PEN-Zentrum feiert „100 Jahre Freiheit des Wortes“ – Alexander Pfeiffer liest Texte aus der Werkstatt – Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden

© Foto Diether v Goddenthow
© Foto Diether v Goddenthow

Im Jahr 2021 begeht die Schriftstellervereinigung PEN ihr hundertjähriges Jubiläum und veranstaltet unter dem Motto „100 Jahre Freiheit des Wortes“ die Reihe „Lesungen in allen Himmelsrichtungen“ mit literarischen Veranstaltungen in ganz Deutschland. Am Mittwoch, 3. November, ist der Wiesbadener Autor Alexander Pfeiffer in diesem Rahmen im Literaturhaus Villa Clementine zu Gast. Um 19:30 Uhr liest er aus einem noch unveröffentlichten Roman, der während des ersten Lockdowns 2020 fertiggestellt wurde und sich thematisch mit den langen Schatten der RAF befasst. Mit Jutta Schubert, ebenfalls Wiesbadener Schriftstellerin, spricht er in einem Werkstattgespräch darüber, was Pandemie und Lockdown für das Schreiben und die Schreibenden bedeuteten und immer noch bedeuten. Im Literaturhaus Villa Clementine gilt die 2G-Regel, tagesaktuelle Informationen sind auf der Website des Literaturhauses unter www.wiesbaden.de/literaturhaus zu finden. Veranstaltet wird der Abend vom PEN-Zentrum Deutschland und dem Literaturhaus Villa Clementine in Kooperation mit dem Deutschen Literaturfonds. Darüber hinaus gibt es Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von „Neustart Kultur“.

Zeit und Ort:
Mi 03.11.2021, 19:30 Uhr
Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden
€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Es gibt eine Abendkasse! Es gilt die 2G-Regel!

Kartenvorverkauf:
Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon: 0611 / 1729-930;
Online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus

Walter-Lübcke-Demokratie-Preis 2020 an Robert Erkan, Dunja Hayali und das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. verliehen

v.r.n.l.: Ministerpräsident Volker Bouffier hat Dunja Hayali, das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. (auf dem Foto vertreten von Christopher Vogel) und Robert Erkan mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis geehrt. Foto: Hessische Staatskanzlei
v.r.n.l.: Ministerpräsident Volker Bouffier hat Dunja Hayali, das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. (auf dem Foto vertreten von Christopher Vogel) und Robert Erkan mit dem Walter-Lübcke-Demokratie-Preis geehrt. Foto: Hessische Staatskanzlei

Wiesbaden. Robert Erkan, der ehemalige Opferbeauftragte der Stadt Hanau, die Journalistin Dunja Hayali und das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. sind die erstmaligen Preisträgerinnen und Preisträger des von der Hessischen Landesregierung vergebenen Walter-Lübcke-Demokratie-Preises. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier überreichte ihnen die bereits im vergangenen Jahr verliehene Auszeichnung am Sonntag im Wiesbadener RheinMainCongressCenter. Der Festakt musste aufgrund der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ausfallen. „In Erinnerung an den am 1. Juni 2019 ermordeten hessischen Politiker werden mit dem Preis Menschen geehrt, die sich in besonderer Weise für die Werte der Demokratie engagieren, so wie Dr. Walter Lübcke dies ein Leben lang getan hat. Unsere drei Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich herausragend und eindrucksvoll für die Demokratie ein“, erklärte Hessens Ministerpräsident. „Alle Geehrten eint ihr Einsatz für Freiheit, Respekt und Toleranz. Sie machen sich für ein funktionierendes Miteinander in der Gesellschaft und die Bewahrung unserer demokratischen Werte stark“, so Bouffier.

Robert Erkan hat sich als Opferbeauftragter der Stadt Hanau bei der Betreuung der Angehörigen der Opfer des Anschlags vom 19. Februar 2020 engagiert. „Robert Erkan ist ein Vorbild für gelebte Integration. Er ist in Hessen geboren, seine Eltern haben einen kroatischen und türkischen Migrationshintergrund und gehören unterschiedlichen Konfessionen an: Erkans Mutter ist Christin, sein Vater Muslim. Von Kindesbeinen an wurde ihm vorgelebt, dass unterschiedliche Glaubensrichtungen nicht spalten müssen, sondern sich im besten Sinne verbinden können. Auch er selbst vereint beide Welten in sich: Robert Erkan war nicht nur Messdiener in einer katholischen Kirche, sondern auch regelmäßiger Besucher der Moschee“, unterstrich Bouffier. Er sei ein „Mittler zwischen den Religionen“ und ein Mensch, der andere Menschen „mitnehmen und sie mobilisieren“ könne, sich für das Gemeinschaftswohl einzusetzen. Dabei kämen ihm seine Eloquenz und sein Sprachtalent zugute, mit denen er Brücken baue und einen vorurteilsfreien Umgang erleichtere. „Robert Erkan verkörpert die Werte, für die der ,Walter-Lübcke-Demokratie-Preis‘ steht: Freiheit, Heimat, Mut, Respekt und Toleranz. Er ist ein würdiger Preisträger.“ Erkan sei es aufgrund seiner Mehrsprachigkeit in besonderer Weise gelungen, Ansprechpartner für die Opfer zu sein und ihnen beizustehen. Vorbildlich sei sein klares Bekenntnis zur Demokratie. Er setze sich für ein funktionierendes Miteinander in der Gesellschaft ein. Die „empathische Arbeit“ des Preisträgers nannte der Ministerpräsident „unschätzbar wichtig“ für die Angehörigen der Opfer des Anschlags vom 19. Februar 2020. Diese dürfe man in einer Situation, die sie „ein Leben lang nicht loslassen und begleiten werde“, nicht alleine lassen.

Für ihren journalistischen Stil und ihren Mut, gesellschaftliche Konfliktthemen offensiv anzugehen sowie für ihren Einsatz für das gesellschaftliche Miteinander erhält Dunja Hayali den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis. „Dunja Hayali packt in ihrer journalistischen Arbeit Kernfragen der Gesellschaft an und scheut sich auch nicht, Reizthemen offen und kritisch anzusprechen. Für Reportagen reiste sie nach Afrika, Sri Lanka und in den Irak. Dunja Hayali wirbt in ihrem Beruf und im Ehrenamt für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Ihr Einsatz für Freiheit, Respekt und Toleranz zeichnet sie aus“, unterstrich Bouffier. „In ihrem Buch ,Haymatland. Wie wollen wir zusammenleben?‘ geht sie den Fragen auf den Grund, die die Nation unter Spannung setzen: Wie wird ,Heimat‘ definiert? Was wird aus Deutschland, wenn selbsternannte Heimatschützer diesen Begriff als Chiffre für Ausgrenzung missbrauchen? Und wie lässt sich dem Hass der Nationalisten begegnen und die liberale Gesellschaft erhalten? Die Beschäftigung mit diesen Themen bringt unsere Gesellschaft weiter“, sagte der Ministerpräsident. Er würdigte insbesondere „ihre Entschlossenheit und ihren Mut, sich für die Demokratie und Meinungsfreiheit einzusetzen“. Dabei gehe sie auch an ihre persönlichen Grenzen und scheue das Risiko nicht. „Dunja Hayali ist bereits mehrfach Opfer von Hass und Hetze geworden. Zuletzt in größerem Ausmaß im August 2020, als sie bei Dreharbeiten während einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Berlin wüst beleidigt und beschimpft wurde. Doch Hayali lässt sich nicht einschüchtern. Sie stellt sich entschieden gegen die Kritik und spricht mit den Demonstrantinnen und Demonstranten. Gesicht zeigen, sich nicht wegducken und entschieden für Respekt und Toleranz kämpfen: Das zeichnet Dunja Hayali aus und das verbindet sie mit dem Namensgeber unseres Preises, Dr. Walter Lübcke“, hob Bouffier hervor. „Dr. Walter Lübcke war immer bereit, für seine Haltung einzustehen. Er hat stets deutlich gemacht, was unser Land ausmacht: Toleranz und Empathie statt Hass und Hetze“, sagte Bouffier bei der Preisverleihung.

Der dritte Preisträger des Walter-Lübcke-Demokratie-Preises ist das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus – für demokratische Kultur in Hessen e.V. Das Beratungsteam unterstützt und begleitet zahlreiche „runde Tische“ in Gemeinden, in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen sowie Angehörige von Rechtsextremen. In Nord- und Osthessen hat es sich zu einem festen Anlaufpunkt etabliert. „Diese Arbeit setzt direkt an der Basis an. Das ist wichtig, um entschieden gegen rechtsextremistische Strömungen vorzugehen und ihnen entgegenzutreten“, sagte Bouffier. Seit der Einrichtung des Landesprogramms „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ im Jahr 2015 fungiert das Mobile Beratungsteam Hessen als Regionalstelle Nord- und Osthessen des Demokratiezentrums beziehungsweise des Beratungsnetzwerks Hessen. Darüber hinaus sammelt es Hintergrundinformationen über die neonazistische Szene. „Das Mobile Beratungsteam hilft aktiv bei Problemen mit rechten Stammtischparolen, rassistischen Vorfällen, antisemitischen Schmierereien, rechtsextremer Jugendkultur im Jugendzentrum oder Prügeleien auf der Kirmes. Es unterstützt demokratische Initiativen, Institutionen, Parteien und Einzelpersonen, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus und für die Stärkung einer menschenrechtsorientierten demokratischen Kultur einsetzen. Diese Arbeit ist ungemein wichtig für ein demokratisches Miteinander in unserer Gesellschaft“, unterstrich der Ministerpräsident. Die Aufklärungsarbeit des Mobilen Beratungsteams umfasst auch die Vermittlung von Informationen zu rechtsextremen Strukturen, menschenfeindlichen Argumentationsmustern und Strategien, um diesen entgegenzuwirken. Zudem bietet es Trainings und Seminare im Bereich regionaler Demokratisierungsprozesse und lokaler Prozesse gegen rassistische, rechtsextremistische und antisemitische Strömungen für alle Zielgruppen an. „Information, Prävention, Beratung und Begleitung bei regionalen Konflikten im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus und für eine demokratische Kultur zeichnen die Arbeit des Mobilen Beratungsteams aus. Der Verein ist somit mit seinem Einsatz gegen Hass und Hetze und für sein Werben um Demokratie, Freiheit, Respekt und Toleranz in der Gesellschaft ein würdiger Preisträger des Walter-Lübcke-Demokratie-Preises.“

Der Walter-Lübcke-Demokratie-Preis ist ein Bürgerpreis, der, angelehnt an das Buch „Der Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, die Form eines Sterns hat. Dort heißt es: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache“. Dazu erklärte der Ministerpräsident: „Viele, die Dr. Walter Lübcke kannten oder kennenlernten, haben in ihm einen Menschen gesehen, der überaus herzlich lachen konnte. Ich bin mir sicher, irgendwo auf einem Stern wird er sitzen, sich über jede Preisträgerin und jeden Preisträger freuen und ihnen allen sein Lachen schenken.“

Der Walter-Lübcke-Demokratie-Preis wird in Form eines silbermetallfarbigen, asymmetrischen, dreidimensionalen Sterns, der auf einem Sockel auf Waldecker Holz ruht, verliehen. „Dr. Walter Lübcke hat sein Nordhessen geliebt und sich jeden Tag aufs Neue mit ganzer Kraft für seine Heimat eingesetzt. Er hat nie vergessen, wo er herkam und nannte sich selbst den ‚Jungen vom Dorf´. Die Identifikation mit seiner Heimat in Waldeck und mit den Menschen dort, seine Familie und sein Glaube – das war das Fundament seines Handelns“, betonte Bouffier und machte den Bezug zum Waldecker Holz deutlich, das seinerseits das Fundament des Sterns bildet. Der Preis orientiere sich laut dem Ministerpräsidenten an den Werten, die Dr. Walter Lübcke vorgelebt und repräsentiert hat: Freiheit, Heimat, Mut, Respekt und Toleranz. Diese Werte finden sich in erhabener Schrift auf den Sternenstrahlen wieder. Der Grundwert „Demokratie“ steht in der Mitte auf dem Sternenkörper.

Der Walter-Lübcke-Demokratie-Preis soll den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das demokratische Miteinander und einen von gegenseitigem Respekt getragenen politischen Diskurs stärken und künftig in der Regel alle zwei Jahre vom Hessischen Ministerpräsidenten verliehen werden. Er kann aber auch jährlich und mehrfach im Jahr von Kabinettsmitgliedern ausgehändigt werden. Die nächste Verleihung des Walter-Lübcke-Demokratie-Preis soll turnusgemäß wieder im Jahr 2022 stattfinden. Preisträgerinnen und Preisträger können einzelne Persönlichkeiten, Vereine, Stiftungen oder Institutionen sein, die die Werte der demokratischen Grundordnung vorleben und verteidigen. Bei der Auswahl des Preisträgers oder der Preisträgerin kann der Hessische Ministerpräsident auf ein Beratergremium zurückgreifen. Ihm gehören die Regierungspräsidenten von Kassel, Gießen und Darmstadt, der Beauftragte der Landesregierung für das jüdische Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, die Direktorin des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen und der Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes an. Darüber hinaus sind auch die Tochter des ermordeten früheren Deutsche Bank-Vorstandsvorsitzenden Alfred Herrhausen, Dr. Anna Herrhausen, und die Frau des ermordeten Dr. Walter Lübcke, Irmgard Braun-Lübcke, im Beratergremium vertreten.
Kuratoriumsmitglieder

Die Mitglieder des Kuratoriums zur Verleihung des Walter-Lübcke-Demokratie-Preises sind:

· Ministerpräsident Volker Bouffier (kraft Amtes und als Vorsitzender)

· Irmgard Braun-Lübcke (oder stellvertretend einer der beiden Söhne)

· Dr. Anna Herrhausen (Tochter von Alfred Herrhausen)

· Hermann-Josef Klüber, Regierungspräsident von Kassel

· Dr. Christoph Ullrich, Regierungspräsident von Gießen

· Brigitte Lindscheid, Regierungspräsidentin von Darmstadt

· Dr. David Rauber, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes

· Landesdirektorin Susanne Selbert, Landeswohlfahrtsverband Hessen (Enkelin von Elisabeth Selbert)

· Uwe Becker, Landesbeauftragter für das jüdische Leben und den Kampf gegen Antisemitismus (und Bürgermeister a. D. der Stadt Frankfurt am Main)

Wiesbadener Kalender zum „Jahr des Wassers 2022″

Kalender-Cover "Jahr des Wassers 2022" . Texte stammen aus der Feder des Stadthistorikers Dr. Thomas Weichel,  Stabsstelle Wiesbadener Identität - Engagement und Bürgerbeteiligung beimOberbürgermeister. Die Fotos schoss Fotograf Stanislaw Chomicki, Leiter der Werkstatt Fotografie im Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main
Kalender-Cover „Jahr des Wassers 2022″ . Texte stammen aus der Feder des Stadthistorikers Dr. Thomas Weichel, Stabsstelle Wiesbadener Identität – Engagement und Bürgerbeteiligung beimOberbürgermeister. Die Fotos schoss Fotograf Stanislaw Chomicki, Leiter der Werkstatt Fotografie im Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main

Wiesbaden ruft 2022 zum „Jahr des Wassers“ aus mit zahlreich „sprudelnden“ Veranstaltungen und Attraktionen zum Thema. Den Anfang macht jetzt der gleichnamige Kalender „Jahr des Wassers 2022“, der auf die Thematik einstimmen soll und kostenfrei im Rathaus, Umweltladen, in der Tourist-Information, im Museum Wiesbaden, Thermalbad Aukammtal und Kaiser-Friedrich-Bad sowie an anderen Orten zu erhalten ist.

Kaum eine andere Stadt ist „so nah am und auf Wasser gebaut“ wie Wiesbaden. Die hessische Landeshauptstadt liegt nicht nur an Rhein und Main, verfügt über (Wassersport-)Häfen und wird von zahlreichen im Taunus entspringenden Bächen durchzogen. Die Hessenmetropole ist auch – wie Namen á la Quellenviertel signalisieren – weitestgehend auf feuchtem Untergrund errichtet: Einmalig in Europa, sprudeln allein in Wiesbadens Zentrums  über 26 heiße Quellen mit einer Temperatur bis zu 67 Grad Celsius aus der Erde. Dieses wertvolle Nass schätzten und nutzten schon die Römer. Plinius der Ältere berichtete bereits 77 n.Chr. in der „Naturalis historia“ darüber.

Später besuchten Fürsten, Dichter und Denker, Herzöge und kaiserliche Hoheiten die Thermalquellen, bis die Stadt schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts zur „Kurstadt mit Weltruf“ wurde. Neben den Bad- und Wellness-Möglichkeiten ist Wasser aber vor allem eins: Es ist die Grundlage allen Lebens. Es ist ein unverzichtbares Gut, Lebensraum und Lebensmittel, Energiequelle, Transportmedium und Rohstoff und vieles mehr.

(v.l.) Ralf Jäger, Geschäftsführer der Gesellschaft für ein gesundes Wiesbaden, Fotograf Stanislaw Chomicki, Leiter der Werkstatt Fotografie im Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Dr. Thomas Weichel,  Stabsstelle Wiesbadener Identität - Engagement und Bürgerbeteiligung beimOberbürgermeister. © Foto Diether v Goddenthow.
(v.l.) Ralf Jäger, Geschäftsführer der Gesellschaft für ein gesundes Wiesbaden, Fotograf Stanislaw Chomicki, Leiter der Werkstatt Fotografie im Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Dr. Thomas Weichel, Stabsstelle Wiesbadener Identität – Engagement und Bürgerbeteiligung beimOberbürgermeister. © Foto Diether v Goddenthow.

Auf die enorme Bedeutung von Wasser soll einmal mehr das Wiesbadener „Jahr des Wassers 2022“  aufmerksam machen, und der Kalender hierzu ein kleiner künstlerischer Einstieg sein. Ganzjährig informiere der Kalender über 12 Wiesbadener Dimensionen des Wasser und setze vor allem auch ein Zeichen, , achtsamer, sorgsamer und sparsamer mit dieser wertvollen Ressource umzugehen. Mit seinen Aufnahmen und Texten zu vielen „Wasserorten“ in Wiesbaden solle der A3-Kalender die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener durch das Jahr des Wassers begleiten, so Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende bei der Präsentation. Konzeption und Texte stammen aus der Feder des Stadthistorikers Dr. Thomas Weichel von der Stabsstelle Wiesbadener Identität – Engagement und Bürgerbeteiligung beim Oberbürgermeister. Die Fotos schoss Fotograf Stanislaw Chomicki, Leiter der Werkstatt Fotografie im Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main.

50 Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) – Land Hessen und Zusammenschluss der HAWen feiern Jubiläum mit Festakt im Kurhaus Wiesbaden

logo-50-jahre-hawWiesbaden. Mit Festreden, Videos, Stimmen von Studierenden, einem Quiz und Musik der Frankfurter University Big Band feierten am 27. Oktober 2021 das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Zusammenschluss der HAWen in Hessen im Friedrich-von-Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses „50 Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“. Vor rund 150 Gästen aus Wissenschaft und Politik gratulierten Wissenschaftsministerin Angela Dorn – wegen ihrer Einbindung in die Koalitionsverhandlungen in Berlin per Video –, Staatssekretärin Ayse Asar und weitere Festrednerinnen und Festredner den HAWen zu ihrer erfolgreichen Entwicklung. Die meisten der ehemaligen Fachhochschulen wurden zum 1. August 1971 gegründet; dazu zählen die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule Darmstadt, die Hochschule RheinMain, die Technische Hochschule Mittelhessen und die Evangelischen Hochschule Darmstadt. Die Hochschule Fulda entstand 1974. An den hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sind rund 70.000 Studierende in mehr als 300 Bachelor- und Masterstudiengänge eingeschrieben.

Wegen ihrer Einbindung in die Koalitionsverhandlungenin Berlin war Wissenschaftsministerin Angela Dorn per Video zugeschaltet. © Foto  Diether von Goddenthow
Wegen ihrer Einbindung in die Koalitionsverhandlungenin Berlin war Wissenschaftsministerin Angela Dorn per Video zugeschaltet. © Foto Diether von Goddenthow

„50 Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, das bedeutet 50 Jahre Ausbildung der Fachkräfte von morgen und 50 Jahre Verzahnung von Theorie und Praxis“, so Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Die Fachhochschulen haben sich gewandelt: Am Anfang lag der Fokus klar auf Lehre und Ausbildung, heute stehen die HAWen neben praxisorientierter und hochwertiger Lehre für anwendungsorientierte, in die Zukunft gerichtete Forschung. Gerade an HAWen werden die gesellschaftlichen Transformationsprozesse angestoßen und begleitet, beispielsweise im Bereich Nachhaltigkeit. Die Forschungsleistung unserer hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind im Bundesvergleich beachtlich.“ Mittlerweile entschieden sich ein Drittel der Studierenden in Hessen für ein Studium an einer HAW, überdurchschnittlich viele davon studierten als erste in ihrer Familie, so die Wissenschaftsministerin. Sie wisse, das sei mitunter eine besondere Herausforderung, „und es ist toll, dass die HAWen sich dieser Aufgabe mutig stellen. Denn klar ist: Nicht jeder muss studieren, aber wer es will, der soll es können. Wir brauchen die besten Rahmenbedingungen für unser Hochschulen, damit wir allen klugen und kreativen Köpfen gerechte Chancen ermöglichen. Wenn sie ihr volles Potenzial entfalten, erschaffen sie Dinge, die uns alle bereichern und voranbringen. Nur so gestalten wir eine stabile, resiliente Gesellschaft, die zugleich veränderungsfähig ist und damit auch zukunftsfähig.“, so die Wissenschaftsministerin.

Die HAWen stehen für Chancen-Gerechtigkeit

Staatssekretärin Ayse Asar. © Foto Diether v Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar. © Foto Diether v Goddenthow

Staatssekretärin Ayse Asar betonte, dass auch in Zukunft in den Hochschulen für angewandte Wissenschaften der Fokus auf der Lehre liegen sollte. „Die Lehre darf niemals in den Hintergrund treten“, denn ihre Leistungen könne man nicht oft genug würdigen. „Die HAWen stehen für Chancen-Gerechtigkeit. Sie haben in 50 Jahren sehr vielen jungen Menschen gerade aus nicht klassischen Akademiker-Familien einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht, und einen entscheidenden Beitrag für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft geleistet“, so die Staatssekretärin „als Arbeiterkind aus voller Überzeugung“. Die HAWen veränderten „tagtäglich Lebenslagen“ und „eröffneten Menschen Entwicklungsmöglichkeiten von denen ihre Vorfahren, ihre Familien, ihre Eltern nur träumen konnten.“, so Ayse Asar.

Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit Hessens

Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen und Vorsitzender der HAW Hessen
Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen und Vorsitzender der HAW Hessen

Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen und Vorsitzender der HAW Hessen, sieht die HAWs in Hessen als ein Erfolgsmodell. „Innerhalb eines halben Jahrhunderts haben die hessischen Hochschulen ihr Aufgabenspektrum kontinuierlich erweitert. Heute verfügen alle hessischen HAWs neben einem breiten Spektrum von inhaltlich unterschiedlichen Studiengängen über weitere Profilmerkmale. Fast 75.000 Studierende sind aktuell an den hessischen HAWs immatrikuliert und werden an den Hochschulen zu Fachkräften von Morgen ausgebildet. Mit der anwendungsorientierten Forschung und ihrem Wissens- und Technologietransfer leisten die hessischen Hochschulen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit Hessens.“
Aber wie bereits in den 90er Jahren, gäbe es – höchstwahrscheinlich temporär – derzeit einen kleinen Rückgang der Studierenden-Zahlen, insbesondere bei den Ingenieuren. Deswegen solle man nach diesem enormen Wachstum der letzten Jahren „diesen Rückgang jetzt auch getrost nutzen, um bei gleichzeitiger Fortführung der Finanzierung die Betreuungsrelationen und Qualität in den Vordergrund zu stellen“, so der HAW-Präsident. „Die Wirtschaftskraft und der Wohlstand Deutschlands kann nur erhalten werden, wenn in Gebieten wie Umwelt und Gesundheit viele technologische Innovationen aus Deutschland erfolgen“. Denn diese technologischen Innovationen seien die Voraussetzung dafür, „dass wir diese Probleme auf der Welt lösen können.“

Unverzichtbare Rolle für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland

Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck und Vizepräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) © Foto Diether v Goddenthow
Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck und Vizepräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) © Foto Diether v Goddenthow

Die Festrednerin Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck und Vizepräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), unterstrich auch nochmal, „dass diese Hochschulen für Bildungsaufstieg und Bildungsgerechtigkeit“ stünden, und „auch wenn die Funktion der Hochschulen für angewandte Wissenschaften als Möglichkeit des gesellschaftlichen Aufstiegs“ abnehme, stamme „weiterhin 40 Prozent der Studierenden aus einem nichtakademischen Elternhaus.“
Heute gäbe es über 240 Hochschulen für angewandte Wissenschaften. 40 Prozent aller Studierenden in Deutschland seien in einer Hochschule für angewandte Wissenschaften eingeschrieben, das waren im Jahr 2018 erstmals über eine Million Menschen, so Dr. Muriel Kim Helbig. Die Abschlüsse seien seit der europaweiten Bologna-Reform denen an Universitäten gleichwertig. Dank ihrer Forschungsleistungen gelten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften besonders in ihrer jeweiligen Region als Innovationsmotoren. Sie seien unglaublich wichtig für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie die Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereiche. Durch ihre Praxisnähe unterstützten sie den Transfer neuer Erkenntnisse sowie Technologien in die Anwendung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. „Damit haben die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eine unverzichtbare Rolle für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland.“

Sieben Promotionszentren an den HAWen

Bereits 2016 ermöglichte Hessen als erstes Bundesland besonders forschungsstarken Fachrichtungen an den HAWen ein eigenständiges Promotionsrecht. Mittlerweile arbeiten und forschen in sieben Promotionszentren unterschiedlicher Fachrichtungen mehr als 100 Promovierende. Für den Aufbau des wissenschaftlichen Personals unterhalb der Professur stellt Hessen 53 Millionen Euro bis 2025 bereit.

Weitere Informationen zu „50 Jahre Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ über: https://unglaublich-wichtig.de/

 

„Wohlstand und sozialer Frieden brauchen unternehmerischen Wagemut“ – „Hessen-Champions 2021“ auf 29. Hessischen Unternehmertag ausgezeichnet

Auf dem 29. Hessischen Unternehmertag im Kurhaus von Wiesbaden zeichnete die hessische Wirtschaft und das Land Hessen drei Unternehmen als Innovator, Jobmotor und Weltmarktführer aus. © Diether von Goddenthow
Auf dem 29. Hessischen Unternehmertag im Kurhaus von Wiesbaden zeichnete die hessische Wirtschaft und das Land Hessen drei Unternehmen als Innovator, Jobmotor und Weltmarktführer aus. © Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Unternehmerischer Wagemut und Erfindergeist sind die zentralen Voraussetzungen für Wohlstand, Kultur und sozialen Frieden. Schon Joseph Beuys wusste, dass das größte ökonomische Kapital einer Gesellschaft in der Fähigkeit ihrer Menschen liegt. Und dass es hieran auch in Hessen nicht mangelt, bewiesen auf dem gestrigen 29. Hessischen Unternehmertag der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände e.V. (Vhu) im Wiesbadener Kurhaus einmal mehr die „Hessen-Champions 2021″. Zum 21. Mal stellten sich die Besten der besten hessischen Unternehmen dem Wettbewerb „Hessen-Champions“ in den drei Kategorien: Innovation, Jobmotor und Weltmarktführer.

Impression vom 29. Hessischen Unternehmertag mit der Ehrung der "Hessen-Champions 2021" © Diether von Goddenthow
Impression vom 29. Hessischen Unternehmertag mit der Ehrung der „Hessen-Champions 2021″ © Diether von Goddenthow

Wirtschaftsminister Al-Wazir, Wolf Matthias Mang (Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU)) und Jürgen Zabel (Geschäftsführer der MBG H Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH) würdigten gemeinsam die Bedeutung der Hessen-Champions für die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Wirtschaft und riefen zur Teilnahme an der nächsten Runde „Hessen-Champions 2022″ auf. Weitere Redner auf  dem Spitzentreffen der hessischen Wirtschaft waren Ministerpräsident Volker Bouffier und Axel Hellmann, Sprecher des Vorstands der Eintracht Frankfurt Fußball AG.  Corinna Egerer moderierte kenntnisreich und charmant durch den Abend.

Sportsgeist ist Schlüssel zu Spitzenleistungen
Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), begrüßte die 750 Gäste und verglich Unternehmergeist ein wenig mit Sportsgeist als Schlüssel zum Erfolg: „Die stetige Optimierung und Leistungssteigerung ist für mich wahrer Sportsgeist und in weiten Teilen Unternehmergeist. Leistung ist auch die Voraussetzung für eine erfolgreiche Marktwirtschaft. Nur eine erfolgreiche Marktwirtschaft mit funktionierendem Wettbewerb und Wachstum kann eine soziale sein“, sagte Wolf Matthias Mang.

Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), setzt auf technologische Innovationen statt auf Verbote zur Meisterung der Klimakrise. © Diether von Goddenthow
Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), setzt auf technologische Innovationen statt auf Verbote zur Meisterung der Klimakrise. © Diether von Goddenthow

Für die Unter­nehmen geht es nicht mehr nur um Technologieführerschaft, auf die wir Deutsche zurecht unseren jahrzehntelangen wirtschaftlichen Erfolg zurückführen. Heute geht es um den Mut, neue Geschäftsmodelle auszuprobieren. Der deutschen Wirtschaft muss es gelingen, den seit dem Wirtschaftswunder antrainierten Perfektionismus um das angelsächsische ‚Trial and Error‘-Prinzip zu ergänzen. Diesen Geist eines spielerischeren und zugleich verstetigten Besserwerdens wünsche ich mir für uns Hessen und Deutsche. Unser Land muss den Mut aufbringen, auf künftige komplexe Herausforderungen die Chancen der Freiheit zu nutzen, statt mit lauter Verboten zu antworten. Dafür brauchen wir ein politisches Entfesselungsjahrzehnt, das die Hindernisse entfernt, um uns in einem harten globalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen oder Nachteile abzubauen. Die hessische Wirtschaft und Industrie ist Teil der Lösung, wenn es um Klimaschutz geht. Ich bin überzeugt, dass uns unternehmerischer Sportsgeists gemeinsam zu neuer Wettbewerbsstärke tragen werden.

Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir."Jetzt kommt es darauf an, die Chancen der Nachhaltigkeit zu nutzen: Ressourceneffizienz und Innovationsfähigkeit auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Basis langfristigen Erfolgs". © Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir.“Jetzt kommt es darauf an, die Chancen der Nachhaltigkeit zu nutzen: Ressourceneffizienz und Innovationsfähigkeit auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Basis langfristigen Erfolgs“. © Diether von Goddenthow

Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir unterstrich: „Mit dem Innovations- und Wachstumspreis zeichnen wir vorbildliche Unternehmen aus, die sich den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft stellen und damit für die Leistungskraft und den Erfolg der hessischen Wirtschaft stehen“. „Die ‚Hessen-Champions‘ zeigen, dass Investitionen sich lohnen. Hessens Wirtschaft ist auf einem sehr guten Pfad der Erholung. Jetzt kommt es darauf an, die Chancen der Nachhaltigkeit zu nutzen: Ressourceneffizienz und Innovationsfähigkeit auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Basis langfristigen Erfolgs, bei uns in Hessen wie auf den Märkten der Welt.“, so der Wirtschaftsminister.

„Für Eintracht Frankfurt als großem Sportverein und modernem Fußballunternehmen sind Ambition und Leistung auf und außerhalb des Platzes zentrale Begriffe unserer Wettbewerbskultur und Bestandteil der Club-DNA“, so Hellmann

Mit mehr Innovation statt Intervention ‚Klimawohlstand‘ erzeugen

„Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, doch wir sind im Vergleich zu vielen anderen Ländern bislang gut durch die Krise gekommen – dank Impfstoffen, Tests und natürlich dank der Bevölkerung, die sich zum größten Teil besonnen verhält. Auch die deutsche Wirtschaft erholt sich allmählich – und der hessische Arbeitsmarkt erholt sich sogar recht deutlich!

Ministerpräsident Volker Bouffier: "Wenn wir nicht ein starkes Industrieland bleiben, werden wir die Herausforderungen nicht hinbekommen. Wenn die Leute ihre Arbeitsplätze verlieren, ist ihnen die Umwelt egal" © Diether von Goddenthow
Ministerpräsident Volker Bouffier: „Wenn wir nicht ein starkes Industrieland bleiben, werden wir die Herausforderungen nicht hinbekommen. Wenn die Leute ihre Arbeitsplätze verlieren, ist ihnen die Umwelt egal“ © Diether von Goddenthow

Wir als Landesregierung wollen Hessen erfolgreich aus der Krise heraus modernisieren und zukunftsfest machen“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. „Die größte Transformation für Gesellschaft und Wirtschaft ist der Klimaschutz! Dazu braucht es auch vor allem Offenheit für neue Technologien. Mit mehr Innovation statt Intervention werden wir in Hessen echten ‚Klimawohlstand‘ erzeugen. Im vergangenen Jahr haben wir das Corona-Sondervermögen ‚Hessens gute Zukunft sichern‘ eingerichtet. Es hilft uns nicht nur dabei, alle coronabedingten Maßnahmen des Landes schnell und passgenau zu finanzieren, sondern auch, die richtigen Weichen für die Zeit nach der Pandemie zu stellen. Außerdem haben wir im Sommer unser Programm „Neustart Hessen“ aufgelegt, mit dem wir wichtige Impulse zur Modernisierung des Landes setzen – damit Hessen stark aus der Krise herauskommt und der Wirtschafts­standort Hessen auch in Zukunft attraktiv bleibt.“

Die Gewinner in den drei Kategorien

Kategorie Innovation:
BAG Diagnostics GmbH, Lich

Die Gewinner des Innovationspreises, die BAG Diagnostics GmbH Lich, vertreten durch ihre Geschäftsführer, eingerahmt, von Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang, , MBG H-Geschäftsführer Jürgen Zabel (li) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (r.)  Die BAG Diagnostics entwickelte in nur 39 Tagen den PCR-Test, wozu man unter „normalen“ Umständen durchschnittlich zwei Jahre benötigte. © Diether von Goddenthow
Die Gewinner des Innovationspreises, die BAG Diagnostics GmbH Lich, vertreten durch ihre Geschäftsführer, eingerahmt, von Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang, , MBG H-Geschäftsführer Jürgen Zabel (li) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (r.) Die BAG Diagnostics entwickelte in nur 39 Tagen den PCR-Test, wozu man unter „normalen“ Umständen durchschnittlich zwei Jahre benötigte. © Diether von Goddenthow

Die BAG Diagnostics GmbH ist in den Bereichen Humangenetik, Infektiologie, Transfusions- und Transplantationsmedizin weltweit aktiv. Das Ziel des Familienunternehmens: Mit innovativen Produkten anspruchsvolle Diagnostik einfach, effizient und zuverlässig machen. Dank wissenschaftlicher und technischer Expertise entwickelt BAG Diagnostics innovative Testsysteme zur immunologischen Typisierung und in der Humangenetik. In der immunologischen Typisierung sind die Reagenzien für eine sichere Transplantation von Organen und für eine passgenaue Bluttransfusion von entscheidender Bedeutung. In der Humangenetik werden Tests für die Analyse von Hypersensitivitätsreaktionen und Autoimmunerkrankungen konzipiert. Damit werden Krankheitsrisiken mit genetischem Hintergrund schnell und eindeutig diagnostiziert. In nur 39 Tagen hat die BAG Diagnostics 2020 einen Corona real time PCR-Test bis zur Marktreife entwickelt.

Kategorie Jobmotor:
BioSpring GmbH, Frankfurt am Main

Die Hessen-Champions 2021 in der Kategorie Jobmoter, die BioSpring GmbH, Frankfurt am Main, vertreten durch ihre Geschäftsführer, hier eingerahmt von: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir , daneben Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang,(li) und Ministerpräsident Volker Bouffier und Moderatorin Corinna Egerer (r). © Diether von Goddenthow
Die Hessen-Champions 2021 in der Kategorie Jobmoter, die BioSpring GmbH, Frankfurt am Main, vertreten durch ihre Geschäftsführer, hier eingerahmt von: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir , daneben Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang,(li) und Ministerpräsident Volker Bouffier und Moderatorin Corinna Egerer (r). © Diether von Goddenthow

Für Kunden aus Pharma, Biotech und Academia stellt die BioSpring GmbH weltweit führend Diagnostika sowie Therapeutika her. BioSpring ist dabei Europas größter Hersteller für Wirkstoffe auf Basis von Oligonukleotiden. Oligonukleotide sind kurze, synthetisch hergestellte Nukleotidsequenzen. Sie bestehen aus den gleichen Bausteinen wie DNA und RNA, welche die Grundlage unserer genetischen Information bilden. Therapeutika auf Basis von Oligonukleotiden können zum Beispiel bei bisher als nicht behandelbar geltenden Krankheiten eingesetzt werden. Das Unternehmen hat sich als Weltmarktführer für die Herstellung von Oligonukleotid-Wirkstoffen im stark wachsenden Bereich des Genome Editings (CRISPR/Cas9), einem revolutionären Verfahren zur zielgerichteten Veränderung von DNA, etabliert. Derzeit hat BioSpring rund 350 Mitarbeitende. 2020 wurden 86 neue Vollzeitstellen geschaffen, bis Ende dieses Jahres sollen weitere 123 neue Vollzeitstellen in Hessen entstehen. 463 weitere Vollzeitstellen sind bis Ende 2024 in Planung.

Kategorie Weltmarktführer:
HEDRICH GmbH, Ehringshausen-Katzenfurt

Die Hessen-Champions 2021 in der Kategorie Weltmarktführer, die HEDRICH GmbH, Ehringshausen-Katzenfurt, vertreten durch ihre Geschäftsführer, hier eingerahmt von: Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang und Ministerpräsident Volker Bouffier(li) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sowie Moderatorin Corinna Egerer (c). © Diether von Goddenthow
Die Hessen-Champions 2021 in der Kategorie Weltmarktführer, die HEDRICH GmbH, Ehringshausen-Katzenfurt, vertreten durch ihre Geschäftsführer, hier eingerahmt von: Vhu-Präsident Wolf Matthias Mang und Ministerpräsident Volker Bouffier(li) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sowie Moderatorin Corinna Egerer (c). © Diether von Goddenthow

Die HEDRICH GmbH ist ein weltweit agierendes Engineering-Unternehmen im Maschinen- und Vakuumanlagenbau und spezialisiert auf die Entwicklung, Konstruktion, Montage und Prüfung von maßgeschneiderten Kundenlösungen. Für die Elektro- und Automobilindustrie sowie für die Bereiche Windkraft und Composites bietet HEDRICH innovative technische Produkte sowie Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Unternehmen ist Experte und Komplettanbieter für die Verarbeitung von Isoliermedien unter Vakuum zur Optimierung dielektrischer Eigenschaften im Bereich Silikon-, Gießharz- sowie Öl-Papier-Isolieranlagen. HEDRICH ist in über 30 Ländern aktiv und beschäftigt mehr als 230 Mitarbeitende. Im Zukunftsmarkt Elektromobilität hat sich HEDRICH bereits mit neuen Imprägnierungstechnologien für Elektromotoren etabliert und entwickelt permanent neue Lösungen für die Fertigung des Antriebes der Zukunft. HEDRICH ist weltweit führend im Bereich „Elektro“ mit einem Marktanteil von 25% und hat im Bereich Windrotorblattfertigung einen Anteil von 30% inne.

Hintergrund

„Hessen-Champions“ ist ein Wettbewerb des Hessischen Wirtschaftsministeriums, der VhU und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen, durchgeführt von der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI). Der Innovations- und Wachstumspreis des Landes Hessen, die „Hessen-Champions“, umfasst drei Kategorien: In der Kategorie Weltmarktführer werden hessische Unternehmen gesucht, die in ihrer Branche mit einem Produkt oder einer Dienstleistung weltweit führend sind. Bei der Auswahl des Jobmotors berücksichtigt die Jury Unternehmen, die überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze in Hessen geschaffen haben. Die Kategorie Innovation wendet sich an Unternehmen mit innovativen Produkten und Ideen und spricht vor allem kleine und mittlere Betriebe an. Die Gewinner werden von einer Jury mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Medien ermittelt. Dieses Jahr hatten sich 76 Unternehmen beworben, zehn erreichten das Finale. Aus insgesamt 88 Bewerbungen hatte die Jury sie ausgewählt.

Hessen-Champions 2022

Tsitsi Dangarembga mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 ausgezeichnet

Die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga ist heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand vor rund 400 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt. Die Laudatio hielt die kenianische Germanistin und Soziologin Auma Obama.

In ihrer Dankesrede analysierte Tsitsi Dangarembga, wie die innerhalb imperialer Strukturen ausgeübte physische, psychologische, politische, ökonomische, metaphysische und genozidale Gewalt sukzessive dazu geführt habe, dass wir heute in einem System lebten, das als „No-Win-Situation“ beschrieben werden müsse: „Das heißt, dass der Westen mit all seiner Technologie, seinen Überzeugungen und seiner Praxis auf vielfachen weiterhin praktizierten Formen der Gewalt aufgebaut ist, die er in den Rest der Welt exportiert hat und die jetzt in postkolonialen Staaten so eifrig praktiziert werden wie zuvor in imperialen und kolonialen Staaten. […] Es ist wohl bekannt, dass Gewalt weitere Gewalt erzeugt, und das sehen wir heute auf der ganzen Welt, auch in den Heimatstaaten des Imperiums.“

Die aktuellen gesellschaftlichen Denkmuster böten offensichtlich keinen Lösungsansatz – im Gegenteil: Weltweit gelehrte Disziplinen wie Marketing und Betriebswirtschaft, Politik und Werbung hätten zum Inhalt, eine Population anhand einer Reihe demografischer Merkmale zu segmentierten und anschließend zu manipulieren, um finanziellen, politischen, sozialen oder anders gearteten Profit zu maximieren: „Ein System, das auf Profit basiert, […] ist ein System der Ausbeutung. Ein System, das einerseits Konzentration und andererseits ein Defizit erzeugt, ist ein System des Ungleichgewichts. So ein System ist notwendigerweise instabil und deshalb auch nicht nachhaltig. Wie ist es möglich, dass wir in ein instabiles, nicht nachhaltiges System investieren, das uns zwangsläufig in den Untergang führt?“

Tsitsi Dangarembga sagte weiter: „Die Lösung ist, ethnisch determinierte und andere hierarchische Denkweisen abzuschaffen, die auf demografischen Merkmalen wie sozialem und biologischem Geschlecht, Religion, Nationalität, Klassenzugehörigkeit und jedweden anderen Merkmalen beruhen, die in der gesamten Geschichte und überall auf der Welt die Bausteine des Imperiums waren und noch immer sind. […] Was wir tun können, ist, unsere Denkmuster zu verändern, Wort für Wort, bewusst und beständig, und daran festzuhalten, bis wir Ergebnisse sehen in der Weise, wie wir Dinge tun und welche Folgen sich daraus ergeben.“

Mit der Hoffnung, dass ein solcher Paradigmenwechsel möglich ist, schloss die Preisträgerin ihre Rede: „Unsere Entscheidung, was und wie wir denken, ist letztlich eine Entscheidung zwischen Gewalt oder Frieden fördernden Inhalten und Narrativen. Dass jemand wie ich, der in nicht so ferner Vergangenheit aufgrund von demografischen Kriterien im schlimmsten Fall als nicht denkend, im besten Fall als nicht auf eine wertvolle Weise denkend und deshalb auf nicht wertvolle Weise existierend kategorisiert wurde, heute diesen Preis erhält, bezeugt die Fähig-keit für Wandel, die wir Menschen haben.“

Auma Obama lobte in ihrer Laudatio Tsitsi Dangarembgas steten Antrieb, Verantwortung zu übernehmen und die Welt zum Guten zu verändern. Allen Hürden zum Trotz kämpfe sie tagtäglich voller Mut für diejenigen ohne eigene Stimme und für die Meinungsfreiheit: „Bestimmt hättest du manchmal am liebsten aufgegeben, Tsitsi, und der Versuchung nachgegeben, einfach ein normales, gewöhnliches Leben zu führen. Warum sich mühsam Gehör verschaffen, wenn man auch irgendwie so durchkommt? Warum unbedingt ein Forum für mehr Gerechtigkeit schaffen? Das Leben wäre sehr viel einfacher gewesen, für dich, für uns, wenn wir das gekonnt hätten. Aber du bist nicht gewöhnlich.“

Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann zog den Hut vor Dangarembgas Engagement für das Recht auf Selbstbestimmung und gegen die Dominanz weißer Menschen: „Sie akzeptieren nicht, dass Menschen aufgrund von Geschlecht oder Rasse unterdrückt werden – oder weil Kolonialismus wie ein Echo aus der Vergangenheit unsere Gegenwart bestimmt. […] Sie fordern Gleichberechtigung. Sie stehen auf für Pressefreiheit, für den Kampf gegen Korruption – selbst wenn Machthaber, wie vergangenes Jahr, Sie mit Inhaftierung einzuschüchtern versuchen. Diese Haltung, die sich durch Ihre Romane, Dramen und Filme zieht, macht Sie zu einem Vorbild.“

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, stellte die Wirkung der Texte der Preisträgerin in den Fokus ihrer Ansprache und würdigte die Einblicke, die den Leser*innen hierdurch gewährt würden: „Danke, dass Sie mich an Tambus Seite gestellt haben, dass ich eins mit ihr werden durfte, dass ich Tambudzais Ausweglosigkeit begreifen konnte, aber auch jeden Versuch, wieder aufzustehen. Sie, haben es geschafft, uns eine Gesellschaft so nahe zu bringen, dass sie uns zwar nicht restlos verständlich wird, wir sie aber auf uns beziehen können, auf uns und unsere eigenen Unzulänglichkeiten.“

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren unter anderem Sebastião Salgado, Albert Schweitzer, Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, Liao Yiwu, Navid Kermani, Margaret Atwood, Aleida und Jan Assmann und im vergangenen Jahr Amartya Sen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

73. Frankfurter Buchmesse: Neustart der Buchbranche, Wiedersehensfreude und Kontroverse um die Grenzen der Meinungsfreiheit

Gratulation für Mut und Kreativität der Veranstalter, die 73. Frankfurter Buchmesse (20.-24. Oktober 2021) trotz ungewisser Pandemie-Lage erstmals seit 2019 wieder als Präsenzveranstaltung gewagt zu haben. Damit setzten sie ein wichtiges Zeichen für die Kulturbranche in Zeiten von Corona. Flankiert durch ein ausgeklügeltes Hygiene- und Sicherheitskonzept, konnte sich das Fach- und das Privatpublikum unter dem Motto “Re:connect” wieder sicher begegnen. Immerhin kamen – trotz des europaweiten Orkans mit Zug- und Flugausfällen am Buchmessen-Donnerstag – bereits gut 36.000 Fachbesucher*innen aus 105 Ländern und 37.500 private Leser*innen aus 85 Ländern zur Frankfurter Buchmesse 2021. Sie ist die erste große Präsenzveranstaltungen der internationalen Buchbranche seit Ausbruch der Pandemie. Insgesamt 2013 Unternehmen aus 80 Ländern präsentierten sich in den Hallen, im LitAg, an den neuen Workstations oder als digitale Aussteller*innen im Netz. Insgesamt 2.500 Medienvertreter*innen aus 39 Ländern waren für die diesjährige Frankfurter Buchmesse akkreditiert.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse: „Die 73. Frankfurter Buchmesse markiert nach 18 Monaten einen Neubeginn und hat angesichts der weltweit geltenden Reisebeschränkungen unsere Erwartungen weit übertroffen. Dies zeigt, wie resilient und kreativ unsere Branche ist. Viele Aussteller*innen und Fachbesucher*innen äußerten sich sehr zufrieden über die Qualität der Gespräche. Man konnte die Wiedersehensfreude in den Hallen förmlich spüren. Mit unserem digitalen Fachprogramm haben wir eine Brücke zu Teilnehmer*innen geschlagen, die in diesem Jahr nicht reisen konnten.“

Vom Dienstag, 19. Oktober, bis Sonntag, 24. Oktober, nutzten 130.000 User*innen die Angebote auf buchmesse.de. Der Livestream zum digitalen Fachprogramm “Frankfurt Studio: Inside Publishing” (27 Sessions) wurde allein auf der Website der Frankfurter Buchmesse über 15.500-mal in 97 Ländern eingeschaltet. Das deutschsprachige Live-Programm für das Privatpublikum im “Frankfurt Studio Festival” in Kooperation mit Buchjournal (34 Sessions) wurde bis zum Sonntagmittag bereits über 5.200-mal eingeschaltet. Die ARD-Buchmessenbühne zeigte 46 Stunden Programm im Livestream und das Frankfurt Studio sendete 44,5 Stunden. Das physische BOOKFEST city-Programm kommt auf insgesamt 85,5 Stunden. Zusätzlich konnte ein Großteil des Live-Programms beider Livestreams auch über Facebook und YouTube verfolgt werden. Die Inhalte stehen im November auf buchmesse.de in einer Mediathek zur Verfügung.

Auch das  physische Buchfest OPEN BOOKS des Kulturamtes der Stadt Frankfurt mit insgesamt 105 Veranstaltungen und Live-Events, auf denen 140 Autor*innen ihre neuen Bücher vorstellten, war mit 6500 Besuchern sehr gut besucht. Wer pandemiebedingt keinen Platz mehr bekommen konnte, konnte etliche Veranstaltungen daheim streamen.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Die Frankfurter Buchmesse war geprägt von Wiedersehensfreude und Aufbruchsstimmung. Die Branche geht gestärkt aus der Pandemie hervor und hat die Messetage für die persönliche Begegnung, den Austausch über wichtige Branchenthemen und den Ausbau von Geschäftskontakten genutzt. Unterstützt durch ein breites digitales Angebot hat das Buch so eine weithin sichtbare Bühne bekommen. In aufgewühlten Zeiten standen auch wichtige gesellschaftliche Themen auf der Agenda. Dabei hat sich auch gezeigt, dass es gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen und werden – so etwa die zur Bekämpfung von Rassismus oder die zum Umgang mit extremen politischen Positionen in unserer Gesellschaft und auf Buchmessen.“

Besonders eindrücklich hat sich in den letzten Tagen gezeigt, wie sehr die Frankfurter Buchmesse die aktuellen gesellschaftlichen Debatten widerspiegelt und verstärkt. In über 100 Veranstaltungen auf dem Blauen Sofa, der ARD-Buchmessenbühne, im Forum Bildung äußerten sich Podiumsteilnehmer*innen aus vielen Disziplinen zu Themen wie Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung, Gendern und Meinungsfreiheit.

Der Boykottaufruf einer Autorin auf Grund der Präsenz eines Verlages der „Neuen Rechten“, hat die Netz-Community aufgebracht die Öffentlichkeit gespalten: Wo kann ein Veranstalter wie die Frankfurter Buchmesse die Grenze ziehen, welche Verlage zugelassen werden? Wo endet die Meinungsfreiheit, wo beginnt Zensur?

Die Politikerin Aminata Touré und Managerin Janina Kugel haben sich entschieden, ihre geplanten Auftritte trotz des Boykottaufrufs im Netz wahrzunehmen und die Messe für sich und ihre Positionen zu nutzen. Sie trafen sich mit der Journalistin Jagoda Marinić im Rahmen der Reihe “SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft” auf der ARD-Buchmessenbühne. Zum Thema “Boykott oder Ausschluss? Wie umgehen mit rechten Verlagen auf Buchmessen” fand am Messesonntag ein Panel mit Mirrianne Mahn (GRÜNE), Referentin für Diversitätsentwicklung der Stadt Frankfurt sowie dem Schriftsteller Per Leo statt.

„Wir bedauern zutiefst, dass Autor*innen ihren Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse abgesagt haben. Wir haben mit unseren Partnern ein umfangreiches diverses Programm zusammengestellt, um viele Perspektiven aufzuzeigen. Die Stimmen dieser Autor*innen haben gefehlt. Mit ihrer Anwesenheit hätten sie ein Zeichen gesetzt, so wie das in der Vergangenheit zum Beispiel Salman Rushdie oder Chimamanda Ngozi Adichie getan haben und in diesem Jahr unsere diesjährige Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga oder deren Laudatorin Auma Obama, und viele andere“, sagte Juergen Boos.

Er führte aus: „Internationale Buchmessen leben von der Vielfalt der Meinungen und Inhalte sowie vom Austausch auf Augenhöhe. Inzwischen gibt es regelmäßig die Forderung nach Zensur und Ausschluss bestimmter Inhalte und Unternehmen – so auch in diesem Jahr. Für die Buchmesse gelten seit jeher zwei Grundsätze: Die Meinungsfreiheit darf nicht über die vom Staat gezogenen Grenzen hinaus eingeschränkt werden – das heißt für die Zulassung von Ausstellern in dubio pro libertate, und die Sicherheit der Teilnehmer*innen muss jederzeit maximal gewährleistet werden, so dass jede und jeder Einzelne sich frei und sicher fühlen kann, die Messe zu besuchen. Als Veranstalter der größten internationalen Buchmesse verwahren wir uns mit aller Schärfe gegen die Instrumentalisierung unserer Veranstaltungen. Die Freiheit des Wortes ist für uns nicht verhandelbar.“

Das Wochenendprogramm präsentierte Mona Ameziane, Volker Klüpfel & Michael Kobr, Ralf König, Janina Kugel, Daniel Schreiber, Aminata Touré, Elif Shafak (live zugeschaltet), Nicole Seifert und Sönke Wortmann auf der ARD-Buchmessenbühne; Dany Laferrière und Asfa-Wossen Asserate auf dem „Blauen Sofa“; Samira El Ouassil, Anastasia Zampounidis, Ulrike Folkerts, Rebecca Gablé, Florian Illies und Marc Elsberg im Frankfurt Studio Festival; Johanna Adorján, Peter Licht und Terézia Mora im detektor.fm-Podcaststudio.

Unter der Motto „Singular Plurality – Singulier Pluriel“ präsentierte Kanada, der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2021, seine einzigartige Vielfalt. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Gelegenheit hatten, unsere Literatur, Kunst und Kultur mit unseren deutschen Freunden und dem Rest der Welt zu teilen. Kanada ist ein Land mit vielen verschiedenen Stimmen, und wir sind uns sicher, dass unser Ehrengastauftritt diese Singular Plurality unseres Landes in den Fokus gerückt hat – die einzigartige Vielfalt, in der wir unsere Unterschiede annehmen und feiern. Mit dem Abschluss unserer zwei Ehrengastjahre beenden wir nun dieses unerwartet lange Kapitel der Frankfurter Buchmesse, und können es kaum erwarten zu sehen, was Spanien im nächsten Jahr für uns bereithält“, resümiert S. E. Steven Guilbeault, Minister für kanadisches Kulturerbe, den außergewöhnlichen Ehrengastauftritt Kanadas.

Der Kanadische Pavillon wurde am Dienstagabend (19. Oktober 2021) offiziell von der kanadischen Generalgouverneurin, Ihrer Exzellenz Mary May Simon eröffnet: Besucher*innen erwartete ein Parcours durch eine Installation, die mit den Elementen kanadischer Landschaft spielte. Der Pavillon, zu dem es in diesem Jahr erstmalig auch ein virtuelles Pendant gab, führte die Kreativität und Vielfalt der kanadischen Literatur- und Kulturszene vor Augen. Insgesamt 60 kanadischen Autor*innen und Illustrator*innen gestalteten das kanadische Literaturprogramm – darunter acht herausragende Literat*innen, die Kanada in diesem Jahr vor Ort in Frankfurt vertreten werden: Michael Crummey, Michel Jean, Dany Laferrière, Catherine Mavrikakis, Paul Seesequasis, Vivek Shraya, Kim Thúy und Nancy Vo. Neben Lesungen und interaktiven Formaten dieser acht Künstler*innen auf dem Messegelände haben über 50 Autor*innen an einer Vielzahl virtueller Veranstaltungen teilgenommen; dies beinhaltete auch virtuelle Auftritte von Margaret Atwood und Joséphine Bacon bei der Eröffnungsfeier. Die „Books on … Canada“ Ausstellung im Ehrengast-Pavillon zeigt knapp 400 Neuerscheinungen zu Kanada aus 165 Verlagen.

In einer feierlichen Zeremonie mit dem Buchmessedirektor Juergen Boos übergab Caroline Fortin, Vorsitzende des Ehrengastkomitees CanadaFBM2020/21, die GastRolle an Maria José Gálvez, Generaldirektorin Books and Reading Promotion der spanischen Regierung.

Alle Gespräche, die an den Messetagen auf der ARD-Buchmessenbühne stattgefunden haben, sind in der ARD-Mediathek auch im Nachhinein verfügbar. Alle detektor.fm-Gespräche sind ebenfalls weiterhin als Podcast abrufbar und auch auf dem YouTube-Kanal der Frankfurter Buchmesse finden sich zahlreiche Inhalte der Messewoche für die Rückschau.

OPEN BOOKS 2021 erneuter Publikumsmagnet

Am Sonntag, den 21. Oktober, ging OPEN BOOKS, das Lesefest der Stadt zur Frankfurter Buchmesse, nach fünf erfolgreichen Tagen zu Ende. Gute Stimmung, viel Freude bei den Mitwirkenden und glückliche Besucher*innen machten das Festival zu einem großen Erfolg.

OPEN BOOKS setzte auch in diesem Jahr wieder auf Live-Events und stellte auf 105 Veranstaltungen insgesamt 140 Autor*innen mit ihren neuen Büchern vor. Die Besucherzahl beläuft sich auf 6.500. Das Programm setzte sich aus den besten Neuerscheinungen des Herbstes in den Sparten Belletristik, Sachbuch, Lyrik, Comic und Kinderbuch zusammen, die zahlreiche Verlage aus dem deutschsprachigen Raum zur Präsentation im Rahmen von OPEN BOOKS vorgeschlagen hatten. Lesungsorte waren erneut Räume rund um den Römer und in der neuen Altstadt. Die feierliche Eröffnung von OPEN BOOKS mit dem ersten Auftritt der frisch gekürten Buchpreisträgerin Antje Rávik Strubel sowie OPEN BOOKS Kids zum Wochenende wurden im großen Saal der Deutschen Nationalbibliothek abgehalten. Der Eintritt war frei, es mussten allerdings vorher Tickets gebucht werden.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig dankt allen Beteiligten: „OPEN BOOKS ist ein fester Bestandteil der Buchmessenwoche und zieht Buch-Begeisterte aus der gesamten Rhein Main-Region an. Die Menschen sind auch in diesem Jahr zu den Veranstaltungen geströmt. Ich bin daher insbesondere den deutschsprachigen Verlagen dankbar, dass sie sich mit ihrer Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse 2021 zum Standort Frankfurt bekannt haben. Die Buchmesse ist das Epizentrum der Buch- und Literaturstadt Frankfurt und die Stadt bietet ihr mit OPEN BOOKS eine weitere Bühne rund um den Römer und in der neuen Altstadt.“

 

2021 wurde das zehnjährige Jubiläum der Kooperation von OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa zur Eröffnung des Lesefestes gefeiert. Weitere Kooperationen fanden statt mit dem Schweizer Buchpreis, dem SWR, der Frankfurter Rundschau und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie dem Lyriknetzwerk „Teil der Bewegung“. Das erste Mal war die Frankfurter Allgemeine Zentrum Rhein-Main mit einer eigenen Veranstaltung zu Gast. Sie hatte Alice Brauner mit ihrem Buch „Also dann in Berlin …“ in die Volksbühne eingeladen „OPEN BOOKS hatte auch in diesem Jahr ein großartiges Publikum, das hochkonzentriert und mit spürbarer Begeisterung den Lesungen folgte. Die 110 Veranstaltungen waren nahezu ausgebucht und wir sind sehr glücklich über das große Interesse, das sich auch in langen Schlangen vor den Signiertischen manifestierte. Die Büchertische des lokalen Buchhandels freuten sich über viele verkaufte Bücher. Der ‚Frankfurt-Abend´ in der Volksbühne bildete einen stimmungsvollen Abschluss des Lesefestes und wird sicher zu einer Tradition“, so Dr. Sonja Vandenrath, die OPEN BOOKS verantwortet.

In diesem Jahr wurde OPEN BOOKS durch den Deutschen Literaturfonds mit seinem Programm Neustart Kultur großzügig gefördert. Medienpartner waren das Journal Frankfurt und hr2 kultur. Die Büchertische wurden von Frankfurter unabhängigen Buchhandlungen gestellt.

Eine fulminante Eröffnung mit der Buchpreisträgerin Antje Ravik Strubel und den weiteren Gästen, Sasha Marianna Salzmann, Gert Loschütz und Per Leo, in der Deutschen Nationalbibliothek verhieß einen guten Start. ‚Literatur im Römer‘ am Buchmessen-Mittwoch und -Donnerstag bildete wie immer einen Höhepunkt des Programms von OPEN BOOKS. Große Resonanz erfuhren auch die Auftritte v on Wolf Biermann, Peter Wohlleben, Sarah Biasini, Julia Franck, Herfried Münkler, Florian Ilies, Dilek Güngor, Richard Powers, Sönke Wortmann, Heinz Rudolf Kunze, PeterLicht, Alice Brauner sowie der diesjährigen Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembbga bei „Zwischen Zeilen“. Die Lyriklesungen und das von Jakob Hoffmann kuratierte ComicProgramm fand ebenfalls begeisterte Zuschauer*innen. Auch das Kinderprogramm von OPEN BOOKS Kids, das am Sonntag Nachmittag zu Ende ging, wurde begeistert angenommen. Von den ursprünglich geplanten 115 Veranstaltungen mussten 10 abgesagt werden. Drei davon, und zwar die mit Matthias Nawrat, Ciani-Sophia Hoeder und Katharina Hoppe, als Ausdruck ihrer Solidarität mit Jasmina Kuhnke, die aus Protest gegen rechte Verlage auf der Buchmesse ihre Teilnahme zurückgezogen hatten.

exground filmfest 34 vom 12. bis 21.11.2021: Das Programm mit über 150 Filmen aus 47 Ländern steht

ex34-Plakat-250Über 150 Filme aus 47 Ländern // World und European Cinema // gesellschaftskritische Themen und ungewöhnliche Einblicke in andere Kulturen // Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR
Das Programm für die 34. Ausgabe von exground filmfest ist ab sofort online verfügbar. Vom 12. bis 21.11. präsentiert das Festival über 150 Filme aus 47 Ländern in den gewohnten Wiesbadener Spielstätten. Dafür sichtete das Kuratorenteam über 1.600 Filme aus 93 Ländern. Wie im vergangenen Jahr wird es daneben auch ein On-Demand-Programm geben. Der YouTube-Kanal von exground filmfest wird ebenso wieder mit Inhalten bespielt werden. Unter anderem werden die Eröffnung und die Preisverleihung sowie Fachveranstaltungen und Filmgespräche online mitzuerleben sein. In insgesamt sieben Wettbewerben werden Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR vergeben.

„Wir freuen uns sehr, dass wir trotz erschwerter Produktionsbedingungen dieses Jahr so viele spannende, neue Filme sichten konnten“, erklärte Festivalorganisatorin Andrea Wink auf der heutigen Pressekonferenz: „Mit dem ausgewählten Programm wieder auf die Leinwand zurückkehren zu können ist für uns von immenser Wichtigkeit, denn wir wollen das Kino als Ort der Begegnung erhalten.“

Länderstatistik, Rahmenprogramm und Spielorte

Unter den ausgewählten Filmen befinden sich 13 Welt-, fünf internationale, zwei Europa- und 26 Deutschland-Premieren. 59 Filme werden zudem zum ersten Mal im Rhein-Main-Gebiet gezeigt. Wie 2020 führt Deutschland die Länderstatistik (49) an, während das Fokusland USA mit 26 Filmen auf Platz zwei landet, dicht gefolgt von Frankreich (19). Aber auch weniger bekannte Filmnationen wie Montenegro, Katar, die Dominikanische Republik und Singapur sind im Programm vertreten.

Neben dem Filmprogramm erwarten die Gäste bei den exground-Xtras Fachveranstaltungen, Kunstausstellungen und Events wie die beliebte exground-Gong-Show und das Filmquiz. In der Krypta der Marktkirche wird Bernd Brehmer in seinem Programm LES ANNÉES SCOPITONES die Vorläufer der Musikvideos präsentieren, die in den 1960er-Jahren in jukeboxähnlichen Geräten mit Monitor abgespielt wurden. Seine Auswahl an Scopitones-Perlen auf 16-mm-Originalkopien reicht von Sylvie Vartan über Petula Clark bis Debbie Reynolds sowie Alice & Ellen Kessler.

© UFO Production // THE WITCHES OF THE ORIENT
© UFO Production // THE WITCHES OF THE ORIENT

Neben den etablierten Spielstätten in Wiesbaden, der Caligari FilmBühne, dem Murnau-Filmtheater, der Krypta in der Marktkirche sowie dem Nassauischen Kunstverein, werden ausgewählte Filme des Länderfokus auch wieder in Darmstadt (programmkino rex) und Frankfurt am Main (Pupille – Kino in der Uni) zu sehen sein.

Filmprogramm: Deutschland, Europa und die Welt

Neben dem umfangreichen Programm im Länderfokus USA ist die Langfilmauswahl vor allem geografisch gegliedert. Zu der seit Jahren bestehenden Sektion Made in Germany, gesellen sich dieses Jahr die Reihen European Cinema und World Cinema. Entsprechend dem multinationalen Anspruch von exground filmfest finden sich hier Filme von allen Kontinenten und gewähren einen umfassenden Eindruck in mannigfaltige Filmschulen und
-sprachen.

In der deutschen Auswahl besticht unter anderem der Film DER MENSCHLICHE FAKTOR (Deutschland/Italien/Dänemark 2021) von Ronny Trocker. Prominent besetzt, erzählt der Film von Konflikten und Misstrauen in einer modernen, wohlhabenden Familie. Der preisgekrönte Regisseur legte in seiner Inszenierung sehr viel Wert darauf, das Publikum durch die Kamera so eng wie möglich in die Familienverflechtungen mit hineinzuweben.

© Klemens Hufnagl / Zischlermann Filmproduktion
© Klemens Hufnagl / Zischlermann Filmproduktion

 

Preisgekrönt könnte bald auch das Drama LEAVE NO TRACES (Polen 2021) sein, das als Oscar-Kandidat für Polen ins Rennen geschickt wird. Regisseur Jan P. Matuszyńskis Politfilm über die Nachwehen eines Mordes durch Polizisten thematisiert Repression, Militarisierung und die Wichtigkeit von Bürgerrechten.

Ana Katz’ absurder Schwarz-Weiß-Film THE DOG WHO WOULDN’T BE QUIET (Argentinien 2021) erzählt in kurzen Episoden aus dem Leben des Grafikdesigners Sebastián, der zwischen der Liebe zu seinem Hund und einer herannahenden Katastrophe versucht, seinen Weg im Leben zu finden.

Auch in den Kurzfilmprogrammen spiegelt sich die internationale Diversität von exground filmfest. So wird es neben den iranischen Filmen auch die Kurzfilmrolle Weltreise geben, in der vier Kurzdokumentationen von Lebensrealitäten in aller Welt zeugen.

Soziale (Un-)Gerechtigkeit und Gesellschaftskritik

Eine Vielzahl der Filme des Langfilmprogramms scheut sich nicht davor, mutig Gesellschaftskritik zu üben. Soziale Ungerechtigkeit, migrantische Lebensrealitäten, Unterdrückung von Frauen, queeres Leben und das Recht auf Zukunft – die Stimmen für eine bessere und gerechtere Welt sind laut im Programm von exground filmfest.

So handelt der Film BANTU MAMA von Ivan Herrera (Dominikanische Republik 2021) vom Schicksal von Emma, einer Französin mit afrikanischen Wurzeln, die sich auf der Flucht vor der Polizei in Santo Domingo versteckt. Inmitten einer schwarzen Diaspora findet sie hier ein Zuhause in einer Gemeinschaft von drei Waisenkindern.

Im Dokumentarfilm LUCHADORAS (Deutschland/Mexiko 2021) porträtieren Paola Calvo und Patrick Jasmin drei mexikanische Wrestlerinnen. Aufgewachsen in Juárez, einer vom Drogenkrieg erschütterten Stadt, kämpfen sie selbstbewusst gegen vorgeprägte Geschlechterrollen und für Gerechtigkeit.

YOUTH TOPIA (Deutschland/Schweiz 2021) von Dennis Stormer und Marisa Meier entwirft eine dystopische Gesellschaft, in der das Leben eines jeden Menschen vom Algorithmus bestimmt wird. Als eben dieser ausgerechnet der Langzeitjugendlichen Protagonistin Wanja eine Stelle als privilegierte Architektin zuweist, muss sie sich für oder gegen das Erwachsenwerden entscheiden.

Wettbewerbe beim exground filmfest

In insgesamt sieben Wettbewerben vergibt das exground filmfest Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR. Die Jury des 19. Internationalen Kurzfilm-Wettbewerbs besteht aus Brendon Conway, New Yorker Filmproduzent, Alexander Espigares, Animationsfilmregisseur aus Luxemburg, und Karin Hoffinger, Leiterin der International Relations der Berlinale.

Karten für das Programm von exground filmfest 34 sind ab 29.10. über www.exground.com erhältlich.

Das komplette Programm lässt sich hier einsehen.

32. Hessischer Film- und Kinopreis: „Endlich wieder ein Fest für den Film und das Kino“ Spielfilm: „Le Prince“ von Lisa Bierwirth /  Ehrenpreis an Volker Schlöndorff, Newcomerpreis für Aliaksei Paluyan

hessischer-film-u-kino-preis-2021_45032. Hessischer Film- und Kinopreis: „Endlich wieder ein Fest für den Film und das Kino“ Spielfilm: „Le Prince“ von Lisa Bierwirth /  Ehrenpreis an Volker Schlöndorff, Newcomerpreis für Aliaksei Paluyan

Offenbach. Nach einem Jahr ohne Gala wurden die 32. Hessischen Film- und Kinopreise am Freitagabend erstmals wieder in festlichem, wenn auch pandemiebedingt noch kleinem Rahmen im Capitol in Offenbach vergeben. Die Show war außerdem live online zu sehen. Durch die Verleihung vor rund 350 geladenen Gästen führten die Journalistin und Moderatorin Bärbel Schäfer und der Frankfurter Schauspieler, Drehbuchautor und Komödiant Rainer Ewerrien. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn zeigten sich außerordentlich erfreut darüber, dass eine so bedeutende Preisverleihung wie der Hessische Film- und Kinopreis in diesem Jahr wieder in Präsenz stattfinden konnte.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, die die Ehrungen übernahm: „Es war mir wichtig, dass wir die Filmszene aus Hessen und darüber hinaus endlich einmal wieder in Präsenz zusammenbringen, um tolle Filme zu feiern und unsere vielfältige Kino- und Festivalkultur. Wir haben eines der härtesten Jahre für die Filmbranche hinter uns, aber wir haben in der Pandemie auch gesehen, wie wichtig die Geschichten und die Bilder sind, die Filme uns vermitteln. Wir haben in Hessen viel dafür getan, der Film-, Kino- und Festivalbranche als Teil unserer vielfältigen Kulturlandschaft über die Zeit der Pandemie zu helfen, und wir haben für das kommende Jahr wichtige Schritte in der Filmförderung vor. Ich kann mit einigem Stolz sagen: Schon lange war Hessen nicht mehr so sehr Filmland wie heute.“

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hob die Bedeutung der Filmbranche für Hessen hervor. „Hessen hat eine lebendige Film- und Kinoszene. Unser Land hat nicht nur begehrte Drehorte, sondern auch Filmschaffende, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Darauf bin ich besonders stolz. Ob Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler oder bedeutende Kinos – wir Hessen leben den Film“, erklärte der Regierungschef. Der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten ging an den Regisseur Volker Schlöndorff. „Einer der berühmtesten hessischen Filmschaffenden ist Volker Schlöndorff. Seine Bedeutung für den deutschen Film ist unschätzbar. Er ist in unserer Landeshauptstadt Wiesbaden geboren und aufgewachsen. Der Regisseur ist weltweit für sein Wirken bekannt und hat bedeutende Auszeichnungen internationaler Filmfestivals erhalten. Darunter ist auch ein Oscar und eine Goldene Palme für seinen Film ‚Die Blechtrommel‘. Neben seinem herausragenden künstlerischen Schaffen würdige ich mit der Verleihung des Ehrenpreises auch einen großen intellektuellen Geist in unserem Land, der so leidenschaftlich die Belange der Filmkultur vertritt. Volker Schlöndorff ist seinem Geburtsland Hessen besonders verbunden, das zeigt sich auch dadurch, dass sich sein künstlerischer Vorlass im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main befindet. Darauf sind wir in Hessen außerordentlich stolz. Heute ehren wir einen besonderen Filmschaffenden“, begründete der Ministerpräsident seine Auswahl.

Der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis ging an den Regisseur Aliaksei Paluyan. Ihre Entscheidung begründete Kunst- und Kulturministerin Dorn so: „Aliaksei Paluyan, geboren 1989 in Belarus, kam 2012 nach Kassel, um Regie zu studieren, und ist geblieben. Bereits für seinen Kurzfilm ,See der Freude‘ bekam er 2019 den Hessischen Filmpreis für den besten Kurzfilm. Sein aktueller Dokumentarfilm ,Courage‘ dokumentiert den Protest der Menschen in Belarus gegen den Machthaber Lukaschenko. Der zur Berlinale 2021 eingeladene Film gehört zu den mutigsten Filmen, die dort gezeigt wurden. Mit Aliaksei Paluyan als Newcomer wird nicht nur ein vielversprechendes Nachwuchstalent ausgezeichnet, das sich gerade als Regisseur mit Festivalpräsenz in der nationalen und internationalen Filmlandschaft profiliert. Wir zeichnen auch eine bemerkenswerte Persönlichkeit aus.“

Den Hessischen Filmpreis in der Kategorie Spielfilm erhielt die Regisseurin Lisa Bierwirth für ihren Film „Le Prince“, die bilderstarke und berührende Geschichte eines Culture Clash in einem spannend porträtierten Frankfurt zwischen Halbwelt und Kultur-Schickeria. Nominiert waren außerdem „Youth Topia“ von Dennis Stormer und „Borga“ von York-Fabian Raabe. Die Gewinnerin erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Der Hessische Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm ging an „The Other Side of the River von Antonia Kilian, ein Film über das Ringen von Frauen um ihre Rechte auf ein selbstbestimmtes Leben in der syrischen Kultur von Frauen um Emanzipation in der syrischen Kultur. Nominiert waren außerdem „Courage“ von Aliaksei Paluyan und „Herr Bachmann und seine Klasse“ von Maria Speth. Der Gewinner erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Weitere Gewinner:

Hessischer Filmpreis – Kurzfilm: „Der Lokführer“ von Zuniel Kim und Christian Wittmoser, außerdem nominiert: „Klabautermann“ von Anke Sevenich. Der Gewinner erhält 4.000 Euro Preisgeld, beide Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.

Für den Hessischen Drehbuchpreis konnte in diesem Jahr aus Sicht der Jury keines der vorgelegten Drehbücher nominiert werden. Die Jury hat sich dafür entschieden, das zur Verfügung stehende Nominierungs- und Preisgeld von zusammen 10.000 Euro zu jeweils einem Drittel als Weiterentwicklungsprämie an drei Projekte und ihre Autoren zu vergeben: „Radioturm“ von Julien Prevost und Frank Himmel, „Mixtape“ von Tom Winter und „Tal der Könige“ von Tim Ellrich.

 

Hessischer Hochschulfilmpreis: Die „Kafka-Konferenz“ von Tobias Sauer, Kunsthochschule Kassel. Nominiert waren außerdem „First Work, Then Play“ von Brenda Lien und „Fuchskind“ von Jan Capar. Das Preisgeld beträgt 7.000 Euro, das Nominierungsgeld je 1.000 Euro.

 

Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin: Britta Hammelstein in „Heute stirbt hier Kainer“. Nominiert waren außerdem Anne Ratte-Polle in „Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot“ und Felicitas Woll in „Du sollst nicht lügen“. Der Preis ist undotiert.

 

Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler: Jens Harzer in „Ruhe! Hier stirbt Lothar“. Nominiert waren außerdem Trystan Pütter in „Ku’damm 63“ und Martin Wuttke in „Heute stirbt hier Kainer“. Der Preis ist undotiert.

Die Kinopreise an gewerbliche und kommunale Kinos sowie Kinoinitiativen für ein herausragendes kulturelles Engagement wurden, da Kinos pandemiebedingt keinen normalen Spielbetrieb aufnehmen konnten, an alle Kinos vergeben, die 2018, 2019 und 2020 mit Kinopreisen ausgezeichnet wurden. Es handelt sich um:

Nicht-gewerbliche Kinos (gesamt: 29.900 Euro): Kommunales Kino Eschborn; Murnau Filmtheater in Wiesbaden; Filmforum Höchst in Frankfurt; Filmkreis – Das Unikino in Darmstadt; Kino Pupille in Frankfurt; Kommunales Kino Weiterstadt; naxos.Kino in Frankfurt; Kino im G-Werk in Marburg; Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt; Caligari FilmBühne in Wiesbaden.

Gewerbliche Kinos (gesamt: 120.400 Euro): Kult Kinobar in Bad Soden; Orfeo’s Erben in Frankfurt; Mal seh’n in Frankfurt; Filmladen Kassel; BALi-Kinos Kassel; Harmonie Kinos in Frankfurt; Kino Traumstern in Lich; programmkino rex in Darmstadt; Kammer-Palette-Atelier in Marburg; Lichtspielhaus Lauterbach; Capitol Kino Witzenhausen; CINEMA in Frankfurt; Kinocenter Gießen.

Der Hessische Rundfunk (hr) berichtet am Sonntag, 24. Oktober, um 18:30 Uhr in einer Sonderausgabe der Sendung Hauptsache Kultur von der Preisverleihung.

Die ausgezeichneten und nominierten Filme waren bereits in den vergangenen Tagen in hessischen Kinos zu sehen und sind es auch weiterhin:

  • 23.Oktober, 17.30 Uhr, Caligari Filmbühne in Wiesbaden:The Other Side Of The River, Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm, 92 Minuten)
  • 23.Oktober, 20 Uhr, Caligari Filmbühne in Wiesbaden:Le Prince(Filmpreis in der Kategorie Spielfilm, 125 Minuten)
  • 24. Oktober, Cinéma Arthouse Kinos Frankfurt:

– 15.00 Uhr Der Lokführer (Filmpreis in der Kategorie Kurzfilm, 5 Minuten)

– 15.15 Uhr Le Prince (Filmpreis in der Kategorie Spielfilm, 125 Minuten)

  • 24. Oktober, 20.30 Uhr, Filmforum Höchst in Frankfurt:Herr Bachmann und seine Klasse, nominiert in der Kategorie Dokumentarfilm, 214 Minuten)
  • 5. November, 20 Uhr, Kommunales Kino Weiterstadt:Herr Bachmann und seine Klasse, nominiert in der Kategorie Dokumentarfilm, 214 Minuten)
  • 6. November, 21 Uhr, Kommunales Kino Weiterstadt:Borga(nominiert in der Kategorie Spielfilm, 104 Minuten)