Darmstädter Landesmuseum lädt zur „Hommage an Carl Philipp Fohr“ – einen der größten – fast vergessenen – Maler der Romantik

Carl Philipp Fohr (Heidelberg 1795 - 1818 Rom), Das Heidelberger Schloss von Osten mit der weißen Kuh, entstand 1813, relativ zu Beginn seiner Darmstädter Ausbildungszeit. Die in blaugrüner Morgenstimmung  sorglos und frei spielenden Kinder mit  Kuh und Hund im Bildvordergrund symbolisierten Aufbruch und Naturverbundenheit. Sie  verwandeln die Vedute in ein Stimmungsbild.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Carl Philipp Fohr (Heidelberg 1795 – 1818 Rom), Das Heidelberger Schloss von Osten mit der weißen Kuh, entstand 1813, relativ zu Beginn seiner Darmstädter Ausbildungszeit. Die in blaugrüner Morgenstimmung sorglos und frei spielenden Kinder mit Kuh und Hund im Bildvordergrund symbolisieren Aufbruch und Naturverbundenheit. Sie verwandeln die Vedute in ein Stimmungsbild. © Foto: Diether v. Goddenthow

Fast in Vergessenheit geraten, und doch zählt er zu den größten Malern der Romantik seiner Zeit und steht mit Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge in einer Reihe: Carl Philipp Fohr! Ihm widmet anlässlich seines 200sten Todestages die Grafische Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt die Sonderausstellung „Hommage an Carl Philipp Fohr“, die vom 29. Juni bis zum 26. August 2018 in der Karl Freund-Galerie (im 2. Obergeschoss) gezeigt wird.

Carl Philipp Fohr malte diese Naturzeichnung "Der Riesenstein bei Heidelberg mit dem zeichnenden Jungen", 1810, in einem Alter von 15 Jahren. Das Werk entstand als Fohr seinen ersten Zeichenunterricht bei dem Universitätszeichenmeister Friedrich Rottman in Heidelberg erhielt, Sein großes Talent war dem Darmstädter Maler Georg Wilhelm Issel aufgefallen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Carl Philipp Fohr malte diese Naturzeichnung „Der Riesenstein bei Heidelberg mit dem zeichnenden Jungen“, 1810, in einem Alter von 15 Jahren. Das Werk entstand als Fohr seinen ersten Zeichenunterricht bei dem Universitätszeichenmeister Friedrich Rottman in Heidelberg erhielt, Sein großes Talent war dem Darmstädter Maler Georg Wilhelm Issel aufgefallen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Fohr war ein Ausnahmekünstler und gilt heute als Inbegriff des „frühvollendeten“ Romantikers, dessen kurzes, tragisch abgebrochenes Leben Sinnbild für den begeisterten Aufbruch und die geistige Spannbreite der Generation der deutschen Romantik erschien, wie es auf einer Tafel der Ausstellung heißt. Er war gerade mal 22 Jahre alt, als er vor den Augen seiner Kameraden im Tiber ertrank. Erst drei Tage später fand man seine Leiche, angetrieben am Ufer. Fohrs früher Tod erschütterte die damalige Künstlerwelt, denn er galt als der Begabteste unter ihnen. „Wichtig“ für das Nachleben ist ja  letztendlich, dass dieser Tod so tragisch ist. Es ist ja „so romantisch“, „passt  so gut“ in diese Zeit des Jungen Künstlers, der bereits gezeigt hatte, was für ein großes Genie aus ihm hätte werden können, als er auf diese ungewöhnliche Weise aus dem vollen Leben gerissen wird.

Fohr wurde auf dem berühmten protestantischen Friedhof in Rom beigesetzt. Bei einer Nachlass-Auktion fanden seine Werke rasenden Absatz, gerade auch bei Kollegen aus dem Kreis der Nazarener, die  sich einige Werke zur eigenen Weiterverwertung (wohl auch als Mustervorlagen) sicherten. Fohr hatte sich ihnen kurzzeitig in Rom angeschlossen, wurde dann aber wieder hinausgedrängt. Der Freigeist Fohr passte wohl einfach nicht in diese Gruppierung.

Carl Philipp Fohr. Aquarell und Gouache über Bleistiftspuren: Die Wasserfälle am Steinwäldchen unweit von Baden", Blatt 1 aus dem "Skizzenbuch von Badens Umgebung" 1814/1815, welches er seiner Gönnerin Erbprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt als Dank schenkte. © Foto: Diether v. Goddenthow
Carl Philipp Fohr. Aquarell und Gouache über Bleistiftspuren: Die Wasserfälle am Steinwäldchen unweit von Baden“, Blatt 1 aus dem „Skizzenbuch von Badens Umgebung“ 1814/1815, welches er seiner Gönnerin Erbprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt als Dank schenkte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Sonderausstellung „Hommage an Carl Philipp Fohr“ zeigt auf den Punkt gebracht des Künstlers Werk in seiner biographischen Entwicklung, angefangen mit seinem frühesten Blatt „Der Riesenstein bei Heidelberg …“, 1810, bis hin zum Aquarell „Götz von Berlichingen reitet ins Zigeunerlager“, 1917. Dieses fasziniert  durch seine verdichtete flächige Komposition und parzellenartige Raumbildung. Das Werk zeigt den Einfluss von Joseph Anton Koch, Fohrs wichtigstem Lehrmeister in Rom.

Carl Philipp Fohr, in Heidelberg geboren, entstammte einfachen Verhältnissen. Er erhielt Kunstunterricht bei Friedrich Rottmann. 1810 entdeckte ihn der Maler Georg Wilhelm Issel, ein illegitimer Sohn des Erbprinzen Ludwig I. von Hessen-Darmstadt. Dieser war ganz begeistert von dem vielversprechenden 15jährigen. Er holte ihn nach Darmstadt und führte ihn bei Johann Philipp Dieffenbach, dem Prinzen-Erzieher ein. Daraufhin wurde Fohr gemeinsam mit den Zöglingen des Herzogs von Lehrer Diefenbach unterrichtet in den wichtigsten Elementen der deutschen Geschichte, der Historie, der Literatur. Und er kommt hier in die Zeichenschule, hat Unterricht und kann dann auch die Blätter aus der Badischen Sammlung aus dem Kupferstich-Kabinett studieren, erläutert Dr. Mechthild Haas, Leiterin Graphische Sammlung, die die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Volontärin Dr. des Jennifer Chrost kuratierte.

Carl Philipp Fohr. "Götz von Berlichingen reitet ins Zigeunerlager", 1817. Mit diesem Blatt bezieht scih Fohr auf eine Szene aus Goethes 1774 uraufgeführtem Drama "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand". Besonders interessant zu betrachten ist hier Fohrs künstlerische Weiterentwicklung unter Einfluss seines Lehrers Joseph Anton Koch in Rom. © Foto: Diether v. Goddenthow
Carl Philipp Fohr. „Götz von Berlichingen reitet ins Zigeunerlager“, 1817. Mit diesem Blatt bezieht scih Fohr auf eine Szene aus Goethes 1774 uraufgeführtem Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“. Besonders interessant zu betrachten ist hier Fohrs künstlerische Weiterentwicklung unter Einfluss seines Lehrers Joseph Anton Koch in Rom. © Foto: Diether v. Goddenthow

Issel sorgte zudem dafür, dass die Erb- und Großprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt, geborene Prinzessin von Baden, seine Mäzenin wurde. Sie finanzierte sein Studium in München von Juli 1815 bis Mai 1816 und später seinen Aufenthalt in Rom, zu dem Carl Philipp Fohr am 18. Oktober 1816 zu Fuß in Begleitung seines großen Hundes Grimsel aufbrach, so Dr. Mechthild Haas.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

RAHMENPROGRAMM

Hommage an Carl Philipp Fohr
29. Juni bis 26. August 2018

Vortrag
Mittwoch, 4.Juli 2018, 18.30 Uhr
»Künstlerfreundschaft in Rom« von Dr. Mechthild Haas

Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen  Sammlung während des  Presserundgangs.© Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung ist eine vorzügliche Fohr-Expertin. Hier beim Presserundgang. .© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Vortrag zeigt auf, inwiefern Fohrs Schicksal den Lebensentwürfen der Künstler der Romantik entspricht und sein kurzes, tragisch abgebrochenes Leben geradezu sinnbildhaft erscheint. Dabei wird die Freundschaft für die Künstler der Romantik zur bestimmenden Lebensmacht mit fast religiösem Sinn. Der Freund gibt äußeren Schutz, ist Beichtvater, Ersatz für das verständnislose Publikum und tröstet über den ausbleibenden Erfolg beim Publikum hinweg. Der Freund hat also eine materielle, seelische und geistige Funktion. Anhand unterschiedlicher Beispiele solcher romantischer Künstlerfreundschaften erzählt der Vortrag von dem begeisterten Aufbruch und den idealen Sehnsuchtsbildern der Generation der deutschen Romantik.

Öffentliche Führungen
Freitag, 13. Juli 2018, 11.00 Uhr
mit Dr. des. Jennifer Chrost, HLMD

Sonntag, 22. Juli 2018, 14.00 Uhr
mit Dr. des. Jennifer Chrost, HLMD

Freitag, 27. Juli 2018, 11.00 Uhr
mit Dr. Mechthild Haas, HLMD

Mittwoch, 15. August 2018, 18.30 Uhr
mit Dr. Mechthild Haas, HLMD

Mittwoch, 22. August 2018, 18.30 Uhr
mit Dr. des. Jennifer Chrost, HLMD

Sonntag, 26. August 2018, 14.00 Uhr
mit Dr. Mechthild Haas, HLMD

jeweils Museumseintritt, max. 25 Teilnehmer, keine Vorreservierung möglich

Veranstaltungsort
lm-darmstadt3Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt

Laufzeit
29. Juni bis 26. August 2018

Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr
Montag geschlossen

Eintritt
Erwachsene 6, ermäßigt 4 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Kataloge des HLMD zu diesem Thema
„Carl Philipp Fohr. Romantik – Landschaft und Historie”, Museumspreis 24,50 Euro (im Buchhandel vergriffen), Kehrer Verlag
„Carl Philipp Fohr. 1795-1818. Monographie und Werkverzeichnis“, 98 Euro, Hirmer Verlag

Rosenfest „Im Namen der Rose“ auf auf der Märchen-Burg Sooneck  am Rhein – 8. Juli 2018

Burg Sooneck. Foto: GDKE Rheinland-Pfalz / Pfeuffer
Burg Sooneck. Foto: GDKE Rheinland-Pfalz / Pfeuffer

Ganz im Zeichen der Rose präsentiert sich am Sonntag, 8. Juli, die sagenumrankte Burg Sooneck von 10 bis 18 Uhr. Unter dem Motto „Im Namen der Rose“ bietet die von Rosen bewachsene Märchenburg am Rhein die ideale Kulisse für eine zauberhafte und „rosige“ Veranstaltung. Alle Besucher erleben an diesem Tag zauberhafte Stunden hoch oben über dem UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal. Im Mittelpunkt des Rosenfestes steht der Markt rund um die „Königin der Blumen“. Die Besucherinnen und Besucher können sich verführen lassen vom Duft des Rosenwassers, von aromatisierten Tees und vielen anderen rosigen Produkten. Für Musik, ein spezielles Programm für Kinder sowie für Speis‘ und Trank ist gesorgt.

Die Burg Sooneck wurde 1271 erstmals urkundlich erwähnt, war jedoch schon bald in einem schlechten baulichen Zustand und wurde im Jahr 1689 von französischen Truppen zerstört. Das Gemäuer über dem Engtal zwischen Bingen und Koblenz lag lange im Dornröschenschlaf. Bis im April 1834 die vier preußischen Prinzen (Friedrich Wilhelm, Wilhelm, Carl und Albrecht) die Burgruine erwarben und deren Wiederaufbau beschlossen: „Alles sehr einfach im Sinne einer königlichen Jagdburg“, lautete die Weisung an den Baumeister. Das Mittelalter diente dabei als Richtschnur, um das Vorhandene bewohnbar zu machen. Ein Glücksfall für den heutigen Besucher. Denn vieles – so Bergfried und Palas – ist noch in seiner originalen Substanz erhalten.

Eingebettet ist das Rosenfest in das Europäische Kulturerbejahr 2018 (ECHY). Unter dem Motto SHARING HERITAGE engagieren sich in diesem Jahr Einrichtungen wie Museen, Vereine und Stiftungen sowie viele Privatpersonen. Im Rahmen des bundesweiten Aktionsjahrs „Zu Tisch! Genießen in Schlössern und Gärten“ begibt sich die GDKE das ganze Jahr über auf kulinarische Reisen und macht am Sonntag, 8. Juli, Station auf Burg Sooneck mit einem einzigartigen Rosenfest.

Ritterfest für die ganze Familie im Landesmuseum Mainz am 14. u. 15. Juli

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Ritter in Rüstungen, verschiedene Schwertkämpfe, aktionsreiche Mitmachangebote und vieles mehr bietet das inzwischen schon traditionelle Familien-Ritterfest am Wochenende des 14. und 15. Juli im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Los geht es am Samstag um 10 Uhr mit Taravas, dem Spielmann. Anschließend, gegen 10:30 Uhr, begrüßt die zeitgenössisch gekleidete Bardin, Wanda Wurzel, mit mittelalterlichen Klängen die großen und kleinen Besucher im Innenhof des Museums. Das Landesmuseum lädt sowohl am Samstag als auch am Sonntag von 10 bis 17 Uhr zum Familien-Ritterfest in den Innenhof. Es gelten die regulären Eintrittspreise des Landesmuseums Mainz.

Ein besonderes Augenmerk liegt im Europäischen Kulturerbejahr 2018 auf dem Thema Essen und Trinken im Mittelalter mit vielen leckeren Köstlichkeiten und der Frage: Wie speisten eigentlich die alten Rittersleut? Ansonsten bieten zahlreiche Stationen den Kindern den ganzen Tag über die Möglichkeit mit einem abwechslungsreichen Programm in die sagenumwobene Welt der Ritter einzutauchen: Ob Hufeisenwerfen, Bogenschießen, Schmieden, Papierschöpfen, Filzen oder Malen und Basteln im Ritterzelt. Die kleinen Besucher können sich bei einem Schaukampf mit ungefährlichen „Styropor-Schwertern“ austoben, sich alte Märchen von „Fabulix“ erzählen lassen oder in der Kinderrüstkammer allerlei Ritter-Utensilien erwerben. Beim gemeinsamen Bogenschießen kann sich die ganze Familie vergnügen. Spannender Höhepunkt ist sicher das wilde Gefecht der Kinder gegen die Ritter. An jedem Veranstaltungstag wird dieser Kampf aufs Neue entschieden – ein ungefährliches, aber wildes Spektakel mit sehr hohem Spaßfaktor!

Spannende Einblicke verspricht ein kleines mittelalterliches Lager: Ihre Zelte samt Kochkessel und mittelalterlicher Ausrüstung haben die rüstigen Ritter gleich mitgebracht. Während der gesamten Veranstaltung sind sie überall im Innenhof anzutreffen und können jederzeit angesprochen werden. Kenntnisreich informieren sie die Besucher gerne über ritterliche Werte, über Waffen und Techniken der Kriegsführung. Dreimal pro Veranstaltungstag präsentieren die Ritter bei Schwertkämpfen ihr Können. Familienführungen um 11, 13 und 15 Uhr, geben Einblicke in verschiedene Aspekte des mittelalterlichen Lebens.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Familien-Ritterfest findet parallel zur aktuellen Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ statt, die noch bis 29. Juli zu sehen ist. Für die Comic-Schau gelten Sondereintrittspreise.

Infos Landesmuseum Mainz

Mit Urban Sketching die Seele der Menschen berühren – „Vor Ort – Zeichnend erzählt“ im Landesmuseum Mainz

Eindruck aus Paris vom französischen Illustrator Lapin. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eindruck aus Paris vom französischen Illustrator Lapin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wenn sieben international tätige Zeichnerinnen und Zeichner vom 29.06 bis 2. 09. 2018 im Mainzer Landesmuseum in der Sonderausstellung „Vor Ort – zeichnend Erzähltes“ Höhepunkte ihrer freihändig an allen möglichen Orten spontan entstandenen Arbeiten zeigen, soll der Erlebniswert dieser ohnehin emotional sehr ansprechenden Werke von multisensorische Stationen mit Riech-, Tast- und Hörmöglichkeiten aufgepeppt werden.

Beispielsweise geschieht das auch mit Felix Scheinbergers Skizzenbuch „Hedo Berlin“ auf recht originelle Weise.

Aus dem Skzissenbuch "Hedo Berlin" von Felix Scheinberger. © Foto: Diether v. Goddenthow
Aus dem Skzissenbuch „Hedo Berlin“ von Felix Scheinberger. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Professor für Design an der Fachhochschule Münster hat unter anderem in einem Berliner Nachtclub, in dem Fotografieren verboten ist, seinen Skizzenblock gezückt, und ähnlich wie ein Gerichtszeichner ganz entzückende Eindrücke mit Stift und Farbe festgehalten von Club-Außenansichten beim Anstehen zum Einlass, über das Treiben drinnen bis hin zu Porträts von Tänzerinnen und Prostituieren.

Dabei stünde wie beim Urban Sketching generell das Machen im Zentrum, und zwar vor allem zum Vergnügen des Zeichnenden. Es ginge nicht nur um den Mut, die ersten Striche zu machen, sondern darum, die eigenen Erfahrungen, den eigenen Blick ins Zentrum zu rücken“, erklärt Ellen Löchner, eine der Ausstellungsmacherinnen und Leiterin der Abteilung Vermittlung im Landesmuseum Mainz. Um die Besucherinnen und Besucher über die Bildbetrachtung hinaus noch intensiver am Erlebens des Künstlers bei seinem Zeichnen im Nachtclub teilhaben zu lassen, haben sich die

Multisensorische Station zum Skizzenbuch Hedo-Berlin.© Foto: Diether v. Goddenthow
Multisensorische Station zum Skizzenbuch Hedo-Berlin.© Foto: Diether v. Goddenthow

Ausstellungsmacherinnen etwas ganz Besonderes einfallen lassen, nämlich indem sie über die Möglichkeit zur haptischen Simulation per Latextücher und olfaktorischen Stimulation mit je einem schwülstigen Herren- und Damen-Duft weitere Sinne der Besucher ansprechen wollen. Und wer möchte, kann über ein QR-Code per Smartphone durch typische Nachtclubgeräusche in Form einer Komposition sich zusätzlich einschwingen lassen. Wobei ich sagen muss, dass die Bilder derart ausdrucksstark sind, und durchaus für sich alleine stehen können. Aber wer vielleicht noch nie in einem Nachtclub war, dürfte durch diese multisensorische Station, insbesondere durch die recht exotisch anmutenden Düfte von Bettina Frauen, durchaus bestens emotional unterstützt werden.

Sehr eindrucksvoll und keine technische Zeichnung ist Johanna Krimmels Bagger, aus ihrer Baggerserie. © Foto: Diether v. Goddenthow
Sehr eindrucksvoll und keine technische Zeichnung ist Johanna Krimmels Bagger, aus ihrer Baggerserie. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wunderbar und spannend sind die zum Teil schwerpunktmäßig sehr verschiedenen Arbeiten von Marina Grechanik, Sebastian Koch, Johanna Krimmel, Lapin, Sebastian Lörscher und Inma Serrano. Neben ihren Arbeiten werden zwölf Grafiken aus dem Bestand des Landesmuseums gezeigt.

Der Leitspruch der Urban Sketchers aus ihrem Manifest lautet: „Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach direkter Beobachtung“. Es geht nicht um Schön-Zeichnen, sondern um die Freude daran, um das Erlebnis zeichnen, wobei angemerkt sei, dass sämtliche gezeigten Werke aus der „Feder“ von Profis stammen. Es sind lebendige und verstehbare Werke, die keiner weiteren Erläuterung bedürfen, die authentisch sind, und vor allem, die die Seele der Menschen berühren und sie mitnehmen. Urban Sketching-Kunst ist eine Art Renaissance des Impressionismus, als die Künstler im 19. Jahrhundert ihre muffigen Ateliers verließen, und in der freien Natur ihre Eindrücke skizzierten und malten. Die gegenständliche Bilderwelt des Urban Sketching erfüllt dass, was mitunter zu abstrakte und zu akademische zeitgenössische Kunst vielfach nicht mehr vermag, nämlich den Menschen in seinen Bedürfnissen nach verständlicher Bildersprache und harmonischen Bilderleben anzusprechen.

Ein besonderes Ausstellungs-Highlight wird am Abend der Ausstellungseröffnung, heute  ab 19 Uhr, der „Skizzomat“ von Felix Scheinberger sein. Gemeinsam mit Studenten wird der Hochschullehrer für Zeichnen und Illustration an der Münsterer Fachhochschule auf Wunsch, Porträts der Besucher anfertigen. Hierfür stehen 1500 Blatt  DIN-4-Aquarell-Bögen zur Verfügung. Die Porträts, vor’s Gesicht des Porträtierten gehalten, werden anschließend mit dem Smartphone fotografiert und ins Netz gestellt, anschließend an einer Aktionswand der Ausstellung angebracht oder den Besuchern mitgegeben.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Workshops zum Mitmachen, Zeichenkursen und Vorträgen begleitet die Ausstellung.

Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst

Weitere Informationen auf der Website des Landesmuseums Mainz.

Flyer zur Ausstellung

 

Matthias Wagner K wird Honorarprofessor für Design an der HfG Offenbach

Professor  Matthias Wagner K.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Matthias Wagner K. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 15. Juni 2018 hat der Präsident der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, Prof. Bernd Kracke, den Direktor des Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, Matthias Wagner K, zum Honorarprofessor im Fachbereich Design ernannt. Wagner K wird seine Lehre als Honorarprofessor im Wintersemester 2018/19 aufnehmen und im Bereich Design kuratieren lehren.

Matthias Wagner K sei „einer der herausragenden deutschsprachigen Vertreter in den Bereichen Designvermittlung und Design kuratieren“, begründet die Hochschule die Ernennung. Der 1961 in Jena geborene Ausstellungsmacher machte sich in langjähriger Tätigkeit als freier Kurator und Autor einen Namen als Spezialist für nordische Kunst und Kultur, Mode und Design sowie für Lichtkunst. Seit 2012 ist er Direktor des Frankfurter Museum Angewandte Kunst. Hier hat er mit einem gänzlich überarbeiteten Ausstellungs- und Partizipationskonzept einen Paradigmenwechsel herbeigeführt. Seither richtet das Haus den Fokus verstärkt auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen und stößt mit wechselnden Objektkonstellationen immer wieder neue Themen an. Damit nimmt das Museum Angewandte Kunst eine Position mit Modellcharakter für zeitgemäße Museumskonzepte im 21. Jahrhundert ein. Zuletzt sorgte Wagner K mit der Ausstellung Jil Sander. Präsens für internationale Aufmerksamkeit und den bislang größten Publikumserfolg des Museums.

Bereits seit 2015/16 lehrt Wagner K an der HfG Offenbach im Rahmen eines Lehrauftrags Design kuratieren, nun wird er mit der Honorarprofessur den Theorieschwerpunkt Design Curating and Criticism weiter stärken.

www.museumangewandtekunst.de

Vergabe des Gutenberg-Preises 2018 an den Schutzpatron des gedruckten Buches Alberto Manguel

Vergabe des Gutenberg-Preises 2018 an Alberto Manguel durch Oberbürgermeister Michael Ebling am 23.Juni 2018 im Ratssaal des Mainzer Rathauses. © Foto: Diether v. Goddenthow
Vergabe des Gutenberg-Preises 2018 an Alberto Manguel durch Oberbürgermeister Michael Ebling am 23.Juni 2018 im Ratssaal des Mainzer Rathauses. © Foto: Diether v. Goddenthow

Manguel habe wie kein Zweiter die Beziehung von gedrucktem Buch, der Leserschaft und dem Lesen zum zentralen Punkt seines Wirkens gemacht, heißt es in der Jury-Begründung, den Schriftsteller Alberto Manguel mit dem Gutenberg-Preis 2018 auszuzeichnen. Gestern, am 23. Juni 2018, überreichten Oberbürgermeister Ebling und Kulturdezernentin Marianne Grosse Manguel während einer Feierstunde im Mainzer Rathaus die Urkunde des mit 10 000 Euro dotierten Gutenberg-Preises. Dieser Preis sei für ihn die allergrößte Ehrung, ein Nobelpreis unter den Nobelpreisen, so der weltberühmte Bestsellerautor von 50 Romanen und Direktor der argentinischen Nationalbibliothek in Buenos Aires.

Kulturdezernentin Marianne Grosse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturdezernentin Marianne Grosse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bei ihrer Begrüßung skizzierte Kulturdezernentin Marianne Grosse zu Beginn des Festaktes, dass Ende der 1990er Jahre, nach dem historischen Fall der Mauer, kulturelle, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen ihren Lauf genommen hätten, die kurz zuvor kaum denkbar gewesen seien: Das Internet habe Einzug gehalten in Privathaushalten, Mobilfunk wurde massentauglich, Laptops und E-Books revolutionierten den Alltag. Kultur und Wirtschaft florierten, Begrifflichkeiten wie Dot.com-Unternehmen, Euro-Einführung oder „Shareholder-Value“ versprachen höheren Wohlstand – und der Bau der Raumstation ISS habe den Weltraum „gefühlt“ einen Schritt näher gebracht. Grosse: „Die Welt war wieder ein Stück kleiner geworden, die Möglichkeiten schienen unbegrenzt.“

In dieser von kühnen Träumen geprägten Zeit erschien 1996 zuerst in englischer, 1998 dann in deutscher Sprache ein Buch mit dem Titel „Eine Geschichte des Lesens“. Ein Buch mithin, das so völlig im Gegensatz zum herrschenden Zeitgeist gestanden habe. Grosse: „Aber beim internationalen Publikum traf das Buch offensichtlich einen ganz besonderen Nerv, denn es wurde in Millionenhöhe aufgelegt und in alle Weltsprachen übersetzt. Das Echo auf die Publikation war enorm und dieser Weltbestseller sollte nur ein Teil eines beeindruckenden Oeuvres sein, dessen Autor wir heute hier begrüßen dürfen – den Gutenberg-Preisträger des Jahres 2018: Alberto Manguel.“

Oberbürgermeister Michael Ebling zeigte sich als Präsident der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V hocherfreut, einen solch namhaften Autoren als diesjährigen Preisträger begrüßen zu dürfen, um ihm als Vorsitzender des Kuratoriums zur Vergabe des Gutenberg-Preises die Auszeichnung persönlich zu überreichen.

Die Auszeichnung für Alberto Manguel gehe an einen renommierten Literaten, der sein ganzes Leben dem Buch und seiner Wirkung gewidmet habe. Als regelrechter „Weltbürger“ wirke er unter anderem in Buenos Aires, Paris, Mailand, London und Toronto, wo er als Lektor, Dozent und Übersetzer tätig gewesen sei. Aktuell fungiere er als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek.
Ebling: „Alberto Manguel befasste sich nicht nur mit der Geschichte des Lesens und der Leser, sondern vermittelte auch seine ganz persönlichen Erfahrungen an Millionen von Lesern. Manguel schaffe es zum Beispiel, uns den Sinn von Buch zu beschreiben, nicht nur vom literarischen Wert her natürlich, sondern auch von seinen Eigenschaften. Das Buch, wie es Manguel beschreibe, sei mit unserer Kulturgeschichte so eng verflochten, dass es uns praktisch in in die DNA übergegangen sei. Und wer Manguels Leidenschaft für das Thema Buch spüre, „dann bin ich sicher, dann werden Menschen auch nie diese Leidenschaft verlieren.“, so der Oberbürgermeister.
„Bücher können Sinn stiften. Diese Botschaft vermittelt uns der Leser Alberto Manguel. Nun erhält er für sein umfangreiches Engagement für die Buchkultur mit dem Gutenberg-Preis den ,Nobelpreis der Nobelpreise‘, wie er ihn selbst kürzlich in einem Interview betitelte. Dazu gratulieren wir alle von Herzen.“, bekräftige Ebling

Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Rainer Moritz , und heutige Leiter des Hamburger Literaturhauses. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Rainer Moritz , und heutige Leiter des Hamburger Literaturhauses. © Foto: Diether v. Goddenthow

In seiner furiosen Laudatio skizzierte Professor Dr. Rainzer Moritz, früherer Programm-Chef bei Reclam Leipzig und Ex-Programm-Geschäftsführer bei Hoffman und Campe, und langjähriger Leiter des Hamburger Literaturhauses den Lesefreund Alberto Manguel als eine Art Schutzpatron der Bibliotheken und Bücher, der die „ Geschichte des Lesens“ gern selbst geschrieben hätte. Und hätte er es getan, wäre es eine Methode aus vielen Abschweifungen geworden, die sich hätte von Details leiten lassen, eine Anekdote auf die andere reihend.
„Die Methode der Abschweifungen bildet gleichsam die Basis dessen, was Manguel schreibend so tut: Er lässt sich verführen von Büchern, von seinen Büchern. Er evoziert zurückliegende Leseänderungen und verknüpft all diese Fäden zu einem neuen Muster. ‚Die lebenslange Praxis wahlloser Lektüre‘, heißt es in seiner ‚Stadt aus Worten‘ (Fischer-Verlag, Frankfurt 2011), habe in ihm eine Art persönliches Universallexikon entstehen lassen, auf dessen Seiten ich jeden meiner Gedanken in den Worten anderer ausgedrückt finde. Alles Geschriebene hängt mit allem Vorgeschriebenem zusammen, so wie die Literatur selbst ein work in progress ist, so ist das Nachdenken über sie nie abgeschlossen.“, zitiert Moritz als Vorgedanken zu Manguels Bücher-Sammelleidenschaft.

Wer über Manguel spräche, müsse über seine Bibliothek sprechen, so der Laudator. Manuel habe über die ganz unterschiedlich verlaufene Geschichte seiner mittlerweile rund 40 000 Bände umfassenden Bibliothek geschrieben, für die er nach einer zur Tugend erhobenen Umzugs-Odyssee im Zweijahrestakt von Barcelona, Paris und London über Mailand, Tahiti und Toronto , endlich im südwestfranzösischen Örtchen Mondion eine dauerhafte Heimat gefunden zu haben glaubte. „Die Hoffnung auf dauerhafte Heimat währte nicht. Und in seinen, in diesem Jahr herausgekommenen Buch ‚Die verborgene Bibliothek‘ beschreibt er, so Moritz, diesen Verlust: ‚Meine letzte Bibliothek befand sich in Frankreich, in einem alten steinernen Pfarrhaus im Süden des Loire-Tals, in einem kleinen Dörfchen mit weniger als zehn Häusern. Mein Partner und ich wählten diesen Ort, weil direkt neben dem Haus eine uralte, teilweise abgetragene Scheune stand, groß genug, um meine Bibliothek zu beherbergen, welche zu dieser Zeit auf etwa 35 000 Bücher angewachsen war. Ich dachte, sobald die Bücher ihren Platz gefunden hätten, würde ich auch den meinen finden. Doch es sollte anders kommen!‘“

verborgene BibliothekDieses jüngste Buch sei, so Moritz, wie der der Untertitel besage, „eine Elegie, ein Abgesang auf die Vorstellung, irgendwo für immer ankommen zu können. So schmerzhaft dieser Verlust wohl war, so sehr scheint er zudem zu passen, was Manguel über seine Lektüren oder über das Schreiben sagt: Denn wie das Gelesene wieder und wieder dazu nötigt, neue Querverbindungen herzustellen, abzuschweifen zu anderen Lesestoffen sowie permanent unendliche Assoziationen hervorbringt, so gibt es für den Menschen offenbar keinen Ort der Ruhe. Auch nicht in Modion südlich der Loire. Bleiben wäre Stillstand, die Bibliothek nicht mehr zu erweitern, auch!“, so der Laudator.

Alberto Manguel sei ein Sammler, ein Enthusiast, der Bücher erstehe, auch weil ihn der Titel oder Einband anspräche, weil dieses oder jenes Werk eine ganz vorzügliche Ergänzung des Bestandes darstelle. Wie Manguel aufzeige, gäbe es bibliophile Sammler, die sich für die Inhalte ihrer Sammlung nicht sonderlich interessierten und für die das damit eine Art Selbstzweck darstelle. Und dann gebe es ‚diejenigen, die sammeln, anhäufen, um sich universelles Wissen anzueignen, und dabei nicht begreifen‘, wie Manguel in „Bibliothek bei Nacht“ schreibt, ‚dass die Anhäufung von Wissen, nämlich nichts mit Wissen zu tun hat.‘“

Alberto Manguel sei ein Sammler, der seinen Objekten nahe sein wolle, so Moritz weiter. „Wenn er beschreibt, wie er sie zu ordnen versucht, wie er diese Ordnungen immer wieder umstößt, wie unterschiedlich er seine Bibliothek in Tages- und Nachtstunden wahrnimmt, oder wie er sein Bett mit Büchern umgibt, dann ist schnell klar, dass es sich hier um eine komplexe Liebesbeziehung handelt. Bücher geben den Räumen, in denen sie sich befinden, nicht nur eine eigene Identität. Nein sie werden zu vertrauten Weggefährten. Sie verschmelzen letztlich mit ihrem Leser, werden für Manguel zu ‚Fortsetzungen meines Körpers‘“, analysiert der Laudator Manguels beinahe  erotische Beziehung zu Büchern, die immer auch etwas Haptisches hätten und bereits ihr Aussehen für Leser die Deutung ihres Inhalts beeinflussen könnten. Denn es sei „ein elementarer Unterschied, ob wir uns über eine Erstausgabe von sagen wir Alfred Döblin beugen, einen Nachdruck als Taschenbuch in Händen halten oder wenn wir den „Alexanderplatz“ als E-Book lesen. Diese Art physische Inhalation des Textes bleibt, wie es in der ‚Verborgenen Bibliothek‘ heißt, unverzichtbar.“, so Moritz, der wunderbar auf viele weitere zentrale Aspekte des großen Autors einging, dessen Bücher wie „Bibliothek bei Nacht“  und  insbesondere auch sein neuestes „Die verborgene Bibliothek“ wirklich wärmstens zu empfehlen sind.

Alberto Manguel. © Foto: Diether v. Goddenthow
Alberto Manguel. © Foto: Diether v. Goddenthow

In seinen Dankesworten unterstrich Alberto Manguel, dass das Buch des Menschen einzige Erfindung sei, die seinen Intellekt erweitere. Es helfe unserer Vorstellungskraft, unserem Gedächtnis, unserer Kommunikation und es helfe die Welt zu verstehen. „Bücher machen uns weniger unglücklich, und lassen uns nicht verdummen.“

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Sängerin Julianna Townsend, begleitet am Flügel von Luis Borig mit „Don’t know why“ Nora Jones, „Right to be wrong“ Joss Stone und weiteren Titeln.

(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

50 Jahre Mainzer Johannisnacht eröffnet – noch bis 25. Juni werden Mainzer Innenstadt und Rheinufer zum großem Festareal

50 Jahre Mainzer Johannisnacht – zum Gutenberg- und Johannisnacht-Jubiläum. Gestern eröffnet auf der Rockland-Radio-Bühne  am Schiller von Marianne Grosse (r), Oberbürgermeister Ebling (dahinter), Vertreterin aus Dijon, Johannes Gutenberg und Wiesbadens OB Sven Gerich: Drücken gemeinsam den Startknopf!. © Foto: Diether v. Goddenthow
50 Jahre Mainzer Johannisnacht – zum Gutenberg- und Johannisnacht-Jubiläum. Gestern eröffnet auf der Rockland-Radio-Bühne am Schiller von Marianne Grosse (r), Oberbürgermeister Ebling (dahinter), Vertreterin aus Dijon, Johannes Gutenberg und Wiesbadens OB Sven Gerich: Drücken gemeinsam den Startknopf!. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend eröffneten Oberbürgermeister Michael Ebling und Festdezernentin  Marianne Grosse  gemeinsam mit  „Johannes Gutenberg“,  Städtepartnervertreter aus Dijon und Gast-Oberbürgermeister Sven Gerich aus Wiesbaden die 50. Mainzer Johannisnacht, die  „Perle unter den Volksfesten“ am Rhein.

Volle "Gassen", ausgelassene Stimmung von Anfang an. © Foto: Diether v. Goddenthow
Volle „Gassen“, ausgelassene Stimmung von Anfang an. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das nicht gerade maritime Wetter konnte die Mainzer und ihre Gäste nicht abschrecken: Bereits am Spätnachmittag herrschte reges Treiben, waren Fest-Plätze und -Wege von Innenstadt und am  Rheinufer mit Künstlermarkt und Fahrgeschäften gut besucht. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung bei Livemusik auf zig Bühnen, mit Straßenkünstlern, Kabarett und wieder einem großen kulinarischen Angebot. Die Johannisnacht, ganz im Gedenken an den 550. Todestag von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, wird noch bis zum 25. Juni 2018  gefeiert werden. Am Montag wird dann das Fest mit  mit einem großen Brillant-Feuerwerk gegen 22.30 Uhr am Rheinufer zu Ende gehen.

Auf sieben Bühnen, Musik ohne Ende, gratis, hier Auftakt der Johannis-Nacht an der SWR-3-Bühne mit Tonic.© Foto: Diether v. Goddenthow
Auf sieben Bühnen, Musik ohne Ende, gratis, hier Auftakt der Johannis-Nacht an der SWR-3-Bühne mit Tonic.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Mainzer Johannisnacht findet in der gesamten Mainzer Innenstadt statt, vor allem in den Bereichen:
• Schillerplatz
• Ballplatz
• Bischofsplatz
• Gutenbergplatz
• Marktplatz
• Liebfrauenplatz
• Jockel-Fuchs-Platz
• Leichhof
• Ludwigsstraße
• Rheinufer vom Kaisertor bis zum Fort Malakoff
• Fischtorplatz

Öffnungszeiten
Im Folgenden sind die maximalen Öffnungszeiten dargestellt. Einzelne Stände können später öffnen/früher schließen. Das Bühnenprogramm endet an allen Tagen spätestens um 24.00 Uhr.
• Freitag, 22. Juni 2018: 12.00 Uhr – 2.00 Uhr,
• Samstag, 23. Juni 2018: 11.00 Uhr – 2.00 Uhr,
• Sonntag, 24. Juni 2018: 11.00 Uhr – 2.00 Uhr,
• Montag, 25. Juni 2018: 11.00 Uhr – 24.00 Uhr.

Weitere detaillierte Programm zur Mainzer Johannisnacht

Gutenberg-Stipendien 2018 im Gutenberg Museum Mainz verliehen

Gutenberg-Stipendium 2018 wurde am 22.06.2018 verliehen von Kulturdezernentin Marianne Grosse (r.) an Jana Gregorczyk,Katharina Kasinger,Melissa Isabella Koch und Marius Müller. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gutenberg-Stipendium 2018 wurde am 22.06.2018 verliehen von Kulturdezernentin Marianne Grosse (r.) an Jana Gregorczyk,Katharina Kasinger,Melissa Isabella Koch und Marius Müller. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend hat die Landeshauptstadt Mainz während einer kleinen Feierstunde im Vortragssaal des Gutenberg-Museums die Gutenberg-Stipendien 2018 verliehen. Kulturdezernentin Marianne Grosse hielt das Grußwort und überreichte die Stipendienurkunden.

Die Gutenberg-Stipendien werden als Beitrag zur Förderung der wissenschaftlichen Ausbildung an den Mainzer Hochschulen gewährt. Damit soll die Verbundenheit der Stadt mit den Mainzer Hochschulen zum Ausdruck kommen. Durch die Gutenberg-Stipendien sollen abgeschlossene Arbeiten gewürdigt werden, die eine besondere wissenschaftliche, künstlerische oder fachliche Leistung darstellen und deren Thematik in einem Zusammenhang mit der Stadt Mainz steht.

In diesem Jahr vergab die Landeshauptstadt Mainz insgesamt vier Gutenberg-Stipendien, jeweils für zwei Abschlussarbeiten der Hochschule Mainz und für zwei der Johannes Gutenberg-Universität. Ausgezeichnet wurden für die Hochschule Mainz: Jana Gregorczyk mit ihrer Arbeit „Der Münsterplatz in Mainz. Entstehung, Entwicklung, Perspektiven.“ und Katharina Kasinger für ihr Konzept „Merkurist.analog“

Für die Johannes Gutenberg-Universität erhielten die Stipendien Melissa Isabella Koch: „Jetzt ist glaub ich so ein Szeneding draus geworden.“ Die neue Mainzer Neustadt.“ und Marius Müller: „Die Mainzer Korporationen. Entstehung und Etablierung 1947 – 1955.“

Die ausgezeichneten Arbeiten wurden von den Stipendiatinnen und Stipendiaten in Kurzvorträgen dem Publikum vorgestellt.

Erster Hessischer Verlagspreis in Wiesbaden verliehen

Verlage aus Kassel und Marburg überzeugen mit Werkstatt-Konzept und beherztem Bekenntnis zur Zukunft der Buchbranche

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Die heutige Preisverleihung ist der erste Höhepunkt eines ehrgeizigen Projekts: Mit dem Hessischen Verlagspreis wollen wir die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen würdigen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Die heutige Preisverleihung ist der erste Höhepunkt eines ehrgeizigen Projekts: Mit dem Hessischen Verlagspreis wollen wir die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen würdigen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute den Hessischen Verlagspreis im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine verliehen. Zwei Unternehmen haben mit ihren Konzepten überzeugt: Der Verlag Rotopol in Kassel gewann den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis, der Büchner-Verlag in Marburg freute sich über den Gründer-Preis und 5.000 Euro Preisgeld. Das Land Hessen hat gemeinsam mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. den Hessischen Verlagspreis in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobt.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Die heutige Preisverleihung ist der erste Höhepunkt eines ehrgeizigen Projekts: Mit dem Hessischen Verlagspreis wollen wir die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen würdigen, sie unterstützen und erhalten. Die gute Resonanz auf unsere Ausschreibung zeigte, dass vor allem kleine Unternehmen mit spannenden Ideen das Buchgeschäft bereichern. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg und wünsche ihnen weiterhin viel Tatendrang. Gleichzeitig bedanke ich mich bei den Jury-Mitgliedern und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die hervorragende Zusammenarbeit.“

 Der mit 15.000 Euro dotierte erste Preise ging an den Verlag Rotopol in Kassel (v.l.)Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, Stefanie Brich (Börsenverein Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland), Rita Fürstenau (Rotopol), Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbands Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der mit 15.000 Euro dotierte erste Preise ging an den Verlag Rotopol in Kassel (v.l.)Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, Stefanie Brich (Börsenverein Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland), Rita Fürstenau (Rotopol), Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbands Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Hauptpreisträger, der Verlag Rotopol aus Kassel, wurde 2007 gegründet und wird heute von den Verlegerinnen und Illustratorinnen Rita Fürstenau und Carmen José geleitet. Er ist ein Verlag für grafisches Erzählen, „der die Grenzen dessen abtastet, was Illustratoren und Comic leisten können“, so die Definition der Verlegerinnen. Der Verlag beherbergt ein eigenes Atelier, eine Siebdruck-Werkstatt, eine Galerie für wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Illustration und ein Geschäft, in dem neben dem Verlagsprogramm weitere Artikel aus der eigenen Werkstatt verkauft werden. Die Jury lobte diese ungewöhnliche Kombination aus Verlag und Handwerk.

 Dr-Sabine Manke, mit  Büchner-Verlagsteam, dankte für die "wahnsinnig tolle Idee". © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr-Sabine Manke, mit Büchner-Verlagsteam, dankte für die „wahnsinnig tolle Idee“. © Foto: Diether v. Goddenthow

Den Büchner-Verlag übernahmen vier ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tectum-Verlags und verlegten ihn von Darmstadt nach Marburg. Sie haben sich auf akademische Literatur mit dem Schwerpunkt in Kultur- und Medienwissenschaften sowie auf populäre Sachbücher spezialisiert und führen den Verlag als Genossenschaft. Mit dem Gründerpreis ehrt die Jury neben dem beherzten Bekenntnis der vier zur Zukunft der Buchbranche auch die Besinnung auf das genossenschaftliche Betriebsmodell.

Laudatorin Britta Jürgs, Verlegerin (Aviva Verlag) und Vorstandsvorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung, zeichnete wunderbare Porträts der Preisträger und  lobte deren kreatives Programm. © Foto: Diether v. Goddenthow
Laudatorin Britta Jürgs, Verlegerin (Aviva Verlag) und Vorstandsvorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung, zeichnete wunderbare Porträts der Preisträger und lobte deren kreatives Programm. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dass der Hessische Verlagspreis zur richtigen Zeit kommt, zeigt auch das kürzlich veröffentlichten Ergebnis der Studie des Börsenvereins „Buchkäufer – quo vadis?“. Demnach musste die Buchbranche in den vergangenen Jahren nur leichte Defizite im Umsatz hinnehmen. Gravierender hingegen ist, dass die Zahl der Käufer um 17,8 Prozent gegenüber 2017 zurückgegangen ist, das sind 6,4 Millionen weniger Käufer. Der einzelne Käufer kauft dafür mehr und auch hochwertigere, teurere Bücher.

„Ein Fazit der Studie ist, dass das Buch zum Kunden kommen muss – und dafür muss die Branche neue Strategien finden. Innovative Ideen und neue Marketingstrategien sind gefragt. Auch dafür steht der Hessische Verlagspreis“, so Kunst und Kulturminister Boris Rhein abschließend.

Siehe auch Beitrag im Börsenblatt.net 

Buchmesse 2018: Der Shortlist-Abend des Deutschen Buchpreises zieht am 23.09. ins Große Haus des Schauspiel Frankfurt

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Bereits im vierzehnten Jahr bringt der Deutsche Buchpreis deutschsprachige Literatur ins Gespräch wie kaum eine andere Auszeichnung und gewinnt damit die Aufmerksamkeit der Leser wie Literaturkritiker gleichermaßen. Die Shortlist-Veranstaltung knüpft an diesen Erfolg an: Zum elften Mal präsentieren das Literaturhaus Frankfurt und das Kulturamt Frankfurt am Main in Kooperation mit der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung, die den Preis vergibt, die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises vor der Preisverleihung Mitte Oktober. Die Finalisten, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den deutschsprachigen Roman des Jahres stehen, stellen sich am 23. September aufgrund des riesigen Erfolges dieser Veranstaltung und des großen Publikums- und Medieninteresses erstmals im Großen Haus des Schauspiel Frankfurt in Lesungen und Gesprächen vor. Der „Shortlist-Abend“ ist für das Frankfurter Publikum die Chance, die Nominierten des Deutschen Buchpreises im Vorfeld der Preisverleihung zu erleben. Die Moderationen übernehmen Sandra Kegel (F.A.Z), Alf Mentzer (hr2-kultur) und Insa Wilke (freie Kritikerin).

Karten zum Preis von 18 € / erm. 12 € gibt es im Vorverkauf des Schauspiel Frankfurt am Willy-Brandt-Platz ab 10. August 2018 (oder online unter www.schauspielfrankfurt.de, Tel.: 069 – 212 49494), Restkarten sind eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Theaterkasse erhältlich.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Kulturamt Frankfurt am Main und Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Partner ist die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung. Medienpartner ist hr2-kultur. Zu hören sind die einzelnen Lesungen dort vom 01.10. bis 06.10 (ausgenommen 03.10.) um 19.30 und 15.00 Uhr (Wdh.).

Lesungen während der Buchmesse im Schauspiel Frankfurt
Mittwoch, 10.10. Robert Seethaler: Das Feld
Donnerstag, 11.10. Eva Mattes liest Elena Ferrantes „Lästige Liebe“ und „Die Neapolitanische Saga“
Freitag, 12.10. Juli Zeh: Neujahr