Handbemalte Tapeten waren für Adel und Bürgertum gerade im 18.Jahrhundert als Elemente der Raumausstattung äußerst beliebt. Stellten sie doch eine anspruchsvolle wie ebenso preisgünstige Alternative zu den bis dahin kostspieligen gewebten Tapisserien dar. Zu den bemerkenswerten Beispielen zählen die im Barock üblichen Leinwandtapeten sowie Papiertapeten der Romantik im Blüchermuseum in Kaub. Ihre aufwändige Restaurierung wurde im Rahmen eines internationalen und hochkarätig besetzten Kolloquiums gewürdigt, das die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mit ihrer Direktion Landesdenkmalpflege2013 durchgeführt hatte. Die Ergebnisse wurden nun in einer neuen Publikationsreihe der Landesdenkmalpflege unter dem Titel „Aus Forschung und Praxis“ zusammengefasst und im Rahmen eines Pressetermins im Blüchermuseum in Kaub der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der reich bebilderte Band lässt Fachleute aus dem Museumswesen, Kunsthistoriker, Architekten, Restauratoren und Denkmalpfleger zu Wort kommen. Neben der Vorstellung der bemerkenswerten Restaurierungsergebnisse präsentiert der Band auch neue Erkenntnisse zur Herstellung und Herkunft der im 18. Jahrhundert beliebten, heute seltenen Ausstattungselemente. Die Publikation mit dem Titel „Wieder salonfähig – Handbemalte Tapeten des 18. Jahrhundert“ ist im Michael Imhof Verlag erschienen, umfasst 199 Seiten und kostet im Buchhandel 24,95 Euro.
Die handgemalte Leinwand- und Papiertapeten befinden sich in zwei Räumen des ehemaligen Gasthauses „Stadt Mannheim“ in Kaub, das seit 1913 das Blüchermuseum beherbergt. „Das Blüchermuseum zählt mit seiner einzigartigen bauzeitlichen Innenausstattung zu den bislang eher unbekannten Schätzen des UNESCO-Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal“, so Generaldirektor Thomas Metz von der GDKE.
Das historische Gebäude wurde unter Johann Kilp um 1780 als Gasthaus nach einem Entwurf des kurpfälzischen Hofbaumeisters in Mannheim, Franz Wilhelm Rabaliatti, als repräsentativer zweigeschossiger Barockbau erbaut. Berühmt wurde die „Stadt Mannheim“ durch die Beherbergung des preußischen Generalfeldmarschalls Leberecht von Blücher, der hier während des Rheinübergangs der preußischen Truppen in der Silvesternacht 1813/14 sein Hauptquartier aufschlug.
„Infolge vieler Besitzerwechsel waren seit den 1970er Jahren stets nur die dringlichsten Erhaltungsmaßnahmen am barocken Anwesen durchgeführt worden“, erklärte die Gebietskonservatorin der Landesdenkmalpflege, Dr. Alexandra Fink, bei der Buchvorstellung in Kaub. Gemeinsam mit Claudia Gerner,
Demnach wurden zunächst 2007 mit Förderung der Landesdenkmalpflege sämtliche historischen Dachstühle instand gesetzt. Die Maßnahme verhinderte so den weiteren akuten Substanzverlust an den hofseitigen Gebäuden und erbrachten Zeit für die Entwicklung eines umfassenden Sanierungs- und Nutzungskonzepts. Mit dem Erwerb des Gebäudes durch die Stadt Kaub und das durch den Bund initiierte Welterbe-Sonderprogramm ergab sich 2010 schließlich die große Chance, sowohl die umfängliche und dringend erforderliche Instandsetzung des Gebäudes sowie die Sicherung und Restaurierung der bauzeitlichen Innenausstattung, vor allem aber die der Leinwand- und Papiertapeten in Angriff zu nehmen.
Auf der Grundlage umfangreicher Voruntersuchungen und der Erfassung des gesamten bauzeitlichen Inventars begannen 2010 die Restaurierungsarbeiten, die schließlich mit dem wissenschaftlichen Kolloquium im April 2013 endeten. Das Blüchermuseum selbst öffnete ab Oktober 2013 wieder seine Tore für die Öffentlichkeit. Die Ergebnisse der Restaurierung sind in dem Schriftband festgehalten.
„Wieder solonfähig – Handbemalte Tapeten des 18. Jahrhunderts“ ist der zweite Band der neuen Schriften-Reihe „Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz – Aus Forschung und Praxis“. Der erste Band, ebenfalls erst vor kurzem erschienen, basiert auf einem Kolloquium aus dem Jahr 2012 und hat den Titel: „Querbeet – Restaurierungsprojekte der Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz2.