Wiesbaden. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sieht ein geeintes Europa als Voraussetzung für eine sichere Zukunft. „Krieg, Hass und Gewalt fordern nicht nur viele Menschenleben, sondern führen auch zu Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit von Menschen. Die Bilder aus der Ukraine zeigen uns das jeden Tag“, sagte Rhein am Sonntag beim 9. Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation sowie dem „Tag der Heimat“. Der Gedenktag sei auch eine Mahnung an diejenigen, die Flucht und Vertreibung verursachten, relativierten oder für ihre eigenen politischen Zwecke instrumentalisierten.
„Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Geschichte darf sich nicht wiederholen“, sagte Rhein. Der Zweite Weltkrieg hatte Tod und Vernichtung über viele Völker Europas gebracht. Rund 15 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wurden zwischen 1945 und 1949 gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. „Trotz dieser gewaltsamen Veränderungen in ihrem Leben haben sich diese Menschen integriert und hier bei uns ein neues Zuhause gefunden. Für rund 1,8 Millionen Menschen wurde Hessen zur Heimat. Damit hat nahezu ein Drittel der hessischen Bürgerinnen und Bürger selbst oder über die familiäre Abstammung ein Vertreibungs- oder Aussiedlerschicksal“, äußerte der Regierungschef und fügte hinzu: „Diese Geschichte und diese Gefühle gehören zusammen. Mir ist es daher sehr wichtig, dass wir den ,Tag der Heimat‘ und den Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation immer wieder gemeinsam begehen.“ Der Gedenktag rufe ins Bewusstsein, dass die deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler „genauso zu uns gehören wie wir zu ihnen“. Der Ministerpräsident sicherte den Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern auch künftig „eine besondere Wertschätzung in Hessen“ zu.
Rhein wies auch auf die Leistung der Vertriebenen und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler für Hessen und Deutschland hin. „Sie haben Hessen und Deutschland mitgeprägt und zu dem gemacht, was es heute ist. Ihre wichtige Aufbauarbeit nach dem Krieg war Grundlage dafür, dass sich das Land positiv entwickeln konnte“, sagte der Ministerpräsident und fügte hinzu: „Wir sind allen Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften zutiefst dankbar für das, was sie im Bereich Erinnerungs- und Kulturpflege leisten. Neben der Pflege der Kultur der alten Heimat wirken sie vor allem auch als Brückenbauer in jene Staaten, in denen ihre Herkunftsgebiete heute liegen.“
Der Ministerpräsident forderte, sich stets der eigenen Geschichte bewusst zu sein und würdigte die Erinnerungsarbeit der Heimatvertriebenen. Die Zeitzeugenberichte der Vertriebenen in Schulen oder generationenübergreifenden Projekten seien für viele Jugendliche prägend. Dass Zeitzeugen noch mit über 90 Jahren in die Schulklassen gingen, sei „beeindruckend, wertvoll, berührend und lebendiger Geschichtsunterricht“. „Diese Erzählungen sollen wachrütteln, aufmerksam machen und können dazu beitragen, künftig das zu verhindern, was vor mehr als 80 Jahren passiert ist. Eine so eindringliche Schilderung kann durch kein Geschichtsbuch ersetzt werden.“
Die Heimatvertriebenen seien authentische Zeugen bei der Sensibilisierung für die Herausforderungen der Gegenwart und den bedingungslosen Einsatz für Menschenrechte. „Viele von ihnen werden bei den aktuellen Berichten zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und die erzwungene Flucht der Bevölkerung an ihr eigenes Familienschicksal erinnert. Das Wissen um diese Geschichte wach zu halten, heutige Generationen darüber zu informieren, wozu Nationalismus, Hass und das Fehlen von demokratischen Strukturen führen, dazu dient unser Hessischer Gedenktag“, so die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf anlässlich des „Tages der Heimat“.
Noch bis zum 31. Januar 2021 ist in der Gedenkstätte KZ Osthofen die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ zu sehen. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Noch bis zum 31. Januar 2021 ist in der Gedenkstätte KZ Osthofen (Ziegelhüttenweg 38) die Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ zu sehen. Eröffnet wurde diese gestern Abend durch Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Landtagspräsident Hendrik Hering als Schirmherr der Ausstellung. Kulturminister Professor Dr. Konrad Wolf als Mitglied des Vorstands der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, welche die Ausstellung fördert, sprach ein Grußwort. Ausstellungskurator Torsten Israel führte in die Ausstellung ein.
Die Ausstellung zeigt Stationen im Leben des Theater- und Opernregisseurs Renato Mordo, der Ende 1932 Deutschland auch wegen antisemitischer Anfeindungen verließ. Erste Station war Prag. 1939 floh er nach Griechenland. Dort war er Mitgründer der Griechischen Nationaloper in Athen und förderte die junge Opernsängerin Maria Callas. Er überlebte das griechische KZ Chaidari bei Athen und verfasste dazu ein Theaterstück. Bevor er von 1952 bis 1955 Leiter der Mainzer Oper war, arbeitete er nach dem Krieg an Theatern in der Türkei und in Israel. Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Darstellung der deutschen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg, deren katastrophalen Auswirkungen auf das Land und die individuellen Folgen für Renato Mordo.
Gegen das Verschweigen und Verdrängen
Eröffnet wurde diese gestern Abend durch Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Landtagspräsident Hendrik Hering als Schirmherr der Ausstellung. Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Landtagspräsident Hendrik Hering bezeichnete die Lebensgeschichte von Renato Mordo als eine Geschichte, die einerseits geprägt war von Verfolgung, Flucht, Folter und Exil. „Andererseits ist es aber auch eine Geschichte von außergewöhnlicher Kraft, von Durchhaltewillen und künstlerischer Berufung“, sagte Hendrik Hering. Renato Mordo sei gelungen, auch im Exil und unter widrigsten Umständen weiterzumachen und an seine künstlerischen Erfolge anzuknüpfen. Ungeachtet dessen teile dieser große Theaterkünstler heute weitgehend das Schicksal von zigtausenden jüdischen Kunstschaffenden, die von der NS-Diktatur verfolgt wurden: Er sei weitgehend vergessen. Es gehöre zum Selbstverständnis aller Demokraten in Deutschland, sich mit den Abgründen unserer Geschichte auseinanderzusetzen. „Wir dürfen und wir wollen nicht zurückfallen in das alte Verschweigen und Verdrängen“, betonte der Landtagspräsident.
Hilfe für Flüchtlingslager Moria
Aus der historischen Schuld erwachse für uns Deutsche eine besondere Verantwortung für die Gegenwart und für die Zukunft Europas. Dies betreffe auch die Geschichten von Verfolgung, Flucht und Exil, die sich auf griechischem Boden gegenwärtig abspielten. „Die deutsch-griechische Freundschaft und diese Verantwortung verpflichten uns gleichermaßen dazu, jetzt in Moria zu helfen!“, sagte Hendrik Hering. Die menschenunwürdigen Zustände dort dürften nicht hingenommen werden.
Auch der Landtag habe das Schicksal von verfolgten Künstlerinnen und Künstlern in seinen Veranstaltungen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar bereits mehrmals in den Mittelpunkt seines Gedenkens gerückt. „Im kommenden Jahr werden wir daran anknüpfen und den Gedenktag erneut an einem besonderen Ort begehen, nämlich im Möller-Bau, dem heutigen Mainzer Staatstheater, und somit genau auf der Bühne, auf der Renato Mordo seine letzte Wirkungsstätte gefunden hat“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering.
Leben im Exil
Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung stellte in seiner Begrüßung fest: „Unsere Ausstellung ist ein Projekt mit einer besonders deutsch-griechischen Ausprägung. Wir rücken bewusst die lange Zeit in Deutschland verschwiegene, in der Politik oft nicht beachtete und von der Forschung nur wenig beachtete NS-Besatzung Griechenlands der Jahre 1941 bis 1944 in den Focus. Die Lebensumstände für Renato Mordo, die allgemeinen Verhältnisse in Athen, die Geschehnisse im deutschen KZ Chaidari – sie machen deutlich, welche fürchterlichen Auswirkungen die Besatzung für die griechische Bevölkerung hatte. Das Fazit des Forschungsprojekts ‚Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland‘ an der Freien Universität Berlin lautet ‚Die deutsche Okkupation Griechenlands von April 1941 bis Oktober 1944 forderte mehr Opfer als in allen anderen nicht-slawischen Ländern‘ (Zitat aus www.occupation-memories.org).“
Gedenk- und Erinnerungskultur
Foto: Landeszentrale für politische Bildung/Rudolf Uhrig
Staatsminister Konrad Wolf betonte: „Der Ort der Ausstellung ist mit Bedacht gewählt, denn der Lebensweg Renato Mordos führte ihn auch in jene Lager des Schreckens und der Verfolgung, für die die Gedenkstätte KZ Osthofen als Erinnerungs- und Gedenkort symbolisch steht. Die Gedenkstätte KZ Osthofen wie auch der Lebensweg des Künstlers Renato Mordo in einem Zeitalter der Extreme erinnern uns daher mahnend an den perfiden Plan der Nationalsozialisten zur systematischen Auslöschung der jüdischen Kultur in Deutschland und Europa. Gerade vor dem Hintergrund des enormen Verlustes ist die aktive Aufarbeitung der historischen Details, der Geschichte eines jeden Opfers ein zentraler Baustein einer ernsthaften Erinnerungskultur. Zugleich weckt sie in uns auch die Verpflichtung für die Zukunft, durch aktive Erinnerung und Vermittlung immer auch einen Beitrag gegen das Vergessen leisten zu müssen.“
„In einer Gegenwart, in der der Protektionismus und Nationalismus aktuell wieder sehr präsent sind, gewinnt die Erinnerungskultur zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz. Dieses Ausstellungsprojekt der individuellen Flucht- und Leidensgeschichte Renato Mordos, begreife ich auch als Mahnung: die schrecklichen Geschehnisse im Dritten Reich dürfen sich niemals wiederholen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind niemals, nirgendwo auf der Welt zu irgendeiner Zeit zu tolerieren! Es war uns daher ein großes Anliegen dieses Ausstellungsprojekt durch die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur zu fördern“, ergänzte Wolf.
Dritter Vortrag in der Reihe „Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration“
FRANKFURT. Was richtet Gewalt mit dem Menschen und seiner Psyche an? Traumatische Erfahrungen verändern das Wesen jedes einzelnen. Sie werden nicht nur vom Gehirn gespeichert, sondern mobilisieren den Organismus auch für künftige Gefahren. Mit zunehmender Belastung allerdings, kann sich der Menschen von dem erfahrenen Leid nicht mehr erholen. Es kommt zu seelischem Schmerz und Funktionsverlust.
Über die psychische Verarbeitung von Traumata und deren Auswirkung auf das allgemeine Zusammenleben spricht der Neuropsychologe Prof. Thomas Elbert in seinem Vortrag „Im Jahrhundert der Migration. Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften“
am 24. Januar 2018 um 18.00 Uhr
im Anbau Casino Saal West, Campus Westend.
Dieser findet statt im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe „Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration“. Sie wird veranstaltet von den Fachbereichen Erziehungswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Psychologie sowie der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung an der Goethe-Universität und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität.
Prof. Thomas Elbert hat die Narrative Expositionstherapie zur Reduzierung traumatischer Stresssymptome mitentwickelt. Darin erstellt der Patient einen chronologischen Bericht über seine Lebensgeschichte, insbesondere über lebensbedrohende Erfahrungen. Die Erinnerungen werden dabei auf einer kognitiven, emotionalen und sensorischen Ebene psychisch und physisch durchlebt. Im Anschluss arbeitet der Psychologe gemeinsam mit dem Patienten dessen Biografie auf.
Prof. Dr. Thomas Elbert studierte Psychologie, Mathematik und Physik. 1978 wurde er in Tübingen promoviert, wo er (unterbrochen von Gastprofessuren an der Pennsylvania State University und an der Universität Stanford) bis 1989 lehrte. Danach leitete er als Professor an der Universität Münster eine Forschungsgruppe im neurowissenschaftlichen Bereich. Seit 1995 ist er Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz. Als Vorstandsmitglied der Nicht-Regierungs-Organisation „vivo“ (Victims Voice) ist Elbert weltweit in Kriegs- und Krisengebieten tätig.
Termine und Themen im Überblick: 31. Januar 2018
Trauma in a cross-cultural perspective
Devon Hinton, Professor der Psychiatrie am Massachusetts General Hospital und am Department of Global Health and Social Medicine der Harvard
Medical School
Moderation: Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität
07. Februar 2018
Migration im Verlauf der Schulbiografie. Die Situation migrierter Kinder, Jugendlicher sowie junger Erwachsender im deutschen Bildungssystem und Möglichkeiten der Professionalisierung im Lehramt
Mona Massumi, Lehrerin und Mitarbeiterin im Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln
Moderation: Prof. Isabell Diehm, Goethe-Universität
14. Februar 2018
Let’s Talk about Difference. Enpowering First-generation College Students to Succeed
Nicole M. Stephens, Professorin für Management und Organisation an der Kellogg School of Management
Moderation: Prof. Tanja Brühl, Prof. Rolf van Dick, beide Goethe-Universität
Beginn jeweils um 18 Uhr. Für die Vorträge in englischer Sprache werden Zusammenfassungen in deutscher Sprache bereit gelegt.
Alle Veranstaltungen finden im Anbau Casino Saal West, Campus Westend, statt.
OB Peter Feldmann und Robert Restani überreichen Bürgerpreis an Flüchtlingsprojekt Milena Foto: Bernd_Kammerer
(kus) Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse haben am Mittwoch, 26. Juli, im Kaisersaal den Frankfurter Bürgerpreis für vorbildliches ehrenamtliches Engagement vor Ort verliehen. Verbunden ist die Auszeichnung mit Preisgeldern in Höhe von 8000 Euro.
Der Bürgerpreis für Ehrenamtliche wird bereits zum zehnten Mal vergeben. Zum Jahresmotto „Vorausschauend engagiert: real, digital, kommunal“ bewarben sich rund 40 Ehrenamtliche oder wurden vorgeschlagen. Die ehrenamtliche Leistung aller Kandidaten wird mit der feierlichen Preisverleihung im Frankfurter Römer gewürdigt.
Besonders hervorgehoben werden 16 ehrenamtlich tätige Menschen und Vereine, die in den Kategorien U21, Alltagshelden, Engagierte Unternehmer und Lebenswerk Auszeichnungen erhalten. Den Bürgerpreis 2017 überreichten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse.
Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte bei der Preisverleihung: „Menschen und Projekte, die sich für die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Stadt einsetzen, sind unverzichtbar für eine starke und zukunftsfähige Gesellschaft. Ihr Engagement verdient unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bürgerengagement eint unsere Stadt.“
Sparkassenvorstand Robert Restani fügte hinzu: „Die Frankfurter Sparkasse und ihre Stiftung unterstreichen mit der Ausschreibung des Bürgerpreises ihr Selbstverständnis, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und für mehr Lebensqualität einzutreten.“
Die Ehrenamtlichen von youngcaritas Frankfurt und der Schüler Paul Grabisch erhielten in der Kategorie U21 den Bürgerpreis. In der Kategorie Alltagshelden wurden die Lesementorinnen der Ludwig-Weber-Schule, die Initiative Schwanheim/Goldstein bewegt, das Internetcafé @uguste, die ehrenamtlichen Paten-Omas und Paten-Opas, die Ortsverbandsvorsitzende Hannelore Mandelas, das Flüchtlingsprojekt/Flüchtlingscafé Milena, der Verein Freizeit-Helden, Klaus Eberle, Karin Schmidt vom Aktionskomitee Kind im Krankenhaus mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet. Der Unternehmer Michael Sittig erhielt ebenfalls den Bürgerpreis. Für ihr Lebenswerk wurden Alfred Linder vom Verein ADFC Frankfurt am Main, Walter Dörsam vom SV Blau-Gelb Frankfurt, Chormusiker Heinz Marx und Renate Traxler von „Lesefreuden“ ausgezeichnet.
Der Frankfurter Bürgerpreis wird jährlich an Ehrenamtliche zu wechselnden Themen vergeben. Er ist Teil einer deutschlandweiten Initiative, bestehend aus Bundestagsabgeordneten, Kommunen und den Sparkassen. Die Frankfurter Preisträger qualifizieren sich automatisch für den nationalen Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis, der im Dezember 2017 in Berlin vergeben wird.
Im Rahmen seines neuen Schwerpunktthemas »Europa und seine Ränder / Europe from the Margins« veranstaltet das IEG in Kooperation mit dem CinéMayence Mainz und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz eine Filmreihe, die sich mit der »Mitte« Europas und den Themenfeldern »Flucht und Migration« beschäftigt.
Die Auftaktveranstaltung findet statt am 19. Oktober um 20:30 Uhr im CinéMayence Mainz. Gezeigt werden Ausschnitte des Films »…und die Suche nach Glück (als Paul über das Meer kam)« des preisgekrönten deutschen Dokumentarfilmers Jakob Preuss. Dieser wird im CinéMayence zu Gast sein und Einblick in sein Filmprojekt geben. In »… und die Suche nach Glück« begleitet Preuss den Kameruner Migranten Paul auf seiner Flucht nach Deutschland: 2014 treffen sich Paul und Jakob in Marokko. Wenig später gelingt Paul die Überfahrt nach Spanien, bei der jedoch die Hälfte der Passagiere sterben, während das Schlauchboot 50 Stunden ohne Benzin auf See treibt. In Spanien kommt Paul in ein Abschiebelager. Nach seiner Entlassung treffen Jakob und Paul sich in Granada in der Aufnahmestelle des Roten Kreuz wieder. Paul will nach Deutschland weiterreisen, dem Land seiner Träume. An diesem Punkt wird Jakob zum aktiven Teil in Pauls Suche nach Glück. Wird er ihm helfen sein Ziel zu erreichen? Der Film erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft und behandelt drängende Fragen unserer Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven.
Am 26. Oktober (20:30 Uhr, CinéMayence) läuft der mit dem Goldenen Bären 2016 ausgezeichnete Dokumentarfilm »Seefeuer« von Gianfranco Rosi. Der Regisseur nähert sich durch Alltagsbeobachtungen dem ebenso realen wie symbolischen Ort Lampedusa und der Gefühlswelt der Bewohner, die auf Grund der dort an Land kommenden Flüchtlichtingsströme einem permanenten Ausnahmezustand ausgesetzt sind.
Die Filmreihe endet am 02. November (20:30 Uhr, CinéMayence) mit dem Film »Die Mitte«. Der polnische Regisseur Stanisław Mucha begibt sich mit seiner Crew auf eine kurzweilige Odyssee kreuz und quer durch den Kontinent auf der Suche nach der »wahren Mitte« Europas.
Jeder Film wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts eingeführt. Im Anschluss an die Filme besteht die Gelegenheit zur Diskussion.
Mit einem gemeinsamen Nachmittag im HR-Sendesaal hatte sich die Stadträtin Professor Dr. Daniela Birkenfeld im Namen der Stadt Frankfurt am Sonntag, 4. September 2016 bei all den Freiwilligen bedankt, die sich für die in Frankfurt ankommenden Geflüchteten engagieren.
„Ich denke an die zahlreichen Menschen am Hauptbahnhof, in den Sporthallen, in der Kinderbetreuung der Containeranlagen oder den Kleiderkammern und die vielen kleinen und großen oftmals spontanen Aktionen.“ Dafür bedankte sich die Sozialdezernentin mit einer interkulturellen ermutigenden Dankeschönfeier bei rund 500 ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern entsprechend mit der Frankfurter Flüchtlingshilfe befassten Institutionen.
Frankfurt sei eine Stadt in der sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Durch die vermehrte Ankunft von Flüchtlingen gewönne dieses Thema noch einmal an Bedeutung, so Frau Birkenfeld. In Darmstadt, Offenbach und Frankfurt hätten sei letztem Jahr die meisten in Hessen angekommene Flüchtlinge Zuflucht gefunden, davon 4500 zugewiesene Flüchtlinge und weitere 550 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Frankfurt, so die Sozialdezernentin. Sie rechne allerdings nicht damit, dass die Wanderbewegungen in der Welt abrupt nachlassen werden.
Die Sozialdezernentin machte keinen Hehl daraus, dass Flüchtlingsbegleitung und Integrationsarbeit mitunter einer Herkulesaufgabe gleichkämen: „Diese, Ihre Arbeit ist ganz und gar nicht einfach. Denn sie wird begleitet von Schicksalen, von Berichten aus Kriegsgebieten, von Abschied, unendlicher Trauer und Sehnsucht nach Frieden. Sie haben sich Kindern zugewandt, die sich ohne Eltern nach Deutschland durchgeschlagen haben. Sie sind diejenigen, die die Wilkommenskultur unserer Stadt leben. Das ist alles andere als selbstverständlich und dafür danke ich Ihnen aus ganzem Herzen“, sagte Daniela Birkenfeld in ihrer Begrüßung.
Beim späteren Get-together berichten Ehrenamtliche aus ihrer Praxis, dass mitunter nicht einmal die „Arbeit an sich“, beispielsweise der „Sprachunterricht“, die „lebenspraktischen Hilfen oder die „Verständigungsschwierigkeiten“ am meisten herausfordern. Viel belastender sei mitunter die unmittelbare Situation mit den geflüchteten Menschen und ihren Familien auszuhalten, nämlich Traumatisierungen, seelische Leiden und Kulturelle Hürden usw. Deshalb müsse man als Helfer lernen, sich auch rechtzeitig abgrenzen zu können, um selbst psychisch stabil und leistungsfähig zu bleiben. Davon hätten alle am meisten. Niemanden nützten Helfer, die sich am Mitleid verzehrt hätten. Mit zeitlicher Eingrenzung ehrenamtlich zu leistender Stunden und einem „gesunden Egoismus, nämlich sich selbst regelmäßig auch immer mal etwas Gutes zu tun“, kann diese ehrenamtliche Arbeit, die auch viel Lebenssinn, neue Kontakte und Aktivitäten beschert, lange und mit Freude geleistet werden.
Viele Gäste nutzen diese ausgelassenen Stunden der Geselligkeit einander wiederzutreffen oder auch neu kennenzulernen, und ihre Erfahrungen miteinander zu teilen.
Zur Begrüßung gab es schon vor dem Einlass am Haupteingang zum großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks „Häppchen aus Afrika“, gefolgt von einem Sekt-Empfang im Foyer. Die musikalische Gestaltung des Nachmittags bestritt das „Ensemble Hope“ unter Leitung von Johanna-Leonore Dahlhoff mit klassischen wie populären afgahanischen und persischen Stücken mit europäischen Einflüssen.
Das Ensemble Hope sind Musiker aus dem Projekt „Bridges“. Die Idee von „Bridges – Musik verbindet“ ist es, die Kraft der Musik zu nutzen, um Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und hier in Deutschland gestrandet sind, zu integrieren, Differenzen zu überwinden und einander verstehen zu lernen. Innerhalb dieses Projektes spielen insgesamt über 60 Musikerinnen und Musiker zusammen. Sie mussten etwa zur Hälfte aus ihrer Heimat fliehen, sind unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Kultur und Religion. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen bei den Bridgeskonzerten die Möglichkeiten wieder Musik zu machen, ihren Gedanken und Gefühlen eine Stimme zu geben und sich hier in Deutschland eine Existenz als Musiker aufzubauen. Musik verbindet und überwindet unterschiedliche Sprachen, und das kam an diesem Nachmittag einmal mehr rüber.
Frankfurt Babel – der Turmbau zu Babel in Frankfurt??
Großen Applaus erhielten auch die 14 jugendlichen Geflüchteten und Jugendclubs des „Jungen Schauspiels Frankfurt“ mit Auszügen aus ihrem Stück „Frankfurt Babel“ . Unter Leitung von Martina Droste und Miriam Schmid griff das Ensemble die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel auf, um die Bedeutung von Sprache für die Verständigung, Miteinander und Einleben in neuer „Heimat“ zu thematisieren. Sprache begrenze Verständigung und sei gleichzeitig die Grundlage für Geschichten, Lebensgeschichten und Geschichten von Grenzen und Visionen, Das Stück mit jungen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, und solchen, die in Frankfurt aufgewachsen sind, handelte davon Identitäten vielsprachig zu finden und neu zu erfinden, Die Performance erntete viel Applaus.
Das komplette Stück „Frankfurt Babel“ wird am Schauspiel Frankfut an folgenden Terminen aufgeführt:
12.09.16, 20.00 Uhr
14.10.16, 20.00 Uhr
15.10.16, 20.00 Uhr
Ort: Schauspiel Frankfurt
Neue Mainzer Straße 17
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069.212.37.000
info@schauspielfrankfurt.de
Mit einer Kommunikations-Übung zum „aktiven Zuhören“ begann der bekannte Coach und Ex-Olympiamedaillengewinner Edar Itt seinen spannenden und berührenden Fest-Vortrag mit dem Titel „Werte leben – Was wir gemeinsam erreichen können“. Wir können Menschen nicht motivieren, wir können sie inspirieren, emotionalisieren, sensibilisieren, und wir können ihnen helfen, „und ihr habt Menschen geholfen, ihr helft Menschen, inspiriert sie und begleitet sie tagtäglich, und daher ist es für mich eine große Ehre heute hier auftreten zu dürfen“, unterstricht Itt die große Leistung der vielen Ehrenamtlichen. Und weiter sagte er: „Ich habt noch viel mehr getan, denn ihr habt das Wichtigste und Wertvollste, was Menschen geben können, verschenkt, nämlich: Lebenszeit. Diese Zeit kommt nicht mehr zurück, ihr habt diese Lebenszeit Menschen gegeben, die Hilfe brauch, und habt ihnen geholfen, ein Stück wieder Boden zu fassen.“
Itt weiß wovon er spricht, war er doch selbst als uneheliches Kind eines Seitensprungs seiner verheirateten Mutter mit einem US-Soldaten – nach vielerlei Hin- und Her – in einer 1000-Seelengemeinde nördlich von Gelnhausen aufgewachsen und als farbiges Kind Spießruten gelaufen, und nur durch die Solidarität seiner Familie mit gefestigten ethisch-christlichen Werte eine Chance im Leben bekommen hatte. Erst als er nach dem Abi Olympiasieger und in einer Stadt Ehrenbürger wurde, die ihn einst nicht wollte, gehört er dazu.
Die Werte eines Menschen, so wie er es bei seiner Großmutter und Mutter und letztlich auch bei seinem „gehörnten“ Stiefvater erlebte, bilden das menschliche Fundament. Mit gemeinsamen Werten kann man die Welt zu Positiven verändern. Wenn wir gemeinsam diese Wert leben und weiterreichen, können wir es schaffen. Itt begeisterte die vielen Gäste, und ist – dank seiner eigenen Lebensgeschichte – einer der wenigen wirklich authentischen Coaches, der meint, was er sagt.
Im Eingangsbereich zum Foyer war diese Ausstellung mit Bildern der Fotografin Anna Pekala als eine Art „Parade der Kulturen“ aufgestellt. Sie soll über den Tag der Veranstaltung als auch weit über die Grenzen Frankfurts hinaus wirken. Die Portaits auf den Bilder machen die Verflechtung der in Frankfurt lebenden Kulturen mit ihrer Stadt deutlich sichtbar.
(pia) Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse haben am 12. Juli im Kaisersaal den Frankfurter Bürgerpreis für vorbildliches ehrenamtliches Engagement vor Ort verbunden mit Preisgeldern in Höhe von 8.500 Euro verliehen. Preiseträger sind unter anderem der 15-jährige Murtaza Hosseini, die AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule, die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II, die Theatergruppe ZwischenZeit, die Musikschule Clavina und der Vorsitzende des Sportkreises, Roland Frischkorn.
Der Bürgerpreis für Ehrenamtliche wird bereits zum neunten Mal vergeben. Zum Jahresmotto „Deutschland 2016 – Integration gemeinsam leben“ bewarben sich 30 Ehrenamtliche oder wurden vorgeschlagen. Die ehrenamtliche Leistung aller Kandidaten wird mit der feierlichen Preisverleihung im Frankfurter Römer gewürdigt.
Besonders hervorgehoben werden 15 ehrenamtlich tätige Menschen und Vereine, die in den Kategorien U21, Alltagshelden, Engagierte Unternehmer und Lebenswerk Auszeichnungen erhalten. Den Bürgerpreis 2016 überreichten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Stephan Bruhn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse.
Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte bei der Preisverleihung: „Menschen und Projekte, die sich für die Bürger in ihrer Stadt einsetzen, sind unverzichtbar für eine starke und zukunftsfähige Gesellschaft. Ihr Engagement verdient unsere volle Anerkennung und Unterstützung. Bürgerengagement eint unsere Stadt.“ Stephan Bruhn fügte hinzu: „Die Frankfurter Sparkasse und ihre Stiftung unterstreichen mit der Ausschreibung des Bürgerpreises ihr Selbstverständnis, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und für mehr Lebensqualität einzutreten.“
Der Frankfurter Bürgerpreis wird jährlich an Ehrenamtliche zu wechselnden Themen vergeben. Er ist Teil einer deutschlandweiten Initiative, bestehend aus Bundestagsabgeordneten, Kommunen und den Sparkassen. Die Frankfurter Preisträger qualifizieren sich automatisch für den nationalen Wettbewerb um den Deutschen Bürgerpreis, der im Dezember 2016 in Berlin vergeben wird.
Einer der Preisträger in der Kategorie Alltagshelden – Yusuf Kilic, der Gründer und Leiter der Interkulturellen Bühne Frankfurt – hat bekanntgegeben, dass er den Bürgerpreis nicht annehmen wird. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, denn Herr Kilic bereichert mit seinem Engagement seit über 20 Jahren die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt. Wir hätten ihn und seine Projekte sehr gern mit dem Bürgerpreis unterstützt“, betonte Stephan Bruhn.
Murtaza Hosseini (500 Euro)
Der 15-jährige Afghane musste als Kind aus seiner Heimat fliehen und hat bereits mit 13 Jahren begonnen, Asylbewerber zu unterstützen. Er ist Co-Koordinator einer
Unterkunft in Kelkheim, empfängt die Flüchtlinge bei ihrer
Ankunft, unterstützt bei Fahrten, Anmeldungen und gibt
Deutsch-Kurse.
AG Asylcourage der Karl-Rehbein-Schule (500 Euro)
Die Schüler der AG Asylcourage bieten seit Oktober 2015
einen Deutsch- und Kulturkurs an der Karl-Rehbein-Schule
in Hanau an. Jeder Schüler übernimmt die Patenschaft für
einen Flüchtling. Mit Hilfe einer Sammelaktion wurde ein
Kindergarten in der Flüchtlingsunterkunft in HanauWolfgang
mit Büchern, Bastelsachen und CD-Spielern
ausgestattet.
Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II (500 Euro)
Die Klasse 9D der Ernst-Reuter-Schule II will mit ihrem
Jugendroman „Zwei Wege. Ein Ziel. Auf der Flucht von
Homs nach Frankfurt“ die Leser für die Flüchtlingsthematik
sensibilisieren. Das Flüchtlingsdrama um zwei Freunde aus
Syrien spielt vor dem Hintergrund des gegenwärtigen
Flüchtlingsstroms nach Europa. Mit dem Gewinn des
Buchverkaufs möchte die Klasse die Flüchtlingseinrichtung
CJD Frankfurt unterstützen.
Aliaddin Bahar (1.000 Euro)
Aliaddin Bahar ist seit 1997 ehrenamtlich und präventiv in
Projekten tätig, die sich stark mit der Integration und
Selbstfindung von Jugendlichen beschäftigen. Dabei sind
seine Projekte bundesweit einmalig, da sie interstrukturell
durch die Bereiche Prävention, Mediation, Sport und
Dokumentarfilm versuchen, sich der Lebenswelt
schwieriger Jugendlicher zu nähern.
Vera Schmidt (1.000 Euro)
Vera Schmidt hat beruflich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet und darüber hinaus großes ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge durch Spendenaktionen, Job-, Ausbildungs-, Praktika- und Nachhilfe- Vermittlung, Begleitung zu verschiedenen Ämtern, Deutschkurs- und Schulanmeldungen und Beratungsstellen, als Freiwillige bei der Erstbetreuung ankommender Flüchtlinge am Hauptbahnhof, ihre Mitarbeit in interkulturellen Vereinen und vieles mehr gezeigt. An der University of Applied Sciences arbeitet Frau Schmidt zudem als Mentorin für die studentischen Flüchtlinge..
Julia Eifert-Burkowski (500 Euro)
Julia Eifert-Burkowski ist Lehrerin an der Philipp-HolzmannSchule.
Neben ihrer dienstlichen Tätigkeit organisierte sie
ein umfassendes Orientierungs- und Qualifizierungssystem
für Jugendliche. Sie betreut Flüchtlinge in ihrer Freizeit,
macht mit ihnen Ausflüge und Exkursionen und feiert
Feste. Ein positiver Umgang mit migrationsbedingten
Veränderungen der Gesellschaft wird von ihr angestrebt
und vorgelebt.
Arbeitskreis Asyl Maintal (500 Euro)
Der Arbeitskreis Asyl Maintal gibt Asylbewerbern
Orientierung im neuen Wohn- und Lebensumfeld, begleitet
sie bei ersten Schritten und unterstützt ihre Autonomie und
Selbstverantwortung. Jeder Geflüchtete hat hierfür einen
Paten an seiner Seite.
ZwischenZeit e. V. (500 Euro)
Die ZwischenZeitTheater-Gruppe (jetzt ZwischenZeit e. V.)
entwickelt und spielt seit über 20 Jahren Theaterstücke für
und mit Kindern und Jugendlichen in Kooperation mit Profis
und Amateuren. Ziel ist ein gesundes kulturelles
Miteinander in der Region. Jugendliche, die sich einen
Theaterbesuch nicht leisten können, sollen angesprochen
werden. Der Verein bietet auch Workshops, Theatertage
und –freizeiten und Gewaltpräventionskurse an.
SpielMobil der Kirche in Aktion e. V. (500 Euro)
Der Verein Kirche in Aktion ist seit Jahren in der
Flüchtlingsarbeit aktiv. Das SpielMobil, ausgestattet mit
verschiedenen Spielen und Unterhaltungsmöglichkeiten,kommt regelmäßig zu unterschiedlichen Standorten im
Rhein-Main-Gebiet. Flüchtlingskinder wurden viel zu früh
mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Im SpielMobil
können die Kinder wieder Kinder sein und sich auf
spielerische Art und Weise Sprachkenntnisse aneignen.
Thomas Speidel (500 Euro)
Thomas Speidel ist im Sozialwerk Main-Taunus Riedberg
engagiert und kümmert sich um Bürgerinnen und Bürger,
um sie vor Gewalt und Verwahrlosung zu schützen. Er
integriert Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen
mit Ausflügen und gemeinsamen Veranstaltungen.
Speak Out (500 Euro)
Speak Out ist ein Zusammenschluss von zurzeit rund 80
Freiwilligen, die seit Mitte 2015 Deutschkurse für
Flüchtlinge anbieten. Die Finanzierung von Lehrmitteln und
kulturelle Aktivitäten erfolgt über digitale CrowdfundingAktionen.
Die Aktivitäten werden um die Hilfe bei der Jobund
Ausbildungssuche erweitert.
U9 Visuelle Allianz GmbH
Dass Hilfe auch mit Design geht, zeigt die Offenbacher
Kreativagentur U9 mit „Love Painter“ in drei Teilprojekten.
Angefangen hat alles 2015 mit der Fotodokumentation
eines jordanischen Flüchtlingslagers in Zusammenarbeit
mit dem ZDF-Kameramann Silas Koch. Gemeinsam mit
weiteren Initiativen wurde das Vermittlungstool
„Thousands“ zur besseren Koordination von
Hilfsorganisation entwickelt. Und die Infokarte
„Know.Your.Rights.“ bündelt Erstinformationen über das
Asylverfahren für den Frankfurter Raum.
Musikschule Clavina (250 Euro) Praxis für Kunst- und Körpertherapie (250 Euro)
Durch die Gemeinschaftsaktion Freiluftklavier in Höchst
und Unterliederbach kommen Menschen zusammen, die
zunächst nichts miteinander verbunden hätte, über
Altersklassen hinweg und auch über verschiedene
Nationalitäten. Durch ein ungewöhnliches, farblich gestaltetes öffentliches Klavier werden Passanten aus
ihrem Alltagstrott herausgeholt, indem musiziert wird. Im
Jahr 2015 fand die Aktion erstmals mit drei gestifteten
Klavieren statt.
Roland Frischkorn (1.000 Euro)
Roland Frischkorn ist seit Jahrzehnten in vielen Bereichen
ehrenamtlich tätig. Als Vorsitzender des Sportkreises
Frankfurt engagiert er sich für Flüchtlinge und sozial
Benachteiligte. Er nutzt hierbei die hohe Integrationskraft
des Sports. Mittlerweile engagieren sich 13 Vereine und die
Initiative Teachers on the road. Die Flüchtlinge haben feste
Patenschaften und dauerhafte Ansprechpartner unter den Vereinsmitgliedern.
Aufgrund des großen Interesses verlängert das Mainzer Dommuseum die aktuell gezeigt Sonderausstellung FLUCHT 2.0 – an odyssey to peace bis zum 29. Mai.
Mit Handyfotos und -filmen, selbst gedrehten Interviews und interaktiven Installationen erzählen acht Geflüchtete von ihrem weiten Weg aus Afghanistan, Eritrea, Pakistan und Syrien nach Deutschland. In sechs Stationen – Aufbruch, Marsch, Lager, Mittelmeer, Europa, Ankommen – zeichnen sie ihre persönlichen Fluchterlebnisse nach und zeigen auch, wie sie ihre erste Zeit in Deutschland erlebt haben. Unter der Leitung der Kunstdozentin Dr. Doaa Elsayed und der Journalistin Jeanette Schindler entstand so ein sehr persönliches Dokument über Aufbruch und Ankommen, dass den bloßen Flüchtlingszahlen ein menschliches Gesicht verleiht.
Das Projekt wurde vor wenigen Tagen von der Kulturstaatsministerin für den „Sonderpreis für Projekte zur kulturellen Teilhabe geflüchteter Menschen“ nominiert. Der Preis würdigt Initiativen, die das Zusammenleben von geflohenen und einheimischen Menschen erleichtern sollen. Aus über 150 Vorschlägen wurden 10 Projekte ausgewählt. Die drei Preisträger werden im Mai zum Auftakt der Initiative „Kultur öffnet Welten“ in Berlin geehrt.
(rap) In der Ausstellung Einweg. zeigen Studierende der Johannes Gutenberg-Universität vom 15. April bis 18. Juni 2016 die Ergebnisse eines fotografischen Projekts, das sie gemeinsam mit Flüchtlingen in Mainzer Unterkünften im Sommer 2015 begonnen haben.
Kulturdezernentin Marianne Grosse hat am Donnerstag, 14. April 2016 die Ausstellung „Einweg“ eröffnet. Der Mainzer Fotograf und Künstler Hermann Recknagel führte in die Ausstellung ein.
Zur Ausstellung
Ein Bett, ein Sonnenuntergang, der Mainzer Dom, ein lachendes Kindergesicht. Die Ausstellung „Einweg.“ zeigt sehr unterschiedliche Motive, denen jedoch eines gemeinsam ist: Sie wurden von Menschen fotografiert, die als Flüchtlinge in Mainz eine vorläufige Heimat gefunden haben.
Eine Gruppe von Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität kam im vergangenen Jahr mit Flüchtlingen in Mainz ins Gespräch und entwickelte die Idee für ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt. Die Studierenden verteilten Einwegkameras in Mainzer Flüchtlingsunterkünften und baten die Flüchtlinge, eine Woche lang Momentaufnahmen aus dem Alltag in ihrer neuen Heimat zu machen. Bilder von jenen Dingen, die ihnen auffallen, die sie glücklich machen, bewegen oder irritieren – vollkommen losgelöst von inhaltlichen und formalen Vorgaben.
Anfang 2016 führten die Studierenden ihr Projekt in einem zweiten Durchgang fort. Ausgewählte Fotografien aus beiden Phasen des Projekts zeigt das Kulturamt der Landeshauptstadt nun gemeinsam mit den Studierenden und den Teilnehmer/innen des Projekts in der Rathausgalerie. Ein Ziel der Ausstellung ist es dabei, durch das Medium der Fotografie eine Kommunikationsmöglichkeit jenseits von Sprachbarrieren zu schaffen und den Flüchtlingen so die Möglichkeit zu geben, mit der Öffentlichkeit in Dialog zu kommen.
Öffnungszeiten Mainzer Rathaus:
Montag – Freitag: 8.00 bis 18.00 Uhr
Samstag: 9.00 bis 14.00 Uhr
„Flucht“, „Flüchtlingskrise“, „Flüchtlingswelle“ – Schlagwörter, die seit Monaten die Medien und öffentliche wie private Diskussionen bestimmen. Wie aber vermittelt man die Thematik mit ihren vielen, auch schwierigen, Facetten an Kinder? Im Rahmen der SonderausstellungFLUCHT 2.0 – an odyssey to peace bietet das Mainzer Dommuseum im April eine ganze Reihe von Möglichkeiten für Kinder an, sich unkompliziert mit dem Thema zu befassen, Vertrautes im Fremden zu entdecken und der Neugier auf Unbekanntes nachzugehen.
So laden die Familientage am 9. und 23. April dazu ein, mit Kindern aus aller Welt zu basteln, zu spielen, sich vorlesen zu lassen und einander von der Heimat zu erzählen. Der wichtigen Rolle von Symbolen für Kulturen, aber auch für einen selbst wird imOrnamentworkshop am 16. und 30. April nachgegangen. Dass Menschen nicht erst seit einigen Monaten aus der Heimat fliehen und wie es ist, als Kind auf der Flucht zu sein, darum geht es in der Erzählrunde „Mit dem Teddy auf der Flucht“ am 17. April. Der aus dem Libanon stammende Alexander Iskanderani erzählt im Gespräch mit der Kulturwissenschaftlerin Dr. Nicole Nieraad- Schalke von seinen Erlebnissen als „Flüchtlingskind“ (eine Kooperation mit dem Museum bei der Kaiserpfalz, Ingelheim).
Das gesamte Rahmenprogramm zur Ausstellung mit genauen Daten und Altersempfehlungen unter www.dommuseum-mainz.de.