Kategorie-Archiv: Deutsches Filminstitut

Loriot zum Hundertsten – Filmreihe im Oktober und November im Deutschen Filmmuseum (DFF) Frankfurt

Plakat zu  LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
Plakat zu LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Anlässlich seines 100. Geburtstages in diesem Jahr ehrt das Kino des DFF Loriot mit einer Filmreihe. Wie kaum ein anderer Humorist prägte Loriot – bürgerlich Vicco von Bülow – die deutsche Fernsehgeschichte. Der Karikaturist etablierte sich darüber hinaus mit seinen Kinofilmen ÖDIPUSSI und PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991) als Autor, Regisseur und Schauspieler. Die beiden Spielfilme sowie eine Trickfilmkompilation mit 31 beliebten Animationsfilmen werden im Oktober und November im Kino des DFF gezeigt. Die Filmreihe Loriot zum Hundertsten findet in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt statt, das den Humoristen mit der Ausstellung Ach was! (bis 25. Februar 2024) würdigt.

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Mit Loriot-Kinoticket gilt ermäßigter Eintritt zur Caricatura-Ausstellung und umgekehrt.

ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)
ÖDIPUSSI (BRD 1988. R: Loriot)

Mittwoch, 18. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Samstag, 28. Oktober, 20:30 Uhr
ÖDIPUSSI
BRD 1988. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Katharina Brauren. 88 Min. 35mm

Paul Winkelmann leitet zwar das familieneigene Möbel- und Dekorationsgeschäft, doch der 56-Jährige lebt noch immer bei seiner überaus rüstigen und dominanten Mutter, die ihn nach wie vor bei seinem Kosenamen „Pussi“ ruft. In der alleinstehenden Psychologin Margarethe lernt Paul eines Tages sein ideales weibliches Gegenstück kennen, was die eifersüchtige Mutter auf den Plan ruft. In Loriots ersten Spielfilm ist die Geschichte des Muttersöhnchens Aufhänger für weitgehend selbständige Kabinettstückchen des Humors, die mit Einfallsreichtum und bis ins kleinste Detail präzise ausgeführten Gags bestechen.

LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE (DE 2023. R: Peter Geyer, Loriot)

Samstag, 21. Oktober 2023, 20:30 Uhr | Sonntag, 29. Oktober, 20:30 Uhr
LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE
Deutschland 2023. R: Peter Geyer, Loriot
Animationsfilm. 79 Min. DCP

Der bei der Berlinale präsentierte Kompilationsfilm versammelt 31 geliebte Trickfilme, die zwischen 1967 und 1993 ursprünglich für das Fernsehen gemacht wurden und von Loriots einzigartigem Humor zeugen, der durch sein exaktes Timing und seine künstlerische Vielseitigkeit besticht. Die Eigenwilligkeit seiner Zeichnungen und die originellen, hintersinnigen, mitunter bissigen Inhalte haben dabei auch einen erstaunlich zeitlosen politischen Reiz.

PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)
PAPPA ANTE PORTAS (DE 1991. R: Loriot)

Donnerstag, 16. November 2023, 20:30 Uhr | Dienstag, 21. November, 18 Uhr
PAPPA ANTE PORTAS
Deutschland 1991. R: Loriot
D: Loriot, Evelyn Hamann, Gerrit Schmidt-Foß. 89 Min. 35mm

Heinrich Lohse, Abteilungsleiter der Deutschen Rohrwerke, beendet sein mit preußischer Präzision geführtes Berufsleben, um die freigesetzten Organisationskapazitäten nun ganz dem familiären Haushalt zu widmen. Gattin Renate zeigt sich wenig erfreut von seinem eigenwilligen Aktionismus, und der nahende 80. Geburtstag der Schwiegermutter macht alles nicht einfacher… In seinem zweiten Kinofilm nimmt sich Loriot die Schwierigkeiten und Schrullen im Alltagsleben von Vorruheständlern und Rentnern vor – ein mit herrlichen Beobachtungen und Sketchen aufwartendes, pointiert-geistreiches Vergnügen.

Karten und weitere Informationen

Das Programm des 45. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans

Logo-PM450FRANKFURT, 7.9.2022. Das 45. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans bringt vom 6. bis 13. Oktober ein vielfältiges Film- und Begleitprogramm nach Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, dem Cinéma, der Caligari FilmBühne in Wiesbaden sowie dem Offenbacher Kino im Hafen 2 können Kinder, Jugendliche und Erwachsene 63 Filme aus aller Welt sehen. Im Zentrum des Festivals stehen die zahlreichen partizipativen Angebote, bei denen junge Filmfans im Festivalgeschehen »Mitmischen!« können. Tickets sind bereits erhältlich, für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen sind Buchungen ebenfalls möglich. Bis 30. September gilt für frühbuchende Gruppen ein rabattierter Ticketpreis von 3,50 Euro für jeden jungen Filmfan.

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

„Erneut schafft LUCAS herausragende Kinoerlebnisse für ein junges Publikum und macht dabei vor, wie vielseitig Kino- und Filmerlebnisse schon für die Kleinsten sein können“, sagte Anna Schoeppe auf der heutigen Pressekonferenz im Kino des DFF. Die Geschäftsführerin von HessenFilm und Medien verwies auf die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen LUCAS und der hessischen Filmförderung, die in diesem Jahr durch ein gemeinsam veranstaltetes Branchenpanel ergänzt wird: „Bei dem Panel „Erzählen für junges Publikum – Perspektiven für mehr Teilhabe & Empowerment“ bringen wir Menschen an einen Tisch, die Geschichten für Kinder und Jugendliche abseits von Stereotypen erzählen. Mit diesem Anliegen sind wir im Programm von LUCAS wunderbar aufgehoben.“

Sybille Linke, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Frankfurt am Main, unterstrich das große Engagement der Festivalmacher:innen, die Kindern und Jugendlichen die Auseinandersetzung mit „anspruchsvoller Filmkunst jenseits des Gewohnten ermöglichen, die den Blick für Toleranz und Zivilcourage schärfen und zu Fragen und Diskussionen anregen, anstatt fertige Antworten anzubieten.“ Mit zahlreichen Mitmach-Angeboten leiste LUCAS einen wichtigen Beitrag zu einer partizipativ gedachten kulturellen Bildung. Besonders freue sie sich auf die Fortsetzung der „Stadtteiljury“: „Bei diesem Projekt geht LUCAS ganz gezielt auf junge Menschen aus einzelnen Quartieren Frankfurts zu, um sie am Kulturleben der Stadt teilhaben zu lassen und in ihnen die Begeisterung für Filmkultur zu wecken“, so Linke.

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

Adnan Shaikh, Bürgermeister der Stadt Eschborn, betonte, dass LUCAS mit seinen „künstlerisch aufregenden Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmen nicht nur an Kinder und Jugendliche gerichtet ist, sondern allen Filmfans inspirierende Geschichten und herausfordernde Werke bietet.“ Die Nachbarstadt Frankfurts unterstützt LUCAS seit vielen Jahren und trägt damit bedeutend zum Kulturangebot für junge Menschen in der Rhein-Main-Region bei. Gerade für Schulen in ländlichen Regionen sei das Online-Angebot ein großer Pluspunkt. LUCAS-Streaming bietet Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen in diesem Jahr die Möglichkeit, die Kurzfilme des Wettbewerbs nach ihrer Kinopremiere bis zum 23. Dezember über die Streamingplattform DFF Kino+ abzurufen. Shaikh: „Ich freue mich, dass die Festivalmacherinnen und -macher hier am Puls der Zeit agieren und ein Angebot schaffen, das auch für Schulklassen in Frage kommt, für die der Weg nach Frankfurt zu weit ist.“ Insbesondere Kurzfilme würden sich für eine flexible Unterrichtsgestaltung sehr gut eignen, so der Bürgermeister der Stadt Eschborn.

Ellen Harrington, Direktorin des DFF, begrüßte ebenfalls das diesjährige Video-On-Demand-Angebot. Zugleich betonte sie, wie wichtig der Austausch zwischen Publikum und Filmschaffenden bei einem Festival ist. „Für richtige Festivalstimmung braucht es dieses besondere Erlebnis, wenn Filmschaffende vor und nach der Filmvorstellung auf der Bühne erscheinen, ihren Film präsentieren und Fragen beantworten“, so Harrington. Für junge Filmfans sei LUCAS eine seltene Gelegenheit, ganz persönliche Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Filmen zu erhalten. Die DFF-Direktorin dankte außerdem den Projektfördernden: „Nur durch das Vertrauen, die Unterstützung und ein deutliches Bekenntnis unserer Partner:innen zur Filmkultur ist es uns möglich, heute hier zu stehen und die 45. LUCAS-Ausgabe der Öffentlichkeit zu präsentieren.“

Internationales Wettbewerbsprogramm

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

Den Mittelpunkt des Festivals bilden die internationalen Wettbewerbe in drei verschiedenen Alterssektionen: 8+, 13+ und 16+ | Youngsters. 45 aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme aus aller Welt, darunter 32 Deutschlandpremieren, konkurrieren um die LUCAS-Preise im Gesamtwert von 21.000 Euro. LUCAS-Festivalleiterin Julia Fleißig erläuterte die Auswahl des Programms: „In den Filmen des Wettbewerbs reist das Publikum durch die Lebenswelten gleichaltriger Protagonist:innen quer über die Welt. Es sind Filme, die unter die Haut gehen und auch mal den Finger in die Wunde legen.“ Bei LUCAS treffen hochgelobte Coming-of-Age-Filme auf Komödien, Abenteuerfilme, Sozialdramen und beeindruckende Dokumentarfilme. Fleißig betonte, dass sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene im Programm von LUCAS fündig werden. „Die Geschichten handeln von wütenden Mädchen, verliebten Jungs und Momenten voller Hoffnung und Angst, von Identität, Kinderarbeit oder Flucht – mal witzig, mal mystisch und stets aufwühlend“, so Fleißig.

Die Entscheidung über die Gewinnerfilme liegt in den Händen der Juror:innen. Die Jurys 8+ und 13+ sind paritätisch mit jungen Filmfans und Branchenprofis besetzt. Sie entscheiden über die Vergabe von fünf LUCAS-Preisen in den Wettbewerbssektionen 8+ und 13+. Eine Jury junger Filmenthusiast:innen aus Griechenland, Kroatien und Deutschland zeichnet einen Film der Sektion 16 + | Youngsters mit dem LUCAS Youngsters Award aus. Ein Teil der jungen Jurymitglieder war zur Pressekonferenz anwesend und tauschte sich in einer Fragerunde mit Julia Fleißig aus.

Der »Stadtteiljury« Award geht an einen Film aus dem Kurzfilmwettbewerb. Eine Jury der ECFA (European Children´s Film Association) vergibt wettbewerbsübergreifend den ECFA Award. Außerdem verleiht Cinema Without Borders seit 2018 einen Preis an einen Wettbewerbsfilm. Über den Publikumspreis entscheiden die Festivalbesucher:innen.

»Mitmischen!«

»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen. ©  DFF Foto Oliver Leicht
»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen. © DFF Foto Oliver Leicht

Mit dem partizipativen Filmbildungsangebot »Mitmischen!« bietet LUCAS jungen Menschen Raum und Zeit, die Welt des Films intensiver zu erleben, das Festival zu gestalten und noch tiefer bei LUCAS einzutauchen. Ob als Jurymitglied, Nachwuchskritiker:in, Moderator:in oder Programmkurator:in – auf Augenhöhe diskutieren sie mit Filmschaffenden, sammeln Wissen und erkunden gemeinsam, warum und wie das Geschehen auf der Leinwand uns Welten kennenlernen und fühlen lässt.

Bei »Filmgespräche vorab« befragen junge LUCAS-Teilnehmer:innen die internationalen Filmgäste zu ihren Filmen im Wettbewerb und machen neugierig auf die Filme. Die Interviews entstehen im speziell eingerichteten LUCAS-Studio und werden im Kabelprogramm des Offenen Kanal Rhein-Main (MOK), der Mediathek Hessen und auf der LUCAS-Webseite ausgestrahlt.

Zum zweiten Mal dabei ist die von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt geförderte »Stadtteiljury«. Junge Frankfurter:innen zwischen neun und 14 Jahren haben sich in Fechenheim im Selbstverwalteten Jugendzentrum für einen einwöchigen Workshop zusammengefunden und ihre Jurytätigkeit vorbereitet. Sie übten sich in der Analyse von Kurzfilmen, fairem Diskutieren sowie der multimedialen Aufbereitung von Filmkritiken, ob als Podcast oder Videobeitrag. Während der Festivalwoche küren sie einen Preisträgerfilm aus dem Kurzfilmwettbewerb.

»Filmpat:innen« gestalten auf kreative Art die Vorführung eines Films. Unterstützt von Filmvermittler:innen sichten und analysieren sie in der Gruppe ein Werk, gestalten Filmplakate, stellen Filmsequenzen nach, formulieren an die Handlung angelehnte Dialoge und bereichern somit das Filmerlebnis aller. Beim »Leinwandgespräch« können sich Gruppen und Schulklassen mit Filmschaffenden in einem Workshop austauschen und alles über die Herausforderungen einer Filmproduktion erfahren. Das »Kritikfenster« bietet den Teilnehmer:innen einen Workshop, bei dem sie das Handwerk einer guten Filmkritik erlernen können. Während der Festivalwoche sichten sie Wettbewerbsfilme und veröffentlichen ihre Ansichten tagesaktuell auf der LUCAS-Webseite.

Nebensektionen und Specials

Die »Young European Cinephiles« präsentieren MOMMY (CA 2014. R: Xavier Dolan), den diesjährigen Eröffnungsfilm von LUCAS.
Die »Young European Cinephiles« präsentieren MOMMY (CA 2014. R: Xavier Dolan), den diesjährigen Eröffnungsfilm von LUCAS.

Neben den Wettbewerbsfilmen stehen weitere 18 Filme in Nebensektionen und Specials auf dem Programm. Sechs Jugendliche aus Georgien, Deutschland und Italien – die diesjährigen »Young European Cinephiles« – präsentieren eine eigene Filmreihe zum Thema „Macht“. Die 6. Klasse der Frankfurter Schillerschule stellt als »Klassiker.Klasse« in Anlehnung an die aktuelle Sonderausstellung IM TIEFENRAUSCH. Film unter Wasser den Film WHALE RIDER (NZ/DE 2022. R: Niki Caro) vor. In begleitenden Workshops diskutiert die Schulklasse mit Expert:innen, inwieweit die im Film dargestellte Lebenswelt von Walen einem wissenschaftlichen Blick standhalten kann. Bei den »Minis« können die Allerjüngsten ab drei Jahren zwei Kurzfilmprogramme des Projekts „Cinemini on Tour“ bestaunen.

Das Filmprogramm wird durch drei Gast-Programme komplettiert: Das Youth Advisory Council des US-Generalkonsulats in Frankfurt zeigt auf Einladung von LUCAS und passend zur Sonderausstellung des DFF das Justizdrama DARK WATERS (US 2019. R: Todd Haynes), in dem verseuchtes Grundwasser in den USA eine Rolle spielt. 360°, das Diversitätsprojekt des DFF, präsentiert am Jahrestag der Frauensolidarität gegen die Taliban den Empowerment-Film LIFT LIKE A GIRL (EG/DE/DK 2020. R: Mayye Zayed). Der aus Frankfurter Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung bestehende Filmclub Blickwechsel Jetzt! stellt den Film SIDEWALK STORIES (US 1989. R: Charles Lane) vor.

Bei einem Panel diskutieren Branchenexpert:innen, wie wir Geschichten ohne Stereotype erzählen können. ©  DFF Foto Oliver Leicht
Bei einem Panel diskutieren Branchenexpert:innen, wie wir Geschichten ohne Stereotype erzählen können. © DFF Foto Oliver Leicht

In Kooperation mit dem Festival „Politik im Freien Theater“ diskutieren Schulklassen bei LUCAS, wie sich Machtkritik in den unterschiedlichen Kunstformen Theater und Film formulieren lässt. Am Festivalsonntag bietet »LUCAS für Familien« freien Eintritt (bis 17 Uhr) für alle Familienmitglieder, sowohl im Kino des DFF als auch in der Dauer- und Sonderausstellung. Für Kinder aus der Ukraine bietet LUCAS die Komödie LUCY IST JETZT GANGSTER (DE 2022. R: Till Endemann) aus dem Wettbewerb 8+ zusätzlich zum deutschen Original mit ukrainischer Einsprache über Kopfhörer an. Am Festivalmittwoch präsentiert HessenFilm und Medien im Kino des DFF das Branchenpanel „Erzählen für junges Publikum – Perspektiven für mehr Teilhabe & Empowerment“.

Rabatt für frühbuchende Gruppen im Kino
Bis 30. September gilt für frühbuchende Gruppen ein rabattierter Ticketpreis von 3,50 Euro für jeden jungen Filmfan (ausgenommen: Caligari FilmBühne).

Tickets und Anmeldung via lucas-filmfestival.de
lucas-info@dff.film oder:  069 961 220 678

Plakate von Ferry Ahrlé gehen ans Deutsche Filmmuseum in Frankfurt

la-strada_1961aVier Jahre nach dem Tod des Malers, Zeichners und Autors Ferry Ahrlé, der im Alter von 93 Jahren in Frankfurt am Main gestorben ist, überlässt seine Witwe Sigrid Ahrlé den gesamten Nachlass der von ihm für deutsche Kinos entworfenen Filmplakate in Form einer Schenkung dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. Hierbei handelt es sich um Ahrlés Plakate zu 60 Filmen, darunter zahlreiche Filmklassiker wie Federico Fellinis LA STRADA, Ingmar Bergmans WILDE ERDBEEREN sowie DAS SIEBENTE SIEGEL, Luis Buñuels VIRIDIANA oder Orson Welles‘ CITIZEN KANE. In der Schenkung enthalten sind darüber hinaus zahlreiche seiner Porträtzeichnungen von Filmgrößen wie Curd Jürgens, Hildegard Knef, Heinz Rühmann, Johannes Heesters und Peter Ustinov.

Sigrid Ahrlé überreichte dem Filmhistoriker Hans-Peter Reichmann und ehemaligen DFF-Sammlungsleiter die Werke, der sie stellvertretend für das DFF in Empfang nahm. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum wird ausgewählte Plakate dauerhaft in seinen Räumen präsentieren, zudem ist die Archivierung und Digitalisierung geplant. „Wir freuen uns sehr über diese Schenkung, die unser Plakatarchiv außerordentlich bereichert“, sagte DFF – Direktorin Ellen Harrington. „Ich danke Frau Sigrid Ahrlé ganz herzlich.“

„Ferry fühlte sich dem Filmmuseum immer verbunden, zumal sein Gründer, der ehemalige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, zu seinen engsten Freunden zählte“, informiert Sigrid Ahrlé. So war Hoffmann davon überzeugt, dass viele Filme durch die Plakate von Ferry Ahrlé in Deutschland ihr Publikum fanden. Sigrid Ahrlé freut sich, dass die Werke nunmehr an der richtigen Stelle sind, gut aufbewahrt werden und Filminteressierten zugänglich sind. Hans-Peter Reichmann, der den Künstler Ferry Ahrlé vor vielen Jahre kennen- und schätzen lernte, ergänzt: „Das sind alles grafische Juwele, insbesondere LA STRADA, CITIZEN KANE, aber auch JULES UND JIM sind wunderbare Plakate.“

Die Auswahl, welche Plakate dauerhaft ausgestellt werden, wird schwer, da ist sich Reichmann sicher. Doch auch auf der Website des DFF werden in Kürze einige zu sehen sein. „Ferry Ahrlés Filmplakate sind auf den ersten Blick zu erkennen“, betont Hans-Peter Reichmann. Ahrlé lernte 1956 in einer Frankfurter Bar zufällig den damaligen Werbeleiter von Constantin Film, Theo Hinz, kennen. Aus dieser Begegnung entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die zehn Jahre Bestand hatte. Theo Hinz war stets stolz, dass er Ferry Ahrlé und dessen grafisches Können für die Filmplakate entdeckte. „Durch Ahrlés unverwechselbaren Stil und seine künstlerische Kraft wurden diese Filme herausgehoben aus dem großen Kinoangebot.“

Ferry Ahrlé selbst sagte: „Ich habe immer versucht, meinen Plakaten filmischen Charakter und künstlerisches Niveau zu geben und auch das Atmosphärische eines Filmes plakativ, in einer Art Kurzform zum Ausdruck zu bringen.“ Wie sehr ihm das gelang, davon zeugt noch heute das Plakat zu dem Filmklassiker CITIZEN KANE. Auf dem Plakat erkennt man nur eine Hand, die nach dem Lorbeer, dem Ruhm, greift. Auch die gesamte Stimmung zu Ingmar Bergmans WILDE ERDBEEREN hat er mit Bild von zwei Sommerhüten, die auf einer Wiese liegen, einprägsam eingefangen.

Weitere Informationen unter www.fa-erry-ahrle.de

Mit der Verleihung des 4. Ehrenpreises an Anna Schudt startete in Wiesbaden das Fernsehkrimifestival

Gestern Abend wurde Anna Schudt der 4. Ehrenpreis des Deutschen FersehKrimi-Festivals in der Caligari-Filmbühne in Wiesbaden verliehen. In "Liebe mich" war Anna Schudt zum letzten Mal als Kommissarin Martina Bönisch an der Seite ihres Kollegen Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber im Dortmunder "Tatort" zu sehen. Nach mehr als zehn Jahren und insgesamt 22 Einsätzen verabschiedet sie sich vom Ermittler-Team aus dem Ruhrgebiet. © Foto Diether v. Goddenthow
Gestern Abend wurde Anna Schudt der 4. Ehrenpreis des Deutschen FersehKrimi-Festivals in der Caligari-Filmbühne in Wiesbaden verliehen. In „Liebe mich“ war Anna Schudt zum letzten Mal als Kommissarin Martina Bönisch an der Seite ihres Kollegen Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber im Dortmunder „Tatort“ zu sehen. Nach mehr als zehn Jahren und insgesamt 22 Einsätzen verabschiedet sie sich vom Ermittler-Team aus dem Ruhrgebiet. © Foto Diether v. Goddenthow

Traditionell mit der Verleihung des Ehrenpreises für besondere Verdienste um den deutschen Fernsehkrimi startete gestern Abend nach zweijähriger, coronabedingter Pause in der Wiesbadener Caligari FilmBühne das Deutsche FernsehKrimi-Festival mit der Verleihung des Ehrenpreises des Deutschen FernsehKrimi-Festivals.

Der Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals, der in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen wurde, ging in diesem Jahr an die Schauspielerin Anna Schudt für ihre herausragende schauspielerische Leistung in der Rolle der Hauptkommissarin Martina Bönisch im Dortmunder „Tatort“.

Anna Schudt habe als „Tatort“-Kommissarin Martina Bönisch eine zu Herzen gehende moderne Frau verkörpert, wie sie selten im Fernsehen zu finden sei. Fast unbemerkt nahm sie ihre Rolle an und spielte sie doch enorm vielschichtig. In jedem „Tatort“ sei sie sich treu geblieben und hätte sich doch jedes Mal neu erfunden, so die Jury in ihrer Begründung.

Die Entscheidung für den 4. Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals sei lange vor Bekanntwerden des Ausstiegs Anna Schudts beim „Tatort“ Dortmund gefallen, unterstrich Festivalleiterin Cathrin Ehrlich, die neben Filmjournalist Knut Elstermann und der Mediendramaturgin, der ehemaligen Fernsehspielchefin des HR und Mitbegründerin des
Festivals Liane Jessen, zur Jury gehört.

Jörg Hartmann hielt eine sehr persönliche Laudatio und gestand, dass das Ausscheiden von Anna Schudt auch ein persönlicher Schock für ihn gewesen wäre. © Foto Diether v. Goddenthow
Jörg Hartmann hielt eine sehr persönliche Laudatio und gestand, dass das Ausscheiden von Anna Schudt auch ein persönlicher Schock für ihn gewesen wäre. © Foto Diether v. Goddenthow

Nach der Laudatio von Liane Jessen überreichte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende den Ehrenpreis an die beliebte Schauspielerin. Schauspielkollege Jörg Hartmann, seit 10 Jahren als ermittelnder Hauptkommissar des Dortmunder-Tatortteams an ihrer Seite, ehrte seine mit ihm freundschaftlich  verbundene Kollegin mit sehr persönlichen Worten. Annas Ausscheiden sei für ihn auch ein persönlicher Schock gewesen. Dieser ‚Tatort‘ war vor allem auch eine zehnjährige wunderbare Reise mit Anna. „Ich hatte keine Idee, wie es weitergehen sollte“.

Im Anschluss wurde der „Tatort – Hydra“ (WDR) aus dem Jahr 2015 gezeigt, in dem Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) und Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) im Neonazi-Milieu, versuchen den Mord im Stahlwerk an Kai Fischer, dem Kopf der Dortmunder Szene, aufzuklären.

Der Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals für besondere Verdienste
um den Fernsehkrimi wird seit 2009 vergeben. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören neben Ulrike Folkerts, Matthias Brandt und Barbara Auer, der Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore.

goEast 2022 _ Gewinner:innen beim Festival des mittel- und osteuropäischen Films: Hauptpreis für VERA TRÄUMT VOM MEER // Beste Regie für SANFT

Archivbild © Diether v. Goddenthow
Archivbild © Diether v. Goddenthow

VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi) gewinnt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. In diesem Thriller muss sich Vera nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen stellen und um grundlegende Rechte kämpfen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Jasna Đuričić begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Goldene Lilie für den besten Film geht an einen Film über den Kampf einer Frau gegen eine primitive männliche Welt und eine heruntergekommene Männlichkeit, die leider immer noch an der Macht ist.“

Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach 7 Tagen voller Filmkunst, Virtual Reality, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen, bei der 87 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem Work-in-Progress-Wettbewerb für XR gekürt und Preise im Gesamtwert von 30.500 Euro verliehen.

Das Regieduo Anna Nemes und László Csuja gewann mit SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum des Films steht Bodybuilderin Edina, die für Miss Olympia trainiert und dabei zu vielen Opfern bereit ist. „Die Filmemacher:innen erzählen mit ihrem vielschichtigen filmischen Ansatz eine Geschichte, die sorgfältig auf Details achtet und so das Porträt einer Frau voller Würde erschafft. Eine Frau, die sich nach Anerkennung und Liebe sehnt.“, so die Jury.

TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) wurde mit dem von der Central and Eastern European Online Library neu ausgelobten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm, der mit 4.000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde an der russisch-ukrainischen Front gedreht und fokussiert auf ein 14-jähriges Mädchen, das täglich inmitten der Schrecken des Kriegs lebt. Die Jury nennt den Film „ein Tribut an die jungen Menschen, die in den Ruinen unserer Welt leben.“

Mit einer lobenden Erwähnung wurde „ein Flüchtlings-Roadmovie, das uns daran erinnert, dass der Krieg überall ist“ ausgezeichnet: DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša): „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Spielfilm geht an einen komplexen Film, der auf vielen verschiedenen Ebenen funktioniert und in dem auf vielfältige Weise der aktuelle, schreckliche Krieg mitklingt. Er ist eine mutige Erkundung persönlicher Trauer und der verschiedenen Formen, die diese annehmen kann, außerdem zeigt er dezent, wie sich die Spuren von Gewalt für immer in eine Gemeinschaft einprägen. Gleichzeitig fesselt uns der Film recht unkonventionell als Kriminalfilm und Roadmovie.“

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Senem Erdine, Konstanty Kuzma und Alik Shpilyuk waren, TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) aus: „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Dokumentarfilm geht an einen Film, der uns auf allen Ebenen überzeugte: künstlerisch, kinematographisch, menschlich, persönlich und politisch. Wir möchten besonders auf die Fähigkeit des Filmemachers hinweisen die Protagonistin empathisch und respektvoll zu behandeln und gleichzeitig sanft und beschützend zu sein.“

Der Merck-Innovationspreis für XR, dotiert mit 3.500 Euro, wurde im Work-in-Progress-Wettbewerb mit 8 teilnehmenden Projekten durch eine Jury, bestehend aus Antoinette Engel, Paola Gazzani Marinelli und Alexandra Gérard an ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva) verliehen: „Wir denken, dass das Projekt umsetzbar und an einem wichtigen Punkt in der Produktion ist. Diese 6DoF-Experience wird eine ausgedehnte, poetische Fantasie der Arktis bieten und diesen Raum durch volumetrische Collage für Besucher:innen zugänglich machen. So macht es die dortige Kultur, die Menschen, die Landschaft und die aktuellen Probleme lebendig. In einer Region, in der Künstler:innen oft alleine arbeiten und sich außerhalb einfach zugänglicher Netzwerke befinden, ist dieser Preis um so wichtiger.” Eine lobende Erwähnung bekam das Projekt IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász). „Die zeitgemäße, ortsbasierte, interaktive und dokumentarische AR-Experience erweckt die unsichtbare Geschichte von Budapests jüdischem Viertel zum Leben“, so die Jury.

Im East-West Talent Lab, das mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung durchgeführt wurde, fand heute Vormittag der Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Dr. Catherine Colas, Vera Lacková und Alex Shiriaieff statt. Hier gewann das Projekt I DON’T WANT von Hanis Bagashov aus Nordmazedonien das Renovabis-Recherchestipendium (3.500 Euro) für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte. „Das sehr intime Familienporträt enthält so problematische Themen wie Religion, Tradition und Ausgrenzung. Die Jury entschied sich einstimmtig, da es nicht nur das vielversprechendste Filmprojekte war, sondern auch der beste Pitch“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der mit 1.500 Euro dotierte Current Time TV Award (USA) ging ebenfalls an I DON’T WANT von Hanis Bagashov, in der Hoffnung, dass der Preis dem Film helfen würde sein verdientes Publikum zu erreichen, während der Pitch the doc-Award im Wert von 500 Euro dem vielversprechenden Sozialdrama ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva) verliehen wurde.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel 2022 auf den Wettbewerbsfilm KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach). Die Jury von 3sat begründete Ihre Entscheidung folgendermaßen: „In ebenso eindringlichen wie vielschichtig komponierten Bildern, die an klassische Malerei und Western-Szenarien erinnern, erzählt KLONDIKE vom Widerstand einer schwangeren Frau gegen die brutalen Realitäten eines Kriegs, in dem die Konfliktparteien in ihrem Kampf um die „richtige“ Zugehörigkeit Familien auseinanderreißen und die Lebensgrundlage der Menschen zerstören. Die meisterliche Inszenierung, die spannungsvoll und irritierend zwischen Realismus, surrealen Momenten und allegorischer Kraft oszilliert, und nicht zuletzt das brillante Schauspiel von Oxana Cherkashyna als Irka verleihen der Geschichte vom Überleben im Krieg ihre stille Wucht. Durch seine Menschlichkeit und universelle Aussage wird der Film auch noch weit jenseits aktueller Berichterstattung und Breaking News über die Grausamkeit des Krieges Bestand und Relevanz haben.“ Der Film soll zum goEast Festival 2023 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 19. bis 25. April in Wiesbaden statt.
Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher:innen wie Paweł Łoziński, die Retrospektive von Lana Gogoberidzes Filmwerk in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen und Lana Gogoberidzes Anwesenheit beim Festival. Das Symposium, das sich unter dem Titel „Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie“ mit Jean-Luc Godard und seiner Beziehung zu Mittel- und Osteuropa beschäftigte fand online und vor Ort rege Teilnahme. Mit dem Cinema Archipelago, einem Rahmenprogramm, das über die klassische Kinoerfahrung hinausgeht, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Neuland und ermöglichte u.a. ein erfolgreiches und empowerndes Programm namens Yugoretten – ein Forum für Frauen* aus Ex-Jugoslawien.

Das Festival fand unter den Vorzeichen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine statt, was dazu führte, dass drei russische Filme ersatzlos aus dem Programm genommen wurden. Trotzdem waren einzelne russische Produktionen zu sehen, die keine staatliche Förderung erhalten hatten. Im Mittelpunkt standen ukrainische Filmschaffende und ukrainische Produktionen, von denen drei auch im Wettbewerb zu sehen waren. Ein Filmemacher aus der Ukraine nahm sogar eine 45-stündige Busfahrt auf sich, um seinen Film beim Festival zu präsentieren. Zum Thema des Boykotts russischer Filme gab es am Festivalsamstag ein Podiumsgespräch, bei dem ukrainische Filmschaffende ihre Perspektive und ihre Bedürfnisse erklärten.

Alle Preisträger:innen noch einmal im Überblick:
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  1. Goldene Lilie für den Besten Film
    VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi)
  2. Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
    SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022, Regie: Anna Nemes und László Csuja)
  3. CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  4. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
    DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)
  5. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
    PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša)
  6. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  7. Merck-Innovationspreis für XR
    ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva)
  8. Lobende Erwähnung XR
    IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász)
  9. Renovabis-Recherchestipendium
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  10. CurrentTime Award
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  11. Pitch the Doc-Award
    ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva)
  12. 3sat-Ankauf
    KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach)

goEast informiert über das Festivalprogramm und stellt die Wettbewerbsjury vor

goEast_2022_450goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zeigt von Dienstag, 19., bis Montag, 25. April, 88 Filme aus 43 Ländern.
Die Besucher:innen können sich auf 15 Deutschlandpremieren, eine internationale Premiere und fünf Weltpremieren freuen sowie auf drei filmhistorische Sektionen, Vorträge, Filmgespräche und ein neues Begleitprogramm, das unter dem Titel „Cinema Archipelago“ neue Rezeptionsräume für das Kino und audiovisuelle Kunstformen eröffnet.
„Das goEast-Team hat sich kreativ und widerstandsfähig an die Pandemie angepasst, und nach zwei Jahren Online-Festival, in denen im vergangenen Jahr nur die anwesenden Jury-Mitglieder die Filme live sehen konnten, bringen wir nun endlich wieder alle im Kino persönlich zusammen: unser Publikum, die Jurys und die Filmemacher.“, sagte Ellen M. Harrington, Direktorin des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums – DFF. „goEast ist eine lebendige Gemeinschaft, die von dynamischen Gesprächen und Interaktion lebt, und in diesem Jahr freuen wir uns besonders, mit Natalia Libet ein ukrainisches Jurymitglied begrüßen zu können. Die ukrainische Produzentin musste kriegsbedingt ihren Wohnort Kyjiw verlassen und lebt derzeit in Lwiw. Es ist sehr berührend für mich, dass sie trotz des Krieges in ihrem Heimatland zu unserer Jury gehören wird.“, so Festivalleiterin Heleen Gerritsen.

Im goEast Wettbewerb konkurrieren aktuelle Filmproduktionen um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der neu ausgelobte und mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Die 22. Ausgabe von goEast starte mit einem sehr starken Wettbewerb. Es sei wichtiger denn je, „dass wir uns hier in Deutschland mit den (Film-)Kulturen der Länder aus Mittel- und Osteuropa beschäftigen. Uns verbindet mehr als man denkt. Der Krieg hängt natürlich wie ein dunkler Schatten über dem gesamten Programm, umso mehr freue ich mich über die Anwesenheit einer großen ukrainischen Delegation beim Festival. Und dass wir nach zwei Covid-Jahren überhaupt wieder alle gemeinsam im Kino sein können, ist großartig.“, so die so Festivalleiterin

Knapp 200 Gäste aus der Filmbranche Mittel- und Osteuropas werden zum Festival in Wiesbaden erwartet. Eine besondere Ehre ist der Besuch der 93-jährigen georgischen Regisseurin Lana Gogoberidze, welcher die diesjährige Hommage gewidmet ist. Sie reist mit Tochter und Filmemacherin Salomé Alexi zur weltweit ersten Retrospektive ihrer Arbeiten an und wird sowohl bei Filmgesprächen als auch in einem Werkstattgespräch über ihre 60 Jahre umspannende Schaffenszeit Auskunft geben. Auch das Ende des “post-sowjetischen” Zeitalters, sowie Ost- und Westkonflikte werden in dem Programm diskutiert werden. Im Symposium „Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie in Mittel- und Osteuropa“ diskutieren zahlreiche Vortragende aus Wissenschaft und Film über Jean-Luc Godards Verhältnis zu Mittel- und Osteuropa und den Einfluss, den das mittel- und osteuropäische Kino auf seine eigenen Filme hatte. goEast zeigt elf Filme Godards in Kombination mit acht Werken mittel- und osteuropäischer Filmschaffender. In weiteren Sektionen wie den Anarcho Shorts oder der RheinMain Kurzfilmrolle werden Kurzfilme verschiedener Genres gezeigt. Auch in der Festivalpräsentation, die dieses Jahr dem Dokufest Kosovo aus Prizren gewidmet ist, werden Kurzfilme gezeigt.

Überschattet wird das diesjährige Festivalprogramm vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Daher ergeben sich einige kurzfristige Programmänderungen. Im März gab das Festival das Ausscheiden dreier russischer Filme aus dem Programm bekannt. Nun wird auch THIS RAIN WILL NEVER STOP von Alina Gorlova nicht beim Festival zu sehen sein. Stattdessen zeigt goEast in der Matinee am Sonntag, 24. April, in der Caligari FilmBühne in Gedenken an den am 2. April 2022 in Mariupol von russischen Soldaten getöteten litauischen Filmemacher Mantas Kvedaravičius (1976-2022) dessen im Jahr 2016 entstandenen Film MARIUPOLIS (Litauen/ Deutschland/ Frankreich/ Ukraine). Kvedaravičius nähert sich in seinem Dokumentarfilm den Menschen der Stadt an, die versuchen, ein normales Leben zu führen – inmitten von Granateneinschlägen und Krieg.

Für Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Gerade in Wiesbaden, in dem viele Menschen mit osteuropäischen Wurzeln leben, ist das goEast Filmfestival von Anbeginn zu Hause. Seit 22 Jahren bietet es Einblicke in die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer östlichen Nachbarn, oft hoffnungsvoll, mitunter auch ernüchternd. Mit dem russischen Angriff der Ukraine sind wir an einem neuen Tiefpunkt der Ost-West-Beziehungen angekommen. Umso wichtiger ist das vielfältige interdisziplinäre goEast Programm in dieser Zeit. Es bietet nicht nur sehenswerte Filme, z.B. Schätze des postsowjetischen Kinos oder den Film DEUTSCHLAND NEU(N) NULL (FR, 1991) mit dem berühmten Agenten-Darsteller Eddie Constantine, der seine letzten Jahre in Wiesbaden verbrachte. Darüber hinaus gibt es Gelegenheit, an besonderen Orten Wiesbadens, wie z.B. dem Museum Wiesbaden, oder dem Theater im Pariser Hof miteinander ins Gespräch zu kommen“, so Kulturdezernent Axel Imholz.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm, ist trotz der widrigen Umstände voller Vorfreude auf goEast: „Seit über 20 Jahren bereichert goEast die hessische Festivallandschaft, lockt Menschen aus Wiesbaden, dem Rhein-Main Gebiet, Hessen, Deutschland und Europa ins Kino und begeistert sie für Filme aus Mittel- und Osteuropa. Auch in diesem Jahr hat das Festivalteam Großes geleistet und trotz aller Widerstände, der Trauer und besonderer Herausforderungen ein spannendes und abwechslungsreiches Programm kuratiert, auf das ich mich sehr freue.“

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der in diesem Jahr das neue und innovative Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ fördert, sieht die Aufgabe des Programms in der Stärkung von Solidarität und Verständnis: „Das goEast Filmfestival bringt ost- und mitteleuropäische Geschichte(n) auf die Kinoleinwände und fördert den Dialog zwischen Ost und West in Europa. Dabei steht in diesem Jahr das Festival unversehens und für uns alle bedrückend im Kontext eines Krieges. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. als Organisator des Filmfestivals nutzt jede Chance, Orte der Begegnung zu schaffen und bietet auch dieses Mal ein hybrides Programm. In diesem Jahr sind in der neuen Sektion ‚Cinema Archipelago‘ eine Vielzahl neuer Begegnungsformate geplant, mit der Absicht, in der direkten wie virtuellen Begegnung solidarisches Erleben, Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme zu erreichen. Nie war die Dringlichkeit eines Verbundes aller Bereiche, des Alltags und des Miteinanders stärker. Wir freuen uns auf dieses Festival und wünschen viel Erfolg!“

Heute erscheint die Website des Festivals im neuen Gewand und nun ist auch das komplette Programm online zu finden. Am 19. April wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 22. Mal feierlich eröffnet – mit dem Eröffnungsfilm THE BALCONY MOVIE (Film balkonowy, Polen 2021) des polnischen Regisseurs Paweł Łoziński in der Caligari FilmBühne.

Goeast

Die Wettbewerbsjury

Das Festivalteam freut sich, 2022 wieder alle Jurymitglieder der internationalen Jury in Wiesbaden begrüßen und die Filme im Kino zeigen zu können. Den Juryvorsitz der goEast-Jury hat in der 22. Festivalausgabe die serbische Schauspielerin Jasna Đuričić, die im bosnischen Kriegsdrama QUO VADIS, AIDA? unter der Regie von Jasmila Žbanić in der Hauptrolle beeindruckte und für ihre Rolle mehrfach ausgezeichnet wurde. Mitglied der Jury ist außerdem die ukrainische Produzentin Natalia Libet. Sie ist bei ESSE Production House and Digital Religion in Kyjiw tätig; ihre Produktionen wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt. Darunter ANNA, der 2019 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Best Shorts Award ausgezeichnet wurde, und STOP-ZEMLIA, der 2021 bei der Berlinale den Gläsernen Bären für den besten Jugendfilm gewann. Die georgische Regisseurin Salomé Jashi, ein weiteres Jurymitglied, war mit ihren Dokumentarfilmen neben vielen anderen internationalen Festivals auch schon im goEast-Wettbewerb vertreten. Zuletzt lief ihr Film TAMING THE GARDEN in den deutschen Kinos.

Zur Jury gehören darüber hinaus der polnische Journalist, Filmschaffende und Kurator Kornel Miglus und der belarussische Regisseur Aliaksei Paluyan. Miglus ist Filmbeauftragter des Polnischen Instituts in Berlin und leitet seit 2005 das ebenfalls in Berlin ansässige Filmfestival filmPOLSKA. Paluyan studierte in Deutschland und drehte mehrere fiktionale und dokumentarische Kurzfilme. Mit LAKE OF HAPPINESS war er 2020 für den Europäischen Filmpreis nominiert. Sein Dokumentarfilm COURAGE hatte seine Premiere bei der Berlinale 2021 und wurde weltweit auf Festivals gezeigt. Darin porträtiert Paluyan ein zivilgesellschaftlich engagiertes Theaterkollektiv in Belarus, das sich gegen das Regime von Herrscher Lukaschenka auflehnt.

In Zeiten von Krieg und Kulturboykott wenige Wochen vor Festivalbeginn positioniert sich das goEast Filmfestival erneut zum vollständigen Boykott russischer Filmschaffender, der von ukrainischen Institutionen gefordert wird. Die Festivalmacher:innen von goEast haben lange darüber diskutiert, wie mit der Boykottforderung in der aktuellen Kriegssituation umzugehen ist und machen einen Kompromiss: goEast veranstaltet am Samstag, 23. April, um 18 Uhr in Kooperation mit unabhängigen Filmschaffenden, Vertreter:innen verschiedener ukrainischer Institutionen und Festivals ein von Festivalleiterin Heleen Gerritsen moderiertes Panel in der Caligari FilmBühne, wo die ukrainischen Teilnehmer:innen den Boykott aus ukrainischer Perspektive diskutieren und ihre Positionen und Ziele erläutern werden. Insgesamt drei russische Filme im Programm, die staatliche Förderung bekommen, oder von Stiftungen finanziert werden, die an die russische Regierung, d.h. den Präsidenten gebunden sind, werden nicht gezeigt. Die Filme HAUSARREST (Delo, Russland/ Deutschland/ Kanada 2021) von Alexei German Jr. und DONAU (Dunay, Russland 2021) von Lyubov Mulmenko wurden von den Filmschaffenden zurückgezogen. Somit besteht der diesjährige Wettbewerb nur aus 14 Filmen. Ebenso wird es in der Sektion Bioskop eine Lücke geben: Regisseurin Ekaterina Selenkina hat ihren Film UMWEGE (Obkhodniye puti, Russland 2021) aus dem Programm zurückgezogen. Stellungnahmen der russischen Filmemacher:innen sind auf der goEast-Website nachzulesen. Die zurückgezogenen Filme werden nicht ersetzt – in Kriegszeiten sind Lücken im Programm durchaus angemessen.

22. goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films findet vom 19. bis 25. April in Wiesbaden, Frankfurt und in der Rhein-Main-Region statt

goEast_2022_450ffm. Zum 22. Mal bringt goEast mittel- und osteuropäisches Filmschaffen nach Wiesbaden, ins Kino des DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum und in weitere Städte der Rhein-Main-Region. Von Dienstag, 19., bis Montag, 25. April, zeigt das Festival ein umfangreiches Programm aus Filmvorführungen, Workshops, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen.

„Alle Augen sind gerade auf das goEast Filmfestival gerichtet, welches international einer der wichtigsten Schauplätze für das Kino aus Mittel- und Osteuropa darstellt und seit Jahren die gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Region beobachtet und einem breiten Publikum vermittelt. Mitten im Ukraine-Krieg ist die Rolle des Festivals als Vermittlungs- und Diskursort noch einmal auf andere Weise herausfordernd“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig.

Der Krieg in der Ukraine ist im Wettbewerbsprogramm des Festivals allgegenwärtig. In dem Dokumentarfilm „Terykony“ berichtet Taras Tomenko eindrücklich von den Schrecken an der russisch-ukrainischen Front. Inmitten von Schutthaufen, Ruinen und der blanken Verwüstung streift die 14-jährige Nastya mit ihren Freunden umher. Im Familiendrama „Klondike“ entwirft die ukrainische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Maryna Er Gorbach eine sehr persönliche Perspektive auf den Krieg in der Ukraine. Im Zentrum des Anti-Kriegs-Films steht ein Paar, das ein Kind erwartet, aber die Kampfzone nicht verlassen möchte. Der Wille nach einem selbstbestimmten Leben ist laut den Festivalmachern das verbindende Thema im diesjährigen Wettbewerb mit Beiträgen aus Kosovo, Armenien, Ungarn, Weißrussland und vielen weiteren Ländern.

Die Filme russischer Filmschaffender, die staatliche Förderung bekommen haben, oder von Stiftungen finanziert wurden, die an die russische Regierung, das heißt den Präsidenten, gebunden sind, werden nicht gezeigt. Die russischen Filmemacherinnen Alexei German Jr. und Lyubov Mulmenko haben ihre Wettbewerbsbeiträge zurückgezogen. „Die zurückgezogenen Filme werden nicht ersetzt – in Kriegszeiten sind Lücken im Programm durchaus angemessen“, erklärt die goEast-Auswahlkommission: „Solange die Russische Föderation diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, steht die Auswahlkommission hinter der Entscheidung des Festivals, keine staatlich finanzierten russischen Filme zu zeigen. Business as usual ist nicht möglich. Für einen vollumfänglichen kulturellen Dialog müssen erst die Waffen schweigen. Die Stimmen ukrainischer Filmemacher*innen zu hören, muss Priorität sein.“

Als Kompromiss veranstaltet das Festival am Samstag, 23. April, um 18 Uhr in Kooperation mit unabhängigen Filmschaffenden, Vertretern verschiedener ukrainischer Institutionen und Festivals ein von Festivalleiterin Heleen Gerritsen moderiertes Panel in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden, wo die ukrainischen Teilnehmer den Boykott aus ukrainischer Perspektive diskutieren und ihre Positionen und Ziele erläutern.

Das komplette Programm ist unter filmfestival-goEast.de oder im goEast-Programmheft zu finden. Geflüchtete aus der Ukraine bekommen freien Eintritt in das Kino des Deutschen Filmmuseums & Filminstituts.

50 Jahre Kommunales Kino Filmreihe und Feier am Donnerstag, 2. Dezember, 18 und 20 Uhr

1971_12_Kommunales-Kino_-Buster-Keaton2Mit Buster Keaton fing vor 50 Jahren alles an: Am 3. Dezember 1971 eröffnete eine Stummfilmreihe mit dem stoischen Komiker das Programm des Kommunalen Kinos in Frankfurt, das in den ersten Monaten seiner Existenz als Gast dreimal die Woche im Theater am Turm Filme vorführte – sofort mit großem Erfolg, und das, obwohl das Kino nur außerhalb der Theaterzeiten spielen durfte. Es war das erste Filmtheater in Deutschland, das als städtisch vollsubventioniertes Kino mit ständigem Programm den politischen Anspruch des damaligen Frankfurter Kulturdezernenten, Hilmar Hoffmann, erfüllte, Film den anderen Künsten gleichzustellen – eine kulturpolitische Pioniertat. Und eine Initialzündung für die Förderung und Pflege der Filmkunst in Deutschland, die Folgen in vielen Städten und Gemeinden zeitigen sollte: Schon wenige Jahre später gab es 150 kommunal geförderte Lichtspieltheater in Deutschland, deren Existenz Karrieren wie die von Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Rainer Werner Fassbinder beförderte und anspruchsvollen Filmen ein Forum in Deutschland gab.

Das Kino des DFF nimmt den 50. Jahrestag seiner Gründung zum Anlass, mit seinen Besucher:innen auf eine bewegte Geschichte mit heftigen politischen und kulturellen Auseinandersetzungen zurückzublicken, und sich einmal selbst zu feiern: Den gesamten Dezember über mit einem Filmprogramm, das Filme, die auch im Dezember 1971 liefen, wieder aufführt.

Am Donnerstag, 2. Dezember, geht es um 18 Uhr Uhr los mit einem Buster-Keaton-Kurzfilmprogramm. Um 20 Uhr folgt dann die Feier mit Weggefährt:innen und befreundeten Institutionen. Zu sehen ist STEAMBOAT BILL, JR. (USA 1928, R: Charles Reisner, D: Buster Keaton). Heide Schlüpmann spricht ein Grußwort, bevor sich zahlreiche Wegbegleiter:innen bei einem kleinen Empfang im Anschluss austauschen können.

Weitere Filme, die im Dezember gezeigt werden:

  • THE MURDER OF FRED HAMPTON Die Ermordung Fred Hamptons (USA 1970, R: Mike Gray/Howard Alk)
  • THE HORSE SOLDIERS Der letzte Befehl (USA 1959, R: John Ford)
  • DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES MR. WEST IM LANDE DER BOLSCHEWIKI (UdSSR 1924, R: Lew Kuleschow)
  • SUMMER IN THE CITY (BRD 1970, R: Wim Wenders)
  • THE KID Der kleine Junge (USA 1921, R: Charles Chaplin)
  • OSSESIONE Besessenheit (Italien 1942, R : Luchino Visconti)

Ziel der Gründer:innen des Kommunalen Kinos war es, Film als ein künstlerisches, aber auch gesellschaftspolitisch wichtiges Medium zu etablieren, das alle Bürgerschichten erreicht. Von Anfang an war es daher der Anspruch des Kommunalen Kinos, wirtschaftlich unabhängig und frei von materiellen Zwängen zu sein. Film sollte mehr sein als kommerzielles Massenvergnügen. Geboten wurde – bezahlbares – Kino, das jenseits des Mainstreams stand. Hieraus entwickelten sich ganz neue Möglichkeiten, Filmkultur zu präsentieren. Thematische, auch politisch akzentuierte Filmreihen sorgten für lebhafte Debatten. Das Kommunale Kino etablierte eine cineastische Gegenkultur.

Das gefiel nicht allen: Noch vor der Eröffnung, bereits im Mai 1971, klagten fünf kommerzielle Frankfurter Kinobetreiber wegen Wettbewerbsverzerrung. Doch die Klage wurde abgewiesen und ging als „Frankfurter Urteil“ in die Geschichte der Kommunalen Kinos ein.

1972 zog das Kommunale Kino vom Theater am Turm ins Historische Museum am Römer und nahm seinen regulären Spielbetrieb dort mit einer Charlie-Chaplin-Retrospektive auf. „Andere Filme anders zeigen“ war fortan die Devise im KoKi, wie es von den Frankfurter:innen schon bald liebevoll genannt wurde. Ein Leitspruch, der für viele der nun rasch entstehenden Kommunalen Kinos in Deutschland galt.

In Frankfurt bildeten sich in den frühen Jahren neben den filmhistorischen Reihen zwei Schwerpunkte der Programmarbeit heraus: ein dezidiert politisches Profil und ein besonderes Engagement für den aktuellen deutschen Film – dieses Profil setzt sich bis heute fort.

Zu sehen waren weiterhin große Reihen etwa zum jiddischen Kino oder zum Kino in den Sowjetrepubliken sowie eine Fülle von Länderschwerpunkten und Retrospektiven zu einzelnen Filmemacher:innen.

1984 zog das KoKi auf Initiative von Hilmar Hoffmann in das neu gegründete Deutsche Filmmuseum am Schaumainkai, wo beide Institutionen zusammen mit dem Deutschen Filminstitut ein neues Zentrum der Filmkultur am Main bildeten. Mit einer Federico Fellini gewidmeten Ausstellung und Retrospektive wurde das Haus eröffnet und bot nunmehr als einzige Kinemathek in Deutschland die Möglichkeit, Ausstellungs- und Kinobesuch zu vereinen.

Es folgten üppig angelegte, sich über mehrere Monate erstreckende Filmreihen mit einer großen thematischen Bandbreite: von King Vidor über John Ford und Stan Brakhage bis zu Charlie Chaplin, Yasujirō Ozu, Marguerite Duras oder Jean Renoir; hinzu kamen regelmäßige Schauspieler:innenporträts und thematische Reihen wie jene zum Kino der deutschen Filmemigrant:innen.

Die größte Krise in seiner Geschichte überstand das Kino in den Jahren 1993 und 1994. Der Magistrat hatte auf Betreiben der Kulturdezernentin Linda Reisch im Zuge seines Sparkurses beschlossen, das Kommunale Kino zu schließen. Mehr als 200 Protestschreiben aus aller Welt gingen ein. Die Entscheidung wurde revidiert, aber der Schließungsbeschluss offiziell nie zurückgenommen.

In der Folge verlor das Kommunale Kino seine Eigenständigkeit: Zunächst als Abteilung des Deutschen Filmmuseums geführt, ist es nun zentraler Kern der 2006 mit dem Deutschen Filminstitut fusionierten Institution, die seit 2019 als DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. firmiert.

Beim Umbau des Hauses zwischen 2009 und 2011 wurde das Kino komplett renoviert und zusätzlich mit neuester Vorführtechnik (2K-Digitalprojektion und 3D) ausgestattet. Der neue Saal an gleicher Stelle im Untergeschoss der Gründerzeitvilla erstrahlt nun in Rot und bietet Platz für 131 Besucher:innen.

Mit der Wiedereröffnung schärfte das Kino ein weiteres Mal sein Profil. Neben altbewährten Formaten wie „Klassiker & Raritäten“ und „Was tut sich – im deutschen Film?“ wurden neue Angebote wie die Reihe „Lecture und Film“, das „Late Night Kultkino“ und ein wöchentlicher Programmplatz für „Specials“ eingeführt. Der von jungen Leuten organisierte Filmclub Treppe 41 lädt zum Austausch ein.

Zweimal im Jahr werden deutsche Filmschaffende eingeladen und erhalten Carte Blanche, Filme vorzustellen, die sie beeinflusst haben.

Die Reihe „Lecture und Film“, beleuchtet in Kooperation mit der Frankfurter Goethe-Universität das Werk bedeutender Regisseur:innen, bisher etwa Jean-Luc Godard, Agnès Varda, Andy Warhol, Chantal Akerman oder Pier Paolo Pasolini.

Verschiedene Festivals strukturieren das Jahresprogramm: Neben den vom DFF organisierten Festivals wie LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, Africa Alive, dem italienischen Filmfestival Verso Sud oder Southern Lights – Kino des globalen Südens, beteiligt sich das Kino am Lichter Filmfest Frankfurt International und dem japanischen Festival Nippon Connection. Weitere umfangreichere Filmreihen finden begleitend zu den aktuellen Sonderausstellungen statt.

Das Kino ist darüber hinaus durch zahlreiche Kooperationspartner, Institutionen, Museen und kulturelle Organisationen eingebunden in das Kulturleben der Stadt Frankfurt. Darüber hinaus ist das DFF Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Verbänden: dem Kinemathekenverbund, der ACE und der FIAF.

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
www.dff.film

Das Programm des 44. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans

Lucas_21_banner_NewsletterProgramm-Überblick zum 44. LUCAS – Internationalem Festival für junge Filmfans

  • 44. Festivalausgabe vom 30. September bis 7. Oktober
  • Kinoerlebnisse in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden
  • VoD-Angebot für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen über die neu gestaltete LUCAS-Website
  • Festivalfokus: Dokumentarfilm für junges Publikum
  • Gespräche mit Filmschaffenden, Panels und mehr
  • Tickets sind ab sofort erhältlich

FRANKFURT, 6.9.2021. Das 44. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans bringt vom 30. September bis 7. Oktober ein vielfältiges Film- und Rahmenprogramm nach Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, dem Cinéma, der Caligari FilmBühne und dem Kino im Hafen 2 sind 67 Filme aus aller Welt zu sehen. Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen steht das Wettbewerbsprogramm auch als Video-on-Demand-Angebot zur Verfügung. Das Festival setzt in diesem Jahr einen Fokus auf Dokumentarfilm für junges Publikum. Herzstück des Festivals sind die zahlreichen partizipativen Angebote, bei denen junge Filmfans im Festivalgeschehen »Mitmischen!« können. Bis 17. September können sich Gruppen voranmelden, ebenso lang gilt der Frühbucherpreis von 3,50 Euro für junge Filmfans.

Auf der Pressekonferenz im Kino des DFF betonte Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt und Schirmherr von LUCAS, wie schwierig die vergangenen anderthalb Jahre für die Kulturlandschaft waren: „Kultur braucht das Gemeinschaftserlebnis. Deshalb sind Orte wie das Kino so wichtig. Ins Kino zu gehen ist eine bewusste Entscheidung. Man setzt sich mit dem, was man sieht, auseinander. Das ist etwas völlig anderes, als auf der Couch zu sitzen und den Fernseher anzuschalten.“ Die Frankfurter:innen könnten sich über die vielfältige Kinokultur ihrer Stadt glücklich schätzen. LUCAS sei dafür das beste Beispiel. Feldmann: „Das Festival ermuntert Kinder und Jugendliche nicht nur dazu, anspruchsvolle Filmkunst jenseits des Gewohnten zu entdecken. Es setzt auch auf die Sichtweise seines jungen Publikums.“ Die vielen Mitmach-Projekte stärkten das soziale Miteinander. In einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche lange darauf verzichten mussten, könne man das gar nicht hoch genug einstufen, so der Oberbürgermeister abschließend.

„Das LUCAS-Filmfest ist eine Instanz der hessischen Filmfestivallandschaft und verfolgt dabei eine besonders wertvolle Mission, die wir voll und ganz unterstützen: den filmischen Nachwuchs sowie die Filmvielfalt am Standort Hessen zu fördern“, sagte Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm und Medien. Der diesjährige Schwerpunkt des Festivals, Dokumentarfilme für junges Publikum zu zeigen, freue sie dabei ganz besonders, denn „der Dokumentarfilm blickt in Hessen als künstlerische Form und investigatives Korrektiv auf eine lange Tradition zurück. Da er einen immensen Beitrag leistet, um den bestehenden, lebendigen gesellschaftspolitischen Diskurs zu unterstützen und anzuregen, ist er als künstlerische Form besonders auch für ein junges Publikum spannend.“ Umso mehr freut es Schoeppe, dass die jungen Filmfans in diesem Jahr nun wieder in vier Kinos in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden zusammenkommen.

Adnan Shaikh, Bürgermeister der Stadt Eschborn, bezeichnete das Festival als „idealen Ort, um sich tiefgreifender mit dem Medium Film auseinanderzusetzen“. Die Nachbarstadt Frankfurts unterstützt LUCAS seit vielen Jahren und trägt so einen wichtigen Beitrag zum Kulturangebot für junge Menschen in der Rhein-Main-Region bei. Gerade für Schulklassen in der Region sei das Online-Angebot ein großer Pluspunkt. Shaikh lobte das Programm, das neue Perspektiven mit künstlerisch spannenden Filmen eröffne. „Dabei ist das Festival nicht nur an Kinder und Jugendliche gerichtet. Es bietet allen Filmfans inspirierende Geschichten und herausfordernde Werke“, so Shaikh.

Nachdem 2020 ein großer Teil des Festivals ins Netz verlegt werden musste, freute sich DFF-Direktorin Ellen Harrington, dass das „gemeinschaftliche Kinoerlebnis dieses Jahr wieder im Zentrum von LUCAS steht.“ Ein lebendiger Umgang mit Kultur und Kreativität sei für junge Menschen besonders wichtig. Die LUCAS-Filme werden sie an Orte bringen, „die wir in unserem alltäglichen Leben vielleicht nicht besuchen können. Zugleich kommt die Welt nach Frankfurt, denn zahlreiche Filmschaffende aus allen Ländern stehen hier im Kino Rede und Antwort.“ Sie dankte den Projektförderern: „Nur durch das Vertrauen, die Unterstützung und ein deutliches Bekenntnis unserer Partner zur Filmkultur ist es uns möglich, heute hier zu stehen und die 44. LUCAS-Ausgabe der Öffentlichkeit zu präsentieren.“

Internationales Wettbewerbsprogramm im Kino und für Schulklassen und Gruppen online

Junge Filmfans bei LUCAS © Oliver Leicht
Junge Filmfans bei LUCAS © Oliver Leicht

Im Zentrum des Festivals stehen die internationalen Wettbewerbe in drei verschiedenen Alterssektionen: 8+, 13+ und 16+ | Youngsters. LUCAS-Festivalleiterin Julia Fleißig erläuterte die Auswahl der Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme: „Die Filme der Wettbewerbe eröffnen dem Publikum neue Welten, offenbaren zugleich Grenzen und helfen, die eigene Identität zu finden.“ Die Protagonist:innen der Filme seien häufig unterwegs – „auf dem Weg in ein neues Land und in ein neues Leben, oder zurück in ein altes Leben, was nicht immer Gutes verheißt“, so Fleißig. Von hochgelobten Coming-of-Age-Dramen über Abenteuerfilme und Komödien bis zu beeindruckenden Dokumentarfilmen, die junge Menschen hautnah verfolgen und auf bewegende Weise deren Hoffnungen und Träume zeigen, sei für alle Altersgruppen etwas dabei.

48 aktuelle Lang- und Kurzfilme aus aller Welt, darunter 30 Deutschlandpremieren,  konkurrieren im Wettbewerb um die LUCAS-Preise im Gesamtwert von 21.000 Euro. Weitere 19 Filme stehen in Nebensektionen und Specials auf dem Programm.

Die Entscheidung über die Gewinnerfilme liegt in den Händen der Juror:innen. Die Jurys 8+ und 13+ sind paritätisch mit jungen Filmfans und Branchenprofis besetzt. Sie entscheiden über die Vergabe von fünf LUCAS-Preisen in den Wettbewerbssektionen 8+ und 13+. Eine Jury junger Filmenthusiast:innen aus Bulgarien, Italien und Deutschland zeichnet einen Film der Sektion 16 + | Youngsters mit dem LUCAS Youngsters Award aus. Ein Teil der jungen Jurymitglieder war zur Pressekonferenz anwesend und tauschte sich in einer Fragerunde mit Julia Fleißig und Peter Feldmann aus.

Neu dabei ist in diesem Jahr die von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt geförderte »Stadtteiljury«: Zehn Frankfurter:innen zwischen neun und 14 Jahren haben sich in einem einwöchigen Workshop im Medien-Studio-Bornheim auf ihre Jurytätigkeit vorbereitet. Während der Festivalwoche küren sie einen Preisträgerfilm aus dem Kurzfilmwettbewerb. Über den Publikumspreis entscheiden die Festivalbesucher:innen.

Zudem vergibt eine Jury der ECFA (European Children´s Film Association) in der Sektion 8+ einen ECFA Award. Seit 2018 verleiht Cinema Without Borders einen Preis an einen Wettbewerbsfilm.

»Mitmischen!«
»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen.

Mit »Mitmischen!« bietet LUCAS partizipative Filmbildungsangebote, die junge Menschen noch tiefer ins Filmerleben und die Festivalwoche eintauchen lassen. Ob als Jurymitglied, Nachwuchskritiker:in, Moderator:in oder Programmkurator:in – auf Augenhöhe diskutieren sie mit Filmschaffenden, sammeln Wissen und erkunden gemeinsam, warum und wie das Geschehen auf der Leinwand uns Welten kennenlernen und fühlen lässt.

In Online-Filmgesprächen erfahren die jungen LUCAS-Teilnehmer:innen von den internationalen Filmgästen, was sie schon immer über das Filmemachen wissen wollten. Die Interviews entstehen im speziell eingerichteten LUCAS-Studio und werden im Kabelprogramm des Offenen Kanal Rhein-Main (MOK), der Mediathek Hessen und auf der LUCAS-Webseite ausgestrahlt.

Die neue »Stadtteiljury« soll sich jedes Jahr in einem anderen Stadtteil bilden, zusammengesetzt aus Kindern und Jugendlichen, die im Projekt lernen, sich so unterschiedlich auszudrücken, wie sie selbst sind. Frankfurts junge, diverse Stimmen erhalten so das verdiente Gehör und zeichnen Preisträger:innen aus, indem sie Podcasts, Interviews, Filmkritiken und weitere kreative Ideen dazu präsentieren.

Nebensektionen und Specials

Schon die Jüngsten ab drei Jahren erkunden bei den »Minis« zwei Kurzfilmprogramme aus dem europäischen Modellprojekt „Cinemini on Tour“. Die »Klassiker.Klasse«, ein Religionskurs aus der 12. Stufe der Albert-Einstein-Schule Schwalbach, präsentiert drei Meilensteine des Katastrophenfilms – passend zur aktuellen DFF-Sonderausstellung KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende?. Sechs Jugendliche aus Griechenland, Deutschland und Belgien – die diesjährigen »Young European Cinephiles« – präsentieren eine eigene Filmreihe zum Thema „Obsession“. Der interkulturelle Filmclub Blickwechsel Jetzt zeigt THE LAST PICTURE SHOW (US 1971. R: Peter Bogdanovich). Der Bildungsbereich des DOK.fest München, DOK.education, ist bei LUCAS zu Gast und bietet Schulklassen ein Online-Bildungsprogramm, das in die Welt des Dokumentarfilms einführt. Am Festivalsonntag bietet LUCAS für Familien freien Eintritt (bis 17 Uhr) für alle Familienmitglieder, sowohl im Kino des DFF als auch in der Dauer- und Sonderausstellung.

Wie ein roter Faden ziehen sich Dokumentarfilme für junges Publikum durch das Festival: Von Kurzfilmprogrammen für die Allerjüngsten über Highlights aus dem Wettbewerb bis hin zu anregenden Diskussionen bei den Branchenpanels, die der Frage nachgehen, wie Dokumentarfilme ihr junges Publikum erreichen können – zum einen aus der Perspektive von Filmvermittler:innen und ihren unmittelbaren Erfahrungen mit jungem Publikum, zum anderen aus Sicht von Filmschaffenden mit Blick auf Dramaturgie, Finanzierung und Vertrieb.

Kinotickets für junge Filmfans bis 17. September zum Frühbucherpreis

Bis 17. September können Kinotickets zum Frühbucherpreis von 3,50 Euro (ausgenommen: Caligari FilmBühne) für junge Filmfans bis einschließlich 20 Jahren erworben werden. Das Video-on-Demand-Angebot steht Schulklassen und Gruppen exklusiv zur Verfügung und kostet 2 Euro pro Person. 
Voranmeldungen für Gruppen sind bis 17. September möglich.

Tickets und Anmeldung via lucas-filmfestival.de | info@dff.film | 069 961 220-678

LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans wird gefördert von:

Stadt Frankfurt am Main, Hessisches Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, HessenFilm und Medien, Stadt Eschborn, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, U.S. Consulate General Frankfurt, LPR Hessen – Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Patrons Circle des DFF, Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Hessische Lehrkräfteakademie, FAZIT-Stiftung, Nassauische Sparkasse, Schweizerisches Generalkonsulat Frankfurt.
Medienpartner: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Radio Frankfurt, Journal Frankfurt.

goEast 2021 – Regisseurinnen räumen die Hauptpreise bei der 21. Festivalausgabe ab THIS RAIN WILL NEVER STOP gewinnt die Goldene Lilie // Beste Regie für BEBIA, À MON SEUL DÉSIR

goEast Preistraegerin Alina Gorlova THIS RAIN WILL NEVER STOP © goEast
goEast Preistraegerin Alina Gorlova THIS RAIN WILL NEVER STOP © goEast

Der Dokumentarfilm THIS RAIN WILL NEVER STOP (Ukraine, Lettland, Deutschland, Katar 2020, Regie: Alina Gorlova) gewinnt die Goldene Lilie, den auf 10.000 Euro dotierten Hauptpreis der 21. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Saodat Ismailova begründete ihre Entscheidung damit, dass Alina Gorlova durch den gewagten Einsatz filmischer Stilelemente den Blick auf einen jungen Mann richtet, der sich in den Konfliktwelten in Syrien und Donbass gefangen sieht. „Gorlovas Vision, äußerlich stoisch und voller Empathie, überschreitet einfache Grenzen, indem sie Bild und Ton als sensorische Erfahrung nutzt“, ergänzt die Jury.

Nahezu alle ursprünglich wieder für das Kino geplanten 92 Festivalfilme aus 38 Ländern mit 32 Deutschlandpremieren und zwei Weltpremieren hat das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete goEast in seiner 21. Ausgabe in den digitalen Raum verlagert. Für die zweite Pandemie-Ausgabe von goEast war es den Festivalmacher:innen allerdings nicht genug, ausschließlich eine Mediathek anzubieten. Mitten in Wiesbaden florierte ein Festivalzentrum hinter verschlossenen Türen, das unter Einhaltung von strengen Hygieneauflagen genug Platz für Festivalgäste, zwei Festivalstudios, eine Corona-Teststation des Deutschen Roten Kreuz und eine Action-Art Performance von Dan Perjovschi bot. Auch war es Festivalbesucher:innen im Rahmen des Public Distancing-Programms möglich, den goEast Ost-Kiosk vor dem Nassauischen Kunstverein zu besuchen und sich dort nicht nur mit etwas Verpflegung zwischen den On Demand Streams einzudecken, sondern auch das ein oder andere bunte Blatt aus Mittel- und Osteuropa zu entdecken.

Juja Dobrachkous erhält für ihr Werk BEBIA, À MON SEUL DÉSIR (Georgien, Großbritannien 2020) den auf 7.500 Euro dotierten Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie. Die Jury würdigt ihren Mut, die Geschichte aus den Augen einer jungen georgischen Frau zu erzählen und dabei Vorurteile, die der Vergangenheit angehören, als generationsübergreifendes Heilmittel zu nutzen. Die visuelle Sprache des Films erschaffe eine individuelle Welt, die die Charakterbilder untermauert und die Handlung vertieft.

Der Film HOW I BECAME A PARTISAN (Slowakische Republik, Tschechische Republik 2021, Regie: Vera Lacková) hat bei goEast seine Weltpremiere gefeiert und kann sich nun schon über seine erste Auszeichnung freuen: den auf 4.000 Euro dotierten Preis für Kulturelle Vielfalt. Der Film „entwickelt sich zu einer bewegenden, persönlichen Reise durch eine nahezu unbekannte Geschichte. Indem sie den Überlebenskampf ihrer Familie während des Zweiten Weltkriegs mit ihren eigenen Erfahrungen als Roma-Angehörige in der heutigen Zeit verbindet, schafft Vera Lacková ein Bild, das in all seinen Aspekten menschlich ist, ohne falsche Kategorisierungen, und das sowohl die Freude an der Familie als auch den Schmerz der systematischen Verfolgung offenbart“, erklärt die Jury.

Mit einer lobenden Erwähnung hat die Jury CHUPACABRA (Russland 2020, Regie: Grigory Kolomytsev) dafür bedacht, dass der Film als „bemerkenswertes Spielfilmdebüt mit einer klaren Inszenierung und einer wunderbar poetischen Klangkulisse das schon zur Gewohnheit gewordene Verständigungsproblem zwischen Erwachsenen und Kindern offenbart und dabei eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung aus dem jungen Protagonisten herausholt.“

Festivalleiterin Heleen Gerritsen freut sich, dass die internationale Jury die drei Hauptpreise des Wettbewerbs an Filmemacherinnen vergeben hat: „Unsere Wettbewerbssektion ist traditionell mit einer Vielzahl großartiger Regisseurinnen vertreten, das ist in diesem Jahr nicht anders. Ob die bereits genannten: Alina Gorlova, Juja Dobrachkous oder Vera Lacková, aber auch alle nicht erwähnten: Lili Horvát, Nora Martirosyan und Marta Popivoda – sie alle tragen zu einem mittel- und osteuropäischen Filmbild bei, das seine Ketten festgefahrener Strukturen und überholter Rollenbilder sprengt. Ich gratuliere allen Preisträger:innen und freue mich auf den Tag, an dem wir ihre Filme wieder gemeinsam und im engen Austausch im Kino erleben dürfen.“

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm geht ebenfalls an BEBIA, À MON SEUL DÉSIR (Georgien, Großbritannien 2020). „BEBIA, À MON SEUL DÉSIR ist in seinem ästhetischen und erzählerischen Konzept ein gelungener Coming-of-Age-Film. Aus der Sicht seiner jugendlichen Protagonistin Ariadna, die während einer ungewöhnlichen, mythenbasierten Beerdigung ihrer Großmutter von ihrer Kindheit heimgesucht wird, gelingt Juja Dobrachkous eine originelle Mischung aus Ariadnas Erlebnissen in zahlreichen Rückblenden und den familiären Spannungen, die die Trauerrituale begleiten.“ In der Kategorie Dokumentarfilm gewinnt PLEASE HOLD THE LINE (Österreich 2020, Regie: Pavel Cuzuioc), der „intensive menschliche Beziehungen zeigt, die normalerweise wie einfache alltägliche Interaktionen erscheinen. Er schafft ein tieferes Verständnis für die dargestellte Welt, indem er uns auf eine Reise durch vier europäische Länder mitnimmt und zahlreiche spontane Situationen aufzeichnet. In einem filmischen Raum, der den unterschätzten Berufen im Kommunikationsdienst gewidmet ist, wird uns auch bewusst, dass wir vielleicht zu oft glauben, dass nur Psychologen oder enge Freunde intime Monologe führen können.“

Für ihr dokumentarisches Virtual Reality- und 360°-Projekt THE SPHERES CITY – TANGIBLE UTOPIAS (Rumänien 2021) wird Ioana Mischie mit dem diesjährigen Open Frame Award mit einem Preisgeld über 5.000 Euro, gestiftet von der BHF Bank Stiftung, ausgezeichnet. „Wir erkennen die langfristigen Ambitionen dieses sinnvollen Projekts an, das sich in den folgenden Jahren weiterentwickeln und wachsen wird, indem es Kindern auf so kreative Weise eine Stimme gibt und sie als unsere wahre Hoffnung für unsere globale Zukunft umarmt und feiert“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Eine lobende Erwähnung spricht die Jury für #PRISONERSVOICE (Ukraine 2020, Regie: Nikita Bohdanov) aus, der klare und direkte Erzählungen von Aktivisten mit einer dichten Atmosphäre verwebe und so einen intensiven Einblick in eine Welt gewährt, die sonst unbekannt ist.

Den dritten auf 2.500 Euro dotierten und vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gestifteten RheinMain Kurzfilmpreis vergibt eine Jury aus Vertreter:innen von Programmkinos aus dem Rhein-Main-Gebiet an URAL (Deutschland, Russland 2019) von Alla Churikova. „Die Autorin und Regisseurin erzählt von ihrer Kindheit in einer Militärsiedlung am Fuße des Ural. Ihre animierten Erinnerungen verwebt sie mit Aufzeichnungen, Photographien und Tondokumenten ihres Vaters, einem sowjetischen Offizier, der Teil geheimer Nuklearwaffenversuche war. Hierbei gelingt es ihr beide Perspektiven gleichberechtigt auf eine Ebene zu bringen und sie schafft damit gleichsam eine Skizze für ein Epos des 20. Jahrhunderts“, so die Jury. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für MAN (Lettland 2020, Regie: Yulia Timoshkina) als empathisch-poetisches Porträt einer ganz alltäglichen Situation, aus.

goEast jury 2021 Wettbewerb-FIPRESCI
goEast jury 2021 Wettbewerb-FIPRESCI

Das Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilmprojekte mit Menschenrechtsschwerpunkt 2021 geht an SECOND HAND WAR von Anna Benner und Eluned Zoe Aiano. Das Stipendium ist auf 3.500 Euro dotiert. Die künstlerische Herangehensweise des Projekts zeigt unterschiedliche Perspektiven von Frauenrollen im Krieg und begibt sich auf die Suche nach Lücken im kollektiven Gedächtnis.

Mit dem goEast Development Award zeichnet die East-West Talent Lab Jury KING MATT THE FIRST von Regisseurin Jaśmina Wójcik und Produzentin Agnieszka Rostropowicz-Rutkowska aus. „Vielleicht sollte es eher QUEEN MATHILDA THE FIRST heißen, denn die charmante und inspirierende Reise, erzählt durch die Augen der Kinderdarstellerinnen Lea und Zoja, beweist großen Phantasiereichtum“, so die Jury in ihrer Begründung. Der goEast Development Award ist auf 3.500 Euro dotiert und wird von Russian Standard Wodka gesponsert.

Mit einer erfrischenden und witzigen Konstellation aus vier ganz unterschiedlichen Charakteren überzeugt SPA von Ieva Šakalytė. Das Projekt erhält den Pitch the Doc Award bei goEast, für den ein zusätzliches Mentoring für die Gewinnerin gesponsert von der gleichnamigen polnischen Plattform.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel für 2021 auf den Wettbewerbsfilm PREPARATIONS TO BE TOGETHER FOR AN UNKNOWN PERIOD OF TIME (Ungarn 2020, Regie: Lili Horvát). Der Film soll 2022 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Im Angesicht einer weiterhin das öffentliche Leben bestimmenden Pandemie hat goEast auf seine ersten Erfahrungen in der Ausgestaltung eines Online-Festivals aus dem Vorjahr zurückgegriffen, aber dabei weiter Publikumsveranstaltungen verfolgt. Das Autokino und der abendliche Kurzfilmspaziergang werden kurzfristig in den Sommer verschoben. Sobald ersichtlich wird, unter welchen Bedingungen und an welchem Zeitpunkt die Veranstaltungen stattfinden können, veröffentlichen die Festivalmacher:innen entsprechende Informationen auf ihrer Website.

Alle Preisträger:innen im Überblick:

goeast21_coverGoldene Lilie für den Besten Film
THIS RAIN WILL NEVER STOP, Ukraine, Lettland, Deutschland, Katar 2020, Regie: Alina Gorlova

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
BEBIA, À MON SEUL DÉSIR, Georgien, Großbritannien 2020, Regie: Juja Dobrachkous

Preis für Kulturelle Vielfalt
HOW I BECAME A PARTISAN / AKO SOM SA STALA PARTIZÁNKOU, Slowakische Republik, Tschechische Republik 2021, Regie: Vera Lacková

Lobende Erwähnung
CHUPACABRA, Russland 2020, Regie: Grigory Kolomytsev

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
BEBIA, À MON SEUL DÉSIR, Georgien, Großbritannien 2020, Regie: Juja Dobrachkous

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
PLEASE HOLD THE LINE, Österreich 2020, Regie: Pavel Cuzuioc

Open Frame Award
THE SPHERES CITY – TANGIBLE UTOPIAS, Rumänien 2021, Regie: Ioana Mischie

Open Frame Award – Lobende Erwähnung
#PRISONERSVOICE, Ukraine 2020, Regie: Nikita Bohdanov

RheinMain Kurzfilmpreis
URAL, Deutschland 2019, Regie: Alla Churikova

RheinMain Kurzfilmpreis – Lobende Erwähnung
MAN, Lettland 2020, Regie: Yulia Timoshkina

Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilmprojekte mit Menschenrechtsschwerpunkt
SECOND HAND WAR, Regie: Anna Benner & Eluned Zoe Aiano, Tschechische Republik-Deutschland

goEast Development Award
KING MATT THE FIRST, Produktion: Agnieszka Rostropowicz-Rutkowska, Regie: Jaśmina Wójcik, Polen

Pitch the Doc Award
SPA, Regie: Ieva Šakalytė, Litauen