Kategorie-Archiv: Schultheatertage

Wiesbadener Schultheatertage 2016 mit 26 Produktionen im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheater ab 6. Juni

theatertagecover16
Vom 6. bis 10.Juni 2016 öffnet das Hessische Staatstheater gemeinsam mit dem Wiesbadener Kulturamt seine Pforten für die inzwischen kultgewordenen Wiesbadener Schultheatertage mit Aufführungen, Festivalcafé, Festivalfilm, Gesprächsforen und Bastage-Projekte.

„Neben Fabeln und Märchen, Tanztheater, Krimi und ‚klassischem Stoff‘ liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr eindeutig beim Musical“, bekräftig Rose-Lore Scholz, Schul- und Kulturdezernentin. Sie versteht die Schul-Theatertage als ein ganz tolles Beispiel für eine intensiv gelebte Verbindung von Kultur und Schule. Allein sieben Gruppen haben in diesem Jahr, so die Kulturdezernentin, das populäre Genre mit Musik, Tanz und Gesang belegt. „Was ich besonders erfreulich finde“, so Rose-Lore Scholz, „ist, dass es so eine Bereitschaft in den Schulen gibt, die Stücke auch umzuschreiben, beziehungsweise auch völlig frei zu entwickeln, so dass sie mit ihrem Schulprofil entsprechend leichter teilnehmen können.“ Dieses Jahr werden insgesamt 26 Schüler-Theatergruppen mit 750 Darstellern aus 28 Schulen „aller couleur“ der Landeshauptstadt und Region teilnehmen und die Chance haben, ihre eigenen, mit professioneller Unterstützung kreierten Bühnen-Produktionen auf der Profi-Bühne im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheater vorzuführen.

Programmüberblick

theatertage16-1wMontag, 6. Juni 2016
Kleines Haus 10.00 Pestalozzischule Idstein
Die Flut
Studio 12.00 Pestalozzischule Wiesbaden
Die magische Märchenexplosion
Kleines Haus 13.00 Freie Waldorfschule
Der Sängerkrieg der Heidehasen
Studio 17.00 / 18.30 Theater Anders
Abenteuer Afrika!
Kleines Haus 18.00 Gymnasium Eltville
Knastkinder

Dienstag, 7. Juni 2016
Kleines Haus 10.00 Campus Klarenthal
Der listige Fuchs / Maria durch ein Dornwald ging
Studio 11.00 Otto Stückrath Schule
Das Zauberamulett von Wisibada
Kleines Haus 13.00 Peter Rosegger Schule
Schlaraffentheater
Eine köstliche Reise ins Land der Träume
Kleines Haus 18.00 Theodor Fliedner Schule
Guano oder Die Odyssee der Vögel
Studio 20.00 Internatsschule Schloss Hansenberg
Möge die Macht mit uns sein – Star Wars und wir

Mittwoch, 8. Juni 2016
Kleines Haus 09.30 Kohlheckschule
Aschenputtel
Studio 11.00 Robert Schumann Schule
Heute im Sonderangebot: Die Konkurrenz
Kleines Haus 12.00 Silberbachschule Taunusstein
Geschöpf der Nacht
Ein Taschenlampenmusical
Studio 13.30 Max Kirmsse Schule
Zoff im Beet
Studio 17.00 Evgl. Erlösergemeinde
Zirkus: Krimi
Kleines Haus 18.00 Leibnizschule
Erwachsen für 77 Stunden

Donnerstag, 9. Juni 2016
Kleines Haus 09.30 Blücherschule
Rin Tin Tin oder das Märchen von dem armen Mädchen mit dem roten Schuh
Studio 11.00 Gutenbergschule
Starke. Opfer. Schwache. Täter.
Kleines Haus 13.00 Hermann Ehlers Schule
Schneewittchen
Studio 17.00 Alexej von Jawlensky Schule
Erhöhte Sterblichkeit in der Kreisstraße
Kleines Haus 18.00 Humboldtschule
Romeo und Julia

Freitag, 10. Juni 2016
Kleines Haus 10.00 Goetheschule
Flaschenpost – Der Schatz der Freundschaft
Studio 11.30 IGS Kastellstraße
Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu
Kleines Haus 13.00 Gustav Heinemann Schule
Eine Handvoll Rausch
Studio 16.00 Domgymnasium Naumburg
Anstalten
Kleines Haus 18.00 Diltheyschule
Grease Lightning

Studio 19.00 Helfer und Gäste
Der Film zum Festival
Eintritt frei
Anmeldung erforderlich

Kreativität ohne Grenzen – kein Casting

theatertage16-2w„Ein Jahr lang haben die Kinder und Jugendlichen, Lehrkräfte und AG-Leiterinnen und -Leiter geplant, ausprobiert, verworfen und wieder probiert, bis ihre Stücke standen“, skizziert Priska Janssens, Theaterpädagogin, Regisseurin und Leiterin der Theaterwerkstatt des Landestheaters das große Engagement hinter dem Programm. Jedes angemeldete Stück werde zugelassen. “Ich bin eine absolute Gegnerin des Castings“, so die Theaterpädagogin. Denn dass liefe dem  Gedanken, eine bestimmte Haltung und ein Andocken an bürgerliche Kultur für Alle, und nicht nur für Hochbegabte, ermöglichen zu wollen, zuwider. „Ein Casting wäre völlig widersinnig. Deswegen sagen wir zuerst allen, die ein Stück aufführen möchten, ihr dürft kommen.“ Erst danach gäbe es technische Gespräche, zu denen die Schulen ins Theater kämen, um sich über technische Abläufe usw. zu informieren. Wenn Probenbesuche gewünscht wäre, „dann kommen wir, dann beraten wir bei der Probenarbeit und wir beraten natürlich auch bei den technischen Dingen und Abläufen, aber als Unterstützung, nicht in dem Sinne, den Schulen und Schülern Vorgaben zu machen“, so Janssens. Das sei eine ganz andere Herangehensweise, so Rose-Lore Scholz ergänzend. Denn bei einem Casting würde nach bestimmten Vorgaben ausgewählt und die kreative Vielfalt leiden. Die Schultheatertage seien völlig unkommerziell und von daher gäbe es da mehr Chancen, auch die Kreativität wirklich umfänglich zu erhalten.

Das Selbstbewusstsein fördern und in Berufe reinschnuppern

Die Schultheatertage sind ein herausragendes Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler „Denn jeder, der mal auf einer Bühne gestanden habe, und wenn das gut funktioniert habe, wisse, was das mit einem mache, welchen Schub dies für das eigene Selbstwertgefühl sei,“ so die einhellige Einschätzung der Macher, was Vanessa Wahlig, aus eigener Erfahrung nur allzu gut bestätigen kann. Die heute 22jährige Mainzer Studentin der Politikwissenschaften, nebenher freie Mitarbeiterin beim Wiesbadener Kurier, stand als Schülerin 2004 das erste Mal auf der Profi-Bühne und hat nur gute Erinnerungen an diese Zeit:. „Ich weiß, wie die Leute des Theaters die Schüler unterstützen, ihnen Mut zusprechen, wirklich sagen: ‚Das hast Du super gemacht!‘, oder man  auch vom Kulturamt gesagt bekommt: ‚Ja, probiere Dich doch mal aus! Nimm mal die Kamera in die Hand, film mal selbst ein Stück! Mach mal ein Interview! Schreib einfach mal was! (…) wo man auch die Unterstützung bekommt, sich selbst auszuprobieren und über sich selbst ein wenig hinauszuwachsen, dass man Einblicke bekommt, und sich vielleicht auch so’n bisschen erste Berufserfahrung aneignen kann, sich ein bisschen entwickeln kann. Ich kenne viele Leute, die mit mir Theater gespielt haben, die jetzt beispielsweise Schauspieler geworden sind. Und das hat sehr viel auch mit den Schultheatertagen zu tun, weil sie da gelernt haben, wie es überhaupt ist, Theaterschauspieler zu sein. Was gefällt mir daran? Was gefällt mir daran nicht? Also das ist eine schöne Erfahrung, da kann jeder was mitnehmen davon!“ Vanessa Wahlig entdeckte bei den Schultheatertagen ihr journalistisches Talent: „Schreiben habe ich bei den Schultheatertagen gelernt!“. (siehe ihren Kurierbeitrag vom 25. Mai 2016: Schultheatertage in Wiesbaden: 750 Darsteller bringen 26 Produktionen auf die Bühne).

Andere Städte beneiden Wiesbaden um seine Schultheatertage

„Wiesbaden wird um seine Schultheatertage absolut beneidet“, das konnte Priska Janssens immer wieder auf überregionalen Konferenzen in Bühnenvereinen wahrnehmen. Denn Frankfurt, Kassel, Darmstadt seien immer froh, wenn sie fünf, sechs Schüler-Theatergruppen zusammenkriegten, die dann irgendwie kämen, so die Theaterpädagogin. Aber die Zuschauerräume würden dann auch nicht wirklich voll. Das sei in Wiesbaden erfreulicherweise völlig anders, freut sich auch Rose-Lore Scholz, die dafür vor allem das pädagogische Geschick und Engagement von Frau Janssens und ihrem Theater-Werkstatt-Team verantwortlich macht. Ganz entscheidend sei, so Jörg-Uwe Funk, stv. Kulturamtsleiter Wiesbaden, „dass sich die Schulen, sowohl die Lehrer als auch die dortigen Mitarbeiter und die Kinder wirklich im Theater willkommen fühlen.“ Es sei einfach auch diese Atmosphäre: „Sie werden erstgenommen, sie werden wertgeschätzt, sie sind da wirklich herzlich willkommen, das merken die, das spüren die, und nicht nur, dass sie sagen, na das ist jetzt mal so’n notwendiges Übel, oder sonst etwas, sondern einfach diese Atmosphäre und diese Kultur kommen über. Und es gibt den Mut dazu, das zu tun. Das ist ja immer ein mutiger Schritt, zu sagen, da gehen wir hin, und präsentieren uns in der Öffentlichkeit“, so der stellvertretende Kulturamtsleiter, der von Anfang an das Projekt mit seinen Mitarbeitern betreut.

Im Schul-Theaterzentrum laufen alle Fäden zusammen

Ansprechpartnerin des Schultheaterzentrums im Kulturamt ist Birgit Kornacker, bei der alle Fäden zusammenlaufen, was praktische Unterstützung der darstellerischen Arbeit an den Wiesbadener Schulen betrifft, ob es um Technisches, Organisatorisches oder auch nur mal um ein motivierendes Wort geht. Man merkt, es ist bei allen Beteiligten die Leidenschaft und das ehrliche Engagement hinter den Wiesbadener Schultheatertagen, was diese so erfolgreich macht.

Festival-Café und  andere Betätigungsfelder

Darüber hinaus werden Schülerredakteure eine täglich erscheinende Festivalzeitung herausgeben, einen Festival-Film produzieren und das Festival-Café  auf Bühne 3 bewirtschaften. Dabei handelt es sich um eine Probebühne, wo traditionell im Jahr die Schauspieler proben. Dort werde eine Sitzlandschaft mit Tischchen eine Woche zuvor von der Technik aufgebaut. Denn es sei unglaublich wichtig, so Priska Janssens, „dass es einen Ort gibt, wo die Darsteller, die auf der Bühne sind, und die Zuschauer sich begegnen können, aber auch die Darsteller untereinander.“ Die Schüler kämen dorthin, legten ihr Sachen in eine Ecke und setzten sich erst einmal, bekämen etwas zu trinken … und meistens käme dann eine Gruppe rein, die gerade schon  gespielt habe, und dann gäbe es die tollen Begegnungen: „Och, ihr habt’s schon hinter Euch, ich bin ja noch so aufgeregt“ Und die anderen sagen vielleicht: „Es macht so viel Spaß, ihr habt’s noch vor Euch, ihr dürft noch auf die Bühne“, das sei einfach toll, wenn da ganz viele Kontakte zwischen den Schülern geknüpft würden, weiß die Theaterpädagogin aus ihrer langjährigen Erfahrung. Es gäbe zwar Kontakte zwischen den Schulen, aber das liefe eher auf der Leitungsebene, was auch wichtig sei. Aber dass „die  Schüler sich kennenlernen, gerade wenn die dann so langsam ins Beziehungsalter kommen, wo man sich sowieso gern näher austauscht, und sich auch freier bewegt“, böte das Festivalcafé  „eine Supergelegenheit, so ganz ohne jede Vorgabe und Programm, miteinander in Kontakt zu kommen.“

Übrigens: Es gibt noch Karten für einige Vorstellungen für jedermann zu 4 Euro, inklusive der ESWE-Busfahrt.

Weitere Informationen: Schultheatertage http://www.staatstheater-wiesbaden.de/theater-werkstatt/schulttheatertage-2016/

Jetzt schon bewerben für die Schultheatertage 2017 vom 20. bis 24. März 2017 beim Schultheaterzentrum.