Ganz im woken Zeitgeist von Diversität drehen sich 11 Tage lang vom 1. bis 11.September 2022 die rund 50 Veranstaltungen und 17 internationalen transdisziplinären Produktionen der 3. Wiesbadener Biennale rund um geschlechterübergreifende, globale und de-kolonialisierte Kunstformen. Sie werden sozusagen dieses Mal anders als bei den ersten beiden im ganzen Stadtgebiet inszenierten Biennalen hauptsächlich im Hessischen Staatstheater Wiesbaden stattfinden. Denn in der Wahrnehmung der Veranstalter handele es sich dabei um einen Bau aus der die kaiserliches imperiale und postkolonialistische Macht von einst repräsentiere.
Zu Gast auf dem Festival, dem „Fest der performativen Künste“ sind KünstlerInnen, FilmerInnen, ChoreographInnen, TänzerInnen und AktivistInnen u.a. aus Südafrika, Litauen, den USA, Südkorea, Ruanda, Bulgarien, Griechenland und der Schweiz, also bewusst ausschließlich nichtdeutsche Künstler und Künstlerinnen.
Performative Kunst oder das Auflösen der Kunstsparten
Laut Veranstalter gingen „die einst so streng geteilten Sparten Tanz, Musik, Bildende und Performative Kunst, heute im Theater fließend ineinander über. In den vergangenen Jahren haben Begriffe wie die ‚performative Wende‘, post-dramatisches- und neu: post-pandemisches Theater, den Diskurs geprägt.
Die 3. Ausgabe der jungen Wiesbaden Biennale beschäftigt sich in diesem Jahr mit geschlechterübergreifenden, globalen und de-kolonialisierten Kunstformen. Im Zentrum des Programms stehen transformative, fluide, grenzüberschreitende Theater-Formate, die sich mit der besonderen Rolle von Choreographie und Tanz in den Künsten, mit Performance sowie der Neudefinition des Körpers, mit Geschlecht, Identität und sexueller Orientierung, beschäftigen.“
Transformation – Auf der Suche nach neuen Theaterformen
Die Wiesbaden Biennale zeigt, gleich am Eröffnungswochenende in einer Europapremiere, die queere Americana Variety-Show von River L. Ramirez, eine Liebes-Geschichte in der Wüste während der Pandemie. Ebenfalls zur Eröffnung gastiert das chilenische, feministische Aktivisten Kollektiv LASTESIS, das mit seiner Performance im Netz weltweit bereits Hunderttausende von Fans begeistert hat und vom Time Magazine unter den 100 einflussreichten Menschen weltweit gelistet wird. In Deutschland ist Wiesbaden einer der wenigen Orte, wo die berühmte Performance live mit 60 Wiesbadenerinnen zu sehen ist. Weitere Deutschlandpremieren sind: Simon Senn, Be Arielle, eine semi-digitale Love Story und Nitisch Jain ‚Spoonfeed‘, ein sensorisches Abenteuer an der Schnittstelle zwischen immersiven Theater und Storytelling.
Tanz-Fans erwarten mit Spannung Tjaral Harrell (USA/Schweiz), der zur Eröffnung der Wiesbaden Biennale das legendäre ‚The Köln Concert‘ des jungen Keith Jarrett aus dem Jahr 1975 mit seinen meditativen und ekstatischen Klangzuständen, als Tanz-Performance wieder aufleben lässt. Harrells Performance-Arbeiten waren bereits im MoMA, im PS1, in der Fondation Cartier, auf der Art Basel sowie auf Festivals rund um die Welt zu sehen. Eigens für Wiesbaden entstand als Ko-Produktion u.a. mit dem Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg, Jeremy Nedd & Impilo Mapanstula, ‚How a fallen star lit up the purple sky‘. Das Stück interpretiert das ursprünglich weiss besetzte Genre des Westerns neu.
Weitere Kunst-Highlights:
documenta fifteen auf der Wiesbaden Biennale: The Nest Collective aus Kenia ist sowohl in Kassel als auch in Wiesbaden präsent. Schwarzes Empowerment wird hier zum multimedialen Kunst- und Bühnenereignis. Mit ‚Sun & Sea (Marina)‘ zeigt die Wiesbaden Biennale eine subversiv-hintergründige musikalische Opern-Performance, die u.a. bereits auf der 58. Biennale Venedig im Litauischen Pavillon zu sehen war und dort mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Die Komponistin Lina Lapelytė. die Librettistin Rugilė Barzdžiukaitė und die Regisseurin Vaiva Grainytė machen die Bühne zum Strand.