Kategorie-Archiv: Goethe-Haus Frankfurt

Deutsches Romantik-Museum: Schreiben mit der Hand in der Romantik. Studioausstellung.

Roschi_1789_Gesamtansicht_Titel-Presse-450Das Freie Deutsche Hochstift sammelt seit über 150 Jahren Handschriften und präsentiert sie in Ausstellungen als Zeugnisse der Literatur- und Geistesgeschichte. Zugleich haben die Manuskripte auch die suggestive Funktion, die historischen Personen durch die Charakteristik ihrer Schrift zu vergegenwärtigen. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass es seit dem 16. Jahrhundert Schreiblehrbücher gab, die genau vorgaben, wie eine gute Handschrift auszusehen hatte. Das Schreiben wurde gelehrt und auf diese Weise durch Schreibnormen geprägt. So ist Schrift immer auch Ausdruck einer allgemeinen kulturgeschichtlichen Entwicklung.

Die Ausstellung im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums gibt Einblick in die Geschichte der im deutschen Sprachraum ab dem 16. Jahrhundert verwendeten Schreibschriften. Den Schwerpunkt bildet die Zeit um 1800. Gezeigt werden aus einer Frankfurter Privatsammlung Schreiblehrbücher und Schriftvorlagen, anhand derer sich die Entwicklung der Schreibdidaktik seit der frühen Neuzeit nachvollziehen lässt. Viele dieser Druckwerke sind heute sehr selten, selbst wenn sie zu ihrer Zeit in hohen Auflagen erschienen waren. Als Bücher für den täglichen Gebrauch wurden sie meist weggeworfen.

Am Anfang stehen „Schreibmeister“, die in den Handelsstädten angehende Kaufleute und Kanzleibeamte im Schreiben unterwiesen. Für sie standen handwerkliche Perfektion und künstlerischer Anspruch im Vordergrund. Durch die breitere Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht Ende des 18. Jahrhunderts geriet der Schreibunterricht zunehmend unter Erfolgsdruck. Damals begann die bis heute anhaltende Diskussion um eine gut lesbare und rasch zu erlernende Normalschrift. In Reaktion auf diese Entwicklung bemühten sich die Schreiblehrer verstärkt um die Leserlichkeit des Schriftbilds und Zügigkeit des Schreibvorgangs. Nach 1800 wurden die reich verzierten Schreibmeisterbücher daher zunehmend durch schlichter gestaltete, preiswertere Schreiblehrbücher verdrängt, die auf dekorative Elemente weitgehend verzichteten und dafür didaktische Elemente aufnahmen. Zunehmend wurde gefordert, die Zahl der gelehrten Schreibschriften (deutsche und lateinische Kurrentschrift, Frakturschrift, Kanzleischrift) zu vermindern.

ÖFFNUNGSZEITEN
Freitag bis Mittwoch, Feiertage 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr Geänderte Öffnungszeit: 28. August 2023, 10 – 17 Uhr

KATALOG
Begleitend zur Studioausstellung stellt der Kurator Andreas Dietzel in einem Essay die Geschichte des Schreibenlernens von der kunsthandwerklichen Kalligraphie bis zu vereinfachten Schulschriften des 19. Jahrhundert vor. Skizziert wird die Entwicklung der deutschen Schreibschrift von den Schreibmeistern des 16. Jahrhunderts bis zu den Schriftpädagogen des frühen 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht auch hier die Zeit um 1800. In einem Anhang werden einige Beispiele aus der ausgestellten Sammlung präsentiert.
Schreiben mit der Hand in der Zeit der Romantik. Eine Betrachtung von Andreas Dietzel. Göttinger Verlag der Kunst GmbH, Göttingen, 2023. 64 Seiten zahlreiche Abbildungen. Verkaufspreis: 18 €. Erhältlich ab dem 3.8.2023 im Museumsshop und im Buchhandel.

Deutsches Romantikmuseum
Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main

Schreiben ohne Namen? Schriftstellerinnen um 1800. Gespräch und Lesung. 4.7.2023

Mit Aquarell-Zeichnungen visualisierte Ottilie von Goethe ihrer Vorstellungen von ihren Charakter-Anteilen. Die hier hochvergrößerten Aquarelle hatte sie in ihrem Buch "Allerlei" eingefügt. © Foto Diether von Goddenthow
Mit Aquarell-Zeichnungen visualisierte Ottilie von Goethe ihrer Vorstellungen von ihren Charakter-Anteilen. Die hier hochvergrößerten Aquarelle hatte sie in ihrem Buch „Allerlei“ eingefügt. © Foto Diether von Goddenthow

Begleitend zur Ausstellung „Mut zum Chaos – Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik“ lädt das Freie Deutsche Hochstift  am Dienstag, 4. Juli 2023, 19 Uhr, ein zum Gespräch „Schreiben ohne Namen? Schriftstellerinnen um 1800″ mit Francesca Fabbri und Martina Wernli sowie Barbara Englert (Lesung) in den Arkadensaal ein.

 „Doch ich will mich dir nicht nennen“, schrieb Ottilie von Goethe in einem Gedicht. Wie stand es um die Publikationsmöglichkeiten von Autorinnen um 1800? Sophie La Roches ‚Fräulein von Sternheim‘ (1771) wurde von ihrem Vetter Christoph Martin Wieland herausgegeben, Dorothea Veit-Schlegels Roman ‚Florentin‘ (1801) erschien unter dem Namen ihres Mannes Friedrich Schlegel und Karoline von Günderrode nutzte das Pseudonym Tian, das einen männlichen Autor suggerierte. Welche Rolle spielte in solchen Zeiten Ottilie von Goethe und die von ihr von 1829 bis 1831 herausgegebene Zeitschrift ‚Chaos‘, die die Redeordnungen der Zeit programmatisch unterlief?

 Dr. Francesca Fabbri hat die Ausstellung ‚Mut zum Chaos. Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik‘ kuratiert. PD Dr. Martina Wernli ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie forscht und publiziert u. a. zu den Schriftstellerinnen der Romantik. Die Schauspielerin Barbara Englert liest ausgewählte Texte.

 Eintritt
8 € / 4 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

Informationen
www.freies-deutsches-hochstift.de

„Mut zum Chaos – Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik“ – das Porträt eines Lebens „dazwischen“ im Deutschen Romantik Museum

Impression der Ausstellung "Mut zum Chaos" Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik (1796 – 1872), Goethes „geliebte Schwiegertochter“, wurde schon von ihren Zeitgenossen überaus kontrovers wahrgenommen. Im Fokus standen stets ihre Rolle als Schwiegertochter Goethes, ihre unglückliche Ehe mit seinem Sohn August und ihre leidenschaftlichen Gefühle. Ihre selbstbestimmten Lebensentscheidungen und ihr freiheitsliebender Geist faszinierten und irritierten zugleich. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Mut zum Chaos“ Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik (1796 – 1872), Goethes „geliebte Schwiegertochter“, wurde schon von ihren Zeitgenossen überaus kontrovers wahrgenommen. Im Fokus standen stets ihre Rolle als Schwiegertochter Goethes, ihre unglückliche Ehe mit seinem Sohn August und ihre leidenschaftlichen Gefühle. Ihre selbstbestimmten Lebensentscheidungen und ihr freiheitsliebender Geist faszinierten und irritierten zugleich. © Foto Diether von Goddenthow

Erstmals rückt eine Ausstellung „Ottilie von Goethes bislang kaum beachtetes intellektuelles Lebenswerk in den Mittelpunkt“, und reduziere sie nicht „bloß“ auf Biografisches, erklärt Dr. Francesca Fabbri, renommierte Weimarer Goethe-Expertin und Kuratorin, beim Presserundgang gleich zum Einstieg in die neue Sonderausstellung „MUT ZUM CHAOS Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik“, zu sehen vom 23.6. bis 3.09.2023 im Deutschen Romantik-Museum Frankfurt.
In enger Zusammenarbeit  mit  Professor Konrad Heumanns, dem Leiter der Handschriftenabteilung des Hochstifts, haben Dr. Francesca Fabbri und Sabine Schimma die Ausstellung „Mut zum Chaos“ aus Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar und des Goethe-Hauses (Hochstift) Frankfurt chronologisch zusammengeführt.

Gleich zu Beginn der Ausstellung können sich Besucher ein Bild über Ottilie von Goethes Selbstverständnis ihrer Persönlichkeit bilden. Als Sprössling verarmten Uradels, aber durch die Funktionen ihrer Mutter und Großmutter als Hofdamen in Höfischer Umgebung sozialisiert und gebildet, war Ottilie ein Leben lang „heimatlos“, nämlich innerlich zerrissen, zwischen allen Stühlen „sitzend“ und sehnte sich nach Zugehörigkeit und nach „der“ unbedingten Liebe.
Diese Existenz „dazwischen“ zeigt sich vor allem auch in Ottilies Selbstverständnis ihrer Persönlichkeit. Diese Hintergründe ihrer seelischen Verfassung  sind  wichtig, um sich Ottilie von Goethes Person und Wirken besser annähern zu können.

Ihr befreundeter Schriftsteller Gustav Kühne, so Dr. Francesca Fabbri, beschrieb Ottilie kurz nach ihrem Tod einmal trefflich: Es seien nicht nur ihre Nähe und ihre liebevolle Beziehung zum Dichterfürsten [Wolfgang von Goethe, den sie Vater nannte] gewesen, die ihr eine faszinierende Aura verliehen, sondern eher ihr eigener origineller Charakter, denn ihr »tiefere[s] Interesse, welches Sie Allem entgegenbrachte, ihre Lebendigkeit, ihre geistreiche Schlagfertigkeit, ihr wohlwollend einfaches Wesen machten sie sehr anziehend, ja fesselnd«. Nicht zuletzt faszinierte auch die Tragik ihres Lebens. Neben dem Glanz der Öffentlichkeit stand ihre tief zerrissene private Existenz. Trotz der Geburt dreier sehr geliebter Kinder (Walther im Jahr 1818, Wolfgang zwei Jahre später und Alma im Jahr 1827) gestaltete sich das Zusammenleben mit ihrem Mann sehr unglücklich, erläutert die Kuratorin.

Mit Aquarell-Zeichnungen visualisierte Ottilie von Goethe ihrer Vorstellungen von ihren Charakter-Anteilen. Die hier hochvergrößerten Aquarelle hatte sie in ihrem Buch "Allerlei" eingefügt. © Foto Diether von Goddenthow
Mit Aquarell-Zeichnungen visualisierte Ottilie von Goethe ihrer Vorstellungen von ihren Charakter-Anteilen. Die hier hochvergrößerten Aquarelle hatte sie in ihrem Buch „Allerlei“ eingefügt. © Foto Diether von Goddenthow

Ottilie von Goethe war überzeugt, mehrere Charaktere (Charakteranteile) zugleich in sich zu vereinen, was zu dieser Zeit geradezu provokant war, da sie mit dieser Haltung aus der damaligen typischen Frauenrolle ausbrach. Adele Schopenhauer, eine ihrer Lebensfreundinnen, bestätigte sie in ihrer Auffassung als sie schrieb, dass sie (Ottilie) in schneller Folge „Kind, Jungfrau und Matrone und dazwischen der windigste Leutnant“ sei. Bereits als Verlobte hat Ottilie ihrem Ehemann in spe, August von Goethe,  in einer abendlichen Festveranstaltung empört vorgeworfen, dass er nur bestimmte Anteile ihrer Persönlichkeit von ihr gelten lassen wolle. Sie warnte ihn, sie nur als Hausfrau und Kindesmutter zu betrachten: „Hüte Dich, mein Freund!“.
Sie wollte als Mensch mit vielen Facetten wahrgenommen werden. Das unterstrich sie einmal mehr, indem sie gleich nach ihrer (Zweck-)Heirat mit August von Goethe ein Album für persönliche Aufzeichnungen mit dem Titel „Allerlei“ anlegte. Hierin fügte sie selbst angefertigte Aquarell-Zeichnungen, um ihre Vorstellungen von ihren angenommenen Charaterteilen zu visualisieren. Diesen Charakterbildern stellte sie jeweils einen Buchstaben ihres Namens „Ottilie“ voran. Jeder Buchstabe mit dem dazugehörigem Bild steht für einen Charakteranteil, etwa als „Träumerin“, „spielendes Kind“, „würdige Hausfrau“, „ antike Ritter-Göttin mit Helm, Lanze und Schild“, als „romantische Dichterin“ als ,preußischer Soldat“ und als „graugewandete alte Frau“. Nur zusammen bildeten all diese Charakter-Anteile die Persönlichkeit „Ottilie“, so ihre Überzeugung.

Impression der Ausstellung "Mut zum Chaos" Ottilie von Goethe  und die Welt der Romantik (1796 – 1872), im Deutschen Romantik Museum vom 23. Juni bis 3. September 2023. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Mut zum Chaos“ Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik (1796 – 1872), im Deutschen Romantik Museum vom 23. Juni bis 3. September 2023. © Foto Diether von Goddenthow

Eine Zweck-Ehe
Obwohl ohne Mitgift, stammte Ottilie, wie gesagt, aus zwei der ältesten Adelsgeschlechtern Deutschlands, während die wohlhabende Familie Goethe erst seit wenigen Jahrzehnten ihren Adelstitel führte. Ottilie selbst zweifelte aber aus anderen Gründen: August und sie kannten sich schon seit Jahren »so genau, dass wir gegenseitig jede Miene und Bewegung auszulegen wissen«, aber er war für sie nur ein Freund voller bodenständiger Gesinnung, wie sein Eintrag am 2. April 1816 in ihrem schönen Freundschaftsbuch zeigt. Dennoch heiratete sie ihn. Aus der Freiin von Pogwisch wurde ab 1817 Frau von Goethe. Letztlich war die absehbar unglückliche Ehe eine Zweckheirat zu ihrer existentiellen Absicherung.
So gestaltete sich die „Zusammenarbeit“ mit ihrem Mann trotz der Geburt dreier sehr geliebter Kinder (Walther im Jahr 1818, Wolfgang zwei Jahre später und Alma im Jahr 1827)  sehr unglücklich, so Dr. Francesca Fabbri, „Ottilie suchte schon während der Ehe und auch danach immer wieder vergeblich einen intellektuell und emotional gleichgesinnten Lebensgefährten und sehnte sich offen nach unbedingter Liebe“, eine Liebe, die sie aber nie fand.

Ottilies revolutionäres und bisweilen unstetes Leben, begann so richtig erst nach dem frühen Tod ihres Gatten August von Goethe. Als Witwe Ottilie von Goethe war sie als Dichterin und Übersetzerin äußerst aktiv, auch als Redakteurin und Herausgeberin. Zudem positionierte sie sich zu brisanten politischen Fragen und agierte national wie wie international als eine begnadete Netzwerkerin, besonders in den englischsprachigen Raum hinein. Der Titel des von ihr begründeten und herausgegebenen programmatischen Journals Chaos, wurde für diese Ausstellung „Mut zum Chaos“ adaptiert. Ziel von Ottilies „Chaos-Journal“ war, jegliche Schranken zwischen Nationalitäten, Geschlechtern und Schichten zu überwinden.
„Neben Eifer und Begeisterung bedurfte es gerade bei einer Frau der damaligen Zeit eines unerschütterlichen Glaubens an sich selbst, einer enormen Kraft und einer großen Menge Mutes, die eigenen Ideen trotz aller Widerstände und Kritiken durchzusetzen. Im Kampf um ein selbstbestimmtes Leben nutzte sie immer wieder den Prozess des Schreibens als Raum der Freiheit und Selbst(er)findung.“ so Sabine Schimma, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ausstellungen.

OTTILIE VON GOETHE – KURZBIOGRAPHIE

Ottilie von Pogwisch, später von Goethe (1796 - 1872), porträtiert 1813 vom Maler Franz Heinrich Müller (1793 - 1866), © Foto Diether von Goddenthow
Ottilie von Pogwisch, später von Goethe (1796 – 1872), porträtiert 1813 vom Maler Franz Heinrich Müller (1793 – 1866), © Foto Diether von Goddenthow

1806 kam Ottilie Freiin von Pogwisch (1796 – 1872), mittellose Nachfahrin zweier alter preußischer Adelsfamilien, in die Residenzstadt Weimar, wo ihre in Trennung lebende Mutter Henriette von Pogwisch eine Stelle als Hofdame antrat. Bald war Ottilie im Haus des Staatsministers und „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe ein willkommener Gast. 1817 heiratete sie gegen die Bedenken ihrer Familie Goethes einzigen Sohn August, der ihr seit langer Zeit vertraut war.

Nach dem Einzug in das Haus am Frauenplan, wo die junge Familie mit dem „Vater“ unter einem Dach wohnte, entfaltete Ottilie von Goethe eine weltoffene Geselligkeit. Besonders interessierte sie sich für die englischsprachige Kultur. Sie übersetzte, dichtete und gründete die mehrsprachige Zeitschrift Chaos. Für Goethe wurde sie mehr und mehr zu einer wichtigen Gesprächspartnerin. Auch wurden drei Kinder geboren: Walther, Wolfgang Maximilian und Alma. Die Ehepartner entfremdeten sich jedoch zusehends, zu unterschiedlich waren ihre Charaktere. So suchte Ottilie von Goethe schon während der Ehe nach einem intellektuell und emotional gleichgesinnten Partner, was in der Stadt für Gesprächsstoff sorgte.

Nach dem Tod des Ehemanns im Jahr 1830 und des Schwiegervaters zwei Jahre später führte sie ihr Leben selbstbestimmt und weitgehend unabhängig von den damaligen Konventionen. Ihre liebes- und lebenshungrige Haltung ersparte ihr keine Kritik – sie selbst sprach vom „Doppelurteil, was von mir in der Welt herrscht“. Nach einer Beziehung mit einem englischen Captain gebar sie 1834 inkognito in Wien ein viertes Kind, das jedoch ein Jahr später in der Pflege starb.
1837 zog Ottilie von Goethe mit ihrem Sohn Walther nach Leipzig. Hier und in Wien, wo sie ab 1842 dauerhaft lebte, begeisterte sie sich für die literarisch-politischen Strömungen des Liberalismus. 1844 starb in Wien ihre 16-jährige Tochter Alma an Typhus – ein unüberwindbarer Schicksalsschlag für die ganze Familie. Gleichwohl entschied sie sich, in der Stadt zu bleiben. In ihrem angesehenen Salon verkehrte über zwei Jahrzehnte die literarische Szene Wiens. 1870 kehrte sie nach Weimar zurück und verbrachte im Haus am Frauenplan ihre letzten zwei Lebensjahre.
Katalog: OTTILIE VON GOETHE – Mut zum Chaos. Ein Ausstellungsbuch, herausgegeben von Francesca Fabbri,mit Beiträgen von Francesca Fabbri, Waltraud Maierhofer und Yvonne Pietsch

PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
FÜHRUNGEN
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Di, 27. Juni, 16:30 Uhr
So, 2. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 4. Juli, 16:30 Uhr
So, 9. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 11. Juli, 16:30 Uhr
So, 16. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 18. Juli, 16:30 Uhr
So, 30. Juli, 14 und 16 Uhr
So, 13. August, 14 und 16 Uhr

Im Eintrittspreis inklusive
THEATER-FÜHRUNGEN
mit Katharina Schaaf
So, 25. Juni, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 1. Juli, 15 Uhr
Do, 6. Juli, 18 Uhr
Do, 13. Juli, 18 Uhr
Sa, 15. Juli, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 22. Juli, 15 Uhr
So, 23. Juli, 15 Uhr
Sa, 29. Juli, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 5. August, 15 Uhr
So, 6. August, 15 Uhr
So, 20. August, 15 Uhr

Kosten 5 € zzgl. Eintritt. Anmeldung erforderlich
Es besteht die Möglichkeit zu individuellen Führungen.

VERANSTALTUNGEN
Do, 29. Juni, 19 Uhr
DIE SCHWIEGERTOCHTER
Das Leben der Ottilie von Goethe
Buchvorstellung mit Dagmar von Gersdorff
In ihrem jüngsten Werk entwirft die bekannte Biographin Dagmar von Gersdorff ein facettenreiches Bild der lebenshungrigen Ottilie von Goethe, von den schwierigen Jugendjahren über die Heirat mit Goethes einzigem Sohn August bis hin zur langen Phase des Witwenstandes mit Freundschaftsbünden und rastlosen Aktivitäten. Im Zentrum steht die Zeit an der Seite Goethes, dem sie über 15 Jahre die nächste Vertraute war.
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
8 € / 4 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts.

Di, 4. Juli, 19 Uhr
SCHREIBEN OHNE NAMEN
Schriftstellerinnen um 1800 Gespräch mit Francesca Fabbri und Materina Wernli. Lesung: Barbara Englert
Wie stand es um die Publikationsmöglichkeiten von Autorinnen um 1800? Sophie La Roches ‚Fräulein von Sternheim‘ (1771) wurde von Christoph Martin Wieland herausgegeben, Dorothea Veit-Schlegels Roman ‚Florentin‘ (1801) erschien unter dem Namen ihres Mannes Friedrich Schlegel und Karoline von Günderrode nutzte das Pseudonym Tian, das einen männlichen Autor suggerierte. Welche Rolle spielte in solchen Zeiten Ottilie von Goethe und die von ihr von 1829 bis 1831 herausgegebene Zeitschrift ‚Chaos‘, die die Redeordnungen der Zeit programmatisch unterlief?
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
8 € / 4 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts.

Mi, 19. Juli, 19:30 Uhr
LIED & LYRIK:WALTHER VON GOETHE
Lieder, Balladen, Texte – Versuch eines Porträts Mit Ulf Bästlein, Bassbariton und Hedayet Jonas Djeddikar, Klavier
Carl Friedrich Zelter versprach, Obacht auf die musikalische Entwicklung Walther von Goethes (1818 – 1885), Sohn von Ottilie und August von Goethe und Enkel des „großen“ Goethe, zu geben. Robert Schumann, der ihm seine Davidsbündlertänze widmete, wurde sein Freund. Kompositionsunterricht erhielt er u. a. von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Carl Loewe. Doch trotz großer Begabung verstummte Walther von Goethe früh als Komponist. Die Last der Ansprüche, die man an den Namen Goethe stellte, war übergroß. Seine Rezensionen, Essays und sozialkritischen Novellen erschienen unter Pseudonym. Dennoch ist es wesentlich auch sein Verdienst, dass Weimar die „Stadt der Klassik“ blieb.
Das jüngst wiederentdeckte kompositorische Werk Walther von Goethes, in dessen Zentrum Lied und Ballade stehen, bedarf indes einer Neubewertung. Ulf Bästlein und Hedayet Jonas Djeddikar versuchen, ein Portrait dieses liebenswürdigen, humorvollen und feinsinnig gebildeten Menschen und Künstlers zu zeichnen.
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
16 € / 8 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

BESUCHERINFOS & KONTAKT
ÖFFNUNGSZEITEN
Freitag bis Mittwoch, Feiertage 10 – 18 Uhr*
Donnerstag 10 – 21 Uhr
*Geänderte Öffnungszeit: 28. August 10–17 Uhr

Ort und Kontakt:
Deutsches Romantik-Museum & Frankfurter Goethe-Haus
Großer Hirschgraben 21
60311 Frankfurt am Main
www.freies-deutsches-hochstift.de

MUT ZUM CHAOS Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik ab 23.06.2023 im Museum Deutsche Romantik

Ottilie von Goethe, Selbstporträt mit Kasperlmütze im Album ‚Allerlei‘, nach Juni 1817 © Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, 84/II,4a
Ottilie von Goethe, Selbstporträt mit Kasperlmütze im Album ‚Allerlei‘, nach Juni 1817 © Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, 84/II,4a

Das Deutsche Romantik-Museum rückt mit der spannenden neuen Sonderausstellung „Mut zum Chaos. Ottilie von Goethe und die Welt der Romantik“ vom 23.Juni bis 3.September Goethes Schwiegertochter „Ottilie von Goethe“ ins Zentrum.

Ottilie von Goethe (1796 – 1872), Goethes „geliebte Schwiegertochter“, wurde schon von ihren Zeitgenossen überaus kontrovers wahrgenommen. Im Fokus standen stets ihre Rolle als Schwiegertochter Goethes, ihre unglückliche Ehe mit seinem Sohn August und ihre leidenschaftlichen Gefühle. Ihre selbstbestimmten Lebensentscheidungen und ihr freiheitsliebender Geist faszinierten und irritierten zugleich.
Die Frankfurter Ausstellung, die in kleinerer Form bereits 2022 im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar zu sehen war, rückt Ottilie von Goethes bislang wenig beachtetes intellektuelles Lebenswerk in den Mittelpunkt: ihre Tätigkeit als Übersetzerin und Agentin des englisch-deutschen Kulturtransfers, ihre Unterstützung einer neuen Generation von Kunstschaffenden in Weimar, Leipzig und Wien, ferner ihre Dichtungen und ihr politisches Engagement. Ottilies handschriftlicher Nachlass, ihre Bibliothek, ihre Kunst- und archäologischen Sammlungen, ihre Publikationen und Übersetzungen erweisen sich als ein erstaunlich reicher Fundus, um ihre weltoffene Persönlichkeit darzustellen und zugleich ein Stück Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts zu schreiben. Im Zentrum steht die Zeitschrift ‚Chaos‘, die Ottilie von Goethe unter tätiger Mitwirkung ihres Schwiegervaters herausgab. Sie zirkulierte in einem geschlossenen Zirkel von Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmern und bot unter dem Deckmantel der Anonymität ganz unterschiedlichen Personengruppen, namentlich Frauen, die Möglichkeit zur Teilhabe. Die Beiträge kamen aus allen Teilen Europas, waren in verschiedenen Sprachen verfasst und gaben Gelegenheit, auf die Beiträge der anderen zu reagieren. Auf diese Weise war es möglich, die Redeordnungen der Zeit zu unterlaufen. Auf die historische Zeitschrift reagiert ein partizipatives Projekt, das Teil der Ausstellung sein wird: Studierende der Goethe-Universität Frankfurt erhalten die Möglichkeit, ein ‚Neues Chaos‘ herauszugeben, das in vielerlei Hinsicht an das ursprüngliche Projekt anknüpft. Das Rahmenprogramm umfasst Führungen und Abendvorträge. Ein von der Kuratorin Francesca Fabbri herausgegebener Ausstellungkatalog ist 2022 im Verlagshaus Römerwerg erschienen (96 Seiten mit farbigen Fotografien und Zeichnungen).
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Francesca Fabbri.

AUSSTELLUNG: 23. JUNI BIS 3. SEPTEMBER, ERÖFFNUNG: 22. JUNI 2023, 19 UHR
DEUTSCHES ROMANTIK-MUSEUM: ERNST MAX VON GRUNELIUS-SAAL

OTTILIE VON GOETHE – KURZBIOGRAPHIE

1806 kam Ottilie Freiin von Pogwisch (1796 – 1872), mittellose Nachfahrin zweier alter preußischer Adelsfamilien, in die Residenzstadt Weimar, wo ihre in Trennung lebende Mutter Henriette von Pogwisch eine Stelle als Hofdame antrat. Bald war Ottilie im Haus des Staatsministers und „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe ein willkommener Gast. 1817 heiratete sie gegen die Bedenken ihrer Familie Goethes einzigen Sohn August, der ihr seit langer Zeit vertraut war.

Nach dem Einzug in das Haus am Frauenplan, wo die junge Familie mit dem „Vater“ unter einem Dach wohnte, entfaltete Ottilie von Goethe eine weltoffene Geselligkeit. Besonders interessierte sie sich für die englischsprachige Kultur. Sie übersetzte, dichtete und gründete die mehrsprachige Zeitschrift Chaos. Für Goethe wurde sie mehr und mehr zu einer wichtigen Gesprächspartnerin. Auch wurden drei Kinder geboren: Walther, Wolfgang Maximilian und Alma. Die Ehepartner entfremdeten sich jedoch zusehends, zu unterschiedlich waren ihre Charaktere. So suchte Ottilie von Goethe schon während der Ehe nach einem intellektuell und emotional gleichgesinnten Partner, was in der Stadt für Gesprächsstoff sorgte.

Nach dem Tod des Ehemanns im Jahr 1830 und des Schwiegervaters zwei Jahre später führte sie ihr Leben selbstbestimmt und weitgehend unabhängig von den damaligen Konventionen. Ihre liebes- und lebenshungrige Haltung ersparte ihr keine Kritik – sie selbst sprach vom „Doppelurteil, was von mir in der Welt herrscht“. Nach einer Beziehung mit einem englischen Captain gebar sie 1834 inkognito in Wien ein viertes Kind, das jedoch ein Jahr später in der Pflege starb.

1837 zog Ottilie von Goethe mit ihrem Sohn Walther nach Leipzig. Hier und in Wien, wo sie ab 1842 dauerhaft lebte, begeisterte sie sich für die literarisch-politischen Strömungen des Liberalismus. 1844 starb in Wien ihre 16-jährige Tochter Alma an Typhus – ein unüberwindbarer Schicksalsschlag für die ganze Familie. Gleichwohl entschied sie sich, in der Stadt zu bleiben. In ihrem angesehenen Salon verkehrte über zwei Jahrzehnte die literarische Szene Wiens. 1870 kehrte sie nach Weimar zurück und verbrachte im Haus am Frauenplan ihre letzten zwei Lebensjahre.

PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
FÜHRUNGEN
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Di, 27. Juni, 16:30 Uhr
So, 2. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 4. Juli, 16:30 Uhr
So, 9. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 11. Juli, 16:30 Uhr
So, 16. Juli, 14 und 16 Uhr
Di, 18. Juli, 16:30 Uhr
So, 30. Juli, 14 und 16 Uhr
So, 13. August, 14 und 16 Uhr
Im Eintrittspreis inklusive

KURATORINNENFÜHRUNGEN
mit Francesca Fabbri
Fr, 23. Juni, 11 Uhr
Fr, 23. Juni, 15 Uhr (für Lehrkräfte)
Mi, 5. Juli, 11 Uhr
Mi, 19. Juli, 16:30 Uhr
Mo, 28. August, 15 Uhr
So, 3. September, 16 Uhr
Im Eintrittspreis inklusive

THEATER-FÜHRUNGEN
mit Katharina Schaaf
So, 25. Juni, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 1. Juli, 15 Uhr
Do, 6. Juli, 18 Uhr
Do, 13. Juli, 18 Uhr
Sa, 15. Juli, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 22. Juli, 15 Uhr
So, 23. Juli, 15 Uhr
Sa, 29. Juli, 15 und 16:15 Uhr
Sa, 5. August, 15 Uhr
So, 6. August, 15 Uhr
So, 20. August, 15 Uhr
Kosten 5 € zzgl. Eintritt. Anmeldung erforderlich

INDIVIDUELLE FÜHRUNGEN
Es besteht die Möglichkeit, individuelle Führungen durch die Ausstellung zu buchen.

VERANSTALTUNGEN
Do, 29. Juni, 19 Uhr
DIE SCHWIEGERTOCHTER
Das Leben der Ottilie von Goethe
Buchvorstellung mit Dagmar von Gersdorff
In ihrem jüngsten Werk entwirft die bekannte Biographin Dagmar von Gersdorff ein facettenreiches Bild der
lebenshungrigen Ottilie von Goethe, von den schwierigen Jugendjahren über die Heirat mit Goethes einzigem
Sohn August bis hin zur langen Phase des Witwenstandes mit Freundschaftsbünden und rastlosen Aktivitäten. Im
Zentrum steht die Zeit an der Seite Goethes, dem sie über 15 Jahre die nächste Vertraute war.
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
8 € / 4 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

Di, 4. Juli, 19 Uhr
SCHREIBEN OHNE NAMEN
Schriftstellerinnen um 1800
Gespräch mit Francesca Fabbri und Materina Wernli. Lesung: Barbara Englert
Wie stand es um die Publikationsmöglichkeiten von Autorinnen um 1800? Sophie La Roches ‚Fräulein von
Sternheim‘ (1771) wurde von Christoph Martin Wieland herausgegeben, Dorothea Veit-Schlegels Roman
‚Florentin‘ (1801) erschien unter dem Namen ihres Mannes Friedrich Schlegel und Karoline von Günderrode nutzte
das Pseudonym Tian, das einen männlichen Autor suggerierte. Welche Rolle spielte in solchen Zeiten Ottilie von
Goethe und die von ihr von 1829 bis 1831 herausgegebene Zeitschrift ‚Chaos‘, die die Redeordnungen der Zeit
programmatisch unterlief?
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
8 € / 4 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

Mi, 19. Juli, 19:30 Uhr
LIED & LYRIK:WALTHER VON GOETHE
Lieder, Balladen, Texte – Versuch eines Porträts
Mit Ulf Bästlein, Bassbariton und Hedayet Jonas Djeddikar, Klavier
Carl Friedrich Zelter versprach, Obacht auf die musikalische Entwicklung Walther von Goethes (1818 – 1885),
Sohn von Ottilie und August von Goethe und Enkel des „großen“ Goethe, zu geben. Robert Schumann, der ihm
seine Davidsbündlertänze widmete, wurde sein Freund. Kompositionsunterricht erhielt er u. a. von Felix
Mendelssohn-Bartholdy und Carl Loewe. Doch trotz großer Begabung verstummte Walther von Goethe früh als
Komponist. Die Last der Ansprüche, die man an den Namen Goethe stellte, war übergroß. Seine Rezensionen,
Essays und sozialkritischen Novellen erschienen unter Pseudonym. Dennoch ist es wesentlich auch sein Verdienst,
dass Weimar die „Stadt der Klassik“ blieb.
Das jüngst wiederentdeckte kompositorische Werk Walther von Goethes, in dessen Zentrum Lied und Ballade
stehen, bedarf indes einer Neubewertung. Ulf Bästlein und Hedayet Jonas Djeddikar versuchen, ein Portrait
dieses liebenswürdigen, humorvollen und feinsinnig gebildeten Menschen und Künstlers zu zeichnen.
Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25
16 € / 8 € für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts

BESUCHERINFOS & KONTAKT

Öffnungszeiten
Freitag bis Mittwoch, Feiertage 10 – 18 Uhr*
Donnerstag 10 – 21 Uhr
*Geänderte Öffnungszeit: 28. August 10–17 Uhr

Weitere Infos über:
BESUCHERANFRAGEN & ANMELDUNG
anmeldung@freies-deutsches-hochstift.de
+ 49 (0) 69 138 80-0

Ort und Kontakt
Deutsches Romantik-Museum & Frankfurter Goethe-Haus
Großer Hirschgraben 21
60311 Frankfurt am Main
www.freies-deutsches-hochstift.de

ROMANTIK UND PARLAMENTARISMUS Jacob Grimm und Ludwig Uhland in der Frankfurter Paulskirche 12. Mai bis 30. Juli 2023

Die Nationalversammlung in der Paulskirche. Kolorierte Lithografie von Ludwig von Elliot © Historisches Museum, Frankfurt am Main.
Die Nationalversammlung in der Paulskirche. Kolorierte Lithografie von Ludwig von Elliot © Historisches Museum, Frankfurt am Main.

Die Spätphase der Romantik galt lange Zeit als rückwärtsgewandt und modernefeindlich, vor allem aber als politisch reaktionär. Diese Fehleinschätzung wurde mittlerweile revidiert und hat einer differenzierteren Sicht Platz gemacht. In der Spätromantik begegnen höchst unterschiedliche Einstellungen, die nahezu das gesamte Spektrum politischer Haltungen umfassen und von konservativ-monarchietreuen bis zu demokratisch-liberalen Positionen reichen.

Seit Herbst 1816 tagte im Frankfurter Palais Thurn und Taxis (Eschenheimer Gasse) einmal wöchentlich die sog. Bundesversammlung (auch Bundestag genannt), ein Kongress von Gesandten der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes. Als nach der Märzrevolution 1848 Forderungen nach parlamentarischer Volksvertretung übermächtig wurden, fanden in den einzelnen deutschen Ländern Wahlen zu einer „constituirenden deutschen Nationalversammlung“ statt, die ebenfalls in Frankfurt zusammenkam – und zwar in der nach dem Apostel Paulus benannten Paulskirche. Zentrale Aufgabe der Nationalversammlung sollte es sein, eine Verfassung für einen noch zu gründenden deutschen Bundesstaat zu entwerfen.

Mit Jacob Grimm und Ludwig Uhland begriffen zwei Vertreter der Romantik diese Gelegenheit als Aufgabe, um an der künftigen deutschen Volksvertretung mitzuwirken. Sie ließen sich in ihren Wahlbezirken als Kandidaten nominieren und wurden schließlich auch als Abgeordnete gewählt. In den Folgemonaten erlebten und gestalteten sie eine der spannendsten Phasen der deutschen Geschichte mit. Auch wenn weder Jacob Grimm noch Ludwig Uhland zu den prägenden Gestalten des Paulskirchenparlaments gehörten und die großen Debatten von anderen Personen geführt wurden, nahmen beide doch erkennbar Anteil an den politischen Willensbildungsprozessen und suchten zumindest punktuell auf einzelne Entscheidungen einzuwirken.

Die Kabinettausstellung im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums setzt sich mit dieser wichtigen und oft übersehenen Facette des Wirkens von Jacob Grimm und Ludwig Uhland auseinander. Ihre Tätigkeit führt eindrücklich vor Augen, dass Romantik und Parlamentarismus keine Gegensätze sind.

Die Ausstellung findet im Rahmen des Paulskirchen-Festivals der Stadt Frankfurt statt und wird von Prof. Dr. Wolfgang Bunzel kuratiert. Zur Ausstellung werden inhaltlich ergänzende Veranstaltungen angeboten.

Eintritt Der Besuch der Ausstellung ist im Museumseintritt enthalten.
Öffnungszeiten Freitag bis Mittwoch, Feiertage 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr
Besucherinformation www.freies-deutsches-hochstift.de

Deutsches Romantik-Museum & Frankfurter Goethe-Haus 7 Tage die Woche geöffnet

Deutsches Romantik Museum, daran anscließend das Goethe-Haus. © Foto Diether von Goddenthow
Deutsches Romantik Museum, daran anscließend das Goethe-Haus. © Foto Diether von Goddenthow

Ab dem 1. April sind Goethe-Haus und Deutsches Romantik-Museum 7 Tage die Woche geöffnet. Wir haben nachgerechnet: Das sind ingesamt 212.400 Sekunden jede Woche für Ihren Besuch bei uns. Neu im Vermittlungsprogramm sind öffentlichen Einführungen zum Deutschen Romantik-Museum, die einen Einblick in das Ausstellungskonzept des Hauses geben.

Zum 400-jährigen Jubiläum von ‚Shakespeare’s First Folio‘ laden wir Sie heute Abend zu einer Lesung mit Gespräch ein. An Shakespeares Geburtstag erwartet Sie Katharina Schaaf mit einer ganz besonderen Führung im Goethe-Haus.

Auch Ludwig Tiecks 250. Geburtstag wird selbstverständlich gefeiert: Die Goethe-Ringvorlesung in diesem Semester ist ihm gewidmet und in der Reihe Lied & Lyrik wird ‚Die schöne Magelone‘ in Brahms Vertonung zu hören sein.

Anlässlich des 80. Geburtstags Hendrik Birus veranstaltet das Freie Deutsche Hochstift ein festliches Symposium. An zwei Tagen werden zahlreiche Freunden und Weggefährten des international renommierten Literaturwissenschaftlers und Goethe-Forschers in Vorträgen und Diskussionen der Frage nachgehen, wie Philologie heute zu bestimmt und zu bewerten ist.

Der Workshop ‚Goethe und der Frühling‘ in den Osterferien bietet Kindern die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Techniken auszuprobieren. ‚Zeichnen in der Natur‘ ist ein Kreativ-Angebot für Jugendliche und Erwachsene. Hier können bei einem Spaziergang verschiedene Zeichentechniken erprobt werden.

 

Deutsches Romantik-Museum
Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0)69 138 80-0
info@freies-deutsches-hochstift.de

Besucherinformationen

Hessischer Kulturpreis 2023 geht an Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken

Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. © Foto Frankfurter Goethe-Haus Freies Deutsches Hochstift
Professorin Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. © Foto Frankfurter Goethe-Haus Freies Deutsches Hochstift

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein zeichnet Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken mit dem Hessischen Kulturpreis 2022 aus. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin erhält den Preis für ihre Verdienste um Literatur und Forschung als Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und des dazugehörigen, im Jahr 2021 eröffneten Deutschen Romantik-Museums.

„Anne Bohnenkamp-Renken ist eine höchst angesehene Literaturwissenschaftlerin, die mit ihrem unermüdlichen Engagement für Kunst, Kultur und Bildung nicht nur der Stadt Frankfurt, sondern auch ganz Hessen große Dienste erwiesen hat“, sagte der Regierungschef.

Durch ihre Arbeit habe Bohnenkamp-Renken die literarische Forschung um zwei bedeutende historisch-kritische Projekte, nämlich die Hybrid-Edition von Goethes „Faust“ und die Ausgaben der Werke und Briefe von Clemens Brentano, in hohem Maße bereichert. Zudem sei unter ihrer Leitung das Freie Deutsche Hochstift/Goethe-Haus zu einem lebendigen Museum mit national und international beachteten Ausstellungen und einem offenen Ort für Diskussionen geworden, der jährlich mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher anlocke.

„Als Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts entwickelte sie nicht nur die Idee des Deutschen Romantik-Museums, sie setzte sich auch maßgeblich für deren Verwirklichung ein, indem sie die Planung vorantrieb, Finanzierungszusagen einwarb, Sponsoren gewann und zehn Jahre lang jeglichen Widerständen um den Museumsneubau die Stirn bot. Dank ihr haben wir in Frankfurt nun das weltweit erste Museum, das sich der für Kunst, Kultur und Geisteswissenschaft so bedeutenden Epoche der Romantik als Ganzes widmet“, sagte Rhein. Originale Ausstellungsstücke wie die Handschriften der großen Romantiker von Novalis bis Eichendorff machten in Frankfurt die Zeit der Romantik in multimedialen Darstellungsformen erfahrbar. Bohnenkamp-Renken habe einen einzigartigen Ort der Kultur geschaffen, dessen Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinausreiche.

Die im nordrhein-westfälischen Hilden geborene, promovierte Literaturwissenschaftlerin Anne Bohnenkamp-Renken ist seit 2003 Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und seit 2012 Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Frankfurter Universität sowie Vizepräsidentin der Goethe-Gesellschaft Weimar und Mitglied in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften.

Der Hessische Kulturpreis wird seit 1982 jedes Jahr für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung vergeben. Er ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Im Kuratorium, dessen Vorsitz der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein innehat, sind neben der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, neun weitere Personen aus Kunst, Kultur und Bildung vertreten.

»Soll, muss und kann Sprache gerecht sein?« Start der Frankfurter Hausgespräche 2022 am 27. April

Die Dudin Der Duden Collage © Diether v. Goddenthow
Die Dudin Der Duden Collage © Diether v. Goddenthow

 Die Frankfurter Hausgespräche beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema „Soll, muss und kann Sprache gerecht sein?“. An vier öffentlichen Diskussionsabenden wird der Wunsch nach gerechter Sprache aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen.

Aktuelle sprachwissenschaftliche und sprachpolitische Forderungen werden ebenso diskutiert wie die Idee einer universalen Sprache, wie sie im Esperanto formuliert wird. Weitere Themen sind Sprachengerechtigkeit durch Mehrsprachigkeit und Überlegungen zur bewusstseinsbildenden Kraft von Sprache als Thema in der Epoche der Romantik. Die kostenfreien Veranstaltungen finden vom 27. April bis zum 18. Mai 2022 wöchentlich an unterschiedlichen Orten in Frankfurt statt. Manche Diskussionen werden zudem live ins Internet übertragen. Die Frankfurter Hausgespräche sind ein gemeinsames Veranstaltungsformat der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, des Freien Deutschen Hochstifts, des Haus am Dom und des Jüdischen Museum Frankfurt. Weitere Informationen zu den Inhalten und zur Anmeldung unter www.frankfurter-hausgespraeche.de.

Seit 2010 veranstalten vier namhafte Frankfurter Institutionen zusammen die Frankfurter Hausgespräche. An öffentlichen Diskussionsabenden wird ein gemeinsames Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet – stets mit der Maxime, die Gegenwart mit einem Blick in die Vergangenheit und Gedanken an die Zukunft zu verbinden.

In diesem Jahr geht es vor dem Hintergrund aktueller Debatten im Spannungsfeld zwischen einem Sprachwandel und der Einhaltung bestimmter Sprachregeln um die Frage „Soll, muss und kann Sprache gerecht sein?“. Woher der Anspruch nach gerechter Sprache kommt, wie er sich im Einzelnen darstellt, und wohin er führt, damit beschäftigen sich vier aufeinanderfolgende Diskussionsrunden.

Den Auftakt macht die Stiftung Polytechnische Gesellschaft am 27. April 2022 um 19:30 Uhr mit einer Podiumsdiskussion in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Unter dem Titel „Die Forderung nach gerechter Sprache – sprachphilosophisch, sprachwissenschaftlich und sprachpolitisch betrachtet“ diskutiert die Germanistin und DUDEN-Chefredakteurin, Dr. Kathrin Kunkel-Razum mit Prof. Dr. Thomas Steinfeld, Journalist, Literaturkritiker, Übersetzer und Schriftsteller. Moderiert wird das Gespräch von Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Zu Fuß Gehende, Praktikant*innen, Steuerberater_innen, BürgerInnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Es ist nicht gerade leicht, ein bestehendes System von Personenbezeichnungen und Pluralen umzubauen, auch wenn das Deutsche durch seine Elastizität viele Möglichkeiten bietet. Es bleibt spannend, ob sich die neuen Personenbezeichnungen und die damit einhergehenden Verschiebungen in der Bezeichnungsarchitektur des Deutschen gegen Tendenzen der Sprachökonomie durchsetzen werden. Sprachphilosophische, sprachwissenschaftliche und sprachpolitische Aspekte spielen dabei eine wichtige, nicht immer dieselbe Rolle. Das Hausgespräch lotet Absichten und Folgen der Forderung nach gerechter Sprache differenziert aus.

Am 4. Mai 2022 um 19:00 Uhr setzen sich im Jüdischen Museum Frankfurt Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein, Professorin für Transkulturelle Geschichte des Judentums an der Humboldt-Universität Berlin, Prof. Dr. Sabine Fiedler, Vorsitzende der Gesellschaft für Interlinguistik e. V. und Professorin für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig, und Dr. Anja Christina Stecay, Vorstandsmitglied der Esperanto-Gesellschaft Frankfurt, mit Ludwig Zamenhof und seiner Idee der „universalen Sprache“ auseinander. 1887 publizierte der Warschauer Augenarzt und Philologe Ludwig Leyzer Zamenhof (1859-1917) eine Broschüre mit dem Titel „Internationale Sprache“, die zum Gründungsmanifest von Esperanto wurde. Bereits als Jugendlicher träumt er von einer „Lingwe Uniwersale“, die die Verständigung in der diversen Stadtbevölkerung stärken und ehemalige Shtetl-Bewohnerinnen und Bewohner mit anderen Minderheiten verbinden sollte. Dieser Völkerverständigungsgedanke trägt bis heute die Plansprache Esperanto, die weltweit Anhänger fand und nach wie vor von Millionen Menschen praktiziert wird.

Am 11. Mai 2022 um 19:30 Uhr folgt eine Veranstaltung im Haus am Dom. Die Zunahme einer Pluralität der Herkünfte und Kulturen führt in einem Einwanderungsland wie Deutschland notwendig zu einer Vielfalt von Sprachen, die – zumindest im privaten Zusammenhang – gesprochen werden. Doch wie sich dann verständigen, wenn nicht durch Mehrsprachigkeit möglichst aller Bürgerinnen und Bürger? Ist Indien ein Vorbild, wo Hindi und Englisch zwar als Amtssprachen gelten, man aber angesichts der Vielfalt gesprochener Sprachen auf eine Nationalsprache verzichtet? Sollten Herkunftssprachen ebenso gefördert werden wie die deutsche Sprache, also auch als Schulfächer und Zusatzqualifikation anerkannt werden? Oder sollten nicht doch vor allem (sehr) gute Deutschkenntnisse aller langfristig in Deutschland Lebenden als oberstes Ziel der Sprachbildung gelten? Über diese und andere Fragen aus Theorie und Praxis diskutieren Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt, Dr. Magdalena Knappik, Gastprofessorin „Grundschuldidaktik, Mehrsprachigkeit und soziale Teilhabe“ Universität Kassel, Dr. Aladin El-Mafaalani, Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft, Universität Osnabrück, und Dr. Brigitta Sassin, Religionswissenschaftlerin und Theologin, Referentin für Gemeinden anderer Muttersprache und christlich-islamischen Dialog, katholische Stadtkirche Frankfurt.

Den Abschluss der Reihe bildet das Freie Deutsche Hochstift mit dem Gesprächsabend „Sprachgewalt – Sprachgerechtigkeit: Ein Thema der Romantik?“ am 18. Mai 2022, um 19:30 Uhr im Arkadensaal. Dass man durch Sprache die Welt nicht nur fasst und gleichsam „abbildet“, sondern dass man sie gestaltet und in wesentlicher Hinsicht sogar überhaupt erst hervorbringt, war der Goethezeit wohlbekannt. Neben den beiden wichtigsten sprachphilosophischen Autoren des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts, Johann Gottfried Herder und Wilhelm von Humboldt, waren es vor allem die Romantiker August Wilhelm und Friedrich Schlegel, die der Sprache eine bewusstseinsbildende Kraft zuschrieben. Sie vertraten zugleich neue, teilweise geradezu moderne Ansichten vom Verhältnis der Geschlechter – doch brachten sie auch beides zusammen und hatten die Idee einer im heutigen Sinne ‚geschlechtergerechten‘ Sprache? Dieser Frage geht die Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, im Gespräch mit dem Sprachwissenschaftler und Romantikforscher Prof. Dr. Jochen A. Bär (Universität Vechta) und mit der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Universität Frankfurt am Main) nach.

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe und den Zugangsmodalitäten zu den einzelnen Diskussionsrunden finden sich unter www.frankfurterhausgespraeche.de.

Die Frankfurter Hausgespräche sind ein Kooperationsprojekt des Freies Deutsches Hochstifts, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, dem Jüdischen Museum Frankfurt und dem Haus am Dom.

Warum ist die Romantik kulturgeschichtlich so bedeutsam? Zur Begründung der Romantik-Zeitschrift ‚Serapion‘. 16.3.2022, 19 Uhr

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Am Mittwoch, 16. März 2022, 19 Uhr, lädt das Freie Deutschen Hochstift anlässlich der Begründung der neuen Romantik-Zeitschrift ‚Serapion‘ zur Veranstaltung ‚Warum ist die Romantik kulturgeschichtlich so bedeutsam?‘ in den Arkadensaal ein. Es sprechen die Hauptherausgeberin Kaltërina Latifi und der Literaturwissenschaftler Silvio Vietta.

Etwas inzwischen selten Gewordenes ist vorzustellen: ein neues Periodikum. ‚Serapion‘ bietet ein Forum zur Erforschung der europäischen Romantik und ihrer bis heute unverminderten Bedeutung. Die Hauptherausgeberin Kaltërina Latifi wird bei dieser Präsentationsveranstaltung erläutern, wofür ‚Serapion‘ steht. Silvio Vietta, Mitglied des internationalen Beirats, wird über ‚Romantik. Eine geistige Neugeburt in Europa‘ sprechen: Im Zeitalter der Industrialisierung und im Nachhall der Französischen Revolution begann sich Europa um 1800 neu zu definieren. Vor allem die frühe Romantik suchte dabei nach alternativen Lebensentwürfen, ausgehend von der Produktivität des Geistes sowie der Aufwertung der (Kunst-)Religion. Die Frühromantik entwarf eine neue Produktionsästhetik und darüber hinaus politische Bildungsmodelle für eine kommende Zeit.

Der Literaturwissenschaftler Dr. Silvio Vietta ist emeritierter Professor der Universität Hildesheim. Dr. Kaltërina Latifi habilitiert sich an der Universität Göttingen und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Queen Mary University of London.

Eintritt
5 € / frei für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts
Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erbeten.
www.freies-deutsches-hochstift.de

Deutsches Romantik Museum „Als wäre ich selbst dabei gewesen“ Die erste Sammlung Karl Ströher aus dem Vermächtnis von Ulrike Crespo 8.02. bis 11.04.22

Deutsches Romantik Museum Frankfurt mit angrenzendem Goethehaus  © Foto Diether v. Goddenthow
Deutsches Romantik Museum Frankfurt mit angrenzendem Goethehaus © Foto Diether v. Goddenthow

Aus dem Nachlass der Frankfurter Psychologin, Fotografin und Philanthropin Ulrike Crespo (1950 – 2019) erhielt das Freie Deutsche Hochstift 2021 ein Konvolut von 35 Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. Ursprünglich zusammengetragen wurden diese von ihrem Großvater Karl Ströher (1890 – 1977), dem bedeutenden Förderer und Sammler von Kunst der Nachkriegszeit und der Moderne. Er sammelte Werke der klassischen Moderne und direkter Zeitgenossen und stand mit vielen internationalen Künstlern in enger Verbindung. Sein Nachlass prägt heute das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt und bereichert die Sammlung des Städel Museums. Das Freie Deutsche Hochstift würdigt die Schenkung Ulrike Crespos nun mit einer Schau im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums. Unter dem Titel ‚Als wäre ich selbst dabei gewesen. Die erste Sammlung Karl Ströher aus dem Vermächtnis von Ulrike Crespo‘ werden vom 8. Februar bis 11. April 2022 18 ausgewählte Zeichnungen des Konvoluts gezeigt, darunter Arbeiten von Jakob Becker und Karl Peter Burnitz, Heinrich Crola, Wilhelm von Kobell, Thomas Ender sowie Johann Christoph Erhard.

Eduard Leonhardi Seeufer-© FDH
Eduard Leonhardi Seeufer-© FDH

Karl Ströher begann erst als 50-Jähriger, Kunst zu sammeln, angefangen mit Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. In einem autobiographischen Bericht schilderte er 1976: „Ich liebte vor allem Blätter der Deutschen in Rom und der Romantiker“. Es sei eine persönliche Nähe gewesen, die er zu diesen Malern und Zeichnern aufbauen konnte. Die Lektüre von Lebensläufen, Berichten und Briefen der Künstler brachte ihm deren Arbeiten nah: „Die vielerlei Einzelheiten darüber habe ich ganz in mich aufgenommen, als wäre ich selbst dabei gewesen“. Bald umfasste diese erste „Romantiker-Sammlung“ viele hundert Blätter, darunter Arbeiten von Künstlern wie Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Johann Friedrich Overbeck oder Adrian Ludwig Richter.

Die 35 Handzeichnungen, die das Freie Deutsche Hochstift erhalten hat, zeigen skizzenhafte Arbeiten, die selten bildhaft ausgeführt wurden, umfassen versunkene Figuren, kleine Naturszenen, Blicke auf und in Gebäude oder in die Landschaft. Allen Blättern ist ein nahezu privater Blick zu eigen, etwas schnell Erfasstes, so als halte der Künstler eine Körperhaltung, eine unspektakuläre, ihm vertraute Szene oder auch eine Lichtstimmung fest. Die Zeichner dieser Sammlung entstammen der Spätromantik, dem Biedermeier manche bereits dem frühen Realismus. Einige gehören in das Umfeld Frankfurts, einige in den Dresdener Kontext mit seiner großen romantischen Tradition, oder in den süddeutschen Raum. Andere Zeichnungen entstanden auf den im 19. Jahrhundert so wichtigen Künstlerreisen nach Italien, von denen Karl Ströher fasziniert erzählte.

Eintritt
Der Besuch der Ausstellung ist im Museumseintritt enthalten.

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr / Montag geschlossen

Besucherinformation
www.freies-deutsches-hochstift.de
www.deutsches-romantik-museum.de