Kategorie-Archiv: literaTurm

literaTurm 2022 – das Literaturfestival FrankfurtRheinMain vom 27. Juni bis 3. Juli unter dem Motto „Risse“

literaTurm-logo-450literaTurm verbindet zwei Frankfurter Wahrzeichen – das Buch und die Skyline. Mit seinen Lesungen in Hochhäusern ist das städtische Literaturfestivals deutschlandweit einmalig. Die letzte Auflage 2020 musste kurzfristig aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Dieses Jahr findet literaTurm wieder statt und wie gewohnt steht das Programm unter einem thematischen Schwerpunkt. RISSE lautet das Motto, eine vielzitierte Metapher, die für disruptive Prozesse sowie ästhetische Verfahren steht. Insgesamt sind 35 Veranstaltungen mit rund 90 Beteiligten geplant. Frankfurter Hochhäuser bleiben zentrale Veranstaltungsorte. Darüber hinaus finden Lesungen in der Region statt.

Der Krieg in der Ukraine, Flucht und Migration als biografischer Riss, die Schere zwischen Arm und Reich, das komplexe Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland, die politische Polarisierung, die schwierige Situation von berufstätigen Müttern insbesondere aufgrund der Pandemie – die Risse in unserer Gesellschaft und Welt sind manifester denn je. Risse sind aber auch ein ästhetisches Verfahren in Kunst und in Literatur. Getreu der thematischen Schwerpunktsetzung von literaTurm, dem kuratierten biennalen Literaturfestival der Stadt Frankfurt am Main, werden in diesem Jahr Romane und Sachbücher vorgestellt, die unterschiedliche Aspekte des Mottos verhandeln. Insgesamt sind 35 Veranstaltungen mit 50 deutschsprachigen und internationalen Schriftsteller:innen und Wissenschaftler:innen geplant. Das Festival findet vom 27. Juni bis 3. Juli 2022 in Frankfurt und der RheinMain-Region statt. Kooperationsveranstaltungen mit Spanien, dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022, und dem Instituto Cervantes sowie mit Litprom, dem Deutschen Polen Institut und dem Hessischen Literaturforum bereichern das Programm. Hochhäuser bleiben zentrale Veranstaltungsorte von literaTurm.

Die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin, Dr. Ina Hartwig, stellt fest: „Kultur- und Literaturveranstaltungen sind mehr denn je aufgerufen, sich den großen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. literaTurm greift Themen auf, die uns alle bewegen und umtreiben, und die es bei hochkarätig besetzen Lesungen und Podiumsdiskussionen verhandelt. Das biennale Festival versammelt wichtige Stimmen der Literatur und des Sachbuches der letzten zwei Jahre und setzt dabei einen thematischen Schwerpunkt. Mit dem Kinderbuchprogramm richtet sich literaTurm erstmals auch jüngere Leser und Leserinnen.“

Erneut sind zahlreiche deutschsprachige und internationale Schriftsteller:innen und Wissenschaftler:innen vertreten. Zu den renommierten Gästen zählen Ivan Krastev, Karl-Heinz Ott, László Krasznahorkai, Steffen Mau, Judith Hermann mit einem Lesungskonzert mit dem Ensemble Modern, Senthuran Varatharajah, Natalie Amiri, Karl Schlögel, Christiane Hoffmann, Oliver Nachtwey, Nahid Shahalimi, Peter Sloterdijk, Lea Ypi, Sasha Filipenko, Katerina Poladjan, Victor Jerofejew, Ferenc Barnás, Maria Stepanova, Gerd Koenen u.a.

„Als ein Festival in den höchsten Etagen von Frankfurter Hochhäusern wollen wir den Dingen auf den Grund gehen. Das zeitdiagnostische Motto RISSE steht für Erosionen, Dissonanzen und Brüche, die seit jeher die Literatur durchziehen. Als mit dem 24. Februar 2022 sich auch durch unsere Programmarbeit ein Riss zog, haben wir den Fokus auf die Literatur Ost- und Mitteleuropas gerichtet. Doch auch Risse in Gesellschaft und im Biografischen erfordern einen diskursiven Raum, den literaTurm auch dieses Jahr wieder eröffnet“, so Dr. Sonja Vandenrath, die das Programm des Festivals zum neunten Mal verantwortet.

Besondere Höhepunkte des Literaturfestivals sind die Eröffnungsveranstaltung mit Tanja Maljartschuk, Lea Ypi, Viktor Jerofejew und Gerd Koenen (27.06.), ein Lesungskonzert mit Judith Hermann und dem Ensemble Modern (28.06.), ein Gespräch über Erinnerungskultur mit Dana von Suffrin, Norbert Frei und Per Leo (28.06.), ein Abend zur Situation der Frauen in Afghanistan mit Natalie Amiri, Nahid Shahalimi und Isabel Schayani (29.06.) und eine Diskussion zur Klassengesellschaft in der Literatur mit Katja Oskamp, Domenico Müllensiefen und Oliver Nachtwey (01.07.). Ein besonderer Fokus auf mittel- und osteuropäische Literatur, ein Gespräch zu Sorgearbeit und weiblichen Rollenbildern sowie ein literarischer Abend mit dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse Spanien (01.07.) komplettieren das Programm. In Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes Frankfurt und gefördert von AC/E – Acción Cultural Española stellen Esther Paniagua und Mónica Subietas ihre Romane vor. Weitere Kooperationsveranstaltungen sind ein Abend mit Philipp Winkler im Hessischen Literaturforum im Mousonturm (28.06.) und eine Lesung mit Carla Bessa zusammen mit Litprom e.V. im Haus des Buches (30.06.). Mit einer performativen Lesung von Jchj V. Dussel, musikalisch begleitet von LEOPOLD und Neneh (02.07.), und einem Kinderbuchsonntag mit Jörg Isermeyer und Gerda Raidt (03.07.) findet das Festival seinen Abschluss.

Auch in 2022 findet literaTurm wieder in oberen Etagen von Frankfurter Hochhäusern statt. Dort stellen Partner ihre Konferenzräume zur exklusiven Nutzung zur Verfügung. In Kooperation mit lokalen Partnern sind zudem Lesungen an ausgewählten Orten in Bad Soden, Bad Vilbel, Oberursel, Hanau, Hochheim und Offenbach geplant. Sie werden ermöglicht durch die großzügige Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

„Das Thema des diesjährigen Festivals – Risse – reflektiert vor allem die Gefahren, die aus einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft erwachsen können. Es korrespondiert wunderbar mit dem neuen Schwerpunktthema des Kulturfonds, das unter dem Titel ‚hier leben‘ Perspektiven für das Zusammenleben in den Mittelpunkt rückt“, so die stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Dr. Julia Cloot. „Ich freue mich, dass hochkarätige Autorinnen und Autoren auch in der Region zu erleben sind, und wünsche allen Mitwirkenden viel Erfolg!“

Sämtliche Veranstaltungen des Festivals finden in Präsenz statt – selbstverständlich unter Berücksichtigung der geltenden Verordnungen zum Infektionsschutz.

Für alle Veranstaltungen mit Ausnahme der Lesung im Instituto Cervantes Frankfurt ist ein Ticket erforderlich. Eintrittskarten sind seit dem 1. Juni im Vorverkauf auf www.literaturm.de sowie beim Ticketanbieter Frankfurt Ticket (Tel.: + 49 69 1340 400) erhältlich oder können an der Abendkasse erworben werden, sofern es Restbestände gibt.

literaTurm ist eine Veranstaltung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main in Kooperation mit den ausgewiesenen Raumsponsoren und Kooperationspartnern und wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Autoren auf einen Blick!

Weitere Infos literaTurm

9. Literaturfestival FrankfurtRheinMain vom 4. bis 10. Juni 2018 unter dem Motto „Biografie“

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Programm  Literaturfestival literaTurm 2018

Alle zwei Jahre veranstaltet die Stadt Frankfurt ein großes Literaturfestival in Frankfurt und der Rhein-Main-Region. Als Konzeptfestival setzt literaTurm einen wechselnden thematischen Schwerpunkt. In diesem Jahr stehen unter dem Motto „Biografie!“ zum Buch gewordene Lebensgeschichten im Zentrum. Zwei Lesungskonzerte mit dem Ensemble Modern, mehrere Podiumsgespräche und ein Filmabend runden das Programm ab. Insgesamt finden 44 Veranstaltungen mit rund 100 Autoren, Wissenschaftlern, Journalisten und Musikern statt. Der Frankfurter OpernTurm bleibt ein zentraler Veranstaltungsort.

Vom 4. bis 10. Juni 2018 veranstaltet das Kulturamt Frankfurt zum neunten Mal das Literaturfestival literaTurm. Unter dem Motto „Biografie!“ präsentiert das Festival in diesem Jahr die verschiedenen Formen des Erzählens von Lebensgeschichten: als Sachbuch zu historischen Figuren, als Autobiografie oder autobiografisch grundierter Roman oder als Künstlerroman. Podiumsgespräche, wie zum 200. Geburtstag von Karl Marx oder dem Jubiläum von 1968, ein von literaTurm in Auftrag gegebenes Lesungskonzert mit Felicitas Hoppe und Iris ter Schiphorst, interpretiert vom Ensemble Modern und ein Abend zu georgischer Literatur begleiten das Programm. Insgesamt 81 Schriftsteller, Wissenschaftler und Journalisten diskutieren und untersuchen im Rahmen des Festivals die verschieden Spielarten biografischen Schreibens.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig unterstreicht die Bedeutung von literaTurm als bundesweit einmaliges Konzeptfestival und betont seine Stadt und Region verbindende Kraft: „Als Festival, das sowohl in Frankfurter Türmen als auch an ausgewählten Orten der Region wie in Wiesbaden, Offenbach, Bad Soden, Hanau und Oestrich-Winkel stattfindet, festigt literaTurm das gemeinsame Selbstverständnis der Rhein-Main-Region als ein kulturelles Kraftzentrum. Mit seinem diesjährigen Motto „Biografie!“ greift das Festival Fragen im Spannungsfeld von Herkunft, individueller Lebensgeschichte und Identität auf, die gerade angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen von großer Bedeutung sind.“

Die Festivalleiterin Dr. Sonja Vandenrath ergänzt: „Biografien erleben eine Renaissance. Sie heben ein Einzelschicksal heraus, das über das rein Individuelle hinausweist. Das kann ein Zeitalter, ein Werk oder auch ein Menschheitsverbrechen sein. Ob die Lebenswege wirklich so waren, spielt bei Biografien weniger eine Rolle als die Frage, wie gut sie erzählt sind. Das gilt umso mehr für ein Literaturfestival wie literaTurm, das im biografischen Schreiben das Literarische sucht. Imagination und Erzählfluss verbindet die in diesem Jahr vorgestellten Biografien mit autobiografisch grundierten Romane und den Künstlerromanen. Wie noch nie zuvor bewegt sich literaTurm 2018 im Zwischenreich der Fakten und Fiktionen.“

Zu den Höhepunkten des Festivals zählt die Eröffnungsveranstaltung im Dominikanerkloster mit der Uraufführung eines Lesungskonzertes, das die Schriftstellerin Felicitas Hoppe und die Komponistin Iris ter Schiphorst konzipiert haben. Die Auftragskomposition für literaTurm 2018 wird vom Ensemble Modern aufgeführt. Weitere Höhepunkte sind Veranstaltungen mit Karl Heinz Bohrer, Eva Demski, Durs Grünbein, Jakob Hein, Dominique Horwitz, Lamya Kaddor, Ijoma Mangold, Anthony McCarten, Klaus Modick, Ralf Rothmann, Barbara Stollberg-Rilinger, Linn Ullmann, Josef Winkler sowie Martin Walser zusammen mit Jakob Augstein.

Seinem Anspruch als kuratiertes Konzeptfestival wird literaTurm erneut mit einer Reihe von hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen gerecht: anlässlich des Karl Marx-Jubiläumsjahr sprechen die Biographen Jürgen Neffe, Eva Weissweiler und Uwe Wittstock über seine Person und sein Werk (6. Juni). An die 68-Bewegung, ihre Erfolge und die gemeinsamen Jahre mit dem politischen Aktivisten Rudi Dutschke erinnert der Abend mit dessen Weggefährten Gretchen Dutschke und Milan Horáček im Gespräch mit dem Politologen Wolfgang Kraushaar (10. Juni).

Zum neuen Schwerpunkt Sachbuch sind im Programm etwa neuere Biografien zu Ludwig van Beethoven, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Claude Lévi-Strauss und Kaiserin Maria Theresia vertreten. Ein Filmabend rundet das Festivalprogramm ab und zeigt den Werdegang der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson in „A Quiet Passion“ von Terence Davies (2016).

Ein Großteil der Veranstaltungen findet auch in diesem Jahr wieder in den namensgebenden Türmen statt. Dazu zählen der OpernTurm und die nahe gelegene ODDO BHF-Bank. Neu hinzugekommen ist der ebenfalls an der Bockenheimer Landstraße gelegene Büroturm WestendDuo. In Frankfurt sind darüber hinaus das Archäologische Museum, die Mensa der Städelschule, das Dominikanerkloster, das Haus der Deutschen Ensemble Akademie, das Freie Deutsche Hochstift, das Hessische Literaturforum im Mousonturm, das Literaturhaus, das Filmmuseum, das Haus am Dom, die Evangelische Akademie Frankfurt, das Diakoniezentrum WESER5 und der Kuhhirtenturm Lesungsorte. Außerhalb Frankfurts finden zudem Veranstaltungen in Bad Soden, Bad Vilbel, Darmstadt, Eppstein, Hanau, Hochheim, Oberursel, Offenbach, OestrichWinkel und Wiesbaden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern statt;

Veranstaltungsorte Frankfurt am Main
Archäologisches Museum Frankfurt, Karmelitergasse 1
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41
Diakoniezentrum WESER5, Weserstraße 5
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9
Frankfurter Goethe-Haus / Freies Deutsches Hochstift, Großer Hirschgraben 23 – 25
Haus am Dom, Domplatz 3
Haus der Deutschen Ensemble Akademie, Schwedlerstraße 2-4
Hessisches Literaturforum im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4
ODDO BHF, Bockenheimer Landstraße 10
OpernTurm, Bockenheimer Landstraße 2-4
Kuhhirtenturm, Große Rittergasse 118
Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2
Städelschule, Dürerstraße 10
Westend Duo, Bockenheimer Landstraße 24

Veranstaltungsorte RheinMain
Badehaus Bad Soden, Königsteiner Straße 86, 65812 Bad Soden am Taunus
Brentano-Scheune, Hauptstraße 134A, 65375 Oestrich-Winkel
Burgvilla, Rödelbergweg 1, 65917 Eppstein
Galerie Kurzweil, Bismarckstraße 133A, 64293 Darmstadt
Historisches Museum Hanau, Schloss Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, 63454 Hanau
Hochheimer Weinbachmuseum, Wiesbadener Str. 1, 65239 Hochheim am Main
Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main
kunstbühne portstraße, Hohemarkstraße 18, 61440 Oberursel
Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65183 Wiesbaden
Parkside Studios, Friedhofstraße 59, 63065 Offenbach am Main
Stadtbibliothek Bad Vilbel, Niddaplatz 2, 61118 Bad Vilbel

 

literaTurm wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie zahlreiche Raumsponsoren und Kooperationspartnern.

 

Infos zum Programm
Unter www.literaturm.de sind alle Informationen zu den Veranstaltungen und Mitwirkenden abrufbar. Das Festival wird auf in den sozialen Medien mit dem Hashtag #literaturm2018 kommuniziert.
Programm  Literaturfestival literaTurm 2018

Zum Thema

Jeder Mensch hat ein Leben, doch nicht jedes Leben wird zur Biografie. Erst der Biograf überführt den Werdegang von Kaiserinnen und Kanzlern, Komponisten und Kurtisanen aus der Chronologie in die Erzählung. Dass er um das Ende seiner Protagonisten weiß, verleiht ihm die Souveränität, einen Lebensweg neu und anders zu entfalten. Dies eröffnet einen großen Erzählraum, der an historischen Personen einlädt, ein ganzes Zeitalter zu besichtigen. Als Chronist den Fakten und als Erzähler dem Leser verpflichtet, kennt der Biograf nur zwei Todsünden: die Lüge und die Langeweile. Kluge und meisterhaft erzählte Lebensgeschichten, wie sie jüngst in einer erstaunlichen Anzahl erschienen sind, erinnern an das trompel’oeil einer jeden Biografie: „Die Suggestion der Echtheit wird zugleich vorgeführt und entlarvt“, so die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger.

Warum aber Biografien gerade jetzt eine Renaissance erleben, kann nur vermutet werden. Vielleicht liegt es an ihrer Eigenart, dem Denken und Handeln des Porträtierten das zu verleihen, was in der „Gesellschaft der Singularitäten“ (Andreas Reckwitz) als Kardinaltugend gilt: Einzigartigkeit. Der Mensch von heute, der vor allem besonders und unverwechselbar sein will, kuratiert seine eigene Geschichte. Nichts anderes als ein solcher Kurator ist der Biograf, der einen Lebensweg nicht erfindet, sondern recherchiert, arrangiert und in ein Narrativ fügt. Stets gilt dabei: ohne Archive keine Exegese und ohne Imagination kein Erzählfluss.

Auch Schriftstellern, diesen Experten der Imagination, dient das eigene Leben oder dasjenige berühmter Künstler als Stoff. Wenn sie einen Roman über die großen Meister schreiben, dann aus einer Nähe heraus, die der Text inszeniert. Ob Gerhart Hauptmanns letzte Lebensjahre, Eduard von Keyserlings Berufung zum Dichter oder der Verfall des legendären Beatpoeten Jack Kerouac – die biografischen Erzähler von heute kriechen ihren Figuren regelrecht unter die Haut. Fließen dagegen die „süßen und bitteren Tropfen“ (James Baldwin) eigener Erfahrungen und Erlebnisse in einen Roman hinein, dann verschmelzen Autor und Figur. Eine solche autofiktionale Prosa, zu der sich etwa Ulrike Edschmid, Felicitas Hoppe, Andreas Maier, Linn Ullmann und Josef Winkler bekennen, bewegt sich zwischen den Gattungen Autobiografie und Roman, ohne jemals ihren genuin literarischen Charakter einzubüßen. Wer schließlich die Deutungshoheit über das eigene Leben wahren will, der schreibt seine Memoiren. Dass auch sie zwischen Dichtung und Wahrheit changieren, ist seit Goethe unbestritten. Die Biografie als Sachbuch, die Autobiografie und autofiktionale Prosa sowie Künstlerromane stehen im Zentrum des Festivals literaTurm 2018, das sich mit diesem Thema wie nie zuvor im Zwischenreich von Fiktion und Realität bewegt.

Text: Dr. Sonja Vandenrath Festival- und Programmleiterin

„Der entgrenzte Text“ ist das Motto des 8. Literaturfestivals „literaTurm 2016″ vom 1. bis 11 Juni

8. Literaturfestival Frankfurt RheinMain vom 1. bis 11. Juni 2016 in Frankfurt und der Rhein-Main-Region

Alle zwei Jahre findet in Frankfurt und der Rhein-Main-Region das vom Kulturamt Frank-furt veranstaltete Literaturfestival literaTurm statt. Unter dem Motto „Der entgrenzte Text“ folgt literaTurm in diesem Jahr der Transformation von Literatur in andere künstle-rische Sparten sowie der Spiegelung anderer Künste in der Literatur. Performances, Fil-me, eine Ausstellung, ein Lesungskonzert, ein Live-Hörspiel sowie Diskussionen zum Thema der ästhetischen Entgrenzungen bilden den Programmschwerpunkt. Zahlreiche Lesungen runden das Programm ab. Insgesamt sind 49 Veranstaltungen mit über 90 Beteiligten geplant. Der Frankfurter OpernTurm bleibt ein zentraler Veranstaltungsort.

literaTurm, das vom Kulturamt Frankfurt veranstaltete Literaturfestival, findet vom 1. bis 11. Juni 2016 statt. Hundert Jahre nach der Gründung von Kunstbewegung Dada steht literaTurm unter dem Motto „Der entgrenzte Text“ und stellt zeitgenössische Formen vor, Literatur in an-dere künstlerische Sparten zu übersetzen. Im Zentrum des Programms stehen Adaptionen von Literatur in Drama, Hörspiel, Comic und Film sowie die Transformation von Texten in andere Künste wie Tanz, Musik und Bildender Kunst. Auch die Gegenbewegung, nämlich die Spiege-lung von Musik und Bildender Kunst in Literatur, wird diskutiert. Zudem wird literaTurm interna-tionaler: Es kommen unter anderem Autoren aus Frankfurts Partnerstadt Birmingham sowie vom Buchmessen-Ehrengast Flandern und Niederlande. Ermöglicht wird diese programmati-sche Entgrenzung durch die großzügige Förderung der Kulturstiftung des Bundes.

Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth betont die besondere Stellung literaTurms als Kon-zeptfestival und seine Strahlkraft über die Grenzen der Kultur- und Literaturstadt Frankfurt hin-aus: „Über die Jahre hinweg hat sich literaTurm den Ruf eines konzeptionell durchdachten und programmatisch ambitionierten Literaturfestivals erworben. Publikum und Kritik schätzen gleichermaßen, dass literaTurm auf Themen und Inhalte setzt und nicht literarischen Moden oder großen Namen hinterherläuft. Hierin liegt der Grund einer anhaltenden Erfolgsgeschichte, der wir im Juni ein neues Kapital hinzufügen möchten.“

Zahlreiche Veranstaltungen finden in diesem Jahr wieder im OpernTurm und der BHF-Bank statt. Aufgrund der performativen Ausrichtung des Programms erschließt sich literaTurm zudem neue Orte wie das Städel Museum, das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, das Deutsche Filmmuseum, das Gallus Theater, die Ausstellungshalle 1A, die Städelschule und das Haus der Deutschen Ensemble Akademie. Weitere Partner sind die Litprom, das Frankfurter Goethe-Haus, das Literaturhaus Frankfurt, die Stadtbücherei Frankfurt und das Hessische Literaturforum. Auch finden Veranstaltungen in Darmstadt, Eppstein, Flörsheim, Hanau, Hofheim am Taunus, Königstein, Kronberg, Neu-Anspach, Oberursel und Wiesbaden in Zusammenar-beit mit lokalen Partnern statt. Sie werden ermöglicht durch die großzügige Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

90 Schriftsteller, Musiker sowie Akteure der bildenden und darstellenden Kunst beleuchten die Möglichkeiten und Grenzen der Entgrenzung. „Noch nie wurde in den Künsten so viel mit Adap-tionen und Transformationen experimentiert wie heute. Die Interdisziplinarität ermöglicht nicht nur neue künstlerische Formen, sondern zeigt anhand einzelner Sparten, wie sich Literatur auch außerhalb des Buches realisiert. Als erstes Literaturfestival im deutschsprachigen Raum greift teraTurm die Tendenz zur ästhetischen Entgrenzung auf und öffnet das Festival damit selbst für neue Formate der Literaturvermittlung“, so die Programmleiterin Dr. Sonja Vandenrath.

Zu den Höhepunkten des Festivals zählt die Eröffnungsveranstaltung im Kaisersaal des Rö-mers mit der Uraufführung eines Lesungskonzertes, das die Schriftstellerinnen Katharina Ha-cker und Monika Rinck gemeinsam mit dem Musikdramaturgen Hermann Kretzschmar vom Ensemble Modern konzipiert haben. Weitere Höhepunkte sind Veranstaltungen mit Ann Cotten, Maxim Biller, Thea Dorn, Herta Müller, Oskar Roehler, Roland Schimmelpfennig, Thomas von Steinaecker, Nis-Momme Stockmann und Guntram Versper.

Seinem Anspruch als kuratiertes Konzeptfestival wird literaTurm erneut mit einer Reihe von hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen gerecht: Unter dem Titel „Das Bild im Roman“ treffen die Schriftsteller Brigitte Kronauer und Martin Mosebach sowie der Germanist Ernst Os-terkamp aufeinander, während Theateregisseur Armin Petras, Hörspielregisseur Leonhard Koppelmann und Buchpreisträger Frank Witzel über die Adaption des Romans „Die Erfindung der Roten Armee durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969″ als Drama und Hörspiel diskutieren. Das Panel „(Pop-)Musik im Roman“ mit Kat Kaufmann, Ulrich Peltzer und Frank Witzel stellt die literarische Beschreibung von Musik ins Zentrum.

Gemäß seinem programmatischen Titel öffnet sich das Festival anderen Disziplinen. DieAuto-teatro-Performance „The Quiet Volume“ lädt ein, auf geflüsterte und schriftliche Mitteilungen zu reagieren und somit Teil einer interaktiven Performance im Lesesaal der Deutschen National-bibliothek zu werden. Die Cooperativa Maura Morales nimmt sich des Romans „Die Blinde Stadt“ von José Saramago als Choreographie für Tänzer an, während die Schauspieler Christian Brückner, Franziska Junge und Judith Rosmair das musikalische Hörstück „Irres Licht“ in Begleitung einer Band live aufführen. Zudem sind Thomas von Steinaecker und Barbara Yelin mit der Graphic Novel „Der Sommer ihres Lebens“ sowie Clemens Meyer und Claudius Nießen mit einem Abend zu filmischen „Meisterwerken“ zu Gast. Entgrenzung steht auch im Zentrum der Ausstellung „The Printed Sea“ der Städelschul-Klasse von Marc von Schlegell sowie in ausgewählten Filmen, die in Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum gezeigt werden.

 

literaTurm wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, den Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie zahlreiche Raumsponsoren und Kooperationspartnern. Unter www.literaturm.de sind alle Informationen zu den Veranstaltungen und Mitwirkenden abrufbar.

 

 

 

 

Kulturfonds Frankfurt RheinMain bringt das renommierte Festival „literaTurm“ in die Rhein-Main-Region

Elf Top-Veranstaltungen mit hochkarätigen Autorinnen und Autoren an zehn verschiedenen Orten

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain bringt die achte Ausgabe des renommierten Literaturfestivals „literaTurm“ aus Frankfurt in die Rhein-Main-Region. Vom 2. bis 10. Juni 2016 finden elf Veranstaltungen in Darmstadt, Eppstein, Flörsheim, Hanau, Hofheim am Taunus, Königstein, Kronberg, Neu-Anspach, Oberursel und Wiesbaden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern statt. Zu Gast sind namhafte Autorinnen und Autoren mit ihren aktuellen Neuerscheinungen und Bestsellern wie zum Beispiel Maxim Biller in Wiesbaden, Thea Dorn in Hanau und Nis-Momme Stockmann in Oberursel.

Das Festival, das alle zwei Jahre vom Kulturamt der Stadt Frankfurt veranstaltet wird, stellt in diesem Jahr unter dem Motto „Der entgrenzte Text“ die Frage in den Mittelpunkt, wie sich Literatur auch außerhalb des Mediums Buch realisiert, und öffnet sich entsprechend auch anderen Disziplinen. So laden Clemens Meyer und Claudius Nießen nach Darmstadt zu filmischen „Meisterwerken“ ein, die man besser liest. Aber auch Performances, Filme, eine Ausstellung, ein Lesungskonzert, ein Live-Hörspiel sowie Diskussionen zum Thema der ästhetischen Entgrenzungen bilden Programmschwerpunkte des diesjährigen Festivals. Zudem wird „literaTurm“ internationaler: Es kommen unter anderem Autoren aus Frankfurts Partnerstadt Birmingham sowie vom diesjährigen Buchmessen-Ehrengast Flandern und Niederlande. Insgesamt sind in Frankfurt und der Rhein-Main-Region 49 Veranstaltungen geplant, bei denen über 90 Schriftsteller, Musiker sowie Akteure der bildenden und darstellenden Kunst die Möglichkeiten und Grenzen der Entgrenzung beleuchten.

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain möchte mit seiner Unterstützung maßgeblich dazu beitragen, dass sich das Literaturfestival, das in den letzten sieben Jahren zu einem wichtigen kulturellen Ereignis geworden ist, auch über die Grenzen Frankfurts hinweg etabliert, so der Geschäftsführer des Kulturfonds, Dr. Helmut Müller: „‚literaTurm‘ lebt von seiner besonderen Stellung als Konzeptfestival und seiner Strahlkraft in die gesamte RheinMain-Region. Nach dem großen Erfolg des regionalen Programms im Rahmen der Frankfurter Lyriktage 2015 will der Kulturfonds auch in diesem Jahr seinen Teil zum 2 Austausch mit der Region beitragen. Denn die kulturelle Lebendigkeit von Frankfurt-RheinMain gründet sich auf und erhält sich durch die Vielfalt ihrer zahlreichen großen und kleinen Kunst- und Kulturinstitutionen. ‚literaTurm‘ bringt all diese Akteure in einem großen Themenfestival zusammen und trägt so maßgeblich zur weiteren Vernetzung bei.“

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich zu den folgenden regionalen Veranstaltungen im Rahmen von „literaTurm“ ein:
Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich zu den
folgenden regionalen Veranstaltungen im Rahmen von „literaTurm“ ein:
Do., 2. Juni, 19.30 Uhr, Burg Kronberg: THOMAS GLAVINIC mit „DER JONAS-KOMPLEX“
Fr., 3. Juni, 19.30 Uhr, Kulturscheune Flörsheim: TILMAN SPRECKELSEN mit „DER
NORDSEESPUK“
So., 5. Juni, 19.30 Uhr, Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe: THEA DORN
mit „DIE UNGLÜCKSELIGEN“
Mo., 6. Juni, 19.30 Uhr, Osthang der Mathildenhöhe Darmstadt: THOMAS VON
STEINAECKER mit „DIE VERTEIDIGUNG DES PARADIESES“
Di., 7. Juni, 19.30 Uhr, Stadtmuseum Hofheim: MICHAEL KUMPFMÜLLER mit „DIE
ERZIEHUNG DES MANNES“
Mi., 8. Juni, 19.30 Uhr, Hessenpark Neu-Anspach: FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS mit „DIE
LIEBESGESCHICHTENERZÄHLERIN“
Mi., 8. Juni, 19.30 Uhr, Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden: MAXIM BILLER mit
„BIOGRAFIE“
Do., 9. Juni, 19.30 Uhr, Burgvilla Eppstein: ANNA KATHARINA HAHN mit „DAS KLEID
MEINER MUTTER“
Do., 9. Juni, 19.30 Uhr, Hospitalkirche Oberursel: NIS-MOMME STOCKMANN mit „DER
FUCHS“
Fr., 10. Juni, 19.30 Uhr, Programmkino Rex Darmstadt: CLEMENS MEYER und CLAUDIUS
NIESSEN mit „ZWEI HIMMELHUNDE. IRRE FILME, DIE MAN BESSER LIEST“
Fr., 10. Juni, 19.30 Uhr, Siegfried Vögele Institut Königstein: ALEŠ ŠTEGER mit „ARCHIV
DER TOTEN SEELEN“