Führungsannahme für die Ausstellung „Expanding Worlds. Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen“ Landesmuseum Darmstadt

© Landesmuseum Darmstadt
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Am 1. Juli 2015 beginnt die Führungsannahme für die Ausstellung „Expanding Worlds. Originale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen“.

Sie vereinigt weltweit erstmalig Ur- und Frühmenschen-Originalfunde aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- & Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Die Besucher haben vom 9. Oktober bis 22. November 2015 die einmalige Chance, weltberühmte Hominidenfossilien nebeneinander zu sehen.

Diese Originalfossilien sind der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich, sie liegen geschützt in den Safes von Museen oder Forschungseinrichtungen. Selbst Fachwissenschaftler sehen diese Fossilien nie an einem Ort vereinigt. Erst in der Zusammenschau stellen sie jedoch die wesentlichen Informationen bereit, die Paläoanthropologen die Evolution des Menschen insgesamt besser verstehen lassen.

Ziel der Ausstellung ist, die regionale Vielfalt der frühen Menschen in der Alten Welt zu zeigen. Denn die Geschichte der Menschheit ist geprägt durch eine Vielzahl an Expansionen, sowohl aus Afrika, als auch zwischen Europa und Asien. Den Besuchern soll eine Vorstellung von der Komplexität der Globalgeschichte der frühen Menschen vermittelt werden.

Gruppen- und Einzelführungen
Individuelle Buchung beim Besucherservice Bildung und Vermittlung
unter: Telefon: +49 (0) 6151-1657111
Mail: vermittlung@hlmd.de
Anmeldungen auch für Gruppen ohne gebuchte Führung erforderlich!
Die Führungen sind auf 25 Personen beschränkt.
Erreichbarkeit: Dienstag und Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr

Angebote für Schulklassen
Für Schulklassen gibt es speziell zugeschnittene Rundgänge „Der lange Weg der Menschwerdung“. Weiterführende Informationen unter www.hlmd.de

Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr
Montag geschlossen

Ticket
Erwachsene 10, ermäßigt 6 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Rahmenprogramm
Anlässlich der Sonderausstellung gibt es ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen. Weiterführende Informationen ab Juli 2015 unter www.hlmd.de

Film und Games im Wechselspiel – Interaktive Ausstellung und Begleitprogramm im Filmmuseum Frankfurt v. 1. Juli 2015 bis 31.Januar 2016

FILM UND GAMES. EIN WECHSELSPIEL
Ausstellung, Filmreihe, Katalog, Begleitprogramm und Summer Games (1. Juli 2015 bis 31. Januar 2016)

In rasantem Tempo haben sich viele Computerspiele in den vergangenen Jahren in Richtung Film entwickelt. Die bewegten Bilder dieser Spiele sind heute von so herausragender Qualität und kompositorischer Dichte, dass sie häufig kaum noch von Film zu unterscheiden sind. Überfällig ist daher eine eingehende vergleichende Auseinandersetzung mit den beiden Medien.

Die Wechselwirkungen zwischen Film und Games untersucht erstmals die gleichnamige Ausstellung (1. Juli 2015 bis 31. Januar 2016) im Deutschen Filmmuseum. Ziel der Schau ist es, zu vermitteln, wie sich Filme und Spiele ästhetisch und thematisch beeinflussen, wo es grundlegende Gemeinsamkeiten oder Unterschiede sowie ähnliche Entwicklungen gibt. Auf welche Weise erschaffen Filme und Spiele ihre Bildwelten? Wie erzeugen sie Spannungsmomente? Lösen die von den Spielern interaktiv in Bewegung gesetzten Bilder der Games das klassische Bewegtbild des Kinos ab? Oder ergeben sich aus der wechselseitigen Beeinflussung neue kreative und künstlerische Möglichkeiten für die Zukunft?

Film und Games - Ein Wechselspiel. Kurator Andreas Rauscher  führt durch die Ausstellung und erläutert die sechs Bereiche der Ausstellung: Übertragungen, Genres, Tansmedia Welten und Figuren, Game-Ästhetik - Film-Äshetik, Filmische Reflexionen sowie Art Games. © massow-picture
Film und Games – Ein Wechselspiel. Kurator Andreas Rauscher führt durch die Ausstellung und erläutert die sechs Bereiche der Ausstellung: Übertragungen, Genres, Tansmedia Welten und Figuren, Game-Ästhetik – Film-Äshetik, Filmische Reflexionen sowie Art Games. © massow-picture

Aus verschiedenen Perspektiven (Adaption, Genres, Transmediale Welten, Bild- und Klangräume, Spielerische Einflüsse in Filmen, Art Games) erkundet die Ausstellung das Verhältnis von Filmen und dem Kulturgut Games: So untersucht sie, auf welche Art und Weise sich Games-Einflüsse in Filmen wiederfinden und wie Filmstoffe direkt auf Spiele übertragen werden. Umgekehrt funktioniert es etwa bei Silent Hill: In einem mehr als vier Minuten langen Loop – dem längsten in der gesamten Ausstellung – lässt sich anhand einer Schlüsselszene nachvollziehen, wie sehr sich SILENT-HILL-Regisseur Christophe Gans (USA 2006) auf die Spieldramaturgie eingelassen hat und diese übernimmt. Während im Split-Screen auf der einen Seite die männliche Spielfigur, ein Vater auf der Suche nach seiner Tochter, im Ascheregen durch das geisterhafte Dorf Silent Hill wandert, ist es in der Projektion rechts die filmische Mutter (Radha Mitchell), die in verwirrender Parallelität in einem ganz ähnlich vernebelten Silent Hill nach ihrer verschwundenen Tochter sucht. In der Frühzeit der Games war es weit üblicher, dass sich die Games-Branche bei Filmstoffen bediente, um diese für Spiele zu nutzen (E.T., die Indiana Jones-Reihe, GREMLINS, THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW; RAMBO). SILENT HILL steht in der Ausstellung dagegen stellvertretend für eine außergewöhnlich gut gelungene Spieleverfilmung.

Genres, ob Fantasy, Science-Fiction, Western oder Horror, sind medienübergreifend. Auch in Spielen haben sie sich ganz selbstverständlich herausgebildet: So gibt es schon einfache 8-Bit-Western wie Gun Fight (1975), die mit simplen Bildpunkten Kakteen als genretypische Merkmale konstruieren. Zieht eine Spielfigur in einem solchen Setting eine Waffe, weiß jeder, dass ein Duell oder eine Schießerei bevorsteht. Eines von vier Western-Spielen in der Ausstellung ist das 2010 erschienene Red Dead Redemption, das mit der Projektion eines in den Sonnenuntergang reitenden Lonesome Cowboy die emotionale Bildkraft der modernen Spiele verdeutlicht.Die Schau stellt Bild- und Klangwelten in Spielen vor, wenn sie etwa bei Assassin’s Creed nachspürt, wie das Set-Design die historischen Stadtlandschaften von Istanbul oder Florenz originalgetreu rekonstruiert oder an einer Audio-Station die musikalische Bandbreite von Spiele-Soundtracks erfahrbar macht. Sie stellt die oft unabhängig von großen Firmen entstandenen Art Games vor und fächert auf, wie sich rund um bestimmte Filme und Spiele (STAR WARS, USA 1977 ff., R: George Lucas oder Tomb Raider) in verschiedenen Medien ganz eigene Erzählstränge entfalten.

Ein dramatisch-dunkler Raum aus Pixel-Quadraten empfängt die Besucher/innen im Deutschen Filmmuseum, eine Black Box für Film und Games, die als leuchtende Projektionen aus dem Dunkel treten: „Uns war es wichtig, dass die Ausstellung nicht nur über die Inhalte zu packen versteht, sondern auch emotional über die Raumatmosphäre anspricht“, sagte Projektleiter und Kurator Dr. Wolfger Stumpfe auf der Pressekonferenz am Montag vormittag. „Deshalb lag uns eine ansprechende Ausstellungsgestaltung besonders am Herzen, die den passenden ästhetischen Rahmen für ein sinnliches Erlebnis bietet.“

Diesen sinnlichen Zugang bieten 20 Projektionen von Film- und Spielausschnitten, anhand derer die Besucher Ästhetik, Wirkung und erzählerische Mittel von Computerspielen und Filmen vergleichend betrachten können. An sieben interaktiven Stationen sind wichtige Games (darunter Indiana Jones, Lego Star Wars, Tomb Raider, Psychonauts, Bit Trip Beat oder FEZ) anspielbar. Ergänzt werden die bewegten Bilder durch Objekte wie Entwurfsskizzen, Materialien aus dem Produktionsprozess von Games, einen Spielautomaten sowie diverse Sammlerstücke.

vl. Prof. Felix  Semmelroth. Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums,  Dr. Wolfger Stumpfe , Projektleiter und Kurator,   Andreas Rauscher Kurator, Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. auf der Eröffnungspresskonferenz. © massow-picture
vl. Prof. Felix Semmelroth. Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums, Andreas Rauscher Kurator, Dr. Wolfger Stumpfe , Projektleiter und Kurator, Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. auf der Eröffnungspressekonferenz. © massow-picture

„Das Deutsche Filmmuseum betritt mit seiner innovativen Ausstellung wieder einmal Neuland und bietet nun erstmals eine vergleichende Betrachtung auf Filme und Spiele und damit einen ungewöhnlichen, populären, ganz neuen Zugang zu den beiden Medien“, betonte Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums. Der thematische Bogen sei dabei so breit gespannt wie der zeitliche: „Der älteste Film, STEAMBOAT WILLIE, stammt aus dem Jahr 1928; das neueste Spiel, ALIEN: ISOLATION, aus dem Jahr 2014.“
„Weil man im Spiel fast wie in einer Plansequenz durchgehend den filmischen Raum erkundet, hat man die Möglichkeit, dorthin zu gehen, wo im Film das Geschehen vielleicht ausgeblendet würde“, nannte Kurator Andreas Rauscher ein Beispiel für einen interessanten Aspekt beim Vergleich zwischen Film und Games: „Der Spieler hat mehr Handlungsmöglichkeiten und mehr ästhetische Eigenverantwortung, weil er die Kamera kontrolliert.“ Die interessanteren Adaptionen heute übertrügen eben nicht den Film eins zu eins in ein Spiel, „sondern sie gestalten stattdessen die Storyworld weiter aus und erkunden dabei neue Aspekte, die im Film angedeutet und im Spiel weiter vertieft werden können.“

Auf der ersten Ausstellung ihrer Art werden Filme und daraus entwickelte Videospiele parallel auf Monitoren gezeigt, um Betrachtern audiovisuelle Vergleiche zu ermöglichen. Hier am Beispiel des Filmklassikers THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, der Vorlage für eines der ersten Videospiele war.
Auf der ersten Ausstellung ihrer Art werden Filme und daraus entwickelte Videospiele parallel auf Monitoren gezeigt, um Betrachtern audiovisuelle Vergleiche zu ermöglichen. Hier am Beispiel des Filmklassikers THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, der Vorlage für eines der ersten Videospiele war.

Dass sich das Deutsche Filmmuseum „als Leuchtturm-Einrichtung am Frankfurter Museumsufer mit der Ausstellung Film und Games erneut wichtigen Fragen, wie der nach der Zukunft des Geschichtenerzählens im digitalen Zeitalter stellt“, hob Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth lobend hervor. Es sei Zeit, die Computerspiele aus den Kinder- und Hinterzimmern herauszuholen, „um zu untersuchen, wie sich das bewegte Bild abseits vom Kino in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. Jugendliche leben selbstverständlich in dieser Medienwelt und die Wirkungsanalyse auf den Einfluss von Sinn, Ästhetik und Gesellschaft ist unabdingbar für die offene Auseinandersetzung mit den medialen Veränderungen unserer Zeit“, ergänzte der Stadtrat.
Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, unterstrich: „Es ist für den Kulturfonds sehr erfreulich, dass das Deutsche Filmmuseum mit Film und Games in einer Zeit, in der die Medien immer stärker konvergieren und die Kooperation zwischen den unterschiedlichsten Sparten immer enger wird, völlig neuartige Wege geht. Ich wünsche dem Filmmuseum, dass durch die Tore, die es damit eröffnet, viele begeistert mitgehen.“
Die Ausstellung ist für Kinder und Jugendliche geeignet und bietet der gesamten Familie aufschlussreiche, spannende und unterhaltsame Begegnungen mit der faszinierenden Film-und-Games-Welt der vergangenen vierzig Jahre. Einige wenige Spiele in der Ausstellung sind allerdings #erst ab zwölf Jahren freigegeben.
Filmreihe, Veranstaltungen, Workshops, Summer Games und ein Katalog
Eine Filmreihe und ein Programm mit Diskussionen, Events und Workshops begleiten die Ausstellung im Deutschen Filmmuseum. In den Sommerferien laden die Summer Games Jugendliche dazu ein, die Beziehungen von Filmen und Games spielerisch zu erkunden. Ein umfangreicher Katalog (in deutscher und englischer Ausgabe) erforscht das Thema als Dialog zwischen wissenschaftlicher Theorie und Praxis. Für den Luftraum des Filmmuseums, der sich im Foyer über 14 Meter Höhe erstreckt, haben Master-Studierende der Hochschule Darmstadt eine interaktive Installation konzipiert, in der das Publikum Wünsche und Träume auf die Reise schicken kann.

Öffnungszeiten:
Di 10 – 18 Uhr
Mi 10 – 20 Uhr
Do – So 10 – 18 Uhr

Ort:
Film und Games und unter www.filmundgames.de
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
info@deutsches-filminstitut.de
Kasse Deutsches Filmmuseum
Tel.: +49 (0)69 961 220 220
Fax: +49 (0)69 961 220 999

Führungen
Tel. 069 961220 – 223
museumspaedagogik@deutsches-filminstitut.de

Begleitprogramm und Filmreihe

Der Kosmos des bewegten Bildes besteht nicht nur aus Filmen. Videospiele sind schon lange ein aus Sicht der E-Kultur wenig beachtetes Massenphänomen. Das Filmmuseum untersucht deshalb in der Sonderausstellung „Film und Games. Ein Wechselspiel“ (1. Juli 2015 bis 31. Januar 2016) die Wechselwirkungen zwischen den beiden Medien mit Blick auf ästhetische wie inhaltliche Bezüge. Ein Programm mit Diskussionen, Events und Workshops begleitet die Ausstellung. Die Filmreihe bringt Games-Verfilmungen und Filme mit Videospiel-Anleihen ins Kino.

Mittwoch, 1. Juli, 18 Uhr
Freitag, 10. Juli, 18 Uhr
TRON
USA 1982. R: Steven Lisberger
D: Jeff Bridges, Bruce Boxleitner, David Warner. 96 Min. Blu-ray. OF
Ein Videospielprogrammierer wird beim Versuch, in das Computersystem seiner ehemaligen Firma einzudringen, in das System hineingezogen und muss dort einen Kampf auf Leben und Tod bestehen. TRON war in mehrfacher Hinsicht ein Pionierfilm: Als einer der ersten verwendete er Computeranimationen, besteht also in Teilen aus komplett im Rechner entstandenen Sequenzen, und er adaptierte als erster die Videospielästhetik und -dramaturgie für den Spielfilm.

Freitag, 3. Juli, 20:30 Uhr
Donnerstag, 9. Juli, 18 Uhr
BEN X
Belgien 2007. R: Nic Balthazar
D: Greg Timmermans, Laura Verlinden. 90 Min. 35mm. OmU
Der 17-jährige Ben ist Autist und den Anforderungen des „normalen“ Lebens nicht gewachsen. In der Welt des Onlinespiels Archlord jedoch fühlt er sich zu Hause: Hier verfügt er über einen Avatar namens Ben X, der es in ein hohes Level geschafft hat. Nic Balthazars Debütfilm vermittelt auch in seiner Dramaturgie und Ästhetik ein Gefühl für Bens Hin- und Hergerissensein zwischen den parallelen Welten, der realen und der virtuellen.

Samstag, 4. Juli, 20 Uhr (Ausstellungsfoyer)
Spiel-Film-Quartett mit Uwe Boll
Zur Ausstellung Film und Games erscheint das Spiel-Film-Quartett als klassisches Kartenspiel. Im Museumsfoyer wird es im Juli offiziell
„vorgespielt“: Regisseur Uwe Boll, Christian Schiffer, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk und beim WASD Games-Magazin, und Avni Yerli, Chef des erfolgreichen deutschen Spieleentwicklerstudios Crytek, spielen vor Publikum Karten und fachsimpeln über Filme und Videospiele. Die Moderation übernimmt ZDF-Redakteur Andreas Garbe. In der Spätvorstellung läuft Uwe Bolls Film FAR CRY, der auf dem Videospiel von 2004 basiert.

Samstag, 4. Juli, 22:30 Uhr
FAR CRY
Deutschland/Kanada 2008. R: Uwe Boll
D: Til Schweiger, Udo Kier. 94 Min. Blu-ray. engl. OmU
Der Ex-Elitesoldat Carver soll die Journalistin Valerie Cardinal auf eine durch das Militär gesperrte Insel bringen. Dort versucht ihr Onkel, die Machenschaften eines Wissenschaftlers aufzudecken, der menschliche Superkiller züchtet.

Mittwoch, 8. Juli, 19 Uhr (Treffpunkt: Ausstellungsfoyer)
Film und Games After Work
Zu einer entspannten Feierabend-Stunde in der Ausstellung Film und Games lädt das Deutsche Filmmuseum während der Laufzeit der
Ausstellung ein. Immer am zweiten Mittwoch im Monat führen fachkundige Mitarbeiter durch die Film- und Videospielwelt der Schau und liefern Hintergrundinformationen zu den Exponaten. Bei einem Glas Wein gibt es im Anschluss die Gelegenheit zum Austausch mit den anderen Teilnehmern und Museumsmitarbeitern.

Mittwoch, 15. Juli, 18 Uhr
Freitag, 17. Juli, 20:30 Uhr
LOLA RENNT
Deutschland 1998. R: Tom Tykwer
D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu. 80 Min. 35mm
Um 11:40 Uhr erhält Lola einen Anruf ihres Freundes Manni: Der hat einen Job für einen Gangster vermasselt und 100.000 Mark liegengelassen; wenn Lola nicht bis 12 Uhr die Summe auftreibt, wird Manni umgebracht. So läuft sie los zur Bank – in drei kontrastierenden Erzählungen. Mit LOLA RENNT gelang Tom Tykwer eine rasante, hyperkinetische Tour de force durch Berlin, in welcher die Chaostheorie alle Ereignisse zu bestimmen scheint. Wie in einem Computerspiel hebt die Repetition die Geschichte jeweils auf ein neues Level, Lolas Wettlauf mit der Zeit ist das reinste Jump´n´Run-Spiel.

Freitag, 17. Juli, 20 Uhr (Ausstellungsfoyer)
Nacht des nacherzählten Spiels
Die Games-Variante des Poetry Slam: Sechs Redner treten gegeneinander an und berichten begeistert oder gefrustet, spannend oder humorvoll von ihren Erfahrungen mit ausgewählten Videospielen. Zwei Vertreter der Band „Hans HiScore“ sorgen für passende musikalische Akzente.

Mittwoch, 22. Juli, 18 Uhr
Freitag, 24. Juli, 20:15 Uhr
NIRVANA
Italien/Frankreich 1997. R: Gabriele Salvatores
D: Christopher Lambert, Diego Abatantuono. 114 Min. 35mm. OmeU
Jimi hat ein neues Spiel namens Nirvana entwickelt. Kurz bevor dieses auf den Markt kommen soll, entdeckt er, dass die Hauptfigur des Spiels, Solo, ein menschliches Bewusstsein erlangt hat. Solo weiß, dass er zur Wiederholung des Immergleichen verdammt ist, und verlangt von Jimi, dass dieser das Programm löscht. Doch es ist längst ins System des Konzerns, für den es entwickelt wurde, eingespeist. NIRVANA verbindet Warnungen vor dem Überwachungsstaat mit einer philosophischen Reflexion über das Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit.

Samstag, 25. Juli, 10 bis 20 Uhr (Museumsfoyer)
Ghostbusters-Tag
Geisterjäger aus ganz Deutschland treffen sich am Samstag, 25. Juli, im Filmmuseum. Die Besucher können im Foyer in einer kleinen Extra-Ausstellung und an Videospielstationen in die Welt der Ghostbusters eintauchen. Geisterjäger-Doubles stehen für Fotos zur Verfügung, nachmittags dann auch in einer ganz besonderen Kulisse: Das Bluescreen-Studio im vierten Stock zaubert eine geisterhafte Atmosphäre. Zum Abschluss ist im Kino der erste GHOST-BUSTERS-Film zu sehen.

Samstag, 25. Juli, 20:15 Uhr
GHOST BUSTERS
USA 1984. R: Ivan Reitman. D: Bill Murray, Dan Aykroyd,
Sigourney Weaver. 107 Min. Blu-ray. OmU
Der von drei arbeitslosen Parapsychologen gegründete „Kammerjägerservice für übernatürliche Aktivitäten“ läuft schleppend an. Der einzige Fang ist der niedliche giftgrüne Slimer, den die drei als Haustier adoptieren. Doch schon bald haben sie es mit einem anderen Kaliber zu tun: Die Geisterjäger rücken aus, um New York vor einem jahrtausendealten Zerstörungsgott zu beschützen.

Mittwoch, 29. Juli, 18 Uhr
Donnerstag, 30. Juli, 20:30 Uhr
INCEPTION
USA 2010. R: Christopher Nolan
D: Leonardo DiCaprio, Ken Watanabe. 148 Min. 35mm. OmU
In INCEPTION spielt Leonardo DiCaprio einen Industriespionage-Spezialisten namens Cobb, der in die Träume seiner Opfer eindringt und dort Informationen absaugt. Als er den japanischen Magnaten Saito auszuspionieren versucht, wird Cobb allerdings von seiner verstorbenen Frau Mal gestört. Saito heuert ihn an, um eine Idee in das Gehirn eines Rivalen zu implantieren. Cobb und sein Team versetzen die Zielperson in Schlaf und gehen ans Werk. Allerdings mischt sich auch Mal wieder ein. Virtuos spielt Christopher Nolan mit den verschiedenen Ebenen von Traum und Realität und verschränkt beide Ebenen bis zur Ununterscheidbarkeit.

Die bisher feststehenden Termine im August und September:

Samstag, 1. August, 18 Uhr
Mittwoch, 5. August, 18 Uhr
WARGAMES War Games – Kriegsspiele
USA 1983. R: John Badham
D: Matthew Broderick, Dabney Coleman. 110 Min. 35mm. DF

Samstag, 1. August, 22:30 Uhr
Freitag, 14. August, 22:30 Uhr
TRON LEGACY
USA 2010. R: Joseph Kosinski
D: Jeff Bridges, Garrett Hedlund. 127 Min. 3D. DCP. OF

Samstag, 15. August, 18 Uhr
Mittwoch,19. August, 18 Uhr
GROUNDHOG DAY Und täglich grüßt das Murmeltier
USA 1993. R: Harold Ramis
D: Bill Murray, Andie MacDowell. 103 Min. Blu-ray. OF

Samstag, 22. August, 22:30 Uhr
Samstag, 29. August, 22:30 Uhr
EXISTENZ
Kanada/Großbritannien 1999. R: David Cronenberg
D: Jennifer Jason Leigh, Jude Law, Willem Dafoe. 97 Min. 35mm. OF

Freitag, 4. September, 20 Uhr
Spielung: Vorstellung eines Spiels und seiner filmischen Aspekte

Freitag, 4. September, 22:30 Uhr
Samstag, 19. September, 22:30 Uhr
FINAL FANTASY. THE SPIRITS WITHIN Final Fantasy. Die Mächte in dir
Japan/USA 2001. R: Hironobu Sakaguchi, Motonori Sakahibara
Animationsfilm. 106 Min. Blu-ray. engl. OF

Samstag, 5. September, 22:30 Uhr
Freitag, 18. September, 22:30 Uhr
DARK CITY
USA/Australien 1998. R: Alex Proyas
D: Rufus Sewell, Kiefer Sutherland. 111 Min. Blu-ray. OF

Mittwoch, 9. September, 18 Uhr
Samstag, 12. September, 18 Uhr
HOLY MOTORS
Frankreich/Deutschland 2012. R: Leos Carax
D: Denis Lavant, Edith Scob. 116 Min. 35mm. OmU

Mittwoch, 23. September, 18 Uhr
Samstag, 26. September, 18 Uhr
STRANGER THAN FICTION Schräger als Fiktion
USA 2006. R: Marc Forster. D: Will Ferrell. 113 Min. Blu-ray. OF

Öffnungszeiten:
Di 10 – 18 Uhr
Mi 10 – 20 Uhr
Do – So 10 – 18 Uhr

Ort:
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
info@deutsches-filminstitut.de
Kasse Deutsches Filmmuseum
Tel.: +49 (0)69 961 220 220
Fax: +49 (0)69 961 220 999

Führungen
Tel. 069 961220 – 223
museumspaedagogik@deutsches-filminstitut.de

Herbert Bonewitz liest für Mainzer Hospizgesellschaft in Willigis-Gymnasium Mainz am 8. Juli 2015

Lesung_250Benefizlesung für Mainzer Hospizgesellschaft
Herbert Bonewitz im Willigis-Gymnasium

Seit seinem offiziellen Abschied von den bundesdeutschen Kabarettbühnen tritt Herbert Bonewitz nur noch zu Lesungen auf, deren Erlös er meist sozialen Zwecken zugutekommen lässt. So auch am 8. Juli 2015 um 19:30 Uhr für die „Mainzer Hospizgesellschaft“ im Foyer des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums. Der Eintritt ist frei, es wird aber um Spenden für das Mainzer Hospiz gebeten.

Die Lesung läuft unter dem Titel „Aus heiterem Himmel“ und bietet einen Einblick in das achte Buch Bonewitz. Der inzwischen 81-jährige Publizist und Kabarettist präsentiert in seinem jüngsten Werk biblische Gestalten und Geschichten auf äußerst ungewöhnliche Art und Weise, nämlich humorvoll-satirisch und gesellschaftskritisch, stellenweise auch „uff määnzerisch“.

Herbert Bonewitz hatte schon mehrmals in seinen früheren Kabarettprogrammen biblische Themen humorvoll aufbereitet – teils im Dialekt, teils in Hochdeutsch. Angeregt dazu hatte ihn der beliebte Mainzer Pfarrer Rudolf Kroll von der Liebfrauenkirche, der in den 1980er Jahren sporadisch biblische Themen in Reimform und im Määnzer Dialekt in seine Predigten eingebaut hatte.

Die Bibel und ihre Geschichten haben Herbert Bonewitz schon in seiner Jugend fasziniert: „Sie bietet reichlich spannende Geschichten, aber auch zu Herzen gehende, faszinierende Schilderungen menschlicher Schicksale, sie ist voller Wunder, Weisheiten und Lebenshilfen.“

Herbert Bonewitz nimmt die Bibel beim Wort, schließlich bedeutet das Wort „Evangelium“, das aus dem Griechischen kommt, übersetzt „Frohe Botschaft“. Und genau diese frohe Botschaft möchte er gerne „aus heiterem Himmel“ vermitteln.

Der Besucher erhält in jedem Fall einen abwechslungsreichen und kurzweiligen Abend und unterstützt zugleich die „Mainzer Hospizgesellschaft“.

Ort
Bischöfliche Willigis- Realschule u. Gymnasium
Willigisplatz 2,
55116 Mainz
Telefon 06131/286760

9. Wiesbadener Fototage Heimat X – vom 27.6. bis 12.7.2015

fotonale-plakat-wfk2015.jppSeit 14 Jahren finden im zweijährlichen Rhythmus der ungeraden Jahre die Wiesbadner Fototage statt. Am 27. Juni ist es wieder so weit, da starten bis zum 12. Juli 2015 die 9. Wiesbadener Fototage, an denen sich über 40 namhafte Fotokünstler beteiligen.
Die Vernissage beginnt am Vorabend, Freitag, den 26. Juni 2015 um 19.00 Uhr im Kunsthaus auf dem Schulberg 10

Das Thema der 9. Wiesbadener Fototage lautet „Heimat X“. Was immer man sich darunter auch vorstellen darf, soll die Thematik, sprich sollen die Fotographien, laut Ausschreibungstext einen starken regionalen Bezug sowie eine soziale, kulturelle und emotionale Dimension haben und somit Heimat eher subjektiv über die jeweiligen Lebenshintergründe und Lebensentwürfe definieren. Das heißt, wenn auch hier die fotografischen Beiträge ansetzen sollen, liegt es in dem Auge des Betrachters, was er darin für sich subjektiv als Heimat oder heimatlich empfinden mag, wo er innere Bezüge herzustellen vermag oder welche Heimat-Bilder ihm fremdartig bleiben.
Ein spannendes, lohnendes Thema, welches an folgenden Ausstellungsorten präsentiert wird:

  • Kunsthaus Wiesbaden (Vernissage und Ausstellung),
  • Ministerium für Wissenschaft und Kunst,
  • SV SparkassenVersicherung,
  • Frauenmuseum,
  • Galerie Pokusa.

Die Veranstalter freuen sich darüber hinaus über eine Zusammenarbeit mit der Filmbühne Caligari, wodurch sie ihre Reihe „Fotografie im Film“ als erfolgreiche Rahmenprogrammserie der Fototage fortsetzen können (Infos hier).

Weitere Parallelveranstaltungen!

Flyer zur Veranstaltung

Wiesbadener Fototage vom 27.6. bis 12.7. 2015
Öffnungszeiten jeweils am Wochenende: Fr. Sa. und So. von 13 bis 18 Uhr.
Der Eintritt ist frei!

Festivalbüro: Galerie-Lichtbild, Herderstr.22, 65185 Wiesbaden
Tel.: 0611 300429
Mobil: 0173 3014770
E-Mail:Lichtbild1@t-online.de

Fotonale vom 20.6. bis 12.07.2015 in Wiesbadner Freier Kunstschule

WfK-Dozentin Christel Käßmann referiert  am Beispiel der Fotografien von Christiane Monz über  Ausdruck, Kontemplation, Meditation und emanzipative von Gestaltungsprinzipien der Moderne.
WfK-Dozentin Christel Käßmann referiert am Beispiel der Fotografien von Christiane Monz über Ausdruck, Kontemplation, Meditation und   Gestaltungsprinzipien der Moderne,  etwa über die farbmodulatorischen Prinzipien der Vorder- und Hintergrundgestaltung bei Cézanne mittels harmonisch entwickelter Abänderungen der Farbtöne.

Am Samstag, 20.06. wurde die FoTonale 2 der wfk  in der Wiesbadener Freien Kunstschule präsentiert. Die Fotoausstellung zeigt auf zwei Etagen noch bis  zum 12.07.2015 spannende künstlerisch-tonale Forschungsarbeiten des Fachbereichs Künstlerische Fotografie. Im Zentrum stehen Untersuchungen von künstlerischen Klangstrukturen, die sich mit kunstgeschichtlichen Quellen neuartig und individuell auseinandersetzen.

fotonale-wfk2015.jppÖffnungszeiten:
Mo 19 – 22 Uhr
Mi 10 – 12 Uhr + 17 – 19 Uhr
Do 15.15 – 22 Uhr
Sa + So 11 – 13 Uhr

Wiesbadener Freie Kunstschule
Friedrichstr. 7
65185 Wiesbaden
www.w-f-k.de

Was ist Liebe? Friedensbuchpreisträger Navid Kermani las auf den 19. Wiesbadener Literaturtagen

Literaturtage-Gastgeber Christian Brückner (m.) begrüsste Friedenspreisträger Navid Kermani (l) und den Moderator des Abends FAZ-Redakteuer Hubert Spiegel im Veranstaltungsraum des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst anläßlich der 19. Wiesbadener Literaturtage.© massow-picture
Literaturtage-Gastgeber Christian Brückner (m.) begrüsste Friedenspreisträger Navid Kermani (l) und den Moderator des Abends FAZ-Redakteur Hubert Spiegel im Veranstaltungsraum des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst anläßlich der 19. Wiesbadener Literaturtage.© massow-picture

„Was ist Liebe?“ fragte der neue Friedens-Preisträger des Deutschen Buchhandels Navid Kermani seine gut 250 Zuhörer im Veranstaltungsraum des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst gestern Abend, 19. Juni 2015, auf seiner Lesung anlässlich der 19. Wiesbadener Literaturtage, um sogleich eine Antwort selbst zu geben: Die Frage mutete seltsam an, „obwohl – nein, nicht obwohl – gerade weil sie zu jenen wenigen Fragen gehört, vielleicht sogar wie sonst nur die Frage nach dem Tod, die jeden Menschen ungeachtet seiner Herkunft oder seines Glaubens, seiner Eigenschaften und Neigungen schon einmal persönlich beschäftigt hat oder fortwährend beschäftigt: Was ist Liebe? Es ist eine Frage, die notwendig das Private berührt, insofern jeder,
der sie ernsthaft zu beantworten sucht, von seinen individuellen und also je spezifischen Erfahrungen bewegt ist. Das ist dann doch anders als bei der Frage nach dem Tod, deren Antworten in der Regel absolut erfahrungslos sind oder jedenfalls in den monotheistischen Traditionen für erfahrungslos gehalten werden. Liebe ist maximal empirisch. Das Sonderbare ist nur: Je mehr wir – nein, schon hier verbietet sich die Verallgemeinerung – je mehr ich erfahre, desto weniger weiß ich. Je länger, tiefer, glücklicher oder schmerzhafter ich sie empfinde, über sie nachdenke, sie in meiner Umgebung beobachte, desto schwerer fällt es mir, die Frage zu beantworten: Was ist Liebe?“

Literaturtage-Gastgeber Christian Brückner (m.) begrüsste Friedenspreisträger Navid Kermani (l) und den Moderator des Abends FAZ-Redakteuer Hubert Spiegel im Veranstaltungsraum des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst anläßlich der 19. Wiesbadener Literaturtage.© massow-picture
Friedensbuchpreis-Träger Navid Kermani. „In allen göttlichen Eigenschaften gibt es Barmherzigkeit, nur nicht in der Liebe!“. © massow-picture

Nein, dieser Text entstammt nicht seinem, im Programm der Literaturtage angekündigten Roman „Große Liebe“. Anlässlich des Friedenspreises, der Kermani zum Abschluss der Buchmesse im Oktober in der Frankfurter Pauls-Kirche verliehen wird, hatte sein langjähriger Freund und Lektor, der FAZ-Redakteur Hubert Spiegel vorgeschlagen, zunächst einen Text aus dem Werk seiner west-östlichen literarischen Erkundungen „Zwischen Koran und Kafka“, zu lesen. Was jedoch mit dem gewählten Kapitel daraus „Schmutz meiner Seele. Kleist und die Liebe“ wiederum schnurstracks zur „Liebe“ führte, so poetisch hinterfragt und beschrieben, wie selten ein Autor, obgleich jedoch die grundlegenden Gedanken von den Klassikern zitiert, komprimiert und aus orientalisch-mystischem Erfahrungsschatz erweitert.

9_Kafka_Koran„Denn“, so der Friedenspreisträger Kermani weiter, „die Antworten der Dichter, so begeistert ich sie als junger Mensch las, befriedigten mich mit den Jahren immer weniger, schlimmer noch: führten mich in die Irre, soweit ich das als Irregeführter zu beurteilen vermag. Die Dichter – nun doch eine Verallgemeinerung, zu allem Überfluß eine, die literaturhistorisch grotesk ist, jedoch in der Not gerade des jungen, des beginnenden Lesers sich unvermeidlich einstellte – die Dichter besangen die Liebe als eine Verheißung. Sie sprachen vom Leiden, ja, beschrieben das Beißen ihrer Sehnsucht, das Brennen ihrer Eifersucht, die Prügel ihrer Enttäuschung. Und doch schien die Liebe über alle Abgründe der Verzweiflung, des Verlassenseins, des unstillbaren Verlangens das herrlichste, das höchststehende aller menschlichen Gefühle zu sein. Des Menschen Glück – noch so ein Wort, das man auf Anhieb zu begreifen glaubt und eben deshalb zwischen den Fingern zerrinnt: Glück – des Menschen Glück schien untrennbar von ihr abzuhängen, genauer: schien mit der Liebe zu korrelieren, deren Erfüllung den Liebenden als Beschwingtheit, als Schweben, als Schwerelosigkeit erhebt und ihn damit geradezu physisch spürbar dem Himmel nähert, während die Liebesnot seine 2 Beine buchstäblich so schwermacht, daß er sich durch den Alltag allenfalls noch schleppt, wenn er nicht gleich im Bett bleibt, niedergedrückt auf die Erde.“

„Im nachhinein habe ich den Eindruck“, sagte Navid Kermani, „daß viele Dichter gar nicht von der Liebe sprachen, sondern von der Verliebtheit, deren Symptome so viel leichter zu benennen sind – nachweislich waren es schon vor fünftausend Jahren dasselbe Leeregefühl im Magen, der beschleunigte Pulsschlag, das rasante Auf und Ab der Stimmung, und auch in Zukunft werden es dieselben Torheiten sein, zu denen sich der Liebende hinreißen läßt, die Schwüre, die sämtlich für die Ewigkeit gegeben werden, um häufig doch nur ein paar Wochen zu halten. Wohl deshalb sprachen die Dichter zu mir, der ich auch erst die Verliebtheit kennengelernt hatte. Überhaupt hat die Literatur einen durchaus beträchtlichen Anteil daran, daß sich eine Vorstellung von immerwährender Bezauberung herausgebildet hat, die in der engen Bezogenheit zweier Menschen in der bürgerlichen Kleinfamilie beinah zwangsläufig überfordert und eben irreführt. Die meisten Ehen – auch das gehört zu den Beobachtungen, die mich verwirren – die meisten Ehen scheinen keineswegs an einem Zuwenig an Liebe zu scheitern, sondern einem Zuviel an Erwartungen.“

„Daß die Liebe selbst ein Abgrund sein kann und gerade ihr Übermaß zerstört, das fand ich in der Literatur nirgends“, sagte Navid Kermani, weswegen er diese Lücke literarisch schließen wollte. „Allerdings“, räumte der Orientalist ein „gehörte Heinrich von Kleist nicht zu den Dichtern, die ich als junger Mensch las; oder wenn ich ihn las, dann konnte ich ihn noch nicht auf das eigene Erleben beziehen. Heute glaube ich, daß in deutscher Sprache niemand das Wesen der Liebe tiefer, umfassender, auch illusionsärmer bezeichnet hat als jener Dichter, der mit dem 3 „Ach!“ der Alkmene den berühmtesten Ausdruck für die totale Verwirrtheit der Liebenden geschaffen hat.“ Und so entstand unter anderem auch sein Essay „Schmutz meiner Seele. Kleist und die Liebe“, zu finden in Zwischen Koran und Kafka, 2. Aufl. Beck-Verlag, München 2015.

navid-kermani-liebeEine wunderbare Überleitung zu Kermanis Werk „Große Liebe“, Hanser-Verlag, München 2014, welches vor allem nicht nur über die – eigentlich hoffnungslose – große Lebens-Liebe eines 15jährigen pubertierenden Friedensaktivisten Anfang der 80er Jahre zu einer 19jährigen Studentin handelt, sondern in 100  Kapiteln etliche Facetten von Liebe – mitunter  aus dem Blickwinkel orientalischer gewitzter Weisheit – erscheinen lässt.

Aus Kapitel 1:

Ein König reist durchs Land, in seinem Gefolge Minister, Generale, Soldaten, Beamte, Diener und die Damen seines Harems. Am Wegrand sieht er einen alten, zerlumpten Mann kauern, einen Narren vielleicht. ≫Na, du wurdest wohl auch gern ich sein≪, ruft der Konig spottisch von seinem Elefanten herab. ≫Nein≪, antwortet der Alte, ≫ich mochte nicht ich sein.≪

Aus Kapitel 3

Weshalb denke ich seit vorgestern an den Fünfzehnjahrigen, nein, weshalb schrieb ich gestern über ihn, denn gedacht habe ich seiner oft, vielleicht sogar täglich, seit ich vor dreißig Jahren der Junge war, der die Pausen in der Raucherecke verbrachte, obwohl er weder rauchte noch einen der älteren Schüler kannte, verzagt, sehnsüchtig und mit einem Herzen, das so laut schlug, das er an manchen Tagen erschrocken seine rechte Hand auf die Brust legte? Als ich vorgestern bei dem persischen Dichter Attar die Anekdote von dem Alten las, der nicht ich sein mochte, überfiel mich der Gedanke, das eben darin, in dem Wunsch, sich loszuwerden, meine erste, niemals grössere Liebe gegründet sei.  Später nämlich, später, wenn man sich gefunden zu haben meint, will man sich doch oder wollte jedenfalls ich mich behalten, bestand ich auf mir und erst recht in der Liebe. Der Leser wird einwenden, ein unbedarfter Junge sei nicht mit einem heiligen Narren zu vergleichen, der Ichverlust, den er als Pubertierender womöglich anstrebe – einmal beiseite gelassen, dass man die Pubertät gewöhnlich gerade im Gegenteil als eine Ichsuche beschreibt –, der Ichverlust grundsätzlich anderen Gehalts als auf dem mystischen Weg, gänzlich banal. In der Hoffnung habe ich gestern zu schreiben begonnen, das ich den Leser widerlege.

Der Leser darf sich den Jungen nicht eigentlich befangen, verwirrt, schwachmutig vorstellen. In seiner eigenen Klasse bewegte er sich mit breiter Brust, galt manchen Mitschülern als überheblich, den Lehrern als aufmüpfig, das Wort der Eltern missachtete er oft. Auch war er nicht ganz ohne Erfahrung, zog mit seinen langen dunklen Locken durchaus die Blicke auf sich. Mit gleichaltrigen Mädchen war er schon mehrmals ≫gegangen ≪, wie es noch hieß. Das er mit keiner geschlafen hatte, war für das Alter nicht ungewöhnlich, beunruhigte ihn jedenfalls kaum. Sosehr ihn das Geheimnis beschäftigte, das die Vereinigung zweier Körper ihm war, ahnte er zugleich dessen Bedeutung im Leben und hatte sich vorgenommen, auf eine Verbindung zu warten, die den Namen Liebe verdiente. An die Schönste des Schulhofs dachte er nicht. Als er die Pausen bereits in der Raucherecke verbrachte, dachte er nicht im Traum oder genau gesagt ausschließlich unter der Bettdecke daran, sie jemals zu küssen, sie nackt vor sich zu sehen. So viel Wirklichkeitssinn besaß er, um zu erkennen, das die Schönste sich nicht für jemanden interessieren wurde, der noch zu jung für die Raucherecke war. Der Leser darf eine plausible Erklärung erwarten, warum es den Jungen dennoch zwischen die breiteren Rucken zog, wo er sich tatsachlich so befangen, verwirrt und schwachmutig fühlen musste, wie ich es auf der gestrigen Seite beschrieb. Seit vier Tagen versuche ich mir den Hergang zu erklären, meine Erinnerung ähnelt hier einem Film, aus dem ein Zensor die entscheidenden Szenen herausgeschnitten hat. Ich habe vor Augen, wie der Junge in einem langen Gang, der zwei Gebäude des Gymnasiums verband, auf die Schönste zulief, wie ihre Blicke sich trafen und sofort wieder trennten, sich ein zweites und drittes Mal begegneten; ich vergesse nie das Lächeln, das er auf ihren Lippen wahrzunehmen meinte, bevor sie aus dem Sichtfeld trat; ich erinnere mich vage der süßlichen Phantasien, denen er sich auf den restlichen Metern des Gangs und noch im Unterricht überlies, ohne länger als Sekunden an die Erfüllung zu glauben, er als ihr Geliebter, sie beide Hand in Hand, die erstaunten Blicke seiner Klassenkameraden. Danach steht er im Film, den der Zensor geschnitten hat, bereits zwischen den breiteren Rücken. Nur mutmaßen kann ich, wieviel Überwindung es ihn kostete, sich in die Raucherecke zu stellen und, mehr noch: jede Pause wiederzukehren, sofern keiner der strengen Lehrer Aufsicht führte, jede Pause die Blicke zu ertragen, die über die Schultern geworfen wurden, jede Pause dem getuschelten Spott zu trotzen, den er zu hören glaubte, zwei oder drei Schritte von der Schönsten entfernt, unter dem Schattendunkel ihres Haars – gut, sie war blond – ihr Gesichtchen eine Lampe oder war auch eine Fackel, umflattert von Rabengefieder, wie der Dichter Nizami im 12. Jahrhundert über die sagenhafte Leila schrieb: ≫Wessen Herz hatte beim Anblick dieses Mädchens nicht Sehnsucht gefühlt? Aber Madschnun fühlte mehr! Er war ertrunken im Liebesmeer, noch ehe er wusste, dass es Liebe gibt. Er hatte sein Herz schon an Leila verschenkt, ehe er noch bedenken konnte, was er da weggab.≪“

Gelesen aus Navid Kermani: „Große Liebe“, Hanser-Verlag, München 2014,

Andrea Volland kommt kaum nach beim Verkauf Navid Kermanis Werke © massow-picture
Andrea Volland kommt kaum nach beim Verkauf Navid Kermanis Werke © massow-picture

Bücher und Hörbücher, gesprochen von Christian Brückner und Schauspielerin Eva Mattes (am 21.6.15 in Villa Clementine), fanden über einen Büchertisch der Alpha-Buchhandlung,  Schwalbacher Strasse 9, 65185 Wiesbaden(hier Andrea Volland voll in Action) reißenden Absatz.

Mit Summer-in-the-City-Tickets Preisvorteil in Mainzer Museen

Mainzer Museen kooperieren mit „Summer in the City“ vom 19. Juni bis 25. Juli 2015

Es ist ein verlockendes Angebot der Mainzer Museen an alle Besucherinnen und Besucher der „Summer in the City“-Konzerte. Wer den Auftritt der Fantastischen Vier live miterlebt, Roxette oder Al Jarreau, Lionel Richie oder einen der vielen anderen Top-Acts von „Summer in the City“, der erhält gegen Vorlage des Konzerttickets ermäßigten Eintritt oder besondere Vergünstigungen in den Mainzer Museen.
Und die Mainzer Museumslandschaft bietet äußerst abwechslungsreiche Themen: Besuchen Sie die aktuelle Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ mit einer integrierten Mitmachausstellung für Kinder im Landesmuseum Mainz; oder werfen Sie einen Blick in die Schätze des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums; erleben Sie die Reformation als Medienereignis bei „Am 8. Tag schuf Gott die Cloud“ im Gutenberg-Museum; unternehmen Sie eine Entdeckungsreise durch das größte Naturkundemuseum in Rheinland-Pfalz – dem Naturhistorischen Museum oder lassen Sie sich von der zeitgenössischen Kunst in der Kunsthalle Mainz einfangen. Das Stadthistorische Museum lockt mit einer Zeitreise durch die Stadtgeschichte und das Römisch-Germanische Zentralmuseum mit dem Museum für Antike Schifffahrt informiert über Menschen vergangener Kulturen von der Steinzeit bis ins Mittelalter.

Gold – Premiere moderner Kunst im Marmorsaal auf Henkellsfeld

Jan Rock, Direktor für Unternehmenskommunikation der Henkell Sektkellerei Wiesbaden, begrüßt die Gäste zur Premieren-Vernissage im Marmorsaal von Henkelsfeld an der Biebricher Allee. © massow-picture
Jan Rock, Direktor für Unternehmenskommunikation der Henkell Sektkellerei Wiesbaden, begrüßt die Gäste zur Premieren-Vernissage im Marmorsaal von Henkelsfeld an der Biebricher Allee. © massow-picture

Als im vorigen Jahr im Marmorsaal der Sektkellerei Henkell der Werbespot „So prickelnd kann Trocken sein“ gedreht wurde, kam Jan Rock, Direktor für Unternehmenskommunikation, im Lichte der Scheinwerfer die grandiose Idee, ob es nicht gelingen könne, „die Klassik und Pracht des Raumes mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden“. Den entscheidenden Anstoß dies zu wagen, erhielt Rock beim Sommerfestes des Wiesbadener Presseclubs als er Galeristin Christine Rother von seinen Plänen berichtete und „wir uns bei dem einen oder anderem Gläschen leckeren Sekts sympathisch fanden“. Was seither aus den prickelnden Sommer-Visionen des vergangenen Jahres inzwischen geworden ist, konnte am gestrigen Donnerstagabend, dem 18. Juni 2015, auf der Vernissage der Kunstausstellung Gold besichtigt werden.

Christine Rother führt in das Werk ihrer Künstler ein. © massow-picture
Christine Rother führt in das Werk ihrer Künstler ein. © massow-picture

Die Galerie Rother Winter hat im historischen Marmorsaal der Sektkellerei Henkell diese wunderbare Ausstellung kuratiert. Das edle Metall verbinde, so die Kuratorin Christine Rother, die Arbeiten der drei gezeigten Künstler: Michael Burges, geboren 1854 in Düsseldorf – Heike Krebs Bechtel, geboren 1955 in Hofheim im Taunus – und Robert Weber, geboren 1964 in Jena.

vl.: Christine Rother, Robert Weber, Heike Krebs-Bechtel, Michael Burges, Elvira Mann-Winter. © massow-picture
vl.: Christine Rother, Robert Weber, Heike Krebs-Bechtel, Michael Burges, Elvira Mann-Winter. © massow-picture

Diese auf den ersten Blick so unterschiedlichen Künstler fasziniere der warme Glanz des Arbeitsmaterials Gold ebenso wie sein Bedeutungs- reichtum. „Die Reflektion des Lichts durch das Metall läßt es heller strahlen als eine vergleichbare Farbfläche, aufgelegtes Blattgold erscheint in seinen ganz eigenen Schattierungen“, so Rother und: Bereits in den Anfängen er Kunst wurde Gold im sakralen Bereich zur Erhöhung des Dargestellten genutzt. Und auch in heutiger Zeit gelte Gold als Sinnbild für Fülle und Reichtum und erzeuge beim Betrachter eine höhere Wert-Schätzung, so die Kuratorin bei Ihrer Einführung, bevor sie jeden einzelnen der drei präsentierten Künstler, die Christine Rother und Elvira Mann-Winter, Chefinnen der 2013 fusionierten Galerie Rother-Winter, für das Projekt gewinnen konnten.

Der Düsseldorfer Künstler Michael Burges arbeitete mit einer ganz eigenen Technik der Hinterglasmalerei, u.a. mit Blattsilber/-messing und 23,75 Karat Blattgold. Seine Hinterglasbilder besitzen eine außergewöhnliche farbliche Präsenz und ästhetische Präzision, so Winter. Die Glasscheibe bricht dabei die Bildoberflächen, sei zugleich Trennung und Portal. In diesem Sinne seiten sie eher „Malerei-Objekte“, die bei ihrem Soiel mit dem Licht und den Bildstrukturen eine Art „visuellen Klang“ erzeugten, nämlich den Klang der Malerei.

Der vier Jahre vor dem Mauerfall nach West-Berlin übersiedelte Künstler Rober Weber verarbeitete in den Gemälden auf Holz- und Goldgrund seine Grenzerfahrungen, so Christine Winter. „Über die Mauer gelangen, hieße noch lange nicht, auch ans Ziel gekommen zu sein!“, Die Bilder tragen Titel, die Weber Gedichten der großen italienischen Poeten Giuseppe Ungaretti entnommen hat. Die Fähigkeit, angesichts der Überwältigung der Sinne durch wahrnehmungssprengende Erfahrungen von Größe, Unendlichkeit, Fülle nicht innezuhalten, sondern kreativ zu werden – und den Schock der Überwältigung zum Initial des künstlerischen Prozesses umzudeuten, kennzeichnete die ästhetische Figur des Erhabenen, die trefflich wie keine andere Kategorie die Bilder von Robert Werber beschrieben, so Christine Rother.

Gegenüber den wuchtigen Werken von Burges und Weber wirken die Werke der Bischofsheimerin Heike Krebs Bechtel eher klein. Ihre Miniaturen sind mit 300 Euro oder auch 1.800 Euro gegenüber den Größenordnungen ihrer beiden Mitausstellenden eher Schnäppchen. Ausgehend von den Grundformen des Quadrats und des Rechtecks entwickele Heike Krebs Bechtel mal geometrische, mal organische plastische Objekte, die durch die malerischen Farbaufträge zu Farbköpern, zu Farbobjekten würden, erläuterte Christine Rother und zitierte Dr. Otto Martin aus seiner Einführung zur Ausstellung im Kunstverein Eisenturm, Mainz:“ Farbschichten immer wieder abgeschliffen, immer wieder aufgelegt, es entstehen dabei wie aus dem Inneren, auf Tiefenschichten freigelegte Farbformen in ungemeiner Bildtiefe. Dieser Arbeitsprozess legt Bilder frei, die sich der Eindeutigkeit entziehen, die einmal den Blick ins Universum öffnen, dann Anthropomorphes schemenhaft aufbauen oder im Farbnebel bleiben, Meditativen Raum geben.“

gold.henkelsfeldIn dem herrlichem Ambiente des großen Marmorsaals ließen sich die Gäste von den Werken bei Livemusik und kleinen Köstlichkeiten faszinieren. Künftig will die Sektkellerei Henkel regelmäßig moderne Kunst in der prunkvollen Diele des Sektschlosses an der Biebricher Allee 142, Wiesbaden, ausstellen. Die Premiere ist gelungen. Wer die Ausstellung besichtigen möchte, muss sich zuvor anmelden über: www.henkell-sektkellerei.de/kontak.

Friedenspreisträger Navid Kermani liest am Freitag auf den Wiesbadener Literaturtagen

Literaturtage: Friedenspreis der Deutschen Buchhandels für Navid Kermani – Lesung am 19. Juni, um 19,30 Uhr im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in der Rheinstrasse.

navid-kermani-liebeDer deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani, der im Rahmen der Wiesbadener Literaturtage am Freitag, 19. Juni, um 19.30 Uhr im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu Gast ist, wird in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Er spricht an diesem Freitag mit Hubert Spiegel, FAZ, über seinen Roman „Große Liebe“ sowie seine Essays.

Navid Kermani wurde 1967 in Siegen geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in Köln. Für sein akademisches und literarisches Werk wurde der promovierte Orientalist mehrfach ausgezeichnet, im Jahr 2012 erhielt er den Kleist-Preis und 2014 den Gerty-Spies-Literaturpreis sowie den Joseph-Breitbach-Preis. Im selben Jahr erschien auch sein Roman „Große Liebe“, aus dem er bei den Wiesbadener Literaturtagen lesen wird. Darin erzählt er die Geschichte einer ersten großen Liebe, die zwar nur eine Woche währt, den Erzähler aber ein Leben lang prägt. Die Liebe gerät ihm zum Studienobjekt, wobei ihm islamische Denker und Dichter aufmunternd zur Seite stehen. Mit dem Verhältnis zwischen Orient und Okzident sowie mit den Schönheiten und Nöten des Islam setzt sich Kermani in seinen Artikeln, Essays und Reden immer wieder kenntnisreich auseinander. So auch in seinen west-östlichen Erkundungen „Zwischen Koran und Kafka“, von denen an diesem Abend ebenso die Rede sein wird.

Eintrittskarten kosten im Vorverkauf zehn, ermäßigt sieben Euro plus Vorverkaufsgebühr, an der Abendkasse 14, ermäßigt elf Euro. Vorverkaufsstellen sind die Tourist-Information, Marktplatz 1, Telefon (0611) 1729930, und Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Telefon (0611) 304808 oder 376444; der Online-Vorverkauf ist unter www.wiesbaden.de/literaturtage möglich.

 

Kurbad, Fürstenbad, Volksbad – Architekturgeschichte des Bades in Wiesbaden eröffnet

„Kurbad, Volksbad, Fürstenbad – Zur Architekturgeschichte des Bades“ vom 17. Juni bis 13. September 2015 im Schaufenster Stadtmuseum, Ellenbogengasse 3 – 7, Wiesbaden.
swinemuende-seebadWellness-, Spass- und Heilbäder wie auch das tägliche Duschen sind heutzutage so selbstverständlich, dass wir uns kaum vorstellen können, dass Körperhygiene und Baden in warmen Wasser einst Privileg von Adel und gehobenem Bürgertum waren.  Wie  sich  aus den einstigen Badeprivilegien einiger weniger bis heute eine so breite und vielfältige Bade- und Wellnesskultur entwickeln konnte, zeigt nun erstmals aus bauhistorischem Blickwinkel die Ausstellung „Kurbad, Volksbad, Fürstenbad – Zur Architekturgeschichte des Bades“ vom 17. Juni bis 13. September 2015 im Schaufenster Stadtmuseum,  Ellenbogengasse 3 – 7, Wiesbaden.

Dr. Susanne Grötz, Projektleiterin "Balnea" Stuttgart, hielt den Einführungsvortrag.
Dr. Susanne Grötz, Projektleiterin „Balnea“ Stuttgart, hielt den Einführungsvortrag.

Der größte Teil der Ausstellung, einer Wanderausstellung, zeigt aus Holz und Gips in 20 000 Arbeitsstunden gefertigte Modelle der Bäderarchitektur vom 17. bis 20. Jahrhundert von Studierenden (Balena-Projekt) der Fakultät Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart. Ausstellungsschwerpunkt bildet dabei jedoch die Entwicklung der Bäderarchitektur seit der Einführung erster öffentlicher Badeanstalten im 18. Jahrhundert bis zur mondänen Badekultur der Belle Epoque..

In ihrem Festvortrag führte Dr. Susanne Grötz,  Projektleiterin „Balnea“  in die sechsjährige Entwicklung und  Inhalte der wunderbar – auch für Kinder sehr anschaulichen – Ausstellung ein (Gesamtvortrag, siehe unten).

Badschlösschen Lazienka vor 1690
Badschlösschen Lazienka vor 1690 im Tierpark eines riesigen Adelsgutes nahe Warschau.

Die frühesten Bauten, so Grötz, die im Modell vorgestellt werden, sind die  Badepavillons in den Parks der Residenzen des 16. und 17. Jahrhunderts. Kleine Badeschlösschen, die dem Divertissement der Fürsten  dienten.

 

 

 

Badschiff auf der Seine 1760
Badschiff auf der Seine 1760

Weitere Stationen sind die Flussbadeanstalten und Badeschiffe des 18. und 19. Jahrhunderts, die Seebäder und die Volks- und Arbeiterbäder des frühen 20. Jahrhunderts. In einem besonderen Schwerpunkt der Ausstellung wurden niemals realisierte Idealentwürfe von Badehäusern um 1800 ins Modell umgesetzt. In dieser von gesellschaftlichen Umwälzungen geprägten Periode brachten die Architekten eine Vielzahl innovativer Ideen zur Bauaufgabe Bad zu Papier.

Dr. Bernd Blisch, Komm. Direktor Stadtmuseum Wiesbaden, hielt die Einführungsrede für die präsentierten Wiesbadener Exponate.
Dr. Bernd Blisch, Komm. Direktor Stadtmuseum Wiesbaden, hielt die Einführungsrede für die präsentierten Wiesbadener Exponate.

Eine besondere Rolle kommt Wiesbaden als „Weltkurstadt des 19. Jahrhunderts“ in der Bäderausstellung zu. Gezeigt werden, so Dr. Bernd Blisch, Sammlungsleiter und kommissarischer Direktor des Projektbüros Stadtmuseum, spezifische Pläne, Stiche, historische Fotomaterialien und Architekturzeichnungen aus dem Bestand des Stadtmuseums. Darunter befinden sich wenig bekannte Architekturzeichnungen des um 1805 nach Wiesbaden geholten Baumeisters Christian Zais, etwa Pläne zum Bau des ersten Kurhauses von 1807 bis 1810, zum großen Badhaus vor dem Sonnenberger Tore (1816) sowie der Entwurf des Badehauses „Vier Jahreszeiten“ (1815), welches im Kriege zerstört wurde. Anhand der Pläne ist es aber noch gut vorstellbar und man sieht die vielen kleinen separaten Badestuben und die Gesamtorganisation des Hauses.

Modell: Konversationshaus Baden-Baden von 1824
Das großzügige Konversationshaus Baden-Baden (Modell Kur- und Badeareal), entwarf Baumeister Friedrich Weinbrenner 1824 nach dem Vorbild des 1807er Wiesbadener Kurshauses von Christian Zais.

Das Badhaus Vier Jahreszeiten und das erste Wiesbadener Kurhaus dienten vielen anderen Städten, etwa Baden-Baden, als Vorbild.

 

 

Präsentiert werden zudem Aquarelle des Wiesbadener Malers Hans Völcker zum Kaiser-Friedrich-Bad, welches 1913 auf altrömischen Bäder-Fundamenten im Stil antiker Thermen errichtet und seinerzeit zu den modernsten Heilbädern Europas zählte. Bis zu seiner Umwidmung zum Römisch-Irischen Wellness-Bad und einer Senioren-Residenz war hier die einst berühmte Rheumaklinik beheimatet.

Rose-Lore Scholz, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden trat in ihrem  Grußwort für ein historisches Stadtmuseum ein.
Rose-Lore Scholz, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden trat in ihrem Grußwort für ein historisches Stadtmuseum ein.

Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz legte in ihrem Grußwort gleich zu Beginn den Besuchern der Ausstellungseröffnung einen Besuch im Kaiser-Friedrichs-Bad ans Herz. Vor allem dankte Sie Dr. Bernhard Blisch und seinem Team Projektbüro-Stadtmuseum für das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Balnea-Team und für die Gestaltung der Ausstellung. Scholz wertete die große Aufmerksamkeit, die dieser Ausstellung zukomme für ein weiteres Indiz des Wunsches in der Bevölkerung für ein Stadtmuseum, das noch immer fehle. So sei neulich in den Medien eine mangelnde Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt beklagt worden. Und das läge in erster Linie mit daran, „weil Wiesbaden immer noch nicht das Historische Museum hat, was wir eigentlich brauchen. Gerade historische Museen, gerade Ausstellungen wie diese, die wir heute hier eröffnen, helfen Menschen und auch einer Stadtgesellschaft, Antworten auf die Fragen zu finden, wer man ist, wo man herkommt, und wohin man möchte“, sagte Scholz und fügte hinzu: „Diesen Spagat zwischen Geschichte und Gegenwart gestaltet das Projektbüro Stadtmuseum Wiesbaden mit seinem kommissarischen Direktor Dr. Bernd Blisch immer wieder beispielhaft. Deswegen erwähne ich ihn auch zweimal mit seinem Team und eine große Anerkennung für die großartige Ausstellung  und die begleitende Museumspädagogik. Weiter so!“.

Begleitprogramm und Museumspädagogik
Besichtigungen des Kurhauses Wiesbaden finden statt am 21. Juni, 26. Juli, 16. August, 20. September 2015, jeweils 11.00 Uhr, Treffpunkt: auf dem roten Teppich am Eingang (Stadtseite) zum Kurhaus. 8 Euro Vorverkaufsgebühr in der Tourist-Information.

Exkursion zum Kranzplatz und Kochbrunnen finden statt am 10. Juli und 14. August 2015, jeweils 15 Uhr, Treffpunkt: Schaufenster Stadtmuseum, Ellenbogengasse 3-7. 8 Euro Vorverkaufsgebühr in der Tourist-Information.

Die speziellen Angebote für Grund- und weiterführende Schulen sowie Ferienangebote für Kinder im Grundschulalter können angefragt werden direkt über Tel.: 06 11–34 13 28 77, stadtmuseum@wiesbaden.de

 Festvortrag „Kurbad, Volksbad, Fürstenbad – Zur Architekturgeschichte des Bades“ von Dr. Susanne Grötz

Wir danken Frau  Dr. Susanne Grötz. Projektleiterin „Balnea“, Stuttgart, ganz herzlich, dass wir  ihren hochinteressanten und lehrreichen Festvortrag im Wortlaut folgend publizieren dürfen.

Dr. Susanne Grötz, Projektleiterin "Balnea" Stuttgart, hielt den Einführungsvortrag.
Dr. Susanne Grötz, Projektleiterin „Balnea“ Stuttgart, hielt den Einführungsvortrag.

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Frau Scholz haben Sie herzlichen Dank für Ihre charmante Begrüßung.
Im Namen des Balnea-Teams möchte ich mich zuerst einmal bei Ihnen lieber Herr Dr. Blisch ganz herzlich bedanken. Wir freuen uns, an diesem so trefflichen Ort, der Landeshauptstadt Hessens und dem renommierten Kurbad Wiesbaden  zu Gast zu sein.

Zu den Architektur-Modellen
Einige kurze Bemerkungen zur Genese der Ausstellung: das Balnea- Team arbeitet seit vielen Jahren fächerübergreifend zu architekturhistorischen Themen, zu italienischen Theaterbauten, zu Gärten und nun zur Bauaufgabe des Badehauses. Die Arbeitsgruppe, das sind meine Marburger Kollegin, die Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Ursula Quecke und der Architekt und Gestalter Dr. Erwin Herzberger. Der ehemalige Leiter der Modellbauwerkstatt Martin Hechinger betreute die Studierenden und Sie werden sehen zu welch phantastischen Ergebnissen das führte!

Die  Architekturmodelle dieser Ausstellung wurden auf der Basis historischer Ansichten und Pläne in ganz unterschiedlichen Materialien und Bauweisen in akribischer Arbeit von Studierenden der Fakultät für Architektur und Städtebau an der Universität Stuttgart gefertigt. 20 000 Arbeitsstunden sind schätzungsweise in die Modelle eingeflossen.

Die Ausstellungsschwerpunkte
Die Ausstellung Balnea stellt die neuzeitliche europäische Bäderarchitektur in einer Auswahl charakteristischer Bauten vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert vor.
Die frühesten Bauten, die im Modell vorgestellt werden, sind die  Badepavillons in den Parks der Residenzen des 16. Und 17. Jahrhunderts. Kleine Badeschlösschen, die dem Divertissement der Fürsten  dienten. Weitere Stationen sind die Flussbadeanstalten und Badeschiffe des 18. und 19. Jahrhunderts, die Seebäder und die Volks- und Arbeiterbäder des frühen 20. Jahrhunderts. In einem besonderen Schwerpunkt der Ausstellung wurden niemals realisierte Idealentwürfe von Badehäusern um 1800 ins Modell umgesetzt. In dieser von gesellschaftlichen Umwälzungen geprägten Periode brachten die Architekten eine Vielzahl innovativer Ideen zur Bauaufgabe Bad zu Papier.

Zu den niemals in die Realität umgesetzten Projekten machen die Modelle auch nicht mehr erhaltene, oftmals nicht nur durch Kriegszerstörung, sondern häufig auch durch Abriss in jüngerer Zeit verlorene Bauten durch Rekonstruktionen wieder erfahrbar.

Übersichtsmodelle veranschaulichen die städtebauliche Einbindung der Bäder, es gibt aber auch Einblicke in preziöse Baderäume, ähnlich eines Guckkastens. Dann gibt es Schnitte durch Gebäude, die gerade die Funktionen einzelner Räume, ihre Ausstattung mit Wannen und Bassins bis hin zu den Heizanlagen aufscheinen lassen. Für jedes einzelne Objekt haben wir gemeinsam mit den Studierenden überlegt, welcher Aspekt am interessantesten wie darzustellen ist.

Neue Hygieneimpulse der Aufklärung führt zur Renaissance des Bädergedankens
Hatten noch im Mittelalter allerorten öffentliche Badestuben den städtischen Alltag geprägt – in großen Handelsstädten gab es bis zu 200 Badestuben – wurde das Bad als öffentliche Einrichtung bis zum 17. Jahrhundert weitestgehend aufgegeben.  Die Vorstellung, dass in die Haut eindringendes Wasser die Körperflüssigkeiten störe und das empfindliche Gleichgewicht des Körpers verletze, war unter anderem dafür verantwortlich. Und man führte die Verbreitung von Seuchen und Epidemien auch auf die Badehäuser zurück. Im Zuge der Aufklärung brachten neue Strömungen in Medizin und Pädagogik mit dem Wissen um die hygienische und therapeutische Wirkung des Wassers einen Wandel herbei und so entstanden zur Mitte des 18. Jahrhunderts wieder vermehrt öffentliche Bäder, um der Vernachlässigung der Hygiene und Körperpflege entgegen zu treten.

Die große Zeit der Badeschiffe

Badschiff auf der Seine 1760
Badschiff auf der Seine 1760

In Diderots „Encyclopédie“, dem umfassenden Lexikon aller Wissenschaften, Künste und Berufe des 18. Jahrhunderts, findet sich die Darstellung eines Badeschiffes auf dem Fluss. Hierbei handelt es sich um ein mit beheiztem und gefiltertem Flusswasser betriebenes Wannenbad. Es wurde 1761 in Paris als erste öffentliche Badeanstalt für das wohlhabende Bürgertum auf Initiative eines Baders errichtet. Die Betreuung des Badebetriebs lag in jener Zeit in Händen der Barbiere und Perückenmacher. Diese betrieben neben vielerlei Anwendungen der Gesundheits- und Körperpflege (Aderlass, Rasur u.a.) die Bäder privatwirtschaftlich.

Bis weit ins 19. Jahrhundert waren die am Ufer verankerten Badeschiffe in den europäischen Großstädten verbreitet. So war nach dem Pariser Vorbild 1774 ein erstes Badeschiff auf deutschem Territorium in Frankfurt eröffnet worden.

Hufeland über die Kunst durch Baden menschliches Leben zu verlängern
Der Weimarer Arzt und Aufklärer Christoph Wilhelm Hufeland nennt 1796 in seiner berühmten Schrift „Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“ u. a. zwei Hauptmittel zur Erhaltung der Gesundheit: die  „Reinlichkeit und Hautkultur“ .
Dazu schreibt er: „Man wasche sich täglich mit frischem Wasser den ganzen Körper und reibe zugleich die Haut stark, wodurch sie außerordentlich viel Leben und Gangbarkeit erhält. Man bade jahraus jahrein jede Woche wenigstens einmal in lauem Wasser, wozu sehr nützlich noch eine Abkochung von 5-6 Lot  Seife gemischt werden kann. Wollte Gott, dass die Badehäuser an allen Orten wieder in Gang gesetzt würden, damit auch der unbegüterte Teil des Volks diese Wohltat genießen könnte, so wie er sie in den vorigen Jahrhunderten überall genoß, und dadurch gesund und stark wurde. (Anm. dazu: Wir haben noch überall Badehäuser und Bäder, aber bloß als Monumente jener löblichen Gewohnheit. Ihre Benutzung ist durch eine unangreifliche Indolenz der Menschen ganz abgekommen. Ehemals gingen alle Sonnabende Badeprozessionen mit klingenden Becken durch die Straßen, um ans Baden zu erinnern, und der im Schmutz arbeitende Handwerker wusch nun im Bade jene Unreinigkeit von sich, die er jetzt gewöhnlich zeitlebens mit sich trägt. Es sollte jeder Ort ein Badehaus oder Floß im Flusse für den Sommer, und ein andres für den Winter haben“

Schwimmende Badeanstalten setzen sich in ganz Europa durch

Ulmer Badeanstalt an der Donau, ein Beispiel für allerorten an Flüssen und Seen entstehende Flussbadeanstalten, war über Stege vom Ufer zu erreichen
Das Waschschiff Treichler am Limmatkai in Zürich ist ein Beispiel für allerorten an Flüssen und Seen entstehende Flussbadeanstalten.

Die sich immer weiter verbreitende Einsicht, dass das Baden für jedermanns Gesundheit unerlässlich sei, führte in ganz Europa zum Einsatz von Badeschiffen und Flußbadeanstalten. Die schwimmenden am Ufer befestigten Badeanstalten, die in der Folge der Badeschiffe entstanden, waren einfache Holzkonstruktionen. Diese Flussbäder verfügten über wenig Luxus. Zudem hatten sie mit einem ungezwungen Bad unter freiem Himmel, wie wir uns das heute vorstellen mögen, nichts gemein. Die Badenden bewegten sich zwar nackt im Wasser, jedoch in Bretterverschlägen oder Holzhäuschen, die vor Blicken und Licht schützten. Neben der Unfallverhütung galt es auch, Kontrolle über das Baden zu gewinnen und das ’wilde Baden’ zu unterbinden.

Die Ulmer Badeanstalt an der Donau, ein Beispiel für allerorten an Flüssen und Seen entstehende Flussbadeanstalten, war über Stege vom Ufer zu erreichen. Jeweils neun einfach eingerichtete Kabinen waren dicht an dicht auf einem schwimmenden Ponton befestigt. Die Badehäuschen dienten als Umkleidekabinen und als Zugang zum Wasser. Der Badende bewegte sich in einem ’Käfig’ im kalten Flusswasser.

Der Aufbruch zum fest gebauten Badehaus
Wie wichtig das Thema des öffentlichen fest gebauten Badehauses um 1800 war – anders als das saisonal abhängige Fußbad – beweisen verschiedene Ideenwettbewerbe der Bau-Akademien. Die Bäderarchitektur war ein Thema der Akademien, musste doch der Typus des Badehauses erst noch gefunden werden. Bislang konnten nur die römische Thermenarchitektur und die islamischen Bäder zum Vorbild dienen. Im Mittelalter wurden entweder die antiken Strukturen weitergenutzt oder anspruchslose Holzgebäude errichtet. Neben den Badeschiffen, deren Architektur vom Schiffsbau vorgegeben war, gab es Badeappartements, die in die Raumfolge der Stadtpalais oder fürstlicher Schlösser integriert und im Stil des jeweiligen Gesamtkomplexes ausgebildet waren.

Dieser neuen Bauaufgabe des Badehauses widmeten sich in Kenntnis der Literatur und Bauten der Antike sowie der Renaissance zahlreiche Architekten. Idealentwürfe, die nicht zur Ausführung kamen, bis ihn unsere Studentinnen im Modell umsetzten, erschienen in Traktaten und Publikationen, wie etwa in Johann Gottfried Grohmanns „Ideenmagazin“ (1796 bis 1816). Hier finden sich Badehäuser im chinesischen, maurischen oder ägyptischen Geschmack.

Frühe Luxusbäder – die ersten „Wellness-Tempel“
In dieser Zeit entstanden einige sehr luxuriös ausgestattete Badehäuser mit Wannenbädern, Dampfbad und Schwimmbassin. Im Unterschied zu den Flussbadeanstalten, die ja vorwiegend der Reinigung und der Abhärtung dienten, waren diese Bäder dem Vergnügen gewidmet. Ähnlich wie im Theaterbau finden sich deshalb etliche Anräume wie Lesesäle oder Spielstätten. Die privat betriebenen Einrichtungen konnten so ihre Kosten über das hohe Eintrittsgeld einspielen. In der Folge, Ende des Jahrhunderts, entsteht in Stuttgart in der Büchsenstrasse ein solches Schwimmbad. Leo Vetter, der sich eingehend mit dem Schwimmbadbau beschäftigte und etliche Schriften zum Thema vorlegte, gründete in Stuttgart ein modernes Bad im maurischen Stil, das sich an den nah gelegenen königlichen Bädern der Wilhelma orientierte.  Die Rekonstruktion der Herrenschwimmhalle ziert das Buchcover des Balneakatalogs. Verlassen Sie die Ausstellung nicht bevor sie dieses sehr aufwändig gearbeitete Modell angesehen haben. Daran haben drei Studentinnen ihre gesamten Sommermonate gearbeitet.

Der preußische Architekt Carl von Diebitsch entwarf um 1862 das Bade- und Caféhaus in Kairo
Der preußische Architekt Carl von Diebitsch entwarf um 1862 das Bade- und Caféhaus in Kairo

Ein weiteres Beispiel orientalisierender Architektur finden wir im Bade und Cafehaus für Kairo. Dort baute der preußische Architekt Karl von Diebitsch Märchenpaläste für den ägyptischen Vizekönig Ismail Pascha.  Hier ist auch der Reimport islamisierter Architektur „Made in Germany“ in den Orient interessant.

Jedem Deutschen ein wöchentliches Bad

Das erste Volksbad wurde 1855 in Hamburg am Schweinemarkt gebaut. Es verfügte über 65 Badewannen und 56 Waschstände zum Wäschewaschen.
Das erste Volksbad wurde 1855 in Hamburg am Schweinemarkt gebaut. Es verfügte über 65 Badewannen und 56 Waschstände zum Wäschewaschen.

Wenn Sie dann im Anschluss, die frühen Hygienebäder ansehen, könnte der Unterschied nicht grasser sein. Sie sehen eine kleine Pappschachtel, die das Volksbrausebad, im Original eine Wellblechhütte, darstellt. Dieses in ganz dürftigen Materialien hergestellte Modell – das unserem Modellbauer überhaupt nicht gefallen hat – steht für die sozialreformerische Idee „Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad“.  1883 nutzten tausende von Besuchern dieses Volksbrausebad auf der Hygiene-Ausstellung in Berlin. Dort wurde diese Einrichtung vorgestellt, um dem eklatanten Mangel an öffentlichen Badeeinrichtungen  bewusst zu machen. Wurden schon seit hundert Jahren Flussbadeanstalten gebaut, die sich ja mehr und mehr einem breiten Publikum öffneten, so war 1880 noch lange nicht die Maxime „Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad“ erfüllt.

Dieses um 1900 immer noch äußerst ehrgeizige Ziel,  ist heute für uns  kaum noch vorstellbar. Vergessen haben wir das erst in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts die flächendeckende Versorgung durch Privatbäder einsetzte.

Täglich duschen gehört für viele von uns zum Alltag. Und wenn man Täglich duschen in eine Suchmaschine eingibt kommen als erstes Seiten die fragen: waschen wir uns zu oft? Ist täglich duschen gesund und so weiter.

Obwohl sich das Verständnis von Hygiene und Körperpflege ständig veränderte und verändert, war und ist das Thema Baden stets aktuell.

Die besondere Geschichte der Seebäder
Ein weiteres sehr amüsantes Kapitel der Bädergeschichte ist das Seebad. Unser Umgang mit dem Meer hat sich ebenso sehr gewandelt, unser unbekümmertes und freudiges Rennen ins Meer ist auch eine neue Kulturtechnik.

Die Badeschaluppe, ein am Strand vertäutes Segelboot, wurde zum Baden ins Meer gebracht.
Die Badeschaluppe, ein am Strand vertäutes Segelboot, wurde zum Baden ins Meer gebracht.

Der Umgang mit der See musste erst erlernt werden, und dazu erfand man uns heute kurios erscheinende Badegeräte. Die Badeschaluppe, ein am Strand vertäutes Segelboot, wurde zum Baden ins Meer gebracht. Wenn es vom Strand ausreichend entfernt war, entkleideten sich die Badegäste hinter geschlossenen Gardinen und stiegen über eine Treppe hinunter in den kleinen zwei Meter langen und ein Meter tiefen Holzkäfig, der in die See abgesenkt wurde. So war das kurze Abtauchen ins bewegte Seewasser gefahrlos möglich, hatte mit selbstvergessenen sich von den Wellen treiben lassen oder gar mit schwimmen rein gar nichts zu tun.

Allerdings wurden in den Seebädern die Badeschaluppen bald von den in England entwickelten Badekarren, fahrbaren Kabinen, abgelöst, da die Gäste reihenweise seekrank wurden.

Eine eindringliche Beschreibung des Badevorgangs, die er in England kennen gelernt hatte,  liefert uns Georg Christoph Lichtenberg. In seinem 1793 veröffentlichten Aufsatz: Warum hat Deutschland noch kein öffentliches Seebad? scheint der abenteuerliche Gebrauch dieser neuen Erfindung durch:

„Man besteigt ein zweirädriges Fuhrwerk, einen Karren der ein von Brettern zusammen geschlagenes Häuschen trägt, das zu beyden Seiten mit Bänken versehen ist …In dieses Häuschen steigt man nun, und während der Fuhrmann nach der See fährt, kleidet man sich aus. An Ort und Stelle, die der Fuhrmann sehr richtig zu treffen weiß … lässt er das Zelt nieder: Wenn also der ausgekleidete Badegast alsdann die hintere Thüre öffnet, so findet er ein sehr schönes dichtes leinenes Zelt, dessen Boden die See ist, in welche die Treppe führt. Man fasst mit beiden Händen das Seil und steigt hinab. Wer untertauchen will, hält den Strick fest und fällt auf ein Knie, wie die Soldaten beim Feuern im ersten Glied, steigt alsdann wieder herauf, kleidet sich bey der Rückreise wieder an usw. Es gehört für den Arzt, zu bestimmen, wie lange man diesem Vergnügen (denn dieses ist es im hohen Grade) nachhängen darf. Nach meinem Gefühl war es vollkommen ausreichend, drey bis viermal kurz hinter einander im ersten Glied zu feuern, und dann auf die Rückreise zu denken….“

Die Badekarren breiteten sich rasch über die gesamte Nord- und Ostseeküste aus und waren auch in Skandinavien und Holland gebräuchlich.

Aber die Menschen, die sich im Badekarren wagemutig in die See trauten, waren in der Minderheit, vielmehr war es üblich den Gästen beheizte Seewasserbäder in Wannenbädern zu verabreichen.

1794, im gleichen Jahr als Vogels Schrift „Über Nutzen und Gebrauch der Seebäder“ erschien, kamen bereits 300 Badegäste an die Ostsee. Die ersten Badeeinrichtungen waren den Männern vorbehalten.

Erst 1802 wurde in Heiligendamm ein kleines Damenbad am Strand eingerichtet. In rascher Folge eröffneten zahlreiche Seebäder an Nord- und Ostsee, denn die Zahl jener Badegäste, denen der „auf die Empfindungsnerven so wohltätig wirkende Wellenschlag“ im freien Meerbad zusagte, wuchs stetig.

Ihrer Nachfrage folgten immer neue Badeeinrichtungen: Zunächst einfache, von Holzpfählen eingefriedete und mit fahrbaren oder festen Strandkabinen kombinierte Seebäder, im späteren 19. Jahrhundert solche mit Herren-, Damen-, und Familienbad. In dieser Zeit erlangte das Schwimmen dann auch wieder allergrößte Popularität und nach und nach badete Mann und Frau gemeinsam, zuweilen gar textilfrei.

In den folgenden Jahren konkurrierten immer mehr Seebäder an Nord- und Ostsee um „Kurtouristen“.

Erst mit der Romantik  wird aus der Scheu, Liebe zum Meer
Über Jahrhunderte hatte  das Meer in den Menschen vor allem Gefühle des Schreckens und der Abscheu erregt. Erst nach einem allmählichen Wandel konnte der Reisende der Romantik die Erhabenheit des Meeres genießen.

Lassen wir noch einmal Joseph von Eichendorff zu Wort kommen: „Ein himmlischer Anblick aufgezeichnet nach dem ersten Besuch am Meer am 22. September 1805:…“ Mit der gespanntesten Erwartung sahen wir dem Augenblike entgegen, wo wir das Meer zu Gesicht bekommen würden. Endlich, als wir den Gipfel der letzten Anhöhe von Travemünde erreicht hatten, lag plötzlich das ungeheure Gantze vor unseren Augen, und überraschte uns so fürchterlich-schön, dass wir alle in unserem Innersten erschraken. Unermeßlich erstrekten sich die grausigen Fluthen in unabsehbare Fernen. In schwindlichter Weite verfloß die Riesen-Waßerfläche mit den Wolken, und Himmel u. Wasser schienen Ein unendliches Gantzes zu bilden. Im Hintergrunde ruhten ungeheure Schiffe, wie an den Wolken aufgehangen. Trunken von dem himmlischen Anblike erreichten wir Travemünde, ein, fast wie Karlsbad an der Küste erbautes niedliches Städtchen, welches wegen des dasigen Seebades von Fremden sehr häufig besucht wird. “

Modell Swinemeunde. wird häufig mit dem Ahlbecker See-Steg verwechselt, stammt aber aus der gleichen Zeit um 1888.
Modell Swinemeunde. wird häufig mit dem Ahlbecker See-Steg verwechselt, stammt aber aus der gleichen Zeit um 1888.

Während in den Jahrhunderten vor 1800 die Reise zu den heißen Quellen vorwiegend der Gesundheitspflege diente und oftmals große Unbequemlichkeit bedeutete, wurde die Bäderreise an die See oder in den Kurort im 19. Jahrhundert zunehmend zur Mode und zur gesellschaftlichen Pflicht. Symptomatisch dafür steht die Redensart: „Man geht dorthin, wo die Mode will, dass man gesunde.“(Jahrbücher der Heilquellen Deutschlands, 1821)

Mondäne Badeorte, unter denen Wiesbaden ein führender war, wurden zu Vergnügungsstätten der Belle Epoque.“
Dr. Susanne Grötz

swinemuende-seebad
Seebad-Steeganlage Swinemünde