Kategorie-Archiv: Deutsches Filmmuseum Frankfurt

„Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ ab 19. Mai 2023 im Bellevue-Saal – Filmreihe im Caligari, Murnau Filmtheater, DFF Ffm., Kom.-Kino Weiterstadt

Der dauerhafte Übergang der Archive der Regisseure Volker Schlöndorff und Reinhard Hauff sowie der Bioskop Film von Produzent Eberhard Junkersdorf  ans DFF, wird flankiert mit der biographischen Ausstellung und gleichnamigen Filmreihe "Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt". © Foto Diether von Goddenthow
Der dauerhafte Übergang der Archive der Regisseure Volker Schlöndorff und Reinhard Hauff sowie der Bioskop Film von Produzent Eberhard Junkersdorf ans DFF, wird flankiert mit der biographischen Ausstellung und gleichnamigen Filmreihe „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“. © Foto Diether von Goddenthow

Von Freitag, 19. Mai, bis Sonntag, 18. Juni, ist die Ausstellung mit Publikation und Filmreihe zu Leben und Werk des berühmten Filmemachers Volker Schlöndorff im Wiesbadener Kunstverein Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32, zu sehen. Die Filmreihe mit eigens von Volker Schlöndorff ausgewählten Filmen wird parallel zur Ausstellung in der Caligari FilmBühne, dem Murnau-Filmtheater, dem Kino des DFF sowie dem Kommunalen Kino Weiterstadt gezeigt.

Es freue ihn, dass die Eröffnung der Ausstellung „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ noch in seine Amtszeit falle, so Axel Imholz, Wiesbadens scheidender Kulturdezernent, beim heutigen Pressegespräch im Caligari mit Volker Schlöndorff, Hans-Peter Reichmann, Ausstellungskurator, Ellen Harrington, Direktorin des Deutschen Filmmuseums DFF, und Claudia Scholtz, Geschäftsführerin Hessische Kulturstiftung.

Kulturdezernent Axel Imholz im Gespräch mit seinem Idol Volker Schlöndorf in der Caligari-Filmbühne, Links auf dem Tisch: Der  Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film, den der Regisseur erst vor wenigen Tagen erhielt. © Foto Diether von Goddenthow
Kulturdezernent Axel Imholz im Gespräch mit seinem Idol Volker Schlöndorf in der Caligari-Filmbühne, Links auf dem Tisch: Der Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film, den der Regisseur erst vor wenigen Tagen erhielt. © Foto Diether von Goddenthow

Im Deutschunterricht seien Max Frischs

„Homo Faber“ oder Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ natürlich Pflichtlektüren gewesen, aber der Regisseur Schlöndorff war ihm noch kein Begriff. Das habe sich schlagartig geändert mit Schlöndorffs Verfilmung von Günther Grass „Blechtrommel“, und seither sei er ein Schlöndorff-Fan geworden. Es sei ein Anliegen der Stadt Wiesbaden, mit der Ausstellung „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“, ergänzt durch den Begleitkatalog und der Filmreihe im Caligari,  Schlöndorffs persönlichen und künstlerischen Lebensweg zu erzählen.

Dieser führte den jungen Schlöndorff einst aus Wiesbaden weg, wo der Arztsohn seine ersten Filme gegen den erbitterten Widerstand seines Vaters gedreht hatte, „wofür ich ihm heute noch dankbar bin“, da er hierdurch gelernt hätte, sich durchzusetzen, was insbesondere in der internationalen Filmwelt nötig war, um sich behaupten zu können, so Schlöndorff. Er ging dann über Frankreich nach Hollywood. Mit 26 drehte Volker Schlöndorff bereits seinen ersten großen Spielfilm DER JUNGE TÖRLESS (BRD/Frankreich 1966), der am 20.05.2023, 17.30 Uhr in der Caligari Filmbühne gezeigt wird.

Elf Filme später erhielt er den Oscar® und die Goldene Palme für DIE BLECHTROMMEL (BRD/Frankreich 1979), am 28.08.2023, 17.00 Uhr im Caligari. Der Regisseur und Autor ist einer der herausragenden Vertreter des Neuen Deutschen Films, sein Werk ist geprägt von den großen Namen der Nouvelle Vague, mit denen er in seinen frühen Jahren in Paris zusammenarbeitete. In seiner Geburtsstadt wird nun in einer Ausstellung im Bellevue-Saal auf sein Leben und Werk geschaut, erklärt von ihm selbst per Video-Wand in Bild, Ton und Texten. Beeindruckende Exponate, Filmausschnitte, Fotografien und aussagestarke Schriftstücke geben Besucher:innen Gelegenheit, Schlöndorffs Schaffen in der vom Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden in Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten Ausstellung (wieder) zu entdecken. Besonderes Highlight: Schlöndorff besuchte mit Kurator Hans-Peter Reichmann wichtige Stationen seiner Jugend und erinnerte sich an seine frühen Jahre und ersten Prägungen in seiner Heimatstadt. Daraus entstand eine Videoinstallation, die die Besucher:innen an diese Orte mitnimmt. Hierbei wird deutlich, wie eng Schlöndorff seiner Heimatstadt bei aller Weltläufigkeit kulturell und emotional verbunden blieb: „Ein Hessebub in der Welt“, sagt er selbst dazu.

Schlöndorffs Leben war stets geprägt von kreativem Austausch, etwa mit Margarethe von Trotta als CoRegisseurin und -Autorin bzw. Schauspielerin sowie dem Drehbuchautoren Jean-Claude Carrière. Bereits mit 22 Jahren war er Regieassistent in Frankreich bei Jean-Pierre Melville und Alain Resnais, zwei Jahre später bei Louis Malle. Begegnungen und die Zusammenarbeit mit Autoren wie Heinrich Böll, Max Frisch, Günter Grass, Arthur Miller, Regisseuren wie Fritz Lang, Ludwig Berger und Billy Wilder sowie den Schauspieler:innen Angela Winkler, Mario Adorf und Dustin Hoffman haben ihn geprägt.

Dabei steht Schlöndorff selbst zusammen mit seinen Regiekollegen Werner Herzog, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder für den Neuen Deutschen Film: gesellschaftskritisch, persönlich und politisch engagiert. Geboren in die Generation des bundesrepublikanischen Nachkriegskinos verhalfen diese jungen Filmemacher:innen dem westdeutschen Spielfilm zu internationalem Ansehen.

Bereits 2014, zu Schlöndorffs 75. Geburtstag, kuratierte das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum eine virtuelle Ausstellung, die die Sammlung multimedial präsentiert [schloendorff.dff.film]. Dabei können sowohl Teile des Archivs in Bild- und Textform als auch zusätzliche Materialien wie Essays und Videointerviews, als medienpädagogische Ergänzung digital gesichtet werden. Dieser online verfügbare, digital aufbereitete Fundus wird nun mit ausgewählten Exponaten in der Ausstellung gezeigt.

Eine Filmreihe mit eigens von Volker Schlöndorff ausgewählten Filmen wird parallel zur Ausstellung in der Caligari FilmBühne und anderen Kinos der Region, unter anderem im Kino des DFF in Frankfurt, gezeigt. Dank der Förderung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der auch die Ausstellung unterstützt, rundet ein Katalog das Projekt ab.

Die Archive von Volker Schlöndorff, Reinhard Hauff und Eberhard Junkersdorf (Bioskop Film und Munich Animation)

Ausstellungsimpression "Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt" © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ © Foto Diether von Goddenthow

Die Eröffnung der Ausstellung in der Landeshauptstadt Wiesbaden ist für das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum ein besonders schöner Anlass, mitzuteilen, dass die drei Archive von Volker Schlöndorff, Reinhard Hauff sowie der Bioskop Film und Munich Animation von Eberhard Junkersdorf jetzt dauerhaft in den Besitz des DFF übergehen. Ermöglicht wurde das durch die Förderung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Das frühe Schaffen dieser drei Filmemacher markiert die Aufbruchsjahre des deutschen Kinos: Als die Regisseure Volker Schlöndorff und Reinhard Hauff sowie der Produzent Eberhard Junkersdorf ihre ersten Filme drehten, begann Mitte der 1960er Jahre eine Phase künstlerischen Umbruchs in der Branche. Junge Filmschaffende forderten eine Abkehr von den ästhetischen, formalen, thematischen und ökonomischen Konventionen von „Papas Kino“, dem Kino der Nachkriegszeit, festgehalten im Oberhausener Manifest von 1962. Die gemeinsam von Schlöndorff, Hauff und Junkersdorf 1973 gegründete Bioskop Film GmbH gilt als eine der wichtigsten Produktionsfirmen dieser Erneuerungsbewegung, des sogenannten Jungen bzw. Neuen Deutschen Films. Bereits seit 1992 verwahrt das DFF (damals Deutsches Filmmuseum) die stetig aktualisierten Vorlässe von Volker Schlöndorff, Reinhard Hauff und das Produktionsarchiv der Bioskop Film sowie der Munich Animation als Deponat-Leihgaben und freut sich, diese nun dauerhaft in seinen Besitz übernehmen zu können.

Vornehmlich Dokumente aus dem Produktionsprozess und der Rezeption der Filme bilden das umfangreiche Archivmaterial der drei Sammlungen: Ideen-Skizzen, Exposés, Finanzierungspläne, Förderanträge, Regie-Drehbücher, Storyboards, Werkfotos, Standfotos, Dreh- und Mischpläne, Kleinrequisiten, Korrespondenz, Plakate, Pressehefte, Pressefotos, Kritiken, Preise und Urkunden. Fast 70 Regalmeter umfasst allein das Produktionsarchiv von Bioskop und Munich Animation.

Ausstellungsimpression "Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt" © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ © Foto Diether von Goddenthow

Mit 350 Archivboxen, vor allem aber hochinteressanten handschriftlichen Dokumenten wie seinen Produktionstagebüchern, steht der Vorlass von Oscarpreisträger Volker Schlöndorff im Zentrum der drei Sammlungen. Für Schlöndorff ist das Archiv sein Gedächtnis: Erzählen kann es viel, von der Kindheit in Wiesbaden und Schlangenbad, dem frühen Aufbruch als Schüler nach Paris, der Zusammenarbeit als junger Mann mit den wichtigsten Vertretern der Nouvelle Vague, seinen großen internationalen Erfolgen von DIE BLECHTROMMEL (1979) bis hin zu seinem jüngsten Film DER WALDMACHER (2021).

Schon früh arbeitete der 1938 geborene Eberhard Junkersdorf mit Volker Schlöndorff zusammen, dessen 1970 entstandenen Film DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH er produzierte. Nach der Bioskop-Gründung 1973 verantwortete er als Geschäftsführer neben den Filmen Schlöndorffs und Hauffs auch Filme wie Herbert Achternbuschs DAS ANDECHSER GEFÜHL, Margarethe von Trottas DIE BLEIERNE ZEIT oder – in Co-Produktion – Louis Malles BLACK MOON. Ein Höhepunkt war 1979/80 der Erfolg von Schlöndorffs Grass-Verfilmung DIE BLECHTROMMEL. 1995 gründete Junkersdorf das Zeichentrick-Studio Munich Animation, wo unter seiner Regie Filme wie DIE FURCHTLOSEN VIER (1997) und TILL EULENSPIEGEL (2003) entstanden.

Der 1939 in Marburg geborene Reinhard Hauff und Mitgründer der Bioskop begann als Regisseur von Unterhaltungssendungen bei der Bavaria Atelier GmbH in München. Ende der 1960er Jahre drehte er seine ersten Kinofilme, später den auch international beachteten MATHIAS KNEISSL (1971) und DIE VERROHUNG DES FRANZ BLUM (1973) mit Jürgen Prochnow. MESSER IM KOPF (1978) mit Bruno Ganz in der Hauptrolle, DER MANN AUF DER MAUER (1982) mit Marius Müller-Westernhagen, der mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnete und kontrovers diskutierte STAMMHEIM (1986) sowie die Musical-Verfilmung LINIE 1 (1988) wurden weithin beachtete Werke Hauffs, der 1990 seinen letzten Film drehte und 1993 Leiter der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) wurde

Pressekonferenz in der der Caligari-Filmbühne. vli.: Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Ellen Harrington, Direktorin des Deutschen Filmmuseums DFF Frankfurt, Claudia Scholtz, Geschäftsführerin Hessische Kulturstiftung sowie Hans-Peter Reichmann, Ausstellungskurator.© Foto Diether von Goddenthow
Pressekonferenz in der der Caligari-Filmbühne. vli.: Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Ellen Harrington, Direktorin des Deutschen Filmmuseums DFF Frankfurt, Claudia Scholtz, Geschäftsführerin Hessische Kulturstiftung sowie Hans-Peter Reichmann, Ausstellungskurator.© Foto Diether von Goddenthow

„Ich bin sehr froh, dass wir diese wichtigen Sammlungen des deutschen Films nun langfristig für das DFF gesichert haben“, sagte DFF-Direktorin Ellen Harrington. „Untergebracht sind sie im DFF-Archivzentrum, das mit der nah gelegenen Goethe-Universität, mit der wir einen gemeinsamen Masterstudiengang anbieten, und der Deutschen Nationalbibliothek mit dem DFF-Bibliothek und -Textarchiv ein dynamisches Forschungscluster für Filmwissenschaftler:Innen im Herzen Frankfurts bildet. Ermöglicht wurde das durch die großzügige Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Stadt Wiesbaden. Ausstellung und Katalog werden darüber hinaus vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gefördert. Dafür danke ich sehr herzlich.“

Ausstellung: Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt
vom 19.05. bis 18.06.2023
Di-Fr 11- 19 Uhr /Sa-So 10- 18 Uhr.

Ort:
Kunstverein Bellevue-Saal

Wilhelmstraße 32
65185 Wiesbaden
Eintritt frei

Filmreihe:
Caligari Filmbühne
DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH (BRD 1971), 17.05.23
DIE FAUST IM NACKEN, 19.05.23
DER JUNGE TÖRLESS (BRD/FR 1966), 20.05.23
THE KID, 24.05.23
DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM (BRD 1975), 03.06.23
KATZELMACHER, 11.06.23
DIE FÄLSCHUNG, 15.06.23
DIE BLECHTROMMEL (BRD/FR 1979), 28.06.23
ARMEE IM SCHATTEN, 01.07.23
DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (DE 2000), 12.07.23
LIEBE 1962 (ITA/FRA 1962), 19.07.23
RÜCKKEHR NACH MONTAUK (DEU/FRAG/IRL), 23.07.23

Murnau-Filmtheater
MISFITS – NICHT GESCHÄFTSFÄHIG (USA 1961), 25-05-23
HOMO FABER (BRD/FR/GR 1991), 10.06.23
DER WALDMACHER (DEU 2021), 15.07.23 u. 16.07.23

Kino des DFF Frankfurt
DIE FAUST IM NACKEN, 01.06.23, 04.06.23
ABEND DER GAUKLER, 07.06.23, 22.06.23
DER ERSTE LEHRER, 14.06.23
DAS IRRLICHT, 18.06.23
DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN, 25.06.23, 27.06.23
NUR ZUM SPASS – NUR ZUM SPIEL. KALEIDOSKOP VALESKA GERT (BRD 1977), 29.06.23

Kommunales Kino Weiterstadt
DIE BLECHTROMMEL (BRD/FR 1979)

23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films steht vor der Tür – vom 26. April bis 2. Mai 2023

goEast2023-logo-450Wiesbaden/Frankfurt, 04 April 2023. Nur noch drei Wochen bleiben bis zum Beginn der 23. Ausgabe des vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films (26. April bis 02. Mai) in Wiesbaden und der umliegenden Region. Ein Teil des Programms wird in Zusammenarbeit mit dem VoD-Anbieter Filmwerte auch online zur Verfügung stehen.

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE
Die 23. Ausgabe von goEast eröffnet mit dem Film AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen 2022). Die Spurensuche von Regisseurin Inna Sahakyan führt uns in die 1910er Jahre zurück, als der grauenhafte Genozid an dem armenischen Volk verübt wurde. Die junge Armenierin Arshaluys Mardigian überlebte den Völkermord und schaffte die Überfahrt in die USA, wo sie ihre Autobiografie veröffentlichte. Das Buch wurde 1919 in Hollywood aufgegriffen, und unter dem Titel AUCTION OF SOULS verfilmt. Der Stummfilm erzählt den Überlebenskampf Arshaluys Mardigians und sie selbst spielt die Hauptrolle. Der Film war ein Box Office Hit, von dem leider nur Bruchstücke erhalten sind. Inna Sahakyan kombiniert dieses Archivmaterial mit Animationen, rekonstruiert die Geschichte und gedenkt den grauenhaften Ereignissen des Genozids am armenischen Volk, ein nach wie vor relevantes Thema.

Filme von Frauen über Frauen, Dramen, Dokumentarfilme,

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA'S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022
Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA’S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022

Komödien und Porträts aus dem Osten und Mitte Europas – die ganze Vielfalt im goEast Wettbewerb
Das Herzstück des Festivals, der Wettbewerb, umfasst ein großes Programm und bietet dem breiten Publikum aus Wiesbaden und der Region die Chance, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films näher kennenzulernen. Eine fünfköpfige internationale Jury vergibt drei Preise im Wert von insgesamt 21.500 Euro und die Jury der FIPRESCI vergibt zwei Preise der Internationalen Filmkritik. Besonders begehrt ist die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“ als Hauptpreis des Wettbewerbs von goEast. Die Landeshauptstadt Wiesbaden vergibt den Preis für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist.

Nachdem bereits der Eröffnungsfilm ein Frauenschicksal von Frauenhand zeichnet, geht der Wettbewerb mit NOT A THING (Veszélyes lehet a fagyi, Ungarn, 2022) unter der Regie von Fanni Szilágyi los. Adèl und Evá sind eineiige Zwillinge, die sich in konträren Lebenssituationen befinden. Das angespannte geschwisterliche Verhältnis spitzt sich dramatisch zu. Das feministische Science-Fiction-Drama ORDINARY FAILURES (Běžná selhání, Tschechien, Ungarn, Italien, Slowakei, 2022) von Cristina Groșan bringt die Schicksale von drei Frauen kurz vor dem Ende der Welt zusammen. Bei REMEMBER TO BLINK (Per arti, Litauen, 2022) von Austėja Urbaitė handelt es sich um ein psychologisches Drama. Ein französisches Ehepaar beschließt vor der Adoption eines Geschwisterpaares aus Litauen, die litauische Studentin Gabriele einzustellen, um zu dolmetschen und die Eingewöhnung der Kinder zu unterstützen. Daraus entwickelt sich ein spannendes, psychologisch tiefgründiges Drama. Dramatisch und turbulent geht es auch in THE BEHEADING OF ST. JOHN THE BAPTIST (Usekovanje, Serbien, 2022) von Siniša Cvetić zu. Wo treffen UFOs, Paralleluniversen, Alkoholkonsum, Generationskonflikte und Drogen aufeinander? Bei einem Abendessen mit der ganzen Familie während der Pandemie im Elternhaus. Ein gesellschaftskritisches Drama ist auch Marko Šantićs WAKE ME (Zbudi me, Slowenien, Kroatien, Serbien, 2022). Nach einem Unfall leidet Rok unter einem temporären Gedächtnisverlust und erkennt selbst seine Freundin Rina nicht wieder. Nur an seine Heimatstadt und an sein ehemaliges Zuhause kann er sich erinnern. Nach einem wenig herzlichen Empfang dort setzt Rok langsam seine Vergangenheit wieder zusammen und erinnert sich an seinen xenophoben Freundeskreis, an Manipulation und Gewalt.

Das dokumentarische Gesellschaftsporträt MOTHERLAND (Mutterland, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022) unter der Regie von Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka aus Belarus wurde 2019 zum ersten Mal beim East-West Talent Lab gepitcht und gewann damals das Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilme mit Menschenrechtebezug. Die Belarussin Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, enden. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexander Lukashenka und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht. Im Coming-of-Age-in-War-Dokumentarfilm WE WILL NOT FADE AWAY (My ne zgasniemo, Ukraine, Frankreich, Polen, 2023) unter der Regie Alisa Kovalenkos wächst eine Gruppe Jugendlichen im Donbass auf. Der Lärm von Gewehrsalven gehört für die Freundesgruppe genauso zu ihrem Alltag wie die gewöhnliche Frage, was nach dem Schulabschluss folgt. Eine Frage mit einem besonders bitteren Beigeschmack, wenn die Perspektiven in der eigenen Heimat begrenzt sind und der Krieg vertraute Orte zerstört. Nicht zerstörbar sind ihre Hoffnungen und Träume. Alisa Kovalenko gewann mit ihrem Film HOME GAMES 2019 den Preis für kulturelle Vielfalt bei goEast.

Einen besonderen Platz im Wettbewerb haben zweizentralasiatische Filme. Gedächtnisverlust ist im Gesellschaftsporträt THIS IS WHAT I REMEMBER (Esimde, Kirgistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022) des kirgisischen Altmeisters Aktan Arym Kubat Thema. Der vermisste Mann Zarlyk kehrt nach 20 Jahren Gastarbeit in Russland zurück nach Kirgisistan. Mit seiner Familie kann Zarlyk nichts anfangen, da er sein Gedächtnis verloren hat. Mit stoisch schweigender Miene macht er das, was ihm als einzige Erinnerung blieb – die Straßen des Dorfes von Müll zu befreien. Das Trauma der Gastarbeit, die gegensätzlichen Kräfte in einer postsowjetischen Dorfgemeinschaft und der Versuch, trotz aller Brüche wieder zueinanderzufinden, werden mit ruhiger Hand gezeichnet. Regisseur und goEast-Stammgast Adilkhan Yerzhanov nimmt uns mit seinem Rachewestern GOLIATH (Kasachstan, 2022) erneut mit nach Karatas: das Dorf im kasachischen Middle-of-Nowhere, wo bereits viele von Yerzhanovs vorherigen Filmen spielten. Dort herrscht der skrupellose Gangsterboss Poshaev. Yerzhanovs Neuerzählung des „David gegen Goliath“-Topos entfaltet sich bedächtig und mit Blick auf das Universelle.

Der Genrefilm ist nicht nur durch Adilkhan Yerzhanov, sondern auch durch den ukrainischen Film noir LA PALISIADA (Ukraine, 2023) von Philip Sotnychenko vertreten. Er erzählt die Geschichte von Aisel und Kiril, die Mitte der 1990er Jahre innerhalb starker patriarchalischer Strukturen aufwachsen. Die Väter, beides Polizisten, ermitteln in einem Mordfall. Doch um der Öffentlichkeit einen Täter präsentieren zu können, überschreiten die Ermittler das Gesetz. Der Verschwörungsthriller TRAIL OF THE BEAST (Trag divljači, Serbien, 2022) von Nenad Pavlović spielt 1979 in Belgrad. Der angehende Journalist Jugoslav Bucilo beginnt im Fall des als vermisst geltenden ehemaligen Studentenführers Aljoša Josić Nachforschungen anzustellen. Im Zuge dessen wird er in einen Mordfall verwickelt, in den nicht nur Aljoša, sondern auch sein Vater Blagoje – ein hoher Angestellter beim Geheimdienst, von Kultschauspieler Miki Manojlović verkörpert – verstrickt zu sein scheinen. Im Rahmen der diesjährigen Archivpräsentation zeigen wir in diesem Jahr auch einen Film von Nenad Pavlović‘ Vater Živojin FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR (Nasvidenje v naslednji vojni, Jugoslawien, 1980). TRAIL OF THE BEAST ist auch eine Hommage an das Werk des Vaters.

Mit JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022) nimmt Regisseur Viesturs Kairišs das Publikum mit in das Baltikum im Jahr 1991, als die sowjetischen Spezialeinheiten im Einsatz sind und versuchen, das baltische Bestreben nach Unabhängigkeit zu unterdrücken. POLISH PRAYERS (Polnische Gebete, Schweiz, Polen, 2022), das Dokumentarfilmdebüt der Regisseurin Hanka Nobis, ist ein paradoxes Porträt. Vier Jahre lang begleitet sie Antek, der inmitten einer tiefreligiösen und konservativen Familie im heutigen Polen aufwächst. Katholizismus, Nationalismus und eine patriarchale Vorstellung von Männlichkeit bestimmen sein Leben. Aufgezeigt werden nicht nur die innere Zerrissenheit eines jungen Mannes, sondern auch die tiefe Spaltung der polnischen Gesellschaft. Der gewaltvolle Montagefilm MANIFESTO (Russland, 2022) von Angie Vinchito (ein Künstler:innenpseudonym, um die Identität des russischen Filmschaffenden zu schützen) zeigt Gewalt im Schulsystem und im Alltag im gegenwärtigen Russland, aus der Perspektive von Schulkindern und Jugendlichen. Der aus Youtube- und Handyvideos zusammengesetzte Film veranschaulicht eine systematische Brutalität gegen junge Menschen.

Der magisch-realistische FLOTACIJA (Serbien, 2023) feiert in Wiesbaden seine internationale Premiere. Im ostserbischen Majdanpek lässt Regieduo Alessandra Tatić und Eluned Zoë Aiano Magie und Wirtschaftskrise aufeinandertreffen. Auch FLOTACIJA begann seine Reise im Wiesbadener East-West Talent Lab.

Last but not least: In der brillanten Komödie PARADE (Paradas, Litauen, 2022) inszeniert Regisseur Titas Laucius ein gewieftes Match gegen das kirchliche Tribunal. Als Miglės Jugendblaskapelle für eine städtische Parade auserwählt wird, überschlagen sich im Leben der taffen Dirigentin die Ereignisse: ihre Tochter sorgt dafür, dass sich ein Junge mit der eigenen Trompete einen Zahn ausschlägt. Anschließend offenbart die Schülerin, dass sie sich statt der Musik lieber Capoeira widmen möchte. Zu guter Letzt informiert Miglės Ex-Mann die Familie noch über den Tod seiner Mutter, und bittet Miglė vor dem Gericht der katholischen Kirche, die Annullierung ihrer Ehe zu beantragen.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Bioskop: Sehenswertes aus Mittel- und Osteuropa
Abseits des Wettbewerbsfiebers und Premierenzwangs stehen im Bioskop einzigartige Filmerlebnisse und Festivalhighlights auf dem Programm. Geboten wird ein weitgefächertes Spektrum aktueller mittel- und osteuropäischer Filmproduktionen in all ihrer künstlerischen wie inhaltlichen Breite – von diversen Genrefilmen bis hin zu experimentellen Werken. Im vielfach preisgekrönten MY LOVE AFFAIR WITH MARRIAGE (Lettland, USA, Luxemburg, 2022) erzählt Signe Baumane mit viel Humor und Gefühl in ihrem typischen Animationsstil persönlich und versöhnlich die Etappen der Emanzipation ihrer Protagonistin Zelma nach. Mit von der Partie ist Berlinale-Preisträger Radu Jude, ein altbekannter Gast bei goEast. Seine jüngsten Kurzfilme wurden nun erstmalig in einem CINEMA ALMANAC (Almanah Cinema: Șase filme scurte de Radu Jude, Rumänien, 2022) gesammelt, die sein breites Interesse an Themen- und Formenvielfalt widerspiegeln. THE HAMLET SYNDROME (Das Hamlet-Syndrom, Polen, Deutschland, 2022) von Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski begleitet die Theaterproben von fünf jungen Ukrainer:innen, die ihre Kriegserfahrungen in einer Neuinterpretation von Shakespeares „Hamlet” verarbeiten. Das Regieduo gibt bei goEast auch eine öffentliche Masterclass über ihr filmisches Schaffen. Das Familienporträt FRAGILE MEMORY (Ukraine, 2022) des Regisseurs Igor Ivankov führt in die filmische Vergangenheit seines Großvaters Leonid Burlaka ein, der als Kameramann am Odessa Filmstudio tätig war. Während Igor anhand der in der Garage gefundenen Filmrollen das Gesamtwerk seines Großvaters entdeckt, verblasst dessen Gedächtnis aufgrund seiner Demenzerkrankung immer mehr. Die psychologische Weihnachtsgroteske THE UNCLE (Stric, Kroatien, Serbien, 2022) von David Kapac und Andrija Mardešić spielt in Jugoslawien der späten 1980er Jahre. In der Titelrolle als fieser Onkel zu sehen: Miki Manojlović. Außerdem dabei ist ein wahrer Altmeister des Filmschaffens, Jerzy Skolimowski, mit seiner mitreißenden Hommage EO (IO, Polen, Italien, 2022) an Robert Bressons Klassiker BALTHASAR aus dem Jahr 1966.

Kurzfilmliebhabende

Aber auch für Kurzfilmliebhabende gibt es ein wildes Programm auf der großen Leinwand zu sehen: die Anarcho Shorts. „Live, laugh, love” lautet das diesjährige Motto, unter dem die bunten, unkonventionellen Filme präsentiert werden.

„Meet the Activists, Illustrators_Native“ Ausstellung, Rheinschifffahrt mit Dichtern und Denkern am Tag der Arbeit und Party-Trilogie

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist ein neues Nationalbewusstsein und ein dekolonialer Diskurs unter den indigenen Völkern und ethnischen Minderheiten entstanden, die unter der Russischen Föderation leben. Damit verbunden sind neue Protestbewegungen gegen den Krieg und gegen systematischen Rassismus. Darüber wird im goEast-Panel mit Alexandra Garmazhapova, Sprecherin der Free Buryatia Foundation und der Autorin und Aktivistin der Bewegung Asians of Russia und Free Tuva Movement Dankhaiaa Khovalyg aus der sibirischen Tuva-Republik diskutiert. Daran nehmen auch Seseg Jigjitova und Rinchina Azheeva aus der Republik Burjatien teil, die Anfang 2023 das Kollektiv „illustrators_native“ gegründet haben. Das Projekt hat sich das Ziel gesetzt, eine unterstützende und inspirierende Gemeinschaft für verschiedene Illustrator:innen aus indigenen Völkern Russlands zu schaffen und Werke von Illustrator:innen, die sich der Darstellung und dem Überdenken ihrer einheimischen Kulturen und Erzählungen widmen, zu präsentieren. Eine Auswahl der Werke – von Graphic Novel über Textilkunst bis hin zu Videoinstallationen – wird im Ausstellungsraum des Murnau-Filmtheaters während der Festivalwoche zu sehen sein.

Am Tag der Arbeit hat goEast ein traditionelles Rhein-Kreuzfahrtschiff gemietet und lädt herzlich zu einer Schifffahrt mit Festivalgästen ein. Während die idyllischen Landschaften des Rheingaus am Schiff vorbeiziehen, werden kurze Lesungen und Poesie-Performances für intellektuelle Stimulation sorgen. Ausgewählte Filmemacher:innen werden aus den Werken ihrer Lieblingsautor:innen lesen, mit Übersetzung. Der Wiesbadener Schriftsteller Alexander Pfeiffer übernimmt die Moderation. Am 1. Mai um 13:30 Uhr ab Anlegestelle: Rheingaustraße 148, 65203 Wiesbaden-Biebrich.

Nachgefeiert werden müssen diverse Partys, die im Laufe der letzten dreieinhalb turbulenten, von Corona geprägten Jahre ausgefallen sind. Partystart ist mit dem goEast-Partykeller und DJ Janeck am 28. April um 23:00 Uhr in der neuen Location im Alten Gericht. Estonian Funk Embassy lässt am Samstag, 29. April um 22:30 das Kulturzentrum Schlachthof beben. Anknüpfend an das ungarisch-estnisches Space-Age-Animationsfilmprogramm sind der „Ambassador of Funk“ aka Henrik Ehte und sein Kollege Ingvar „Indo“ Kassuk nach Wiesbaden entsandt, um das Publikum mit Funk-, Soul-, Disco- und Jazz-Aufnahmen estnischer Künstler:innen aus den 70er und 80er Jahren das Publikum in einer Trance zu versetzen. Die Abschlussparty am 02. Mai steigt um 23:00 Uhr im Alten Gericht mit einer bunten Mischung aus Gypsy, Klezmer-Melodien und moderner Elektro-Rhythmen.

Informationen: goEast2023

DFF zeigt ab 29.März – Frauen und Geschlechtervielfalt im Kino der Moderne (1918 – 1933)

Szenenfoto WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT (Wilhelm Prager, 1925) Quelle: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv
Szenenfoto WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT (Wilhelm Prager, 1925) Quelle: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv

Bubikopf-Frisuren, luftige Chiffonkleider, extravagante Schuhkreationen und endlich Beinfreiheit – schon auf den ersten Blick sind die Veränderungen gewaltig, die die 1920er Jahre für das weibliche Geschlecht bringen. Zu den wichtigsten gehört die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen, die dazu beiträgt, Frauen auch im gesellschaftlichen Alltag präsenter werden zu lassen. Das zeigt sich auch im Kino der Zeit. Frauen beim und im Film der Weimarer Republik sind das Thema der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH, die zudem untersucht, wie das Kino Geschlechterrollen und -verhältnisse insgesamt thematisiert.

Zum einen geht es darum, jene in allen Gewerken wirkenden Frauen ins Licht zu rücken, die die aufkommende Filmindustrie mit zum Blühen brachten – als Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen, Kostüm- und Szenenbildnerinnen – und die heute vielfach vergessen sind. Zum anderen lotet die Ausstellung aus, wie das Kino der Weimarer Zeit Geschlechterfragen verhandelt, und dabei Themen wie körperliche Selbstbestimmung, Crossdressing und Homosexualität in den Fokus rückt. Die Ausstellung WEIMAR WEIBLICH wirft damit einen frischen Blick auf die deutsche Filmgeschichte der Jahre 1918 bis 1933. Vielen gilt diese Ära bis heute als „Goldenes Zeitalter“ der (deutschen) Kinematographie, weil sie überdurchschnittlich viele international anerkannte Klassiker hervorbrachte. Den Blick auf diese Klassiker des Weimarer Kinos zu beschränken, greift jedoch zu kurz. Das Filmschaffen jener Jahre ist von weit größerer Vielfalt geprägt: ästhetisch, inhaltlich, vor allem aber auch in Bezug auf diejenigen, die es schufen.

Frauen und Geschlechterfragen im Film
WW_1920x1080_03-300x169-450In der Eingangsszene von Ernst Lubitschs Film ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN (DE 1918) sitzt Ossi Oswalda mit Zigarette im Mund und überschwänglich lachend mit den Gärtnern am Tisch und knallt die Pokerkarten nur so auf die Platte. Wenige Filmsekunden bringen überdeutlich zum Ausdruck, dass das Ende des Ersten Weltkriegs eine neue Zeit eingeläutet hat: Die Frauen befreien sich aus ihren Korsetts, sie rauchen, trinken und pfeifen auf damenhaftes Benehmen. Im Film sind Frauen in Hosenrollen zu sehen. Sie verweigern die Heirat, küssen als Männer verkleidet Männer, oder verlieben sich in andere Frauen. Das Kino der Weimarer Republik zeigt anschaulich, dass Geschlechterrollen in jenen Jahren nicht in Stein gemeißelt, Geschlechterverhältnisse verhandelbar sind. In CYANKALI (DE 1930, R: Hans Tintner) ersteht eine Frau am Kiosk mit großer Selbstverständlichkeit eine Ausgabe der auch real existierenden Zeitschrift „Die Freundin. Magazin für lesbische Leserinnen“. In Leontine Sagans MÄDCHEN IN UNIFORM (DE 1931) verlieben sich die Elevinnen einer streng-preußischen Erziehungsanstalt reihenweise in ihre zugewandte Lehrerin Fräulein von Bernburg. Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) führt die grausamen Folgen des Homosexuellen-Paragrafen 175 vor Augen – und kämpft gegen ihn an. Auch Themen wie Prostitution und Schwangerschaftsabbrüche finden Eingang in die Filme der Weimarer Republik. Mit der kontrovers geführten Diskussion um die Abschaffung des Paragrafen 218 beschäftigen sich insbesondere weibliche Filmschaffende.

Damen in den Ewigen Gärten, Kostümbild von Aenne Willkomm METROPOLIS (Fritz Lang, 1927) Foto: Horst von Harbou Quelle: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv © Deutsche Kinemathek – Horst von Harbou
Damen in den Ewigen Gärten, Kostümbild von Aenne Willkomm METROPOLIS (Fritz Lang, 1927) Foto: Horst von Harbou Quelle: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv © Deutsche Kinemathek – Horst von Harbou

Im Ausstellungsteil „Frauen und Geschlechterfragen im Film“ wird deutlich, wie das Kino auf die einschneidenden sozialen Veränderungen der Zeit reagiert, wie es Partei ergreift in den Konflikten um das gesellschaftliche Selbstverständnis oder schlicht Unterhaltung bietet, um diesen zu entgehen. Geprägt vom Streben der Neuen Sachlichkeit nach Realismus in der Darstellung, sucht der Film nach neuen Erzählungen, innovativen Motiven und zeitgenössischen Figuren. Eine der wichtigsten: die Neue Frau, die ausgestattet mit einem pflegeleichten Bubikopf und bequemen, das Knie befreienden Hängekleidern, die neue Beinfreiheit nutzt, um ihr Leben selbstbewusst zu gestalten. Die in der Konfektion, als Telefonistin oder im Büro arbeitet und abends zum Tanz geht. Sie treibt Sport, denn sie legt Wert auf einen modulierten Körper. In der Mode wird die weibliche Silhouette zunehmend schlanker und knabenhafter – ein Ideal, das der Film vorantreibt. Als „Autlerin“ chauffiert sie ihren Wagen selbst, oder reüssiert gar als Rennfahrerin oder Fliegerin.

Kommen knallrot geschminkte Lippen, Zigarette, Hosenanzug und Zylinder zum Einsatz, signalisiert das unübersehbar ein neues weibliches Selbstbewusstsein und ein verändertes Verständnis von Sexualität und Gender. Die Übergänge zum auch weiterhin existierenden Typ des Vamps sind fließend – verkörpert etwa durch Marlene Dietrich in DER BLAUE ENGEL (DE 1930, R: Josef v. Sternberg) oder Brigitte Helm im Film ALRAUNE (DE 1928, R: Henrik Galeen sowie DE 1930, R: Richard Oswald), wird er als so sinnlich wie gefährlich empfunden.

Das Ausstellungskapitel bietet Fotografien, Setdesigns und Kostümentwürfe, Filmplakate und Zeitungsausschnitte. Originalkostüme (etwa von Marlene Dietrich) sind auf historischen Schaufensterpuppen zu sehen, die in Aussehen und Pose den damaligen Stars nachempfunden sind. Groß projizierte Ausschnitte aus zahlreichen Filmen geben Einblick in die filmische Vielfalt. An zwei Medienstationen können ausgewählte Themen weiter vertieft werden.

Frauen hinter der Kamera
Die legendäre expressionistische Filmarchitektur zu Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (DE 1920)? Sie ist das gemeinschaftliche Werk des Künstlerpaares Hans Poelzig und Marlene Moeschke-Poelzig. Fritz Langs Klassiker DIE NIBELUNGEN (DE 1924) und METROPOLIS (DE 1927)? Sie stammen aus der Feder seiner damaligen Frau, Thea von Harbou, die die Drehbücher zu vielen „seiner“ Filme schrieb. Die Kostüme dazu schuf Aenne Willkomm. Lotte Reinigers Silhouettenfilm DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED? – Auch dies eine Pionierleistung: Der Film gilt als erster noch erhaltener abendfüllender Animationsfilm der Welt.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg nutzen viele Frauen die sich auftuenden beruflichen Möglichkeiten in der wachsenden Filmindustrie, das macht der
Ausstellungsteil „Frauen in der Filmindustrie“ deutlich: Sie arbeiten im Kostüm- und Szenenbild, komponieren und schreiben Lieder für den Film, stellen als Grafikerinnen Filmplakate her und betätigen sich im Filmverleih. Produzentinnen, Regisseurinnen, vor allem aber Drehbuchautorinnen bedienen nahezu alle Genres und Themen. Die meisten von ihnen bleiben weitgehend unbekannt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig müssen Frauen ihr Geschlecht tarnen, indem sie auf die Nennung ihrer Vornamen in den Filmcredits verzichten. Andere wiederum arbeiten unter männlichem oder genderneutralem Pseudonym. So stehen die Namen Hanns Torius, Dr. R. Portegg und Jan von der Kant etwa für die Drehbuchautorinnen Luise Heilborn Körbitz, Rosa Porten und Hermanna Barkhausen. Manch eine filmschaffende Frau verschwindet ganz einfach hinter dem „Genie“ des ebenfalls für den Film tätigen Ehegatten.

Darüber hinaus werden Frauen in den 1910er und -20er Jahren als arbeitsmarktpolitische Reservearmee behandelt, die je nach bevölkerungspolitischer Konjunkturlage eingesetzt oder vom Arbeitsmarkt verdrängt wird – auch beim Film. Auf männliche Geldgeber angewiesen, erfahren viele Frauen hohe Hürden und Benachteiligung bei der Bereitstellung finanzieller Mittel. Oftmals sind sie an Produktionen mit kleineren Budgets beteiligt. Eine männlich dominierte Filmkritik tendiert darüber hinaus dazu, das Filmschaffen der Frauen zu ignorieren. Für die meisten Frauen endet die Filmkarriere mit der Wirtschaftskrise Ende der 1920er oder spätestens Anfang der 1930er Jahre. Mit Beginn der NS-Diktatur 1933 kommt der Input von Frauen vollkommen zum Erliegen. Jüdischen Autorinnen wie Vicki Baum und Jane Bess werden in Deutschland Arbeits- und Lebensgrundlage entzogen. Die frauenfeindliche NS-Politik trifft aber auch viele andere. Karriere machen in dieser Zeit nur die Drehbuchautorin Thea von Harbou und die Regisseurin Leni Riefenstahl.

Die Ausstellung stellt eine Vielzahl weiblicher Filmemacherinnen aus verschiedenen Gewerken vor. Kurzbiographien und Exponate, Filmausschnitte, Audioaufnahmen und Filmkritiken gewähren Einblick in ihr vielfältiges Schaffen und geben einem weitgehend unbekannten Kapitel des Weimarer Kinos Gesicht und Stimme. Vorgestellt werden Irma von Cube (Drehbuch), Ilse Fehling (Kostüm), Margit Doppler (Plakatgrafik), Lotte Reiniger (Animation), Leontine Sagan (Regie) Ellen Richter (Produktion) und viele weitere Filmfrauen der Zeit.

Vier Frauen nimmt die Ausstellung dabei besonders in den Blick: die Dokumentarfilmerin Ella Bergmann-Michel, die Szenenbildnerin Marlene Moeschke-Poelzig, die Drehbuchautorin Jane Bess sowie Hanna Henning, die als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin tätig war. Exemplarisch werden ihre Lebenswege und Karrieren sowie die Spuren, die sie in der Filmgeschichtsschreibung hinterlassen haben, untersucht.

Filmarchiv und Ausstellungsabteilung des DFF haben intensive Recherchen zum Werk von Jane Bess und Hanna Henning betrieben; das DFF kann in der Ausstellung nun eine Reihe neuer Erkenntnisse und Exponate zu den beiden Filmemacherinnen zeigen. Vom Filmarchiv restaurierte und digitalisierte Filme von Bess (2) und Henning (5) werden im umfangreichen Begleitprogramm zur Ausstellung im Kino des DFF gezeigt, in dem auch Klassiker und neue Entdeckungen zu sehen, sowie Vorträge und Sonderveranstaltungen während der Ausstellungsmonate geplant sind.
Als Filmkritikerinnen setzen sich Lotte Eisner und Lucy von Jacobi mit dem Medium selbst und seiner Wirkung auseinander. Sie hinterfragen die Sehnsüchte des Publikums und tragen zur Meinungsvielfalt bei. In der Ausstellung werden Ausschnitte aus einigen der von ihnen rezensierten Filme mit den zugehörigen Filmkritiken synchronisiert.

Ausstellungsansicht WEIMAR WEIBLICH Foto: Thomas Lemnitzer Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Ausstellungsansicht WEIMAR WEIBLICH Foto: Thomas Lemnitzer Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Kino und Gesellschaft
Im Kino der Moderne betrachtet sich die Gesellschaft der Weimarer Republik selbst. Die Leinwand wird zum doppelten Spiegelbild, indem sie Alltagsthemen und -typen reflektiert und zugleich selbst zum Leitmedium aufsteigt, das Rollenvorbilder hervorbringt und Ideale setzt. Den unterschiedlichen Facetten dieser These ist der Ausstellungsteil „Kino und Gesellschaft“ gewidmet.

Kino, Stars und Fans: In den Jahren zwischen den Weltkriegen avanciert der Film zum Massenmedium. Die Zahl der Kinos verdoppelt sich in den zehn Jahren zwischen 1918 und 1928. In den Großstädten entstehen mondäne Kinopaläste: Mitte der 1920er Jahre strömen täglich etwa zwei Millionen Menschen in die Kinos – darunter viele Frauen.

Schon früh etabliert sich in Deutschland ein Starsystem, das eine lebendige Fankultur hervorbringt. Starpostkarten, Homestorys, Fotos von Autogrammstunden und Sammelobjekte zeugen davon. Sie werden für die Inszenierung und Vermarktung von Berühmtheiten wie Asta Nielsen, Henny Porten, Lilian Harvey oder Marlene Dietrich genutzt. Die Stars fungieren als Werbeträger und bieten als Vorbilder mit ihren unterschiedlichen Images vielfältige Möglichkeiten zur Identifikation. Passbildgroße Portraits, die in Selbstauslöse-Fotoautomaten entstehen – sogenannte Photomaton-Bilder – zeigen, wie das Publikum den Filmgrößen nacheifert.

Individuum und Typ: Eine Gegenüberstellung von Filmbildern und Fotografien aus der Serie Menschen des 20. Jahrhunderts von August Sander zeigt in diesem Ausstellungsteil bei beiden deutlich die Tendenz zur Typisierung. So bilden sich für „das proletarische Kind“, „die Künstlerin“ oder „die Bettlerin“ in Physiognomie, Kleidung und Haltung gewisse Stereotypen aus. Zu sehen sind außerdem Fotoportraits von Schauspieler:innen, die Hans G. Casparius Ende der 1920er Jahre an Filmsets aufnimmt, und die der zeitgenössische Kritiker Kenneth MacPherson 1930 so beschreibt: „Vertraute Gesichter, von ihm aufgenommen, werden zu charakteristischen Momenten der Zeit“.

Blick ins Private: Fotografien und Anekdoten, die vom Leben der Frauen in den Jahren 1918 bis 1933 erzählen, und die vornehmlich aus dem Rhein-Main-Gebiet stammen, bilden – ergänzend zu diesem Ausstellungsteil – den Vorspann zur Ausstellung im Ausstellungsfoyer. Zu den professionellen Fotografien unter anderem von Paul Wolff, Alfred Tritschler oder Ilse Bing aus dem Archiv des Historisches Museum Frankfurt gesellen sich Aufnahmen und Familiengeschichten, die dem DFF nach einem öffentlichen Aufruf von Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurden. Die Suche nach historischen Zeugnissen und Familiengeschichten queerer Menschen gestaltet sich schwieriger, weil sie aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung oftmals im Verborgenen lebten. Die Arbeit [anderkawer] 1928 der Künstlerin annette hollywood nimmt das Publikum mit auf detektivische Spurensuche.

Die Fotografien und Familiengeschichten sind eine Einladung an das Ausstellungspublikum, sich selbst auf Spurensuche zu begeben und nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den in der Ausstellung gezeigten Filmbildern und den hier und in den eigenen Familienalben überlieferten Fotografien Ausschau zu halten. Über die gesamte Ausstellungsdauer hinweg besteht die Möglichkeit, eigene Familienerinnerungen zu teilen.

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
www.dff.film

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 11:00 – 18:00

Das Programm des 45. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans

Logo-PM450FRANKFURT, 7.9.2022. Das 45. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans bringt vom 6. bis 13. Oktober ein vielfältiges Film- und Begleitprogramm nach Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, dem Cinéma, der Caligari FilmBühne in Wiesbaden sowie dem Offenbacher Kino im Hafen 2 können Kinder, Jugendliche und Erwachsene 63 Filme aus aller Welt sehen. Im Zentrum des Festivals stehen die zahlreichen partizipativen Angebote, bei denen junge Filmfans im Festivalgeschehen »Mitmischen!« können. Tickets sind bereits erhältlich, für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen sind Buchungen ebenfalls möglich. Bis 30. September gilt für frühbuchende Gruppen ein rabattierter Ticketpreis von 3,50 Euro für jeden jungen Filmfan.

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

„Erneut schafft LUCAS herausragende Kinoerlebnisse für ein junges Publikum und macht dabei vor, wie vielseitig Kino- und Filmerlebnisse schon für die Kleinsten sein können“, sagte Anna Schoeppe auf der heutigen Pressekonferenz im Kino des DFF. Die Geschäftsführerin von HessenFilm und Medien verwies auf die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen LUCAS und der hessischen Filmförderung, die in diesem Jahr durch ein gemeinsam veranstaltetes Branchenpanel ergänzt wird: „Bei dem Panel „Erzählen für junges Publikum – Perspektiven für mehr Teilhabe & Empowerment“ bringen wir Menschen an einen Tisch, die Geschichten für Kinder und Jugendliche abseits von Stereotypen erzählen. Mit diesem Anliegen sind wir im Programm von LUCAS wunderbar aufgehoben.“

Sybille Linke, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Frankfurt am Main, unterstrich das große Engagement der Festivalmacher:innen, die Kindern und Jugendlichen die Auseinandersetzung mit „anspruchsvoller Filmkunst jenseits des Gewohnten ermöglichen, die den Blick für Toleranz und Zivilcourage schärfen und zu Fragen und Diskussionen anregen, anstatt fertige Antworten anzubieten.“ Mit zahlreichen Mitmach-Angeboten leiste LUCAS einen wichtigen Beitrag zu einer partizipativ gedachten kulturellen Bildung. Besonders freue sie sich auf die Fortsetzung der „Stadtteiljury“: „Bei diesem Projekt geht LUCAS ganz gezielt auf junge Menschen aus einzelnen Quartieren Frankfurts zu, um sie am Kulturleben der Stadt teilhaben zu lassen und in ihnen die Begeisterung für Filmkultur zu wecken“, so Linke.

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

Adnan Shaikh, Bürgermeister der Stadt Eschborn, betonte, dass LUCAS mit seinen „künstlerisch aufregenden Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmen nicht nur an Kinder und Jugendliche gerichtet ist, sondern allen Filmfans inspirierende Geschichten und herausfordernde Werke bietet.“ Die Nachbarstadt Frankfurts unterstützt LUCAS seit vielen Jahren und trägt damit bedeutend zum Kulturangebot für junge Menschen in der Rhein-Main-Region bei. Gerade für Schulen in ländlichen Regionen sei das Online-Angebot ein großer Pluspunkt. LUCAS-Streaming bietet Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen in diesem Jahr die Möglichkeit, die Kurzfilme des Wettbewerbs nach ihrer Kinopremiere bis zum 23. Dezember über die Streamingplattform DFF Kino+ abzurufen. Shaikh: „Ich freue mich, dass die Festivalmacherinnen und -macher hier am Puls der Zeit agieren und ein Angebot schaffen, das auch für Schulklassen in Frage kommt, für die der Weg nach Frankfurt zu weit ist.“ Insbesondere Kurzfilme würden sich für eine flexible Unterrichtsgestaltung sehr gut eignen, so der Bürgermeister der Stadt Eschborn.

Ellen Harrington, Direktorin des DFF, begrüßte ebenfalls das diesjährige Video-On-Demand-Angebot. Zugleich betonte sie, wie wichtig der Austausch zwischen Publikum und Filmschaffenden bei einem Festival ist. „Für richtige Festivalstimmung braucht es dieses besondere Erlebnis, wenn Filmschaffende vor und nach der Filmvorstellung auf der Bühne erscheinen, ihren Film präsentieren und Fragen beantworten“, so Harrington. Für junge Filmfans sei LUCAS eine seltene Gelegenheit, ganz persönliche Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Filmen zu erhalten. Die DFF-Direktorin dankte außerdem den Projektfördernden: „Nur durch das Vertrauen, die Unterstützung und ein deutliches Bekenntnis unserer Partner:innen zur Filmkultur ist es uns möglich, heute hier zu stehen und die 45. LUCAS-Ausgabe der Öffentlichkeit zu präsentieren.“

Internationales Wettbewerbsprogramm

©  DFF Foto Oliver Leicht
© DFF Foto Oliver Leicht

Den Mittelpunkt des Festivals bilden die internationalen Wettbewerbe in drei verschiedenen Alterssektionen: 8+, 13+ und 16+ | Youngsters. 45 aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme aus aller Welt, darunter 32 Deutschlandpremieren, konkurrieren um die LUCAS-Preise im Gesamtwert von 21.000 Euro. LUCAS-Festivalleiterin Julia Fleißig erläuterte die Auswahl des Programms: „In den Filmen des Wettbewerbs reist das Publikum durch die Lebenswelten gleichaltriger Protagonist:innen quer über die Welt. Es sind Filme, die unter die Haut gehen und auch mal den Finger in die Wunde legen.“ Bei LUCAS treffen hochgelobte Coming-of-Age-Filme auf Komödien, Abenteuerfilme, Sozialdramen und beeindruckende Dokumentarfilme. Fleißig betonte, dass sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene im Programm von LUCAS fündig werden. „Die Geschichten handeln von wütenden Mädchen, verliebten Jungs und Momenten voller Hoffnung und Angst, von Identität, Kinderarbeit oder Flucht – mal witzig, mal mystisch und stets aufwühlend“, so Fleißig.

Die Entscheidung über die Gewinnerfilme liegt in den Händen der Juror:innen. Die Jurys 8+ und 13+ sind paritätisch mit jungen Filmfans und Branchenprofis besetzt. Sie entscheiden über die Vergabe von fünf LUCAS-Preisen in den Wettbewerbssektionen 8+ und 13+. Eine Jury junger Filmenthusiast:innen aus Griechenland, Kroatien und Deutschland zeichnet einen Film der Sektion 16 + | Youngsters mit dem LUCAS Youngsters Award aus. Ein Teil der jungen Jurymitglieder war zur Pressekonferenz anwesend und tauschte sich in einer Fragerunde mit Julia Fleißig aus.

Der »Stadtteiljury« Award geht an einen Film aus dem Kurzfilmwettbewerb. Eine Jury der ECFA (European Children´s Film Association) vergibt wettbewerbsübergreifend den ECFA Award. Außerdem verleiht Cinema Without Borders seit 2018 einen Preis an einen Wettbewerbsfilm. Über den Publikumspreis entscheiden die Festivalbesucher:innen.

»Mitmischen!«

»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen. ©  DFF Foto Oliver Leicht
»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen. © DFF Foto Oliver Leicht

Mit dem partizipativen Filmbildungsangebot »Mitmischen!« bietet LUCAS jungen Menschen Raum und Zeit, die Welt des Films intensiver zu erleben, das Festival zu gestalten und noch tiefer bei LUCAS einzutauchen. Ob als Jurymitglied, Nachwuchskritiker:in, Moderator:in oder Programmkurator:in – auf Augenhöhe diskutieren sie mit Filmschaffenden, sammeln Wissen und erkunden gemeinsam, warum und wie das Geschehen auf der Leinwand uns Welten kennenlernen und fühlen lässt.

Bei »Filmgespräche vorab« befragen junge LUCAS-Teilnehmer:innen die internationalen Filmgäste zu ihren Filmen im Wettbewerb und machen neugierig auf die Filme. Die Interviews entstehen im speziell eingerichteten LUCAS-Studio und werden im Kabelprogramm des Offenen Kanal Rhein-Main (MOK), der Mediathek Hessen und auf der LUCAS-Webseite ausgestrahlt.

Zum zweiten Mal dabei ist die von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt geförderte »Stadtteiljury«. Junge Frankfurter:innen zwischen neun und 14 Jahren haben sich in Fechenheim im Selbstverwalteten Jugendzentrum für einen einwöchigen Workshop zusammengefunden und ihre Jurytätigkeit vorbereitet. Sie übten sich in der Analyse von Kurzfilmen, fairem Diskutieren sowie der multimedialen Aufbereitung von Filmkritiken, ob als Podcast oder Videobeitrag. Während der Festivalwoche küren sie einen Preisträgerfilm aus dem Kurzfilmwettbewerb.

»Filmpat:innen« gestalten auf kreative Art die Vorführung eines Films. Unterstützt von Filmvermittler:innen sichten und analysieren sie in der Gruppe ein Werk, gestalten Filmplakate, stellen Filmsequenzen nach, formulieren an die Handlung angelehnte Dialoge und bereichern somit das Filmerlebnis aller. Beim »Leinwandgespräch« können sich Gruppen und Schulklassen mit Filmschaffenden in einem Workshop austauschen und alles über die Herausforderungen einer Filmproduktion erfahren. Das »Kritikfenster« bietet den Teilnehmer:innen einen Workshop, bei dem sie das Handwerk einer guten Filmkritik erlernen können. Während der Festivalwoche sichten sie Wettbewerbsfilme und veröffentlichen ihre Ansichten tagesaktuell auf der LUCAS-Webseite.

Nebensektionen und Specials

Die »Young European Cinephiles« präsentieren MOMMY (CA 2014. R: Xavier Dolan), den diesjährigen Eröffnungsfilm von LUCAS.
Die »Young European Cinephiles« präsentieren MOMMY (CA 2014. R: Xavier Dolan), den diesjährigen Eröffnungsfilm von LUCAS.

Neben den Wettbewerbsfilmen stehen weitere 18 Filme in Nebensektionen und Specials auf dem Programm. Sechs Jugendliche aus Georgien, Deutschland und Italien – die diesjährigen »Young European Cinephiles« – präsentieren eine eigene Filmreihe zum Thema „Macht“. Die 6. Klasse der Frankfurter Schillerschule stellt als »Klassiker.Klasse« in Anlehnung an die aktuelle Sonderausstellung IM TIEFENRAUSCH. Film unter Wasser den Film WHALE RIDER (NZ/DE 2022. R: Niki Caro) vor. In begleitenden Workshops diskutiert die Schulklasse mit Expert:innen, inwieweit die im Film dargestellte Lebenswelt von Walen einem wissenschaftlichen Blick standhalten kann. Bei den »Minis« können die Allerjüngsten ab drei Jahren zwei Kurzfilmprogramme des Projekts „Cinemini on Tour“ bestaunen.

Das Filmprogramm wird durch drei Gast-Programme komplettiert: Das Youth Advisory Council des US-Generalkonsulats in Frankfurt zeigt auf Einladung von LUCAS und passend zur Sonderausstellung des DFF das Justizdrama DARK WATERS (US 2019. R: Todd Haynes), in dem verseuchtes Grundwasser in den USA eine Rolle spielt. 360°, das Diversitätsprojekt des DFF, präsentiert am Jahrestag der Frauensolidarität gegen die Taliban den Empowerment-Film LIFT LIKE A GIRL (EG/DE/DK 2020. R: Mayye Zayed). Der aus Frankfurter Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung bestehende Filmclub Blickwechsel Jetzt! stellt den Film SIDEWALK STORIES (US 1989. R: Charles Lane) vor.

Bei einem Panel diskutieren Branchenexpert:innen, wie wir Geschichten ohne Stereotype erzählen können. ©  DFF Foto Oliver Leicht
Bei einem Panel diskutieren Branchenexpert:innen, wie wir Geschichten ohne Stereotype erzählen können. © DFF Foto Oliver Leicht

In Kooperation mit dem Festival „Politik im Freien Theater“ diskutieren Schulklassen bei LUCAS, wie sich Machtkritik in den unterschiedlichen Kunstformen Theater und Film formulieren lässt. Am Festivalsonntag bietet »LUCAS für Familien« freien Eintritt (bis 17 Uhr) für alle Familienmitglieder, sowohl im Kino des DFF als auch in der Dauer- und Sonderausstellung. Für Kinder aus der Ukraine bietet LUCAS die Komödie LUCY IST JETZT GANGSTER (DE 2022. R: Till Endemann) aus dem Wettbewerb 8+ zusätzlich zum deutschen Original mit ukrainischer Einsprache über Kopfhörer an. Am Festivalmittwoch präsentiert HessenFilm und Medien im Kino des DFF das Branchenpanel „Erzählen für junges Publikum – Perspektiven für mehr Teilhabe & Empowerment“.

Rabatt für frühbuchende Gruppen im Kino
Bis 30. September gilt für frühbuchende Gruppen ein rabattierter Ticketpreis von 3,50 Euro für jeden jungen Filmfan (ausgenommen: Caligari FilmBühne).

Tickets und Anmeldung via lucas-filmfestival.de
lucas-info@dff.film oder:  069 961 220 678

Plakate von Ferry Ahrlé gehen ans Deutsche Filmmuseum in Frankfurt

la-strada_1961aVier Jahre nach dem Tod des Malers, Zeichners und Autors Ferry Ahrlé, der im Alter von 93 Jahren in Frankfurt am Main gestorben ist, überlässt seine Witwe Sigrid Ahrlé den gesamten Nachlass der von ihm für deutsche Kinos entworfenen Filmplakate in Form einer Schenkung dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. Hierbei handelt es sich um Ahrlés Plakate zu 60 Filmen, darunter zahlreiche Filmklassiker wie Federico Fellinis LA STRADA, Ingmar Bergmans WILDE ERDBEEREN sowie DAS SIEBENTE SIEGEL, Luis Buñuels VIRIDIANA oder Orson Welles‘ CITIZEN KANE. In der Schenkung enthalten sind darüber hinaus zahlreiche seiner Porträtzeichnungen von Filmgrößen wie Curd Jürgens, Hildegard Knef, Heinz Rühmann, Johannes Heesters und Peter Ustinov.

Sigrid Ahrlé überreichte dem Filmhistoriker Hans-Peter Reichmann und ehemaligen DFF-Sammlungsleiter die Werke, der sie stellvertretend für das DFF in Empfang nahm. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum wird ausgewählte Plakate dauerhaft in seinen Räumen präsentieren, zudem ist die Archivierung und Digitalisierung geplant. „Wir freuen uns sehr über diese Schenkung, die unser Plakatarchiv außerordentlich bereichert“, sagte DFF – Direktorin Ellen Harrington. „Ich danke Frau Sigrid Ahrlé ganz herzlich.“

„Ferry fühlte sich dem Filmmuseum immer verbunden, zumal sein Gründer, der ehemalige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, zu seinen engsten Freunden zählte“, informiert Sigrid Ahrlé. So war Hoffmann davon überzeugt, dass viele Filme durch die Plakate von Ferry Ahrlé in Deutschland ihr Publikum fanden. Sigrid Ahrlé freut sich, dass die Werke nunmehr an der richtigen Stelle sind, gut aufbewahrt werden und Filminteressierten zugänglich sind. Hans-Peter Reichmann, der den Künstler Ferry Ahrlé vor vielen Jahre kennen- und schätzen lernte, ergänzt: „Das sind alles grafische Juwele, insbesondere LA STRADA, CITIZEN KANE, aber auch JULES UND JIM sind wunderbare Plakate.“

Die Auswahl, welche Plakate dauerhaft ausgestellt werden, wird schwer, da ist sich Reichmann sicher. Doch auch auf der Website des DFF werden in Kürze einige zu sehen sein. „Ferry Ahrlés Filmplakate sind auf den ersten Blick zu erkennen“, betont Hans-Peter Reichmann. Ahrlé lernte 1956 in einer Frankfurter Bar zufällig den damaligen Werbeleiter von Constantin Film, Theo Hinz, kennen. Aus dieser Begegnung entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die zehn Jahre Bestand hatte. Theo Hinz war stets stolz, dass er Ferry Ahrlé und dessen grafisches Können für die Filmplakate entdeckte. „Durch Ahrlés unverwechselbaren Stil und seine künstlerische Kraft wurden diese Filme herausgehoben aus dem großen Kinoangebot.“

Ferry Ahrlé selbst sagte: „Ich habe immer versucht, meinen Plakaten filmischen Charakter und künstlerisches Niveau zu geben und auch das Atmosphärische eines Filmes plakativ, in einer Art Kurzform zum Ausdruck zu bringen.“ Wie sehr ihm das gelang, davon zeugt noch heute das Plakat zu dem Filmklassiker CITIZEN KANE. Auf dem Plakat erkennt man nur eine Hand, die nach dem Lorbeer, dem Ruhm, greift. Auch die gesamte Stimmung zu Ingmar Bergmans WILDE ERDBEEREN hat er mit Bild von zwei Sommerhüten, die auf einer Wiese liegen, einprägsam eingefangen.

Weitere Informationen unter www.fa-erry-ahrle.de

50 Jahre Kommunales Kino Filmreihe und Feier am Donnerstag, 2. Dezember, 18 und 20 Uhr

1971_12_Kommunales-Kino_-Buster-Keaton2Mit Buster Keaton fing vor 50 Jahren alles an: Am 3. Dezember 1971 eröffnete eine Stummfilmreihe mit dem stoischen Komiker das Programm des Kommunalen Kinos in Frankfurt, das in den ersten Monaten seiner Existenz als Gast dreimal die Woche im Theater am Turm Filme vorführte – sofort mit großem Erfolg, und das, obwohl das Kino nur außerhalb der Theaterzeiten spielen durfte. Es war das erste Filmtheater in Deutschland, das als städtisch vollsubventioniertes Kino mit ständigem Programm den politischen Anspruch des damaligen Frankfurter Kulturdezernenten, Hilmar Hoffmann, erfüllte, Film den anderen Künsten gleichzustellen – eine kulturpolitische Pioniertat. Und eine Initialzündung für die Förderung und Pflege der Filmkunst in Deutschland, die Folgen in vielen Städten und Gemeinden zeitigen sollte: Schon wenige Jahre später gab es 150 kommunal geförderte Lichtspieltheater in Deutschland, deren Existenz Karrieren wie die von Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Rainer Werner Fassbinder beförderte und anspruchsvollen Filmen ein Forum in Deutschland gab.

Das Kino des DFF nimmt den 50. Jahrestag seiner Gründung zum Anlass, mit seinen Besucher:innen auf eine bewegte Geschichte mit heftigen politischen und kulturellen Auseinandersetzungen zurückzublicken, und sich einmal selbst zu feiern: Den gesamten Dezember über mit einem Filmprogramm, das Filme, die auch im Dezember 1971 liefen, wieder aufführt.

Am Donnerstag, 2. Dezember, geht es um 18 Uhr Uhr los mit einem Buster-Keaton-Kurzfilmprogramm. Um 20 Uhr folgt dann die Feier mit Weggefährt:innen und befreundeten Institutionen. Zu sehen ist STEAMBOAT BILL, JR. (USA 1928, R: Charles Reisner, D: Buster Keaton). Heide Schlüpmann spricht ein Grußwort, bevor sich zahlreiche Wegbegleiter:innen bei einem kleinen Empfang im Anschluss austauschen können.

Weitere Filme, die im Dezember gezeigt werden:

  • THE MURDER OF FRED HAMPTON Die Ermordung Fred Hamptons (USA 1970, R: Mike Gray/Howard Alk)
  • THE HORSE SOLDIERS Der letzte Befehl (USA 1959, R: John Ford)
  • DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES MR. WEST IM LANDE DER BOLSCHEWIKI (UdSSR 1924, R: Lew Kuleschow)
  • SUMMER IN THE CITY (BRD 1970, R: Wim Wenders)
  • THE KID Der kleine Junge (USA 1921, R: Charles Chaplin)
  • OSSESIONE Besessenheit (Italien 1942, R : Luchino Visconti)

Ziel der Gründer:innen des Kommunalen Kinos war es, Film als ein künstlerisches, aber auch gesellschaftspolitisch wichtiges Medium zu etablieren, das alle Bürgerschichten erreicht. Von Anfang an war es daher der Anspruch des Kommunalen Kinos, wirtschaftlich unabhängig und frei von materiellen Zwängen zu sein. Film sollte mehr sein als kommerzielles Massenvergnügen. Geboten wurde – bezahlbares – Kino, das jenseits des Mainstreams stand. Hieraus entwickelten sich ganz neue Möglichkeiten, Filmkultur zu präsentieren. Thematische, auch politisch akzentuierte Filmreihen sorgten für lebhafte Debatten. Das Kommunale Kino etablierte eine cineastische Gegenkultur.

Das gefiel nicht allen: Noch vor der Eröffnung, bereits im Mai 1971, klagten fünf kommerzielle Frankfurter Kinobetreiber wegen Wettbewerbsverzerrung. Doch die Klage wurde abgewiesen und ging als „Frankfurter Urteil“ in die Geschichte der Kommunalen Kinos ein.

1972 zog das Kommunale Kino vom Theater am Turm ins Historische Museum am Römer und nahm seinen regulären Spielbetrieb dort mit einer Charlie-Chaplin-Retrospektive auf. „Andere Filme anders zeigen“ war fortan die Devise im KoKi, wie es von den Frankfurter:innen schon bald liebevoll genannt wurde. Ein Leitspruch, der für viele der nun rasch entstehenden Kommunalen Kinos in Deutschland galt.

In Frankfurt bildeten sich in den frühen Jahren neben den filmhistorischen Reihen zwei Schwerpunkte der Programmarbeit heraus: ein dezidiert politisches Profil und ein besonderes Engagement für den aktuellen deutschen Film – dieses Profil setzt sich bis heute fort.

Zu sehen waren weiterhin große Reihen etwa zum jiddischen Kino oder zum Kino in den Sowjetrepubliken sowie eine Fülle von Länderschwerpunkten und Retrospektiven zu einzelnen Filmemacher:innen.

1984 zog das KoKi auf Initiative von Hilmar Hoffmann in das neu gegründete Deutsche Filmmuseum am Schaumainkai, wo beide Institutionen zusammen mit dem Deutschen Filminstitut ein neues Zentrum der Filmkultur am Main bildeten. Mit einer Federico Fellini gewidmeten Ausstellung und Retrospektive wurde das Haus eröffnet und bot nunmehr als einzige Kinemathek in Deutschland die Möglichkeit, Ausstellungs- und Kinobesuch zu vereinen.

Es folgten üppig angelegte, sich über mehrere Monate erstreckende Filmreihen mit einer großen thematischen Bandbreite: von King Vidor über John Ford und Stan Brakhage bis zu Charlie Chaplin, Yasujirō Ozu, Marguerite Duras oder Jean Renoir; hinzu kamen regelmäßige Schauspieler:innenporträts und thematische Reihen wie jene zum Kino der deutschen Filmemigrant:innen.

Die größte Krise in seiner Geschichte überstand das Kino in den Jahren 1993 und 1994. Der Magistrat hatte auf Betreiben der Kulturdezernentin Linda Reisch im Zuge seines Sparkurses beschlossen, das Kommunale Kino zu schließen. Mehr als 200 Protestschreiben aus aller Welt gingen ein. Die Entscheidung wurde revidiert, aber der Schließungsbeschluss offiziell nie zurückgenommen.

In der Folge verlor das Kommunale Kino seine Eigenständigkeit: Zunächst als Abteilung des Deutschen Filmmuseums geführt, ist es nun zentraler Kern der 2006 mit dem Deutschen Filminstitut fusionierten Institution, die seit 2019 als DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. firmiert.

Beim Umbau des Hauses zwischen 2009 und 2011 wurde das Kino komplett renoviert und zusätzlich mit neuester Vorführtechnik (2K-Digitalprojektion und 3D) ausgestattet. Der neue Saal an gleicher Stelle im Untergeschoss der Gründerzeitvilla erstrahlt nun in Rot und bietet Platz für 131 Besucher:innen.

Mit der Wiedereröffnung schärfte das Kino ein weiteres Mal sein Profil. Neben altbewährten Formaten wie „Klassiker & Raritäten“ und „Was tut sich – im deutschen Film?“ wurden neue Angebote wie die Reihe „Lecture und Film“, das „Late Night Kultkino“ und ein wöchentlicher Programmplatz für „Specials“ eingeführt. Der von jungen Leuten organisierte Filmclub Treppe 41 lädt zum Austausch ein.

Zweimal im Jahr werden deutsche Filmschaffende eingeladen und erhalten Carte Blanche, Filme vorzustellen, die sie beeinflusst haben.

Die Reihe „Lecture und Film“, beleuchtet in Kooperation mit der Frankfurter Goethe-Universität das Werk bedeutender Regisseur:innen, bisher etwa Jean-Luc Godard, Agnès Varda, Andy Warhol, Chantal Akerman oder Pier Paolo Pasolini.

Verschiedene Festivals strukturieren das Jahresprogramm: Neben den vom DFF organisierten Festivals wie LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, Africa Alive, dem italienischen Filmfestival Verso Sud oder Southern Lights – Kino des globalen Südens, beteiligt sich das Kino am Lichter Filmfest Frankfurt International und dem japanischen Festival Nippon Connection. Weitere umfangreichere Filmreihen finden begleitend zu den aktuellen Sonderausstellungen statt.

Das Kino ist darüber hinaus durch zahlreiche Kooperationspartner, Institutionen, Museen und kulturelle Organisationen eingebunden in das Kulturleben der Stadt Frankfurt. Darüber hinaus ist das DFF Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Verbänden: dem Kinemathekenverbund, der ACE und der FIAF.

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
www.dff.film

Das Programm des 44. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans

Lucas_21_banner_NewsletterProgramm-Überblick zum 44. LUCAS – Internationalem Festival für junge Filmfans

  • 44. Festivalausgabe vom 30. September bis 7. Oktober
  • Kinoerlebnisse in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden
  • VoD-Angebot für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen über die neu gestaltete LUCAS-Website
  • Festivalfokus: Dokumentarfilm für junges Publikum
  • Gespräche mit Filmschaffenden, Panels und mehr
  • Tickets sind ab sofort erhältlich

FRANKFURT, 6.9.2021. Das 44. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans bringt vom 30. September bis 7. Oktober ein vielfältiges Film- und Rahmenprogramm nach Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden. Im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, dem Cinéma, der Caligari FilmBühne und dem Kino im Hafen 2 sind 67 Filme aus aller Welt zu sehen. Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen steht das Wettbewerbsprogramm auch als Video-on-Demand-Angebot zur Verfügung. Das Festival setzt in diesem Jahr einen Fokus auf Dokumentarfilm für junges Publikum. Herzstück des Festivals sind die zahlreichen partizipativen Angebote, bei denen junge Filmfans im Festivalgeschehen »Mitmischen!« können. Bis 17. September können sich Gruppen voranmelden, ebenso lang gilt der Frühbucherpreis von 3,50 Euro für junge Filmfans.

Auf der Pressekonferenz im Kino des DFF betonte Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt und Schirmherr von LUCAS, wie schwierig die vergangenen anderthalb Jahre für die Kulturlandschaft waren: „Kultur braucht das Gemeinschaftserlebnis. Deshalb sind Orte wie das Kino so wichtig. Ins Kino zu gehen ist eine bewusste Entscheidung. Man setzt sich mit dem, was man sieht, auseinander. Das ist etwas völlig anderes, als auf der Couch zu sitzen und den Fernseher anzuschalten.“ Die Frankfurter:innen könnten sich über die vielfältige Kinokultur ihrer Stadt glücklich schätzen. LUCAS sei dafür das beste Beispiel. Feldmann: „Das Festival ermuntert Kinder und Jugendliche nicht nur dazu, anspruchsvolle Filmkunst jenseits des Gewohnten zu entdecken. Es setzt auch auf die Sichtweise seines jungen Publikums.“ Die vielen Mitmach-Projekte stärkten das soziale Miteinander. In einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche lange darauf verzichten mussten, könne man das gar nicht hoch genug einstufen, so der Oberbürgermeister abschließend.

„Das LUCAS-Filmfest ist eine Instanz der hessischen Filmfestivallandschaft und verfolgt dabei eine besonders wertvolle Mission, die wir voll und ganz unterstützen: den filmischen Nachwuchs sowie die Filmvielfalt am Standort Hessen zu fördern“, sagte Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm und Medien. Der diesjährige Schwerpunkt des Festivals, Dokumentarfilme für junges Publikum zu zeigen, freue sie dabei ganz besonders, denn „der Dokumentarfilm blickt in Hessen als künstlerische Form und investigatives Korrektiv auf eine lange Tradition zurück. Da er einen immensen Beitrag leistet, um den bestehenden, lebendigen gesellschaftspolitischen Diskurs zu unterstützen und anzuregen, ist er als künstlerische Form besonders auch für ein junges Publikum spannend.“ Umso mehr freut es Schoeppe, dass die jungen Filmfans in diesem Jahr nun wieder in vier Kinos in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden zusammenkommen.

Adnan Shaikh, Bürgermeister der Stadt Eschborn, bezeichnete das Festival als „idealen Ort, um sich tiefgreifender mit dem Medium Film auseinanderzusetzen“. Die Nachbarstadt Frankfurts unterstützt LUCAS seit vielen Jahren und trägt so einen wichtigen Beitrag zum Kulturangebot für junge Menschen in der Rhein-Main-Region bei. Gerade für Schulklassen in der Region sei das Online-Angebot ein großer Pluspunkt. Shaikh lobte das Programm, das neue Perspektiven mit künstlerisch spannenden Filmen eröffne. „Dabei ist das Festival nicht nur an Kinder und Jugendliche gerichtet. Es bietet allen Filmfans inspirierende Geschichten und herausfordernde Werke“, so Shaikh.

Nachdem 2020 ein großer Teil des Festivals ins Netz verlegt werden musste, freute sich DFF-Direktorin Ellen Harrington, dass das „gemeinschaftliche Kinoerlebnis dieses Jahr wieder im Zentrum von LUCAS steht.“ Ein lebendiger Umgang mit Kultur und Kreativität sei für junge Menschen besonders wichtig. Die LUCAS-Filme werden sie an Orte bringen, „die wir in unserem alltäglichen Leben vielleicht nicht besuchen können. Zugleich kommt die Welt nach Frankfurt, denn zahlreiche Filmschaffende aus allen Ländern stehen hier im Kino Rede und Antwort.“ Sie dankte den Projektförderern: „Nur durch das Vertrauen, die Unterstützung und ein deutliches Bekenntnis unserer Partner zur Filmkultur ist es uns möglich, heute hier zu stehen und die 44. LUCAS-Ausgabe der Öffentlichkeit zu präsentieren.“

Internationales Wettbewerbsprogramm im Kino und für Schulklassen und Gruppen online

Junge Filmfans bei LUCAS © Oliver Leicht
Junge Filmfans bei LUCAS © Oliver Leicht

Im Zentrum des Festivals stehen die internationalen Wettbewerbe in drei verschiedenen Alterssektionen: 8+, 13+ und 16+ | Youngsters. LUCAS-Festivalleiterin Julia Fleißig erläuterte die Auswahl der Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme: „Die Filme der Wettbewerbe eröffnen dem Publikum neue Welten, offenbaren zugleich Grenzen und helfen, die eigene Identität zu finden.“ Die Protagonist:innen der Filme seien häufig unterwegs – „auf dem Weg in ein neues Land und in ein neues Leben, oder zurück in ein altes Leben, was nicht immer Gutes verheißt“, so Fleißig. Von hochgelobten Coming-of-Age-Dramen über Abenteuerfilme und Komödien bis zu beeindruckenden Dokumentarfilmen, die junge Menschen hautnah verfolgen und auf bewegende Weise deren Hoffnungen und Träume zeigen, sei für alle Altersgruppen etwas dabei.

48 aktuelle Lang- und Kurzfilme aus aller Welt, darunter 30 Deutschlandpremieren,  konkurrieren im Wettbewerb um die LUCAS-Preise im Gesamtwert von 21.000 Euro. Weitere 19 Filme stehen in Nebensektionen und Specials auf dem Programm.

Die Entscheidung über die Gewinnerfilme liegt in den Händen der Juror:innen. Die Jurys 8+ und 13+ sind paritätisch mit jungen Filmfans und Branchenprofis besetzt. Sie entscheiden über die Vergabe von fünf LUCAS-Preisen in den Wettbewerbssektionen 8+ und 13+. Eine Jury junger Filmenthusiast:innen aus Bulgarien, Italien und Deutschland zeichnet einen Film der Sektion 16 + | Youngsters mit dem LUCAS Youngsters Award aus. Ein Teil der jungen Jurymitglieder war zur Pressekonferenz anwesend und tauschte sich in einer Fragerunde mit Julia Fleißig und Peter Feldmann aus.

Neu dabei ist in diesem Jahr die von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt geförderte »Stadtteiljury«: Zehn Frankfurter:innen zwischen neun und 14 Jahren haben sich in einem einwöchigen Workshop im Medien-Studio-Bornheim auf ihre Jurytätigkeit vorbereitet. Während der Festivalwoche küren sie einen Preisträgerfilm aus dem Kurzfilmwettbewerb. Über den Publikumspreis entscheiden die Festivalbesucher:innen.

Zudem vergibt eine Jury der ECFA (European Children´s Film Association) in der Sektion 8+ einen ECFA Award. Seit 2018 verleiht Cinema Without Borders einen Preis an einen Wettbewerbsfilm.

»Mitmischen!«
»Mitmischen!«: Junge Filmfans führen Filmgespräche mit internationalen Gästen.

Mit »Mitmischen!« bietet LUCAS partizipative Filmbildungsangebote, die junge Menschen noch tiefer ins Filmerleben und die Festivalwoche eintauchen lassen. Ob als Jurymitglied, Nachwuchskritiker:in, Moderator:in oder Programmkurator:in – auf Augenhöhe diskutieren sie mit Filmschaffenden, sammeln Wissen und erkunden gemeinsam, warum und wie das Geschehen auf der Leinwand uns Welten kennenlernen und fühlen lässt.

In Online-Filmgesprächen erfahren die jungen LUCAS-Teilnehmer:innen von den internationalen Filmgästen, was sie schon immer über das Filmemachen wissen wollten. Die Interviews entstehen im speziell eingerichteten LUCAS-Studio und werden im Kabelprogramm des Offenen Kanal Rhein-Main (MOK), der Mediathek Hessen und auf der LUCAS-Webseite ausgestrahlt.

Die neue »Stadtteiljury« soll sich jedes Jahr in einem anderen Stadtteil bilden, zusammengesetzt aus Kindern und Jugendlichen, die im Projekt lernen, sich so unterschiedlich auszudrücken, wie sie selbst sind. Frankfurts junge, diverse Stimmen erhalten so das verdiente Gehör und zeichnen Preisträger:innen aus, indem sie Podcasts, Interviews, Filmkritiken und weitere kreative Ideen dazu präsentieren.

Nebensektionen und Specials

Schon die Jüngsten ab drei Jahren erkunden bei den »Minis« zwei Kurzfilmprogramme aus dem europäischen Modellprojekt „Cinemini on Tour“. Die »Klassiker.Klasse«, ein Religionskurs aus der 12. Stufe der Albert-Einstein-Schule Schwalbach, präsentiert drei Meilensteine des Katastrophenfilms – passend zur aktuellen DFF-Sonderausstellung KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende?. Sechs Jugendliche aus Griechenland, Deutschland und Belgien – die diesjährigen »Young European Cinephiles« – präsentieren eine eigene Filmreihe zum Thema „Obsession“. Der interkulturelle Filmclub Blickwechsel Jetzt zeigt THE LAST PICTURE SHOW (US 1971. R: Peter Bogdanovich). Der Bildungsbereich des DOK.fest München, DOK.education, ist bei LUCAS zu Gast und bietet Schulklassen ein Online-Bildungsprogramm, das in die Welt des Dokumentarfilms einführt. Am Festivalsonntag bietet LUCAS für Familien freien Eintritt (bis 17 Uhr) für alle Familienmitglieder, sowohl im Kino des DFF als auch in der Dauer- und Sonderausstellung.

Wie ein roter Faden ziehen sich Dokumentarfilme für junges Publikum durch das Festival: Von Kurzfilmprogrammen für die Allerjüngsten über Highlights aus dem Wettbewerb bis hin zu anregenden Diskussionen bei den Branchenpanels, die der Frage nachgehen, wie Dokumentarfilme ihr junges Publikum erreichen können – zum einen aus der Perspektive von Filmvermittler:innen und ihren unmittelbaren Erfahrungen mit jungem Publikum, zum anderen aus Sicht von Filmschaffenden mit Blick auf Dramaturgie, Finanzierung und Vertrieb.

Kinotickets für junge Filmfans bis 17. September zum Frühbucherpreis

Bis 17. September können Kinotickets zum Frühbucherpreis von 3,50 Euro (ausgenommen: Caligari FilmBühne) für junge Filmfans bis einschließlich 20 Jahren erworben werden. Das Video-on-Demand-Angebot steht Schulklassen und Gruppen exklusiv zur Verfügung und kostet 2 Euro pro Person. 
Voranmeldungen für Gruppen sind bis 17. September möglich.

Tickets und Anmeldung via lucas-filmfestival.de | info@dff.film | 069 961 220-678

LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans wird gefördert von:

Stadt Frankfurt am Main, Hessisches Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, HessenFilm und Medien, Stadt Eschborn, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, U.S. Consulate General Frankfurt, LPR Hessen – Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Patrons Circle des DFF, Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Hessische Lehrkräfteakademie, FAZIT-Stiftung, Nassauische Sparkasse, Schweizerisches Generalkonsulat Frankfurt.
Medienpartner: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Radio Frankfurt, Journal Frankfurt.

Frankfurter Museen öffnen wieder ab dem 24. Mai 2021

frankfurter-museen-oeffnen-wiederIm Rahmen der Hygieneregeln öffnen Frankfurts Museen wieder Detaillierte Informationen zu Ausstellungen und  Angaben  zu den Anmeldeverfahren finden Sie auf den Webseiten der Museen,

Archäologisches Museum Frankfurt
Das Museum öffnet ab Dienstag, dem 1. Juni 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr
www.archaeologisches-museum-frankfurt.de

Bibelhaus Erlebnis Museum
Das Bibelhaus ist ab Mittwoch, dem 26. Mai geöffnet.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr
www.bibelhaus-frankfurt.de

Caricatura Museum Frankfurt
Das Caricatura Museum öffnet am Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
www.caricatura-museum.de

Deutsches Architekturmuseum
Das Deutsche Architekturmuseum ist von Pfingstmontag, 24. Mai, an wieder geöffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag 12 bis 18 Uhr, Mittwoch bis Freitag von 12 bis 20 Uhr,
Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr
www.dam-online.de/besuch

DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Das DFF öffnet am Pfingstmontag, dem 24. Mai 2021, wieder seine Ausstellungen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
www.dff.film

Dommuseum Frankfurt
Das Museum ist wieder ab Mittwoch, 2. Juni, geöffnet.
Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstags, sonntags und an den Feiertagen 11 bis 17 Uhr
Montags und dienstags geschlossen
www.dommuseum-frankfurt.de

Eintracht Frankfurt Museum
Das Museum öffnet ab Dienstag, dem 25. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
https://museum.eintracht.de/news/

Fotografie Forum Frankfurt
Das Fotografie Forum Frankfurt öffnet am Dienstag, 2. Juni 2021.
Öffnungszeiten bitte der Homepage entnehmen.
www.fffrankfurt.org

Frankfurter Goethe-Haus
Das Frankfurter Goethe-Haus öffnet ab Freitag, dem 28. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag von 11 bis 17 Uhr
www.freies-deutsches-hochstift.de

Historisches Museum Frankfurt und Junges Museum Frankfurt
Beide Museen öffnen am Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11
bis 19 Uhr.
www.historisches-museum-frankfurt.de
www.junges-museumm-frankfurt.de

Institut für Stadtgeschichte
Das Institut für Stadtgeschichte öffnet am Mittwoch, dem 26. Mai. Lesesaal und
Sammlungsbereich sind bereits nach Voranmeldung geöffnet.
Öffnungszeiten: Ausstellungen Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag
11 bis 18 Uhr, Lesesaal nach Voranmeldung Montag bis Freitag 8.30 bis 17 Uhr
(Dienstag, 25.05. nur bis 12 Uhr)
ACHTUNG: Die Vorlage eines Negativnachweises ist nur für den Besuch von Lesesaal
und Sammlungsbereich nötig, nicht für den Ausstellungsbesuch. Weitere Informationen
auf der Webseite:
www.stadtgeschichte-ffm.de

Jüdisches Museum Frankfurt
Das Jüdische Museum öffnet ab Mittwoch, dem 26. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10 bis 21 Uhr, Mittwoch, Freitag, Samstag
und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
www.juedischesmuseum.de

Das Museum für Kommunikation
Das Museum öffnet am Dienstag, dem 25. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
Museumsshop & Museumsbibliothek
Der Museumsshop ist geöffnet. Ebenfalls wieder möglich ist der Besuch der
Museumsbibliothek: Eine Voranmeldung ist auch hier erforderlich, siehe Homepage des
Museums. Die Bibliothek ist dienstags bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
http://www.mfk-frankfurt.de

Frankfurter Kunstverein
Der Frankfurter Kunstverein öffnet am Dienstag, dem 1. Juni von 17 bis 22 Uhr mit dem
Soft Opening der Ausstellung „And This is Us 2021 – Junge Kunst aus Frankfurt“
Ab dem 2. Juni gelten folgende Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 19
Uhr, Donnerstag von 11 bis 21 Uhr.
www.fkv.de

Museum Angewandte Kunst und Ikonenmuseum
Das Museum Angewandte Kunst und das Ikonenmuseum öffnen am Mittwoch, dem 26.
Mai 2021.
Öffnungszeiten Museum Angewandte Kunst: Dienstag von 12 bis 18 Uhr, Mittwoch von
12 bis 20 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Öffnungszeiten Ikonenmuseum: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von
12 bis 20 Uhr.
www.museumangewandtekunst.de

Museum Judengasse
Am Mittwoch, den 26. Mai 2021, erfolgt die Öffnung des Museums Judengasse.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
www.juedischesmuseum.de/besuchen/museumjudengasse

MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST
Der TOWER MMK öffnet am Pgingstmontag, dem 24. Mai 2021.
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr und Mittwoch 11 bis 20
Uhr
www.mmk.art

Portikus
Der Portikus auf der Alten Brücke öffnet wieder am Pfingstmontag, 24. Mai 2021.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, mittwochs 11 bis 20 Uhr

Senckenberg Naturmuseum
Am Mittwoch, dem 26. Mai wird das Senckenberg Naturmuseum
wieder geöffnet.
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 17 Uhr, mittwochs
von 9 bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag und an den Feiertagen 9 bis 18 Uhr.
www.museumfrankfurt.senckenberg.de

Struwwelpeter Museum
Das Struwwelpeter Museum öffnet am Donnerstag, dem 3. Juni 2021.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr
www.struwwelpeter-museum.de

Weltkulturen Museum
Ab Mittwoch, dem 26. Mai 2021 ist das Weltkulturen Museum geöffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 20 Uhr
www.weltkulturenmuseum.de

weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der einzelnen Häuser sowie unter
www.museumsufer.de

goEast 2021 – Regisseurinnen räumen die Hauptpreise bei der 21. Festivalausgabe ab THIS RAIN WILL NEVER STOP gewinnt die Goldene Lilie // Beste Regie für BEBIA, À MON SEUL DÉSIR

goEast Preistraegerin Alina Gorlova THIS RAIN WILL NEVER STOP © goEast
goEast Preistraegerin Alina Gorlova THIS RAIN WILL NEVER STOP © goEast

Der Dokumentarfilm THIS RAIN WILL NEVER STOP (Ukraine, Lettland, Deutschland, Katar 2020, Regie: Alina Gorlova) gewinnt die Goldene Lilie, den auf 10.000 Euro dotierten Hauptpreis der 21. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Saodat Ismailova begründete ihre Entscheidung damit, dass Alina Gorlova durch den gewagten Einsatz filmischer Stilelemente den Blick auf einen jungen Mann richtet, der sich in den Konfliktwelten in Syrien und Donbass gefangen sieht. „Gorlovas Vision, äußerlich stoisch und voller Empathie, überschreitet einfache Grenzen, indem sie Bild und Ton als sensorische Erfahrung nutzt“, ergänzt die Jury.

Nahezu alle ursprünglich wieder für das Kino geplanten 92 Festivalfilme aus 38 Ländern mit 32 Deutschlandpremieren und zwei Weltpremieren hat das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete goEast in seiner 21. Ausgabe in den digitalen Raum verlagert. Für die zweite Pandemie-Ausgabe von goEast war es den Festivalmacher:innen allerdings nicht genug, ausschließlich eine Mediathek anzubieten. Mitten in Wiesbaden florierte ein Festivalzentrum hinter verschlossenen Türen, das unter Einhaltung von strengen Hygieneauflagen genug Platz für Festivalgäste, zwei Festivalstudios, eine Corona-Teststation des Deutschen Roten Kreuz und eine Action-Art Performance von Dan Perjovschi bot. Auch war es Festivalbesucher:innen im Rahmen des Public Distancing-Programms möglich, den goEast Ost-Kiosk vor dem Nassauischen Kunstverein zu besuchen und sich dort nicht nur mit etwas Verpflegung zwischen den On Demand Streams einzudecken, sondern auch das ein oder andere bunte Blatt aus Mittel- und Osteuropa zu entdecken.

Juja Dobrachkous erhält für ihr Werk BEBIA, À MON SEUL DÉSIR (Georgien, Großbritannien 2020) den auf 7.500 Euro dotierten Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie. Die Jury würdigt ihren Mut, die Geschichte aus den Augen einer jungen georgischen Frau zu erzählen und dabei Vorurteile, die der Vergangenheit angehören, als generationsübergreifendes Heilmittel zu nutzen. Die visuelle Sprache des Films erschaffe eine individuelle Welt, die die Charakterbilder untermauert und die Handlung vertieft.

Der Film HOW I BECAME A PARTISAN (Slowakische Republik, Tschechische Republik 2021, Regie: Vera Lacková) hat bei goEast seine Weltpremiere gefeiert und kann sich nun schon über seine erste Auszeichnung freuen: den auf 4.000 Euro dotierten Preis für Kulturelle Vielfalt. Der Film „entwickelt sich zu einer bewegenden, persönlichen Reise durch eine nahezu unbekannte Geschichte. Indem sie den Überlebenskampf ihrer Familie während des Zweiten Weltkriegs mit ihren eigenen Erfahrungen als Roma-Angehörige in der heutigen Zeit verbindet, schafft Vera Lacková ein Bild, das in all seinen Aspekten menschlich ist, ohne falsche Kategorisierungen, und das sowohl die Freude an der Familie als auch den Schmerz der systematischen Verfolgung offenbart“, erklärt die Jury.

Mit einer lobenden Erwähnung hat die Jury CHUPACABRA (Russland 2020, Regie: Grigory Kolomytsev) dafür bedacht, dass der Film als „bemerkenswertes Spielfilmdebüt mit einer klaren Inszenierung und einer wunderbar poetischen Klangkulisse das schon zur Gewohnheit gewordene Verständigungsproblem zwischen Erwachsenen und Kindern offenbart und dabei eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung aus dem jungen Protagonisten herausholt.“

Festivalleiterin Heleen Gerritsen freut sich, dass die internationale Jury die drei Hauptpreise des Wettbewerbs an Filmemacherinnen vergeben hat: „Unsere Wettbewerbssektion ist traditionell mit einer Vielzahl großartiger Regisseurinnen vertreten, das ist in diesem Jahr nicht anders. Ob die bereits genannten: Alina Gorlova, Juja Dobrachkous oder Vera Lacková, aber auch alle nicht erwähnten: Lili Horvát, Nora Martirosyan und Marta Popivoda – sie alle tragen zu einem mittel- und osteuropäischen Filmbild bei, das seine Ketten festgefahrener Strukturen und überholter Rollenbilder sprengt. Ich gratuliere allen Preisträger:innen und freue mich auf den Tag, an dem wir ihre Filme wieder gemeinsam und im engen Austausch im Kino erleben dürfen.“

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm geht ebenfalls an BEBIA, À MON SEUL DÉSIR (Georgien, Großbritannien 2020). „BEBIA, À MON SEUL DÉSIR ist in seinem ästhetischen und erzählerischen Konzept ein gelungener Coming-of-Age-Film. Aus der Sicht seiner jugendlichen Protagonistin Ariadna, die während einer ungewöhnlichen, mythenbasierten Beerdigung ihrer Großmutter von ihrer Kindheit heimgesucht wird, gelingt Juja Dobrachkous eine originelle Mischung aus Ariadnas Erlebnissen in zahlreichen Rückblenden und den familiären Spannungen, die die Trauerrituale begleiten.“ In der Kategorie Dokumentarfilm gewinnt PLEASE HOLD THE LINE (Österreich 2020, Regie: Pavel Cuzuioc), der „intensive menschliche Beziehungen zeigt, die normalerweise wie einfache alltägliche Interaktionen erscheinen. Er schafft ein tieferes Verständnis für die dargestellte Welt, indem er uns auf eine Reise durch vier europäische Länder mitnimmt und zahlreiche spontane Situationen aufzeichnet. In einem filmischen Raum, der den unterschätzten Berufen im Kommunikationsdienst gewidmet ist, wird uns auch bewusst, dass wir vielleicht zu oft glauben, dass nur Psychologen oder enge Freunde intime Monologe führen können.“

Für ihr dokumentarisches Virtual Reality- und 360°-Projekt THE SPHERES CITY – TANGIBLE UTOPIAS (Rumänien 2021) wird Ioana Mischie mit dem diesjährigen Open Frame Award mit einem Preisgeld über 5.000 Euro, gestiftet von der BHF Bank Stiftung, ausgezeichnet. „Wir erkennen die langfristigen Ambitionen dieses sinnvollen Projekts an, das sich in den folgenden Jahren weiterentwickeln und wachsen wird, indem es Kindern auf so kreative Weise eine Stimme gibt und sie als unsere wahre Hoffnung für unsere globale Zukunft umarmt und feiert“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Eine lobende Erwähnung spricht die Jury für #PRISONERSVOICE (Ukraine 2020, Regie: Nikita Bohdanov) aus, der klare und direkte Erzählungen von Aktivisten mit einer dichten Atmosphäre verwebe und so einen intensiven Einblick in eine Welt gewährt, die sonst unbekannt ist.

Den dritten auf 2.500 Euro dotierten und vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gestifteten RheinMain Kurzfilmpreis vergibt eine Jury aus Vertreter:innen von Programmkinos aus dem Rhein-Main-Gebiet an URAL (Deutschland, Russland 2019) von Alla Churikova. „Die Autorin und Regisseurin erzählt von ihrer Kindheit in einer Militärsiedlung am Fuße des Ural. Ihre animierten Erinnerungen verwebt sie mit Aufzeichnungen, Photographien und Tondokumenten ihres Vaters, einem sowjetischen Offizier, der Teil geheimer Nuklearwaffenversuche war. Hierbei gelingt es ihr beide Perspektiven gleichberechtigt auf eine Ebene zu bringen und sie schafft damit gleichsam eine Skizze für ein Epos des 20. Jahrhunderts“, so die Jury. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für MAN (Lettland 2020, Regie: Yulia Timoshkina) als empathisch-poetisches Porträt einer ganz alltäglichen Situation, aus.

goEast jury 2021 Wettbewerb-FIPRESCI
goEast jury 2021 Wettbewerb-FIPRESCI

Das Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilmprojekte mit Menschenrechtsschwerpunkt 2021 geht an SECOND HAND WAR von Anna Benner und Eluned Zoe Aiano. Das Stipendium ist auf 3.500 Euro dotiert. Die künstlerische Herangehensweise des Projekts zeigt unterschiedliche Perspektiven von Frauenrollen im Krieg und begibt sich auf die Suche nach Lücken im kollektiven Gedächtnis.

Mit dem goEast Development Award zeichnet die East-West Talent Lab Jury KING MATT THE FIRST von Regisseurin Jaśmina Wójcik und Produzentin Agnieszka Rostropowicz-Rutkowska aus. „Vielleicht sollte es eher QUEEN MATHILDA THE FIRST heißen, denn die charmante und inspirierende Reise, erzählt durch die Augen der Kinderdarstellerinnen Lea und Zoja, beweist großen Phantasiereichtum“, so die Jury in ihrer Begründung. Der goEast Development Award ist auf 3.500 Euro dotiert und wird von Russian Standard Wodka gesponsert.

Mit einer erfrischenden und witzigen Konstellation aus vier ganz unterschiedlichen Charakteren überzeugt SPA von Ieva Šakalytė. Das Projekt erhält den Pitch the Doc Award bei goEast, für den ein zusätzliches Mentoring für die Gewinnerin gesponsert von der gleichnamigen polnischen Plattform.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel für 2021 auf den Wettbewerbsfilm PREPARATIONS TO BE TOGETHER FOR AN UNKNOWN PERIOD OF TIME (Ungarn 2020, Regie: Lili Horvát). Der Film soll 2022 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Im Angesicht einer weiterhin das öffentliche Leben bestimmenden Pandemie hat goEast auf seine ersten Erfahrungen in der Ausgestaltung eines Online-Festivals aus dem Vorjahr zurückgegriffen, aber dabei weiter Publikumsveranstaltungen verfolgt. Das Autokino und der abendliche Kurzfilmspaziergang werden kurzfristig in den Sommer verschoben. Sobald ersichtlich wird, unter welchen Bedingungen und an welchem Zeitpunkt die Veranstaltungen stattfinden können, veröffentlichen die Festivalmacher:innen entsprechende Informationen auf ihrer Website.

Alle Preisträger:innen im Überblick:

goeast21_coverGoldene Lilie für den Besten Film
THIS RAIN WILL NEVER STOP, Ukraine, Lettland, Deutschland, Katar 2020, Regie: Alina Gorlova

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
BEBIA, À MON SEUL DÉSIR, Georgien, Großbritannien 2020, Regie: Juja Dobrachkous

Preis für Kulturelle Vielfalt
HOW I BECAME A PARTISAN / AKO SOM SA STALA PARTIZÁNKOU, Slowakische Republik, Tschechische Republik 2021, Regie: Vera Lacková

Lobende Erwähnung
CHUPACABRA, Russland 2020, Regie: Grigory Kolomytsev

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
BEBIA, À MON SEUL DÉSIR, Georgien, Großbritannien 2020, Regie: Juja Dobrachkous

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
PLEASE HOLD THE LINE, Österreich 2020, Regie: Pavel Cuzuioc

Open Frame Award
THE SPHERES CITY – TANGIBLE UTOPIAS, Rumänien 2021, Regie: Ioana Mischie

Open Frame Award – Lobende Erwähnung
#PRISONERSVOICE, Ukraine 2020, Regie: Nikita Bohdanov

RheinMain Kurzfilmpreis
URAL, Deutschland 2019, Regie: Alla Churikova

RheinMain Kurzfilmpreis – Lobende Erwähnung
MAN, Lettland 2020, Regie: Yulia Timoshkina

Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilmprojekte mit Menschenrechtsschwerpunkt
SECOND HAND WAR, Regie: Anna Benner & Eluned Zoe Aiano, Tschechische Republik-Deutschland

goEast Development Award
KING MATT THE FIRST, Produktion: Agnieszka Rostropowicz-Rutkowska, Regie: Jaśmina Wójcik, Polen

Pitch the Doc Award
SPA, Regie: Ieva Šakalytė, Litauen

Ost-Kiosk und Streaming statt Caligari: goEast bringt mittel- und osteuropäische Filmkunst online nach Wiesbaden

THE NORTH WIND Renata Litvinova © DFF
THE NORTH WIND Renata Litvinova © DFF

Nach den ersten hybriden Gehversuchen von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, taucht das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete Festival nahezu gänzlich in den Cyberspace ein. Fast alle zuvor in Präsenz geplanten 92 Filme aus 38 Ländern stehen mit insgesamt 32 Deutschlandpremieren und zwei Weltpremieren “On Demand” für das Festivalpublikum zur Verfügung. Zwischen den Filmen laden die Festivalmacher:innen alle virtuellen Besucher:innen dazu ein, beim Ost-Kiosk vor dem Nassauischen Kunstverein vorbeizuschauen, um wieder ein klein wenig Festivalbegegnung erleben zu können – mit Hygienekonzept und auf Abstand.

Festivalleiterin Heleen Gerritsen hat auf einer Online-Pressekonferenz am heutigen Freitag das Programm aus goEast On Demand, Mediathek und weiteren Public Distancing Veranstaltungen vorgestellt.

“Beim Festivaljubiläum im vergangenen Jahr kamen wir aufgrund der Pandemie und eines erfolgreichen hybriden Festivalkonzepts in den Genuss von acht Monaten goEast statt nur einer Woche. Dieses Jahr kehrt das Festival aber zu seiner ursprünglichen Dauer zurück”, sagte Ellen Harrington, Direktorin des DFF.

“Ein echter Kinobesuch bleibt uns zwar weiter verwehrt, dafür bietet goEast noch mehr Onlineprogramm. Erstmals lässt sich das spannende Symposium, in diesem Jahr zum Filmschaffen Zentralasiens, vollständig digital erleben. Ich freue mich sehr darüber, dass das Festivalteam nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat und stattdessen Wege gefunden hat, trotzdem noch Publikumsveranstaltungen anzubieten, selbst wenn es sich dabei auf Treffen mit Abstand vor dem Ost-Kiosk beschränkt”, ergänzte Harrington.

Im Wettbewerb konkurrieren erneut 16 Spiel- und Dokumentarfilme um die Hauptpreise des Festivals. Die Wettbewerbsjury selbst erhält die Möglichkeit, die Filmbeiträge in der Caligari FilmBühne auf der großen Leinwand zu bewerten und vergibt die „Goldene Lilie“ für den Besten Film, den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Preis für Kulturelle Vielfalt – jetzt wieder mit dem dafür vorgesehenen Preisgeld von jeweils bis zu 10.000 Euro.

„Als thematischen Schwerpunkt sehen wir in diesem Jahr eine Rückkehr zu Partisan:innengeschichten im Wettbewerb. Das ist ein wichtiges Thema in der mittel- und osteuropäischen Filmlandschaft, das teilweise auch mythologisiert wird und in den aktuellen Filmen in unserem Programm nun aus neuen Blickwinkeln betrachtet wird – zum Beispiel aus der Sicht weiblicher Partisan:innen, oder auch aus der Roma-Perspektive”, sagt Festivalleiterin Heleen Gerritsen.

“Es ist natürlich schade, dass diese Filme nicht für alle Interessierte auf der großen Leinwand erlebbar werden, denn natürlich gehören sie da eigentlich hin. Trotzdem sind wir in diesem Jahr kompromissbereiter und arbeiten deshalb mit dem VoD-Anbieter filmwerte zusammen, um nahezu das komplette goEast Programm On Demand zur Verfügung zu stellen”, so Gerritsen. Das Filmangebot auf goEast On Demand ist gegen eine Leihgebühr von 6,50 Euro pro Programmpunkt im Festivalzeitraum vom 20. bis 26. April 2021 erhältlich. Nach der Ausleihe steht ein Film für 48 Stunden zum Abruf zur Verfügung.

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, lobt die Anstrengungen der goEast Festivalleitung, selbst unter schwer planbaren Bedingungen, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Erneut kann goEast nicht als Festival der Begegnungen zwischen den Menschen im Rhein-Main-Gebiet und aus Mittel- und Osteuropa stattfinden. Trotzdem sei es dank Festivalleiterin Heleen Gerritsen und ihrem Team möglich, das Programm in nahezu vollständigem Umfang online zu erleben. Etwa den goEast Wettbewerb mit zahlreichen Deutschlandpremieren oder dem goEast Porträtgast 2020 und diesjährigen Berlinale-Gewinner Radu Jude, der für das Festivalpublikum eine exklusive “Anti-Oscarnacht” kuratiert. „Ich lade das Publikum ein, das goEast On Demand Angebot ausgiebig zu nutzen und goEast Filme, Diskussionen und Ausstellungen von zu Hause aus zu genießen. Kultur macht auch in einer Pandemie keine Pause. Das zeigt sich in der gewohnt starken Filmauswahl. Ich freue mich auf diesen wichtigen Einblick in die Kulturen unserer östlichen Nachbarn, hoffe aber, dies so bald wie möglich wieder im Kino tun zu können“, betont der Kulturdezernent.

Wie lassen sich interkulturelle Begegnungen schaffen, wo Abstandsregelungen die Menschen und Kulturen auseinanderhalten? Das Paneuropäische Picknick sucht in seinem dritten Jahr Antworten auf diese Frage und beweist, dass gemeinsames Erleben von (Film-)Kultur auch mit Abstand möglich ist. Etwa am waschechten K67 Ost-Kiosk, den goEast als Festivaltreffpunkt unter freiem Himmel vor dem Nassauischen Kunstverein installiert. Oder beim abendlichen Kurzfilmspaziergang, der im Mai durch das nächtliche Offenbach führt und Filme auf Häuserwänden erlebbar macht. „Der politische Diskurs in Europa ist zunehmend geprägt von Spannungen, die nicht zuletzt durch das Aufkeimen populistischer und nationalistischer Strömungen gefördert werden”, sagte Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. “Die Pandemie hat dem Zusammenleben und Zusammenhalt innerhalb der europäischen Grenzen zusätzlich zugesetzt, sodass Gelegenheiten zum interkulturellen Austausch immer wertvoller werden. Das diesjährige Paneuropäische Picknick von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fungiert hier als Brückenbauer, es verbindet die Filmschaffenden aus Mittel- und Osteuropa und stärkt somit den Blick auf die vielen Gemeinsamkeiten. Gleichzeitig werden insbesondere die vielfältigen Verflechtungen Osteuropas und der Rhein-Main-Region ins Bewusstsein gerufen. Gerne leisten wir daher auch mit dem RheinMain Kurzfilmpreis einen Beitrag zu diesem einzigartigen Festival.”

Der Open Frame Award für Virtual Reality kommt dem experimentellen Charakter seiner Wettbewerbsbeiträge noch näher und findet selbst in einem virtuellen Raum statt. Dafür wurde die Caligari FilmBühne in Virtual-Reality nachempfunden. Auch ohne Headsets ist das virtuelle Caligari zugänglich: Am heimischen PC wird so trotz allem ein wenig Festivalflair aufkommen. Zusätzlich bietet goEast in diesem Jahr einen VR-Headsetverleih an, den das Festival in Kooperation mit dem Lichter Filmfest anbietet.

Hier finden Sie das komplette Programm für die 21. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films!

PePEXPRESS_Alles rund ums Paneuropäische Picknick