius nähert sich in seinem Dokumentarfilm den Menschen der Stadt an, die versuchen, ein normales Leben zu führen – inmitten von Granateneinschlägen und Krieg.

Für Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Gerade in Wiesbaden, in dem viele Menschen mit osteuropäischen Wurzeln leben, ist das goEast Filmfestival von Anbeginn zu Hause. Seit 22 Jahren bietet es Einblicke in die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer östlichen Nachbarn, oft hoffnungsvoll, mitunter auch ernüchternd. Mit dem russischen Angriff der Ukraine sind wir an einem neuen Tiefpunkt der Ost-West-Beziehungen angekommen. Umso wichtiger ist das vielfältige interdisziplinäre goEast Programm in dieser Zeit. Es bietet nicht nur sehenswerte Filme, z.B. Schätze des postsowjetischen Kinos oder den Film DEUTSCHLAND NEU(N) NULL (FR, 1991) mit dem berühmten Agenten-Darsteller Eddie Constantine, der seine letzten Jahre in Wiesbaden verbrachte. Darüber hinaus gibt es Gelegenheit, an besonderen Orten Wiesbadens, wie z.B. dem Museum Wiesbaden, oder dem Theater im Pariser Hof miteinander ins Gespräch zu kommen“, so Kulturdezernent Axel Imholz.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm, ist trotz der widrigen Umstände voller Vorfreude auf goEast: „Seit über 20 Jahren bereichert goEast die hessische Festivallandschaft, lockt Menschen aus Wiesbaden, dem Rhein-Main Gebiet, Hessen, Deutschland und Europa ins Kino und begeistert sie für Filme aus Mittel- und Osteuropa. Auch in diesem Jahr hat das Festivalteam Großes geleistet und trotz aller Widerstände, der Trauer und besonderer Herausforderungen ein spannendes und abwechslungsreiches Programm kuratiert, auf das ich mich sehr freue.“

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der in diesem Jahr das neue und innovative Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ fördert, sieht die Aufgabe des Programms in der Stärkung von Solidarität und Verständnis: „Das goEast Filmfestival bringt ost- und mitteleuropäische Geschichte(n) auf die Kinoleinwände und fördert den Dialog zwischen Ost und West in Europa. Dabei steht in diesem Jahr das Festival unversehens und für uns alle bedrückend im Kontext eines Krieges. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. als Organisator des Filmfestivals nutzt jede Chance, Orte der Begegnung zu schaffen und bietet auch dieses Mal ein hybrides Programm. In diesem Jahr sind in der neuen Sektion ‚Cinema Archipelago‘ eine Vielzahl neuer Begegnungsformate geplant, mit der Absicht, in der direkten wie virtuellen Begegnung solidarisches Erleben, Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme zu erreichen. Nie war die Dringlichkeit eines Verbundes aller Bereiche, des Alltags und des Miteinanders stärker. Wir freuen uns auf dieses Festival und wünschen viel Erfolg!“

Heute erscheint die Website des Festivals im neuen Gewand und nun ist auch das komplette Programm online zu finden. Am 19. April wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 22. Mal feierlich eröffnet – mit dem Eröffnungsfilm THE BALCONY MOVIE (Film balkonowy, Polen 2021) des polnischen Regisseurs Paweł Łoziński in der Caligari FilmBühne.

Goeast

Die Wettbewerbsjury

Das Festivalteam freut sich, 2022 wieder alle Jurymitglieder der internationalen Jury in Wiesbaden begrüßen und die Filme im Kino zeigen zu können. Den Juryvorsitz der goEast-Jury hat in der 22. Festivalausgabe die serbische Schauspielerin Jasna Đuričić, die im bosnischen Kriegsdrama QUO VADIS, AIDA? unter der Regie von Jasmila Žbanić in der Hauptrolle beeindruckte und für ihre Rolle mehrfach ausgezeichnet wurde. Mitglied der Jury ist außerdem die ukrainische Produzentin Natalia Libet. Sie ist bei ESSE Production House and Digital Religion in Kyjiw tätig; ihre Produktionen wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt. Darunter ANNA, der 2019 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Best Shorts Award ausgezeichnet wurde, und STOP-ZEMLIA, der 2021 bei der Berlinale den Gläsernen Bären für den besten Jugendfilm gewann. Die georgische Regisseurin Salomé Jashi, ein weiteres Jurymitglied, war mit ihren Dokumentarfilmen neben vielen anderen internationalen Festivals auch schon im goEast-Wettbewerb vertreten. Zuletzt lief ihr Film TAMING THE GARDEN in den deutschen Kinos.

Zur Jury gehören darüber hinaus der polnische Journalist, Filmschaffende und Kurator Kornel Miglus und der belarussische Regisseur Aliaksei Paluyan. Miglus ist Filmbeauftragter des Polnischen Instituts in Berlin und leitet seit 2005 das ebenfalls in Berlin ansässige Filmfestival filmPOLSKA. Paluyan studierte in Deutschland und drehte mehrere fiktionale und dokumentarische Kurzfilme. Mit LAKE OF HAPPINESS war er 2020 für den Europäischen Filmpreis nominiert. Sein Dokumentarfilm COURAGE hatte seine Premiere bei der Berlinale 2021 und wurde weltweit auf Festivals gezeigt. Darin porträtiert Paluyan ein zivilgesellschaftlich engagiertes Theaterkollektiv in Belarus, das sich gegen das Regime von Herrscher Lukaschenka auflehnt.

In Zeiten von Krieg und Kulturboykott wenige Wochen vor Festivalbeginn positioniert sich das goEast Filmfestival erneut zum vollständigen Boykott russischer Filmschaffender, der von ukrainischen Institutionen gefordert wird. Die Festivalmacher:innen von goEast haben lange darüber diskutiert, wie mit der Boykottforderung in der aktuellen Kriegssituation umzugehen ist und machen einen Kompromiss: goEast veranstaltet am Samstag, 23. April, um 18 Uhr in Kooperation mit unabhängigen Filmschaffenden, Vertreter:innen verschiedener ukrainischer Institutionen und Festivals ein von Festivalleiterin Heleen Gerritsen moderiertes Panel in der Caligari FilmBühne, wo die ukrainischen Teilnehmer:innen den Boykott aus ukrainischer Perspektive diskutieren und ihre Positionen und Ziele erläutern werden. Insgesamt drei russische Filme im Programm, die staatliche Förderung bekommen, oder von Stiftungen finanziert werden, die an die russische Regierung, d.h. den Präsidenten gebunden sind, werden nicht gezeigt. Die Filme HAUSARREST (Delo, Russland/ Deutschland/ Kanada 2021) von Alexei German Jr. und DONAU (Dunay, Russland 2021) von Lyubov Mulmenko wurden von den Filmschaffenden zurückgezogen. Somit besteht der diesjährige Wettbewerb nur aus 14 Filmen. Ebenso wird es in der Sektion Bioskop eine Lücke geben: Regisseurin Ekaterina Selenkina hat ihren Film UMWEGE (Obkhodniye puti, Russland 2021) aus dem Programm zurückgezogen. Stellungnahmen der russischen Filmemacher:innen sind auf der goEast-Website nachzulesen. Die zurückgezogenen Filme werden nicht ersetzt – in Kriegszeiten sind Lücken im Programm durchaus angemessen.

22. goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films findet vom 19. bis 25. April in Wiesbaden, Frankfurt und in der Rhein-Main-Region statt

goEast_2022_450ffm. Zum 22. Mal bringt goEast mittel- und osteuropäisches Filmschaffen nach Wiesbaden, ins Kino des DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum und in weitere Städte der Rhein-Main-Region. Von Dienstag, 19., bis Montag, 25. April, zeigt das Festival ein umfangreiches Programm aus Filmvorführungen, Workshops, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen.

„Alle Augen sind gerade auf das goEast Filmfestival gerichtet, welches international einer der wichtigsten Schauplätze für das Kino aus Mittel- und Osteuropa darstellt und seit Jahren die gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Region beobachtet und einem breiten Publikum vermittelt. Mitten im Ukraine-Krieg ist die Rolle des Festivals als Vermittlungs- und Diskursort noch einmal auf andere Weise herausfordernd“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.

Der Krieg in der Ukraine ist im Wettbewerbsprogramm des Festivals allgegenwärtig. In dem Dokumentarfilm „Terykony“ berichtet Taras Tomenko eindrücklich von den Schrecken an der russisch-ukrainischen Front. Inmitten von Schutthaufen, Ruinen und der blanken Verwüstung streift die 14-jährige Nastya mit ihren Freunden umher. Im Familiendrama „Klondike“ entwirft die ukrainische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Maryna Er Gorbach eine sehr persönliche Perspektive auf den Krieg in der Ukraine. Im Zentrum des Anti-Kriegs-Films steht ein Paar, das ein Kind erwartet, aber die Kampfzone nicht verlassen möchte. Der Wille nach einem selbstbestimmten Leben ist laut den Festivalmachern das verbindende Thema im diesjährigen Wettbewerb mit Beiträgen aus Kosovo, Armenien, Ungarn, Weißrussland und vielen weiteren Ländern.

Die Filme russischer Filmschaffender, die staatliche Förderung bekommen haben, oder von Stiftungen finanziert wurden, die an die russische Regierung, das heißt den Präsidenten, gebunden sind, werden nicht gezeigt. Die russischen Filmemacherinnen Alexei German Jr. und Lyubov Mulmenko haben ihre Wettbewerbsbeiträge zurückgezogen. „Die zurückgezogenen Filme werden nicht ersetzt – in Kriegszeiten sind Lücken im Programm durchaus angemessen“, erklärt die goEast-Auswahlkommission: „Solange die Russische Föderation diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, steht die Auswahlkommission hinter der Entscheidung des Festivals, keine staatlich finanzierten russischen Filme zu zeigen. Business as usual ist nicht möglich. Für einen vollumfänglichen kulturellen Dialog müssen erst die Waffen schweigen. Die Stimmen ukrainischer Filmemacher*innen zu hören, muss Priorität sein.“

Als Kompromiss veranstaltet das Festival am Samstag, 23. April, um 18 Uhr in Kooperation mit unabhängigen Filmschaffenden, Vertretern verschiedener ukrainischer Institutionen und Festivals ein von Festivalleiterin Heleen Gerritsen moderiertes Panel in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden, wo die ukrainischen Teilnehmer den Boykott aus ukrainischer Perspektive diskutieren und ihre Positionen und Ziele erläutern.

Das komplette Programm ist unter filmfestival-goEast.de oder im goEast-Programmheft zu finden. Geflüchtete aus der Ukraine bekommen freien Eintritt in das Kino des Deutschen Filmmuseums & Filminstituts.