Kategorie-Archiv: Frankfurter Römer

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben

Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Gründer Achim Frenz ist plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben. © Foto Diether von Goddenthow

Caricatura-Gründer Achim Frenz gestorben Frankfurt / Kassel, 11.3.2024. Im Namen der Familie geben das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel bekannt, dass Caricatura-Gründer Achim Frenz plötzlich und unerwartet in der Nacht zum 11.3.2024 verstorben ist. Achim Frenz (* 27. November 1957 in Bremerhaven, † 11. März 2024 in Kassel) hat als Gründer und ehemaliger Leiter des Caricatura Museums Frankfurt – Museum für Komische Kunst und der Caricatura Galerie Kassel nicht nur zwei wichtige Institutionen der Komischen Kunst auf den Weg gebracht und geprägt, sondern sich auch unermüdlich bundesweit für die Belange dieser Kunstgattung eingesetzt. Das gesamte Caricatura-Team und Weggefährten sind zutiefst betroffen. Erst im Oktober vergangenen Jahres wurde Frenz aus dem aktiven Dienst als Leiter des Museums verabschiedet. Er hinterlässt seine Frau, seinen Sohn mit Ehefrau und zwei Enkel.

In seiner Zeit als Leitung des Museums verantwortete Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand mehr als 8.000 Originale der Zeichner der Neuen Frankfurter Schule sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasste. Unter seiner Leitung wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellung zur Neuen Frankfurter Schule und 42 Sonderausstellungen kuratiert. Krönender Abschluss seiner Karriere war die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen gab Frenz die Buchreihe Caricatura Museum Edition heraus, die die vielfältigen Ausstellungen im Museum dokumentieren. Zudem etablierte er mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert. 2020 wurden das Caricatura Museum Frankfurt und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

„Der Tod von Achim Frenz hat uns alle unvorbereitet getroffen und tief erschüttert. Er war nicht nur Vordenker und Wegbereiter für die Komische Kunst, sondern auch Mentor und Freund. So Vieles hat er erreicht, so Vieles hatte er noch vor. Die Komische Kunst steht für einen Moment still – um in seinem Sinne weiterzumachen“, sagte Weggefährte Martin Sonntag, der Achim Frenz nach dessen Verabschiedung im Oktober 2023 als neuer  Leiter des Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst nachfolgt.

Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow
Otto Kajetan Weixler, Kuratoriumsvorsitzender, Achim Frenz, Leiter Caricatura Museum a.D., Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, und Laudator Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verabschiedung von Frenz in der Evangelischen Akademie am 9.10.2023. © Foto Diether von Goddenthow

Bestürzt habe sie die Nachricht vom Tod Achim Frenz‘ vernommen, so Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main. „Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn mit einem Festakt in der Evangelischen Akademie in den Ruhestand verabschiedet. Er war voller Pläne und Ideen. Sein Wirken für die Stadt Frankfurt und für die Neue Frankfurter Schule war stets von großer Hingabe geprägt. Diese Hingabe spiegelt sich in seinen großen Verdiensten wider. Ohne Achim Frenz gäbe es das Caricatura Museum in Frankfurt nicht, dass dazu beigetragen hat, dass die Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde. Mit ihm verlieren wir einen großen Visionär und unermüdlichen Kämpfer für die Komische Kunst. Wir werden ihn sehr vermissen.“ so die Frankfurter Kulturdezernentin.

Kleiner Rückblick

Schon früh kam Achim Frenz mit der Komischen Kunst in Kontakt. Sein Studium an der Kunst- und Gesamthochschule Kassel schloss der gebürtige Bremer mit der Diplomarbeit „Die Grenzen der Satire“ ab. Mit Kommilitonen entwarf und verbreitete er im Künstlerkollektiv „Visuelle Opposition“ politische Plakate mit komisch-satirischem Ansatz und legte den Fokus auf die Entwicklung einer eigenen Komik. Prägend waren die von den Studierenden initiierten Lehrstunden bei F.K. Waechter und F.W. Bernstein, die als Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule die Nachkriegssatire und Humorlandschaft maßgeblich beeinflusst hatten. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Redakteur und Karikaturist bei der nordhessischen Ausgabe des „Pflasterstrand” und setzte sich auch hier intensiv mit dem Medium Satire auseinander. Mitte der 1980er Jahre war er federführend als Initiator wie Kurator an Ausstellungen in Kassel beteiligt, die die zeitgenössische Komische Kunst in Deutschland dokumentierten. Erstmals wurde die Komische Kunst als eigenständige und ernstzunehmende Gattung wahrgenommen. Mit der Gründung des Kulturbahnhofs Kassel schuf Frenz dann mit Mitstreitern auch einen ständigen Ausstellungsort der Komischen Kunst: Die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel, die er bis 2000 leitete und in deren Vorstand er bis zu seinem Tod vertreten war.

Seit 2006 war Frenz zudem Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die die Caricatura Galerie Kassel in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt veranstaltet, setzte er sich seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war auch als Jurymitglied gefragt, unter anderem beim Göttinger Elch, beim Deutschen Karikaturenpreis, beim Wilhelm-Busch-Preis und beim Ludwig-Emil-Grimm-Preis.

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Aufruf der Frankfurter Kulturverantwortlichen zur Lichterkette am 10. Dezember – das Freie Deutsche Hochstift, Haus am Dom u. viele andere Einrichtungen sind mit dabei

Nie-Wieder-Ist-Jetzt_Banner450In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen setzt die Kulturszene in Frankfurt ein Zeichen gegen Antisemitismus. 85 Jahre nach den November-Pogromen 1938 sind Jüdinnen und Juden in Frankfurt wieder in Sorge um ihr Leben. Entsetzt sehen wir, dass das Massaker am 7. Oktober und der Terrorangriff von Hamas weltweit, auch in Deutschland, zum Auslöser für andauernde antisemitische Propaganda und Gewalt wurde.

Dazu wollen wir als Kulturverantwortliche in Frankfurt / Rhein-Main nicht schweigen. Wir bekennen uns zu unserer historischen Verantwortung. Wir stehen auf und nehmen Stellung: Im Alltag, bei der Arbeit, im Freundeskreis, in Vereinen und Gemeinden. Wir erheben unsere Stimme gegen Antisemitismus. Wir stellen uns schützend an die Seite von Jüdinnen und Juden. Wer sie angreift, greift uns an. Unsere Solidarität überschreitet religiöse und kulturelle Grenzen.

Als Zeichen dafür rufen wir, unterstützt durch das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, zu einer Lichterkette auf. Denn:

Nie wieder ist jetzt!

Jeder und jede aus Frankfurt und Region wird gebraucht. Denn von dieser Stadt mit ihrer vielfältigen Geschichte und Gegenwart soll ein starkes Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft und gegen Antisemitismus und Extremismus in unserer Gesellschaft ausgehen.

Die Kulturverantwortlichen sehen es als ihren demokratischen Auftrag an, in den aktuellen Debatten gegen jede Art der Diskriminierung einzustehen, sowie Empathie, Respekt und Vielfalt zu fördern. Wir wollen gerade jetzt Raum für offenen, kritischen und vielfältigen Gedankenaustausch schaffen und die Gesellschaft gegen jeden Extremismus stärken.

Wir treffen uns, gerne mit eigenen Kerzen, am Sonntag, 10. Dezember, zwischen Eisernem Steg und Ignatz-Bubis-Brücke (Uferweg an der Innenstadtseite des Mains). Beginn 18 Uhr, Ende 18:30 Uhr.

Die Initiative geht aus von Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor des Hauses am Dom und der Katholischen Akademie. Zu den Mitinitiatoren gehören Hanna-Lena Neuser (Direktorin der Evangelischen Akademie Frankfurt), Hauke Hückstädt (Leiter des Literaturhauses Frankfurt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin Deutsches Romantik-Museum und Frankfurter Goethe-Haus), Wolfgang David (Direktor des Archäologischen Museums), Dr. Peter Cachola Schmal (Direktor des Deutschen Architekturmuseums), Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft), Prof Dr. Mirjam Wenzel (Direktorin des jüdischen Museums), Dr. Sebastian Baden (Direktor Schirn Kunsthalle) und Jan Gerchow (Direktor des Historischen Museums). Mit der Unterstützung des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt am Main. Und viele mehr: niewiederist.jetzt/

Traditioneller Sommerempfang der diplomatischen Vertretungen im Städel-Garten

Oberbürgermeister Mike Josef spricht beim Empfang für das konsularische Korps © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Mike Josef spricht beim Empfang für das konsularische Korps © Foto Diether von Goddenthow

ffm. Zum ersten Mal nach seiner Wahl hat Oberbürgermeister Mike Josef die rund 160 Gäste zum traditionellen Sommerempfang der Stadt für das Hessische Consular Corps Frankfurt (HCC) und die Leiterinnen und Leiter der staatlichen Handelsvertretungen im Städel-Garten begrüßt. Geladen zum Empfang am Montag, 4. September, waren zudem Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner und ihre Stellvertreter, die Stadträte und die Fraktionsvorsitzenden aus dem Römer.

„Es ist mir eine Ehre, dass wir rund einhundert konsularische Vertreterinnen und Vertreter in Frankfurt begrüßen dürfen. Sie spiegeln unsere internationale Stadtgesellschaft wider. Das Hessische Consular Corps in Frankfurt am Main ist ein essenzieller Bestandteil der Frankfurter Internationalität“, sagte Josef.

Josef erklärte, dass es in Frankfurt eine lange Tradition sei, Fortschritt anzugehen und Visionen umzusetzen. Dabei erwähnte er den vor fast einhundert Jahren gewählten ehemaligen Oberbürgermeister Ludwig Landmann und seine Idee, Frankfurt strukturell nach vorne zu bringen. Von Landmanns Entscheidungen profitiere die Stadt heute immer noch. „Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele“, sagte Oberbürgermeister Josef und betonte, dass Frankfurt eine soziale, ökologische und liberale Stadt im Herzen Europas sei.

Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, begrüßt im Städel-Garten die prominenten Gäste. Neben ihm eine von insgesamt 12 Großskulpturen des Schweizer Künstlers Ugo Rondione, © Foto Diether von Goddenthow
Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, begrüßt im Städel-Garten die prominenten Gäste. Neben ihm eine von insgesamt 12 Großskulpturen des Schweizer Künstlers Ugo Rondione, © Foto Diether von Goddenthow

Für das HCC sprach Doyenne Miriam Beatriz Chaves, Generalkonsulin Argentiniens. Auch Philipp Demandt, Direktor des Städelmuseums, richtete das Wort an die Gäste. Anschließend gab es für Interessierte eine Führung durch das Museum.

Städel-Museum

Neuer Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef: „Zusammenführen, Brücken bauen, Wort halten“

Beim Empfang im Frankfurter Römer am 12. Mai 2023 unterstrich der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef, in Tradition seines Amtsvorgängers Ludwig Landmann  in den Zwanzigerjahren, dass es  gelte  „ein neues Kapitel“ aufzuschlagen.  Landmann habe damals erkannt: „Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch.“ Dieser Grundsatz, so Josef, gelte noch heute: „Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.“ © Foto Diether von Goddenthow
Beim Empfang im Frankfurter Römer am 12. Mai 2023 unterstrich der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef, in Tradition seines Amtsvorgängers Ludwig Landmann in den Zwanzigerjahren, dass es gelte „ein neues Kapitel“ aufzuschlagen. Landmann habe damals erkannt: „Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch.“ Dieser Grundsatz, so Josef, gelte noch heute: „Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.“ © Foto Diether von Goddenthow

Fast eine Geschichte wie aus 1001 Nacht: Vom syrischen Flüchtlingskind zum Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Das zeigt einmal mehr die Durchlässigkeit Deutschlands gelebter, pluralistischer Demokratie, in der jeder  intelligente, leistungswillige und leidensfähige Mensch im Prinzip fast alles werden kann. Vielleicht in Frankfurt aber noch eher, da traditionell Frankfurter ist, wer Frankfurter sein möchte, in einer Stadt, in der 167 Nationen friedlich neben- und miteinander leben, in einer Metropole, in der die besten Talente der Welt zusammenkommen. Ein überzeugenderes Geschenk zum Fest „175 Jahre Paulskirche: Unsere Demokratie – Deine Freiheit“, als das freie Ringen der Parteien mit dem daraus erfolgten (Stich-) Wahlsieger Mike Josefs  kann wohl kaum geben.
Als seine wichtigste Aufgabe bezeichnete Josef es denn auch beim gestrigen Empfang, am 12.Mai 2023, im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers, den sozialen Zusammenhalt zu sichern und Brücken zu bauen. „Als Oberbürgermeister werde ich allen Menschen, egal, woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen. Ich weiß, woher ich komme, und das hat mich geprägt.“ Seine Geschichte habe er so nur in Frankfurt schreiben können. In Beisein hunderter Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, darunter auch die Amtsvorgänger Petra Roth und Andreas von Schoeler, dankte er seinen anwesenden Eltern, die mit ihm als Kleinkind aus Syrien nach Deutschland, zunächst Ulm, geflohen waren, für all ihre Unterstützung und Förderung für eine gute (Aus-)Bildung: „Als wir nach Deutschland kamen, da haben wir an vieles gedacht. Aber nicht, dass ich einmal Oberbürgermeister der fünftgrößten deutschen Stadt – unserer Heimat – werde.“

Standing Ovations für den neuen Oberbürgermeister Mike Josef im im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers. Dieser ist zurzeit eher ein "Kaiserinnensaal", da statt die deutschen Kaiser nun "48 revolutionäre Frauen" von den Seitenwänden her "grüßen". Die Ausstellung kann bei der heutigen Nacht der Museen, und darüber hinaus noch bis zum 26.Juni 2023 besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow
Standing Ovations für den neuen Oberbürgermeister Mike Josef im im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers. Dieser ist zurzeit eher ein „Kaiserinnensaal“, da statt die deutschen Kaiser nun „48 revolutionäre Frauen“ von den Seitenwänden her „grüßen“. Die Ausstellung kann bei der heutigen Nacht der Museen, und darüber hinaus noch bis zum 26.Juni 2023 besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow

Josef appellierte, sich gegen strukturelle Diskriminierung und Alltagsrassismus einzusetzen. Die Teilhabe- und Aufstiegschancen seien immer noch ungerecht verteilt. „Jedes Kind muss dieselben Chancen haben, jeder Mensch soll danach beurteilt werden, wer er ist. Nicht danach, woher er kommt. Das ist der Kern meiner politischen Überzeugung.“ Den Nachbarkommunen versprach er, ein „guter Nachbar“ zu sein.
Ausdrücklich bedankte sich Josef bei Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, von Hause aus Psychotherapeutin, die die Amtsgeschäfte nach Feldmanns Abwahl kommissarisch geführt hatte.  Eskandari-Grünbergs Geschichte, 1965 in Teheran als Perserin geboren,  ist  ein ebensolch unglaubliches Zeugnis eines geglückten Aufstiegs:   Wegen Proteste für die Freiheit, im  Foltergefängnis Evin gelandet,  gebar sie dort 1983  als damals 18-Jährige  Tochter Maryam. 1985 konnte Eskandari-Grünberg mit ihrer zweijährigen Tochter nach Deutschland fliehen. Der Drang  in Freiheit und einer toleranten Welt  leben zu wollen, gab ihr die Kraft. So war Eskandari-Grünberg es, die in Frankfurt den Mut hatte – auch gegen ein mitunter hierzulande  falsches  Toleranzverständnis des Hijab-Tragens,  öffentlich gegen die per Kamera überwachte menschenverachtende Kopftuchpflicht für Frauen im Iran  zu demonstrieren.
Zeigt nicht auch  Eskandari-Grünbergs Werdegang als Migrantin  ähnlich beeindruckend wie Mike Josefs Biografie, dass  hierzulande die vielfach schon totgesagte Demokratie (doch noch) funktioniert, dass begabte, zielstrebige und leistungsorientierte Menschen  auch ohne  „reiche Eltern“ und „Quoten“ es  ganz nach oben schaffen können?

Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg © Foto Diether von Goddenthow
Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg © Foto Diether von Goddenthow

Mike Josef unterstrich, dass Eskandari-Grünberg nicht nur die Amtsgeschäfte Feldmanns – ohne Vorbereitungszeit – erfolgreich weitergeführt habe. Sie habe auch die Jubiläumsfeier zum 175. Jahrestag der Paulskirchenversammlung vorbereitet und die Stadt hervorragend geführt und repräsentiert. An die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gewandt, sagte Josef, er setze auf einen kooperativen Führungsstil und engagierten Einsatz. Um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, müsse die Politik Lösungen für deren Sorgen finden. Ausdrücklich erwähnte er die vielen jungen Wähler, denen er sich verbunden fühle. Es gelte aber auch, Menschen für die Politik zurückzugewinnen, die sich von der Demokratie abgewandt hätten.

Er trete ein für eine tolerante und weltoffene Stadt, in der Menschen sich mit all ihrer Vielfalt zugehörig fühlen und gleichberechtigt sind, in der sie partizipieren und sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.

Auszüge aus der Antrittsrede von Mike Josef gestern im Frankfurter Römer:

Oberbürgermeister Mike Josef. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Mike Josef. © Foto Diether von Goddenthow

„In den 1920er-Jahren hat Ludwig Landmann als Oberbürgermeister Frankfurts eines erkannt: Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch. Sein Grundsatz gilt noch heute: Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.

Genau darum geht es heute. Unsere Frankfurter Geschichte fortzuschreiben: Investition in Digitalisierung und in die Zukunft der Mobilität für eine starke Wirtschaft. Die Sicherung des Osthafens als Gewerbegebiet. Entwicklung des neuen Gewerbeparks Griesheim als Innovations- und Jobmotor für mittelständische Unternehmen. Sicherung des Industrieparks Fechenheim und Höchst unter anderem für die Expansion der dort ansässigen Unternehmen. Weiterentwicklung unserer Messe. Gründerinnen und Gründer sollen in Frankfurt die besten Startmöglichkeiten bekommen. Standortentscheidung zu den städtischen Bühnen. Davon wird die gesamte Kultur in unserer Stadt profitieren, so wie wir von der Entwicklung des Museumsufers bis heute profitieren.

Schaffung und Sicherung von bezahlbaren Wohnungen sind zwei Seiten einer Medaille. Wir werden den Mietenstopp bei der ABG verlängern. Wir werden einen ökologischen Stadtteil, in dem gewohnt und gearbeitet wird, entwickeln. Bildung hat höchste Priorität, dafür werden Mittel aufgestockt. Wir werden Schulen schneller sanieren und die Entwicklung der Berufsschulen im Frankfurter Westen umsetzen. Klimaneutralität bis 2035 bleibt unser Ziel. Das bedeutet: Ausbau der Fernwärmeleitungen, Photovoltaikanlagen, Geothermie sowie Nutzung der Abwärme und Reduktion des CO2-Ausstoßes durch Ausbau von Bus, Bahn und Radverkehr.

Wir wollen die Paulskirche und das Haus der Demokratie als Chance für ein neues Miteinander nutzen. Wäre es nicht großartig, wenn sich die Schülerinnen und Schüler als Teil unseres Projekts zur Schaffung eines Hauses der Demokratie begreifen? Dazu lade ich sie ausdrücklich ein!

Haltung zeigen, das ist ein Pfeiler unseres demokratischen Diskurses und gilt insbesondere auch für mein Amtsverständnis als Oberbürgermeister. Haltung zeigen, das bedeutet: für die eigene Position zu streiten und dann gemeinsam zu entscheiden. Dafür sind wir auf Zeit gewählt. Ich weiß, dass am Ende Kompromisse entstehen, dass es auch mal keine parlamentarische Mehrheit geben wird. Aber das darf nicht dazu führen, Haltung, Diskurs, aber eben auch Entscheidungen aufzugeben. Denn eines ist klar: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.

Stillstand können wir uns als internationale Großstadt nicht erlauben. Ich glaube an den Gestaltungswillen dieser Stadtregierung. Ein Oberbürgermeister kann keine Anweisungen an Dezernenten oder das Stadtparlament erteilen, das sieht die Hessische Gemeindeordnung nicht vor. Doch er kann sehr wohl vorschlagen, anregen, ermutigen, auch auffordern und einfordern. Vor allem aber kann ein Oberbürgermeister konstruktive Kräfte bündeln. Und das genau will ich tun: Die Willigen, die Konstruktiven, jene, die praktikable Lösungen für die Probleme der Stadt und ihre Zukunft suchen, möchte ich zusammenführen.

Deswegen werde ich die Debatte um das Bahnhofsviertel weiterführen. Jede und jeder weiß um die Missstände in Teilen des Bahnhofsviertels, und die Menschen erwarten zu Recht eine Besserung. So wie es ist, kann es nicht bleiben.

Am Ende werden wir von den Menschen danach bewertet, ob wir für ihre konkreten Sorgen und Nöte Lösungen erarbeiten. Die Bürgerinnen und Bürger verzeihen der Politik auch mal Fehler, wenn sie den Eindruck haben, dass die Richtung stimmt. Nur so können wir unsere Stadt erfolgreich voranbringen.

Als Oberbürgermeister werde ich allen Menschen, egal woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen. Ich weiß, woher ich komme, und das hat mich geprägt. Deshalb bin ich für Zugänge zu guter, kostenloser Bildung. Für mehr bezahlbare Wohnungen. Und stehe für einen Frankfurt-Zuschlag, der etwa Erzieherinnen und Erziehern zugutekommt.

Ich will einen Energiefonds ins Leben rufen, der für Mieterinnen und Mieter bereitsteht, wenn sie es allein nicht schaffen. Stehe für eine bezahlbare Energiewende, bei der Mieterinnen und Mieter von niedrigerem Energieverbrauch auch finanziell etwas haben.

Den sozialen Zusammenhalt sichern und Brücken bauen, darin sehe ich meine wichtigste Aufgabe. Wer Brücken baut, braucht einen festen Standort, einen Brückenkopf, von dem er Verbindungen über Gräben hinweg bauen kann. Mein Standort ist sehr nah an den Überzeugungen, die unsere Stadtregierung tragen. Die auch für Frankfurt konstitutiv sind: Wir sind eine soziale, ökologische, liberale Stadt im Herzen Europas.

Auf dieser Grundlage können wir gute und richtige Entscheidungen für Frankfurt treffen. Das ist meine Überzeugung: Ich will diese Stadtregierung gemeinsam mit dem Magistratskolleginnen und Kollegen, mit Ihnen allen zum Erfolg führen. Denn der Erfolg der Stadtregierung ist auch der Erfolg der ganzen Stadt.

Als Oberbürgermeister werde ich über das Parteienspektrum hinauswirken. Vor allem will ich Menschen für die Politik zurückgewinnen, die sich von unserer Demokratie abgewandt haben. Kritische Begleitung unserer Demokratie ist gut, aber die Verachtung für unsere demokratischen Institutionen, für unsere Parlamente, für den ehrenamtlichen Einsatz so vieler Kommunalpolitiker, diese Verachtung ist eine große Gefahr. Ich will einen Römer, ein Rathaus, in dem sich alle Frankfurterinnen und Frankfurter wohlfühlen.

Zu unserem Land, zu unserer Stadt gehört die ganze deutsche Geschichte, auch für Menschen, die wie ich nicht in der Bundesrepublik geboren sind. Ich nehme die Verantwortung an und ernst. Judenhass, Rassismus, völkisches Denken haben uns einmal in die Katastrophe geführt. Antisemitismus und Rassismus prägen noch immer das Bewusstsein vieler Menschen. Der rechtsradikale Terroranschlag in Hanau hat uns das in schrecklicher Weise in unser Bewusstsein gerufen. Rechtsradikaler Terror ist die größte Gefahr für den Frieden in unserem Land. Niemals wieder werden wir unsere Parlamente und unsere Straßen den rechten Feinden der Demokratie überlassen.

Es gibt auch Alltagsrassismus und strukturelle Diskriminierungen, die das Leben vieler Menschen beeinträchtigen. Warum gibt es kein kommunales Wahlrecht für alle Frankfurterinnen und Frankfurter? Warum sind so wenige Menschen mit Migrationserfahrung auf den Führungsebenen der Verwaltung und der Wirtschaft zu finden? Warum sind Teilhabe- und Aufstiegschancen so ungerecht verteilt? Die Antwort liegt auch darin, dass wir Werte wie Internationalität und Chancengleichheit in Reden beschwören, aber im Alltag nicht ausreichend mit Leben füllen.

Gemeinsam mit der Region stehen wir im Wettbewerb um Investitionen, Innovationen und Ansiedlungen. Daher müssen wir Flächen für Gewerbe und Industrie nutzen, um Arbeitsplätze und Gewerbesteuern zu sichern. Initiativen zur Abschaffung der Gewerbesteuer lehne ich ab.

Unter meiner Führung wird Frankfurt ein guter Nachbar sein. Ich will und werde mit der Region zusammenarbeiten. Auf Augenhöhe und mit einem klaren Auftrag: Wir schaffen den Erfolg nur gemeinsam.

Eingangs sagte ich: Ich fühle Demut vor dem Amt. Aber zugleich erfüllt es mich mit Freude und Begeisterung für das, was vor uns liegt. Wir haben die besten Voraussetzungen, wir haben allen Grund zur Zuversicht. Wir, der Oberbürgermeister, die Stadtregierung, das Parlament und die Verwaltung dürfen und werden nicht überheblich sein. Aber durchaus selbstbewusst. Wir sind eine selbstbewusste Stadt, die ihre Traditionen pflegt und gleichzeitig dem Fortschritt zugewandt ist. Mit stolzen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für ihre Stadt einsetzen, für ein sinnerfülltes und glückliches Leben. Vertrauen wir auf die Stärke unserer Stadt. Packen wir es gemeinsam an.“

Grundschule und Kita mit Mut zu „schräger“ Architektur feiern Richtfest im Frankfurter Europaviertel

Ein neuer Ort für Kinder und Familien entsteht im Europaviertel. Schon jetzt sticht das entstehende Gebäude, das sich bewusst von der orthogonalen Baustruktur der umgebenden Bebauung löst, beeindruckend heraus. © Foto Diether von Goddenthow
Ein neuer Ort für Kinder und Familien entsteht im Europaviertel. Schon jetzt sticht das entstehende Gebäude, das sich bewusst von der orthogonalen Baustruktur der umgebenden Bebauung löst, beeindruckend heraus. © Foto Diether von Goddenthow

Gestern feierten Handwerker und Architekten gemeinsam mit Frankfurts Bau- und Bildungsderzernentin Sylvia Weber das Richtfest der Grundschule und Kita im Frankfurter Europa-Viertel am Maastricher Ring 2. Hier entsteht im Auftrag der Stadt Frankfurt (Amt für Bau und Immobilien) bis Frühjahr 2025 für 44,6 Mio. Euro ein neuer Ort für Kinder und Familien, wobei das Besondere vor allem am Konzept der Bildungseinrichtung und im architektonischen Ansatz liegt. Der neue Bildungsstandort Europaviertel wird später eine fünfzügige Grundschule, eine sechsgruppige Kindertageseinrichtung für unter und über Dreijährige sowie eine Zweifeldsporthalle unter einem Dach vereinen. Das von den Architekten dasch zürn+ partner, Stuttgart, geplante und nun im Rohbau bis auf das provisorisch abgedeckte Dach fertige Gebäude, hebt sich wohltunend durch den Mut zu schrägen Ebenen von der orthogonalen  Baustruktur der umgebenden Bebauung ab, und ist jetzt schon ein Hingucker inmitten der oftmals auch als einfallslose Schuhkarton-Architektur kritisierten Umgebungsbebauung.

Bau- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber begrüßte am Montag, 8. Mai, um 14 Uhr zusammen mit den Verantwortlichen des Amts für Bau und Immobilien die Handwerker und  Gäste der Schulgemeinde und Elternvertretung beim Richtfest Grundschule und Kita Europaviertel im Maastrichter Ring 2 © Foto Diether von Goddenthow
Bau- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber begrüßte am Montag, 8. Mai, um 14 Uhr zusammen mit den Verantwortlichen des Amts für Bau und Immobilien die Handwerker und Gäste der Schulgemeinde und Elternvertretung beim Richtfest Grundschule und Kita Europaviertel im Maastrichter Ring 2 © Foto Diether von Goddenthow

Laut  Frankfurter Amt für Bau und Immobilien wird der neue Bildungsstandort einmal aus einer 5-zügigen Grundschule bestehen mit erweiterter schulischer Betreuung, zudem aus einer 6-gruppigen Kindertageseinrichtung für unter 3-Jährige und über 3-Jährige. Es wird eine Zweifeldsporthalle geben, das Ganz umgeben von zweckmäßigen einladenden  Freianlagen. Auch ist eine Hausmeisterwohnung vorgesehen.

Architektur
Neben den funktionalen und nutzungsbezogenen Qualitäten für eine Schule – insbesondere an dieser städtebaulich besonderen Lage – sind hier Architektursprache, Signifikanz und Formnutzungskongruenz des Gebäudes und deren Raumbildung hin zum öffentlichen Raum, als Aushängeschild der Schule im Stadtbild des modernen Europaviertels von besonderer Bedeutung.

Impression innen. © Foto Diether von Goddenthow
Impression innen. © Foto Diether von Goddenthow

Der Planung ging ein Architektenwettbewerb voraus, der europaweit ausgeschrieben wurde. Die charakteristischen Merkmale, die bereits den Wettbewerbsentwurf auszeichneten, werden nun realisiert: Grundschule, Kindertageseinrichtungen und Sporthalle befinden sich gemeinsam „unter einem Dach“. Der Baukörper löst sich bewusst von der orthogonalen Baustruktur der umgebenden Bebauung und entwickelt sich in freier Ausformung aus dem benachbarten Gleispark heraus. Das Dach der abgesenkten Sporthalle unterstützt als „Grüner Sockel“ die Verknüpfung des Gebäudes mit seiner Umgebung. Großzügige Vordächer schaffen überdachte Eingangsbereiche und Pausenflächen.
Der Innenraum wird durch mehrgeschossige Atrien geprägt, in denen offene Treppen die Geschosse miteinander verbinden. Dadurch wird die Orientierung im Gebäude erleichtert und Tageslicht von oben in die Innenbereiche geführt. Die offenen Verbindungen der Geschossebenen werden durch umlaufende Fluchtbalkone und Außentreppen ermöglicht, über die die Entfluchtung aus den Aufenthalts- und Klassenräumen erfolgt.

Die Klassenräume der Grundschule befinden sich als zusammenhängende, überschaubare Cluster im 2. und 3. Obergeschoss. Das Erdgeschoss nimmt die Fachklassen und die Schulmensa, das 1.Obergeschoss die Ganztagesbetreuung und den Verwaltungs- und Lehrerbereich auf.

Impression innen. © Foto Diether von Goddenthow
Impression innen. © Foto Diether von Goddenthow

Im Erdgeschoss der Kindertageseinrichtungen befinden sich die Gruppen- und Sanitärräumen der U3-Kinder, im Obergeschoss der Ü3-Bereich.

Beide Geschosse sind über eine zentrale offene Treppe und einen rollstuhlgerechten Aufzug miteinander verbunden. Die Eingangsebene der Sporthalle ist erdgeschossig an die Schule angebunden. Eine offene Zuschauergalerie bietet freie Sicht auf das um ca. 4,50 m abgesenkte Spielfeld.

Impression Pausenbereich . © Foto Diether von Goddenthow
Impression Pausenbereich . © Foto Diether von Goddenthow

Der Rohbau ist nun abgeschlossen und das Projekt liegt insgesamt im Zeitplan, trotz leichter Verzögerungen durch die Materialbeschaffungskrise, die das gesamte Baugewerbe betrifft. Schon mit der Planung wurde die Option einer späteren Erweiterung der Grundschule in Form einer Aufstockung berücksichtigt. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen.

Frankfurt feiert mit Paulskirchenfest 175 Jahre Demokratiegeschichte Vom 18. bis 21. Mai findet das große Bürgerfest statt

Paulskriche © Foto Diether von Goddenthow
Paulskriche © Foto Diether von Goddenthow

Frankfurt am Main, 24.04.2023 (tcf) Vom 18. bis 21. Mai feiert Frankfurt die Demokratie. Vor 175 Jahren trat das erste frei gewählte Parlament Deutschlands in Form einer Nationalversammlung in der Paulskirche zusammen. Mit einem Ziel: eine freiheitliche Verfassung für ganz Deutschland zu entwerfen. Auch wenn diese nie in Kraft trat, legte die Paulskirchenverfassung 1848/1849 den Grundstein für die deutsche Demokratie. Denn sie beinhaltete bereits wichtige Grundrechte, die das heutige Grundgesetz wesentlich geprägt haben. „Die Frankfurter Paulskirche ist eines der wichtigsten Symbole unserer heutigen Demokratie“, betont Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg. „Gerade in der heutigen Zeit, die von globalen Umbrüchen geprägt ist, wird deutlich, dass die Erinnerung an die Ursprünge der Demokratie von erstaunlicher Aktualität sind.“

Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf zahlreiche musikalische Bühnenhighlights, abendliche Inszenierungen, Theateraufführungen, Sonderausstellungen, Mitmach- und Informationsangebote, Vorträge und Diskussionen freuen. Die Ereignisse um die erste deutsche Nationalversammlung werden in unterschiedlichsten Formaten aufgegriffen und in zahlreichen Projekten erlebbar. In und um die Paulskirche können Gäste auf Zeitreise gehen, etwa bei einer Schaudebatte der Fliegenden Volksbühne Frankfurt, mit Virtual-Reality-Brillen von TimeRide oder in den Telefonzellen des Cockpit Collectives bei einem Live-Videocall mit nahmhaften Persönlichkeiten aus der Vergangenheit. Im Rahmen des Festes wird auch der Dokumentarfilm „Die Frankfurter Paulskirche – ein singulärer Ort“ im Kino des Deutschen Filmmuseums uraufgeführt. Dieser beleuchtet die einzigartige Bedeutung der Paulskirche als „Wiege der Demokratie“.

„Vier Tage Jubiläumsfeierlichkeiten sind auch für die Frankfurter Museumslandschaft sowie zahlreiche weitere Akteurinnen und Akteure aus dem kulturellen Leben und der freien Szene unserer Stadt ein Grund zu feiern. Sie bereichern das Jubiläumsprogramm mit ihren jeweiligen Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart der Paulskirche sowie der deutschen Demokratie und 19 Museen bieten kostenlosen Eintritt“, bekräftigt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. Wer sich mit zertifizierten Guides der Stadt auf Spurensuche der Demokratiegeschichte begeben will, kann an einem der Jubiläumsrundgängen teilnehmen. Diese sind bereits buchbar unter www.frankfurt-tourismus.de.

Ausgerichtet werden die Jubiläumsfeierlichkeiten durch die Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main (TCF). So blickt auch TCF-Geschäftsführer Thomas Feda erwartungsvoll auf die Feierlichkeiten: „Das 175. Jubiläum der ersten Nationalversammlung in der Paulskirche ist ein großartiger Anlass, nationalen und internationalen Gästen ein besonderes Demokratiefest mit einem herausragenden Programm zu bieten.“

Für ausgelassene Feststimmung sorgt das Bühnenprogramm: Am Römerberg und am Mainkai treten sowohl bekannte Künstlerinnen und Künstler wie die hr-Bigband mit Stargast Alice Merton, Max Herre, Joy Denalane und Patrice, Leslie Clio oder Loi, aber auch Newcomer und Chöre auf. Auch an die Kleinsten ist mit vielen Mitmachangeboten und Musik zum Mitsingen und Tanzen gedacht.

Besondere Höhepunkte des Festes bieten die Abendinszenierungen: Bei der „Ode an die Demokratie“ erleben Zuschauerinnen und Zuschauer eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit allen Facetten der Demokratie bei skulptural anmutenden Lichtprojektionen auf dem Main. Und der Walking Act DUNDU – Stuttgarts Riesen der Demokratie nimmt die Gäste mit einer leuchtenden Großpuppe auf eine Reise in die Geschichte.

Um die zahlreichen Facetten der Demokratie geht es auch im Rahmen von Symposien, Vorträgen, Diskussionen und Workshops etwa im Haus am Dom, der Evangelischen Akademie oder der Volkshochschule Frankfurt im Stadthaus. Das „Europa-Fest 2023 – Europe is yours!“ (19. Mai), organisiert von der Koordinierungsstelle EU-Angelegenheiten, richtet den Blick über die deutschen Grenzen hinaus. „Frieden und Demokratie in Europa sind untrennbar mit der Gründung der Europäischen Union verbunden, daher wollen wir die europarelevanten Aktivitäten in Frankfurt sichtbar machen und auch feiern“, so Eileen O’Sullivan, zuständige Dezernentin für Digitalisierung, Bürger:innenservice, Teilhabe und EU-Angelegenheiten. An den Ständen des Europa-Festes, dem „Europäischen Marktplatz“, präsentieren sich dabei u.a. EZB, EIOPA, EUNIC, EuropeDirect Darmstadt, Pulse of Europe, die EuropaUnion Frankfurt und die Städtepartnerschaften Frankfurts. An weiteren Ständen der Infomeile am Mainkai, beispielsweise beim Marktplatz der zivilgesellschaftlichen Organisationen `mitreden´ (20. und 21. Mai) können Gäste mit verschiedenen Vereinen, Verbänden, Institutionen und der Stabsstelle Bürger:innenbeteiligung ins Gespräch kommen. Neben dem Feiern der Gemeinschaft und der Vielfalt kommen so gesellschaftliche Teilhabe und gelebter Austausch nicht zu kurz.

Zum Demokratiejubiläum öffnet auch Frankfurts Rathaus seine Türen: Beim „Römer Open“ können Besucherinnen und Besucher am Samstag, 20. Mai, von 11 bis 19 Uhr „Demokratie erleben“. Auf vier Etagen präsentieren sich städtische Ämter, Betriebe, Gesellschaften und die Stadtpolitik. An allen vier Veranstaltungstagen finden darüber hinaus im Rathaus weitere Programmunkte wie Ausstellungen und Theatervorführungen statt.

Das gesamte Programm wird unter www.frankfurt-tourismus.de/paulskirchenfest veröffentlicht. Gedruckte Programmhefte sind ab dem 8. Mai in den Tourist Informationen am Hauptbahnhof und am Römer sowie in teilnehmenden Institutionen verfügbar (so lange der Vorrat reicht).

„Trauer, Wut und Hoffnung“ Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg eröffnet die Kundgebung der „Unterstützerinnen für Frauen und Menschenrechte im Iran“

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg während ihrer Rede bei der Kundgebung der 4000  „Unterstützer:innen für Frauen und Menschenrechte im Iran“ auf dem Römerberg (1), Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Bernd Georg
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg während ihrer Rede bei der Kundgebung der 4000 „Unterstützer:innen für Frauen und Menschenrechte im Iran“ auf dem Römerberg (1), Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Bernd Georg

ffm. Frankfurt hat eine weitere klare Botschaft in Richtung Iran gesendet. 4000 Menschen kamen am Dienstag, 4. Oktober, zu einer Kundgebung für Freiheit und Menschenrechte auf dem Römerberg zusammen. Sie hörten 15 Rednerinnen und Rednern zu, darunter den Fraktionsvorsitzenden der demokratischen Römer-Parteien, der Frauenrechtsaktivistin Shahnaz Morattab, der Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Abendroth und der Kabarettistin Enissa Amani.

Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg eröffnete die Kundgebung und fasste ihre Empfindungen so zusammen: „Wenn ich heute auf den Iran schaue, dann fühle ich Trauer, Wut und Hoffnung. Trauer um die jungen Menschen, die bei den Protesten ihr Leben verlieren. Wut auf das mörderische Regime, das einer Ideologie aus dem Mittelalter anhängt. Und Hoffnung in drei Worten: Jin, Jiyan, Azadi. Frauen, Leben, Freiheit. Das Streben der Menschen nach einem selbstbestimmten Leben lässt sich nicht unterdrücken.“ Für die Freiheitskämpferinnen sind die religiös vorgeschriebenen Niqabs  Symbole der Unterdrückung von Frauen. Ihr Symbol für Freiheit der Frauen sind die offenen, freien Haare.

Zu der Kundgebung hatte das Netzwerk „Frankfurter Unterstützer:innen für Frauen und Menschenrechte im Iran“ aufgerufen. Anlass war der Tod der Iranerin Mahsa Amini. Die 22-jährige Frau starb an den Folgen islamistischer und frauenfeindlicher Polizeigewalt im Iran. Ihr wurde vorgeworfen, ihr Kopftuch nicht gemäß den Vorschriften getragen zu haben. Seitdem herrscht Unruhe im Iran, vor allem Frauen formieren sich zum Protest und Widerstand. Nach Angaben von Iran Human Rights Watch sind bei den Protesten mittlerweile mehr als 130 Menschen von der Polizei getötet worden.

„Heute geht es darum, dass wir den Menschen im Iran zeigen: Ihr seid nicht allein“, sagte Eskandari-Grünberg. „Keine Knüppel, keine Wasserwerfer, keine Kugeln können diese Hoffnung besiegen. Die Menschen im Iran sagen: Es reicht. 40 Jahre Unfreiheit und Unterdrückung sind genug. Das Regime in Iran wird enden. Ich weiß nicht wann, aber ich weiß, dass es passieren wird“, betonte die Bürgermeisterin.

Die Bürgermeisterin teilte mit, dass der iranische Generalkonsul keine Einladung für den städtischen Empfang des konsularischen Corps am Sonntag, 9. Oktober, erhält.

Das Frauen-EM-Finale am 31.08.22 per Public Viewing im Frankfurter Stadion anschauen

ffm. Am Sonntag, 31. Juli, stehen die DFB-Frauen in Wembley im Endspiel um die Fußball-Europameisterschaft – und die Stadt Frankfurt lädt zum kostenfreien Public Viewing in das Stadion ein. Spielbeginn für den Klassiker England gegen Deutschland ist um 18 Uhr, der Einlass ab 16 Uhr.

Notwendig ist eine Ticketbuchung unter universe.com.

Das Spiel wird auf einer circa 100 Quadratmeter großen LED-Wand übertragen. Außerdem läuft es auf dem Videowürfel. Bis zu 4500 Sitzplätze stehen auf der Gegentribüne zur Verfügung

Der Eintritt ins Stadion ist frei, auch die Parkplätze Waldparkplatz und Gleisdreieck stehen kostenfrei zur Verfügung. Die Stadion-Tiefgarage bleibt dagegen geschlossen. Das Stadioncatering erfolgt über die Kioske auf der Gegentribüne.

VALIE EXPORT mit dem Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt für ihr Lebenswerk geehrt

Von Links: Laudatorin und Performancekünstlerin Sylvie Fleury, Künstlerin Valie Export und Kulturdezernentin Ina Hartwig bei der Preisübergabe, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn
Von Links: Laudatorin und Performancekünstlerin Sylvie Fleury, Künstlerin Valie Export und Kulturdezernentin Ina Hartwig bei der Preisübergabe, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn

ffm. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig hat am Samstag, 18. Juni, den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt an die österreichische Künstlerin VALIE EXPORT in der Paulskirche verliehen. Die Auszeichnung zählt deutschlandweit zu den bedeutendsten Kunstpreisen und wurde ins Leben gerufen, um hervorragende Leistungen in den Bereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur zu würdigen. Er wird seit 1978 im Abstand von drei Jahren jeweils zum Geburtstag von Max Beckmann vergeben und erinnert an einen Künstler, der das kulturelle Leben Frankfurts wie kaum ein anderer nachhaltig geprägt hat. In diesem Jahr fand die Verleihung pandemiebedingt ausnahmsweise nicht am 12. Februar statt.

VALIE EXPORT, am 17. Mai 1940 in Linz als Waltraud Lehner geboren, ist dem Umfeld des Wiener Aktionismus zuzurechnen, obwohl ihre Formen der Arbeit sich sowohl ästhetisch, wie auch inhaltlich und formal von diesem unterschieden. Ihren künstlerischen Ausdruck findet sie in Fotografien, Skulpturen, body performances, Videos, Großinstallationen und Texten. Früher teils hart für ihre Radikalität kritisiert, gilt sie heute als Ikone des Feminismus und Pionierin der Medienkunst. Werkblöcke von VALIE EXPORT finden sich in berühmten Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, dem Museum of Modern Art in New York oder der Tate Modern in London.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig dankte den Kuratoriumsmitgliedern für ihre hervorragende Entscheidung. In ihrer Begründung heißt es: „Sie ist eine Pionierin der Medien- und Aktionskunst, des experimentellen Films und eines künstlerischen Feminismus, der seit den 1960er Jahren die vorherrschende Wahrnehmung des weiblichen Körpers in einer patriarchalischen Gesellschaft radikal dekonstruiert hat. Mit den Mitteln einer performativen Avantgarde, die auf soziale Veränderungen zielt, hat sich die 1940 geborene österreichische Künstlerin VALIE EXPORT schon früh mit Themen wie Geschlechterrollen, Zuschreibungen von Identität und der Befreiung aus Konventionen beschäftigt. Dabei hat sie Grenzen zwischen Kunsträumen und Alltagswirklichkeit, Abbild und Realität, Theorie und Praxis überschritten, ist ein hohes persönliches Wagnis eingegangen und ebnete den Weg für zahleiche Künstlerinnen, die eine entschieden weibliche Perspektive einnehmen. Die Stadt Frankfurt verleiht den mit 50.000 Euro dotierten Max-Beckmann-Preis 2022 an eine so innovative wie unerschrockene, so kompromisslose wie spielerisch agierende, so formal avancierte wie gesellschaftspolitisch wirkende Künstlerin, deren Werk auch in der Gegenwart nichts von seiner Aktualität und Relevanz eingebüßt hat. Im Gegenteil kann es als Maßstab für eine engagierte Kunst gelten, dass sie sich eine heute nicht mehr selbstverständliche Freiheit des Ausdrucks nimmt.“

Hartwig sagte: „Es ist uns eine besondere Ehre, den Max-Beckmann-Preis 2022 der österreichische Künstlerin VALIE EXPORT überreichen zu können. Mit dem Namensgeber des Preises Max Beckmann teilt sie eine kompromisslose Ästhetik. VALIE EXPORT inspirierte feministische Protestaktionen und Künstlerkolleginnen wie die letzte Max-Beckmann-Preisträgerin Cindy Sherman oder auch Marina Abramović und reicht bis in die aktuelle Kultur- und Pop-Industrie. Ihr Werk beruht auf genauer Beobachtung und Analyse von gesellschaftlichen, medialen und geschlechtsspezifischen Konstruktionen und hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Ich gratuliere VALIE EXPORT zu dieser Auszeichnung aufs Herzlichste. Der Max-Beckmann-Preis ist nicht nur einer der höchstdotierten Preise unserer Stadt, sondern deutschlandweit einer der bedeutendsten Kunstpreise überhaupt und unterstreicht den Stellenwert Frankfurts als internationale Kulturstadt.“

VALIE EXPORT setzte sich in ihrer Jugend mit Kunstgeschichte auseinander, experimentiert mit der Fotokamera und besucht die Kunstgewerbeschule. 1960 zieht sie nach Wien. Nachdem sie 1964 die Höhere Bundeslehranstalt für Textilindustrie mit einem Diplom in Design abschließt, arbeitet sie einige Zeit zunächst in der Filmbranche als Cutterin und Script Girl. 1966 verfasst sie ihren ersten filmischen Text „AUS ALT MACHT NICHT NEU – ein Versuch der sinnlosigkeit. metaphorische bildassoziation, Projekt“. 1967 nimmt sie ihren Künstlernamen VALIE EXPORT an und bringt damit ihr Bedürfnis zum Ausdruck, die eigenen Gedanken nach außen zu transportieren. Im Anschluss daran entsteht ihr erstes Kunst-Objekt, in dem sie die Zigarettenmarke Smart Export zitiert, sie aber umändert für ihre eigene Namensdarstellung.

Mit ihren Aktionen schafft VALIE EXPORT Ende der 1960er Jahre ikonische Bilder, die sich bis heute in das visuelle Gedächtnis eingebrannt haben. Die frühen Arbeiten zeichnen sich durch die Auseinandersetzung mit Feminismus, Aktionskunst und dem Medium Film – insbesondere Ende der 1960er Jahre mit der Bewegung des Expanded Cinema – aus. Eine ihrer bekanntesten Aktionen war 1968 das Tapp- und Tastkino, bei der sie bewusst und provokant die weibliche Intimsphäre durchbricht und als Frau öffentlich in eine vorherrschende Definition von Kunst eingreift; gleichzeitig stellt sie den männlichen Voyeurismus zur Schau. 1970 veröffentlichte sie zusammen mit Peter Weibel „Wien – Bildkompendium Wiener Aktionismus und Film“, wofür sie dort wegen Verbreitung von Pornographie zu einem Monat Haft verurteilt wurde. VALIE EXPORT bricht mit ihren Aktionen immer wieder mit gesellschaftlichen Tabus und setzt ihren Körper als Waffe ein. Offensiv sucht sie nach einem weiblichen Ausdruck sexueller Selbstbestimmung, wobei sie die Kunst als Medium des Feminismus’ nutzt.

Die Laudatio sprach die Schweizer Performance- und Objektkünstlerin Sylvie Fleury, bevor sich VALIE EXPORT in das Goldene Buch der Stadt Frankfurt eintrug. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde seit 1978 insgesamt fünfzehn Mal vergeben. Nach Maria Lassnig, Barbara Klemm, Agnès Varda und Cindy Sherman ist VALIE EXPORT die fünfte weibliche Preisträgerin.

Frankfurt trauert um Emil Mangelsdorff

ffm. Mit Trauer und Erschütterung hat die Stadt Frankfurt am Main die Nachricht vom Tod
des großen Jazzkünstlers Emil Mangelsdorff aufgenommen. Der in Frankfurt geborene Musiker hat sich Zeit seines Lebens dem Jazz und seiner Entwicklung mit großer künstlerischer Kraft und Leidenschaft verschrieben. Er gehörte zu den wichtigsten und profiliertesten Jazzmusikern Deutschlands und hat die Jazzgeschichte des Landes mitgeschrieben. Mit seiner Musik hat er unzähligen Menschen Freude und Inspiration bereitet.

„Emil Mangelsdorff war nicht nur ein herausragender Musiker, war nicht nur wegweisend für den Jazz und prägend für seine Heimatstadt Frankfurt – mit ihm verlieren wir auch einen Zeitzeugen der Nazizeit, der am eigenen Leibe spürte, was es hieß sich als Künstler dem Regime zu widersetzen. Wir werden ihn und seine wunderbare Jazz-Musik weiter in unseren Herzen tragen“, würdigte ihn Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg ergänzte: „Als Mensch und als Musiker werde ich Emil Mangelsdorff sehr vermissen. Sich als Zeitzeuge unermüdlich für Freiheit, Kultur und Vielfalt einzusetzen, war ihm ein ebenso großes Anliegen wie die Musik selbst.“

Emil Mangelsdorff beeindruckte nicht nur als bedeutender Jazzsaxophonist. Er war ein aufrechter Demokrat, der das kulturelle Leben in der Stadt Jahrzehnte nachhaltig mitgestaltet hat. Als Zeitzeuge, der in seiner Jugend von den Nationalsozialisten für sein Engagement als Jazzmusiker bestraft wurde, erreichte er mit seinen Gesprächskonzerten seit vielen Jahren zahllose junge Menschen, um sie auf überzeugende Art zur Reflektion über die NS-Zeit zu bewegen und sie für die Bedeutung freiheitlicher und demokratischer Grundwerte zu sensibilisieren.

Tief betroffen zeigte sich Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig: „Frankfurt verliert eine Musiklegende. Gemeinsam mit seinem Bruder Albert hat Emil Mangelsdorff die deutsche Jazzlandschaft über Jahrzehnte geprägt. Seine früh geweckte Leidenschaft für den afroamerikanischen Musikstil gründete auf einem tief verwurzelten Freiheitsverständnis. Schon sein Bedürfnis nach künstlerischer Entfaltung brachte ihn in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Regime, das ihm heftige Repressionen wie Gefängnisaufenthalt und einen Kriegseinsatz an der Ostfront aufzwang. Diese Erfahrungen waren für ihn so einschneidend, dass er jungen Menschen davon berichten wollte. Als Zeitzeuge erinnerte er uns stets daran, dass künstlerische Freiheit eine unverzichtbare Grundlage einer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft ist. Emil Mangelsdorff wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“

Trotz seiner internationalen künstlerischen Erfolge blieb Emil Mangelsdorff seiner Heimatstadt Frankfurt verbunden und trug mit seiner vielfältigen künstlerischen Arbeit seit Jahrzehnten zum pulsierenden Frankfurter Kulturleben bei. Ob als virtuoser Musiker, als Komponist und Bandleader, ob als begeisternder Musiklehrer oder verantwortungsvoller Zeitzeuge, er hat die Frankfurter Stadtgesellschaft durch sein vorbildliches Engagement in herausragender Weise geprägt.

Die Stadt Frankfurt wird dem Verstorbenen stets ein ehrendes Gedenken bewahren.