Kategorie-Archiv: Komische kunst

‚Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz‘ begrüßt 11.111. Gast in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg

© Greser u Lenz ohne Titel
© Greser u Lenz ohne Titel

Die große Werkschau der Aschaffenburger Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz „Homo sapiens raus!“  begeistert viele Kunstinteressierte und hat sich als die erfolgreichste Ausstellung der letzten zehn Jahre erwiesen: Mit dem Besuch von Norbert Attermeyer aus Aschaffenburg hat ‚Homo sapiens raus!‘ nun den 11.111. Gast begrüßt! Anlässlich dieses besonderen Ereignisses erhielt der glückliche Besucher eine Originalzeichnung von Deutschlands bekanntestem Karikaturistenduo Greser & Lenz. „Die Resonanz auf unsere Ausstellung ‚Homo sapiens raus!‘ freut uns sehr,“ sagt Dr. Thomas Schauerte, Direktor der städtischen Museen und Kurator der Ausstellung. „Dass wir bereits den 11.111. Gast empfangen durften, zeigt, dass es richtig war, Greser & Lenz endlich auch mal in ihrer Wahlheimat Aschaffenburg groß zu präsentieren.“ Die Ausstellung ‚Homo sapiens raus!‘ ist noch bis zum 18. August 2024 in der Kunsthalle Jesuitenkirche zu sehen.

Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26
63739 Aschaffenburg
Öffnungszeiten
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr
montags geschlossen

Caricatura Museum Frankfurt erhält gesamten Vorlass der Zeichnerin Hilke Raddatz

Es ist der zweite wichtige Ankauf für in diesem Jahr: Am Dienstag, 9. Juli, stimmte der Haupt- und Finanzausschuss dem Erwerb des gesamten Vorlasses der Zeichnerin Hilke Raddatz für das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst zu. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Ich freue mich über den zweiten wichtigen Ankauf des Caricatura Museums in diesem Jahr. Hilke Raddatz ist neben Marie Marcks und Franziska Becker eine der ersten Frauen, die sich in Deutschland als Karikaturistin etablieren konnte. Umso schöner, dass auch ihre Arbeiten einen dauerhaften Platz in der Sammlung des Museums gefunden haben.“

Der Vorlass umfasst rund 4000 Karikaturen für Zeitungen und Zeitschriften, vor allem das in Frankfurt erscheinende Satiremagazin Titanic, wie auch Zeichnungen ihrer Kinderbücher und andere Buchillustrationen, Einzelzeichnungen, Plakatgestaltungen und Skizzen. Die teilweise illustrierte Korrespondenz mit der Titanic-Redaktion und die gezeichneten Postkarten, die sie von F.W. Bernstein erhielt, runden das Konvolut ab.

Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt: „Unser Haus hat einen klaren Sammlungsauftrag, in dessen Zentrum die Werke der Neuen Frankfurter Schule

stehen. Dieser Künstlergruppe haben wir es zu verdanken, dass Frankfurt zur Hauptstadt der Satire wurde. Mit dem Gesamtwerk der ersten Kollegin der Neuen Frankfurter Schule, Hilke Raddatz, vervollständigen wir unsere Sammlung um ein sehr wichtiges Konvolut. Wir danken ihr für ihr Vertrauen in unser Haus und versichern, dass wir ihr Werk sicher verwahren und für künftige Generationen zugänglich machen.“

1941 in Hamburg geboren, studierte Hilke Raddatz Graphik an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. Hier lernte sie F.K. Waechter, späteres Mitglied der Neuen Frankfurter Schule, kennen. Im Anschluss an das Studium arbeitete Raddatz als Werbegrafikerin. 1979 gründeten ehemalige Redakteure der Satirezeitschrift Pardon, unter ihnen auch F.K. Waechter, ihr eigenes Satiremagazin Titanic und warben Raddatz erfolgreich an. Mit ihren Zeichnungen, darunter allein rund 2.500 Illustrationen der Rubrik „Briefe an die Leser“, ist sie bis auf wenige Ausnahmen in jedem Heft vertreten und prägte das Erscheinungsbild der Zeitschrift entscheidend mit. Auch in anderen Publikationen wie Kowalski, Vorwärts, Wochenpost und vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften begeisterten ihre Zeichnungen ein breites Publikum.
Kinderbücher und Bildergeschichten bereicherten ab den 1980er Jahren ihr Repertoire,
darunter die „Bockenheim“-Serie „Die große Liebe“, „Die Punker“ und „Der Erpresser“.

2013 wurde Hilke Raddatz mit dem Sondermannpreis für Komische Kunst geehrt. Im September dieses Jahres wird ihr in Stadthagen der Wilhelm-Busch-Preis überreicht. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.

POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek vom 30. Mai bis zum 1. September 2024

CMF_POLO_ 250Bunt, laut und leise, überraschend abwechslungsreich: Das ist sie, die neue Ausstellung „POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek“ im Caricatura Museum Frankfurt. Sie würdigt den Cartoonisten POLO posthum und gibt einen Einblick in sein äußerst vielseitiges Werk an Komischer Kunst. Zu sehen sind Cartoonklassiker auf Papier, digitale Bildwitze, Malereien, Objekte und allerhand Spielereien. Komplementiert wird die Schau durch Digitaldrucke, einer Diashow und Videos, Leihnahmen und Hommage-Werke.

Geboren wurde André Poloczek in Wuppertal 1959. Nach seinem Umzug nach Haltern am See veröffentlichte er bereits als Schüler 1978 erste Comics und Cartoons im Halterner Kommunalteil der Ruhr Nachrichten. Mit dem Abitur in der Tasche und dem Abschluss seines Zivildienstes kehrte er 1981 zum Germanistik- und Soziologiestudium in seine Geburtsstadt zurück. Seine Abschlussarbeit über den Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell sollte ihn auch in seiner eigenen künstlerischen Arbeit lebenslang prägen: Wie Schnell verstand es POLO, die alltäglich spießbürgerlichen, absurden und unglaublichen Situationen als Gegenentwurf zur kritisierten Gegenwartsgesellschaft als „Urkomik des Daseins“ (Max Christian Graeff) darzustellen.

Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek
Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek

Anfang der 1980er Jahre dokumentierte der leidenschaftliche Fotograf vorwiegend das nächtliche Wuppertal, malte in Öl surreale oder metaphysische Motive in Anlehnung an Dali oder De Chirico. Über die Kulturszene berichtete er als fester freier Mitarbeiter mit dem Kürzel „Apo“ für die Westdeutsche Zeitung und für die alternative Zeitung Wupper Nachrichten. Hier erschien auch die erste von POLO entwickelte Cartoonfigur „Anton von de(r) Gathe“. Der knollennasige Comicstripheld im Lokalkolorit erfreute sich schnell großer Beliebtheit und feierte sein wöchentliches Comeback von 2001 bis 2009 in der Wuppertaler Rundschau.
Mitte der 1980er Jahre machte POLO mit ersten eigenen Ausstellungen auf sich aufmerksam: 1987 mit „Karicartoons und andere UnARTigkeiten“ in der Schwelmer Galerie Basiner, 1988 mit „Dichter ge-sichtet“ im Wuppertaler Kulturpalast, wiederholt in der Villa Amalia (Briller Schlößchen) gezeigt, 1989 auch in der Bonner Stadtbibliothek und im Lädeli Lörrach.
Zwei mehrwöchige Pentiment-Comiczeichenkurse in Hamburg sollten seine Komische Kunst nachhaltig prägen: 1989 lehrte dort F. K. Waechter, nur ein Jahr darauf F. W. Bernstein. Ab 1992 nahm Poloczek regelmäßig an der „Zeichenschule an der Eider/Grafisches Trainingslager an der Eider in Rendsburg“ teil, gegründet und geleitet von F. W. Bernstein, der für ihn zum Mentor und Wegbegleiter wurde.

Erste satirische Grafiken erschienen Anfang der 90er Jahre in der Literaturzeitschrift Der Rabe, zudem zeichnete er als fester freier Mitarbeiter für das DGB-Jugendmagazin ‘ran. 1992 folgte der erste eigene Cartoonband „Arsch auf Grundeis“ im Semmel Verlach, zahlreiche Einzelbände folgten bei Lappan. Auch arbeitete POLO erfolgreich als Illustrator und Lohnzeichner für Agenturen und namhafte Unternehmen wie Karstadt, Erfurter Rauhfaser, Vorwerk und Würth. Für Jürgen von der Lippe entwarf er das CD-Cover „Männer. Frauen. Vegetarier“.

Ein bundesweit breites Publikum erreichte POLO durch Veröffentlichungen in überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und Süddeutsche Zeitung. Ab 2015 zeichnete er für die Westdeutsche Zeitung Cartoons zur Stadtpolitik und Zeitgeschichte. Mit dem Satiriker und Grafiker Andreas Greve bildete er von 2009 bis 2011 das Cartoon-Duo „Jünger und Schlanker“, die nicht nur gemeinsam Cartoons entwickelten, sondern auch humorvolle Auftritte absolvierten und 2011 den „Abräumer“-Sonderpreis des Deutschen Karikaturenpreises erhielten.

Ab 2013 engagierte sich POLO zunehmend für den künstlerischen Nachwuchs: 2013 übernahm er die Kursleitung des CartoonKollegs im Rahmen des pass:projects der Galerie Grölle in Wuppertal. 2014 leitete er zusammen mit Ari Plikat die Sommerakademie für Komische Kunst in Kassel. Ab 2015 lehrte er an der Junior Uni Wuppertal die Kunst des Cartoonzeichnens.
Für sein künstlerisches Schaffen erhielt André Poloczek 2002 den Deutschen Karikaturenpreis in Silber.

Facettenreich ist POLOs Werk, das immer wieder überrascht und die stilistische Einordnung des Künstlers erschwert. Ob gemalt, illustriert, karikiert und modelliert; mit Stift, Tusche, Öl, Pinsel, Stempel oder Zahnbürste: Immer spürbar ist die große Lust und Freude am künstlerischen Schaffen, am Ausprobieren, am „Rumprobieren“ (POLO). Dies aber immer mit großer Könnerschaft. Seine Cartoons kommentieren Alltägliches, Politisches wie Gesellschaftliches genauso wie Kulinarisches, Medizinisches und Zwischenmenschliches. Die Sprache ist im Werk des studierten Germanisten Poloczek ein wichtiges Element. Wortspielereien und Kalauer werden gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt.

André Poloczek verstarb unerwartet und plötzlich im Juni 2022 in Wuppertal. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Die Ausstellung mit retrospektivem Charakter fängt auf begrenztem Platz den „ganzen POLO“ ein. Sämtliche Exponate im Erdgeschoß haben Werkcharakter und spiegeln den Zeichner und Cartoonisten POLO, den die Öffentlichkeit kennt: Darunter Originalzeichnungen aus seinen Cartoonbänden und Vertragsarbeiten für große und kleine Unternehmen und Verlage. Ein

Schmankerl: Der Auftritt des Cartoonisten – nein, des Kaffeemaschinenimitators – in der von Jürgen von der Lippe moderierten Überraschungsshow „Wat is?“ (ARD/WDR) von 1996.

Auf der Galerie hingegen wird von jenem spielenden, kritzelnden Künstler erzählt, der hinter dem Werk lebte: Wilde Skizzenbücher, lose, vorläufige und unveröffentlichte Blätter, Schnipsel und Montagen zeigen das unentwegte Ausprobieren und den das Zeichnen liebenden Künstler. Neben dem als Herausgeber amtierenden POLO werden hier auch erstmals Auszüge aus seinen Kinderbuch-Entwürfen präsentiert. Zum Ende der Schau wird noch auf jenen POLO eingegangen, der mehr als ein „Szenemitglied“ im großen Kreis der Cartoonist:innen und Komischen Künstler:innen war. Sehr persönlich sind die letzten Meter der Ausstellung, in denen gezeichnete Postkarten an und von POLO, extra für die Ausstellung angefertigte Zeichnungen und die jährlich in Rendsburg entstandenen Portraitstreifen den Freund, Weggefährten, Cartoonlehrer und Zeichner POLO charakterisieren.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

POLO – Die Komische Kunst des André Poloczek ab 30. Mai im Caricatura Museum Frankfurt

© Caricatura Frankfurt
© Caricatura Frankfurt

Mit einer bunten, lauten und leisen, abwechslungsreichen, auf alle Fälle überraschenden Ausstellung ehrt das Caricatura Museum Frankfurt vom 30. Mai bis 1. September 2024 posthum einen der wohl vielseitigsten Vertreter der Komischen Kunst: André Poloczek, alias POLO.

Der Wuppertaler Cartoonist veröffentlichte seinen ersten Cartoonband 1992 beim Semmel Verlach, zahlreiche Bücher folgten bei Lappan. Seine Cartoons erschienen regelmäßig in regionalen Zeitungen, erfreuten sich aber auch weit über die Wuppertaler Stadtgrenzen hinaus großer Beliebtheit und wurden in wichtigen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und SZ veröffentlicht.

Zeitlebens war POLO den Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule, deren Werke Grundstock der Sammlung des Caricatura Museums sind, eng verbunden. André Poloczek verstarb im Juni 2022. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

Hans Traxler feiert am 21. Mai seinen 95. Geburtstag Das Caricatura Museum gratuliert mit der Ausstellung „Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler“

CMF_PLAKAT_Hans_Traxler_Die_Duenen_der_Daenen 250

Zu seinem 95. Geburtstag präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt von Donnerstag, 30. Mai, bis Sonntag, 4. August, die neuesten Arbeiten von Hans Traxler, darunter Cartoons und Bildergeschichten mit wunderbar gereimten Texten in gewohnt bissiger und absurder Manier. Zudem werden Zeichnungen aus seinem neuesten Werk „Wie die Malerei verschwand. Eine Kunstgeschichte“, eine satirisch-realistische Abrechnung mit dem Kunst- und Lehrbetrieb, zu sehen sein.

Bereits zu seinem 90. Geburtstag würdigte das Museum den Künstler mit einer großen Ausstellung, die das überwältigende Spektrum künstlerischer Felder und das einzigartige Farb-, Form- und Erzählrepertoire Traxlers aus allen Schaffensphasen dokumentierte. Nun stellt die neue Schau unter Beweis: Ans Aufhören denkt der unermüdliche Schöpfer Komischer Kunst lange nicht. Vieles ist auch in jüngster Vergangenheit entstanden, das nun erstmals zu sehen sein wird.

Hans Traxler vor dem Elch, Ausschnitt Gerhard Haderer, © Britta_Frenz
Hans Traxler vor dem Elch, Ausschnitt Gerhard Haderer, © Britta_Frenz

Hans Traxler, geboren am 21. Mai 1929 in Herrlich, Tschechoslowakei, kam 1951 nach Frankfurt, um an der Städelschule Malerei zu studieren. Er blieb – bis heute. Seine satirische Karriere begann in den 1960er Jahren: Er war Mitbegründer der Satiremagazine Pardon, 1962, und Titanic, 1979, und gehört der Neuen Frankfurter Schule an. Zu seinen frühen und bekanntesten Werken gehört die Märchenforschungs-Persiflage „Wahrheit über Hänsel und Gretel“ aus dem Jahr 1963. Seit den 80er und 90er Jahren zeichnete er vor allem Cartoons, unter anderem für die Magazine der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Zeit und der Süddeutschen Zeitung. Seine Bilderbücher erscheinen rund um die Welt. Gemeinsam mit Peter Knorr machte Traxler Deutschlands Kanzler Helmut Kohl zur „Birne“. Er setzte F.W. Bernsteins berühmten Zweizeiler „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ ins Bild und schuf damit das Maskottchen der Neuen Frankfurter Schule. Mittlerweile umfasst seine Bibliografie 42 eigene Bücher und 27 Buchillustrationen anderer Autoren. Seine Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Traxler wurden viele Auszeichnungen zuteil, darunter der Göttinger Elch, 2006, die Goethe-Plakette, 2014, der Wilhelm-Busch-Preis, 2015, und der Prix Livrentête, 2021.

Anfang dieses Jahres stimmte der Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Frankfurt dem Ankauf des Lebenswerks des Zeichners und Satirikers zu. Das erworbene Konvolut umfasst 1793 Originale und 240 Skizzen des Künstlers.

Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt

Sonderausstellung „Volker Reiche. Comiczeichner & Maler“ im Museum für Kommunikation Frankfurt

Kritik an Gesellschaft und Politik sowie Humor und Tiefgang, verpackt in charakteristischen Figuren und ihren Dialogen – all das ist Comic und all das ist Volker Reiche.Cock-Fighter  © MSPT / Museum für Kommunikation Frankfurt
Kritik an Gesellschaft und Politik sowie Humor und Tiefgang, verpackt in charakteristischen Figuren und ihren Dialogen – all das ist Comic und all das ist Volker Reiche. Bild: Volker Reiche. Cock-Fighter © MSPT / Museum für Kommunikation Frankfurt

Düsternis, Schrecken und Terror, eindrucksvoll festgehalten in teils großformatigen Gemälden – auch das ist Volker Reiche. Mit der Schau „Volker Reiche. Comiczeichner & Maler“ zeigt das Museum für Kommunikation Frankfurt die Werke des Zeichners von Figuren wie STRIZZ, MEKKI, WILLIE WIEDEHOPF und DONALD DUCK in zwei Ausstellungsbereichen.

Im ersten Teil der Schau von insgesamt 83 Werken entführt das Museum für Kommunikation Besucherinnen und Besucher zunächst in die Welt der  Comiczeichnung. Inspiriert von amerikanischen Underground-Comics und getrieben von einer eigenen antiautoritären Haltung, begann Volker Reiche Ende der 1960er Jahre nach seinem Jura-Examen Comics zu zeichnen. Zu sehen sind dazu Teile aus seinem ersten Werk, dem Comic-Buch „LIEBE. Ein Männer-Emanzo-Comic“, in dem er die männliche Sicht auf die damalige neue Frauenbewegung thematisiert.

Zu sehen sind ebenso seine Zeichnungen und Entwürfe für das Satiremagazin PARDON sowie für das Comic-Magazin HINZ UND KUNZ. Diese schuf Reiche, bevor er zum Satiremagazin TITANIC wechselte, in dem er einen so genannten Comicroman (einen Fortsetzungscomic) veröffentlichte.

Bereits Ende der 1970er Jahre zeichnete er für den niederländischen Disney-Verlag die Figur DONALD DUCK und schrieb bis 1985 als erster deutscher Zeichner Donald-Duck-Geschichten für Disney. Im Zeichnen der Disney Figuren wurde Volker Reiche vom Comiczeichner Daan Jippes ausgebildet. Mit WILLIE WIEDEHOPF schuf Reiche nebenbei seine erste eigene Figur im Jahr 1984.

1985 bis Ende 2006 zeichnete er für die Zeitschrift HÖRZU den Igel MECKI, dessen Entwicklung in der Ausstellung dargestellt ist. In dieser Zeit gestaltete Reiche bereits die Figur STRIZZ für die F.A.Z., in dessen humoristisch-kritischen Geschichten er neben aktuellem Weltgeschehen auch viele lokale Bezüge mit einfließen ließ und lässt. Die Strips für STRIZZ erschienen seit dem Jahr 2002 täglich, seit 2015 wöchentlich. Über die Welt von Strizz hat Volker Reiche bis heute in über 2.200 Folgen berichtet.

Ausstellung "Volker Reiche. Comiczeichner und Maler" von 26. April bis 27. Oktober 2024 im Museum für Kommunikation Frankfurt Ausstellung. © MSPT / Museum für Kommunikation Frankfurt
Ausstellung „Volker Reiche. Comiczeichner und Maler“ von 26. April bis 27. Oktober 2024 im Museum für Kommunikation Frankfurt Ausstellung. © MSPT / Museum für Kommunikation Frankfurt

Für STRIZZ erhielt Volker Reiche im Jahr 2004 den Max-und-Moritz Preis, eine der wichtigsten deutschen Auszeichnungen im Bereich des Comics. Während der Olympischen Spiele diesen Sommer in Paris wird von ihm der STRIZZ-Comic in der F.A.Z. fortgesetzt.

Der erste Ausstellungsteil wird durch das 22-minütige Film-Porträt „Volker Reiche – Ein Spiegel der Gesellschaft“ von Georg Schadeck ergänzt.

Mutet der erste Ausstellungsteil eher heiter an, präsentiert das Museum im zweiten Teil Volker Reiches malerisches Werk, in dem thematisch Tod, Terror und Krieg ihren Platz finden. Neben ein paar wenigen ernsteren Comics, wie beispielsweise zum klugen Jungen Rafael, der mit seiner Omi über philosophische Themen oder die Nachrichten diskutiert, bearbeitet Reiche hier in teils großformatigen Bildern die Schrecken der Welt. Auch Persönliches findet seinen Platz, wie die schwere Krankheit seines langjährigen Freundes Bernd Pfarr. Dabei ließ er sich von Künstlern wie Hieronymus Bosch, Pablo Picasso oder Claude Monet inspirieren.

Die malerischen Werke im zweiten Teil der Ausstellung bezeichnet Volker Reiche als eher „non-kommunikativ“ im Gegensatz zu den freundlich plaudernden und diskutierenden Figuren im ersten Teil. Durch eigens für diesen Teil der Ausstellung gezeichnete Tafeln, auf denen STRIZZ die Kunstwerke erläutert, gelingt Reiche die Verbindung zwischen beiden Werkteilen.

Die Ausstellung Volker Reiche. Comiczeichner & Maler ist vom 26. April 2024 bis zum 27. Oktober 2024 im Museum für Kommunikation Frankfurt zu sehen.

Jakobine Theis

Museum für Kommunikation Frankfurt
Ausstellungen
Schaumainkai 53 (Museumsufer)
60596 Frankfurt am Main
Infos zum Besuch

Aufruf zum Deutschen Cartoonpreis 2024 Der Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH und die Frankfurter Buchmesse rufen auf zum Deutschen Cartoonpreis

f4131173-e7bf-49b0-b82f-0b5bb4599e01 450Beste Bilder – die Cartoons des Jahres 2024
Der Lappan Verlag und die Frankfurter Buchmesse laden alle Cartoonistinnen und Cartoonisten dazu ein, ihre besten Cartoons, die seit November 2023 entstanden sind, einzureichen.
Einsendeschluss ist Montag, der 9. September 2024
Die Preise für die drei besten Cartoons sind dotiert mit:
1. Preis: 3.000€
2. Preis: 2.000€
3. Preis: 1.000€
Aus allen Einsendungen erfolgt die Auswahl für das Buch »BESTE BILDER 15 – DIE CARTOONS DES JAHRES 2024«. Aus dieser Auswahl ermittelt die Jury die Gewinnerinnen und Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2024, die auf der Preisverleihung bekannt gegeben werden.
Außerdem wird mit Unterstützung der Stadt Kassel der Publikumspreis der Caricatura Galerie verliehen. Er ist mit 1.000€ dotiert.

Einsendungen
Die Cartoons als Anhang bitte in einem gezippten Ordner per E-Mail senden an: 2024@deutschercartoonpreis.de
Die E-Mail sollte dabei bitte nicht größer als 10 MB sein.
Die Cartoons können auch über eine Cloud (z.B. WeTransfer, Dropbox, OneDrive) übermittelt werden.
Ordner und Einzeldateien sollten dabei bitte mit Nachnamen und Vornamen benannt sein: Nachname_Vorname_1 usw.
Die Anzahl der Cartoons ist nicht festgelegt, es sollten die besten und nicht mehr als 50 Cartoons sein.

Jury
Birgit Fricke, Senior Manager Vertrieb, Frankfurter Buchmesse
Antje Haubner, Programmleiterin Lappan Verlag
Dr. Alex Jakubowski, Journalist bei ARD-aktuell Frankfurt
Jana Legal, Lektorin Lappan Verlag
Dijana Nukic, Leiterin Havengalerie in Bremen
Dieter Schwalm, Herausgeber zahlreicher Cartoonbücher
Saskia Wagner, Leiterin Caricatura Galerie in Kassel

Ausstellung und Preisverleihung
Die Ausstellung »Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2024« läuft vom 2. November 2024 bis Februar 2025 in der Caricatura Galerie in Kassel. Hier können die Besucherinnen und Besucher ihre Stimmen für den Publikumspreis abgeben. Die Preisverleihung ist eine öffentliche Abendveranstaltung im Kulturbahnhof Kassel und findet am 10. Januar 2025 statt. Sie wird ausgerichtet von der Caricatura Galerie und dem Lappan Verlag, mit freundlicher Unterstützung der cdw Stiftung.

Das Buch
Das Buch »BESTE BILDER 15 – DIE CARTOONS DES JAHRES 2024« enthält auf 176 Seiten die ca. 250 besten Cartoons des Jahres. Es erscheint am 23.10.2024 und wird vorab auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Alle Cartoonistinnen und Cartoonisten, deren Cartoons im Buch abgedruckt werden, erhalten einen Vertrag und ein angemessenes Honorar. Das Buch wird herausgegeben von Antje Haubner, Jana Legal und Dieter Schwalm.

Die Veranstalter freuen sich auf witzige, hintersinnige, politische und unpolitische Cartoons aus dem aktuellen Schaffen der Teilnehmenden.

Frankfurt bleibt Bundeshauptstadt der komischen Kunst, das Caricatura logischerweise „Kanzleramt“

"Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt" Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000  Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.
„Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt“ Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000 Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.

Es fiel Martin Sonntag nicht leicht, jetzt nach dem unverhofften  frühen  Tod seines Vorgängers und jahrzehntelangen Freundes und „komischen“ Weggefährten  Achim Frenz, Heiterkeit in der Presserunde zu versprühen.  Aber  Humor macht keine Pause, insbesondere nicht im Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt, welches gerade seine grandiose Loriot-Schau bis zum 12. Mai 2024 verlängert hat.

Der neue Cariactura-Leiter Martin Sonntag,  gestern seit   99 Tagen im Amt,  entwarf, nachdem er alle „aufs Wildeste“ begrüßt hatte,  seine Pläne zur Zukunft des Museums als Gedächtnis, Motor und Ort der Komischen Kunst vor.  Das Caricatura Frankfurt sei das  Museum mit dem mutmaßlich höchsten Komikgehalt in der deutschen Museumslandschaft. Mit Karikaturen, Bildgeschichten, Cartoons und Comics zeige das einzige Museum für Komische Kunst in Europa die größte Vielfalt des Genres.

Caricatura-Museum  - Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Museum – Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow

Achim Frenz und seiner Hartnäckigkeit sei es zu verdanken, dass  2008  Caricatura im Herzen der Mainmetropole eröffnet werden konnte.  Und der der Standort sei kein Zufall, so Sonntag. Denn seit den frühen 60er Jahren behauptet sich Frankfurt am Main als Hauptstadt der Satire. „Die hier gegründeten Satiremagazine PARDON und TITANIC lockten zahlreiche Künstler wie F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F.K. Waechter sowie Autoren wie Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Pit Knorr in die Stadt. Sie schrieben als Künstlergruppe Neue Frankfurter Schule Kunstgeschichte und prägen bis heute die deutsche Komiklandschaft.“, so der neue Museumsleiter. Deswegen: „Frankfurt bleibt die Bundeshauptstadt der komischen Kunst.“ Und das Caricatura sei folglich dessen „Kanzleramt“, so Sonntag.

Mit dem „Kanzleramt“ habe man viel vor: „Alles wird anders“ und „doch bleibe alles gleich“.  Sonntag halte nichts davon, wie mancherorts üblich, dass sich mit der neuen Leitung auch gleich das Logo eines Hauses ändere. Das Caricatura-Logo bleibe wie es ist und das Caricatura bleibe auch – trotz gewisser Veränderungen – natürlich  weiterhin  Ort der Neuen Frankfurter Schule.

In Zukunft werde aber noch stärker als bisher auf die Nachwirkungen der Neuen Frankfurter Schule geschaut: „Wer sind die Kinder, Enkel und Urenkel dieser Komikschule und wie entwickelt sich die Komische Kunst grundsätzlich?“ Das seien Fragestellungen, so Sonntag, „die das Programm inhaltlich leiten sollen.“
Dazu werde die Sammlungsausstellungsfläche  neu gestaltet und inhaltlich neu aufgestellt. Auch in Zukunft werden immer Werke der Künstler der Neuen Frankfurter Schule zu sehen sein, „aber die Sammlung hat sich mittlerweile stark erweitert und wird auch weiterhin wachsen. So sieht das neue Konzept der Sammlungsausstellung vor, alle Künstlerinnen und Künstler, die in der Sammlung vertreten sind, regelmäßig in wechselnden Zusammenstellungen zu präsentieren.“

Bis die räumliche Umgestaltung abgeschlossen sein werde, gäbe es einen ersten Zwischenschritt auf dem Weg zur neuen Sammlungspräsentation. Zu seinem 95. Geburtstag würdigt das Museum im Mai 2024 Hans Traxler mit einem Schwerpunkt in der Sammlungsetage.

Gezeigt werden bisher unveröffentlichte Arbeiten Traxlers aus den letzten drei Jahren, „allesamt Arbeiten höchster künstlerischer Qualität, die die große Meisterschaft Hans Traxlers beweisen“, wie Martin Sonntag feststellt. Ein weiteres Kabinett ist F. W. Bernsteins Selbstportraits vorbehalten, von denen aktuell eine neue Buchzusammenstellung erschienen ist.

Geplant ist, bis Herbst 2024 die Umgestaltung der 1. Etage abzuschließen, um dann neben der Sammlungspräsentation auch einen zusätzlichen Kabinettraum nutzen zu können. „Mit diesem Bereich soll die Dynamik des Hauses erhöht werden“, sagt Sonntag. Kurzfristige und schnelle Präsentation aktueller Themen, Ausstellungen von Nachwuchskünstlerinnen und –künstlern sowie Ausflüge in Nachbardisziplinen von Karikatur und Cartoon sind geplant.

Drei Wechselausstellungen jährlich
Im Erdgeschoss und in der Galerie dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auch weiterhin auf Wechselausstellungen freuen. Ab dem 30. Mai 2024 ist die Fläche dem Wuppertaler Zeichner und Cartoonisten André Poloczek alias POLO gewidmet. Ab September dem Sondermann-Schöpfer Bernd Pfarr. Für 2025 stehen Ausstellungen mit Werken von unter anderem Walter Moers und Michael Sowa auf dem Programm.

Jüngere satirefest machen
Insbesondere mit der Frage, wie man das Museum auch für jüngere Generationen attraktiv macht, will und wird sich Martin Sonntag mit seinem Team beschäftigen. „Wir müssen uns immer wieder die Fragen stellen: Warum sollte man ins Caricatura Museum gehen? Was macht es auch für die jüngere Generation attraktiv? Und was können wir aktiv tun, um die Hemmschwelle für einen Museumsbesuch zu senken?“ Dabei rückt vor allem der Nachwuchs in den Fokus der Kuratorinnen und Kuratoren. Die bisherigen Wechselausstellungen präsentierten bereits Künstlerinnen und Künstler, die in der Tradition der Neuen Frankfurter Schule beheimatet sind. Die nächsten Generationen junger Zeichnerinnen und Zeichner stehen in den Startlöchern oder am Anfang ihrer Karriere. Das Museum kann und will ihnen eine Plattform bieten. Und zeigen: Die Karikatur lebt, und die Komische Kunst hat etwas zu sagen. Vor allem  sei es auch ein Anliegen, Kinder und Jugendliche an Satire heranzuführen. So frühestens ab der 8. /9. Klasse wären Jugendliche allmählich  in der Lage, Ironie und leise Zwischentöne der Bildsatire zu verstehen.

Ein Museum des Lachens bleiben

Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt. Es ist aber auch ein Ort der leiseren Zwischentöne, der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen, ein Ort des Diskurses. Das möchte Martin Sonntag in Zukunft verstärken. Bewusst will man einen Kontrapunkt zur aktuellen Erregungsgesellschaft setzen. „Satire spitzt zu, und der Betrachter muss sich zu ihr verhalten.“, erläutert Martin Sonntag. „Man muss mit ihren Inhalten nicht einverstanden sein. Das ist nicht ihre Absicht. Vielmehr deckt sie auf, provoziert und evoziert zum spannenden Meinungsaustausch und trägt – im besten Fall – zum Erkenntnisgewinn bei. Gerade unser Museum ist prädestiniert, generationenübergreifend ins Gespräch zu kommen, eine – im positiven Sinne – Streitkultur wiederzubeleben.“ Spaß und Erkenntnisgewinn dürfen aber einen wichtigen und nicht zu vernachlässigenden Aspekt nicht ausblenden: den der Ästhetik. Vom schnellen Strich bis hin zu opulenten Gemälden – Komische Kunst ist in Stilistik und Aussage vielfältig und auch ein ästhetischer Genuss. Was oftmals so spielerisch einfach daherkommt, ist hart erarbeitet.

Weitere Infos über: Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt

Ungerecht, frech, satirisch und garantiert zutiefst politisch unkorrekt – Greser & Lenz mit Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg ausgezeichnet

"Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.
„Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.

Er könne sich nicht erinnern, „ wann unser Stadttheater zuletzt so voll war“, begrüßte Oberbürgermeister Jürgen Herzing am 16.März 2024 die etwa 700 Besucher im Aschaffenburger Stadttheater sowie im über Monitore zugeschalteten Bach-Saal und auf der Bühne 3 zur  Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg an das Karikaturisten-Duo Achim Greser und Heribert Lenz.
Als  Grußwortredner war sogar Günther Jauch, langjähriger Freund der Geehrten, nach Aschaffenburg angereist, ebenso weitere etliche  Weg-Begleiter von Greser & Lenz, darunter Pit Knorr und Bernd Eilert, Mitbegründer des Satiremagazins Titanic und der Neuen Frankfurter Schule.

Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow

In der schillernden Welt der Kunst gäbe es Momente, so Herzing, in denen die kreative Essenz zweier Künstler eine unwiderstehliche Symbiose einginge und etwas Wunderbares hervorbringe. „Heute versammeln wir uns, um einen solchen Moment zu feiern, und die außergewöhnlichen Talente von Greser & Lenz mit dem Aschaffenburger Kulturpreis zu würdigen“.

Greser und Lenz seien nicht nur Namen, sondern „auch Markenzeichen für eine einzigartige Kombination aus künstlerischem Geschick, Intellekt und tiefschwarzen Humor. In einer Ära, in der die Welt von komplexen Herausforderungen geprägt ist, haben sie es geschafft, durch ihre Kunst nicht nur ein Lächeln auf unsere Gesichter zu zaubern, sondern auch einen Denkanstoß uns zu geben, der weit über ihre Zeichnungen hinaus reicht. Was beide Karikaturisten so einzigartig macht, ist nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihre Fähigkeit, die Welt durch die Linse des Humors zu betrachten.“, unterstrich Herzing.

Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung "Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz" am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.l.i.n.r.) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger: Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow
Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.li.:) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger, Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenzen hätten es in einer Zeit voller Unsicherheit und der Veränderungen geschafft, „uns zum Lachen zu bringen, und gleichzeitig tiefgreifende Fragen aufzuwerfen. Diese Verbindung auf Humor und Tiefsinnigkeit ist das Markenzeichen ihrer Kunst“, lobte der Oberbürgermeister und lud herzlich, sich hiervon selbst ein Bild zu machen in der  großen Schau „Homo Sapiens Raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche vom 17.3. bis 18.8.2024.

Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus "Neulich vor 30 000 Jahren" von Greser und Lenz.
Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus „Neulich vor 30 000 Jahren“ von Greser und Lenz.

Der Titel der Ausstellung „Homo sapiens raus. Heimspiel für Greser und Lenz“ habe bereits seit langem festgestanden, aber dann kam Corona, und alles habe sich verschoben. Der Slogan beziehe sich auf das Greser&Lenz-Buch „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“, dessen Cover eine der berühmtesten Karikaturen der beiden zeige: einen Urmenschen, der den Arm zum „deutschen Gruße“ recke und „Neandertal den Neandertalern: ‚Homo sapiens raus!‘“ skandiere, so Herzing, der nun als Grußwortredner herzlich Günther Jauch begrüßte.

Greser & Lenz  „ungerecht, frech, satirisch und ironisch“ 

Was Günther Jauch an den Witzen von Greser und Lenz so fasziniere, sei die Balance aus Text und Bild, „und deswegen scheitere ich auch so oft, wenn ich eine Karikatur von Greser und Lenz beschreiben will. Vom Hören-Sagen erschließt sich die Komik nämlich sehr oft gar nicht. Es kommt darauf, ob man erst die Zeichnung anschaut, oder den Text liest, oder eben entsprechend umgekehrt“, verriet der Journalist und Fernsehmoderator über seine Rezeptionsversuche der Greser-und Lenz-Kunst. Die Greser und Lenz’schen Texte seien wie die Bilder „absolut fulminant; besonders, wenn es ans Reimen geht“, oder bei Wortwitz-Karikaturen wie diese, wo beispielsweise eine Frau auf dem Küchentisch eine Nachricht ihres Mannes findet, worauf steht „Die Autobatterie ist leer, Bin Laden!“ Darunter heißt es: „Der internationale Terrorismus ist überall!“.

"Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (...) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen  Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen  Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow
„Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (…) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow

Günther Jauch bekannte, dass ihn Greser und Lenz regelmäßig vor immer neue Rätsel stellten, etwa, „wer zeichne, wer texte, ob beide beides könnten, und warum man, wenn dieses so wäre, die Beiden nicht auseinanderhalten“ könne. Und was sei, „wenn ihnen was einfällt, es ihnen aber selbst nicht gefällt, aber der Redaktionsschluss droht, oder wenn die Redaktion den Witz nicht gutfindet oder, schlimmer noch, überhaupt nicht kapiert?“ so Jauch. Vor  allem aber, frage er sich, was denn das Geheimnis der „Einzigartigkeit der Kunst“ von Greser und Lenz sei.

Sicher könne man jedoch sein, dass die Komik zuverlässig zündend sei, und die beiden Künstler „nichts und niemanden“ schonten. „Sie sind ungerecht, sie sind frech, sind satirisch. Sie sind ironisch. Sie seien „anarchistisch gegen jeden und alles“ so Jauch. Und wenn ihnen wirklich etwas wurscht sei, „dann ist es tatsächlich die Politische Korrektheit:  Diese so vorhersehbare langweilige humorlose Zumutung, die heute für so viele an erster Stelle steht, womit man scheinbar immer zum besseren Teil der Menschheit gehört, was erfahrungsgemäß ja nicht stimmt.“ schimpfte Jauch unter tosendem Beifall über die Schwierigkeiten für Humor in woken Zeiten.

Radikale politische Korrektheit vertrage keine Zweideutigkeiten

Achim Greser habe ihm in diesem Zusammenhang kürzlich einmal sein Leid geklagt über den „unaufhaltsamen Niedergang des Zeitungswesens und die zeitgeistlichen Zumutungen und Narreteien einer woken Gesellschaft, die Witz, Satire und Ironie als Menschenrechtsverletzungen sieht, anstatt sie zu begreifen als Mittel einer dringend notwendigen Gemütsentlastung und menschenfreundlichen Herzensbildung!“ Tosender  Applaus.

Impression aus dem  Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow

Aber es sei wohl so, sagte Jauch, „wie die US-Autorin Sarah Pines die Entscheidung der New York Times, überhaupt keine Karikaturen mehr zu veröffentlichen, einst kommentiert hatte: „Radikale politische Korrektheit verlangt wertfreie Worte und Bilder, die Kategorien wie Rasse, Sexualität und Religion ausspart. Sie verträgt keine Zweideutigkeiten, keine Ambivalenzen, keinen Humor, und keine ironische Spitzen.“.

Greser und Lenz, so Günther Jauch, hätten das einmal gemeinsam so formuliert: „ Wer will denn aber in so einer freudlosen spaßbefreiten Welt leben, wo ein Witz auf Kosten eines anderen unter Strafe gestellt, das Denunziantentum gefördert und nicht einmal mehr den Narren Freiheit gewährt wird“.

Oder, so Jauch, komme das Ende  für die Beiden „zum Beispiel im Gewand einer Kündigung von einem Tag auf den anderen daher, wie Greser und Lenz vor wenigen Jahren nach einer gerade mal einjährigen Zusammenarbeit mit dem Spiegel erfahren mussten.“ Die Begründung des –  ehemaligen – Chefredakteurs lautete, „dass man nach der Relotius -Affäre jetzt wieder – Zitat – ‚mehr auf Wahrhaftigkeit setze!‘“, so Jauch. Lautes Lachen und  allgemeine Heiterkeit im Theater. „Diese Doppelmoralisten, ist ja nicht zu glauben“, rief eine Frau aus dem Publikum.

Greser und Lenz hätten daraufhin, so Jauch, in ihrem Dank für die kollegiale flotte und sehr freundliche Zusammenarbeit den Kollegen der Spiegel-Bild- und Wirtschaftsredaktion alles Gute und dem Chefredakteur augenzwinkernd „wenigstens eine mittelschwere Fischvergiftung“ gewünscht. Großes Gelächter und Beifall über so viel derben  schwarzen Humor.

Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenz  völlig zeitlos 
Anders als der inzwischen – gekündigte –  Spiegelredakteur wären Greser und Lenz immer noch da, bemerkte Günther Jauch. Für ihn gehörten die beiden Karikaturisten zu „meinem Leben, täglich in der FAZ, in ihren Büchern und bei mir zuhause.“ Er habe in den frühen 1990er Jahren bei einer Vernissage in München drei Zeichnungen von Greser und Lenz gekauft mit einem Witz über einen Blinden, ein Witz über Ostdeutsche und ein Witz über Chinesen. „Alle drei Zeichnungen sind politisch natürlich völlig unkorrekt, und wahrscheinlich heute, zumindest öffentlich, nicht mehr ausstellungs-, geschweige denn druckfähig definiert“, so Günther Jauch. Dabei seien „die Werke von Greser und Lenz, wie die beiden selbst, völlig zeitlos“, unterstrich der Laudator, der sich „ein Leben ohne die  Kunst von Greser und Lenz überhaupt nicht vorstellen“ könne. Er gratulierte den beiden Preisträgern zu dem Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg, und ermutigte das Künstlerpaar diese Auszeichnung  zum Anlass zu nehmen, „um noch ein paar Jahre dranzuhängen und weiter die großartigsten Witze für Deutschland zu produzieren“,

Laudatio: Mögen die Heroen der Karikatur weiterhin von der Muse geküsst werden
"Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab", unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow
„Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab“, unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow

Da Günther Jauch im Grunde schon alles gesagt habe, könne er, so FAZ-Kunstressortleiter Dr. Stefan Trinks in seiner Laudatio „jetzt nur noch die Bilder als Kunsthistoriker dazu liefern“. Das war natürlich die glatte Untertreibung. Gegliedert in die vier Schwerpunkte: „Gegen Gott und die Welt“, „Kunstgeschichte als Schatztruhe“, „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ und „Die Geburt der karikativen Kunst (…)“, legte Stefan Trinks  aus unterschiedlichen Perspektiven vielfältige und spannende Zugänge zum breit aufgestellten künstlerischen  Werk von Greser und Lenz.

Für die beiden, so der Laudator, gelte strikt Erich Kästners Diktum, wonach „der angestammte Platz des Moralisten“, und man dürfe ergänzen „des Karikaturisten“, „der verlorene Posten“ sei. „Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab.“ Greser und Lenz trügen gewissermaßen „Tarnkappen und Camouflage, um sich unsichtbar an jeden internationalen Politik-Tisch und an jeden nationalen Stammtisch hinzugesellen zu können“, um, wie oft genug, in abstrus werdende Entwicklungen der dort Anwesenden hineinkriechen zu können.

Zudem sei die heilige Pflicht des lauteren Karikaturisten, „keine Ehrfurcht vor dem Heiligen zu haben“, so Stefan Trinks. So zeigten eben auch Greser und Lenz „Gottvater als mit seiner Schöpfung einen zutiefst Hadernden, und mit der modernsten Digitaltechnik, in diesem Falle einer RV-Datenbrille, rosa eingefärbten Welt, wie viele ältere Herren leicht überfordert mit diesem Satz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“

Karikatur von Greser und Lenz "Irgendetwas habe ich falsch gemacht" © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow
Karikatur von Greser und Lenz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“ © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow

 

Wie schon einer der größten französischen Karikaturisten Honoré Daumier griffen auch Grese und Lenz  hin und wieder auf historische Vorbilder zurück, etwa bei ihrem „Werk Wladimir der Schreckliche nach Repin“, welches sie Ilja Repins Historiengemälde von 1883 „Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ genial nachempfanden (siehe FAZ-Im Kreml brennt kein Licht). In „unaufdringlicher Weise“ ließen sie „diese in ihre meisterlichen Zeit- und Gesellschaftsstudien einfließen, und schüfen dadurch letzten Endes mehr als „nur“ Karikaturen, sondern „miniaturisierte Historienbilder“, so der Laudator. „Und auch wenn sie sich gerne von größerer Kunst inspirieren lassen, schaffen Greser und Lenz durch den Übertrag vertrauter Bildformulare in einem neuen überraschenden Kontext immer etwas gänzlich Neues“, lobte Stefan Trinks die hohe Kunst der Preisträger.

In seinem dritten Punkt „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ zeigte und analysierte Stefan Trinks, wie das Künstlerpaar in alter Tradition, von mittelalterlicher Heraldik und Märchenwelt inspiriert, Tieren bestimmte Wesenszüge zuordnete und „für zumeist zutiefst menschliche Geschichten anthropomorphisiere“, die „dann als vermenschlichte Stellvertreter wieder für uns herhalten“ müssten.
All diese Bilder stünden sozusagen als Vignetten über den rechtsphilosophischen Texten der 2008 gegründeten FAZ-Zeitungsserie Staat und Recht. Sie illustrierten diese Artikel jedoch nicht, sondern illuminierten sie. Denn Gresers und Lenz „zeichnerisch prachtvoll kolorierten Aquarelle gingen oft weit über diese Texte hinaus“ und „erschlössen vielmehr neue Denkräume“, was „sich eben auf die Denkfreiheit in Bezug auf das Geschriebene“ auswirke, so der Laudator.

"Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!", Sprechblase aus "Frühe Pandemie", von Greser und Lenz.
„Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!“, Sprechblase aus „Frühe Pandemie“, von Greser und Lenz.

Abschließend, Punkt 4, stellte Stefan Trinks eine der für ihn „hintersinnigsten Karikaturen“ vor, „Der Blick in eine Steinzeithöhle mit dem Titel ‚Frühe Pandemie‘“ sei „geradezu ein Manifest der beiden“, in der, so der Laudator, Greser und Lenz auch zugleich ein wenig „ihre eigene Situation des gelingenden Überlebens spiegeln und hinterfragen.“

Selbst in einer enger werdenden woken Welt sei für die beiden Heroen der Karikatur, die stilistisch wie künstlerisch stets untadelig austeilten, die Chance zumindest groß, „bei feinsinnig und humanistisch gesinnten Zeitgenossen auch weiterhin so begeisternd gut anzukommen, wie dies viele Leserbriefe und Gespräche mit den Betrachtern und Genießern ihrer Zeichnungen offenbarten“, war der  Laudator ganz zuversichtlich, und  wünschte Heribert und Achim, dass sie „immer von der Muse geküsst werden“.

Die Preisverleihung – erstmals mit Bronzetafel

Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing  als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow
Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow

Die derart Geehrten fanden im Anschluss an die Preisüberreichung durch Oberbürgermeister  Jürgen Herzing, assistiert von Joachim Jauch, passende Worte des Dankes, insbesondere, dass dieser Aschaffenburger Kultur-Preis für sie, die vor 20 Jahren  in Aschaffenburg eine neue Heimat gefunden hätten, sehr viel bedeute, insbesondere auch die Ehrung mit der Ausstellung „Homo sapiens raus“.
Neben einer großen Urkunde gab es zum  Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg zum ersten Mal zusätzlich eine Bronzetafel, die man  ja am Haus oder auch anderswo anbringen könne.

Gedenken an Caricatura-Direktor a.D. Achim Frenz

"Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt" Text aus "Tod, wo ist dein digitaler Stachel" von Greser und Lenz.
„Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt“ Text aus „Tod, wo ist dein digitaler Stachel“ von Greser und Lenz.

Jedoch, so Greser und Lenz, würden sie  heute Abend einen in der Runde sehr vermissen: Achim Frenz, der erst im Oktober 2023 in den „Ruhestand“ verabschiedet worden war. Er war  Gründungsdirektor des Frankfurter Caricatura-Museums für komische Kunst und Mitherausgeber des Satiremagazins „Titanic“. Und er habe noch so viel vorgehabt. „Achim“, der 2021 im Caricatura-Museum Frankfurt die Jubiläumsausstellung „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“ für sie ausgerichtet  habe,  hätte sich „schon sehr auf diesen Termin in Aschaffenburg gefreut“. Nun sei er unerwartet, plötzlich und viel zu früh von uns gegangen, so Greser und Lenz: „Wir werden dich sehr vermissen!“,

Greser und Lenz haben  „den“ Tod immer wieder auch zu ihrem Thema gemacht, nahmen und nehmen ihn ganz pietätlos auf die Schippe, und helfen  uns so, die Angst davor wegzulachen und vielleicht auch die Trauer bei Verlusten ein wenig besser zu verkraften.

Ein musikalischer Spaß

Zum Auftakt und zwischen den Reden, der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen musikalischen Spaß (KV 522). © Foto Diether von Goddenthow
Zum Auftakt, zwischen den Reden der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen schrägklingenden „Musikalischen Spaß (KV 522)“. © Foto Diether von Goddenthow

Passend schräg zum „anstößigen“ Werk der Preisträger umrahmte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Musikalischem Spaß“ (KV 522) den Abend. Mozarts  Komposition, die – gewollt – mit jedem gespielten Satz disharmonischer klingt, war im 18. Jahrhundert eine bittersüße Rache des Wunderkindes auf  „unfähige  Komponisten, arrogante Streicher und auf betrunkene Hornisten“.

Ausstellung: „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz

Ausstellungs-Impression "Homo sapiens raus!" © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Homo sapiens raus!“ © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow

Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte gab im Anschluss an die Preisverleihung einen kurzen Überblick und thematischen Einstieg in die fulminante Ausstellung „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche, die noch bis zum 18. August 2024 läuft und absolut sehenswert ist.

(Diether von Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26
63739 Aschaffenburg
Öffnungszeiten
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr
montags geschlossen

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben

Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben Frankfurt / Kassel, 11.3.2024. Im Namen der Familie geben das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel bekannt, dass Caricatura-Gründer Achim Frenz plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben ist. Achim Frenz (* 27. November 1957 in Bremerhaven, † 11. März 2024 in Kassel) hat als Gründer und ehemaliger Leiter des Caricatura Museums Frankfurt – Museum für Komische Kunst und der Caricatura Galerie Kassel nicht nur zwei wichtige Institutionen der Komischen Kunst auf den Weg gebracht und geprägt, sondern sich auch unermüdlich bundesweit für die Belange dieser Kunstgattung eingesetzt. Das gesamte Caricatura-Team und Weggefährten sind zutiefst betroffen. Erst im Oktober vergangenen Jahres wurde Frenz aus dem aktiven Dienst als Leiter des Museums verabschiedet. Er hinterlässt seine Frau, seinen Sohn mit Ehefrau und zwei Enkel.

In seiner Zeit als Leitung des Museums verantwortete Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand mehr als 8.000 Originale der Zeichner der Neuen Frankfurter Schule sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasste. Unter seiner Leitung wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule und 42 Sonderausstellungen kuratiert. Krönender Abschluss seiner Karriere war die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen gab Frenz die Buchreihe Caricatura Museum Edition heraus, die die vielfältigen Ausstellungen im Museum dokumentieren. Zudem etablierte er mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert. 2020 wurden das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

„Der Tod von Achim Frenz hat uns alle unvorbereitet getroffen und tief erschüttert. Er war nicht nur Vordenker und Wegbereiter für die Komische Kunst, sondern auch Mentor und Freund. So Vieles hat er erreicht, so Vieles hatte er noch vor. Die Komische Kunst steht für einen Moment still – um in seinem Sinne weiterzumachen“, sagte Weggefährte Martin Sonntag, der Achim Frenz nach dessen Verabschiedung im Oktober 2023 als neuer  Leiter des Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst nachfolgt.

Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow
Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow

Bestürzt habe sie die Nachricht vom Tod Achim Frenz‘ vernommen, so Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. „Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn mit einem Festakt in der Evangelischen Akademie in den Ruhestand verabschiedet. Er war voller Pläne und Ideen. Sein Wirken für die Stadt Frankfurt und für die Neue Frankfurter Schule war stets von großer Hingabe geprägt. Diese Hingabe spiegelt sich in seinen großen Verdiensten wider. Ohne Achim Frenz gäbe es das Caricatura Museum in Frankfurt nicht, dass dazu beigetragen hat, dass die Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde. Mit ihm verlieren wir einen großen Visionär und unermüdlichen Kämpfer für die Komische Kunst. Wir werden ihn sehr vermissen.“ so die Frankfurter Kulturdezernentin.

Kleiner Rückblick

Schon früh kam Achim Frenz mit der Komischen Kunst in Kontakt. Sein Studium an der Kunst- und Gesamthochschule Kassel schloss der gebürtige Bremer mit der Diplomarbeit „Die Grenzen der Satire“ ab. Mit Kommilitonen entwarf und verbreitete er im Künstlerkollektiv „Visuelle Opposition“ politische Plakate mit komisch-satirischem Ansatz und legte den Fokus auf die Entwicklung einer eigenen Komik. Prägend waren die von den Studierenden initiierten Lehrstunden bei F.K. Waechter und F.W. Bernstein, die als Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule die Nachkriegssatire und Humorlandschaft maßgeblich beeinflusst hatten. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Redakteur und Karikaturist bei der nordhessischen Ausgabe des „Pflasterstrand” und setzte sich auch hier intensiv mit dem Medium Satire auseinander. Mitte der 1980er Jahre war er federführend als Initiator wie Kurator an Ausstellungen in Kassel beteiligt, die die zeitgenössische Komische Kunst in Deutschland dokumentierten. Erstmals wurde die Komische Kunst als eigenständige und ernstzunehmende Gattung wahrgenommen. Mit der Gründung des Kulturbahnhofs Kassel schuf Frenz dann mit Mitstreitern auch einen ständigen Ausstellungsort der Komischen Kunst: Die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel, die er bis 2000 leitete und in deren Vorstand er bis zu seinem Tod vertreten war.

Seit 2006 war Frenz zudem Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die die Caricatura Galerie Kassel in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt veranstaltet, setzte er sich seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war auch als Jurymitglied gefragt, unter anderem beim Göttinger Elch, beim Deutschen Karikaturenpreis, beim Wilhelm-Busch-Preis und beim Ludwig-Emil-Grimm-Preis.

.