Kategorie-Archiv: Gutenberg-Universität Mainz

Assistierter Suizid: Wie selbstbestimmt dürfen wir sterben? – Abschlussveranstaltung der Mainzer Stiftungsprofessur

Impression aus dem Hörsaal. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Hörsaal. © Foto Diether von Goddenthow

Nach neun ethisch strittigen Themen wie „Ist medizinische Versorgung ein Menschenrecht?“, „Sollte Embryonenforschung ein deutsches Tabu bleiben?“, „Ethik in Zeiten von Corona?“, „Demenz: Darf ich über mein späteres Ich bestimmen?“ usw., wird Stiftungsprofessorin Dr. Bettina Schöne-Seifert in ihrer letzten Vorlesung der Reihe der Frage nachgehen: „Wie selbstbestimmt dürfen wir sterben?“ Prof. Bettina Schöne-Seifert plädiert für einen liberalen Umgang mit Suizidhilfe. Im anschließenden Gespräch wird ihr Talkpartner Dr. Michael de Ridder sein.

Die Präsenzveranstaltung findet statt am 2. Juli 2024, 18:15 Uhr bis ca. 20 Uhr, im Haus Recht und Wirtschaft I, Hörsaal RW 1, Jakob-Welder-Weg 9, Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Eintritt frei, ohne Voranmeldung

Kultursommer Rheinland-Pfalz: Scot-t Fest 2024 auf dem Mainzer Gutenberg-Campus – Schottland kommt nach Rheinland-Pfalz

2024Scot-tFest 450Mit Unterstützung des Kultursommers Rheinland-Pfalz richtet der Scotland HUB der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) auch in diesem Jahr am letzten Juni-Wochenende ein schottisches Kulturfestival auf dem Gutenberg-Campus aus. Das „Scot-t Fest“, benannt nach Schottland (Scot-) und Sir Walter Scott (Scott-), ist eine schottisch-deutsche bunte Mischung aus wissenschaftlichen und künstlerischen Veranstaltungen. Partner des diesjährigen Scot-t Fests ist die Universität Glasgow, die das Festivalprogramm mitgestaltet. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, Schottland – seit 2021 Partnerland von Rheinland-Pfalz – beim Scot-t Fest 2024 am 28. und 29. Juni 2024 näher kennenzulernen. Für einzelne Programmpunkte wie Workshops und Konzerte wird um Anmeldung unter https://www.eventbrite.de/o/scotland-hub-45173394653 gebeten.

Das akademische Programm beginnt am Freitagnachmittag mit der Vorstellung aktueller digitaler Forschungsprojekte der Universität Glasgow. Für den Eröffnungsvortrag über Dichter und Schriftsteller, Verleger und Literaturkritiker Sir Walter Scott konnte die Glasgower Literaturwissenschaftlerin und Musikerin Kirsteen McCue gewonnen werden, die derzeit als Fellow am JGU Scotland Hub forscht und lehrt. McCue wurde kürzlich vom britischen König Charles III. für ihre Arbeit geehrt.

Am Freitagabend laden die beiden Singer-Songwriter Steve Crawford (Aberdeenshire) und Jenny Sturgeon (Shetland) im Kulturcafé zu schottischer Folkmusik ein.

Am Samstag stehen zunächst verschiedene Workshops zu Chormusik und gälischer Sprache, Konzerte von Kirsteen McCue und des renommierten University of Glasgow Chapel Choir sowie Autorenlesungen von Merryn Glover und Frank Winter auf dem Programm. Letzterer bietet darüber hinaus ein geführtes Whisky-Tasting an. Nach der Mittagspause gibt dann der JGU Scotland Hub einen Einblick in seine Arbeit und Aktivitäten. Im Mittelpunkt steht dabei das internationale sozial-ökologische Projekt „GO Mensch 2024“, in dem sich Studierende aus Schottland, Irland und Lettland zusammen mit Studierenden der JGU sowie Projektpartnern im Ahrtal intensiv mit dem Fußabdruck des Menschen auf unserem Planeten und dessen Folgen für die Natur auseinandergesetzt haben.

Auch ein Kinderprogramm ist vorgesehen: die Lowland Games, untermalt vom Scotland Hub Honorary Bagpiper Sascha Koch MacDonald.

Abgerundet wird das Scot-t Fest am Samstagabend mit einem Ceilidh, dem traditionellen schottischen Tanzabend. Und sofern es Schottland und/oder Deutschland ins Achtelfinale der Fußball-EM schaffen, wird das Spiel per Livestreaming übertragen.

Weitere Infos zum Programm und zur Anmeldung unter https://www.scotland.uni-mainz.de/scot-t-fest/

Goldener Pinsel 2024 für Ilon Wikland an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Verleihung des Goldenen Pinsels 2024 an Ilon Wikland (r.) im August 2023 in Stockholm durch Stifterin Nina Dulleck (l.) Foto/©: Eva Heuser
Verleihung des Goldenen Pinsels 2024 an Ilon Wikland (r.) im August 2023 in Stockholm durch Stifterin Nina Dulleck (l.) Foto/©: Eva Heuser

Ilon Wikland, die Illustratorin der Werke Astrid Lindgrens, ist am gestrigen Dienstag mit dem Goldenen Pinsel 2024 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. In der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wurde die schwedisch-estnische Künstlerin geehrt, deren detailreiche und stimmungsvolle Bilderwelten in die Kindheitserinnerungen mehrerer Generationen eingegangen sind. Der Preis wird von Stifterin Nina Dulleck, Illustratorin und Autorin aus Rheinhessen, in Kooperation mit dem Institut für Buchwissenschaft der JGU verliehen.

Wiklands außerordentliches Talent ist es, „Geschichten mit bildlicher Sprache zu erzählen“, aus Worten „Helden aus Fleisch und Blut“ und eine „einzigartige Welt“ zu erschaffen, die wie eine „Bildermelodie“ immer wieder gesungen werde, würdigte Laudator und Wikland-Experte Anton Pärn die Preisträgerin. Der geschäftsführende Direktor der Foundation of Haapsalu and Läänemaa Museums in Estland bezeichnete sie als „meine, deine, unsere Künstlerin“ – das sei „die größte Anerkennung, die nur wenigen zuteilwird“.

Besonders prominent sichtbar wurde Wiklands Kunst in der Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren. Was 1953 mit einer Probezeichnung für „Mio, mein Mio“ begann, mündete in eine 40-jährige Arbeits- und Freundschaftsbeziehung, die für Text- wie Bildautorin ausschlaggebend werden sollte: Aus der kongenialen Verbindung von Wort und Bild entstanden äußerst erfolgreiche Bücher mit einer „Durchbruchskraft“ bis hinter den Eisernen Vorhang. Die sehr enge Zusammenarbeit „der beiden Großen“ mache es für Leser „manchmal unmöglich, sie voneinander zu trennen“, so Pärn. Trotz des Altersunterschieds von mehr als 22 Jahren verband sie viel: Beide schöpften ihre Werke aus einer glücklichen Kindheit, so Pärn – in großer Freiheit und Geborgenheit, mit Freunden, in der Natur, im sicheren sozialen Gefüge von Familie und Kleinstadt. Gemeinsam waren ihnen auch Erfahrungen aus dem Krieg und dem frühen Start in ein eigenständiges Leben. „Ich muss es schaffen“, erinnert Pärn, oft von Wikland gehört zu haben.

Ilon Wikland wurde als moderne, eigenständige Frau porträtiert, mit durchaus verblüffenden Verbindungen in die Gegenwart: 1930 im estnischen Tartu geboren und bei ihren Großeltern in Haapsalu aufgewachsen, flüchtete sie als 14-Jährige vor der sowjetischen Besatzung und aus Angst vor Deportation auf dem letzten Motorboot über die Ostsee nach Schweden. Sie lebte fortan bei ihrer Tante in Stockholm und begann dort bereits ein Jahr später ihr Kunststudium. Im Anschluss suchte sie Arbeit als freiberufliche Illustratorin und bewältigte das Leben als berufstätige Mutter von vier Töchtern in weiten Teilen allein, während ihr Mann als Marineoffizier unterwegs war. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion 1989 wurde Ilon Wikland auch in ihrer Heimat bekannt. 2006 schenkte sie ihrer Heimatstadt Haapsalu mehr als 800 Illustrationen und gründete dort das Museum „Iloni Imedemaa“ (dt. „Ilons Wunderland“) – als Dank für ihre glücklichen Kindheitsjahre. Zu ihrem Spätwerk zählen biografische Kinderbücher, darunter „Die lange, lange Reise“, in denen Wikland ihre Erinnerungen an das Glück in Haapsalu, aber auch den Schmerz des Abschieds und die Schrecken des Krieges und der Flucht verarbeitet hat. Zuletzt illustrierte sie 2014 das Buch „Peter und der Wolf“: Dort drückte sie Sorge und Kritik an der russischen Krim-Annexion und am Krieg in der Ostukraine aus, indem sie den Jägern Gesichter von Stalin und Putin verlieh.

Die langjährige Leiterin der Verlagsgruppe Oetinger, Verlegerin und Übersetzerin Silke Weitendorf, schilderte den Beginn der langjährigen Zusammenarbeit mit Ilon Wikland in Deutschland: Vor 70 Jahren suchte der Verlag für Lindgrens „Kinder aus Bullerbü“ eine von der schwedischen Ausgabe abweichende Illustration. Weitendorf, deren Eltern Astrid Lindgrens Bücher in Deutschland verlegten, überreichte anlässlich der Preisverleihung Buchpakete des Oetinger Verlags an Mainzer Grundschulen. Symbolisch nahm Juliane Opalka, Leiterin des Mainzer Amts für Jugend und Familie, die Geschenke in Empfang.

Der Goldene Pinsel 2024 wurde im Rahmen des Seminars „Das Buch und andere Medien: Buch und Bild“ der Mainzer Buchwissenschaft verliehen. Hier behandeln Studierende im Sommersemester 2024 auch die Zeichnungen Ilon Wiklands in den Büchern von Astrid Lindgren. Zur Preisverleihung angereist waren Ilon Wiklands Tochter Fredrika Wikland und ihr Mann Herbert Werder aus der Schweiz, die das Bild der Künstlerin durch persönliche Eindrücke ergänzten. Der Kinderchor der katholischen Kirchengemeinde St. Cosmas u. Damian (Gau-Algesheim) unter Leitung von Marina Herrmann begleitete den Festakt musikalisch.

Die 94-jährige Künstlerin lebt heute zurückgezogen in der Nähe von Stockholm. Persönlich überreicht wurde ihr der Goldenen Pinsel 2024 daher bereits am 26. August 2023 in Stockholm von Stifterin Nina Dulleck. Der Preis sei ihr „Dank für eine Kindheit voller Bilder, für unendliche Welten ohne Worte“, sagte Dulleck gestern in Mainz. Der Goldene Pinsel ist zum dritten Mal verliehen worden, bisherige Preisträger sind Felicitas Kuhn (2020) und Helmut Spanner (2022). „Der Goldene Pinsel möchte Aufmerksamkeit auf Kinderbuch-Illustratorinnen und -Illustratoren lenken, ohne deren Werk die Kindheit vieler nicht die gewesen wäre, die sie war, und ohne die der Kinderbuchmarkt nicht der wäre, der er heute ist und in Zukunft sein wird“, so Dulleck.

Neue Wegenamen für bedeutende Frauen in den Pflanzenwissenschaften im Botanischen Garten der Uni Mainz

Einer der Wege im Botanischen Garten der JGU ist nach Katharine Brandegee benannt. Sie war unter anderem von 1883 bis 1894 Kuratorin des Herbariums der California Academy of Sciences. Foto/©: Ralf Omlor / Botanischer Garten Mainz
Einer der Wege im Botanischen Garten der JGU ist nach Katharine Brandegee benannt. Sie war unter anderem von 1883 bis 1894 Kuratorin des Herbariums der California Academy of Sciences. Foto/©: Ralf Omlor / Botanischer Garten Mainz

Pflanzen in Botanischen Gärten und Ausstellungen haben ganz selbstverständlich Namenschilder. Im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sind auch die Wege benannt. Allerdings nicht nach Pflanzen, sondern nach Botanikern. Und das schon seit den 1950er-Jahren. Der größte Teil dieser Wegenamen geht auf Wilhelm Troll, den Gründer des Botanischen Gartens auf dem Gutenberg-Campus, zurück. Zur ersten Auswahl gehörte etwa Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert die Benennung der Pflanzen standardisierte und für eine streng hierarchische Ordnung sorgte. Nach ihm ist der Hauptweg benannt. Von Anfang an mit dabei ist auch Johann Wolfgang von Goethe, der als Begründer der Pflanzenmorphologie gilt. „Insgesamt sind 21 Wege im Botanischen Garten nach Botanikern benannt. Botanikerinnen waren bislang nicht vertreten“, so Prof. Dr. Meret Huber, die Direktorin des Botanischen Gartens der JGU. „Das mag nicht erstaunen, da Frauen der Zugang zur Wissenschaft bis weit ins 20. Jahrhundert zumindest stark erschwert war. Trotzdem erzielten Frauen schon damals exzellente Leistungen in der Botanik. Dies möchten wir würdigen, indem wir fünf Wege im Botanischen Garten nach herausragenden Botanikerinnen benennen.“

Ausgewählt wurden Botanikerinnen, die die Pflanzenbiologie im 19. und 20. Jahrhundert prägten. „Auch wenn diese Frauen sehr unterschiedliche Biografien haben, so ist ihnen doch eines gemeinsam: eine bewundernswerte Willenskraft und Resilienz“, erklärt Huber. „Dies sind auch heute noch Wesenszüge, die entscheidend dafür sind, dass Frauen sich in der Wissenschaft etablieren können. Ich hoffe daher, dass die Biografien dieser herausragenden Wissenschaftlerinnen wiederum junge Frauen bestärken, das Abenteuer Wissenschaft einzugehen und ihr Können und ihre Fähigkeiten im Bereich der Biologie einzusetzen – was Frauen in der Biologie leisten können, ist in diesen Biografien offensichtlich.“

Agnes-Arber-Weg

Agnes Arber war eine britische Botanikerin mit den Schwerpunkten Morphologie und Anatomie der Pflanzen, Geschichte der Botanik und Philosophie der Biologie. Sie wurde 1879 in London als Agnes Robertson geboren und stammte aus einer gebildeten und wohlhabenden Familie von Künstlern, Wissenschaftlern und Unternehmern. Bereits als Kind fiel ihr großes Interesse an Botanik auf und wurde früh gefördert. 1897 begann sie ihr Studium am University College London, dem ersten britischen College, das auch Abschlüsse an Frauen vergeben durfte. Zwei Jahre später wechselte sie ans Newnham College Cambridge, das speziell für Frauen war.

Trotz vieler Auszeichnungen während ihres Studiums und zahlreicher Publikationen gelang Agnes Arber keine berufliche Wissenschaftskarriere. Das lag sicher in hohem Maße an der frauenkritischen Einstellung des wissenschaftlichen Establishments. Aber auch ihre eigene Skepsis gegenüber Darwins Evolutionstheorie stieß auf Ablehnung. So führte sie viele ihrer umfangreichen, morphologischen und anatomischen Studien zuhause in ihrem privaten Labor durch. Als dies schwieriger zu unterhalten wurde, beschäftigte sie sich stärker und zuletzt ausschließlich mit theoretischen und philosophischen Aspekten der Biologie.

Zu den viel beachteten Standardwerken Agnes Arbers gehören Bücher zur Morphologie der Einkeimblättrigen Pflanzen, zu Wasserpflanzen und zur Geschichte der Kräuterbücher vom 15. bis 17. Jahrhundert. Mit ihrem Werk gibt es zwei Anknüpfungspunkte zur Botanik in Mainz: zum einen über den Gart der Gesundheit, dem ersten deutschsprachigen Kräuterbuch, das 1485 in Mainz verfasst und gedruckt wurde, und zum anderen durch ihren starken Bezug auf die Pflanzenmorphologie Goethes, die sie mit Wilhelm Troll, dem Gründer des Mainzer Botanischen Garten, verbindet. Agnes Arber starb 1960 in Cambridge. Sie war die erste Botanikerin, die 1948 in die Royal Society gewählt wurde.

Elisabeth-Schiemann-Weg

Elisabeth Schiemann begann ihr Studium an der Universität in Berlin 1908, direkt nach der offiziellen Zulassung von Frauen für das Studium in Preußen. Bis dahin war die Möglichkeit einer akademischen Karriere nur Männern vorbehalten. Schon 1912 untersuchte sie für ihre Promotion am Schimmelpilz Aspergillus Mutationen – ein sich damals gerade etablierendes Forschungsfeld. Sie habilitierte 1924 über die Genetik von Sommer- und Wintertypen der Gerste, aber schon da war ihr Schwerpunkt die Geschichte der Kulturpflanzen. Internationale Anerkennung erlangte sie dann mit ihrem Buch über die Entstehung der Kulturpflanzen (1932), das zum Standardwerk in der Pflanzenzüchtung wurde. In der Forschung verband sie systematisch pflanzengeografische Ansätze mit Experimenten und hat auf diese Weise viele neue Impulse für die Kulturpflanzenforschung gesetzt.

Als Folge ihres offenen Bekenntnisses gegen die sogenannte Rassenpolitik, die Judenverfolgung und die Abschaffung des Mehrparteiensystems im Dritten Reich geriet sie in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Regime. Im Jahr 1940 wurde ihr die Venia legendi, die universitären Lehrerlaubnis, entzogen. 1946 wurde sie rehabilitiert und erhielt als 65-Jährige eine Professur für Genetik und Geschichte der Kulturpflanzen an der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin.

Ihr politisches und soziales Engagement war neben ihren wissenschaftlichen Leistungen sicher auch der Grund für zahlreiche Auszeichnungen, die sie im Laufe der Karriere erhielt. So wurde sie als erste Frau Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und sie erhielt 1959 als einzige Frau unter 18 Ausgezeichneten die Darwin-Plakette der Leopoldina.

Katharine-Brandegee-Weg

Mary Katharine Brandegee erhielt 1883 die Stelle als Kuratorin für Botanik an der California Academy of Science in San Francisco. Sie leitete das Herbarium und war für den Ausbau und das Management der botanischen Sammlungen verantwortlich. Damit ist sie eine der ganz wenigen Frauen, die bereits im 19. Jahrhundert über eine berufliche Anstellung als Wissenschaftlerin verfügten. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Townshend Stith Brandegee gründete sie 1890 die Zeitschrift Zoe, mit der sie eine eigene Plattform für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge aus dem Bereich der Botanik schuf. Katharine Brandegee unternahm zahlreiche Sammelreisen, vorwiegend im Südwesten Nordamerikas, und gründete mit ihrem Mann auch den ersten Botanischen Garten San Diegos.

Katharine Brandegee war nur auf Umwegen zur Botanik gekommen. 1844 wurde sie als Marie Katharine Layne im Westen Tennessees in einfachen Verhältnissen geboren. Ihre Familie zog in den folgenden Jahren weiter nach Westen, bis sie sich schließlich in Kalifornien niederließ. Nach schwierigen Jahren begann sie im Alter von 31 Jahren in San Francisco ein Medizinstudium, das sie 1878 erfolgreich abschloss. Aber es gelang ihr nicht, als Ärztin zu praktizieren. Die Vorbehalte gegen Frauen in diesem Beruf waren zu groß. So vertiefte sie ihre Studien der Botanik, die sie während ihres Medizinstudiums begonnen hatte.

Katharine und Townshend Brandegees arbeiteten seit 1889 auch eng mit dem deutschen Sammler Carl Albert Purpus zusammen. Purpus, der vom Donnersberg in der Pfalz stammte, sammelte viele Jahre für den Botanischen Garten Darmstadt und die Baumschule Späth in Berlin. Auf diesem Weg sind viele Pflanzen aus dem Südwesten Nordamerikas in den Bestand Botanischer Gärten in Deutschland gekommen. Katharine Brandegee starb 1920 in Berkeley, Kalifornien.

Katherine-Esau-Weg

Die deutsch-russisch-amerikanische Botanikerin Katherine Esau galt über mehrere Jahrzehnte als führend auf dem Gebiet der Anatomie der Pflanzen. Sie leistete einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Struktur, Entwicklung und Evolution des Phloems, des Teils der pflanzlichen Leitbündel, der die Nährstoffe aus der Photosynthese zum Rest der Pflanze leitet.

Esau lehrte seit 1937 an den Universitäten Davis und Santa Barbara of California. Indem Esau in den 1950er-Jahren die sekundären Phloeme von verschiedenen Zweikeimblättrigen verglich, klärte sie die Funktion und Evolution dieser Gewebe auf. Zwei Jahre vor ihrer Emeritierung im Jahr 1963 wechselte sie an die University of California, Santa Barbara. Dort war sie noch bis 1992 wissenschaftlich aktiv, insbesondere auf dem Gebiet der Elektronenmikroskopie. Esau betrachtete die Jahre in Santa Barbara als ihre produktivsten und erfüllendsten. Sie war daran interessiert, das neue Instrument der Elektronenmikroskopie in ihrer anatomischen Forschung einzusetzen. Heute trägt die elektronenmikroskopische Einrichtung ihren Namen.

Katherine Esau war über die sechs Jahrzehnte ihres wissenschaftlichen Wirkens auch als Lehrerin sehr renommiert und aktiv. Ihr 1953 erschienenes Werk zur Anatomie der Pflanzen gilt als Standardwerk auf diesem Gebiet. Sie erhielt zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, darunter 1989 die National Medal of Science – begründet mit der Anerkennung „für ihre herausragenden Leistungen als Pädagogin im Unterricht und in ihren Büchern für die Ermutigung und Inspiration, die sie einer Schar junger aufstrebender Pflanzenbiologen gegeben hat, und dafür, dass sie ein besonderes Vorbild für Frauen war“.

Barbara-McClintock-Weg

Barbara McClintock war eine bedeutende amerikanische Genetikerin und Botanikerin des 20. Jahrhunderts, die für ihre bahnbrechenden Arbeiten über die Struktur und Funktion von Maischromosomen bekannt ist. McClintock entdeckte 1944 die „springenden Gene“ oder Transposons. Transposons sind Teile des Genoms, die sich duplizieren und an einen anderen Ort im Genom einfügen. Dadurch können Transposons Gene zerstören oder auch aktivieren. McClintocke zeigte, dass Transposons dazu führen, dass gewisse Maiskörner dunkel gefärbt sind. Solche Phänomene und Transposons im Allgemeinen sind keine Kuriosität. Das Maisgenom besteht zu 85 Prozent aus Transposons, das menschliche Genom zu ca. 50 Prozent. So mag es nicht erstaunen, dass Transposons großen Einfluss auf die Funktion und Evolution von Organismen haben.

McClintocks Arbeit war nicht nur bahnbrechend, weil sie eine solch wichtige Komponente des Genoms entdeckte, sondern weil sie zeigte, dass das Genom eines Organismus nicht stationär ist, sich verändert und umordnet – ein Konzept, das damals von der Wissenschaft mit großer Kritik angesehen wurde.

Trotz anfänglicher Skepsis erhielt ihre Arbeit später weitreichende Anerkennung und beeinflusste Generationen von Genetikerinnen und Genetikern. McClintocks Erfolge beruhten auf ihrer Hartnäckigkeit und ihren unkonventionellen Forschungsmethoden, die oft im Widerspruch zur wissenschaftlichen Praxis standen. Für ihre Arbeit und die Entdeckung der Transposons erhielt McClintock 1983 als erste Frau allein den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Wir widmen McClintock daher mit Hochachtung einen der Hauptwegenamen des Botanischen Gartens.

Führungen und Veranstaltungen

Impression aus dem Botanischen Garten. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Botanischen Garten. © Foto Diether von Goddenthow

Wenn Sie den Botanischen Garten noch nicht kennen, bilden die öffentlichen Sonntagsführungen den idealen Einstieg. Aber Achtung, unsere Begeisterung für Pflanzen ist ansteckend und kann Ihr Leben nachhaltig verändern! Die Führungen dauern etwa 90 Minuten. Eine Anmeldung zu den Sonntagsführungen ist nicht erforderlich.
Die Führungsgebühr beträgt  5,00 Euro, pro Person. Für Kinder bis 12 Jahren, Freundeskreismitglieder und Studierende der JGU ist die Teilnahme kostenlos.

Weitere Informationen zu Führungen und Veranstaltung im Botanischen Garten Mainz

Ethische Fragen in der modernen Medizin: Zehn strittige Themen Moderne Medizin – mit ihren wachsenden Möglichkeiten, unser Leben, Sterben und Kranksein zu beeinflussen – wirft zahlreiche ethische Fragen auf.

Bei ihrer Antrittsvorlesung am 23.04.2024 spricht die Stiftungsprofessorin Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert, von der Universität Münster, über ethische Fragen in der modernen Medizin, hier zum Thema Vorsorgeregelung für den Fall von Demenz, und inwieweit "darf ich über mein späteres Ich bestimmten?", nämlich, wenn der angenommene negative Demenzverlauf nicht wie befürchtet eintritt, sondern man ein "glücklich Dementer" wird. © Foto Diether von Goddenthow
Bei ihrer Antrittsvorlesung am 23.04.2024 spricht die Stiftungsprofessorin Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert, von der Universität Münster, über ethische Fragen in der modernen Medizin, hier zum Thema Vorsorgeregelung für den Fall von Demenz, und inwieweit „darf ich über mein späteres Ich bestimmten?“, nämlich, wenn der angenommene negative Demenzverlauf nicht wie befürchtet eintritt, sondern man ein „glücklich Dementer“ wird. © Foto Diether von Goddenthow

Ethische Fragen in der modernen Medizin: Zehn strittige Themen
Moderne Medizin – mit ihren wachsenden Möglichkeiten, unser Leben, Sterben und Kranksein zu beeinflussen – wirft zahlreiche ethische Fragen auf.

Manche dieser Fragen haben bereits eine längere Vorgeschichte, andere stellen sich brandneu; manche gehen uns als Individuen an, andere als Gesellschaft. Bettina Schöne-Seifert führt uns an zehn Abenden jeweils hinein in eine bestimmte medizinethische Kontroverse mit ihren sachlichen Hintergründen und widerstreitenden Positionen. So wird es etwa ein Mal darum gehen, ob wir in „guten Tagen“ darüber bestimmen dürfen, wie man uns im Fall einer späteren schweren Demenz behandelt: Antibiotika bei einer anderenfalls tödlichen Lungenentzündung? Forciertes Füttern trotz Wegdrehen des Kopfes? Ein anderer Abend widmet sich der Forschung an frühen menschlichen Embryonen, wie sie in zahlreichen anderen Ländern zum Nutzen von Wissenschaft und medizinischem Fortschritt erfolgt, bei uns aber strikt verboten ist. Wie steht es argumentativ mit dem Streit um die Homöopathie? Wie mit dem Anspruch auf medizinische Versorgung in allen Teilen der Welt? Wie mit den konkurrierenden Vorstellungen davon, was wir als Tod eines Menschen ansehen? Wie schließlich mit dem Einsatz biomedizinischer Mittel zu Zwecken der Verbesserung ganz gesunder Menschen?

Zu vielen dieser Fragen haben wir alle starke Überzeugungen und Intuitionen. Doch vielleicht verdienen sie, auf den Prüfstand gestellt zu werden? Und zudem: Selbst wenn es keine Moraltheorie gibt, die hier umfassende und unkontroverse Antworten liefern könnte, kann man an den konkreten Fragestellungen auch etwas über das moralische Argumentieren selbst erfahren: Darüber, dass man nicht alle Fragen des Erlaubten oder Gebotenen dem geltenden Recht überlassen sollte. Darüber, dass gute ethische Argumente sich in mehreren Handlungszusammenhängen bewähren müssen. Und darüber, dass medizinethische Herausforderungen Spaß machen können, auch wenn sie gelegentlich provozieren.

In ihren Vorlesungen wird Bettina Schöne-Seifert Fragen nach dem richtigen Handeln diskutieren, die sich für unsere heutige Gesellschaft und die moderne Medizin neu oder anders stellen als in früheren Zeiten. Wie selbstbestimmt dürfen wir sterben? Ist medizinische Versorgung ein Menschenrecht? Sollte Embryonenforschung ein deutsches Tabu bleiben? Zehn aktuelle und strittige Themen stehen im Zentrum der Vorlesungen, die erläutern werden, was jeweils genau in Frage steht und welchen Beitrag die Ethik zu den Antworten leisten kann, über die wir uns verständigen müssen.

Die Präsenzveranstaltungen finden an Dienstagabenden (Ausnahme 30. April) von 18:15 Uhr bis ca. 20 Uhr im Haus Recht und Wirtschaft I, Hörsaal RW 1, Jakob-Welder-Weg 9, Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.

Impression aus dem Hörsaal. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Hörsaal. © Foto Diether von Goddenthow

23. April 2024 – Eröffnungsveranstaltung
Demenz: Darf ich über mein späteres Ich bestimmen?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Petra Gerster

07. Mai 2024
Organspende: Ist die Widerspruchslösung eine Freiheitszumutung?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: PD Dr. Ana Paula Barreiros

14. Mai 2024
Keimbahn-Eingriffe: Ist das menschliche „Genom“ sakrosankt?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Dr. Peter Spork

21. Mai 2024
Was spricht gegen „Enhancement“? Medizin jenseits von Therapie
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Prof. Dr. Klaus Lieb

28. Mai 2024
Embryonenforschung: Deutschland als Trittbrettfahrer?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Volkart Wildermuth

04. Juni 2024
Ethik in Zeiten von Corona? Zum Impfen und Triagieren
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Prof. Dr. Norbert Paul

11. Juni 2024
Zugang zu medizinischer Versorgung: ein Menschenrecht?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Prof. Dr. Tim Henning

18. Juni 2024
Streit um den „richtigen Tod“? Hirntod, Herztod, Gesamttod
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Dr. Axel Rahmel

25. Juni 2024
Kügelchen versus Schulmedizin: Warum nicht beides?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Dr. Christian Weymayr

02. Juli 2024 – Abschlussveranstaltung
Assistierter Suizid: Wie selbstbestimmt dürfen wir sterben?
Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
im Gespräch mit: Dr. Michael de Ridder

Symbolischer Spatenstich zum TRON-Forschungs-Neubau auf Gelände der Mainzer Uni-Medizin

 Symbolischer Spatenstich zum TRON Forschungsneubau (v.l.) Prof. Dr. Georg Krausch, Oberbürgermeister Nino Haase, Prof. Ugur Sahin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Michael Ludorf, Geschäftsführer von TRON, Innenminister Michael Ebling, Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und Prof. Ralf Kiesslich beim  symbolischen ersten Spatenstich. © Foto Diether von Goddenthow
Symbolischer Spatenstich zum TRON Forschungsneubau (v.l.) Prof. Dr. Georg Krausch, Oberbürgermeister Nino Haase, Prof. Ugur Sahin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Michael Ludorf, Geschäftsführer von TRON, Innenminister Michael Ebling, Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und Prof. Ralf Kiesslich beim symbolischen ersten Spatenstich. © Foto Diether von Goddenthow

Neuer Meilenstein für das translationale onkologisches Forschungs-Unternehmen TRON eGmbH: Beim gestrigen ersten Spatentisch gaben Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Oberbürgermeister Nino Haase, Gesellschaftervertreter Prof. Dr. Ugur Sahin, der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ralf Kiesslich, und der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, gemeinsam mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und TRON-Geschäftsführer Dr. Michael Ludorf den symbolischen Startschuss für den Bau des neuen TRON-Forschungs-Neubaus. Das neue TRON Forschungsgebäude entsteht – patientennah – an der Ecke Obere Zahlbacher Straße/Am Römerlager. Da das Forschungsunternehmen momentan noch auf fünf Standorte innerhalb von Mainz verteilt ist, wird nun mit dem einmal fast 11 000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Großprojekt  die Möglichkeit geschaffen, nach Fertigstellung 2027 alle Mitarbeiter des Unternehmens an diesem Standort zusammenkommen zu lassen. Das wird auch die Zusammenarbeit untereinander fördern. Die Zahl der Mitarbeiter, derzeit 220 wird auf 260 wachsen, wobei das Gebäude, welches zu 80 Prozent für Labore genutzt werden wird, auf 400 Mitarbeiter ausgerichtet ist. Die Nähe zu Uniklinik wird helfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zukünftig noch effizienter in die Klinik und zum Patienten bringen zu können.

"Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein" Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto Diether von Goddenthow
„Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein“ Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto Diether von Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Als größte Gesellschafterin von TRON freut sich das Land Rheinland-Pfalz ganz besonders über den Erfolg des Forschungsinstituts in den letzten Jahren. Nach einer Anschubförderung des Landes ist TRON durch seine produktive Patent- und Verwertungsstrategie bereits seit 2018 nicht mehr auf Förderzuschüsse des Landes angewiesen und kann den geplanten Neubau vollständig aus Eigenmitteln finanzieren. Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein. Diese Projekte sind nicht nur ein Beleg für die Anziehungskraft und Innovationskraft von Rheinland-Pfalz im Bereich der Biotechnologie und Pharmazie, sondern auch ein Symbol für das Vertrauen, das führende Unternehmen und Forschungseinrichtungen in unsere Region setzen. Mit einer klar definierten Biotechnologie-Strategie, die auf die Schaffung eines förderlichen, innovationsfreundlichen und verlässlichen Rahmens abzielt, hat Rheinland-Pfalz gezeigt, dass es möglich ist, Spitzenforschung anzuziehen und gleichzeitig nachhaltige, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen.“

„Ich freue mich sehr, dass wir nach 14 Jahren und zahlreichen Zwischenstationen hier in Mainz nun eine Heimat gefunden haben, die es uns ermöglicht, translationale und international sichtbare Forschung unter einem Dach effizient voran zu treiben“, sagt Prof. Dr. Ugur Sahin, Mitbegründer und Gesellschafter des TRONs. „Das neue Gebäude wird nicht nur Platz für exzellente Forschung bieten, sondern auch ein Ankerpunkt für die Aus- und Weiterbildung wissenschaftlicher Nachwuchskräfte sowie für Clinician Scientists sein.“

Prof. Ugur Sahin und Prof. Dr. Özlem Türeci Mitbegründer von TRON-und Gründer von BionTech. © Foto Diether von Goddenthow
Prof. Ugur Sahin und Prof. Dr. Özlem Türeci Mitbegründer von TRON-und Gründer von BionTech. © Foto Diether von Goddenthow

„Das Institut für Translationale Onkologie hat herausragende Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Mainz mit seinem enormen medizinisch-naturwissenschaftlichen Potenzial in Forschung, Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems“, betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch. „Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten im TRON wichtige Beiträge sowohl in der Grundlagenforschung als auch für den systematischen Wissenstransfer in die Gesellschaft. Für diese innovative Forschungsarbeit bietet das neue moderne Forschungsgebäude zeitgemäße Arbeitswelten und verstärkt damit die Forschungsinfrastruktur der Universität.“

„Ich freue mich sehr, dass die Zukunft von Wissenschaft und Medizin in Mainz weiter bauliche Gestalt annimmt. Durch die räumliche Nähe von TRON und der Universitätsmedizin Mainz kann die Verbindung von Spitzenforschung und Spitzenmedizin weiter gestärkt werden. Die Zusammenarbeit wird intensiviert, um den Fortschritt der Medizin voranzubringen. So stärken wir die wichtige translationale immunlogische Forschung an der Universitätsmedizin Mainz und fördern gleichzeitig die Entwicklung der Stadt und des Landes auf dem Weg zum bedeutenden Biotechnologie-Standort“, betont der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich. Und erläutert: „Die Universitätsmedizin Mainz hat eine lange Tradition an immunologischer Spitzenforschung vorzuweisen und herausragende Kompetenzen auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Immunologie entwickelt. Diese positiven Entwicklungen werden durch das neue Gebäude ideal gefördert. Die intensivierte Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Klinik wird der Garant für eine zukunftsorientierte, innovative Medizin zum Wohle der Patient:innen sein.“

Oberbürgermeister Nino Haase freut sich über den neuen Baustein des Biotechnologiestandortes Mainz: „TRON ist das Bindeglied zwischen Forschung und Anwendung. Diese Wissensübertragung ist in der Biotechnologie immer noch eine der größten Hürden und ich bin sehr froh und stolz, dass wir hier am Standort eine Infrastruktur aufweisen können, die der Forschung unserer Universitätsmedizin schnell und effizient den Weg in die klinische Anwendung ebnet. TRON hat ein beeindruckendes Wachstum hinter sich, mit dem neuen Standort kommt die Spitzenforschung nun an einem Standort zusammen, wird moderner und größer – und noch wirkmächtiger. Unser Biotechnologiestandort Mainz wächst und bietet beste Rahmenbedingungen für die klügsten Köpfe und ihre Forschung, aber ebenso für neue Startups, die aus unserer Universitätsmedizin erwachsen. Dabei hat TRON eine herausragende Stellung und ich wünsche gutes Gelingen für den Neubau.“

TRON-Grundstück © Foto Diether von Goddenthow
TRON-Grundstück © Foto Diether von Goddenthow

In unmittelbarer Nähe zur Universitätsmedizin Mainz, an der Ecke Obere Zahlbacher Straße / Am Römerlager wird das neue TRON Forschungsgebäude entstehen. Die initialen Planungen für den Forschungsneubau reichen bis Oktober 2021 zurück. Die Planung des TRON Neubaus verläuft in enger Abstimmung mit dem Umweltamt der Stadt Mainz sowie der Landesarchäologie, um sowohl die baurechtlichen Belange zu berücksichtigen, die Grünflächen nach Beendigung der Bauarbeiten wiederherzustellen als auch das reiche kulturelle Erbe der Stadt Mainz zu bewahren.

In Rekordzeit wurde das abgängige Bestandsgebäude abgerissen und die Einfahrt des angrenzenden Parkhauses, sowie zwei über das Baufeld verlaufende 110kV-Leitungen verlegt. Die Wiederbegrünungsmaßnahmen im angrenzenden Park sowie die Neupflanzung der Alleebäume an der Oberen Zahlbacher Straße sind ebenfalls kurz vor dem Abschluss.

Der Entwurf sieht ein modernes, lichtdurchflutetes Gebäude vor, das harmonisch in die angrenzenden Grünflächen und die denkmalgeschützte Fichtesiedlung integriert wird. Im Laufe des Jahres 2027 soll das sechsstöckige Gebäude mit einer Nutzfläche von bis zu 10.800 m² und Platz für 400 Mitarbeitende fertiggestellt sein.

Obgleich in Rekordzeit bereits intensive Vorarbeiten für den eigentlichen Neubau stattfanden, beispielsweise zwei 110 kV Leitungen sowie ein Fernwärmekanal verlegt wurden, wurde gestern in Beisein zahlreicher Prominenz der Start für das Bauvorhaben mit dem symbolischen Spartenstich gegeben.

Die Verlegung einer Parkhauszufahrt ist bereits abgeschlossen.

Die TRON gGmbH (Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gGmbH) ist ein international anerkanntes Institut für translationale Forschung mit Sitz in Mainz, das neue Diagnostika und Wirkstoffe zur immuntherapeutischen Behandlung von Krebs, Infektionskrankheiten, kardiovaskulären Erkrankungen und anderen schweren Erkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf entwickelt. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Genomik und Immunologie zur Entwicklung neuartiger Plattformen für personalisierte Therapiekonzepte und der Identifizierung und Validierung aussagekräftiger Biomarker. Dem Translationskonzept folgend werden innerhalb der TRON gGmbH innovativen Ideen aus der Grundlagenforschung schnell und effizient die Wege in die klinische Anwendung geebnet. In Zusammenarbeit mit akademischen Partnern und der Industrie steht TRON an der Spitze der innovativen Wirkstoffentwicklung. Weitere Informationen unter

Weitere Informationen unter www.tron-mainz.de.

Grenzen der Wettervorhersage: Wie weit können wir in die Zukunft schauen?

Unerwartet aufziehende Wetterfront im Taunus, hier in Pohl während eines Römerfestes, © Foto: Diether von Goddenthow
Unerwartet aufziehende Wetterfront im Taunus, hier in Pohl während eines Römerfestes, © Foto: Diether von Goddenthow

Studie bestätigt intrinsische Grenze der Wettervorhersage und zeigt verantwortliche Prozesse auf – Prognosen für mittlere Breiten können jedoch noch deutlich verbessert werden

Hochwasser und Überflutungen, aber auch Hitzewellen und Dürren: Unwetterkatastrophen und Klimaextreme fordern nicht nur Menschenleben, sondern verursachen Jahr für Jahr Sachschäden in Milliardenhöhe. Wettervorhersagen und Schutzvorkehrungen haben daher für die Gesellschaft eine enorme Bedeutung und werden in Zukunft noch wichtiger werden. Allerdings gelangt die Vorhersagbarkeit des Wetters an eine natürliche Grenze – die ist allerdings bisher nicht erreicht. „Wir haben noch großes Potenzial, um die Wetterprognosen für die mittleren Breiten weiter zu verbessern“, sagt Privatdozent Dr. Michael Riemer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Aber ab einem bestimmten Punkt sind die Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Riemer hat mit Kollegen untersucht, wie gut Wettervorhersagen im günstigsten Fall sein können. Den Berechnungen zufolge wäre ein Zugewinn von vier bis fünf Tagen bei der Prognose möglich.

Wettervorhersagen sind zuverlässiger geworden
In unseren mittleren Breiten kann die allgemeine Wetterlage derzeit für sieben bis zehn Tage im Voraus recht gut vorhergesagt werden. Das war nicht immer so. Die Qualität der Prognosen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verbessert: Heute ist eine 7-Tages-Vorhersage in etwa genauso gut wie eine Vorhersage für vier Tage vor 30 Jahren. Höhere Computerleistungen und neue Beobachtungen haben in der Vergangenheit zu der verbesserten Vorhersage beigetragen, aber trotzdem sind die Prognosen in manchen Fällen noch ausgesprochen schlecht. Dies liegt nicht nur an Schwächen der Vorhersagemethoden, sondern weil in einer chaotischen Atmosphäre manche Wetterlagen per se schwer vorhersagbar sind. Großräumige Sturmtiefs lassen sich zum Beispiel etwa sieben Tage im Voraus feststellen, bei Gewittern ist der Zeitraum wesentlich kürzer. Und je weiter die Prognosen nach vorne blicken, desto größer sind die Vorhersagefehler.

Welche Prozesse sind für die Grenzen der Vorhersagbarkeit entscheidend?
Dass es eine Grenze der Vorhersagbarkeit gibt, wird bereits seit den 1960er Jahren erforscht. Denn im Gegensatz zu den Gezeiten oder der Bahn von Planeten wohnt dem System Atmosphäre ein intrinsisches Limit inne, eine natürliche, ultimative Grenze der Vorhersagbarkeit. „Die Forschung kam immer wieder zu den gleichen Ergebnissen: Die Vorhersagbarkeit beträgt im besten Fall rund zwei Wochen“, so Michael Riemer, Meteorologe am Institut für Physik der Atmosphäre der JGU.

Zusammen mit seinen Kollegen Dr. Tobias Selz und Prof. Dr. George Craig von der Ludwig-Maximilians-Universität München konnte er bestätigen, dass ein solches intrinsisches Limit existiert. Des Weiteren hat das Forscherteam untersucht, welche Prozesse dafür verantwortlich sind. „Die Vorhersagen werden“, so Riemer, „zurzeit am stärksten durch Fehler bei den Anfangsbedingungen beeinträchtigt. Wenn wir diese Anfangsbedingungen, mit denen wir unsere Computermodelle füttern, verbessern, dann werden auch die Vorhersagen besser.“

Schmetterlingseffekt spielt bisher für Wetterprognose keine Rolle
Das Team konnte anhand quantitativer Schätzungen zeigen, dass dazu die großskaligen Faktoren besser erfasst werden müssten, also Wind, Winddruck, Temperatur und der Strahlstrom. „Wir erreichen das intrinsische Limit, also die systemimmanente Grenze, wenn wir die Anfangsfehler hier um 80 bis 90 Prozent reduzieren“, so Riemer. Dadurch könnte der Zeitraum, für den zuverlässige Vorhersagen möglich sind, um vier bis fünf Tage gestreckt werden. Ist dieser 90-Prozent-Rahmen ausgeschöpft, ändert sich der Mechanismus und es sind nicht mehr die großskaligen Faktoren maßgeblich. Ab diesem Punkt dominiert der Schmetterlingseffekt das Geschehen. „Erst jetzt kommen Gewitter als Hauptträger des Schmetterlingseffekts ins Spiel.“ Dieser Effekt ist jedoch so klein, dass selbst ein schweres Gewitter die Zuverlässigkeit einer Wettervorhersage für die nächsten Tage derzeit nicht beeinflussen würde.

Potenzial ist nicht ausgeschöpft: Investitionen in die Beobachtung der Atmosphäre lohnenswert

Der Schmetterlingseffekt geht auf den US-amerikanischen Meteorologen Edward Lorenz zurück, der vor rund 60 Jahren postuliert hat, dass die Vorhersagbarkeit eines komplexen Systems wie der Atmosphäre begrenzt ist. Störungen, die zu klein sind, um beobachtet zu werden, können wachsen und das Wetter nach einer gewissen Zeit komplett verändern. „Die einzelnen Gewitterzellen sind im Grunde die Schmetterlinge in unserer Studie“, so Riemer. „Aber für eine Verbesserung der Vorhersagen müssen wir zunächst die großen Einflussfaktoren ins Visier nehmen.“ Hier würde es sich lohnen, die Beobachtung und Vermessung der Atmosphäre zum Beispiel mithilfe von Satelliten zu verbessern. Das Potenzial der Wettervorhersage ist also noch nicht ausgereizt und könnte in den kommenden Jahrzehnten noch erheblich verbessert werden.

Weiterführende Links:
https://www.staff.uni-mainz.de/mriemer/meineSeite/Welcome.html – Priv.-Doz. Dr. Michael Riemer
https://dynmet.ipa.uni-mainz.de/ – Arbeitsgruppe Dynamic Meteorology
https://www.ipa.uni-mainz.de/ – Institut für Physik der Atmosphäre

Tobias Selz, Michael Riemer, George C. Craig; The Transition from Practical to Intrinsic Predictability of Midlatitude Weather. Journal of the Atmospheric Sciences, 12. Juli 2022

Meteorologie an der Uni Mainz studieren

JGU feiert Richtfest des Neubaus Rechenzentrum, dem künftigen Herzstück der gesamten IT-Infrastruktur der Universität

Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität.  © Foto: Diether von Goddenthow
Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Der Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Rohbau des neuen Rechenzentrums auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist nur rund neun Monate nach Baubeginn fertiggestellt. Mit dem heutigen Richtfest feierten Gäste aus Politik und Wissenschaft gemeinsam mit den Baubeteiligten die Halbzeit der Bauarbeiten. Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt und JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch würdigten die Fortschritte am Rechenzentrum, welche im derzeit vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen liegen.

Der Neubau ist wichtig, um die universitäre IT-Infrastruktur und das Nationale Hochleistungsrechnen (NHR) erfolgreich aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Das neue Rechenzentrum beherbergt künftig die komplette IT-Infrastruktur der Universität, die für den akademischen Betrieb und administrative Aufgaben erforderlich ist. Im Fokus stehen dabei die Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten sowie die optimierte Performance der Systeme. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 29 Millionen Euro, die vom Land Rheinland-Pfalz übernommen werden.

Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow
Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow

„Das heutige Richtfest ist ein weiteres Signal für die Forschungsstärke in Rheinland-Pfalz. Die vielen Baumaßnahmen in Planung und Ausführung an den Universitäts- und Hochschulstandorten in unserem Land zeigen, dass die Modernisierung und der Ausbau der Hochschulliegenschaften bedeutende Aufgaben für unser Land sind. Durch die geplante Photovoltaikanlage, die vorbereiteten Schnittstellen für die Nutzung der Abwärme zur Wärmeversorgung und die Optimierung der Energie- und Ressourceneffizienz entsteht nicht nur ein hochfunktionales, sondern auch ein nachhaltiges Rechenzentrum. Wir finanzieren den Neubau landesseitig mit 29 Millionen Euro. Eine gute Investition in den Forschungsstandort Mainz und in die Region. Das neue Rechenzentrum ist eine hervorragende Basis, um die JGU auf ihrem erfolgreichen Weg im Bereich des Hochleistungsrechnens zu unterstützen“, betont Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen.

„Hochleistungsrechnen ist eine Schlüsseltechnologie, ohne die Spitzenforschung kaum mehr möglich ist. Mit diesem Neubau entsteht nicht nur ein technologischer Knotenpunkt. Hier entsteht ein Ort, an dem Forschung, Lehre und Innovation zusammenkommen, um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Die Attraktivität des Hochleistungsrechnens kann damit gesteigert und in die Breite der Wissenschaft und in die Anwendung getragen werden, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Qualität des Hochleistungsrechnens für ihre eigene Forschung – auch neu – entdecken und auf vielfältige Weise nutzen können“, sagt Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit.

Meilensteine erreicht: Richtfest markiert Baufortschritt

„Über den planmäßigen Baufortschritt des neuen Rechenzentrums freuen wir uns sehr“, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. „Denn für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Mainz, Rheinland-Pfalz und auch ganz Deutschland ist eine moderne und leistungsfähige IT-Infrastruktur der Spitzenklasse unerlässlich – sei es beispielsweise das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz oder auch das vernetzte Hochleistungsrechnen als Schlüsseltechnologie für die Spitzenforschung in vielen Bereichen. So trägt die Investition in das neue Rechenzentrum des Zentrums für Datenverarbeitung (ZDV) dazu bei, dass Arbeitsgruppen, die auf leistungsstarke Hochleistungsrechner angewiesen sind, die führende Stellung auf ihren Forschungsgebieten halten und weiter ausbauen können.“

Impressionen der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen getrennten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow
Impressionen aus der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen abgeschotteten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow

Bis zum heutigen Richtfest konnte das Generalunternehmen, die rheinland-pfälzische DC-Datacenter-Group GmbH (Data Center Group), wesentliche Arbeiten am neuen Rechenzentrum erfolgreich abschließen. Der Rohbau ist fertiggestellt, und die Stahlbühnen auf dem Flachdach sind montiert. Diese Stahlkonstruktionen tragen die bereits angelieferten sechs Rückkühler für die Warm- und Kaltwasserkühlung. Auch die Malerarbeiten im Erd- und Obergeschoss wurden termingerecht ausgeführt, mit einer Besonderheit. Aufgrund der nachfolgenden aufwendigen Installationsarbeiten musste bereits jetzt und nicht wie üblich am Ende des Bauprozesses gestrichen werden. Im Erdgeschoss wurden Teile der Wasserleitungen verlegt und auch bei den Außenanlagen hat die Data Center Group GmbH Fortschritte erzielt: Die Entwässerungskanäle und das Rückhaltebauwerk sind verlegt. Seit Baubeginn wurden insgesamt 8.450 Kubikmeter Erdreich abgetragen, bewegt und teilweise wieder eingebaut, was einer Gesamtmenge von 12.675 Tonnen entspricht.

Nach dem Richtfest stehen zunächst weitere Arbeiten im Erdgeschoss an: der Anlagenbau mit den erforderlichen Trassen für Kühlung, Lüftung und Elektro. Des Weiteren erhält das Flachdach über dem Obergeschoss eine extensive Begrünung.

„Das neue Rechenzentrum wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemäß einer Vereinbarung mit dem Landesbetrieb LBB in fachlicher Rückkopplung mit der Bauabteilung des Ministeriums der Finanzen in Eigenregie gebaut. Die gesteckten Ziele der Einhaltung des Budgets, der termingerechten Fertigstellung sowie der Gewährleistung einer optimalen IT-Infrastruktur können hierbei nach gegenwärtigem Stand über das von Land und Universität gewählte Verfahren realisiert werden“, erklärt die kommissarische Kanzlerin der JGU, Annette Seliger. „Bei der Planung dieses Neubaus haben wir unseren Fokus insbesondere auf Sicherheit und Nachhaltigkeit gelegt. Hierzu gehören zum Beispiel eine hohe Energie- und Ressourceneffizienz, innovative Ansätze zur Kühlung oder auch Wärmerückgewinnung.“

Zukünftiges Rechenzentrum setzt Maßstäbe für Universität und Wissenschaft

Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Rechenzentrum beherbergt im sogenannten Enterprise-Bereich die komplette IT-Infrastruktur der Universität und die Systeme, die für das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz und die im Rahmen der Rechenzentrumsallianz Rheinland-Pfalz (RARP) angebotenen Dienste benötigt werden. Im HPC-Bereich werden die Hochleistungsrechner MOGON NHR Süd-West und das geplante Nachfolgesystem von MOGON II untergebracht. Seit Oktober 2021 ist die JGU als Teil des länderübergreifenden Konsortiums NHR Süd-West einer der Betreiber der NHR-Infrastruktur in Deutschland.

Sicherheit hat höchste Priorität

Damit die Universität jederzeit Forschung, Lehre und Studium sicherstellen kann, sind ausfallsichere Systeme von großer Bedeutung. Der Neubau ist so konzipiert, dass der IT-Betrieb eine nahezu 100-prozentige Ausfallsicherheit gewährleisten kann und kritische Dienste wie E-Mail, Lernmanagement-Systeme und Datenbanken immer verfügbar sind. Im Zentrum des Rechenzentrums befinden sich die Serverräume. Diese sind von Fluren umgeben, an die die notwendigen Technikräume wie Transformatoren, Mittelspannungshauptverteilung (MSHV), unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), Gaslöschanlage, Notstromaggregat und Sicherheitstechnik anschließen.

Zum Schutz sensibler und vertraulicher Daten wie Forschungsergebnisse, personenbezogene Daten von Studierenden und Mitarbeitenden wird auf vier vordefinierte Schutzzonen gesetzt. Der Zugang zum Gebäude und insbesondere zu den Serverräumen ist nur über ein Zutrittskontrollsystem mit Schleusenfunktion möglich.

Nachhaltige Entwicklung am Campus konsequent fortgesetzt

Eine optimale Temperatur im Rechenzentrum ist von besonderer Bedeutung. Die vielen Server erzeugen eine enorme Wärme, die zu einer Überhitzung und Serverausfällen führen kann. Um diesem Problem entgegenzuwirken, werden etwa 80 Prozent der Kühlung mit einem geschlossenen Wasserkreislauf realisiert, ohne den Einsatz von Kompressorkältemaschinen. Dieses Verfahren spart Energie und ist besonders effizient. Zusätzlich werden Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft einen großen Teil der Abwärme weiterverwenden zu können.

Auf der freien Dachfläche werden Photovoltaik-Module installiert. Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser über das Jahr mit Strom zu versorgen.

Neubau ist Voraussetzung für weitere Baumaßnahmen auf dem Campus

Ein Umzug der IT-Infrastruktur ist aus baulichen und energetischen Gesichtspunkten notwendig. Die Verwaltung des ZDV und die Büros des ZDV-Personals bleiben in der Naturwissenschaftlichen Fakultät (NatFak – Gebäude 1341) in der sich momentan auch der aktuelle Serverraum befindet. Nach dem Umzug stehen in dem Raum Ressourcen für den Fall eines Hardwareausfalls zur Verfügung. Darüber hinaus ist eine Renovierung des Gebäudes 1341 geplant. Für die komplette Fertigstellung des neuen Rechenzentrums rechnet die Bauleitung mit rund zwei Jahren. Es soll Mitte 2025 in Betrieb gehen.

Daten und Fakten:

Gesamtfläche des Gebäudes: 1.870 Quadratmeter
So groß wie ca. ¼ Fußballfeld
Baukosten: 29 Millionen Euro
PUE-Wert: ≤ 1,15
Die Kenngröße für die Energieeffizienz von Rechenzentren ist die Power Usage Effectiveness (PUE). Sie ermittelt, wie effektiv die zugeführte Energie in einem Rechenzentrum verbraucht wird. Bei der Konzeption wurde darauf geachtet, einen möglichst niedrigen Wert zu erreichen.
32 Serverschränke im Enterprise-Bereich und 112 Serverschränke im HPC-Bereich (davon maximal 84 gleichzeitig in Betrieb)
Maximale IT-Last: 3.600 kW
Moderne Windräder haben eine Erzeugerleistung von ca. 5.000 kW.
Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 73 KWp
Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser ein Jahr mit Strom zu versorgen.
DIN EN 50600: aktuelle europäische Norm für Rechenzentren und deren Infrastruktur.
Die Norm legt Anforderungen bzgl. Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Rechenzentren fest. Dazu gehören unter anderem Anforderungen an Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung von Rechenzentren sowie Anforderungen an die Gebäudetechnik, die Infrastruktur und die IT-Systeme in einem Rechenzentrum. Des Weiteren werden Themen wie Energieeffizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Betrieb von Rechenzentren berücksichtigt.
Nach der DIN EN 50600 gibt es vier Verfügbarkeitsklassen.
Verfügbarkeitsklassen sind Kategorien, die den Grad der Zuverlässigkeit und des Ausfallschutzes von IT-Systemen beschreiben. Je höher die Verfügbarkeitsklasse, desto geringer ist das Risiko eines Ausfalls und desto höher ist die Sicherheit für den Nutzer.
Rechenzentrumsbereiche: Enterprise (Verfügbarkeitsklasse 3) und High Performance Computing (Verfügbarkeitsklasse 2)

Nachhaltigkeit
Verzicht auf Verbundbaustoffe wie zum Beispiel Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und beschichtete Holzwerkstoffe, um einen sortenreinen Rückbau zu ermöglichen. Die verwendeten Materialien können so wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Geringe Versiegelung der Außenanlagen: Für notwendige Wartungs- und Umfahrungsflächen kommen versickerungsfähige Rasengittersteine zum Einsatz.
Das gesamte Regenwasser wird zurückgehalten und in Erdmulden geleitet, wo es verdunsten oder wiederverwendet werden kann.
Die Anzahl und Auswahl der Bäume und Bepflanzungen wurden dem Standort angepasst.

XXIX. Mainzer Kolloquium: Versteigert, verramscht, entsorgt – Analysen zum Markt für gebrauchte Bücher

 © Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Mainzer Kolloquium rückt aktuellen Markt für gebrauchte Bücher in den Mittelpunkt

Das XXIX. Mainzer Kolloquium am 26. Januar 2024 stellt den aktuellen Markt für gebrauchte Bücher in den Mittelpunkt. Was passiert mit dem gebrauchten Buch? Wird es versteigert, verramscht, entsorgt? Das Kolloquium fragt nach den Veränderungen, die durch zahlreiche Möglichkeiten des Onlinehandels in den vergangenen Jahren ausgelöst wurden. Betroffen sind sowohl der Handel mit dem wertvollen Buch als Sammelobjekt als auch mit dem Secondhand-Buch als preiswertem Gebrauchsgut. Das Kolloquium richtet schlaglichtartig den Blick auf Auswirkungen auf Verlage, Buchhandel und Antiquariat sowie auch auf die veränderte Buchnutzung durch das Käuferpublikum.

Wann: Freitag, 26. Januar 2024, 9-16 Uhr
Wo: Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Atrium maximum, Johann-Joachim-Becher-Weg 5, 55128 Mainz

Veranstalter: Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien / Abteilung Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Programmflyer: https://www.buchwissenschaft.uni-mainz.de/files/2024/01/Programm-2024-rev.pdf
Webseite: https://www.buchwissenschaft.uni-mainz.de/2024/01/18/mainzer-kolloquium-am-26-01-2024/


Anmeldung: https://www.buchwissenschaft.uni-mainz.de/anmeldung-mainzer-kolloquium-2024/

Flügelwesen aus Vorzeit und Mythos – Taschenlampenführung in den Spezialsammlungen der Johannes Gutenberg-Universität

Attisch-rotfiguriger Kelchkrater; um 350 v. Chr.; Antikensammlung Klassische Archäologie der JGU, Inv. 178 Foto/©: Angelika Schurzig / JGU
Attisch-rotfiguriger Kelchkrater; um 350 v. Chr.; Antikensammlung Klassische Archäologie der JGU, Inv. 178 Foto/©: Angelika Schurzig / JGU

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz verfügt über 30 spezielle Lehr- und Forschungssammlungen aus allen Wissenschaftsdisziplinen. Zwei dieser Sammlungen öffnen am 1. Februar 2024 ihre Türen: Ab 18 Uhr zeigen die Geowissenschaften und die Klassische Archäologie in einer Taschenlampenführung ausgewählte Exponate rund um das Thema „Flügel“. Die einstündige Führung ist öffentlich (Jugendliche ab 14 Jahren in Begleitung) und kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich – bis zum 29. Januar 2024 einfach per E-Mail an kgrimm@uni-mainz.de oder schollme@uni-mainz.de.

Referenten werden sein: Prof. Dr. Kirsten Grimm, vom Institut für Geowissenschaften, und Dr. Patrick Schollmeyer, vom Institut für Altertumswissenschaften – Arbeitsbereich Klassische Archäologie, beide an der Johannes Gutenberg-Universität.
Wann: Donnerstag, 1. Februar 2024, 18:00-19:00 Uhr
Wo: Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Treffpunkt: auf dem Gutenberg-Campus vor dem Naturwissenschaftlichen Hörsaalgebäude („Muschel“), Johann-Joachim-Becher-Weg 21, 55128 Mainz
Veranstalter: Universitätssammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Weitere Infos:
https://www.ub.unimainz.de/de/universitaetssammlungen