Sprung ins Grüne – Das Motto der Landesgartenschau 2027 in Neustadt. Das Landesgartenschaugelände soll ein ökologisch und sozial integriertes Naherholungsgebiet werden, das einen sinnstiftenden und nachhaltigen Mehrwert für die ganze Stadt mit sich bringt. Hierfür wurde ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb ausgerufen, bei dem Landschaftsarchitekten oder Stadtplaner in Teams ihre Konzeptideen präsentieren konnten. Das Planungsbüro Atelier Loidl aus Berlin ist der Sieger des landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs zur Gestaltung des Landesgartenschaugeländes in Neustadt an der Weinstraße. Insgesamt 20 Landschaftsarchitekturbüros hatten sich beworben, 15 davon haben ihre Ideen zur Gestaltung des Geländes eingereicht. Die Arbeiten werden im Brückenturm ausgestellt und sind parallel zur Ausstellung „Schwimmende Gärten“ bis zum 14. April 2023 zu sehen.
Begrüßung durch Daniela Schmitt, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz. Prof. Ulrike Kirchner, Landschaftsarchitektin und Geschäftsführerin Kompetenznetzwerk Wissenschaft für den Wiederaufbau (WfdW), Hochschule Koblenz, wird von der Jury-Arbeit berichten. Das Projekt vorstellen wird Felix Schwarz, Landschaftsarchitekt, Partner und Geschäftsführer, Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin mbH, im anschließenden Austausch mit Andy Becht, Bernhard Adams und Prof. Ulrike Kirchner.
Heidelberg/Frankfurt/Potsdam – Das Hamburger Fotografenteam Nicole Keller & Oliver Schumacher ist der Gewinner des Europäischen Architekturfotografie-Preis architekturbild 2023 mit dem Thema »Provisorium│Stopgap«. Eine siebenköpfige Jury wählte die Bildserie auf den ersten Platz. In dem international ausgeschriebenen und anonym durchgeführten Wettbewerb, der insgesamt mit 6000 Euro dotiert ist, wurden außerdem zwei weitere Preise, fünf Auszeichnungen und 20 Anerkennungen vergeben.
Nicole Keller & Oliver Schumacher, so die Juryvorsitzende Dea Ecker, »erreichen mit ihrem Bilderquartett das scheinbar Unmögliche: Ein Arrangement aus Hoch- und Querformaten, das trotz der unterschiedlichen Sujets dennoch zu einem großen Ganzen wird – und das mit spielerischer Leichtigkeit. Der zarte Humor, der bei jedem Motiv mitschwingt, und das subtile Farbspiel binden die Aufnahmen trotz aller Unterschiedlichkeit zu einer intellektuell-ästhetischen Serie zusammen. Eine fotografisch elegante und zugleich heitere Komposition, die das Thema ˏProvisoriumˊ in ganz eigenständiger Weise interpretiert.«
Das Duo selbst schreibt: »Provisorien begegnen uns tagtäglich, meist nehmen wir sie gar nicht wahr. Uns interessieren vor allem die absurden, irritierenden, komischen Provisorien. Es sind erfrischende Brüche in der sonst so ˏperfektenˊ Welt. Sie machen Unmögliches möglich. Zugleich zeigt sich da auch etwas Unschuldiges, als hätten Kinder ihre Hand im Spiel. So werden aus Problemen und Fehlern die eigentlichen Hingucker. Gar Kunst? Zumindest eine Kunst der schnellen Problemlösung, der Fantasie und der ungewollten (?) Komik. In diesen Provisorien und – vor allem – ihrer Menschlichkeit liegt eine freundliche Wärme. Wir laden ein, diese Alltagsmomente mit offenen Augen zu suchen, zu entdecken und sich über sie zu freuen.«
Zwei weitere gleichwertige Preise gingen an Katharina Roters aus Berlin für eine Schwarz-Weiß-Serie, die in Armenien angesiedelt ist, und an hiepler, brunier, ebenfalls Berlin, für ihre Serie »Gap Stop«.
Jurymitglied Kristin Baumert zu Ersterer: »Scheinbar triste Hinterhofszenen, eine starre Anordnung, menschenleer und dennoch so intensiv. Beim Betrachten läuft ein Film vor meinen Augen ab: Kinder spielen mit einem Ball, ihr freudiges Gelächter dringt durch die Straßen, ein Schuss – Tor! Die Serie von Katharina Roters aufgemalten Toren auf Häuserwänden zeigt ein Provisorium, das keineswegs negativ ist. Im Gegenteil: Es erhellt und gibt Hoffnung und Zuversicht.«
Jurymitglied Brigida González zu »Gap Stop«: »Schon mit der Umkehrung des Themas ˏStopgapˊ zu ˏGap Stopˊ zeigen uns die beiden Fotografen ihre Lesart der Aufgabe. Sie macht deutlich, wie vielschichtig das Thema interpretiert werden kann. Denn noch wichtiger als das, was die Fotografen zeigen, ist das, was sie nicht zeigen. Hier wird die Abwesenheit von Architektur vergegenwärtigt. Unser Bild von fertiggestellter Architektur wird etwa durch sichtbare Armierungen aufgelöst und sagt uns zugleich: Hier wird weitergebaut. Die sichtbaren Freiräume zwischen den Baukörpern machen neugierig auf das, was einmal entstehen wird. Dabei umkreist die Kamera die Baukörper auf delikate und gekonnte Weise.«
Auszeichnungen erhielten die Serien von Matthias Jung, Thomas Kummerow, Piet Niemann, Apostolis Tsolakidis und Sven Weber.
Anerkennungen gingen an Swen Bernitz, Axel Beyer, Alexander Butz, Markus Dorfmüller, HGEsch, Ulla Franke, Helge Garke, Wolfgang Gerlich, Maximilian Gottwald, Michael Himpel, Wolfram Janzer, Alexander Mai & Mikula Platz, Andreas Thomas Mayer, Michael Nischke, Walter Oczlon, Emanuel Raab, Gregor Sailer, Daniel Seiffert, Albrecht Voß sowie Michael Zegers.
Das DAM organisiert Wechselausstellungen zu nationalen und internationalen Architektur- und Städtebauthemen des 20./21. Jahrhunderts, präsentiert in einer umgebauten Gründerzeitvilla am Museumsufer Frankfurt mit dem ikonischen Haus-im-Haus von Architekt Oswald Mathias Ungers. Als Diskussionsort für aktuelle Fragen veranstaltet es Tagungen und Workshops, gibt Publikationen heraus und bietet ein vielfältiges Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche. 2022-24 wird das Museum am Schaumainkai umfangreich saniert, das »DAM Ostend« am Danziger Platz in Frankfurt wird in dieser Zeit zum Interimsquartier für Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops.
Die Bundesstiftung Baukultur ist eine unabhängige Einrichtung, die für hochwertiges Planen und Bauen eintritt. Sie verfolgt damit das Ziel, die gebaute Umwelt als wesentlichen Faktor für Lebensqualität zu einem gemeinschaftlichen Anliegen zu machen. Durch Veranstaltungen, Publikationen und Kooperationen fördert die Stiftung den öffentlichen Diskurs über Baukultur und vernetzt Akteure miteinander. Alle zwei Jahre legt die Bundesstiftung Baukultur dem Bundeskabinett und dem Bundesparlament einen Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland vor.
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung
Die Preisverleihung und Eröffnung finden am Freitag, den 12. Mai 2023 um 19 Uhr im DAM Ostend, dem Interimsquartier des Deutschen Architekturmuseums in der Henschelstraße 18 in 60314 Frankfurt am Main statt. Die Ausstellung läuft bis 2. Juli 2023. Der Katalog (av edition) kostet 28,00 Euro.
Bild: Christian Barth und Alexander Csott, TU Darmstadt, Fachbereich Architektur
Microparks, skulpturale Pavillons und Sonnendecks, eingebettet in inszenierte Vegetation schwimmen den Rhein hinunter?
In Rahmen einer baukonstruktiven Studienarbeit, unter der Leitung von Prof. Wolfgang Lorch, beschäftigten sich Studierende mit der entwerferischen Erforschung von 70 Kilometern Flusslandschaft im Welterbe Mittelrheintal. Aber nicht etwa die Eingriffe entlang der Uferzonen standen hierbei im Fokus, sondern die Nutzung der Wasserfläche. Durch die Verwendung ausrangierter Ausflugsschiffe, Schubleichter und Anleger wurden landschaftsarchitektonische Interventionen entlang des Stromes ausgelotet. Die Ergebnisse zeigen sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht innovative Ideen für Landschaftsarchitektur und Gartenschaudesign. In ihrer teils poetischen Bildsprache inspirieren die Entwürfe zur Auflösung von Denkschranken an den Schnittstellen gestalterischer und planerischer Disziplinen.
Als Hilfsmittel dienten den Studierenden vielfach sogenannte Schubleichter. Diese eigentlich als Transportmittel für Schüttgüter benutzten Lastschiffe bieten einen flexiblen Rahmen für die Überlegungen. Die vorgestellen Ideen reichen von „durchaus realisierbar“ bis hin zu „verwegen visionär“. Die Besucher*innen erwartet eine studentische Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen in Bezug auf die Bundesgartenschau und ihre Teilbereiche. Entwickelt wurden Ideen von der Schiffsmühle bis zum schwimmenden Wald. Menschen sollen den Rhein auf Pilzen laufend oder badend erleben können. Die Konzepte könnten vielfältiger nicht sein.
Trotz der Sanierung des Haupthauses realisierte das Deutsche Architekturmuseum im Jahr 2022 erfolgreiche Veranstaltungen und mehrere Ausstellungen an Gast-Orten wie dem Freilichtmuseum Hessenpark (Schön hier. Architektur auf dem Land) sowie im Interimsquartier DAM OSTEND (DAM Preis 2022, Antonio de Campos, Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand).
Zum Jahresauftakt startet das DAM mit den besten Bauten – dem DAM Preis 2023, es folgen: Der Bauwelt-Preis “Das erste Haus”, der Europäische Architekturfotografie-Preis 2023 und die große Ausstellung “Protest / Architektur. Barrikaden, Camps und Smartphones – Konflikte im öffentlichen Raum zwischen 1848 und 2023“.
Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) am Museumsufer befindet sich seit Herbst 2021 im Umbau, die Sanierung schreitet voran. Das am Danziger Platz im Frankfurter Osten eröffnete Interimsquartier DAM OSTEND wird erfolgreich angenommen, neben einer großen Ausstellungsfläche bietet es auch einen Workshopraum für die Arbeit des Teams Bildung und Vermittlung.
Das DAM hat heute auf seiner Jahrespressekonferenz das Ausstellungsprogramm für 2023 vorgestellt und für das Jahr 2022 eine sehr zufriedenstellende Bilanz gezogen – 5 neue Wechselausstellungen, rund 180 Veranstaltungen – darunter Vortragsreihen wie Dialog im Museum, STADTplus und Internationale Landschaftsarchitektur – sowie das umfangreiche Vermittlungsprogramm brachten 2022 insgesamt 67.169 Besucher:innen in das Interimsquartier und die externen Ausstellungsorte. Auch die traditionelle „Legobaustelle“ musste ausweichen und lockte 2022 dennoch rund 4.000 kleine und große Besucher:innen an die unterschiedlichen Gast-Orte.
Im Januar 2023 schloss die Ausstellung „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“ nach gut besuchten Monaten im DAM Ostend und einer sehr gefragten Finissage zum Thema Juridicum Frankfurt ab. Die erfolgreiche Ausstellung „Schön hier. Architektur auf dem Land“ im Freilichtmuseum Hessenpark wird nun sogar bis zum 2. April 2023 verlängert, der „Internationale Hochhaus Preis 2022/23“ war im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt zu sehen.
Das DAM Reallabor „WOHNZIMMER HAUPTWACHE“ im Rahmen des nationalen Modellprojekts „Post-Corona-Stadt“ bespielte mehrere Wochen die Hauptwache Frankfurt mit zahlreichen Führungen, Veranstaltungen und Mitmach-Angeboten und wirft auch weiterhin unter Beteiligung der Bürger:innen einen analytischen, planerischen Blick auf die Innenstadt in den Zeiten nach Corona.
Noch bis zum 1. Mai 2023 sind die besten 26 Bauten in und aus Deutschland einschließlich dem Preisträger des DAM Preis 2023 im DAM Ostend zu sehen – die Auszeichnung ging an Auer Weber für die Erweiterung des Landratsamts Starnberg, ein hervorragendes Beispiel für das Weiterbauen.
In der Ausstellung „PROTEST / ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps und Smartphones – Konflikte im öffentlichen Raum zwischen 1848 und 2023“, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung (Teilprojekt Film + Audio), steht im Fokus, dass Protestbewegungen den öffentlichen Raum nicht nur durch ihre Botschaften prägen, sondern in vielen Fällen auch durch ihre (meist temporären) Bauten: Dieser These geht das DAM anhand zahlreicher Beispiele aus den letzten ca. 170 Jahren forschend nach. Erstmalig werden hierbei verschiedene Protestformen aus baulicher Perspektive systematisch miteinander verglichen.
Vorschau: Ausstellungen des Deutschen Architekturmuseums (DAM) JANUAR – DEZEMBER 2023
SCHÖN HIER – Architektur auf dem Land noch bis 2. April 20223 (das DAM zu Gast im Freilichtmuseum Hessenpark)
Ländliche Regionen werden mit ihrer Architektur zu wenig beachtet. Das möchte diese Ausstellung ändern. Eine Fülle realisierter Projekte zeigt, welche Qualitäten hier zu entdecken sind. Architektur kann viel zu einem guten Leben auf dem Land beitragen. Das veranschaulichen Wohnhäuser, Scheunenumbauten, landwirtschaftliche Bauten, Gasthäuser, Dorfläden, Werkstätten, Bürobauten, Weingüter, Hotels, Museen, Bibliotheken, Konzerthallen, Kapellen, Sportstätten und öffentliche Bauten für den Verkehr, Schulen und Rathäuser. Der geographische Schwerpunkt liegt in Deutschland, Österreich und der Schweiz; darüber hinaus werden aber auch beispielhafte Projekte aus dem europäischen Ausland vorgestellt. Ergänzend werden Regionen und Orte gezeigt, die in besonderer Weise ihre Gesamtentwicklung begleitet haben — von Schrumpfung bis Wachstum. Vertiefende Betrachtungen des Realisierungsprozesses von Bauprojekten, von wichtigen Bautypologien und von Infrastrukturen geben Antworten auf die Frage: Was lässt sich vom Bauen auf dem Land lernen?
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Eine Ausstellung des DAM in Kooperation mit dem Freilichtmuseum Hessenpark, mit freundlicher Unterstützung der Bundesstiftung Baukultur.
Die Ausstellung wird anschließend wandern und in weiteren, eher ländlich geprägten Regionen gezeigt. Diese Orte werden dabei in unterschiedlichem Umfang durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt. Von 22. April bis 15. Juni 2023 wird sie in einer Kooperation mit der IBA Thüringen und dem Studio Gründer Kirfel im Schloss in Bedheim in Thüringen gezeigt. Von 3. Juli bis 29. Oktober 2023, wird sie in Jablonné v Podještědí in Tschechien zu sehen sein. Weitere Stationen der Ausstellung sind in Vorbereitung.
PAULSKIRCHE – Demokratie, Debatte, Denkmal Dauerausstellung in der Wandelhalle der Frankfurter Paulskirche Digitale Ausstellung: www.paulskirche.de
Eröffnung: 28. Juni 2022
Die Frankfurter Paulskirche ist ein wichtiges Demokratiedenkmal in Deutschland. Die digitale Ausstellung in der Wandelhalle präsentiert die wechselvolle Baugeschichte der historischen Paulskirche und des heutigen Gebäudes. Ebenso bietet sie einen Überblick zur Frankfurter Nationalversammlung und deren Verfassungsgeschichte. Außerdem werden in Schlaglichtern mehr als 70 Jahre Debattenkultur vorgestellt und ein Ausblick auf den künftigen Demokratieort Paulskirche und das Haus der Demokratie gegeben.
Das Ausstellungsprojekt entstand in einer Kooperation der Wüstenrot Stiftung mit den Frankfurter Institutionen Deutsches Architekturmuseum, Historisches Museum Frankfurt und Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main.
NEU IN 2023:
DAM PREIS 2023. Die 26 besten Bauten in/aus Deutschland bis 1. Mai 2023 (DAM OSTEND)
Der DAM Preis 2023 geht an AUER WEBER für die ERWEITERUNG LANDRATSAMT STARNBERG: Die Erweiterung des Landratsamts Starnberg von Auer Weber hat die Jury begeistert. Wobei es eigentlich der Zusammenklang des Bestands und des Ergänzungsbaus ist, der letztendlich überzeugte. Denn selten treffen ein Alt- und ein Neubau so harmonisch aufeinander, was nicht zuletzt daran lag, dass hier im Abstand von 35 Jahren die gleichen Architekten am Werk waren. Und so ist heute nur mit scharfem Blick zu erkennen, wo der Bestand aufhört und die Erweiterung beginnt, welche bewährten und geschätzten Attribute des Bestands fortgeschrieben und wo zeitgemäß modernisiert wurde und eben doch ein neuer Charakter Einzug gehalten hat.
Seit 2007 zeigt die Präsentation zum DAM Preis aktuelle Architektur aus Deutschland und bemerkenswerte Projekte deutscher Architekturbüros in anderen Ländern. 2023 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum siebten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner vergeben.
Eine Jury hat für den DAM Preis 2023 aus einer Longlist von über 100 zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2022 realisierten Gebäuden die 23 vorgestellten Bauensembles in Deutschland und drei Beispiele im Ausland ausgewählt. Fünf der Bauten wurden zu Finalisten ernannt, auf einer Juryfahrt begutachtet und eines schließlich zum Gewinnerprojekt erklärt, welches im Mittelpunkt der Ausstellung steht.
Bauwelt-Preis. Das erste Haus 24. März – 30. April 2023 (DAM OSTEND)
Der Bauwelt-Preis „Das erste Haus“ geht in die zwölfte Runde. Er umfasst jede Form von erstem Werk: vom Umbauprojekt aus wiederverwerteten Baumaterialien über die prototypische Konstruktion bis zum Sozialen Wohnungsbau; von der nachhaltigen Gestaltung eines öffentlichen Raums bis zur temporären Intervention. Eingereicht werden darf das erste Werk, das in eigener Verantwortung realisiert und nach dem 1. Januar 2018 fertiggestellt worden ist. Am Wettbewerb teilnehmen können Planer:innen aus den Disziplinen Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur aus aller Welt.
Der Bauwelt-Preis 2023 wird gemeinsam mit der Unternehmensgruppe Kingspan ausgelobt und im DAM OSTEND verliehen und ausgestellt. Alle preisgekrönten Projekte und eine Auswahl weiterer Arbeiten werden hier gezeigt. Mit freundlicher Unterstützung der Freunde des DAM e.V. www.bauwelt.de
PROVISORIUM / STOPGAP Europäischer Architketurfotografie Preis architekturbild 2023 13. Mai – 2. Juli 2020 (DAM OSTEND)
Der Europäische Architekturfotografie-Preis architekturbild wird seit 1995 alle zwei Jahre ausgeschrieben. Der Wettbewerb zielt darauf ab, eine künstlerisch-fotografische Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt zu fördern. Eine Serie von vier Bildern erlaubt das Erzählen von Geschichten, das vorgegebene Thema gibt die Richtung vor, lässt aber immer auch viel Raum für Interpretation. Was als Initiative der db deutsche bauzeitung begann, wird seit 2003 vom damals gegründeten architekturbild e.v. fortgeführt, der seit 2008 mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und seit 2016 mit der Bundesstiftung Baukultur kooperiert.
Das Thema des Preises für 2023 rückt das »Provisorium / Stopgap« in den Fokus — Übergangslösungen, wie wir sie aus dem privaten Umfeld und dem öffentlichen Leben kennen: Eigentlich temporär gedachte Einrichtungen, die nicht selten in einen dauerhaften Zustand übergehen, seien es Behausungen, Wegeverläufe, handgemalte Schilder, improvisierte Einrichtungen oder mehr oder weniger ausgereifte Konstruktionen. www.architekturbild-ev.de
PROTEST / ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps und Smartphones – Konflikte im öffentlichen Raum zwischen 1848 und 2023 16. September 2023 – 14. Januar 2024 (DAM OSTEND)
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Teilprojekt Film + Audio in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung.
Protestbewegungen prägen den öffentlichen Raum nicht nur durch ihre Botschaften, sondern in vielen Fällen auch durch ihre (meist temporären) Bauten: Dieser These geht das Deutsche Architekturmuseum (DAM) mit dem Ausstellungsprojekt „Protest/Architektur“ anhand zahlreicher Beispiele aus den letzten ca. 170 Jahren forschend nach. Erstmalig werden hierbei verschiedene Protestformen aus baulicher Perspektive systematisch miteinander verglichen, u.a. die Barrikaden der 1848er Revolution, die Pfahlbauten der Atomkraftgegner:innen der „Freien Republik Wendland“ in Gorleben (1980), die Zeltstädte des Arabischen Frühlings (2011), die Baumhäuser im Hambacher Wald und im Dannenröder Forst (2018/2019) oder auch die fluiden, Laserpointer-basierten Lichträume der Demonstrierenden in Hongkong (2019). Das Projekt strebt an, Protestgestaltung in all ihrer Vielseitigkeit und bisweilen auch Ambivalenz zu präsentieren.
Weitere Infos zu den hier genannten Ausstellungen und dem Rahmenprogramm mit zahlreichen weiteren geplanten Veranstaltungen auf: dam-online.de
(Quelle: Deutsches Architekturmuseum)
Ort:
DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM) im Interimsquartier DAM OSTEND
Henschelstraße 18,
60314 Frankfurt am Main dam-online.de
Öffnungszeiten: Di, Do-Fr 12-18 Uhr, Mi 12-19 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr, Mo geschlossen
Eintrittspreise: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Studierende der Goethe-Universität und der Frankfurt University of Applied Sciences, Mitglieder des Fördervereins, Inhaber der DAM-Karte, der Museumsufer-Card und des Museumsufer-Tickets, Mitglieder der AKH, ICOM-Mitglieder, Besucher aus den Partnerstädten, notwendige Begleitpersonen für behinderte Menschen
Gestern Abend wurde der mit 50.000 Euro und einer Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand dotierte „Internationale Hochhaus Preis 2022/23″ an die Architekten Kim Herforth Nielsen (Gründer und Creative Director von 3XN) und Fred Holt (3XN-Partner und australischer Büroleiter) für das weltweit innovativste Hochhaus, den Quay den Quarter Tower in Sydney, Australien, überreicht.
Die feierliche Verleihung erfolgte in der Frankfurter Paulskirche durch Mike Josef (Dezernent für Planen, Wohnen und Sport der Stadt Frankfurt am Main in Vertretung für Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig), Dr. Matthias Danne (Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank) und Peter Cachola Schmal (Direktor des Deutschen Architekturmuseums).
Der Internationale Hochhaus Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank vergeben – jetzt wurde er – nach einer Corona-Pause – zum zehnten Mal verliehen und feiert somit Jubiläum. Er begleitet seit Anfang des Jahrtausends den weltweit andauernden Boom der architektonischen Paradedisziplin des 21. Jahrhunderts.
Während der Preisverleihung wurden auch die übrigen vier Finalisten geehrt:
Vancouver House (Vancouver, Kanada) von BIG – Bjarke Ingels
Group, Kopenhagen, Dänemark / New York NY, USA
TrIIIple Towers (Wien, Österreich) von Henke Schreieck Architekten,
Wien, Österreich
The Bryant (New York NY, USA) von David Chipperfield Architects,
London, Großbritannien
Singapore State Courts (Singapur) von Serie Architects, London,
Großbritannien + Multiply Architects, Singapur mit CPG Consultants,
Singapur
Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 34 herausragende Gebäude aus 13 Ländern nominiert. Eine internationale Jury aus Expertinnen und Experten aus Architektur- und Ingenieurpraxis, Lehre und den Partnern des IHP (DekaBank, Stadt Frankfurt am Main und
Deutsches Architekturmuseum) – unter der Leitung von Sven Thorissen (Architekt MVRDV, Rotterdam) – wählte aus den Nominierten die fünf Finalisten und den Gewinner. Auf dem Weg zur Entscheidung ging es der Jury in erster Linie darum, wie die Hochhausarchitektur Verantwortung für die Umwelt und zukünftige Generationen übernehmen könne, weshalb dem Aspekt der Nachhaltigkeit die höchste Bewertungspriorität eingeräumt wurde.
Kim Herforth Nielsen, Gründer und Creative Director von 3XN, dankte allen Projektbeteiligten: „Der Quay Quarter Tower ist das wichtigste Transformationsprojekt, das 3XN jemals abgeschlossen hat – ein Projekt, das ohne einen ehrgeizigen Kunden und ein großartiges Team nicht möglich gewesen wäre. Im Zentrum Sydneys wurde ein bestehender Turm, der einerzeitgemäßen Nutzung nicht mehr entsprach, in eine neue Form und einen neuen Charakter verwandelt. Somit wurde seine Lebensdauer bis weit in die Zukunft verlängert. Heute stoßen viele Türme aus der Mitte und dem Endedes 20. Jahrhunderts an die Grenzen ihrer Funktionsfähigkeit. Uns ist bewusst, dass wir nicht abreißen und neu bauen können, wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Der Quay Quarter Tower ist der Beweis dafür, dass ein architektonischer Wandel in großem Maßstab möglich ist. Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Sie würdigt diesen Meilenstein der Architektur, die mutige und visionäre Arbeit so vieler Menschen. Zudem unterstreicht sie, wie wichtig es ist, die Zukunft der gebauten Umwelt neu zu denken.“
Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, betonte: „Der Quay Quarter Tower ist eine städtebauliche Bereicherung für Sydney. Das Hochhaus steht für eine gelungene Transformation eines klassischen Büroturms in ein modernes, den höchsten Ansprüchen genügendes Gebäude. Besonders beeindruckend ist das innovative Konzept, die Baustruktur des Bestandsgebäudes größtenteils zu erhalten und damit den CO2-Fußabdruck signifikant zu reduzieren. Damit ist der Quay Quarter Tower zukunftsweisend und ein Vorreiter für eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Architektur.“
Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef erläuterte: „Der Internationale Hochhauspreis feiert in diesem Jahr sein Jubiläum: Er wird zum zehnten Mal in der Frankfurter Paulskirche an das weltweit innovativste Hochhaus vergeben. Er ist damit über die Jahre zu einem Gradmesser der globalen Hochhausentwicklung geworden und genießt internationale Anerkennung. Dafür möchte ich unseren Partnern, der DekaBank und dem Deutschen Architekturmuseum, sehr herzlich danken. Frankfurt am Main ist die richtige Stadt, um diesen Preis zu vergeben: Unsere Skyline ist nicht nur ein Markenzeichen, die gesamte Top Ten der höchsten Hochhäuser Deutschlands steht in der Mainmetropole – und unsere Skyline wächst in den nächsten Jahren weiter.“
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), erklärte: „In naher Zukunft wird die Welt etwa drei Milliarden Menschen unter 18 Jahren unterbringen müssen, das entspricht der gesamten Weltbevölkerung im Jahr 1930. Das bedeutet, dass wir unsere Städte nachverdichten müssen. Um dies zu erreichen, müssen wir schlicht und einfach höher bauen. Das wird der Normalfall werden. Der Quay Quarter Tower in Sydney ist höher als sein Vorgängergebäude und bietet auf der gleichen Grundfläche mehr Raum. Gleichzeitig wird die Kohlenstoffeinsparung maximiert. Eine Win-win-Situation.“
Ausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23
Die Ausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23, die das Deutsche Architekturmuseum (DAM) vom 10. November 2022 bis 22. Januar 2023 als Gast im Museum Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt am Main zeigt, umfasst neben dem Preisträger und den Finalisten alle nominierten Projekte. Die Ausstellung stellt alle nominierten Bauten vor. Der Preisträger Quay Quarter Tower in Sydney von 3XN und die Finalisten Vancouver House in Vancouver von BIG – Bjarke Ingels Group, The Bryant in New York City von David Chipperfield Architects, TrIIIple Towers in Wien von Henke Schreieck Architekten und Singapore State Courts in Singapur von Serie+Multiply mit CPG Consultants werden anhand von Modellen, großformatigen Fotos, Zeichnungen, Texten und Filmen in der Ausstellung dokumentiert. Das ganze kann nachgelesen und vertieft werden im gleichnamigen Katalog zur Ausstellung (s.unten)
Ausstellungseröffnung ist heute Mittwoch, 9. November 2022:
17 Uhr Kurzvorträge der Finalisten
19 Uhr Eröffnungsreden
Ausstellungsdauer: 10. November 2022 bis 22. Januar 2023
Ort: Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten
Mo geschlossen, Di, Do–Fr 12–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr, Sa–So 10-18 Uhr
Eintritt
3 Euro, ermäßigt 1 Euro
Katalog zur Ausstellung Best High-Rises 2022/23
The International High-Rise Award / Internationaler Hochhaus Preis
Hrsg: Peter Körner / Peter Cachola Schmal / Jennifer Dyck
Jovis Verlag, Berlin
Deutsch-Englisch, Hardcover, 21 x 27 cm
152 Seiten, zahlreiche Farb- und SW-Abbildungen
ISBN 978-3-86859-766-0
11.2022
29,- EUR im Museumsshop, 34,- EUR im Buchhandel
Der Quay Quarter Tower ist ein identitätsstiftender Bestandteil der Neuentwicklung von Sydneys Circular Quay Area, dem zentralen Geschäftsviertel. Dieses grenzt unmittelbar an die Sydney Cove an, die Bucht hinter dem berühmten Opernhaus. An seinem Standort befand sich bisher ein klassischer Büroturm, der nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügte. Man entschied sich gegen einen Abriss, wie er sonst meist üblich ist, und integrierte stattdessen große Teile der bestehenden Tragstruktur in ein neues Hochhaus. So konnte man zwei Drittel der Träger, Stützen und Geschossplatten sowie fast den kompletten Kern aus den 1970er-Jahren erhalten. Diese Hauptaspekte des radikalen Nachhaltigkeitskonzepts führten, verglichen mit einem vollständigen Abriss und herkömmlichen Neubau, zu einer Einsparung von fast 12.000 Tonnen Kohlenstoff.
Die auskragenden Module der Fassade, die sich um die fünf Blöcke des Turms wickeln, reduzieren die Sonneneinstrahlung im Quay Quarter Tower um bis zu 30 Prozent. So konnte unter anderem auf interne Jalousien verzichtet und zugleich die unvergleichliche Aussicht auf den Hafen gewährleistet werden. Zudem entstanden durch die Aufstockung des Bestands, die Erweiterung der einzelnen Stockwerke und durch das neue Sockelgebäude 45.000 Quadratmeter an zusätzlicher Geschossfläche. Das Grundstück kann damit an diesem prominenten Ort viel effizienter genutzt werden.
Die formale Kubatur des Hochhauses resultiert aus den Licht- und Blickverhältnissen sowie den baurechtlichen Auflagen. Das Gebäude ist in fünf übereinandergestapelte Blöcke gegliedert – die Etagen innerhalb dieser fünf Einheiten sind zum Hafen hin durch mehrstöckige Atrien miteinander verbunden. Durch die gedrehte Anordnung der Blöcke öffnen sich die Atrien an deren Basis zu vier begrünten Außenterrassen, die sich über die gesamte Gebäudehöhe verteilen.
Um nicht nur die Aussicht auf das Nachbargebäude zu ermöglichen, sondern auch das Leben und die Dynamik des umliegenden Viertels sowie den Blick auf die Harbour Bridge einzufangen, verschieben sich die unteren Etagen an der Nordfassade des Turms nach Westen. Mit zunehmender Höhe rückt die Nordfassade der Blöcke nach Osten und ermöglicht so weitläufige Ausblicke auf den Hafen, insbesondere auf das Opernhaus, die Harbour Bridge und den Botanischen Garten.
Durch das Aufbrechen des repetitiven Prinzips autonomer Büroetagen werden neue Möglichkeiten für menschliche Interaktion geschaffen. Somit fungieren die Atrien und Terrassen als Gemeinschaftsräume zur beruflichen Vernetzung, für soziale Begegnungen sowie für Veranstaltungen und Erholung. Indem diese Bereiche zusätzliches Tageslicht in die Stockwerke leiten, den Mieter:innen Frischluft und eine hervorragende Aussicht bieten, wird für ein gesundes Arbeitsumfeld mit hoher Aufenthaltsqualität gesorgt.
Um das Hochhaus in Zukunft möglichst langfristig nutzen zu können, bieten die 2.000 Quadratmeter großen Etagen flexible Grundrisse, die je nach Bedarf angepasst werden können. Arbeitswelten sowohl mit Einzel- als auch Großraumbüros sind möglich. Dazu kann die Größe der Atrien auf Mieterwünsche abgestimmt werden, indem Etagen geschlossen oder entfernt werden. So können die von den Architekten als „Dörfer“ bezeichneten Atrien auf wechselnde Team- oder Unternehmensgrößen reagieren Auf der Straßenebene fügt sich die den gesamten Block einnehmende Sockelzone des Quay Quarter Towers harmonisch in das städtische Umfeld ein. Zugänge an allen Seiten des Grundstücks vernetzen das Hochhaus mit seinen Nachbargebäuden. Die große Eingangshalle des Turms und die offene Struktur des Sockels wirken dabei nicht nur einladend, sondern machen sich zudem das angenehme Klima Sydneys zu Nutzen. Neben den 4.000 Quadratmetern Einzelhandelsflächen auf drei Ebenen laden die öffentlich zugänglichen Grünflächen sowie ein Dachcafé inmitten der dicht bebauten Umgebung zum Verweilen im Freien ein. Durch die Kombination von Büro und Einzelhandel sowie dem vielfältigen Freizeitangebot wird die innerstädtische Nachbarschaft aufgewertet und über den Arbeitstag hinaus belebt. Gleichzeitig entstehen unerwartete urbane Rückzugsorte inmitten der Hochhauslandschaft.
Die Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling hat eine herausragende Bedeutung für die Nachkriegsmoderne in Deutschland. Zugleich ist die Qualität ihrer Projekte in Vergessenheit geraten. Diese Lücke in der Wahrnehmung möchten die Kuratoren Hendrik Bohle und Jan Dimog mit der Wanderausstellung „Gesamtkunstwerke“ und der dazugehörigen Publikation schließen. Mit acht Projekten haben die beiden dänischen Baumeister in Deutschland die meisten Bauten, auch das Mainzer zur Zeit in der Sanierung befindliche Rathaus, außerhalb ihrer Heimat realisiert. Erstmals werden sieben der acht Gebäude in dieser Wanderausstellung präsentiert. Die Ausstellung wurde anlässlich des deutsch-dänischen kulturellen Freundschaftsjahres 2020 konzipiert und gastiert nun abschließend in Mainz. Das Zentrum Baukultur und die Kuratoren laden herzlich ein zur Ausstellungseröffnung Gesamtkunstwerke am Dienstag, 13. September 2022, 19 Uhr
Deutsch-dänische Verbundenheit
Der nordische Funktionalismus von Jacobsen und Weitling ist ein Spiegel der Visionen der alten BRD. Es ging bei den Entwürfen und Aufträgen um Demokratie, Prestige und Effizienz. Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf die Formgeber und die baukulturelle Verbundenheit zwischen Dänemark und Deutschland. Sie ist zugleich eine Bestandsaufnahme der heutigen Situation und des Umgangs mit dem Erbe der Spätmoderne. Die Kuratoren möchten die Besucher dazu anregen, sich selbst ein Bild der Architektur von Jacobsen und Weitling zu machen. Die Reise führte sie ans Meer, in Modellstädte der Moderne und zu einer Vielschichtigkeit, die eine Auseinandersetzung im Sinne Otto Weitlings provoziert: „Ein Für und Wider wäre schon ein positives Zeichen, denn ein Haus, über das man nicht redet, ist meist nicht der Rede wert.“
Mit Oberbürgermeister Michael Ebling, Professor Dr. Regina Stephan, Leiterin Architekturinstitut HS Mainz, über „Architekturgeschichte“ und Talk mit Edda Kurz, Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Regina Stephan und den Kuratoren Jan Dimog und Hendrik Bohle
„Gesamtkunstwerke“
Dienstag, 13. September 2022, (19 Uhr)- bis 21. Oktober 2022
Ort:
Zentrum Baukultur im Brückenturm
Rheinstr. 55
55116 Mainz
www.zentrumbaukultur.de
info@zentrumbaukultur.de
twerke | Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland | Dienstag, 13. September 2022, 19 Uhr.
Das Walhalla ist in vielerlei Hinsicht äußerst relevant für die Landeshauptstadt Wiesbaden: Als eine der Schlüsselimmobilien kann es einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivierung und Belebung der Wiesbadener Innenstadt leisten. Darüber hinaus ist es eine der geschichtsträchtigsten Kulturstätten der Stadt, die ihre Strahlkraft auch über die Grenzen Wiesbadens hinaus entfalten kann. Seit Jahren steht die Immobilie leer und verfällt zusehends. Nun kommt Bewegung in das Thema und die Stadt plant die zeitnahe Sanierung und Wiederbelebung. Dies ist nicht nur Grund genug für eine intensive Gremienbefassung in der IHK Wiesbaden, sondern auch für eine Entwurfsaufgabe des Masterstudiengangs Architektur | Bauen mit Bestand an der Hochschule RheinMain (HSRM) – ein weiteres Beispiel dafür, wie sich die HSRM in die Stadtgesellschaft der Landeshauptstadt Wiesbaden einbringt.
„Das Walhalla, ein kultureller Ort im Herzen Wiesbadens“
Die Studierenden sollten „sich der Entwurfsaufgabe ‚Das Walhalla, ein kultureller Ort im Herzen Wiesbadens‘ auf strukturelle und atmosphärische Weise annähern“. Ziel der Studierendenarbeiten war es, „ein Flächen- und Nutzungskonzept zu erarbeiten, das die vorhandenen Qualitäten des Ortes stärkt und inhaltlich, räumlich sowie atmosphärisch die Historie des Walhalla fortsetzt und in die Zukunft führt“, so die Aufgabenstellung von Prof. Isabella Leber, Lehrgebiet Bauen mit Bestand, Baukonstruktion und Entwerfen.
Unter dem Titel „Walhalla neu gedacht“ präsentierten die Studierenden der HSRM gestern in den Räumlichkeiten der IHK acht Arbeiten mit unterschiedlichen Herangehensweisen: beispielsweise Räume für Werkstätten und Kunsthandwerk, eine Therme mit Boutiquehotel, ein alternatives Kulturzentrum, ein Festspielhaus oder die Aneignung durch einen offenen Prozess unter dem Motto „Verfall, Aneignung, Weiterbauen“.
Netzwerke schaffen
Zuvor hatte Prof. Leber mit einem fachlichen Impulsvortrag auf das Thema eingestimmt und IHK-Präsident Dr. Christian Gastl ein Grußwort gesprochen. Darin betonte er: „Als Stimme der Wirtschaft steht es in der DNA der Industrie- und Handelskammer, Themen und Menschen weiterzubringen und Netzwerke zu schaffen, aus denen Neues entstehen kann. Daher freuen wir uns, den Rahmen für diese Ausstellung bieten zu können. Die Arbeiten zeigen das vielfältige Potenzial des Gebäudes auf. Sie laden uns zur Diskussion ein.“
Ausstellung noch bis 25. Mai geöffnet
Die Ausstellung in den Räumlichkeiten der IHK Wiesbaden, Karl-Glässing-Straße 8, 65183 Wiesbaden, ist noch bis 25. Mai 2022 von Montag bis Freitag, jeweils von 14 bis 17 Uhr, für Besucher:innen geöffnet.
Vier Preise wurden beim fünften Architekturpreis Wein 2022 heute in Mainz verliehen. Die Preisverleihung durch den Präsidenten der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Joachim Rind, den Vizepräsidenten des Deutschen Weinbauverbandes, Heinz-Uwe Fetz, und Walter Reineck, den Abteilungsleiter Weinbau im Wirtschaftsministerium, fand im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz in Mainz statt. Neben den Preisen wurden vier Auszeichnungen und drei Anerkennungen verliehen. Von den insgesamt zwölf für einen Preis nominierten Projekten und Betrieben kommen fünf aus Rheinland-Pfalz.
„Unsere Winzerinnen und Winzer erzeugen nicht nur Spitzenweine. Sie schaffen dafür auch ein hervorragendes Ambiente. Mit ihren Vinotheken und Schankräumen kreieren sie an der Seite herausragender Architekten einen ästhetisch ansprechenden Rahmen zur Verkostung ihrer hervorragenden Weine. Der Architekturpreis Wein ist eine perfekte Kombination: Er lockt Gäste und wirbt für Wein gleichermaßen wir für kunstvolles Bauen. Mit dem Architekturpreis Wein stärken wir die Weinbetriebe, den Weintourismus und die Regionen, deren Stadt- oder Dorfbild durch architektonisch extrem ansprechende Baukultur aufgewertet wird“, sagte Reineck anlässlich der Preisverleihung. „Wir leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Weinkulturlandschaften und es freut mich ganz besonders, dass in diesem Jahr die Nachhaltigkeit im Fokus steht. Denn die Nach- oder Umnutzung sowie die Erweiterung bestehender Bausubstanz ist ein ökologischer und ökonomischer Trumpf“, betonte Reineck.
Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, sah mit dem Architekturpreis Wein 2022 ein wichtiges Anliegen des Preises bestätigt: „Baukultur begreifen wir als umfassende Strategie“, so Rind. „Attraktive Vinotheken, gut gestaltete und funktionale Kelterhallen, Weinhandlungen die als erinnerbare, sinnliche Genussorte Stadträume lebendig halten, erschließen neue und binden etablierte Kundengruppen. Gleichzeitig sind sie weintouristischer Merkpunkt, funktionaler Arbeitsplatz und oft auch innerörtliche Aufwertung ihres Umfeldes. Nicht zuletzt sucht Baukultur nachhaltige Lösungen, will also mit wenigen Eingriffen und – über die gesamte Nutzungszeit der Bauten gesehen – wenig Ressourcenverbrauch arbeiten. Immer wichtiger wird deshalb die Nutzung und Anpassung des Bestandes. Und es geht auch um Ästhetik, denn Schönheit, die gerne und lange genutzt wird, ist nachhaltig.“
Heinz-Uwe Fetz, Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbandes und Mitglied der Jury zum Architekturpreis Wein, ergänzte: „Ich beobachte schon seit einiger Zeit, dass die Freude unserer jungen, modernen Winzergeneration an ihrem Beruf sich nicht nur in ausgezeichneten Weinqualitäten zeigt, sondern auch zunehmend durch sehr ansprechende Gestaltung von Neu- und Umbauten in ihren Weingütern. Die junge Generation zeigt sich experimentierfreudig und steht dem Thema Nachhaltigkeit dabei sehr offen gegenüber. Der deutsche Weinbauverband freut sich über diese Entwicklung. Meine Botschaft insbesondere an die junge Generation lautet daher: Weiter so!“
Im Spätsommer 2021 hatten das rheinland-pfälzische Weinbauministerium, der Deutsche Weinbauverband und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz den Architekturpreis Wein 2022 zum fünften Mal nach 2007, 2010, 2013 und 2016 ausgelobt. Unter den eingereichten 48 Bewerbungen hatte die Fachjury aus der Architektur- und der Weinszene im Dezember 2021 insgesamt zwölf Nominierungen ausgewählt, die nun alle in einer Ausstellung präsentiert werden. Die Ausstellung ist bis zum 22. Mai 2022 im Zentrum Baukultur in Mainz, Rheinstraße 55 mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen. Sie wird im Anschluss als Wanderausstellung präsentiert.
Mit den vier Architekturpreisen Wein 2022 wurden prämiert:
Cantzheim – Weingut und Gästehaus, Kanzem/Saar (RLP)
Architekt: Max Dudler, MAX DUDLER GmbH, Berlin
Bauherr: Georg F. Thoma, Kanzem an der Saar
Mauerwinzer – Weinhandlung und Schankraum, Berlin
Architekt: Roland Wolff, wolff:architekten Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Bauherrin: Mauerwinzer GbR, Berlin
Weinbergterrassse an der Unstrut, Freyburg/Unstrut
Architekt: Peter Pütz Architekten, Berlin
Bauherrschaft: Anne Kirsch u. Peter Pütz, Berlin
Weinkelter mit Barriquekeller,Winterbach
Architekten: BK2H / Architekten Part mbB, Bloss / Keinath / Haug / Hieber, Winterbach
Bauherr: Weingut Jürgen Ellwanger, Winterbach
Auszeichnungen im Rahmen des Architekturpreises Wein 2022 erhielten:
Weinwelt in historischer Stadtvilla, Baden-Baden
Architekt: Peter W. Kruse, KRUSE Architekten Kruse&Janod PartGmbB, Baden-Baden
Bauherrin: Weinhelden GmbH,
Pia von Drabich-Waechter, Baden-Baden
club traube – Weinhandlung, Stuttgart
Architekt: Marco Hippmann, Hippmann Architekten BDA, Stuttgart
Bauherrin: Grundstücksgemeinschaft
Sabine Harms und Oliver Schmid, Stuttgart
Weinbauinstitut Freiburg Einbau Vinothek, Freiburg
Architekt Jürgen Maucher, fuchs.maucher.architekten.bda, Waldkirch
Bauherrin: Vermögen und Bau BW, Amt Freiburg
Weinlager am Weingut Holger Koch, Vogtsburg-Bickensohl
Architekt: Ralf Brandhofer | Architekt, Berlin
Bauherrschaft: Weingut Holger Koch, Vogtsburg-Bickensohl
Anerkennungen im Rahmen des Architekturpreises Wein 2022 erhielten:
Vinothek und Kelterhalle, Weingut Scheidgen, Hammerstein (RLP)
Architekt: Thomas Steinhardt, Heinrich + Steinhardt Architekten, Bendorf-Sayn
Bauherrschaft: Weingut Scheidgen, Georg Scheidgen, Hammerstein
COPPER DI VINO – Vinothek, Niederhausen (RLP)
Innenarchitekt: Heiko Gruber, PLANUNGSBÜRO i21, Rüdesheim
Bauherrschaft: Gut Hermannsberg Weinhandel GmbH, Niederhausen (Nahe)
Weinmanufaktur Van Volxem, Wiltingen/Saar (RLP)
Architekten: arch.tv TOJER VONMETZ ARCHITEKTEN, Terlan / Italien
Details Ausführungsplanung Projektsteuerung Bauleitung: roth-architektur, Trier
Innenarchitektur: Knall Grau GmbH, Bad Soden
Landschaftsarchitektur: ernst+partner Landschaftsarchitekten, Trier
Bauherr: Roman Niewodniczanski, Weingut Van Volxem, Wiltingen
In der engeren Wahl zum Architekturpreis Wein 2022 war und damit in der Ausstellung ist:
Verköstigungswagen des Weingutes Weingart, Spay (RLP)
Architekt: Dipl.-Ing. Matthias Dietz, Bamberg
Bauherrschaft: Ulrike und Florian Weingart, Weingut Weingart, Spay
Die Jury:
Heinz-Uwe Fetz, Vizepräsident des Deutschen Weinbauverbandes
Heribert Gröber, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz
Elmar Ludescher, Architekten Elmar Ludescher + Philip Lutz, Bregenz, Preisträger 2016
René Pier, Schienbein + Pier PartGmbb Innenarchitekten, Stuttgart
Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Iris Trenkner-Panwitz, Redakteurin WEINWIRTSCHAFT
Prof. Andrea Wandel, Architektin, Saarbrücken, Juryvorsitz
„Wir könnten noch eine ganz eigene Ausstellung über Albinmüller als Maler machen“, schwärmt Dr. Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt, über die vielfältigen Facetten des großartigen Künstlers, den das Institut Mathildenhöhe Darmstadt vom 3. Oktober 2021 bis zum 30. Januar 2022 anlässlich dessen 150. Geburtstag und der UNESCO-Welterbe-Anerkennung der Mathildenhöhe mit einer erstmals großen Sonderausstellung als Architekten, Gestalter und Lehrer feiert. Keine Retrospektive soll es sein, sondern eine umfassende Präsentation Albinmüllers Wirken und Schaffen auf der Mathildenhöhe Darmstadt von 1900 bis 1914, seiner fruchtbarsten Zeit. Dr. Sandra Bornemann-Quecke kuratierte gemeinsam mit den kuratorischen Assistentinnen Caroline Maddè, Barbara Muhr und Katrina Weissenboren, zugleich auch Autorinnen des gleichnamigen Begleitkatalogs, diese einzigartige Schau des ganzheitlich praktizierenden Universal-Künstlers.
Den Auftakt der Ausstellung bildet Albin Müllers kreatives Schaffen auf der Mathildenhöhe Darmstadt, die ihm eine unerschöpfliche Inspirationsquelle bot. 1906 wurde Müller von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen. Mit den temporären Bauten für die Hessische Landesausstellung 1908 widmete sich der Architekt seiner ersten umfassenden Bauaufgabe. Die Miethäusergruppe war Müllers Hauptbeitrag zur letzten Künstlerkolonie-Ausstellung im Jahr 1914.
Der einzige noch erhaltene Bau des ursprünglich acht Häuser umfassenden Ensembles ist das Ateliergebäude, das heute dem Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt Unterrichtsräume bietet. Zu Müllers Werken, die überdies noch am Originalort zu sehen sind, zählen unter anderem das „Lilienbecken“ vor der Russischen Kirche und der „Schwanentempel“. „Es ist ein Glückfall, dass der 150. Geburtstag von Albin Müller und die aktuelle Sonderausstellung ins Jahr der Anerkennung der Mathildenhöhe Darmstadt als UNESCO-Welterbestätte fallen, da der Künstler neben Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens zu den wichtigsten Architekten und Designer der Mathildenhöhe zählt“, so der Institutsdirektor.
Der aus dem sächsischen Dittersbach stammende Müller begann seine künstlerische Laufbahn zunächst über eine handwerkliche Lehre als Tischler. Als Möbelzeichner konnte er sein Gespür für gestalterische Zusammenhänge von Architektur und Ausstattungen sowie deren Form und Funktion weiterentwickeln.
Mit Magdeburg, wo Müller von 1900 bis 1906 als Lehrer an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule tätig war, wird im zweiten Themenbereich der Ausstellung der Fokus auf eine weitere zentrale Wirkungsstätte gelegt. In dieser Position setzte Müller wesentliche Impulse zur Reform der Lehre. Gleichzeitig profilierte er sich als Entwerfer für Kunsthandwerk und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Seine wichtigsten Partner waren Manufakturen, die auf Materialien wie Serpentinstein, Metall und Gusseisen spezialisiert waren. Indem er Kontakte zu regionalen Firmen vermittelte, förderte er zudem die Entwurfstätigkeit seiner Schülerinnen und Schüler. Die Erfolge, die Müller auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 und der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 feierte, ebneten den Weg für seine Berufung an die Künstlerkolonie Darmstadt.
Mit der international viel beachteten Unterstützung von Großherzog Ernst Ludwig konnte Müller gleichzeitig erfolgreich als Architekt, Gestalter und Lehrer tätig sein. Von 1907 bis 1911 unterrichtete er an den neu gegründeten Großherzoglichen Lehrateliers für angewandte Kunst in Darmstadt. Der dritte Themenbereich der Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die Vielfalt des Raumkünstlers Albin Müller. Die Repräsentationsräume für die Hessische Landesausstellung 1908, ebenso wie die alltagstauglichen Einrichtungsgegenstände der Miethäusergruppe aus dem Jahr 1914 führen vor Augen, dass sich Müller mit den Wohnbedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen auseinandergesetzt hat.
Eine besondere Entdeckung ist das reich dekorierte Tischtuch, das zur Ausstattung des Wohnhauses von Albin Müller auf der Mathildenhöhe gezählt hat. Das Tischtuch, das von der Oberhessischen Leinenindustrie Marx und Kleinberger aus Frankfurt am Main gefertigt worden ist, hat sich bis heute in einer Privatsammlung erhalten. Dr. Sandra Bornemann-Quecke, Ausstellungskuratorin: „Wir sind ausgesprochen dankbar, dass dieses singuläre Werk anlässlich der Ausstellung aus einer Privatsammlung als Schenkung in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt übergegangen ist.“
Im produktiven Austausch mit Kollegen wie Fritz von Heider sowie den ehemaligen Künstlerkolonie-Mitgliedern Peter Behrens und Paul Bürck wird die Vernetzung der Städte Darmstadt und Magdeburg als Zentren der Reformbewegung in Deutschland anschaulich. Schlaglichtartig wird Müllers umfassende Bautätigkeit für die Deutsche Theaterausstellung in Magdeburg 1927 beleuchtet. Schließlich nimmt die Ausstellung auch das Spätwerk Müllers und sein Schaffen während der Nazidiktatur kritisch in den Blick.
Neben Entwürfen für Architektur und Raumkunst präsentiert die Ausstellung Möbel sowie Gebrauchs- und Ziergegenstände, die in Kooperation mit rund 25 Herstellerfirmen entstanden sind. In einer abwechslungsreichen Zusammenstellung von Werken der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt sowie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen entfaltet sich das facettenreiche Œuvre von Albin Müller. Wie ein roter Faden ziehen sich die Bücher, Publikationen und Zeitschriftenartikel des Künstlers, der sich ab 1917 Albinmüller nannte, durch den Rundgang.
Eine digitale Präsentation des Mappenwerks „Architektur und Raumkunst. Ausgeführte Arbeiten nach Entwürfen von Professor Albin Müller“ macht die Exponate, die Müller für die Hessische Landesausstellung 1908 entwarf, in ihrem ursprünglichen Kontext erfahrbar.
Ergänzend zur Ausstellung vertiefen einige Stationen der Sammlungspräsentation „Raumkunst – Made in Darmstadt“ Müllers Wirken als Mitglied der Künstlerkolonie. Über Objekte, die in beiden Ausstellungen gezeigt werden, entstehen somit spannende Verbindungen. Werke von Müller in der Dauerausstellung sind durch gelbe Markierungen hervorgehoben.
KATALOG
Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „albinmüller3 – Architekt Gestalter Lehrer“, herausgegeben von Philipp Gutbrod und Sandra Bornemann-Quecke, deutsch, 168 Seiten, rund 200 Abbildungen, 24,80 €, Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2021.
Im Foyer des Rathauses ist von Samstag, 25. September, bis Freitag, 8. Oktober, die Ausstellung „Wiesbaden aus der Vogelperspektive – städtebauliche Veränderungen“ mit Fotografien von Erika Noack zu sehen.
Die Ausstellung zeigt die räumliche Entwicklung der Stadt und die Veränderungen ihres baulichen Erscheinungsbildes. Dabei kommt es nicht nur auf das Große und Ganze an, sondern ebenso auf all die kleinen Details inmitten des Geschehens. Aufnahmen aus der Vogelperspektive gestatten tiefe Einblicke in Hinterhöfe und Areale, zu denen man sonst kaum Zugang findet. Der Blick zurück auf städtebauliche Projekte von ihrem Anfang bis zum Abschluss, ruft Erinnerung hervor, die schon fast vergessen sind – zum Beispiel das Quartier Kaiserhof. Vor der Neugestaltung stand hier das American Arms Hotel. Statt Giraffenkäfig heute eine moderne Wohnbebauung und sogar das Loch am Karlsbader Platz ist verschwunden.
Aus einer Höhe von 300 Metern eröffnen sich erstaunliche Blickwinkel und Perspektiven. Nur so sind Größenverhältnisse erkennbar und räumliche Beziehungen deutlich. Mancher Blick führt hinter die Fassaden, mitten hinein ins urbane Geschehen, seine Entfaltungsräume und engen Innenhöfe. Aus diesem Grund gehört es zu Erika Noacks Leben, mehrmals im Jahr „in die Luft zu gehen“. Die Ausstellung führt zu dem Neubau „Museum Reinhard Ernst“, zeigt das „Parkhaus Coulinstraße“, die Entstehung des „Wohngebietes Hainweg“, das moderne „RheinMain CongressCenter“ oder das „Erbenheimer Ohr“. Aber auch kleine, versteckte Umwandlungen gehören zum Stadtbild, so wie die „Kindertagesstätte“ an der Emser Straße und die „Villeninsel“ am Landeshaus. Insgesamt sind Fotoreihen von rund 50 Projekten in Wiesbaden zu sehen.