Deutsches Romantik-Museum: Schreiben mit der Hand in der Romantik. Studioausstellung.

Roschi_1789_Gesamtansicht_Titel-Presse-450Das Freie Deutsche Hochstift sammelt seit über 150 Jahren Handschriften und präsentiert sie in Ausstellungen als Zeugnisse der Literatur- und Geistesgeschichte. Zugleich haben die Manuskripte auch die suggestive Funktion, die historischen Personen durch die Charakteristik ihrer Schrift zu vergegenwärtigen. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass es seit dem 16. Jahrhundert Schreiblehrbücher gab, die genau vorgaben, wie eine gute Handschrift auszusehen hatte. Das Schreiben wurde gelehrt und auf diese Weise durch Schreibnormen geprägt. So ist Schrift immer auch Ausdruck einer allgemeinen kulturgeschichtlichen Entwicklung.

Die Ausstellung im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums gibt Einblick in die Geschichte der im deutschen Sprachraum ab dem 16. Jahrhundert verwendeten Schreibschriften. Den Schwerpunkt bildet die Zeit um 1800. Gezeigt werden aus einer Frankfurter Privatsammlung Schreiblehrbücher und Schriftvorlagen, anhand derer sich die Entwicklung der Schreibdidaktik seit der frühen Neuzeit nachvollziehen lässt. Viele dieser Druckwerke sind heute sehr selten, selbst wenn sie zu ihrer Zeit in hohen Auflagen erschienen waren. Als Bücher für den täglichen Gebrauch wurden sie meist weggeworfen.

Am Anfang stehen „Schreibmeister“, die in den Handelsstädten angehende Kaufleute und Kanzleibeamte im Schreiben unterwiesen. Für sie standen handwerkliche Perfektion und künstlerischer Anspruch im Vordergrund. Durch die breitere Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht Ende des 18. Jahrhunderts geriet der Schreibunterricht zunehmend unter Erfolgsdruck. Damals begann die bis heute anhaltende Diskussion um eine gut lesbare und rasch zu erlernende Normalschrift. In Reaktion auf diese Entwicklung bemühten sich die Schreiblehrer verstärkt um die Leserlichkeit des Schriftbilds und Zügigkeit des Schreibvorgangs. Nach 1800 wurden die reich verzierten Schreibmeisterbücher daher zunehmend durch schlichter gestaltete, preiswertere Schreiblehrbücher verdrängt, die auf dekorative Elemente weitgehend verzichteten und dafür didaktische Elemente aufnahmen. Zunehmend wurde gefordert, die Zahl der gelehrten Schreibschriften (deutsche und lateinische Kurrentschrift, Frakturschrift, Kanzleischrift) zu vermindern.

ÖFFNUNGSZEITEN
Freitag bis Mittwoch, Feiertage 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr Geänderte Öffnungszeit: 28. August 2023, 10 – 17 Uhr

KATALOG
Begleitend zur Studioausstellung stellt der Kurator Andreas Dietzel in einem Essay die Geschichte des Schreibenlernens von der kunsthandwerklichen Kalligraphie bis zu vereinfachten Schulschriften des 19. Jahrhundert vor. Skizziert wird die Entwicklung der deutschen Schreibschrift von den Schreibmeistern des 16. Jahrhunderts bis zu den Schriftpädagogen des frühen 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht auch hier die Zeit um 1800. In einem Anhang werden einige Beispiele aus der ausgestellten Sammlung präsentiert.
Schreiben mit der Hand in der Zeit der Romantik. Eine Betrachtung von Andreas Dietzel. Göttinger Verlag der Kunst GmbH, Göttingen, 2023. 64 Seiten zahlreiche Abbildungen. Verkaufspreis: 18 €. Erhältlich ab dem 3.8.2023 im Museumsshop und im Buchhandel.

Deutsches Romantikmuseum
Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main