Kategorie-Archiv: Wissenschaft und Medizin

KI erobert Medizin – 8000 besuchten Internistenkongress der DGIM im Wiesbadener RheinMain CongressCenter

Industrieausstellung zur Medizin der Zukunft auf dem 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Industrieausstellung zur Medizin der Zukunft auf dem 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden – Mit mehr als 8000 Internistinnen und Internisten vor Ort in Wiesbaden und online ging gestern der 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zu Ende. Mit 1400 Vorträgen in insgesamt 410 wissenschaftlichen Sitzungen spiegelte das Programm des 130. Internistenkongresses erneut die gesamte Breite der Inneren Medizin wider. Zentrale Themen der Tagung waren die Chancen und Grenzen der Präzisionsmedizin, Forschung in der Inneren Medizin, der Umgang mit Fehlern sowie die Auswirkungen diverser Krisen – von Klimawandel bis Fachkräftemangel. Das zentrale Querschnitt-Thema war KI im medizinischen Alltag, denn seit Jahren und zusehends immer rascher durchdringt KI alle Bereiche der Medizin von der Allgemeinmedizin bis zur Urologie. Auf dem Kongress wurden die Chancen, Risiken und Vertrauenswürdigkeit einer „schönen“ oder – vielleicht auch –  „bedrohlichen“ neuen Welt diskutiert.

Kann KI Zeitmangel in der Medizin „heilen“?

DGIM Future. VR-Brillen (VR = Virtuelle Realität) können in der Medizin vielfältig zum Einsatz kommen, etwa bei der Arztausbildung, wo sie Krankheiten bei Patienten simulieren oder virtuelle Operationen zur Übung zulassen. Sie können in der Augenheilkunde dienen zur Sichtfeldmessung, Ermittlung von Farb- und Kontrastempfindlichkeit, und in der Psychotherapie (z.B. bei bei Paranoia oder starken Ängsten ) usw. © Foto Diether von Goddenthow
DGIM Future. VR-Brillen (VR = Virtuelle Realität) können in der Medizin vielfältig zum Einsatz kommen, etwa bei der Arztausbildung, wo sie Krankheiten bei Patienten simulieren oder virtuelle Operationen zur Übung zulassen. Sie können in der Augenheilkunde dienen zur Sichtfeldmessung, Ermittlung von Farb- und Kontrastempfindlichkeit, und in der Psychotherapie (z.B. bei bei Paranoia oder starken Ängsten ) usw.
© Foto Diether von Goddenthow

Wäre ein vermehrter Einsatz von KI in der Medizin ein probates Mittel, ein an Zeitmangel erkranktes medizinisches Versorgungs-System zu heilen?

Gerade in der Inneren Medizin begegnet medizinisches Personal einer so großen Vielfalt an Krankheitsbildern, dass die Übersicht kaum noch zu wahren ist. Darüber hinaus müssen klinische Befunde, Laborwerte und Bildgebung zusammengeführt werden: Hier könnte eineKI-gestützte Entscheidungshilfe Wege zur Diagnose aufzeigen und wertvolle Zeit sparen. „Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels in der Medizin können technische Hilfsmittel, die den Arbeitsalltag erleichtern, extrem hilfreich dabei sein, unsere Aufmerksamkeit wieder mehr den Patientinnen und Patienten und ihren individuellen Bedürfnissen zuzuwenden“, sagt Kongresspräsident Professor Dr. med. Andreas Neubauer, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am UKGM in Marburg.

Aber wieviel Verantwortung sollte eine KI in der Medizin tragen? Wie weit darf und sollte unser Vertrauen gehen? „Die Frage müsste lauten: Entspricht das Vertrauen in die KI dem, was sie leisten kann? Wie bei jedem Hilfsmittel, dass in der Medizin genutzt wird, muss die oder der Behandelnde sich im Klaren darüber sein, was die Hilfe leisten kann – und was eben nicht“, sagt Professor Dr. Martin Hirsch, der das Institut für Künstliche Intelligenz am UKGM leitet und Mitglied der Kommission Digitale Transformation in der Inneren Medizin der DGIM ist.
Kann dies nicht garantiert werden, verlieren Patienten rasch ihr – mitunter ohnehin sehr ambivalentes –  Vertrauen in KI-unterstützte Medizin. So gibt es  gegenüber  Apparate-Medizin, OP-Robotik oder Telemedizin ohnehin schon  bei vielen Patienten gewisse Hemmschwelle. Es geht bei der KI also nicht bloß um technische Optimierung, sondern vor allem darum,  Vertrauen dafür bei Patienten aufzubauen.  Wie aber „konstituiert sich Vertrauen? Und was folgt daraus für das Design von Ki-Anwendungen?“ war eine der zentralen Fragestellung, über die   die Psychologin und Doktorandin Nadine Schlicker, vom Institut für Ki in der Medizin an der Universität Marburg, referierte.  Ihren Untersuchungen im Rahmen ihrer Doktorarbeit referierte, beispielsweise: „Wie kommen medizinische Laien zur Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit ihres KI-Arztes?“

Impression vom Internisten-Kongress der DGIM in Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Impression vom Internisten-Kongress der DGIM in Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Aber es geht nicht nur um das Vertrauen von Patienten, sondern auch um das der Ärzte in die KI. So kann ein zu hohes Maß an Vertrauen  dazu führen, dass Ärztinnen und Ärzte sich zu unkritisch auf diese Technologie verlassen, während zu wenig Vertrauen darin resultieren kann, dass sie die Vorteile dieser Technologie nicht nutzen. „Denn trotz ihrer erheblichen Potentiale muss auch für KI stets die oberste ärztliche Maxime gelten: Primum nil nocere – das Bestmögliche erreichen, ohne zu schaden, und ein unausgewogenes Maß an Vertrauen zu ihr ist ein wichtiger Einflussfaktor“, unterstrich Professor Dr. med. Ivica Grgic, Oberarzt der Klinik für Nephrologie und Mitglied des Instituts für KI in Marburg, hinzu.

„Vertrauensbildende Maßnahmen“ – wie KI und Medizin zusammenkommen können
Damit KI-gestützte Entscheidungshilfen eine echte Erleichterung im Behandlungsalltag werden können und das Vertrauen von Ärzteschaft und Patientinnen und Patienten gleichermaßen genießen, gilt es – so Martin Hirsch – einige Punkte bei der Etablierung zu
beachten:

  • Ärztinnen und Ärzte können nicht ersetzt werden! Das Vertrauensverhältnis und der Austausch zwischen Behandelnden und Patientin oder Patient ist entscheidend für den Behandlungserfolg und darf nicht von Hilfsmitteln ersetzt, sondern lediglich ergänzt werden.
  • Ethische Standards entwickeln und der KI vermitteln: Gerade, aber nicht nur am Lebensende, gewinnt die ethische Komponente bei medizinischen Entscheidungen an Bedeutung. Nicht jede lebensverlängernde Maßnahme, die die KI vorschlägt, entspricht dem Wunsch der Patientin oder des Patienten und nicht alles, was medizinisch möglich ist, bringt einen vertretbaren Nutzen. „Ihre Wirkmächtigkeit für die Medizin kann KI nur entfalten, wenn wir klare ethische Rahmenbedingungen setzen“, so Hirsch.
  • KI kann nicht im Sprint Einzug in die Medizin halten: Vor dem Einsatz von KI in der Medizin als Entscheidungshilfe muss die gesellschaftliche Auseinandersetzung zu ethischen Fragen in der Medizin stehen.
  • Von der Behandlung zur Heilung: KI kann im Gesundheitssystem notwendige Freiräume schaffen, wenn wir sie so anlegen, dass sie ethisch geprägt, präventiv ausgerichtet und gesundheitsfördernd ist.

„Die KI wird uns keine schnelle Zeitersparnis bringen, aber mittelfristig echte Gewinne für ein Gesundheitssystem, das derzeit von massivem Fachkräftemangel getrieben ist“, so Hirsch.

KI-Assistenz aus der Notaufnahme

Im Rahmen des Ausstellungsbereichs DGIM Futur in der Halle Nord des RMCC Wiesbaden hatten die  Kongressteilnehmer die Möglichkeit, eine KI-Assistenz aus der Notaufnahme kennenzulernen (DokPro, DokKab, DokBox), mittels VR-Brillen u.a. Organfunktionen zu erleben, ihre Fähigkeiten im Umgang mit virtuellen Notfallsituationen zu testen und neuartige, immersive medizinische Lern- und Onboarding-Konzepte kennenzulernen. Konzipiert wurde das Angebot von Kongresssekretär Professor Dr. med. Ivica Grgic und  Professor Dr. Martin Hirsch.

Die DocKab, ein Teilprojekt von DokPro, dient der automatisierten Ki-gestützten Ersteinschätzung in der Notaufnahme. Liegt keine lebensbedrohliche (rote Triage-Stufe) vor, wird der Patient in die Kabine gebeten, an Sensoren angeschlossen und anhand seiner der "KI" gegebenen Antworten und Angaben eine Gesamteinschätzung vorgenommen.  Alle Infos und Auswertungen werden dokumentiert u. dem KIS übergeben. Das medizinische Personal überwacht die Prozesse in DokKab mittels Tablet. © Foto Diether von Goddenthow
Die DocKab, ein Teilprojekt von DokPro, dient der automatisierten Ki-gestützten Ersteinschätzung in der Notaufnahme. Liegt keine lebensbedrohliche (rote Triage-Stufe) vor, wird der Patient in die Kabine gebeten, an Sensoren angeschlossen und anhand seiner der „KI“ gegebenen Antworten und Angaben eine Gesamteinschätzung vorgenommen. Alle Infos und Auswertungen werden dokumentiert u. dem KIS übergeben. Das medizinische Personal überwacht die Prozesse in DokKab mittels Tablet. © Foto Diether von Goddenthow

Beim DokPro-Projekt handelt es sich um eine Ki-basierte Ersteinschätzung des Gesundheits-/Befindlichkeitszustands von Patienten. Es handelt sich dabei um eine  modulare KI-Plattform, die, so die Info-Tafel, darauf ausgelegt ist, Patienteninformationen strukturiert zu erfassen und basierend darauf Ersteinschätzungen zur Weiterverwendung für den (Not-/Tele-Haus-)Arzt abzugeben. Die DokKab ist beispielsweise für den Einsatz in der klinischen Notfallstation vorgesehen. Die DokBox in Containergröße, verfügt zudem über einen variabel gestaltbaren Behandlungsraum, und soll in Kliniken, Altenheimen und Flüchtlingsunterkünften zum Einsatz kommen. Zudem ist auch der mobile Einsatz vorstellbar, um etwa Unterversorgung in ländlichen Gebieten entgegenzuwirken (einmal wöchentlich kommt der mobile Doc ins Dorf). Hierdurch könne man, so die Entwickler, unnötige Klinikbesuche vermeiden und Patienten einen niederschwelligen Zugang zu Untersuchungen ermöglichen.

Hohe Ehrungen während des Kongresses

Im Rahmen ihres Jahreskongresses   und Fachtagung vergab die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) außerdem ihre Forschungspreise, Ehrungen für verdiente Persönlichkeiten der Fachgesellschaft und die Medienpreise an Persönlichkeiten, die sich um die Innere Medizin, die internistische Forschung sowie die Vermittlung medizinischer Fragestellungen besonders verdient gemacht haben.

Höchste Auszeichnung der DGIM: Leopold-Lichtwitz-Medaille für Professor Gerd Hasenfuß

Die Leopold-Lichtwitz-Medaille der DGIM, die höchste Auszeichnung der Fachgesellschaft, erhielt in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Innere Medizin Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß. Hasenfuß ist seit 1998 Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Universitätsprofessor für Innere Medizin an der Universitätsmedizin Göttingen. Er ist mit zahlreichen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet, darunter der Theodor-Frerichs-Preis der DGIM. 2015/2016 war er Vorsitzender und Kongresspräsident der 122. Jahrestagung der Fachgesellschaft. Unter seiner Leitung entstand die DGIM-Initiative „Klug entscheiden“, die bis heute unter Mitarbeit der internistischen Schwerpunktgesellschaften regelmäßig Über- und Unterversorgung in der Inneren Medizin benennt.

DGIM-Medienpreise: Erster Platz für „Wann stirbst Du endlich?“ in ZEIT Verbrechen

Die mit insgesamt 10.000 Euro dotierten DGIM Medienpreise wurden in diesem Jahr an Beiträge zum Thema „Pflegekrise: Gute Medizin braucht gute Pflege“ vergeben. Die erste Auszeichnung ging an ein junges Autorenteam, bestehend aus Martin Hogger, Kristina Ratsch, Marina Klimchuk und David Holzapfel für Ihren Beitrag „Wann stirbst du endlich?“ in ZEIT Verbrechen. Der zweite Medienpreis wurde an Carina Frey vergeben für ihren Beitrag „Heute hier, morgen dort“, veröffentlicht in „brand eins“. Den dritten Preis erhielt Autorin Nina Himmer für den Beitrag „Ein Heim sucht nach Rettung“, der in der Apotheken Umschau erschienen ist.

Vergabe von drei Ehrenmitgliedschaften
Des Weiteren ernannte die Fachgesellschaft im Rahmen der festlichen Abendveranstaltung drei verdiente Persönlichkeiten zu Ehrenmitgliedern: den Internisten und Kardiologe Professor Dr. med. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Medizinischen Klinik und Poliklinik I sowie bis 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin am Universitätsklinikums Würzburg; er ist aktuell Generalsekretär der DGIM und trug auch davor schon als Vorsitzender entscheidend zum Erfolg der Fachgesellschaft bei. Seit 2002 ist der zudem Mitglied der Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Professor Dr. med. Hans-Jochem Kolb ist Internist und Hämatoonkologe und führte 1975 die erste erfolgreiche Knochenmarkstransplantation in Deutschland bei einem Kind mit aplastischer Anämie durch. 1978 folgte die erste erfolgreiche Transplantation bei Erwachsenen mit refraktärer Leukämie und aplastischer Anämie. Seit 1985 hatte Kolb eine C2-Professur für maligne Hämatologie an der Universität München inne, ab 1996 ebendort eine C3-Professur. Auf ihn geht das Konzept der Donor-Lymphozytentransfusion als kurative Therapie bei hämatologischen Neoplasien zurück.

Dr. Bernd-Michael Neese befasst sich als Germanist und Historiker mit der Stadtgeschichte Wiesbadens und hat hierzu zahlreiche Bücher und Artikel veröffentlicht. Seine Abhandlung „Der Internistenkongress in Wiesbaden 1882–2022“ entwickelte sich in diesem Zusammenhang. Bernd-Michael Neese befasste sich zudem mit Dr. Emil Pfeiffer. Der lebenslang in Wiesbaden praktizierende Arzt war mit einer 32-jährigen Amtszeit der am längsten wirkende Generalsekretär der DGIM. Die Ergebnisse der Untersuchungen zu Leben und Werk von Emil Pfeiffer sollen Ende des Jahres 2024 in einer umfangreichen Studie dargestellt werden.

Mit dem Ende der Fachtagung übernahm Professor Dr. med. Jan Galle, Lüdenscheid, den Vorsitz der Fachgesellschaft. Den vom 3. bis 6. Mai 2025 stattfindenden 131. Internistenkongress stellt der Nephrologe unter das Motto „Resilienz – sich und andere stärken“.

Weitere Informationen rund um den Kongress und sein Programm mit über 1000 (hybriden) Vorträgen. 

(DGIM / Diether von Goddenthow)

Neue Dauerausstellung „Natur + Medizin“ öffnet ab 18. April 2024 im Senckenberg-Museum

Leuchtbild-Arzneistoffen-aus-der-Natur. Sabrina Fritz formfellows-Kommunikations-Design © Senckenberg
Leuchtbild-Arzneistoffen-aus-der-Natur. Sabrina Fritz formfellows-Kommunikations-Design © Senckenberg

Frankfurt am Main, 16.04.2024. Insektenschutz aus TausendfüßerSekret, Schwangerschaftstest per Krallenfrosch-Substanzen, Krebstherapie mit Hilfe eines Meeresschwamms – was verblüffend klingt, gibt es wirklich: Menschen und auch Tiere nutzen zahlreiche Naturstoffe für ihre Gesundheit. Die neue Dauerausstellung „Natur + Medizin“ im 2. Obergeschoss des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt gibt ab 18. April Einblick in die erstaunliche Vielfalt dieser Wirkstoffe aus dem Reich der Pilze, Flechten, Bakterien, Pflanzen und Tiere und ihren medizinischen Nutzen. Ein riesiges Leuchtbild hinter einer rekonstruierten Apothekenfassade versammelt in einer eindrucksvollen Collage über 100 dieser für die Pharmazie bedeutsamen Organismen. Zudem werden die Geschichte der Heilkunde, globale Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Biodiversität und Anthroposphäre sowie die „Medizin der Tiere“ betrachtet. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Else KrönerFresenius-Stiftung.

Ein außergewöhnlicher „Dschungel“ leuchtet auf einem sieben Meter breiten und deckenhohen Bild durch die Pforte der historischen HirschApotheke im Zentrum der Ausstellung: Über den rosa Blüten eines Fingerhuts schwebt ein Fischwarm, gleich neben einem überdimensionalen Kolibakterium und auf dem gigantischen Austernpilz steht ein winziges Pferd. Sie alle und die zahlreichen weiteren Organismen, die zu sehen sind, haben eines gemeinsam – sie werden in der Pharmazie und Medizin als Heilstoffe genutzt. Welche Wirkstoffe sich genau in den einzelnen Lebewesen verbergen und wie sie in Medikamenten zur Anwendung kommen, können Besucher*innen an einem Medienterminal herausfinden.

„Die ‚Naturapotheke‘ ist durch den Verlust der Artenvielfalt und die menschliche und industrielle Ausbeutung der Naturressourcen und des Naturwissens stark bedroht. Ein neuer Umgang, gerade auch mit dem weltweiten Gesundheitswissen ist dringend nötig. Ich freue mich sehr, dass wir dank der Förderung der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung nun sowohl einen Blick auf das heutige und auf historische Verhältnisse von Natur + Medizin werfen und globale Perspektiven aufzeigen“, erklärt Prof. Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Naturmuseums am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Prof. Dr. Klement Tockner erläutert weiter: „Der One-Health-Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verwoben sind. Vorbeugung und interdisziplinäre Zusammenarbeit, insbesondere zwischen Humanmedizin und Umweltwissenschaften, sind jedoch unerlässlich, um die Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Klimawandel und menschlicher Gesundheit zu verstehen und folglich innovative Strategien zum Schutz der Natur und des Menschen zu entwickeln. Wir benötigen dringend einen Paradigmenwechsel hin zu einem Natur-positiven Handeln und einen ganzheitlichen Ansatz im Schutz der Umwelt und in der Sicherung unseres Wohlergehens, der Prävention und Vorsorge ins Zentrum stellt.“

Um bedrohte Tiere geht es im Ausstellungsbereich „Falsche Medizin“. Die dort ausgestellten Exponate, wie Tigerfell und Narwalzahn stehen als Beispiele für Organismen, die vermeintlich Wirkstoffe enthalten und deshalb gejagt oder getötet werden. „Das am häufigsten illegal gehandelte Tier weltweit ist aktuell das Schuppentier. Durch mangelndes Wissen oder fehlenden Zugang zu Medikamenten werden diese und viele weitere Arten bedroht“, erläutert Museumskurator Dr. Thorolf Müller. Dass auch frühe Praktiken der Heilkunde von mythischen, spirituellen oder philosophischen Vorstellungen geprägt waren, wird im Kapitel „Geschichte der Medizin“ exemplarisch thematisiert. Archäologische Funde belegen aber auch, dass Menschen mit den Heilmitteln aus der Natur oft richtig lagen und es sich manchmal um ein sehr altes Wissen handelt. In der Reiseapotheke der 5000 Jahre alten Eismumie „Ötzi“ fanden Forschende einen Baumpilz, den Birkensporling – seine antibiotische und blutstillende Wirkung ist heute wissenschaftlich nachgewiesen.

Ebenfalls historisch ist die Fassade, die den Ausstellungsraum gliedert, und der Frankfurter Hirsch-Apotheke, einer der ältesten Apotheken der Mainmetropole, nachempfunden ist. Sie ist die Keimzelle des FreseniusKonzerns und der gemeinnützigen Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die das Ausstellungsprojekt maßgeblich fördert. „Unsere Stifterin, Else Kröner, hat von der Hirsch-Apotheke ausgehend in ihrem beeindruckenden Lebenswerk einen weltweit tätigen Gesundheitskonzern aufgebaut. Ihr Ziehvater, Dr. Eduard Fresenius, unterhielt einen Apothekergarten für die Gewinnung von Grundstoffen seiner naturheilkundlichen Produkte, und heute stellt das Unternehmen Fresenius aus Naturstoffen Medikamente her. Auf diese Entwicklung und auf die Bedeutung der Naturstoffe in der modernen Medizin wollen wir die Blick in den Raum hinter der Fassade der Hirschapotheke Foto: Nicklas Bauske, Senckenberg Tigerfell, Narwalzahn und Schuppentier stehen als Beispiele für Organismen, die vermeintlich Wirkstoffe enthalten und deshalb gejagt oder getötet werden. Foto: Nicklas Bauske, Senckenberg Der Eichelhäher nimmt ein Bad in einem Ameisenhaufen und schützt mithilfe der Ameisensäure sein Gefieder vor Parasiten wie Milben, Läusen, Bakterien oder Pilzen. Foto: Anna Frenkel, Senckenberg Seite 3 von 4 Allgemeinheit, aber auch besonders alle im Gesundheitsbereich Tätigen hinweisen“, erläutert Prof. Dr. Michael Madeja, Vorstandsvorsitzender der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.

Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere nutzen Stoffe aus der Natur, um sich selbst zu heilen: So nehmen manche Vögel, wie der Eichelhäher, ein Bad in einem Ameisenhaufen und schützen mithilfe der Ameisensäure ihr Gefieder vor Parasiten wie Milben, Läusen, Bakterien oder Pilzen. „Das gleiche Ziel verfolgt auch der Schwarzmaki, wenn er an einem Tausendfüßer knabbert und dessen Sekret in seinem Fell verteilt. Dass die Flüssigkeit den Halbaffen auch in einen Rauschzustand versetzt, ist eine Nebenwirkung, die unsere Museumspräparatorin im Gesichtsausdruck des Ausstellungsstücks überzeugend eingefangen hat“, erläutert Museumskuratorin Adela Kutschke. Eine Wandprojektion mit Soundeffekten greift weitere Geschichten der Selbstheilung von Tieren exemplarisch auf. Manche Tiere verblüffen Naturforschende in der Biomedizin auch heute noch mit ihren Superkräften: Das mikroskopisch kleine Bärtierchen kann seinen Stoffwechsel durch Austrocknung reduzieren und so die widrigsten Lebensbedingungen überstehen. Nacktmulle sind kleine Nagetiere, die unterirdisch in Höhlensystemen leben, sehr alt werden, kaum an Erkrankungen wie Krebs leiden und unempfindlich gegen Schmerzen sind. Lebensechte Modelle dieser und weiterer Tiere aus den Werkstätten der Zoologischen Präparation des Frankfurter Forschungsinstituts und Naturmuseums sind in der Ausstellung zu sehen.

Doch nicht nur das Potential zur Heilung schlummert in der Natur. Auch Infektionskrankheiten, sogenannte Zoonosen, können zwischen Tieren und Menschen übertragen werden. „Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Zoonosen steigt durch Bevölkerungswachstum, globalen Handel, zunehmende Mobilität, Klimaveränderungen, Wildtiermärkte, Massentierhaltung und das Eindringen des Menschen in natürliche und naturnahe Lebensräume“, erklärt Tockner. Drei große Modelle von Krankheitserregern – das Coronavirus SARS-CoV-2, ein Pest-Bakterium und ein Malaria-Erreger – hängen in der Ausstellung über einem Tisch, an dem man sich über verschiedene zoonotische Infektionskrankheiten informieren kann.

Neue Dauerausstellung“ Natur + Medizin“
ab dem 18. April im
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage 25,
60325 Frankfurt am Main

Eintritt: 12 Euro, Kinder und Jugendliche 6-17 Jahre: 6 Euro, weitere Preise und online-Tickets unter: senckenberg.ticketfritz.de Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage bis 18 Uhr. Das Museum ist am Karfreitag, 24. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.

„Präzisionsmedizin auf dem Vormarsch“ – 130. Internistenkongress in Wiesbaden erfolgreich gestartet.

130. Internistenkongress der DGIM vom 13. bis 16. April 2024 im RheinMain CongressCenter Wiesbaden  Wie kann Präzisionsmedizin angesichts hoher Kosten und Aufwände im Versorgungsalltag etabliert werden, und wie viele Menschen profitieren schon heute von den innovativen Methoden? Das diskutieren Expertinnen und Experten auf dem diesjährigen Internistenkongress mit dem Schwerpunkt „Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“ auf dem Kongress. © Foto Diether von Goddenthow
130. Internistenkongress der DGIM vom 13. bis 16. April 2024 im RheinMain CongressCenter Wiesbaden Wie kann Präzisionsmedizin angesichts hoher
Kosten und Aufwände im Versorgungsalltag etabliert werden, und wie viele Menschen
profitieren schon heute von den innovativen Methoden? Das diskutieren Expertinnen und
Experten auf dem diesjährigen Internistenkongress mit dem Schwerpunkt „Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“ auf dem Kongress. © Foto Diether von Goddenthow

Bei traditionell wunderbarem Wetter startete gestern der 130. Internistenkongress im Wiesbadener RheinMain CongressCenter.  In diesem Jahr steht der Internistenkongress unter dem Leitgedanken „Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“, ein neuer Ansatz, der  aus ganz unterschiedlichen internistischen Perspektiven beleuchtet wird, insbesondere aus onkologischen, gastroenterologischen und kardiologischen Blickwinkeln.

Was bedeutet aber der neue Ansatz „Präzisionsmedizin“, der den bisherigen Standard „evidenzbasierter Medizin“ in immer mehr Teilbereichen medizinischer Disziplinen ergänzen werden dürfte, sofern entsprechende Mittel zur Verfügung stehen?

Während  man unter evidenzbasierter Medizin einen Ansatz medizinischer Versorgung versteht, welcher die Erkrankung  eines Patienten auf der Grundlage der besten zur Verfügung stehenden Wissensquellen,  Daten, Medikamente und erprobter Verfahren /Therapien  behandelt, und individualisierte Medizin beispielsweise den Focus  auf die  individuelle Krankenvorgeschichte, Erbkrankheiten, Alter usw.  des   einzelnen Patienten legt und personalisierte Therapien entwickelt, „startet die  Präzisionsmedizin vom  Verständnis der Krankheit her aus“, so Professor Dr. med. Andreas Neubauer, Onkologe und Kongresspräsident des 130. Internistenkongresses, auf der heutigen Pressekonferenz.  „Ich möchte verstanden haben, was eine Erkrankung auslöst, was diese Erkrankung kausal begründet: im besten Fall ein Molekül, was vielleicht durch eine einzige Aminosäure, einen einzigen Aminosäure-Austausch so verändert ist, das es in einem ruhenden Gen ein krebsverursachendes Gen wird, wodurch eine Zelle anfängt, sich dramatisch zu teilen auf Kosten der Nachbarzellen, dass sie  schneller wächst und ein Krebs verursacht“, so Neubauer. In solch einem  Fall habe man die Ursache für die krankmachende krebsverursachende Zelle im  Körper des betroffenen Menschen verstanden.Ich habe das Molekül verstanden, ich habe das Protein, das Eiweißmolekül verstanden, was diesen Krebs verursacht, und es gelingt mir, die Funktion dieses Moleküls, wir nennen es einfach mal Proteinkinase,  so zu verändern, dass die Kinase ihre krebsauslösende Wirkung nicht mehr hat und weitergeben kann. Dann verschwindet die Krankheit. Das ist Präzisionsmedizin.“, erklärt Neubauer Kern des gedanklichen Grundprinzips  hinter dem Begriff „Präzisionsmedizin“.

Impression aus dem Foyer des RheinMain CongressCenters vom 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Foyer des RheinMain CongressCenters vom 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Leider ist natürlich dieser Ansatz (noch) nicht generell anwendbar, aber dort, insbesondere im Teilsektoren  der Onkologie, der Gastroenterologie und Kardiologie, wo Präzisionsmedizin schon möglich ist, bedeutet das, dass es praktisch egal ist, ob ein Erkrankter jung oder alt, männlich oder weiblich ist, weil man noch tiefer als bislang bis zu den eigentlichen individuellen Krankheitsursachen vordringen und eine Medikation zielgenauer verabreichen kann. Denn bei jedem Krebserkrankten kann ein Krebs, eine Krebsart, etwa Lungenkrebs, Brustkrebs usw. aufgrund ganz unterschiedlicher zellulärer und genetischer Eigenschaften entstanden sein. Und die gilt es vor einer Therapie zu verstehen, um möglichst nebenwirkungsarm behandeln zu können.

Als Neubauer 1983 als Assistenzarzt anfing, war es üblich, so der Kongress-Präsident, dass wir auf unsere {krebskranken] Patienten Atombomben geworfen haben: Zytostatika „. Man habe damals kaum wirklich  genau verstanden, „was wir da eigentlich machen“. Heute wisse man: „wir haben DNA-Schäden gesetzt, und wenn man sich jetzt vorstellt, auf eine Zelle, die ja schon DNA-Schäden hat“, weil sie  sonst ja  keine Krebszelle geworden wäre, „geben wir ihr also noch mutagenere  Substanzen“, natürlich  schon aus guten Grund, nämlich vor dem Hintergrund, das eine  Krebszelle  eine Achillesverse in der Reparatur habe. „Deswegen waren die Zytostatika und sind es immer noch ein sehr erfolgreicher Teil des Arsenals die im Kampf gegen Krebs“.

Aber nun mittels modernster Analysemethoden, wodurch die unterschiedlichen Tumore  innerhalb kurzer Zeit in all ihren Eigenschaften für eine große Anzahl an Krebs Erkrankter individuell „ausgelesen“ werden können, lassen diese sich gezielt mit präzise gesetzten Medikamenten ausschalten. Das heißt, in all diesen Fällen wo diese Präzisionsmethode möglich ist, kann der Krebs  viel zielgenauer, wirksamer und nebenwirkungsärmer als konventionell mit  Zytostatika bekämpft werden.

Gut besuchte Vorträge, hier im Saal 1. © Foto Diether von Goddenthow
Gut besuchte Vorträge, hier im Saal 1. © Foto Diether von Goddenthow

Präzisionsmedizin leider noch nicht für jeden geeignet
In der Versorgungsrealität aber kommen nicht alle Patienten für die Präzisionsmedizin in frage, und selbst  nach Auswahl geeigneter Patientinnen und Patienten und aufwändiger Diagnostik  kommen die neuen möglichen Behandlungsansätze dann  oft nicht zum Einsatz.  Wo steht also die Präzisionsmedizin  aktuell –
in der Forschung, aber auch in der Versorgung? Wie kann Präzisionsmedizin angesichts hoher Kosten und Aufwände im Versorgungsalltag etabliert werden, und wie viele Menschen
profitieren schon heute von den innovativen Methoden? Das diskutieren Expertinnen und Experten auf dem diesjährigen Internistenkongress in Wiesbaden.

 

Wo Präzisionsmedizin die Behandlung bereits grundlegend verändert hat
Präzisionstherapie ist aktuell noch nicht überall in der Krebsmedizin anwendbar. Aber bei einzelnen Krebsarten hat sie die Behandlung bereits grundlegend verändert: So weisen etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs bestimmte Mutationen auf, die mit einer zielgerichteten Therapie angesteuert werden können.

„Mit der Einführung der Präzisionsonkologie findet hier seit circa 15 Jahren ein fundamentaler Paradigmenwechsel statt. Ein direktes Resultat der Genomforschung ist die Entdeckung, dass Lungenkrebs aus vielen, oft sehr kleinen molekularen Untergruppen besteht. Diese sind durch das Vorhandensein sogenannter Treibermutationen im Tumor gekennzeichnet, die für die maligne Entartung der Krebszelle verantwortlich sind und zunehmend mit sogenannten zielgerichteten Therapien behandelt werden können. Diese personalisierten Therapien verlängern das Überleben
teilweise um viele Jahre bei zumeist guter Lebensqualität und erhaltener Leistungsfähigkeit. Für immer mehr Patienten wird Lungenkrebs so zu einer chronischen Erkrankung. Voraussetzung ist
allerdings, dass der Tumor des Patienten schon vor der Therapieentscheidung mittels modernster Genseqenzierungstechnologien (sogenanntes next-generation sequencing; NGS) untersucht wird“, sagte Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Wolf, Facharzt für Innere Medizin, Hämatoonkologie Ärztlicher Leiter des Centrums für Integrierte
Onkologie (CIO), Universitätsklinik Köln,  Trotz dieser
beeindruckenden Fortschritte könnten Lungenkrebspatienten aber noch nicht geheilt werden. Aber selbst Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Krebs können so heute viele Jahre und mit weniger Nebenwirkungen leben, während die Überlebenszeit bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten mit einer klassischen Chemotherapie zumeist nur wenige Monate beträgt.

Ein spektakuläres Beispiel aus der Gastroenterologie für
zielgerichtete Therapie zeigte sich 2022 auch beim Rektumkarzinom: US Amerikanische Wissenschaftler hatten in einer Studie bei zwölf Betroffenen mit fortgeschrittenem Mastdarmkrebs, bei denen eine bestimmte Veränderung (Mikrosatelliteninstabilität) im Tumor entdeckt wurde, eine zielgerichtete Immuntherapie angewandt. Daraufhin bildete sich der Tumor bei allen vollständig zurück – ohne weitere Chemotherapie, Bestrahlung oder OP. Allerdings: Nur etwa 5 bis 10 Prozent der Mastdarmkrebs-Erkrankten weisen diese Veränderung als Zielstruktur auf.

Industrieausstellung zur Medizin der Zukunft auf dem 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Industrieausstellung zur Medizin der Zukunft auf dem 130. Internistenkongress in Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Molekulare Tumorboards: Brücke zwischen Technologie und Klinik
Bei vielen Krebsarten muss die Wirksamkeit präzisionsmedizinischer Ansätze in Studien erst noch nachgewiesen werden. „Präzisionsonkologie kommt aktuell vor allem für Betroffene in Frage, bei denen die Standard-Krebstherapie ausgeschöpft ist, die aber dennoch eine ausreichende Lebenserwartung haben. Typischerweise sind das junge Patientinnen und Patienten, oder solche mit seltenen Krebsarten“, sagt PD Dr. med. Elisabeth Mack, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Marburg und Leiterin des dortigen Zentrums für personalisierte Medizin-Onkologie. Am Anfang steht dann die Analyse der Tumoren mit modernen technischen Verfahren. „Das Next Generation Sequencing etwa – eine verbesserte Technologie zur DNA Sequenzierung – macht es heute möglich, alle diagnostisch oder therapeutisch relevanten Varianten einer (Tumor)-DNA einschließlich einiger komplexer Biomarker innerhalb weniger Tage auszulesen.“ Diese Genomsequenzierungen und die sich aus ihnen ableitenden Möglichkeiten der Therapie werden dann in sogenannten molekularen Tumorboards (MTB), die in Zentren für personalisierte Medizin angesiedelt sind, besprochen. Hier wird das genomische, biologische und klinische Wissen von Expertinnen und Experten unterschiedlicher Qualifikationen zusammengeführt – eine aufwändige und ressourcenintensive Tätigkeit.

Empfohlene Behandlung wird oft nicht umgesetzt
„Umso bedauerlicher ist es, dass die von Molekularen Tumorboards empfohlenen Therapien dann nur in etwa ein Drittel der Fälle durchgeführt wird – weil es an klinischen Studien mangelt, in die die Betroffenen eingeschlossen werden könnten, und Krankenkassen die Bezahlung der noch nicht zugelassenen Therapien oft ablehnen“, so Mack. „Im Ergebnis zeigt sich dann in den Daten, dass aktuell nur etwa 3 bis 10 Prozent aller Krebspatienten einen klinischen Nutzen von der Präzisionsmedizin haben. Würden jedoch tatsächlich alle Patientinnen und Patienten nach den Empfehlungen der Molekularen Tumorboards behandelt, profitierten sie in etwa 30 Prozent der Fälle.“
Welche Lösungen gibt es und was sollten Betroffene beachten?
„Wenn die hochspezialisierte und aufwändige Tätigkeit, die molekulare Tumorboards erbringen, viel zu oft nur ins Leere läuft, stellt das eine gigantische Verschwendung von Ressourcen dar – hier brauchen wir unbedingt bessere Konzepte“, sagt Neubauer. „Ein Ansatz etwa könnte sein, dass Behandlungskosten unter der Voraussetzung übernommen werden, dass sie an zertifizierten Zentren stattfinden, und die Patienten in Registerstudien eingeschlossen werden – so wäre sichergestellt, dass vielversprechende Ansätze der Präzisionsmedizin im Sinne einer akademisch-klinischen Wissenschaft tatsächlich erforscht werden.“ An Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten rät Neubauer:„Gehen Sie für Ihre Behandlung an ein von der DKG zertifiziertes Krebszentrum – an diesen Zentren liegen die besten Qualifikationen und Erfahrungen vor, welche Therapie für Sie persönlich die beste ist“.

Vortrags-Impression vom 130. Internistenkongress der DGIM. © Foto Diether von Goddenthow
Vortrags-Impression vom 130. Internistenkongress der DGIM. © Foto Diether von Goddenthow

Kosten ohne Ende?
Die Kosten im Gesundheitssystem steigen bisher unaufhaltsam, was seit längerem in bisher unwirksamen gesundheitspolitischen Initiativen mündet. Präzisionsmedizin kann sehr teuer sein, auch wenn sie bisher nur einen geringen Anteil an den gesamten Gesundheitskosten hat. „Statt sich über die hohen Kosten wirksamer Behandlungsmaßnahmen den Kopf zu zerbrechen, sollten wir auf alles verzichten, was nachweislich für unsere Patientinnen und Patienten keinen Vorteil bringt. In USA schätzen die Autoren einer Metaanalyse die Verschwendung im Gesundheitssystem auf circa 25 Prozent der Gesamtkosten, sagt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalssekretär der DGIM und Kardiologe aus Würzburg.

Weitere Informationen rund um den Kongress und sein Programm mit über 1000 (hybriden) Vorträgen. 

(DGIM / Diether von Goddenthow)

„Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“ ist Leitthema des 130. Internistenkongress im RMCC in Wiesbaden vom 13. bis 16. April 2024

Ab dem 13. April beginnt wieder der jährlich stattfindende, mittlerweile 130. Internistenkongress in Wiesbaden. Hier Archivbild von 2023. © Foto Diether von Goddenthow
Ab dem 13. April beginnt wieder der jährlich stattfindende, mittlerweile 130. Internistenkongress in Wiesbaden. Hier Archivbild von 2023. © Foto Diether von Goddenthow

„Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“ – unter diesen Leitgedanken hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) den diesjährigen internationalen Internistenkongress in Wiesbaden gestellt. Professor Dr. med. Andreas Neubauer, Direktor der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Universitätsklinikum Marburg, hat für 2024 den Vorsitz der Kongresspräsidentschaft  der DGIM übernommen. Zur 130. Jahrestagung werden vom 13. bis 16. April 2024 über 8000 Teilnehmer  im RheinMain CongressCenter (RMCC) in der hessischen Landeshauptstadt erwartet.

Schwerpunktthemen werden unter anderem sein:

  • Präzisionsmedizin zwischen großen Chancen und kleinem Nutzen: Warum innovative Behandlungen oft in der Versorgungsrealität steckenbleiben. Es geht um eine Standortbestimmung, was bereits erfolgt und welche Wünsche – auch unter dem Aspekt der Finanzierbarkeit noch offen sind.
  • KI in der Medizin – Chance auf Heilung eines an Zeitmangel erkrankten Systems? Hier werden die Chancen, aber auch Grenzen von KI in Forschung und medizinischer Praxis in zahlreichen Vorträgen und am praktischen Beispielen thematisiert.
  • Klima und Gesundheit: Im Mittelpunkt stehen die Konsequenzen der Klimaveränderung für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten. Es wird diskutiert, wie sich der Klimawandel auf die medizinische Versorgung auswirkt.
  • Infektiologie: Es wird eine Session zur Infektiologie geben, in der die Rolle der Infektiologie in der Inneren Medizin beleuchtet wird.
  • Fehlerkultur: Spannende Sessions zur Fehlerkultur in der Inneren Medizin werden stattfinden. Hier geht es darum, wie Ärzte mit Fehlern umgehen und wie man aus ihnen lernen kann.
  • Notfallmedizin: Der Kongress plant eine virtuelle Notaufnahme als eine Art Escape Room mit täglichen neuen Fällen zum Kniffeln. Eine interessante Herangehensweise, um das Thema Notfallmedizin zu beleuchten.

Der internationale medizinische Fach-Kongress in Wiesbaden, begleitet von einer großen Industrieausstellung, ist der Treffpunkt für Internisten aus dem In- und Ausland. Er bietet vor allem auch jungen Medizinern und Medizinstudenten eine umfassende Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen in der Inneren Medizin auszutauschen, voneinander zu lernen und wichtige Kontakte zu knüpfen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website 130. Internistenkongress

Patiententag im Wiesbadener Rathaus am 13. April 2024

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Gemeinsam mit der Stadt Wiesbaden, der Volkshochschule Wiesbaden, dem Wiesbadener Kurier und ViVart veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin parallel zum Internistenkongress am 13. April 2024 den 17. Patiententag im Wiesbadener Rathaus. Nutzen Sie die Gelegenheit und sprechen Sie mit unseren Experten, Selbsthilfegruppen und anderen regionalen Organisationen aus dem Gesundheitswesen.

Symbolischer Spatenstich zum TRON-Forschungs-Neubau auf Gelände der Mainzer Uni-Medizin

 Symbolischer Spatenstich zum TRON Forschungsneubau (v.l.) Prof. Dr. Georg Krausch, Oberbürgermeister Nino Haase, Prof. Ugur Sahin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Michael Ludorf, Geschäftsführer von TRON, Innenminister Michael Ebling, Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und Prof. Ralf Kiesslich beim  symbolischen ersten Spatenstich. © Foto Diether von Goddenthow
Symbolischer Spatenstich zum TRON Forschungsneubau (v.l.) Prof. Dr. Georg Krausch, Oberbürgermeister Nino Haase, Prof. Ugur Sahin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Michael Ludorf, Geschäftsführer von TRON, Innenminister Michael Ebling, Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und Prof. Ralf Kiesslich beim symbolischen ersten Spatenstich. © Foto Diether von Goddenthow

Neuer Meilenstein für das translationale onkologisches Forschungs-Unternehmen TRON eGmbH: Beim gestrigen ersten Spatentisch gaben Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Oberbürgermeister Nino Haase, Gesellschaftervertreter Prof. Dr. Ugur Sahin, der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ralf Kiesslich, und der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, gemeinsam mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen und TRON-Geschäftsführer Dr. Michael Ludorf den symbolischen Startschuss für den Bau des neuen TRON-Forschungs-Neubaus. Das neue TRON Forschungsgebäude entsteht – patientennah – an der Ecke Obere Zahlbacher Straße/Am Römerlager. Da das Forschungsunternehmen momentan noch auf fünf Standorte innerhalb von Mainz verteilt ist, wird nun mit dem einmal fast 11 000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Großprojekt  die Möglichkeit geschaffen, nach Fertigstellung 2027 alle Mitarbeiter des Unternehmens an diesem Standort zusammenkommen zu lassen. Das wird auch die Zusammenarbeit untereinander fördern. Die Zahl der Mitarbeiter, derzeit 220 wird auf 260 wachsen, wobei das Gebäude, welches zu 80 Prozent für Labore genutzt werden wird, auf 400 Mitarbeiter ausgerichtet ist. Die Nähe zu Uniklinik wird helfen, wissenschaftliche Erkenntnisse zukünftig noch effizienter in die Klinik und zum Patienten bringen zu können.

"Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein" Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto Diether von Goddenthow
„Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein“ Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto Diether von Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Als größte Gesellschafterin von TRON freut sich das Land Rheinland-Pfalz ganz besonders über den Erfolg des Forschungsinstituts in den letzten Jahren. Nach einer Anschubförderung des Landes ist TRON durch seine produktive Patent- und Verwertungsstrategie bereits seit 2018 nicht mehr auf Förderzuschüsse des Landes angewiesen und kann den geplanten Neubau vollständig aus Eigenmitteln finanzieren. Das zukunftsweisende Bauvorhaben des Forschungsinstituts TRON in Mainz reiht sich in die jüngsten Entwicklungen und Investitionen in unserem Bundesland ein. Diese Projekte sind nicht nur ein Beleg für die Anziehungskraft und Innovationskraft von Rheinland-Pfalz im Bereich der Biotechnologie und Pharmazie, sondern auch ein Symbol für das Vertrauen, das führende Unternehmen und Forschungseinrichtungen in unsere Region setzen. Mit einer klar definierten Biotechnologie-Strategie, die auf die Schaffung eines förderlichen, innovationsfreundlichen und verlässlichen Rahmens abzielt, hat Rheinland-Pfalz gezeigt, dass es möglich ist, Spitzenforschung anzuziehen und gleichzeitig nachhaltige, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen.“

„Ich freue mich sehr, dass wir nach 14 Jahren und zahlreichen Zwischenstationen hier in Mainz nun eine Heimat gefunden haben, die es uns ermöglicht, translationale und international sichtbare Forschung unter einem Dach effizient voran zu treiben“, sagt Prof. Dr. Ugur Sahin, Mitbegründer und Gesellschafter des TRONs. „Das neue Gebäude wird nicht nur Platz für exzellente Forschung bieten, sondern auch ein Ankerpunkt für die Aus- und Weiterbildung wissenschaftlicher Nachwuchskräfte sowie für Clinician Scientists sein.“

Prof. Ugur Sahin und Prof. Dr. Özlem Türeci Mitbegründer von TRON-und Gründer von BionTech. © Foto Diether von Goddenthow
Prof. Ugur Sahin und Prof. Dr. Özlem Türeci Mitbegründer von TRON-und Gründer von BionTech. © Foto Diether von Goddenthow

„Das Institut für Translationale Onkologie hat herausragende Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Mainz mit seinem enormen medizinisch-naturwissenschaftlichen Potenzial in Forschung, Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems“, betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch. „Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten im TRON wichtige Beiträge sowohl in der Grundlagenforschung als auch für den systematischen Wissenstransfer in die Gesellschaft. Für diese innovative Forschungsarbeit bietet das neue moderne Forschungsgebäude zeitgemäße Arbeitswelten und verstärkt damit die Forschungsinfrastruktur der Universität.“

„Ich freue mich sehr, dass die Zukunft von Wissenschaft und Medizin in Mainz weiter bauliche Gestalt annimmt. Durch die räumliche Nähe von TRON und der Universitätsmedizin Mainz kann die Verbindung von Spitzenforschung und Spitzenmedizin weiter gestärkt werden. Die Zusammenarbeit wird intensiviert, um den Fortschritt der Medizin voranzubringen. So stärken wir die wichtige translationale immunlogische Forschung an der Universitätsmedizin Mainz und fördern gleichzeitig die Entwicklung der Stadt und des Landes auf dem Weg zum bedeutenden Biotechnologie-Standort“, betont der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich. Und erläutert: „Die Universitätsmedizin Mainz hat eine lange Tradition an immunologischer Spitzenforschung vorzuweisen und herausragende Kompetenzen auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Immunologie entwickelt. Diese positiven Entwicklungen werden durch das neue Gebäude ideal gefördert. Die intensivierte Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Klinik wird der Garant für eine zukunftsorientierte, innovative Medizin zum Wohle der Patient:innen sein.“

Oberbürgermeister Nino Haase freut sich über den neuen Baustein des Biotechnologiestandortes Mainz: „TRON ist das Bindeglied zwischen Forschung und Anwendung. Diese Wissensübertragung ist in der Biotechnologie immer noch eine der größten Hürden und ich bin sehr froh und stolz, dass wir hier am Standort eine Infrastruktur aufweisen können, die der Forschung unserer Universitätsmedizin schnell und effizient den Weg in die klinische Anwendung ebnet. TRON hat ein beeindruckendes Wachstum hinter sich, mit dem neuen Standort kommt die Spitzenforschung nun an einem Standort zusammen, wird moderner und größer – und noch wirkmächtiger. Unser Biotechnologiestandort Mainz wächst und bietet beste Rahmenbedingungen für die klügsten Köpfe und ihre Forschung, aber ebenso für neue Startups, die aus unserer Universitätsmedizin erwachsen. Dabei hat TRON eine herausragende Stellung und ich wünsche gutes Gelingen für den Neubau.“

TRON-Grundstück © Foto Diether von Goddenthow
TRON-Grundstück © Foto Diether von Goddenthow

In unmittelbarer Nähe zur Universitätsmedizin Mainz, an der Ecke Obere Zahlbacher Straße / Am Römerlager wird das neue TRON Forschungsgebäude entstehen. Die initialen Planungen für den Forschungsneubau reichen bis Oktober 2021 zurück. Die Planung des TRON Neubaus verläuft in enger Abstimmung mit dem Umweltamt der Stadt Mainz sowie der Landesarchäologie, um sowohl die baurechtlichen Belange zu berücksichtigen, die Grünflächen nach Beendigung der Bauarbeiten wiederherzustellen als auch das reiche kulturelle Erbe der Stadt Mainz zu bewahren.

In Rekordzeit wurde das abgängige Bestandsgebäude abgerissen und die Einfahrt des angrenzenden Parkhauses, sowie zwei über das Baufeld verlaufende 110kV-Leitungen verlegt. Die Wiederbegrünungsmaßnahmen im angrenzenden Park sowie die Neupflanzung der Alleebäume an der Oberen Zahlbacher Straße sind ebenfalls kurz vor dem Abschluss.

Der Entwurf sieht ein modernes, lichtdurchflutetes Gebäude vor, das harmonisch in die angrenzenden Grünflächen und die denkmalgeschützte Fichtesiedlung integriert wird. Im Laufe des Jahres 2027 soll das sechsstöckige Gebäude mit einer Nutzfläche von bis zu 10.800 m² und Platz für 400 Mitarbeitende fertiggestellt sein.

Obgleich in Rekordzeit bereits intensive Vorarbeiten für den eigentlichen Neubau stattfanden, beispielsweise zwei 110 kV Leitungen sowie ein Fernwärmekanal verlegt wurden, wurde gestern in Beisein zahlreicher Prominenz der Start für das Bauvorhaben mit dem symbolischen Spartenstich gegeben.

Die Verlegung einer Parkhauszufahrt ist bereits abgeschlossen.

Die TRON gGmbH (Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gGmbH) ist ein international anerkanntes Institut für translationale Forschung mit Sitz in Mainz, das neue Diagnostika und Wirkstoffe zur immuntherapeutischen Behandlung von Krebs, Infektionskrankheiten, kardiovaskulären Erkrankungen und anderen schweren Erkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf entwickelt. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Genomik und Immunologie zur Entwicklung neuartiger Plattformen für personalisierte Therapiekonzepte und der Identifizierung und Validierung aussagekräftiger Biomarker. Dem Translationskonzept folgend werden innerhalb der TRON gGmbH innovativen Ideen aus der Grundlagenforschung schnell und effizient die Wege in die klinische Anwendung geebnet. In Zusammenarbeit mit akademischen Partnern und der Industrie steht TRON an der Spitze der innovativen Wirkstoffentwicklung. Weitere Informationen unter

Weitere Informationen unter www.tron-mainz.de.

Patiententag der DGIM in Wiesbaden am 13.04.2024 – Vom richtigen Handeln im Notfall über Diabetologie bis zur Palliativmedizin

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden – Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) veranstaltet auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Stadt Wiesbaden einen Patiententag, um den Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern aktuelles medizinisches Wissen aus der Inneren Medizin direkt zugänglich zu machen. Besucherinnen und Besucher erwartet ein bunt gemischtes Programm mit neuesten Informationen quer durch die medizinischen Fachbereiche: Beispielsweise können sie sich über wissenschaftliche Erkenntnisse aus Diabetologie und Pneumologie informieren, Wichtiges rund um die Palliativmedizin erfahren und sich über das richtige Verhalten im medizinischen Notfall informieren. Vor Ort haben sie zudem die Gelegenheit, mit verschiedenen Patienten-Selbsthilfegruppen ins Gespräch zu kommen. Der Patiententag findet am 13. April 2024 im Wiesbadener Rathaus statt. Einblick in die Themen geben Expertinnen und Experten vorab in einer Online-Pressekonferenz am 9. April 2024.

Bei rund der Hälfte aller Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme liegt kein dringlicher medizinischer Notfall vor. Um das Wissen rund um medizinische (Notfall-)Symptome zu stärken, hat die DGIM in diesem Jahr als eines der Hauptthemen praktische Notfalltipps auf die Agenda des Patiententags gesetzt. Denn: Von der Jugend bis ins hohe Alter – immer wieder begegnen wir plötzlich auftretenden Symptomen, die möglicherweise schnelles Handeln erfordern. Doch wo ist die richtige Anlaufstelle? Haus- oder Fachärzte, ärztlicher Bereitschaftsdienst, Notaufnahme oder ist gar ein Rettungswagen notwendig? Was kann man selbst im Notfall tun, um sich oder Angehörigen zu helfen? „Im ärztlichen Alltag erleben wir immer wieder, dass Menschen zu schnell unsere Notfallambulanzen und Rettungswägen in Anspruch nehmen oder aber viel zu lange daheim verharren, wenn sie schwerwiegende Symptome haben“ sagt Dr. med. Norbert Schütz, langjähriger Organisationsleiter des Patiententags der DGIM und Klinikdirektor der Geriatrie und Rheumatologie an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden. Hier fehle es an ausreichend fundiertem Wissen in der breiten Bevölkerung, ebenso wie bei anderen Themen, die in diesem Jahr auf der Agenda des Patiententags stehen.

Besucher können sich über eine große Vielfalt an Angeboten freuen, so bietet die Stadt Wiesbaden einen Gesundheitsparcours an und es wird ein Gesundheitstheater mit dem Titel „Die Süße des Lebens“ aufgeführt. „Gesundheit und das Wissen darum sollen auch Spaß machen und unterhalten, daher gestalten wir den Patiententag bewusst so, dass es Möglichkeiten zum Informationsgewinn, zum Austausch, aber auch zum Bewegen und Lachen gibt“, sagt Dr. Schütz.

Eingeleitet wird der Tag mit der Eröffnungsfeier am Vortag im Wiesbadener Rathaus. Am Freitag, den 12. April 2024 von 17:00 bis 19:00 Uhr stimmt Professor Dr. med. Sebastian Schellong mit seinem Vortag „Leid und Leidenschaften in der Musik“ für den Folgetag ein.

Patiententag in Kooperation mit der Stadt Wiesbaden
Rathaus Wiesbaden und online
Samstag, 13. April 2024
https://kongress.dgim.de/patiententag/

Grenzen der Wettervorhersage: Wie weit können wir in die Zukunft schauen?

Unerwartet aufziehende Wetterfront im Taunus, hier in Pohl während eines Römerfestes, © Foto: Diether von Goddenthow
Unerwartet aufziehende Wetterfront im Taunus, hier in Pohl während eines Römerfestes, © Foto: Diether von Goddenthow

Studie bestätigt intrinsische Grenze der Wettervorhersage und zeigt verantwortliche Prozesse auf – Prognosen für mittlere Breiten können jedoch noch deutlich verbessert werden

Hochwasser und Überflutungen, aber auch Hitzewellen und Dürren: Unwetterkatastrophen und Klimaextreme fordern nicht nur Menschenleben, sondern verursachen Jahr für Jahr Sachschäden in Milliardenhöhe. Wettervorhersagen und Schutzvorkehrungen haben daher für die Gesellschaft eine enorme Bedeutung und werden in Zukunft noch wichtiger werden. Allerdings gelangt die Vorhersagbarkeit des Wetters an eine natürliche Grenze – die ist allerdings bisher nicht erreicht. „Wir haben noch großes Potenzial, um die Wetterprognosen für die mittleren Breiten weiter zu verbessern“, sagt Privatdozent Dr. Michael Riemer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Aber ab einem bestimmten Punkt sind die Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Riemer hat mit Kollegen untersucht, wie gut Wettervorhersagen im günstigsten Fall sein können. Den Berechnungen zufolge wäre ein Zugewinn von vier bis fünf Tagen bei der Prognose möglich.

Wettervorhersagen sind zuverlässiger geworden
In unseren mittleren Breiten kann die allgemeine Wetterlage derzeit für sieben bis zehn Tage im Voraus recht gut vorhergesagt werden. Das war nicht immer so. Die Qualität der Prognosen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verbessert: Heute ist eine 7-Tages-Vorhersage in etwa genauso gut wie eine Vorhersage für vier Tage vor 30 Jahren. Höhere Computerleistungen und neue Beobachtungen haben in der Vergangenheit zu der verbesserten Vorhersage beigetragen, aber trotzdem sind die Prognosen in manchen Fällen noch ausgesprochen schlecht. Dies liegt nicht nur an Schwächen der Vorhersagemethoden, sondern weil in einer chaotischen Atmosphäre manche Wetterlagen per se schwer vorhersagbar sind. Großräumige Sturmtiefs lassen sich zum Beispiel etwa sieben Tage im Voraus feststellen, bei Gewittern ist der Zeitraum wesentlich kürzer. Und je weiter die Prognosen nach vorne blicken, desto größer sind die Vorhersagefehler.

Welche Prozesse sind für die Grenzen der Vorhersagbarkeit entscheidend?
Dass es eine Grenze der Vorhersagbarkeit gibt, wird bereits seit den 1960er Jahren erforscht. Denn im Gegensatz zu den Gezeiten oder der Bahn von Planeten wohnt dem System Atmosphäre ein intrinsisches Limit inne, eine natürliche, ultimative Grenze der Vorhersagbarkeit. „Die Forschung kam immer wieder zu den gleichen Ergebnissen: Die Vorhersagbarkeit beträgt im besten Fall rund zwei Wochen“, so Michael Riemer, Meteorologe am Institut für Physik der Atmosphäre der JGU.

Zusammen mit seinen Kollegen Dr. Tobias Selz und Prof. Dr. George Craig von der Ludwig-Maximilians-Universität München konnte er bestätigen, dass ein solches intrinsisches Limit existiert. Des Weiteren hat das Forscherteam untersucht, welche Prozesse dafür verantwortlich sind. „Die Vorhersagen werden“, so Riemer, „zurzeit am stärksten durch Fehler bei den Anfangsbedingungen beeinträchtigt. Wenn wir diese Anfangsbedingungen, mit denen wir unsere Computermodelle füttern, verbessern, dann werden auch die Vorhersagen besser.“

Schmetterlingseffekt spielt bisher für Wetterprognose keine Rolle
Das Team konnte anhand quantitativer Schätzungen zeigen, dass dazu die großskaligen Faktoren besser erfasst werden müssten, also Wind, Winddruck, Temperatur und der Strahlstrom. „Wir erreichen das intrinsische Limit, also die systemimmanente Grenze, wenn wir die Anfangsfehler hier um 80 bis 90 Prozent reduzieren“, so Riemer. Dadurch könnte der Zeitraum, für den zuverlässige Vorhersagen möglich sind, um vier bis fünf Tage gestreckt werden. Ist dieser 90-Prozent-Rahmen ausgeschöpft, ändert sich der Mechanismus und es sind nicht mehr die großskaligen Faktoren maßgeblich. Ab diesem Punkt dominiert der Schmetterlingseffekt das Geschehen. „Erst jetzt kommen Gewitter als Hauptträger des Schmetterlingseffekts ins Spiel.“ Dieser Effekt ist jedoch so klein, dass selbst ein schweres Gewitter die Zuverlässigkeit einer Wettervorhersage für die nächsten Tage derzeit nicht beeinflussen würde.

Potenzial ist nicht ausgeschöpft: Investitionen in die Beobachtung der Atmosphäre lohnenswert

Der Schmetterlingseffekt geht auf den US-amerikanischen Meteorologen Edward Lorenz zurück, der vor rund 60 Jahren postuliert hat, dass die Vorhersagbarkeit eines komplexen Systems wie der Atmosphäre begrenzt ist. Störungen, die zu klein sind, um beobachtet zu werden, können wachsen und das Wetter nach einer gewissen Zeit komplett verändern. „Die einzelnen Gewitterzellen sind im Grunde die Schmetterlinge in unserer Studie“, so Riemer. „Aber für eine Verbesserung der Vorhersagen müssen wir zunächst die großen Einflussfaktoren ins Visier nehmen.“ Hier würde es sich lohnen, die Beobachtung und Vermessung der Atmosphäre zum Beispiel mithilfe von Satelliten zu verbessern. Das Potenzial der Wettervorhersage ist also noch nicht ausgereizt und könnte in den kommenden Jahrzehnten noch erheblich verbessert werden.

Weiterführende Links:
https://www.staff.uni-mainz.de/mriemer/meineSeite/Welcome.html – Priv.-Doz. Dr. Michael Riemer
https://dynmet.ipa.uni-mainz.de/ – Arbeitsgruppe Dynamic Meteorology
https://www.ipa.uni-mainz.de/ – Institut für Physik der Atmosphäre

Tobias Selz, Michael Riemer, George C. Craig; The Transition from Practical to Intrinsic Predictability of Midlatitude Weather. Journal of the Atmospheric Sciences, 12. Juli 2022

Meteorologie an der Uni Mainz studieren

Wissenschaftsnetzwerk Frankfurt Alliance gegründet

Frankfurt Alliance – nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding im Kaisersaal. Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe Universität (mit Urkunde): „Die heutige Unterzeichnung des Memorandum of Understanding ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer noch engeren Vernetzung unserer Wissenschaftsinstitutionen in Frankfurt. Gemeinsam verfügen wir über ein einzigartiges Potenzial, die wichtigen Zukunftsfragen zu bearbeiten und in einen produktiven Austausch mit der Öffentlichkeit zu treten.Foto: Peter Kiefer/Goethe-Universität Frankfurt.
Frankfurt Alliance – nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding im Kaisersaal. Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe Universität (mit Urkunde): „Die heutige Unterzeichnung des Memorandum of Understanding ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer noch engeren Vernetzung unserer Wissenschaftsinstitutionen in Frankfurt. Gemeinsam verfügen wir über ein einzigartiges Potenzial, die wichtigen Zukunftsfragen zu bearbeiten und in einen produktiven Austausch mit der Öffentlichkeit zu treten.Foto: Peter Kiefer/Goethe-Universität Frankfurt.

16 Institutionen aus dem Großraum Frankfurt/Rhein-Main haben sich heute im Römer zu einem neuen Wissenschaftsnetzwerk zusammengeschlossen. Die künftige Zusammenarbeit in der Frankfurt Alliance wurde mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding besiegelt.

FRANKFURT. Die Wissenschaftsregion Frankfurt/Rhein-Main zeichnet sich durch eine hohe Dichte von Forschungseinrichtungen aus, die aufgrund gemeinsamer Forschungsinteressen und zahlreicher Kooperationsvereinbarungen bereits auf vielfache Weise miteinander verbunden sind. Um den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden und gemeinsam an neuen Lösungen zu arbeiten, soll die Zusammenarbeit intensiviert werden: Zu diesem Zweck haben sich nun in einem ersten Schritt 16 Institutionen zur Frankfurt Alliance zusammengetan. Dieses Bündnis umfasst Institute der vier großen Wissenschaftsorganisationen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, sowie eine Bundeseinrichtung und die Goethe-Universität und soll durch Vernetzung und gemeinsame Rahmenbedingungen, Synergien schaffen und einer zunehmenden Segregation von Arbeitsprozessen und Forschungsthemen entgegenwirken.

Die Frankfurt Alliance bietet somit den Rahmen für gemeinsame Forschung und die Transformation der Wissenschaftsstrukturen, indem sie die Bedingungen für gemeinsame Forschung vereinfacht, bestehende Hemmnisse in den jeweiligen Administrationen durch übergreifende Regelungen abbaut, gemeinsame Strukturen und Infrastrukturen etabliert und gegenüber der Politik mit Nachdruck für die Interessen der exzellenten Frankfurter Wissenschaftler auftritt. Darüber hinaus sollen gemeinsame Aktivitäten eine engere Verflechtung der Institutionen fördern. Die Vision ist es, die Region Frankfurt/Rhein-Main als einen führenden Forschungsstandort in Europa weiter auszubauen und ihre internationale Anerkennung und ihre Attraktivität für Spitzenforschung noch zu erhöhen.
An der Frankfurt Alliance sind beteiligt:

  • DIPF – Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
  • Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE
  • Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF)
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN)
  • GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
  • Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP)
  • Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT)
  • Max-Planck-Institute für Biophysik (MPIBP), für empirische Ästhetik (MPIEA), für Herz- und Lungenforschung (MPIHL), für Hirnforschung (MPIBR) und für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie (MPILHLT)
  • Ernst Strüngmann Institut (ESI)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung – Standort Frankfurt (DKTK)
  • Goethe-Universität Frankfurt

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur: „Wissenschaft und Forschung sind essentiell, um die Transformationsprozesse unserer Zeit zu meistern und gleichzeitig unsere Demokratie zu sichern. Dies gelingt umso besser, wenn die Kräfte vereint werden. Die Frankfurt Alliance wird die hervorragende Forschungs- und Transferarbeit in Frankfurt und der Rhein-Main-Region noch wirkungsvoller und sichtbarer machen – von der Internationalisierung über die Forschungsinfrastrukturen bis zur Personalgewinnung. Letzteres ist gerade angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um die besten Köpfe in der Wissenschaft ein wichtiger Schritt. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur unterstützt die Frankfurt Alliance deshalb in diesem und im kommenden Jahr insgesamt mit mehr als einer halben Million Euro.“

Die erste gemeinsame öffentliche Veranstaltung der Frankfurt Alliance wird am 28. September ein Wissenschaftsfestival in der Frankfurter Innenstadt sein: Dann werden sich die beteiligten Institutionen auf dem Roßmarkt der Öffentlichkeit präsentieren.

JGU feiert Richtfest des Neubaus Rechenzentrum, dem künftigen Herzstück der gesamten IT-Infrastruktur der Universität

Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität.  © Foto: Diether von Goddenthow
Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Der Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Rohbau des neuen Rechenzentrums auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist nur rund neun Monate nach Baubeginn fertiggestellt. Mit dem heutigen Richtfest feierten Gäste aus Politik und Wissenschaft gemeinsam mit den Baubeteiligten die Halbzeit der Bauarbeiten. Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt und JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch würdigten die Fortschritte am Rechenzentrum, welche im derzeit vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen liegen.

Der Neubau ist wichtig, um die universitäre IT-Infrastruktur und das Nationale Hochleistungsrechnen (NHR) erfolgreich aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Das neue Rechenzentrum beherbergt künftig die komplette IT-Infrastruktur der Universität, die für den akademischen Betrieb und administrative Aufgaben erforderlich ist. Im Fokus stehen dabei die Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten sowie die optimierte Performance der Systeme. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 29 Millionen Euro, die vom Land Rheinland-Pfalz übernommen werden.

Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow
Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow

„Das heutige Richtfest ist ein weiteres Signal für die Forschungsstärke in Rheinland-Pfalz. Die vielen Baumaßnahmen in Planung und Ausführung an den Universitäts- und Hochschulstandorten in unserem Land zeigen, dass die Modernisierung und der Ausbau der Hochschulliegenschaften bedeutende Aufgaben für unser Land sind. Durch die geplante Photovoltaikanlage, die vorbereiteten Schnittstellen für die Nutzung der Abwärme zur Wärmeversorgung und die Optimierung der Energie- und Ressourceneffizienz entsteht nicht nur ein hochfunktionales, sondern auch ein nachhaltiges Rechenzentrum. Wir finanzieren den Neubau landesseitig mit 29 Millionen Euro. Eine gute Investition in den Forschungsstandort Mainz und in die Region. Das neue Rechenzentrum ist eine hervorragende Basis, um die JGU auf ihrem erfolgreichen Weg im Bereich des Hochleistungsrechnens zu unterstützen“, betont Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen.

„Hochleistungsrechnen ist eine Schlüsseltechnologie, ohne die Spitzenforschung kaum mehr möglich ist. Mit diesem Neubau entsteht nicht nur ein technologischer Knotenpunkt. Hier entsteht ein Ort, an dem Forschung, Lehre und Innovation zusammenkommen, um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Die Attraktivität des Hochleistungsrechnens kann damit gesteigert und in die Breite der Wissenschaft und in die Anwendung getragen werden, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Qualität des Hochleistungsrechnens für ihre eigene Forschung – auch neu – entdecken und auf vielfältige Weise nutzen können“, sagt Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit.

Meilensteine erreicht: Richtfest markiert Baufortschritt

„Über den planmäßigen Baufortschritt des neuen Rechenzentrums freuen wir uns sehr“, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. „Denn für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Mainz, Rheinland-Pfalz und auch ganz Deutschland ist eine moderne und leistungsfähige IT-Infrastruktur der Spitzenklasse unerlässlich – sei es beispielsweise das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz oder auch das vernetzte Hochleistungsrechnen als Schlüsseltechnologie für die Spitzenforschung in vielen Bereichen. So trägt die Investition in das neue Rechenzentrum des Zentrums für Datenverarbeitung (ZDV) dazu bei, dass Arbeitsgruppen, die auf leistungsstarke Hochleistungsrechner angewiesen sind, die führende Stellung auf ihren Forschungsgebieten halten und weiter ausbauen können.“

Impressionen der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen getrennten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow
Impressionen aus der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen abgeschotteten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow

Bis zum heutigen Richtfest konnte das Generalunternehmen, die rheinland-pfälzische DC-Datacenter-Group GmbH (Data Center Group), wesentliche Arbeiten am neuen Rechenzentrum erfolgreich abschließen. Der Rohbau ist fertiggestellt, und die Stahlbühnen auf dem Flachdach sind montiert. Diese Stahlkonstruktionen tragen die bereits angelieferten sechs Rückkühler für die Warm- und Kaltwasserkühlung. Auch die Malerarbeiten im Erd- und Obergeschoss wurden termingerecht ausgeführt, mit einer Besonderheit. Aufgrund der nachfolgenden aufwendigen Installationsarbeiten musste bereits jetzt und nicht wie üblich am Ende des Bauprozesses gestrichen werden. Im Erdgeschoss wurden Teile der Wasserleitungen verlegt und auch bei den Außenanlagen hat die Data Center Group GmbH Fortschritte erzielt: Die Entwässerungskanäle und das Rückhaltebauwerk sind verlegt. Seit Baubeginn wurden insgesamt 8.450 Kubikmeter Erdreich abgetragen, bewegt und teilweise wieder eingebaut, was einer Gesamtmenge von 12.675 Tonnen entspricht.

Nach dem Richtfest stehen zunächst weitere Arbeiten im Erdgeschoss an: der Anlagenbau mit den erforderlichen Trassen für Kühlung, Lüftung und Elektro. Des Weiteren erhält das Flachdach über dem Obergeschoss eine extensive Begrünung.

„Das neue Rechenzentrum wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemäß einer Vereinbarung mit dem Landesbetrieb LBB in fachlicher Rückkopplung mit der Bauabteilung des Ministeriums der Finanzen in Eigenregie gebaut. Die gesteckten Ziele der Einhaltung des Budgets, der termingerechten Fertigstellung sowie der Gewährleistung einer optimalen IT-Infrastruktur können hierbei nach gegenwärtigem Stand über das von Land und Universität gewählte Verfahren realisiert werden“, erklärt die kommissarische Kanzlerin der JGU, Annette Seliger. „Bei der Planung dieses Neubaus haben wir unseren Fokus insbesondere auf Sicherheit und Nachhaltigkeit gelegt. Hierzu gehören zum Beispiel eine hohe Energie- und Ressourceneffizienz, innovative Ansätze zur Kühlung oder auch Wärmerückgewinnung.“

Zukünftiges Rechenzentrum setzt Maßstäbe für Universität und Wissenschaft

Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Rechenzentrum beherbergt im sogenannten Enterprise-Bereich die komplette IT-Infrastruktur der Universität und die Systeme, die für das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz und die im Rahmen der Rechenzentrumsallianz Rheinland-Pfalz (RARP) angebotenen Dienste benötigt werden. Im HPC-Bereich werden die Hochleistungsrechner MOGON NHR Süd-West und das geplante Nachfolgesystem von MOGON II untergebracht. Seit Oktober 2021 ist die JGU als Teil des länderübergreifenden Konsortiums NHR Süd-West einer der Betreiber der NHR-Infrastruktur in Deutschland.

Sicherheit hat höchste Priorität

Damit die Universität jederzeit Forschung, Lehre und Studium sicherstellen kann, sind ausfallsichere Systeme von großer Bedeutung. Der Neubau ist so konzipiert, dass der IT-Betrieb eine nahezu 100-prozentige Ausfallsicherheit gewährleisten kann und kritische Dienste wie E-Mail, Lernmanagement-Systeme und Datenbanken immer verfügbar sind. Im Zentrum des Rechenzentrums befinden sich die Serverräume. Diese sind von Fluren umgeben, an die die notwendigen Technikräume wie Transformatoren, Mittelspannungshauptverteilung (MSHV), unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), Gaslöschanlage, Notstromaggregat und Sicherheitstechnik anschließen.

Zum Schutz sensibler und vertraulicher Daten wie Forschungsergebnisse, personenbezogene Daten von Studierenden und Mitarbeitenden wird auf vier vordefinierte Schutzzonen gesetzt. Der Zugang zum Gebäude und insbesondere zu den Serverräumen ist nur über ein Zutrittskontrollsystem mit Schleusenfunktion möglich.

Nachhaltige Entwicklung am Campus konsequent fortgesetzt

Eine optimale Temperatur im Rechenzentrum ist von besonderer Bedeutung. Die vielen Server erzeugen eine enorme Wärme, die zu einer Überhitzung und Serverausfällen führen kann. Um diesem Problem entgegenzuwirken, werden etwa 80 Prozent der Kühlung mit einem geschlossenen Wasserkreislauf realisiert, ohne den Einsatz von Kompressorkältemaschinen. Dieses Verfahren spart Energie und ist besonders effizient. Zusätzlich werden Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft einen großen Teil der Abwärme weiterverwenden zu können.

Auf der freien Dachfläche werden Photovoltaik-Module installiert. Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser über das Jahr mit Strom zu versorgen.

Neubau ist Voraussetzung für weitere Baumaßnahmen auf dem Campus

Ein Umzug der IT-Infrastruktur ist aus baulichen und energetischen Gesichtspunkten notwendig. Die Verwaltung des ZDV und die Büros des ZDV-Personals bleiben in der Naturwissenschaftlichen Fakultät (NatFak – Gebäude 1341) in der sich momentan auch der aktuelle Serverraum befindet. Nach dem Umzug stehen in dem Raum Ressourcen für den Fall eines Hardwareausfalls zur Verfügung. Darüber hinaus ist eine Renovierung des Gebäudes 1341 geplant. Für die komplette Fertigstellung des neuen Rechenzentrums rechnet die Bauleitung mit rund zwei Jahren. Es soll Mitte 2025 in Betrieb gehen.

Daten und Fakten:

Gesamtfläche des Gebäudes: 1.870 Quadratmeter
So groß wie ca. ¼ Fußballfeld
Baukosten: 29 Millionen Euro
PUE-Wert: ≤ 1,15
Die Kenngröße für die Energieeffizienz von Rechenzentren ist die Power Usage Effectiveness (PUE). Sie ermittelt, wie effektiv die zugeführte Energie in einem Rechenzentrum verbraucht wird. Bei der Konzeption wurde darauf geachtet, einen möglichst niedrigen Wert zu erreichen.
32 Serverschränke im Enterprise-Bereich und 112 Serverschränke im HPC-Bereich (davon maximal 84 gleichzeitig in Betrieb)
Maximale IT-Last: 3.600 kW
Moderne Windräder haben eine Erzeugerleistung von ca. 5.000 kW.
Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 73 KWp
Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser ein Jahr mit Strom zu versorgen.
DIN EN 50600: aktuelle europäische Norm für Rechenzentren und deren Infrastruktur.
Die Norm legt Anforderungen bzgl. Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Rechenzentren fest. Dazu gehören unter anderem Anforderungen an Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung von Rechenzentren sowie Anforderungen an die Gebäudetechnik, die Infrastruktur und die IT-Systeme in einem Rechenzentrum. Des Weiteren werden Themen wie Energieeffizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Betrieb von Rechenzentren berücksichtigt.
Nach der DIN EN 50600 gibt es vier Verfügbarkeitsklassen.
Verfügbarkeitsklassen sind Kategorien, die den Grad der Zuverlässigkeit und des Ausfallschutzes von IT-Systemen beschreiben. Je höher die Verfügbarkeitsklasse, desto geringer ist das Risiko eines Ausfalls und desto höher ist die Sicherheit für den Nutzer.
Rechenzentrumsbereiche: Enterprise (Verfügbarkeitsklasse 3) und High Performance Computing (Verfügbarkeitsklasse 2)

Nachhaltigkeit
Verzicht auf Verbundbaustoffe wie zum Beispiel Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und beschichtete Holzwerkstoffe, um einen sortenreinen Rückbau zu ermöglichen. Die verwendeten Materialien können so wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Geringe Versiegelung der Außenanlagen: Für notwendige Wartungs- und Umfahrungsflächen kommen versickerungsfähige Rasengittersteine zum Einsatz.
Das gesamte Regenwasser wird zurückgehalten und in Erdmulden geleitet, wo es verdunsten oder wiederverwendet werden kann.
Die Anzahl und Auswahl der Bäume und Bepflanzungen wurden dem Standort angepasst.

Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich als Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz offiziell begrüßt

(v.l.n.r.) Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich und sein Vorgänger im Amt des Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstands, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, bei der feierlichen Amtsübergabe am 11. Januar 2024. © Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski
(v.l.n.r.) Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich und sein Vorgänger im Amt des Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstands, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, bei der feierlichen Amtsübergabe am 11. Januar 2024. © Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski

(Mainz, 11. Januar 2024, rdr) Zum 1. Januar 2024 hat Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich das Amt des Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz übernommen. Er folgt auf Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, der insgesamt 14 Jahre an der Spitze der einzigen Universitätsklinik in Rheinland-Pfalz stand. Den neuen Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstand zeichne die beeindruckende Kombination aus medizinischer Fachkenntnis, wissenschaftlicher Erfahrung und ausgeprägter Managementkompetenz aus, so der neue Aufsichtsratsvorsitzende und rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch, bei der heutigen Feierstunde. Norbert Pfeiffer dankte er dafür, dass er als Vorstandsvorsitzender in wichtigen und ereignisreichen Zeiten Verantwortung für die Universitätsmedizin übernommen habe, immer dann, wenn es darauf ankam.

Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich ist an der Universitätsmedizin Mainz kein Unbekannter und kehrt in neuer Funktion an seine Alma Mater zurück: Von 2000 bis 2012 war er hier bereits als Internist und Gastroenterologe tätig, absolvierte seine Facharztausbildung, habilitierte sich und bekam seine Universitätsprofessur verliehen. „Die Unimedizin in Mainz ist mir deshalb nicht fremd. Ich freue mich sehr darauf, als neuer Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand den Neuanfang an der Unimedizin gemeinsam mit den vielen tausend Mitarbeitenden gestalten zu können“, so Kiesslich. Die Universitätsmedizin Mainz habe eine positive Entwicklungsperspektive, vor allem aufgrund der Zusage des Landes Rheinland-Pfalz für einen umfangreichen Bau-Masterplan mit einem Finanzvolumen von mehr als 2,2 Milliarden Euro, aber auch durch das Bekenntnis des Landes, ein führender Biotechnologiestandort zu werden. „Diese Projekte gilt es voranzutreiben. So eröffnet uns der Bau-Masterplan die Chance, Lehre, Forschung und Krankenversorgung baulich optimal aufeinander abzustimmen“, betonte Ralf Kiesslich. „Die Universitätsmedizin Mainz weist gleichwohl im Vergleich mit anderen Universitätskliniken ein hohes Defizit aus. Wir brauchen deshalb unbedingt eine bessere Balance zwischen Spitzenmedizin und Gesundheitsökonomie, um den Abbau des Defizits in Angriff zu nehmen.“ Er erlebe aus den bereits sehr zahlreichen Gesprächen der letzten Tage den Wunsch nach einem konstruktiven und transparenten Dialog, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. „Diesen Dialog biete ich gerne an und werbe um Vertrauen. Gleichzeitig baue ich darauf, dass allen die Verantwortung für unsere Universitätsmedizin bewusst ist.“

„Der Neustart an der Universitätsmedizin geht in eine weitere Phase. Die Universitätsmedizin genießt bei Patientinnen und Patienten einen sehr guten Ruf. Sie ist nicht umsonst ein Ort der medizinischen Forschung, der in Deutschland und darüber hinaus anerkannt ist. Unsere Universitätsmedizin steht für Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf Spitzenniveau und das verdankt sie allen voran ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Darauf bin ich stolz“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang während der Feierstunde auch ausdrücklich bei Professor Norbert Pfeiffer für seine langjährigen Verdienste in und um die Universitätsmedizin: „Die Universitätsmedizin hat Professor Pfeiffer viel zu verdanken. Er war Vorstandsvorsitzender, als uns mit der Corona-Pandemie eine bisher nie dagewesene globale Gesundheits-Notlage erreichte. Und auch in dieser Phase hat die Universitätsmedizin gezeigt, dass sie dann besonders stark ist, wenn es darum geht, den Patientinnen und Patienten mit allen Kräften zu helfen und mit dem großen Wissen aus der Forschung der Politik und der Bevölkerung beratend zur Seite zu stehen. Darüber hinaus hat Professor Pfeiffer die dringend notwendige Ambulantisierung angestoßen, mit der Bau-Masterplanung eine Zukunftsvision für den Campus der Universitätsmedizin erarbeitet und für deren Realisierung Akzeptanz und Verbündete bei Stadt und Land gewonnen“, so Hoch. In den kommenden Jahren würden mehr als 2,2 Milliarden Euro investiert, um die modernste und nachhaltigste Universitätsmedizin im Land zu schaffen. Diese Entwicklung werde unwiderruflich mit Professor Pfeiffer verbunden bleiben.

Clemens Hoch wünschte dem neuen Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstand gutes Gelingen und viel Kraft für die anstehenden Aufgaben an der Universitätsmedizin. „Professor Kiesslich ist der richtige Mann zur richtigen Zeit. Er wird die Herausforderungen an der Universitätsmedizin in Mainz mit frischer Tatkraft angehen und diese mit Bravour meistern. Seine Erfahrung sowohl an der Universitätsmedizin, insbesondere aber im privaten Krankenhaussektor, wird helfen, die notwendigen Veränderungen anzustoßen. Ich bin mir sicher, dass es ihm mit seiner klaren und wertschätzenden Art gelingen wird, viel Akzeptanz für Neuerungen zu schaffen und solche erfolgreich umzusetzen. Ich freue mich sehr auf unsere Zusammenarbeit“, betonte der Minister.

In seiner Ansprache blickte Univ.-Prof. Dr. Nobert Pfeiffer auf seine insgesamt vier Amtszeiten an der Spitze der Universitätsmedizin Mainz zurück. „Ich bin sehr dankbar, dass ich die Universitätsmedizin Mainz über 23 Jahre im Vorstand, davon 14 Jahre als Vorstandsvorsitzender, führen und maßgeblich gestalten durfte – und durchaus stolz darauf, dass wir im Ranking der 2.400 deutschen Krankenhäuser inzwischen auf Platz 8 liegen. Mit großer Leidenschaft konnte ich insbesondere drei große Themen vorantreiben, die entscheidend dazu beitragen, den medizinischen Leuchtturm Universitätsmedizin Mainz fit für die Zukunft zu machen: die medizinische Weiterentwicklung, die Bau-Masterplanung und die Zentrums- und Departmentbildung. Ich bin sehr froh, dass jetzt auch die personellen Weichen für die Zukunft gestellt sind und ich zusammen mit meinem Nachfolger Professor Kiesslich einen wirklich sehr guten Übergang habe gestalten können. Damit können die Prozesse der Neugestaltung konsequent weitergeführt werden.“