Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) fordern kluge politische Entscheidungen – Gleichstellung akademischer und beruflicher Ausbildung – Abbau von Bürokratie u. Überregulierung

Das traditionelle parlamentarische Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) am 29. Januar 2020 im Wiesbadener Kurhaus. Links im Bild Volker Bouffier. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier betonte, dass die Hessische Landesregierung das Handwerk wertschätze. „Das hessische Handwerk ist ein starkes Stück Mittelstand und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vom Handwerk geht eine große integrative Kraft aus“. © Foto: Diether v Goddenthow
Das traditionelle parlamentarische Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) am 29. Januar 2020 im Wiesbadener Kurhaus. Links im Bild Volker Bouffier. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier betonte, dass die Hessische Landesregierung das Handwerk wertschätze. „Das hessische Handwerk ist ein starkes Stück Mittelstand und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vom Handwerk geht eine große integrative Kraft aus“. © Foto: Diether v Goddenthow

Zukunft geht nur mit dem hessischen Handwerk – das wurde erneut auf dem traditionellen parlamentarischen Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) in Wiesbaden klar. Präsident Wolfgang Kramwinkel machte vor über 200 Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft deutlich, dass das Handwerk die derzeit etwas bröckelnde Konjunktur stütze. Vor allem die kleinen und mittelständischen Familienbetriebe aus dem Handwerk machten es der Politik einfach, da sie maßgeblich zur aktuellen Rekordbeschäftigung und zu dem damit in Zusammenhang stehenden hohen Steueraufkommen beitrügen. „Doch das alles ist kein Selbstläufer. Wenn wir wollen, dass dies auch in Zukunft so bleibt, müssen heute die richtigen politischen Entscheidungen getroffen werden“, sagte Kramwinkel.

Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung

Wolfgang Kramwinkel, Präsident der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) © Foto: Diether v Goddenthow
Wolfgang Kramwinkel, Präsident der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) © Foto: Diether v Goddenthow

Zu den politischen Entscheidungen gehöre unter anderem, dass die Zwei-Klassen-Behandlung von akademischer und beruflicher Ausbildung endlich beendet werden muss: „Akademische und berufliche Bildung gelten in Deutschland immer noch nicht gleich viel. Betrachtet man, wie stark beide Bildungswege finanziell gefördert werden, dann besteht ein starkes Ungleichgewicht. Deshalb fordern wir, Azubis und Studierende endlich finanziell gleichwertig zu behandeln und unsere Ausbildungsbetriebe und Azubis zu entlasten. Das wäre ein wirklich starkes Zeichen der Wertschätzung des Handwerks und der beruflichen Ausbildung.“ Kramwinkel machte deutlich, dass die Wertschätzung für die berufliche Ausbildung auch bei der Ausstattung der Berufsschule beginnen muss: „Das Schlagwort digitale Schule muss auch für Berufsschulen sowie berufliche Weiterbildungsangebote gelten. Gerade um die handwerkliche Berufsausbildung attraktiv und zukunftsfest zu machen, ist eine Modernisierung der Inhalte und Unterrichtsformen zwingend notwendig. Hier bedarf es dringend der Unterstützung des Landes Hessen.“

Abbau von Bürokratie und Überregulierung
Zudem warnte Kramwinkel vor den negativen Folgen einer ausufernden Bürokratisierung, die sich bereits auf die jüngere Generation auswirkten. Zwar habe Deutschland den Anspruch ein Gründerland zu sein. „Die Wahrheit ist aber, dass sich junge Menschen immer seltener für die Selbstständigkeit entscheiden. Selbst die Übernahme des elterlichen Betriebs lehnt die nächste Generation zunehmend ab. Es ist für junge Menschen heute anscheinend attraktiver, im Angestelltenverhältnis feste Arbeitszeiten und ein geregeltes Einkommen zu haben.“

Vor allem die Überregulierung mache dem Handwerk zunehmend zu schaffen. Immer mehr junge Meisterinnen und Meister , so Kramwinkel , seien beispielsweise darüber besorgt, „angesichts der ausufernden Bürokratie keine Zeit mehr für ihre Kunden und die eigentliche handwerkliche Tätigkeit zu haben. Sie wollen ihr Handwerk und keine Bürokratietätigkeit ausüben.“, so der AHH-Präsident.

Bürokratieabbau sei zwar seit Jahren in aller Munde, aber es fehle letztlich an entsprechendem Elan und Wille. Die seit Jahren bekannten und genügend vorliegenden Handlungsvorschläge würden einfach nicht wirklich aufgegriffen, trotz Weiterentwicklung des „One-in / One-out-Verfahrens“ und aktuellen Bürokratieentlastungsgesetz. Beispielsweise „brauchen wir eine sinnvolle Harmonisierung von Handels-und Steuervorschriften, damit Betriebe nicht immer häufiger gezwungen sind, neben der Handelsbilanz zusätzlich eine Steuerbilanz zu erstellen“, so Kramwinkel. Endlich geestrichen gehöre auch die Vorfälligkeit für Sozialversicherungsbeiträge, da es ein Ende haben müsse, dass die Wirtschaft in Vorleistung trete, um Liquiditätsengpässe bei den Sozialversicherungen vorzubeugen. „Konsequente Korrekturen brauchen wir auch bei den bürokratischen Anforderungen des Mindestlohns, der elektronischen Registrierungskassen und den zehnjährigen Aufbewahrungspflichten. Es ist ein Irrweg, die Wirtschaft unter Generalverdacht zu stellen und sämtliche Betriebe mit bürokratischen Pflichten zu belasten, nur um einzelne Missbrauchsfälle aufzudecken„, unterstrich Kramwinkel und fügte hinzu: „Aus den Betrieben höre ich, dass es immer schwerer fällt, die stetig neuen gesetzlichen Anforderungen umfassend zu erfüllen. Auch dort scheint sich immer häufiger das Gefühl der Überbelastung einzustellen. Klar ist, die Summe macht es aus –der Unmut darüber wächst.“

Bouffier: Hessen ist dank Handwerk wirtschaftlich erfolgreich

Ministerpräsident Volker Bouffier.© Foto: Diether v Goddenthow
Ministerpräsident Volker Bouffier.© Foto: Diether v Goddenthow

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier betonte, dass die Hessische Landesregierung das Handwerk wertschätze. „Das hessische Handwerk ist ein starkes Stück Mittelstand und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vom Handwerk geht eine große integrative Kraft aus“, so Bouffier. Als Beispiel dafür nannte er die bundesweit beispiellos enge Zusammenarbeit beim Landes-Programm ,Wirtschaft integriert´, das u.a. Flüchtlinge auf dem Weg ins Berufsleben begleitet. „Hessen ist dank des Handwerks ein wirtschaftlich erfolgreiches Land, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt pflegt.“ Der Ministerpräsident machte deutlich, dass die berufliche Bildung zu den Kernthemen der Hessischen Landesregierung gehöre. „Die Landesregierung engagiert sich mit voller Kraft im Bündnis Ausbildung Hessen, das vor zwei Wochen zum zweiten Mal unterzeichnet wurde. Zudem stocken wir die Haushaltsmittel für die berufliche Bildung auf. Um den Berufsschülerinnen und Berufsschülern die nötigen Kenntnisse zu vermitteln, die mit dem digitalen Wandel einhergehen und digitale Infrastrukturen zu verbessern, fördert die Landesregierung die Beruflichen Schulen durch den Digitalpakt und das Programm „Digitale Schule Hessen.“

Talkrunde – IAA-Weggang hätte verhindert werden können

Talkrunde, moderiert von Wiesbadener-Kurier-Chefredakteur Stefan Schröder, mit den Fraktionsvorsitzenden des Hessischen Landtags (v.li.) Nancy Faeser (SPD), Janine Wissler (Die Linke), Michael Boddenberg (CDU), Arno Enners (AfD), Renè Rock (FDP) und Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen). © Foto: Diether v Goddenthow
Talkrunde, moderiert von Wiesbadener-Kurier-Chefredakteur Stefan Schröder, mit den Fraktionsvorsitzenden des Hessischen Landtags (v.li.) Nancy Faeser (SPD), Janine Wissler (Die Linke), Michael Boddenberg (CDU), Arno Enners (AfD), Renè Rock (FDP) und Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen). © Foto: Diether v Goddenthow

Die Themen Digitalisierung und Ausbildung standen auch im Fokus der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Stefan Schröder, Chefredakteur des Wiesbadener Kuriers. Michael Boddenberg (CDU), Nancy Faeser (SPD), Renè Rock (FDP), Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen), Janine Wissler (Die Linke) und Arno Enners (AfD) sicherten die Unterstützung des hessischen Landtages zu, Mittelstand und Handwerk zu unterstützen. Kontrovers besprochen wurde die tagesaktuelle Absage an den Standort Frankfurt der Internationalen Automobil Ausstellung IAA. Es gelte nun, einen Masterplan zu erstellen um die IAA 2023 wieder nach Frankfurt zurück zu holen. Das RheinMain-Gebiet müsse zum führenden Zentrum von Mobilität und technikoffener Erforschung klimaneutraler Antriebsmöglichkeiten und Kraftstoffe werden.
„Um beim Klimaschutz im Verkehrsbereich voranzukommen, sind neben der Elektromobilität auch andere alternative Kraftstoffe und Antriebe unverzichtbar.

Die Potentiale synthetischer Kraftstoffe und auch die Brennstoffzellentechnologie müssen in der politischen Debatte eine viel größere Rolle spielen,“ forderte Rainer von Borstel, Geschäftsführer der AHH in seinem Schlusswort.

 

„Die weibliche Seite Gottes“ – Erste Wechselausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt für Oktober zur Wiedereröffnung des Rothschild-Palais geplant

Franz von Suck: Adam und Eva.
Franz von Suck: Adam und Eva.

Das Jüdische Museum Frankfurt wird dieses Jahr das renovierte Rothschild-Palais mit einer neuen Dauerausstellung und einem Erweiterungsbau eröffnen, in dem ab Oktober 2020 die erste Wechselausstellung Die Weibliche Seite Gottes gezeigt werden wird. Diese geht zurück auf ein wissenschaftliches Symposium an der Goethe-Universität des Jüdischen Museums mit dem Seminar Judaistik und dem Martin Buber Lehrstuhl für Religionsphilosophie vom Januar 2020. Die Ausstellung begibt sich auf die Suche nach der „weiblichen Seite Gottes“ in den drei monotheistischen Religionen. Von archäologischen Figurinen über mittelalterliche Bibelillustrationen und Madonnenbilder der Renaissance, spannt sie einen kulturgeschichtlichen Bogen hin zu Interpretationen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

Symposium „Zwischenzeiten: Zur Jüdischen Diaspora in Europa“, 15. – 16. März 2020
Einen ersten Vorgeschmack dessen, was im Zentrum der Arbeit des neuen Jüdischen Museums steht, gibt das Symposium Zwischenzeiten: Zur jüdischen Diaspora in Europa„, das von 15. – 16. März 2020 in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurts die gegenwärtige Situation von Jüdinnen und Juden in den Blick nimmt und im Spannungsfeld zwischen wachsendem jüdischen Selbstbewusstsein und gestiegenem Antisemitismus in Europa von hochkarätigen Publizisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Intellektuellen, Politikerinnen und Politikern diskutiert wird. Das Symposium wird auf Video aufgezeichnet und im Internet zur Verfügung gestellt.

Saul Friedländer wird erster Preisträger des „Ludwig Landmann-Preises für Mut und Haltung“
Am 29. März findet in den Räumlichkeiten des neuen Gebäudes ein Gala-Dinner mit erstmaliger Verleihung des Ludwig Landmann-Preises für Mut und Haltung an eine herausragende Persönlichkeit der deutsch-jüdischen Zeitgeschichte statt.

Kammermusikabend mit ehemaligen und aktuellen Mitgliedern des West-Eastern Divan Orchestra
Im Vorfeld der Eröffnung des neuen Jüdischen Museums laden die Freunde und Förderer des Hauses am 07.05.2020 zu einem besonderen Kammermusikabend ein. Ehemalige und aktuelle Mitglieder des West-Eastern Divan Orchestra werden im Kaisersaal des Frankfurter Römers Werke von Mozart, Schubert, Brahms und Piazzola aufführen.

Jüdisches Museum Frankfurt
Bertha-Pappenheim-Platz 1,
60311 Frankfurt am Main

Museum Judengasse Frankfurt
Battonnstrasse 47,
60311 Frankfurt am Main

BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION Die Farben der Antike ab 30. Jan. im Liebieghaus Frankfurt

BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION Die Farben der Antike 30. Januar – 30. August 2020 - Liebieghaus Skulpturensammlung.© Foto: Diether v Goddenthow
BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION Die Farben der Antike 30. Januar – 30. August 2020 – Liebieghaus Skulpturensammlung.© Foto: Diether v Goddenthow

Ab 30. Januar 2020 zeigt das Liebieghaus SkulpturenSammlung in Frankfurt mit der Sonderausstellung „BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION. Die Farben der Antike“ , dass die Antike nicht nur bunt, sondern bisweilen auch golden war. Sie lässt Besucher in die Welt der Polychromieforschung eintauchen, nachdem vor gut 15 Jahren die wissenschaftlich wiederentdeckte bunte Farbigkeit der antiken griechischen und römischen Skulptur unsere bis dahin seit der vorherrschenden Vorstellungen Statuen in reinem Marmorweiß ein wenig über den Haufen geworfen hatte.

Die Fehleinschätzung, von den marmorweißen antiken Skulpturen basierte laut Wissenschaft auf dem Un- bzw. Halbwissen der Renaissance und ihrer Vorläufer, andererseits aber auf einer Ideologie der reinen Form, die vor allem im 20. Jahrhundert bewusst platziert wurde. So wurde bis zuletzt die Beschäftigung mit der Farbigkeit der griechischen und römischen Marmorarchitektur und -skulptur in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit gemieden.

Seit kurzem gibt es gar die steile These, dass die farblose Skulptur als Sinnbild einer angemaßten Überlegenheit des „weißen Mannes“ dienen sollte – im Gegensatz zu den angeblich naiven, weil bunten Gestaltungsprinzipien der außereuropäischen Kulturen. Welchen Standpunkt man auch dazu einnimmt:  Die Ausstellung Bunte Götter – Golden Edition verspricht Spannendes zu entdecken. Sie vermittelt die spektakulären Ergebnisse der aktuellen Forschung. Sie verweist aber auch auf die reichen Forschungsarbeiten zur Farbigkeit antiker Skulptur, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert durchgeführt wurden. Seit 2003 tourt die Ausstellung durch die Welt. Sie wird kontinuierlich durch neue Forschungsergebnisse erweitert. In 30 Städten haben mittlerweile rund 3 Millionen Besucher die Ausstellung gesehen. In der Frankfurter Skulpturensammlung des Liebieghauses sind die Bunten Götter das erste Mal 2008 gezeigt worden. Seitdem hat sich der Bestand an Rekonstruktionen annähernd verdreifacht.

Experimentelle Farbrekonstruktionen der Bronzekrieger Riace A und Riace B, Bronzeguss, Kupfer, farbige Steine, Silber, Asphalt, H. 282 cm/208 cm (gesamt), 2015/2016, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main, Inv. LG 133, Dep.65 (Original: aus Griechenland, um 440 v.Chr.,  Dauerleihgabe des Archäologischen Nationalmuseums, Reggio Calabria) Foto:  Liebieghaus Skulpturensammlung – Norbert Miguletz
Experimentelle Farbrekonstruktionen der Bronzekrieger Riace A und Riace B, Bronzeguss, Kupfer, farbige Steine, Silber, Asphalt, H. 282 cm/208 cm (gesamt), 2015/2016, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main, Inv. LG 133, Dep.65 (Original: aus Griechenland, um 440 v.Chr., Dauerleihgabe des Archäologischen Nationalmuseums, Reggio Calabria) Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung – Norbert Miguletz

Die seit 1990 entstandenen Rekonstruktionen beruhen alle auf neuen Forschungsergebnissen. Auf dieser Basis wurde ihre Farbigkeit mit originalen historischen Malmaterialien hergestellt. Verwendet wurden dabei unter anderem:
– mineralische Pigmente (z. B. Ockererden, grüne Erde, Kupferkarbonate wie Azurit und Malachit, Zinnoberrot)
– Rußschwarz (Elfenbeinschwarz, Rebschwarz, Beinschwarz)
– synthetische Pigmente (Ägyptisch Blau, Ägyptisch Grün, Bleiweiß, Bleigelb)
– Bindemittel in Temperatechnik (Ei, Kasein und Öle)
Liebieghaus Skulpturensammlung
Schaumainkai 71,
60596 Frankfurt am Main

The Sound of Disney und weitere Ausstellungshighlights 2020 im Deutschen Filminstitut Filmmuseum Frankfurt (DFF)

Immer hereinspaziert! Das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF ermöglicht kulturelle Teilhabe und interkulturellen Austausch in ganz unterschiedlichen Angebots-Formaten für fast jede Altersgruppe ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Immer hereinspaziert! Das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF ermöglicht kulturelle Teilhabe und interkulturellen Austausch in ganz unterschiedlichen Angebots-Formaten für fast jede Altersgruppe © Foto: Diether v Goddenthow

Auch in 2020 bietet das Deutsche Filminstitut Filmmuseum DFF wieder eine Reihe abwechslungsreicher Ausstellungshighlights sowie zahlreiche Aktivitäten-Angebote für alle Alters-, Lern- und Interessengruppen sowie ein spannendes Kino-Programm bereit:

Noch bis zum bis 19. April 2020 läuft die einzigartige Sonderausstellung: Maximilian Schell, die anschließend auf „Wanderschaft“ nach Klagenfurt am Wörthersee geht, und dort ab 7. Mai 2020 im MuseumModerne Kunst Kärnten gezeigt wird.

„The Sound of Disney“

Abgelöst wird die „Schell-Sonderausstellung“ von der Sonderausstellung „The Sound of Disney“ zur Klangwelt der klassischen Disney-Animationsfilme aus den Jahren 1928 bis 1967. DFF vom 21. Mai bis 18. Oktober 2020.

The Sound of Desney © DFF
The Sound of Desney © DFF

„Who’s Afraid of the Big Bad Wolf”, “When You Wish upon a Star” oder das raukehlige “Cinderelly, Cinderelly” in Disneys Version des Aschenputtels: Nur wenige Takte dieser berühmten Filmsongs genügen, um uns hinein zu versetzen in die phantastische Welt von Walt Disney (1901 – 1966). Seine Filme haben Kindheiten weltweit geprägt und die dazugehörige Musik hat das ihrige zum Erfolg beigetragen.
Mit The Sound of Disney präsentiert das DFF von Mai bis Oktober 2020 eine Ausstellung zur Klangwelt der Disney-Klassiker. Untersucht wird der spezifische Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Originalfilmen sowie in zahlreichen Synchronfassungen. Die Präsentation reicht von kurzen Cartoons aus den „Silly Symphonies“ (1929 – 1939) und der Mickey-Mouse-Reihe bis hin zu den abendfüllenden Meisterwerken, die zu Walt Disneys Lebzeiten und unter seinem maßgeblichen Einfluss entstanden sind: angefangen mit SNOWWHITE AND THE SEVEN DWARFS (1937) bis hin zu THE JUNGLE BOOK (1967).
Sie werden durch eine Soundinstallation sowie zahlreiche Ton- und Filmausschnitte in unterschiedlichen Sprachfassungen repräsentiert. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus Exponate von hohem Schauwert: darunter Produktionsskizzen, Figurenstudien, Animationszeichnungen und -Cels* und Hintergrundgestaltungen zu vielen Walt Disney Produktionen sowie Belegmaterial zu den Arbeitsbiographien von Foley Artists (Geräuschemacher), Synchron-Schauspieler/innen und Komponisten.

„Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?“
Nach einer Umbauphase startet das DFF vom November 2020 bis April 2021 die Sonderausstellung „Katastrophe. Was kommt nach dem Ende?

© DFF
© DFF

Der Begriff „Katastrophe“ bezeichnet wörtlich eine „Wendung nach unten“, ein verheerendes Ereignis mit unvorhersehbaren Folgen. Diese Ausnahmesituation beeinträchtigt das Leben der Betroffenen maßgeblich, unterbricht ihren Alltag: Katastrophen setzen die bestehende Ordnung außer Kraft.
Als Vorstellung lösen sie ambivalente Gefühle aus – Angst einerseits, Faszination andererseits.
Aber während mittelalterliche Malerei sich nahezu lustvoll an apokalyptischen Szenen nach der biblischen Offenbarung des Johannes ergötzte und die Literatur der Romantik die tiefe menschliche Einsamkeit zelebrierte, wagt es erst die Moderne, im Glauben an die vom Menschen gestaltete Zukunft, sich ein Weltende ohne Neubeginn, die absolute Zerstörung vorzustellen.

Katastrophen sind in diesem Verständnis entweder menschengemacht (etwa durch Technologie, Staaten oder Klimawandel), oder sie gehen auf Gewalten von außen zurück (etwa Meteoriteneinschläge, Supervulkanausbrüche oder feindliches außerirdisches Leben).

Die Frage, wie die Katastrophe aussieht und was danach kommt, regt die Fantasie von Filmschaffenden seit jeher an. Ihren Werken, ihren Vor- und Darstellungen von Katastrophenszenarien und den darin implizit mitschwingenden gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Themen und Fragestellungen widmet sich die Ausstellung: Wodurch wird die Katastrophe ausgelöst? Was sind die biopolitischen Implikationen von Rettungsszenarien? Wie wird Angst im staatlichen Machtgefüge instrumentalisiert? Was sagen Art und Ästhetik des filmischen Untergangs über unsere Zeit?

Indem sich die Filmschaffenden die Katastrophe ausmalen, streben sie zugleich auch nach Vergewisserung, Versicherung, dem Eindruck von Kontrollierbarkeit. Dies leisten auch Forscherinnen und Forscher auf naturwissenschaftlicher Seite: ihren Ergebnissen und datenbasierten Zukunftsmodellen ist der zweite Handlungsstrang der Ausstellung gewidmet. Ergänzend befragen Forscher/innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Interviewbeiträgen und Visualisierungen die filmischen Bilder auf ihre Plausibilität und verdeutlichen reale Bedrohungsszenarien der aktuellen Klimakatastrophe.
Die Besucher/innen der Ausstellung werden so in die Lage versetzt, die Entwicklungslinien des Katastrophenfilms in einem größeren gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext zu sehen. Am Ende der Ausstellung trifft jede/r Besucher/in die Entscheidung über den Ausgang der Katastrophe selbst: Verlässt sie die Ausstellung durch den Raum mit den Erdrettungsversuchen oder denjenigen, der die komplette Zerstörung der Erde thematisiert?

Weitere Informationen zum umfangreichen Programm sowie zu Sonderveranstaltungen wie „Nacht der Museen“ und „Museumsuferfest“ finden Sie unter: AKTIVITÄTEN FÜR ALLE BESUCHER/INNEN für: KinoVeranstaltungen und zu den Festivals wie goEast, LUCAS Festival, Africa Alive und Verso Sud, Terza Visione und Días de Cine unter: Festivals

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

German Design Award 2020 – Gastausstellung im Museum Angewandte Kunst Frankfurt

Museum Angewandte Kunst Frankfurt.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Museum Angewandte Kunst Frankfurt.© Foto: Diether v Goddenthow

Vom 8. bis 23. Februar präsentiert die Gastausstellung German Design Award 2020 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt die besten Arbeien aus dem Bereich Excellent Communications Design und Excellent Architecture, die Newcomer-Finalisten sowie den Preisträger der Kategorie Personality, Jasper Morrison. Der britische Produktdesigner Jasper Morrison überzeugt mit seinen reduzierten, elegant designten Objekten, die formal unaufdringlich und maximal auf ihre Nützlichkeit fokussiert sind. Das Spektrum seiner Arbeit reicht von Möbeldesigns für Marken wie Cappellini und Vitra über Elektronik bis hin zum Entwurf der Straßenbahn in Hannover. In der Ausstellung sind Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Corporate Design, Packaging oder Architektur vertreten.

Der 2012 initiierte German Design Award ist der internationale Premiumpreis des Rat für Formgebung. Sein Ziel ist es, einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken, zu präsentieren und auszuzeichnen. Jährlich werden hochkarätige Einreichungen aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign prämiert, die alle auf ihre Art wegweisend in der internationalen Designlandschaft sind.

Eröffnung: Freitag, 7. Februar 2020, 18 Uhr
Veranstaltungsort: Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt

Die illustren Aufenthaltsorte der mittelalterlichen Herrscher – Vortrag im Landesmuseum Mainz über das Reisekönigtum entlang des Rheins

Reichskrone, Kopie © GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)
Reichskrone, Kopie © GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)

Mobilität ist eines der zentralen Themen unserer Zeit, aber auch schon im Mittelalter wurde gerne gereist, insbesondere waren die Herrscher der großen Dynastien viel unterwegs. Das so genannte Reisekönigtum ist ein stehender Begriff in der Mittelalterforschung. Einer der großen Experten auf diesem Gebiet ist der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Caspar Ehlers. In einem Vortrag im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) am 11. Februar 2020 um 18 Uhr befasst er sich insbesondere mit den „Königs- und Bischofspfalzen am Rhein als Zentralorte räumlicher Herrschaft“.

Prof. Dr. Caspar Ehlers ist wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main und lehrt Geschichte des Mittelalters an der Universität Würzburg. „Gerade entlang der „Rheinschiene“ befanden sich viele illustre Aufenthaltsorte, die seit der Merowingerzeit aber vor allem im 10. bis 13. Jahrhundert intensiv genutzt wurden“, so Ehlers. Es waren Königspfalzen und -höfe, Paläste der Bischöfe und Äbte sowie Quartiere der kirchlichen und weltlichen Großen des ostfränkisch-deutschen Reiches. Zudem wird Prof. Ehlers dem Begriff „Königspfalz“ einer ausführlichen Würdigung unterziehen.

Seine Ausführungen rücken insbesondere das mittelalterliche Zentrum der Macht ins Blickfeld. Die Region am Rhein. Während Herrscher und Dynastien wechselten und sich die Netzwerke ihrer Macht verschoben, war die Region zwischen Aachen und Basel, zwischen Metz und Frankfurt über Jahrhunderte hinweg die politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrallandschaft Europas, geprägt durch die Herrscherhäuser der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer. Neben den Städten Köln und Aachen spielten Mainz und Worms und seit salischer Zeit Speyer eine besondere Rolle in diesem Raum. Es war der Raum, in dem die „größte Kraft des Reiches“ lag, wie der Chronist Otto von Freising schon im 12. Jahrhundert feststellte.

Der hochinteressante Vortrag von Prof. Ehlers ist ein wichtiger Baustein nur wenige Wochen vor dem Start ins „Kaiserjahr 2020“, das im April auf der Burg Trifels beginnt. Die zentrale Veranstaltung ist dann die große Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“, die im September im Landesmuseum Mainz eröffnet wird.

Der Vortrag „Königs- und Bischofspfalzen am Rhein als Zentralorte räumlicher Herrschaft“ von Prof. Dr. Caspar Ehlers beginnt am Dienstag, 11. Februar 2020, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Landesmuseum Mainz,
Große Bleiche 49-51.

Kultureller Jahresauftakt der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) im Mainzer Unterhaus

Auf ein Neues 2020 - Beim  kulturellen Jahresauftakt der ZIRP stellte SWR-Moderatorin Patricia Küll vier Persönlichkeiten vor, die 2020 in Rheinland-Pfalz Neues wagen und viel bewegen möchten!  (v.li.)  Stephan Denzer Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer unterhauses, Dr. Bernd Herkner Leiter des Naturhistorischen Museums in Mainz, Dr. Denis Alt Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Professorin Dr. Susanne Weissman designierte Präsidentin der Hochschule Mainz sowie SWR-Moderatorin Patricia Küll. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Auf ein Neues 2020 – Beim kulturellen Jahresauftakt der ZIRP stellte SWR-Moderatorin Patricia Küll vier Persönlichkeiten vor, die 2020 in Rheinland-Pfalz Neues wagen und viel bewegen möchten! (v.li.) Stephan Denzer Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer unterhauses, Dr. Bernd Herkner Leiter des Naturhistorischen Museums in Mainz, Dr. Denis Alt Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Professorin Dr. Susanne Weissman designierte Präsidentin der Hochschule Mainz sowie SWR-Moderatorin Patricia Küll. © Foto: Diether v Goddenthow

Zum fünften Mal stellte die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. beim traditionellen kulturellen Jahresauftakt im Mainzer unterhaus vier prominente Persönlichkeiten aus Rheinland-Pfalz mit ihren neuen Plänen und Zielen für 2020 vor. Im Gespräch mit SWR-Moderatorin Patricia Küll verrieten Professorin Susanne Weissman, designierte Präsidentin der Hochschule Mainz, Dr. Denis Alt, seit 2019  Kulturstaatssekretär im Wissenschafts- und Kulturministerium, Dr. Bernd Herkner, seit 2019 Leiter des Naturhistorischen Museums Mainz und Stephan Denzer, seit Juli 2019 Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer Unterhauses, ihre wichtigsten Ziele für die kommenden 11 Monate vor. Heike Arend,  Geschäftsführerin der ZIRP konnte zahlreiche Gäste begrüßen und gab einen kurzen Rückblick . Musikalisch grandios umrahmt wurde die Veranstaltung von den jungen Musikstipendiaten der ZIRP Enrico Czmorek (Klavier) und Morgane Voisin (Violine).

Durch die Talkrunde „Auf ein Neues“ führte SWR-Moderatorin Patricia Küll. 

Professorin Dr. Susanne Weissman, designierte Präsidentin der Hochschule Mainz ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Professorin Dr. Susanne Weissman, designierte Präsidentin der Hochschule Mainz © Foto: Diether v Goddenthow

Professorin Dr. Susanne Weissman, Vizepräsidentin an der Technischen Hochschule Nürnberg, sagte, sie trete buchstäblich in große Fußstapfen ihres Vorgängers Herrn Muth. Dafür habe sie in Nürnberg mit einigen Dingen im Leben abgeschlossen, zum Beispiel ihre Psychotherapeutische Praxis und ihre Unternehmensberatung aufgegeben, um hundertprozentig ihre künftige Position an der Mainzer Hochschule auszuüben. Bei den ersten Besuchen, „die ich schon in den Fachbereichen hatte“ sei ihr aufgefallen, „dass es viele verborgene Schätze gibt, die es zu heben gilt“, deren Heben sie gerne unterstützen will. Sie hoffe in einem Jahr in wesentlichen Zügen ein gemeinsames Zielbild zu entwickeln.

 

Dr. Denis Alt, Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Dr. Denis Alt, Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur © Foto: Diether v Goddenthow

Aus aktuellem Anlass erinnerte Dr. Denis Alt, Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur , an den weltweiten Gedenktag des Nationalsozialismus, auch um einmal deutlich zu machen, dass „wir als Ministerium im Grunde genommen die ersten sind, die unter Einschränkung der Demokratie ganz besonders zu leiden hätten. Wir vertreten die Wissenschaft die Wissenschaftsfreiheit, aber auch die Kunst und Kultur und damit die Kunst und Kulturfreiheit, die als erstes zu leiden hätten wenn, „die Demokratie unter Beschuss gerät“. Und da es gegenwärtig diese Entwicklung gibt, so Alt, „lege nahe, dass wir uns in besonderer Weise der Verteidigung unserer Demokratie in diesem Jahr 2020 verschreiben müssen“. Der Staatssekretär und Kulturmensch Alt, der gerne klassische wie rockige Musik hört, glaubt, dass die Vielfältigkeit kultureller Angebote in Rheinland-Pfalz nicht nur in Oberzentren, sondern insbesondere auch in der Fläche etwas ganz Besonderes seien. Für ihn stünde es gar nicht persönlich zur Diskussion, ob für Kultur Geld ausgegeben werden müsse, denn „wir können Kultur nicht ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg messen“; sondern es gäbe eben Einrichtungen, „die der Pflege von Kultur dienen“, und es gäbe „auch so etwas wie einen kulturellen Schatz und Reichtum, den man pflegen muss, den man sich für kommende Generationen bewahren muss.“, so Alt, der überzeugt davon ist, „dass es die Aufgabe eines Staates, eines öffentlichen Gemeinwesen ist, übrigens auch jeder Stadt und Gemeinde, Kulturpflege zu betreiben“ .

 

Dr. Bernd Herkner, Leiter des Naturhistorischen Museums in Mainz, ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Dr. Bernd Herkner, Leiter des Naturhistorischen Museums in Mainz, © Foto: Diether v Goddenthow

Paläoanthropologe und Dinosaurierexperte Dr. Bernd Herkner sieht im neuen Jahr seine vordringliche Aufgabe darin, „das Naturkundemuseum Mainz sichtbarer zu machen, und zwar einmal das Museum selbst, aber auch die Bedeutung der Sammlung nach außen hin zu unterstreichen. Die Sammlung des Naturkundemuseums Mainz umfasse 1,5 Millionen Objekte. Das sei eine wissenschaftliche Datenbasis, eine Datenbank der Natur, eine unschätzbare Infrastruktur für die Forschung gerade jetzt auch hinsichtlich des Artenverlustes, so der Museumsdirektor. Die Naturkundemuseen weltweit seien mit ihren Sammlungen praktisch die „Verwalter der Artenvielfalt“, da sie die Daten, die physischen Objekte dazu haben mit zum Teil darin schlummernden unbekannten wertvollen Informationen für spätere Generationen. Die notwendige Pflege der Sammlung sei sehr verbesserungswürdig, insbesondere auch im Hinblick auf ihre Digitalisierung. Selbst Sammlungen  der ganz großen Häuser in Paris und in London seien noch weniger als 10 % digitalisiert. Das sei  eine Riesenaufgabe und da müssten natürlich auch Mittel fließen, um das leisten zu können. Mit dem „Standardpersonal„ wäre man froh, gerade mal den Museumsalltag, die Ausstellungen, Vermittlung usw. zu schaffen. Da sei noch viel zu tun, und vor allem wäre für ihn in diesem Jahr noch fällig, das Konzept für den weiteren, neuen Gebäudebereich zu entwickeln, so Herkner.

Naturhistorisches Museum Mainz
Reichklarastraße 1 und 10
55116 Mainz

 

Stephan Denzer, Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer unterhauses ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Stephan Denzer, Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer unterhauses © Foto: Diether v Goddenthow

Stephan Denzer, langjähriger Leiter der Abteilung Kabarett und Comedy im ZDF, 3sat und ZDFneo, und seit Juli 2019 neuer Chef im Mainzer unterhaus will 2020 seine Visionen für ein neues unterhaus in ein klares, konkretes Bild gießen, um den Wandlungsprozess in Gang zu setzten. Das geht nicht von heute auf morgen. Bei der „Heute-Show“ habe es auch fünf Jahre gedauert, bis aus dem anfänglichen Quotenflopp nun das Programmformat mit der höchsten Einschaltquote junger Zuschauer im ZDF wurde. Dem Erfinder von „Die Anstalt“, „Heute-Show“, Leute, Leute“, „Pelzig hält sich“, „Ellerbeck“, „Sketch History“ usw. fiel seine Entscheidung nicht leicht, mit knapp über 50 nochmal etwas ganz Neues zu wagen. Das Loslassen seines Leitungspostens beim ZDF, wo er viel bewegen konnte, sei eine seiner schwersten Entscheidungen im Leben gewesen. Doch die Zeit war reif, nach all dem Erreichten eine neue Herausforderung anzunehmen. Mit der Leitung der Kleinkunstbühne, „er hasse diesen Begriff Kleinkunst“, sei ihm das gelungen. Vor dieser Aufgabe habe er einen Riesenrespekt, und hoffe, dass ihm die Neugestaltung gelinge. Das Unterhaus, so Denzer, müsse wieder für alle Altersgruppen da sein, müsse zu einer Welt für alt und jung werden. Das Unterhaus müsse sich wandeln, offen für neue Formate werden, „um nicht am Ende abgehängt zu werden von den Entwicklungen wie etwa der Digitalisierung, so Denzer. Man müsse sich die Frage stellen, „wie kann ich einer solchen gravierenden gesellschaftlichen Veränderung gerecht werden, auch in einem so alten Traditionshaus wie dem unterhaus“.

Impression vom Foyerbereich im unterhaus. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Impression vom Foyer im unterhaus. © Foto: Diether v Goddenthow

Vorteilhaft sei, dass das Unterhaus über zwei Spielstätten verfüge, einmal über das traditionelle Kabarett im großen Theater unten, „und da werden wir natürlich das, was bisher dieses Haus geprägt hat und auch für eine breite Zustimmung in der Bevölkerung sorgt, weitermachen und sich das traditionelle Kabarett  weiter entfalten lassen, so Denzer. Im der oberen Theater hingegen sollen dann „die“ Jungen „ihre“ Spielstätte bekommen, wo Experimente stattfinden können, „wo das  passiert, was dann hoffentlich in Zukunft die Menschen, wenn sie nicht mehr die Treppe hier hochkommen, unten ins Theater führt“, erläutert Denzer ein wenig augenzwinkernd und zeigt damit, wie die verschiedenen „Formate“ einander befruchten könnten.

Zurzeit verknüpft sich der neue Unterhaus-Chef mit zahlreichen Mainzer Kulturinstitutionen, wie etwa dem Frankfurter Hof oder mit der Mainzer Film-Hochschule. „Wir arbeiten mit den Studenten zusammen. Wir versuchen ihnen den Einblick in Kleinkunst und Comedy zu geben, etwa wie man Inhalte lustig gestalten kann usw.. Im Gegenzug hilft die Hochschule, die ihnen neue Web- und Instagram-Auftritte gestaltet hat, das Unterhaus auf Instagram, Facebook usw. aktiver zu bewerben. „Das ist eine wunderbare Symbiose, eine Synergie, die da entsteht“, so Denzer. Er habe angehende Filmwissenschaftler und auch Studenten am journalistischen Seminar versucht für Comedy zu begeistern. Zwei seien bereits hängen geblieben, „die jetzt gemeinsam ein bisschen im unterhaus mitarbeiten wollen“.

Ja, und es stimme auch, dass ein eigenes Ensemble am Unterhaus entstehen solle. „Wir sind jetzt in der Casting-Phase“. Man könne sich noch bewerben: „Sie müssen uns ein kleines Selfie -Video schicken und irgendetwas Lustiges zu Fridays for Future sagen können. Und dann schaffen Sie’s ins Casting!“ , ermutigt der Unterhaus-Chef, es zu versuchen.

Mainzer Unterhaus
unterhaus – Mainzer Forum-Theater gGmbH
Münsterstraße 7,
55116 Mainz

Programm Mainzer Unterhaus

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

Hessen trauert um Kunstsammler Ferdinand Neess

Ferdinand Neess  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ferdinand Neess © Foto: Diether v Goddenthow

Ministerpräsident Volker Bouffier und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Ferdinand Neess hat allen Hessen ein Geschenk gemacht – seine Selbstlosigkeit dient als Vorbild“
Hessen trauert um den Kunstsammler Ferdinand Neess, der am Sonntag im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Neess hatte dem Land Hessen im Frühjahr 2017 seine einzigartige Jugendstil-Sammlung geschenkt, die im Landesmuseum in Wiesbaden zu sehen ist. „Ferdinand Neess hat den Hessinnen und Hessen und allen, die Wiesbaden besuchen, mit seiner Sammlung ein großartiges Geschenk gemacht – wir alle werden ihm immer dankbar sein“, erklärten Ministerpräsident Volker Bouffier und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn heute in Wiesbaden. „Dass jemand, der die Kunst so liebt und mit ihr lebt, sich von diesen Werken trennt und sie der Allgemeinheit zur Verfügung stellt, zeugt von einer Selbstlosigkeit, die als Vorbild dienen kann. Ein großer Mann ist von uns gegangen.“

„Dank der Großzügigkeit von Ferdinand Neess kann das Museum Wiesbaden eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des Jugendstils und des Symbolismus zeigen“, erklärte Ministerpräsident Bouffier, der den Kunstsammler im Oktober 2019 mit der Georg-August-Zinn-Medaille des Landes Hessen ausgezeichnet hatte. „Diese Kunstwerke werden noch viele künftige Generationen beeindrucken. Wir verstehen das Andenken an Ferdinand Neess auch als Verpflichtung, sie zu erhalten, zu zeigen und daran zu erinnern, wem wir diesen Kunstgenuss zu verdanken haben.“ Die Sammlung umfasst mehr als 500 Kunstwerke. Ihr Wert wird mit 42 Millionen Euro beziffert.

„Ich bin sehr froh, dass Ferdinand Neess die Einrichtung der Sammlung im eigens dafür umgebauten Südflügel des Museums Wiesbaden im vergangenen Jahr noch erleben konnte, einen Tag nach seinem 90. Geburtstag“, so Kunstministerin Dorn. „Der Stifter hat mehr als 40 Jahre lang Kunst und Leben eng miteinander verbunden, ganz im Geiste der Stilrichtung, die er sammelte. Er hat ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das die Grenzen zwischen Leben und Kunst schließlich aufheben sollte –wir, die wir daran teilhaben dürfen, danken ihm und seiner Frau Danielle herzlich.“

„Die Landeshauptstadt Wiesbaden trauert um Ferdinand Wolfgang Neess. Er hat uns 2017 reich beschenkt, indem er dem Landesmuseum seine einmalige Jugendstilsammlung vermacht hat, die seither kunstbegeisterte Menschen aus der ganzen Welt in unser Museum lockt. Für immer sind wir ihm von Herzen dankbar; sein Andenken werden wir in großen Ehren halten“, so Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Axel Imholz.

Verleihung der August-Zinn Medaille

Jugendstil-Sammlung Ferdinand Nesses im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden

Ausstellungsübersicht 2020 Deutsches Ledermuseum Offenbach

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Das Deutsche Ledermuseum DML in Offenbach, eines der renommiertesten Häuser weltweit seiner Art, verfügt über einen einmaligen Sammlungsbestand aus sechs Jahrtausenden und fünf Kontinenten, der über 30.000 Objekte aus den Bereichen Angewandte Kunst, Ethnologie und dem Deutschen Schuhmuseum umfasst. Zu sehen sind Meisterwerke der europäischen Ledergestaltung vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Schuhwerk aus vier Jahrtausenden sowie herausragende ethnologische Objekte aus Amerika, Afrika, Asien und der Polarregion.

Auch 2020  veranstaltet das DML zudem  wieder spannende Sonderausstellungen rund um das Thema Leder:

STEP BY STEP Schuh.Design im Wandel
Vor dem Hintergrund der einzigartigen Schuhsammlung des DLM entfaltet sich mit STEP BY STEP: Schuh.Design im Wandel eine Ausstellung rund um das Thema Schuhe über alle Kontinente und durch alle Zeiten hinweg.

DAS IST LEDER! VON A BIS Z
Mit DAS IST LEDER! Von A bis Z präsentiert das DLM einen innovativen, multimedialen Projektraum, der umfassenden Einblick in den jahrtausendealten Werkstoff gibt und erstmals die Grundlagen von Leder in einem Dialog mit der herausragenden Sammlung des Museums zeigt.

IN BEZUG GESETZT: OBJEKTE BERICHTEN AUS AFRIKA
Ein Ausstellungsmodul im Sammlungsbereich Ethnologie wird zur Experimentierfläche, um neue Perspektiven auf ausgewählte Exponate der Afrika-Sammlung zu ermöglichen.

LEDER.WELT.GESCHICHTE.
100 JAHRE DEUTSCHES LEDERMUSEUM (1917-2017)
Anlässlich seines 100. Geburtstags zeigt das Deutsche Ledermuseum mit LEDER.WELT.GESCHICHTE. die zweite Ausstellung im Jubiläumsjahr 2017.

und ab 3. OKTOBER 2020 bis 30. MAI 2021
TIERISCH SCHÖN?. Über die Koexistenz von Mensch, Tier und Natur in verschiedensten Facetten durch zeitgleiche Ausstellungen neben dem DLM auch in Räumlichkeien der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim und des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden.

In einer Vorankündigung heißt es, dass sich das DLM „Mit TIERISCH SCHÖN?“  anhand von Objekten aus seinen drei Sammlungsbereichen – Angewandte Kunst, Ethnologie und Deutsches Schuhmuseum – mit der jahrtausendealten Beziehung zwischen Mensch und Tier auseinandersetzt. Seit jeher ist diese von Widersprüchen geprägt. Tiere spielen seit Urzeiten eine wichtige Rolle – einerseits stellten sie eine Bedrohung für den Menschen dar, andererseits waren sie als Jagd- und Beutetiere für den Menschen existenziell. In verschiedenen Kulturen werden Tieren magische Kräfte zugeschrieben; sie sind als Heilsbringer und Gottheiten bei Ritualen und in Religionen von zentraler Bedeutung. Einige dieser unterschiedlichen Gesichtspunkte will die Schau pointiert darstellen und kritisch analysieren. Die überwiegend aus Leder gefertigten Exponate, die einen weiten geografischen als auch zeitlichen Bogen spannen, nehmen dabei eine besonders ambivalente Position ein.

Ort:
DLM DEUTSCHES LEDERMUSEUM
Frankfurter Str. 86
63067 Offenbach am Main
Telefon: 069 829798 − 0
E-Mail: info@ledermuseum.de

Die neuen Ausstellungen im Museum Angewandte Kunst 2020

Museum Angewandte Kunst Frankfurt.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Museum Angewandte Kunst Frankfurt.© Foto: Diether v Goddenthow

Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, welches in Folge wieder einmal seine  Besucherzahlen steigern konnte, von 141.747 (2018) auf 167.144 (2019),   hält auch in 2020 wieder eine Reihe abwechslungsreicher Ausstellungshighlights bereit: vom Phänomen des Wünschens, über eine einzigartige Mode-Sammlung bis hin zu grafischen Welten als sinnlicher Denkanstoß.

Wie das MAK mitteilt, startet das neue Ausstellungsjahr  mit Ingrid Godon. Ich wünschte und verwandelt das Museum für drei Wochen in ein lebendiges und pulsierendes, aber auch stilles und kontemplatives Open House.
Im ersten Halbjahr eröffnen zwei weitere Ausstellungen, die sich zum einen Designerin und Mode-Ikone Michelle Elie und ihrer außergewöhnlichen Commes des Garçons Sammlung sowie mit Anette Lenz. à propos einer der einflussreichsten Gestalterinnen der Gegenwart widmen. Im zweiten Halbjahr feiert das Museum Angewandte Kunst unter anderem die Schönheit der archetypischen Form der Schale.

Aus dem MAK:

© MAK
© MAK

Ingrid Godon. Ich wünschte
Open House
26. Februar bis 15. März
Das Museum Angewandte Kunst lädt mit Ingrid Godons Ausstellung Ich wünschte in einen Möglichkeitsraum ein, der nicht nur das
Potenzial birgt, über die eigenen Wünsche zu reflektieren, sondern der mit seinen gestalteten Atmosphären als Raum für Prozesse, Ereignisse und Diskussionen zur Teilhabe animieren
möchte.
Zusammen mit Texten des vielfach ausgezeichneten Lyrikers Toon Tellegen öffnen Godons Bilder von Gesichtern ernster Kinder, wehmütiger Männer und nachdenklicher Frauen eine Tür für unsere Imagination. Während der gesamten Laufzeit verwandelt die für die Ausstellung konzipierte Klanginstallation sound 48H silence von d.o.o.r (Oona Kastner und Dirk Raulf) die Architektur des Museums in einen Klangkörper. Sie mündet am letzten Wochenende in einer 48-stündigen Live-Performance mit namenhaften internationalen Musiker*innen. Zwischen den Wandillustrationen und Originalen der belgischen Künstlerin lädt außerdem ein Angebot an Musik, Performances und Workshops Besucher*innen jeden Alters zum sinnlichen Erleben, Verweilen und Wandeln ein. Das Museum Angewandte Kunst präsentiert sich als ein lebendiges und pulsierendes, aber auch stilles und kontemplatives Open House: El Barrio bietet Konzerte, Livesets, ausgewählte Menüs, ein Popup-Kino und eine Barlandschaft. Die Create-Abteilung des Museums lädt zu Performances aus den Bereichen Tanz und Spoken-Word sowie Workshops u.a. von der Bildungsstätte Anne Frank ein.
Thomas Linden kuratiert Ingrid Gordons Ich wünschte.

Life doesn’t frighten me
Michelle Elie wears Comme des Garçons
3. April bis 30. August 2020

Kleidung wird durch kulturellen Kontext zu Mode. Die japanische Designerin Rei Kawakubo gründete 1969 ihr Modelabel Commes des Garçons (deutsch: Wie Jungs). Bis heute geht es ihr nicht darum zu gefallen, sondern spielerisch und lustvoll den männlichen, dur ch westliche Schönheitsideale gelenkten Blick zu stören. Konventionen der Schnittkunst bricht Kawakubo durch Dekonstruktion, Verschiebung, Zerstörung und Ausbuchtungen ohne Rücksicht auf Körperformen. Träger*innen eignen sich die Kleidobjekte an, bringen s ie in ihren je eigenen Kontexten zum Leben, nicht ohne Aufsehen zu erregen. Comme des Garçons widerspricht der Norm, fällt auf und provoziert nicht selten. Designerin und Mode-Ikone Michelle Elie liebt, sammelt und lebt Kawakubos Entwürfe leidenschaftlich – auf den internationalen Fashionweeks, die sie regelmäßig besucht, und in ihrem Kölner Alltag. Das Museum Angewandte Kunst zeigt Elies Sammlung und lässt sie selbst die Geschichten der jeweiligen Stücke erzählen: Vom Moment der Entdeckung, über den Erwerb, bis hin zum Erleben auf dem eigenen Körper und den unterschiedlichsten Reaktionen, die das Tragen bei anderen provoziert. „Life doesn’t frighten me“, sagt diegebürtige Haitianerin und tatsächlich gehört Mut dazu, Kawakubo zu tragen und sich damit klar gegen gesellschaftliche Normen zu positionieren. Als Schwarze Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft mit ihren entsprechenden Vorstellungen von Schönheit, strotzt Elie bereits durch ihr bloßes Sein jeder Norm. Mit Commes des Garçons am Leib, überspitzt sie ihre Körpererfahrungen selbstbewusst und fordert damit Betrachter*innen heraus, ihr je eigenes Körpererleben zu reflektieren.
Kuratorin: Dr. Mahret Ifeoma Kupka

Anette Lenz. à propos
25. April 2020 bis 30. August 2020

Anette Lenz lebt in Paris und zählt zu den einflussreichsten Gestalter*innen der Gegenwart. In Frankfurt widmet ihr deshalb das Museum Angewandte Kunst erstmals in Deutschland eine Ausstellung.
Nach ihrem Grafikdesign-Studium in München trat sie in Paris dem Gestalterkollektiv Grapus bei, das sich mit Henryks Tomaszewskis „Kultur des Verrückten Einfalls“ und der Beuyschen Idee der „Sozialen Plastik“ an die Spitze der zu dieser Zeit allein ökonomisch orientierten französischen Gestalterwelt geputscht hatte. Aus dem Misstrauen gegen kommerzielle Werbung entwickelten Grapus und damit auch Anette Lenz völlig neue Strategien für die Kommunikation im öffentlichen Raum. Dies ist bis heute ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Unaufgeregt, aber umso relevanter für eine visuelle Wahrnehmung, hat sich Anette Lenz in den letzten 30 Jahren in der französischen Grafikwelt und international etabliert. Anette Lenz gestaltete u.a. die visuellen Identitäten mehrerer französischer Städte, Theater und Museen. Sie entwickelte mit ihrem Spiel mit Typografie, Farbe und teilweise auch Fotografie außergewöhnliche Plakatserien, Ausstellungsdesigns und Bücher, wobei für Anette Lenz „das Plakat eines der demokratischsten Medien schlechthin“ ist. In einer nach wie vor männlich dominierten und von ökonomischen Faktoren bestimmten Kommunikationswelt, hat sie sich ihre Einmaligkeit bewahrt und ist Teil einer längst überfälligen Genderkorrektur geworden. Sie kann als Vorreiterin einer neuen Generation von
Grafikdesigner*innen gewertet werden, die sich ihrer politisch-gesellschaftlichen Rolle bewusst sind. In ihrer Einzelausstellung wird Anette Lenz die Museumsräume in begehbare grafisc he Welten verwandeln, die visuelle Kommunikation nicht als Kauf- sondern als sinnlichpoetischen Denkanstoß erleben lassen werden. Kuratoren: Peter Zizka, Prof. Matthias Wagner K

亞歐堂meet asian art: Schalen. Metamorphosen einer Grundform
Ab September 2020
Ab Herbst 2020 feiert das Museum Angewandte Kunst die Schönheit der archetypischen Form der Schale. Es präsentiert ausgewählte Beispiele aus China, Korea, Japan und Südostasien, gefertigt über vier Jahrtausende hinweg in unterschiedlichsten Materialien und Techniken. Die Kabinettausstellung spürt damit einer Grundform ostasiatischer Produktgestaltung nach, deren älteste, neolithische Beispiele durchweg Keramiken sind, die jedoch auch in Materialien wie Jade, Bronze, Cloisonné oder Glas in Erscheinung tritt. Fast alle gezeigten Stücke entstammen der asiatischen Sammlung im Museum Angewandte Kunst.
Bis 30. August läuft noch in der gleichen Reihe die wunderbare Ausstellung „Von Drachen, Einhörnern und Mondhasen. Tierische und
mythische Wesen im Alten China“

Kurator beider Ausstellungen: Dr. Stephan von der Schulenburg

Die Dauerausstellungen im MAk

Dieter Rams. Ein Stilraum
Mit seiner funktionsorientierten und unprätentiösen, visuell langlebigen und dabei höchst ästhetischen Gestaltung prägte Dieter Rams das Image des deutschen Designs der Nachkriegszeit. Noch heute beeinflusst seine Designhaltung Generationen von Gestalterinnen und Gestaltern. Mit wechselnden Exponaten werden im Dieter-Rams-Stilraum die inhaltlichen und biografischen Zusammenhänge seiner Designhaltung veranschaulicht.
Kurator: Prof. Dr. Klaus Klemp

Richard Meier. Ein Stilraum
Im April 1985 bezog das Museum Angewandte Kunst, damals noch unter dem Namen Museum für Kunsthandwerk, den Richard-Meier-Bau am Schaumainkai 17. Die
Kabinettausstellung zeigt, auf welche historischen Referenzen sich der Architekt für seine Planungen bezieht: Wer sind seine gestalterischen Vorbilder aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und welche kulturellen Bezüge aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre unterstreichen seine Haltung?
Kurator: Thibaut de Ruyter

Darüber bietet das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm: Veranstaltungskalender