Die neuen Ausstellungen im Museum Angewandte Kunst 2020

Museum Angewandte Kunst Frankfurt.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Museum Angewandte Kunst Frankfurt.© Foto: Diether v Goddenthow

Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, welches in Folge wieder einmal seine  Besucherzahlen steigern konnte, von 141.747 (2018) auf 167.144 (2019),   hält auch in 2020 wieder eine Reihe abwechslungsreicher Ausstellungshighlights bereit: vom Phänomen des Wünschens, über eine einzigartige Mode-Sammlung bis hin zu grafischen Welten als sinnlicher Denkanstoß.

Wie das MAK mitteilt, startet das neue Ausstellungsjahr  mit Ingrid Godon. Ich wünschte und verwandelt das Museum für drei Wochen in ein lebendiges und pulsierendes, aber auch stilles und kontemplatives Open House.
Im ersten Halbjahr eröffnen zwei weitere Ausstellungen, die sich zum einen Designerin und Mode-Ikone Michelle Elie und ihrer außergewöhnlichen Commes des Garçons Sammlung sowie mit Anette Lenz. à propos einer der einflussreichsten Gestalterinnen der Gegenwart widmen. Im zweiten Halbjahr feiert das Museum Angewandte Kunst unter anderem die Schönheit der archetypischen Form der Schale.

Aus dem MAK:

© MAK
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Ingrid Godon. Ich wünschte
Open House
26. Februar bis 15. März
Das Museum Angewandte Kunst lädt mit Ingrid Godons Ausstellung Ich wünschte in einen Möglichkeitsraum ein, der nicht nur das
Potenzial birgt, über die eigenen Wünsche zu reflektieren, sondern der mit seinen gestalteten Atmosphären als Raum für Prozesse, Ereignisse und Diskussionen zur Teilhabe animieren
möchte.
Zusammen mit Texten des vielfach ausgezeichneten Lyrikers Toon Tellegen öffnen Godons Bilder von Gesichtern ernster Kinder, wehmütiger Männer und nachdenklicher Frauen eine Tür für unsere Imagination. Während der gesamten Laufzeit verwandelt die für die Ausstellung konzipierte Klanginstallation sound 48H silence von d.o.o.r (Oona Kastner und Dirk Raulf) die Architektur des Museums in einen Klangkörper. Sie mündet am letzten Wochenende in einer 48-stündigen Live-Performance mit namenhaften internationalen Musiker*innen. Zwischen den Wandillustrationen und Originalen der belgischen Künstlerin lädt außerdem ein Angebot an Musik, Performances und Workshops Besucher*innen jeden Alters zum sinnlichen Erleben, Verweilen und Wandeln ein. Das Museum Angewandte Kunst präsentiert sich als ein lebendiges und pulsierendes, aber auch stilles und kontemplatives Open House: El Barrio bietet Konzerte, Livesets, ausgewählte Menüs, ein Popup-Kino und eine Barlandschaft. Die Create-Abteilung des Museums lädt zu Performances aus den Bereichen Tanz und Spoken-Word sowie Workshops u.a. von der Bildungsstätte Anne Frank ein.
Thomas Linden kuratiert Ingrid Gordons Ich wünschte.

Life doesn’t frighten me
Michelle Elie wears Comme des Garçons
3. April bis 30. August 2020

Kleidung wird durch kulturellen Kontext zu Mode. Die japanische Designerin Rei Kawakubo gründete 1969 ihr Modelabel Commes des Garçons (deutsch: Wie Jungs). Bis heute geht es ihr nicht darum zu gefallen, sondern spielerisch und lustvoll den männlichen, dur ch westliche Schönheitsideale gelenkten Blick zu stören. Konventionen der Schnittkunst bricht Kawakubo durch Dekonstruktion, Verschiebung, Zerstörung und Ausbuchtungen ohne Rücksicht auf Körperformen. Träger*innen eignen sich die Kleidobjekte an, bringen s ie in ihren je eigenen Kontexten zum Leben, nicht ohne Aufsehen zu erregen. Comme des Garçons widerspricht der Norm, fällt auf und provoziert nicht selten. Designerin und Mode-Ikone Michelle Elie liebt, sammelt und lebt Kawakubos Entwürfe leidenschaftlich – auf den internationalen Fashionweeks, die sie regelmäßig besucht, und in ihrem Kölner Alltag. Das Museum Angewandte Kunst zeigt Elies Sammlung und lässt sie selbst die Geschichten der jeweiligen Stücke erzählen: Vom Moment der Entdeckung, über den Erwerb, bis hin zum Erleben auf dem eigenen Körper und den unterschiedlichsten Reaktionen, die das Tragen bei anderen provoziert. „Life doesn’t frighten me“, sagt diegebürtige Haitianerin und tatsächlich gehört Mut dazu, Kawakubo zu tragen und sich damit klar gegen gesellschaftliche Normen zu positionieren. Als Schwarze Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft mit ihren entsprechenden Vorstellungen von Schönheit, strotzt Elie bereits durch ihr bloßes Sein jeder Norm. Mit Commes des Garçons am Leib, überspitzt sie ihre Körpererfahrungen selbstbewusst und fordert damit Betrachter*innen heraus, ihr je eigenes Körpererleben zu reflektieren.
Kuratorin: Dr. Mahret Ifeoma Kupka

Anette Lenz. à propos
25. April 2020 bis 30. August 2020

Anette Lenz lebt in Paris und zählt zu den einflussreichsten Gestalter*innen der Gegenwart. In Frankfurt widmet ihr deshalb das Museum Angewandte Kunst erstmals in Deutschland eine Ausstellung.
Nach ihrem Grafikdesign-Studium in München trat sie in Paris dem Gestalterkollektiv Grapus bei, das sich mit Henryks Tomaszewskis „Kultur des Verrückten Einfalls“ und der Beuyschen Idee der „Sozialen Plastik“ an die Spitze der zu dieser Zeit allein ökonomisch orientierten französischen Gestalterwelt geputscht hatte. Aus dem Misstrauen gegen kommerzielle Werbung entwickelten Grapus und damit auch Anette Lenz völlig neue Strategien für die Kommunikation im öffentlichen Raum. Dies ist bis heute ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Unaufgeregt, aber umso relevanter für eine visuelle Wahrnehmung, hat sich Anette Lenz in den letzten 30 Jahren in der französischen Grafikwelt und international etabliert. Anette Lenz gestaltete u.a. die visuellen Identitäten mehrerer französischer Städte, Theater und Museen. Sie entwickelte mit ihrem Spiel mit Typografie, Farbe und teilweise auch Fotografie außergewöhnliche Plakatserien, Ausstellungsdesigns und Bücher, wobei für Anette Lenz „das Plakat eines der demokratischsten Medien schlechthin“ ist. In einer nach wie vor männlich dominierten und von ökonomischen Faktoren bestimmten Kommunikationswelt, hat sie sich ihre Einmaligkeit bewahrt und ist Teil einer längst überfälligen Genderkorrektur geworden. Sie kann als Vorreiterin einer neuen Generation von
Grafikdesigner*innen gewertet werden, die sich ihrer politisch-gesellschaftlichen Rolle bewusst sind. In ihrer Einzelausstellung wird Anette Lenz die Museumsräume in begehbare grafisc he Welten verwandeln, die visuelle Kommunikation nicht als Kauf- sondern als sinnlichpoetischen Denkanstoß erleben lassen werden. Kuratoren: Peter Zizka, Prof. Matthias Wagner K

亞歐堂meet asian art: Schalen. Metamorphosen einer Grundform
Ab September 2020
Ab Herbst 2020 feiert das Museum Angewandte Kunst die Schönheit der archetypischen Form der Schale. Es präsentiert ausgewählte Beispiele aus China, Korea, Japan und Südostasien, gefertigt über vier Jahrtausende hinweg in unterschiedlichsten Materialien und Techniken. Die Kabinettausstellung spürt damit einer Grundform ostasiatischer Produktgestaltung nach, deren älteste, neolithische Beispiele durchweg Keramiken sind, die jedoch auch in Materialien wie Jade, Bronze, Cloisonné oder Glas in Erscheinung tritt. Fast alle gezeigten Stücke entstammen der asiatischen Sammlung im Museum Angewandte Kunst.
Bis 30. August läuft noch in der gleichen Reihe die wunderbare Ausstellung „Von Drachen, Einhörnern und Mondhasen. Tierische und
mythische Wesen im Alten China“

Kurator beider Ausstellungen: Dr. Stephan von der Schulenburg

Die Dauerausstellungen im MAk

Dieter Rams. Ein Stilraum
Mit seiner funktionsorientierten und unprätentiösen, visuell langlebigen und dabei höchst ästhetischen Gestaltung prägte Dieter Rams das Image des deutschen Designs der Nachkriegszeit. Noch heute beeinflusst seine Designhaltung Generationen von Gestalterinnen und Gestaltern. Mit wechselnden Exponaten werden im Dieter-Rams-Stilraum die inhaltlichen und biografischen Zusammenhänge seiner Designhaltung veranschaulicht.
Kurator: Prof. Dr. Klaus Klemp

Richard Meier. Ein Stilraum
Im April 1985 bezog das Museum Angewandte Kunst, damals noch unter dem Namen Museum für Kunsthandwerk, den Richard-Meier-Bau am Schaumainkai 17. Die
Kabinettausstellung zeigt, auf welche historischen Referenzen sich der Architekt für seine Planungen bezieht: Wer sind seine gestalterischen Vorbilder aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und welche kulturellen Bezüge aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre unterstreichen seine Haltung?
Kurator: Thibaut de Ruyter

Darüber bietet das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm: Veranstaltungskalender