Kategorie-Archiv: Buchkultur

Johann-Heinrich-Merk-Preis für literarische Kritik und Essay 2024 geht an Marie Luise Knott

Marie Luise Knott  © Jonny Soares
Marie Luise Knott © Jonny Soares

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet die Essayistin und Kritikerin Marie Luise Knott mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2024 aus. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 2. November 2024 in Darmstadt verliehen.

Begründung der Jury:
»Den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2024 erhält Marie Luise Knott, die in ihrem weit gespannten Werk als Essayistin, Kritikerin, Editorin, Übersetzerin und Kuratorin die Kunst der minutiösen Lektüre zur Freilegung der politischen und sozialen Energien sowie der Migrationserfahrungen nutzt, die in die Literatur wie in die theoretische Reflexion eingehen. Im Blick auf die späten Jahre der Weimarer Republik deutet sie die ästhetischen Formen als Resonanzräume intellektueller und politischer Radikalisierung. Als Herausgeberin und Interpretin von Schriften und Briefen Hannah Arendts erschließt sie deren Denkwege und Interventionen im Blick sowohl auf den europäischen Antisemitismus und die Erfahrung des Holocaust wie die Debatten über die Sklaverei und den Rassismus in den Vereinigten Staaten. Ihre zugleich anschauliche und präzise Prosa ist von ihrer Arbeit als Lektorin, Redakteurin, Übersetzerin und Übersetzungstheoretikerin geprägt. Als Literaturkritikerin agiert sie im Raum der Weltliteratur, nicht der Nationalliteratur. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt der internationalen wie der deutschsprachigen Gegenwartslyrik, mit ihrer digitalen Kolumne Tagtigall trägt sie den veränderten medialen Voraussetzungen der Kritik Rechnung. Ihr Werk steht für die Einheit von ästhetisch avancierter und politisch wacher Kritik.«

Marie Luise Knott, geboren 1953 in Köln, arbeitete nach dem Studium zunächst als Lektorin in den Verlagen Otto Maier und Rotbuch. leitete sie die von ihr gegründete deutschsprachige Ausgabe der französischen Monatszeitung »Le Monde diplomatique«. Seither ist sie als freie Essayistin, Kritikerin, Herausgeberin, Kuratorin und Übersetzerin tätig.

Zu ihren Buchveröffentlichungen gehören dieEssay-Bände »Verlernen. Denkwege bei Hannah Arendt« (2011), nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse sowie für den Tractatus Preis; »Dazwischenzeiten – 1930. Wege in der Erschöpfung der Moderne« (2017); »370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive. Hannah Arendt und Ralph Ellison«(2022), für den sie mit dem Tractatus-Preis für philosophische Essayistik ausgezeichnet wurde.

Marie Luise Knott ist seit 2009 im Vorstand des Deutschen Übersetzerfonds. Auf perlentaucher.de hat sie die monatliche Kolumne »Tagtigall« zur zeitgenössischen Lyrik. Als Kritikerin schreibt sie für Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk.

(Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung)

Marie Luise Knott

Martin Piekar und Prof. Dr. Christina Griebel erhalten für ihre Erzählprojekte im Entstehen den Robert Gernhardt Preis 2024

Verleihung des Robert-Gernardts-Preises Archivbild © Foto: Diether von Goddenthow
Verleihung des Robert-Gernardts-Preises Archivbild © Foto: Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Martin Piekar und Prof. Dr. Christina Griebel erhalten den Robert Gernhardt Preis 2024. Diese Entscheidung der Jury hat Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels heute bekannt gegeben. Den Preis loben das Land Hessen und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) gemeinsam aus. Die Preisträger teilen sich das von der WIBank gestiftete Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro.

„Ich gratuliere Martin Piekar und Prof. Dr. Christina Griebel herzlich zum Robert Gernhardt Preis 2024 und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung ihnen dabei hilft, die im Entstehen begriffenen Texte zu vollenden“, erklärt Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Im Zentrum beider Erzählprojekte steht die Familie als Quelle von Konflikten und Vergebung, Schweigen und geteilten Erinnerungen. Sie erinnern uns daran, dass keine Beziehungen in Stein gemeißelt sind, und dass manche Themen ganze Generationen beeinflussen und beschäftigen können – bis jemand den Teufelskreis der weitergegebenen Last durchbricht. Ich freue mich auf die fertigen Erzählungen und danke zudem der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen für die gute, fruchtbare Zusammenarbeit in der hessischen Literaturförderung.“

„Von unseren Kundinnen und Kunden erfahren wir tagtäglich, wieviel Leidenschaft, Energie und vor allem Durchhaltevermögen es braucht, um ein Vorhaben zum Erfolg zu führen. Genauso wichtig ist es aber, sich dabei auf die Unterstützung anderer verlassen zu können. Mit dem Preisgeld von jeweils 12.000 Euro möchten wir jedes Jahr aufs Neue zwei Autorinnen und Autoren verlässlich dabei unterstützen, ihre literarischen Projekte vollenden zu können“, sagt Dr. Michael Reckhard, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung.

Martin Piekar ©  Charlotte Wernd
Martin Piekar © Charlotte Wernd

Martin Piekar, 1990 in Bad Soden am Taunus geboren, hat an der Goethe-Universität Frankfurt Philosophie und Geschichte auf Lehramt studiert. Er lebt und arbeitet in Frankfurt. Mit 14 Jahren begann er mit dem Schreiben und wurde unter anderem Stipendiat im LiteraturLaborWolfenbüttel und zum Open Mike eingeladen. Zwischen 2010 und 2019 schrieb er die Lyrikbände Bastard Echo und AmokperVers, beide erschienen im Verlagshaus Berlin. Später folgten unter anderem ein Stipendium des Hessischen Literaturrats e.V. und des Prager Literaturhauses sowie 2023 der Kelag-Preis und der BKS-Publikumspreis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur. Den Robert Gernhardt Preis 2024 bekommt er für sein Vorhaben „Vom Fällen eines Stammbaums“. Darin erzählt er vom Aufwachsen eines Jungen, der mit seiner depressiven und alkoholkranken Mutter in einer kleinen Wohnung zusammenlebt. Er erfasst das Schweigen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, und findet heraus, wie sehr die Traumata seiner Familie bis in den Nationalsozialismus zurückreichen – und wie sehr sie ihn geprägt haben. Ein kraftvoller Text, in dem die Tonfälle zwischen Alltagsjargon, Nu-Metal und leiser Zärtlichkeit abwechselten, so die Jury.

Prof. Dr. Christina-© Griebel   Lukas Giesler
Prof. Dr. Christina-© Griebel Lukas Giesler

Prof. Dr. Christina Griebel, geboren 1973 in Ulm, studierte Malerei, Kunsterziehung und Germanistik in Karlsruhe. 2000 wurde sie mit dem Stipendium „Autorenwerkstatt Prosa“ des Literarischen Colloquiums Berlin ausgezeichnet. Ihr erster Erzählband „Wenn es regnet, dann regnet es immer gleich auf den Kopf“ erschien 2003. Neben einer Reihe von Stipendien erhielt sie 2001 den Walter-Serner-Preis sowie 2002 den Preis für Junge Literatur der Stadt Ulm. 2003 nahm sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Seit 2015 ist sie Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Prof. Dr. Christina Griebel bekommt den Robert Gernhardt Preis für ihr Erzählprojekt „Er ist niemals geflogen“. Der Text kreist in einer poetischen und bildreichen Sprache um eine rheinhessische Familie. Im Zentrum steht der Vater der Ich-Erzählerin, der niemals ohne sein Fernglas und ohne sein Vögel-Bestimmungsbuch unterwegs ist. Die Jury zeigte sich beeindruckt davon, wie die Erinnerungsschichten sich überlagern; jede Beobachtung erzeuge eine neue Assoziation. Das Fliegen, die Musik, der Geist der Epoche – alles fließe zusammen zu einem unscharfen und doch präzisen Porträt eines schweigsamen Mannes, der mit einem Geheimnis lebte.

Um den Robert Gernhardt Preis 2024 konnten sich Autorinnen und Autoren bewerben, die aktuell an einem größeren literarischen Projekt arbeiten und einen Bezug zu Hessen im Lebenslauf oder im geplanten literarischen Projekt haben. Der Preis wird am 19. September 2024 in Frankfurt verliehen.

Georg-Büchner-Preis 2024 geht an Oswald Egger

Darmstadt. Oswald Egger erhält den Georg-Büchner-Preis 2024. Die Entscheidung der Jury hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung heute bekannt gegeben. Mit dem Georg-Büchner-Preis würdigt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung jedes Jahr herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Benannt nach dem Dramatiker Georg Büchner, zählt er zu den renommiertesten Literaturpreisen in Deutschland. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird zu einem Drittel vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur finanziert.

Lyrische Prosa als starkes Gegengewicht zur Verknappung und Schnelllebigkeit unserer Gegenwart
„Ich gratuliere Oswald Egger herzlich zum Georg-Büchner-Preis 2024“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen wahren Sprachakrobaten aus, der seine lyrische Prosa mit eigenen Zeichnungen ergänzt und der sogar den Prozess der Setzung der eigenen Texte eng begleitet. Nicht selten spricht man deswegen von einem `ganzheitlichen Kosmos Eggers´. Wer Egger liest, muss ihn genau lesen, muss das Buch vielleicht auch mal kurz zuklappen und den eigenen Gedanken nachhängen, bevor man sich dem Fluss der Eggerschen Sprache erneut hingibt. Ein Muss für jeden Literaturfan ist es zudem, eine Lesung Oswald Eggers zu besuchen, da seine Sprache im gesprochenen Wort nochmals einen ganz eigenen Sog entfaltet. Oswald Egger ist ein wahrer Ausnahmeschriftsteller und würdiger Büchner-Preisträger.“

Oswald Egger wurde 1963 in Lana/Südtirol geboren. Seine Prosa und Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt und wurden vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2019. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2014 erhielt er das Villa-Massimo- Stipendium, 2020 das Robert-Musil-Stipendium. 2013 übernahm er die Thomas-Kling-Poetik-Dozentur an der Universität Bonn, 2003 eine Gastprofessur an der Cornell University, Ithaca, New York. Oswald Eggers Texte wurden ins Französische, ins Amerikanische, Ungarische, Niederländische, Slowenische, Schwedische und Arabische übersetzt. Oswald Egger lebt und arbeitet auf der Raketenstation Hombroich.

20 Jahre Deutscher Buchpreis: Aktionen, Angebote und Zahlen zum Jubiläum

Der  Deutsche Buchpreis wird seit 20 Jahren im Kaisersaal des Frankfurter Römers verliehen. nten von Rheinland-Pfalz © Foto Diether von Goddenthow
Der Deutsche Buchpreis wird seit 20 Jahren im Kaisersaal des Frankfurter Römers verliehen. nten von Rheinland-Pfalz © Foto Diether von Goddenthow

Jubiläumsprodukte ab Mitte Oktober im Buchhandel erhältlich / Dossier bietet Zahlen und Fakten aus 20 Jahren / Julia Westlake übernimmt Moderation der Preisverleihung

Der Deutsche Buchpreis feiert 2024 sein Jubiläum: Am 14. Oktober wird im Frankfurter Römer zum 20. Mal der Roman des Jahres gekürt. 2005 ins Leben gerufen, um deutschsprachige Gegenwartsliteratur national und international stärker ins Blickfeld zu rücken, ist er heute einer der erfolgreichsten deutschen Literaturpreise.

„Der Deutsche Buchpreis ist aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Der Buchbranche ist es gelungen, einen Preis zu etablieren, der schon nach kurzer Zeit große Strahlkraft entwickelt hat und Bücher erfolgreich ins Gespräch bringt. Die Auswahl der Nominierten ist jedes Jahr eine Einladung, über die Grenzen der eigenen Vorlieben hinaus zu lesen und die Vielschichtigkeit und Vielfalt der deutschen Literatur als elementaren Wert zu erkennen“, sagt Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins.

Aus Anlass der 20. Verleihung bringt die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins in Zusammenarbeit mit dem riva Verlag besondere Jubiläumsprodukte heraus: Das Buch „Deutscher Buchpreis – Unnützes Wissen“ mit Fakten rund um den Buchpreis und die bisherigen Nominierten sowie ein dazu passendes Kartenquiz und ein Adventskalender sind ab Mitte Oktober im Buchhandel erhältlich. Ein Leseproben-Buch der 20 ausgezeichneten Romane wird im November erscheinen und kann schon jetzt von Buchhandlungen und Bildungseinrichtungen vorbestellt werden: https://www.boersenverein.de/kultur-und-lesen/preise-auszeichnungen/bestellformular-dekopaket-20-jahre-deutscher-buchpreis/

Auf der Website des Deutschen Buchpreises können Fans ihre Glückwünsche in einem digitalen Gästebuch veröffentlichen. Auf den Social-Media-Kanälen des Deutschen Buchpreises sind Gewinnspiele und weitere Aktionen rund ums Jubiläum geplant.

Ein Dossier zum Jubiläum mit spannenden Zahlen und Fakten zu den letzten 20 Jahren sowie eine Übersicht über die geplanten Jubiläumsprodukte sind abrufbar unter https://www.boersenverein.de/presse/digitale-pressemappen/.

Julia Westlake wird neue Moderatorin der Preisverleihung
Das Jubiläumsjahr bringt eine Neuerung: Die Fernsehmoderatorin Julia Westlake übernimmt die Moderation der Preisverleihung des Deutschen Buchpreises. Westlake präsentiert das wöchentliche „Kultur Journal“ im NDR Fernsehen. 10 Jahre lang führte sie außerdem durch die älteste Büchersendung im deutschen Fernsehen, das „Bücherjournal“ im NDR. Schon während des Studiums der Germanistik und der Politikwissenschaften war sie als Hörfunkjournalistin beim Norddeutschen Rundfunk tätig – heute moderiert sie im Radio zudem regelmäßig bei NDR Kultur. Sie löst Cécile Schortmann ab, die in den letzten Jahren durch die Verleihung des Preises führte.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis unter www.deutscher-buchpreis.de

Buchhandlung Mander aus Wolfhagen ist „Hessens beste Dorfbuchhandlung“

© Buchhandlung Mander
© Buchhandlung Mander

Wolfhagen. Für Ministerpräsident Boris Rhein sind Buchhandlungen in ländlichen Räumen wichtige Orte des gesellschaftlichen Austauschs und erste Anlaufstellen für Literaturbegeisterte. „Buchhandlungen tragen wesentlich zur Leseförderung und zur kulturellen Bildung bei. Das persönliche Gespräch, die individuelle Beratung und das besondere Erlebnis, zwischen den Regalen nach neuen Büchern zu stöbern – all das macht Buchhandlungen so einzigartig. Besonders auf dem Land sind sie außerdem Treffpunkte für alle Generationen und bereichern das Gemeinschaftsleben in der Region“, sagte Rhein am Donnerstag bei der Verleihung des Preises „Hessens beste Dorfbuchhandlung“ an die Buchhandlung Mander aus Wolfhagen.

Der Wettbewerb „Hessens beste Dorfbuchhandlung“ richtet sich an inhabergeführte Buchhandlungen in ländlichen Räumen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Prämiert werden Dorfbuchhandlungen, die Menschen für das Lesen begeistern und sich für das gesellschaftliche Zusammenleben in ihrer Gemeinde stark machen. Am Wettbewerb haben sich 23 Dorfbuchhandlungen aus ganz Hessen beteiligt. Außer über das Preisgeld dürfen sich Inhaberin Elke Müldner und ihre Kundschaft über eine Lesung der hessischen Schriftstellerin Nele Neuhaus freuen.

„Seit Jahren ist die Buchhandlung Mander ein zentraler Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Wolfhagen“, sagte Regierungschef Rhein und ergänzte: „Sie ist ein tolles Beispiel dafür, dass Buchhandlungen so viel mehr sind als Räume, in denen einfach nur Bücher verkauft werden. Frau Müldner und ihr Team sind fest vor Ort verwurzelt und Teil eines starken Netzwerks. Ich gratuliere ihnen herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung.“

Lothar Wekel, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V., ergänzte: „Mich hat beeindruckt, dass Frau Müldner über ihr hohes Engagement in Sachen Buch hinaus auch noch über viele Jahre hinweg mit ihrem Konzept „Raum auf Zeit“ zur Innenstadtbelebung beigetragen hat und beiträgt – in dem benachbarten ansonsten leerstehenden Ladenlokal stellen Künstlerinnen und Künstler und Handwerkerinnen und Handwerker ihre Produkte vor oder zeigen, wie diese entstehen.“

Buchhandlung Mander in Wolfshagen

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 geht an Anne Applebaum

Anne Applebaum erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 © Anne Applebaum
Anne Applebaum erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 © Anne Applebaum

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum zur diesjährigen Trägerin des Friedenspreises gewählt.

In der Begründung des Stiftungsrats, dessen Vorsitzende Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs ist, heißt es:
„Anne Applebaum hat mit ihren so tiefgründigen wie horizontweitenden Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands die Mechanismen autoritärer Machtergreifung und -sicherung offengelegt und sie anhand der Dokumentation zahlreicher Aussagen von Zeitzeug*innen verstehbar und miterlebbar gemacht. Mit ihren Forschungen zur Wechselwirkung von Ökonomie und Demokratie sowie zu den Auswirkungen von Desinformation und Propaganda auf demokratische Gesellschaften zeigt sie auf, wie fragil diese sind – besonders wenn Demokratien von innen, durch Wahlerfolge von Autokraten, ausgehöhlt werden. Historiographische Erkenntnisse mit wacher Gegenwartsbeobachtung zu verbinden, das gelingt Anne Applebaum in ihren Veröffentlichungen über autokratische Staatssysteme und deren international wirkende Netzwerke. In einer Zeit, in der die demokratischen Errungenschaften und Werte zunehmend karikiert und attackiert werden, wird ihr Werk zu einem eminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden.“

Anne Elizabeth Applebaum zählt zu den wichtigsten Analytiker*innen autokratischer Herrschaftssysteme. Sie gilt als große Expertin der osteuropäischen Geschichte und hat schon früh vor einer möglichen gewaltvollen Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt. Für ihre Bücher wie „Der Gulag“ (2003), „Der Eiserne Vorhang“ (2012), „Roter Hunger“ (2019) und die „Die Verlockung des Autoritären“ (2021), in denen sie den Mechanismen autoritärer Machtsicherung nachspürt, hat sie international große Aufmerksamkeit erhalten und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pulitzer-Preis 2004 und zuletzt mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis 2024.

Geboren am 25. Juli 1964 in Washington D. C. als Kind jüdischer Eltern, studiert Anne Applebaum zunächst an der Yale University Russische Geschichte und Literatur, bevor sie in London und Oxford ihren Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen setzt. 1988 beginnt sie ihre journalistische Karriere als Auslandskorrespondentin in Polen für die britische Zeitschrift „The Economist“, für die sie vor Ort auch über den Fall der Berliner Mauer berichten kann. Anschließend arbeitet sie für weitere britische Zeitungen wie den „Spectator“, „Evening Standard“, „Daily Telegraph“ und „Sunday Telegraph“. 2002 wird sie für vier Jahre Mitglied im Herausgebergremium der „Washington Post“, für die sie bis 2019 als Kolumnistin tätig ist. Seitdem schreibt sie vornehmlich für die US-amerikanische Zeitschrift „The Atlantic“.

2012 übernimmt Anne Applebaum für ein Jahr den Philippe-Roman-Lehrstuhl für Geschichte an der London School of Economics and Political Science (LSE) und wird zuvor, 2011, Direktorin des „Transitions Forum“ am Londoner Legatum Institute, einem internationalen Think Tank, für den sie unter anderem ein zweijähriges Programm leitet, das die Wechselwirkung von Demokratie und Wachstum in Brasilien, Indien und Südafrika untersucht. Gemeinsam mit dem Magazin „Foreign Policy“ entwickelt sie das „Democracy Lab“, das darstellt, wie Staaten demokratischer bzw. autokratischer werden. Mit dem „Beyond Propaganda“-Programm, das 2014 mit einer Serie von Sendungen über Propaganda und Desinformation startet, nimmt sie die heutigen Debatten über Fake News vorweg. Wegen der zunehmenden euroskeptischen Haltung des Legatum Institute wechselt sie 2017 als „Professor of practice“ zurück an die LSE. 2019 verlegt sie ihr dort konzipiertes Programm „Arena“ über Desinformation und Propaganda im 21. Jahrhundert an das Agora-Institut der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland.

Anne Applebaum, die mit Unterbrechungen seit 30 Jahren in Polen lebt, besitzt seit 2013 neben der US-amerikanischen auch die polnische Staatsbürgerschaft. Seit 1992 ist sie mit dem polnischen Politiker Radosław Sikorski verheiratet, der von 2007 bis 2014 Außenminister war und dieses Amt 2023 wieder übernommen hat. Das Paar hat zwei Söhne.

Dem Stiftungsrat gehören an: Klaus Brinkbäumer, Prof. Dr. Raphael Gross, Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Dr. Nadja Kneissler, Jagoda Marinić, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Dr. Mithu M. Sanyal, Christiane Schulz-Rother sowie Karin Schmidt-Friderichs.

Die Verleihung des Friedenspreises findet am Sonntag, 20. Oktober 2024, in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live um 10:45 Uhr in der ARD übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Frankfurter-Buchmesse 2024: Ehrengast Italien präsentiert Programm und Pavillon als Piazza

DSCF4652 verwurzelt in der zukunft ehrengastmotto italien buchmesse 202436 Jahre nach der ersten Teilnahme wird Italien 2024 erneut Ehrengast der bedeutendsten Buchmesse der Welt: Unter dem Motto „Verwurzelt in der Zukunft“ wird sich Italien vom 16. bis 20. Oktober auf der 76. Frankfurter Buchmesse präsentieren. Dafür werden mehr als 100 Autoren und zahlreiche Konzerte – von Barock bis Pop – in Frankfurt und im Ehrengastpavillon der Buchmesse erwartet. Bei einer Pressekonferenz im Frankfurter Literaturhaus stellten Vertreter des Ehrengastlandes gestern, 28. Mai, das literarische und kulturelle Programm sowie Konzept und Design des Ehrengastpavillons vor.

Es sprachen Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Armando Varricchio, Botschafter Italiens in der Bundesrepublik Deutschland, Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung zum Ehrengastauftritt und Innocenzo Cipolletta, Präsident des italienischen Verlegerverbandes AIE.

 (v.l.): Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Architekt u  Designer des Ehrengast-Pavillon Stefano Boeri, , Armando Varricchio, Botschafter von Italien in der Bundesrepublik Deutschland, Autorin Ginevra Lamberti, Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung für Ehrengastauftritt Italiens auf der Buchmesse 2024, Innocenzo Cipolletta, Präsident des Italienischen Verlegerverbandes (AIE), Autorin Anna Giurickovic Dato, Moderatorin Incoronata Boccia, © Foto Diether von Goddenthow
(v.l.): Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Architekt u Designer des Ehrengast-Pavillon Stefano Boeri, , Armando Varricchio, Botschafter von Italien in der Bundesrepublik Deutschland, Autorin Ginevra Lamberti, Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung für Ehrengastauftritt Italiens auf der Buchmesse 2024, Innocenzo Cipolletta, Präsident des Italienischen Verlegerverbandes (AIE), Autorin Anna Giurickovic Dato, Moderatorin Incoronata Boccia, © Foto Diether von Goddenthow

Am Motto „Verwurzelt in der Zukunft“ des Ehrengast-Auftritts gefalle ihm „der Blick nach vorn“, so Juergen Boos. Mit dem Ehrengastprogramm rücke die Frankfurter Buchmesse die Literatur und Kultur eines Landes in den Mittelpunkt. „Der Ehrengastvertrag mit Italien wurde 2018 unterzeichnet, seitdem laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Bereits mehr als 150 Neuerscheinungen aus dem Italienischen sind im Rahmen des Ehrengastprogramms in deutscher Sprache erschienen – und die Liste wächst weiter!“ Er ergänzte: „Viele Verlage nehmen den Ehrengastauftritt zum Anlass, um Autor*innen aus ihrem Programm nach Frankfurt einzuladen. Das Messepublikum kann sich also auf vielfältige und zahlreiche junge literarische Stimmen aus Italien freuen. Autor*innen wie z.B. Claudia Durastanti, Igiaba Scego und Vincenzo Latronico, die wir zuletzt auf der Turiner Buchmesse getroffen haben, sowie Ginevra Lamberti und Anna Giurickovic Dato, die wir auf der Pressekonferenz begrüßen durften, und viele weitere werden uns in Frankfurt begeistern. Erste Lesetipps stellen wir bereits jetzt, im Pride Month Juni, vor.“

„Italien kehrt nach 36 Jahren mit ‚Verwurzelt in der Zukunft‘ als Ehrengast auf die Frankfurter Buchmesse zurück und präsentiert sich dort mit einem Pavillon, der explizit an einen der symbolischen Orte der italienischen Identität erinnert: die Piazza. © Stefano Boeri
„Italien kehrt nach 36 Jahren mit ‚Verwurzelt in der Zukunft‘ als Ehrengast auf die Frankfurter Buchmesse zurück und präsentiert sich dort mit einem Pavillon, der explizit an einen der symbolischen Orte der italienischen Identität erinnert: die Piazza. © Stefano Boeri

Armando Varricchio, italienischer Botschafter in Deutschland, hob hervor, dass es gar nicht so einfach sei, Italien angemessen auf der internationalen Buchmesse zu repräsentieren. Denn „unsere literarische Geschichte und das kulturelle Erbe, dessen wir uns vor aller Welt rühmen, schrauben die Erwartungen unweigerlich in ungeahnte Höhen. Doch schrecken wir vor dieser glorreichen Vergangenheit keineswegs zurück. Vielmehr erfüllt sie uns mit einem derartigen Stolz, dass wir sie zur Stärke ummünzen, um die zeitgenössische Literatur, die wir nach Frankfurt bringen, entsprechend wertzuschätzen.“ Damit erkläre sich auch das Motto „Verwurzelt in der Zukunft“. Es sei ein Paradigma für den Reichtum von gestern als Perspektive von heute und morgen“, so der Italienische Botschafter. Müsste er, so Varricchio, „das Verlagsprogramm der zweiten Teilnahme als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse in einer Rolle, die wir vor 36 Jahren selbst gewählt haben, mit wenigen Worten zusammenfassen, dann lauteten diese ohne jeglichen Zweifel: Eine Kultur, die verbindet“.

Mauro Mazza, Außerordentlicher Beauftragter der Regierung für die Koordinierung der Aktivitäten im Zusammenhang mit der Teilnahme Italiens als Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse, sagte: „Als Italien 1988 zum ersten Mal Ehrengast der Frankfurter Buchmesse war, wurden in unserem Land jährlich fünfzig Millionen Bücher gekauft. Mittlerweile sind es hundertzwölf Millionen, mehr als doppelt so viele, und das italienische Verlagswesen liegt in Europa an vierter Stelle. Diese weltoffene Verlagslandschaft umfasst nicht zuletzt Tausende von Übersetzungsrechten, die jedes Jahr im Ausland gekauft und verkauft werden. Allein in den letzten drei Jahren wurden in Deutschland über 600 italienische Titel als Übersetzungen veröffentlicht; diese Zahl wird in den kommenden Monaten stark zunehmen. In Frankfurt präsentiert sich ein modernes, tragfähiges, zukunftsorientiertes Italien der Bücher, das seine Autorinnen und Autoren für sich sprechen lässt, deren Alter, persönlicher Hintergrund, literarisches Genre, Verlag sich stark voneinander unterscheiden, die sich jedoch gleichzeitig in einer Vielzahl von Stimmen äußern, die das Kennzeichen unseres Landes ist. Daneben wird auch die Bücherindustrie und ihre 16 Vielschichtigkeit in den Worten der zahlreichen Literaten Erwähnung finden, die zugestimmt haben, uns auf unserer Deutschlandreise zu begleiten.

Innocenzo Cipolletta, Vorsitzender des Italienischen Verlegerverbandes (AIE) „Im Mittelpunkt des italienischen Pavillons steht die Piazza. Ein kleiner Platz, der vier Tage lang neben Begegnungen, Präsentationen und Konzerten das Erlebnis der Messebesucher begleiten wird. Denn besser als jeder andere Ort repräsentiert die Piazza die tiefe, rastlose und großzügige Seele unserer Städte und unseres wunderschönen Landes.

Dem Architekten Stefano Boeri ist es meisterlich gelungen, die pluralistische Auseinandersetzung, das Aufeinandertreffen von Ideen und den Austausch von Meinungen, der zum zivilen, sozialen und kulturellen Gedeihen einer Gemeinschaft beiträgt, anhand dieser dreidimensionalen Synthese zu veranschaulichen, in der sich das Programm des italienischen Messebeitrags entfalten wird. © Foto Diether von Goddenthow
Dem Architekten Stefano Boeri ist es meisterlich gelungen, die pluralistische Auseinandersetzung, das Aufeinandertreffen von Ideen und den Austausch von Meinungen, der zum zivilen, sozialen und kulturellen Gedeihen einer Gemeinschaft beiträgt, anhand dieser dreidimensionalen Synthese zu veranschaulichen, in der sich das Programm des italienischen Messebeitrags entfalten wird. © Foto Diether von Goddenthow

Im Anschluss stellte Stefano Boeri, internationaler Architekt und Stadtplaner, sein Design und Ansatz des Ehrengastpavillons vor. der explizit an einen der symbolischen Orte der italienischen Identität erinnert: die Piazza. Die italienische Piazza sei ein Ort für die Begegnung und den Austausch, der auf der Messe nachgebildet, hierzu einladen solle. Auf der italienischen Piazza würden Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Moderne aufeinandertreffen, so Boeri. Mit der Idee einer italienischen Piazza habe er bewusst ein eigentlich „banales Konzept“ aufgegriffen. Die typische italienische Piazza inklusive umliegender Säulengänge und offener Räume, stehe für die Idee von Geselligkeit und das Gefühl von Gemeinschaft, sie soll dazu einladen, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, miteinander etwas zu unternehmen oder bloß zu verweilen, also alles das symbolisieren, wofür die Einwohner Italiens weltweit bekannt sind. Im Inneren liegen die Arena und das Caffé Letterario, die beiden Schauplätze für Veranstaltungs-Termine für Verlage. Die Ehrengast-Piazza wird das italienische Zentrum auf der Buchmesse sein, aus dem heraus über hundert Autoren und Gäste die fünf Messetage im Zeichen der Tricolore mit Leben erfüllen werden. „Sie werden dies im Rahmen eines Austauschs im Plauderton tun, der eigens dazu dienen soll, unterschiedliche, wenn nicht sogar widersprüchliche, Sichtweisen und Wahrnehmungen zu fördern. Die dialektische Gegenüberstellung ist der wahre Protagonist der italienischen Teilnahme, und zwar ohne jegliche Versessenheit darauf, identische oder überlappende Positionen erzielen zu müssen. Ausgehend von dieser Geisteshaltung versucht Italien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse aufzuzeigen, dass Kultur vereint – auch in der Vielfalt“, so Boeri.

Hessischer Verlagspreis 2024 geht an den medienwissenschaftlichen Sachbuchverlag Schüren und den auf Geschlechtervielfalt fokussierten Ulrike Helmer Verlag

Archivfoto: Verleihung des Hessischen Verlagspreises in der Villa Clementine, Literaturhaus Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Archivfoto: Verleihung des Hessischen Verlagspreises in der Villa Clementine, Literaturhaus Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Kunst und- Kulturminister Timon Gremmels hat heute die Juryentscheidung für den Hessischen Verlagspreis bekanntgegeben: Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Schüren Verlag aus Marburg. Den Sonderpreis in Höhe von 7.000 Euro bekommt der Ulrike Helmer Verlag aus Sulzbach am Taunus. Der Hessische Verlagspreis wird seit 2018 gemeinsam mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. vergeben.

„Die diesjährigen Preisträger des Hessisches Verlagspreises zeigen eindrucksvoll die große Bandbreite, den Mut gesellschaftliche Themen zu adressieren und die hohe Qualität des verlegerischen Arbeitens in Hessen“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Dr. Annette Schüren gelingt es auf beeindruckende Weise, das Medium Film im Medium Buch in all seinen Facetten lebendig werden zu lassen. Seit nunmehr 40 Jahren besticht Schüren mit wissenschaftlich fundierter Fachliteratur zu Film- und Medien. Dabei wird neben einem Fachpublikum genauso stark der begeisterte Kinogänger oder die Filmmusikliebhaberin angesprochen. Als zweiter Schwerpunkt setzt der Verlag auf regionale Sachbuchtitel, die historische und soziale Themen beispielhaft und weit über die Umgebung hinaus eindrucksvoll vermitteln und leistet damit auch eine wichtige Arbeit für mehr Demokratiebildung. Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern ist für die Landesregierung ein zentrales Thema. Der Ulrike Helmer Verlag setzt seit 37 Jahren auf den Wunsch nach einer Geschlechterdemokratie und veröffentlicht neben Romanen, Krimis und Sachbüchern auch Studien und Reihen zur Frauen- und Geschlechterforschung darunter sozialwissenschaftliche Grundlagenwerke wie die Reihe ,Klassikerinnen feministischer Theorie‘. Damit trägt der Verlag aktiv zu einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene bei und sorgt für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Wir möchten mit dem Hessischen Verlagspreis die vielen in Hessen ansässigen unabhängigen Verlage in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Es sind diese Verlage, die sich bewusst mit Spartenthemen beschäftigen, die für eine vielfältige Verlagsszene in Hessen sorgen und ganz nebenbei mit relevanten Themen zur Demokratiebildung und Aufklärung beitragen. Ich danke dem Landesverband des Börsenvereins für die enge Zusammenarbeit, gratuliere den Preisträgern herzlich zu diesem Erfolg und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung dazu beiträgt, sie in ihrer Arbeit nachhaltig zu unterstützen.“

Lothar Wekel, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, ergänzt: „Film, Medien und Kino – aus diesen Wurzeln stammen seit vielen Jahren die Publikationen des Schüren Verlags unter Annette Schüren – heute arbeitet der Verlag auch in den Bereichen des Open Access und in dem Zeitschriftenformat FILMgeBLÄTTER genauso sicher wie im eBook-Markt, produziert Bücher fürs Studium und Fachzeitschriften international – kurzum, die ,Bewegten Bilder‘ werden durch alle Stufen der medialen Spiegelung skaliert – eine bemerkenswerte und außerordentliche Leistung! Sina Hauer übernahm vor knapp zwei Jahren von Ulrike Helmer den namensgleichen Verlag, der so konsequent seit über 30 Jahren die Themen belletristisch wie auch wissenschaftlich verlegt, die heute aus der öffentlichen Diskussion nicht wegzudenken sind, wenn es um Frauen, Queer Theorie und Gender geht – einfach empfehlenswert! Zwei Verlage aus Hessen, die Relevanz, Aktualität und Individualität zeigen – und ich freue mich über die Arbeit der Jury, diese Namen hier hervorgehoben zu haben.“

Die Jury begründet die Ehrung des Schüren Verlags wie folgt:
„Der informierte Blick auf das bewegte Bild dient nicht nur einem schöneren Kinoerlebnis, sondern auch dem aufmerksamen Umgang mit einem allgegenwärtigen und zutiefst einflussreichen Medium der Moderne. Das selbstgewählte Motto „Kino lesen!“ wird unablässig eingelöst. Das in Buchform gebrachte geschriebene Wort setzt dabei beharrlich darauf, dass es sich lohnt, einem in ständigem Wandel begriffenen Medium weit mehr als einen Augenblick zu widmen. Diese Beharrlichkeit speist sich vor allem aus dem Engagement einer Verlegerin, die fachkundig und mit einem sicheren Gespür für Entwicklungen und Lücken ihr Programm vorantreibt und zugleich in einer vorzüglichen Backlist bewahrt. Auch die regionalen Sachbuchtitel als zweites wichtiges Standbein werden so fundiert betreut, dass sie historische und soziale Themen beispielhaft und weit über die Umgebung hinaus eindrucksvoll vermitteln – sei es zur NS-Zeit, zum jüdischen Leben, zu wirtschaftlichen Entwicklungen oder exemplarischen Familiengeschichten.“

Die Jury beeindruckte beim Ulrike Helmer Verlag der unermüdliche Einsatz für die Förderung eines kritischen Bewusstseins bezüglich der Geschlechterverhältnisse: „Besonders hervorzuheben ist die ,edition klassikerinnen‘, in der bedeutende historische Werke, wie etwa von Fanny Lewald, wieder zugänglich gemacht wurden. Durch diese Initiative trägt der Helmer Verlag maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die historische Rolle von Frauen in der Literatur und Gesellschaft zu schärfen und wichtige Werke einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Der Hessische Verlagspreis:
Der Verlagspreis ist Teil einer Initiative zur Verlagsförderung des Landes Hessen und des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Er verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu erhalten. Außerdem sollen mit ihm die Verbreitung und der Vertrieb von Büchern gefördert und die komplexe und herausfordernde Verlagsarbeit in einer anspruchsvollen Phase sämtlicher Digitalisierungsaktivitäten in den Mittelpunkt gestellt werden.

Bewerben können sich alle unabhängigen Verlage mit Firmensitz in Hessen, deren jährlicher Umsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Die Ausschreibung richtete sich an alle Verlagssparten (Belletristik, Lyrik & Sachbuch, Fachbuch & Wissenschaft sowie Kunst- & Regionalbuch). Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autoren, hatte die Jury zu bewerten. Der Jury gehörten an: Andreas Funk (Springer Verlag), Gudrun Olbert (Büchergilde Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk), Frank Scholze (Generaldirektor Deutsche Nationalbibliothek), Judith von Sternburg (Frankfurter Rundschau), Gisela Thomas (Kulturagentur), Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie und ihre Dienstleister).

POLO – Die Komische Kunst des André Poloczek ab 30. Mai im Caricatura Museum Frankfurt

© Caricatura Frankfurt
© Caricatura Frankfurt

Mit einer bunten, lauten und leisen, abwechslungsreichen, auf alle Fälle überraschenden Ausstellung ehrt das Caricatura Museum Frankfurt vom 30. Mai bis 1. September 2024 posthum einen der wohl vielseitigsten Vertreter der Komischen Kunst: André Poloczek, alias POLO.

Der Wuppertaler Cartoonist veröffentlichte seinen ersten Cartoonband 1992 beim Semmel Verlach, zahlreiche Bücher folgten bei Lappan. Seine Cartoons erschienen regelmäßig in regionalen Zeitungen, erfreuten sich aber auch weit über die Wuppertaler Stadtgrenzen hinaus großer Beliebtheit und wurden in wichtigen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und SZ veröffentlicht.

Zeitlebens war POLO den Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule, deren Werke Grundstock der Sammlung des Caricatura Museums sind, eng verbunden. André Poloczek verstarb im Juni 2022. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

literaTurm 2024 feiert die Schönheit – Das Festival endet mit Kafka-Abend und Caroline Wahl

literatur-turm 2024Am Samstag, den 18. Mai endete nach sechs Tagen die 12. Auflage von literaTurm, das biennale Literaturfestival der Stadt Frankfurt, dessen 23 Lesungen mit rund 70 Mitwirkenden überwiegend in Hochhäusern stattfanden. In diesem Jahr drehte sich literaTurm unter dem Motto „On Beauty“ um die Schönheit in vielen ihrer Facetten. Das Kulturamt Frankfurt am Main bilanziert ausverkaufte Veranstaltungen. Zum Abschluss fand im S. Fischer Verlag in der Hedderichstraße ein Kafka-Abend und am Festivalsamstag eine Lesung mit Caroline Wahl aus ihrem neuen Roman „Windstärke 17“ im Kunstverein Familie Montez statt. Das Festival wurde zum zehnten Mal von Dr. Sonja Vandenrath (Kulturamt Frankfurt) kuratiert.

Die Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig würdigt das Festival: „Ich freue mich wirklich sehr über den tollen Erfolg von literaTurm 2024. Das Programm bewies durch vielseitige Perspektiven, wie das Denken der Schönheit das Leben und die Kunst durchzieht und tiefgreifend beeinflusst – im Positiven wie Negativen. Das große Interesse des Publikums zeigt den Reiz des schwer Fassbaren. Ich danke dem gesamten Team unter Dr. Sonja Vandenrath für die geleistete Arbeit im Vorfeld und während des Festivals.“

Zu den Höhepunkten des Festivals zählte die Eröffnung mit Juliane Rebentisch, Dana von Suffrin und Durs Grünbein, die sich Kants Schönheitsbegriff widmeten, sowie eine Diskussion über die „Schönheit der Vernunft“ mit dem Philosophen Omri Boehm und dem Literaturwissenschaftler Joseph Vogl im 39. Stock des Opernturms.

Dr. Sonja Vandenrath zieht Bilanz als Programmleiterin: „Mit der Schönheit als Schwerpunkt von literaTurm 2024 haben wir offensichtlich einen Nerv der Zeit getroffen. Die Grundlage unserer Programmarbeit war, sowohl die gesellschaftspolitische als auch die ästhetische Dimension des Themas aufzufächern. Die begeisterte Resonanz von Mitwirkenden und dem Publikum zeigt, dass wir damit offensichtlich offene Türen eingerannt sind. Die Schönheit hat auf das Festival abgestrahlt und uns durch wunderschöne Tage getragen.“

Die Gespräche mit Moshtari Hilal und Elisabeth Lechner zu toxischen Schönheitsbildern und Zsuzsa Bánk und Marica Bodrožić über „Das schöne Schreiben“ zogen das Publikum in ihren Bann. Großen Zuspruch erhielten zudem die Debatten zur Eleganz, zur Cuteness, zum Schönheitswahn in den Sozialen Medien, zu den schönen Dingen der Alltagskultur, zur Schönheit der Popästhetik und zu Nofretete, der ewigen Schönen. Die Jubiläen von Immanuel Kant, Franz Kafka und Caspar David Friedrich wurden mit eigenen Veranstaltungen bedacht.

Gastgeber der Veranstaltungen bis zum 38. Stock waren DLA Piper, Hengeler Mueller, ODDO BHF, Latham & Watkins LLP, Morgan, Lewis & Bockius LLP, Tishman Speyer und UBS Europe SE. Kooperationspartner und Veranstaltungsorte waren des Weiteren die AusstellungsHalle 1A, die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, das Hessische Literaturforum im Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst, die unabhängige Lesereihe Never Wash Them, die Romanfabrik, die Stiftung Buchkunst, der S. Fischer Verlag und die Volksbühne im Großen Hirschgraben. Eine geplante Kooperationsveranstaltung mit dem Literaturhaus Frankfurt musste verschoben werden und wird im Juni nachgeholt. Ausgewählte Veranstaltungen wurden für den Medienparther hr2-kultur sowie den Bücher-Podcast der F.A.Z. aufgezeichnet.

Literaturm