Die chemisch-pharmazeutische Industrie als wirtschaftlichen Kern Hessens stärken – Jubiläum 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Arbeitgeberverbands HessenChemie haben gestern im Kurhaus Wiesbaden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik mit anschließender Jubiläumsfeier stattgefunden mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und zahlreichen Vertretern aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen. Bild: Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie Oliver Coenenberg überreicht Boris Rhein den Jubiläumsband "Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie". © Foto: Diether von Goddenthow
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Arbeitgeberverbands HessenChemie haben gestern im Kurhaus Wiesbaden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik mit anschließender Jubiläumsfeier stattgefunden mit Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und zahlreichen Vertretern aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen. Bild: Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie Oliver Coenenberg überreicht Boris Rhein den Jubiläumsband „Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie“. © Foto: Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 29. November 2022.  Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Globalisierung, Finanzkrise, Corona und Energiekostenexplosion: Die Geschichte des Arbeitgeberverbandes HessenChemie ist eng verbunden mit der Industriegeschichte Deutschlands und gibt einen Einblick in die gewaltigen politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen. Am Dienstag feierte HessenChemie sein 75-jähriges Bestehen im Kurhaus Wiesbaden.

Am 28. November 1947 trafen sich 51 Unternehmer zur konstituierenden Sitzung und gründeten den Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. in Wiesbaden. Was zunächst auch in der Chemieindustrie als Gegenmacht zur Gewerkschaft begriffen wurde, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu der heute für die Branche bewährten Sozialpartnerschaft. Teil des Festaktes waren neben dem Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein auch zahlreiche Vertreter aus Politik, Unternehmen, Verbänden und der IGBCE Hessen-Thüringen.

(v.l. Dirk Meyer, HessenChemie; Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH & Vorstandsvorsitzender HessenChemie; Ministerpräsident Boris Rhein; Dr. Kai Beckmann, Merck KGaA & Präsident BAVC) © HessenChemie
(v.l. Dirk Meyer, HessenChemie; Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH & Vorstandsvorsitzender HessenChemie; Ministerpräsident Boris Rhein; Dr. Kai Beckmann, Merck KGaA & Präsident BAVC) © HessenChemie

Im Rahmen der Jubiläumsfeier würdigte der Hessische Ministerpräsident die Leistungen und Innovationskraft der chemisch-pharmazeutischen Industrie und machte deren Bedeutung für den Wirtschaftsstandort deutlich: „Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist unser wirtschaftlicher Kern in Hessen – als umsatzstärkste Branche, größter Arbeitgeber und mit einem der größten Chemie- und Pharmastandorte Europas in Frankfurt-Höchst. Wir werden alles dafür tun, ihn zu bewahren und zu stärken. Wenn wir gut und sicher durch die aktuellen Krisen kommen wollen, müssen wir unsere wichtigste Industrie schützen“, sagte Rhein am Dienstag in Wiesbaden. Die Landesregierung setze sich mit großem Engagement für die hiesige Gesundheits- und Pharmaindustrie ein. Im Zentrum stehe die bundesweit einmalige Initiative Gesundheitsindustrie.

"Wir müssen unsere wichtigste Industrie schützen", Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto: Diether von Goddenthow
„Wir müssen unsere wichtigste Industrie schützen“, Ministerpräsident Boris Rhein. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Ministerpräsident dankte der chemisch-pharmazeutischen Branche vor allem für ihre Leistungen während der Corona-Pandemie. „Die Gesundheitsindustrie hat uns weltweit aus der Patsche geholfen. Ohne Impfstoff und seine massenhafte Bereitstellung hätten wir in Hessen jüngst die Isolationspflicht nicht aufheben und einen weiteren Schritt in Richtung Normalität gehen können“, sagte Rhein und kritisierte in diesem Zusammenhang Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für seine Finanzreform zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung scharf. „Mit seinem Finanzstabilisierungsgesetz schadet der Gesundheitsminister massiv dem Pharmastandort Hessen. Er erhöht die Herstellerabgabe für Arzneimittel um fünf Prozentpunkte. Zwar zeitlich befristet, aber zusammen mit anderen Maßnahmen wird das der Pharmaindustrie Milliarden von Euro kosten. Der Name des Gesetzes ist eine Mogelpackung. Was da kommt, wird in sämtlichen Bereichen unseres Gesundheitswesens zu Instabilitäten führen. Ich habe mich deshalb heftig dagegen gewehrt, auch im Bundesrat.“

„Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist unser wirtschaftlicher Kern in Hessen – als umsatzstärkste Branche, größter Arbeitgeber und mit einem der größten Chemie- und Pharmastandorte Europas in Frankfurt-Höchst. Wir werden alles dafür tun, ihn zu bewahren und zu stärken“, so der Ministerpräsident. Die Landesregierung setze sich mit großem Engagement für die hiesige Gesundheits- und Pharmaindustrie ein. Im Zentrum stehe die bundesweit einmalige Initiative Gesundheitsindustrie. „Hier entwickeln und stärken wir gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft den Standort Hessen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Menschen in unserem Land jederzeit mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln versorgen zu können. Daher setzen wir uns dafür ein, dass Arzneimittel wieder verstärkt in Europa produziert werden – vor allem in Hessen. Hessen war einmal die Apotheke Europas. Das muss es wieder sein“, versprach der Ministerpräsident.

"Wir brauchen  die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich" Oliver Coenenberg. © Foto: Diether von Goddenthow
„Wir brauchen die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich“ Oliver Coenenberg. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie und Geschäftsführer Personal und Organisation der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Oliver Coenenberg, ging auf die derzeit schwierige Lage der Branche ein: „Vor allem im Mittelstand stehen Unternehmer bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand, und das vor allem wegen der exorbitant gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Wir brauchen daher die Gas- und Strompreisbremse für die Industrie so schnell und unbürokratisch wie möglich, um dauerhafte Schäden an unserer an sich gesunden Industriestruktur zu vermeiden.“ Coenenberg kritisierte, „dass der vorliegende Gesetzentwurf in wichtigen Punkten hinter den Empfehlungen der Expertenkommission Gas und Wärme zurückbleibt.“

Mit Blick auf die Transformation sei es zudem wichtig, Genehmigungsverfahren schnell und effizient zu gestalten und zusätzliche Belastungen und Hürden für Arbeitgeber zu vermeiden. Dabei betonte Coenenberg gleichzeitig das Angebot zum Dialog mit der Landesregierung: „Gerne bringen wir uns in den geplanten Transformationsgipfel ein.“

Impression von der Begrüßung der Jubiläums-Gäste im Wintergarten des Wiesbadener Kurhauses. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression von der Begrüßung der Jubiläums-Gäste im Wintergarten des Wiesbadener Kurhauses. © Foto: Diether von Goddenthow

Im Vorfeld fanden die 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik statt, in deren Fokus neben der Entwicklung der Chemie-Sozialpartnerschaft vor allem der Wandel der Arbeitswelt in den letzten 75 Jahren und die zukünftigen Anforderungen standen.

Dr. Kai Beckmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC), betonte in seiner Rede die Veränderungsfähigkeit der Branche. Mit Blick auf die Herausforderungen der Transformation sagte er: „Grund zur Zuversicht können wir haben, wenn wir die nötigen Änderungen offensiv angehen.“ Dabei müssten die Arbeitgeber bei sich selbst anfangen und eine Kultur der Veränderung fördern. Die Politik forderte er auf, kurzfristig die Industrie als Kern der Wertschöpfung zu stabilisieren, mittelfristig aber vor allem Wachstumskräfte in der Wirtschaft freizusetzen.

Festschrift – Geschichte des Verbandes
arbeit-gestalten-75-jahre-hessenchemie-160Anlässlich des 75-jahrigen Bestehens hat HessenChemie die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte beauftragt, die Geschichte des Verbandes aufzuarbeiten und in einem Buch von Johanna Steinfeld „Arbeit gestalten. 75 Jahre Arbeitgeberverband HessenChemie“, wbg Darmstadt 2022, zu verschriftlichen. Dieses erschien anlässlich der 14. Wiesbadener Gespräche zur Sozialpolitik am 29. November 2022 – fast auf den Tag der Gründung genau – im Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) erscheinen.

Über HessenChemie
Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 310 Mitgliedsunternehmen mit 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen. Derzeit werden in den Mitgliedsunternehmen rund 4.500 Menschen ausgebildet. HessenChemie vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Gewerkschaft, Politik und Öffentlichkeit.

(Hessenchemie /Hessische Staatskanzlei)

Johann Adam Ackermann, der Mainzer Caspar David Friedrich, zeigt Werke zur „Rhein-Romantik“ ab 14.12.2022 im Mainzer Landesmuseum

Johann Adam Ackermann, Der Friedhof zu Enkheim, 1841, Aquarell und Deckweiß über Bleistift © GDKE, Landesmuseum Mainz Foto: Astrid Garth
Johann Adam Ackermann, Der Friedhof zu Enkheim, 1841,
Aquarell und Deckweiß über Bleistift © GDKE, Landesmuseum Mainz Foto: Astrid Garth

Zum ersten Mal seit 100 Jahren werden die Werke des Mainzer Malers Johann Adam Ackermann (1781–1853) wieder in umfassender Form präsentiert. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) zeigt mehr als 30 seiner detailreichen Meisterwerke vom 14. Dezember 2022 bis 5. März 2023 unter dem Titel „Rhein-Romantik“ im Graphikkabinett. Darunter auch ein Aquarell, das unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg einem Kunstraub zum Opfer fiel. Das Werk mit dem Titel „Oppenheim am Rhein“ war zwischenzeitlich – nach dem es Jahrzehnte verschollen schien – wieder auf dem Kunstmarkt aufgetaucht und konnte vom Landesmuseum zurückerworben werden.

Motive der deutschen Romantik spielen vor allem in seinem Spätwerk eine große Rolle. Beinahe unheimlich erscheint die Ähnlichkeit der Aquarelle Ackermanns mit den kurz zuvor oder gleichzeitig entstandenen Werken Caspar David Friedrichs (1774–1840), der sich auf eben jene Motive spezialisiert hatte. Vermutlich hatte Ackermann den Meister der deutschen Romantik um 1828 zum Anlass der Dürer-Feier in Nürnberg kennengelernt oder war dort in Kontakt mit dessen Gemälden gekommen. In der Wissenschaft bleibt es allerding bis heute ungeklärt, welche Verbindung die beiden Künstler hatten, die geographisch zunächst wenig Berührungspunkte aufzuweisen scheinen. In jedem Fall spiegeln Ackermanns späte Arbeiten diesen Einfluss eindeutig wider. Sie stellen dabei einen Bruch zu seinen eher von sonnigen Landschaftsidyllen geprägten Frühwerken dar.

In seinen Spätwerken widmete sich der aus Mainz stammende Künstler besonders der Landschaft seiner Heimat. Themen sind Orte entlang von Rhein und Mosel sowie im Taunus, die er während seiner Wanderungen erkundete. Hierbei gilt sein Interesse der Darstellung unterschiedlicher Tages- und Jahreszeiten mit Hilfe der Aquarelltechnik. Geschickt gelingt es ihm unterschiedliche Lichteffekte durch das Zugeben von Deckweiß oder das Freilassen des hellen Papiergrundes zu erzielen. Die Blätter sind meist signiert, datiert und auf der Rückseite mit einem Vermerk zum gezeigten Ort versehen. Anders als bei Friedrich haben sich von Ackermann keine Naturskizzen erhalten. Die bekannten Werke sind allesamt bildhaft abgeschlossene Kunstwerke, die nicht zur Weiterverwendung oder zur Vorbereitung eines Gemäldes dienten.

Mit über dreißig Aquarellen besitzt die Graphische Sammlung im Landesmuseum Mainz den größten zusammenhängenden Bestand an Arbeiten Ackermanns in deutschen Sammlungen. Darunter befinden sich insbesondere viele romantische Spätwerke. Die Aquarelle Ackermanns stammen vollständig aus dem Vermächtnis der Erbin des Künstlers, Anna Maria Ackermann, die der Stadt Mainz 1861 insgesamt 75 Aquarelle hinterließ. Dass von diesen heute nur noch etwas mehr als 30 Werke in der Sammlung zu finden sind, ist bedingt durch die Auslagerung aller graphischen Bestände des Landesmuseums während des 2. Weltkriegs. Diese waren zur Sicherheit vor Kriegsschäden bis 1945 auf der Veste Heldburg in Thüringen eingelagert, wo beim Rücktransport zu Kriegsende mehrere Kisten von unbekannten Dieben aufgebrochen und geplündert wurden. Darunter auch über 40 Aquarelle und Zeichnungen Johann Adam Ackermanns.

Der aus Mainz stammende Künstler erfuhr in seiner Jugend zunächst eine Ausbildung durch den führenden ortsansässigen Landschaftsmaler Johann Caspar Schneider (1753–1839). Schon kurz darauf wurde Ackermanns Talent von Frankfurter Mäzenen erkannt. Auf Anraten Carl Theodor von Dalbergs ging Ackermann 1801 zunächst nach Paris, wo er im Atelier des bedeutenden Historienmalers Jacques-Louis David tätig war. Später trat der Mainzer Maler zweimal die Reise in die ewige Stadt an. Besonders die arkadische Landschaft der Campagna um Rom prägte in diesen Jahren seine Werke.

· Zur Eröffnungsführung am 13.12. um 18:00 Uhr ist der Eintritt frei.
· Die Führung am 28.12. um 15 zum Museumseintritt.
· Die Veranstaltung „BeziehungsWeise“ zu Johann Adam Ackermann findet am 22. Januar 2023 um 15 Uhr zum Museumseintritt statt.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz
Telefon 06131 2857 0
Fax 06131 2857 288
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de
https://landesmuseum-mainz.de/p>

ROSEMARIE TROCKEL AUSSTELLUNG im MUSEUMMMK vom 10. Dezember 2022 — 18. Juni 2023

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Die Brutalität wie Absurdität normativer Ordnungen tritt im Werk von Rosemarie Trockel offen hervor. Definitionen, Einschränkungen, Bevormundung und Gewalt aufgrund von Gender werden sichtbar und durchschaubar. Mutig, wehrhaft, riskant und komisch ist ihre Vorangehensweise. In allen Medien, von Zeichnung über Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation bis zu Film, richtet sich der soziologische Blick von Rosemarie Trockel gleichermaßen auf gesellschaftliche Ordnungen und politische Strukturen wie auf die Natur. Ihre Beobachtungen und Studien zu Prozessionsspinnerraupen, Staren, Hühnern oder Läusen sind wissenschaftlich fundiert wie genau, der eigene Blick stets kritischer Bestandteil. In ihrem Werk werden Ambivalenzen nicht nur zugelassen, sondern dezidiert herausgearbeitet.

Die umfangreiche Ausstellung zeigt Werke von Rosemarie Trockel aus allen künstlerischen Schaffensphasen, von den 1970er-Jahren bis zu neuen, eigens für das Museum entstandenen Arbeiten.

ROSEMARIE TROCKEL AUSSTELLUNG im MUSEUMMMK vom 10. Dezember 2022 — 18. Juni 2023

Museum für moderne Kunst MMK
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
mmk.art
mmk@stadt-frankfurt.de

Adriana Altaras ist Gastgeberin der 23. Wiesbadener Literaturtage 2023

Literaturhaus Wiesbaden Villa Clementine © Foto: Diether von Goddenthow
Literaturhaus Wiesbaden Villa Clementine © Foto: Diether von Goddenthow

Ihr Name ist aus der deutschsprachigen Literatur-, Film- und Theaterszene nicht wegzudenken: Adriana Altaras ist eine der derzeit erfolgreichsten Schauspielerinnen und Regisseurinnen im Film und auf deutschsprachigen Theater- und Opernbühnen. Ihr mitreißendes, literarisches Debüt „Titos Brille – Die Geschichte meiner strapaziösen Familie“, wurde vor einigen Jahren Bestseller. Bald wird sie eine Woche lang in Wiesbaden verschiedene Bühnen bespielen: Adriana Altaras kuratiert das Programm der 23. Wiesbadener Literaturtage, die vom 3. bis 9. September 2023 stattfinden werden.

„Adriana Altaras vereint in ihrem literarischen Werk, in dem sich in großen Teilen auch ihre Herkunftsgeschichte widerspiegelt, bedeutsame Themen unserer Zeit“, erklärt Kulturdezernent Axel Imholz. Ihre bewegte Biografie als Tochter von Shoa-Überlebenden, die aus dem damaligen Jugoslawien nach Italien fliehen musste und schließlich in Deutschland aufwuchs, mache sie nicht nur zu einer wichtigen Stimme der gegenwärtigen jüdischen Kultur unseres Landes, sondern auch zu einer Botschafterin des innereuropäischen Dialogs, so Imholz.

Auf die Zusammenarbeit freut sich auch Susanne Lewalter, die Leiterin des Literaturhauses Villa Clementine. Adriana Altaras sei mit ihrer facettenreichen und medienübergreifenden Arbeit geradezu prädestiniert die spartenübergreifend angelegten Wiesbadener Literaturtage zu kuratieren. „Ich denke, wir dürfen auf ein lebendiges, politisches Festivalprogramm gespannt sein, in dem auch der Humor nicht zu kurz kommen wird“, so Lewalter.

Seit 1986 veranstaltet das Wiesbadener Kulturamt die traditionsreichen „Wiesbadener Literaturtage“ unter der Federführung des Literaturhauses. Dabei konzipiert je eine Autorin oder ein Autor das Programm des Festivals, zu dem neben Lesungen und Filmvorführungen auch Performances, Kleinkunst oder Konzerte gehören können.

Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren. Im Alter von vier Jahren wurde die Tochter jüdischer Partisanen aus dem Land geschmuggelt und wuchs zunächst in Italien auf, zog mit sieben Jahren jedoch mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie studierte Schauspiel in Berlin und New York. Ihr filmischer Durchbruch gelang ihr mit ihrer ersten Film-Hauptrolle in „Das Mikroskop“ (1987), für welche sie den Deutschen Filmpreis in Gold erhalten hat. Es folgten zahlreiche weitere Engagements in Film, Fernsehen und an den großen Schauspiel- und Opernhäusern des deutschsprachigen Raums, auch am Staatstheater Wiesbaden.

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Bundesfilmpreis, den Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und den Silbernen Bären für schauspielerische Leistungen.

Im Jahr 2011 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Titos Brille“, gefolgt von „Doitscha“ (2014), „Das Meer und ich wir waren im besten Alter“ (2017) sowie „Die jüdische Souffleuse“ (2018). Im kommenden Frühjahr erscheint ihr neues Buch „Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante“. In ihrem literarischen Werk setzt sie sich immer wieder mit den Traumata ihrer Familiengeschichte auseinander und erkundet das jüdische (Frauen-)Leben im heutigen Deutschland.

Konzept Wiesbadner Literaturtage seit 1986

Literaturhaus Villa Clementine
Frankfurter Str. 1
65189 Wiesbaden

Prof. Dr. Karlheinz Spindler von der Hochschule RheinMain mit dem 1. Preis des „Hessischen Hochschullehrpreis 2022“ geehrt – Marburger Studenteninitiative für „Klimasprechstunden-Idee“ ausgezeichnet

Den 1. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn  an Prof. Dr. Karlheinz Spindler von der Hochschule  für sein praxisnahes Lernvermittlungs-Projekt „Holistische Lehre und forschendes Lernenin der Mathematik“  © Foto: Diether von Goddenthow
Den 1. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn an Prof.
Dr. Karlheinz Spindler von der Hochschule für sein praxisnahes Lernvermittlungs-Projekt „Holistische Lehre und forschendes Lernenin der Mathematik“ © Foto: Diether von Goddenthow

Wiesbaden/Frankfurt. Gestern Abend hat Wissenschaftsministerin Angela Dorn im Rahmen einer akademischen Feierstunde im Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre 2022 vergeben. Zum 13. Mal ehrt diese Auszeichnung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre hervorragenden Lehr- und Lernkonzepte. Insgesamt ist der Preis mit 115.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr Projekte an der Hochschule RheinMain, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie der Justus-Liebig-Universität.

„Wir wollen für alle Studierenden in Hessen die besten Rahmenbedingungen schaffen. Eine spannende und exzellente Lehre ist dafür essentiell. Die heute ausgezeichneten Lehrkonzepte sind praxisnah und nachhaltig, kombinieren den theoretischen Lernstoff mit den Herausforderungen der Praxis und stellen sich den Zukunftsfragen. Herzlichen Glückwunsch allen Ausgezeichneten!“, so Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Die Vielfalt an den Hochschulen wächst seit Jahren. Das ist gut so, denn unsere Gesellschaft braucht viele kluge und kreative Köpfe, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Dadurch wachsen aber auch die Anforderungen an die Lehre. Die Preisträgerinnen und Preisträger gehen mit unterschiedlichen didaktischen Ideen an die Vermittlung von Wissen heran – und haben dabei immer die unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden und deren Lernerfolg im Blick. Genau das zeichnet gute Lehre aus.“

Die Preisträgerinnen und Preisträger des den Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 und Wissenschaftministerin Angela Dorn im Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung  © Foto: Diether von Goddenthow
Die Preisträgerinnen und Preisträger des  Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 und Wissenschaftministerin Angela Dorn im Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung © Foto: Diether von Goddenthow

Der mit 60.000 Euro dotierte 1. Projektpreis geht an Prof. Dr. Karlheinz Spindler für sein Projekt „Holistische Lehre und forschendes Lernen in der Mathematik“ an der Hochschule RheinMain. Prof. Dr. Spindler setzt auf forschendes Lernen. Er fordert von seinen Studierenden mathematische Antworten für praktische Fragen, lässt sie am PC mathematische Verfahren umsetzen, beleuchtet mit perfekt gewählten Beispielen Grundkomponenten und Zusammenhänge in der Mathematik und ergänzt sie durch Exkurse in andere Themengebiete und technische Anwendungen. So eröffnet er den Studierenden rechnerische, begriffliche und visuelle Zugänge zu Lösungen – und vermittelt Lust auf Mathematik. Die Jury war begeistert von diesem erfolgreichen didaktischen Lehransatz für das häufig als schwierig empfundene Fach und seinen Lehr- und Übungsbüchern zur Höheren Mathematik. Besonders herauszuheben ist, dass Prof. Spindler wissenschaftliche Publikationen auch mit studentischen Koautorinnen und -autoren veröffentlicht, die sich teilweise aus Lehrveranstaltungen ergaben und Forschungsfragen einschlossen.

Den 2. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn  an Prof. Dr. Jens Liebehenschel, Prof. Dr. Jörg Schäfer, Prof. Dr. Martin Simon und Prof.Dr. Baris Sertkaya. © Foto: Diether von Goddenthow
Den 2. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn an Prof. Dr. Jens Liebehenschel, Prof. Dr. Jörg Schäfer, Prof. Dr. Martin Simon und Prof.Dr. Baris Sertkaya. © Foto: Diether von Goddenthow

Der 2. Projektpreis in Höhe von 30.000 Euro geht an Prof. Dr. Jens Liebehenschel, Prof. Dr. Jörg Schäfer, Prof. Dr. Martin Simon und Prof. Dr. Baris Sertkaya für ihr Projekt „Smart Education in der Informatik – Ein Baukasten für stärkere Aktivierung und Differenzierung im schwierigen Modul Algorithmen und Datenstrukturen“ an der Frankfurt University of Applied Sciences. Das Lehrprojekt richtet sich an große Studiengruppen im ersten Studienjahr, die in die Grundlagen der Algorithmen und Datenstrukturen eingeführt werden sollen. Die Professoren unterrichten hierbei im Team: Auf Basis eines didaktischen Drehbuchs wechseln sich zwei Lehrende in der Vorlesung ab, was den Studierenden verschiedene wissenschaftliche Herangehensweisen vor Augen führt und die Aufmerksamkeit aufrechterhält. Genutzt wird auch das Inverted Classroom-Modell: Die Studierenden arbeiten vor der Lehrveranstaltung speziell dafür erstellte Materialien und Aufgaben durch und können die anschließende Übung dazu nutzen, den Lehrenden Fragen zu stellen und Inhalte in der Diskussion zu vertiefen. Über ein E-Learning-System erhalten sie Feedback zu ihrem Lernstand und tauschen sich in Foren mit ihren Tutoren aus. In einer selbst entwickelten Webumgebung können die Studierenden außerdem auf jedem Computer und mobilen Endgerät mit Algorithmen und Datenstrukturen zu Hause experimentieren.

Den 2. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn  an Prof. Florian Lohmann für das Projekt „banda vocale frankfurt" zur praxisnäheren Schulung angehender Chorleiter © Foto: Diether von Goddenthow
Den 2. Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn an Prof. Florian Lohmann für das Projekt „banda vocale frankfurt“ zur praxisnäheren Schulung angehender Chorleiter © Foto: Diether von Goddenthow

Mit dem 3. Projektpreis in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet wird Prof. Florian Lohmann für das Projekt „banda vocale frankfurt – Arbeitsphase mit einem professionellen und kritisch-reflektierenden Vokalensemble der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“. Das Projekt richtet sich an Studierende im Fach Chorleitung: Üblicherweise proben sie das Dirigieren mit ihrem Lehrenden am Klavier oder mit Studierenden-Chören. In banda vocale haben die Studierenden die Möglichkeit, mit einem Ensemble aus professionellen Sängerinnen und Sängern zu arbeiten, ein anspruchsvolles Repertoire einzustudieren und es in einem Abschlusskonzert aufzuführen. Am Anfang stehen Arbeitsphasen mit Programmauswahl, Aufstellung eines Probenplans, Analyse der Partituren und individuellen Trockenübungen der Dirigate. Vor und während der Probewoche unterstützt, lenkt und berät der Lehrende die Studierenden und moderiert die Proben. Besonders wichtig ist das Feedback der professionellen Sängerinnen und Sänger zu Dirigat, Körpersprache, Probenmethodik, Auftreten, Kommunikation oder Interpretation. Diese Chance, schon während des Studiums mit einem professionellen Chor zusammenzuarbeiten, ist einmalig für die angehenden Chorleiterinnen und Chorleiter.

„Klimasprechstunde“

Den mit 10.000 Euro dotierten Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn  an   eine studentische Initiative angehender Mediziner mit:  Hannah Fülbert, Laura Gerspacher, Leonard Maier, CarinaKörner, Miriam Hobbhahn, Lisa Nieberle, Emma Lou Tischbier, Magdalene Denneler, Sibel Savas, Hannes Kreissl und Magdalena Maurer für das initiierte Wahlfach „Klimasprechstunde“ am Fachbereich Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. © Foto: Diether von Goddenthow
Den mit 10.000 Euro dotierten Preis des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2022 2022 überreichte Wissenschaftsministerin Angela Dorn an eine studentische Initiative angehender Mediziner mit: Hannah Fülbert, Laura Gerspacher, Leonard Maier, CarinaKörner, Miriam Hobbhahn, Lisa Nieberle, Emma Lou Tischbier, Magdalene Denneler, Sibel Savas, Hannes Kreissl und Magdalena Maurer für das initiierte Wahlfach „Klimasprechstunde“ am Fachbereich Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. © Foto: Diether von Goddenthow

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für eine studentische Initiative geht an Hannah Fülbert, Laura Gerspacher, Leonard Maier, Carina Körner, Miriam Hobbhahn, Lisa Nieberle, Emma Lou Tischbier, Magdalene Denneler, Sibel Savas, Hannes Kreissl und

Magdalena Maurer für das Wahlfach „Klimasprechstunde“ am Fachbereich Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. Beteiligt waren auch Louis Schäfer, Hanna Burow und Anne Maushagen von der Philipps Universität Marburg. In der Klimasprechstunde geht es um Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit und darum, wie Medizinerinnen und Mediziner für ihren ökologischen Fußabdruck im Beruf sensibilisiert werden können: Die Studierenden suchen nach konkreten gesundheitsfördernden und klimaschonenden Lösungen, etwa die Reduktion von Treibhausgasen durch die veränderte Auswahl von Narkosemitteln, die Reduzierung von Plastikverpackungen im Klinikalltag oder die Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten für eine pflanzenbasierte Ernährung. Das Wahlfach Klimasprechstunde ist zusammen mit Studierenden der Philipps-Universität Marburg entstanden und steht auch diesen offen.

Die Jury für den Hochschullehrpreis besteht aus fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, fünf Studierenden und einer Vertreterin des Ministeriums. Sie haben die prämierten Projekte in diesem Jahr unter 45 Bewerbungen aus zwölf Hochschulen ausgewählt.

Guido Reni. Der Göttliche – Maler des göttlich Schönen vom 23. 11.22 bis 23.03.23 im Städel Frankfurt

Statuenhaft isoliert und von intensiv farbigen Gewändern umrahmt, heben sich zwei nackte Körper vom tiefblauen Hintergrund ab. Auf einem Felsen der Insel Naxos lagert Ariadne, die Tochter des Kreter-Köniigs, zurückgelassen von ihrem Geliebten Theseus und mit himmelndem Blick klagend. Guido Reni (1575-1642) Bacchus und Ariadne ca 1614-16 Öl auf Leinwand. Los Angeles County Museum of Art. © Foto: Diether von Goddenthow
Statuenhaft isoliert und von intensiv farbigen Gewändern umrahmt, heben sich zwei nackte Körper vom tiefblauen Hintergrund ab. Auf einem Felsen der Insel Naxos lagert Ariadne, die Tochter des Kreter-Köniigs, zurückgelassen von ihrem Geliebten Theseus und mit himmelndem Blick klagend. Guido Reni (1575-1642) Bacchus und Ariadne ca 1614-16 Öl auf Leinwand. Los Angeles County Museum of Art. © Foto: Diether von Goddenthow

Erstmals seit über 30 Jahren entdeckt das Städel Museum Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid den größten Maler des Barock Guido Reni in der umfassenden Sonderausstellung „Guido Reni. Der Göttliche“ vom 23. November 2022 bis 5. März 2023 neu. Am Bürger-Wochenende 26./27. November bietet das Städel Museum freien Eintritt in allen Räumen und Ausstellungen.

Bildnis des Guido Reni (1575–1642) von ca. 1635 - 37. Öl auf Leinwand, Bologna, Pinacoteca Nazionale. © Foto: Diether von Goddenthow
Bildnis des Guido Reni (1575–1642) von ca. 1635 – 37. Öl auf Leinwand, Bologna, Pinacoteca Nazionale. © Foto: Diether von Goddenthow

Der aus Bologna stammende Barockmaler Guido Reni (1575–1642) war der Malerstar seiner Zeit, aber auch ein Künstler, der einen Absturz der Extraklasse erlebt hat, sozusagen ein gefallener Engel war, wie es Künstler immer wieder in der Kunstgeschichte gab, „die vergessen wurden, weil sie zu erfolgreich gewesen sind“, so Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums beim Presserundgang. Renis Ruf  sei im 19. Jahrhundert in Schieflage der Verkitschung gekommen. Es habe letztlich „unzählige Reproduktionen von seinen Werken gegeben bis hin zu den Einlegebildchen im katholischen Gebetbuch“, vertieft Kurator Dr. Bastian Eclercy, Sammlungsleiter italienische, französische und spanische Malerei vor 1800, Städel Museum. Es gab also „eine Verkitschung ins Devotionale hinein“, die die Wahrnehmung seiner Bilder veränderte und seinen Ruf beschädigt habe. „So ist manchmal eine Rezeptionsgeschichte auch eine Geschichte von Trivialisierung“, die die anderen faszinierenden Aspekte seiner Kunst aus dem Bewusstsein verdrängt habe.  Den wahren Guido Reni können Besucher jetzt in dieser faszinierenden Gesamtschau kennenlernen. Am besten mit einer Führung und/oder per Audioguide.

Die Ausstellung mit insgesamt 164 Objekten, davon 130 eigenhändig von Reni, zur Verfügung gestellt von 60 Leihgebern aus ganz Europa und den USA, ist die größte je zustande gekommene Ansammlung von Renis Meister-Werken, die jemals an einem Ort gezeigt wurde.  Dabei werden erstmals auch Ölgemälde und Papierarbeiten sowie  Radierungen gleichwertig und in direkter Gegenüberstellung präsentiert.

„Es ist eine unglaubliche Altmeisterausstellung mit riesigen Formaten und Zeichnungen, mit einer interessanten Anknüpfung an die weitaus kleinere Ausstellung von vor über 30 Jahren in der Schirn“, freut sich Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds RheinMain, der die Ausstellung mit anderen Sponsoren und dem Städelschen Museums-Verein e.V.  gemeinsam fördert hat. Mit seiner außerordentlichen Ausstellungs- Architektur, die das Städel stets für Ausstellungen plane und auch farblich vollzöge, würde den Gemälden einen ihn angemessenen herausragenden  Rahmen gegeben. Bologna sei die Partner-Region zu Hessen. „Und ich finde, schon von daher ist es eine außerordentlich gute Kombination, dass wir heute ein Reni-Fest für die nächsten Monate beginnen, und dafür wünsche ich großen Erfolg“, ergänzt die Kulturfonds-Geschäftsführerein.

Samson, der widersprüchliche Held aus dem Alten Testament, hat auf dieser Abbildung mit dem Unterkiefer eines Esels gerade tausend Philister erschlagen. Auf einem Schlachtfeld des Grauens balanciert Samson in komplizierter Pose mit seinem makellosen Körper: gelängt und biegsam, aber zugleich athletisch und spannungsreich. Guido Reni (1575 - 1642), ca. 1615 - 17. Öl auf Leinwand. Bologna, Pinacoteca Nazionale. © Foto: Diether von Goddenthow
Samson, der widersprüchliche Held aus dem Alten Testament, hat auf dieser Abbildung mit dem Unterkiefer eines Esels gerade tausend Philister erschlagen. Auf einem Schlachtfeld des Grauens balanciert Samson in komplizierter Pose mit seinem makellosen Körper: gelängt und biegsam, aber zugleich athletisch und spannungsreich. Guido Reni (1575 – 1642), ca. 1615 – 17. Öl auf Leinwand. Bologna, Pinacoteca Nazionale. © Foto: Diether von Goddenthow

Dr. Bastian Eclercy liegt besonders das größte Monumentalwerk der Ausstellung, das „Samson-Bild“, am Herzen.  Schon ohne Rahmen ist es 2,60 Meter hoch, und insgesamt mit Rahmen immerhin 150 Kilo schwer.- Dadurch war es schon eine Kunst für sich und recht schwierig, das wertvolle Großgemälde an die Wand zu bringen. Das Gemälde habe, so der Kurator, in seiner über 400jährigen Geschichte noch nie die Stadtgrenze von Bologna verlassen. „Und wir sind sehr bewegt, es in unserer Wand beherbergen zu dürfen“, freut er sich.

Neben diesem Highlight erwarten die Besucher viele weitere Monumentalwerke, das sind  für Eclercy Bilder ab einer Größe von 2 Metern. Selbst, wem die mitunter etwas schwülstig anmutenden Kolossalgemälde biblischer, mythischer und archaisch erscheinender Motive nicht ganz so liegen sollten, kann sich allein schon von der großartigen malerischen, grafischen handwerklichen und gestalterischen Perfektion faszinieren,  ergreifen und anregen lassen.

Brücke zur Geisteswelt des Barocks

Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow

Die über 400 Jahre alten Werke sind auch eine wertvolle visuelle Brücke in die Geistes- und Empfindungswelt einer europäischen Epoche, in der (Pest-) Tod, Teufelsangst und Gottesfürchtigkeit an der Tagesordnung waren. Vom  Bologneser Gelehrten Carlo Cesare Malvasia, Freund und Fan von Reni,  erfahren wir aus dessen Reni-Biographie 1678 recht schonungslos über des Malers ambivalente Persönlichkeit. Es sei inbrünstig religiös, aber zugleich auch fürchterlich abergläubisch gewesen, ja er hatte Angst, er würde verhext und dergleichen, so der Kurator. Er hatte zudem ein komplexes Verhältnis zu Frauen, ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter, war gleichzeitig anderen Frauen gegenüber scheu, gar ängstlich.

Er fing die Schönheit des Göttlichen ein

Guido Reni (1575-1642) Fortuna mit der Geldbörse, ca. 1636-38 Öl auf Leinwand. Frankfurt am Main, Privatsammlung. © Foto: Diether von Goddenthow
Guido Reni (1575-1642) Fortuna mit der Geldbörse, ca. 1636-38 Öl auf Leinwand. Frankfurt am Main, Privatsammlung. © Foto: Diether von Goddenthow

Finanziell war Reni ausgesprochen erfolgreich, erhielt bereits zu Lebzeiten seinen ehrenvollen Beinamen Il divino (dt. „Der Göttliche“), da er die europäische Bildwelt tiefgreifend prägte und wie kein anderer die Schönheit des Göttlichen in Malerei übersetzte. Er fing quasi die Schönheit des Göttlichen ein.
Aber  zugleich war Reni auch hoffnungslos spielsüchtig. Sein Leben  nahm zu Bologneser Zeiten schon die  Züge eines Doppellebens an: „Ein bourgeoisier Maler, der tagsüber mit Hut und Maschen über den Kopf vor seiner Leinwand steht und mit den großen Auftraggebern verhandelt, und große Honorare vereinnahmt, und sich abends in den Spelunken von Bologna herumtreibt, und  wieder verzockt im  Würfel-  und  Kartenspiel, was er tagsüber eingenommen hat“,  kommentiert Kurator Eclercy und bezieht sich auf die ausführlichen Lebensbeschreibungen von Reni des Bologneser Gelehrte Carlo Cesare Malvasia aus dem Jahre 1678.  Aber  vielleicht  macht   Guido Reni seine ambivalente Persönlichkeit noch interessanter.

Ausstellungs-Rundgang

Guido Reni (1575–1642) Christus an der Geißelsäule, um 1604 Öl auf Leinwand, 192,7 x 109 cm (ohne Anstückungen) Frankfurt am Main, Städel Museum. © Foto: Diether von Goddenthow
Guido Reni (1575–1642) Christus an der Geißelsäule, um 1604 Öl auf Leinwand, 192,7 x 109 cm (ohne Anstückungen) Frankfurt am Main, Städel Museum. © Foto: Diether von Goddenthow

Diese Ausstellung präsentiert den Malerstar des italienischen Barock: Guido Reni (1575–1642). Neben  Hauptwerken aus der Sammlung des Städel Museums wie dem bedeutenden Frühwerk Himmelfahrt Mariens (um 1598/99) oder dem jüngst restaurierten Gemälde Christus an der Geißelsäule (um 1604) präsentiert die Ausstellung herausragende Arbeiten aus, wie gesagt, über 60 internationalen Museen und privaten Sammlungen, u. a. aus dem Museo Nacional del Prado, Madrid, der Pinacoteca Nazionale in Bologna, den Uffizien in Florenz, dem J. Paul Getty Museum und dem LACMA in Los Angeles, dem Metropolitan Museum of Art in New York und dem Louvre in Paris. Zudem ist eine Reihe von neu entdeckten und noch nie ausgestellten Werken Renis im Städel Museum zu sehen. Ergänzt wird diese Auswahl punktuell durch Gegenüberstellungen mit Werken von Vorbildern und Zeitgenossen, mit denen sich der Maler auseinandergesetzt hat (darunter Raffael, Parmigianino oder Annibale Carracci), sowie durch rare historische Dokumente, wie sein Rechnungsbuch der Jahre 1609–1612.

Facetten der Malerpersönlichkeit Guido Reni

Guido Reni (1575–1642) Himmelfahrt Mariens, um 1598/99 Öl auf Kupfer, 58 x 44,4 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © Foto: Diether von Goddenthow
Guido Reni (1575–1642) Himmelfahrt Mariens, um 1598/99 Öl auf Kupfer, 58 x 44,4 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © Foto: Diether von Goddenthow

Die auf zwei Stockwerken im großen Ausstellungshaus präsentierte Ausstellung beginnt im Erdgeschoss im 1. Raum mit der Auseinandersetzung seiner Maler-Persönlichkeit. Und trotz seines komplexen, ambivalenten Wesens zwischen „Superstar und Glückspieler“ war  Reni, so erfahren wir es von den Wandtexten, keineswegs ein einsames, verkanntes Genie, sondern vielmehr ein gefeierter Star seines Faches. Auf einem Skizzenblatt, das ein bemerkenswertes Zeugnis der zeichnerischen Auseinandersetzung mit sich selbst darstellt, hat er mehrfach seine Signatur eingeübt: „Ich, Guido Reni, Bologna“. In einem anderen raren Dokument, seinem Rechnungsbuch der Jahre 1609 bis 1612, bilanziert der Maler sorgfältig die Ausgaben und Einnahmen seiner Tätigkeit in Rom.
Einen exemplarischen Einstieg in Renis Kunst bietet eine Gruppe von Bildern der Himmelfahrt Mariens, die noch nie gemeinsam zu sehen waren: ein Lebensthema, das ihn von seinen ersten Jahren in Bologna bis in die ganz späte Phase immer wieder neu beschäftigt hat. Ausgangspunkt ist die früheste Version im Städel Museum, ein regelrechtes Programmbild seiner künstlerischen Ambitionen, auf das mehrere davon ausgehende Fassungen im kleinen wie großen Format folgten. Kein anderes Sujet vermag jene „himmlischen Ideen“, die engelsgleichen und paradiesischen Qualitäten von Renis Malerei, welche die zeitgenössischen Quellen als sein Alleinstellungsmerkmal ausweisen, besser zu verdeutlichen.

Auf dem Weg. Renis Anfänge in Bologna

Renis Anfänge in Bologna - Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow
Renis Anfänge in Bologna – Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow

Der nächste Raum erzählt Renis Anfänge in Bologna. Nach einer zehnjährigen Ausbildung in der Werkstatt des Spätmanieristen Denys Calvaert, der in Bologna vor allem mit kleinformatigen Bildern auf Kupfer erfolgreich ist und Renis Talent schon früh erkennt, tritt Guido aufgrund eines Zerwürfnisses mit seinem Meister 1595 in die Akademie der Carracci ein. In dieser neuartigen
Kunstschule, die eine Reform der Malerei und ihrer Lehre anstrebt, fördert ihn Ludovico Carracci, während dessen Cousin Annibale den jungen Reni als künftigen Konkurrenten kritisch beäugt. Gleichwohl prägt Annibale ihn künstlerisch ganz entscheidend. Die Carracci überlassen Reni kleinere Aufträge, die er – anders als bei Calvaert – auf eigene Rechnung ausführen darf, bevor es 1598 auch mit Ludovico zum Bruch kommt.
In diesen Jahren entstehen die ersten Altarbilder und kleinformatige Werke sowie virtuose Kreidezeichnungen, die demonstrieren, wie Reni schon früh den Spätmanierismus Calvaerts, die Reformmalerei der Carracci und sein Studium der Meister der Hochrenaissance (vor allem Raffael und Parmigianino) zu einer ganz eigenständigen Synthese vereint. Bis zu seinem Weggang nach Rom im Jahr 1601 zählen dabei die Konventeder Dominikanerinnen und Dominikaner in Bologna zu Renis wichtigsten Auftraggebern.

Caravaggist oder Anti-Caravaggio?

Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression Guido Reni Der Göttliche Städel Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow

Im nächsten Raum werden Renis ersten Jahre in Rom, im Jahre 1601 beleuchtet.  Es zieht den Maler in die Hauptstadt des Kirchenstaats, zu dessen Territorium auch Bologna gehört.  Gemeinsam mit
Francesco Albani und Domenichino, den beiden Künstlerfreunden aus der Heimat, lebt er zwei Jahre lang in einer Wohngemeinschaft im Gästehaus von Santa Prassede. Für Kardinal Paolo Emilio Sfondrati führt er mehrere bedeutende Aufträge aus. Reni schließt sich in Rom jedoch nicht seinem Bologneser Landsmann Annibale Carracci an, auch nicht dem selbst erst im Aufstieg begriffenen Revolutionär Caravaggio, sondern dem Cavalier d’Arpino, einem etablierten und gut vernetzten Spätmanieristen.
Sein Biograf Malvasia stilisiert Guido zu einer Art ‚Anti-Caravaggio‘, und in der Tat stehen die Eleganz und ideale Schönheit seiner Malerei in markantem Kontrast zum Naturalismus und zum dramatischen Hell-Dunkel des Lombarden. Paradoxerweise wird Reni dennoch bald zu einem ‚Caravaggisten‘ der ersten Stunde, wenngleich nur für wenige Jahre (um 1604–06) und mit einer sehr individuellen und selektiven Interpretation von Caravaggios Kunst. Dafür stehen beispielhaft der Christus an der Geißelsäule, das große Altarbild mit dem Martyrium der heiligen Katharina oder der David, für den sich Reni zudem an einer antiken Skulptur orientiert. So erweitert sich sein Erfahrungshorizont in den ersten römischen Jahren beträchtlich. Dazu zählen auch episodenhafte Ausflüge in die Gattung der mit kleinen Figuren staffierten Landschaft.

Im Dienst der Borghese. Reni als Freskenmaler (und Zeichner) in Rom

Guido Reni - Aurora- Fresko im Casino des Palazzo Pallavicini Rospigliosi, Rom. © Foto: Diether von Goddenthow
Guido Reni – Aurora- Fresko im Casino des Palazzo Pallavicini Rospigliosi, Rom. © Foto: Diether von Goddenthow

Seinen rasanten Aufstieg vom praktisch unbekannten Ankömmling aus Bologna bis hin zum Malerstar in Rom verdankt Reni insbesondere der „Papst-Familie“ Borghese. So wird er in der zweiten Hälfte seines Rom-Aufenthaltes, der etwa von 1607 bis 1614 währt. von Papst Paul V. Borghese und den Kardinalnepoten Scipione Borghese als ‚Hofkünstler‘ beschäftigt. Damit steigt der Neuankömmling innerhalb kürzester Zeit zum führenden Maler der Ewigen Stadt auf. Es sind nun vor allem große Freskenprojekte, die Reni für die Borghese ausführt und in seinem Rechnungsbuch dokumentiert: im Vatikanischen Palast, in San Gregorio Magno, im Quirinalspalast, in Santa Maria Maggiore und schließlich das berühmte Aurora- Fresko im Casino des Palazzo Pallavicini Rospigliosi. Letzteres sollte bis ins 19. Jahrhundert zu den maßgeblichen Sehenswürdigkeiten Roms zählen. In der Ausstellung repräsentiert diesen wichtigen Teilbereich von Renis Schaffen eine Auswahl hochkarätiger Zeichnungen für alle Projekte, darunter Kompositionsstudien in Feder und Detailstudien in Kreide. Sie machen seine Entwurfspraxis und Zeichenkunst auf eindrucksvolle Weise anschaulich. Nach seiner endgültigen Rückkehr nach Bologna 1614 erhält Reni von Kardinal Pietro Aldobrandini den Auftrag, eine Kapelle im Dom von Ravenna auszustatten, doch möchte er sich fortan den körperlichen Strapazen der Freskomalerei nicht mehr aussetzen. So zeichnet er eigenhändig die Entwürfe im Originalformat (Kartons), von denen sich zwei rare Beispiele erhalten haben, und überträgt deren Ausführung seinen Mitarbeitern.

Weitere Schwerpunkt-Räume der Ausstellung sind beispielsweise:

Zurück in Bologna. Renis prima maniera

Guido Reni (1575 - 1642) Lucretia, ca. 1625. Öl auf Leinwand. Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Berlin Brandenburg, Neues Palais. © Foto: Diether von Goddenthow
Guido Reni (1575 – 1642) Lucretia, ca. 1625. Öl auf Leinwand. Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Berlin Brandenburg, Neues Palais. © Foto: Diether von Goddenthow

Seine römischen Erfahrungen entwickelt er zu einem kraftvoll-monumentalen, höchst eigenständigen Stil mit plastischen Einzelfiguren oder kleinen Figurengruppen vor dunklen Hintergründen weiter, den Malvasia als Renis prima maniera bezeichnet.

Arie di teste.Kopfstudien und ‚himmelnder Blick‘
Renis Zeichenkunst kulminiert in seinen schon von den Zeitgenossen hochgeschätzten und gesammelten ‚Ausdrucksköpfen‘ (arie di teste) in schwarzer und roter Kreide. Meist weisen diese den sogenannten ‚himmelnden Blick‘ auf, der regelrecht zum Synonym für seinen Stil geworden ist und unzählige Nachahmer gefunden hat.

Bolognas nackte Helden. Der männliche Akt

Atalante galt als uneinholbar schnell, alle ihre männlichen Herausforderer hatte sie bis dahin besiegt. Doch Hippomenses konnte mithilfe dreier goldener Äpfel der Aphrodite, die er hinter sich fallen ließ, seine Auserwählte ablenken, erreichte vor ihr das Ziel und durfte sie ehelichen. Hippomenes und Atalante ca 1615-18 Öl auf Leinwand Madrid, Museo Nacional del Prado. © Foto: Diether von Goddenthow
Atalante galt als uneinholbar schnell, alle ihre männlichen Herausforderer hatte sie bis dahin besiegt. Doch Hippomenses konnte mithilfe dreier goldener Äpfel der Aphrodite, die er hinter sich fallen ließ, seine Auserwählte ablenken, erreichte vor ihr das Ziel und durfte sie ehelichen. Hippomenes und Atalante ca 1615-18 Öl auf Leinwand Madrid, Museo Nacional del Prado. © Foto: Diether von Goddenthow

Teil II der Ausstellung startet im 1. OG mit „Bolognas nackten Helden“. In den Jahren der Bologneser prima maniera (um 1614–25) beschäftigt sich Reni in einer Reihe von Großformaten immer wieder mit dem männlichen Akt – bisweilen in Kombination mit dem weiblichen. Mythologische Figuren wie Herkules, Bacchus, Hippomenes oder Apoll dominieren dabei; es finden sich aber auch religiöse und allegorische Motive, etwa der alttestamentliche Held Samson oder die Personifikationen der himmlischen und der irdischen Liebe. All die monumentalen Kompositionen konzentrieren sich auf eine einzelne Ganzfigur oder auf das Zusammenspiel zweier Protagonisten, die wie Skulpturen ins Bild gesetzt sind und mit minimalem Beiwerk auskommen. Muskulös, aber von feingliedriger Eleganz und schönliniger Bewegtheit sind diese Körper. Die vom Studium der Antike und der Natur beseelte „Idee des Schönen“, wie sie der Kunsttheoretiker Giovan Pietro Bellori später nennen wird, findet hier anschauliche Gestalt.

Helle Palette und göttliches Licht. Renis seconda maniera
Ab den späten 1620er-Jahren hellt sich Renis Farbpalette zusehends auf. Wie Malvasia berichtet, versucht der Maler durch den stärkeren Einsatz von Bleiweiß dem Nachdunkeln seiner Gemälde, wie er es bei älteren Werken anderer Künstler beobachtet hat, von vornherein strategisch entgegenzuwirken.

Guido Reni invenit. Das druckgrafische Werk
Während seiner ganzen Laufbahn ist Reni auch als Druckgrafiker tätig und schafft rund 40 eigenhändige Radierungen – allesamt keine Reproduktionsgrafiken nach seinen Gemälden, sondern autonome Bilderfindungen. Von einem Großteil davon besitzt das Städel Museum Abzüge, die hier erstmals präsentiert werden.

Non finito. Renis letzte Werke
Aus Guidos letzten Jahren hat sich, teilweise in seinem Nachlassinventar von 1642 erwähnt, eine bemerkenswerte Gruppe von Gemälden erhalten, die unterschiedliche Grade des Unvollendeten aufweisen.

Epilog Reni ausstellen – vorgestern, gestern, heute
Im 19. Jahrhundert war die Kunst Guido Renis (und der meisten seiner Zeitgenossen) aufgrund anderer ästhetischer Vorlieben in Ungnade gefallen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg haben die kunsthistorische Forschung und das breitere Publikum ihn und sein Schaffen zaghaft wiederentdeckt: zunächst 1954 in der ersten monografischen Schau in seiner Heimatstadt Bologna und dann 1988/89 in einer Wanderausstellung, die neben Bologna, Los Angeles und Fort Worth auch in Frankfurt in der Schirn Kunsthalle Station machte.

Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung „GUIDO RENI. Der Göttliche“ (23.11.2022–05.03.2023)
guido-reni-katalog-2022-160Zur Ausstellung erschien ein von Bastian Eclercy herausgegebener Katalog mit einem Vorwort von Philipp Demandt und Beiträgen von Stefan Albl, Maria Aresin, Hans Aurenhammer, Lilly Becker, Babette Bohn, Aoife Brady, Heiko Damm, Corentin Dury, Sybille Ebert-Schifferer, Bastian Eclercy, Theresa Gatarski, Francesco Gatta, Mareike Gerken, Andreas Henning, Julia Katz, Raffaella Morselli, Elisabeth OyMarra, Catherine Puglisi, Andreas Raub, Aleksandra Rentzsch, Alexander Röstel, Letizia Treves, Samuel Vitali und Linda Wolk-Simon. Deutsche und englische Ausgabe, 328 Seiten, 39,90 Euro (Museumsausgabe)/ Buchhandelsausgabe bei Hatje Cantz.

Ort:
staedel-museum-sanierung-22-11-2022Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Information: www.staedelmuseum.de
Besucherservice und Führungen: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de

Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do 10.00–21.00 Uhr
Sonderöffnungszeiten: Aktuelle Informationen zu besonderen Öffnungszeiten an Feiertagen unter
www.staedelmuseum.de
Tickets und Eintritt: Tickets online buchbar unter shop.staedelmuseum.de. Di–Fr 16 Euro, ermäßigt 14
Euro; Sa, So + Feiertage 18 Euro, ermäßigt 16 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab
10 regulär zahlenden Personen: 14 Euro pro Person, am Wochenende 16 Euro. Für alle Gruppen ist
generell eine Anmeldung unter Telefon +49(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.

Am 26. und 27. November 2022 ist der Eintritt frei im Rahmen des Projektes „Städel Open House“ 

Die Preisträgerinnen und Preisträger von exground filmfest 35 – Preisverleihung im Caligari Filmbühne

© exground 35
© exground 35

SIERRA ist bester internationaler Kurzfilm // BEAUTIFUL BEINGS und EDICIUS gewinnen bei den youth days // Publikumspreis DAS BRETT geht an THE ORDINARIES // BETTER HALF gewinnt Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb // PATRONUS gewinnt Publikumspreis beim Wiesbaden Special // Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb: WACKELKONTAKT

Am heutigen Abend wurden im Rahmen der feierlichen Preisverleihung die Gewinner der Wettbewerbe von exground filmfest 35 bekanntgegeben. Nach der letzten Auswertung der Publikumsstimmen startete die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne vor anwesenden Filmgästen, Jurymitgliedern, Preisstiftern und Laudatoren. Insgesamt vergab exground filmfest Wert- und Sachpreise im Wert von über 15.000 EUR.

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb
Im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb kürte die internationale Jury den Film SIERRA von Sander Joon aus Estland zum Gewinner. Das Preisgeld von 2.000 EUR stiftet der exground-Freundeskreis. Die Jury-Mitglieder Börries Müller-Büsching, Isabel Aboim Inglez und Jonas Ulrich begründeten ihre Entscheidung mit den Worten:
„Wie der Reifen, der an einem Baum hängt, schwankt SIERRA perfekt zwischen radikalem Surrealismus und einer zarten Familiengeschichte. Frösche, Rennautos und ein fliegender Schnurrbart vermischen sich in einer absurden Animation, die sich in halsbrecherischer Geschwindigkeit bewegt. Trotz verspieltem Chaos wird die Ordnung am Ende des Films irgendwie wiederhergestellt.“

exground youth days – Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb
Die Jugendjury im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb vergab den Preis für den besten Langfilm in diesem Jahr an BEAUTIFUL BEINGS [BERDREYMI] des isländischen Regisseurs Guðmundur

Arnar Guðmundsson:
„Mit einer packenden Geschichte, die Probleme von männlichen Jugendlichen wie Drogenkonsum und Gewalt aufgreift, bringt dieser Film die Schattenseiten der Gesellschaft gekonnt ans Licht. Die unerschrockene Art, sich mit Folgen toxischer Männlichkeit und Tabuthemen wie sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen auseinanderzusetzen, hebt diesen Film von anderen ab, da so auf selten beleuchtete Missstände aufmerksam gemacht wird. Es werden Auslöser für problematisches Verhalten meisterhaft dargestellt, ohne nach einer Rechtfertigung zu suchen. Dank der aufreibenden Story, der intensiven Bildsprache und der ausgesprochen guten Schauspieler fährt dieser Film unter die Haut und zieht die Zuschauer bis zum Schluss in seinen Bann.“

Eine lobende Erwähnung fand die Jury für den Eröffnungsfilm der youth days, A GIRL RETURNED, der gleichzeitig Gewinner des Publikumspreises ist. Der italienische Regisseur Giuseppe Bonito darf sich über 1.000 EUR Preisgeld freuen, gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Den Jugendjurypreis für den besten Kurzfilm erhielt Emir Haj Salah für den Film EDICIUS (Tunesien):
„Dieser Film packt den Zuschauer mit einer schockierenden ersten Szene und zieht ihn in seinen Bann. Mit einem nüchternen Blick auf die schweren Themen Mobbing und Suizid werden die Konsequenzen von kleinen Bosheiten prägnant dargestellt. Die innovative Erzählweise weckt ebenfalls Interesse, da die Geschichte rückwärts gezeigt wird. Diese Methode wird meisterhaft genutzt, um die eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen der Hauptfigur und den Personen, die ihn drangsalieren, glaubhaft zu präsentieren. Ein aussagekräftiger Film, der lange in Erinnerung bleibt.“
Das Preisgeld von 500 EUR wird vom Wiesbadener Kinofestival e. V. gestiftet. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für den niederländischen Film SPOTLESS [VLEKKELOOS] von Emma Branderhorst aus.

exground youth days – Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb
Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb setzte sich Marie Engelmann mit ihrem Kurzspielfilm WACKELKONTAKT durch. Der erste Platz ist dotiert mit 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V. Den zweiten Platz belegte BIKE2GO von Hendrik Schücke und Laurenz Schön; sie erhalten einen Einkaufsgutschein vom Apple Store ergo sum im Wert von 150 EUR. Platz drei ging an ENDGÜLTIG von Jugendlichen der Helene-Lange-Schule.

Klappe 7 – Kinderfilmfestival
Im Rahmen von exground filmfest 35 fand auch wieder das Klappe 7 – Kinderfilmfestival statt, veranstaltet von den Wiesbadener Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren des Amtes für Soziale Arbeit. Hier wurden 17 Kurzfilme von jungen Filmschaffenden im Alter von 6 bis 12 Jahren gezeigt. Eine Fachjury vergab hier drei Preise an die Filme SCHULSOZIALARBEIT – WAS MACHT DIE EIGENTLICH von der BGS Ursula-Wölfel-Schule (1. Platz), WENN ICH EINMAL GROSS BIN vom Jugendzentrum Georg-Buch-Haus sowie GODZILLA, ebenfalls vom Jugendzentrum Georg-Buch-Haus. Den Publikumspreis erhielt Publikumspreis ZUSAMMEN HALTEN von der BGS Gustav-Stresemann-Schule.

Deutscher Langfilm-Wettbewerb DAS BRETT
Zum zweiten Jahr in Folge entschied statt einer Gefangenenjury das Publikum über den besten Langfilm der Reihe Made in Germany. Aus den sechs nominierten Beiträgen wählte das Publikum THE ORDINARIES von Sophie Linnenbaum. Dotiert ist der Preis mit 1.500 EUR und wird gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V.

Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb
Der vom Publikum gekürte erste Platz des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs geht dieses Jahr an BETTER HALF von Jürgen Heimüller. Der Preis ist mit 3.000 EUR dotiert und wird gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden. Der vom Wiesbadener Kinofestival e. V. mit 2.000 EUR dotierte zweite Platz geht an GET HOME SAFE von Tamara Denić und der dritte mit 1.000 EUR dotierte und ebenfalls von der Landeshauptstadt Wiesbaden bereitgestellte Preis geht an THE SAUSAGE RUN von Thomas Stellmach.

Wiesbaden Special – Kurzfilmwettbewerb
Im Publikumswettbewerb um den besten Wiesbadener Kurzfilm konnte sich PATRONUS von Duc-Anh Dinh durchsetzen. Der mit 500 EUR dotierte Geldpreis wird gestiftet Wiesbadener Kinofestival e. V.

exground-Gong-Show
Beim Kultwettbewerb für Trashperlen und Amateurwerke wurden Marius Hofmann und Patrik Pezelj für THE JOY OF GONGING ausgezeichnet und nahmen die mit 50 EUR dotierte „Goldene exground-Gurke“ mit nach Hause.

Tickets für On-Demand-Angebot verfügbar
Ab dem 21. November gibt es einen Großteil der Filme für wenige Tage über eine On-Demand-Plattform im Stream zu sehen. Die Tickets sind bereits auf den jeweiligen Filmseiten auf der Website von exground filmfest verfügbar.

Zur On-Demand-Plattform geht es hier.

exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen © Foto: Diether von Goddenthow
exground filmfest eröffnet 35. Ausgabe im Caligari Filmbühne Wiesbaden mit zahlreichen internationalen Gästen © Foto: Diether von Goddenthow

Die 36. Ausgabe des exground filmfest findet vom 17. bis 26. November 2023 mit Länderfokus Chile statt.

Wiesbadener Silvesterparty im Kurhaus fällt aus

Für alljährlich mehr als 2000 Gäste ist das Kurhaus Wiesbaden der Ort schlechthin, um den Jahreswechsel zu feiern. Doch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie insbesondere der Energiekrise macht die Vorfreude auf dieses Highlight im jährlichen Veranstaltungskalender der Stadt auch in diesem Jahr zunichte.

Die zahlreichen Dienstleister, die in die Planungen eingebunden waren, insbesondere die Wiesbaden Congress & Marketing GmbH als Veranstalter, benötigen eine wirtschaftlich stabile Grundlage für die Durchführung der Veranstaltung, und die ist derzeit nicht gegeben. „Die im Markt derzeit starke Zurückhaltung hinsichtlich der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen hat uns unter anderem dazu bewogen, die Silvesterfeierlichkeiten abzusagen. Für eine solche Veranstaltung bedarf es einer Verlässlichkeit beim Ticketverkauf, um die Wirtschaftlichkeit gewährleisten zu können“, so Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH.

Das musikalische Feuerwerk auf dem Bowling Green vor dem Kurhaus Wiesbaden ist ebenfalls abgesagt. Das farbenprächtige Spektakel zum Jahreswechsel wird üblicherweise komplett aus den Einnahmen des Ticketverkaufs finanziert.

Robert-Schumann-Preis für Dichtung und Musik an der Akademie der Wissenschaften an Heinz Holliger verliehen

Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur ehrt Heinz Holliger mit dem Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik  2022. © Foto: Diether von Goddenthow
Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur ehrt Heinz Holliger mit dem Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik 2022. © Foto: Diether von Goddenthow

Gestern Abend verlieh die Akademie der Wissenschaften und der Literatur den Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik an den Schweizer Komponisten Heinz Holliger für sein herausragendes Lebenswerk. Für das musikalische Programm konnte das renommierte Duo Christian Gerhaher und Gerold Huber gewonnen werden. »In Heinz Holligers vielseitigem Wirken berühren sich Musik und Dichtung«, so die Jury in ihrer Begründung, »indem sie sich vielfältig befragen und herausfordern. Nicht um Ergänzung geht es dabei, schon gar nicht um ein für allemal festliegende Bedeutungen. In seinen Kompositionen lässt er eine Fülle an Hörperspektiven zu – und auch offen.« Jedes Wort hat für ihn – wie er selbst sagt – eine »labyrinthische Aura« und »mehrere Ein- und Ausgänge«. Die Dichter, mit denen er sich auseinandergesetzt hat, bieten ihm beides: Ob Paul Celan, Georg Trakl, Nelly Sachs, Samuel Beckett, Robert Walser, Nikolaus Lenau oder Friedrich Hölderlin.

Oboist, Komponist und Dirigent. Heinz Holliger. © Foto: Diether von Goddenthow
Oboist, Komponist und Dirigent. Heinz Holliger. © Foto: Diether von Goddenthow

Für die Jury sind es »psychische Grenzbereiche, die Holliger auslotet. Dabei und dafür müssen die Interpreten oft auch physische Grenzen überwinden. Bei aller Hörarbeit, die Holliger vom Publikum verlangt, ist seinen Stücken eine sinnliche, bisweilen auch soghafte und sogar unterhaltsame Qualität eigen, die ohne eine wechselseitige Verdichtung von Musik und Dichtung undenkbar wäre.« Mit dem Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik zeichnet die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Persönlichkeiten für ein herausragendes Werk auf dem Gebiet der Dichtung und der Musik sowie der Musikvermittlung aus. Er ist mit 15.000 € dotiert. Stifter des Preises, der alle zwei Jahre verliehen wird, ist die Mainzer Strecker Stiftung.

Duo Christian Gerhaher / Gerold Huber © Foto: Diether von Goddenthow
Duo Christian Gerhaher (Klavier) und  Gerold Huber (Bariton) © Foto: Diether von Goddenthow

Bisherige Preisträger sind Pierre Boulez, Wolfgang Rihm, Aribert Reimann, Jörg Widmann und Olga Neuwirth.

Vortrag und Diskussion zu Altbauchancen – Potenziale für Nachhaltigkeit im privaten Wohneigentum – im Zentrum für Baukultur am 21.11.2022

© ZBK
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Mainz. Wärmepumpen, PV-Anlagen, Wand- und Dachdämmungen sind populäre Maßnahmen zur Reduktion von Energiekosten und CO2-Emissionen. Darüber hinaus ist aber vor allem der Erhalt von Bestandswohnbauten nachhaltig – nicht nur energetisch und wirtschaftlich, sondern oftmals auch ästhetisch und sozial.

Der Altbaubestand in Rheinland-Pfalz rückt ins Rampenlicht. Der Gesprächsabend soll Baufamilien und Architekt:innen zusammenbringen; Anforderungen und Potenziale einer Altbausanierung werden vorgestellt und diskutiert.

Weil im Vorfeld einer Sanierung oft Unsicherheit besteht, werden anhand gelungener Beispiele ganz konkrete Informationen zu Finanzierung, energetischen Anfordernissen, aber auch Ideen für den gestalterischen Umgang mit dem Bestand gegeben sowie eine Lanze für die soziale Integration in eine bestehende Nachbarschaft gebrochen.

Marc Derichsweiler, stv. Leiter der Bauabteilung im Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz, eröffnet den Abend. Uwe Wöhlert, stv. Vorstandsvorsitzender der LBS Landesbausparkasse Südwest, folgt mit einem Impulsvortrag, der die Potenziale, aber auch die Anforderungen rund um – insbesondere energetische – Sanierungen thematisiert. Er spricht auch die Barrieren an, denen sich private Haus- und Wohnungseigentümer oft gegenübersehen und zeigt Lösungswege auf. Aus der Praxis berichten Sarah Pape und Uli Herres, Herres&Pape Architekten, aus Salmrohr in der Eifel. Das anschließenden Gespräch aller Beteiligten moderiert Alexandra May, Immobilienökonomin, Fachjournalistin Immobilienwirtschaft.

Das Zentrum Baukultur und die LBS Landesbausparkasse Südwest laden herzlich ein zum Vortragsabend Altbauchancen Potenziale für Nachhaltigkeit im privaten Wohneigentum am Donnerstag, 24. November 2022, 18.30 Uhr im Zentrum Baukultur, Rheinstraße 55, 55116 Mainz.