128. Internistenkongress unter dem Motto „Die Grenzen der Inneren Medizin“ Jahrestagung der DGIM findet als Hybrid-Kongress statt

128. Kongress der DGIM: Internisten tagen vom 30.04 bis 3.05.2022  im Wiesbadener RheinMain Congress Center unter dem Motto „Die Grenzen der Inneren Medizin“ © Foto Diether v. Goddenthow
128. Kongress der DGIM: Internisten tagen vom 30.04 bis 3.05.2022 im Wiesbadener RheinMain Congress Center unter dem Motto „Die Grenzen der Inneren Medizin“ © Foto Diether v. Goddenthow

128. Kongress der DGIM: Internisten tagen unter dem Motto „Die Grenzen der Inneren Medizin“ Jahrestagung der DGIM findet als Hybrid-Kongress statt

Wiesbaden, 30. April 2022 – Nach einem pandemiebedingt abgesagten Kongress in 2020 und einem ausschließlich digital abgehaltenen Kongress in 2021 findet die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) im Frühjahr wieder als Präsenzveranstaltung statt. Vom Tagungsort im Wiesbadener Rhein-Main-Congress-Center aus werden Vorträge auch auf der Kongressplattform gestreamt und stehen im Nachgang on demand zur Verfügung. Für dieses Hybrid-Format haben sich die Organisatoren nicht zuletzt aufgrund des überragenden Erfolgs des letztjährigen Online-Kongresses entschieden, bei dem eine Rekordzahl von über 9000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht wurde. Die Jahrestagung findet vom 30. April bis 03. Mai 2022 statt.

Obwohl sämtliche 750 Referate und Vorträge auch online zur Verfügung stehen, war das Bedürfnis  diese lieber in Präsenz zu erleben zu können recht groß. © Foto Diether v. Goddenthow
Obwohl sämtliche 750 Referate und Vorträge auch online zur Verfügung stehen, war das Bedürfnis diese lieber in Präsenz zu erleben zu können recht groß. © Foto Diether v. Goddenthow

„Die Grenzen der Inneren Medizin“ lautet das Leitthema des diesjährigen Kongresses, auf dem Kongresspräsident Professor Dr. med. Markus M. Lerch aus München den Begriff der „Grenze“ in all seinen Facetten auslotet. Denn die Innere Medizin ist nicht nur mit medizinischen Grenzen und den Grenzen ihres Fachgebietes konfrontiert. Auch ethische Grenzen, Grenzen am Lebensende, Kostengrenzen, Grenzen des technisch Möglichen und Sinnvollen spielen in der täglichen Routine eine Rolle. „Als Ärzte müssen wir uns immer auch fragen: Was bringt dem Patienten wirklich Lebensqualität zurück, und was entspricht letztlich dem Willen des Patienten?“, betont Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU-Klinikums München. „Sind wir bereit, auf die Prioritäten und Lebensentwürfe unserer Patienten einzugehen, selbst dann, wenn sie unserem Selbstbild als Heilenden entgegenstehen?“

Den zwischenmenschlichen Austausch kann keine Videomeeting ersetzen. © Foto Diether v. Goddenthow
Den zwischenmenschlichen Austausch kann keine Videomeeting ersetzen. © Foto Diether v. Goddenthow

So wenig scharf die von den Betroffenen subjektiv empfundenen Grenzen zwischen Gesundheit und Beeinträchtigung, zwischen guter und schlechter Lebensqualität sind, so verhandelbar ist oft auch die medizinische Definition von Krankheit: Ab welchem messbaren Grenzwert ist ein Befund pathologisch? Wo endet der Bereich des „Normalen“, und ist jede Abweichung davon automatisch auch behandlungsbedürftig? „Mit immer empfindlicheren Diagnosemethoden dringen wir in Bereiche vor, die prognostisch möglicherweise nicht mehr relevant sind“, sagt Lerch etwa mit Blick auf immer sensitivere Labormethoden. Auch Kosten setzen Grenzen und werfen die Frage auf, welcher Wert einem Zugewinn an Lebensqualität oder Lebenszeit zugemessen wird – etwa bei extrem teuren Implantaten im Bereich der Kardiologie oder bei neuartigen Krebsmedikamenten, die mit monatlichen Behandlungskosten von mehr als zehntausend Euro zu Buche schlagen.

Wo Grenzen sind, sind Grenzstreitigkeiten oft nicht fern. Ab welchem physiologischen Richtwert soll Behandlungsbedürftigkeit beginnen? Welche Erkrankung soll eher chirurgisch, welche endoskopisch behandelt werden? Und – insbesondere mit Blick auf eine voranschreitende Digitalisierung – wie weit darf das Recht auf Leben und Gesundheit dem Datenschutz geopfert werden und umgekehrt? „Kontroverse Themen wie diese möchten wir auf dem Kongress intensiv diskutieren, etwa in entsprechenden Pro- und Contra-Symposien“, so Lerch.

Kongress-Impressionen. © Foto Diether v. Goddenthow
Kongress-Impressionen. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Schwerpunktthemen des Kongresses im Einzelnen sind:
– Grenzen ärztlichen Handelns – Was kann die Medizin, was kann die oder der Einzelne leisten? Welche Rolle spielen Überlastung und Resilienz heute?
– Ethische Grenzen – Welche medizinischen Maßnahmen können oder sollten gerade am Lebensende noch ergriffen werden? Was entspricht dem Patientenwillen, was wirkt sich tatsächlich auf die Lebensqualität aus?
– Medizinische Grenzen – Was ist medizinisch möglich und welchen Preis ist die Gesellschaft bereit, dafür zu zahlen?
– Überwindung von Grenzen – Der (medizinisch-)technische Fortschritt verschiebt die Grenzen des Machbaren immer weiter. Zu den Durchbrüchen der letzten Jahre zählen u.a. neue Herzklappen, mRNA- und Antikörper-basierte Therapeutika, aber auch der zunehmende Einsatz der Telemedizin.
– Grenzen zwischen der Inneren Medizin und anderen Fachgebieten – sind nicht in Stein gemeißelt: Sie sind fließend, unscharf, verschieben sich stetig und sollten für interdisziplinäre Kooperationen immer offen sein. Wie ist der Status quo?
– Nicht überwundene Grenzen – Wie kann die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die klinische Praxis – etwa bei der personalisierten Medizin – besser und schneller gelingen? Welchen Weg haben wir bei der Digitalisierung noch vor uns?

Über diese Schwerpunkte hinaus deckt der noch bis morgen im Rhein-Main-Kongress-Center (RMCC) stattfindende Kongress in über 750 Vorträgen die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin ab.

Internationale Tage Ingelheim präsentieren ab 1.Mai 2022 Meisterblätter von Edvard Munch

Meisterblätter von Edvard Munch in Ingelheim Die Ausstellung der Internationalen Tage widmet sich 2022 dem norwegischen Künstler Edvard Munch. Der 1863 geborene Künstler entwickelt sich schnell zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Maler und Grafiker der frühen Moderne in Europa. © Foto Diether v. Goddenthow
Meisterblätter von Edvard Munch in Ingelheim Die Ausstellung der Internationalen Tage widmet sich 2022 dem norwegischen Künstler Edvard Munch. Der 1863 geborene Künstler entwickelt sich schnell zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Maler und Grafiker der frühen Moderne in Europa. © Foto Diether v. Goddenthow

Nach Käthe Kollwitz im vergangenen Jahr, präsentieren die Ingelheimer Tage mit Meisterblättern des norwegischen Künstlers Edvard Munch vom 1. Mai bis 10.Juli 2022 wieder herausragende künstlerische Positionen, die in diesem Umfang in Ingelheim noch nie zu sehen waren. Der 1863 geborene Künstler entwickelt sich schnell zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Maler und Grafiker der frühen Moderne in Europa.

Mit der Ausstellung „Edvard Munch. Meisterblätter“ greifen die Internationalen Tage zwei Schwerpunkte auf, die auch in den vergangenen Jahrzehnten für die Ausstellungen in Ingelheim prägend waren, so Kurator Dr. Ulrich Luckhardt. Zum einen würde einer der international bekanntesten Künstler um die Wende des 19. Zum 20. Jahrhundert gezeigt, zum anderen, greife auch die diesjährige Ausstellung wieder das künstlerische Medium der Druckgrafik auf. Dieses künstlerisches Medium habe auch in der Vergangenheit immer wieder eine zentrale Rolle bei hier gezeigten internationalen Künstlern gespielt, etwa bei Picasso, Miro, Dürer, Rembrandt, Goya, und im letzten Jahr bei Käthe Kollwitz.
Bei den von Munchs präsentieren Druckgrafiken handele es sich beispielsweise um Radierung, Lithografie, Holzschnitte und als Besonderheit um eine Hektografie, um einen sogenannten Matrizendruck, was sehr ungewöhnlich sei, so Dr. Luckhardt.

Edvard Munch
Nach einem kurzen Kunststudium in Christiania (heute Oslo) zieht es Edvard Munch 1889 erstmals nach Paris, wo er sich mit dem Symbolismus des ausgehenden Jahrhunderts auseinandersetzt. Persönliche Schicksalsschläge wie der frühe Tod der Mutter und einer Schwester, aber auch unglückliche Beziehungen zu Frauen, prägen schon früh Munchs künstlerisches Werk. So ist die Beziehung der Geschlechter mit den Facetten von Glück und Angst, Erwartung und Sehnsucht Grundthema seiner Kunst, die sich nach der Wende zum 20. Jahrhundert mehr und mehr vom Symbolismus löst. Munch entwickelt nun eine eigene psychologische Bildsprache zwischen tief empfundener Melancholie, Einsamkeit und Todesangst. Als diese Werke erstmals 1892 in Deutschland im Verein Berliner Künstler in Berlin ausgestellt werden, lösen sie einen Skandal aus, der zur Schließung dieser Ausstellung führt.
Gefeiert von der jungen Generation von Künstlern, Literaten und Intellektuellen begründet sich so Munchs großer Einfluss nicht nur auf die bildende Kunst in Deutschland.
Neben der Malerei entsteht seit 1894 weitgehend autodidaktisch ein sehr umfangreiches druckgrafisches Werk, das die Themen der Gemälde aufnimmt. In ihrer technischen Perfektion und den einzigartigen Experimenten, unterschiedliche Druckverfahren miteinander zu kombinieren, wird Munchs druckgrafisches Werk zu einem künstlerischen Höhepunkt in diesem Genre.

Selbsterkundung und Führungen mit Frühstück bzw. Kaffee u Kuchen
Die zirka 90 oftmals farbigen Druckgrafiken geben einen profunden Überblick über das Werk von Edvard Munch. Dabei habe man jedoch die Werke nicht wie bei einer Retrospektive chronologisch, sondern nach Themenschwerpunkten gehängt, angepasst an die Räumlichkeiten im Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus. Hierdurch gewinnt die Ausstellung eine enorme Klarheit und Besucher können sich, beginnend mit Raum 1, im Untergeschoss, systematisch bis Raum 5, im 2 Obergeschoss, durch Munchs Werke „arbeiten“. Am besten sei, so Dr. Luckhardt, dies jeweils im Uhrzeigersinn zu tun. Saaltexte in jedem Raum geben eine kleine Einführung zu den jeweiligen Werken.

Themenschwerpunkte

Ausstellungs-Impression : Meisterblätter von Edvard Munch in Ingelheim vom 1.05. bis 10.7.2022. Vorne "Mädchen auf der Brücke", 1920, Holzschnitt und farbige Lithografie, Sammlung E.W.K., Bern. © Foto Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression : Meisterblätter von Edvard Munch in Ingelheim vom 1.05. bis 10.7.2022. Vorne „Mädchen auf der Brücke“, 1920, Holzschnitt und farbige Lithografie, Sammlung E.W.K., Bern. © Foto Diether v. Goddenthow

Anziehung und Loslösung
Beginnend mit dem Geschlechterverhältnis von Mann und Frau, von Männerfantasien über die Annäherung und die innige Liebe bis hin zu Eifersucht und Loslösung und Trennung durch gemeinsamen Tod, wird hier ein Bogen des Lebens visualisiert.

Selbst und Freunde
Zusammen mit den Selbstporträts zeugen die Bildnisse der Literaten wie Henrik Ibsen und August Strindberg oder des Komponisten Frederick DeLus Munchs enge Verbindungen in andere künstlerische Bereiche.

Melancholie und Einsamkeit
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Melancholie und Einsamkeit von Menschen, sowohl in Innenräumen wie vor der offenen Meereslandschaft, wobei diese zum tiefgründigen Ausdruck der menschlichen Seele werden.
Das Schwermütige spiele ja in Skandinavien in der Kunst eine sehr große Rolle, so Dr. Luckhardt, und insbesondere auch bei Munch, der ja selber psychisch sehr labil war und nach einem psychischen Zusammenbruch in den Jahren 1908 /1909 für 8 Monate in einer Kopenhagener Nervenklinik weilte. Diese Schwermütigkeit zeichne sich besonders in Darstellungen der Figuren am Meer aus,  einsame Figuren, auch Rückenfiguren, deren Gesicht man nicht sieht. Das sei natürlich alles vor dem Hintergrund zu sehen, dass zu Munchs Zeit die Psychoanalyse entwickelt wurde. Und gerade die nordischen Künstler haben sich damit sehr auseinandergesetzt. Sie haben diese neue Dimension der Menschheit versucht darzustellen, oder im Werk aufwühlen zu lassen, so der Kurator bei der Presseführung.

Erinnerung
Erinnerung meint hier insbesondere das Erinnern an traumatische Lebenssituationen. Vorangestellt wird auf der Texttafel ein Zitat, in dem Munch die Situation beschreibt, in der ihm das Motiv „Der Schrei“ erscheint, was er dann in Gemälden und in der jetzt in Ingelheim gezeigten Lithographie künstlerisch ausgearbeitet hat. Aber auch Ängste spielen bei diesen  Motiven eine große Rolle. Der Schrei resultiere ja im Endeffekt aus einer Angst, so der Kurator. Ebenso haben Munch persönliche Erinnerungen besonders geprägt wie der frühe Tod seiner Mutter oder der frühe Tod einer seiner Schwestern. Munch verarbeitet dies unter anderem in einer Motivgruppe „Das Kranke Kind“.

Liebe, Schmerz, Tod
In der letzten Station im großen, ehemaligen Ratssaal, geht es erneut  um das „Verhältnis der Geschlechter“, diesmal jedoch um die „Rolle“ der Frau als ein für Männer bedrohliches Wesen. Er stellt sie da, etwa als  Salome, im „Gewand“ einer Geigerin mit einem fast skeletthaften, ausgemergelten Kopf. Oder als „Harpye“ , die auch eine Todesgefahr für das männliche Geschlecht signalisiere. Oder „seine“ Frau mit roten Haaren und grünen Augen, der Munch den Titel die „Sünde“ gegeben hat. Besonders nachdrücklich der Titel „Vampyr“: eine über einen Mann gebeugte Frau, die den Mann aussaugt, ihn tötet. Allerdings, so Dr. Luckhardt, könne dieses Werk auch anders interpretiert werden, etwa als eine intime zärtliche Umarmung. Eindeutigkeit gäbe es bei Munch bewusst nicht.

Der schöpferische Akt
Die Ausstellung endet sozusagen als Essenz seines Werkes mit drei Blättern: Im Holzschnitt „Die Blume des Schmerzes“ ragt eine männliche Figur aus dem Boden heraus, aus seinem Herz quillt ein Blutstrom, welcher eine Blume nährt und diese zum Erblühen bringt, sozusagen als Symbol für den Kreislauf des Lebens. Im zweiten Druck  erneut ein Motiv mit einer  Harpyie, einem antiken Zwitterwesen, einem Vogelwesen, was einen weiblichen Körper hat. Die Vogelfrau tötet Männer und wird bei Munch zur Metapher für die Kunst über das Leben des Künstlers hinaus. Das dritte Werk, eine Lithografie einer vertikal aufgerichteten „Urne“, aus der unten ein junges Frauengesicht herausschaut, ist ein geflügeltes Wesen „voller Trauer und Schönheit“. Es symbolisiert die Erneuerung, das Neuerstehen aus dem Abgelebten. So erklärt Munch einen Aspekt zum Wesen der modernen Kunst: ihre ständige Erneuerung.

Besuch und Führungen

Neben Selbsterkundung gibt es auch ein großes Angebot an originellen  Führungen:  etwa „Frühstück & Kunst“ (18 Euro inklusive Frühstück), „Kaffeezeit & Kunst“ (18,- Euro inklusiv Kaffee u. Kuchen) oder die an drei Terminen die Kuratoren-Führung mit Dr. Ulrich Luckhardt. Zudem gibt es gesonderte Angebote für Schulklassen, sowie Workshops für Kinder und am 10. Juni von 19 bis 24 Uhr die Nacht der Kunst rund um den Francois-Lachenal-Platz.
https://www.internationale-tage.de/fuehrungen/

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag
11.00 bis 18.30 Uhr

Samstag, Sonntag und Feiertag
11.00 bis 18.00 Uhr

Montag geschlossen
(außer an Feiertagen)

Eintritt
7,- Euro Tageskarte (ausschließlich am Tag des Besuchs an der Museumskasse erhältlich, eine Reservierung vorab ist nicht notwendig)
5,- Euro ermäßigt
(Schüler ab 17 Jahre, Studenten, Auszubildende, Behinderte)
Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei

Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus
François-Lachenal-Platz 1
55218 Ingelheim am Rhein
(Stadtteil Nieder-Ingelheim)

 

Katalog

It_Katalog_2022_01-250Gefeiert von der jungen Generation von Künstlern, Literaten und Intellektuellen begründet sich Munchs großer Einfluss auf die Kunst unter anderem in Deutschland. Sein umfangreiches druckgrafisches Werk bildet in technischer Perfektion und der einzigartigen Kombination unterschiedlicher Druckverfahren einen künstlerischen Höhepunkt dieser Gattung. Der Band stellt beliebte Themen seines Schaffens anhand herausragender Arbeiten vor. Die exzellenten Abbildungen erläutert ein fundierter Text von Uwe M. Schneede.
Edvard Munch. Meisterblätter
Herausgegeben von Ulrich Luckhardt mit Texten von Uwe M. Schneede
160 Seiten, 100 Abbildungen in Farbe
21 x 27 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-3984-6
29,90 €

Eröffnung der Saatgutbank für Wildpflanzen Rheinland-Pfalz im Botanischen Garten der Uni Mainz

Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist neben den Botanischen Gärten Berlin, Osnabrück und Regensburg erst die vierte Einrichtung in Deutschland, die eine moderne Saatgutbank für Wildpflanzen nach internationalem Standard unterhält. © Foto Diether v. Goddenthow
Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist neben den Botanischen Gärten Berlin, Osnabrück und Regensburg erst die vierte Einrichtung in Deutschland, die eine moderne Saatgutbank für Wildpflanzen nach internationalem Standard unterhält. © Foto Diether v. Goddenthow

Im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eröffneten heute Umweltministerin Katrin Eder, Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch, Dr. Daniel Wolf, Bundesamt für Naturschutz, Botanischer Artenschutz, Dr. Elke Zippel, Kuratorin Dahlemer Saatgutbank, Botanischer Garten Berlin und Mitstreiter die bundesweit 4. Saatgutbank für Wildpflanzen. In dem neuen technisch entsprechend ausgestatteten Gebäude können Samen seltene und gefährdete Pflanzenarten jahrzehntelang keimfähig gelagert werden. Das Projekt entwickelte sich aus der Beteiligung des Botanischen Gartens und der Grünen Schule an einem deutschlandweiten Verbundprojekt zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen (WIPs-De). Die Saatgutbank ermöglicht neue Forschungs- und Bildungsprojekte im Botanischen Garten
und bietet zusätzliche Optionen für den botanischen Artenschutz in Rheinland-Pfalz.

Samen gehören zu den spektakulärsten Organen, die Pflanzen in ihrer langen Evolution hervorgebracht haben, erläutert Dr. Ralf Omlor, Wissenschaftlicher Leiter und Kustos Botanischer Garten Uni Mainz. Sie dienen der Vermehrung und Ausbreitung und sind für diese Aufgaben perfekt ausgestattet. Aber auch für uns Menschen sind Samen von enormer Bedeutung. Denn letztlich basiert unsere gesamte kulturelle Entwicklung seit der Erfindung des Ackerbaus vor etwa 10.000 Jahren auf der Nutzung von Pflanzensamen. Das wäre nicht möglich, wenn Samen nicht ganz spezifische Eigenschaften hätten. Sie verfügen in ihrem Innern über einen ruhenden Pflanzenembryo, der sich unter günstigen Bedingungen schnell zu einer neuen Pflanze entwickeln kann. Das gibt uns die Möglichkeit, Pflanzen als Samen leicht zu transportieren und sie nach unseren Vorstellungen auch fern ihres Ursprungsortes anzusiedeln.

Blick auf die Saatgutbank im Botantischen Garten der Universität Mainz.  © Foto Heike v. Goddenthow
Blick auf die Saatgutbank im Botantischen Garten der Universität Mainz. © Foto Heike v. Goddenthow

Während Saatgutbanken für Kulturpflanzen also fast überall verfügbar sind, sieht es für Wildpflanzen sehr viel schlechter aus. Beim Schutz von Wildpflanzen hat man sich lange fast ausschließlich auf den Erhalt der Arten in ihren natürlichen Lebensräumen (In-situ, d.h. an Ort und Stelle) konzentriert. In den vergangenen Jahrzehnten hat man aber feststellen müssen, dass In-situ Maßnahmen allein nicht mehr ausreichen, um das Aussterben von Pflanzenarten zu stoppen. Mit der Globalen Strategie zum Schutz der Pflanzen (Global Strategy for Plant Conservation, GSPC) wurden 2002 im Rahmen der Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) daher 16 konkrete Ziele international vereinbart.
Darin wird erstmals auch der hohe Stellenwert von Maßnahmen außerhalb der natürlichen Lebensräume (Ex-situ) betont. In dem für Botanische Gärten besonders relevanten Ziel 8 heißt es:
Bis 2020 sind „75 % der gefährdeten Pflanzenarten in zugänglichen Ex-situ-Sammlungen enthalten, vorzugsweise im Herkunftsland, und 20 % davon in Wiederansiedlungs- und Wiederherstellungsprogramme einbezogen“, so Dr. Daniel Wolf vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn

Von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt, aber die Verabschiedung der globalen Strategie hat wichtige Impulse gegeben. So gibt es heute weltweit bereits an mehr als 400 Botanischen Gärten Kapazitäten zur mittel- oder langfristigen Samenlagerung (BGCI 2019). In Deutschland sind Saatgutbanken für Wildpflanzen allerdings dünn gesät. Lediglich in den Botanischen Gärten in Berlin-Dahlem (Dahlemer Saatgutbank), Osnabrück (Loki Schmidt Genbank für gefährdete Wildpflanzen) und Regensburg (Bayern Arche) gibt es solche Einrichtungen. „Es ist wichtig, dass wir mit dem Projekt Wildpflanzenschutz Deutschland die Sicherung von Pflanzenarten in technischen Einrichtungen mit konkreten Artenschutzmaßnahmen im Lebensraum verbinden konnten. Im Rahmen dieses Projektes ist auch die Einrichtung der Saatgutbank am Botanischen Garten in Mainz unterstützt worden.“, so Dr. Daniel Wolf. Die globalen Ziele wurden in der nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt für Deutschland konkretisiert. Das Förderprogramm „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ des Bundes unterstützt deren Umsetzung.

Das Labor im Herz der Saatgutbank. (v.r.) Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Elke Zippel von der Dahlemer Saatgutbank des Botanischen Gartens Berlin, Dr. Ralf Omlor, Wissenschaftlicher Leiter und Kustos Botanischer Garten Uni Mainz, Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland- Pfalz,  Dr. Ute Becker, Grüne Schule und ganz links: Dr. Daniel Wolf, Bundesamt für Naturschutz, Botanischer Artenschutz. © Foto Diether v. Goddenthow
Das Labor im Herz der Saatgutbank. (v.r.) Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Elke Zippel von der Dahlemer
Saatgutbank des Botanischen Gartens Berlin, Dr. Ralf Omlor, Wissenschaftlicher Leiter und Kustos Botanischer Garten Uni Mainz, Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-
Pfalz, Dr. Ute Becker, Grüne Schule und ganz links: Dr. Daniel Wolf, Bundesamt für Naturschutz, Botanischer Artenschutz. © Foto Diether v. Goddenthow

Mit dem Einstieg in das bundesweites Verbundprojekt zum Wildpflanzenschutz WIPs-De, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wird, bot sich die Gelegenheit, am Botanischen Garten Mainz eine regionale Saatgutbank zu etablieren. Dieser Schritt ist nun abgeschlossen. Mit der Fertigstellung eines vom Land Rheinland-Pfalz finanzierten Anbaus an das bestehende Gebäude der Saatgutreinigung sind jetzt alle Voraussetzungen für die Langzeitlagerung von Samen geschaffen.

Wichtigster Bestandteil der technischen Ausstattung ist eine begehbare Klimakammer, in der die Samen vor dem Einfrieren bei 15°C und 15% relativer Feuchte langsam bis zu einer Restfeuchte von nur noch 3,5 bis 6,5 % getrocknet werden. Die Finanzierung dieser speziellen Klimakammer ermöglichten die Mainzer Wissenschaftsstiftung und der Freundeskreis des Botanischen Gartens, die dafür jeweils 30.000 Euro zur Verfügung gestellt haben. Zusätzliche Geräte zur Vakuumierung der Saatgutproben, zur Messung der Restfeuchte in den Samen und zur Prüfung ihrer Keimfähigkeit wurden aus den Fördermitteln des Projekts WIPs-De finanziert.

In die neue Saatgutbank werden nun zunächst die im Rahmen von WIPs-DE in Rheinland-Pfalz und im Saarland gesammelten Samen einer vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) erstellten Liste von Arten, für deren Erhalt Deutschland eine besondere Verantwortung hat, eingelagert. Seit 2020 besteht zudem eine Kooperation mit einem Projekt an der TU Bingen zur Erhaltung und Förderung von Ackerwildkräutern, das im Rahmen der Aktion Grün des Landes Rheinland-Pfalz gefördert wird.

Hierbei geht es um die Sicherung und Vermehrung der letzten Vorkommen gefährdeter Ackerwildkräuter, von denen auch Samenproben in der Saatgutbank des Botanischen Garten
eingelagert werden. Aber das ist erst der Anfang. Die Saatgutbank ermöglicht neue Forschungsprojekte und bietet zusätzliche Optionen für den botanischen Artenschutz in RheinlandPfalz.

„Die Vielfalt der Arten und auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten ist ein großer Schatz der Natur, der nicht nur um seiner selbst willen schützens- und erhaltenswert ist“, sagt Umweltministerin Katrin Eder. „Vielmehr sind Arten als Teile des Ökosystems wichtige Ressourcen für die Zukunft und Lebensgrundlage für den Menschen. Jede Art übernimmt Funktionen im Ökosystem und ist auf besondere Weise an ihren Standort angepasst. Dies kann gerade in Zeiten des Klimawandels eine wichtige Ressource darstellen, wenn es um die Entwicklung von Anpassungsstrategien zum Beispiel in der Nutzpflanzenzucht geht. Auch für die Medizin ist das wichtig, denn sie bedient sich pflanzlicher Wirkstoffe bei der Medikamentenherstellung. Stirbt eine Art aus, so verlieren wir auch die Möglichkeit, „von ihr lernen zu können“. Dies ist einer von vielen Gründen, warum es so wichtig ist, diesen Schatz zu bewahren. Saatgutbanken und das gesamte Verbundprojekt leisten dazu einen immensen Beitrag.“

„Botanische Gärten sind für diese Aufgabe prädestiniert,“ ergänzt Dr. Elke Zippel von der Dahlemer Saatgutbank des Botanischen Gartens Berlin. „Keine anderen Instututionen haben derart viel Erfahrung mit der Kultur und Vermehrung von Wildpflanzen. Mit dem Aufbau von Saatgutbanken, die die meisten Botanischen Gärten zu einem nicht unerheblichen Teil selbst tragen, wird diese Tradition erweitert, in neuer, technisch optimierter Form ausgebaut und gibt Botanischen Gärten angesichts der dramatischen Biodiversitäskrise eine wichtige Rolle für den botanischen Artenschutz.“

Botanischer Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg 9 b
55128 Mainz
http://www.botgarten.uni-mainz.de

30 Jahre Literaturhaus Frankfurt am Main e.V. – Jubiläumsprogramm

Literaturhaus Frankfurt feiert 30jähriges Bestehen. © Foto Diether v. Goddenthow
Literaturhaus Frankfurt feiert 30jähriges Bestehen. © Foto Diether v. Goddenthow

Als ein zentrales Organ der Literaturvermittlung gilt das Literaturhaus Frankfurt bereits seit über 30 Jahren; seit der Eröffnung im Januar 1991 ist es der Ort in Frankfurt für die Begegnung und Auseinandersetzung mit den Literaturen, Künsten, Medien und Wissenschaften unserer Gegenwart.

Unter dem Motto „30 Jahre Literaturhaus Frankfurt“ lädt das achtköpfige Team des Literaturhauses zwischen Mai und Juli 2022 das weit über Frankfurt hinausreichende Publikum, die Frankfurterinnen und Frankfurter selbst, die Mitglieder, Partner, Förderer, die Wegbereiter und -begleiter, die Autorinnen und Autoren, Pressevertreter, Verlagskollegen sowie Freunde zum Jubiläumsprogramm ein. In ausgesuchten Veranstaltungen mit Philip Waechter, Fatma Aydemir, Petra Gerster & Christian Nürnberger, den Lyrikerinnen Simone Lappert, Katrin Pitz und Judith Zander, Andreas Steinhöfel & Melanie Garanin sowie Verena Auffermann spiegelt sich die programmatische Vielfalt wider, die das Haus auszeichnet: ob Kinder- oder Sachbuch, Roman oder Lyrik, ob Wohnzimmerlesung oder Jubiläumsflussfahrt. Alle Infos zum Jubiläumsprogramm finden Sie anbei.

Neben der Autorenlesung und Diskussion – in der Vergangenheit u.a. mit Jonathan Franzen, Herta Müller, Uğur Şahin & Özlem Türeci, Tom Tykwer, Chimamanda Ngozi Adichie, Saša Stanišić, Kirsten Boie, Édouard Louis, Karl Ove Knausgård, Ines Geipel, Jason Reynolds, Nino Haratischwili, Harald Welzer, Isabel Allende, Alice Hasters, Adam Zagajewski, Yasmina Reza, Abbas Khider, Juli Zeh, Durs Grünbein, Herlinde Koelbl, David Constantine, Judith Hermann, Dirk Nowitzki, Elisa Diallo, Dominik Graf, Anita Albus, Wim Wenders oder Robert Habeck – veranstaltet das Literaturhaus auch Lesungskonzerte etwa mit Jacques Palminger, Christiane Rösinger oder dem Vogler Quartett sowie Buchmessenfeste und -partys. Neben der traditionsreichen Diskussionsveranstaltung „Schöne Aussichten – Das Frankfurter Literaturgespräch“ in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk werden zudem immer wieder neue Formate erprobt: Lesungen in Privatwohnungen, Kooperationen mit Frankfurter Museen, die Nominierten des Deutschen Buchpreises und des Sachbuchpreises als Literaturhausgäste im Schauspiel Frankfurt, der jeweilige Poetikdozent der Goethe-Universität im Literaturhausprogramm. Außerdem kooperiert das Literaturhaus Frankfurt für Symposien und Tagungen mit den Universitäten Göttingens, Siegens und Frankfurts sowie u.a. mit Litprom e.V.

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Dass Dichterlesungen boomen, dass die Institution „Literaturhaus“ seit ihrer Gründung Mitte der 80er Jahre zu einem Markennamen und europäischen Exportschlager geworden ist, ist auch dem Literaturhaus Frankfurt zu verdanken – einem wichtigen Ort der Literaturvermittlung, regional und überregional. Die von Dr. Ina Hartwig hervorgehobenen „vielfältigen Vermittlungsangebote“ zeigen sich u.a. in dem Pilotprojekt „Literatur ein Einfacher Sprache“, dem Festival für kulturelle Diversität „WIR SIND HIER.“, der literaturbasierten Intervention „Shared Reading“ oder dem „KOLLEG SCHÖNE AUSSICHT“, dem Literaturhaus für Lehrerinnen und Lehrer.

„Über die letzten zehn vorpandemischen Jahre (2009 – 2019) konnte das Publikum nahezu verdreifacht werden. Die daraus resultierenden jährlichen Eintrittseinnahmen wurden in diesem Zeitraum mehr als vervierfacht“, so Literaturhausleiter Hauke Hückstädt zur Basis, zum Rückhalt und zur Ausgangsvoraussetzung für eine Viele interessierende und ansprechende Programmarbeit. Und weiter: „Das Literaturhaus hält es [auch weiterhin] mit Bernhards ‚Alte Meister‘ gegen alles nur Alte, nur Meisterliche und ist mit seiner unaufgeregten Vielstimmigkeit und auch notwendigen Widersprüchlichkeit mehr denn je in die Mitte Frankfurts gerückt. Die größte Arena für das Buch ist nicht mehr das Fernsehen, die Zeitung, das Internet oder das Radio, sondern die lebendige Konfrontation, das gespannte Halbrund von Podium und Publikum. Deutschland ist Weltmarktführer für diese Begegnung von Autoren mit ihren Lesern. Und die Schöne Aussicht 2 darf man zu den Branchenführern zählen.“

 

Jubiläumsprogramm

Impression einer Saalveranstaltung . © Foto Diether v. Goddenthow
Impression einer Saalveranstaltung . © Foto Diether v. Goddenthow

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet exklusiv vor Ort statt.
Sonntag 22.05.22 / 15.00 h / Saalticket 5 Euro
Philip Waechter: Ein Tag mit Freunden
Kinderbuch-Nachmittag für alle ab 4 Jahren

Es lebe die Gemeinschaft!
Waschbär hat Langeweile. Da hilft nur Lesen. Oder Sport. Oder Apfelkuchen! Aber ohne Eier kein Kuchen. Sicher hat Fuchs noch welche. Also geht Waschbär zu Fuchs und mit ihm zusammen weiter zu Dachs und zu Bär. Und Krähe kommt auch noch mit. Am Ende sind alle fünf Freunde am Bach. Und haben jede Menge Spaß. Als die Sonne untergeht, gibt es endlich den Kuchen. Gemeinsam gebacken und natürlich für alle! Der Frankfurter Illustrator Philip Waechter ist ein begnadeter Zeichner und ein Meister der zauberhaften, großen kleinen Momente im Leben. Beim Kinderbuch-Nachmittag liest er für alle ab vier Jahren aus seinem frühsommerlichen Bilderbuch „Ein Tag mit Freunden“ (Beltz & Gelberg) und zeichnet für die Kinder.

Die Veranstaltung wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V. Das Junge Literaturhaus wird unterstützt von der Dr. Marschner Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung.

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Montag 23.05.22 / 19.30 h
Fatma Aydemir: Dschinns
Moderation: Miryam Schellbach
Saalticket 9 / 6 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro

Welche Geschichten erzählen wir von uns und welche nicht, um in einer Gemeinschaft akzeptiert zu werden?
Hüseyin stirbt mit nur 59 Jahren an einem Herzinfarkt in seiner frisch bezogenen Eigentumswohnung in Istanbul. Zur Beerdigung reist seine Familie aus Deutschland an, dem Land, in dem er 30 Jahre lang hart gearbeitet hat. Nach ihrem 2017 erschienenen preisgekrönten Debüt „Ellbogen“ legt Fatma Aydemir mit „Dschinns“ (Hanser) nun einen packenden, intensiven Familien- und Gesellschaftsroman vor. Sie erzählt auf eindrucksvolle Weise die Geschichten von sechs Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Biografien eng verwoben sind mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten im Deutschland der siebziger, achtziger und neunziger Jahre. Aydemir erzählt von „Dschinns“ – diffusen Ängsten, die sich nie vollständig greifen und aussprechen lassen – und von der Sehnsucht, einander zu verstehen. Das unveröffentlichte Romanprojekt wurde 2020 mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. Das Gespräch mit der Autorin und taz-Kolumnistin führt die Literaturkritikerin Miryam Schellbach.
Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Mittwoch 25.05.22 / 19.30 h
Petra Gerster und Christian Nürnberger: Vermintes Gelände
Saalticket 12 / 8 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro

Kampf der Begriffe: Wie der Streit um Wörter Gesellschaft prägt
Waren das gute Zeiten, als man über die Minderheit der Mantafahrer Witze reißen konnte? Sagt der eine zum anderen: „Ey, hab mir nen Duden gekauft!“ – „Und, haste schon eingebaut?“ Es herrschen jedenfalls schlechte Zeiten für Besitzstandswahrung. Vieles steht in Frage. Abgesetzte Operninszenierungen, wortbereinigte Klassiker, Anschläge auf Karikaturisten, Straßenumbenennungen. Cancel Culture und Diversity, Gleichstellung und Sprachpolizei. Aus LGBT ist inzwischen LGBTQIA geworden. Die Identitätsfixierung greift um sich, Aufruhr. Dabei eröffnet sich gerade die Chance auf eine Gesellschaft, die sensibler, reflektierter mit sich umgeht. Die Journalistin und langjährige heute-Nachrichten-Moderatorin Petra Gerster und der Publizist Christian Nürnberger geben mit „Vermintes Gelände“ (Heyne) einen Überblick und halten es mit Christian Kracht: „Denn alles, was nicht ins Bewusstsein steigt, kommt als Schicksal zurück.“

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Montag 13.06.22 / 19.30 h
Drei Mal 30 mit Simone Lappert, Katrin Pitz und Judith Zander
Einführung: Michael Braun
Saalticket 7 / 4 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro

Drei Poesien, drei Stimmen, 90 Minuten
Das beliebte, abwechslungsreiche wie poetisch zugewandte Format: Das Literaturhaus stellt drei Dichterinnen mit ihren aktuellen Gedichtbänden vor. Die Leonce-und-Lena-Preis-Gewinnerin 2021 Katrin Pitz, die „Ingenieurin der Worte“, mit ihrem Band „auch solche tage waren immer schon da“ (Elif Verlag). Die Schweizerin Simone Lappert, die nach dem erfolgreichen Roman „Der Sprung“ mit dem Gedichtband „längst fällige verwilderung“ reüssiert (Diogenes). Sowie Judith Zander, die vielgeschätzte Autorin und Fontane-Literaturpreisträgerin, die mit ihrem dritten Gedichtband „im ländchen sommer im winter zur see“ ein trickreiches Wechselspiel der Elemente und Formen probt (dtv). Der Literaturkritiker Michael Braun stellt die Bücher und Autorinnen in kurzen wie poetischen Betrachtungen vor.

Die Veranstaltung wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V. und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Freitag 24.06.22 / 15.00 h
Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin: Völlig Meschugge?!
Lesung für alle ab 12 Jahren
Saalticket 5 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro

Eine Frage der Freundschaft
Der Kinder- und Jugendbuchautor Andreas Steinhöfel begeistert immer wieder mit seinen jungen Figuren. Sie sind liebenswert und durchaus kompliziert. Und sie gehen stets ihre ganz eigenen Wege. Steinhöfels neueste Helden sind Benny, Hamid und Charlie. Während das ZDF die gleichnamige Serie in München dreht, hat die Comiczeichnerin Melanie Garanin bereits einen Comic aus ihrer Geschichte gemacht: „Völlig meschugge?!“ (Carlsen). Darin erzählen Autor und Zeichnerin aus der Perspektive der jungen Umweltschützerin Charlie, wie die Ressentiments der Erwachsenen die Freundschaft zwischen ihr, Hamid und Benny zu zerreißen drohen, nachdem Benny begonnen hat, einen Davidstern zu tragen. Zum 30. Jubiläum des Literaturhaus Frankfurt am Main e.V. kommen Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin zu einer ganz besonderen gemeinsamen Lesung nach Frankfurt.

Die Veranstaltung wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V. Das Junge Literaturhaus wird unterstützt von der Dr. Marschner Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung.

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Die Veranstaltung findet exklusiv auf dem Schiff statt.
Freitag 24.06.22 / Boarding 19.00 h Eiserner Steg / Beginn 19.30 h
Jubiläumsflussfahrt: 30 Jahre Literaturhaus
Kartenreservierung (14 Euro) exklusiv für Mitglieder bei Julia Ketterer unter info@literaturhaus-frankfurt.de.

Danke, Frankfurt am Main!
Das Literaturhaus ist 30, mittlerweile sogar schon 31! 1991 fand die erste öffentliche Veranstaltung statt. Und jetzt, da im vergangenen Jahr aus bekannten Gründen kaum an Geselligkeiten zu denken war, feiert die Institution diese drei Jahrzehnte mit Wegbereitern und -begleitern, Förderern, Freunden und Mitgliedern, Autorinnen und Autoren. In 30 Jahren haben etwa 5.000 Podiumsgäste das Haus beehrt, wahrscheinlich über 100 Mal so viele Zuschauer kamen in die Bockenheimer Landstraße und seit nunmehr 17 Jahren in das Literaturhaus an der Schönen Aussicht. Das wird gefeiert mit ausgewählten Veranstaltungen und einer Flussfahrt. Während die MS Maria Sibylla Merian mit Blick auf die Skyline vor den Ufern des Literaturhauses kreuzt, gibt es an Bord Überraschungen, eine feine Tombola, eine autorenunterstützte Auktion, Muzak und vor allem aber Gespräche und Begegnungen auf allen Decks. Ende der Veranstaltung gegen Mitternacht.

Jubiläum – 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt
Samstag 09.07.22, 19.30 h / Eintritt 14 Euro
Mitglieds Heim XIII mit Verena Auffermann: 100 Autorinnen in Porträts

Exklusiv für Mitglieder
Mitglieds Heim, das sind Abende, an denen das Literaturhaus die Mitglieder des Literaturhaus Frankfurt e.V. zum Austausch über Bücher, Autorinnen und Autoren einlädt. Und zwar in die Wohnungen von Mitgliedern. Aus bekannten Gründen war das nun seit Januar 2020 kaum möglich. Jetzt aber, zum Abschluss der Jubiläumssaison 30 Jahre Literaturhaus Frankfurt erwarten wir die bekannte Publizistin und Kritikerin Verena Auffermann, die gemeinsam mit Elke Schmitter, Julia Encke, Gunhild Kübler und Ursula März 100 Autorinnen in kurzweilig zu lesenden Porträts versammelt hat: „100 Autorinnen in Porträts“ (Piper). Reden wir also über Atwood und Adichie, über Sappho und Zeh. Die Gastgeberin und das Literaturhaus empfangen Sie mit Wein und Käse. Die Platzzahl ist begrenzt. Keine Abendkasse. Kartenvorverkauf und Angaben zum genauen Veranstaltungsort im Frankfurter Ostend ab dem 01.06. bei Julia Ketterer unter ketter@literaturhaus-frankfurt.de

Literaturhaus Frankfurt feiert 30jähriges Bestehen. © Foto Diether v. Goddenthow
Literaturhaus Frankfurt feiert 30jähriges Bestehen. © Foto Diether v. Goddenthow

Literaturhaus Frankfurt e.V.
Schöne Aussicht 2,
60311 Frankfurt am Main
literaturhaus-frankfurt.de

Architekturpreis Wein 2022 – Preisverleihung in Mainz

Sieger und Nominierte des Architekturpreises Wein 2022 – Preisverleihung am 27.4.2022 im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz in Mainz. © Foto Diether v. Goddenthow
Sieger und Nominierte des Architekturpreises Wein 2022 – Preisverleihung am 27.4.2022 im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz in Mainz. © Foto Diether v. Goddenthow

Vier Preise wurden beim fünften Architekturpreis Wein 2022 heute in Mainz verliehen. Die Preisverleihung durch den Präsidenten der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Joachim Rind, den Vizepräsidenten des Deutschen Weinbauverbandes, Heinz-Uwe Fetz, und Walter Reineck, den Abteilungsleiter Weinbau im Wirtschaftsministerium, fand im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz in Mainz statt. Neben den Preisen wurden vier Auszeichnungen und drei Anerkennungen verliehen. Von den insgesamt zwölf für einen Preis nominierten Projekten und Betrieben kommen fünf aus Rheinland-Pfalz.

„Unsere Winzerinnen und Winzer erzeugen nicht nur Spitzenweine. Sie schaffen dafür auch ein hervorragendes Ambiente. Mit ihren Vinotheken und Schankräumen kreieren sie an der Seite herausragender Architekten einen ästhetisch ansprechenden Rahmen zur Verkostung ihrer hervorragenden Weine. Der Architekturpreis Wein ist eine perfekte Kombination: Er lockt Gäste und wirbt für Wein gleichermaßen wir für kunstvolles Bauen. Mit dem Architekturpreis Wein stärken wir die Weinbetriebe, den Weintourismus und die Regionen, deren Stadt- oder Dorfbild durch architektonisch extrem ansprechende Baukultur aufgewertet wird“, sagte Reineck anlässlich der Preisverleihung. „Wir leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Weinkulturlandschaften und es freut mich ganz besonders, dass in diesem Jahr die Nachhaltigkeit im Fokus steht. Denn die Nach- oder Umnutzung sowie die Erweiterung bestehender Bausubstanz ist ein ökologischer und ökonomischer Trumpf“, betonte Reineck.

1. Preis für Weinkelter mit Barriquekeller, Winterbach Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach © Foto Diether v. Goddenthow
1. Preis für Weinkelter mit Barriquekeller, Winterbach Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach © Foto Diether v. Goddenthow

Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, sah mit dem Architekturpreis Wein 2022 ein wichtiges Anliegen des Preises bestätigt: „Baukultur begreifen wir als umfassende Strategie“, so Rind. „Attraktive Vinotheken, gut gestaltete und funktionale Kelterhallen, Weinhandlungen die als erinnerbare, sinnliche Genussorte Stadträume lebendig halten, erschließen neue und binden etablierte Kundengruppen. Gleichzeitig sind sie weintouristischer Merkpunkt, funktionaler Arbeitsplatz und oft auch innerörtliche Aufwertung ihres Umfeldes. Nicht zuletzt sucht Baukultur nachhaltige Lösungen, will also mit wenigen Eingriffen und – über die gesamte Nutzungszeit der Bauten gesehen – wenig Ressourcenverbrauch arbeiten. Immer wichtiger wird deshalb die Nutzung und Anpassung des Bestandes. Und es geht auch um Ästhetik, denn Schönheit, die gerne und lange genutzt wird, ist nachhaltig.“

1. Preis für Weinkelter mit Barriquekeller, Winterbach Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach © Foto Diether v. Goddenthow
1. Preis für Weinkelter mit Barriquekeller, Winterbach Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach © Foto Diether v. Goddenthow

Heinz-Uwe Fetz, Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbandes und Mitglied der Jury zum Architekturpreis Wein, ergänzte: „Ich beobachte schon seit einiger Zeit, dass die Freude unserer jungen, modernen Winzergeneration an ihrem Beruf sich nicht nur in ausgezeichneten Weinqualitäten zeigt, sondern auch zunehmend durch sehr ansprechende Gestaltung von Neu- und Umbauten in ihren Weingütern. Die junge Generation zeigt sich experimentierfreudig und steht dem Thema Nachhaltigkeit dabei sehr offen gegenüber. Der deutsche Weinbauverband freut sich über diese Entwicklung. Meine Botschaft insbesondere an die junge Generation lautet daher: Weiter so!“

Fachgespräche im Anschluss-der Preisverleihung im Zentrum Baukultur © Foto Diether v. Goddenthow
Fachgespräche im Anschluss-der Preisverleihung im Zentrum Baukultur © Foto Diether v. Goddenthow

Im Spätsommer 2021 hatten das rheinland-pfälzische Weinbauministerium, der Deutsche Weinbauverband und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz den Architekturpreis Wein 2022 zum fünften Mal nach 2007, 2010, 2013 und 2016 ausgelobt. Unter den eingereichten 48 Bewerbungen hatte die Fachjury aus der Architektur- und der Weinszene im Dezember 2021 insgesamt zwölf Nominierungen ausgewählt, die nun alle in einer Ausstellung präsentiert werden. Die Ausstellung ist bis zum 22. Mai 2022 im Zentrum Baukultur in Mainz, Rheinstraße 55 mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen. Sie wird im Anschluss als Wanderausstellung präsentiert.

Mit den vier Architekturpreisen Wein 2022 wurden prämiert:

Cantzheim – Weingut und Gästehaus, Kanzem/Saar (RLP)
Architekt: Max Dudler, MAX DUDLER GmbH, Berlin
Bauherr: Georg F. Thoma, Kanzem an der Saar
Mauerwinzer – Weinhandlung und Schankraum, Berlin
Architekt: Roland Wolff, wolff:architekten Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Bauherrin: Mauerwinzer GbR, Berlin
Weinbergterrassse an der Unstrut, Freyburg/Unstrut
Architekt: Peter Pütz Architekten, Berlin
Bauherrschaft: Anne Kirsch u. Peter Pütz, Berlin
Weinkelter mit Barriquekeller,Winterbach
Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach
Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach

Auszeichnungen im Rahmen des Architekturpreises Wein 2022 erhielten:

Weinwelt in historischer Stadtvilla, Baden-Baden
Architekt: Peter W. Kruse, KRUSE Architekten Kruse&Janod PartGmbB, Baden-Baden
Bauherrin: Weinhelden GmbH,
Pia von Drabich-Waechter, Baden-Baden
club traube – Weinhandlung, Stuttgart
Architekt: Marco Hippmann, Hippmann Architekten BDA, Stuttgart
Bauherrin: Grundstücksgemeinschaft
Sabine Harms und Oliver Schmid, Stuttgart
Weinbauinstitut Freiburg Einbau Vinothek, Freiburg
Architekt Jürgen Maucher, fuchs.maucher.architekten.bda, Waldkirch
Bauherrin: Vermögen und Bau BW, Amt Freiburg
Weinlager am Weingut Holger Koch, Vogtsburg-Bickensohl
Architekt: Ralf Brandhofer | Architekt, Berlin
Bauherrschaft: Weingut Holger Koch, Vogtsburg-Bickensohl

Anerkennungen im Rahmen des Architekturpreises Wein 2022 erhielten:

Vinothek und Kelterhalle, Weingut Scheidgen, Hammerstein (RLP)
Architekt: Thomas Steinhardt, Heinrich + Steinhardt Architekten, Bendorf-Sayn
Bauherrschaft: Weingut Scheidgen, Georg Scheidgen, Hammerstein
COPPER DI VINO – Vinothek, Niederhausen (RLP)
Innenarchitekt: Heiko Gruber, PLANUNGSBÜRO i21, Rüdesheim
Bauherrschaft: Gut Hermannsberg Weinhandel GmbH, Niederhausen (Nahe)
Weinmanufaktur Van Volxem, Wiltingen/Saar (RLP)
Architekten: arch.tv TOJER VONMETZ ARCHITEKTEN, Terlan / Italien
Details Ausführungsplanung Projektsteuerung Bauleitung: roth-architektur, Trier
Innenarchitektur: Knall Grau GmbH, Bad Soden
Landschaftsarchitektur: ernst+partner Landschaftsarchitekten, Trier
Bauherr: Roman Niewodniczanski, Weingut Van Volxem, Wiltingen

In der engeren Wahl zum Architekturpreis Wein 2022 war und damit in der Ausstellung ist:

Verköstigungswagen des Weingutes Weingart, Spay (RLP)
Architekt: Dipl.-Ing. Matthias Dietz, Bamberg
Bauherrschaft: Ulrike und Florian Weingart, Weingut Weingart, Spay

Die Jury:

Heinz-Uwe Fetz, Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbandes
Heribert Gröber, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz
Elmar Ludescher, Architekten Elmar Ludescher + Philip Lutz, Bregenz, Preisträger 2016
René Pier, Schienbein + Pier PartGmbb Innenarchitekten, Stuttgart
Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Iris Trenkner-Panwitz, Redakteurin WEINWIRTSCHAFT
Prof. Andrea Wandel, Architektin, Saarbrücken, Juryvorsitz

Mehr zu den Projekten finden Sie auch im Internet:
www.diearchitekten.org/wein

LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden 3. bis 6. Juni 2022 – Werth, Werndl, Wagner alle wollen nach Wiesbaden

Matthias Alexander Rath – hier mit Foundation auf dem Schloss-Viereck, dieses Jahr wird er mit Thiago antreten. Foto: Tom Hartig
Matthias Alexander Rath – hier mit Foundation auf dem Schloss-Viereck, dieses Jahr wird er mit Thiago antreten. Foto: Tom Hartig

Isabell Werth, Dorothee Schneider, Benjamin Werndl, Matthias Alexander Rath, Thomas Wagner – die Anfragen für die Startplätze in der Dressur beim LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden sind enorm. Das vielfältige und nicht ganz alltägliche Prüfungsangebot lockt große Dressur-Namen in die Landeshauptstadt: Zwei Grand Prix-Touren mit Special und Kür, der Louisdor-Preis und internationale Prüfungen für fünf-, sechs- und siebenjährige Nachwuchskracher – das besondere Wiesbadener Angebot!

Mit DSP Quantaz hat Isabell Werth 2019 zum 13. Mal vor dem Biebricher Schloss den Grand Prix Special, den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden gewonnen. Der zwölfjährige Quaterback-Sohn ist in diesem Jahr Werths Nummer eins mit Blick auf die Weltmeisterschaften in Herning. Über Wiesbaden zur WM! Eine Stute, die die siebenmalige Olympiasiegerin gezielt für die Olympischen Spiele in Paris 2024 aufbaut, ist Superb. Die Surprice-Tochter ist zehn und gerade dabei, in den großen Grand Prix-Sport zu wachsen – mit Siebenmeilenstiefeln! 2022 hat sie bisher vier Prüfungen absolviert und alle gewonnen, bis hin zum internationalen Drei-Sterne-Special in Hagen. Laut ihrem aktuellen Plan wird Isabell Werth genau diese Olympiahoffnung in Wiesbaden satteln. Von Wiesbaden zu den Olympischen Spielen? So der Plan.

Auf jeden Fall trifft Werth in Wiesbaden auf ihre mehrmalige Team- und Medaillenkollegin Dorothee Schneider. Die Reitmeisterin wird ebenfalls in Wiesbadens Großer Tour satteln, welches Pferd ist noch offen, und außerdem noch ein oder zwei Jungpferde für die internationalen Prüfungen mitbringen. Beide Damen sind Mitglieder im aktuellen Olympiakader, ebenso wie Benjamin Werndl.

Wenn bis Pfingsten alles läuft wie geplant, wird ‚Benni‘ Werndl in Wiesbadens Herz-Dressurstück dabei sein, der LONGINES Grand Prix Kür presented by Henkell, der traditionellen Flutlichtkür am Sonntagabend. Und weil das Programm so schön passt, wird auch der Aubenhausener noch ein paar Nachwuchspferde mitbringen.

In den Grand Prix-Sport eingestiegen ist Werths bereits erwähnte Ausnahmestute Superb übrigens über den Louisdor-Preis, der Serie für Grand Prix-Nachwuchspferde, die in diesem Jahr Station in Wiesbaden macht. Die ersten beiden Final-Tickets wurden gerade in Hagen vergeben, an Fendi (Sönke Rothenberger) und Harrods (Frederic Wandres).

Einen ebenfalls hoch interessanten Youngster für diese Tour hat Fabienne Müller-Lütkemeier mit dem selbstgezogenen Delavega unter dem Sattel. Mit ihm peilt sie einen Start in Wiesbaden an, denn die Mannschafts-Weltmeisterin weiß, wie gut sich der Louisdor-Preis als Sprungbrett eignet: 2021 hat sie mit ihren beiden Vitalis-Nachkommen Valencia und Valesco die Plätze zwei und drei im Finale belegt, 2022 wurde sie mit beiden Pferden in den Olympiakader berufen.

Ob wir auch den neunjährigen Totilas-Sohn Thiago im Louisdor-Preis sehen werden oder ob er unter dem Sattel von Matthias Alexander Rath bereits in einer der beiden Großen Touren starten wird? „Das werde ich spontan entscheiden“, so Rath. „Das kommt darauf an, wie er sich bei seinem ersten Grand Prix-Start am kommenden Wochenende zeigt.“

Für die Youngster-Tour hat auch Sönke Rothenberger Interesse angemeldet. Mit dem fünfjährigen Flashdance-Sohn Foxi Brown hat er einen interessanten Kandidaten im Stall. Und der einstige Champion der deutschen Berufsreiter und mehrfache Hessenmeister, Thomas Wagner, hat gleich zwei Pferde für die internationale Tour der Siebenjährigen angekündigt.

Es sind noch rund sechs Wochen bis das Biebricher Schlosspark-Viereck zur großen Bühne der Dressurstars wird – und derer, die es noch werden wollen. Aber schon heute freut sich Isabelle Kettner, die sich vom Wiesbadener Reit- und Fahr-Club (WRFC) für die Dressurprüfungen beim PfingstTurnier verantwortlich zeichnet: „Die Jahre, in denen die Deutschen Meisterschaften nur wenige Tage nach unserem Turnier beginnen, sind nicht immer ganz einfach, aber in diesem Jahr ist die Nachfrage der Dressurreiter unheimlich groß. Ich glaube, das liegt an unserem bunten, ausgewählten Programm und natürlich an der genialen Kulisse. Da ist für jeden etwas Passendes dabei und jeder Reiter genießt seinen Auftritt in diesem einzigartigen Dressurviereck.“

Weitere Informationen zu Tribünen- und Flanierkarten, Programm, Anfahrt und Parken finden Sie unter www.pfingstturnier.org

TICKETS für das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden:
www.ticketmaster.de und unter Telefon: 01806 – 999 0000

Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag 29. April – 11. September 2022

Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow

„Der Mythos bestimmt sich nicht durch den Gegenstand seiner Botschaft, sondern durch die Art, wie er sie äußert.“ – Roland Barthes, Mythen des Alltags

Was ist Handwerk? Wenn über „das Handwerk“ gesprochen wird, ist meistens eine Abfolge von erlernten Handlungen und Techniken gemeint, die im Idealfall mit der Hand oder dem von der Hand geführten Werkzeug ausgeführt werden; seltener kommen Maschinen zum Einsatz. Dabei orientiert sich die handwerkliche Produktion an überlieferten Handwerkstechniken und folgt meist einer festen Reihenfolge von Arbeitsschritten. Handwerker:innen entwickeln oft Einzellösungen oder produzieren nur kleine Stückzahlen. Daher gilt „Handwerk“ auch als Gütesiegel für Qualitätsarbeit. Außerdem kann der Begriff einen Beruf oder eine ökonomische Branche bezeichnen. Aber was hat es mit dem Handwerk als Mythos auf sich?

Der französische Philosoph Roland Barthes stellt in seinen Thesen über den Mythos fest, dass ein Mythos eine spezifische Weise des Bedeutens und demnach eine Form des Sprechens ist. Mythisch ist damit nicht der Gegenstand – in diesem Fall das Handwerk –, über den gesprochen wird, sondern die besondere Form, wie über ihn erzählt wird: Eine Fülle zuweilen sich zum einen gegenseitig verstärkender, zum anderen sich widersprechender Zuschreibungen, Emotionen, Interpretationen und Wunschvorstellungen werden dem Begriff unhinterfragt zugeschrieben und machen ihn so zu einem „Mythos“.

Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow
Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Handwerk im Spannungsfeld zwischen Ideal und Alltag. Wie ein Raster zieht sich die Frage nach dem Mythos durch die gesamte Ausstellung. Tradition, Ehrlichkeit, Schlichtheit – oft wurde und wird das Handwerk mit solchen universellen Werten in Verbindung gebracht. Welche dieser Zuschreibungen sind heute noch von Bedeutung und welche entstehen gerade neu? Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag hinterfragt gängige Vorstellungen und entblößt sowohl Romantisierungen als auch Ideologien und zeigt auf, welche Gefühle und Affekte, Vorstellungen und Wünsche rund um das handwerklich hergestellte Objekt an das Individuum und die Gesellschaft transportiert werden. In ihr werden zahlreiche zeitgenössische Debatten und die gesellschaftliche Dimension von Gestaltung verdeutlicht und neu angeregt. Die Ausstellung umfasst dabei eine Fülle von Objekten, Filmen, Bildern, Fotografien und Kunstwerken.

Impression der Ausstellung Mythos Handwerk  im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Impression der Ausstellung Mythos Handwerk im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

Mythos Handwerk gliedert sich in sechs Ausstellungs-Cluster: Einzelstück/Serie, Hand/Kopf, Lokal/Global, Luxus/Notwendigkeit, Meisterschaft/Do-it-yourself und Tradition/Fortschritt. Hier können sich Besucher:innen unter anderem mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen: Ist Handwerk immer einzigartig? Ist das Handwerk oder Design? Wie viel Kopfarbeit steckt im Handwerk? Schafft Handwerk Identität? Schafft Handwerk Heimat? Was macht Handwerk zu Luxus? Was unterscheidet Profis von Laien? Wie viel Neues steckt im Alten? Viele Fragen zum Handwerk durchziehen die Ausstellung, tauchen in den Interviews auf, die die Kuratorinnen mit Handwerker:innen unterschiedlicher Branchen und Regionen führten und werden vertieft im Katalog zur Ausstellung. Sie sind ein Leitmotiv des gesamten Projekts und entstehen aus der Intention heraus, vielfältige Antworten auf die Frage nach der Zukunft des Handwerks zu finden.

Ein weiteres Element ist der HandWERKRaum inmitten der Ausstellung, in dem Besucher:innen die Möglichkeit haben, selbst aktiv zu werden. Sechs Stationen laden ein, durch Zeichnen, Konstruieren, Flechten, Bauen, Messen und Stöbern Kernkompetenzen des Handwerks zu entdecken und auszuprobieren. Es können eigene Ideen entwickelt und mit anderen an einer Pinnwand geteilt werden.

Die Ausstellung reagiert damit entsprechend auf das gestiegene gesellschaftliche Interesse am Handwerk. Zum einen lässt sich ein neokonservatives Qualitätsbewusstsein auf der Seite der Konsument:innen festmachen, das mit dem Kauf von gehobenen handwerklichen Gütern einhergeht.
Zum anderen gibt es die DIY-Bewegungen, die in unterschiedlichen Konjunkturen schon seit den 1970er Jahren das handwerkliche Selbermachen mit einem politischen Verständnis von Selbstermächtigung und Konsumkritik verknüpft. Doch für 13 Prozent der Bundesbürger:innen ist das Handwerk Berufs- und Einkommensgrundlage. Etwa ein Drittel aller Auszubildenden ist in Deutschland im Handwerk tätig. Nicht statistisch erfasst ist die große Zahl an Hobby-Handwerker:innen, an die sich die Werbekampagnen verschiedener Baumarktketten richtet.

Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow
Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow

Ganz grundsätzlich zeigt das Interesse an handwerklichen Verfahren und Fertigungstechniken, an Material und Materialität, die Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks als wesentlicher Bestandteil materieller Kultur, kultureller Identität und Gemeinschaft. Die Wertschätzung des Handwerks ist dabei eine Seite der Medaille, auf der anderen finden sich die problematischen Aspekte: politische Instrumentalisierungen von Tradition, Heimat und Volkszugehörigkeit, aber auch die teils prekären Lebensverhältnisse von Handwerker:innen, die niedrigen Ausbildungslöhne mancher Sparten, der mangelnde Nachwuchs, die erhöhte Gefahr für Arbeitsunfälle und körperliche Versehrtheit.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst ein umfangreicher Katalog. Mit dem gesammelten Wissen dreier Museen und differenzierten Beiträgen spüren Autor:innen unterschiedlicher Professionen dem handwerklichen Mythos in all seinen Facetten nach. Sie beleuchten fachkundig und abwechslungsreich Aspekte des Handwerks. Der Katalog kostet 24 Euro und ist an der Museumskasse erhältlich.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden und dem vorarlberg museum in Bregenz und wird an den beiden Standorten in den Jahren 2023/24 zu sehen sein. Neben den Gemeinsamkeiten der Institutionen und ihrer Verankerung in der europäischen Kulturgeschichte ergeben sich aus deren Standorten in unterschiedlich geprägten urbanen und ländlichen Räumen auch unterschiedliche Narrationen rund um die handwerkliche Praxis. Diese werden sichtbar gemacht und um globale Perspektiven auf das Handwerk exemplarisch erweitert.

Kuratorinnen: Grit Weber (Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main), Kerstin Stöver und Ute Thomas (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) sowie Theresia Anwander (vorarlberg museum, Bregenz)

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de

Klaus Stuttmanns „Statements“ – über 30 Jahre politische Karikatur vom Feinsten – ein Muss für alle Fans bittersüßen Humors

Caricatura_Museum_Frankfurt_PLAKAT_Klaus_Stuttmann_Statements-250In einer umfassenden Werkschau präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt ab dem 28. April 2022 in „Klaus Stuttmann: Statements“ die besten politischen Karikaturen von 1990 bis 2022, mit einem besonderen Platz für eines seiner Hauptmotive: der Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel.
Klaus Stuttmann gilt als einer der renommiertesten tagespolitischen Karikaturisten Deutschlands. Seine Zeichnungen erscheinen in über 30 Zeitungen, für den „Tagesspiegel“ z. B. veröffentlicht er seine visuellen Kommentare zum aktuellen Weltgeschehen seit 2003 fast täglich. Unverkennbar sind sein Zeichenstil auf höchstem Niveau und die humorvoll sowie nachdenklich stimmenden Pointen.

Klaus Stuttmann, 1949 geboren  in Frankfurt a. M., wuchs in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart auf. Bereits als 10-Jähriger zeichnete er großflächig Karikaturen von Politikern auf den Tapeten in der elterlichen Wohnung. Nach seinem Schulabschluss entschied er sich für ein Kunstgeschichtsstudium, das er in Tübingen begann und ab 1970 in Berlin fortsetzte. Politisch in einer der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) nahestehenden Hochschulgruppe aktiv, gestaltete er Flugblätter und zeichnete Karikaturen. Eine Tätigkeit, die Stuttmann endgültig davon überzeugte, die Kunsttheorie zugunsten der zeichnerischen Praxis aufzugeben. Nach dem Magisterabschluss 1976 arbeitete er als Illustrator und Layouter. Für die Tageszeitung der SEW „Die Wahrheit“ zeichnete er bis 1989 politische Karikaturen, anschließend für die „taz“.

Klaus Stuttmann, sein Kürzel KS lässt sich unter jedem Thema finden. Schätzungsweise 10. 000 bis 15.000 Karikaturen hat er im Laufe seiner Karriere veröffentlicht. © Diether v. Goddenthow
Klaus Stuttmann, sein Kürzel KS lässt sich unter jedem Thema finden. Schätzungsweise 10. 000 bis 15.000 Karikaturen hat er im Laufe seiner Karriere veröffentlicht. © Diether v. Goddenthow

In den folgenden drei Jahrzehnten veröffentlichte Stuttmann darüber hinaus in über 30 Tageszeitungen, darunter regelmäßig in der „Badischen Zeitung“, „Neuen Osnabrücker Zeitung“, „Neuen Westfälischen“, „Hannoverschen Allgemeinen“ und „Rhein-Neckar-Zeitung“. Seit 2003 zeichnet er fast täglich für den „Tagesspiegel“. Außerdem illustrierte er zahlreiche Publikationen. Die besten Arbeiten eines Jahres versammelt Stuttmann seit 2006 in seinen Jahrbüchern. Für seine Karikaturen wurde Stuttmann mehrfach mit der „Rückblende“ ausgezeichnet, 1997 erhielt er den 1. und 2014 den 2. Preis des „Deutschen Preises für politische Karikatur“. Zudem gewann er 2007 den Publikumspreis und 2016 den 1. Platz beim „Deutschen Karikaturenpreis“, 2010 in Forte dei Marmi (Italien) den „Premio Satira Politica“. Zuletzt belegte Stuttmann 2021 den 3. Platz beim „Deutschen Cartoonpreis“. Er lebt und arbeitet in Berlin.

© Klaus Stuttmann, Foto: diether v. Goddenthow
© Klaus Stuttmann, Foto: diether v. Goddenthow

Täglich erarbeitet er seine gezeichneten Kommentare zum Weltgeschehen in gelassener Routine: (Meist) nächtliches Studium der aktuellen Online-Nachrichten und Schlagzeilen, Auswahl des Themas und erste Ideenfindung, Ausarbeitung der Zeichnung ab 13.30 Uhr, Abgabe zum Redaktionsschluss bis spätestens 16.30 Uhr. Längere Auszeiten gönnt sich der Zeichner kaum — selbst im Urlaub wird am täglichen Witz gearbeitet. Seit über 20 Jahren zeichnet er ausschließlich auf dem Tablet, das ihm die Arbeit enorm erleichtert: Der Autodidakt hat nie eine grafische Ausbildung absolviert, in der er den „richtigen“ Umgang mit Feder und Tusche erlernte. Das Kratzen der Feder, unschöne Flecken und lästige Löcher im Papier gehören für Stuttmann lange der Vergangenheit an. Ohnehin ist Stuttmann offen gegenüber technischen Neuerungen, die seiner Arbeit auch immer entgegenkamen: Das Faxgerät erlöste ihn von den Gängen in die Redaktionen und die E-Mail ermöglichte es ihm, seine anfänglich schwarzweiß gehaltenen Zeichnungen nun auch koloriert zu versenden. Seit 2009 experimentiert er mit animierten Karikaturen, die 2012 auch das ZDF zeigte.
Zudem veröffentlichte er „Making-Offs“, in denen man Strich für Strich die Entstehung seiner Zeichnungen bis hin zur Kolorierung verfolgen kann.

Schätzungsweise 10.000 – 15.000 Karikaturen hat Stuttmann laut eigener Aussage im Laufe seiner Karriere gezeichnet. Immer geprägt durch den eigenen „Stuttmann-Strich“, der so leichtfüßig erscheint und hinter dem ein genaues Studium der Porträtierten steckt. Dabei geht es nicht nur um markante Äußerlichkeiten, sondern auch um ihr Wesen, ihre Eigenheiten. Seine Figuren entstehen mit jeder Zeichnung neu, feste Vorlagen gibt es keine — das schafft Raum für ihre Entwicklung. Immer aber gilt der Grundsatz, der so wesentlich für die Karikatur ist: Binnen Sekunden muss sich den Betrachtenden erschließen, um wen und um welche Situation es geht. Klaus Stuttmann versteht sich aber nicht nur als Künstler, sondern ebenfalls als Journalist. Seine Karikaturen sind kritischer Kommentar, oftmals auch provokanter Gegenentwurf zum politischen Mainstream. Mit historischem und politischem Wissen, Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis seziert er komplizierteste Sachverhalte. Mit feinen Strichen und pointiertem Wortwitz deckt er auf, stellt bloß, eckt an. In der römischen Tradition der Persönlichkeitskarikatur stößt er die Mächtigen mit Humor vom Thron, gibt sie der Lächerlichkeit preis und lässt sie zu dem werden, was sie eigentlich sind: Menschen, über die man lachen kann. Nicht zum Selbstzweck, sondern als erster Schritt des Widerstandes. Stuttmanns Machtkritik richtet sich gegen Personen, staatliche und religiöse Autoritäten sowie Gesellschaftsstrukturen, gegen antidemokratische Tendenzen jeglicher politischen Couleur.

Ausstellungsimpression "Stuttmann:Statements" Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression „Stuttmann:Statements“ Foto: Diether v. Goddenthow

In der Werkschau „Klaus Stuttmann: Statements“ zeigt das Caricatura Museum Frankfurt mehr als 300 Karikaturen aus den Jahren 1990 bis 2022. Ebenfalls sind Illustrationen für den 2008 erschienenen Museumsführer „Fit fürs Museum“ sowie für das Weinmagazin „enos – von Wein, Menschen und Kulturen“ zu sehen. Komplettiert wird die Ausstellung durch eine Auswahl an Radierungen, Plastiken und „Making-Offs“. Einen besonderen Platz nimmt eines seiner Hauptmotive ein: die Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel. Eine Figur, die ihm als Karikaturist besonders ans Herz gewachsen ist. Seit über 30 Jahren hat er ihren Werdegang beobachtet, ihre charakteristischen Züge studiert.

Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,
Tel.: +49 (0) 69 212 301 61
caricatura.museum@stadt-frankfurt.de ,
www.caricatura-museum.de

Buchempfehlung zur Ausstellung

klaus-stuttmann-mein-merkelbuch-neuauflage-2022Die Ära Angela Merkel ist zu Ende gegangen. Für Klaus Stuttmann genau der richtige Zeitpunkt, seine über 800 Merkel-Karikaturen aus drei Jahrzehnten zu einem außergewöhnlichen BildExtrakt zu verdichten. Sein bildgewaltiges Panoptikum setzt zugleich der Kanzlerin zum Abschied das wohlverdiente satirische Denkmal. Ein umfassender Rückblick auf die Merkel-Jahre mit kritischer Distanz, voller Empathie, nuancenreich und treffend analysiert.

Mein Merkelbilderbuch.
Über 800 Zeichnungen aus über 30 Jahren
Klaus Stuttmann
Schaltzeit Verlag, EUR 24,90
Hardcover, 200 Seiten, farbig
ISBN: 978-3-946972-54-9

Publikationen

Jahrbücher
Jetzt geht’s looos! Politische Karikaturen 2021 (Jahresband Nr. 13.) Schaltzeit Verlag 2021.
• 1,5 m Mindestabstand!! Politische Karikaturen 2020 (Jahresband Nr. 12). Schaltzeit Verlag 2020.
• Irre!! Politische Karikaturen 2019 (Jahresband Nr. 11), Schaltzeit Verlag 2019.
• Is was?! Politische Karikaturen 2018 (Jahresband Nr. 10), Schaltzeit Verlag 2018.
• Alles Fake!! Politische Karikaturen 2017 (Jahresband Nr. 9), Schaltzeit Verlag 2017.
• Voll auf Kurs! Politische Karikaturen 2016 (Jahresband Nr. 8), Schaltzeit Verlag 2016.
• Wir schaffen das!! Politische Karikaturen 2015 (Jahresband Nr. 7), Schaltzeit Verlag 2015.
• Endlich Weltmeisterin! Politische Karikaturen 2014 (Jahresband Nr. 6), Schaltzeit Verlag 2014.
• Frisch verwählt. Politische Karikaturen 2013 (Jahresband Nr. 5), Schaltzeit Verlag 2013.
• Wir geben nichts! Politische Karikaturen 2012 (Jahresband Nr. 4). Schaltzeit Verlag 2012.
• Schöne Pleite. Politische Karikaturen 2011 (Jahresband Nr. 3). Schaltzeit Verlag 2011.
• Land unter! Politische Karikaturen 2010 (Jahresband Nr. 2). Schaltzeit Verlag 2010.
• Klare Ansage. Politische Karikaturen 2009 (Jahresband Nr. 1). Schaltzeit Verlag 2009.
• Klaus Stuttmann 2008. Eigenverlag 2008.
• Klaus Stuttmann 2007. Eigenverlag 2007.
• Klaus Stuttmann 2006. Eigenverlag 2006.

Weitere Monografien
• Mein Merkelbilderbuch. Über 800 Zeichnungen aus über 30 Jahren – aktualisierte Ausgabe. Schaltzeit Verlag 2021.
• Noch mehr Stuttmann. Die besten Tagesspiegel-Karikaturen aus (fast) zwei Jahrzehnten. Verlag Der Tagesspiegel 2021.
• Mein Merkelbilderbuch. Beinahe 800 Zeichnungen aus beinahe 30 Jahren. Schaltzeit Verlag 2018.
• Ohne Titel (und auch ohne Amt). Vom Aufstieg und Fall des Freiherrn Karl-Theodor von und zu Guttenberg. Sonderauflage zur Leipziger Buchmesse 2011. Schaltzeit Verlag 2011.
• Raketen, Raketen. Zeichnungen seit dem Brüsseler NATO-Beschluss. Atelier im Bauernhaus 1983.

Texte, Zeichnungen, Gemeinschaftsproduktionen

  • 26 Zeichnungen in: Manfred Günther: Kindheit – Jugend – Alter. Das Taschenbuch-Lexikon. Heimdall Verlag 2020.
  • 12 Zeichnungen in: Manfred Günther: Alles was jungen Menschen Recht ist. HVD-Verlag 2019.
  • 20 Zeichnungen in: Manfred Günther: Hilfe! Jugendhilfe. Heimdall Verlag 2018.
  • Frank Muchlinsky (Hrsg.): 111 Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt (und eine Pfarrerin natürlich auch nicht). Mit Cartoons von Klaus Stuttmann. edition chrismon 2017.
  • Wählen? Ja, bitte! Mit Fragen und Antworten rund um die Bundestagswahl. Eine Ausstellung der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung. Karikaturen zur Bundestagswahl von Martin Erl, Horst Haitzinger, Barbara Henniger, Kriki, Gerhard Mester, Heiko Sakurai und Klaus Stuttmann. Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung 2017.
  • Olaf Jacobs (Hrsg.), Sebastian Fink: Wem gehört der Osten? Die großen Deals der deutschen Einheit. Mitteldt. Verlag 2015.
  •  Annelie Buntenbach (Hrsg.): Ein starkes Parlament für ein besseres Europa – am 25. Mai 2014 wählen gehen. DGB Bundesvorstand, Abteilung Europapolitik 2014.
  • Ins Netz gegangen. (Un)heimlich lustige Karikaturen von Klaus Stuttmann, NEL und Til Mette. Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung 2014.
  • Prost Wahlzeit! Karikaturen von NEL, Thomas Plaßmann, Heiko Sakurai und Klaus Stuttmann. Schaltzeit Verlag 2013.
  • Walther Fekl (Hrsg.): Paarlauf / Pas de deux. Die deutsch-französischen Beziehungen in der politischen Karikatur / Les relations franco-allemandes dans le dessin de presse. Karikaturen von Plantu, Klaus Stuttmann u. a. Schaltzeit Verlag 2013.
  •  Christian Esser, Astrid Randerath: Schwarzbuch. Deutsche Bahn. Goldmann 2011.
  •  49 Cartoons in: Manfred Günther: Wörterbuch Jugend – Alter. Vom Abba zur Zygote, Vorwort Austrofred; Nachwort Ernst Volland. RabenStück 2010.
  • Verkehrte Welten. Karikaturen von Stuttmann und Reiner Schwalme. Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg 2009.
  • 28 Zeichnungen in: Andreas Blühm: Fit fürs Museum. Hatje Cantz Verlag 2008.
  • Karin Burger: Armutszeugnis. Ratgeber in Armutsfragen. Sozio-Publishing 2007.
  • Michael Jürgs, Angela Elis: Typisch Ossi, typisch Wessi: Eine längst fällige Abrechnung unter Brüdern und Schwestern. Mit Karikaturen von Dieter Hanitzsch und Klaus Stuttmann. Goldmann 2006.
  • 25 Zeichnungen in: Manfred Günther: Fast alles was Jugendlichen Recht ist. HVD-Verlag 2003.
  • Herzlich Willkommen. Karikaturen von Gerhard Mester, Thomas Plaßmann, Klaus Stuttmann. Nest 2002.
  • Hans Walde: Sächs’sche Heileits. Mit Ill. vorrsähn von Klaus Stuttmann. Tauchaer Verlag 2002.
  • Hans Walde: Wodruff mir Sachsn schdolz sin. Mit Ill. vorrsähn von Klaus Stuttmann. Tauchaer Verlag 2002.
  • Hans Walde: Das Däschdlmäschdl zwischen August un dor Goseln. Mit Ill. vorrsähn von Klaus Stuttmann. Tauchaer Verlag 2002.
  • Wendepunkte. Karikaturen von Barbara Henniger und Klaus Stuttmann. Texte zur Ausstellung in der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung, 11. Mai bis 27. August 1999. Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung 1999.
  •  De Weihnachts-Geschischde. Sächs’sche Farriande / erscht von Ludder-Mardien aus’n Laddeinischen un Griechischen ins Deitsche iwworsetzt un nu nochema von Walde-Hans in Leibzschor Gewandhaus-Sächs’sch dranskribbiert. Stuttmann-Klaus hat de weltberiehmde Schdorrie mit wundorhibschn Illusdratzschon’n vorsähn. Sachsenbuch 1998.
  • Titel (Deckel) sowie 15 Illustrationen für: JAW (Hrsg.): Rechte junger Menschen. Berlin 1997.
  • Klaus Stuttmann, Hanno Parmentier: Weiter so, Deutschland. Messidor-Verlag 1986.
  • Stefan Reisner: Quackelkontakt. Neueste Schlafsahne. Kritzeleien von Klaus Stuttmann. Elefanten-Press-Verlag 1986.
  • Stefan Reisner: Noch mehr Schlafsahne. Geschichten hinter d. Tür. Kritzeleien von Klaus Stuttmann. Elefanten-Press-Verlag 1986.
  • Stefan Reisner: Neunundzwanzig Pfund Schlafsahne. Geschichten zum Vorlesen u. Selberlesen. Kritzeleien von Klaus Stuttmann. Elefanten-Press-Verlag 1986.
  • Johann D. Bellmann: Lüttjepütt. Zeichnungen von Klaus Stuttmann. Verlag Atelier im Bauernhaus 1983.

Auszeichnungen

  • 2021: 3. Preis beim „Deutschen Cartoonpreis 2021″
  • 2021: 2. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2020″
  • 2019: 2. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2018″
  • 2016: 1. Platz „Deutscher Karikaturenpreis“
  • 2015: 1. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2014″
  • 2014: 2. Preis beim „Deutschen Preis für politische Karikatur“
  • 2012: 1. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2011″
  • 2010: Premio Satira Politica – Forte dei Marmi / Italien
  • 2008: 1. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2007″
  • 2007: Publikumspreis beim „Deutschen Karikaturenpreis“
  • 2004: 2. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2003″
  • 2002: 1. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 2001″
  • 2000: 1. Preis „Karikatur“ bei der „Rückblende 1999″
  • 1997: 1. Preis des „Deutschen Preises für politische Karikatur“

Deutsches FernsehKrimi-Festival vom 8.-15. Mai: Volles Programm und zahlreiche Filmgäste zum 18. Geburtstag in Wiesbaden

© Deutsches Fernsehkrimi-Festival
© Deutsches Fernsehkrimi-Festival

Deutsches FernsehKrimi-Festival vom 8. bis 15. Mai in Wiesbaden mit Ehrenpreisverleihung, dem Serienwettbewerb „Folgenschwer“ und Wettbewerbsstart am 10. Mai mit den „Polizeiruf 110“-Folgen des BR „Frau Schrödingers Katze“ und „Bis Mitternacht“; Hauptdarstellerin Verena Altenberger und Regisseur Oliver Haffner werden in Wiesbaden erwartet, zahlreiche Filmschaffende während des Festivals vor Ort.

Vom 8. bis 15. Mai findet das Deutsche FernsehKrimi-Festival statt.

„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, in diesen unruhigen Zeiten, Kultur wieder als Gemeinschaftserlebnis im Kino für Filmschaffende und Publikum vor Ort erlebbar zu machen. Es freut mich daher ganz besonders, dass wir das Deutsche FernsehKrimi-Festival endlich wieder in Präsenzform in Wiesbaden veranstalten können“, so Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Zum Festivalauftakt wird am 8. Mai um 18 Uhr die Schauspielerin Anna Schudt in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden mit dem Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals für ihre schauspielerische Leistung im „Tatort“ Dortmund geehrt. Zehn Jahre spielte sie die Hauptkommissarin Martina Bönisch, bevor sie Anfang dieses Jahres beim Dortmunder Tatort ausstieg. Im Anschluss an die Ehrenpreisverleihung wird der „Tatort – Hydra“ (WDR) gezeigt.

Bereits zum 3. Mal sucht der Krimiserien-Wettbewerb „Folgenschwer“ nach der Krimiserie des Jahres. Nominiert sind: „Der Pass (2)“ (SKY), „ZERV – Zeit der Abrechnung“ (MDR/DEGETO), „Westwall“ (ZDFneo), „Die Ibiza Affäre“ (SKY) und „Blackout“ (JOYN/SAT.1). Am 9. Mai ab 17.00 Uhr laufen ausgewählte Folgen in der Caligari FilmBühne. Zum Gespräch werden u.a. die Schauspielerin Marie Leuenberger und Schauspieler David A. Hamade, der Regisseur Dustin Loose sowie die Drehbuchautoren Benedikt Gollhardt und Michael Klette erwartet. Eine Jury von Studierenden der Film- und Medienwissenschaften aus der Rhein-Main-Region entscheidet über die beste Produktion.

Am 10. Mai startet der Wettbewerb um den Deutschen FernsehKrimi-Preis mit zwei „Polizeiruf 110“-Folgen des BR – um 18 Uhr mit „Frau Schrödingers Katze“ und anschließend um 20.30 Uhr mit der Folge „Bis Mitternacht“ (Regie: Dominik Graf). In beiden Fernsehkrimis ermittelt Verena Altenberger als Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff und wird zu den anschließenden Filmgesprächen vor Ort sein. Außerdem werden auch Regisseur Oliver Haffner sowie die Drehbuchautoren Christoph Darnstädt und Tobias Kniebe erwartet.

Insgesamt zehn TV-Produktionen laufen im Wettbewerb; darunter zwei weitere „Polizeiruf 110“-Folgen mit „Hildes Erbe“ (RBB) und der MDR-Produktion „An der Saale hellem Strande“. Darüber hinaus sind mit „Vier“ und „Flammenmädchen“ zwei Filme aus der Landkrimi-Reihe des ORF vertreten. Mit „Der Kommissar und die Eifersucht“ (ZDF) und „Am Ende der Worte“ (NDR) befinden sich zwei bisher noch nicht ausgestrahlte Filme unter den Nominierungen. Das Wettbewerbsfeld wird komplettiert von den ZDF/ARTE-Koproduktionen „Alles auf Rot“ und „Gefährliche Wahrheit“. Von Radikalisierung innerhalb der Polizei über mafiöse Verstrickungen von Politik und Medien bis hin zur Frage, wie wir heute Männlichkeit definieren, reicht das Themenspektrum der nominierten Fernseh-Produktionen.

Die im Anschluss an die Vorführungen stattfindenden Filmgespräche mit Gästen wird der Filmjournalist Knut Elstermann moderieren.

Für die Jury des Deutschen FernsehKrimi-Preis konnten die Veranstalter in diesem Jahr die Schauspielerin Valerie Stoll, den Schauspieler Moritz Führmann sowie die 3sat-Redakteurin Ariane Binder und den Producer Nico Grein gewinnen.

Zahlreiche Filmschaffende haben sich zum Festival angemeldet, darunter u.a. die Schauspielerinnen Verena Altenberger und Annika Wonner, die Schauspieler Fritz Karl und Laurence Rupp, die Regisseurinnen Marie Kreutzer, Catalina Molina und Nina Vukovic, Eoin Moore, Ehrenpreisträger des Festivals 2021, sowie die Drehbuchautorinnen Lena Fakler, Anika Wangard und Sarah Wassermair.

Die Preisverleihung des Deutschen FernsehKrimi-Preises findet am Freitag, 13. Mai um 20 Uhr in der Caligari FilmBühne statt. Anschließend wird der Gewinnerfilm zu sehen sein.

Ein True-Crime-Abend am Donnerstag, 12. Mai um 18 Uhr in der Krypta der Marktkirche in Wiesbaden widmet sich dem Thema „Wenn die Tat zur Serie wird – Wie entstehen True Crime Formate?“. An dem Werkstattgespräch mit Filmausschnitten beteiligen sich u.a. die Gerichtsreporterin des HR, Heike Borufka, und der Fernsehproduzent Ralf Jühe.

Bereits zum 6. Mal sucht das Festival gemeinsam mit HessenFilm und Medien und TOP: Talente e.V. mit dem Nachwuchs-Drehbuchwettbewerb nach abendfüllenden Drehbuchstoffen von Nachwuchsautorinnen- und autoren. Nominiert sind vier der eingereichten Stoffe, die von der Schauspielerin Gisa Flake gelesen werden und als Videos während des Festivals auf der Festivalwebsite unter www.fernsehkrimifestival.de online zu erleben sind. Die Drehbuchautorin Lena Fakler, Merle Rueffer von der HessenFilm, Schauspielerin und Drehbuchautorin Julia Nika Neviandt sowie der Regisseur Christian Schäfer entscheiden als Drehbuchwettbewerbs-Jury über die Gewinnerin oder den Gewinner. Der Preis ist eine dramaturgische Beratung und eine kostenlose Teilnahme am Pitch-Workshop der TOP: Talente.

Den Abschluss des Festivals bildet am Samstag, 14. Mai, ab 19 Uhr, die „Lange FernsehKrimi-Nacht“. Bis zum Morgen des 15. Mai werden noch einmal alle zehn Wettbewerbsbeiträge in der Caligari FilmBühne zu sehen sein.

Kartenvorverkauf ab 29. April, ab 10 Uhr unter www.fernsehkrimifestival.de und der Tourist-Information, Marktplatz 1, 65183 Wiesbaden

goEast 2022 _ Gewinner:innen beim Festival des mittel- und osteuropäischen Films: Hauptpreis für VERA TRÄUMT VOM MEER // Beste Regie für SANFT

Archivbild © Diether v. Goddenthow
Archivbild © Diether v. Goddenthow

VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi) gewinnt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. In diesem Thriller muss sich Vera nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen stellen und um grundlegende Rechte kämpfen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Jasna Đuričić begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Die Goldene Lilie für den besten Film geht an einen Film über den Kampf einer Frau gegen eine primitive männliche Welt und eine heruntergekommene Männlichkeit, die leider immer noch an der Macht ist.“

Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach 7 Tagen voller Filmkunst, Virtual Reality, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen, bei der 87 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem Work-in-Progress-Wettbewerb für XR gekürt und Preise im Gesamtwert von 30.500 Euro verliehen.

Das Regieduo Anna Nemes und László Csuja gewann mit SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum des Films steht Bodybuilderin Edina, die für Miss Olympia trainiert und dabei zu vielen Opfern bereit ist. „Die Filmemacher:innen erzählen mit ihrem vielschichtigen filmischen Ansatz eine Geschichte, die sorgfältig auf Details achtet und so das Porträt einer Frau voller Würde erschafft. Eine Frau, die sich nach Anerkennung und Liebe sehnt.“, so die Jury.

TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) wurde mit dem von der Central and Eastern European Online Library neu ausgelobten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm, der mit 4.000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde an der russisch-ukrainischen Front gedreht und fokussiert auf ein 14-jähriges Mädchen, das täglich inmitten der Schrecken des Kriegs lebt. Die Jury nennt den Film „ein Tribut an die jungen Menschen, die in den Ruinen unserer Welt leben.“

Mit einer lobenden Erwähnung wurde „ein Flüchtlings-Roadmovie, das uns daran erinnert, dass der Krieg überall ist“ ausgezeichnet: DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša): „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Spielfilm geht an einen komplexen Film, der auf vielen verschiedenen Ebenen funktioniert und in dem auf vielfältige Weise der aktuelle, schreckliche Krieg mitklingt. Er ist eine mutige Erkundung persönlicher Trauer und der verschiedenen Formen, die diese annehmen kann, außerdem zeigt er dezent, wie sich die Spuren von Gewalt für immer in eine Gemeinschaft einprägen. Gleichzeitig fesselt uns der Film recht unkonventionell als Kriminalfilm und Roadmovie.“

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Senem Erdine, Konstanty Kuzma und Alik Shpilyuk waren, TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko) aus: „Der Preis der Internationalen Filmkritik für den Besten Dokumentarfilm geht an einen Film, der uns auf allen Ebenen überzeugte: künstlerisch, kinematographisch, menschlich, persönlich und politisch. Wir möchten besonders auf die Fähigkeit des Filmemachers hinweisen die Protagonistin empathisch und respektvoll zu behandeln und gleichzeitig sanft und beschützend zu sein.“

Der Merck-Innovationspreis für XR, dotiert mit 3.500 Euro, wurde im Work-in-Progress-Wettbewerb mit 8 teilnehmenden Projekten durch eine Jury, bestehend aus Antoinette Engel, Paola Gazzani Marinelli und Alexandra Gérard an ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva) verliehen: „Wir denken, dass das Projekt umsetzbar und an einem wichtigen Punkt in der Produktion ist. Diese 6DoF-Experience wird eine ausgedehnte, poetische Fantasie der Arktis bieten und diesen Raum durch volumetrische Collage für Besucher:innen zugänglich machen. So macht es die dortige Kultur, die Menschen, die Landschaft und die aktuellen Probleme lebendig. In einer Region, in der Künstler:innen oft alleine arbeiten und sich außerhalb einfach zugänglicher Netzwerke befinden, ist dieser Preis um so wichtiger.” Eine lobende Erwähnung bekam das Projekt IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász). „Die zeitgemäße, ortsbasierte, interaktive und dokumentarische AR-Experience erweckt die unsichtbare Geschichte von Budapests jüdischem Viertel zum Leben“, so die Jury.

Im East-West Talent Lab, das mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung durchgeführt wurde, fand heute Vormittag der Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Dr. Catherine Colas, Vera Lacková und Alex Shiriaieff statt. Hier gewann das Projekt I DON’T WANT von Hanis Bagashov aus Nordmazedonien das Renovabis-Recherchestipendium (3.500 Euro) für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte. „Das sehr intime Familienporträt enthält so problematische Themen wie Religion, Tradition und Ausgrenzung. Die Jury entschied sich einstimmtig, da es nicht nur das vielversprechendste Filmprojekte war, sondern auch der beste Pitch“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der mit 1.500 Euro dotierte Current Time TV Award (USA) ging ebenfalls an I DON’T WANT von Hanis Bagashov, in der Hoffnung, dass der Preis dem Film helfen würde sein verdientes Publikum zu erreichen, während der Pitch the doc-Award im Wert von 500 Euro dem vielversprechenden Sozialdrama ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva) verliehen wurde.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel 2022 auf den Wettbewerbsfilm KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach). Die Jury von 3sat begründete Ihre Entscheidung folgendermaßen: „In ebenso eindringlichen wie vielschichtig komponierten Bildern, die an klassische Malerei und Western-Szenarien erinnern, erzählt KLONDIKE vom Widerstand einer schwangeren Frau gegen die brutalen Realitäten eines Kriegs, in dem die Konfliktparteien in ihrem Kampf um die „richtige“ Zugehörigkeit Familien auseinanderreißen und die Lebensgrundlage der Menschen zerstören. Die meisterliche Inszenierung, die spannungsvoll und irritierend zwischen Realismus, surrealen Momenten und allegorischer Kraft oszilliert, und nicht zuletzt das brillante Schauspiel von Oxana Cherkashyna als Irka verleihen der Geschichte vom Überleben im Krieg ihre stille Wucht. Durch seine Menschlichkeit und universelle Aussage wird der Film auch noch weit jenseits aktueller Berichterstattung und Breaking News über die Grausamkeit des Krieges Bestand und Relevanz haben.“ Der Film soll zum goEast Festival 2023 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 22. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 19. bis 25. April in Wiesbaden statt.
Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher:innen wie Paweł Łoziński, die Retrospektive von Lana Gogoberidzes Filmwerk in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen und Lana Gogoberidzes Anwesenheit beim Festival. Das Symposium, das sich unter dem Titel „Wo geht’s hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie“ mit Jean-Luc Godard und seiner Beziehung zu Mittel- und Osteuropa beschäftigte fand online und vor Ort rege Teilnahme. Mit dem Cinema Archipelago, einem Rahmenprogramm, das über die klassische Kinoerfahrung hinausgeht, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Neuland und ermöglichte u.a. ein erfolgreiches und empowerndes Programm namens Yugoretten – ein Forum für Frauen* aus Ex-Jugoslawien.

Das Festival fand unter den Vorzeichen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine statt, was dazu führte, dass drei russische Filme ersatzlos aus dem Programm genommen wurden. Trotzdem waren einzelne russische Produktionen zu sehen, die keine staatliche Förderung erhalten hatten. Im Mittelpunkt standen ukrainische Filmschaffende und ukrainische Produktionen, von denen drei auch im Wettbewerb zu sehen waren. Ein Filmemacher aus der Ukraine nahm sogar eine 45-stündige Busfahrt auf sich, um seinen Film beim Festival zu präsentieren. Zum Thema des Boykotts russischer Filme gab es am Festivalsamstag ein Podiumsgespräch, bei dem ukrainische Filmschaffende ihre Perspektive und ihre Bedürfnisse erklärten.

Alle Preisträger:innen noch einmal im Überblick:
goEast_2022_450

  1. Goldene Lilie für den Besten Film
    VERA TRÄUMT VOM MEER (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albanien/ Nordmazedonien 2021, Regie: Kaltrina Krasniqi, Produzent: Shkumbin Istrefi)
  2. Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
    SANFT (SZELÍD, Ungarn/ Deutschland, 2022, Regie: Anna Nemes und László Csuja)
  3. CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  4. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
    DER FALKE (STRAHINJA BANOVIć, Serbien/ Luxemburg/ Frankreich/ Bulgarien/ Litauen, 2021, Regie: Stefan Arsenijević)
  5. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
    PILGER (PILIGRIMAI, Litauen 2021, Regie: Laurynas Bareiša)
  6. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
    TAUBES GESTEIN (TERYKONY, Ukraine 2022, Regie: Taras Tomenko)
  7. Merck-Innovationspreis für XR
    ARCTIC RECALL (Russland, Regie: Anna Tolkacheva)
  8. Lobende Erwähnung XR
    IF THESE STREETS COULD TALK (Ungarn, Regie: Barna Szász)
  9. Renovabis-Recherchestipendium
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  10. CurrentTime Award
    I DON’T WANT (Nordmazedonien, Regie: Hanis Bagashov)
  11. Pitch the Doc-Award
    ELENA IN DELEYNA (Bulgarien, Regie: Elena Stoycheva)
  12. 3sat-Ankauf
    KLONDIKE (Ukraine/ Türkei, 2022, Regie: Maryna Er Gorbach)