Es war das Lustschloss Favorite und strahlte vor rund 200 Jahren wie kaum ein anderes Bauwerk in Mainz die Macht und die Pracht der Kurfürsten aus. Der renommierte Architekturmaler André Brauch hat das einzigartige Schloss, das anstelle des heutigen Stadtparks zu bewundern war, künstlerisch zum Leben erweckt. Das imposante Gemälde, das die Mainzer Favorite am Vormittag des 29. Mai 1781 beim Besuch von Kaiser Joseph II. zeigt, wird im Rahmen eines Vortragsabends mit dem Titel „Ein neuer Blick auf den barocken Prachtgarten“ der Öffentlichkeit im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) vorgestellt. Am 22. Oktober um 18 Uhr werden Dr. Georg Peter Karn vom Mainzer Altertumsverein zur historischen Favorite und der Historienmaler André Brauch über das Gemälde und seine Entstehung referieren.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit neben dem Gemälde auch das Modell der Favorite im Landesmuseum in der Abteilung „Mainzer Barock“ mitsamt des Instrumentenkoffers ihres Entwerfers, Maximilian von Welsch, zu besichtigen.
Beauftragt wurde das André-Brauch-Gemälde von dem im Jahr 2022 verstorbenen Mainzer Mäzen, Stefan Schmitz, der einen ganzen Zyklus zur Mainzer Geschichte von den Römern, über Mainz im Mittelalter bis zum Barock und der Mainzer Zitadelle im April 1893 ins Leben gerufen hat und damit einen wichtigen Teil der Mainzer Geschichte wieder sichtbar werden ließ.
Die Mainzer Favorite wurde einst vom Kurfürsten und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn in Auftrag gegeben und 1722 fertiggestellt. Ihren Höhepunkt erlebte sie im Jahre 1781 mit dem Besuch von Kaiser Joseph II, bevor schließlich Schloss und Garten bei der Belagerung von Mainz im Jahr 1793 dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Der Vortragsabend „Ein neuer Blick auf den barocken Prachtgarten“ wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, an dem Vortrag in Präsenz teilzunehmen oder ihm in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 21. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig
Gemeinsam präsentieren das Landesmuseum Mainz und die Landesarchäologie Mainz ab dem 9. Oktober 2024 einzigartige, restaurierte Mosaike aus römischer Zeit.
Innenminister Michael Ebling hat gemeinsam mit der Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto, der Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, sowie der Leiterin der Landesarchäologie Außenstelle Mainz, Stephanie Metz, die neue Ausstellung „Steinerne Teppiche – Römische Mosaikböden aus Stadtvillen in Mainz“ eröffnet. Die Schau – ein Gemeinschaftsprojekt des Landesmuseums und der Landesarchäologie – wird auf unbestimmte Dauer zu sehen sein und wartet mit einer Reihe von älteren und neuen archäologischen Highlights auf. Darunter das berühmte Mainzer Orpheus-Mosaik, die Salus-Statue aus der Mainzer Neustadt sowie eine bislang noch nicht gezeigte, fragmentierte Neptun-Statue aus dem Mainzer Zollhafen.
„Wir haben in unserer Landeshauptstadt einen bemerkenswerten römischen Fundus, der Jahr für Jahr durch teils aufsehenerregende Neufunde bereichert wird und uns immer wieder neue Erkenntnisse beschert. Mit der völlig neu konzipierten Ausstellung im Landesmuseum bieten wir einmal mehr tiefe Einblicke in unsere spannende römische Vergangenheit. Die Neufunde gelangen dabei quasi aus dem Mainzer Untergrund direkt ins Museum“, sagte der für das kulturelle Erbe zuständige Innenminister Michael Ebling.
Präsentiert werden frisch restaurierte römische Mosaikböden, die teilweise zum ersten Mal zu sehen sind. Sie werden ergänzt durch Überreste einer Glaswerkstatt und durch neue Pläne zur Stadttopographie des römischen Mainz.
„Die einzigartige Schau zeigt einmal mehr, wie hochspannend die Zusammenarbeit unserer beiden GDKE-Direktionen – Landesmuseum Mainz und Landesarchäologie Mainz – ist und wie daraus für die Öffentlichkeit außergewöhnliche Präsentationen entstehen“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto.
Gerade, weil Mosaikfußböden aus römischer Zeit – anders als in Trier oder Köln – in Mainz zu den seltenen Funden gehören, bietet die Ausstellung neben der bestehenden Präsentation des Orpheus-Mosaiks aus der Badergasse mehr als nur einen Überblick über den bislang erhaltenen Bestand. „Wir zeigen die restaurierten, gereinigten und neu gefassten Mosaike, die teilweise bereits im 19. Jahrhundert gefunden wurden, aber auch erstmals die Überreste einer Glaswerksatt, die in der Bauhofstraße in der Nähe des Landesmuseums entdeckt wurden und die in römischer Zeit unter anderem Glaswürfelchen für Mosaike herstellte“, sagte Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide.
Damit wird der vollständige Bestand – sowohl alte Funde als auch neu entdeckte Mosaike – erstmals in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.
Der Höhepunkt dieser Ausstellung ist das Orpheus-Mosaik, das 1995 in der Badergasse bei Ausgrabungen einer römischen Stadtvilla aus dem 2. und 3. Jahrhundert entdeckt wurde und als Dauerleihgabe der Landesarchäologie Mainz dient. Das Mosaik zeigt Orpheus, den berühmtesten Sänger der griechischen Mythologie, der mit seinem Gesang und Spiel auf der Kithara wilde Tiere und Naturgewalten beruhigte. Orpheus ist auch bekannt für seinen Versuch, seine verstorbene Gattin Eurydike durch Musik aus der Unterwelt zu befreien.
Obwohl das Orpheus-Mosaik bei seiner Auffindung nur zu etwa einem Drittel erhalten war, konnten dank der symmetrischen Struktur des Bildes und dem Vergleich mit anderen Darstellungen von Orpheus die fehlenden Teile rekonstruiert werden. Ursprünglich maß das Mosaik 5,76 x 5,35 Meter. Teile der Orpheus-Szene sowie Tiere wie Löwe, Eber und Panther wurden dabei modern ergänzt, erklärt Dr. Jens Dolata, stv. Leiter der Landesarchäologie, Außenstelle Mainz. Selbst Mosaik-Fragmente oder einzelne viereckige Stückchen oder Würfelchen, aus denen Mosaike erstellt wurden, können ganz besondere Fundstücke sein, da sie unseren Blick auf außergewöhnliche Häuser von Mogontiacum lenken“, so Dr. Dolata.
Die Ausstellung kann besucht werden zu den allgemeinen Öffnungszeiten:
Ob zarte Zeichnungen mit Bleistift oder Tusche, ob farbige Aquarelle, ausdrucksstarke Holzschnitte oder raffinierte Radierungen – das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) zeigt ab 10. September eine einzigartige Auswahl seiner Graphischen Sammlung mit Künstlerinnen und Künstlern von der Renaissance bis zur Gegenwart. Zu sehen sind Arbeiten etwa von Albrecht Dürer, Max Beckmann, Emil Orlik, Ludwig Lindenschmit d. Ä. oder Käthe Kollwitz.
„Wir wollen mit dieser Kabinett-Ausstellung die enorme Vielfalt der unterschiedlichen Techniken präsentieren. Und da wir die größte graphische Sammlung in Rheinland-Pfalz in unseren Beständen haben, ist die Auswahl und somit die Ausstellung dieses Mal von den persönlichen Vorlieben unserer Kuratorin Dr. Karoline Feulner geprägt – das verspricht also sehr spannend zu werden“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.
Unter dem Titel „Curators Choice“ wird exemplarisch die besondere Faszination der graphischen Sammlung in ausgewählten Highlights ausgestellt. „Die Betrachter sollten sich in jedem Fall die Zeit nehmen, für all die herausragenden Details und auch, um die verschiedenen Schraffuren, die an- und abschwellenden Linien des Stiftes oder der Radiernadel sowie die feinen tonalen Abstufungen der Druckplatte auf den meist kleinen Formaten erfassen zu können“, ergänzt Dr. Karoline Feulner, Leiterin der Abteilung Gemälde und Skulpturen und kommissarische Leiterin der Graphischen Sammlung.
Innenminister Michael Ebling und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide haben bei der gestrigen Pressekonferenz im bereits rückgebauten Interims-Plenarsaal der historischen Steinhalle erste Schritte zur Neugestaltung des Landesmuseums Mainz vorgestellt. Durch den Ausbau des in Teilen der Steinhalle zwischen 2016 –bis 2021 interimsmäßig für den rheinland-pfälzischen Landtag untergebrachten Plenarsaals bietet sich die geplante Neuerung des Landesmuseums Mainz jetzt besonders an.
Dabei sollen moderne Formate und eine noch weitere Öffnung zur Stadt sowie für Schulen und Kitas das Landesmuseum zukunftsfähig machen. Es soll hierdurch für ein breites Publikum noch attraktiver werden. Wichtige Elemente der Neukonzeption sind die einzigartig gestaltete Steinhalle, die wieder vollständig für kulturelle Zwecke genutzt werden soll. Noch stärker soll auch der barocke Museums-Innenhof bespielt und darüber hinaus auch als Ruhe-Oase im Stadtzentrum nutzbar werden. Neue digitale Vermittlungs- und Ausstellungsmodule sowie eine für visuelle Inszenierungen nutzbare Außenfassade sind weitere Stichworte der Ideensammlung.
Innenminister Michael Ebling, dessen Ministerium in einem ersten Schritt einen Zuschuss von 1,5 Mio Euro eingeplant hat, unterstrich, dass das Landesmuseum Mainz das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Rheinland-Pfalz schlechthin sei. „Dabei bietet es nicht nur herausragende Sammlungen wie die Werke von Max Slevogt oder die römischen Monumente rund um die Große Mainzer Jupitersäule, sondern mit der Steinhalle und dem barocken Innenhof als Ruhepol inmitten der Stadt auch eine einzigartige Architektur. Es ist ein Meilenstein, dass die Steinhalle fortan wieder voll und ganz musealen Nutzung zur Verfügung steht. In einem ersten Schritt werden wir dort ab 2025 die neue Ausstellung ‚Jüdisches Erbe und Leben in Rheinland-Pfalz‘ präsentieren, mit der wir auch modernste Museumstechnik wie Künstliche Intelligenz und Augmented Reality für die spätere Erneuerung der Dauerausstellung erproben werden“, sagte Innenminister Michael Ebling.
Parallel zur Ausstellung über das jüdische Erbe werde die dauerhafte Umgestaltung der Steinhalle geplant. Diese soll künftig wieder ohne Raumteiler und multifunktional nutzbar sein. Das jüdische Erbe und das UNESCO-Welterbe SchUM werden danach feste Bestandteile des Landesmuseums sein, so Ebling.
Die Chance den Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen
Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide freut sich über die künftige Neugestaltung als einen weiteren Meilenstein des Mainzer Landesmuseums in seiner wechselvollen Geschichte. Es werde dadurch zukunftssicher gemacht. Das 1803 begründete Landesmuseum Mainz sei eines der ältesten Museen Deutschlands, dessen Anfänge der Sammlungen auf das 16. Jahrhundert zurückgingen. Der eine Grundstock sei 1803 die sogenannte Napoleonische Schenkung mit 36 wertvollen Gemälden aus dem Pariser Louvre gewesen, Das zweite sei das altertumsrelevante Standbein, das sowohl die städtischen Sammlungen als auch alle Funde umfasse, die der Mainzer Altertumsvereins 1910 eingebracht habe. Schenkungen, Nachlässe usw. wären hinzu gekommen. Kurzum: Mittlerweile verfüge das Landesmuseum Mainz über die bedeutendsten Sammlungen im Lande mit über 300 000 Sammlungsstücken.
„Keiner hat wie das Mainzer Landesmuseum dieses Sammlungsspektrum wie wir“, so Dr. Heide. Zwar werde es oft als Mehrspartenmuseum bezeichnet, aber hierdurch habe man Chancen zur Neuausrichtung „wie sonst kein Museum in Rheinland-Pfalz“. Eine Überlegung sei, bewusst eben nicht die einzelnen Abteilungen zu separieren, etwa zu sagen, „da habe ich ein archäologisches Museum, da habe ich vielleicht ein Kunstmuseum, sondern wir wollen die Chance nutzen, es zu kombinieren. Wir haben die Chance, wirklich diesen Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen von Beginn der Menschheit an bis heute“, so die Museumsdirektorin. Es sei ja nichts vom Himmel gefallen, alles hatte und hat irgendwie eine Wirkung, eine Ursache. „Wir wollen zum Beispiel die Archäologie mit der Kunstgeschichte auch verknüpfen“, so Dr. Heide, da viele Maler ja Bezug genommen hätte. Und „das wollen wir eben zeigen, dass die Kulturgeschichte von uns, von unserem Menschsein, mehr ist als nur ein Gemälde oder ein Fund, ein archäologisches Objekt. Die Chance wird sein, und da freue ich mich, dass es zusammenfindet, das gehört alles zusammen, und in dieser Form wollen wir es bringen“. Dafür gäbe es bislang keine Vorbilder, nach denen man sich in Mainz orientieren könne. Mainz wolle und werde da Vorreiter sein.
Vier Alleinstellungsmerkmale stärker herausstellen
Zugleich sollen aber die vier Alleinstellungs-Merkmale des Mainzer Landesmuseums noch stärker sichtbar werden:
Das eine sei natürlich das das Römische Erbe, insbesondere in der Steinhalle. Dieser Ort und die Sammlung sei etwas ganz Besonders: „Allein die Menge an bildverzierten Grabsteinen ist hier doppelt größer als selbst in Trier oder in Köln, da hat Mainz wirklich eine absolute Vorreiterrolle, und das wollen wir auch gern wieder zeigen“, ist Dr. Heide stolz.. (Bildgrabstein von letztem Termin zeigen)
Das zweite Alleinstellungsmerkmal sei Mainz im Mittelalter: „Mainz war im Mittelalter eine absolute Metropole gewesen, was hinreichend gar nicht ganz so bekannt ist“, erklärte die Museumdirektorin. Das wolle man „ stärker auch wieder fokussieren, und natürlich damit auch die Bedeutung der Shum-Gemeinde, der Shum-Stadt in Mainz auch wieder zeigen, weil das einfach zu Mainz gehört.“, so Dr. Heide,
Ein drittes Alleinstellungsmerkmal solle die napoleonische Schenkung als Grundstock des Museums mit hervorragender Kunst, die damals nach Mainz gekommen sei, herausgestellt werden. Es gäbe kein Museum auf deutschem Boden mit solch einer Schenkung.
Ein ganz wichtiger Punkt sei auch der Maler Slevogt. Kein Museum verfüge, so Dr. Heide, wie Mainz über solch einen großen Bestand. Vor 10 Jahren könnte das Land Rheinland-Pfalz zudem „auch den grafischen Nachlass erwerben. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal, was es gilt herauszustellen.“
Ausstellungsplanung
Ab Januar 2025 werde das Schaufenster „General-Direktion Kulturelles Erbe“ (GDKE) gestartet mit wechselnd spannenden Exponaten der GDKE. Hierdurch können die Besucher in Mainz auch mal einen Überblick bekommen, was das an Funden und Kulturschätzen reiche Bundesland Rheinland-Pfalz alles zu bieten. Wie bei einer Wanderausstellung sollen die in Mainz vorgestellten Exponate dann als nächstes in der Landesarchäologie Koblenz gezeigt werden. Im Laufe der Zeit solle die ganze Generaldirektion in allen Bereichen und Abteilungen einmal vorkommen.
Die rund 15 Jahre alte Dauerausstellung des Landesmuseums, die technisch und pädagogisch nicht mehr zeitgemäß ist, soll schrittweise erneuert werden. Dabei werden alle Erneuerungen im laufenden Betrieb umgesetzt werden, sodass das Museum weiterhin geöffnet bleibt.
Eine erste Neuerung dabei wird die neue Ausstellung „Mainz Kompakt“ sein, die ab 2026 im Marstall zu sehen sein wird. Hier werden ausgewählte Highlights und Funde aus Mainz gezeigt werden. Diese Überblicksausstellung dürfte auch besonders für Tagestouristen und Besuchergruppen mit begrenzter Zeit interessant sein.
Es seien auch ab 2025 jährlich zwei bis drei wechselnde Sonderausstellungen geplant und darüber hinaus weitere kleine Kabinettausstellungen in der Grafischen Sammlung. „Das ist uns wichtig, dass wir durchgehend ein breites abwechslungsreiches. aber auch ein lohnendes und spannendes Ausstellungsangebot veranstalten.“, so Dr. Heide.
Barocker Innenhof soll attraktiver werden
Zukünftig soll auch der Innenhof attraktiver gestaltet werden, um das Museum stärker zur Stadt hin zu öffnen. Dazu wird das Schwerlastregal für die Steindenkmäler abgebaut, und der Innenhof wird so umgestaltet, dass seine Aufenthaltsqualität weiter steigt. „Der Innenhof ist bereits jetzt ein beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort. Durch eine sichtbare Aufwertung wollen wir sein Potenzial noch besser nutzen“, sagte Dr. Heide. Zusätzlich wird die Außenfassade des Museums, zunächst in der Weihnachtszeit mit einem ‚Adventskalender‘ und ab dem nächsten Jahr mit neuen Fahnen und Bannern, stärker in Szene gesetzt.
Digital aufrüsten
„Zukünftig werden Museen immer mehr auf Interaktion und Erlebnisse setzen müssen – genau das wird durch die Neugestaltung des Landesmuseums ermöglicht. In einer Stadt wie Mainz, die für ihren Gemeinschaftssinn und ihre lebendige Stadtkultur bekannt ist, haben wir die einmalige Gelegenheit, das Museum zu einem gesellschaftlichen Hotspot zu machen und das kulturelle Erbe für alle zugänglich zu machen. Mit dem Abbau des Plenarsaals steht die Steinhalle nun wieder vollständig für die Präsentation bedeutender Kulturgüter zur Verfügung“, so Ebling.
Der Blussus-Stein, ein ganz besonderer Grabstein einer durch den Handel mit Römern reich gewordenen keltischen Schiffersfamilie aus römischer Zeit, zeigt zugleich die älteste römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. Dieser international bekannte Stein gehört zu den ganz besonderen Schätzen in den Sammlungen des Landesmuseums Mainz Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Er kann nun, dank einer großzügigen Spende des Freundeskreises des Museums restauriert werden. Wer den Restauratoren dabei einmal über die Schultern schauen möchte, ist bis zum 19. Juli 2024 herzlich in die Steinhalle des Landesmuseums Mainz eingeladen. Die Besichtigung ist im Eintrittspreis enthalten.
Bei einem Pressetermin in der Steinhalle unterstrich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, einmal mehr wie notwendig es sei, dass das inzwischen vom Zahn der Zeit entsprechend gezeichnete Steindenkmal zur Erhaltung für nächste Generationen dringend restauriert werden muss: „Der Stein wurde 1848 in Mainz-Weisenau gefunden und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die ihre Spuren hinterlassen hat. Umso mehr freut es mich, dass wir dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch den Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz den Blussus-Stein von renommierten Restauratoren mit modernsten Methoden reinigen, restaurieren und zugleich wissenschaftlich auf die ursprüngliche Farbfassung untersuchen lassen können.“
Blussus-Stein ist ein Zeugnis für die Verschmelzung keltischer mit römischer Kultur
Dr. Ellen Riemer, zuständige Archäologin für die Altertümer im Landesmuseum, erläuterte die einzigartige Bedeutung des aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammenden, doppelseitig verzierten Grabsteins des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane, die keine Römer, sondern Kelten waren, sich jedoch nach römischen Vorbild einen Grabstein setzen ließen. Sie demonstrierten damit römische Lebensweise. Vater Blussus habe für die damalige Zeit mit 75 Jahren ein biblisches Alter erreicht. Sohn Primus habe den Grabstein nach dem Tod seiner Mutter gesetzt, die nach ihrem Mann verstorben sei. „Man sieht so kleine Löcher um ihr Gesicht herum, deswegen nimmt man an, dass zu ihren Lebzeiten als der Mann schon tot war, das Gesicht verdeckt war, weil sie ja noch nicht unter diesem Grabstein gelegen hat.“, so die Archäologin.
Auf der Vorderseite, der Reliefseite, sitzt das Ehepaar bequem auf einer Art Sofa. Der Mann sei in einer typisch keltischen Tracht, dem Cucullus, einem Kapuzenmantel, dargestellt: “Er sitzt breitbeinig und behäbig da, und man sieht auch, dass er reich und stolz ist. Er hält in der Hand einen dicken fetten Geldbeutel“, so Riemer.
Die Tracht seiner neben ihm sitzenden keltischen Frau Menimane, sei in der Archäologie für einen Trachten-Typ, der Menimane-Tracht, namensgebend gewesen. Diese „besteht aus mindestens drei verschiedenen Gewändern, einem Untergewand, einem langen Obergewand und einem Mantel. Alles wird mit mindestens fünf Fibeln zusammengehalten, was man besonders schön sieht, „an der Schulter zum Beispiel und wo der Träger verrutscht ist“.
Menimane hat um den Hals einen Halsreifen, an dem eine Rosette als Schmuck hängt. Auf dem Schoss sind noch die beiden Vorderbeine des kleinen Hündchen zu erkennen. „In der Hand hält sie ein Wollknäuel und eine Spindel mit aufgesponnener Wolle als Zeichen für die Hausfrau.“, erläutert die Archäologin. Und hinter ihr steht ein Junge, wobei die Archäologen noch nicht genau wüssten, so Riemer, ob es der Sohn Primus oder der Sklave Satto sei, „der ja eigentlich auch unter dem Stein liegen müsste“.
Ein weiteres archäologisches Problem sei auch, dass dass der Junge eine sogenannte Bulla um den Hals trägt. „Das ist ein zweiteiliges Amulett. Das tragen aber nur freigeborene, römische Knaben bis sie 16 Jahre alt werden und dann zum Mann werden. Eigentlich dürfte weder Primus, weil er ja Kelte war, noch der Haussklave Satto ein solches Schmuckstück getragen haben“, läutert Riemer.
Bei all diesen Details werde ganz deutlich, „dass das Ehepaar nicht Römer waren, sondern Kelten. Für die Römer waren sie sogenannte „peregrini“ , also Fremde, die das römische Bürgerrecht nicht besaßen, obwohl es eigentlich Einheimische waren“. Sie haben aber versucht, sich ein bisschen an die Römer anzugleichen, einmal, „indem sie ihren Sohn den typisch römischen Namen Primus gaben, und indem sie auch die die Sitte, einen Grabstein auf ihr Grab zu setzen, von den Römern übernommen.“, so Riemer
Reich geworden ist die Familie in ersten Hälfte des 1 Jahrhunderts durch den Handel mit den Römern. „Denn Mainz ist ja aus dem Nichts quasi entstanden, und alle Vorräte mussten von außen herbeigeschafft werden. Und da war man als Schiffer, als Nauta, natürlich auf der richtigen Seite. Man konnte richtig ordentliche Geschäfte mit den Römern machen, und damit ist er wohl auch reich geworden und konnte sich dann einen solchen Grabstein leisten, beidseitig verziert, nochmal besser als die Grabsteine der Römer auf jeden Fall. Und er hat Lothringer Kalkstein verwendet, also einen teuren Import.“, so die Archäologin abschließend.
Behutsame Reinigung des Blussus-Steins
Die Restaurierung des Blussus-Steins hat die Firma Matthias Steyer aus Eppstein-Niederjosbach übernommen. Diplom Restaurator Matthias Steyer und sein Team hatten bereits die Restaurierung der Großen Mainzer Jupitersäule durchgeführt. Das Heikle bei der Reinigung dieses Grabsteins besteht unter anderem darin, nur den Schmutzfilm und nicht darunter liegende – für das menschliche Auge zwar nicht sichtbare aber für die Wissenschaftler wichtige – Farbpigmente mit zu beseitigen. Dafür setzt Diplom-Restaurator Matthias Steyer einen Hochleistungs-Laser, einen sogenannten Zeilenlaser mit einer Leistung von bis zu 1064 Nanometer. Hierbei sauste der Laserstrahl blitzschnell von links- nach rechts hin und her, so der Restaurator. Anhand verschiedener Parameter (Wattstärke von 1 bis 100, Pulsgeschwindigkeit, Breite des Strahls) ließe sich der Reinigungsgrad ganz sensibel ändern. „Es hängt natürlich auch davon ab, was man reinigt, welche Art Stein oder Untergründe, und da muss man die Parameter manchmal verändern, ob man mehr, einen schnelleren Impuls will, oder einen schnelleren Übergang. Damit kann man das genau steuern, was dann abgenommen wird.“, so Steyer. Er schätzt, dass er uns sein Team für die Reinigung dieses Steine eine Woche benötigten. Der Restaurator arbeitet mit einer Laser-Schutzbrille und der Arbeitsbereich ist aus Sicherheitsgründen abgehängt. Der verdampfte Schmutz wird direkt durch eine moderne Abzugsanlage mit Spezialfilter abgesaugt.
Ursprünglich war der Blussus-Stein farbig
Beim Restaurierungsprojekt mit dabei ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Charleen Hack, die mit unterschiedlichen Techniken und einem Auflichtmikroskop mit bloßem Auge nicht mehr erkennbare Farbspuren an römischen Steinen auffindet. Tatsächlich soll der Blussus-Stein bei seiner Entdeckung vor 176 Jahren heute nicht mehr sichtbare Farbreste gezeigt haben, die nun wissenschaftlich untersucht werden, damit noch vor der Laser-Reinigung des Steindenkmals mögliche Auswirkungen des Lasers vorab getestet werden können.
Ohne die Freunde des Museums wäre die Restaurierung nicht möglich
„Der Blussus-Stein ist bis heute ein in der Fachwelt begehrtes Anschauungsobjekt und auch bei den Besucherinnen und Besuchern des Landesmuseums ein beliebter Anlaufpunkt. Wir freuen uns daher sehr, dass wir diesem wichtigen Monument durch unsere Förderung zu neuem Glanz verhelfen können,“ so die Vorsitzende des Vereins der Freunde des Landesmuseums Mainz, Elisabeth Kolz. Der Freundeverein, der nächstes Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiern wird, hat nicht nur die 2021 abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten an der Großen Mainzer Jupitersäule mit einem namhaften Beitrag unterstützt, sondern gerade in den letzten Jahren bedeutende Ankäufe für die Abteilung Kunstgeschichte ermöglicht. Diese Förderungen unterstützen die Arbeit im Museum auf vielfältige und äußerst wertvolle Weise.
Die Restaurierung findet noch bis zum 19. Juli 2024 bei laufendem Betrieb in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz statt. Wir haben das bewusst als Schaurestaurierung für diese Woche vorgesehen, unterstreicht die Museumsdirektorin und freut sich, auf interessierte Besucher.
Die Zeit ist wie im Flug vergangen und jetzt steht schon die fünfte Ausgabe vor der Tür: Das “Fenster Zum Hof”-Open Air feiert Jubiläum! Seit der Pandemie bietet das Format spannende und aufregende Konzerte in Mainz. Das FzH24 beginnt am 26.7.2024 und bis zum 25.8.2024 warten zwölf Termine in der vermutlich mediterransten Sommerlocation der Landeshauptstadt Mainz auf das Publikum, wenn die Konzertagentur Musikmaschine den Innenhof des Landesmuseum in ein Festivalgelände verwandelt.
Das “Fenster Zum Hof”-Open Air • Mainz etabliert sich als bestes Mainzer Indie-Konzertformat, das vor allem deutsche Bands und Liveacts aus alternativen Genres präsentiert, die über den Newcomer-Status hinaus sind. Kombiniert werden diese Headliner mit den besten Nachwuchs-Künstler aus Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der Reihe fanden fast 100 Termine mit mindestens 200 Acts statt. Beim FzH haben u.a. Die höchste Eisenbahn, Wallis Bird, Die Sterne, Jeremias, Mayberg, Enno Bunger, The Gardener & The Tree, Blackout Problems, Chefket oder auch Jupiter Jones gespielt.
Wie kamen Kulturgüter aus Papua-Neuguinea vor rund 75 Jahren nach Mainz? Dr. Anna-Maria Brandstetter, vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Joh. Gutenberg-Universität Mainz, stellt in ihrem Vortrag am 11. Juni 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) die spannende Geschichte der „Sammlung Bergmann“ vor. Tatsächlich wurden in den Jahren 1950 und 1951 insgesamt 42 kulturelle Objekte – davon 18 Waffen – aus Papua-Neuguinea an die Ethnografische Studiensammlung des damaligen Mainzer Instituts für Völkerkunde übergeben. Die Gegenstände gehörten Karoline und Gustav Bergmann, die von 1888 bis 1904 die Missionsstation der Rheinischen Missionsgesellschaft auf der Insel Siar leiteten, und auf diesem Weg in den Besitz der Kulturgüter kamen. Die Insel liegt vor der Nordostküste Neuguineas und war bis 1914 Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.
Der Vortrag findet im Rahmenprogramm der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“ statt. Wobei sich die Frage nach der Herkunft – wie man am Beispiel der Sammlung Bergmann sieht – längst nicht nur auf das Thema Kunstraub oder Enteignung während des NS-Regimes konzentriert. Die Forschung zur Provenienz von Kulturgütern ist eben auch ein aktuelles Thema im Kontext der europäischen Kolonisationsgeschichte. Anna-Maria Brandstetter geht in ihrem Vortrag unter dem Titel „Von Neuguinea über Biebrich nach Mainz: Zur Geschichte der Sammlung Karoline und Gustav Bergmann“ dabei unterschiedlichen Fragestellungen nach: Aus welchem kulturellen Kontext kamen die Wertgegenstände? Was wissen wir über ihren Weg bis nach Mainz? Wie sah damals der Kontakt aus? Wie lassen sich die kulturellen Objekte zurückbinden?
Karoline Bergmann ist übrigens gebürtig aus Biebrich (1864) und heiratete 1888 den aus Bochum stammenden Pfarrer Gustav Bergmann (1856–1904) in Finschhafen (Papua-Neuguinea). Gemeinsam reisten sie 1887 nach „Deutsch-Neuguinea“ zu den Salomon-Inseln (seit 1973 Papua-Neuguinea). Während Gustav Bergmann 1904 in Sydney verstarb, kehrte Karoline Bergmann nach Biebrich zurück, wo sie 1952 verstarb.
Wer sich für den Vortrag von Anna-Maria Brandstetter zur „Sammlung Bergmann“ interessiert, kann diesen in Präsenz erleben oder der Veranstaltung in digitaler Form folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 10. Juni 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
(rap) 2024 vergibt die Landeshauptstadt Mainz zum 32. Mal den Preis zur Förderung Mainzer Bildender Künstlerinnen und Künstler. Nominiert sind in diesem Jahr Laetitia Eskens, Aneta Kajzer, Theresa Lawrenz und Danijel Sijakovic, die mit einer Gruppenausstellung vom 17. Mai bis zum 23. Juni 2024 im Landesmuseum Mainz einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen geben.
Kulturdezernentin Marianne Grosse eröffnet die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums am Mittwoch, 16. Mai 2024 um 18.30 Uhr. Die Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Rasch stellt die Kandidaten und ihre Arbeiten vor.
Zum Preis
Die Landeshauptstadt Mainz vergibt alle zwei Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Preis zur Förderung Mainzer Bildender Künstlerinnen und Künstler, der 1962 anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt gestiftet wurde. Die ersten Preisträger waren der Maler und Objektkünstler Hugo Jamin und der Maler Heinz Prüstel.
Der Preis soll die ausgezeichneten Künstler fördern, in ihrer künstlerischen Arbeit ermutigen und ihr Schaffen erleichtern. Als Mainzer Bildende Künstler gelten alle im rechts- und linksrheinischen Mainzer Stadtgebiet geborenen, seit mehr als drei Jahren hier ansässigen oder durch ein in Mainz abgeschlossenes Kunststudium ausgewiesenen künstlerisch tätigen Personen.
Die vom Beirat für Fragen der Bildenden Kunst der Landeshauptstadt vorgeschlagenen Kandidaten geben traditionell in einer Gruppenausstellung einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen. Während der Laufzeit der Ausstellung entscheidet eine Vergabejury, wer unter den Nominierten die Auszeichnung erhält.
Der Jury 2024 gehören Vertretern der Stadtratsfraktionen, des Kunstbeirats und zwei auswärtige Kunstsachverständige an. In diesem Jahr sind Dr. Astrid Ihle (Ludwigshafen) und Dr. León Krempel (Darmstadt) zur Teilnahme an der Jury eingeladen. Vorsitzende der Jury ist Kulturdezernentin Marianne Grosse.
Termine
Eröffnung der Gruppenausstellung
Mittwoch, 16. Mai 2024 um 18.30 Uhr
Feierliche Vergabe des Preises
Mittwoch, 12. Juni 2024 um 18.30 Uhr
Hybrid-Vortrag von Dr. Udo Felbinger, Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, am 14. Mai 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz
Michel Oppenheim (1885-1963), der in Mainz geboren wurde und hier Abitur machte, studierte Rechtswissenschaften und hat einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen Aufbau der Stadt Mainz geleistet. Er war der erste Kulturdezernent der Stadt Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg, war an der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Mainz beteiligt und gehörte zu den Gründern der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg galt Oppenheim als Keramikexperte und bedeutender Sammler. Während der von den Nationalsozialisten betriebenen Verfolgungen konnte er sein Leben nur knapp retten und verlor einen großen Teil seines Eigentums.
Im Rahmen der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“ wird Dr. Udo Felbinger von der Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, Darmstadt, in einem beachtenswerten Vortrag über seine Forschungen zu Oppenheims Sammlung berichten. Unter dem Titel „Expertise in Keramik – Michel Oppenheim und seine Sammlung“ erzählt Felbinger am Dienstag, 14. Mai 2024 um 18 Uhr, im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) über seine ungewöhnliche Spurensuche.
Die Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“, in deren Rahmenprogramm der Vortrag eingebettet ist, wird noch bis 15. September 2024 im Landesmuseum Mainz zu sehen sein. Gezeigt werden dabei die Ergebnisse eines mehrjährigen Provenienzforschungsprojekts, das sich mit den rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz – den Vorgängerinstitutionen des Landesmuseums Mainz – aus den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigt hat.
Es besteht die Möglichkeit, an der Veranstaltung in Präsenz teilzunehmen oder ihr in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 13. Mai, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten. Die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Wer sich vom 12.04. bis 15.09.2024 im Mainzer Landesmuseum in der spannenden, mit viel wissenschaftlicher Detektivarbeit über Jahre hinweg erarbeiteten Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“ umschaut, kann zum einen seltene und wunderbare Kunstwerke entdecken. Zum anderen werden die Betrachter aber unweigerlich konfrontiert mit der jeweilig unterschiedlichen, erschütternden und – zum Teil noch lückenhaften – Herkunfts-Geschichte dieser unter Zwang verkauften Stücke aus ehemaligen jüdischen Sammlungen.
Gestern hat Innenminister Michael Ebling gemeinsam mit der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse die Ausstellung eröffnet. In dieser Ausstellung vom 12. April bis 15. September 2024 zeigt das Landesmuseum rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz. Diese Bestände aus der Zeit des Nationalsozialismus bewahrt das Landesmuseum Mainz auf.
„Mit der Erforschung der Herkunft und des unrechtmäßigen Entzugs von Kulturgütern nimmt sich das Landesmuseum Mainz zum wiederholten Male einem sensiblen und ungemein wichtigen Thema an. Das aktive Nachspüren, wo die Werke im eigenen Bestand herkommen und wer die rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer waren oder auch noch sind, ist unverzichtbarer Teil einer verantwortungsvollen Kulturpolitik. Mit der neuen Ausstellung macht das Landesmuseum diese Forschungsarbeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das Land kommt damit der moralischen Verpflichtung nach, mit dem geschehenem Unrecht offen und transparent umzugehen“, sagte Innenminister Michael Ebling anlässlich der Ausstellungseröffnung.
„Die Ergebnisse, die aufgearbeitet wurden, sind überraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd“, so Dr. Heike Otto, die Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Das Landesmuseum Mainz ist Teil der GDKE.
Das Landesmuseum Mainz widmet sich mit seinem Blick auf die Herkunft der Werke indirekt auch der eigenen Geschichte. 1967 entstand es durch den Zusammenschluss von Altertumsmuseum, Gemäldegalerie und Graphischer Sammlung. „So gesehen hat auch die Stadt Mainz ein originäres Interesse an der Provenienzforschung der Kulturgüter, die zum Teil auch heute noch im Besitz der Stadt Mainz sind“, betonte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.
„Bei den Recherchen haben wir grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema“, so die Kuratorin Dorothee Glawe, die die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz verantwortet. Die Ausstellung geht unter anderem den Fragen nach, was Museen sammelten, welche heute längst vergessenen Sammlerinnen und Sammler in der Stadt lebten, welche Kunsthandlungen vor, während und nach der NS-Zeit florierten und aus welchen Bezugsquellen die Städtischen Sammlungen ihre Kunst erwarben.
„Das Landesmuseum Mainz befasste sich schon in den 1990er Jahren mit der Herkunft seiner Kunstwerke. Damals listeten Mitarbeitende eindeutig aus jüdischem Eigentum beschlagnahmte Kunstwerke auf und veröffentlichten diese Listen mit dem Ziel, die ehemaligen Eigentümerinnen und Eigentümer zu finden“, so Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. In den Jahren 2016 bis 2019 wurde die Herkunft der Bestände im Rahmen eines ersten Forschungsprojekts dann systematisch untersucht. Seit 2019 stehen in einem zweiten wieder vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekt die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz aus den Jahren 1933 bis 1945 im Zentrum der Untersuchungen.
Mit der Ausstellung trägt das Landesmuseum zum Internationalen Tag der Provenienzforschung bei. Im vergangenen Jahr hatten sich allein in Deutschland über 100 Kulturinstitutionen beteiligt und Einblicke in die Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen gegeben. In Deutschland steht dabei vor allem die Zeit des Nationalsozialismus im Fokus, die zu einer grausamen Entrechtung, Verfolgung und Ermordung vor allem der jüdischen Bevölkerung führte. In der Folge gerieten große Mengen an Kunst- und Kulturgütern durch Enteignung und Notverkäufe in Umlauf. Die Dunkelziffer NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, die sich noch immer in Privatsammlungen, im Kunsthandel und in Museen befinden, ist kaum abzuschätzen.