Kategorie-Archiv: Erbacher Hof Mainz

Beten in Mainz. Religion als Herausforderung in der Geschichte der Stadt – Vortragsreihe über 2000 Jahre religiöse Praktiken

Im Laufe von rund 2.000 Jahren Stadtgeschichte war Mainz durch eine große Zahl unterschiedlicher Religionen mit individuellen Praktiken geprägt: Die römischen Truppen brachten im vorletzten Jahrhundert v. Chr. ihre Gottheiten mit, ab dem 3. Jahrhundert hielt das Christentum Einzug. Unter Bonifazius wandelte sich Mainz im 8. Jahrhundert zu einem der christlichen Zentren des römisch-deutschen Reichs. Parallel entstand eine der ältesten jüdischen Gemeinden in Deutschland, die als Teil der SchUM-Stätten UNESCO-Weltkulturerbe ist. Spätestens mit muslimischen Soldaten der französischen Besatzungsarmee nach dem Ersten Weltkrieg erreichte der Islam die Stadt, der bis heute den Alltag in Teilen der Altstadt und der Neustadt prägt.

Diesen Entwicklungen und ihren Herausforderungen für die Mainzer Bevölkerung ist die Ringvorlesung „Beten in Mainz“ im Wintersemester 2022/2023 gewidmet. In insgesamt 13 Vorträgen werfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Fachleute von Mainzer Institutionen sowie ausgewählte externe Expertinnen und Experten von Anfang November 2022 bis Mitte Februar 2023 Schlaglichter auf die religiösen Praktiken der vergangenen 2.000 Jahre. Dabei sollen – wann immer möglich – Einzelschicksale in den Vordergrund gerückt werden. In der abschließenden Podiumsdiskussion am 15. Februar 2023 sprechen christliche, islamische und jüdische Vertreter über die religiöse Vielfalt der Stadt im 21. Jahrhundert.

Die öffentliche Ringvorlesung findet im Wintersemester 2022/2023 jeweils mittwochs von 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr im Haus am Dom (Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz) statt; Ausnahme sind die drei Termine vom 9.-23. November 2022, zu denen die Ringvorlesung auf dem Gutenberg-Campus (Hörsaal P10 im Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz) zu Gast ist. Die abschließende Podiumsdiskussion am 15. Februar 2023 findet im Erbacher Hof statt, St. Hildegard-Saal, Grebenstraße 24, 55116 Mainz.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit dem Erbacher Hof – Akademie & Tagungszentrum des Bistums Mainz sowie mit dem Profilbereich „40.000 Years of Human Challenges“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt.

Das Programm der Ringvorlesung:
jeweils mittwochs, 18:15-19:45 Uhr
https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/ringsvorlesung-beten-in-mainz/

02.11.2022 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
Religionen in der Stadt – eine Einführung
Prof. Dr. Jörg Rüpke (Erfurt)

09.11.2022 – Gutenberg-Campus, Hörsaal P10, Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz
Beten für den Höchsten – Iuppiter, Nero und zwei Bewohner des römischen Mainz
Dr. Patrick Schollmeyer (Mainz)

16.11.2022 – Gutenberg-Campus, Hörsaal P10, Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz
Rogo te domina – Gebete um Gerechtigkeit im Isis- und Mater Magna-Heiligtum von Mainz
Dr. Marion Witteyer (Mainz)

23.11.2022– Gutenberg-Campus, Hörsaal P10, Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz
Mithras – Der Kult des Unbesiegten und sein Tempel in Mainz
PD Dr. Andreas Hensen (Heidelberg)

30.11.2022 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
Religiöse Praxis und urbaner Mehrwert im römischen Mainz: ein spektakulärer Skulpturfund im Zollhafen
Prof. Dr. Johannes Lipps (Mainz)

07.12.2022 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
„Tausende wurden in der Kirche hingeschlachtet!“ Entstehung und Entwicklung des Christentums in Mainz vom 4. bis zum 8. Jahrhundert im kirchen- und reichspolitischen Kontext
Dr. Winfried Wilhelmy (Mainz)

14.12.2022 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
Kaddisch und Kabbala – Gebet und Mystik im jüdischen Magenza
Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Mainz)

21.12.2022 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
Haus des Gebets, Werkstatt des Geistes, Hort der Erinnerung. Klöster und Stifte im mittelalterlichen Mainz
Prof. Dr. Nina Gallion (Mainz)

11.01.2023 – Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
Grabmäler erzählen von Frömmigkeit. Mainzer Geschlechter und ihre religiösen Praktiken
Dr. Raoul Hippchen (Mainz) und Dr. Heidrun Ochs (Mainz)

18.01.2023 – Haus am Dom, Liebfrauenpatz 8, 55116 Mainz
Mainz und die Reformation
PD Dr. Thomas Brockmann (Mainz)

25.01.2023 – Haus am Dom, Liebfrauenpatz 8, 55116 Mainz
Glaubensgewissheiten infrage gestellt: Protestantische Bewegungen um Mainz und die Hexenverfolgung in und um Mainz im 16. und 17. Jahrhundert
Prof. Dr. Ludolf Pelizaeus (Amiens)

01.02.2023 – Haus am Dom, Liebfrauenpatz 8, 55116 Mainz
„Der heiligen römischen Kirche besondere und wahre Tochter“. Mainz als Zentrum der Ultramontanisierung im deutschen Katholizismus (1802–1935)
Prof. Dr. Claus Arnold (Mainz)

08.02.2023 – Haus am Dom, Liebfrauenpatz 8, 55116 Mainz
Muslime in der französischen Besatzungsarmee in Mainz nach dem Ersten Weltkrieg. Eine Spurensuche
Dr. Anna-Maria Brandstetter (Mainz) und Juniorprof. Dr. Barbara Henning (Mainz)

15.02.2023 – Erbacher Hof (St. Hildegard-Saal, Grebenstr. 24, 55116 Mainz)
Religiöse Vielfalt im Mainz des 21. Jahrhunderts
Pfarrer Michael Baunacke (Mainz), Imam Mustafa Cimşit (Mainz), PD Dr. Peter Waldmann (Mainz)
Moderation: Dr. Johannes Bremer (Mainz)

Weitere Informationen und Details

Hildegard von Bingen Preis für Publizistik 2016 geht an BR-Intendant Ulrich Wilhelm

Preisträger Ulrich Wilhelm. Seit 1. Februar 2011 ist er Intendant des BR. Am 19. März 2015 wählte ihn der Rundfunkrat mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit, die am 1. Februar 2016 beginnt.  Foto © Bayerischer Rundfunk
Preisträger Ulrich Wilhelm. Seit 1. Februar 2011 ist er Intendant des BR. Am 19. März 2015 wählte ihn der Rundfunkrat mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit, die am 1. Februar 2016 beginnt. Foto © Bayerischer Rundfunk

In diesem Jahr erhält BR-Intendant Ulrich Wilhelm den mit 10 000 Euro dotierten Hildegard von Bingen Preis für Publizistik. Wie es in der Begründung der Jury unter anderem heißt, stelle der gelernte Jurist und Journalist, vormals Chef des Bundespresseamtes und Regierungssprecher zweier Koalitionen unter Angela Merkel und seit 2011 BR-Intendant, „den tiefgreifenden Umbrüchen in der Welt der Medien eine Neuausrichtung seines Senders entgegen.“  Sein Konzept der „Trimedialität“ stelle auf die Bündelung der Ziele und Aufgaben von Radio, Fernsehen und Internet ab, wobei nicht die Abspielmedien, sondern die Inhalte, das journalistische Produkt, im Mittelpunkt stünden.
Verliehen wird der Preis am 10. September im Erbacher Hof Mainz.

Der Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik wurde im Jahr 1995 von dem Biografen und Journalisten Helmut Ahrens begründet.

 

 

Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik an Juli Zeh in Mainz überreicht

Dr. Juli Zeh, neben ihr der Publizistik-Preis in Form einer  Bronzefigur von Hildegard von Bingen  Foto © massow-picture
Dr. Juli Zeh, neben ihr der Publizistik-Preis in Form einer Bronzefigur von Hildegard von Bingen Foto © massow-picture

Die Schriftstellerin und Journalistin Juli Zeh hat am Samstag, 19.09.2015, im Erbacher Hof in Mainz den mit 10 000 Euro dotierten Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik aufgrund ihres zeitgeschichtlichen Anspruchs erhalten, wie das Kuratorium des Preises mitteilte.

Die Laudatio hielt die FAZ-Literaturkritikerin Felicitas von Lovenberg (li. im Bild). Foto © massow-picture
Die Laudatio hielt die FAZ-Literaturkritikerin Felicitas von Lovenberg (li. im Bild). Foto © massow-picture

Mit Zeh werde eine Autorin und Journalistin geehrt, so das Kuratorium, „die die politische, ja sozialpolitische Welt ebenso intelligent, fein gegliedert in der Sprache, genau in der Analyse und mit hellwachem Geist schildert, wie die persönlichen Kreise des Privaten“. Zeh beeindrucke mit ihrer schöpferischen Gestaltungskraft.

Zeh schreibt etwa für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), „Die Zeit“ und den „Spiegel“.

Benannt ist der Medienpreis nach der Mystikerin und Gelehrten Hildegard von Bingen (1098-1179). Die Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz lobt ihn mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank aus. Beim 20-jährigen Bestehen waren am Samstag unter anderem „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort, FAZ-Literaturkritikerin Felicitas von Lovenberg und der Preisträger von 2014, Denis Scheck, anwesend. Zeh hat schon zahlreiche Literaturpreise bekommen. Zu den Preisträgern gehörten auch Peter Scholl-Latour, Maybrit Illner, Claus Kleber, Giovanni di Lorenzo und Harald Schmidt.

Der Preis feierte in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.

Das neue Standardwerk: Mittelalterliche Architektur in Polen

© massow-picture Professor Dr. Dethard von Winterfeld (Mainz) diskutiert bei der Buchpräsentation mit einer polnischen Schueler-/Studentengruppe des Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdansk. Die Gruppe war mit Professor Dr. Jacek Bielak aus Danzig in Kooperation mit Professor Dr. Matthias Müller vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Mainz, auf einer Deutschland-Exkusion am Rhein.
Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture Professor Dr. Dethard von Winterfeld (Mainz) diskutiert bei der Buchpräsentation mit einer polnischen Schueler-/Studentengruppe des Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdansk. Die Gruppe war mit Professor Dr. Jacek Bielak aus Danzig in Kooperation mit Professor Dr. Matthias Müller vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Mainz, auf einer Deutschland-Exkusion am Rhein.

Sieben Jahre Forschungsarbeit mit unzähligen Reisen in das heutige Polen liegen hinter den hochkarätigen Autoren des soeben von den Professoren Christofer Herrmann und Dethard von Winterfeld im  Michael-Imhof-Verlag herausgegebenen zweibändigen einmaligen Standardwerk „Mittelalterliche Architektur in Polen. Romanische und gotische Baukunst zwischen Oder und Weichsel“. Es wurde gestern Abend  im Erbacher Hof Mainz  im Beisein einer Studentengruppe aus Danzig der Öffentlichkeit vorgestellt.

polen-1-mittela-architekturMittelalterliche Architektur
in Polen
Romanische und gotische Baukunst
zwischen Oder und Weichsel
Christofer Herrmann, Dethard von Winterfeld (Hg.)
Mit Beiträgen von Udo Arnold, Christofer Herrmann,
Jaroslaw Jarzewicz, Alexander Konieczny, Jacek
Kowalski, Marek Ober, polen-2-mittela-architekturAndrzej Tomaszewski, Dethard
von Winterfeld
2 Bände, 24 x 30 cm, zusammen 1136 Seiten, 1609
Farbabbildungen, Hardcover
Band 1: 544 Seiten, 1017 Farbabbildungen
Band 2: 592 Seiten, 874 Farbabbildungen
ISBN 978-3-7319-0087-0
Euro (D) 99,00
CHF 114,00
Euro (A) 101,80

Auf einen Blick

Die Autoren des Buches haben in bemerkenswerter Fülle populäre und vielfach auch in Vergessenheit geratene Denkmäler  mittelalterlicher Baukunst im heutigen Polen erfasst, wissenschaftlich ausgewertet und stilistischen Landkarten zugeordnet und wissenschaftlich exakt, aber dennoch in leicht verständlicher Sprache, beschrieben. Ob die Baudenkmäler zwischen Oder und Weichsel stärker den Kernlandschaften Polens oder auch des vormals deutschen Kulturraums zuzuordnen oder Denkmäler mit doppelter Nationalität sind, spielte bei der wissenschaftlichen Kartierung keine Rolle. Hierdurch gelang es,  vorurteilsfrei die  im gesamten Raum vielfältige und einander durchdringende Phänomene der deutsch-polnischen Kulturbeziehungen jenseits nationaler Empfindlichkeiten authentisch zu präsentieren.

Den Autoren, allesamt namhafte Kunsthistoriker aus Deutschland und Polen  gelang  erstmals in deutscher Sprache eine umfassende Gesamtdarstellung der mittelalterlichen Architektur in den historischen Landschaften von Großpolen, Kleinpolen, Masowien, Schlesien, Hinterpommern/Neumark sowie des Deutschordensland Preußen.   Die mit aktuellen und hochwertigen Farbaufnahmen reich bebilderte Publikation dürfte für lange Zeit das absolute Standardwerk zur mittelalterlichen Architekturgeschichte  in Polen sein. Das Werk sollte in keiner privaten wie öffentlichen Bibliothek fehlen. Es eignet sich nicht nur für den fachlich versierten Leser, sondern ist auch eine hervorragende lehrreiche Lektüre für alle, die das heutige Polen baugeschichtlich in historischen Gesamtzusammenhängen seiner Epochen neu oder wiederentdecken möchten. (Diether Wolf  v. Goddenthow)

Inhaltsverzeichnis

Textausschnitt

„Die Errichtung von Gebäuden aus Stein kennzeichnet in der mittelalterlichen Geschichte der mittelosteuropäischen Länder den Übergang zur christlich-abendländischen Zivilisation. Das Vordringen des römischen Imperiums schob die Grenze des Steinbaus um die Zeitenwende von den Mittelmeerländern bis zu Rhein und Donau vor. Die Herrschaft der Karolinger verlegte diese Grenze im 9. Jahrhundert nach Osten bis zur Elbe, in die Stammesgebiete der Sachsen. Im 10. Jahrhundert hielt der Steinbau Einzug in die Länder des östlichen Mitteleuropa, zunächst nach Böhmen und Mähren, anschließend nach Polen. Diese Expansion stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Annahme des Christentums durch die herrschenden Eliten, in Polen vollzogen durch die Taufe Herzog Mieszkos I. im Jahr 966. Dabei handelte es sich um einen bewussten religiös und politisch motivierten Akt, der der jungen Dynastie der Piasten den Anschluss an das westliche Gesellschaftssystem ermöglichte. Gleichzeitig diente der Übertritt zum Christentum auch dem Machterhalt des entstehenden polnischen Reichs, das nun keine Kreuzzüge und Okkupationsversuche von Seiten der großen Nachbarn im Westen mehr zu befürchten hatte. Wie wichtig dieser Schritt für die Behauptung der eigenen Souveränität war, zeigt das Schicksal der Elbslawen, die sich der christlichen Religion noch lange versagten und in der Folge unter die Vorherrschaftder christlichen Nachbarländer gerieten (…) mehr.