Kategorie-Archiv: go east 2024

Mit großer Preisverleihungs-Gala ging in Wiesbaden das 24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zu Ende

Abschlussbild aller Teilnehmer  des 24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, im Anschluss an die Preisverleihungs-Gala in der Caligari Filmbühne Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Abschlussbild aller Teilnehmer des 24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, im Anschluss an die Preisverleihungs-Gala in der Caligari Filmbühne Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Mit der feierlichen Preisverleihung ist 24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films am Dienstagabend zu Ende gegangen. Die Preisverleihung in der vollbesetzten Caligari FilmBühne bildete den feierlicher Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach sieben Tagen voller Filmkunst, Workshops, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen, Filmgesprächen und Ausstellungen, bei der 90 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem RheinMain Kurzfilmwettbewerb gekürt, und Preise im Gesamtwert von 28.000 Euro verliehen.

Die Goldene Lilie für SILENCE OF REASON an Kumjana Novakova

Kumjana Novakova, Gewinnerin der Goldenen Lilie der Stadt.© Foto Diether von Goddenthow
Kumjana Novakova, Gewinnerin der Goldenen Lilie der Stadt.© Foto Diether von Goddenthow

SILENCE OF REASON (MKD, BIH 2023) von Regisseurin und Produzentin Kumjana Novakova gewann die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 24. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. Das forensische Videoessay befasst sich mit dem Thema Vergewaltigung als Kriegswaffe. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Nicoletta Romeo begründete ihre Entscheidung wie folgt: “SILENCE OF REASON wird ausgezeichnet für die originelle und radikale Form, in der dieser experimentelle Essayfilm das Grauen der systematischen Massenvergewaltigungen in Bosnien in den 1990er Jahren zu vermitteln vermag – anhand der schriftlichen Protokolle und mündlichen Aufzeichnungen, die aus den Zeugenaussagen der Überlebenden gewonnen wurden, sowie mittels des unbearbeiteten Filmmaterial, das im Laufe der Zeit drohte zu verfallen .

Kumjana Novakova trägt sich ein ins Goldene Buch der Stadt Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Kumjana Novakova trägt sich ein ins Goldene Buch der Stadt Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Die Darstellung der wiederholten Massenverbrechen, die unter dem Schweigen und der Gleichgültigkeit aller begangen wurden, machen diesen Film zu einem universellen Dokument jedes Kriegsverbrechens, das überall auf der Welt an Frauen begangen wurde. Der Film schafft es, das Schweigen und die Tabus zu brechen, und wird so zu einem Meilenstein der Erinnerung and die Traumata unzähliger Frauen.“

Die Silberne Lilie für STEPNE  an Maryna Vroda 

Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (li.) überreicht die Silberne Lilie an Regisseurin Maryna Vroda für ihr pastorales Sozialdrama STEPNE  © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (li.) überreicht die Silberne Lilie an Regisseurin Maryna Vroda für ihr pastorales Sozialdrama STEPNE © Foto Diether von Goddenthow

Die Regisseurin Maryna Vroda gewann mit STEPNE (UKR, DEU, POL, SVK 2023) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum des pastoralen Sozialdramas steht der in das Dorf seiner Kindheit zurückgekehrte Anatoly, der seine Mutter pflegen muss. „Was als einfache Familiengeschichte über ein paar Tage im Leben eines verletzlichen und einsamen Mannes beginnt, wird zu einer elegischen Erzählung über einen isolierten Ort in der postsowjetischen ukrainischen Landschaft, über vergangene Generationen und ihre Geschichte und zu einem Requiem auf eine verschwindende Welt durch eine chorähnlichen Perspektive. Vrodas kraftvoller Debütfilm schafft es, das Leben eines verschwindenden, melancholischen Universums, seinen Schmerz und seine verlorenen Hoffnungen mit Zärtlichkeit, Authentizität und einem reifen Blick zu porträtieren.“, so die Begründung der Jury.

 goEast -Festival des mittel- und osteuropäischen Films zählt zu den bedeutendsten Filmfestivals der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
goEast -Festival des mittel- und osteuropäischen Films zählt zu den bedeutendsten Filmfestivals der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Mit einer lobenden Erwähnung wurde die intime Familiendokumentation 1489 (ARM 2023) der Regisseurin Shoghakat Vardanyan ausgezeichnet. Die Jurybegründung: „Dieser Film, der von einer Künstlerin ohne Filmerfahrung gedreht wurde, der jedoch ein unbestreitbares, natürliches Talent und einen tadellosen Instinkt besitzt, ist ein ungeschönter Schlag in die Magengrube. Ein unglaublich mutiger und intimer Bericht über den Schmerz, den der Krieg in Berg-Karabach einer armenischen Familie zugefügt hat. Auch wenn ihre Wunden nie ganz heilen werden, bietet ihre Darstellung auch Hoffnung und Katharsis für die vielen Menschen, die auf der ganzen Welt unter solchen Tragödien leiden.“

3sat Spielfilmredaktion: BAURYNA SALU
Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf eines Spielfilms des Wettbewerbs anbietet, fiel 2024 auf BAURYNA SALU (KAZ, 2023) mit der Begründung: „Das stille und kraftvolle Langfilmdebüt „Bauryna Salu“ von Ashkat Kuchinchirekov bietet in seiner schmerzhaft-berührenden Auseinandersetzung mit der gleichnamigen Stammestradition in Kasachstan authentische Einblicke in eine fremde Welt und ihre Lebens- und Arbeitspraktiken.

Mit sanften, unbeschwerten Coming-of-Age-Momenten gesprenkelt, dringt das in San Sebastian uraufgeführte Drama, getragen von dem einnehmenden Jungdarsteller Yersultan Yerman, zum rohen emotionalen Kern seiner bewusst reduzierten Konflikte vor.

Während eine für den flüchtigen Alltagsmoment sensibilisierte Handkamera den naturalistischen Ansatz der Inszenierung versinnbildlicht und vergegenwärtigt, transzendieren die von erdiger Geborgenheit und eisblauer Einsamkeit geprägten Farbstimmungen das Fiktionale und lassen in intimer Weise die persönliche Kindheitserinnerung einer gebrochenen Seele durchschimmern, die stumm nach Antworten ausharrt.”

Der Film soll zum goEast Festival 2025 bei 3sat seine TV-Premiere feiern. Im Jahr 2023 wurde der lettische Film JANUARY von Regisseur Viesturs Kairišs (LVA, LTU, POL 2022) angekauft. Die Ausstrahlung von JANUARY fand am 27. April statt.

Bronzene Lilie für A PICTURE TO REMEMBERCEEOL an Olga Chernykh

Regisseurin Olga Chernykh erhielt den mit 4.000 Euro dotierten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm A PICTURE TO REMEMBER (UKR, FRA, DEU 2023). © Foto Diether von Goddenthow
Regisseurin Olga Chernykh erhielt den mit 4.000 Euro dotierten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm A PICTURE TO REMEMBER (UKR, FRA, DEU 2023). © Foto Diether von Goddenthow

A PICTURE TO REMEMBER (UKR, FRA, DEU 2023) der Regisseurin Olga Chernykh wurde mit dem zum dritten Mal von der Central and Eastern European Online Library ausgelobten, mit 4.000 Euro dotierten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Das essayistische Generationenporträt nimmt die Kinobesucher:innenmit in das Donezk der Vergangenheit. „Ein essayistischer, traumartiger Bericht über die lange Reise einer Familie durch den Krieg, der mit poetischer Introspektive die Komplexität eines Landes im Krieg vermittelt, indem er zwischen Vergangenheit und Gegenwart balanciert und private Archive mit dem öffentlichen, kollektiven Gedächtnis konfrontiert. Durch die Erfahrungen von drei Generationen von Frauen zeigt der Film filmisch brillant ausgeführt, die menschliche Erfahrung des Krieges mit Zärtlichkeit mittels einer reifen und poetischen Verwendung von Found Footage.“, so die Begründung der Jury.

Mit einer lobenden Erwähnung wurde KIX (HUN 2023) von Dávid Mikulán und Bálint Révész preisgekrönt. Die Coming-of-Age-Geschichte geht den Spuren des Jungprotagonisten Sanyi Marku nach. „Der Dokumentarfilm mit Langzeitbeobachtung lässt uns die filmische Odyssee von Sanyi und seiner Familie mitverfolgen, von der sorglosen Freiheit der Kindheit – in wilden und anarchischen Sequenzen, voller Liebe und Zärtlichkeit gegenüber den jungen Protagonisten – bis zur Konformität und Grimmigkeit des Erwachsenseins. Durch eine persönliche und politische Linse sehen wir ein selten gesehenes Porträt einer verarmten Arbeiterfamilie im heutigen Budapest, wo soziale Einrichtungen fehlen oder nicht funktionieren und junge Erwachsene ohne Hoffnung zu sein scheinen. Ihr Leben folgt einer vorhersehbaren Abwärtsspirale von Ereignissen, ausgelöst durch das Fehlen eines Sozialsystems, das keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft bietet.“, begründete die Jury.

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Bojidar Manov, Katrin Hillgruber und Catalin Olaru waren, ebenfalls KIX (HUN 2023) des Regieduos Dávid Mikulán und Bálint Révész mit dem Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI aus. Die Begründung der Jury lautete: „Es begann vor zehn Jahren mit einer Kreidelinie. Die Dokumentation über zwei unbeaufsichtigte Jungen in Budapest und deren Aktionen zwischen Schabernack und Streetart ist ein Zeugnis sozialer Sensibilität und anarchischer Lebensfreude und damit ein filmischer Glücksfall geworden.”

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an PLAGUE (RU-SA 2024) des Regisseurs Dmitrii Davydov mit folgender Jurybegründung: „Der FIPRESCI-Preis für den besten Spielfilm geht an PLAGUE für die tadellose Inszenierung, den kompromisslosen Blick auf Gewalt als persönlichen Ansporn in einer männerdominierten Gesellschaft und die erfinderische Art und Weise, in der er die Dynamik des Westernfilms auf eine ländliche Landschaft anwendet, die nie zuvor mit diesem speziellen Genre in Verbindung gebracht wurde.“

Der vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gestiftete und mit 2.500 Euro dotierte RheinMain Kurzfilmpreis geht an QIRIM (CZE 2023) von Kateryna Khramtsova. “Wir verleihen den RheinMain Kurzfilmpreis an einen Film, der mit einer Vielzahl gestalterischer Elemente experimentiert, um der sehr persönlichen Situation seiner Hauptfigur Ausdruck zu verleihen. Der Film macht es uns nicht einfach – er stellt relevante Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt; das Verhalten in Extremsituationen, Identitätsfragen, das Ausmaß von Courage, Engagement und Solidarität. Eine weitere Qualität dieses Films ist seine direkte, unmittelbare und soghafte Ästhetik. Wir würdigen, dass die Filmemacherin vermittelt, dass. eine solche Geschichte erzählt werden muss, jetzt und zu jeder Zeit.”, lautete die Jurybegründung.

Im East-West Talent Lab, das erneut mit Unterstützung von Renovabis und dem Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds durchgeführt wurde, fand das Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury statt. Die Jury vergibt eine lobende Erwähnung an das Filmprojekt SACRED SONGS von Produzentin Mariam Bitsadze aus Georgien. „Wir möchten ein Projekt besonders hervorheben, das einen einzigartigen Einblick in das Leben mehrerer Frauen aus einer Familie in einer von Männern dominierten Welt gibt. Der Zugang zur Außenwelt wird ihnen durch die Aufführung der heiligen Lieder ihrer Religion ermöglicht, die normalerweise von Männern gesungen werden. Wir unterstützen gerne die Bemühungen der Regisseurin, uns ihre Welt zu erschließen“, so die Jury.

Der Pitch the Doc-Award, ein Sachpreis, der aus Beratungsdienstleistungen im Wert von 500 Euro besteht, geht an das Projekt: ECHOES OF AVEY von Atanur Nabiyeva aus Aserbaidschan. Die Jurybegründung: „Während ein uralter Berg verschwindet, versucht die Regisseurin dieses Projekts, ihre Kindheitserinnerungen und das kollektive Gedächtnis ihrer Gemeinschaft auf poetische Weise festzuhalten, bevor er endgültig verschwindet. Wir sind der Meinung, dass dieses Projekt es verdient, weiterentwickelt und bei seiner echten Suche nach einer subtilen Filmsprache unterstützt zu werden.“

THE AMATEUR PHOTOGRAPHER’S FAMILY PORTRAIT von Produzentin Irina Gelashvilli wird mit dem mit 3.500 Euro dotierten Renovabis Recherchestipendium ausgezeichnet. „Die Jury hat beschlossen, den Hauptpreis an ein bereits ausgezeichnetes Projekt zu vergeben, das von einer Regierung gegründet und dem Regisseur weggenommen wurde. Wir möchten seine künstlerische Rache unterstützen, die viel mehr zu versprechen scheint als das, womit er angefangen hat. Wir schätzen es, dass er nicht aufgegeben hat und den Sinn für Humor bewahrt hat.“, so die Jury.

Das EEFFN – Eastern European Film Festival Network, welches die Sichtbarkeit und Wirkung des osteuropäischen Films in ganz Europa erhöhen möchte und dessen Mitglied goEast ist, vergibt zum ersten Mal 2024 den „EEFFN Award„. Dieser hat den Zweck jährlich einen Film aus Mittel- oder Osteuropa, der sich durch außergewöhnliche künstlerische Leistungen, Innovation und Einfluss auf die osteuropäische Filmindustrie auszeichnet, zu prämieren. In diesem Jahr zeigten wir den vom EFFN ausgezeichneten lettischen Film JANUARY von Regisseur Viesturs Kairišs (LVA, LTU, POL 2022)

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende begrüßt die internationalen goEast-Filmgäste im Rathaus der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gert Uwe Mende begrüßt die internationalen goEast-Filmgäste im Rathaus der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Die 24. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 24. bis 30. April in Wiesbaden statt. Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher und Vertreter von Filminstitutionen. Das Symposium, das unter dem Titel „Die anderen Queers – Filmbilder von Europas Peripherie“ lief, erfreute sich einer sehr regen Teilnahme und ausverkauften Kinos. Mit dem Rahmenprogramm Cinema Archipelago, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zum dritten Mal einen außerfilmischen Boden und ermöglichte u. a. eine erfolgreiche Ausstellung namens POLITICAL TEXTILE und Diskussionsrunden, die u.a. queeren Antikriegsaktivismus in der Ukraine thematisierten. Die Filmländer Kosovo und Albanien standen im Mittelpunkt einer eigenen Filmreihe.

goEast auch online!

Auch wenn die Festivalwoche nun um ist, gibt es noch einiges aus dem goEast-Programm zu sehen. Die Plattform Filmwerte stellt ab heute eine große Auswahl der Festivalfilme online und on Demand bis zum 8. Mai 2024 gegen eine Leihgebühr zu Verfügung. Verfügbar hier.

Alle Informationen zum goEast-Filmfestival

Alle  Preisträgerinnen  und Preisträger noch einmal im Überblick:

1. Goldene Lilie für den Besten Film
DAS SCHWEIGEN DER VERNUNFT (ŠUTNJA RAZUMA, MKD, BIHP 2023), Regie/Produktion: Kumjana Novakova

2. Silberne Lilie Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
STEPNE (UKR, Litauen, 2022), Regie: Maryna Vroda

3. Lobende Erwähnung
1489 (ARM 2023), Regie: Shoghakat Vardanyan

4. Bronzene Lilie CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
EIN PHOTO ZUM ANDENKEN ( FOTO NA PAMYAT, UKR, FRA, DEU 2023), Regie: Olga Chernykh

5. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
KIX (HUN 2023), Regie: Dávid Mikulán und Bálint Révész

6. 3sat-Ankauf
BAURYNA SALU (KAZ 2023), Regie: Ashkat Kuchinchirekov

7. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
DIE PEST (CHUMA, RU SA 2024) Regie: Dmitrii Davydov

8. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
KIX (HUN 2023), Regie: Dávid Mikulán und Bálint Révész

9. RheinMain Short Film Award
QIRIM (CZE 2023), Regie: Kateryna Khramtsova

10. Pitch the Doc-Award
ECHOES OF AVEY (AZE) Regie: Atanur Nabiyeva

11. Renovabis-Recherchestipendium
THE AMATEUR PHOTOGRAPHER’S FAMILY PORTRAIT (AZE, GEO) Produzentin: Irina Gelashvilli

24. goEast – Das Wiesbadener Festival des mittel- und osteuropäischen Film gestern Abend in der Filmbühne Caligari eröffnet

© Deutsches Filminstitut
© Deutsches Filminstitut

Gestern Abend startete goEast in seiner 24. Auflage in der Wiesbadner Filmbühne Caligari  mit „CROSSING“, einem Queeres Roadmovie. Damit ist der Filmwettbewerb, der am 30. April um 19.00 Uhr mit der  goEast Preisverleihung  in der Caligari FilmBühne seinen Höhepunkt haben wird, eröffnet: Gezeigt werden in den  kommenden goEast-Film-Wettbewerbstagen    Produktionen, englischsprachig oder mit englischen Untertiteln,   die in deutschen Kinos kaum oder gar nicht gezeigt werden, darunter: Die georgische Koproduktion SMILING GEORGIA von Luka Beradze führt das Publikum zurück in das Jahr 2012, als Präsident Mikheil Saakashvili im Wahlkampf verspricht: Wenn man ihn wiederwählt, wird er eine Initiative starten, um in ganz Georgien kaputte Zähne zu ersetzen. Der Dokumentarfilm zeigt, wie Leute vom Land sich en Masse in Zahnarztpraxen begeben, um ihre faulen Zähne ziehen zu lassen. Saakashvili verliert aber die Wahl… In dem Generationenporträt EIN FOTO ZUM ANDENKEN / FOTO NA PAMYAT erzählt die ukrainische Filmemacherin Olga Chernykh wie sie seit 24. Februar 2022 ihre Heimatstadt Donezk, die nicht nur viele Jahre Industriemetropole des Landes war, sondern seit 2014 auch zum Schauplatz der russischen Invasion geworden ist, aus der Distanz erlebt. Die Nachrichten und Videocalls mit ihrer Großmutter sind von Fotos aus der Vergangenheit untermalt – glückliche Urlaube am Meer, der Urgroßvater, der die Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte und eine Kindheit in einer blühenden Stadt. In dem sibirischen Drama DIE PEST / CHUMA erzählt Dmitrii Davydov wie sich Ivan, alleinerziehender Vater eines Jugendlichen, von anderen Mitbewohnern aus seinem Dorf in der Republik Sakha übers Ohr hauen lässt. Das eine Mal bekommt er nicht die vorher vereinbarte Summe für sein selbstgebautes Boot, bei anderen Gelegenheiten steckt er abfällige Ausrufe ein, ohne sich zu verteidigen, und sein Sohn Taras verliert langsam den Respekt vor ihm. In seinem Debütspielfilm BAURYNA SALU erzählt Askhat Kuchinchirekov die bewegende Geschichte des Jungen Yersultan, der gemäß der alten nomadischen Stammestradition „bauryna salu“ nach seiner Geburt seiner Großmutter übergeben wird, damit sie ihn erzieht. Sein hartes Leben zwischen der Salzmine, den Feldern und dem bescheidenen Haus, in dem er lebt, wird durch den Tod seiner Großmutter im Alter von zwölf Jahren erschüttert.

Mit den ersten Wettbewerbsfilmen findet sich auch die fünfköpfige, international besetzte goEast-Jury vor der Leinwand in der Caligari FilmBühne ein. Sie vergibt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie, den mit 7.500 Euro dotierten Preis für die beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den von der CEEOL ausgelobten Preis für den besten Dokumentarfilm in Höhe von 4.000 Euro. Jurypräsidentin der Wettbewerbsjury ist dieses Jahr die Italienerin Nicoletta Romeo, Produzentin, Programmberaterin und künstlerische Leiterin des Trieste Film Festivals. Mit dabei ist die rumänische Schauspielerin Ilinca Manolache, die zuletzt in der Hauptrolle von Radu Judes Film DON’T EXPECT TO MUCH FROM THE END OF THE WORLD brillierte. Ein weiteres Jurymitglied ist der mehrfach preisgekrönte tschechische Filmproduzent Jiří Konečný, Gründer und Inhaber der Endorfilm (Prag). Jurymitglied ist auch der in Kosovo geborene Regisseur, Kurator, Aktivist und Performer Hamze Bytyçi, Gründer und künstlerischer Leiter der Berliner Roma-Organisation RomaTrial e.V. und des Internationalen Roma-Filmfestival „AKE DIKHEA?“. Der in Warschau geborene Juror Maciek Hamela arbeitet als Journalist, Produzent und Filmemacher. Er ist langjähriger Mitarbeiter des BBC Channels und im diesjährigen Programm außer Konkurrenz auch mit seinem Dokumentarfilm IN THE REARVIEW vertreten. Der FIPRESCI-Verband entsendet wieder eine eigene Jury, die sich dieses Mal aus Bojidar Manov, Katrin Hillgruber und Catalin Olaru zusammensetzt. Die FIPRESCI-Jury vergibt zwei Preise der Filmkritik.

Weitere Infos „go East – 24. Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ vom 24. bis 30. April 2024

Die 24. Ausgabe von goEast startet am 24. April 2024 – 91 seltene Filme aus 41 Ländern

CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN
CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN

Gleich der Eröffnungsfilm „CROSSING“, ein Queeres Roadmovie, steht für den Schwerpunkt der 24. Ausgabe von goEast, dem Wiesbadener Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 24. bis 30. April 2024 in der Filmbühne Caligari, im Murnau-Filmtheater (beide Wiesbaden), dem Programmkino Rex (Darmstadt), im Kino-Center Gießen und im DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt.

Im georgisch-türkischen Roadmovie „Grossing“ von Levan Akin, überwindet Akin Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich gemeinsam mit dem Jugendlichen Achi auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. Ihre Suche führt sie zu Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul. Während sie gemeinsam nach Tekla suchen, offenbart sich in den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt ein verborgenes Netz von Solidarität und Menschlichkeit. Grossing ist der Auftaktfilm des GoEast-Festivals (am Mittwoch, 24.04. um 20:00 mit deutschen Untertiteln. ( Am 25.04./18.00 Uhr wird er im Wiesbadener Apollo wiederholt). „Grossing“ steht für das diesjährige schwerpunktmäßig queere Programm  mit insgesamt 91 Filmen aus 40 Ländern.

Die Besucher können sich auf zwölf Deutschlandpremieren, eine internationale Premiere und eine Weltpremiere freuen. Spannende Erlebnisse versprechen auch die unterschiedlichen Sektionen, zahlreiche Vorträge und Filmgespräche, sowie die dritte Ausgabe des Begleitprogramms, das unter dem Titel „Cinema Archipelago“ auf filmische Entdeckungsreise geht.

Programmvorschau

goEast-Pressekonferenz in der Caligari Filmbühne. (v.li.) Marta Moneva-Enchev, Presseleiterin, Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum; Heleen Gerritsen. Leiterin des goEast-Filmfestivals; Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien; Sozialdezernentin und Stadträtin Patricia Becher sowie Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
goEast-Pressekonferenz in der Caligari Filmbühne. (v.li.) Marta Moneva-Enchev, Presseleiterin, Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum; Heleen Gerritsen. Leiterin des goEast-Filmfestivals; Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien; Sozialdezernentin und Stadträtin Patricia Becher sowie Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

„Ich freue ich mich, dass wir goEast bald zum 24. Mal eröffnen“, sagte Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, beim heutigen Pressegespräch. Das DFF veranstaltet  goEast seit 24 Jahren. Harrington bedankte sich bei den Förderern für die langjährige und umfangreiche Unterstützung des Festivals. „Ich hoffe, dass wir mit vielen spannenden Filmen und anregenden Diskussionen dazu beitragen können,die Distanz zwischen den verschiedenen Teilen Europas zu verringern und viele interessante Begegnungen ermöglichen.“

Preise

Im goEast Wettbewerb konkurrieren aktuelle Filmproduktionen um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Der langjährige goEast-Medienpartner 3sat wählt außerdem einen Spielfilm aus dem Wettbewerb aus, und macht dem Produktionsteam ein Ankaufsangebot für den Lizenzerwerb.

Der RheinMain Kurzfilmpreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum fünften Mal von einer lokalen Jury aus der Rhein-Main-Region vergeben.

Beim Project Market Pitch im East West Talent Lab entscheidet eine dreiköpfige Jury über zwei Preise: das mit 3.500 Euro dotierte Renovabis­ Recherchestipendium für ein Dokumentarfilmprojekt mit dem Fokus auf Menschenrechte,und den Pitch the Doc-Award in Form eines Sachpreises im Wert von 500 Euro.

Wichtige Spiel- und Dokufilme auf einen Blick

Heleen Gerritsen, die goEast seit 2017 leitet, erklärte: „Wir starten 2024 wieder mit einem sehr starken und abwechslungsreichen Wettbewerb, in dem die Beiträge – ob nun Dokumentar- oder Spielfilm – sowohl die Realität als auch die Absurdität des mittel- und osteuropäischen Alltags widerspiegeln. Für ihre Werke nutzen die Filmschaffenden sehr unterschiedliche Filmsprachen und Herangehensweisen, von Satire bis Hyperrealismus. Aber erneut gilt: Das Private ist politisch. In Filmen wie 1489, MADINA, KIX, BAURYNA SALU, A PICTURE TO REMEMBER, OXYGEN
STATION und vielen anderen Titeln im Wettbewerb werden persönliche Geschichten mit einem breiten Kontext verknüpft.“

Ausgefallene Spiel- und Dokumentarfilme im Wettbewerb sind dabei, unter anderem folgende:

A PIOTURE TO REMEMBER / FOTO NA PAMYAT / EIN FOTO ZUM ANDENKEN
Ukraine, France, Germany, 2023, Regie: Olga Ohernykh
Essayistisches Generationenporträt
Caligari Do, 25.04 / 17:30 (+dU), Apollo Fr, 26.04 / 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

BAURYNA SALU
Kasachstan 2023 / 106 min/ kaz OmeU, Regie: Askhat Kuchinchirekov
Ooming-of-Age-Drama

Oaligari Do, 25.04. / 21:30 (+dU), Apollo Sa, 27.04./ 13:30
DEUTSOHLANDPREMIERE

PLAGUE / OHUMA / DIE PEST
Sakha Republik 2023, Regie: Dmitrii Davydov
Sibirisches Drama
Oaligari Do, 25.04 / 19:30 (+dU), Apollo Fr, 26.04 / 16:00
INTERNATIONALE PREMIERE

SMILING GEORGIA
Georgien, Deutschland 2023, Regie:Luka Beradze
Absurdes Zeitdokument
Caligari Do, 25.04./ 16:00 (+dU), Apollo Fr, 26.04./ 18:00

1489
Armenien 2023, Regie: Shoghakat Vardanyan
Intime Familiendoku
Caligari Fr,26.04 / 16:00 (+dU), Apollo Sa, 27.04 / 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

STEPNE
Ukraine, Deutschland, Polen, Slowenien 2023, Regie: Maryna Vroda
Pastorales Sozialdrama
Caligari Fr,26.04. / 18:00 (+dU), Apollo Sa, 27.04./ 18:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

FAIRY GARDEN
Ungarn, Rumänien, Croatien 2023, Regie:Gergö Somogyvari
Beobachtendes Porträt
Caligari Sa, 27.04 / 22:00 (+dU), Apollo So, 28.04 / 16:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

KIX
Ungarn 2023,Regie: David Mikulan, Balint Revesz
Coming-of-Age-Langzeitdoku
Caligari Sa, 27.04 / 14:00 (+dU), Apollo So, 28.04 / 18:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

MADINA
Kasachstan 2023, Regie: Aizhana Kassymbek
Feministisches Drama
Caligari Sa, 27.04 / 16:00 (+dU) , Apollo So, 28.04/ 20:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

SILENCE OF REASON / SUTNJA RAZUMA / DAS SCHWEIGEN DER VERNUNFT
Nordmazedonien, Bosnien und Herzegowina 2023, Regie: Kumjana Novakova
Multimediale Archivmontage
Caligari Sa, 27.04. / 18:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04. / 20:00
DEUTSCHLANDPREMIERE

WORKING CLASS GOES TO HELL/ RADNICKA KLASA IDE U PAKAO / DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE
Serbien, Griechenland, Bulgarien, Montenegro, Kroatien, Rumänien 2023, Regie: Mladen 0ordevi6
Serbische Schwarze Welle
Caligari Sa,27.04./ 19:30 (+dU), Apollo So, 28.04./ 13:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

CITIZEN SAINT
MOKALAKE TSMINDANI / DER HEILIGE BÜRGER
Georgien, Frankreich, Bulgarien 2023,Regie: Tinatin Kajrishvili
Allegorische Heiligensatire
Caligari So, 28.04/ 19:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04 / 21:30
DEUTSOHLANDPREMIERE

HOLY WEEK / SÄPTÄMANA MARE/ KARWOCHE
Rumänien, Frankreich, Schweiz, Türkei 2024, Regie: Andrei Oohn Theatrale Tragödie über Antisemitismus
Caligari So, 28.04./ 16:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04. / 18:00

OXYGEN STATION/ KYSNEVA STANTSIYA / SAUERSTOFFST ATION
Ukraine, Slowakei, Tschechien, Schweden 2023,Regie: Ivan Tymchenko Magisch-realistischesBiopic
Caligari So, 28.04 / 21:00 (+dU), Apollo Mo, 29.04 / 15:00
DEUTSOHLANDPREMIERE

09.05.2022
RUSSLAND 2023, Regie: Nicole Philmon
Paradoxer Dokumentarfilm
Caligari Mo, 29.04 / 18:00 (+dU) , Apollo Di, 30.04/ 18:00
WELTPREMIERE

PROCESSES
Belarus, Polen 2023 / 100min/ bei OmeU Regie: Andrei Kashperski
Satirischer Episodenfilm
Caligari Mo,29.04 / 20:00, Apollo Di, 30.04. / 16:00

(Das gesamte goEast-Programm findet man unter Filmsuche)

Filmgäste und Filmschaffende

© Deutsches Filminstitut
© Deutsches Filminstitut

Mehr als 200 Gäste aus der Filmbranche Mittel- und Osteuropas werden zum Festival in Wiesbaden erwartet, darunter viele prominente Filmschaffende, mit denen im Anschluss an die Vorführung im jeweiligen Kino  Filmgespräche auf Englisch geführt werden. Sie werden im Wechsel von Mitgliedern der goEast-Auswahl-Kommission moderiert.

Für folgende Filme werden unter anderem kommen:

Olga Ohernykh: A PICTURE TO REMEMBER
Askhat Kuchinchirekov: BAURYNA SALU
Anna Khazaradze: SMILING GEORGIA
Shoghakat Vardanyan: 1489
Maryna Vroda: STEPNE
Gergö Somogyvari: FAIRY GARDEN
David Mikulan, Balint Revesz: KIX
Aizhana Kassymbek: MADINA
Kumjana Novakova:SILENCE OF REASON
Mladen Oordevic:WORKING OLASS GOES TO HELL
Tinatin Kajrishvili:CITIZEN SAINT
Andrei Cohn: HOL Y WEEK
Ivan Tymchenko:OXYGEN STATION
Nicole Philmon, Maria Ohoustova: 09.05.2022
Andrei Kashperski: PROCESSES

Das Symposium „Die anderen“ Queers
Zu den weiteren Sektionen gehört das Symposium unter dem Motto „Die „anderen“ Oueers – Filmbilder von der Peripherie Europas“. Die Kuratorinnen Jasmina Sepetavc und Yulia Serdyukova haben sich zur Aufgabe gemacht, die vergessenen, lustvollen, kreativen und marginalisierten queeren Filmbilder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und das Kino in Mittel- und Osteuropa einem breiteren Publikum zugänglich zumachen. Indem Programm NEUE STIMMEN AUS ZENTRALASIEN zeigt goEast in Zusammenarbeit mit dem ZDF/ARTE Kurzschlussmagazin ein feinkuratiertes Programm aus kurzen Spiel- und Dokumentarkurzfilmen einer bewegenden Region. Die unangepassten ANARCHO SHORTS, für die das goEast-Team gemeinsam eigensinnige und anarchistische Kurzfilme auswählt, sind zurück.

In Kooperation mit dem Albanian National Center of Cinematography und dem Kosovo Cinematography Center und in Anwesenheit von diversen Gästen präsentiert goEast im Kosovo & Albanien-FOKUS einen Streifzug durch die Filmgeschichte der beiden Länder. Der HUMAN RIGHTS SUNDAY erfolgt in Kooperation mit WATOH DOOS International Human Rights Film Festival aus Polen, verbunden mit dem Wunsch, Menschenrechten und Demokratisierung im Film eine eigene Sparte zu widmen.

Die Bootstour auf dem Rhein unter dem Motto RHINE, WINE & RHYMEZ lädt dazu ein, Gedichte in diversen mittel- und osteuropäischen Sprachen zu hören, vorgetragen von Filmgästen und begleitet von einer Übersetzung ins Englische. Das alles, während das Biebricher Schloss, Fachwerkhäuschen, Weinberge und die Burgen des Rheingaus am Ufer vorbeiziehen.
Die traditionelle Archivpräsentation ist dieses Jahr Ungarn gewidmet und erfolgt in Kooperation mit Arte Kino Olassics. MERRY-GO-ROUND (HUN1955) von Zoltan Fäbri ist in der Matinee am Sonntag, 28. April, in der Caligari FilmBühne zu sehen. Zurück ist das Balkan­ Künstler:innennetzwerk mit dem selbstironischen Namen Yugoretten. Unter der Leitung des Kurator:innentrios Borjana Gakovi6, Mateja Meded und Boris Hadzija geht es in die zweite Runde mit Performances, Filmvorführungen, Networking-Events und Diskussionen rund um ex­ jugoslawische Familiengeschichten. Zu den Schwerpunkten zählen Frauen und queere Kultur, Migration sowie das Land Kosovo im Kontext des ehemaligen Jugoslawiens. Das IN MEMORIAM ehrt dieses Jahr OTAR IOSSELIANI und die erste künstlerische Leitung von goEast, SWETLANA SIKORA. Gemeinsam mit dem europäischen Filmbildungsprojekt OinEd, bei dem das OFF Partner ist, bringt goEast Jugendlichen und Kindern Filme aus Mittel- und Osteuropa in dem Programm KIDS GOEAST – CINED IN WIESBADEN UND FRANKFURT AM MAIN näher.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm & Medien, ist voller Vorfreude auf goEast: „Auch für die 24. Auflage hat das goEast-Team wieder ein abwechslungsreiches Filmprogramm kuratiert. goEast bietet seinem Publikum die Möglichkeit, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films kennenzulernen und nimmt mit diesem einzigartigen Fokus einen besonderen Platz in der hessischen Filmfestivallandschaft ein. Auch der kulturelle Dialog und professionelle Austausch von Filmschaffendenverschiedener Länder kommen nicht zu kurz und schärfen das Festivalprofil.Ich freue mich auf eine erneut spannende Ausgabe!“, sagte sie.

Für Stadträtin Patricia Becher hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist eng und vielfältig mit den osteuropäischen Nachbarn verbunden undviele Spuren der Stadtgeschichteweisen nach Osten.goEast eröffnet unsmit den Mitteln des Films differenzierte Perspektiven auf eine vielfältige Region und regt zum gemeinsamen Austausch mit zahlreichen internationalen Filmschaffenden und Filminteressierten an. Es ist eine große Freude, dass dieses Festival in der Landeshauptstadt stattfindet“, so die Dezernentin.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der schon zum dritten Mal das innovative Programm „Cinema Archipelago“ fördert, stellt fest:,,Das diesjährige goEast wird wiederum ein emotionales und reichhaltiges Festival – auch in dem Ausschnitt, den der Kulturfonds Frankfurt RheinMain gerne erneut fördert: Wir freuen uns auf die lebhafte Begegnung von Kosovo und Albanien – aus dem noch immer konfliktbeladenen Ex-Jugoslawien – in Wiesbaden, auf Formate wie Wettbewerb, Symposium und Wein-Schiffsreise mit ihren jeweiligen Schwerpunkten“.

SCHLACHTHOF-PARTY: SOLIDARIT ÄT MIT DER UKRAINE

Es dürfen auch Partys nicht fehlen – am Freitag, 26. April, findet die SCHLACHTHOF-PARTY: SOLIDARIT ÄT MIT DER UKRAINE im Kulturzentrum Schlachthof unter dem Motto „Faino“ statt, was im Ukrainischen für „fein“ oder „schön“ steht und beste Musikfrüchte verspricht, die 32 Jahre Unabhängigkeit hervorbrachten und -bringen. Die Erlöse der Party gehen an humanitäre Hilfsorganisationen in der Ukraine. Bei der GOEAST PARTY@MUSEUM WIESBADEN am Samstag, 27. April, lädt das Wiesbadener Urgestein DJ Janeck Filmgäste und Publikum im Festivalzentrumgemeinsam dazu ein, zu internationalen Disco-Beats der1970er und -80er Jahre zu tanzen.

Das komplette Programm ist auf der Webseite des Festivals zu finden. Am Mittwoch, 24. April, um 19 Uhr wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 24.Mal feierlich eröffnet
– in Anschluss zeigen wir den Eröffnungsfilm CROSSING (SWE, DNK, FRA, TUR, GEO 2024) des georgischen Regisseurs Levan Akin in der Caligari FilmBühne.

Detaillierte Infos zum 24. goEast – -Festival des mittel- und osteuropäischen Films.

Die Preise beim 24. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 24. April bis 30. April 2024

47514_goEast 450bIn zwei Wochen ist es wieder soweit: Am Mittwoch, 24. April, startet die 24. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films. Es werden Preise in einem Gesamtwert von 21.500 Euro vergeben. Besonders begehrt ist die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“ als Hauptpreis des Wettbewerbs von goEast. Die Landeshauptstadt Wiesbaden vergibt den Preis für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Der CEEOL Preis für den Besten Dokumentarfilm ist mit 4.000 Euro dotiert. Eine dreiköpfige FIPRESCI Jury vergibt zwei Preise der internationalen Filmkritik. Auch die East-West Talent Lab Jury zeichnet Projekte aus.

Dramen, Dokumentarfilme, Komödien, Satire und Porträts aus dem Osten und Mitte Europas – die ganze Vielfalt im goEast Wettbewerb
Das Herzstück des Festivals ist der Wettbewerb, der dem breiten Publikum aus Wiesbaden und der Region die Chance bietet, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films näher kennenzulernen. In 16 abendfüllenden Spiel- und Dokumentarfilmen blickt das Publikum auf die großen Konflikte unserer Zeit: Bewaffnete Auseinandersetzungen, Unterdrückung, Korruption, Antisemitismus, aber auch das Aufbrechen von verkrusteten Strukturen, sowohl in der Familie als auch der Gesellschaft, stehen im Mittelpunkt vieler Filme. Die herausragenden Produktionen der vergangenen zwei Jahre füllen eine Woche lang die Leinwände und in den Filmgesprächen im Anschluss an die jeweiligen Vorstellungen können Besucher:innen ihre Fragen stellen.

Nachdem die georgische Koproduktion CROSSING außer Konkurrenz das Festival eröffnet, zeigt SMILING GEORGIA (GEO, DEU 2023) des georgischen Regisseurs Luka Beradze als absurdes Zeitdokument Georgien 2012, während Präsident Mikheil Saakashvili im Wahlkampf Zahnersatz für kaputte Zähne verspricht. In Massen begeben sich Leute vom Land in Zahnarztpraxen, um ihre faulen Zähne ziehen zu lassen. Saakashvili verliert aber die Wahl…

ANDENKEN (UKR, FRA, DEU 2023) eröffnete 2023 das IDFA, eines der wichtigsten Dokumentarfilmfestivals weltweit und feiert bei goEast in Anwesenheit der Regisseurin seine Deutschlandpremiere. Chernykh verwendet Ton- und Bildaufnahmen der verstörenden Kriegsgegenwart in der Ukraine, die poetisch mit Archivmaterial dreier Generationen aus ihrem eigenen Familienarchiv kontrastiert werden.

Internationale Premiere feiert das sibirische Drama PLAGUE /CHUMA / DIE PEST (RU-SA 2023) von Dmitrii Davydov. In einem Dorf in der sibirischen Republik Sakha herrschen rohe Sitten – Konflikte werden meist mit Gewalt gelöst. Der Witwer Ivan lässt sich regelmäßig von anderen Dorfbewohnern übers Ohr hauen. Dabei verliert sein Sohn Taras immer mehr den Respekt vor ihm.

Das Coming-of-Age-Drama BAURYNA SALU (KAZ 2023) von Askhat Kuchinchirekov erzählt die bewegende Geschichte von Yersultan, der gemäß der örtlichen Stammestradition unmittelbar nach der Geburt seiner Großmutter übergeben wurde. Sein Leben nimmt eine schmerzhafte Wendung, als sie stirbt. Yersultan muss zu einer Familie zurückkehren, zu der er kaum eine Bindung hat. Der Regisseur, der seine eigenen Kindheitserfahrungen im Film verarbeitet, wird vor Ort sein.

In der intimen Familiendokumentation 1489 (ARM 2023) von Shoghakat Vardanyan verschwindet ihr Bruder Soghomon gegen Ende seines Militärdienstes im Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan in Berg-Karabach. Die Familie versucht verzweifelt, Kontakt zu ihm herzustellen. In diesen hilflosen Momenten packt Vardanyan ihre Kamera aus und filmt den gemeinsamen Alltag mit ihren Eltern. Für ihren Debütfilm gewann Vardanyan den Hauptpreis beim IDFA in Amsterdam. Die Regisseurin wird vor Ort sein.

Das pastorale Sozialdrama STEPNE (UKR, DEU, POL, SVK 2023) der Regisseurin Maryna Vroda erzählt, wie Anatoliy nach jahrelanger Abwesenheit in das Dorf seiner Kindheit zurückkehrt, um seine sterbende Mutter zu pflegen. Im schneebedeckten ukrainischen Hinterland leben die Menschen, die in der postsowjetischen Gesellschaft zunehmend in Vergessenheit geraten: die Alten und die Armen. Der Film besticht durch die Arbeit mit (Laien-)Darsteller:innen und durch seine fantastische Bildgestaltung. Maryna Vroda wird zu Gast sein.

In der Coming-of-Age-Langzeitdokumentation KIX (HUN 2023) des Regieduos Dávid Mikulán und Bálint Révész, das auch vor Ort in Wiesbaden sein wird, macht sich der Filmemacher Dávid Mikulán mit Skateboard und Kamera auf die Suche nach Personen, um diese für sein Universitätsprojekt zu filmen. Eine Kreidespur auf dem Budapester Asphalt führt ihn schließlich zu Sanyi Marku, einem Kind aus prekären Verhältnissen, das nun zum Protagonisten wird. In den folgenden zehn Jahren nimmt Mikulán Sanyis Leben ausschnittsweise auf und zeigt Budapest aus einer ungewöhnlichen Perspektive.

Im feministischen Drama MADINA (KAZ, PAK, IND 2023) von Aizhana Kassymbek aus Kasachstan lebt Tänzerin Madina mit ihrer Großmutter, ihrem jüngeren Bruder und ihrer zweijährigen Tochter am kaspischen Meer zusammen. Den Lebensunterhalt für die Familie versucht sie als Tanzlehrerin und als Gogo-Tänzerin in einem Nachtclub zu bestreiten. Dabei laviert sie zwischen den Schikanen ihres Ex-Mannes, den Avancen eines Oligarchen und entdeckt obendrein eines Tages ein Familiengeheimnis, das alles verändert. Aizhana Kassymbek wird zu Gast in Wiesbaden sein.

Auch SILENCE OF REASON / ŠUTNJA RAZUMA / DAS SCHWEIGEN DER VERNUNFT (MKD, BIH 2023) von Kumjana Novakova beschäftigt sich mit weiblichen Traumata. Anonymisiert berichten mehrere Frauen aus Foča über systematische Vergewaltigungen, die während des Bosnienkriegs durch serbische Soldaten begangen wurden. Die Erzählungen, vor allem in textlicher, aber auch in verzerrter auditiver Form, ergeben zusammen mit archivierten Bildern und Videos von den Tatorten eine filmische Collage, die Sprachlosigkeit und Entsetzen hervorruft. Der Film wird im Beisein von Filmgästen gezeigt.

Der beobachtende Dokumentarfilm FAIRY GARDEN (HUN, ROU, HRV 2023) unter der Regie von Gergö Somogyvári erzählt von der kürzlich zu Hause rausgeflogenen Fanni, die zusammen mit dem wohnungslosen 60-jährigen Laci in einer selbstgebauten Hütte an einer Waldlichtung lebt. Die 19-jährige Trans-Frau träumt von Liebe, Nähe, Akzeptanz, einem besseren Leben und einer Geschlechtsangleichung. Dabei ist Obdachlosigkeit in Ungarn kriminalisiert und offiziell gibt es keine Möglichkeit, das Geschlecht ändern zu lassen. Der Regisseur ist zu Gast in Wiesbaden.

Auch Andrei Cohn, Regisseur von HOLY WEEK / SĂPTĂMÂNA MARE / KARWOCHE (ROU, FRA, CH, TUR 2024) wird vor Ort sein. Seine theatrale Tragödie geht in das ländliche Rumänien des 19. Jahrhunderts, wo Leiba mit seiner Familie ein Gasthaus betreibt. Die Umgebung ist idyllisch und das Gasthaus gut besucht. Alles wäre schön und gut, wenn der jüdische Leiba und seine Familie sich nicht dem massiven Antisemitismus der Zeit ausgesetzt sähen. Die Leute im Dorf und auf Durchreise essen zwar bei Leiba, aber verhehlen zugleich nicht ihre rassistische Abscheu.

Ein magisch-realistisches Biopic ist Ivan Tymchenkos OXYGEN STATION / KYSNEVA STANTSIYA / SAUERSTOFFSTATION (UKR, SVK, CZE, SWE 2023). Im Sommer 1980 wird Mustafa Dzhemilev, führender Menschenrechtsaktivist der Krimtataren, nach einem 303-tägigen Hungerstreik ins sibirische Dorf Zyryanka verbannt. Seine Zwangsarbeit in der Sauerstoffstation gleicht in ihrer endlosen Routine der des sagenhaften Sisyphos. Der Regisseur ist vor Ort.

Auch die Regisseurin des Dokumentarfilms 09.05.2022 (NLD, MNE 2023) Nicole Philmon wird zu Gast in Wiesbaden sein. Ihr Film beschäftigt sich mit den alljährlichen Feierlichkeiten des 9. Mai, dem Tag des Sieges, den Russland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 feiert. Dieser soll an das Leid des „Großen Vaterländischen Kriegs“ erinnern. Doch wie sieht dieser Tag in dem Jahr aus, in welchem Vladimir Putin den Großangriff gegen die Ukraine veranlasst hat? Der Film, der von Sergei Loznitsa produziert wurde, feiert Weltpremiere in Wiesbaden.

Andrei Kashperskis PROCESSES (BLR, POL 2023) erzählt satirisch und in grellen Farben in vier Episoden die neueste Geschichte von Belarus seit den Protesten gegen Lukashenka im Jahr 2020 bis zum Ukrainekrieg heute. Der Regisseur wird ebenfalls in Wiesbaden erwartet.

Weitere Informationen über: https://www.filmfestival-goeast.de/

Die 24. Ausgabe von goEast vom 24. April bis 30. April 2024, Eröffnungsfilm „georgisch-türkischen Roadmovie CROSSING“ , Wettbewerbsfilme, RheinMain Kurzfilmpreis, Matinee, Rhein-Schifffahrt

Eröffnungsfilm CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN
Eröffnungsfilm CROSSING (2024) ©HAYDAR TAŞTAN

Die 24. Ausgabe von goEast vom 24. April bis 30. April 2024, eröffnet mit dem georgisch-türkischen Roadmovie CROSSING (SWE, DNK, FRA, TUR, GEO 2024) in Anwesenheit des Regisseurs Levan Akin, der bereits mit ALS WIR TANZTEN international und auch in den deutschen Kinos das Publikum begeisterte. Mit seinem neuen Film CROSSING überwindet er Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich mit dem Jugendlichen Achi auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. Während sie zusammen mit Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul, gemeinsam nach Tekla suchen, offenbart sich in den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt ein verborgenes Netz aus Solidarität und Menschlichkeit.

Erste Wettbewerbsfilme
Ebenfalls aus Georgien stammt die allegorische Heiligensatire CITIZEN SAINT/ MOKALAKE TSMINDANI / DER HEILIGE BÜRGER (GEO, FRA, BGR 2023) von Tinatin Kajrishvili, die im diesjährigen Wettbewerb um die Goldene Lilie antritt. In wüster, georgischer Berglandschaft steht ein Kreuz mit einem versteinerten Bergmann, der von den Menschen nah und fern als Heiliger verehrt wird. Als der steinerne Kumpel im lokalen Museum restauriert werden soll, verschwindet er plötzlich und stattdessen taucht ein stummer Fremder auf, der schon bald Wunder wirkt. Nach anfänglicher Sympathie der Bewohner:innen dem fleischgewordenen Heiligen gegenüber, dominiert langsam die Angst – was, wenn der Heilige zu sprechen beginnt und die intimen Wünsche und an ihn gerichteten Gebete ausplaudert? Der Film untersucht in großartigen, von Kameramann Krum Rodriguez komponierten Schwarzweiß-Bildern, humorvoll die Absurdität eines Heiligenkultes.

Ein weiterer Wettbewerbsfilm ist die schwarzhumorige Groteske aus Serbien WORKING CLASS GOES TO HELL / RADNIČKA KLASA IDE U PAKAO / DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE (SRB, GRC, BGR, MNE, HRV, ROU 2023) von Mladen Đorđević. Die Arbeiterklasse schlägt zurück – wortwörtlich. Miya kehrt nach 13 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt aus Belgrad zurück in seine serbische Kleinstadt. Dort schließt er sich einer Gruppe ehemaliger Arbeiter:innen an, deren Familienangehörige vor fünf Jahren bei einem Fabrikbrand ums Leben kamen. Angeführt von der furchtlosen Ceca, fordert die Vereinigung Gerechtigkeit vom korrupten Bürgermeister, dem Fabrikbesitzer und dem örtlichen Verbrecherboss, die gemeinsam das Leben im Städtchen beherrschen. Dafür greifen sie zu immer härteren Mitteln, und – inspiriert von Miya, der behauptet ein Medium zu sein – auch zu satanistischen Ritualen und Gewalt. Der Regisseur wird zu Gast sein.

Weitere Details aus dem Wettbewerb werden Anfang April veröffentlicht.

© Deutsches Filminstitut
© Deutsches Filminstitut

RheinMain Kurzfilmpreis – Decolonizing the Post-Soviet Screen
Bereits zum 5. Mal vergibt goEast in diesem Jahr den mit 2.500 Euro dotierten RheinMain Kurzfilmpreis, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Eine dreiköpfige regionale Festivaljury entscheidet über den Gewinnerfilm. Anknüpfend an das Symposiumsthema aus 2023 stehen erneut Filmschaffende aus dem postsowjetischen Raum im Mittelpunkt des von Maxim Tuula kuratierten Programms.

Das Drama THE LATE WIND (KAZ 2023) von Shugyla Serzhan handelt von einer jungen schwangeren Kasachin, deren Partner verschwindet, als die Stadt von Protesten überrollt wird. Alisi Telenguts Animation BAIGAL NUUR – LAKE BAIKAL (DEU, CDN 2023) erzählt die Entstehung und die Geschichte des Baikalsees in Sibirien mit der Stimme einer burjatischen Frau und in einer vom Aussterben bedrohten Sprache. In der Dokumentation CHORNOBYL 22 (UKR 2023) mischt Oleksiy Radynski heimliche Handyaufnahmen der russischen Eroberung des Gebietes um Tschernobyl mit Aussagen von Anwohner:innen und Angestellten des früheren Kraftwerks.

Karakalpakstan ist eine abgelegene, nach Unabhängigkeit strebende Region in Usbekistan. In der Haupstadt Nukus lebt Mirtemir. MIRTEMIR IS ALRIGHT von goEast-Alumni Sasha Kulak und Mihail Borodin ist ein humorvolles Porträt eines Teenagers, der versucht, das Beste aus einer unmöglichen Situation zu machen. Dabei ist er auch noch lieb zu seiner Oma. In QIRIM (CZE 2023) erzählt Regiesseurin Kateryna Khramtsova von der Teilnahme einer nicht-binären Person an den Aktivitäten der Krimtartar:innen und den Protesten vom Euromaidan. Die Regisseurin schreckt nicht vor Experimenten zurück.

Die Filmemacher:innen sind in Wiesbaden anwesend. Nach dem Festival gehen die Kurzfilme durch die Kinos der Rhein-Main-Region auf Tour.

Kooperationen mit ZDF/ARTE: ArteKino Classics in der Sonntagsmatinee & Neue Stimmen aus Zentralasien

Als Filmerbe-Institution und Mitglied des internationalen Archivverbands FIAF stehen die Konservierung, Digitalisierung und Präsentation des Filmerbes im Mittelpunkt der Tätigkeiten des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum – die Institution hinter goEast. In dem Zusammenhang ist es naheliegend, dass die goEast-Matinee 2024 in Kooperation mit ArteKino Classics stattfindet. Unter dem Label ArteKino Classics präsentiert ARTE europaweit wieder eine Auswahl europäischer Filmklassiker, die für ihre Herkunftsländer kanonisch sind und Maßstäbe des filmischen Erzählens gesetzt haben.

Zu sehen ist Zoltán Fábris MERRY-GO-ROUND / KÖRHINTA am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne in einer neu-restaurierten Fassung. MERRY-GO-ROUND ist einer der berühmtesten Filme in der Filmgeschichte Ungarns und wurde im ungarischen Schicksalsjahr 1956 in Cannes uraufgeführt, Monate bevor sowjetische Panzer durch die Straßen Budapests rollten. Die außergewöhnliche, entfesselte Kameraführung und die Leistung der damals blutjungen Hauptdarstellerin Mari Törőcsik machten diesen mittlerweile zum Klassiker avancierten Film zu einem der am meisten beachteten Beiträge des 9. Internationalen Filmfestivals von Cannes 1956. Mari Pataki, die Tochter eines wohlhabenden Bauern, verliebt sich in das junge Genossenschaftsmitglied Máté Biró. Ihr Vater hat aber andere Pläne, nach dem Prinzip „Land heiratet Land“, und hat einen Großbauern als künftigen Schwiegersohn auserwählt. Die jungen Liebenden genießen auf einem Dorffest den rauschhaften Reiz des titelgebenden Kettenkarussells, doch Mari soll den Großbauern heiraten. Anlässlich der Hochzeit provoziert Máté einen Skandal, indem er einen endlosen Csárdás mit der Braut tanzt. Schlussendlich siegen die Liebe und die stalinistischen Ideale der Zeit.

Der Film wird von Schauspielerin Dorka Gryllus präsentiert. Mit einer Einführung von Györgi Raduly, Direktor des Ungarischen National Filminstitut-Filmarchiv. Im Anschluss an die Vorführung wird es einen Empfang im Foyer der Caligari FilmBühne geben.

Auch mit dem ZDF/ARTE „Kurzschluss“ Magazin gibt es in diesem Jahr eine Kooperation. In zentralasiatischen Ländern wie Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan erfindet die Filmbranche sich immer wieder neu. Jenseits der großen Sowjetstudios wie Kazkakfilm und den schon so oft gezeigten Berg- und Steppenlandschaften, eröffnen neue Filmschulen ihre Türen und Künstler:innen vernetzen sich in Kollektiven. goEast zeigt ein kleines, aber feines Programm aus Spiel- und Dokumentarfilmen einer bewegenden Region. Ein Teil der Filme wird 2025 im Rahmen des ZDF/ARTE Kurzschlussmagazins ausgestrahlt und das Programm wird im Juni 2024 beim Internationalen Kurzfilmfestival Hamburg gezeigt.

Rhine, Wine & Rhymez: osteuropäische Poesie auf dem Rhein
Etwas abseits des Kino- und Wettbewerbsfiebers sorgt zum zweiten Mal eine Rheinschifffahrt mit Dichtern und Denkern unter dem Motto „Rhine, Wine & Rhymez“ für Abwechslung im Filmprogramm. Die Schauspielerinnen Ilinca Manolache (Rumänien), Dorka Gryllus (Ungarn/Deutschland) und Mateja Meded (Jugoslawien/Deutschland) sowie Filmemacher Mladen Dordevic (Serbien) und Aizhan Kassymbek (Kasachstan) lesen in ihren Muttersprachen und führen Filmgespräche mit dem Wiesbadener Autor Alexander Pfeiffer. Die vorgetragenen Gedichte werden live ins Englische übertragen.

Bereits im vergangenen Jahr veranstaltete goEast einen ähnlichen Schiffsausflug für das goEast-Publikum. Nach den Lesungen gibt es die Möglichkeit, bei einem Glas Wein zu entspannen und mit den Filmschaffenden ins Gespräch zu kommen.

Das Boot legt ab am Samstag, 27. April, um 14:30 Uhr an der Anlegestelle Rheingaustraße 148, 65203 Wiesbaden-Biebrich.

Weitere Infos: https://www.filmfestival-goeast.de/