Neue Besucherterrasse mit Skyline-Blick des Städel Museum öffnet ab 28. März 2024 – 500 Freikarten für die ersten Besucher

Das Städel Dach Foto: Städel Museum Norbert Miguletz
Das Städel Dach Foto: Städel Museum Norbert Miguletz

Frankfurt am Main, 27. März 2024. Ab morgen, dem 28. März, ist die neue Besucherterrasse auf dem Dach des Städel Museums für das Publikum zugänglich. Vom Städel Dach können die Besucher einen unvergesslichen Panoramablick auf die Frankfurter Skyline genießen. Der Zugang zum Städel Dach ist im Eintrittspreis des Städel Museums enthalten. Zur Eröffnung der neuen Besucherterrasse gibt es 500 Freikarten, die zum Besuch der Dauerausstellung und des Städel Dachs berechtigen. Die Freikarten sind ausschließlich an der Museumskasse erhältlich.

Die Brüstung der Besucherterrasse musste von 90 cm auf 120 cm aufgefüttert und durch  eingezogenen Armierungsstahl zusätzlich ertüchtigt werden.  © Foto Diether von Goddenthow
Die Brüstung der Besucherterrasse musste von 90 cm auf 120 cm aufgefüttert und durch eingezogenen Armierungsstahl zusätzlich ertüchtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow

Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, hat das Städel Dach heute eröffnet: „Mit dem Städel Dach haben wir einen neuen Place-to-be, der für Frankfurterinnen und Frankfurter und auch für Touristen ein besonderer Anziehungspunkt sein wird. Von hier aus lässt sich ein großartiger Panoramablick auf unsere Stadt erleben, die Skyline und das Städel gehören fest zu Frankfurt. Das Städel überrascht Besucherinnen und Besucher nicht nur mit Ausstellungen und vielfältigen Bildungsangeboten, sondern auch mit beherzten Bauprojekten wie diesem. Mein Dank gilt allen, die die Besucherterasse geplant und möglich gemacht haben.“

Oberbürgermeister Mike Josef, Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Städelschen Kunstinstituts  und Dr. Philipp Demandt, Direktor des Städel-Museum. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Mike Josef, Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Städelschen Kunstinstituts und Dr. Philipp Demandt, Direktor des Städel-Museum. © Foto Diether von Goddenthow

Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, über die Idee des Städel Dachs: „Unsere neue Besucherterrasse ist die Krönung des Museumsbesuchs. Der Blick vom Städel Dach ist spektakulär und steht für die einzigartige Verbindung des Museums mit der Stadt und seiner Bürgergesellschaft. Als Frankfurter Museum wird das Städel getragen von zahlreichen privaten Förderern, Unternehmen und Stiftungen. Bis heute ermöglicht dieses außergewöhnliche Engagement, dass unsere Besucher in ‚ihrem Städel‘ Kunst erleben, Neues entdecken und zusammenkommen können – an einem Ort, an dem sie gerne sind, sei es in der Sammlung, im Städel Garten oder auf dem neuen Städel Dach. Ich danke den privaten Spendern für ihre Großzügigkeit, die den Bau der Besucherterrasse erst ermöglicht hat, und den Architekten schneider+schumacher sowie allen Projektbeteiligten für ihren Einsatz SKYLINEBLICK VOM MUSEUMSDACH – DAS STÄDEL DACH IST ERÖFFNET Seite 2/3 und die Vorfreude, mit der sie dieses Bauvorhaben begleitet haben. Das Städel Dach ist wie der Städel Garten und die weiteren baulichen Um- und Neubauten der letzten Jahre Teil eines großen Masterplans, mit dem die Attraktivität und Aufenthaltsqualität des Museums gestärkt werden soll.“

Treppenhaus der Spindeltreppen. © Foto Diether von Goddenthow
Treppenhaus der Spindeltreppen. © Foto Diether von Goddenthow

Auf einer Höhe von 15 Metern erstrahlt das Städel Dach über dem Haupteingang des Museums. Es befindet sich auf dem Mittelrisalit der historischen Mainuferfassade. Die Arbeit an der von schneider+schumacher konzipierten und mit zahlreichen Projektbeteiligten umgesetzten Besucherterrasse wurde im August 2022 begonnen. Den Architekten war es ein Anliegen, einen Ort zu schaffen, der einen außergewöhnlichen Blick auf die Stadt ermöglicht. Dabei wurde die unter Denkmalschutz stehende Fassade nicht verändert; im Inneren wurde eine platzsparende Lösung für den Aufgang auf die neue Besucherterrasse geschaffen. Dies gelang durch den Einbau zweier Spindeltreppen aus Stahl. Die zwei Zylinder mit jeweils 50 Stufen sind je zwölf Meter hoch und schaffen eine Verbindung zwischen Alt und Neu. Das Städel Dach ist ganzjährig für die Museumsbesucher geöffnet und über die Sammlung Alte Meister erreichbar. Im Zuge der Baumaßnahme für die neue Besucherterrasse ist im Zentrum der Sammlung Alte Meister ein Stifter-Saal entstanden, der dem Gründer und Namensgeber des Museums Johann Friedrich Städel und seiner Vision eines Bürgermuseums gewidmet ist. Das Städel Museum als älteste deutsche Museumsstiftung ist bis heute eine größtenteils privat finanzierte Stiftung bürgerlichen Rechts. Zahlreiche Freunde und Förderer folgen der Tradition des Stifters und bedenken das Städel Museum mit Kunstwerken, mit Vermögen oder in Testamenten. Auch das Städel Dach wurde vollständig aus privaten Spenden finanziert.

Panoramablick auf die Frankfurter Skyline von der neuen Besucherterrasse im Städel Museum Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow
Panoramablick auf die Frankfurter Skyline von der neuen Besucherterrasse im Städel Museum Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow

Alle Informationen rund um den Besuch des Städel Dachs finden sich auf der Website staedelmuseum.de.

April & Mai im Literaturhaus Frankfurt // Schreibwerkstatt für Jugendliche

Literaturhaus Frankfurt © Foto Diether von Goddenthow
Literaturhaus Frankfurt © Foto Diether von Goddenthow

Folgendes Veranstaltungsschwerpunkte hält das  Literaturhaus Frankfurt  für April und Mai 2024 bereit. Alle Veranstaltungen und Detail findet man  unter:
http://literaturhaus-frankfurt.de/programm/kalender/ 

Viele Veranstaltung sind Hybrid-Veranstaltungen. Streamingtickets sind erhältlich zu 5 Euro über den Kartenshop buchbar und 72 h nutzbar. Viele nutzen das Streamingtickets auch, um Präsensveranstaltungen daheim noch einmal nachzubereiten.

April:
15.4. Didier Eribon: Eine Arbeiterin
16.4. Michael Lentz: Heimwärts
18.4. Fiston Mwanza Mujila: Preis der Literaturhäuser 2024
23.4. Acht Orte – Acht Autor:innen mit Britta Boerdner und Zsuzsa Bánk im Deutschen Architekturmuseum (ausverkauft)
24.4. Florian Wacker: Vor den „Zebras im Schnee“ – Frankfurt liest ein Buch
30.4. Tanz in den Mai

Mai:
3.5. Freies Wort – Freies Europa? Zum Auftakt der Woche der Meinungsfreiheit
6.5. Arte Filmpremiere: Die Wahrheit über Franz Kafka
7.5. Erste Bücher von Kaleb Erdmann, Lorena Simmel und Dorothee Riese
15.5. Tupoka Ogette und Enissa Amani: Und jetzt du. Rassismuskritisch leben.
16.5. Jörg Hartmann: Der Lärm des Lebens (literaTurm)
21.5. Meri Valkama: Deine Margot
23.5. Mareike Fallwickl: Und alle so still

Junges Literaturhaus:
27.4. Julie Völk: Kleine Schwester, große Schwester – Bilderbuchnachmittag ab 4 Jahren
7. &. 8.5. Gedankenflieger – Für Klassen 3 & 4 (ausverkauft)
22.5. Karen Köhler: Himmelwärts – Ab Klasse 4
2.6. Bewerbungsschluss für das Schreibzimmer, die Schreibwerkstatt für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren. Alle Infos anbei.

Weitere Literaturhausprojekte:
Der Lesezirkel geht weiter; Mitglieder des Literaturhausvereins besprechen monatlich einen Roman und das seit mehr als 15 Jahren.
„Shared Reading“ findet seit 2017 und bisher mit Hunderten Lesebegeisterten Woche um Woche statt.
Das Fortbildungsprogramm „Kolleg Schöne Aussicht – Das Literaturhaus für Lehrerinnen und Lehrer“ trifft sich bereits seit 12 Jahren monatlich zum Austausch und geht auch in diesem Jahr weiter.

Literaturhaus Frankfurt e.V.
Schöne Aussicht 2,
60311 Frankfurt am Main
literaturhaus-frankfurt.de

Ungerecht, frech, satirisch und garantiert zutiefst politisch unkorrekt – Greser & Lenz mit Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg ausgezeichnet

"Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.
„Brüder und Schwestern der Deutschen Bahn, schämen Sie sich nicht, die weiße Flagge zu hissen und dem Bruder Weselsky nachzugeben“ , von Greser und Lenz dem Papst in den Mund gelegt, schaffte es am 12.03.2024 sogar auf die erste Seite der FAZ. Wer mehr Cartoons und Karikaturen vom feinsten sehen möchte, dem sei die große Ausstellung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche (Eingang Schadmuseum) vom 16.März bis 18.08.2024 wärmstens empfohlen.

Er könne sich nicht erinnern, „ wann unser Stadttheater zuletzt so voll war“, begrüßte Oberbürgermeister Jürgen Herzing am 16.März 2024 die etwa 700 Besucher im Aschaffenburger Stadttheater sowie im über Monitore zugeschalteten Bach-Saal und auf der Bühne 3 zur  Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg an das Karikaturisten-Duo Achim Greser und Heribert Lenz.
Als  Grußwortredner war sogar Günther Jauch, langjähriger Freund der Geehrten, nach Aschaffenburg angereist, ebenso weitere etliche  Weg-Begleiter von Greser & Lenz, darunter Pit Knorr und Bernd Eilert, Mitbegründer des Satiremagazins Titanic und der Neuen Frankfurter Schule.

Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Jürgen Herzing. © Foto Diether von Goddenthow

In der schillernden Welt der Kunst gäbe es Momente, so Herzing, in denen die kreative Essenz zweier Künstler eine unwiderstehliche Symbiose einginge und etwas Wunderbares hervorbringe. „Heute versammeln wir uns, um einen solchen Moment zu feiern, und die außergewöhnlichen Talente von Greser & Lenz mit dem Aschaffenburger Kulturpreis zu würdigen“.

Greser und Lenz seien nicht nur Namen, sondern „auch Markenzeichen für eine einzigartige Kombination aus künstlerischem Geschick, Intellekt und tiefschwarzen Humor. In einer Ära, in der die Welt von komplexen Herausforderungen geprägt ist, haben sie es geschafft, durch ihre Kunst nicht nur ein Lächeln auf unsere Gesichter zu zaubern, sondern auch einen Denkanstoß uns zu geben, der weit über ihre Zeichnungen hinaus reicht. Was beide Karikaturisten so einzigartig macht, ist nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihre Fähigkeit, die Welt durch die Linse des Humors zu betrachten.“, unterstrich Herzing.

Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung "Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz" am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.l.i.n.r.) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger: Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow
Abschlussfoto der Kulturpreisverleihung und Ausstellungseröffnung „Homo Sapiens raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ am 16. März 2024 im Stadttheater Aschaffenburg, ´(v.li.:) TV-Grußwortredner Günther Jauch, Freund der Preisträger, Achim Greser und Heribert Lenz (Preisträger), Oberbürgermeister Jürgen Herzig, Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte und Laudator Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenzen hätten es in einer Zeit voller Unsicherheit und der Veränderungen geschafft, „uns zum Lachen zu bringen, und gleichzeitig tiefgreifende Fragen aufzuwerfen. Diese Verbindung auf Humor und Tiefsinnigkeit ist das Markenzeichen ihrer Kunst“, lobte der Oberbürgermeister und lud herzlich, sich hiervon selbst ein Bild zu machen in der  großen Schau „Homo Sapiens Raus! Heimspiel für Greser und Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche vom 17.3. bis 18.8.2024.

Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus "Neulich vor 30 000 Jahren" von Greser und Lenz.
Neantertal den Neandertalern, Homo sapiens raus! Text aus „Neulich vor 30 000 Jahren“ von Greser und Lenz.

Der Titel der Ausstellung „Homo sapiens raus. Heimspiel für Greser und Lenz“ habe bereits seit langem festgestanden, aber dann kam Corona, und alles habe sich verschoben. Der Slogan beziehe sich auf das Greser&Lenz-Buch „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“, dessen Cover eine der berühmtesten Karikaturen der beiden zeige: einen Urmenschen, der den Arm zum „deutschen Gruße“ recke und „Neandertal den Neandertalern: ‚Homo sapiens raus!‘“ skandiere, so Herzing, der nun als Grußwortredner herzlich Günther Jauch begrüßte.

Greser & Lenz  „ungerecht, frech, satirisch und ironisch“ 

Was Günther Jauch an den Witzen von Greser und Lenz so fasziniere, sei die Balance aus Text und Bild, „und deswegen scheitere ich auch so oft, wenn ich eine Karikatur von Greser und Lenz beschreiben will. Vom Hören-Sagen erschließt sich die Komik nämlich sehr oft gar nicht. Es kommt darauf, ob man erst die Zeichnung anschaut, oder den Text liest, oder eben entsprechend umgekehrt“, verriet der Journalist und Fernsehmoderator über seine Rezeptionsversuche der Greser-und Lenz-Kunst. Die Greser und Lenz’schen Texte seien wie die Bilder „absolut fulminant; besonders, wenn es ans Reimen geht“, oder bei Wortwitz-Karikaturen wie diese, wo beispielsweise eine Frau auf dem Küchentisch eine Nachricht ihres Mannes findet, worauf steht „Die Autobatterie ist leer, Bin Laden!“ Darunter heißt es: „Der internationale Terrorismus ist überall!“.

"Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (...) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen  Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen  Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow
„Die Werke von Greser und Lenz sind wie die beiden selbst, völlig zeitlos“ (…) „ein Leben ohne deren Kunst kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, verriet Günther Jauch in seinen Worten für seine Freunde Greser und Lenz anlässlich des ihnen verliehenen Aschaffenburger Kulturpreises. © Foto Diether von Goddenthow

Günther Jauch bekannte, dass ihn Greser und Lenz regelmäßig vor immer neue Rätsel stellten, etwa, „wer zeichne, wer texte, ob beide beides könnten, und warum man, wenn dieses so wäre, die Beiden nicht auseinanderhalten“ könne. Und was sei, „wenn ihnen was einfällt, es ihnen aber selbst nicht gefällt, aber der Redaktionsschluss droht, oder wenn die Redaktion den Witz nicht gutfindet oder, schlimmer noch, überhaupt nicht kapiert?“ so Jauch. Vor  allem aber, frage er sich, was denn das Geheimnis der „Einzigartigkeit der Kunst“ von Greser und Lenz sei.

Sicher könne man jedoch sein, dass die Komik zuverlässig zündend sei, und die beiden Künstler „nichts und niemanden“ schonten. „Sie sind ungerecht, sie sind frech, sind satirisch. Sie sind ironisch. Sie seien „anarchistisch gegen jeden und alles“ so Jauch. Und wenn ihnen wirklich etwas wurscht sei, „dann ist es tatsächlich die Politische Korrektheit:  Diese so vorhersehbare langweilige humorlose Zumutung, die heute für so viele an erster Stelle steht, womit man scheinbar immer zum besseren Teil der Menschheit gehört, was erfahrungsgemäß ja nicht stimmt.“ schimpfte Jauch unter tosendem Beifall über die Schwierigkeiten für Humor in woken Zeiten.

Radikale politische Korrektheit vertrage keine Zweideutigkeiten

Achim Greser habe ihm in diesem Zusammenhang kürzlich einmal sein Leid geklagt über den „unaufhaltsamen Niedergang des Zeitungswesens und die zeitgeistlichen Zumutungen und Narreteien einer woken Gesellschaft, die Witz, Satire und Ironie als Menschenrechtsverletzungen sieht, anstatt sie zu begreifen als Mittel einer dringend notwendigen Gemütsentlastung und menschenfreundlichen Herzensbildung!“ Tosender  Applaus.

Impression aus dem  Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Aschaffenburger Stadttheater. © Foto Diether von Goddenthow

Aber es sei wohl so, sagte Jauch, „wie die US-Autorin Sarah Pines die Entscheidung der New York Times, überhaupt keine Karikaturen mehr zu veröffentlichen, einst kommentiert hatte: „Radikale politische Korrektheit verlangt wertfreie Worte und Bilder, die Kategorien wie Rasse, Sexualität und Religion ausspart. Sie verträgt keine Zweideutigkeiten, keine Ambivalenzen, keinen Humor, und keine ironische Spitzen.“.

Greser und Lenz, so Günther Jauch, hätten das einmal gemeinsam so formuliert: „ Wer will denn aber in so einer freudlosen spaßbefreiten Welt leben, wo ein Witz auf Kosten eines anderen unter Strafe gestellt, das Denunziantentum gefördert und nicht einmal mehr den Narren Freiheit gewährt wird“.

Oder, so Jauch, komme das Ende  für die Beiden „zum Beispiel im Gewand einer Kündigung von einem Tag auf den anderen daher, wie Greser und Lenz vor wenigen Jahren nach einer gerade mal einjährigen Zusammenarbeit mit dem Spiegel erfahren mussten.“ Die Begründung des –  ehemaligen – Chefredakteurs lautete, „dass man nach der Relotius -Affäre jetzt wieder – Zitat – ‚mehr auf Wahrhaftigkeit setze!‘“, so Jauch. Lautes Lachen und  allgemeine Heiterkeit im Theater. „Diese Doppelmoralisten, ist ja nicht zu glauben“, rief eine Frau aus dem Publikum.

Greser und Lenz hätten daraufhin, so Jauch, in ihrem Dank für die kollegiale flotte und sehr freundliche Zusammenarbeit den Kollegen der Spiegel-Bild- und Wirtschaftsredaktion alles Gute und dem Chefredakteur augenzwinkernd „wenigstens eine mittelschwere Fischvergiftung“ gewünscht. Großes Gelächter und Beifall über so viel derben  schwarzen Humor.

Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression Verleihung des Kulturpreises der Stadt Aschaffenburg am 16.03.2024 © Foto Diether von Goddenthow

Greser und Lenz  völlig zeitlos 
Anders als der inzwischen – gekündigte –  Spiegelredakteur wären Greser und Lenz immer noch da, bemerkte Günther Jauch. Für ihn gehörten die beiden Karikaturisten zu „meinem Leben, täglich in der FAZ, in ihren Büchern und bei mir zuhause.“ Er habe in den frühen 1990er Jahren bei einer Vernissage in München drei Zeichnungen von Greser und Lenz gekauft mit einem Witz über einen Blinden, ein Witz über Ostdeutsche und ein Witz über Chinesen. „Alle drei Zeichnungen sind politisch natürlich völlig unkorrekt, und wahrscheinlich heute, zumindest öffentlich, nicht mehr ausstellungs-, geschweige denn druckfähig definiert“, so Günther Jauch. Dabei seien „die Werke von Greser und Lenz, wie die beiden selbst, völlig zeitlos“, unterstrich der Laudator, der sich „ein Leben ohne die  Kunst von Greser und Lenz überhaupt nicht vorstellen“ könne. Er gratulierte den beiden Preisträgern zu dem Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg, und ermutigte das Künstlerpaar diese Auszeichnung  zum Anlass zu nehmen, „um noch ein paar Jahre dranzuhängen und weiter die großartigsten Witze für Deutschland zu produzieren“,

Laudatio: Mögen die Heroen der Karikatur weiterhin von der Muse geküsst werden
"Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab", unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow
„Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab“, unterstreicht Dr. Stefan Trinks, FAZ-Kunstressortleiter, in seiner Laudatio. © Foto Diether von Goddenthow

Da Günther Jauch im Grunde schon alles gesagt habe, könne er, so FAZ-Kunstressortleiter Dr. Stefan Trinks in seiner Laudatio „jetzt nur noch die Bilder als Kunsthistoriker dazu liefern“. Das war natürlich die glatte Untertreibung. Gegliedert in die vier Schwerpunkte: „Gegen Gott und die Welt“, „Kunstgeschichte als Schatztruhe“, „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ und „Die Geburt der karikativen Kunst (…)“, legte Stefan Trinks  aus unterschiedlichen Perspektiven vielfältige und spannende Zugänge zum breit aufgestellten künstlerischen  Werk von Greser und Lenz.

Für die beiden, so der Laudator, gelte strikt Erich Kästners Diktum, wonach „der angestammte Platz des Moralisten“, und man dürfe ergänzen „des Karikaturisten“, „der verlorene Posten“ sei. „Nie machen sich die beiden gemein mit den Mächtigen. Doch bekommen auch die Ohnmächtigen und Querdenkenden regelmäßig bei ihnen ihr Fett ab.“ Greser und Lenz trügen gewissermaßen „Tarnkappen und Camouflage, um sich unsichtbar an jeden internationalen Politik-Tisch und an jeden nationalen Stammtisch hinzugesellen zu können“, um, wie oft genug, in abstrus werdende Entwicklungen der dort Anwesenden hineinkriechen zu können.

Zudem sei die heilige Pflicht des lauteren Karikaturisten, „keine Ehrfurcht vor dem Heiligen zu haben“, so Stefan Trinks. So zeigten eben auch Greser und Lenz „Gottvater als mit seiner Schöpfung einen zutiefst Hadernden, und mit der modernsten Digitaltechnik, in diesem Falle einer RV-Datenbrille, rosa eingefärbten Welt, wie viele ältere Herren leicht überfordert mit diesem Satz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“

Karikatur von Greser und Lenz "Irgendetwas habe ich falsch gemacht" © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow
Karikatur von Greser und Lenz „Irgendetwas habe ich falsch gemacht“ © Greser und Lenz © Foto Diether von Goddenthow

 

Wie schon einer der größten französischen Karikaturisten Honoré Daumier griffen auch Grese und Lenz  hin und wieder auf historische Vorbilder zurück, etwa bei ihrem „Werk Wladimir der Schreckliche nach Repin“, welches sie Ilja Repins Historiengemälde von 1883 „Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ genial nachempfanden (siehe FAZ-Im Kreml brennt kein Licht). In „unaufdringlicher Weise“ ließen sie „diese in ihre meisterlichen Zeit- und Gesellschaftsstudien einfließen, und schüfen dadurch letzten Endes mehr als „nur“ Karikaturen, sondern „miniaturisierte Historienbilder“, so der Laudator. „Und auch wenn sie sich gerne von größerer Kunst inspirieren lassen, schaffen Greser und Lenz durch den Übertrag vertrauter Bildformulare in einem neuen überraschenden Kontext immer etwas gänzlich Neues“, lobte Stefan Trinks die hohe Kunst der Preisträger.

In seinem dritten Punkt „Fauna als gefundenes Fressen für Greser und Lenz“ zeigte und analysierte Stefan Trinks, wie das Künstlerpaar in alter Tradition, von mittelalterlicher Heraldik und Märchenwelt inspiriert, Tieren bestimmte Wesenszüge zuordnete und „für zumeist zutiefst menschliche Geschichten anthropomorphisiere“, die „dann als vermenschlichte Stellvertreter wieder für uns herhalten“ müssten.
All diese Bilder stünden sozusagen als Vignetten über den rechtsphilosophischen Texten der 2008 gegründeten FAZ-Zeitungsserie Staat und Recht. Sie illustrierten diese Artikel jedoch nicht, sondern illuminierten sie. Denn Gresers und Lenz „zeichnerisch prachtvoll kolorierten Aquarelle gingen oft weit über diese Texte hinaus“ und „erschlössen vielmehr neue Denkräume“, was „sich eben auf die Denkfreiheit in Bezug auf das Geschriebene“ auswirke, so der Laudator.

"Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!", Sprechblase aus "Frühe Pandemie", von Greser und Lenz.
„Wird Zeit, dass die Quarantäne zu Ende geht, Urg macht mich noch wahnsinnig mit seinem hässlichen Geschmiere!“, Sprechblase aus „Frühe Pandemie“, von Greser und Lenz.

Abschließend, Punkt 4, stellte Stefan Trinks eine der für ihn „hintersinnigsten Karikaturen“ vor, „Der Blick in eine Steinzeithöhle mit dem Titel ‚Frühe Pandemie‘“ sei „geradezu ein Manifest der beiden“, in der, so der Laudator, Greser und Lenz auch zugleich ein wenig „ihre eigene Situation des gelingenden Überlebens spiegeln und hinterfragen.“

Selbst in einer enger werdenden woken Welt sei für die beiden Heroen der Karikatur, die stilistisch wie künstlerisch stets untadelig austeilten, die Chance zumindest groß, „bei feinsinnig und humanistisch gesinnten Zeitgenossen auch weiterhin so begeisternd gut anzukommen, wie dies viele Leserbriefe und Gespräche mit den Betrachtern und Genießern ihrer Zeichnungen offenbarten“, war der  Laudator ganz zuversichtlich, und  wünschte Heribert und Achim, dass sie „immer von der Muse geküsst werden“.

Die Preisverleihung – erstmals mit Bronzetafel

Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing  als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow
Die Überraschung ist gelungen, als Oberbürgermeister Jürgen Herzing als Zugabe zum Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg an Heribert Lenz und Achim Greser eine Bronze-Tafel hervorzaubert. Diese wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. © Foto Diether von Goddenthow

Die derart Geehrten fanden im Anschluss an die Preisüberreichung durch Oberbürgermeister  Jürgen Herzing, assistiert von Joachim Jauch, passende Worte des Dankes, insbesondere, dass dieser Aschaffenburger Kultur-Preis für sie, die vor 20 Jahren  in Aschaffenburg eine neue Heimat gefunden hätten, sehr viel bedeute, insbesondere auch die Ehrung mit der Ausstellung „Homo sapiens raus“.
Neben einer großen Urkunde gab es zum  Kulturpreis der Stadt Aschaffenburg zum ersten Mal zusätzlich eine Bronzetafel, die man  ja am Haus oder auch anderswo anbringen könne.

Gedenken an Caricatura-Direktor a.D. Achim Frenz

"Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt" Text aus "Tod, wo ist dein digitaler Stachel" von Greser und Lenz.
„Ich sag mal so: Ich habe das Passwort Ihres Lebens-Accounts geknackt“ Text aus „Tod, wo ist dein digitaler Stachel“ von Greser und Lenz.

Jedoch, so Greser und Lenz, würden sie  heute Abend einen in der Runde sehr vermissen: Achim Frenz, der erst im Oktober 2023 in den „Ruhestand“ verabschiedet worden war. Er war  Gründungsdirektor des Frankfurter Caricatura-Museums für komische Kunst und Mitherausgeber des Satiremagazins „Titanic“. Und er habe noch so viel vorgehabt. „Achim“, der 2021 im Caricatura-Museum Frankfurt die Jubiläumsausstellung „Schlimm. Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland“ für sie ausgerichtet  habe,  hätte sich „schon sehr auf diesen Termin in Aschaffenburg gefreut“. Nun sei er unerwartet, plötzlich und viel zu früh von uns gegangen, so Greser und Lenz: „Wir werden dich sehr vermissen!“,

Greser und Lenz haben  „den“ Tod immer wieder auch zu ihrem Thema gemacht, nahmen und nehmen ihn ganz pietätlos auf die Schippe, und helfen  uns so, die Angst davor wegzulachen und vielleicht auch die Trauer bei Verlusten ein wenig besser zu verkraften.

Ein musikalischer Spaß

Zum Auftakt und zwischen den Reden, der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen musikalischen Spaß (KV 522). © Foto Diether von Goddenthow
Zum Auftakt, zwischen den Reden der Preisverleihung und zum Abschluss überzeugte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Mozarts (1756 . 1791) meisterlich dargebotenen schrägklingenden „Musikalischen Spaß (KV 522)“. © Foto Diether von Goddenthow

Passend schräg zum „anstößigen“ Werk der Preisträger umrahmte das Collegium Musicum Aschaffenburg mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Musikalischem Spaß“ (KV 522) den Abend. Mozarts  Komposition, die – gewollt – mit jedem gespielten Satz disharmonischer klingt, war im 18. Jahrhundert eine bittersüße Rache des Wunderkindes auf  „unfähige  Komponisten, arrogante Streicher und auf betrunkene Hornisten“.

Ausstellung: „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz

Ausstellungs-Impression "Homo sapiens raus!" © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Homo sapiens raus!“ © Foto Diether von Goddenthow© Foto Diether von Goddenthow

Museumsdirektor Dr. Thomas Schauerte gab im Anschluss an die Preisverleihung einen kurzen Überblick und thematischen Einstieg in die fulminante Ausstellung „Homo sapiens raus! Heimspiel für Greser & Lenz“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche, die noch bis zum 18. August 2024 läuft und absolut sehenswert ist.

(Diether von Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26
63739 Aschaffenburg
Öffnungszeiten
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr
montags geschlossen

Osterferienprogramm im Hessenpark: Tolle Wolle und Tage der Schauspielführungen

Die neue Schauspielführung „Entwurzelt – fünf Frauen in der Fremde“ feiert am 10. April Premiere. Foto: Freilichtmuseum Hessenpark
Die neue Schauspielführung „Entwurzelt – fünf Frauen in der Fremde“ feiert am 10. April Premiere. Foto: Freilichtmuseum Hessenpark

Neu-Anspach, 25. März 2024. In der zweiten Osterferienwoche gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark Wolle in verschiedenen Variationen: Vom 2. bis 7. April stehen von 11 bis 17 Uhr vielfältige Mitmachaktionen zur Naturfaser auf dem Programm. Wie im Märchen kann man im Haus aus Grebenau das Spinnen an der der Handspindel ausprobieren – natürlich ganz ohne böse Fee. An ausgewählten Tagen haben Kinder dort auch die Möglichkeit, sich an den Webstuhl zu setzen und kleine Textilien anzufertigen. Im Haus aus Ewersbach entstehen aus Garn die beliebten Wollvögelchen und es kann geflitzt werden.

In der dritten Ferienwoche nimmt das Museumstheater Besucher*innen mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Vom 8. bis zum 14. April beginnen am Brunnen auf dem Marktplatz um 13 und 15 Uhr verschiedene Schauspielführungen. Am 8. und 11. April nimmt Familie Orth interessierte Museumsgäste mit ins 19. Jahrhundert – in eine Zeit, in der viele Handwerker durch die Einführung der Gewerbefreiheit und Aufhebung der Zünfte ihren ursprünglichen Beruf verloren. Frieda Sommer gibt am 9. April Einblicke in ihre Lebenswelt und teilt die Haushaltstipps der Familie. Am 10. April steht eine Premiere an: Die neue Schauspielführung „Entwurzelt – fünf Frauen in der Fremde“ ist erstmals zu sehen. Das Museumstheater nimmt hier fünf Biografien von Frauen in und aus Hessen in den Blick, deren Schicksale trotz unterschiedlichster Lebensumstände eng miteinander verbunden sind. Die erneute Chance für eine Teilnahme bietet sich am 14. April. Zwei echte Klassiker gibt es zum Start ins letzte Ferienwochenende: Den Anfang macht die Märchenführung am 12. April. Der beliebte Landbriefträger Rudi besucht das Museum am 13. April.

Osterferienprogramm im Hessenpark
Tolle Wolle, 2. bis 7. April 2024, 11 bis 17 Uhr
Tage der Schauspielführungen, 8. bis 14. April, 13 und 15 Uhr

Weitere Informationen Freilichtmuseum Hessenpark

Wiesbadener Reit-und Fahr-Club e.V. trauert um Dr. Hanns-Dietrich Rahn

Der WRFC trauert um Dr. Hanns-Dietrich Rahn Foto: Frank Hennig
Der WRFC trauert um Dr. Hanns-Dietrich Rahn Foto: Frank Hennig

„Hanns-Dietrich war nicht nur der Vize-Präsident des WRFC, mit dem der gesamte Vorstand ausgesprochen gerne zusammengearbeitet hat“, erklärt WRFC-Präsidentin Kristina Dyckerhoff. „Er war auch ein besonderer Freund und sehr wertvoller Mensch.“ Dr. Hanns-Dietrich Rahn, Vize-Präsident des Wiesbadener Reit- und Fahr-Clubs e.V. (WRFC), ist am 19. März im Alter von 72 Jahren nach langer Krankheit verstorben.

Rahn war Orthopäde und Chirurg mit Praxen in Wiesbaden und Idstein, hatte von 1996 bis 2021 das Amt des Mannschaftsarztes von Fußball-Zweitligist SV Wehen Wiesbaden inne und war seit 1995 leitender Turnierarzt des LONGINES PfingstTurniers Wiesbaden. Mit zwei Personen fing es an, zuletzt leitete Rahn ein Team von rund 15 Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen während der Turniertage. Seit 2007 war er zudem Vize-Präsident beim WRFC.

Die Verbundenheit des Arztes zum Pferdesport im Allgemeinen und im Speziellen zum WRFC und dem Wiesbadener PfingstTurnier war in jedem Moment zu spüren. Er strahlte während der Pfingstturniertage rund um die Uhr positive Energie und Freude aus, war in absolut jedem Moment ansprechbar und hilfsbereit und genoss die Pferde, die Zuschauer und sein Ärzteteam. Wenn er über sein Amt als Chef der ärztlichen Versorgung sprach, fielen stets die Begriffe ‚Freude‘ und ‚Ehre‘.

1957 war der sechsjährige Hanns-Dietrich zum ersten Mal mit seinen Eltern auf dem PfingstTurnier, seither hatte er fast keins verpasst – Pfingsten bedeutete Pfingstturnier mit vollem Einsatz.
In turbulenten Zeiten, die jedes pferdesportliche Großevent spätestens die letzten drei Monate, bevor es richtig losgeht, mit sich bringt, war Hanns-Dietrich Rahn stets der ruhende Pol. Der, der immer einen Rat wusste, der Lösungen statt Probleme mitbrachte und mit seinem offenen Lächeln eventuell aufkommenden Unmut sofort im Keim erstickte.

Der Vorstand des Wiesbadener Reit- und Fahr-Clubs ist zutiefst erschüttert und denkt in herzlichster Anteilnahme an seine Frau und seine drei Kinder. Hanns-Dietrich Rahn fehlt und wird nicht vergessen werden – der Vize-Präsident, der Arzt und vor allen Dingen der wunderbare Mensch.
(KiK/Pe&Pa)

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankt ehrenamtlichen Helden und Heldinnen des Alltags beim Bürgerempfang

Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfing heute über 350 junge Menschen in der Staatskanzlei, um ihnen für ihr vorbildhaftes ehrenamtliches Engagement zu danken. © Foto Diether von Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfing heute über 350 junge Menschen in der Staatskanzlei, um ihnen für ihr vorbildhaftes ehrenamtliches Engagement zu danken. © Foto Diether von Goddenthow

 

Einmal im Jahr öffnet die Staatskanzlei ihre Türen für ehrenamtlich Engagierte. Diesmal stehen vor allem junge Menschen im Mittelpunkt, die sich in den vielfältigen Bereichen des Ehrenamts einsetzen. „Das großartige Engagement der vielen jungen Menschen, die heute gekommen sind, erfüllt mich mit Stolz und Wertschätzung. Ich sehe hier heute ganz viel Kraft und Aufbruchsgeist. Das macht Rheinland-Pfalz zu einem tollen Bundesland, in dem es Spaß macht zu leben und in dem es die Aussicht auf eine gute Zukunft gibt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer beim Bürgerempfang in der Staatskanzlei.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, © Foto Diether von Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer, © Foto Diether von Goddenthow

„Ihr Engagement macht Sie zu Helden und Heldinnen des Alltags von heute und von morgen. Sie alle eint, dass Sie sich als junge Menschen für die gemeinsame Sache engagieren; für das, was uns alle angeht. Sie mischen mit Begeisterung und klugen, neuen Ideen mit. Was Sie bewegen, bringt uns nach vorne! Sie alle engagieren sich in ganz unterschiedlichen Bereichen. Sei es in Jugendparlamenten, Rettungsdiensten, Hilfsorganisationen, Unternehmensvertretungen, Sportvereinen und in vielen anderen Organisationen, Initiativen und Aktionen. Ihr Engagement ist vielfältig und Ihre Ideen und Taten formen unser Jetzt und unsere Zukunft. Durch Ihr Tun und Wirken machen Sie einen Unterschied im Leben anderer und einen Unterschied in unserem Land“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

„Mit Ihrem Engagement sind Sie in mehrfacher Hinsicht nicht allein: Meine Landesregierung steht hinter Ihnen und hört auf Ihre Stimmen. Wir sind davon überzeugt, dass Sie die Zukunft mit Ihrer Meinung positiv prägen können. Ich stehe mit voller Überzeugung für das Wählen ab 16 Jahren und ich werde nicht müde, weiter dafür zu kämpfen, dass Wählen ab 16 auch bei der Landtags- und Bundestagswahl möglich wird. Wählen ist ein Grundrecht und das steht jungen Menschen zu. Mit dem Wahlrecht ab 16 stärken wir unsere Demokratie und dies ist ein Gewinn für uns alle“, so die Ministerpräsidentin.

Einmal im Sessel der Ministerpräsidentin sitzen, einmal so tun als ob - Viel Spaß hatten die Jugendlichen bei der Erkundung der Staatskanzlei. © Foto Diether von Goddenthow
Einmal im Sessel der Ministerpräsidentin sitzen, einmal so tun als ob – Viel Spaß hatten die Jugendlichen bei der Erkundung der Staatskanzlei. © Foto Diether von Goddenthow

Was jetzt entschieden werde, stelle die Weichen für zukünftige Generationen. Wenn man gutes Leben in Rheinland-Pfalz zukunftsfest machen wolle, brauche es die Perspektive der jungen Generation – sei es beim Klimaschutz, bei der Digitalisierung oder bei der Gesundheitsversorgung. „Ich bin froh, dass bei den Wahlen zum Europäischen Parlament schon alle Bürger und Bürgerinnen ab 16 mitentscheiden dürfen. Bitte ermutigen Sie jede und jeden, am 9. Juni wählen zu gehen und setzen auch Sie Ihre Stimme ein. #use your vote oder #Nutze Deine Stimme ist das Motto für die Europawahl. Wenn viele junge Menschen wählen, zeigen sie gemeinsam, dass sie die Richtung mitbestimmen wollen und dass sie die Kraft haben, zu entscheiden, ob wir ein offenes weltzugewandtes Europa haben oder ein Europa, in dem Grenzen mehr zählen als Freiheit und Freundschaft“, erklärte die Ministerpräsidentin.

„Alle, die sich für unser Gemeinwohl und unsere demokratische, offene Gesellschaft engagieren, stärken die Gemeinschaft und setzen damit ein Fundament gegen alle Versuche, unsere Gesellschaft zu spalten. Lassen Sie uns gemeinsam gegen Fake News antreten, indem wir jede noch so kleine Grenzüberschreitung benennen, indem wir uns zusammenschließen,“ betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Rheinland-Pfalz sei ein Land des Zusammenhalts und des Engagements und dies sei die beste Grundlage, um ein starkes Demokratie-Land zu sein. Die Landesregierung stehe dem Ehrenamt als aktive Förderin zur Seite und wolle gute Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehöre unter anderem die Einführung der Ehrenamtskarte.

Abschließend bedankte sich die Ministerpräsidentin bei allen, die sich in Rheinland-Pfalz engagieren: „Wir brauchen Menschen wie Sie, die anpacken, dranbleiben und die Welt bewegen, die im Jetzt und im Heute leben und das Morgen sehen. Nochmal ganz herzlichen Dank und ein lautes Weiter-So für Sie und Ihr Engagiert-Sein!“

Impression aus dem Medienraum, wo sich die jungen Leute über Möglichkeiten von KI erkundigen konnten. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Medienraum, wo sich die jungen Leute über Möglichkeiten von KI erkundigen konnten. © Foto Diether von Goddenthow

Während des gesamten Empfangs wurde den Gästen ein vielfältiges Programm geboten. Nach der Begrüßungsansprache haben die Ehrenamtlichen Gelegenheit für ein Foto und ein Gespräch mit der Ministerpräsidentin. Darüber hinaus konnten sie die Staatskanzlei erkunden und ihre Fragen an die Mitarbeitenden richten. Dazu stehen alle Räume, vom Stresemannsaal bis zum Kabinettssaal, dem Weinkeller und dem Büro der Ministerpräsidentin, offen.

„Bis in die Seele ist mir kalt“ (ORF/ZDF) gewinnt 20. Deutschen FernsehKrimi-Preis – Sonderpreis Beste Darstellerin an Linde Prelog

Gewinnerfilm: Bis in die Seele ist mir kalt Im Bild (v.li.): Jutta Fastian (Martina Schober), Pia Hierzegger (Oberinspektorin Acham).  ©  ORF/Mona Film/Helga Rader
Gewinnerfilm: Bis in die Seele ist mir kalt Im Bild (v.li.): Jutta Fastian (Martina Schober), Pia Hierzegger (Oberinspektorin Acham). © ORF/Mona Film/Helga Rader

Wiesbaden, den 22. März 2024 – Bis in die Seele ist mir kalt (ORF/ZDF) triumphiert beim Deutschen FernsehKrimi-Festival 2024 und holt gleich zwei Preise. Im Rahmen der Preisverleihung in der Caligari FilmBühne überreicht der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden Gert-Uwe Mende den Hautpreis des Festivals dem Landkrimi aus Österreich. Regie führte Daniel Geronimo Prochaska. Die Hauptrollen spielten Pia Hierzegger, die auch das Drehbuch schrieb, Jutta Fastian, Alicia von Rittberg und Clemens Berndorff.

Über den Gewinner des 20. Deutschen FernsehKrimi-Preises sagt die Jury: „Bis in die Seele ist mir kalt erzählt das Leben, wie es ist. Und das ist, was wir an diesem Film so schätzen: Dass er für uns Zuschauer auch über die Spannung eines guten Krimiabends hinaus ein Anstoß ist, einen sensibleren Blick auf das Ganze zu werfen und mehr Verständnis für die Zusammenhänge unseres Miteinanders einzunehmen.“ Der Hauptpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals ist mit 1000 Litern Rheingau-Wein dotiert.

Sonderpreis Beste Darstellerin

Linde Prelog erhält für ihre Rolle der Frau Gritznigg in dem Krimi über Einsamkeit am Ossiacher See den Sonderpreis Beste Darstellerin erhält Linde Prelog. © Foto Diether von Goddenthow
Linde Prelog erhält für ihre Rolle der Frau Gritznigg in dem Krimi über Einsamkeit am Ossiacher See den Sonderpreis Beste Darstellerin erhält Linde Prelog. © Foto Diether von Goddenthow

Den Sonderpreis Beste Darstellerin erhält Linde Prelog für ihre Rolle der Frau Gritznigg in dem Krimi über Einsamkeit am Ossiacher See. Das Jury-Votum – einstimmig: „Linde Prelog gibt dem Leben einer ländlichen Einfachheit die Größe eines Staatsumlaufs. Die schmerzliche Einöde, der gelegentliche Trost in einem Glaserl Bier und das Vergessenwollen in der Senilität entlarvt sie als Flucht vor der Einsamkeit, aber keineswegs als Folge der mangelnden Präsenz. Unser Zusammenleben drängt uns auf, dass das Altsein eine Bürde sei. Linde Prelog ist für uns Sinn- und Vorbild dafür, dass das nicht stimmt. Sie hat mit ihrer Frau Gritznigg ein Monument gesetzt. Wir alle dürfen hier demütig sagen: Das Alter macht nicht den Unterschied, sondern die Lebensweisheit.“

 Krimiserie des Jahres

„Deine Brüder“ ist eine von vier Folgen der Anthologie-Serie © Viacom International
„Deine Brüder“ ist eine von vier Folgen der Anthologie-Serie © Viacom International

In der Kategorie Krimiserie des Jahres entschied sich die Studierendenjury für Zeit Verbrechen: „Die Serie trifft genau den Zeitgeist. Sie greift nicht nur fesselnde Themen auf, sondern nimmt uns emotional auf eine Reise mit, die uns gesellschaftliche Strukturen hinterfragen lässt“, so die Jury, die jeder der vier Episoden attestiert, „den Krimi auf eine andere Weise neu zu interpretieren.“

Sonderpreis Drehbuch

Mit dem Sonderpreis Drehbuch werden die Autoren Stefan Brunner und Lorenz Langenegger ausgezeichnet für den Schweizer Tatort – Von Affen und Menschen. Die Jury würdigt die „geniale Arbeit“ des Autorenduos: „Auf so eine Filmvorlage muss man erstmal kommen. Denn was dabei mit eingefangen wird, ist außergewöhnlich! Verantwortung in Freundschaft, Manipulation unter Amtsträgern, die immer entscheidende Frage nach: Worum geht es? Was ist das Motiv? Und dann noch eine der niederen Beweggründe der Rechtsbarkeit – GIER – ins Zentrum der menschlichen Abtrünnigkeit ganz still und leise als Grundton aller Beteiligten einzuflechten, ist von einer Multidimensionalität, die die begrenzte Dreidimensionalität unseres Seins auf den Kopf stellt. Vertraute Sehgewohnheiten werden mit Freude durchbrochen. Skurril und grotesk aber zu keinem Zeitpunkt abgehoben. Und so trägt sich die Spannung des perfekt durchdachten Kriminalfalls bis zum Ende.“

Sonderpreis und Publikumspreis  für Tatort „Was ihr nicht seht“

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) © MDR/MadeFor
Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) © MDR/MadeFor

Zwei Preise gehen nach Dresden. Der Tatort – Was ihr nicht seht (MDR) erhält den Sonderpreis des Festivals für das gesamte Ensemble und den Publikumspreis des Wiesbadener Kuriers 2024. Der Film von Regisseurin Lena Stahl, die mit Peter Dommaschk und Ralf Leuther das Drehbuch schrieb, überzeugte sowohl die Fach- als auch die Publikumsjury.

Die Fachjury sagt über die Arbeit des Ensembles: „Menschen sind keine Ämter. Und cholerische Arschlöcher keine unsensiblen Vollidioten. Wir Menschen sind nicht nur das, was wir sehen. Wir sind vielmehr das, was wir nicht sehen. Und so ehrt der Titel Was ihr nicht seht mehr als nur einen Film. Er drängt uns zu sehen, was wir wirklich sind: Spielbälle der Ereignisse. Danke an das Ensemble aus Dresden für euer intimes Spiel, das uns zu dieser Erkenntnis mitgenommen hat.“

Die Leserinnen und Leser des Wiesbadener Kuriers würdigten, dass der Film alles erfülle, was einen guten Krimifilm ausmacht: „Ein logischer Aufbau, eine feinfühlige Umsetzung mit sensiblen Themen oder Rollen, ein modernes und zeitgemäßes Thema und ein durchgängiger Spannungsbogen. Wir möchten unterhalten werden ohne verwirrende Nebenschauplätze und dies auf eine feine und intelligente Art.“

8. Nachwuchs-Drehbuchwettbewerb 2024

Carolin-Sünderhauf siegte beim 8. Drehbuchnachwuchswettbewerb 2024 des Deutschen Fernsehkrimifestival mit ihren Werk "Das Ende der Zukunft".© Foto Diether von Goddenthow
Carolin-Sünderhauf siegte beim 8. Drehbuchnachwuchswettbewerb 2024 des Deutschen Fernsehkrimifestival mit ihren Werk „Das Ende der Zukunft“.© Foto Diether von Goddenthow

Zum vielversprechendsten Drehbuchnachwuchs wurde Carolin Sünderhauf gekürt mit „Das Ende der Zukunft“. Dabei handelt es sich um einen „Murder–Mystery–Romance–Science Fiction–Coming of age: Der ziemlich wilde Genremix  in einem Miniserienkonzept umgesetzt, überzeugte die Jury. Das Ende der Zukunft von Carolin Sünderhauf beweist, dass das geht“, erklärt Jurorin Isabel Kleefeld.

Die Preisverleihung fand heute Abend um 20 Uhr in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden statt.

Gute Stimmung herrschte die ganze Woche des 20. Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2024, welches wohlgelaunt mit der Verleihung des FernsehKrimi-Preises gestern Abend in der Wiesbadener Filmbühne Caligari heiter zu Ende ging. © Foto Diether von Goddenthow
Gute Stimmung herrschte die ganze Woche des 20. Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2024, welches wohlgelaunt mit der Verleihung des FernsehKrimi-Preises gestern Abend in der Wiesbadener Filmbühne Caligari heiter zu Ende ging. © Foto Diether von Goddenthow

Das Festival geht morgen mit der Langen FernsehKrimi-Nacht in der Caligari FilmBühne zu Ende, von 18 Uhr an laufen alle zehn Wettbewerbsfilme im Marathon.

Über das Festival:
Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung durch die Hessen Film & Medien, den Hessischen Rundfunk und die SV SparkassenVersicherung, in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden, dem Wiesbadener Kurier und dem Literaturhaus Villa Clementine.

Weitere Informationen: https://fernsehkrimifestival.de/

Literaturpreis von ZDF, 3sat und Mainz an Julia Schoch verliehen

Die Mainzer Stadtschreiberin 2024: Julia Schoch © ZDF/Maximilian von Lachner
Die Mainzer Stadtschreiberin 2024: Julia Schoch © ZDF/Maximilian von Lachner

Der Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wurde am Freitag, 22. März 2024, um 17.00 Uhr an die Schriftstellerin Julia Schoch vergeben. Dr. Nadine Bilke, Programmdirektorin des ZDF, und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Nino Haase, überreichten der Preisträgerin im Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie die Urkunde.

Über die Preisträgerin sagte die ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke: „Julia Schochs Erzählungen und Romane eröffnen mit der Aufmerksamkeit für weibliche Perspektiven und Frauenschicksale ganz neue Eindrücke von Freiheit, Identität und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Verbundenheit. Sie schreibt in einem ganz eigenen Ton, den sie – und das sehr erfolgreich – in die deutschsprachige Literatur einbringt.“

Der Literaturpreis, der mit 12.500 Euro dotiert ist, umfasst auch die Herstellung einer Dokumentation gemeinsam mit dem ZDF und 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD. Das Thema kann der jeweilige Stadtschreiber frei wählen. Zudem erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger ein Wohnrecht in Mainz.

Nino Haase, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz: „Julia Schoch beherrscht das Erinnerungserzählen wie kaum eine andere Autorin. Mit ihren Offenbarungen und Geständnissen schafft sie eine so große Nähe, dass wir beim Lesen nahezu glauben, die Erzählerin säße neben uns. Was zwischen den Zeilen steht, berührt, denn es hat etwas mit Familie, Zugehörigkeit, der Suche nach den eigenen Wurzeln und der eigenen Identität zu tun – also mit den großen Fragen des Lebens.“

In ihrer Laudatio auf die neue Mainzer Stadtschreiberin sagte die Literaturkritikerin und Journalistin Sandra Kegel: „Julia Schochs Romane sind weibliche Selbstfindungen. Sie legen Schichten frei. Sprachschichten, Milieuschichten, historische Ablagerungen. Dabei fördert sie zutage, was sich dort abspielt, wo sich alles entscheidet, im verschütteten Ich: die geheimsten Wünsche und Sehnsüchte, die Versäumnisse, die Verantwortung.“

In der Jurybegründung zur Wahl der diesjährigen Stadtschreiberin heißt es: „Mit Julia Schoch kommt eine von der Kritik hoch gelobte prominente Schriftstellerin der jüngeren Generation nach Mainz, die einen ganz eigenen Ton in die deutschsprachige Literatur bringt“, so die Jury. „Julia Schochs Romane verweben berührend die persönlichen Erfahrungen ihrer Frauenfiguren mit historischen Umbrüchen. Ihre Perspektive – geprägt vom Erlebnis der Wende als Teenager in Potsdam ‒ entfaltet klar, zart und scheinbar ganz leicht, tiefe Sehnsüchte unserer Zeit nach Zugehörigkeit.“

Zur Jury des Literaturpreises gehören: Prof. Josef Haslinger, Katia Lange-Müller, Dr. Tilman Spengler und Ilija Trojanow, die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse, die ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke, die ZDF-Kulturchefin Anne Reidt, die 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau, der 3sat-Literaturkritiker Dr. Michael Schmitt, die ZDF-Kulturredakteurin Dr. Susanne Becker (Jury-Vorsitzende) und der letzte Mainzer Stadtschreiber Alois Hotschnig.

In diesem Jahr feiert der renommierte Literaturpreis, der seit 1984 verliehen wird, sein 40-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass werden ab April jeden Monat Mainzer Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber aus den vergangenen Jahren, unter anderen Dörte Hansen, Ilija Trojanow, Eva Menasse und Fe

22. Hessischer Gründerpreis in Marburg ausgelobt

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„Beim Hessischen Gründerpreis stehen junge Unternehmen im Fokus, die bereits aktiv am Markt agieren und Traditionsbetriebe, die sich im Rahmen einer Nachfolgelösung neu für die Zukunft aufstellen. Bei uns sind Gründer:innen, Nachfolger:innen, Unternehmen und Studierende aufgerufen, ihre spannendsten Konzepte vorzustellen. Wir sind kein Wettbewerb für Businesspläne, aber teilnahmeberechtigt sind auch „Ready to Launch“-Projekte von Hochschulen oder einem Hochschul-Team, die zwar marktreif, aber noch nicht gegründet oder gerade in Gründung sind“, sagt Elisabeth Neumann, Projektleiterin Hessischer Gründerpreis, KIZ SINNOVA gGmbH. „Wir tragen die Geschichten der Gründerinnen und Gründer in die lokale, regionale und nationale Öffentlichkeit.“

Der Hessische Gründerpreis findet jedes Jahr in einer anderen Region statt, um das Gründungsgeschehen in ganz Hessen zu fördern. 2024 ist Marburg der Regionalpartner. Auf der heutigen (Donnerstag, 21. März 2024) Pressekonferenz zum Bewerbungsstart gab es Informationen zum Veranstaltungsprogramm und zum ganzjährigen Wettbewerbsverlauf. Der Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg, Dr. Thomas Spies, sagte: „Wir freuen uns sehr, Ausrichter für den Hessischen Gründerpreis 2024 zu sein! Die Universitätsstadt Marburg ist eine moderne und internationale Stadt in historischem Gewand. Hier gewann Emil von Behring den ersten Medizin-Nobelpreis und in dieser Tradition wirken die Marburger Pharmaunternehmen bis heute in die ganze Welt. Mit dem gemeinsamen Engagement der Stadt und der Universität hoffen wir sehr, dass sich die Geschichte fortsetzt, vielleicht ja mit der nächsten ‚Emilia von Behring‘. Marburg ist ein hervorragender, attraktiver Standort für Startups. Wir unterstützen Gründer:innen und schätzen deren Innovationskraft sowie Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Region.“

Zu einem attraktiven Standort gehören Finanzierungsmöglichkeiten. „Die Sparkasse Marburg-Biedenkopf begleitet seit Jahrzehnten Existenzgründer:innen nicht nur bei ihren ersten Schritten, sondern auch darüber hinaus. Denn mit unserer regionalen Verwurzelung und unserem internationalen Netzwerk über die S-Finanzgruppe können wir alles, was Unternehmer wollen. Marburg, mit seiner Universität und einer profilierten Gründer:innen-Szene, ist ein idealer Ort für die Verleihung des Hessischen Gründerpreises“, findet Andreas Bartsch, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Marburg-Biedenkopf.

Seit vielen Jahren nimmt das Hessische Wirtschaftsministerium eine wichtige Rolle beim Hessischen Gründerpreis ein. Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, hat ab diesem Jahr die Schirmherrschaft für den Wettbewerb übernommen. „Gründerinnen und Gründer leisten einen wichtigen Beitrag für die Erschließung neuer Geschäftsfelder, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Durchsetzung von Innovationen. Der Hessische Gründerpreis richtet Jahr für Jahr seinen Scheinwerfer auf die beeindruckende Vielfalt an guten Gründungsideen in diesem Land. Gründerinnen und Gründer können sich und ihre Geschäftsideen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und wichtige Kontakte in der Gründerszene knüpfen. Ich möchte daher alle Gründerinnen und Gründer dazu ermutigen, sich zu bewerben“, erklärt der Minister, der an der Preisverleihung im November persönlich teilnehmen wird.

Wettbewerbsablauf, Preise, Beteiligung

Im ersten Schritt reicht das Ausfüllen des Bewerbungsformulars. Mit diesen Informationen wählt eine Jury in den vier Kategorien „Innovative Geschäftsidee“, „Zukunftsfähige Nachfolge“, „Gesellschaftliche Wirkung“ sowie „Gründung aus der Hochschule“ die jeweils zwölf überzeugendsten Unternehmen für das Halbfinale aus. Diese 48 Halbfinalist:innen pitchen vor einer großen Jury und drei pro Kategorie ziehen ins Finale ein. Die zwölf Finalist:innen treten dann bei der Fachtagung für die Multiplikator:innen der Hessischen Gründungsszene am 1. November in Marburg gegeneinander an. Am Abend werden die Preisträger:innen im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung ausgezeichnet, auch vom Hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori persönlich. Seit 2020 ergänzt ein Online-Voting das Finale, an dem seither über 15.000 Menschen teilgenommen haben. Der Hessische Gründerpreis verteilt keine Geldpreise. Zu gewinnen gibt es große öffentliche Aufmerksamkeit, exklusive Netzwerkkontakte, hochwertige Expertentrainings und Workshops sowie ein professionelles Unternehmensvideo. Zudem sind wir vorschlagsberechtigt für den Deutschen Gründerpreis, bei dem Unternehmen aus unserem Wettbewerb in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge verzeichnen konnten. Zu den vielfältigen Netzwerken, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen beim Hessischen Gründerpreis erwarten, gehört auch ein aktives Alumni-Netzwerk und eine Roadshow durch ganz Hessen, die bei etablierten Unternehmen und Partnern Station machen. 2023 hatte der Hessische Gründerpreis den sechsten Bewerbungsrekord in Folge, für 2024 weckt die wieder sehr hohe Zahl von mehr als 70 registrierten Voranmeldungen Hoffnung auf eine erneut sehr gute Beteiligung. Jedes Jahr dokumentiert der Preis auch die hohe Bedeutung, die Startups bei der Schaffung von Arbeitsplätzen haben. Die Unternehmen im Wettbewerb 2023 beschäftigten zusammen 1.330 Menschen, davon 625 in Vollzeit und 39 Auszubildende.

Weitere Informationen:
https://hessischer-gruenderpreis.de
https://www.linkedin.com/company/hessischer-gründerpreis
https://www.youtube.com/c/HessischerGründerpreis

„Nach dem Leben geformt. Hans Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils“ vom 20.03. bis 21.07.2024 im Wiesbadener Stadtmuseum am Markt

Nach dem Leben geformt. Hand Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils. Vom 20.03. - 21.07.2024 im sam - Stadtmuseum am Markt Wiesbaden. Ausstellungsimpression. © Foto Diether von Goddenthow
Nach dem Leben geformt. Hand Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils. Vom 20.03. – 21.07.2024 im sam – Stadtmuseum am Markt Wiesbaden. Ausstellungsimpression. © Foto Diether von Goddenthow

Das Wiesbadener Stadtmuseum am Markt (sam) zeigt vom 20. März bis zum 21. Juli 2024 die wunderbare Ausstellung „Nach dem Leben geformt. Hans Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils“.  Erstmals widmet sich eine Ausstellung  diesem brillanten, aber in Vergessenheit geratenen Keramiker und Bildhauer.  Auf der letzten Station der Wanderausstellung im sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden werden alle bislang bekannten 56 Figuren gezeigt. Bei der Wiesbadner Wewerka-Schau werden diese durch neue  Wandtexte ergänzt. Verschollene Werke Hans Wewerkas sind durch Fotografien  ebenfalls vertreten.

sam-Direktorin Sabine-Philipp M.A. © Foto Diether von Goddenthow
sam-Direktorin Sabine-Philipp M.A. © Foto Diether von Goddenthow

Diese Wanderausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Wewerka-Archiv in Magdeburg und dem Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen. Es sei Dr. Vera Klewitz, Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer, die auf drei Wewerka-Stücke in unserer Altertümer-Sammlung stieß und Kontakt mit dem Wewerka-Archiv in Magdeburg und Keramikmuseum in Hör-Grenzhausen aufnahm, zu verdanken, dass wir diese Ausstellung jetzt auch in Wiesbaden zeigen können, freut sich sam-Direktorin Sabine Philipp M.A. So konnten wir bei dieser „Gelegenheit auch mal unsere Objekte zeigen, und dieses Ganze in einem größeren Gesamtzusammenhang stellen“, wozu „wir das freie Kuratoren -Team Blanka und Ulrich Linnemann gewinnen konnten“. Per  Werkauftrag haben sie sich der Ausstellung angenommen.

Die Linnemanns, ausgewiesene Keramik-Experten, haben unermüdlich geforscht und gewühlt und viel Neues über Hans Wewerka entdecken und herausfinden und die wichtigsten Ergebnisse für die Wiesbadener Ausstellung aufbereiten können. Während die Wanderausstellung bei den vorherigen Stationen ohne Texte präsentiert wurde, „war es uns ganz wichtig, die Besucher ein wenig zu begleiten, und das Ganze textlich entsprechend einzubinden.“ erzählt die sam-Direktorin. Dieser Aufwand hat sich sehr gelohnt, da nunmehr nicht bloß die wunderbaren Figuren und Gefäße Hans Wewerkas gezeigt werden, sondern vor dem Hintergrund Wewerkas Biografie auch ein kleiner  historischer Abriss der „Keramik-Geschichte“ im Kannenbäcker-Land erzählt wird. Sie beginnt in der  Zeit als der Westerwald bei Gründung des Herzogtums-Nassau diesem als Territorium zugeschlagen wurde. Die herausragendeb Tonvorkommen und Keramik- Produktion war wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region und dann auch für das Herzogtum Nassau. Damals erwarb der Altertumsverein für Geschichtsforschung /Altertums- und Geschichtsforschung Westerwälder Steinzeug, und 1912 auch ein Konvolut mit modernem Westerwälder Steinzeug der Manufaktur Reinhold Merkelbach in Höhr-Grenzhausen. Es waren Exponate von den Werkbund-Mitgliedern Richard Riemerschmid, Albin Müller, Fritz Helmuth Ehmcke und Paul Wynand. Und bei diesem Konvolut waren eben auch drei Figuren von Hans Wewerka dabei.

Kurator Ulrich Linnemann. © Foto Diether von Goddenthow
Kurator Ulrich Linnemann. © Foto Diether von Goddenthow

Aber nicht nur aufgrund der eigenen Sammlungsstücke habe Westerwälder Steinzeug für Wiesbaden eine besondere Bedeutung, sondern insbesondere auch, so Kurator Ulrich Linnemann, da Wiesbaden Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem durch den Forscher Ernst Zais führend war bei der Erforschung, Entdeckung und regionalen Zuordnung des rheinischen Steinzeugs. Ernst Zais habe als Wiesbadener selbst auch Ausgrabungen im Westerwald gemacht, und geklärt, welche Steinzeug-Gefäße im Museumsbesitz aus dem Westerwald kommen, und welche Stücke eben aus den anderen Steinzeug-Provinzen, beziehungsweise Steinzeug-Produktionsorten des rheinischen Steinzeugs kommen, so Linnemann.

Ende des 19 Jahrhunderts habe es, so Linnemann, im Deutschen Reich verschiedene Gewerbeausstellungen gegeben, was die Stadt Wiesbaden bewog, ebenfalls, wie zuvor in Düsseldorf, Krefeld und anderswo, auch in Wiesbaden eine Gewerbeausstellung zu veranstalten. Hiervon zeugt ein in der Ausstellung präsentiertes Jugendstil-Plakat. Es markiert nach 1900 eine tiefgreifende stilistische Wende.

Seltene Stücke, darunter links  der "Krug in "Braun geflammter Entwurf Richard Riemerschmid um 1900", "Seidel in "Kölnisch braun", Bowle in "Grau glasiert", Entwurf Calr Mehlen, "Senftopf  "Mattgrau", "Teller /Salznäpfchen/ Eierbecher in "Mattgrau" aus dem Hause Merkelbach für Vereinigte Steinzeugwerke, 1912. © Foto Diether von Goddenthow
Seltene Stücke, darunter links der „Krug in „Braun geflammter Entwurf Richard Riemerschmid um 1900″, „Seidel in „Kölnisch braun“, Bowle in „Grau glasiert“, Entwurf Calr Mehlen, „Senftopf „Mattgrau“, „Teller /Salznäpfchen/ Eierbecher in „Mattgrau“ aus dem Hause Merkelbach für Vereinigte Steinzeugwerke, 1912. © Foto Diether von Goddenthow

Die Pariser Weltausstellung 1900 erteilte der Stilvielfalt des Historismus eine deutliche Absage. Der aufkommende Jugendstil und das Moderngestein, ein damals neu entwickeltes braungeflammtes Steinzeug, sowie Lauflasuren machten auf der Pariser Weltausstellung Furore. So gelangte das Westerwälder Steinzeug zwischen 1900 und 1914 zu einer neuen Blüte. Im Bürgertum war es inzwischen schick geworden, modernes Steinzeug aus dem Westerwald zu erwerben.
Eben in dieser Zeit des Aufbruchs und Experimentieren wurde Hans Wewerker von 1903 bis 1905 Schüler an der Keramischen Fachschule Hör, die gerade verstaatlicht, erweitert und um ein chemisch-technisches Laboratorium ergänzt worden war, und namhafte Lehrer beschäftigten konnte, darunter Ernst Barlach, der Hans Wewerkas Werk sichtbar stilistisch prägte.

Hans Wewerka formte seine aus dem Leben gegriffenen Figuren mit feinfühliger Beobachtungsgabe und einem eigenwilligen Stil, der dem   Westerwälder Steinzeug eine neue Richtung gab. Hier von links: "Schuhriemen-Verkäuffer" (um 1910/11), "Obstverkäufer", im Hintergrund aufgedruckt eine verschollene Figur "Dame mit kleinem Korb", "Frau mit Kiepe" sowie "Korbtägerin". © Foto Diether von Goddenthow
Hans Wewerka formte seine aus dem Leben gegriffenen Figuren mit feinfühliger Beobachtungsgabe und einem eigenwilligen Stil, der dem Westerwälder Steinzeug eine neue Richtung gab. Hier von links: „Schuhriemen-Verkäuffer“ (um 1910/11), „Obstverkäufer“, im Hintergrund aufgedruckt eine verschollene Figur „Dame mit kleinem Korb“, „Frau mit Kiepe“ sowie „Korbtägerin“. © Foto Diether von Goddenthow

Hans Wewerka galt bereits seit seiner Jugend als Ausnahmeerscheinung im Bereich der künstlerischen Keramik. Schon in jungen Jahren schuf er Entwürfe für die Herstellung von Figuren aus Steinzeug – im Kannenbäckerland eine Besonderheit. Nur wenige Künstler wie der Niederländer Joseph Mendes da Costa hatten bisher salzglasiertes Steinzeug zur Herstellung figürlicher Plastik verwendet.
DSCF8114 jugendstil plakat gewerbeausstellung wsbn 1906 - 450 (c) diether von goddenthowAn der Kunstgewerbeschule Düsseldorf werden der Bildhauer Rudolf Bosselt, ebenfalls ein Mitglied des Deutschen Werkbundes, und der Schriftentwerfer Fritz Helmuth Ehmcke zu Lehrern von Hans Wewerka. Nach dem Studium 1911 folgt Wewerka Rudolf Bosselt an die Kunstgewerbeschule Magdeburg. Dort wird er zuletzt Lehrer der Klasse Bildhauer und Modelleure, die er zusammen mit Professor Carl Wegner unterrichtet. Mendes da Costas Figur Sabbat (um 1900) wurde 1910 gemeinsam mit Wewerkas bekanntestem Werk Demonstrant (um 1910) in Düsseldorf ausgestellt. Auf der Brüsseler Weltausstellung von 1910 waren zwei seiner Marktfrauen zu sehen, diesmal zusammen mit Werken von Ernst Barlach, der für kurze Zeit sein Lehrer war. Es ist wahrscheinlich, dass Barlach und Mendes da Costa wegweisend für den jungen Westerwälder waren.
Mit nur 27 Jahren starb Hans Wewerka 1915 im Feldlazarett nahe der französischen Stadt Arras. Die Ausstellung ist sehr empfehlenswert.

Nach dem Leben geformt. Hand Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils. Vom 20.03. - 21.07.2024 im sam - Stadtmuseum am Markt Wiesbaden. Ausstellungsimpression. Auf ihrer letzten Station werden alle bislang bekannten 56 Figuren gezeigt. Verschollene Werke sind durch Fotografien vertreten. Neben seinen wenigen Gefäßentwürfen wird erstmals auch das letzte Werk des Künstlers von 1915 vorgestellt. © Foto Diether von Goddenthow
Nach dem Leben geformt. Hand Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils. Vom 20.03. – 21.07.2024 im sam – Stadtmuseum am Markt Wiesbaden. Ausstellungsimpression. Auf ihrer letzten Station werden alle bislang bekannten 56 Figuren gezeigt. Verschollene Werke sind durch Fotografien vertreten. Neben seinen wenigen Gefäßentwürfen wird erstmals auch das letzte Werk des Künstlers von 1915 vorgestellt. © Foto Diether von Goddenthow

Hans Wewerkas Inspirationsquellen waren  von die von Armut geprägte ländliche Bevölkerung im Westerwald und das bürgerliche Leben in Düsseldorf. Die nach dem Leben geformten Figuren gaben auch dem Westerwälder Steinzeug eine neue Richtung und sind stilistisch zwischen Jugendstil und Expressionismus einzuordnen.

(Dokumentation: Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)