Mit einem gemeinsamen Nachmittag im HR-Sendesaal hatte sich die Stadträtin Professor Dr. Daniela Birkenfeld im Namen der Stadt Frankfurt am Sonntag, 4. September 2016 bei all den Freiwilligen bedankt, die sich für die in Frankfurt ankommenden Geflüchteten engagieren.
„Ich denke an die zahlreichen Menschen am Hauptbahnhof, in den Sporthallen, in der Kinderbetreuung der Containeranlagen oder den Kleiderkammern und die vielen kleinen und großen oftmals spontanen Aktionen.“ Dafür bedankte sich die Sozialdezernentin mit einer interkulturellen ermutigenden Dankeschönfeier bei rund 500 ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern entsprechend mit der Frankfurter Flüchtlingshilfe befassten Institutionen.
Frankfurt sei eine Stadt in der sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Durch die vermehrte Ankunft von Flüchtlingen gewönne dieses Thema noch einmal an Bedeutung, so Frau Birkenfeld. In Darmstadt, Offenbach und Frankfurt hätten sei letztem Jahr die meisten in Hessen angekommene Flüchtlinge Zuflucht gefunden, davon 4500 zugewiesene Flüchtlinge und weitere 550 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Frankfurt, so die Sozialdezernentin. Sie rechne allerdings nicht damit, dass die Wanderbewegungen in der Welt abrupt nachlassen werden.
Die Sozialdezernentin machte keinen Hehl daraus, dass Flüchtlingsbegleitung und Integrationsarbeit mitunter einer Herkulesaufgabe gleichkämen: „Diese, Ihre Arbeit ist ganz und gar nicht einfach. Denn sie wird begleitet von Schicksalen, von Berichten aus Kriegsgebieten, von Abschied, unendlicher Trauer und Sehnsucht nach Frieden. Sie haben sich Kindern zugewandt, die sich ohne Eltern nach Deutschland durchgeschlagen haben. Sie sind diejenigen, die die Wilkommenskultur unserer Stadt leben. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür danke ich Ihnen aus ganzem Herzen“, sagte Daniela Birkenfeld in ihrer Begrüßung.
Beim späteren Get-together berichten Ehrenamtliche aus ihrer Praxis, dass mitunter nicht einmal die „Arbeit an sich“, beispielsweise der „Sprachunterricht“, die „lebenspraktischen Hilfen oder die „Verständigungsschwierigkeiten“ am meisten herausfordern. Viel belastender sei mitunter die unmittelbare Situation mit den geflüchteten Menschen und ihren Familien auszuhalten, nämlich Traumatisierungen, seelische Leiden und Kulturelle Hürden usw. Deshalb müsse man als Helfer lernen, sich auch rechtzeitig abgrenzen zu können, um selbst psychisch stabil und leistungsfähig zu bleiben. Davon hätten alle am meisten. Niemanden nützten Helfer, die sich am Mitleid verzehrt hätten. Mit zeitlicher Eingrenzung ehrenamtlich zu leistender Stunden und einem „gesunden Egoismus, nämlich sich selbst regelmäßig auch immer mal etwas Gutes zu tun“, kann diese ehrenamtliche Arbeit, die auch viel Lebenssinn, neue Kontakte und Aktivitäten beschert, lange und mit Freude geleistet werden.
Viele Gäste nutzen diese ausgelassenen Stunden der Geselligkeit einander wiederzutreffen oder auch neu kennenzulernen, und ihre Erfahrungen miteinander zu teilen.
Zur Begrüßung gab es schon vor dem Einlass am Haupteingang zum großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks „Häppchen aus Afrika“, gefolgt von einem Sekt-Empfang im Foyer. Die musikalische Gestaltung des Nachmittags bestritt das „Ensemble Hope“ unter Leitung von Johanna-Leonore Dahlhoff mit klassischen wie populären afgahanischen und persischen Stücken mit europäischen Einflüssen.
Das Ensemble Hope sind Musiker aus dem Projekt „Bridges“. Die Idee von „Bridges – Musik verbindet“ ist es, die Kraft der Musik zu nutzen, um Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und hier in Deutschland gestrandet sind, zu integrieren, Differenzen zu überwinden und einander verstehen zu lernen. Innerhalb dieses Projektes spielen insgesamt über 60 Musikerinnen und Musiker zusammen. Sie mussten etwa zur Hälfte aus ihrer Heimat fliehen, sind unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Kultur und Religion. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen bei den Bridgeskonzerten die Möglichkeiten wieder Musik zu machen, ihren Gedanken und Gefühlen eine Stimme zu geben und sich hier in Deutschland eine Existenz als Musiker aufzubauen. Musik verbindet und überwindet unterschiedliche Sprachen, und das kam an diesem Nachmittag einmal mehr rüber.
Frankfurt Babel – der Turmbau zu Babel in Frankfurt??
Großen Applaus erhielten auch die 14 jugendlichen Geflüchteten und Jugendclubs des „Jungen Schauspiels Frankfurt“ mit Auszügen aus ihrem Stück „Frankfurt Babel“ . Unter Leitung von Martina Droste und Miriam Schmid griff das Ensemble die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel auf, um die Bedeutung von Sprache für die Verständigung, Miteinander und Einleben in neuer „Heimat“ zu thematisieren. Sprache begrenze Verständigung und sei gleichzeitig die Grundlage für Geschichten, Lebensgeschichten und Geschichten von Grenzen und Visionen, Das Stück mit jungen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, und solchen, die in Frankfurt aufgewachsen sind, handelte davon Identitäten vielsprachig zu finden und neu zu erfinden, Die Performance erntete viel Applaus.
Das komplette Stück „Frankfurt Babel“ wird am Schauspiel Frankfut an folgenden Terminen aufgeführt:
12.09.16, 20.00 Uhr
14.10.16, 20.00 Uhr
15.10.16, 20.00 Uhr
Ort: Schauspiel Frankfurt
Neue Mainzer Straße 17
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069.212.37.000
info@schauspielfrankfurt.de
Festredner Edagar Itt – Werte sind die Basis von Allem
Mit einer Kommunikations-Übung zum „aktiven Zuhören“ begann der bekannte Coach und Ex-Olympiamedaillengewinner Edar Itt seinen spannenden und berührenden Fest-Vortrag mit dem Titel „Werte leben – Was wir gemeinsam erreichen können“. Wir können Menschen nicht motivieren, wir können sie inspirieren, emotionalisieren, sensibilisieren, und wir können ihnen helfen, „und ihr habt Menschen geholfen, ihr helft Menschen, inspiriert sie und begleitet sie tagtäglich, und daher ist es für mich eine große Ehre heute hier auftreten zu dürfen“, unterstricht Itt die große Leistung der vielen Ehrenamtlichen. Und weiter sagte er: „Ich habt noch viel mehr getan, denn ihr habt das Wichtigste und Wertvollste, was Menschen geben können, verschenkt, nämlich: Lebenszeit. Diese Zeit kommt nicht mehr zurück, ihr habt diese Lebenszeit Menschen gegeben, die Hilfe brauch, und habt ihnen geholfen, ein Stück wieder Boden zu fassen.“
Itt weiß wovon er spricht, war er doch selbst als uneheliches Kind eines Seitensprungs seiner verheirateten Mutter mit einem US-Soldaten – nach vielerlei Hin- und Her – in einer 1000-Seelengemeinde nördlich von Gelnhausen aufgewachsen und als farbiges Kind Spießruten gelaufen, und nur durch die Solidarität seiner Familie mit gefestigten ethisch-christlichen Werte eine Chance im Leben bekommen hatte. Erst als er nach dem Abi Olympiasieger und in einer Stadt Ehrenbürger wurde, die ihn einst nicht wollte, gehört er dazu.
Die Werte eines Menschen, so wie er es bei seiner Großmutter und Mutter und letztlich auch bei seinem „gehörnten“ Stiefvater erlebte, bilden das menschliche Fundament. Mit gemeinsamen Werten kann man die Welt zu Positiven verändern. Wenn wir gemeinsam diese Wert leben und weiterreichen, können wir es schaffen. Itt begeisterte die vielen Gäste, und ist – dank seiner eigenen Lebensgeschichte – einer der wenigen wirklich authentischen Coaches, der meint, was er sagt.
Ausstellung: Mein Frankfurt und ich
Im Eingangsbereich zum Foyer war diese Ausstellung mit Bildern der Fotografin Anna Pekala als eine Art „Parade der Kulturen“ aufgestellt. Sie soll über den Tag der Veranstaltung als auch weit über die Grenzen Frankfurts hinaus wirken. Die Portaits auf den Bilder machen die Verflechtung der in Frankfurt lebenden Kulturen mit ihrer Stadt deutlich sichtbar.
(pia) Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse haben am 12. Juli im Kaisersaal den Frankfurter Bürgerpreis für vorbildliches ehrenamtliches Engagement vor Ort verbunden mit Preisgeldern in Höhe von 8.500 Euro verliehen. Preiseträger sind unter anderem der 15-jährige Murtaza Hosseini, die AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule, die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II, die Theatergruppe ZwischenZeit, die Musikschule Clavina und der Vorsitzende des Sportkreises, Roland Frischkorn.
Der Bürgerpreis für Ehrenamtliche wird bereits zum neunten Mal vergeben. Zum Jahresmotto „Deutschland 2016 – Integration gemeinsam leben“ bewarben sich 30 Ehrenamtliche oder wurden vorgeschlagen. Die ehrenamtliche Leistung aller Kandidaten wird mit der feierlichen Preisverleihung im Frankfurter Römer gewürdigt.
Besonders hervorgehoben werden 15 ehrenamtlich tätige Menschen und Vereine, die in den Kategorien U21, Alltagshelden, Engagierte Unternehmer und Lebenswerk Auszeichnungen erhalten. Den Bürgerpreis 2016 überreichten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse.
Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte bei der Preisverleihung: „Menschen und Projekte, die sich für die Bürger in ihrer Stadt einsetzen, sind unverzichtbar für eine starke und zukunftsfähige Gesellschaft. Ihr Engagement verdient unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bürgerengagement eint unsere Stadt.“ Stephan Bruhn fügte hinzu: „Die Frankfurter Sparkasse und ihre Stiftung unterstreichen mit der Ausschreibung des Bürgerpreises ihr Selbstverständnis, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und für mehr Lebensqualität einzutreten.“
Der Frankfurter Bürgerpreis wird jährlich an Ehrenamtliche zu wechselnden Themen vergeben. Er ist Teil einer deutschlandweiten Initiative, bestehend aus Bundestagsabgeordneten, Kommunen und den Sparkassen. Die Frankfurter Preisträger qualifizieren sich automatisch für den nationalen Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis, der im Dezember 2016 in Berlin vergeben wird.
Einer der Preisträger in der Kategorie Alltagshelden – Yusuf Kilic, der Gründer und Leiter der Interkulturellen Bühne Frankfurt – hat bekanntgegeben, dass er den Bürgerpreis nicht annehmen wird. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, denn Herr Kilic bereichert mit seinem Engagement seit über 20 Jahren die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt. Wir hätten ihn und seine Projekte sehr gern mit dem Bürgerpreis unterstützt“, betonte Stephan Bruhn.
Preisträger
Kurzportraits der Preisträger
1. Kategorie U21 (drei Preisträger)
Murtaza Hosseini (500 Euro)
Der 15-jährige Afghane musste als Kind aus seiner Heimat fliehen und hat bereits mit 13 Jahren begonnen, Asylbewerber zu unterstützen. Er ist Co-Koordinator einer
Unterkunft in Kelkheim, empfängt die Flüchtlinge bei ihrer
Ankunft, unterstützt bei Fahrten, Anmeldungen und gibt
Deutsch-Kurse.
AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule (500 Euro)
Die Schüler der AG Asylcourage bieten seit Oktober 2015
einen Deutsch- und Kulturkurs an der Karl-Rehbein-Schule
in Hanau an. Jeder Schüler übernimmt die Patenschaft für
einen Flüchtling. Mit Hilfe einer Sammelaktion wurde ein
Kindergarten in der Flüchtlingsunterkunft in HanauWolfgang
mit Büchern, Bastelsachen und CD-Spielern
ausgestattet.
Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II (500 Euro)
Die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II will mit ihrem
Jugendroman „Zwei Wege. Ein Ziel. Auf der Flucht von
Homs nach Frankfurt“ die Leser für die Flüchtlingsthematik
sensibilisieren. Das Flüchtlingsdrama um zwei Freunde aus
Syrien spielt vor dem Hintergrund des gegenwärtigen
Flüchtlingsstroms nach Europa. Mit dem Gewinn des
Buchverkaufs möchte die Klasse die Flüchtlingseinrichtung
CJD Frankfurt unterstützen.
2. Kategorie Alltagshelden (acht Preisträger)
Aliaddin Bahar (1.000 Euro)
Aliaddin Bahar ist seit 1997 ehrenamtlich und präventiv in
Projekten tätig, die sich stark mit der Integration und
Selbstfindung von Jugendlichen beschäftigen. Dabei sind
seine Projekte bundesweit einmalig, da sie interstrukturell
durch die Bereiche Prävention, Mediation, Sport und
Dokumentarfilm versuchen, sich der Lebenswelt
schwieriger Jugendlicher zu nähern.
Vera Schmidt (1.000 Euro)
Vera Schmidt hat beruflich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet und darüber hinaus großes ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge durch Spendenaktionen, Job-, Ausbildungs-, Praktika- und Nachhilfe- Vermittlung, Begleitung zu verschiedenen Ämtern, Deutschkurs- und Schulanmeldungen und Beratungsstellen, als Freiwillige bei der Erstbetreuung ankommender Flüchtlinge am Hauptbahnhof, ihre Mitarbeit in interkulturellen Vereinen und vieles mehr gezeigt. An der University of Applied Sciences arbeitet Frau Schmidt zudem als Mentorin für die studentischen Flüchtlinge..
Julia Eifert-Burkowski (500 Euro)
Julia Eifert-Burkowski ist Lehrerin an der Philipp-HolzmannSchule.
Neben ihrer dienstlichen Tätigkeit organisierte sie
ein umfassendes Orientierungs- und Qualifizierungssystem
für Jugendliche. Sie betreut Flüchtlinge in ihrer Freizeit,
macht mit ihnen Ausflüge und Exkursionen und feiert
Feste. Ein positiver Umgang mit migrationsbedingten
Veränderungen der Gesellschaft wird von ihr angestrebt
und vorgelebt.
Arbeitskreis Asyl Maintal (500 Euro)
Der Arbeitskreis Asyl Maintal gibt Asylbewerbern
Orientierung im neuen Wohn- und Lebensumfeld, begleitet
sie bei ersten Schritten und unterstützt ihre Autonomie und
Selbstverantwortung. Jeder Geflüchtete hat hierfür einen
Paten an seiner Seite.
ZwischenZeit e. V. (500 Euro)
Die ZwischenZeitTheater-Gruppe (jetzt ZwischenZeit e. V.)
entwickelt und spielt seit über 20 Jahren Theaterstücke für
und mit Kindern und Jugendlichen in Kooperation mit Profis
und Amateuren. Ziel ist ein gesundes kulturelles
Miteinander in der Region. Jugendliche, die sich einen
Theaterbesuch nicht leisten können, sollen angesprochen
werden. Der Verein bietet auch Workshops, Theatertage
und –freizeiten und Gewaltpräventionskurse an.
SpielMobil der Kirche in Aktion e. V. (500 Euro)
Der Verein Kirche in Aktion ist seit Jahren in der
Flüchtlingsarbeit aktiv. Das SpielMobil, ausgestattet mit
verschiedenen Spielen und Unterhaltungsmöglichkeiten,kommt regelmäßig zu unterschiedlichen Standorten im
Rhein-Main-Gebiet. Flüchtlingskinder wurden viel zu früh
mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Im SpielMobil
können die Kinder wieder Kinder sein und sich auf
spielerische Art und Weise Sprachkenntnisse aneignen.
Thomas Speidel (500 Euro)
Thomas Speidel ist im Sozialwerk Main-Taunus Riedberg
engagiert und kümmert sich um Bürgerinnen und Bürger,
um sie vor Gewalt und Verwahrlosung zu schützen. Er
integriert Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen
mit Ausflügen und gemeinsamen Veranstaltungen.
Speak Out (500 Euro)
Speak Out ist ein Zusammenschluss von zurzeit rund 80
Freiwilligen, die seit Mitte 2015 Deutschkurse für
Flüchtlinge anbieten. Die Finanzierung von Lehrmitteln und
kulturelle Aktivitäten erfolgt über digitale CrowdfundingAktionen.
Die Aktivitäten werden um die Hilfe bei der Jobund
Ausbildungssuche erweitert.
3. Kategorie Engagierte Unternehmer
U9 Visuelle Allianz GmbH
Dass Hilfe auch mit Design geht, zeigt die Offenbacher
Kreativagentur U9 mit „Love Painter“ in drei Teilprojekten.
Angefangen hat alles 2015 mit der Fotodokumentation
eines jordanischen Flüchtlingslagers in Zusammenarbeit
mit dem ZDF-Kameramann Silas Koch. Gemeinsam mit
weiteren Initiativen wurde das Vermittlungstool
„Thousands“ zur besseren Koordination von
Hilfsorganisation entwickelt. Und die Infokarte
„Know.Your.Rights.“ bündelt Erstinformationen über das
Asylverfahren für den Frankfurter Raum.
Musikschule Clavina (250 Euro) Praxis für Kunst- und Körpertherapie (250 Euro)
Durch die Gemeinschaftsaktion Freiluftklavier in Höchst
und Unterliederbach kommen Menschen zusammen, die
zunächst nichts miteinander verbunden hätte, über
Altersklassen hinweg und auch über verschiedene
Nationalitäten. Durch ein ungewöhnliches, farblich gestaltetes öffentliches Klavier werden Passanten aus
ihrem Alltagstrott herausgeholt, indem musiziert wird. Im
Jahr 2015 fand die Aktion erstmals mit drei gestifteten
Klavieren statt.
4. Kategorie Lebenswerk
Roland Frischkorn (1.000 Euro)
Roland Frischkorn ist seit Jahrzehnten in vielen Bereichen
ehrenamtlich tätig. Als Vorsitzender des Sportkreises
Frankfurt engagiert er sich für Flüchtlinge und sozial
Benachteiligte. Er nutzt hierbei die hohe Integrationskraft
des Sports. Mittlerweile engagieren sich 13 Vereine und die
Initiative Teachers on the road. Die Flüchtlinge haben feste
Patenschaften und dauerhafte Ansprechpartner unter den Vereinsmitgliedern.
Spontane Begeisterung hatte die jungen Flüchtlinge bereits nach wenigen vertrauten Klängen der Musik Afghanistans von Ustad Ghulam Hussain, Bobab und anderen zum Auftakt des „Willkommens- und Dankeschön-Fest“ der Stadt Frankfurt am 1. November 2015 in der Paulskirche gepackt, ließ sie heftig mitklatschen, grooven und aus tiefstem Herzen jubeln. Es waren höchst emotionale Momente überbordender Lebensfreude der zumeist – unbegleiteten minderjährigen – Flüchtlinge, eine kleine Glückseligkeit nach tagelanger, unmenschlich strapaziöser, lebensgefährlicher Flucht, die sich hier am Geburtsort der deutschen Demokratie kurz freie Bahn brechen durfte. Es war ihre Musik, die sie für einen Moment lang ihre Flucht-Traumata vergessen und ein wenig Heimat atmen ließ. Dieser freudigen Aufbruchstimmung der jungen Leute vermochte sich niemand der rund 800 geladenen amtlichen und ehrenamtlichen Helfer, prominenten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur und Flüchtlinge aus allen Regionen des Nahen und Mittleren Ostens, entziehen.
Die spontane Freude der jungen Leute lag wie ein großes Dankeschön an alle Helfer, Organisatoren und Künstler beflügelnd über dem Willkommensfest des Bündnisses „Frankfurt hilft“. Die Stimmung hatte sich bis zum Ende schließlich so hochgeschaukelt, dass es kein Halten mehr auf den Plätzen gab und die „Paulskirche tanzte“, als die Darmstädter Besidos mit Balkan-Pop zum Schlussakkord ordentlich einheizte (siehe unten).
Das Sozialamt der Stadt Frankfurt sucht Pflegefamilien
Übrigens: Die Stadt Frankfurt sucht dringend Pflegefamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisenländern wie Afghanistan, Eritrea oder Syrien. Interessenten können sich informieren: Jugend- und Sozialamt, Raum A 001, der Behörde an der Eschersheimer Landstraße 241 bis 249, Rufnummer 069/21 23 45 12. Für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist das Jugend- und Sozialamt – Abteilung Besonderer Dienst Jugendhilfe – zuständig.
Niemand hätte mit solch einem Veranstaltungserfolg gerechnet
Mit derartigem Erfolg hatten wohl selbst die Gastgeber Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté Theater, Publizist Dr. Michel Friedman und Schirmherr Oberbürgermeister Peter Feldmann kaum gerechnet. Ihr Ziel, mit diesem Fest in der Paulskirche ein „Zeichen des Willkommens an Flüchtlinge und des Dankes an die Helfer“ zu setzen, haben sie bestens erreicht. „Helfer und Flüchtlinge haben sich über die Einladung riesig gefreut. Es ist toll, dass unsere Arbeit so geschätzt wird. Das Schönste sind aber die Liebe und die Emotionen der Flüchtlinge, die wir Helfer zurückbekommen“, sagte Daniele Yumus. Sie hatte eine große Gruppe von Flüchtlingen in die Paulskirche begleitet, darunter auch den 37-jährigen Syrer Mashem Katnaji, der erst seit wenigen Wochen in Frankfurt weilt und bekräftigt: „Die Einladung in die Paulskirche war eine große Ehre für uns alle. Wir haben heute gespürt, dass wir in Frankfurt von ganzem Herzen willkommen sind und unterstützt werden. Getragen von diesen Gefühlen glaube ich an unsere Zukunft in Deutschland.“
Alle Künstler traten ohne Honorar auf:
Die international musikalisch-artistische Bühnenshow, in der sämtliche Künstler ohne Honorar auftraten, hatte Johnny Klinke in einer Kooperation von Tigerpalast Varieté Theater, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Schauspiel Frankfurt exquisit zusammengestellt.
„Wir beiden sind angestoßen worden von der spontanen Hilfswelle, die durch unser Land gegangen ist. Viele, viele Professionelle und Ehrenamtliche haben das getan, getan, was im Moment nötig ist, zunächst einmal zu sagen: ‚Willkommen, du bist ein Mensch! Und gut dass Du da bist!‘ Das ist die Botschaft des Nachmittags!“ begrüßte Tigerpalast-Direktor und Conférencier des Nachmittags, Johnny Klinke, gemeinsam mit Michel Friedman die Gäste.
„Auch ich war ein Flüchtling“ – Michel Friedman – Auszüge aus seiner Rede
„Auch ich bin Flüchtling“, begann Michel Friedman sein Grußwort. „Meine Eltern sind, als sie von den Deutschen verfolgt wurden, nach Frankreich gegangen, und nach dem Krieg nach Deutschland. Ich habe 18 Jahre mit einem UN-Ausländerpass gelebt, einem Flüchtlingspass. Als ich 18 Jahre alt war, war meiner Familie klar, dass sie in Deutschland bleiben werden. Und ich habe mir überlegt, ob ich Bürger dieses Landes werde, Und da ich in Frankfurt gelebt habe, habe ich diese Paulskirche immer wieder gesehen. Und diese Paulskirche, dieses Grundgesetz, dieses neue Deutschland nach 1945, hat ein Versprechen ausgesprochen: Freiheit, Menschenrechte, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit: jeder soll seine Religion ausüben. Auch die, die keine religiöse Beziehung haben, sind Bürger, und es ist der Staat durch seine Demokratie, der die Gesetze beschließt, und nicht die Religion.Diese Versprechen haben mich fasziniert, Und als ich 18 wurde, und mich einbürgern ließ, waren sie mein Begleittext. Ich habe sie unterschrieben.“, erinnert sich Friedmann und wies auf einen für ihn ganz wesentlichen Punkte hin:. „Es gab noch einen Paragraphen, einen Artikel in diesem Grundgesetz: Das Asyl. Gewährt wird es denjenigen Menschen, die politisch verfolgt sind. Das war für mich eine der wichtigsten Aussagen des Deutschlands nach 1945, dieses neuen Deutschlands. Und wir erleben jetzt eine erneute Generalprobe dieses Paragraphen, dass wir Menschen Asyl, Hilfe und Unterstützung geben, die, wenn Krieg und Terror ihr Leben gefährdet haben oder dass ihrer Familien schon verloren haben, und ich denke, gerade in dieser Paulskirche ist es wichtig, nicht nur daran zu erinnern, sondern zu sagen, wie wunderbar es ist, dass wir als deutsche Gemeinschaft zu diesem Asylrecht stehen.“, so Michel Friedmann und ergänzte: „Ich freue mich auf Sie alle, die vielleicht eines Tages auch Deutsche Staatsbürger werden, und diesen Vertrag unterschreiben zu Menschenrecht, Freiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, von der Religionsfreiheit, und dass es das Volk ist und die Demokratie, nicht die Religion, die das erste und letzte Wort hat, Ich freue mich, dass wir die Zukunft gemeinsam gestalten, ich freue mich. Herzlich Willkommen“.
Der weltweit agierende Frankfurter Musiker Shantel hatte mit seinem „Bucovina Club Orkestar“, mit Musikern aus acht Ländern, als zweite Band des Nachmittagsw für fetzige Balkan-Pop-Stimmung gesorgt.
Jeder Auftritt der Künstler dauerte nicht länger als jeweils 10 Minuten. So konnten mehr Künstler in der Feierstunde untergebracht werden. Die Reden zwischendrin waren bewusst kurz gehalten. Für die Flüchtlinge wurden sie konsekutiv übersetzt, so dass sie per Kopfhörer zuhören konnten.
Es hat der Stadt nie geschadet vielfältig zu sein – Auszüge der Rede von Oberbürgermeister Peter Feldmann
So brachte auch Oberbürgermeister Feldmann seine Botschaft rasch auf den Punkt: „In dieser Stadt leben Menschen aus 175 Nationen friedlich zusammen, sie sprechen 210 Sprachen und sie profitieren alle gemeinsam von dieser Tradition als Handelsstadt, als Messestadt, und seit Jahrhunderten alle gemeinsam von der Zuwanderung, Es hat dieser Stadt nie geschadet, vielfältig zu sein,
Die Menschen dieser Stadt haben es begriffen, sie zeigen Hilfsbereit, aber sie haben es begriffen, dass diese Stadt auch auf diese Art wohlhabend geworden ist, dass alles, was an diesem Prozess kritisierenswert ist, kritisiert werden kann – aber dass es ein Prozess ist, der zu dieser Stadt gehört, der Lebensgefühl repräsentiert, und wir zeigen auch heute, mit dieser Veranstaltung dieses Lebensgefühl. Wir zeigen: Wie Frankfurt tickt,
Ich bin stolz auf diese Stadt: in Frankfurt hört man keine Rufe: ‚Das Boot ist voll!‘ oder den Ruf ‚Flüchtlinge raus!‘, Wir haben keine aggressiven Demonstrationen vor den Flüchtlingsheimen. Und diejenigen, die gekommen sind, um Schutz, Sicherheit, Perspektiven für ein Leben in Frieden und Freiheit suchen, sind der Anlass für diese Feier, womit wir ein klares Zeichen setzen.
Während andere in diesem Europa über die Höhe der Grenzzäune diskutieren, laden wir Sie zu diesem Fest ein, reichen Ihnen die Hand und sagen gemeinsam ‚Willkommen in Frankfurt‘. Wenn ich mir die Bilder von den deutsch-österreichischenGrenzübergängen anschaue, wenn ich sehe wie dort Babys in dieser Kälte gewickelt werden, dann gruselt es mich, wenn sie auf den kalten eiskalten Boden das erste Willkommen haben, was wir eigentlich in unseren westlichen Zivilisationen immer mit dieser Offenheit und Barmherzigkeit anders definieren wollten. (…)
Und wir alle wissen, sie haben ihre Heimat nicht leichtfertig, nicht unbedacht verlassen, heute müssen sie sich in einem fremden Land zurechtfinden, manche sind in Sporthallen untergebracht, manche haben bereits ihre eigene Wohnung, manche warten auf die Entscheidung ihres Asylantrages, müssen sich an die Werte und Normen, Rechte und Pflichten in der westlichen Welt, auch unseres Grundgesetzes gewöhnen. Viele von Ihnen sind heute hier, aber noch nicht richtig angekommen. Ich freue mich deshalb doppelt, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, auch Ihnen gilt unserer Gruß meine Damen und Herren, willkommen!
Wir haben sie heute eingeladen, in der Paulskirche unserer Gast zu sein. Die Paulskirche, das haben die Veranstalter deutlich gemacht, ist das Symbol für Demokratie und unsere Werte. Hier wird der Adorno-Preis übergeben, und hier hat Frankfurt auch die Queen empfangen, und das, was die Queen in dieser Paulskirche sehen wollte, das war nicht nur die Flaggenparade, die wir hier traditionell aufhängen haben. Sie wollte das sogenannte Englische Monument sehen. Viele von ihnen wissen nicht, was es mit dem Monument auf sich hat: Es ist das Monument der Dankbarkeit, der Religionsflüchtlinge aus England, nachdem eine katholische Königin für einige Dekaden die Macht übernommen hatte und die protestantischen und politischen Flüchtlinge aus England nach Deutschland gekommen sind. Und wo sind sie hingekommen? Sie sind natürlich nach Frankfurt gekommen, und deshalb hat die Queen hier gesagt: ‚Ich möchte dieses Monument sehen. Diese Dankbarkeit und Tradition des Umgangs mit Flüchtlingen scheint heute in Frankfurt aktuell und aktiv gelebt zu werden‘ und das wollte sie sehen, und das war die Botschaft ihres Besuches hier in der Paulskirche meine Damen und Herren.
Wir haben hier vor zwei Wochen den Buchfriedenspreis an Navid Kermani verliehen, der uns eindrucksvoll aus Syrien berichtet hat, ich zitiere: ‚Erst wenn unsere Gesellschaften den Irrsinn nicht mehr akzeptieren, werden sich auch die Regierungen bewegen‘, so Kermani. Heute empfängt Frankfurt in der Paulskirche Sie! Sie, die Flüchtlinge, die eben vor diesem Irrsinn, den Kermani beschreibt, geflohen sind!
Das Recht auf Asyl ist im Grundgesetz festgeschrieben, die Einladung in die Paulskirche macht deutlich, das dies auch in den Köpfen verankert ist. Die Reden an den Heutigen Tag und das Programm zeigen, dass wir diese Haltung in unserem Herzen tragen, dass es keine Aufgabe einer vorweihnachtlichen Besinnung ist, sondern dessen, wie die Menschen diese Haltung im Alltag definieren. Und deshalb auch meinen ausdrücklichen Dank an die Initiatoren dieser Veranstaltung, Herrn Michel Friedmann und Johnny Klinke . Sie sind als Bürger dieser Stadt, die Verantwortung zeigen, auf mich zugekommen. Sie zeigen damit Haltung, Tatkraft, und ich denke, damit gebührt Ihnen ein Extra-Applaus.
Diese Tatkraft, diese Haltung macht unser Frankfurt aus. Die Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen war groß. Frankfurt hat die Willkommenskultur mit Leben gefüllt, das ging von den Kleiderspenden bis zu den Deutschkursen, deshalb mein Dank heute auch allen, die mit angepackt haben, ohne groß zu fragen.
Wir haben deshalb auch heute, all die mit anpackten, die hauptamtlichen, die ehrenamtlichen Helfer, ihre Repräsentanten eingeladen, das gilt für Feuerwehr, Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk , Wohlfahrtsverbände und Kirchen bis hin zur Plattform ‚Frankfurt hilft‘. Ich denke, da hat eine Hand in das andere gegriffen, und so arbeitet unsere Stadt. Wir fragen nicht lange! Wir tun das, was nötig ist!“ (…), .
„Mein Name ist Mensch“ – Katharina Bach überzeugt mit Song von Ton, Steine Scherben.
Wunderbar fügte sich an Peter Feldsmanns Grußworte der Gesang von Katharina Bach und Christoph Pütthoff in Klavierbegleitung von Christoph Iacono des Schauspiel Frankfurt Trio an. Insbesondere Bachs großartige Interpretation des Liedes „Mein Name ist Mensch“ von „Ton, Steine, Scherben“
Ich habe viele Väter. Ich habe viele Mütter, und ich habe viele Schwestern, und ich habe viele Brüder. Meine Väter sind schwarz und meine Mütter sind gelb und meine Brüder sind rot und meine Schwestern sind hell.
Refrain: Ich bin über zehntausend Jahre alt, und mein Name ist Mensch! Ich bin über zehntausend Jahre alt, und mein Name ist Mensch!
Und ich lebe von Licht, und ich lebe von Luft, und ich lebe von Liebe, und ich lebe von Brot. Ich habe zwei Augen und kann alles sehn. Ich habe zwei Ohren und kann alles verstehen.
Refrain…
Wir haben einen Feind. Er nimmt uns den Tag, er lebt von unserer Arbeit, und er lebt von unserer Kraft. Er hat zwei Augen, und er will nicht sehen. Und er hat zwei Ohren und will nicht verstehen.
Er ist über zehntausend Jahre alt und hat viele Namen. Er ist über zehntausend Jahre alt und hat viele Namen.
Ich weiß, wir werden kämpfen, ich weiß, wir werden siegen, ich weiß, wir werden leben, und wir werden uns lieben. Der Planet Erde wird uns allen gehören, und jeder wird haben, was er braucht.
Es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern, denn die Zeit ist reif. Und es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern, denn die Zeit ist reif.
Nebenbei bemerkt: Dieser Song drückt aus, was vor kurzem auf der weltweit einzigartigen Ausstellung „Homo. Expandings World“ des Landesmuseums Darmstadt der international renommierte Paläoanthropologe Prof. Dr. Friedemann Schrenk resümierte: „Moderne Menschen sind das Produkt großräumiger Expansionsbewegungen.Die heutige Abschottung von Wohlstandsregionen wird höchstens wenige Generationen lang erfolgreich sein. Nur die kulturell globale Vernetzung kann das Überleben moderner Menschen langfristig sichern.“
Viel Applaus für Spitzenartist Oleg Izossimov
So gut eingestimmt, kam es zu einem artistischen Höhepunkt: Oleg Izossimov, zeigte Handstand-Akrobatik vom Feinsten. „Allein schon ihn gesehen zu haben, war es wert hergekommen zu sein, selbst die etwas schwülstige Begleitmusik zur seiner Darbietung passte in diesem Zusammenhang“, verriet eine Kulturjournalistin später im Foyer.
„Sie gehören jetzt zu diesem Land“ – Auszüge aus der Videobotschaft Peter Altmaiers
Bundesminister Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramtes und Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, musste absagen, da er diesem Sonntag-Nachmittag in Berlin maßgeblich an der „Flüchtlingskonferenz“ teilnahm. Er sendet eine Videobotschaft, in der er sich bei allen Helfern und Betreuern und der Stadt Frankfurt quer über alle Partien herzlich dafür bedankte und sich direkt die Flüchtlinge ansprach: „Sie gehören jetzt zu diesem Land. Ich möchte, dass sie glückliche Bürger dieses Landes sind. Wir alle möchten dies und ich möchte mich ganz herzlich bedanken, bei denjenigen, die ihnen bei den ersten Schritten im neuen Land, in dieser neuen Freiheit helfen. (…) Wir möchten, dass Sie all das Schreckliche, was Ihnen widerfahren ist, überwinden. Wir möchten, dass Sie trotz des Verlustes Ihrer Familien, trotz des Verlustes Ihrer gewohnten Umgebung in diesem Land Fuß fassen. Und wir wissen, wie schwer es ist, so weit weg von der Heimat mit Sprachproblemen , mit einer neuen Kultur, einer neuen Umgebung, mit neuen Sitten und Gebräuchen dauerhaft Fuß zu fassen. Und trotzdem sind wir überzeugt, dass Sie es schaffen werden. Sie sind großartige junge Menschen, Sie haben das alles überstanden, und Sie haben sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Sie werden dieses Abenteuer erfolgreich überstehen, mit unserer Hilfe, wir alle gemeinsam,
Hier in der Paulskirche hat man vor über 160 Jahren gesagt: Alle Menschen sind frei und gleich geboren, alle Menschen haben die gleichen Rechte, die gleichen Mitwirkungsmöglichkeiten. Leider ist dieser Zustand in weiten Teilen der Welt noch nicht erreicht, und deshalb ist ihr Schicksal auch für uns die Verpflichtung, weltweit zu kämpfen für Freiheit und Menschenrechte, weltweit zu kämpfen für Demokratie. Denn wir sind überzeugt, dort wo es Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gibt, geht es den Menschen besser. Wir müssen wegkommen von der Ideologie und hinkommen zu Staats- und Regierungssystemen im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika, in Asien, wo die Menschenrechte im Vordergrund stehen, wo die Würde des Menschen unantastbar ist, Und das heißt, dass auch die Länder, denen es besser geht als anderen, ihren Teil der Verantwortung haben, Hilfe zu leisten, diesen Prozess zu gestalten.
Sicher, kein einziges Land, nicht die Vereinigten Staaten von Amerika, nicht die Deutschen, nicht einmal Europa insgesamt, kann allen Menschen auf dieser Welt, die in Not sind, die in Unfreiheit leben, gleichzeitig und sofort helfen. Aber wir müssen uns darum bemühen. Wir müssen dafür kämpfen. Wir müssen arbeiten für eine bessere Welt, und als wir die Not und das Elend gesehen haben, das insbesondere die Menschen in Syrien erfasst hat, das sie entwurzelt und ihrer Heimat beraubt hat, da hat das Niemanden in Deutschland gleichgültig gelassen.
Ich kann mich nicht erinnern in meinem Leben, dass ich jemals eine solche Welle der Hilfsbereitschaft in meinem eigenen Land erlebt habe. Ihre Not hat uns nicht kalt gelassen, und die Not ihrer Landsleute lässt uns nicht kalt. Weil das so ist, weil Hundertausende Menschen in Deutschland geholfen haben, weil unser Land, weil unsere Bevölkerung und seine Regierung gesagt hat: wir stehen zu unserer humanitären Verantwortung, sage ich Ihnen, ich bin stolz auf mein Land, und auf meine Landsleute, dass wir zu dieser Leistung fähig waren. Und wenn ich Sie sehe und in ihre Gesichter blicke, Sie, die jungen Flüchtlinge und die neuen Bürger, dann sage ich: Es war richtig, dass wir geholfen haben. Und wir möchten, dass diese Hilfe zum Erfolg führt. Wir wünschen uns, dass Sie es schaffen, schnell Deutsch zu lernen, wir wünschen uns, dass Sie in ihrem Beruf arbeiten können oder einen neuen Beruf erlernen, wir wünschen uns, dass Sie Freunde finden, untereinander und mit den neuen Bürgern und alten Bürgern, die in dieser Stadt gemeinsam zusammen leben und wohnen. (…).“
Peter Altmaiers Videobotschaft hatte genau den richtigen Ton getroffen und sehr gut aufgenommen.
Opernlieder
Für etwas musikalisches Kontrastprogramm sorgten die Sängerinnen Esther Dierkes und Martha Jordan der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit ihren perfekt und herzlich zugleich vorgetragenen Lieder der Opernklassik.
Auch der junge Geigenvirtuose Sandro Roy, wirkte gegenüber Balkan-Pop eher wie einer musikalischer Kontrapunkt, was aber wie bereits die Auftritte der Opernklassikerinnen der ganzen Veranstaltung entsprechend zusätzliche Würze gab und auch für die Flüchtlinge eine kleine Einführung in die hiesige klassische Musikkultur ware. Sandro Roy faszinierte mit einem überwältigenden Geigensolo der Sonate von Johann Sebastian Bach.
Solidarität ist mega-in – Glaudia Roth Auszüge aus ihrer Rede
Einer der Höhepunkte war mit Sicherheit Claudia Roths Auftritt. Es war ihre Sache, sie war mit dem Herzen dabei, und trug wie häufig ein wenig ihre Seele auf der Zunge. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages freute sich riesig, an diesem Nachmittag dabei gewesen sein zu dürfen und unterstrich, die große Strahlkraft der Paulskirche als „Symbol für das demokratische Deutschland, für ein demokratisches Deutschland, das für den Frieden in der Welt einsteht, und für ein friedliches Zusammenleben in einem Vielvölkerstaat, und deswegen ist es so absolut richtig, und so wunderbar, das genau diese Veranstaltung hier in der Paulskirche stattfindet, Es ist ein allerallerbeste Ort sich hier zu treffen, um ein Willkommensfest zu feiern für Sie, die erst seit kurzem hier in Deutschland sind, für Sie, die ihre Heimat verlassen mussten, oftmals auch ihre Familien, die alles verloren haben, die nun hoffentlich Schutz und Ruhe und eine neue Perspektive für ihr Leben in Frieden finden können.
Und es ist genau auch der richtige Ort für ein Dankeschönfest für Sie hier, die in Deutschland leben, die in Frankfurt leben, und die den neu Dazugekommenen helfend zur Seite stehen, oder auch ein Dankeschönfest für die wunderbaren Künstler und Künstlerinnen, die uns mit ihrer großen Kunst, Kraft und Lebenslust und Lebensfreude geben, und die können wir brauchen in dieser Welt, die völlig aus den Fugen geraten ist,
Wir alle hier wollen vor allem Sie in den Mittelpunkt stellen, Sie, Menschen, die es auf ihrer Flucht bis nach Frankfurt geschafft haben, und die Helfer und Helferinnen, die jeden Tag bis an ihre Grenzen gehen, manchmal und auch oft bis über ihre Grenzen hinaus, um die Situation für alle so erträglich wie möglich zu machen, Vielen herzlichen Dank Frankfurt, und ich sehe, so viele ,wenn man sich umschaut, so viele aus dieser Stadt, dass es einem so warm ums Herz wird, und ich sage, da wo Sie sind, wo Sie ihre Hilfe anbieten, da ist Wärme, da ist Offenheit, da ist Nächstenliebe, unser Papst würde sagen ‚da ist Barmherzigkeit‘. Man kann überhaupt nicht genug anerkennen, was Sie für den Zusammenhalt in dieser Stadt und weit über diese Stadt hinaus getan haben und tun, was Sie, bei denen Wärme zuhause ist, bei denen Nächstenliebe zuhause ist, was Sie für den Zusammenhalt in unserem Land leisten.
Mit ihrer Hilfe Tag für Tag, erklären Sie sich nicht nur mit Menschen in Not solidarisch, sondern Sie üben ihnen gegenüber ganz konkrete und auch ganz praktische Solidarität. Sie sind die Botschafter und Botschafterinnen von Humanität , und Sie zeigen, dass Solidarität überhaupt nicht altmodisch ist, überhaupt nicht out, sondern dass Solidarität mega-in ist Und das müssen wir alle beweisen, jeden Tag aufs Neue!
Sie leisten eine Hilfe, die direkt der Menschenwürde dient, die der Menschenwürde entspringt, aus dem Artikel 1 unseres Grundgesetzes, unserem moralischen Imperativ, indem geschrieben steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ Und diese Würde,diese Menschenwürde, sie kennt eben kein Adjektiv: sie ist nicht weiß, sie ist nicht schwarz, sie ist nicht christlich, sie ist nicht muslimisch, sie ist nicht hetero, sie nicht jüdisch oder homo, sie ist nicht männlich, sie ist nicht weiblich, nein, die menschliche Würde, sie gilt für jeden Menschen in all seiner Unterschiedlichkeit und in all seiner Differenz, in seinem Menschsein, so wie er so wie sie ist, und das zu schützen und zu achten, das ist unsere Aufgabe und das macht unsere Gesellschaft wirklich stark und wirklich reich.“
Vom großen Applaus, Umarmungen und Dankesworte Johnny Klinks für Claudia Roth ging es fast ohne Unterbrechung über zum großen Balkan-Pop-Abschluss mit den Darmstädter Besidos. Zunächst klatschten alle heftig im Rhythmus, nach und nach standen sie auf, wippten mit, schließlich folgten immer mehr der Aufforderung, zu tanzen. Und von hinten strömten die begeisterten Jugendlichen auf die Bühne, konnten zeigen, wie gut sie tanzen können, und schließlich „rockte“ die ganze „Paulskirche“: Helfer, Promis und Flüchtlinge, alle miteinander. Von so viel echter Emotionalität und dankbarer Begeisterung dieser jungen Menschen überwältigt, wischte sich so mancher Tränen seiner Rührung aus dem Gesicht. Musik kann soviel, Grenzen überwinden, Menschen zueinander führen und das Herz berühren. Das zeigte sich einmal mehr auf sehr eindrucksvolle Weise am Sonntag in der Paulskirche.
Peter Altmaier, Claudia Roth und Peter Feldmann Redner am 1. November 2015 um 16 Uhr in der Paulskirche
(pia) Auf Initiative von Michel Friedman und Johnny Klinke setzen Politik und Gesellschaft am 1. November 2015 in der Paulskirche in Frankfurt am Main ein klares Zeichen für Flüchtlinge. Zur Veranstaltung „FRANKFURT HILFT, Willkommen an die Flüchtlinge und Dank an die Helfer“ werden rund 1.000 Besucher erwartet. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann hat die Schirmherrschaft übernommen, als Redner haben Kanzleramtsminister und Flüchtlingskoordinator Peter Altmaier und die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages Claudia Roth die Einladung angenommen. Erwartet werden rund 450 Flüchtlinge, vor allem Jugendliche, 250 professionelle und ehrenamtliche Helfer sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft.
Mit einem internationalen, musikalisch-artistischen Programm treten alle Künstler ausnahmslos ohne Honorar in einer Kooperation von Tigerpalast Varieté Theater, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Schauspiel Frankfurt auf. Der weltweit agierende Frankfurter Musiker Shantel wird mit seinem „Bucovina Club Orkestar“ mit Musikern aus acht Ländern das künstlerische Finale bestreiten.
„Mit dieser Veranstaltung wollen wir ein hoffnungsvolles Zeichen setzen. Die Paulskirche symbolisiert Menschlichkeit und Demokratie. Wir wollen einen Akzent setzen für die kommenden Herausforderungen unserer Gesellschaft“, sagen die Initiatoren der Veranstaltung.
In der traditionell international ausgerichteten Stadt Frankfurt wird das Thema Flüchtlinge bisher konstruktiv angegangen und verläuft im Vergleich zu anderen Kommunen weitgehend konfliktfrei. Rund 600 Mitarbeiter wurden von der Stadtverwaltung für ehrenamtliche Einsätze freigestellt. Eine eigens eingerichtete Stabsstelle „Flüchtlingsmanagement“ nimmt am 1. November die Arbeit auf. Unter der Leitung von Dezernentin Daniela Birkenfeld wird das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge im Bündnis FRANKFURT HILFT koordiniert. Zu den Gästen der Veranstaltung gehören auch neun Frankfurter Stiftungen, die zusammen mit dem Sozialdezernat der Stadt Frankfurt das Bündnis tragen.
Zum Stichtag 31. September 2015 wurden von der Stadt Frankfurt rund 1.700 Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge (2/3 männlich, 1/3 weiblich) untergebracht, verteilt über das ganze Stadtgebiet an mehr als 120 Standorten. In Sporthallen sind darüber hinaus rund 1.000 Flüchtlinge untergebracht, die Frankfurt jedoch noch nicht zugewiesen sind. Bis 31. August 2015 sind in Frankfurt zusätzlich 1.672 (93,5 Prozent männlich, 6 Prozent weiblich) unbegleitete Kinder und Jugendliche angekommen und in Obhut genommen worden.
Sozialdezernat und neun Frankfurter Stiftungen fördern Integrationsprojekt
(pia) Stadträtin Daniela Birkenfeld und Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt, haben am 22. September den offiziellen Start des Projektes „Frankfurt hilft – Engagement für Flüchtlinge“ bekannt gegeben. Die Mitarbeiterinnen Dilek Akkaya und Anita Heise haben seit Juni mit Vertretern von sozialen Einrichtungen, Ämtern, Institutionen, Vereinen sowie Projekten und Initiativen in der Flüchtlingsarbeit gesprochen und Bedarfslagen für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement ermittelt. Die Ergebnisse finden sich auf der Webseite http://www.frankfurt-hilft.de .
„Wir fassen den Engagement-Begriff weit, denn es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen und seinen Beitrag zur Willkommens-Kultur in unserer Stadt zu leisten. Es muss nicht immer die direkte Arbeit mit den Flüchtlingen sein“, sagt Dilek Akkaya. Bürger finden auf der Webseite Anregungen zur Mitarbeit, aber auch Informationen zur Situation von Flüchtlingen in Frankfurt, zu Aktionen, Veranstaltungen und praxisorientierte Hilfestellungen. Eine Übersicht bestehender ehrenamtlicher Projekte und Initiativen zeigt auf, wo mögliche Einsatzorte im Stadtgebiet sind und welchen Gruppen Interessierte sich anschließen können.
„Frankfurt hilft“ arbeitet eng zusammen mit hauptamtlichen Einrichtungen der Flüchtlingsarbeit. Ein ehrenamtlicher Einsatz bedarf hier häufig der Vorbereitung. „Grundsätzlich sollte man sich im Vorfeld bewusst machen, dass die Flüchtlingsarbeit ein anspruchsvolles Feld ist, das Ehrenamtliche besonders fordert. Wir planen daher die Interessierten persönlich kennen zu lernen, zu beraten und im Rahmen eines Fortbildungsprogramms zu qualifizieren. Von den hauptamtlichen Einrichtungen in Frankfurt wird dies sehr begrüßt, da qualifizierte Ehrenamtliche tatsächlich entlasten und das Hauptamt sinnvoll ergänzen“, erläutert Anita Heise.
Für ein langfristig erfolgreiches ehrenamtliches Engagement, glauben Akkaya und Heise, sei es unerlässlich, den Blick immer wieder auf die Bedarfslagen und Rahmenbedingungen sowie die Ressourcen der Ehrenamtlichen selbst zu richten. Deshalb empfehlen beide, sich vor einem Engagement genauestens zu informieren. Eine Möglichkeit dazu bieten die geplanten regelmäßig stattfindenden Informationsabende. Darüber hinaus machen sie darauf aufmerksam, dass Angebote außerhalb von Unterbringungen stattfinden sollten, zum einen wegen der dezentralen Unterbringungsstruktur der Flüchtlinge und zum anderen freuen sich die Menschen über Gelegenheiten, ihre Unterkunft zu verlassen und mit Frankfurtern in Kontakt zu kommen.
„Frankfurt hilft“ ist ein Kooperationsprojekt des Sozialdezernats der Stadt Frankfurt am Main und neun Frankfurter Stiftungen: Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Grunelius-Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, BHF-Bank Stiftung, Albert und Barbara von Metzler-Stiftung, Linsenhoff-Stiftung, EKHN Stiftung und Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Umgesetzt wird das Projekt von der FRAP Agentur gGmbH. Zu erreichen ist „Frankfurt hilft“ täglich von 9 bis 17 Uhr unter der Rufnummer 069/68097-350 und der E-Mail-Adresse: info@frankfurt-hilft.de .
Stimmen der Förderer:
„Ehrenamtliches Engagement ergänzt die staatlichen Leistungen für Flüchtlinge sinnvoll und leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration. Eine Willkommenskultur erleichtert es den Menschen, sich in Frankfurt angenommen zu fühlen, eine Lebensperspektive zu entwickeln und aktiver Teil der Gesellschaft zu werden. Gleichzeitig stärkt ehrenamtliches Engagement die Solidarität und die Verbundenheit mit den Flüchtlingen in der Bevölkerung. Deshalb fördert die Stadt Frankfurt mit dem Projekt ,Frankfurt hilft‘ das Engagement der Bürgerinnen und Bürger.“
Stadträtin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, Dezernentin für Soziales, Senioren, Jugend und Recht der Stadt Frankfurt am Main
„Als Stiftung, die sich um Bildung, Integration und Bürgerengagement kümmert, unterstützen wir die Koordination bürgerschaftlicher Hilfsbereitschaft zur Betreuung von Flüchtlingen im Rahmen des Projekts „Frankfurt hilft“. Die gegenwärtigen Aufgaben erfordern eine öffentlich-private Zusammenarbeit. Wir freuen uns deshalb, dass neben uns acht weitere Stiftungen und das Sozialdezernat Partner des Projekts sind.“
Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
„Die von Justina von Cronstetten vor fast 250 Jahren ins Leben gerufene „Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung“ steht unverschuldet in Not geratenen Menschen, Schwachen und Alten zur Seite. Den nach Frankfurt gekommenen Flüchtlingen zu helfen, ihnen Perspektiven aufzuzeigen und das Einleben in der für sie neuen Stadt einfacher zu gestalten, entspricht diesem Stiftungszweck.“
Bernolph Frhr. v. Gemmingen-Guttenberg, Geschäftsführender Administrator der Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung
„Die Flüchtlings- und Armutszuwanderung stellt unsere Stadt Frankfurt am Main vor ganz besondere Herausforderungen. Vorbildlich engagieren sich dabei die zuständigen Ämter für Bildung, Soziales und Integration. Die rechtzeitig neu geschaffene Koordinationsstelle wird sie dabei schnell und kompetent unterstützen. Gerade jetzt in den manchmal turbulenten Tagen kann sie ihre Wirksamkeit bestens unter Beweis stellen. So ist sie eine äußerst dienliche Unterstützung für unsere Stadt. Als Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main hat die Ernst Max von Grunelius Stiftung deshalb sehr gerne ihre Hilfe zugesagt.“
Sandra Paul, Geschäftsführerin der GRUNELIUS-STIFTUNG
„Die Deutsche Bank Stiftung übernimmt bereits seit vielen Jahren in der Katastrophenhilfe und mit ihren sozialen Projekten Verantwortung für Menschen in Notlagen und setzt sich für Chancengerechtigkeit ein – sowohl international als auch in Deutschland. Um die großen Herausforderungen der aktuellen Flüchtlingskrise auch auf lokaler Ebene zu meistern, beteiligen wir uns als Deutsche Bank Stiftung hier vor Ort an ‚Frankfurt hilft‘.“
Michael Münch, Stellvertretender Vorsitzender der Deutsche Bank Stiftung
„Die Metzler-Stiftung war sofort dabei, denn insbesondere der kooperative Ansatz überzeugt. „Frankfurt hilft“ macht die ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge effektiver und effizienter. Sie kommt dort an, wo sie tatsächlich gebraucht wird. Gleichzeitig ist das Projekt durch die Zusammenarbeit vieler Stiftungen dauerhaft auf solide finanzielle und personelle Füße gestellt. Darüber hinaus kann das Konzept als Blaupause für andere Kommunen genutzt werden.“
Sigrun Stosius, Vorstand der Albert und Barbara von Metzler-Stiftung
„Wir unterstützen „Frankfurt hilft“, damit das ehrenamtliche Engagement vieler Bürger gut aufgenommen werden kann und in strukturierter Weise dorthin vermittelt wird, wo es wirklich gebraucht wird. Die städtischen Einrichtungen und die zahlreichen Träger in der Stadt Frankfurt profitieren von ehrenamtlicher Hilfe oder Sachspenden, wenn sie diese zielgerichtet einsetzen können. Und zugleich werden Bürger nicht enttäuscht, die gerne helfen möchten und eine Anlaufstelle benötigen. Insofern finde ich die Schaffung von „Frankfurt hilft“ sehr positiv.“
Dietmar Schmid, Vorstandsvorsitzender der BHF-BANK-Stiftung
„Ich sehe es als gesellschaftliche, aber auch ganz persönliche Verantwortung zu helfen – in der aktuellen Situation mehr denn je. Mit „Frankfurt hilft“ können jetzt die Bedarfe der Flüchtlinge und Menschen, die sich engagieren möchten, bestmöglich zusammengebracht werden. Eine Koordination an der richtigen Stelle.“
Ann Kathrin Linsenhoff, Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Linsenhoff-Stiftung
„Fremde willkommen zu heißen und aufzunehmen ist ein Gebot der Humanität und der christlichen Verantwortung. Die EKHN Stiftung ist Förderin der Initiative „Frankfurt hilft“ in der Überzeugung, dass Integration nur erfolgreich sein kann, wenn Kirche, Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft gemeinsam agieren. Sie möchte dazu beitragen, dass ehrenamtliches und professionelles Engagement für Flüchtlinge in Frankfurt noch mehr Wirkung entfalten und damit das Ankommen und Zusammenleben in der Gesellschaft gelingen kann.“
Friederike v. Bünau, Geschäftsführerin der EKHN Stiftung
Angesichts der Dynamik und Dimension der Flüchtlingsströme ist völlig klar, dass es einer Kraftanstrengung aller gesellschaftlichen Kräfte bedarf. Insbesondere wollen wir dazu beitragen, dass Hilfe auch dann noch gut organisiert wird, wenn die erste Welle der Hilfsbereitschaft abebbt. Denn die Herausforderungen durch die Flüchtlinge werden sich erst im nächsten Jahr richtig zeigen.“
Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung
Große Willkommens-Veranstaltung für Flüchtlinge und Helfer am 1. November in der Paulskirche, der Wiege deutscher Demokratie, will politisches Zeichen setzen.
Unter dem Motto „Frankfurt hilft. Herzlich willkommen.“ organisieren die Initiatoren Michel Friedman und Johnny Klinke am 1. November eine Willkommensveranstaltung für Flüchtlinge in der Paulskirche. Eingeladen werden vor allem jugendliche Flüchtlinge und Flüchtlinge mit Kindern sowie ehrenamtlich Aktive, die sich um Flüchtlinge in Frankfurt kümmern.
„Wenn ein Mensch in Not ist, muss man helfen. Viele Menschen auch in Frankfurt haben dies bisher schon getan, sie sind Vorbilder und geben uns Orientierung. Solidarität und Mitmenschlichkeit sind Voraussetzung eines menschlichen Miteinanders. Diese Aspekte vertritt historisch und politisch kein anderer Ort so wie die Frankfurter Paulskirche. Im Judentum heißt es: Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt“, so Michel Friedman über den Hintergrund der Veranstaltung.
„Wir wollen mit der Einladung in die Paulskirche ein weit über Frankfurt hinaus sichtbares Zeichen des Willkommens setzten. Neben kurzen Reden von uns als Initiatoren und dem Oberbürgermeister als Schirmherrn werden wir selbstverständlich auch Flüchtlinge bitten, dass Wort zu ergreifen. Im Zentrum steht aber ein Rahmenprogramm mit Liedern und der Musik der Migranten sowie Artisten. Wir wollen den Flüchtlingen nach ihrem schweren Weg zu uns einen unterhaltsamen Nachmittag ermöglichen und uns bei den Helfern für ihr Engagement bedanken“, sagt Johnny Klinke über den Ablauf. Im Anschluss an das Programm ist ein Empfang in der Paulskirche geplant.
„Ich habe mich sehr darüber gefreut, als Johnny Klinke und Michel Friedman mit dieser Idee auf mich zugekommen sind. Die Paulskirche ist der richtige Ort. Hier wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen, hier wird der Goethe Preis verliehen, hier wird der Adorno-Preis verliehen. Hierher lädt Frankfurt Flüchtlinge ein, um sie willkommen zu heißen. Diese Veranstaltung ist Ausdruck unserer Willkommenskultur“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Schirmherrschaft übernommen hat.
Unter dem Motto „Frankfurt hilft“ werden in Frankfurt insgesamt ehrenamtliche Hilfsangebote koordiniert. In Kooperation mit neun Frankfurter Stiftungen baut das Sozialdezernat deshalb zurzeit das Projekt „Frankfurt hilft – Engagement für Flüchtlinge“ auf.
Voraussichtlich am 22. September wird die Homepage freigeschaltet, die Informationen zur Situation von Flüchtlingen in Frankfurt und Möglichkeiten der Integration bündelt. Bürger können sich dann über die Webseite http://www.frankfurt-hilft.de und gegebenenfalls auch telefonisch informieren und beraten lassen, wenn sie selbst aktiv werden wollen. Am 21. Oktober findet der erste Informationsabend von „Frankfurt hilft“ um 19.30 Uhr in der Mainzer Landstraße 405 statt. Die Mitarbeiter von Frankfurt hilft informieren über die Lage der Flüchtlinge in Frankfurt und Möglichkeiten des Engagements. „Frankfurt hilft“ ruft auch zu Geldspenden auf und hat dazu eine Liste veröffentlicht, sie ist ab sofort im Downloadbereich dieser Seite abrufbar.
„‚Frankfurt hilft‘ entwickelt sich in kurzer Zeit zu einer Bewegung. Die Veranstaltung in der Paulskirche leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Ich bin sicher, dass vom 1. November weitere Impulse ausgehen und noch mehr Frankfurter von dieser Welle der Hilfsbereitschaft mitgerissen werden“, sagt Peter Feldmann.
Information zur Situation der Flüchtlinge in Frankfurt
Zurzeit sind in Frankfurt rund 2.500 Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge und unbegleitet minderjährige Flüchtlinge an 125 Standorten untergebracht. Die Flüchtlinge erhalten von der Stadt Frankfurt Leistungen zum Lebensunterhalt sowie eine Kleiderbeihilfe und bekommen eine Unterkunft in Wohnungen, Wohnheimen, Hotels, Containeranlagen und seit kurzem auch in einer Turnhalle zugewiesen. Es gibt einen Sozialen Dienst, der die Menschen bei der Regelung ihrer Angelegenheiten unterstützt. Unbegleitet minderjährige Flüchtlinge werden vom Jugend- und Sozialamt in Obhut genommen und nach den Maßgaben der Jugendhilfe betreut.
Wer sich mit anderen interessierten Bürgern austauschen und am Aufbau von Angeboten mitwirken will, kann sich über Facebook der Gruppe „Refugees welcome – Frankfurt a. M. zeigt Herz für Flüchtlinge“ anschließen. Per E-Mail sind die Initiatoren unter RefugeesWelcomeFrankfurt@web.de zu erreichen.