Kategorie-Archiv: Wiesbadener Museen

Winterzeit Museumszeit – Wiesbadener Museum lädt ein zu verschiedenen Sonder- und Dauerausstellungen

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Zahlreiche Sonder- und Dauerausstellungen im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden können in der dunklen Jahreszeit Geist und Seele ein wenig erhellen, beflügeln, inspirieren und vielleicht auch Besuchern neue Impulse verleihen. Allein ein Gang durch die einmalige Jugendstil-Sammlung von F.W. Neess mit über 500 Exponaten zu allen Facetten des Jugendstils im ausgehenden 19. Jahrhundert berührt ungemein.

Aktuell werden neben den weiteren Dauerausstellungen „Alte Meister“, „Klassische Moderne“, „Moderne und Gegenwart“, „Ästhetik der Natur“, „Farbe“, „Form“ und „Bewegung“ folgende Sonderausstellungen gezeigt:
Nadine Schemmann: Amplituden
Intervention
15 Dez 2023 — 7 Apr 2024

Stephan Balkenhol trifft Alte Meister
Zeitfenster
10 Nov 2023 — 2 Jun 2024

Tierisch Rot
Studienausstellung
29 Okt 2023 — 28 Apr 2024

Gemischtes Doppel
Die Molls und die Purrmanns: Zwei Künstlerpaare der Moderne
13 Okt 2023 — 18 Feb 2024

HAP Grieshaber
FORM | SPRACHE
22 Sep 2023 — 21 Jan 2024

Vom Wert des Wassers
Alles im Fluss?
22 Apr 2022 — 14 Jan 2024

Ab dem 19 Jan präsentiert das Museum Wiesbaden  die Kabinettausstellung: „Kurt Büsser ermöglicht… Erich Buchholz und Fred Sandback“. Der Wiesbadener Sammler hat über viele Jahre Werke des Konstruktivisten Erich Buchholz (1891—1972) und mit ebenso großer Kennerschaft Grafiken und Zeichnungen des Installationskünstlers Fred Sandback (1943—2003) zusammengetragen. Beide Konvolute sind in den letzten Jahren, größtenteils als Schenkung, an das Museum Wiesbaden übergegangen und werden nun erstmals gemeinsam gezeigt.

Freier Eintritt am esten Samstag im Monat

Weiterhin haben Besucher in 2024 am ersten Samstag im Monat  freien Eintritt ins Museum. Ermöglicht wird dieser Tag seit vielen Jahren durch die Unterstützung der Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

 

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2250 (-51)
Fax 0611 ⁄ 335 2192
Museum Wiesbaden 

Glasarbeiten der Fassadenkünstlerin MadC mit fünf permanenten Kunstwerken aus Glas im Museum Reinhard Ernst Wiesbaden

Die Streetart-Künstlerin MadC hat ihre Werkreihe "wandering thoughts" eigens für das Museum Reinhard Ernst (mre) geschaffen. Der Einbau der großformatigen Glasarbeiten hat vor einigen Wochen begonnen und wird in mehreren Phasen ausgeführt. Eine Mitarbeiterin von Derix Glasstudios beim Einbringen der Glasarbeiten von Claudia Walde alias MadC Foto: Anika Dekubanowski (mre)
Die Streetart-Künstlerin MadC hat ihre Werkreihe „wandering thoughts“ eigens für das Museum Reinhard Ernst (mre) geschaffen. Der Einbau der großformatigen Glasarbeiten hat vor einigen Wochen begonnen und wird in mehreren Phasen ausgeführt. Eine Mitarbeiterin von Derix Glasstudios beim Einbringen der Glasarbeiten von Claudia Walde alias MadC Foto: Anika Dekubanowski (mre)

Wiesbaden, 20. November 2023 – Kopenhagen, Montreal, London, Bangkok: MadCs großformatige Arbeiten finden sich auf Wänden in der ganzen Welt. Mit Sprühfarbe und Hubsteiger verwandelt sie Brückenteile, Mauern, mehrstöckige Hausfassaden in Gemälde. In Kürze kann man ihre Kunst auch in Wiesbaden sehen. Für das Museum Reinhard Ernst (mre) betritt MadC jedoch künstlerisches Neuland: Sie ist mit fünf Glasarbeiten im Untergeschoss des Museums präsent. Die Einbauarbeiten haben vor einigen Wochen begonnen und werden in mehreren Phasen ausgeführt.

Unter ihrem Street Art-Namen MadC gehört Claudia Walde zu den anerkanntesten Graffiti-Künstlerinnen weltweit. Auch die Arbeiten im mre zeigen ihre reiche Erfahrung auf diesem Feld. Markenzeichen ihrer Kompositionen – ob auf Wänden oder auf der Leinwand – ist der lichtdurchlässige Farbauftrag und die starke Leuchtkraft.

Für „wandering thoughts“, ihre fünfteilige Arbeit im mre, überträgt Walde ihre Gemälde anschließend in Glas. „Dabei bewältigt sie die große künstlerische Herausforderung, die eigene Bildkomposition zunächst wieder in ihre Einzelteile zu zerlegen. Dann werden zahlreiche Glastafeln zugeschnitten und neben- und übereinandergeschichtet, bis die gewünschte Bildtiefe erzielt ist“, sagt Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor des mre. MadCs abstrakte Gemälde strotzen vor Energie. Sie ziehen Betrachter:innen in ihren Bann und entführen in ein Farbuniversum, das Grenzen zwischen Sprachen und Kulturen überschreitet.

Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird in der ersten Hälfte 2024 eröffnet werden. © Foto: Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird in der ersten Hälfte 2024 eröffnet werden. © Foto: Diether von Goddenthow

Wie Katharina Grosse und Karl-Martin Hartmann hat auch Walde dafür eng mit den Derix Glasstudios aus Taunusstein zusammengearbeitet. Dort fand sie die Expertise und das für die Umsetzung notwendige künstlerische Einfühlungsvermögen. Über ihre Zusammenarbeit mit dem traditionsreichen Kunsthandwerksbetrieb sagt Claudia Walde: „Die Kollegen verfügen über ein sehr großes Know-how im Umgang mit dem Material. Ich habe die Entstehung der Werke in jeder entscheidenden Phase mitverfolgt. Dank des gegenseitigen Vertrauens und der Leidenschaft für die jeweilige Arbeit sind die Werke besser geworden, als ich es mir anfänglich vorstellen konnte“. Über den Zeitraum von vier Monaten hat das Team von Derix an der Umsetzung gearbeitet. Um die gewünschten Farbschattierungen und Farbverläufe zu erzeugen, haben die Glasmaler leuchtend farbige mundgeblasene Echt-Antikgläser der Glashütte Lamberts händisch geätzt. Diese Gläser wurden in drei Ebenen mit einem transparenten Silikon partiell auf manuell bemalte Sicherheitsgläser aufgeklebt. Durch die Trennung der Gläser – sie werden mit Abstand zueinander eingebaut – wird die Tiefenwirkung zusätzlich gesteigert.

So halten im mre sogar die Funktionsräume Kunstgenuss bereit. Im Untergeschoss befinden sich Garderobe und die Sanitärbereiche. Claudia Waldes Farbe, Transparenz und Licht schaffen auch für diese Bereiche eine einzigartige Atmosphäre.

 

Kurzbiografie Claudia Walde

MadC (Jahrgang 1980) wurde als Claudia Walde in Bautzen geboren. Sie hat an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und am Central Saint Martins College in London Design studiert. Unter dem Pseudonym MadC begann sie 1998 erst die Wände in ihrer Heimat und später in mehr als 35 Ländern mit ihren Graffiti zu gestalten. Sie zählt aktuell zu den weltweit bekanntesten Graffitikünstlerinnen. Ihre Arbeiten befinden sich unter anderem in Deutschland, Spanien, Südafrika, Mexiko, Hongkong, Tschechien, Schweden, USA, Großbritannien, Irland, Niederlande, Polen, Frankreich, Griechenland und im Libanon. MadC wurde eingeladen, Wandbilder für das Sinkka Museum in Finnland, die Dulwich Picture Gallery in London, die Stadt Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten und das renommierte Mural Arts Program in Philadelphia zu malen, um nur einige zu nennen. Claudia Walde hat drei Bücher über Street Art veröffentlicht. MadCs Monografie From Street to Canvas, geschrieben von Luisa Heese, wurde 2021 von HENI London veröffentlicht. Ihre Leinwände werden in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit ausgestellt.

„Wiesbaden malt, zeichnet und druckt!“ im Museum Wiesbaden am 18.Nov 2023

Einmal im Jahr lädt das Museum Wiesbaden alle Bürger von 1 bis 99 Jahren ein, gemeinsam in seinen Atelierräumen zu malen, zeichnen, kritzeln, schreiben und drucken – jeder so, wie er es mag. Einfach vorbeikommen. Alle kreativen Angebote sind kostenfrei, dank einer großzügigen Spende des Lions Club e.V. anlässlich dessen 60-jährigen Jubiläums.

Termin ist: Samstag, 18. November 23, 11—16 Uhr

Weitere Info: „Wiesbaden malt“

9. Museumsgala der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. Wiesbadener Unternehmen und Privatpersonen unterstützen das Museum Wiesbaden mit 50.000 Euro

Durch die Spende des Freunde des Museum bei der großen Museums-Gala am 8.11.2023 im Museum Wiesbaden dürfte nun  das Geld aufgebracht werden können, um Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl für das Museum Wiesbaden zu erwerben. Bild: Scheckübergabe . v.l.n.r.: Dr. Gerd Eckelmann, Stephan Ziegler, Dr. Andreas Henning Fotos: Josh Schlasius
Durch die Spende des Freunde des Museum bei der großen Museums-Gala am 8.11.2023 im Museum Wiesbaden dürfte nun das Geld aufgebracht werden können, um Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl für das Museum Wiesbaden zu erwerben. Bild: Scheckübergabe . v.l.n.r.: Dr. Gerd Eckelmann, Stephan Ziegler, Dr. Andreas Henning Fotos: Josh Schlasius

Seit 2012 engagiert sich der Förderverein mit der Spenden-Gala für die stärkere Verankerung des Museums in der Stadtgesellschaft mit dem Ziel, das Museum Wiesbaden bei der Erweiterung der musealen Sammlung zu unterstützen. Am Mittwochabend fand die Museumsgala der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. nach dreijähriger Pause zum neunten Mal statt. Dank der Unterstützung der Gäste konnten 50.000 Euro gesammelt werden. Die Preview zur Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ und ein exklusiver Besuch im Museum Reinhard Ernst umrahmten den Abend.

„Mit der Museumsgala 2023 schreiben wir das 9. Kapitel einer Erfolgsgeschichte, in der wir vielfältiges, umfangreiches bürgerschaftliches Engagement gebündelt haben. Damit unterstützen wir das Museum bei der Erweiterung seiner Sammlung um wichtige Kunstwerke. Mein herzlicher Dank gilt allen, die Anteil an dieser Wertschöpfung haben!“ so Dr. Gerd Eckelmann, Vorsitzender des Vorstands des Fördervereins.

Der Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. unterstützt das Wiesbadener Landesmuseum seit 1994 bei der Förderung von Ausstellungen, kultureller Bildung, dem Erwerb von Kunstwerken und insbesondere als Bindeglied zur Wiesbadener Stadtgesellschaft. Die 2012 vom Kuratoriumsvorstand Stephan Ziegler ins Leben gerufene Museumsgala ermöglichte dem Museum Wiesbaden Ankäufe von Kunstwerken bedeutender Künstler, darunter Wilhelm Lehmbruck, Alexej von Jawlensky oder Ellsworth Kelly. Akteure aus der Wirtschaft und Gesellschaft unterstützten in diesem Jahr den Ankauf des Kunstwerkes „König auf Stuhl“ von Stephan Balkenhol. Dr. Gerd Eckelmann, Vorstandsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. überreichte Museumsdirektor Dr. Andreas Henning am Mittwochabend den Scheck über 50.000 Euro.

„Meine unendliche Dankbarkeit gilt den Unterstützern unserer Museumsgala. Sie bewirken durch ihre großzügigen Spenden, dass wir zum 9. Mal in Folge dem Museum Wiesbaden den Erwerb eines wichtigen Kunstwerks ermöglichen können“, betont Stephan Ziegler, Vorstandsmitglied des Kuratoriums der Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Ein besonderer Programmpunkt der diesjährigen Gala, die im Zeichen der Alten Meister und ihrer Begegnung mit der Skulpturenfamilie von Stephan Balkenhol stattfand, war der Auftakt im Museum Reinhard Ernst. Der langjährige Unterstützer der Museumsgala Reinhard Ernst begrüßte die Gäste im Foyer des Museumsneubaus und gab einen exklusiven Einblick in die aktuelle Bauphase des Nachbar-Museums. Im Anschluss wurden die Gäste im Museum Wiesbaden zu einer Preview der Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ (10 Nov 2023 – 2 Jun 2024) eingeladen.

Dr. Andreas Henning,  Dr. Oliver Kornhoff, Sonja Ernst, Reinhard Ernst, Stephan Ziegler, Dr. Gerd Eckelmann. Foto: Josh Schlasius
Dr. Andreas Henning, Dr. Oliver Kornhoff, Sonja Ernst, Reinhard Ernst, Stephan Ziegler, Dr. Gerd Eckelmann. Foto: Josh Schlasius

„Für meine Frau und mich ist diese Gala ist ein ganz besonderer Anlass: Als langjährige Unterstützer der Museumsgala ist es uns eine große Freude, den Freundeskreis und seine Gäste im mre willkommen zu heißen“, so Museumsgründer Reinhard Ernst bei der Begrüßung. „Wenn unser Haus geöffnet ist, werden die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener gleich am Anfang der Wilhelmstraße zwei kulturelle Höhepunkte in unmittelbarer Nachbarschaft finden. Die beiden Häuser bilden nun den Anfang einer Kulturmeile, die mit dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Kurhaus und dem Staatstheater, dem Bellevue-Saal sowie ein paar Schritte weiter dem SAM – Stadtmuseum am Markt und dem Kunsthaus – für jeden Geschmack und jede Sparte das passende Angebot bereithält. Unser Haus mit seinem Fokus auf abstrakter Kunst bietet hier eine bedeutende Erweiterung und begründet eine neue Tradition.“

Zuletzt fand die 8. Museumsgala 2019 im Zuge der mäzenatischen Schenkung der Jugendstil-Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess statt. Rund 360 Gäste besuchten die diesjährige Gala. Museumsdirektor Dr. Andreas Henning äußert seinen Dank: „Kunst auf einem hohen Niveau ankaufen zu können, ist ohne die Unterstützung von Förderern und Sponsoren undenkbar. Die Museumsgala ermöglicht uns, einer unserer wesentlichen Kernaufgaben, dem Sammeln, nachzukommen und das kulturelle Erbe unserer Zeit für zukünftige Generationen zu bewahren. Ich danke daher sehr herzlich allen Tischsponsoren sowie auch dem Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e. V. für die großartige Chance, in diesem Jahr ein Werk von Stephan Balkenhol ankaufen zu können. Die Preview zur Balkenhol-Ausstellung ist der beste Zeitpunkt, um diese schmerzliche Lücke in der Sammlung zu schließen. Namentlich möchte ich Stephan Ziegler meinen großen Dank zurufen, Vorsitzender des Kuratoriums des Freundeskreises. Ihm verdanken wir nicht nur die Erfindung der Museumsgala, sondern erneut auch die Organisation dieses festlichen Abends.“

Neue Sonderausstellung „Zeitfenster“: Stephan Balkenhol inszeniert Raumbilder im Museum Wiesbaden

Stefan Balkenhol, der bedeutendste figurative Bildhauer in Deutschland der Gegenwart, mit Apoll, (auch Leiermann tituliert) im Museum Wiesbaden anlässlich seiner Ausstellung "Zeitfenster — Stephan Balkenhol trifft Alte Meister" vom 10. November 2023 bis 2.Juni 2024. © Foto: Diether von Goddenthow
Stefan Balkenhol, der bedeutendste figurative Bildhauer in Deutschland der Gegenwart, mit Apoll, (auch Leiermann tituliert) im Museum Wiesbaden anlässlich seiner Ausstellung „Zeitfenster — Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ vom 10. November 2023 bis 2.Juni 2024. © Foto: Diether von Goddenthow

Der international renommierte Bildhauer Stephan Balkenhol hat sich das Material Holz zu Eigen gemacht und öffnet im Museum Wiesbaden ein Zeitfenster der besonderen Art. Seine Figuren, Abbilder des zeitgenössischen Menschen, treten eigens für die Sonderausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023-02.06.2024) in den Dialog mit den Kunstwerken der Gemäldesammlung Alte Meister des Museums Wiesbaden. Fast 50 Skulpturen wurden in Raumbildern vom Künstler inszeniert und Gäste sind dazu eingeladen, die Konfrontation zwischen Alt und Neu zu erfahren und Teil der Begegnungen von Gemälde und Skulptur zu werden.

„Wir freuen uns sehr, dass Stephan Balkenhol, der bedeutendste figurative Bildhauer in Deutschland der Gegenwart, unsere Einladung angenommen hat, mit seinen Skulpturen die Alten Meister zu besuchen“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „In diesem einzigartigen Kontext entwickelt Balkenhol ein so ästhetisch bezauberndes wie intellektuell funkensprühendes Treffen über die Jahrhunderte hinweg. Wir sind glücklich, dass wir den bedeutendsten deutschen figurativen Bildhauer unserer Zeit zum ersten Mal im Museum Wiesbaden präsentieren können.“

Impression der Ausstellung mit Detailansicht Löwenmann. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung mit Detailansicht Löwenmann. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Museum Wiesbaden legt in seiner Präsentation der Alten Meister seit 2013 den Fokus auf unterschiedliche Themenschwerpunkte: Sakrale Kunst, Porträtkunst, Landschaft oder das Goldene Zeitalter. Höhepunkte sind das „Walsdorfer Kruzifix“ aus dem 12. Jahrhundert oder „Die Falschspieler“ von Gerard van Honthorst. Auch die Zusammenarbeit mit lebenden Künstlerinnen und Künstlern nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. So begrüßt die raumgreifende Installation Grapheme von Robert Seidel die Gäste beim Eintritt in den Sammlungsbereich und mit der Ausstellung Zeitfenster begibt sich ein Teil von Stephan Balkenhols (*1957) „Kunstfamilie“ auf einem Museumsbesuch. Dabei entsteht ein ungezwungener Dialog zwischen aktueller Gegenwartskunst und deren künstlerischen Vorläufern. Die Besucher:innen kommen in das so entstandene Raumbild hinzu und werden selbst Teil der gemeinsamen Kunstbetrachtung. Tradierte Betrachterverhältnisse werden aufgebrochen, in Bewegung versetzt und vereinen alle Beteiligten.

„Vor zehn Jahren wurde der Sammlungsbereich der Alten Meister neugestaltet und in Themenräume gegliedert. Wir freuen uns, dieses Jubiläum nun mit Stephan Balkenhol feiern zu dürfen“, freut sich Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh.

Stephan Balkenhol begann 1969/70 mit ersten künstlerischen Arbeiten und studierte an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Er besuchte die Bildhauerklasse des abstrakten Bildhauers Ulrich Rückriem und beschäftigte sich vermehrt mit menschlichen Köpfen aus Ton und schließlich aus Holz. Nach dem Studium entstanden die ersten hölzernen Menschenfiguren. Seit 1983 gab es über 100 Einzelausstellungen in renommierten Galerien und internationalen Museen und für den öffentlichen Raum realisierte er zahlreiche Skulpturen. Von 1992 bis 2023 war Stephan Balkenhol Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.

Das Museum Wiesbaden will Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl ankaufen.  © Foto: Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden will Stephan Balkenhols-Figurensäule König-auf Stuhl ankaufen. © Foto: Diether von Goddenthow

Balkenhols künstlerisches Schaffen ist tief verwurzelt in der europäischen Kunstgeschichte und deren humanistischen Anspruch. Bisweilen greift Balkenhol direkt auf diesen kulturellen Fundus zurück, überträgt ihn in seinen ihm ganz eigenen Stil und schenkt den Betrachter:innen, wie beispielsweise bei der Venus von Milo, eine moderne zeitgemäße Variation der Göttin. Auf höchst lebendige Art und Weise repräsentieren seine Figuren unseren Alltag und schaffen somit eine große Nähe zu uns selbst.

Die Ausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023 – 02.06.2024) befindet sich in den Themenräumen der Dauerausstellung der Alten Meister. Dem Künstler ist es gelungen, ein Experiment mit Perspektivwechseln und Begegnungen zu inszenieren: „Meine künstlerische Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Menschsein und der Welt, in der wir Menschen verhaftet sind. Dazu gehört auch die Historie. Nur mit Geschichtsbewusstsein lassen sich Gegenwart und Zukunft bewältigen. Stellvertretend für den Ausstellungsbesucher stehen meine Figuren in einer Gemäldegalerie, betrachten Kunst und Geschichte und versuchen sich dadurch selbst zu verorten“, so Stephan Balkenhol.

Impression der Ausstellung mit Detailansicht Löwenmann. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung mit Detailansicht Löwenmann. © Foto: Diether von Goddenthow

Die Ausstellung lädt die Besucher zu Begegnungen mit der „Familie Balkenhol“ auf ihrem Besuch bei den Alten Meistern dazu ein, die Raumbilder mit ihrer Konfrontation von Altem und Neuem zu erfahren. Im Vortragssaal des Museums werden zudem Videos über Stephan Balkenhols Arbeit in seinem Atelier gezeigt.

Die Edition „Waage / Justitia“ von Stephan Balkenhol ist über die Ausstellungslaufzeit im Museum Wiesbaden erhältlich. Die Erlöse kommen anteilig der Finanzierung des Ausstellungskataloges zu Gute.

Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Ein Ausstellungskatalog erscheint Februar 2024.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Museum Wiesbaden 

Wiesbadener Museum erhält von Danielle Neess weitere wertvolle Werke zur „Jugendstilsammlung Schenkung F. W. Neess“

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Das Museum Wiesbaden erhält eine große Zustiftung zur „Jugendstilsammlung Schenkung F. W. Neess“ mit bedeutenden Werken von Künstlern wie Heinrich Vogeler, Josef Urban oder Adolf Loos die bislang als Leihgaben in der Dauerausstellung zu sehen waren. Anlass dafür ist der Geburtstag der Mäzenin und Stifterin Danielle Neess.

„Ich möchte das Werk meines Mannes fortsetzten und die Sammlung Neess weiterhin unterstützen.“ Danielle Neess

Danielle Neess hat Geburtstag und teilt diesen Festtag mit dem Museum.
Seit 2019 darf das Museum Wiesbaden die einzigartige Jugendstil-Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess sein eigen nennen. Dank der Sammlung konnte sich da Museum im In- und Ausland einen exzellenten Ruf im Jugendstil und Art Nouveau erarbeiten. Zum 6. Oktober, dem Geburtstag der Stifterin, gehen über 30 Positionen in den Besitz des Museums über, die sich bislang als Leihgaben dort befunden haben. Darunter so prominente Werke wie ein Stehpult aus Mahagoni von Josef Urban anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. am 14. August 1908, der legendäre „Elefantenrüssel-Tisch“ von Adolf Loos, um 1900 oder die „Toilettengarnitur für eine Dame“ von Heinrich Vogeler von 1906. Zwei Gemälde, die „Ophelia“ von Friedrich Wilhelm Theodor Heyser und der „Tod und das Mädchen“ von Friedrich König, zählen zu den Publikumslieblingen und gehören nun zum Bestand des Hauses.

„Ich bin Frau Neess sehr dankbar für diese großzügige Schenkung, mit der die Werke dauerhaft der Öffentlichkeit übergeben werden,“ betont Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Wir schätzen uns äußerst glücklich, dass wir durch das Engagement von Frau Neess auch über den Tod ihres Mannes hinaus die Jugendstilsammlung passgenau und auf höchstem Niveau erweitern können. Das Museum Wiesbaden gehört mit der Jugendstilsammlung F. W. Neess zu den internationalen Topadressen des Art Nouveau.“

„Ein Glas Wasser, bitte“ Katharina Grosses raumgreifende Glasarbeit für das Museum Reinhard Ernst (mre) wurde eingebaut

Das Museum Reinhard Ernst (mre), von außen beinahe fertig,  wird im ersten Halbjahr 2024 eröffnet. Hinter den Kulissen wird dafür jetzt schon unter Hochdruck gearbeitet. So wurde in den letzten Wochen Katharina Grosses erste Glasarbeit mit einer Gesamtgröße von insgesamt 64 Quadratmetern ins Foyer des Museums eingebracht. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst (mre), von außen beinahe fertig, wird im ersten Halbjahr 2024 eröffnet. Hinter den Kulissen wird dafür jetzt schon unter Hochdruck gearbeitet. So wurde in den letzten Wochen Katharina Grosses erste Glasarbeit mit einer Gesamtgröße von insgesamt 64 Quadratmetern ins Foyer des Museums eingebracht. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 4. Oktober 2023 – Was geschieht, wenn zwei Farben aufeinandertreffen? Dieser grundsätzlichen künstlerischen Frage geht Katharina Grosse in ihrer Arbeit „Ein Glas Wasser, bitte“ nach. Für dieses eigens für das Museum Reinhard Ernst entstandene Kunstwerk hat die Künstlerin das Medium gewechselt: Arbeitet sie sonst auf Leinwand oder mit einem aufwändigen Sprühtechnikverfahren, so hat sie für das neue Wiesbadener Kunstmuseum ein tonnenschweres Glaskunstwerk geschaffen.

Das reliefartige und im wahrsten Sinne vielschichtige Werk wurde im Sommer ins Foyer des Museums Reinhard Ernst eingebracht.

Hinter der Glasarbeit wird das Herzstück der Kunstvermittlung eingerichtet – das Farblabor. Wenn das Museum Reinhard Ernst eröffnet ist, dürfen hier große und kleine Forscher:innen an digitalen Versuchsstationen mit den schier unerschöpflichen Erscheinungsformen der Malerei experimentieren.

Foto: Anika Dekubanowski (mre)
Foto: Anika Dekubanowski (mre)

Verantwortlich für die Einbauarbeiten von Katharina Grosses großformatigem Werk war das Montageteam der Derix Glasstudios in Taunusstein. Der Meisterbetrieb mit einer jahrhundertealten Tradition hat diese Arbeit auch glaskünstlerisch kongenial umgesetzt. Aufgrund der Dimension des Kunstwerks – es misst ca. 839 cm in der Breite und ca. 400 cm in der Höhe – waren die Einbauarbeiten sehr aufwändig. Die Arbeit ist in acht Paneele unterteilt. Eine besondere Herausforderung war das Handling der einzelnen Elemente, von denen jedes ca. 330 Kilogramm wiegt. Jede Glasbahn wurde mittels eines Glasmontage-Roboters vom LKW zum endgültigen Standort transportiert. An Ort und Stelle wurden die einzelnen Teile millimetergenau in die dafür vorgesehenen Halterungen eingeführt. Die Rahmen wurden von der Firma Huhle Metallbau aus Wiesbaden gefertigt.

Museumsgründer Reinhard Ernst hat die Einbauarbeiten vor Ort mitverfolgt: „Zu sehen, wie Katharina Grosses Arbeit ins Museumsfoyer eingebaut wurde, war für mich ein besonderes Erlebnis. Die Entstehung dieser Arbeit vom ersten Entwurf bis zum fertigen Kunstwerk hat sich über zwei Jahre erstreckt. Ein hochkomplexer Vorgang, den ich mit großem Interesse begleitet habe. Die Einbringung des Werks ins Foyer markiert einen wichtigen Meilenstein in der Fertigstellung des Museums.“

Malerei immer wieder neu erfahrbar zu machen

Im Zentrum des Kunstwerkes stehen die Komplementärfarben Blau und Orange und „wie sich diese Farben in einem wässrigen Zustand mischen, durchkreuzen, abstoßen, stören und bereichern“, so die Künstlerin über ihren Entwurf. „Es geht um die Energie, die dabei entsteht. Diese Energie hat eine transformatorische Kraft, die alle, die vor oder hinter der Glaswand sind und schauen, inspirieren und begeistern kann. Sie zeigt, dass die Welt im Fluss ist.“

Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff: „Katharina Grosse arbeitet unermüdlich daran, Malerei immer wieder neu erfahrbar zu machen. Dafür bricht sie gern mit den Selbstverständlichkeiten der traditionsreichen Gattung und fragt sich und uns: Was kann Malerei alles sein? In unserem Museum arbeitet sie erstmals mit Glas. Auf insgesamt über 60 m² zeigt sie vom Boden bis zur Decke die unbändige Vielfalt der Farbe. Sie lässt sie perlen und schlieren, strömen und kriechen, tropfen und strudeln, kristallisieren und ausschweifen. Sie darf sich vermischen oder sich als Fläche behaupten. Besonders bei Sonnenschein wird die Wirkung atemberaubend sein und das überbordende Potenzial der Kunst feiern – und wir stehen mittendrin.“

Fusing und Airbrush, Ätzen und Malen, thermische Verformungen – bei diesem Kunstwerk von Katharina Grosse kam in monatelanger Detailarbeit eine Kombination unterschiedlicher Glasarten und Glasbearbeitungstechniken zum Einsatz. Ein Team von acht Mitarbeiter:innen war mit der Ausführung beschäftigt.

Unterschiedliche Glasarten machen den Charakter dieses Werkes aus

Dr. Oliver Kornhoff im Gespräch mit Katharina Grosse / Foto: Catherine Dallmer (mre)
Dr. Oliver Kornhoff im Gespräch mit Katharina Grosse / Foto: Catherine Dallmer (mre)

Am Anfang stand der von Katharina Grosse angefertigte Entwurf. Dieser wurde digitalisiert und diente als Grundlage für Zeichnungen, Pläne und Schablonen. Anschließend wurde der Glaszuschnitt vorgenommen. Unterschiedliche Glasarten machen den Charakter dieses Werkes aus: Als Trägerscheiben wurden Verbundsicherheitsgläser genutzt, diese werden von beiden Seiten mit künstlerisch veredelten mundgeblasenen Echt-Antikgläsern und gefusten Glaselementen beklebt.

Mundgeblasene Gläser sind besonders farbintensiv und verfügen über eine individuelle und einzigartige Oberflächenstruktur. In Handarbeit behandelten die Mitarbeiter:innen der Derix Glasstudios die Oberfläche mit Säure, um zusätzliche Strukturen und Farbschattierungen zu erzeugen. Auch Glasschmelzfarben kamen zum Einsatz, die nach dem Auftrag von Hand und mit der Airbrushpistole in die Gläser eingebrannt und so haltbar gemacht wurden. Des Weiteren wurden sogenannte Fusinggläser genutzt, die als Glaspulver im Ofen ausgelegt und dann in einem Hochtemperaturbrand zu organischen Formen zusammengeschmolzen wurden. Durch das Zusammenspiel der Fusing- und Echt-Antikgläser mit dem Licht entstehen einzigartige Farbkombinationen und -spiele.

Im Museum Reinhard Ernst sind neben Katharina Grosse weitere Künstler:innen mit Glasarbeiten vertreten, darunter MadC und Karl-Martin Hartmann. Die aufwendigen Kunstwerke wurden in diesem Sommer eingebrachte und können nach Eröffnung des Museums besichtigt werden.

Kurzbiografie Katharina Grosse
Geboren 1961 in Freiburg im Breisgau, hatte Katharina Grosse Professuren an der Weißensee Kunsthochschule Berlin (2000–2009) sowie an der Kunstakademie Düsseldorf (2010–2018) inne. Grosse lebt und arbeitet in Berlin und Neuseeland.

Zu ihren letzten institutionellen Ausstellungen und ortsbezogenen Malereien zählen unter anderem psychylustro im Rahmen des Philadelphia Mural Arts Programme (2014); yes no why later im Garage Museum of Contemporary Art, Moskau (2015); Seven Hours, Eight Rooms, Three Trees im Museum Wiesbaden (2015); Untitled (Trumpet) für die 56. Biennale di Venezia (2015); Katharina Grosse im Museum Frieder Burda, Baden-Baden (2016); Rockaway für das MoMA PS1-Programm Rockaway! In Fort Tilden, New York (2016); Asphalt Air and Hair auf der ARoS Triennale, Aarhus (2017); This Drove My Mother up the Wall in der South London Gallery (2017); The Horse Trotted Another Couple of Metres, Then It Stopped im Carriageworks, Sydney (2018); Wunderbild in der Nationalgalerie in Prag (2018/2019); Mumbling Mud im chi K11 art museum in Shanghai (2018/2019) sowie im chi K11 art space in Guangzhou (2019); die Doppelausstellung Mural: Jackson Pollock I Katharina Grosse im Museum of Fine Arts, Boston (2019); Is It You? im Baltimore Museum of Art (2020/2021), It Wasn’t Us im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin (2020/2021), Shutter Splinter für die Helsinki Biennale (2021), Chill Seeping from the Walls Gets Between Us im HAM – Helsinki Art Museum (2021/2022), Chill Seeping im SCAD – Museum of Art, Savannah (2022), Apollo, Apollo im Rahmen des Begleitprogramms zur 59. Biennale di Venezia im Espace Louis Vuitton, Venedig (2022), Destroy Me Once, Destroy Me Twice auf dem Gelände des Roskilde Festivals (2022), Studio Paintings, 1988–2022: Returns, Revisions, Inventions im Mildred Lane Kemper Art Museum, St. Louis (2022), sowie Splinter in der Pariser Fondation Louis Vuitton (2022), wo im Herbst letzten Jahres auch ihre im Dialog mit der Architektur von Frank Gehry stehende permanente Arbeit Canyon enthüllt wurde.

(Kathrin Grün /Museum Reinhard Ernst Pressesprecherin)

Museum Reinhard Ernst (mre)

„HAP Grieshaber FORM | SPRACHE“ – Revolutionär der Holzschnitt-Technik ab 23.09.2023 im Museum Wiesbaden in einer Überblicksschau


Der deutsche Grafiker und Holzschneider HAP Grieshaber  (1909—1981) gilt als „homme engagé“, der die Mittel des traditionellen Holzschnitts als Sprachrohr seiner sozialen wie politischen Ansichten und Forderungen nutzte. In einer Überblicksschau nähert sich das Museum Wiesbaden eben diesem Künstler zwischen Fragestellungen um die Revolution des Holzschnitts in Deutschland und den soziopolitischen Appellen, die HAP Grieshaber damit und darin formulierte

HAP Grieshaber revolutionierte die Technik des Holzschnitts im Deutschland der Nachkriegszeit. Seine großformatigen, abstrakten und zugleich figurativen Arbeiten thematisieren , die bis heute aktuellen Fragen – von Naturschutz bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. Mit der Sonderausstellung „HAP Grieshaber — FORM|SPRACHE“ (22 Sep 23 — 21 Jan 24) präsentiert das Museum Wiesbaden mit rund 70 Grafiken Grieshabers umfassendes künstlerisches und ideelles Œuvre.

FORM und SPRACHE definieren das künstlerische Erbe des Holzschneiders HAP Grieshaber (*1909, Rot an der Rot—†1981, Eningen unter Achalm). Mit seinen großformatigen Holzschnitten gelang es dem renommierten Grafiker in der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur den Holzschnitt ins Großformat zu überführen, auch re-etablierte er die Technik zu den für ihn prägenden Themen und Fragen des Nachkriegsdeutschlands.

HAP Grieshabers Werdegang ist gezeichnet von politischen Umbrüchen und Fragen nach Identität im historischen Kontext von zwei Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und einer Sensibilisierung für Missstände auf internationaler Ebene. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zum frühzeitigen Ende seines Studiums an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Unregelmäßige Auftragsarbeiten sicherten dem ausgebildeten Buchdrucker und Schriftsetzer zwischenzeitlich seinen Lebensunterhalt und ermöglichten ihm Reisen nach Ägypten und Griechenland. Nicht von einem Arbeitsverbot belegt, jedoch stark in seiner Tätigkeit eingeschränkt, agierte seine Kunst in Zeiten der nationalsozialistischen Meinungspolitik und Diktatur im Verborgenen – auch während seinem verpflichtenden Dienst als Funker und während der Kriegsgefangenschaft bis 1946. Sich ganz dem Miteinander widmend, sind Grieshabers Aktivitäten nach dem Krieg geprägt von regem Engagement im Deutschen Künstlerbund und neu gegründeten Kunstgruppierungen oder Lehrtätigkeiten an der progressiven Bernsteinschule in Sulz am Neckar sowie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Es bewegten ihn Fragen nach dem Mehrwert und der Wertschätzung künstlerischer Arbeit – sowohl unter sozialen wie ökologischen Aspekten.

Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber FORM | SPRACHE 22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow
Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber
FORM | SPRACHE
22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow

Sensibilisiert für Missstände internationaler Art und humanistische Belange im Spektrum von Fragen nach Identität bis zur Thematisierung von Umwelt- und Artenschutz, bieten seine Werke noch heute Reibungspunkte. Bereits 1972 prangert er beispielsweise im Schriftzug eines Holzschnitts mit „Umweltschutz Sache der Jugend“ die Betrachter an und verweist auf damalige Handlungsmissstände.

„Vor allem Grieshabers Spätwerk ist von den politischen wie sozialen Missständen und Umweltfragen seiner Zeit geprägt“, wie Kuratorin Jana Dennhard betont. „Aktivistische Aktionen der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Fragen bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben“.

Die Ausstellung „HAP Grieshaber— FORM|SPRACHE“ (22.09.2023–21.01.2024) widmet sich in drei großen Themenkomplexen dem Œuvre Grieshabers unter Fragestellungen nach soziokulturellen Hintergründen des Künstlers und seines Interessenkosmos‘, dem Holzschnitt als dessen präferierte Technik und Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses. Ebenso liegt der Fokus auf den Apellen und Schwerpunkten, mit denen sich der engagierte Künstler Zeit seines Lebens beschäftigte. Die Ausstellung schlägt darin einerseits inhaltliche Brücken zu Kunstschaffenden und Personen der Kunstwelt, die bereits in der ständigen Sammlung des Museums Wiesbaden thematisiert werden. Dazu zählt beispielsweise die Mäzenin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath, in deren Galerie HAP Grieshaber mehrfach ausstellte. Andererseits knüpft die Ausstellung an Fragestellungen um das Selbstverständnis künstlerischer Positionen in einem zunehmend globalen soziokulturellen Feld an. Sie lädt die Besucher  ein, vor Ort gemeinsam den Meinungskosmos HAP Grieshabers zu erarbeiten und ihn und sich selbst unter aktuellen Inhalten neu zu befragen.

„Die Ausstellung wurde möglich durch die Generosität eines Sammlers, der uns seine Türen weit und vertrauensvoll öffnete,“ unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museum Wiesbaden. „Die herausragende Qualität der Werke wie auch die beeindrucke Vollständigkeit dieser Sammlung sind ein großes Glück. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Glück nun mit der Öffentlichkeit teilen dürfen.“

Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Die von Grieshaber meinungsstark aufgegriffenen und verhandelten Themen und deren Aktualität nehmen wir zum Anlass um unsere Besuchenden direkt einzubeziehen. In zwei interaktiven Stationen in der Ausstellung können Besucher auf Entdeckungstour gehen und sich selbst zu den vom Künstler aufgegriffenen Statements und Themenfeldern befragen. Eine kostenfreie Media Tour mit weiteren Informationen zu ausgewählten Objekten begleitet in der MuWi-App die Schau.

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Jörg Daur und Jana Dennhard für das Museum Wiesbaden, Hirmer Verlag 2023, ISBN 978-3-7774-4216-7, 28,– Euro an der Museumskasse).

Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/hap-grieshaber

Begleitprogramm (Auswahl)

Do, 7 Dez 2023, 18:00
Der „politische“ Grieshaber: Aktuell wie eh und je Ein Gespräch mit Wolfgang Glockner (Freundeskreis HAP Grieshaber e. V.)

Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de/kalender

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Anton Kokl – Inner Colours. Museum Wiesbaden präsentiert eine Werkauswahl abstrakter Malerei unter Nutzung des Interferenzfarbens-Effekts

Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die  Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow

Man muss schon sehr genau schauen können, und etwas üben, bis einem die leichte farbliche Verwandlung bei der Veränderung der Betrachtungsperspektive auffällt. Aber vielleicht waren gestern Abend bei der Vernissage die Lichtverhältnisse zur vollen Wahrnehmung des Interferenzfarben-Effekts nicht mehr ganz optimal. Denn Polarisationsfarben, wie Interferenz-Farben auch genannt werden, entstehen erst bei der Einwirkung von ausreichendem Tages- oder polychromatischem Glühlicht. Es ist eine komplizierte Materie, wobei das Licht ein wesentlicher Faktor für die Leuchtkraft des Bildes ist. Je nach Lichtquelle, Lichtstärke, Lichtwinkel und Tageszeit und Blickwinkel wirken Bilder anders, vergleichbar mit der laufenden regenbogenhaften Farbveränderung einer sich im Sonnenlichte drehenden Seifenblase. 30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl, nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe.
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 eine Sonderausstellung in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen.

„Ich stieß in dem Moment auf die Interferenzfarbe (1993), als ich mich in der Ölmalerei mit ‚monochromischen‘ Farbflächen und Farbverläufen beschäftigte. Ich merkte sofort, dass das mit dem Interferenz-Bild in einem direkten Verhältnis abhängig vom Standortlicht und der Bewegung des Betrachters geschah.“ Anton Kokl

Anton Kokl wurde 1949 als Deutscher im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über, wo er nach seinem Abitur in Speyer ab 1971 Bildende Kunst in Mainz studierte. Seit 1982 ist Kokl freischaffend in Mainz tätig, zudem nahm er Arbeits-aufenthalte in Paris und Rom wahr. Bei seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Druckwerkstätten der Kunsthochschule Mainz konnte er sein fundiertes Wissen im Bereich des Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucks an die Studierenden weitergeben. Dieses Wissen stand ihm auch bei der Weiterentwicklung seiner Malerei zur Verfügung und so ist der Einfluss des Druckgrafischen und eine gegenseitige Abhängigkeit von Malerei und Grafik in seinen Werken stets zu erkennen – mal subtil, mal offensichtlich.

30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie "Fliegendes Weiß". © Foto Diether von Goddenthow
30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie „Fliegendes Weiß“. © Foto Diether von Goddenthow

„IF/Fliegendes Weiß“ ist eine Serie, die diese Verschränkung der Techniken verdeutlicht. Mit vollem Körpereinsatz trägt der Künstler weiße Tusche auf die schwarz grundierte Leinwand auf. Bis zu drei Meter hoch kann das Gewebe sein, das zunächst noch unaufgespannt an die Wand genagelt wird. Die Setzung der gestischen Pinselspuren erfolgt ohne Augenkontrolle – „vorbewusste Malbewegung“ nennt Kokl diese Art des künstlerischen Prozesses. Das für ihn Interessante sind dabei die sich ergebenden Formen bzw. Formreste, bestehend aus fließender Farbe und den sich allmählich entleerenden Pinselstrichen.

Als dritte Komponente, die die weißen Formen optisch fliegen lässt, kommt die Interferenzfarbe hinzu. Die schimmernden Farbpigmente werden im Siebdruckverfahren auf die Leinwand gebracht und scheinen sich zwischen die weiße Geste und den schwarzen Grund zu legen. Es entsteht eine „gläserne Atmosphäre“, die den Bildraum in die Tiefe hinein eröffnet. Je nach Standpunkt der Betrachtenden und Einfallswinkel sowie Intensität des Lichts verändert sich die Farbwahrnehmung jedes einzelnen Bildes.
Aus der Sphäre der Autolacke, Kunststoffe und Kosmetika hat Anton Kokl die Interferenzpigmente in die Kunstwelt überführt, um sie in unterschiedlichsten Verfahren für seine Kunst nutzbar zu machen. Er agiert hierbei nicht nur als Künstler, sondern auch als Forscher. Die kleinformatigeren Papierarbeiten der „Gum Print“-Serie entstehen in einem fototechnischen Verfahren und schaffen durch die besondere Verzahnung von Figur und Grund, Positiv und Negativ ein komplexes Wahrnehmungsangebot.

„Wenn man hauptsächlich autodidaktisch aufwächst und in die Materie des Bildermachens auf natürliche Weise hineingerät, spürt man keinen Unterschied zwischen Experiment und etwas anderem, alles ist eins. Noch heute wundere ich mich, wenn ehemalige Studienkollegen sagen, ich hätte ständig experimentiert. […] Für mich war ‚experimentieren‘ nicht eigentlich zielgerichtet, es war ein Spielen. Dieses Spielen bedeutet nichts anderes als ein kontinuierliches, geschmeidiges sich Erneuern, ein lebendig bleiben.“ Anton Kokl

Impression der Sonderausstellung "Anton Kokl  Inner Colours" vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Anton Kokl Inner Colours“ vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog mit Texten von Prof. Dr. Gregor Wedekind, Lea Schäfer, Valerie Ucke und Dr. Andreas Henning (HG: Museum Wiesbaden, 2023, ISBN 978-3-89258-143-7, Preis: 22 Euro, Erscheinungsdatum: Juli 2023).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Begleitprogramm (Auswahl)

Künstlergespräch
Sa 1 Jul 23, 14:00 Uhr
Künstler im Gespräch
Lea Schäfer (Kuratorin des Museums Reinhard Ernst) spricht mit dem Künstler über seine Werke

Dialogführung
Do 24 Aug 2023, 17:30 Uhr
Kunst trifft Natur
Dialogführung zu den Interferenzfarben der Natur und im Werk des Künstlers Anton Kokl
Mit: Susanne Kridlo (Kuratorin Naturhistorische Abteilung), Valerie Ucke (Kuratorin Ausstellung) und Anton Kokl

Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/anton-kokl

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt) Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Jugendstil hat keine Patina – Gemeinsame Weltsprache von Kunst und Natur – Studierende der HSRM entwickeln ein digitales Vermittlungstool rund ums Ornament im Jugendstil

Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow

Das Wiesbadener Museum lässt dank eines von Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule RheinMain entwickelten digitalen Anwender-Tools Jugendstil noch lebendiger werden. Dazu wurde im zweiten Obergeschoss des Museums der spannende Aktionsraum „Experiment und Ornament“ eröffnet. 

„Wir zünden heute eine neue Vermittlungsstufe im Museum Wiesbaden dank einer wunderbaren Kooperation mit der Hochschule RheinMain“, freut sich Museums-Direktor Dr. Andreas Henning. Ihn begeistere besonders an diesem Projekt, dass die digitale Anwendung hier im Museum stattfindet. Die Besucher kommen  also hierdurch auch mit den Jugendstil-Exponaten der wunderbaren epochalen Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess Jugendstil-Sammlung  in Kontakt. Sie  können sich faszinieren lassen, nunmehr ergänzt durch den „Jugendstilizer“, womit jeder Besucher selbst zum „Jugendstil-Artist“ werden kann.

Eingebettet in den neuen Aktionsraum 'Experiment Ornament' wird das digitale Tool 'Jugendstilizer' als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln - und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow
Eingebettet in den neuen Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ wird das digitale Tool ‚Jugendstilizer‘ als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln – und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow

Entwickelt haben den „Jugendstilizier“ die Studentinnen Julia Muthler , Alisa Sawchuk und Leah Stephan unter der Projektleitung von Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum.  Ausgangspunkt war ein  Seminar des Studiengangs Kommunikationsdesign von Prof. Jörg Waldschütz zu Beginn des Jahres 2022, welches in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden zum Jahresthema  „Belebung der Dauerausstellung im Museum Wiesbaden“ führte.

Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum "Experiment und Ornament" Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.
Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum „Experiment und Ornament“ Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.

Mir war wichtig, so Dr. Peter Forster, Museums-Kustos für die Alten Meister und einer der international derzeit renommierteste Jugendstilexperte,  fortzufahren in unserem Ansatz: ganz Wiesbaden einzubeziehen in die im Juni 2019 per Schenkung erworbene wichtigste, größte und zentralste Jugendstil-Privatsammlung Europas. „Wir wollten den Jugendstil nicht für uns haben, sondern alle Jugendstil-Geister, die in der Stadt hier präsent sind, wieder mit Leben erfüllen“. Das habe von Anfang an zu Kooperationen geführt. So sei in diesem Jahr bereits „Literatur entstanden, die sich mit dem Thema Jugendstil beschäftigt hat, wir haben einen eigenen Musikwettbewerb gehabt, in dem Musik entstanden ist.“ Das seien alles sehr griffige und sehr spannende Projekte gewesen, die die Jahrhundertwende mit der Gegenwart miteinander verknüpft haben und zu einer ständigen Aktualisierung, eine Verlebendigung der Dauerausstellung geführt haben.

Jugendstil ist letzte  Weltsprache, um Kunst und Natur miteinander zu verbinden

„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

„Der Jugendstil hat keine Patina“. Denn der Jugendstil „stellte Fragen um 1900, die heute aktuell sind wie damals, und zum Teil genauso wenig Antworten hat, wie einst, aber einen eigenen spannenden Kunststil entwickelte“, so Dr. Forster.  „Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“, erläutert Forster.
Die sei „etwas sehr, sehr Anspruchsvolles“, weswegen das Museum Wiesbaden immer wieder erfolgreich versucht habe, diesem Teilhabe-Anspruch der Wiesbadener und seiner Besucher gerecht zu werden, „in dem wir versuchen, das hier entsprechend zu bespielen“, was mit dem exorbitanten tollen digitalen Vermittlungstool einmal mehr großartig gelungen sei.
Denn „wir haben es versucht, den „Aktionsraum Experiment – Ornament“ im zweiten Obergeschoss so atmosphärisch spannend zu gestalten, „dass Sie, wenn Sie einmal da waren, immer ein wenig das Bedürfnis haben, sofort wiederzukommen“, schwärmt Forster.

Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand "Freundes des Museums", Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler  © Foto Diether von Goddenthow
Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand „Freundes des Museums“, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler © Foto Diether von Goddenthow

Mit Recht: Den einmal begonnen, kann man fast nicht mehr aufhören, eigene Ornamente  zu kreieren: Mit diesem digitalen Zeichentool mit Spiegelfunktion und Mustervorlagen bei Bedarf, hat man zahlreiche Möglichkeiten selbst Jugendstil-Ornamente zu entwickeln. Jeden gelingt dies, ggfs. mit Unterstützung angebotener Grundmuster, die Besucher modifizieren und weiterentwickeln können. Es kann unter verschiedenen Programmen gewählt werden. Gemalt wird mit den Fingern auf dem Touch-Screen. Selbstkreierte Kunstwerke können per QR-Code direkt aufs Handy gespeichert , über eine Share-Funktion in der  Galerie im Aktionsraum gespeichert und/oder  mit Freunden geteilt werden. Man kann die eigene Jugendstil-Kreation sich auch sofort gegen einen kleinen Obolus von 50 Cent am Museums-Shop  ausdrucken lassen und mit nach Hause nehmen. Zudem kann das eigene Kunstwerk auf der Ausstellungswand hochgezoomt werden und auch die ungewöhnliche selbstgestaltete Kulisse  für ein Künstler-Selfi bieten.

„Wir haben uns gefragt, welchen Stellenwert das Jugendstil-Ornament noch heute hat, und wie sich ein digitales Tool zur Vermittlung wie der ‚Jugendstilizer‘ logisch in den Kontext des Hauses einbinden lässt. Wir hoffen mit dem Aktionsraum neue Perspektiven auf die gestalterischen Mittel des Jugendstils zu eröffnen, und unsere Besucher zu eigener Kreativität zu animieren. Bis heute besitzt die Kunst der Jahrhundertwende ästhetische wie inhaltliche Aktualität“, schildern die Projektleiterinnen Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum Wiesbaden.

Weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung

Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den 'Jugendstilizer' entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den 'Jugendstilizer' geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow
Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den ‚Jugendstilizer‘ entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den ‚Jugendstilizer‘ geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow

„Es freut mich sehr, dass unsere Kommunikationsdesignstudierenden mit ihrem Konzept für die Jugendstil-Sammlung im Museum Wiesbaden überzeugen konnten. Die anwendungsbezogene Lehre ist für uns und unsere Studierenden sehr relevant. Im Rahmen dieser fruchtbaren Zusammenarbeit haben die Studierenden für das Museum und dessen Besucherinnen und Besucher ein wunderbares digitales Vermittlungstool in Form des ‚Jugendstilizers‘ entwickelt“, so Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain. Aber dieses Projekt bedeute eben weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung oder ein ausgearbeitetes Konzept. Es bedeute „interdisziplinäre Praxisnähe“, mit Fragen der Raumgestaltung, der Besucher, der Ausstellungsplanung, der geeigneten Ansprache von Zielgruppen, und der museumsinternen Strategie. Und es seien hier noch Kommunikationsprozesse miteinander verbunden worden. „Das ist schon eine großer Herausforderung, unglaublich gewesen für Sie“, lobt die Hochschulpräsidentin.

„Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“ und Sponsoren ermöglichten das Projekt

Die im Aktionsraum "Experiment und Ornamente" gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank  der "Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess".  © Foto Diether von Goddenthow
Die im Aktionsraum „Experiment und Ornamente“ gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank der „Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess“. © Foto Diether von Goddenthow

“ Wir sind überzeugt, dass der Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ unsere Museumsgäste dazu inspiriert, sich auf Entdeckungstouren durch unsere herausragende Jugendstil-Sammlung zu begeben. Sehr herzlich danken wir den Studierenden der Hochschule RheinMain wie auch dem Verein der „Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“, vertreten durch Vorstandsmitglied Klaus Niemann. Die Freunde des Museums haben es sich  zur Aufgabe gemacht,  Kooperationen mit Wiesbadener Hochschulen anzustoßen, um junge Menschen für das Museum zu begeistern.“ Eine solche Kontaktaufnahme durch die „Museumsfreunde“ mit zahlreichen Folgeterminen in der Hochschule RheinMain und im Museum Wiesbaden stand auch am Anfang der Zusammenarbeit, die im Ergebnis den  ‚Jugendstilizer‘ entstehen ließ.

Die Realisierung des Aktionsraums ‚Experiment Ornament‘ wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der R + V Versicherung, Herrn Prof. em. Olaf Leu, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Freunde des Museum Wiesbaden e.V.

(Diether v. Goddenthow /RheinMain.Eurokunst)

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Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Eintritt Dauerausstellungen
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,- Euro (4,- Euro ermäßigt) Freier Eintritt für junge Menschen unter 18 Jahren

Tipp: Kostenfreier Eintritt bei der „Kurzen Nacht der Museen und Galerien“ am ersten April, sowie an jedem ersten Samstag im Monat.

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 11-19 Uhr
Mi, Fr 11-17 Uhr
Sa, So, Feiertage 11-18 Uhr