Kategorie-Archiv: Flucht und Vertreibung

Sechs Inklusions- und Integrations-Projekte mit dem Helmut-Simon-Preis der Diakonie in der Mainzer Staatskanzlei geehrt

Abschlussfoto der Verleihung des Helmut Simon Preises 2023 in der Mainzer Staatskanzlei. Im Bild Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration, Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, Bettina Brück, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Bernhard Herber, Versicherer im Raum der Kirchen,  Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen u. die Vertreter der ausgezeichneten Initiativen und Integratopms-Projekte. © Foto: Diether von Goddenthow
Abschlussfoto der Verleihung des Helmut Simon Preises 2023 in der Mainzer Staatskanzlei. Im Bild Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration, Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, Bettina Brück, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Bernhard Herber, Versicherer im Raum der Kirchen, Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen u. die Vertreter der ausgezeichneten Initiativen und Integratopms-Projekte. © Foto: Diether von Goddenthow

Bei einem Festakt in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz  wurden am 20. November 2023  sechs herausragende Integrations- und Inklusionsprojekte mit dem Helmut-Simon-Preis 2023 geehrt. Träger des Preises sind das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche der Pfalz, die Diakonie Hessen sowie das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Die Schirmherrschafft des in diesem Jahr mit insgesamt 12.000 Euro dotierten Preises hatte die Ministerpräsidentin Malu Dreyer übernommen. Der Preis richtet sich an Personen, Initiativen und Institutionen in Rheinland-Pfalz, die sich ehrenamtlich und hauptamtlich für soziale Gerechtigkeit, Diversität, Inklusion und Integration, gegen Armut, Rassismus und Ausgrenzung einsetzen. Ein zentrales Thema ist dabei die Arbeit mit Menschen mit Fluchterfahrung. Auch zwei Sonderpreise wurden vergeben.

Infos und Kontakte zu den geehrten Projekten

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto: Diether von Goddenthow
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin. © Foto: Diether von Goddenthow

 „Mit dem Helmut-Simon-Preis richten die drei diakonischen Werke in unserem Land die Scheinwerfer auf Menschen, die Brücken innerhalb der Gesellschaft bauen“, so Ministerpräsidentin und Schirmherrin Malu Dreyer, und betonte: „Mit dem Preis werden diejenigen geehrt, die für soziale Gerechtigkeit und Diversität, für Integration und Inklusion einstehen. Ihr Engagement ist es, das unsere Gesellschaft offener und wärmer macht. Auf Ihrem unermüdlichen Einsatz baut eine gute Gesellschaft auf, in der alle dazugehören und teilhaben können. Dafür haben Sie die ganze Anerkennung und Wertschätzung meiner Landesregierung und von mir. Dass in unserer Gesellschaft jede und jeder die Chance hat, selbstbestimmt zu leben und unser Zusammenleben mitzugestalten, ist mir als Ministerpräsidentin sehr wichtig. Ob in der Ausbildungswerkstatt, ob beim gemeinsamen Reiten oder Theater-Spielen, ob in der Unterstützung und Rechtsberatung von Geflüchteten oder im migrationspolitischen Engagement – bei Ihnen zählt der Mensch, die Begegnung und das Empowerment.“

Albrecht Bähr, Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow
Albrecht Bähr, Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow

Albrecht Bähr, Sprecher der Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz, begrüßte die Gäste und moderierte die Preisverleihung. Unter anderem versicherte er: „Als Diakonie stehen wir an der Seite der Menschen, die Unterstützung benötigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Mit dem Helmut-Simon-Preis wollen wir die Menschen und ihr Engagement stärken, die den Nichtgehörten eine Stimme geben und Teilhabe ermöglichen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz tragen sie zu einem gelingenden Leben bei und unterstützen Menschen unabhängig von Herkunft, Nationalität oder Religionszugehörigkeit. Mit großem Respekt und viel Sympathie danken wir den Menschen in Rheinland-Pfalz, die sich dafür einsetzen, dass Menschen einen festen Platz in unserer Gesellschaft finden. Mit ihrem Engagement zeigen sie, dass das Zusammenleben in unserer Gesellschaft bereichert wird, wenn alle in ihr ihren Platz finden. Für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft brauchen wir Menschen wie Sie.“

Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales,  Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow
Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow

Den ersten Preis von insgesamt 4000 Euro erhielt die Ausbildungswerkstatt für benachteiligte Jugendliche des Vereins Berufliches und Soziales Lernen im Hunsrück e.V. Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, würdigte die besondere nachhaltige Leistung des Vereins Berufliches und Soziales Lernen im Hunsrück e.V. (VBS), der seit über 30 Jahren benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene erfolgreich im Tischlerhandwerk aus. Die Erfolgsquote der Absolventen liege bei 96 Prozent. Das sei ein außergewöhnlicher Erfolg. Niedrigschwellig werde hier der Weg in ein selbstbestimmtes Leben geebnet. Dabei würde bedarfsorientiert das Angebot z. B. durch ein Sprachförderangebot für Geflüchtete erweitert. Durch die bewusste Mischung der Gruppe mit Einheimischen und Geflüchteten, Behinderten und Nichtbehinderten würde Diskriminierung aktiv entgegengewirkt, Diversität und interkulturelle Verständigung gefördert. „Die Unterschiedlichkeit ist die Stärke“

Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. © Foto: Diether von Goddenthow
Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit dem zweiten Preis (3000 Euro) wird das Projekt „Theater Inklusiv“ des Altenpflegeheims Martinsstift in Mainz (Mission Leben) ausgezeichnet. Ein besonderes Theaterprojekt für ältere und demente Menschen. Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, unterstrich in seiner Laudatio, dass die Schauspieler mit dem Theaterspielen sich und ihre Tagesgäste in einem ganz anderen Kontext erlebten: „Sie erleben sich nicht krank, hilfsbedürftig und vielleicht auch ausgeschlossen. Nein, sie erleben sich mittendrin, selbstwirksam, mit dabei und vor allem wertgeschätzt. Und das trägt zu mehr Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung und Lebensqualität bei. Einen Mehrwert hat Ihr Projekt aber auch für die professionellen Darstellenden und die Zuschauenden: Denn es entstehen Kontaktmöglichkeiten, die im Alltag nicht möglich sind und persönliche Verbindungen, die Vorurteile und Ängste abbauen können und mehr Toleranz und die Gleichwertigkeit aller Menschen stärken.“

Zwei dritte Preise (jeweils 1500 Euro) gingen an die Kindertagesstätte Nord der Stadt Ludwigshafen für ihr Projekt „Neue Welten entdecken: Reiten für alle auf dem Reiterhof der Kinderhilfe e.V.“ und die Refugee Law Clinic Trier e.V., eine studentische Initiative die Geflüchteten kostenlos Rechtsberatung anbietet.

Bettina Brück, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow
Bettina Brück, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow

Laudatorin Bettina Brück, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz unterstrich, dass es nicht viele Projekte gäbe, die auf einen Schlag so viele Wirkungen erzielten wie die Kindertagesstätte Nord der Stadt Ludwigshafen. Hinter dem Titel „Neue Welten entdecken: Reiten für alle auf dem Reiterhof der Kinderhilfe e.V.“ bleibe das Projekt keinen Zentimeter zurück: „Viele der Kinder und Eltern Ihrer Kita leben in sehr belasteten Situationen: viele in schwierigen finanziellen Lebenslagen; manche mit wenigen Kenntnissen in der Zweitsprache Deutsch, andere auch mit Fluchthintergrund, manche in unklaren Duldungssituationen, oft mit Existenzängsten.
Was tun, um Selbstvertrauen und Gemeinschaftsgefühl zu stärken, Ängste abzubauen und Kenntnisse – ob sprachlich oder der näheren Umgebung – zu erweitern? Was tun, um den Kindern und den Eltern neue Welten entdecken zu helfen? Sie haben einen Weg gefunden!, unabhängig davon, ob die Familien arm sind oder nicht, und wie sich ihre Sprachkompetenz gestaltet. Ein wahrhaft inklusives Projekt! Und ein Projekt, das anerkennt, dass Bildung im ganzheitlichen Sinne nur dann erfolgreich sein kann, wenn wir sie nicht nur als etwas betrachten, dass allein das Kind betrifft, sondern, wenn wir die Eltern und das soziale Umfeld mitdenken und miteinbeziehen.“, so die Staatssekretärin.

Bernhard Herber, Versicherer im Raum der Kirchen. © Foto: Diether von Goddenthow
Bernhard Herber, Versicherer im Raum der Kirchen. © Foto: Diether von Goddenthow

Bernhard Herber, Versicherer im Raum der Kirchen, zog in seiner Laudatio für den zweiten „3. Preisträger“ Refugee Law Clinic Trier e.V., eine Analogie zwischen Helmut Simons geprägtem Wort „Wer wenig im Leben hat, muss viel im Recht haben“ und dem Wirken von Refugee Law Clinic Trier e.V.. Ziel der 2014 begründeten studentischen Initiative mit mittlerweile 213 Mitgliedern und zahlreichen Unterstützern sei es,
„Asylsuchenden und Geflüchteten eine kostenlose Rechtsberatung anzubieten und ihnen damit die Möglichkeit zu geben, auch ohne finanzielle Mittel Zugang zu einem Ansprechpartner für rechtliche Fragen zu haben.“

In diesem Jahr wurden auch zwei Sonderpreise (jeweils 1000 Euro) an herausragende Initiativen verliehen, die für ihren ausdauernden und nachhaltigen Einsatz für gelingende Integration einer besonderen Würdigung verdienen. Die Preise gehen an die Ökumenische Flüchtlingshilfe Ingelheim und den Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz.

Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow
Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow

Laudatorin Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, unterstrich das der Träger des ersten Sonderpreises, der Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz, die Migrations- und Integrationspraxis des Landes seit 35 Jahren in erheblichem Maße mitgestalte. „Der Initiativausschuss unterstützt Haupt- und Ehrenamtliche, die Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte beraten und begleiten. Er bietet dazu etwa zahlreiche Beratungs- und Qualifizierungsangebote zu Asylverfahren und Flüchtlingsrecht. Neben seiner Beratungsarbeit für Haupt- und Ehrenamtliche ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Initiativausschusses die Lobby-, Gremien- und Vernetzungsarbeit im Themenfeld Migration und Integration.“

Ein ganz besonderes Dankeschön gelte ebenso der Ökumenischen Flüchtlingshilfe gGmbH, an die der zweite Sonderpreis „für ihr langjähriges eindrucksvolles Engagement“ ging. „Die Mitglieder der ökumenischen Flüchtlingshilfe geben seit mehr als 30 Jahren Menschen in Not im wahrsten Sinne des Wortes „festen Boden unter den Füßen. Dazu vermietet die gemeinnützige Gesellschaft eigene Wohnungen in Rheinhessen für Geflüchtete zu einem erschwinglichen Preis. Zudem begleitet sie die geflüchteten Menschen, bis sie in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Bei dieser Beratungsarbeit geht es unter anderem um Kinderbetreuung, die Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, den Umgang mit Behörden oder auch der Krankenkasse. Die Menschen mit Fluchterfahrung werden dabei über viele Jahre so intensiv unterstützt, teilweise 10 Jahre lang – dass mittlerweile erwachsene Kinder eingebürgert sind und qualifizierte Jobs gefunden haben. Auch hier haben alle Engagierten also ebenfalls einen langen Atem bewiesen.“, so die Ministerin.

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow
Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz. © Foto: Diether von Goddenthow

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz sagte: „Wir zeichnen heute Projekte aus, die geprägt sind von Nächstenliebe, sozialem und auch politischem Engagement. Sie schauen hin, wo Unterstützung benötigt wird, wo es nicht rund läuft, wo Menschen auf der Strecke bleiben, wo demokratische Rechte ausgehebelt werden. Hinschauen und Handeln ist ihre Devise. Und das macht Mut. Ob Haupt- oder Ehrenamtlich, ihr Engagement ist geprägt von Achtung und Respekt und der Überzeugung, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Sie stärken die Schwachen und eröffnen neue Perspektiven. Unbürokratisch und direkt helfen sie in Notlagen oder auch langfristig und lebensbegleitend. Sie machen deutlich, die Würde des Einzelnen ist nicht diskutierbar, sie muss geachtet und geschützt werden. In unterschiedlichster Weise stärken sie mit ihrem Einsatz ein Leben in Vielfalt und unsere Demokratie. Ihnen gehört unsere Anerkennung.“

Infos und Kontakte zu den geehrten Projekten

Bilder und Eindrücke von der Preisverleihung

(Dokumentation: Diakonie Hessen / Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Neuer Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef: „Zusammenführen, Brücken bauen, Wort halten“

Beim Empfang im Frankfurter Römer am 12. Mai 2023 unterstrich der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef, in Tradition seines Amtsvorgängers Ludwig Landmann  in den Zwanzigerjahren, dass es  gelte  „ein neues Kapitel“ aufzuschlagen.  Landmann habe damals erkannt: „Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch.“ Dieser Grundsatz, so Josef, gelte noch heute: „Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.“ © Foto Diether von Goddenthow
Beim Empfang im Frankfurter Römer am 12. Mai 2023 unterstrich der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef, in Tradition seines Amtsvorgängers Ludwig Landmann in den Zwanzigerjahren, dass es gelte „ein neues Kapitel“ aufzuschlagen. Landmann habe damals erkannt: „Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch.“ Dieser Grundsatz, so Josef, gelte noch heute: „Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.“ © Foto Diether von Goddenthow

Fast eine Geschichte wie aus 1001 Nacht: Vom syrischen Flüchtlingskind zum Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Das zeigt einmal mehr die Durchlässigkeit Deutschlands gelebter, pluralistischer Demokratie, in der jeder  intelligente, leistungswillige und leidensfähige Mensch im Prinzip fast alles werden kann. Vielleicht in Frankfurt aber noch eher, da traditionell Frankfurter ist, wer Frankfurter sein möchte, in einer Stadt, in der 167 Nationen friedlich neben- und miteinander leben, in einer Metropole, in der die besten Talente der Welt zusammenkommen. Ein überzeugenderes Geschenk zum Fest „175 Jahre Paulskirche: Unsere Demokratie – Deine Freiheit“, als das freie Ringen der Parteien mit dem daraus erfolgten (Stich-) Wahlsieger Mike Josefs  kann wohl kaum geben.
Als seine wichtigste Aufgabe bezeichnete Josef es denn auch beim gestrigen Empfang, am 12.Mai 2023, im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers, den sozialen Zusammenhalt zu sichern und Brücken zu bauen. „Als Oberbürgermeister werde ich allen Menschen, egal, woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen. Ich weiß, woher ich komme, und das hat mich geprägt.“ Seine Geschichte habe er so nur in Frankfurt schreiben können. In Beisein hunderter Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, darunter auch die Amtsvorgänger Petra Roth und Andreas von Schoeler, dankte er seinen anwesenden Eltern, die mit ihm als Kleinkind aus Syrien nach Deutschland, zunächst Ulm, geflohen waren, für all ihre Unterstützung und Förderung für eine gute (Aus-)Bildung: „Als wir nach Deutschland kamen, da haben wir an vieles gedacht. Aber nicht, dass ich einmal Oberbürgermeister der fünftgrößten deutschen Stadt – unserer Heimat – werde.“

Standing Ovations für den neuen Oberbürgermeister Mike Josef im im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers. Dieser ist zurzeit eher ein "Kaiserinnensaal", da statt die deutschen Kaiser nun "48 revolutionäre Frauen" von den Seitenwänden her "grüßen". Die Ausstellung kann bei der heutigen Nacht der Museen, und darüber hinaus noch bis zum 26.Juni 2023 besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow
Standing Ovations für den neuen Oberbürgermeister Mike Josef im im Kaiser-Saal des Frankfurter Römers. Dieser ist zurzeit eher ein „Kaiserinnensaal“, da statt die deutschen Kaiser nun „48 revolutionäre Frauen“ von den Seitenwänden her „grüßen“. Die Ausstellung kann bei der heutigen Nacht der Museen, und darüber hinaus noch bis zum 26.Juni 2023 besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow

Josef appellierte, sich gegen strukturelle Diskriminierung und Alltagsrassismus einzusetzen. Die Teilhabe- und Aufstiegschancen seien immer noch ungerecht verteilt. „Jedes Kind muss dieselben Chancen haben, jeder Mensch soll danach beurteilt werden, wer er ist. Nicht danach, woher er kommt. Das ist der Kern meiner politischen Überzeugung.“ Den Nachbarkommunen versprach er, ein „guter Nachbar“ zu sein.
Ausdrücklich bedankte sich Josef bei Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, von Hause aus Psychotherapeutin, die die Amtsgeschäfte nach Feldmanns Abwahl kommissarisch geführt hatte.  Eskandari-Grünbergs Geschichte, 1965 in Teheran als Perserin geboren,  ist  ein ebensolch unglaubliches Zeugnis eines geglückten Aufstiegs:   Wegen Proteste für die Freiheit, im  Foltergefängnis Evin gelandet,  gebar sie dort 1983  als damals 18-Jährige  Tochter Maryam. 1985 konnte Eskandari-Grünberg mit ihrer zweijährigen Tochter nach Deutschland fliehen. Der Drang  in Freiheit und einer toleranten Welt  leben zu wollen, gab ihr die Kraft. So war Eskandari-Grünberg es, die in Frankfurt den Mut hatte – auch gegen ein mitunter hierzulande  falsches  Toleranzverständnis des Hijab-Tragens,  öffentlich gegen die per Kamera überwachte menschenverachtende Kopftuchpflicht für Frauen im Iran  zu demonstrieren.
Zeigt nicht auch  Eskandari-Grünbergs Werdegang als Migrantin  ähnlich beeindruckend wie Mike Josefs Biografie, dass  hierzulande die vielfach schon totgesagte Demokratie (doch noch) funktioniert, dass begabte, zielstrebige und leistungsorientierte Menschen  auch ohne  „reiche Eltern“ und „Quoten“ es  ganz nach oben schaffen können?

Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg © Foto Diether von Goddenthow
Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg © Foto Diether von Goddenthow

Mike Josef unterstrich, dass Eskandari-Grünberg nicht nur die Amtsgeschäfte Feldmanns – ohne Vorbereitungszeit – erfolgreich weitergeführt habe. Sie habe auch die Jubiläumsfeier zum 175. Jahrestag der Paulskirchenversammlung vorbereitet und die Stadt hervorragend geführt und repräsentiert. An die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gewandt, sagte Josef, er setze auf einen kooperativen Führungsstil und engagierten Einsatz. Um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, müsse die Politik Lösungen für deren Sorgen finden. Ausdrücklich erwähnte er die vielen jungen Wähler, denen er sich verbunden fühle. Es gelte aber auch, Menschen für die Politik zurückzugewinnen, die sich von der Demokratie abgewandt hätten.

Er trete ein für eine tolerante und weltoffene Stadt, in der Menschen sich mit all ihrer Vielfalt zugehörig fühlen und gleichberechtigt sind, in der sie partizipieren und sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.

Auszüge aus der Antrittsrede von Mike Josef gestern im Frankfurter Römer:

Oberbürgermeister Mike Josef. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Mike Josef. © Foto Diether von Goddenthow

„In den 1920er-Jahren hat Ludwig Landmann als Oberbürgermeister Frankfurts eines erkannt: Mit der Infrastruktur kommt der wirtschaftliche Erfolg, der soziale Zusammenhalt und der kulturelle Aufbruch. Sein Grundsatz gilt noch heute: Wenn wir in unsere Infrastruktur investieren, dann schaffen wir damit die Grundlage für unsere wirtschaftliche Stärke, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den kulturellen Fortschritt und die Erreichung unserer Klimaziele.

Genau darum geht es heute. Unsere Frankfurter Geschichte fortzuschreiben: Investition in Digitalisierung und in die Zukunft der Mobilität für eine starke Wirtschaft. Die Sicherung des Osthafens als Gewerbegebiet. Entwicklung des neuen Gewerbeparks Griesheim als Innovations- und Jobmotor für mittelständische Unternehmen. Sicherung des Industrieparks Fechenheim und Höchst unter anderem für die Expansion der dort ansässigen Unternehmen. Weiterentwicklung unserer Messe. Gründerinnen und Gründer sollen in Frankfurt die besten Startmöglichkeiten bekommen. Standortentscheidung zu den städtischen Bühnen. Davon wird die gesamte Kultur in unserer Stadt profitieren, so wie wir von der Entwicklung des Museumsufers bis heute profitieren.

Schaffung und Sicherung von bezahlbaren Wohnungen sind zwei Seiten einer Medaille. Wir werden den Mietenstopp bei der ABG verlängern. Wir werden einen ökologischen Stadtteil, in dem gewohnt und gearbeitet wird, entwickeln. Bildung hat höchste Priorität, dafür werden Mittel aufgestockt. Wir werden Schulen schneller sanieren und die Entwicklung der Berufsschulen im Frankfurter Westen umsetzen. Klimaneutralität bis 2035 bleibt unser Ziel. Das bedeutet: Ausbau der Fernwärmeleitungen, Photovoltaikanlagen, Geothermie sowie Nutzung der Abwärme und Reduktion des CO2-Ausstoßes durch Ausbau von Bus, Bahn und Radverkehr.

Wir wollen die Paulskirche und das Haus der Demokratie als Chance für ein neues Miteinander nutzen. Wäre es nicht großartig, wenn sich die Schülerinnen und Schüler als Teil unseres Projekts zur Schaffung eines Hauses der Demokratie begreifen? Dazu lade ich sie ausdrücklich ein!

Haltung zeigen, das ist ein Pfeiler unseres demokratischen Diskurses und gilt insbesondere auch für mein Amtsverständnis als Oberbürgermeister. Haltung zeigen, das bedeutet: für die eigene Position zu streiten und dann gemeinsam zu entscheiden. Dafür sind wir auf Zeit gewählt. Ich weiß, dass am Ende Kompromisse entstehen, dass es auch mal keine parlamentarische Mehrheit geben wird. Aber das darf nicht dazu führen, Haltung, Diskurs, aber eben auch Entscheidungen aufzugeben. Denn eines ist klar: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.

Stillstand können wir uns als internationale Großstadt nicht erlauben. Ich glaube an den Gestaltungswillen dieser Stadtregierung. Ein Oberbürgermeister kann keine Anweisungen an Dezernenten oder das Stadtparlament erteilen, das sieht die Hessische Gemeindeordnung nicht vor. Doch er kann sehr wohl vorschlagen, anregen, ermutigen, auch auffordern und einfordern. Vor allem aber kann ein Oberbürgermeister konstruktive Kräfte bündeln. Und das genau will ich tun: Die Willigen, die Konstruktiven, jene, die praktikable Lösungen für die Probleme der Stadt und ihre Zukunft suchen, möchte ich zusammenführen.

Deswegen werde ich die Debatte um das Bahnhofsviertel weiterführen. Jede und jeder weiß um die Missstände in Teilen des Bahnhofsviertels, und die Menschen erwarten zu Recht eine Besserung. So wie es ist, kann es nicht bleiben.

Am Ende werden wir von den Menschen danach bewertet, ob wir für ihre konkreten Sorgen und Nöte Lösungen erarbeiten. Die Bürgerinnen und Bürger verzeihen der Politik auch mal Fehler, wenn sie den Eindruck haben, dass die Richtung stimmt. Nur so können wir unsere Stadt erfolgreich voranbringen.

Als Oberbürgermeister werde ich allen Menschen, egal woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen. Ich weiß, woher ich komme, und das hat mich geprägt. Deshalb bin ich für Zugänge zu guter, kostenloser Bildung. Für mehr bezahlbare Wohnungen. Und stehe für einen Frankfurt-Zuschlag, der etwa Erzieherinnen und Erziehern zugutekommt.

Ich will einen Energiefonds ins Leben rufen, der für Mieterinnen und Mieter bereitsteht, wenn sie es allein nicht schaffen. Stehe für eine bezahlbare Energiewende, bei der Mieterinnen und Mieter von niedrigerem Energieverbrauch auch finanziell etwas haben.

Den sozialen Zusammenhalt sichern und Brücken bauen, darin sehe ich meine wichtigste Aufgabe. Wer Brücken baut, braucht einen festen Standort, einen Brückenkopf, von dem er Verbindungen über Gräben hinweg bauen kann. Mein Standort ist sehr nah an den Überzeugungen, die unsere Stadtregierung tragen. Die auch für Frankfurt konstitutiv sind: Wir sind eine soziale, ökologische, liberale Stadt im Herzen Europas.

Auf dieser Grundlage können wir gute und richtige Entscheidungen für Frankfurt treffen. Das ist meine Überzeugung: Ich will diese Stadtregierung gemeinsam mit dem Magistratskolleginnen und Kollegen, mit Ihnen allen zum Erfolg führen. Denn der Erfolg der Stadtregierung ist auch der Erfolg der ganzen Stadt.

Als Oberbürgermeister werde ich über das Parteienspektrum hinauswirken. Vor allem will ich Menschen für die Politik zurückgewinnen, die sich von unserer Demokratie abgewandt haben. Kritische Begleitung unserer Demokratie ist gut, aber die Verachtung für unsere demokratischen Institutionen, für unsere Parlamente, für den ehrenamtlichen Einsatz so vieler Kommunalpolitiker, diese Verachtung ist eine große Gefahr. Ich will einen Römer, ein Rathaus, in dem sich alle Frankfurterinnen und Frankfurter wohlfühlen.

Zu unserem Land, zu unserer Stadt gehört die ganze deutsche Geschichte, auch für Menschen, die wie ich nicht in der Bundesrepublik geboren sind. Ich nehme die Verantwortung an und ernst. Judenhass, Rassismus, völkisches Denken haben uns einmal in die Katastrophe geführt. Antisemitismus und Rassismus prägen noch immer das Bewusstsein vieler Menschen. Der rechtsradikale Terroranschlag in Hanau hat uns das in schrecklicher Weise in unser Bewusstsein gerufen. Rechtsradikaler Terror ist die größte Gefahr für den Frieden in unserem Land. Niemals wieder werden wir unsere Parlamente und unsere Straßen den rechten Feinden der Demokratie überlassen.

Es gibt auch Alltagsrassismus und strukturelle Diskriminierungen, die das Leben vieler Menschen beeinträchtigen. Warum gibt es kein kommunales Wahlrecht für alle Frankfurterinnen und Frankfurter? Warum sind so wenige Menschen mit Migrationserfahrung auf den Führungsebenen der Verwaltung und der Wirtschaft zu finden? Warum sind Teilhabe- und Aufstiegschancen so ungerecht verteilt? Die Antwort liegt auch darin, dass wir Werte wie Internationalität und Chancengleichheit in Reden beschwören, aber im Alltag nicht ausreichend mit Leben füllen.

Gemeinsam mit der Region stehen wir im Wettbewerb um Investitionen, Innovationen und Ansiedlungen. Daher müssen wir Flächen für Gewerbe und Industrie nutzen, um Arbeitsplätze und Gewerbesteuern zu sichern. Initiativen zur Abschaffung der Gewerbesteuer lehne ich ab.

Unter meiner Führung wird Frankfurt ein guter Nachbar sein. Ich will und werde mit der Region zusammenarbeiten. Auf Augenhöhe und mit einem klaren Auftrag: Wir schaffen den Erfolg nur gemeinsam.

Eingangs sagte ich: Ich fühle Demut vor dem Amt. Aber zugleich erfüllt es mich mit Freude und Begeisterung für das, was vor uns liegt. Wir haben die besten Voraussetzungen, wir haben allen Grund zur Zuversicht. Wir, der Oberbürgermeister, die Stadtregierung, das Parlament und die Verwaltung dürfen und werden nicht überheblich sein. Aber durchaus selbstbewusst. Wir sind eine selbstbewusste Stadt, die ihre Traditionen pflegt und gleichzeitig dem Fortschritt zugewandt ist. Mit stolzen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für ihre Stadt einsetzen, für ein sinnerfülltes und glückliches Leben. Vertrauen wir auf die Stärke unserer Stadt. Packen wir es gemeinsam an.“

„Sichere Zukunft nur in geeintem und friedlichen Europa möglich“ – 9. Hessischer Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sprach beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“ im Wiesbadener Schloss Biebrich.© Foto Diether von Goddenthow
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sprach beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“ im Wiesbadener Schloss Biebrich.© Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sieht ein geeintes Europa als Voraussetzung für eine sichere Zukunft. „Krieg, Hass und Gewalt fordern nicht nur viele Menschenleben, sondern führen auch zu Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit von Menschen. Die Bilder aus der Ukraine zeigen uns das jeden Tag“, sagte Rhein am Sonntag beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“. Der Gedenktag sei auch eine Mahnung an diejenigen, die Flucht und Vertreibung verursachten, relativierten oder für ihre eigenen politischen Zwecke instrumentalisierten.

„Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Geschichte darf sich nicht wiederholen“, sagte Rhein. Der Zweite Weltkrieg hatte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas gebracht. Rund 15 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wurden zwischen 1945 und 1949 gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. „Trotz dieser gewaltsamen Veränderungen in ihrem Leben haben sich diese Menschen integriert und hier bei uns ein neues Zuhause gefunden. Für rund 1,8 Millionen Menschen wurde Hessen zur Heimat. Damit hat nahezu ein Drittel der hessischen Bürgerinnen und Bürger selbst oder über die familiäre Abstammung ein Vertreibungs- oder Aussiedlerschicksal“, äußerte der Regierungschef und fügte hinzu: „Diese Geschichte und diese Gefühle gehören zusammen. Mir ist es daher sehr wichtig, dass wir den ,Tag der Heimat‘ und den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation immer wieder gemeinsam begehen.“ Der Gedenktag rufe ins Bewusstsein, dass die deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler „genauso zu uns gehören wie wir zu ihnen“. Der Ministerpräsident sicherte den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern auch künftig „eine besondere Wertschätzung in Hessen“ zu.

Rhein wies auch auf die Leistung der Vertriebenen und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler für Hessen und Deutschland hin. „Sie haben Hessen und Deutschland mitgeprägt und zu dem gemacht, was es heute ist. Ihre wichtige Aufbauarbeit nach dem Krieg war Grundlage dafür, dass sich das Land positiv entwickeln konnte“, sagte der Ministerpräsident und fügte hinzu: „Wir sind allen Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften zutiefst dankbar für das, was sie im Bereich Erinnerungs- und Kulturpflege leisten. Neben der Pflege der Kultur der alten Heimat wirken sie vor allem auch als Brückenbauer in jene Staaten, in denen ihre Herkunftsgebiete heute liegen.“

Der Ministerpräsident forderte, sich stets der eigenen Geschichte bewusst zu sein und würdigte die Erinnerungsarbeit der Heimatvertriebenen. Die Zeitzeugenberichte der Vertriebenen in Schulen oder generationenübergreifenden Projekten seien für viele Jugendliche prägend. Dass Zeitzeugen noch mit über 90 Jahren in die Schulklassen gingen, sei „beeindruckend, wertvoll, berührend und lebendiger Geschichtsunterricht“. „Diese Erzählungen sollen wachrütteln, aufmerksam machen und können dazu beitragen, künftig das zu verhindern, was vor mehr als 80 Jahren passiert ist. Eine so eindringliche Schilderung kann durch kein Geschichtsbuch ersetzt werden.“

Die Heimatvertriebenen seien authentische Zeugen bei der Sensibilisierung für die Herausforderungen der Gegenwart und den bedingungslosen Einsatz für Menschenrechte. „Viele von ihnen werden bei den aktuellen Berichten zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und die erzwungene Flucht der Bevölkerung an ihr eigenes Familienschicksal erinnert. Das Wissen um diese Geschichte wach zu halten, heutige Generationen darüber zu informieren, wozu Nationalismus, Hass und das Fehlen von demokratischen Strukturen führen, dazu dient unser Hessischer Gedenktag“, so die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf anlässlich des „Tages der Heimat“.

Ausstellung Gedenkstätte KZ Osthofen Renato Mordo – Eine Geschichte von Verfolgung und Widerstand

Noch bis zum 31. Januar 2021 ist in der Gedenkstätte KZ Osthofen die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ zu sehen. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Noch bis zum 31. Januar 2021 ist in der Gedenkstätte KZ Osthofen die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ zu sehen. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig

Noch bis zum 31. Januar 2021 ist in der Gedenkstätte KZ Osthofen (Ziegelhüttenweg 38) die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ zu sehen. Eröffnet wurde diese gestern Abend durch Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Landtagspräsident Hendrik Hering als Schirmherr der Ausstellung. Kulturminister Professor Dr. Konrad Wolf als Mitglied des Vorstands der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, welche die Ausstellung fördert, sprach ein Grußwort. Ausstellungskurator Torsten Israel führte in die Ausstellung ein.

Die Ausstellung zeigt Stationen im Leben des Theater- und Opernregisseurs Renato Mordo, der Ende 1932 Deutschland auch wegen antisemitischer Anfeindungen verließ. Erste Station war Prag. 1939 floh er nach Griechenland. Dort war er Mitgründer der Griechischen Nationaloper in Athen und förderte die junge Opernsängerin Maria Callas. Er überlebte das griechische KZ Chaidari bei Athen und verfasste dazu ein Theaterstück. Bevor er von 1952 bis 1955 Leiter der Mainzer Oper war, arbeitete er nach dem Krieg an Theatern in der Türkei und in Israel. Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Darstellung der deutschen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg, deren katastrophalen Auswirkungen auf das Land und die individuellen Folgen für Renato Mordo.

Gegen das Verschweigen und Verdrängen

Eröffnet wurde diese gestern Abend durch Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Landtagspräsident Hendrik Hering als Schirmherr der Ausstellung. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Eröffnet wurde diese gestern Abend durch Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Landtagspräsident Hendrik Hering als Schirmherr der Ausstellung. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig

Landtagspräsident Hendrik Hering bezeichnete die Lebensgeschichte von Renato Mordo als eine Geschichte, die einerseits geprägt war von Verfolgung, Flucht, Folter und Exil. „Andererseits ist es aber auch eine Geschichte von außergewöhnlicher Kraft, von Durchhaltewillen und künstlerischer Berufung“, sagte Hendrik Hering. Renato Mordo sei gelungen, auch im Exil und unter widrigsten Umständen weiterzumachen und an seine künstlerischen Erfolge anzuknüpfen. Ungeachtet dessen teile dieser große Theaterkünstler heute weitgehend das Schicksal von zigtausenden jüdischen Kunstschaffenden, die von der NS-Diktatur verfolgt wurden: Er sei weitgehend vergessen. Es gehöre zum Selbstverständnis aller Demokraten in Deutschland, sich mit den Abgründen unserer Geschichte auseinanderzusetzen. „Wir dürfen und wir wollen nicht zurückfallen in das alte Verschweigen und Verdrängen“, betonte der Landtagspräsident.

Hilfe für Flüchtlingslager Moria

Aus der historischen Schuld erwachse für uns Deutsche eine besondere Verantwortung für die Gegenwart und für die Zukunft Europas. Dies betreffe auch die Geschichten von Verfolgung, Flucht und Exil, die sich auf griechischem Boden gegenwärtig abspielten. „Die deutsch-griechische Freundschaft und diese Verantwortung verpflichten uns gleichermaßen dazu, jetzt in Moria zu helfen!“, sagte Hendrik Hering. Die menschenunwürdigen Zustände dort dürften nicht hingenommen werden.

Auch der Landtag habe das Schicksal von verfolgten Künstlerinnen und Künstlern in seinen Veranstaltungen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar bereits mehrmals in den Mittelpunkt seines Gedenkens gerückt. „Im kommenden Jahr werden wir daran anknüpfen und den Gedenktag erneut an einem besonderen Ort begehen, nämlich im Möller-Bau, dem heutigen Mainzer Staatstheater, und somit genau auf der Bühne, auf der Renato Mordo seine letzte Wirkungsstätte gefunden hat“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering.

Leben im Exil

Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung stellte in seiner Begrüßung fest: „Unsere Ausstellung ist ein Projekt mit einer besonders deutsch-griechischen Ausprägung. Wir rücken bewusst die lange Zeit in Deutschland verschwiegene, in der Politik oft nicht beachtete und von der Forschung nur wenig beachtete NS-Besatzung Griechenlands der Jahre 1941 bis 1944 in den Focus. Die Lebensumstände für Renato Mordo, die allgemeinen Verhältnisse in Athen, die Geschehnisse im deutschen KZ Chaidari – sie machen deutlich, welche fürchterlichen Auswirkungen die Besatzung für die griechische Bevölkerung hatte. Das Fazit des Forschungsprojekts ‚Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland‘ an der Freien Universität Berlin lautet ‚Die deutsche Okkupation Griechenlands von April 1941 bis Oktober 1944 forderte mehr Opfer als in allen anderen nicht-slawischen Ländern‘ (Zitat aus www.occupation-memories.org).“

Gedenk- und Erinnerungskultur

Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig

Staatsminister Konrad Wolf betonte: „Der Ort der Ausstellung ist mit Bedacht gewählt, denn der Lebensweg Renato Mordos führte ihn auch in jene Lager des Schreckens und der Verfolgung, für die die Gedenkstätte KZ Osthofen als Erinnerungs- und Gedenkort symbolisch steht. Die Gedenkstätte KZ Osthofen wie auch der Lebensweg des Künstlers Renato Mordo in einem Zeitalter der Extreme erinnern uns daher mahnend an den perfiden Plan der Nationalsozialisten zur systematischen Auslöschung der jüdischen Kultur in Deutschland und Europa. Gerade vor dem Hintergrund des enormen Verlustes ist die aktive Aufarbeitung der historischen Details, der Geschichte eines jeden Opfers ein zentraler Baustein einer ernsthaften Erinnerungskultur. Zugleich weckt sie in uns auch die Verpflichtung für die Zukunft, durch aktive Erinnerung und Vermittlung immer auch einen Beitrag gegen das Vergessen leisten zu müssen.“

„In einer Gegenwart, in der der Protektionismus und Nationalismus aktuell wieder sehr präsent sind, gewinnt die Erinnerungskultur zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz. Dieses Ausstellungsprojekt der individuellen Flucht- und Leidensgeschichte Renato Mordos, begreife ich auch als Mahnung: die schrecklichen Geschehnisse im Dritten Reich dürfen sich niemals wiederholen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind niemals, nirgendwo auf der Welt zu irgendeiner Zeit zu tolerieren! Es war uns daher ein großes Anliegen dieses Ausstellungsprojekt durch die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur zu fördern“, ergänzte Wolf.

Marco Sussmann

Weitere Infos zur Ausstellung und Gedenkstätte KZ-Osthofen
Landtag Rheinland-Pfalz

Vortrag Goethe-Uni Frankfurt: Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften

Dritter Vortrag in der Reihe „Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration“

FRANKFURT. Was richtet Gewalt mit dem Menschen und seiner Psyche an? Traumatische Erfahrungen verändern das Wesen jedes einzelnen. Sie werden nicht nur vom Gehirn gespeichert, sondern mobilisieren den Organismus auch für künftige Gefahren. Mit zunehmender Belastung allerdings, kann sich der Menschen von dem erfahrenen Leid nicht mehr erholen. Es kommt zu seelischem Schmerz und Funktionsverlust.

Über die psychische Verarbeitung von Traumata und deren Auswirkung auf das allgemeine Zusammenleben spricht der Neuropsychologe Prof. Thomas Elbert in seinem Vortrag „Im Jahrhundert der Migration. Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften“

am 24. Januar 2018 um 18.00 Uhr
im Anbau Casino Saal West, Campus Westend.

Dieser findet statt im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe „Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration“. Sie wird veranstaltet von den Fachbereichen Erziehungswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Psychologie sowie der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung an der Goethe-Universität und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität.

Prof. Thomas Elbert hat die Narrative Expositionstherapie zur Reduzierung traumatischer Stresssymptome mitentwickelt. Darin erstellt der Patient einen chronologischen Bericht über seine Lebensgeschichte, insbesondere über lebensbedrohende Erfahrungen. Die Erinnerungen werden dabei auf einer kognitiven, emotionalen und sensorischen Ebene psychisch und physisch durchlebt. Im Anschluss arbeitet der Psychologe gemeinsam mit dem Patienten dessen Biografie auf.

Prof. Dr. Thomas Elbert studierte Psychologie, Mathematik und Physik. 1978 wurde er in Tübingen promoviert, wo er (unterbrochen von Gastprofessuren an der Pennsylvania State University und an der Universität Stanford) bis 1989 lehrte. Danach leitete er als Professor an der Universität Münster eine Forschungsgruppe im neurowissenschaftlichen Bereich. Seit 1995 ist er Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz. Als Vorstandsmitglied der Nicht-Regierungs-Organisation „vivo“ (Victims Voice) ist Elbert weltweit in Kriegs- und Krisengebieten tätig.

Termine und Themen im Überblick:
31. Januar 2018
Trauma in a cross-cultural perspective
Devon Hinton, Professor der Psychiatrie am Massachusetts General Hospital und am Department of Global Health and Social Medicine der Harvard
Medical School
Moderation: Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität

07. Februar 2018
Migration im Verlauf der Schulbiografie. Die Situation migrierter Kinder, Jugendlicher sowie junger Erwachsender im deutschen Bildungssystem und Möglichkeiten der Professionalisierung im Lehramt
Mona Massumi, Lehrerin und Mitarbeiterin im Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln
Moderation: Prof. Isabell Diehm, Goethe-Universität

14. Februar 2018
Let’s Talk about Difference. Enpowering First-generation College Students to Succeed
Nicole M. Stephens, Professorin für Management und Organisation an der Kellogg School of Management
Moderation: Prof. Tanja Brühl, Prof. Rolf van Dick, beide Goethe-Universität

Beginn jeweils um 18 Uhr. Für die Vorträge in englischer Sprache werden Zusammenfassungen in deutscher Sprache bereit gelegt.

Alle Veranstaltungen finden im Anbau Casino Saal West, Campus Westend, statt.

Programm im Internet: www.abl.uni-frankfurt.de/vortragsreihe

Frankfurter Bürgerpreis: 16 Personen und Institutionen ausgezeichnet

OB Peter Feldmann und Robert Restani überreichen Bürgerpreis an Flüchtlingsprojekt Milena Foto: Bernd_Kammerer
OB Peter Feldmann und Robert Restani überreichen Bürgerpreis an Flüchtlingsprojekt Milena Foto: Bernd_Kammerer

(kus) Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse haben am Mittwoch, 26. Juli, im Kaisersaal den Frankfurter Bürgerpreis für vorbildliches ehrenamtliches Engagement vor Ort verliehen. Verbunden ist die Auszeichnung mit Preisgeldern in Höhe von 8000 Euro.

Der Bürgerpreis für Ehrenamtliche wird bereits zum zehnten Mal vergeben. Zum Jahresmotto „Vorausschauend engagiert: real, digital, kommunal“ bewarben sich rund 40 Ehrenamtliche oder wurden vorgeschlagen. Die ehrenamtliche Leistung aller Kandidaten wird mit der feierlichen Preisverleihung im Frankfurter Römer gewürdigt.

Besonders hervorgehoben werden 16 ehrenamtlich tätige Menschen und Vereine, die in den Kategorien U21, Alltagshelden, Engagierte Unternehmer und Lebenswerk Auszeichnungen erhalten. Den Bürgerpreis 2017 überreichten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse.

Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte bei der Preisverleihung: „Menschen und Projekte, die sich für die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Stadt einsetzen, sind unverzichtbar für eine starke und zukunftsfähige Gesellschaft. Ihr Engagement verdient unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bürgerengagement eint unsere Stadt.“

Sparkassenvorstand Robert Restani fügte hinzu: „Die Frankfurter Sparkasse und ihre Stiftung unterstreichen mit der Ausschreibung des Bürgerpreises ihr Selbstverständnis, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und für mehr Lebensqualität einzutreten.“

Die Ehrenamtlichen von youngcaritas Frankfurt und der Schüler Paul Grabisch erhielten in der Kategorie U21 den Bürgerpreis. In der Kategorie Alltagshelden wurden die Lesementorinnen der Ludwig-Weber-Schule, die Initiative Schwanheim/Goldstein bewegt, das Internetcafé @uguste, die ehrenamtlichen Paten-Omas und Paten-Opas, die Ortsverbandsvorsitzende Hannelore Mandelas, das Flüchtlingsprojekt/Flüchtlingscafé Milena, der Verein Freizeit-Helden, Klaus Eberle, Karin Schmidt vom Aktionskomitee Kind im Krankenhaus mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet. Der Unternehmer Michael Sittig erhielt ebenfalls den Bürgerpreis. Für ihr Lebenswerk wurden Alfred Linder vom Verein ADFC Frankfurt am Main, Walter Dörsam vom SV Blau-Gelb Frankfurt, Chormusiker Heinz Marx und Renate Traxler von „Lesefreuden“ ausgezeichnet.

Der Frankfurter Bürgerpreis wird jährlich an Ehrenamtliche zu wechselnden Themen vergeben. Er ist Teil einer deutschlandweiten Initiative, bestehend aus Bundestagsabgeordneten, Kommunen und den Sparkassen. Die Frankfurter Preisträger qualifizieren sich automatisch für den nationalen Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis, der im Dezember 2017 in Berlin vergeben wird.

Filmreihe »Europa und seine Ränder« ab 19.Oktober 2016 im CinéMayence Mainz

europaseineraenderIm Rahmen seines neuen Schwerpunktthemas »Europa und seine Ränder / Europe from the Margins« veranstaltet das IEG in Kooperation mit dem CinéMayence Mainz und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz eine Filmreihe, die sich mit der »Mitte« Europas und den Themenfeldern »Flucht und Migration« beschäftigt.

Die Auftaktveranstaltung findet statt am 19. Oktober um 20:30 Uhr im CinéMayence Mainz. Gezeigt werden Ausschnitte des Films »…und die Suche nach Glück (als Paul über das Meer kam)« des preisgekrönten deutschen Dokumentarfilmers Jakob Preuss. Dieser wird im CinéMayence zu Gast sein und Einblick in sein Filmprojekt geben. In »… und die Suche nach Glück« begleitet Preuss den Kameruner Migranten Paul auf seiner Flucht nach Deutschland: 2014 treffen sich Paul und Jakob in Marokko. Wenig später gelingt Paul die Überfahrt nach Spanien, bei der jedoch die Hälfte der Passagiere sterben, während das Schlauchboot 50 Stunden ohne Benzin auf See treibt. In Spanien kommt Paul in ein Abschiebelager. Nach seiner Entlassung treffen Jakob und Paul sich in Granada in der Aufnahmestelle des Roten Kreuz wieder. Paul will nach Deutschland weiterreisen, dem Land seiner Träume. An diesem Punkt wird Jakob zum aktiven Teil in Pauls Suche nach Glück. Wird er ihm helfen sein Ziel zu erreichen? Der Film erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft und behandelt drängende Fragen unserer Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven.

Am 26. Oktober (20:30 Uhr, CinéMayence) läuft der mit dem Goldenen Bären 2016 ausgezeichnete Dokumentarfilm »Seefeuer« von Gianfranco Rosi. Der Regisseur nähert sich durch Alltagsbeobachtungen dem ebenso realen wie symbolischen Ort Lampedusa und der Gefühlswelt der Bewohner, die auf Grund der dort an Land kommenden Flüchtlichtingsströme einem permanenten Ausnahmezustand ausgesetzt sind.
Die Filmreihe endet am 02. November (20:30 Uhr, CinéMayence) mit dem Film »Die Mitte«. Der polnische Regisseur Stanisław Mucha begibt sich mit seiner Crew auf eine kurzweilige Odyssee kreuz und quer durch den Kontinent auf der Suche nach der »wahren Mitte« Europas.

Jeder Film wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts eingeführt. Im Anschluss an die Filme besteht die Gelegenheit zur Diskussion.

Ausführliche Infos zu den Filmen

Frankfurt Hilft: Dankeschönfeier für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe

Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Foto:  © massow-picture

Mit einem gemeinsamen Nachmittag im HR-Sendesaal hatte sich die Stadträtin Professor Dr. Daniela Birkenfeld im Namen der Stadt Frankfurt am Sonntag, 4. September 2016 bei all den Freiwilligen bedankt, die sich für die in Frankfurt ankommenden Geflüchteten engagieren.

Begrü8ung der Gäste durch die Gastgeberin, Stadträtin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld © massow-picture
Begrü8ung der Gäste durch die Gastgeberin, Stadträtin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld © massow-picture

„Ich denke an die zahlreichen Menschen am Hauptbahnhof, in den Sporthallen, in der Kinderbetreuung der Containeranlagen oder den Kleiderkammern und die vielen kleinen und großen oftmals spontanen Aktionen.“  Dafür bedankte sich die Sozialdezernentin mit einer  interkulturellen ermutigenden  Dankeschönfeier bei rund 500 ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern entsprechend mit der Frankfurter Flüchtlingshilfe befassten Institutionen.

Frankfurt sei eine Stadt in der sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Durch die vermehrte Ankunft von Flüchtlingen gewönne dieses Thema noch einmal an Bedeutung, so Frau Birkenfeld. In Darmstadt, Offenbach und Frankfurt hätten sei letztem Jahr die meisten in Hessen angekommene Flüchtlinge Zuflucht gefunden, davon 4500 zugewiesene Flüchtlinge und weitere 550 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Frankfurt, so die Sozialdezernentin. Sie rechne allerdings nicht damit, dass die Wanderbewegungen in der Welt abrupt nachlassen werden.

Die Sozialdezernentin machte keinen Hehl daraus, dass Flüchtlingsbegleitung und Integrationsarbeit mitunter einer Herkulesaufgabe gleichkämen: „Diese, Ihre Arbeit ist ganz und gar nicht einfach. Denn sie wird begleitet von Schicksalen, von Berichten aus Kriegsgebieten, von Abschied, unendlicher Trauer und Sehnsucht nach Frieden. Sie haben sich Kindern zugewandt, die sich ohne Eltern nach Deutschland durchgeschlagen haben. Sie sind diejenigen, die die Wilkommenskultur unserer Stadt leben. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür danke ich Ihnen aus ganzem Herzen“, sagte  Daniela Birkenfeld in ihrer Begrüßung.

© massow-picture
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Beim späteren Get-together berichten Ehrenamtliche aus ihrer Praxis, dass mitunter nicht einmal die „Arbeit an sich“, beispielsweise der „Sprachunterricht“, die „lebenspraktischen Hilfen oder  die „Verständigungsschwierigkeiten“  am meisten herausfordern. Viel belastender sei mitunter die unmittelbare Situation mit den geflüchteten Menschen und ihren Familien auszuhalten, nämlich Traumatisierungen,  seelische  Leiden und Kulturelle Hürden usw.  Deshalb müsse man als Helfer lernen, sich auch rechtzeitig abgrenzen zu können, um selbst psychisch stabil und leistungsfähig zu bleiben. Davon hätten alle  am meisten. Niemanden nützten Helfer, die sich am Mitleid  verzehrt hätten. Mit zeitlicher Eingrenzung  ehrenamtlich zu leistender Stunden und  einem „gesunden Egoismus,  nämlich sich selbst regelmäßig auch immer mal etwas Gutes zu tun“, kann diese ehrenamtliche Arbeit, die  auch viel  Lebenssinn, neue Kontakte und Aktivitäten beschert, lange und mit Freude geleistet werden.

Viele Gäste nutzen diese ausgelassenen Stunden der Geselligkeit einander wiederzutreffen oder auch neu kennenzulernen, und ihre Erfahrungen miteinander zu teilen.

Zur Begrüßung gab es schon vor dem Einlass am Haupteingang zum großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks „Häppchen aus Afrika“, gefolgt von einem Sekt-Empfang im Foyer. Die musikalische Gestaltung des Nachmittags bestritt das „Ensemble Hope“ unter Leitung von Johanna-Leonore Dahlhoff mit klassischen wie populären afgahanischen und persischen Stücken mit europäischen Einflüssen.

Musikalische Eröffnung mit Bridges - Musik verbindet des Ensemble Hope, welches in unterschiedlicher Formation musikalisch durch die Dankeschönfeier führte. © massow-picture
Musikalische Eröffnung mit Bridges – Musik verbindet des Ensemble Hope, welches in unterschiedlicher Formation musikalisch durch die Dankeschönfeier führte. © massow-picture

Das Ensemble Hope sind Musiker aus dem Projekt „Bridges“. Die Idee von „Bridges – Musik verbindet“ ist es, die Kraft der Musik zu nutzen, um Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und hier in Deutschland gestrandet sind, zu integrieren, Differenzen zu überwinden und einander verstehen zu lernen. Innerhalb dieses Projektes spielen insgesamt über 60 Musikerinnen und Musiker zusammen. Sie mussten etwa zur Hälfte aus ihrer Heimat fliehen, sind unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Kultur und Religion. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen bei den Bridgeskonzerten die Möglichkeiten wieder Musik zu machen, ihren Gedanken und Gefühlen eine Stimme zu geben und sich hier in Deutschland eine Existenz als Musiker aufzubauen. Musik verbindet und überwindet unterschiedliche Sprachen, und das kam an diesem Nachmittag einmal mehr rüber.

Frankfurt Babel – der Turmbau zu Babel in Frankfurt??

(v.l) Ursula Matzda-Richter (Gebärdendolmetscherin), Marion Kuchenny (Moderatorin von hr 1, führte durch das Programm) interviewte Choreographin Martina Droste, vom Jungen Schauspiel Frankfurt, die zusammen mit Chris Weinheimer das Projekt "Frankfurt Babel" realisierte. © massow-picture
(v.l) Ursula Matzda-Richter (Gebärdendolmetscherin), Marion Kuchenny (Moderatorin von hr 1, führte durch das Programm) interviewte Choreographin Martina Droste, vom Jungen Schauspiel Frankfurt, die zusammen mit Chris Weinheimer das Projekt „Frankfurt Babel“ realisierte. © massow-picture

Großen Applaus erhielten auch die 14 jugendlichen Geflüchteten und Jugendclubs des „Jungen Schauspiels Frankfurt“ mit Auszügen aus ihrem Stück „Frankfurt Babel“ .  Unter Leitung von Martina Droste und Miriam Schmid griff das Ensemble die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel auf, um  die Bedeutung von Sprache für die Verständigung,  Miteinander und Einleben in neuer „Heimat“ zu thematisieren.  Sprache begrenze Verständigung und sei gleichzeitig die Grundlage für Geschichten, Lebensgeschichten und Geschichten von Grenzen und Visionen, Das Stück mit jungen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, und solchen, die in Frankfurt aufgewachsen sind, handelte davon Identitäten vielsprachig zu finden und neu zu erfinden,  Die Performance erntete viel Applaus.

Das komplette Stück „Frankfurt Babel“ wird am Schauspiel Frankfut an folgenden Terminen aufgeführt:
12.09.16, 20.00 Uhr
14.10.16, 20.00 Uhr
15.10.16, 20.00 Uhr
Ort:
Schauspiel Frankfurt
Neue Mainzer Straße 17
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069.212.37.000
info@schauspielfrankfurt.de

Das internationale Jugend-Ensemble des Stückes "Frankfurt Babel" erhielten viel Applaus. © massow-picture
Das internationale Jugend-Ensemble des Stückes „Frankfurt Babel“ erhielten viel Applaus. © massow-picture

Festredner Edagar Itt – Werte sind die Basis von Allem

Systemischer Coach u.-Olympia-Medaillengewinner Edgar Itt begeisterte das  Publikum. © massow-picture
Systemischer Coach u.-Olympia-Medaillengewinner Edgar Itt begeisterte das Publikum. © massow-picture

Mit einer Kommunikations-Übung zum „aktiven Zuhören“ begann der bekannte Coach und Ex-Olympiamedaillengewinner Edar Itt seinen spannenden und berührenden Fest-Vortrag mit  dem Titel „Werte leben – Was wir gemeinsam erreichen können“. Wir können Menschen nicht motivieren, wir können sie inspirieren, emotionalisieren, sensibilisieren, und wir können ihnen helfen, „und ihr habt Menschen  geholfen, ihr helft Menschen, inspiriert sie und begleitet sie tagtäglich, und daher ist es für mich eine große Ehre heute hier auftreten zu dürfen“, unterstricht Itt die große Leistung der vielen Ehrenamtlichen.  Und weiter sagte er: „Ich habt noch viel mehr getan, denn ihr habt das Wichtigste und Wertvollste, was Menschen geben können, verschenkt, nämlich: Lebenszeit. Diese Zeit kommt nicht mehr zurück, ihr habt diese Lebenszeit Menschen gegeben, die Hilfe brauch, und habt ihnen geholfen, ein Stück wieder Boden zu fassen.“

Itt weiß wovon er spricht, war er doch selbst als uneheliches Kind eines Seitensprungs seiner verheirateten Mutter mit einem US-Soldaten – nach vielerlei Hin- und Her – in einer 1000-Seelengemeinde nördlich von Gelnhausen aufgewachsen und als farbiges Kind Spießruten gelaufen, und nur durch die Solidarität seiner Familie mit gefestigten ethisch-christlichen Werte eine Chance im Leben bekommen hatte. Erst als er nach dem Abi Olympiasieger und in einer Stadt Ehrenbürger wurde, die ihn einst nicht wollte, gehört er dazu.

Die Werte eines Menschen, so wie er es bei seiner Großmutter und Mutter und letztlich auch bei seinem „gehörnten“ Stiefvater erlebte, bilden das menschliche Fundament. Mit gemeinsamen Werten kann man die Welt zu Positiven verändern. Wenn wir gemeinsam diese Wert leben und weiterreichen, können wir es schaffen. Itt begeisterte die vielen Gäste, und ist – dank seiner eigenen Lebensgeschichte – einer der wenigen wirklich authentischen Coaches, der meint, was er sagt.

Ausstellung: Mein Frankfurt und ich

© massow-picture
© massow-picture

Im Eingangsbereich zum Foyer war diese Ausstellung mit Bildern der Fotografin Anna Pekala als eine Art „Parade der Kulturen“ aufgestellt. Sie soll über den Tag der Veranstaltung als auch weit über die Grenzen Frankfurts hinaus wirken. Die Portaits auf den Bilder machen die Verflechtung der in Frankfurt lebenden Kulturen mit ihrer Stadt deutlich sichtbar.

 

Frankfurter Bürgerpreis für Integrations-Engagement an 15 Personen und Institutionen verliehen

Noch liegen die 15 Urkunden des Frankfurter Bürgerpreises auf den Tisch. © massow-picture
Noch liegen die 15 Urkunden des Frankfurter Bürgerpreises auf dem Tisch. mit denen  Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse. die Bürger auszeichnen werden. © Diether v. Goddenthow

(pia) Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse haben am 12. Juli im Kaisersaal den Frankfurter Bürgerpreis für vorbildliches ehrenamtliches Engagement vor Ort verbunden mit Preisgeldern in Höhe von 8.500 Euro verliehen. Preiseträger sind unter anderem der 15-jährige Murtaza Hosseini, die AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule, die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II, die Theatergruppe ZwischenZeit, die Musikschule Clavina und der Vorsitzende des Sportkreises, Roland Frischkorn.

Der Bürgerpreis für Ehrenamtliche wird bereits zum neunten Mal vergeben. Zum Jahresmotto „Deutschland 2016 – Integration gemeinsam leben“ bewarben sich 30 Ehrenamtliche oder wurden vorgeschlagen. Die ehrenamtliche Leistung aller Kandidaten wird mit der feierlichen Preisverleihung im Frankfurter Römer gewürdigt.

Besonders hervorgehoben werden 15 ehrenamtlich tätige Menschen und Vereine, die in den Kategorien U21, Alltagshelden, Engagierte Unternehmer und Lebenswerk Auszeichnungen erhalten. Den Bürgerpreis 2016 überreichten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse.

Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte bei der Preisverleihung: „Menschen und Projekte, die sich für die Bürger in ihrer Stadt einsetzen, sind unverzichtbar für eine starke und zukunftsfähige Gesellschaft. Ihr Engagement verdient unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bürgerengagement eint unsere Stadt.“ Stephan Bruhn fügte hinzu: „Die Frankfurter Sparkasse und ihre Stiftung unterstreichen mit der Ausschreibung des Bürgerpreises ihr Selbstverständnis, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und für mehr Lebensqualität einzutreten.“

Der Frankfurter Bürgerpreis wird jährlich an Ehrenamtliche zu wechselnden Themen vergeben. Er ist Teil einer deutschlandweiten Initiative, bestehend aus Bundestagsabgeordneten, Kommunen und den Sparkassen. Die Frankfurter Preisträger qualifizieren sich automatisch für den nationalen Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis, der im Dezember 2016 in Berlin vergeben wird.

Einer der Preisträger in der Kategorie Alltagshelden – Yusuf Kilic, der Gründer und Leiter der Interkulturellen Bühne Frankfurt – hat bekanntgegeben, dass er den Bürgerpreis nicht annehmen wird. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, denn Herr Kilic bereichert mit seinem Engagement seit über 20 Jahren die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt. Wir hätten ihn und seine Projekte sehr gern mit dem Bürgerpreis unterstützt“, betonte Stephan Bruhn.

Preisträger

Kurzportraits der Preisträger

1. Kategorie U21 (drei Preisträger)
Murtaza Hosseini © massow-picture
Murtaza Hosseini mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.) © D. v. Goddenthow

Murtaza Hosseini (500 Euro)
Der 15-jährige Afghane musste als Kind aus seiner Heimat fliehen und hat bereits mit 13 Jahren begonnen, Asylbewerber zu unterstützen. Er ist Co-Koordinator einer
Unterkunft in Kelkheim, empfängt die Flüchtlinge bei ihrer
Ankunft, unterstützt bei Fahrten, Anmeldungen und gibt
Deutsch-Kurse.

 

AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule Hanau  © massow-picture
AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule Hanau mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.) © Diether v. Goddenthow

AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule (500 Euro)
Die Schüler der AG Asylcourage bieten seit Oktober 2015
einen Deutsch- und Kulturkurs an der Karl-Rehbein-Schule
in Hanau an. Jeder Schüler übernimmt die Patenschaft für
einen Flüchtling. Mit Hilfe einer Sammelaktion wurde ein
Kindergarten in der Flüchtlingsunterkunft in HanauWolfgang
mit Büchern, Bastelsachen und CD-Spielern
ausgestattet.

Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II Frankfurt  © massow-picture
Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II Frankfurt mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.) © Diether v. Goddenthow

Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II (500 Euro)
Die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II will mit ihrem
Jugendroman „Zwei Wege. Ein Ziel. Auf der Flucht von
Homs nach Frankfurt“ die Leser für die Flüchtlingsthematik
sensibilisieren. Das Flüchtlingsdrama um zwei Freunde aus
Syrien spielt vor dem Hintergrund des gegenwärtigen
Flüchtlingsstroms nach Europa. Mit dem Gewinn des
Buchverkaufs möchte die Klasse die Flüchtlingseinrichtung
CJD Frankfurt unterstützen.

2. Kategorie Alltagshelden (acht Preisträger)
Aliaddin Bahar © massow-picture
Aliaddin Bahar mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.)© Diether v. Goddenthow

Aliaddin Bahar (1.000 Euro)
Aliaddin Bahar ist seit 1997 ehrenamtlich und präventiv in
Projekten tätig, die sich stark mit der Integration und
Selbstfindung von Jugendlichen beschäftigen. Dabei sind
seine Projekte bundesweit einmalig, da sie interstrukturell
durch die Bereiche Prävention, Mediation, Sport und
Dokumentarfilm versuchen, sich der Lebenswelt
schwieriger Jugendlicher zu nähern.

Vera Schmidt mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.) © massow-picture
Vera Schmidt mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.) © Diether v. Goddenthow

Vera Schmidt (1.000 Euro)
Vera Schmidt hat beruflich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet und darüber hinaus großes ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge durch Spendenaktionen,  Job-,  Ausbildungs-,  Praktika-  und Nachhilfe- Vermittlung,  Begleitung zu verschiedenen Ämtern, Deutschkurs- und Schulanmeldungen und Beratungsstellen, als Freiwillige bei der Erstbetreuung ankommender Flüchtlinge am Hauptbahnhof, ihre Mitarbeit in interkulturellen Vereinen und vieles mehr gezeigt. An der University of Applied Sciences arbeitet Frau Schmidt zudem als Mentorin für die studentischen Flüchtlinge..

Julia Eifert-Burkowski © massow-picture
Julia Eifert-Burkowski mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.) © Diether v. Goddenthow

Julia Eifert-Burkowski (500 Euro)
Julia Eifert-Burkowski ist Lehrerin an der Philipp-HolzmannSchule.
Neben ihrer dienstlichen Tätigkeit organisierte sie
ein umfassendes Orientierungs- und Qualifizierungssystem
für Jugendliche. Sie betreut Flüchtlinge in ihrer Freizeit,
macht mit ihnen Ausflüge und Exkursionen und feiert
Feste. Ein positiver Umgang mit migrationsbedingten
Veränderungen der Gesellschaft wird von ihr angestrebt
und vorgelebt.

Arbeitskreis Asyl Maintal © massow-picture
Arbeitskreis Asyl Maintal © Diether v. Goddenthow

Arbeitskreis Asyl Maintal (500 Euro)
Der Arbeitskreis Asyl Maintal gibt Asylbewerbern
Orientierung im neuen Wohn- und Lebensumfeld, begleitet
sie bei ersten Schritten und unterstützt ihre Autonomie und
Selbstverantwortung. Jeder Geflüchtete hat hierfür einen
Paten an seiner Seite.

Zwischenzeit e. V.  © massow-picture
Zwischenzeit e. V. mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.) © Diether v. Goddenthow

ZwischenZeit e. V. (500 Euro)
Die ZwischenZeitTheater-Gruppe (jetzt ZwischenZeit e. V.)
entwickelt und spielt seit über 20 Jahren Theaterstücke für
und mit Kindern und Jugendlichen in Kooperation mit Profis
und Amateuren. Ziel ist ein gesundes kulturelles
Miteinander in der Region. Jugendliche, die sich einen
Theaterbesuch nicht leisten können, sollen angesprochen
werden. Der Verein bietet auch Workshops, Theatertage
und –freizeiten und Gewaltpräventionskurse an.

SpielMobil der Kirche in Aktion e. V.  © massow-picture
SpielMobil der Kirche in Aktion e. V. mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (mitte r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (mitte l.)© Diether v. Goddenthow

SpielMobil der Kirche in Aktion e. V. (500 Euro)
Der Verein Kirche in Aktion ist seit Jahren in der
Flüchtlingsarbeit aktiv. Das SpielMobil, ausgestattet mit
verschiedenen Spielen und Unterhaltungsmöglichkeiten,kommt regelmäßig zu unterschiedlichen Standorten im
Rhein-Main-Gebiet. Flüchtlingskinder wurden viel zu früh
mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Im SpielMobil
können die Kinder wieder Kinder sein und sich auf
spielerische Art und Weise Sprachkenntnisse aneignen.

Thomas Speidel  © massow-picture
Thomas Speidel mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.)© Diether v. Goddenthow

Thomas Speidel (500 Euro)
Thomas Speidel ist im Sozialwerk Main-Taunus Riedberg
engagiert und kümmert sich um Bürgerinnen und Bürger,
um sie vor Gewalt und Verwahrlosung zu schützen. Er
integriert Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen
mit Ausflügen und gemeinsamen Veranstaltungen.

Speak Out © massow-picture
Speak Out mit Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse © Diether v. Goddenthow

Speak Out (500 Euro)
Speak Out ist ein Zusammenschluss von zurzeit rund 80
Freiwilligen, die seit Mitte 2015 Deutschkurse für
Flüchtlinge anbieten. Die Finanzierung von Lehrmitteln und
kulturelle Aktivitäten erfolgt über digitale CrowdfundingAktionen.
Die Aktivitäten werden um die Hilfe bei der Jobund
Ausbildungssuche erweitert.

3. Kategorie Engagierte Unternehmer

U9 Visuelle Allianz GmbH © massow-picture
U9 Visuelle Allianz GmbH mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.) © Diether v. Goddenthow

U9 Visuelle Allianz GmbH
Dass Hilfe auch mit Design geht, zeigt die Offenbacher
Kreativagentur U9 mit „Love Painter“ in drei Teilprojekten.
Angefangen hat alles 2015 mit der Fotodokumentation
eines jordanischen Flüchtlingslagers in Zusammenarbeit
mit dem ZDF-Kameramann Silas Koch. Gemeinsam mit
weiteren Initiativen wurde das Vermittlungstool
„Thousands“ zur besseren Koordination von
Hilfsorganisation entwickelt. Und die Infokarte
„Know.Your.Rights.“ bündelt Erstinformationen über das
Asylverfahren für den Frankfurter Raum.

Musikschule Clavina und Praxis für Kunst- und Körpertherapie © massow-picture
Musikschule Clavina und Praxis für Kunst- und Körpertherapie mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (l.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (r.)© Diether v. Goddenthow

Musikschule Clavina (250 Euro)
Praxis für Kunst- und Körpertherapie (250 Euro)
Durch die Gemeinschaftsaktion Freiluftklavier in Höchst
und Unterliederbach kommen Menschen zusammen, die
zunächst nichts miteinander verbunden hätte, über
Altersklassen hinweg und auch über verschiedene
Nationalitäten. Durch ein ungewöhnliches, farblich gestaltetes öffentliches Klavier werden Passanten aus
ihrem Alltagstrott herausgeholt, indem musiziert wird. Im
Jahr 2015 fand die Aktion erstmals mit drei gestifteten
Klavieren statt.

4. Kategorie Lebenswerk
Roland Frischkorn (Sportkreis Frankfurt am Main)  © massow-picture
Roland Frischkorn (Sportkreis Frankfurt am Main) mit Oberbürgermeister Peter Feldmann (r.) und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse (l.)© Diether v. Goddenthow

Roland Frischkorn (1.000 Euro)
Roland Frischkorn ist seit Jahrzehnten in vielen Bereichen
ehrenamtlich tätig. Als Vorsitzender des Sportkreises
Frankfurt engagiert er sich für Flüchtlinge und sozial
Benachteiligte. Er nutzt hierbei die hohe Integrationskraft
des Sports. Mittlerweile engagieren sich 13 Vereine und die
Initiative Teachers on the road. Die Flüchtlinge haben feste
Patenschaften und dauerhafte Ansprechpartner unter den Vereinsmitgliedern.

Ausstellung FLUCHT 2.0 im Dommuseum verlängert und für Sonderpreis nominiert

Flucht2PlakatAufgrund des großen Interesses verlängert das Mainzer Dommuseum die aktuell gezeigt Sonderausstellung FLUCHT 2.0 – an odyssey to peace bis zum 29. Mai.

Mit Handyfotos und -filmen, selbst gedrehten Interviews und interaktiven Installationen erzählen acht Geflüchtete von ihrem weiten Weg aus Afghanistan, Eritrea, Pakistan und Syrien nach Deutschland. In sechs Stationen – Aufbruch, Marsch, Lager, Mittelmeer, Europa, Ankommen – zeichnen sie ihre persönlichen Fluchterlebnisse nach und zeigen auch, wie sie ihre erste Zeit in Deutschland erlebt haben. Unter der Leitung der Kunstdozentin Dr. Doaa Elsayed und der Journalistin Jeanette Schindler entstand so ein sehr persönliches Dokument über Aufbruch und Ankommen, dass den bloßen Flüchtlingszahlen ein menschliches Gesicht verleiht.

Das Projekt wurde vor wenigen Tagen von der Kulturstaatsministerin für den „Sonderpreis für Projekte zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen“ nominiert. Der Preis würdigt Initiativen, die das Zusammenleben von geflohenen und einheimischen Menschen erleichtern sollen. Aus über 150 Vorschlägen wurden 10 Projekte ausgewählt. Die drei Preisträger werden im Mai zum Auftakt der Initiative „Kultur öffnet Welten“ in Berlin geehrt.