Kategorie-Archiv: Biennale

Biennale Wiesbaden steht vor der Tür – Am 1. September 2022 eröffnet sie dieses Mal als „Festival der performativen Künste“

Ganz im woken Zeitgeist von Diversität drehen sich 11 Tage lang vom 1. bis 11.September 2022 die rund 50 Veranstaltungen und 17 internationalen transdisziplinären Produktionen der 3. Wiesbadener Biennale rund um geschlechterübergreifende, globale und de-kolonialisierte Kunstformen. Sie werden sozusagen dieses Mal anders als bei den ersten beiden im ganzen Stadtgebiet inszenierten Biennalen  hauptsächlich im Hessischen Staatstheater Wiesbaden stattfinden. Denn in der Wahrnehmung der Veranstalter handele es sich dabei um einen Bau aus der die kaiserliches imperiale und postkolonialistische Macht von einst repräsentiere.

Zu Gast auf dem Festival, dem „Fest der performativen Künste“ sind KünstlerInnen, FilmerInnen, ChoreographInnen, TänzerInnen und AktivistInnen u.a. aus Südafrika, Litauen, den USA, Südkorea, Ruanda, Bulgarien, Griechenland und der Schweiz, also bewusst  ausschließlich nichtdeutsche Künstler und Künstlerinnen.

Performative Kunst oder das  Auflösen der Kunstsparten

Laut Veranstalter gingen „die einst so streng geteilten Sparten Tanz, Musik, Bildende und Performative Kunst, heute im Theater fließend ineinander über. In den vergangenen Jahren haben Begriffe wie die ‚performative Wende‘, post-dramatisches- und neu: post-pandemisches Theater, den Diskurs geprägt.

Die 3. Ausgabe der jungen Wiesbaden Biennale beschäftigt sich in diesem Jahr mit geschlechterübergreifenden, globalen und de-kolonialisierten Kunstformen. Im Zentrum des Programms stehen transformative, fluide, grenzüberschreitende Theater-Formate, die sich mit der besonderen Rolle von Choreographie und Tanz in den Künsten, mit Performance sowie der Neudefinition des Körpers, mit Geschlecht, Identität und sexueller Orientierung, beschäftigen.“

Transformation – Auf der Suche nach neuen Theaterformen

Die Wiesbaden Biennale zeigt, gleich am Eröffnungswochenende in einer Europapremiere, die queere Americana Variety-Show von River L. Ramirez, eine Liebes-Geschichte in der Wüste während der Pandemie. Ebenfalls zur Eröffnung gastiert das chilenische, feministische Aktivisten Kollektiv LASTESIS, das mit seiner Performance im Netz weltweit bereits Hunderttausende von Fans begeistert hat und vom Time Magazine unter den 100 einflussreichten Menschen weltweit gelistet wird. In Deutschland ist Wiesbaden einer der wenigen Orte, wo die berühmte Performance live mit 60 Wiesbadenerinnen zu sehen ist. Weitere Deutschlandpremieren sind: Simon Senn, Be Arielle, eine semi-digitale Love Story und Nitisch Jain ‚Spoonfeed‘, ein sensorisches Abenteuer an der Schnittstelle zwischen immersiven Theater und Storytelling.
Tanz-Fans erwarten mit Spannung Tjaral Harrell (USA/Schweiz), der zur Eröffnung der Wiesbaden Biennale das legendäre ‚The Köln Concert‘ des jungen Keith Jarrett aus dem Jahr 1975 mit seinen meditativen und ekstatischen Klangzuständen, als Tanz-Performance wieder aufleben lässt. Harrells Performance-Arbeiten waren bereits im MoMA, im PS1, in der Fondation Cartier, auf der Art Basel sowie auf Festivals rund um die Welt zu sehen. Eigens für Wiesbaden entstand als Ko-Produktion u.a. mit dem Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg, Jeremy Nedd & Impilo Mapanstula, ‚How a fallen star lit up the purple sky‘. Das Stück interpretiert das ursprünglich weiss besetzte Genre des Westerns neu.

Weitere Kunst-Highlights:

documenta fifteen auf der Wiesbaden Biennale: The Nest Collective aus Kenia ist sowohl in Kassel als auch in Wiesbaden präsent. Schwarzes Empowerment wird hier zum multimedialen Kunst- und Bühnenereignis. Mit ‚Sun & Sea (Marina)‘ zeigt die Wiesbaden Biennale eine subversiv-hintergründige musikalische Opern-Performance, die u.a. bereits auf der 58. Biennale Venedig im Litauischen Pavillon zu sehen war und dort mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Die Komponistin Lina Lapelytė. die Librettistin Rugilė Barzdžiukaitė und die Regisseurin Vaiva Grainytė machen die Bühne zum Strand.

 

Kilian Engels wird neuer Kurator der WIESBADEN BIENNALE

Wiesbaden Biennale 2018  © Foto Diether v. Goddenthow-
Wiesbaden Biennale 2018 © Foto Diether v. Goddenthow-

Kilian Engels wird ab der Spielzeit 2021.2022 neuer Kurator der WIESBADEN BIENNALE. Er wird gemeinsam mit Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, die nächste Ausgabe des Festivals realisieren. Mit einem neuen Konzept wird sich die WIESBADEN BIENNALE neu erfinden und neue Wege gehen.

»Mit Kilian Engels ist es uns gelungen, für die WIESBADEN BIENNALE wieder einen der ästhetisch innovativsten und politisch engagiertesten Köpfe des internationalen Theaters für Wiesbaden zu gewinnen«, freut sich Uwe Eric Laufenberg.

Kilian Engels studierte Philosophie und Literaturwissenschaften in Bonn und Oxford. Von 2005 bis 2019 leitete er das Münchner Festival »Radikal jung« und präsentierte dort erste Gastspiele in Deutschland von u.a. Julien Gosselin, Samira Elagoz, Miloš Lolič, Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, Tiago Rodrigues, Anat Eisenberg, Ariah Lester, Csaba Polgár, Julia Mounsey und Peter Mills Weiss. Er war Chefdramaturg am Münchner Volkstheater und stellvertretender Direktor der Otto-Falckenberg-Schule. Außerdem arbeitete er für die Salzburger Festspiele, die Mülheimer Theatertage und die Bonner Biennale.

Die WIESBADEN BIENNALE ist ein Festival des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Es steht für einen Ort der politischen und ästhetischen Auseinandersetzung jenseits aller Spartengrenzen und hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer starken eigenen Marke entwickelt, deren Schwerpunkt auf Neuproduktionen international renommierter Künstler*innen und der Bespielung des öffentlichen Raumes der hessischen Landeshauptstadt liegt. Die nächste Ausgabe ist für 2022 geplant.

»Ich freue mich sehr darauf, die WIESBADEN BIENNALE gestalten zu können. Durch die hervorragende Arbeit von Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer in der Vergangenheit ist das eine echte Herausforderung. Mir wird es um Theater im weitesten Sinn als postdigitale Kunstform in einer postpandemischen Welt gehen. Um Kopräsenz und Koexistenz. Darum, was Europa für uns noch sein kann. Um historische, gegenwärtige und zukünftige Verantwortung. Die WIESBADEN BIENNALE stelle ich mir vor als Ort des Erlebens, der Begegnung, des Austauschs sowie der Verhandlung von Realitäten. Und nicht zuletzt: als ein Fest«, sagt Kilian Engels.

Die traurigsten „Bad News“: Kuratorin der Wiesbaden Biennale Maria Magdalena Ludewig tödlich verunglückt

Maria-Magdalena-Ludewig stellt am 16.4.2018 das Programm der Biennale 2018 vor. © Foto: Diether v. Goddenthow
Maria-Magdalena-Ludewig stellt am 16.4.2018 das Programm der Biennale 2018 vor. © Foto: Diether v. Goddenthow

Maria Magdalena Ludewig, Kuratorin und Leiterin der Wiesbaden Biennale, ist tödlich verunglückt. An Silvester, dem 31. Dezember 2018, wurde sie auf Fuerteventura von einem Felsvorsprung durch eine unerwartet, gewaltige Atlantik-Welle ins offene Meer gerissen. Alle Mitarbeiter des Hessischen Staatstheaters sind unfassbar traurig über diesen unersetzbaren Verlust.

„Maria Magdalena hat mit unbändiger Kraft, Energie und Phantasie zwei Wiesbaden Biennalen gemeinsam mit Martin Hammer geleitet und kuratiert, sie hat uns befeuert, begeistert, über alle Grenzen getrieben und ist gleichzeitig immer der gute Geist all ihrer Künstler*innen gewesen. Sie hat Spuren in uns allen hinterlassen, die unauslöschlich sind. »This ist Not Europe« und »Bad News« hießen ihre, unsere Biennalen. Diese Nachricht ist die traurigste »Bad News«, die wir versenden können. (…) Maria Magdalena Ludewigs Leben wird einzigartig, vollkommen und unvergesslich sein“, sagte Intendant Uwe Eric Laufenberg.

Gemeinsam mit Martin Hammer hatte Maria Magdalena Ludewig für die Biennalen 2016 und 2018  international bedeutende Gruppen und Künstler aus den Bereichen Theater, Performance und Bildende Kunst in die hessische Landeshauptstadt geholt, darunter Rabih Mroué, Gob Squad, Romeo Castellucci, Dmitry Krymov, Florentina Holzinger, Roger Ballen, Markus Öhrn oder Dries Verhoeven. Auch die Errichtung der umstrittenen goldenen Erdoğan-Statue auf dem Platz der deutschen Einheit und die Installation eines REWE-Marktes im Foyer des Staatstheaters gehörten zu den von Ludewig und Hammer im Rahmen der Biennale verantworteten Projekten.

Maria Magdalena Ludewig, 1982 in Lübeck geboren, studierte Philosophie in Hamburg und Berlin sowie Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie arbeitete als freie Produzentin sowie als Regisseurin und inszenierte u.a. am Hamburger Schauspielhaus und an den Sophiensaelen Berlin, vor allem aber seit 2007 regelmäßig auf Kampnagel Hamburg – zuletzt hatte dort im Oktober 2017 ihr Projekt »Übung in Trauer – Excercise in Mourning« Premiere. 2014 setzte Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer als Kuratoren der Wiesbaden Biennale ein. Maria Magdalena Ludewig wurde 36 Jahre alt. „Sie ist vorgegangen. Auch wenn sie viel zu früh von uns gegangen ist“, so der Intendant.

Biennale Wiesbaden – „Bad News“: Autos für’s NEO-BAROCKE PARKHAUS und AUTOKINO im Hessischen Staatstheater gesucht!

logo-bad.newsKann ein Staatstheater Parkhaus sein? Oder doch nur Parkhaus spielen?

Nach monatelangen Planungen und Vorbereitungen stellt sich heraus: Wir alle können aufatmen! Das Hessische Staatstheater kann so einfach kein Parkhaus werden, Brandschutz und Garagenverordnung stellen sich in den Weg. Nur jahrelange Umbauten könnten das Theater in ein voll funktionsfähiges Parkhaus verwandeln.

DOCH ES KANN PARKHAUS SPIELEN! Und dafür brauchen wir SIE!

Spielen Sie mit uns Zukunft! Einmalig und nur im Rahmen der WIESBADEN BIENNALE 2018! Wie könnte es sich in einer spekulativen Zukunftsvision anfühlen, wenn das Staatstheater umgebaut würde zum Parkhaus? Dafür brauchen wir jetzt IHR AUTO!

„Bei so einer Aktion dabei zu sein, ist natürlich etwas absolut Besonderes. Da darf mein 1957er Rolls-Royce mit der handgearbeiteten Hooper-Karosserie natürlich nicht fehlen! Normalerweise würde ich kaum jemand anderen ans Steuer meines Lieblings lassen, aber hier dürfen dann einige glückliche Autokinobesucher*innen auch einmal für zwei Stunden auf den Sitzen Platz nehmen!“, kommentiert Dirk Dohse, Vorstandsmitglied des Wiesbadener HMSC Clubs und Oldtimer-Fan.

Damit IHR AUTO mitspielen darf, sollte es mindestens volljährig sein, also Baujahr 2000 oder älter. Am liebsten wären uns geliebte und gepflegte Senioren, also OLDTIMER & YOUNGTIMER. Sie haben noch den Schönwetter-Zweit- oder Drittwagen in der Garage stehen? Vielleicht sogar ein Cabrio? Oder den in die Jahre gekommenen Jugend-Golf? Die Familienkutsche mit sentimentalem Erinnerungswert?

Dann bewerben Sie sich mit IHREM AUTO für das neobarocke Zukunfts-Parkhaus inklusive Autokino. Ihr Auto wird zum Hauptdarsteller auf Großer Bühne und sogar zum Spielort für das Wiesbaden Biennale-Autokino.

Einzige Bedingung: Wir brauchen Ihr Auto nicht nur für einen Abend, sondern mindestens drei (30.8.-1.9.), bzw. vier Tage (23.8.-26.8.), auch gern für beide Zeiträume, denn es muss für die Teilnahme besonders präpariert werden. Aber keine Angst, wir lassen nur Profis ans Werk. Ihren Wagen bekommen Sie natürlich unbeschadet wieder.

Alle teilnehmenden Autobesitzer*innen erhalten zum Dank zwei Freikarten für die heiß begehrten und eigentlich seit Monaten ausverkauften Vorstellungen des Autokinos sowie ein Wochenticket des RMV. Also, proben Sie schon mal den Umstieg auf die autofreie Zeit und werden Sie Kompliz*innen der spekulativen Zukunft!

Alle Besucher*innen, die eines der Tickets für die Vorstellungen im Autokino ergattert haben: Diese behalten ihre Gültigkeit, Sie können nun lediglich nicht mehr mit Ihrem eigenen Auto vorfahren, sondern nehmen in den Autos Platz, die uns von freundlichen Wiesbadener*innen zur Verfügung gestellt wurden.

Möchten Sie unbedingt im Autokino im eigenen Auto sitzen? Dann bewerben Sie sich mit Ihrem Wagen! Vielleicht kann er ja mitspielen!

Weitere Infos zu den Bewerbungs- und Teilnahmebedingungen gibt es unter: www.wiesbaden-biennale.eu/ich-will-ins-parkhaus sowie in den angehängten FAQ.

Oder schicken Sie uns eine Email an: ichwillinsparkhaus@wiesbaden-biennale.eu

 

 

Wiesbadener Biennale 2018 wirft ihre Schatten voraus – „Bad-News-Programm“ vom 23.8. bis 2.9. steht jetzt!

wb_logo.w.2018Mit der WIESBADEN BIENNALE 2018 vom 23.8. bis 2.9.2018 eröffnet das Hessische Staatstheater Wiesbaden die Spielzeit 2018/2019. Nach der erfolgreichen Neuausrichtung des traditionsreichenFestivals im Jahr 2016 in der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg lädt die zweite Ausgabe unter der Leitung des Kuratoren-Duos Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammerknapp 25 internationale Künstler*innen, Kollektive und Ensembles in die Hessische Landeshauptstadt ein. An insgesamt elf Tagen präsentieren sie unter der Überschrift BAD NEWS zeitgenössische Positionen und vor Ort entwickelte Neuproduktionen aus den Bereichen Performance, Theater und Bildende Kunst.

BAD NEWS!

Bei der Pressekonferenz wurden die Medienvertreter selbst zu Akteuren einer Art "BAD-NEWS"-Programm-Synchron-Lesung, einer Art "Read-In", was Kuratorin Magdalena Ludewig ihrerseits smartphonefotografisch festhielt. Dieses Bild zeigt die "Ad-hoc-Biennale-Lesegemeinde" mit Blick aufs Podium im Foyer des Staatstheaters beim Pressegespräch.  Die Biennale-Programmzeitung "Bad News" wird es demnächst an vielen "kulturellen Brennpunkten" der Stadt geben. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bei der Pressekonferenz wurden die Medienvertreter selbst zu Akteuren einer Art „BAD-NEWS“-Programm-Synchron-Lesung, eines „Read-In“, was Kuratorin Magdalena Ludewig ihrerseits smartphone-fotografisch festhielt. Dieses Bild zeigt die „Ad-hoc-Biennale-Lesegemeinde“ mit Blick aufs Podium im Foyer des Staatstheaters beim Pressegespräch.
Die Biennale-Programmzeitung „Bad News“ wird es demnächst an vielen „kulturellen Brennpunkten“ der Stadt geben. © Foto: Diether v. Goddenthow

Als spekulative Zukunftsvision wird das Hessische Staatstheater einer Nachnutzung als Parkhaus, Shopping-Arcade und Autokino unterworfen. Die leerstehende City Passage hingegen, umstritten verwaistes Wasteland der Wiesbadener Innenstadt, eröffnet als neuer Ort der Künste. Während auf der großen Bühne des Staatstheaters täglich die Autos parken, entwerfen internationale Künstler*innen wie Roger Ballen, Florentina Holzinger oder Tetsuya Umeda neue Arbeiten für einen installativ-performativen Parcours in der City Passage. Mit dem Umzug von der historischen Kurpromenade in das Hinterland der Landeshauptstadt erprobt die WIESBADEN BIENNALE exemplarisch Praktiken konsumorientierter Profanierung und künstlerischer Wertschöpfung im Stadtraum und sucht die Konfrontation mit Ästhetiken vulgärer Drastik und populistischer Agitation. Im Keller des Nachgenutzten Theaters zeigt das Performative Pornokino die Arbeiten einer jungen Generation von Künstler*innen, die die Exponiertheit ihrer Körper, ihrer intimsten Sehnsüchte, Bedürfnisse und ihre Ängste zur ästhetischen Arbeitspraxis formen. Im Wechsel sind vier Soloarbeiten zwischen Performance und Videokunst von Katy Baird, Rosana Cade, Kim Noble und Samira Elagoz zu sehen. Auf der Schwalbacher Straße hingegen, im letzten Pornokino Wiesbadens, ist mit Erik van Lieshouts Videoarbeit »Sex is Sentimental«, das Selbstporträt eines schamlos Liebenden inmitten von ungehemmter Pornografie zu sehen. Die Wartburg, bisher Außenspielstätte des Staatstheaters – jetzt Migrantenstadl – erfindet sich für elf Tage neu als postmigrantische »Unterhaltungs-Mehrzweckhalle« mit täglich wechselndem Programm von und für radikal unterhaltsame Parallelgesellschaften aus Kanak-Stars, Textterroristen, Rap-Ladies, Boxkampf und Teesalon. An den topografischen Bruchlinien städtischen Wandels werden künstlerische Interventionen von Künstler*innen wie Santiago Sierra, Dries Verhoeven oder Vincent Glowinski die spekulative Verunsicherung im Stadtraum vorantreiben und eine erlebbare Kritik des Status quo schaffen.

Auf dem Podium von links nach rechts: Oberbürgermeister Sven Gerich, KuratorInnen des Festivals Martin Hammer und Magdalena Ludewig, Intendant Uwe Eric Laufenberg, und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH präsentieren das umfangreiche Biennale-Programm, welches Wiesbaden wieder mal ein wenig wachrütteln und noch ein Stück lebendiger machen wird. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auf dem Podium von links nach rechts: Oberbürgermeister Sven Gerich, KuratorInnen des Festivals Martin Hammer und Magdalena Ludewig, Intendant Uwe Eric Laufenberg, und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH präsentieren das umfangreiche Biennale-Programm, welches Wiesbaden wieder mal ein wenig wachrütteln und noch ein Stück lebendiger machen wird. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zur Eröffnung am 23.8.2018 weiht die kapverdische Choreografin Marlene Monteiro Freitas mit »Bacantes für die City Passage«, das neue pulsierende Herz der Biennale – die City Passage – mit einem kultischen Ausnahmezustand zwischen Zombietanz, dadaistischer Performance und wilder Lebenssehnsucht ein.

Das Festivalzentrum  und der Club befinden sich an der Schwalbacher Straße /Ecke Faulbrunnenstrasse. Das  Sonnendeck wird auf dem Parkhaus der City eingerichet. Festivalzentrum und Club an der Schwalbacher Straße und Sonnendeck auf dem Parkhaus der City
Das Festivalzentrum und der Club befinden sich an der Schwalbacher Straße /Ecke Faulbrunnenstrasse. Das Sonnendeck wird auf dem Parkhaus der City eingerichet. Festivalzentrum und Club an der Schwalbacher Straße und Sonnendeck auf dem Parkhaus der City

Mit Festivalzentrum und Club an der Schwalbacher Straße und Sonnendeck auf dem Parkhaus der City Passagelädt die Wiesbaden Biennale ihre Besucher wieder zum lustvollen Verweilen, zu durchtanzten Nächten, Konzerten unter freiem Himmel und hitzigen Debatten ein.

»Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer ist es wieder gelungen, die ideale Ergänzung, auch einen Widerspruch und eine Neuausrichtung unserer Arbeit am Hessischen Staatstheater und der Internationalen Maifestspiele zu formulieren. Ihre konsequenten Setzungen fordern erneut dazu heraus, den Status quo spielerisch zu hinterfragen. Die Arbeiten, die die Künstler*innen hier vor Ort entwickeln, sind eine mitreißende Einladung zur Konfrontation mit den Ängsten und der aufkommenden Wut, die an der Stabilität der westlichen Demokratien rütteln und Europa auffordern, neu Stellung zu beziehen! Ausgang: Offen!«, so Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters.

Weitere Infos

Nach dem „müden Europäer“ nun „Bad News“ aus dem „Hinterland“- Wiesbadener Biennale 2018 in den Startlöchern!

Unter der Intendanz von Uwe Erc Laufenberg (r.) verantworten die beiden Kuratoren Maria Magdalena Ludwig und Martin Hammer die zweite Ausgabe der Wiesbadener Biennale vom 22.3.8. bis 2.9.2018. Gestern eröffneten sie das Biennale-Projektbüro Schwalbacher Strasse /Ecke Faulbrunnenstrasse und setzten den Startschuss für die künstlerische Intervention unter dem Schwerpunktthema "Hinterland". © Foto: Diether v. Goddenthow
Unter der Intendanz von Uwe Erc Laufenberg (r.) verantworten die beiden Kuratoren Maria Magdalena Ludwig und Martin Hammer die zweite Ausgabe der Wiesbadener Biennale vom 22.3.8. bis 2.9.2018. Gestern eröffneten sie das Biennale-Projektbüro Schwalbacher Strasse /Ecke Faulbrunnenstrasse und setzten den Startschuss für die künstlerische Intervention unter dem Schwerpunktthema „Hinterland“. © Foto: Diether v. Goddenthow

Noch wird nichts verraten, nur so viel: „Eines der Elemente der Wiesbadener Biennale 2018 wird die ‚Überraschung‘ sein“, beschrieb Museumsdirektor Dr. Alexander Klar, einer der  drei Biennale-Kooperationspartner des Hessischen Staatstheaters, treffend den Planungs-Stand des alle zwei Jahre  veranstalteten Wiesbadener Avantgarde-Festivals „Biennale“  auf der heutigen Eröffnung des Projektbüros an  der Schwalbacher Straße.

Mit diesem ersten Schritt in die Öffentlichkeit setzte das Kuratoren-Team Maria Magdalena Ludwig und Martin Hammer unter der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg den Startschuss für die künstlerische Intervention der Wiesbadener Biennale, die  vom  23. August bis 2. September 2018 neben den Spielstätten „Großes Haus“, „Kleines Haus“, „Studio“, „Wartburg“, „Malsaal“, „Foyer Großes Haus“, „Warmer Damm“ und „Projektbüro“ als besonderes Highlight die im Stadtzentrum  leerstehende , heruntergekommene, beinahe dörflich-morbid anmutende City Passage unter dem Schwerpunktthema „Hinterland“ bespielen wird. International renommierte Künstler, wie Santiago Sierra oder Roger Ballen, werden speziell für die Wiesbadener Biennale neue Projekte entwickeln, die zugleich als Pilotprojekt erstmals  durch die Partner  Museum Wiesbaden,  Schlachthof Wiesbaden  und dem Nassauischen Kunstverein  mit dem  Kunstsommer verflochten sein werden.

Von der Wilhelmstrasse ins „Hinterland“?

Würdig „eingeweiht“ mit anregender Diskussion zwischen dem Kuratoren-Team, den Biennale-Partnern: Alexander Klar (Museum Wiesbaden), Carsten Schack u. Hendrik Seipel-Rotter (Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden) und Evelyn König (Nassauischer Kunstverein), sowie Vertretern der Presse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Würdig „eingeweiht“ mit anregender Diskussion zwischen dem Kuratoren-Team, den Biennale-Partnern: Alexander Klar (Museum Wiesbaden), Carsten Schack u. Hendrik Seipel-Rotter (Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden) und Evelyn König (Nassauischer Kunstverein), sowie Vertretern der Presse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dabei verschiebt die Wiesbadener Biennale 2008 ihr Zentrum von der Wilhelmstrasse an die Schwalbacher Straße und setzt, entsprechend damit den Fokus auf ein Quartier Wiesbadens, welches in starkem Kontrast zum neo-barocken Hessischen Staatstheater und den historischen Kuranlagen steht. Es sei in etwa vergleichbar mit dem Verhältnis kulturell und wirtschaftlich prosperierender Metropolen zu ihrem „Hinterland“. Solch Provinzgefühl hatte sich  Maria Magdalena Ludwig einst bei einem unfreiwilligen, längerem  S-Bahn-Stopp im Örtchen Flörsheim aufgedrängt, einem Ort der Pendler zwischen Wiesbaden und Frankfurt, vom Lärm dreier Einflugschneisen des nahen Flughafens gequält, ein zersiedeltes Gebiet, an dem man sich im Rhein-Main-Gebiet jedoch noch den „Traum“ vom  Häuschen im Grünen leisten könne, ein Ort, der auf den ersten Blick wie Hinterland wirke, eher zweckmäßig, gesichtslos und austauschbar.

Themenschwerpunkt HINTERLAND
Historisch verstanden, bezeichnete Hinterland den Einzugsbereich des Hafens oder die Versorgungsgebiete um die Metropolen, erläuterte Biennale-Kurator Martin Hammer. Im Kolonialzeitalter galt das bereits eroberte oder noch nicht kontrollierte Gebiet hinter der Grenzlinie als Hinterland. Hier gab es weniger Regeln, weniger Schutz und mehr Freiraum. In den USA nenne man es Fly-Over-Country, da es für die Bewohner von Metropolen keinen Grund gäbe, dort zu landen, so Hammer. Wer hier lebe, sei statistisch schlechter ausgebildet, verdiene weniger und stürbe früher, so der Kurator.

Impression des Bürojektbüros, gut sichtbar am Nadelöhr zwischen Westend und Fußgängerzone als erster Anker des Dialogs zwischen künstlerischer Intervention und einem Stadtquartier im Umbruch. Mit der nahegelegenen City-Passage wird die Wiesbadener Biennale ein "Wasteland" bespielen, ein Hinterland mitten im Zentrum Wiesbadens.. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression des Bürojektbüros, gut sichtbar am Nadelöhr zwischen Westend und Fußgängerzone als erster Anker des Dialogs zwischen künstlerischer Intervention und einem Stadtquartier im Umbruch. Mit der nahegelegenen City-Passage wird die Wiesbadener Biennale ein „Wasteland“ bespielen, ein Hinterland mitten im Zentrum Wiesbadens.. © Foto: Diether v. Goddenthow

HINTERLAND als Themenschwerpunkt der Wiesbadener Biennale 2018 solle, so das Kuratoren-Team, jedoch „nicht nur geografisch eine Region abseits der Metropole bezeichnen, sondern auch eine Geisteshaltung: eine aufgestaute Wut und das Aufbegehren gegen das bleierne Gefühl, den Auswirkungen der globalisierten Wirtschaft nichts entgegensetzen zu können.“ So werden sich die von international renommierten Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen von HINTERLAND entwickelten neuen Arbeiten auch explizit „ästhetisch mit der aufkeimenden Protestkultur, mit populistischer Rhetorik, vulgärer Bildsprache und aktionistischer Machtdemonstration auseinandersetzen“, so die Kuratoren. Deshalb lautet das Leitmotiv der Biennale: „Bad News“, vielleicht auch gedacht als  Versuch einer kollektiven paradoxen Intervention? Denn eines soll und wird auch 2018 das experimentelle Wiesbadener  Theater- und Kunstfestival Biennale  gewiss nicht werden: depressiv!

Am 17. April 2018  wissen wir Genaueres. Dann wird das Festival-Gesamtprogramm mit Theater-Angeboten, Performances, künstlerischen Positionen zwischen Bildender Kunst und Intervention und weiteren Überraschungen vorliegen. Schon jetzt lädt das Projektbüro an der Schwalbacher Strasse/ Ecke Faulbrunnenstrasse  zum Dialog mit dem Biennale-Team ein. Der Vorverkauf beginnt voraussichtlich ab dem 18.April 2018.

(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere und aktuelle Informationen: Wiesbadener Biennale 2018

Kleiner Rückblick auf Avantgarde-Festival Biennale 2016

Thomas Bellincks »Das Museum: Haus der Europäischen Geschichte im Exil« im Alten Gericht noch bis 18. September

Das Alte Gericht in der Gerichtsstrasse in Wiesbaden dient mit seinem morbiden Charme noch bis 18. September 2016 als "Haus der Europäischen Geschichte im Exil" und zeigt rückblickend aus dem Jahr 2060 den Untergang der Europäischen Union. Untergang im Haus des Untergangs? © massow-picture
Das Alte Gericht in der Gerichtsstrasse in Wiesbaden dient mit seinem morbiden Charme noch bis 18. September 2016 als „Haus der Europäischen Geschichte im Exil“ und zeigt rückblickend aus dem Jahr 2060 den Untergang der Europäischen Union. Untergang im Haus des Untergangs? © massow-picture

Thomas Bellincks »Das Museum: Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo« im Alten Gericht noch bis 18. September

Auch nach dem Ende der Wiesbaden Biennale weht noch ein wenig Festivalstimmung durch die Stadt: »Das Museum: Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo« des belgischen Künstlers Thomas Bellinck im Alten Gericht ist noch bis 18. September zur Besichtigung geöffnet.

Die Öffnungszeiten sind
Dienstag bis Freitag 16:00 bis 20:00 Uhr (letzter Einlass um 19:30 Uhr)
Samstag & Sonntag 11:00 bis 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)

Montags ist das Museum geschlossen.

Rundgänge sind zu jeder halben Stunde möglich.
Durch die begrenzte Platzkapazität wird die Reservierung über die Theaterkasse empfohlen.
Eine Tageskasse am Spielort gibt es lediglich bei Verfügbarkeit von Karten. 

Karten sind außer an der Theaterkasse im Großen Haus telefonisch unter 0611.132 325 oder auf www.staatstheater-wiesbaden.de zu erwerben.

Biennale: Wiesbadener Avantegard-Festival begeisterte mehr als 10 000 Besucher – Haus der Europäischen Gesichte im Alten Gericht noch bis 18.09.2016

Mozart-Impressionen beim Theater-Biennale-Fest. Besucher sitzen  auf den Holzbetten im zum "Biennale-Grand-Hotel" umgewidmeten Foyer des Großen Hauses. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Mozart-Impressionen beim Theater-Biennale-Fest. Besucher sitzen auf den Holzbetten im zum „Biennale-Grand-Hotel“ umgewidmeten Foyer des Großen Hauses. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Wiesbaden Biennale – Internationales Avantgarde-Festival begeisterte Stadt und Publikum.
Mehr als 200 internationale Künstler, 400 lokale Beteiligte und mehr als 10.000 Besucher machten die Hessische Landeshauptstadt Wiesbaden zum pulsierenden Asyl für müde Europäer.

Abends im Festival-Zentrum leuchten die Lettern der Schriftgirlande Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Abends im Festival-Zentrum leuchten die Lettern der Schriftgirlande Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Elf Tage lang bespielte die Wiesbaden Biennale, die am heutigen Sonntag endet, das Hessische Staatstheater, die Stadt und Region mit Theater, Performance und Kunst. Rund 130 Veranstaltungen, das offene Festivalzentrum am Warmen Damm und Installationen im Stadtraum lockten mehr als 10 000 Besucher zur ersten Ausgabe des neu konzeptionierten Festivals mit dem Titel “This is not Europe”.

Gleich wird der Sarg mit der "multikulturellen Gesellschaft" in die Grube oberhalb des Schillerdenkmals am Wiesbadener Theater herabgelassen. Die lange Trauerkolonne bewegt sich hier von der Anglikanischen Kirche an der Wilhelmstrasse entlang in Richtung Schillerdenkmal, wo die Erdbestattung stattfinden wird. Am offenen Sarg vorbei ging es für die Trauernden in den Trauergottesdienst. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Gleich wird der Sarg mit der „multikulturellen Gesellschaft“ in die Grube oberhalb des Schillerdenkmals am Wiesbadener Theater herabgelassen. Die lange Trauerkolonne bewegte sich  von der St. Augustine Kirche entlang  der Wilhelmstrasse zum Schillerdenkmal, Hier wurden die Werte, hier die „Mulitikulturelle Gesellschaft“ erdbestattet. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Die beiden Kuratoren Martin Hammer und Maria Magdalena Ludewig zeigten sich überwältigt von der Resonanz des Publikums und der Neugierde der Wiesbadener, sich auf Künstler und Projekte als Mitwirkende und Besucher einzulassen: „Wir wurden beschenkt mit wilden und berührenden Theaterabenden und Performances, mit politischen Debatten in glühender Hitze, unerwarteten Begegnungen einer wachsenden Gemeinschaft unter freiem Himmel und mit lauen Festivalnächten unter Rainer Caspers Leuchtschild „This is not Europe“. Wir schauten in strahlende Augen von Übernachtungsgästen unseres Grandhotels, für die sich ein Kindheitstraum erfüllte. Wir erlebten, wie viele Helfer und Unterstützer in Behörden und Institutionen alle Hebel in Bewegung setzten, um die Arbeit der Künstler zu ermöglichen.“

Vom 25.8. bis 4.9.2016 waren in der Hessischen Landeshauptstadt und im Opelwerk Rüsselsheim neun Gastspiele auf allen Bühnen des Staatstheaters zu sehen, darunter eine Uraufführung, eine Europa-Premiere und zahlreiche Deutschland-Premieren, sowie im Programmschwerpunkt „Asyl des Müden Europäers“ zehn eigens für Wiesbaden neu produzierte Projekte an unterschiedlichsten Orten in der Stadt.

Open-Air Parlament "Agora", hier am 1.9. mit Wiesbaden-Thementag „Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt“, die von der Initiative Haus der Stadtkultur mit prominenten Wiesbadener Bürgern zu Themen wie "Kehrsatzung", "Städtepartnerschaft", "Fahrradstadt", "Sozialer Wohnungsbau", "Müllproblem", "Altes Gericht vor Umwandlung in 61 Wohnungen retten", "Kulturarbeit" usw. ausgerichtet wurde.Dr. Thilo Thilemann Foto: Dieter v. Goddenthow © massow-picture
Open-Air Parlament „Agora“, hier am 1.9. mit Wiesbaden-Thementag „Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt“, die von der Initiative Haus der Stadtkultur mit prominenten Wiesbadener Bürgern zu Themen wie „Kehrsatzung“, „Städtepartnerschaft“, „Fahrradstadt“, „Sozialer Wohnungsbau“, „Müllproblem“, „Altes Gericht vor Umwandlung in 61 Wohnungen retten“, „Kulturarbeit“ usw. ausgerichtet wurde. Dr. Thilo Thilemann spricht zum Thema Städtepartnerschaft Wiesbaden – Istanbul-Faith. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Auch der Intendant des Hessischen Staatstheaters Uwe Eric Laufenberg freute sich über den erfolgreichen Abschluss des Festivals: „Die Biennale hat viele neugierige Menschen ins Theater gelockt, sie hat das Theater in die Stadt getragen, neue Partnerschaften angestoßen und Wiesbaden ermutigt sich selbst neu kennenzulernen.

Ausstellungsraum im 4. Bereich: Die Wiederkehr der Vergangenheit. © massow-picture
Haus der Europäischen Geschichte im Exil c/o altes Gericht: Ausstellungsraum im 4. Bereich: Die Wiederkehr der Vergangenheit. © massow-picture

So stark jede Aufführung an sich auch war, das besondere ist, dass sich durch kluge dramaturgische Verknüpfung der europäischen Themen und Länder wirklich ein Bild des heutigen Europas ergab, seinen Problemen und seinen Hoffnungen. Wir haben immer an das Festival wie auch an die europäische Idee geglaubt, dass es zu einem wirklich europäischen künstlerischen Ereignis wurde, ist ein Gelingen, über das ich mich sehr freue.“

Auch der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich beglückwünschte die Kuratoren: „Chapeau den beiden Kuratoren für die erfolgreiche Arbeit.“ Beide haben bereits ihren Vertrag verlängert und werden auch die nächste Biennale im Sommer 2018 kuratieren.

Foto: Diether v. Goddenthwo © massow-picture
Foto: Diether v. Goddenthwo © massow-picture

Noch bis zum 18.9. ist weiterhin das Museum „Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo“ (Haus der Europäischen Geschichte im Exil  des belgischen Künstlers Thomas Bellinck im Alten Gericht geöffnet.

Biennale: Agora-Debatte mit interessanten Rednern am Do. 1.9. mit Wiesbaden-Thementag „Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt“

© massow-picture
© massow-picture

Aktivistin und Publizistin Margarita Tsomou gibt 14 Rednern zum Thema Stadtentwicklung in Wiesbaden ein Forum

Während der Wiesbaden Biennale, die noch bis 4.9.2016 stattfindet, errichtet die griechische Aktivistin und Publizistin Margarita Tsomou im Park am Warmen Damm, frei nach dem altgriechischen Vorbild der Agora, einen Marktplatz des kritischen Dialogs, der die Repräsentationsmechanismen unseres politischen Alltags hinterfragt. Am Donnerstag, dem 1.9. ab 15 Uhr, geht es ganz konkret um Wiesbaden. Unter dem Titel „Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt“ findet ein partizipativer Battle der Ideen statt.

Stadtentwicklung in Wiesbaden ist in den letzten Jahren immer wieder Ausgangspunkt für hitzige Debatten und Kontroversen geworden: Wer darf mitgestalten, wenn urbane und kulturelle Räume im historischen Zentrum Wiesbadens neu definiert werden? Wem gehört die Stadt? Gemeinsam mit der Initiative „Haus der Stadtkultur im Alten Gericht“ lädt die Wiesbaden Biennale ein zum Battle der Ideen. Jede/r Redner*in bekommt 5 Minuten Redezeit in der Agora und stellt sich anschließend 3 Minuten lang den Fragen des Plenums: egal ob Künstler*in, Stadtverordnete*r, Beteiligungsmanager*in, Rentner*in, Hochschul-professor*in oder Jugendliche*r, die Regeln sind für alle gleich.

Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen mitzureden. Eintritt frei.

Beginn 15 Uhr

Dirk Vielmeyer (Projektmanagement & Zukunftsaktivismus), Theo Baumstark (CDU – Ortsvorsteher Wiesbaden-Nordost), Harmut Bohrer (Fraktionsvorsitzender Die Linke/Piraten), Manuel Gerullis (Meeting of Styles, Wall-Street-Meeting), Hans-Georg Heinscher (Gemeinwohl hat Vorfahrt), Dr. Jürgen Uffmann (GiB Gehweg-Reinigung in Bürgerhand), Dr. Thilo Tilemann (Präsident Partners. Wiesbaden-Istanbul/Fatih), Waltraud Keller (Stadtführerin), Margarethe Goldmann (Stadträtin a.D., Vorstand AK Stadtkultur), Prof. Dr. Lorenz Jarass (Hochschullehrer, Hochschule Rhein-Main), Hans Reitz Gründer (Multi-Unternehmer, Social-Business), Mario Bohrmann (Lilienjournal), Gordon Bonnet (IHK-Wiesbaden,Ltg. Standort&Kommunikation), Wolfgang Schliemann (Klangkünstler, Artist, Kooperative New Jazz)

Siehe auch Hinweis:

Biennale: „Haus der Stadtkultur und Stadtgeschichte“ ins Alte Gericht – Debatte am 1.09.2016 ab 15.00 h in der Agora am Warmen Damm

 

Biennale: Zwischen lustvollem und schmerzhaften Verschwinden unserer Privatsphäre – Begräbnis-Performance mit Gina Lisa Lohfink

 Gina Lisa Lohfink hält eine ergreifende Trauerrede über den für sie mittlerweile schmerzhaft gewordenen Verlust ihrer Privatsphäre im Rahmen Dries Verhoevens Begräbnis-Performance zum Verlust "unserer Privatsphäre". Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
Gina Lisa Lohfink hält eine ergreifende Trauerrede über den für sie mittlerweile schmerzhaft gewordenen Verlust ihrer Privatsphäre im Rahmen Dries Verhoevens Begräbnis-Performance zum Verlust „unserer Privatsphäre“.  Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Seit Beginn der Wiesbaden Biennale „This is not Europe“ inszeniert der niederländische Künstler Dries Verhoeven den spekulativen Verlust. Während des Avantgarde-Theater-Festivals hält er täglich um 17.45 Uhr in der St. Augustine’s Church in Wiesbaden, Frankfurter Straße 3, einen Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung für eine uns lieb gewonnene Idee oder einen gesellschaftlichen Wert ab.

In diesem Sarg liegt  "unsere Privatsphäre" .Schauspieler Ulrich Schmissat als segnender Pfarrer in Dries Verhoevens Begräbnis-Performance zur Beerdigung "unserer Privatsphäre" in der St. Augustine Kirche Wiesbaden. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
In diesem Sarg liegt „unsere Privatsphäre“ Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Mit großer Ernsthaftigkeit orientiert er sich dabei an christlichen Ritualen. Bisher wurden die „multikulturelle Gesellschaft“, „Mutter Natur“, das „Deutsche Schuldgefühl“ und gestern „unsere Privatsphäre“ zu Grabe getragen.

Überraschungsgast der heutigen Totenmesse war Trash-Ikone Gina Lisa Lohfink: 2005 Miss Frankfurt, 2006 Miss Darmstadt, 2008 Auftritt bei Germany’s next Topmodel, Model im Männermagazin Penthouse, TV-Rollen bei RTL und zuletzt ein medienwirksam inszenierter Prozess um ihre (angebliche) jahrelang zurückliegende Vergewaltigung, die ihr nicht nur Bild-Schlagzeilen und ein Bußgeld wegen falscher Vergewaltigungs-Verdächtigungen, sondern Beistand von Alt-Feministin und PorNo-Kämpferin Alice Schwarzer einbrachte: „Das Gerichts-Urteil sei skandalös“. Auch in diesem Fall gilt: Je uneindeutiger die Geschichte, umso weiter der Raum für Spekulationen. Dies macht Frau Lohfinks Auftritt  als angeblich Trauernde über den Verlust ihrer Privatsphäre in Dries Verhoevens Begräbnisfeier zur Bestattung „unserer Privatsphäre“ besonders spannend.

Schauspieler Ulrich Schmissat führt in seiner Rolle als Pfarrer der Begräbnis-Performances liturgisch souverän und mitreißend durch die Totenfeier. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
Schauspieler Ulrich Schmissat führt in seiner Rolle als Pfarrer der Begräbnis-Performance liturgisch souverän und mitreißend durch die Totenfeier. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Doch wo bleibt sie denn?  Selbst als der Pfarrer (Schauspieler Ulrich Schmissat), seine weihrauchschwenkenden Messdiener und sechs schwarzgekleidete Träger, sargschulternd,  gefolgt von zahlreichen Trauergästen feierlich in die Kirche einziehen, während der Chor von der Empore Gines Perez „De Prefundis“ anstimmt, fehlt von Frau Lohfink noch jede Spur. Niemand hat sie bisher gesehen. Ob sie denn überhaupt kommen wird? War ihre medienwirksame Ankündigung  gar ein Fake, selbst Teil der Begräbnis-Performance?

Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
RTL-Redakteurin Bettina v. Schimmel entzündet zur Begräbnisfeier „unserer Privatsphäre“ die Kerzen. . Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Auch den  gesamten der Begräbnisfeierlichkeiten blieb die „Haupttrauernde“  fern.  Der Pfarrer begrüßte die Gemeinde mit den Worten: „heute gemeinsam den Verlust der Privatsphäre“ zu betrauern. RTL-Redakteurin Bettina von Schimmel oblag das Entzündung der Kerzen. Die Predigt begann und schließlich die Aufforderung des Pfarrers an die   Trauergemeinde: „Brüder und Schwestern, bekennen wir jetzt unsere Sünden und überdenken wir unsere großen und kleinen Verfehlungen“. Die Trauergemeinde folgte ihm und bekannte  eher  brav als reuig ihre „große Schuld“, wohl  selbst durch allzu sorglose multimedialer Internetnutzung mit zur Vernichtung „unserer Privatsphäre“ beigetragen zu haben:

„Ich bekenne den allwissenden Diensten,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.
Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken,
durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.
Leichtfertig ließ ich mich bespitzeln,
sorglos gab ich meine Browserdaten,
meine Bankverbindung und mein Kaufverhalten preis.
Was privat war, opferte ich der Illusion von Sicherheit.

Der Pfarrer nahm salbungsvoll das Schuldbekenntnis seiner „aufrecht trauernden“ Gemeinde entgegen und huldigte in aller Namen den von uns ignorierten Warnern  der gläsernen Gesellschaft:
„Möge der Geist von George Orwell und Aldous Huxley sich unser erbarmen. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben.“

Schließlich werden die Nachteile des sozialen Exhibitionismus  schmerzlich vor Augen geführt und folgerichtig  gefragt, ob der Mensch nicht auch ein Recht auf Geheimnisse habe. Daraufhin bekennt  die Trauergemeinde  sehnsüchtig  ihren Glauben an die – nun unwiederbringlich verloren gegangene -Privatsphäre:
„(…)
Ich glaube an die Rückkehr der vier Wände,
die stille Kammer und das heimliche Gespräch,
an die Auferstehung der Anoymität,
So war helfe mir Edward Snowden,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Amen.“

Schauspieler Ulrich Schmissat als segnender Pfarrer in Dries Verhoevens Begräbnis-Performance zur Beerdigung "unserer Privatsphäre" in der St. Augustine Kirche Wiesbaden. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
Schauspieler Ulrich Schmissat als segnender Pfarrer in Dries Verhoevens Begräbnis-Performance zur Beerdigung „unserer Privatsphäre“ in der St. Augustine Kirche Wiesbaden. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Das „Abendmahl“ beendet die Begräbnisfeier „unserer Privatsphäre“. Aber nein, dann greift der Pfarrer doch noch einmal  zum Mikro und kündet den  Haupttrauergast, Gina Lisa Lohfink, an. Ein ein freudiges Raunen geht durch die Reihen als Deutschlands Antwort auf Pamela Anderson mit knappem Kleidchen über dünnen Beinchen und einem ausladenden schwarzen Hut und einer beinahe eben-solchen Sonnenbrille durch die Kirche zum Predigt-Pult schreitet. Sämtliche Augen. Objektive und Blitzlichter sind  magisch-voyeuristisch  auf die 29jährige mit großer Vergangenheit gerichtet. Ein „Foto-Shooting“ im wörtlichen Sinne bricht über sie herein. Dies scheint Frau Lohfink , gewöhnlich lustvoll im Medienrummel badend, sichtlich schmerzhaft lästig zu werden, was die Presseleute, die gerade eindrucksvolles Zeugnis  ihrer hier die Privatsphäre verletzenden Arbeit  ablegen, vorführt und zu Protagonisten einer Realsatire werden lässt.

Gina Lisa Lohfink kramt rasch ihr Notizzettelchen heraus. Ausgerechnet sie, die  einst eher exhibitionistisch lustvoll ihre öffentlichen Entblößungen  genossen hat, outet sich nun als schmerzhaft vom Verlust ihrer Privatsphäre Betroffene:

Gisela Lohfink ist Haupttrauernde beim Spektakel Dries Verhoevens Begräbnisfeier zur Verabschiedung "unserer Privatsphäre" Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
Gisela Lohfink ist Haupttrauernde beim Spektakel Dries Verhoevens Begräbnisfeier zur Verabschiedung „unserer Privatsphäre“ Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

„Liebe Privatsphäre
früher warst Du mir eigentlich nicht so wichtig, ich liebte es, wenn Fans mich erkannten, meine Autogramme wollten,
oder ein Foto mit mir machen wollten,
du warst nicht immer da, aber das war okay, es hat mich zu der Frau gemacht, die ich jetzt bin, aber an die seltenen Momente, wo du da warst, werde ich mich immer erinnern.
Im Urlaub, und bei mir zuhause, da konnte ich herumlaufen, ohne mir Sorgen zu machen, über Klamotten, Make-up und Kameras. Die letzten Monate, liebe Privatsphäre, habe ich dich vermisst. Ich frage mich: Wieso bist Du nicht da für mich? Wieso? Ich sehne mich nach den Tagen, an denen ich von niemanden erkannt werde, wo mir niemand vor der Haustür auflauert, Momente, in denen ich über die Strasse gehen konnte, ohne komisch angeguckt zu werden, Momente, in denen niemand Lügen über mich verbreitet,  einfach weinen, ohne dabei beobachtet zu werden, das habe ich vermisst.
Danke liebe Privatsphäre, dass es dich gab, bei dir durfte ich immer ganz ich selbst sein,
Ruhe in Frieden 
Amen.“

Natürlich tut sie allen leid, und niemand kann einschätzen, ob ihr Schmerz echt oder der Rolle der Begräbnis-Performance geschuldet ist.

Orgel und Chor erklingen zum Abschluss Begräbnisfeier. Es erfolgt der Auszug  aus der Kirche.    „Gemeindeschwestern“ verteilen an die Trauergäste Blumen. Dann  setzt sich der lange Trauerzug  in Bewegung: über die Frankfurter Strasse entlang an der Wilhelmstrasse in Richtung Schillerdenkmal.  Dort erfährt  „unsere Privatsphäre“ eine würdige Erdbestattung. Anschließend finden sich die Trauergäste im „Café hinter dem Friedhof“ bei Kaffee und einem Käsebrötchen zum „Leichenschmaus“ ein. ,

Gleich biegt der Trauerzug rechts in die Wilhelmstrasse ein in Richtung Staatstheater zum Schillerdenkmal, wo die "Privatsphäre" ihre letzte Ruhestätte findet. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture
Gleich biegt der Trauerzug rechts in die Wilhelmstrasse ein in Richtung Staatstheater zum Schillerdenkmal ab. Unterhalb des Staatstheaters wird auch die „Privatsphäre“ ihre letzte Ruhestätte finden. Foto: Diether v.Goddenthow © massow-picture

Übrigens morgen gegen 17.45 Uhr wird in der Kirche St. Augustine, Frankfurter Strasse 3, der „Wohlfahrtsstaat“ beerdigt.

Diether v. Goddenthow