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Literaturpreis von ZDF, 3sat und Mainz an Julia Schoch verliehen

Die Mainzer Stadtschreiberin 2024: Julia Schoch © ZDF/Maximilian von Lachner
Die Mainzer Stadtschreiberin 2024: Julia Schoch © ZDF/Maximilian von Lachner

Der Mainzer Stadtschreiber-Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wurde am Freitag, 22. März 2024, um 17.00 Uhr an die Schriftstellerin Julia Schoch vergeben. Dr. Nadine Bilke, Programmdirektorin des ZDF, und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Nino Haase, überreichten der Preisträgerin im Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie die Urkunde.

Über die Preisträgerin sagte die ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke: „Julia Schochs Erzählungen und Romane eröffnen mit der Aufmerksamkeit für weibliche Perspektiven und Frauenschicksale ganz neue Eindrücke von Freiheit, Identität und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Verbundenheit. Sie schreibt in einem ganz eigenen Ton, den sie – und das sehr erfolgreich – in die deutschsprachige Literatur einbringt.“

Der Literaturpreis, der mit 12.500 Euro dotiert ist, umfasst auch die Herstellung einer Dokumentation gemeinsam mit dem ZDF und 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD. Das Thema kann der jeweilige Stadtschreiber frei wählen. Zudem erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger ein Wohnrecht in Mainz.

Nino Haase, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz: „Julia Schoch beherrscht das Erinnerungserzählen wie kaum eine andere Autorin. Mit ihren Offenbarungen und Geständnissen schafft sie eine so große Nähe, dass wir beim Lesen nahezu glauben, die Erzählerin säße neben uns. Was zwischen den Zeilen steht, berührt, denn es hat etwas mit Familie, Zugehörigkeit, der Suche nach den eigenen Wurzeln und der eigenen Identität zu tun – also mit den großen Fragen des Lebens.“

In ihrer Laudatio auf die neue Mainzer Stadtschreiberin sagte die Literaturkritikerin und Journalistin Sandra Kegel: „Julia Schochs Romane sind weibliche Selbstfindungen. Sie legen Schichten frei. Sprachschichten, Milieuschichten, historische Ablagerungen. Dabei fördert sie zutage, was sich dort abspielt, wo sich alles entscheidet, im verschütteten Ich: die geheimsten Wünsche und Sehnsüchte, die Versäumnisse, die Verantwortung.“

In der Jurybegründung zur Wahl der diesjährigen Stadtschreiberin heißt es: „Mit Julia Schoch kommt eine von der Kritik hoch gelobte prominente Schriftstellerin der jüngeren Generation nach Mainz, die einen ganz eigenen Ton in die deutschsprachige Literatur bringt“, so die Jury. „Julia Schochs Romane verweben berührend die persönlichen Erfahrungen ihrer Frauenfiguren mit historischen Umbrüchen. Ihre Perspektive – geprägt vom Erlebnis der Wende als Teenager in Potsdam ‒ entfaltet klar, zart und scheinbar ganz leicht, tiefe Sehnsüchte unserer Zeit nach Zugehörigkeit.“

Zur Jury des Literaturpreises gehören: Prof. Josef Haslinger, Katia Lange-Müller, Dr. Tilman Spengler und Ilija Trojanow, die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse, die ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke, die ZDF-Kulturchefin Anne Reidt, die 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau, der 3sat-Literaturkritiker Dr. Michael Schmitt, die ZDF-Kulturredakteurin Dr. Susanne Becker (Jury-Vorsitzende) und der letzte Mainzer Stadtschreiber Alois Hotschnig.

In diesem Jahr feiert der renommierte Literaturpreis, der seit 1984 verliehen wird, sein 40-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass werden ab April jeden Monat Mainzer Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber aus den vergangenen Jahren, unter anderen Dörte Hansen, Ilija Trojanow, Eva Menasse und Fe

Julia Schoch wird neue Mainzer Stadtschreiberin 2024

Julia Schoch © ZDF und Ulrich Burkhardt
Julia Schoch © ZDF und Ulrich Burkhardt

(rap) Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis des ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wird zum 39. Mal verliehen. Die in Potsdam lebende Schriftstellerin Julia Schoch erhält die Auszeichnung und wird Mainzer Stadtschreiberin des Jahres 2024. Die Verleihung des Preises ist für März 2024 geplant.

Der von ZDF und 3sat gemeinsam mit der Stadt Mainz vergebene renommierte Literaturpreis ist mit 12.500.- Euro dotiert. Gemeinsam mit dem ZDF wird die Schriftstellerin eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen.

Die ZDF-Programmdirektorin, Nadine Bilke, über die neue Mainzer Stadtschreiberin: „Julia Schoch gelingt es, Literaturkritik und Lesepublikum gleichermaßen zu begeistern. Als poetische und emotionale Erinnerungslandschaft erzählt sie Kindheit, Liebe und Familie im besonderen Kontext deutscher Geschichte. Wir freuen uns, diese beeindruckende Autorin für das Stadtschreiberjahr nach Mainz zu holen.“

„Mit Julia Schoch kommt eine von der Kritik hoch gelobte prominente Schriftstellerin der jüngeren Generation nach Mainz, die einen ganz eigenen Ton in die deutschsprachige Literatur bringt.“ so die Jury. „Julia Schochs Romane verweben berührend die persönlichen Erfahrungen ihrer Frauenfiguren mit historischen Umbrüchen. Ihre Perspektive – geprägt vom Erlebnis der Wende als Teenager in Potsdam – entfaltet klar, zart, und scheinbar ganz leicht, tiefe Sehnsüchte unserer Zeit nach Zugehörigkeit.“

Auch die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßt die Wahl von Julia Schoch: „Wir gewinnen im Mainzer Stadtschreiberamt eine filigrane Beobachterin zwischenmenschlicher Untiefen, in denen sich verändernde Blickwinkel neue und stets erstaunliche Perspektiven aufwerfen. Julia Schoch ist vielfach prämiert, tritt zudem als Übersetzerin für namhafte Autorinnen wie etwa Fred Vargas auf und hat bereits mehrfach für Erstaunen in der deutschen Literaturszene gesorgt.“

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Potsdam. Gleich ihr erstes Buch, der Kurzgeschichtenband „Der Körper des Salamanders“ (2001), wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. 2004 veröffentlichte sie den Roman „Verabredungen mit Mattok“ und begann, regelmäßig Literatur aus dem Französischen zu übersetzen. Es folgten die Romane „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ (2009), „Selbstporträt mit Bonaparte“ (2012) und der Generationenroman „Schöne Seelen und Komplizen“ (2018) sowie weitere Kurzprosa und Essays. Im Frühling 2023 wurde ihr Roman „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ zum Bestseller. Zu den vielen Auszeichnungen für ihr Werk gehörten zuletzt die „Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung für das schriftstellerische Gesamtwerk“ (2022) und der Schubart-Literaturpreis der Stadt Aachen (2023).

Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis wird jährlich seit 1985 vergeben. Der Preisträger 2023 ist der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig.

Zur Jury gehören: Josef Haslinger, Katia Lange-Müller, Dr. Tilman Spengler und Ilija Trojanow, die ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke, die ZDF-Kulturchefin Anne Reidt, die 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau, der 3sat-Literaturkritiker Dr. Michael Schmitt, die ZDF-Kulturredakteurin Dr. Susanne Becker (Jury-Vorsitzende) und der aktuelle Preisträger Alois Hotschnig sowie die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.

Einführung von Alois Hotschnig in das Amt des Mainzer Stadtschreibers 2023

"Amtseinführung Mainzer Stadtschreiber 24.03.2023": Johannes Gutenberg, Nino Haase, Marianne Grosse, Alois Hotschnig, Dr. Norbert Himmler. Von links: Johannes Gutenberg, Nino Haase, Marianne Grosse, Alois Hotschnig, Dr. Norbert Himmler. © ZDF und Maximilian von Lachner.
„Amtseinführung Mainzer Stadtschreiber 24.03.2023″: Johannes Gutenberg, Nino Haase, Marianne Grosse, Alois Hotschnig, Dr. Norbert Himmler. Von links: Johannes Gutenberg, Nino Haase, Marianne Grosse, Alois Hotschnig, Dr. Norbert Himmler. © ZDF und Maximilian von Lachner.

Der Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz wurde am Freitag, 24. März 2023, um 15.30 Uhr im Mainzer Schloss an den Schriftsteller Alois Hotschnig verliehen. Damit hat er das Amt als Mainzer Stadtschreiber 2023 angetreten. Dr. Norbert Himmler, Intendant des ZDF, und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Nino Haase, begrüßten ihn gemeinsam.

Der renommierte Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und ist mit 12.500 Euro dotiert. In der Jurybegründung zur Wahl des diesjährigen Stadtschreibers heißt es: „Alois Hotschnig erzählt in seinem vielfältigen Werk immer wieder von Schicksalen, wie sie Krieg und Diktatur hervorbringen – er bricht das Schweigen über die Geschichte heutiger Generationen in Europa und spiegelt dabei die Konflikte und Sehnsüchte auch unserer Zeit. Dabei setzt er in der deutschsprachigen Literatur einen eigenen empathischen Ton und wirkt mit entschiedener Beharrlichkeit dem Verschweigen sowie Hassreden und Ausgrenzung entgegen.“

Norbert Himmler sagte in seiner Ansprache: „Mit empathischem Ton zieht Alois Hotschnig uns hinein in die Welten seiner Figuren, in Welten, die oft von Gewalt und Krieg geprägt sind. Dabei zeigt er klar, wie bitter Gewalterfahrungen über Generationen nachwirken und auch Zeiten des Friedens weiter beeinflussen.“

Der Literaturpreis umfasst auch die Herstellung einer Dokumentation gemeinsam mit dem ZDF und 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD. Das jeweilige Thema kann der Stadtschreiber oder die Stadtschreiberin frei wählen. Zudem erhält Alois Hotschnig als neuer Mainzer Stadtschreiber ein Wohnrecht im historischen Teil des Gutenberg-Museums.

Nino Haase, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, über das Werk des neuen Mainzer Stadtschreibers: „Hotschnigs Protagonisten sind vom Schicksal zerrissene Figuren mit einem vollgepackten Lebensrucksack, die ohne Halt und inneren Kompass nach Linderung suchen. Figuren, die rückblickend begreifen wollen, was kaum zu begreifen ist: Krieg, Flucht, Verrat, Gewalt an Leib und Seele, Heimatlosigkeit. Es sind jene Themen, die uns mit Blick auf das schreckliche Geschehen in der Ukraine aktueller denn je zuvor erscheinen.“

Alois Hotschnig, 1959 in Kärnten geboren, kam zum Studium nach Innsbruck, widmete sich aber bald ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit. 1989 erschien seine erste Erzählung „Aus“. Hotschnigs Romane und Erzählungen wurden von der Kritik hochgeschätzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Anna-Seghers-Preis der Berliner Akademie der Bildenden Künste, der Erich-Fried-Preis und der Gert-Jonke-Preis. Der jüngste Roman, „Der Silberfuchs meiner Mutter“, erschien 2021.

„Der aktuelle Roman von Alois Hotschnig ‚Der Silberfuchs meiner Mutterʹ hat mich persönlich sehr beeindruckt“, so Dr. Nadine Bilke, die Programmdirektorin des ZDF. „Es ist die Geschichte einer Mutter im Zweiten Weltkrieg, die aus der interessanten Perspektive ihres Sohnes rekonstruiert wird. Dabei entsteht das Bild eines Frauenschicksals zwischen Gewalt, Verrat und Verantwortung für ein Kind. Diese bislang wenig gehörten Geschichten von Frauen im Krieg, von weiblichen Schicksalen in gewalttätigen Zeiten, erzählt Alois Hotschnig mit besonderer stilistischer Eleganz.“

In seiner Laudatio auf den neuen Mainzer Stadtschreiber sagte der Autor und Verleger Ilija Trojanow: „Alois Hotschnig gelingt es nicht nur, uns zu zeigen, wie zerbrechlich Sprache sein kann, sondern sie so zu behandeln, dass wir die Brüchigkeit des Lebens einerseits spüren und andererseits uns zugleich aufgehoben fühlen in der fragilen Zuverlässigkeit seines Erzählens.“

Stadtschreiber-Literaturpreis des ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz an den Schriftsteller Alois Hotschnig

Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. © Foto Heike von Goddenthow
Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. © Foto Heike von Goddenthow

Der in Kärnten gebürtige österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. Er ist der 38. Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12 500 Euro dotierten Preises findet am 24. März 2023 statt.

„Alois Hotschnig spricht zu unserer Zeit, in der Krieg und Hassreden die Menschen verunsichern,“ so Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur beim ZDF, zur Wahl von Alois Hotschnig. „Seine Geschichten, die er so einfühlsam erzählt, drücken auch Hoffnungen aus, die heute wieder viele bewegen. Wir freuen uns auf das Stadtschreiberjahr mit Alois Hotschnig.“

Alois Hotschnig wurde 1992 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt mit dem Preis des Landes Kärnten ausgezeichnet, im selben Jahr erschien sein Roman Leonardos Hände, für den er den Anna-Seghers-Preis erhielt. 2000 erschien sein zweiter Roman Ludwigs Zimmer. 2002 wurde ihm der Italo-Svevo-Preis verliehen. Neben seinen Romanen verfasste er mehrere Erzählbände, zuletzt Im Sitzen läuft es sich besser davon (2009). Für Die Kinder beruhigte das nicht wurde er mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet, für sein erzählerisches Werk mit dem Gert-Jonke-Preis. 2022 erhielt er den Christine-Lavant-Preis. Die Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Sein neuester Roman Der Silberfuchs meiner Mutter erschien im September 2021. Es ist ein großer Roman über Fremdsein und Selbstbehauptung und die lebensrettende Kraft des Erzählens. Ilija Trojanow, Mainzer Stadtschreiber aus dem Jahr 2007 beschreibt es wie folgt: „Hotschnig hat die Biographie eines Schauspielers, die in die Nazizeit zurückreicht, anvertraut bekommen, und er umkreist dieses Leben behutsam, mit mikrochirurgischer Präzision. Es ist, als würde man dem Autor beim Kochen über die Schulter schauen und immer wieder kosten dürfen. Obwohl es jedes Mal ausgewogen schmeckt, kocht er weiter, immerzu, bis das Gericht mehrere mögliche Fassungen hat, eine jede bittersüß.“

Die Jury: „Alois Hotschnig erzählt in seinem vielfältigen Werk immer wieder von Schicksalen, wie sie Krieg und Diktatur hervorbringen – er bricht das Schweigen über die Geschichte heutiger Generationen in Europa und spiegelt dabei die Konflikte und Sehnsüchte auch unserer Zeit. Dabei setzt er in der deutschsprachigen Literatur einen eigenen empathischen Ton und wirkt mit entschiedener Beharrlichkeit dem Verschweigen, sowie Hassreden und Ausgrenzung entgegen.“

Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßt die Wahl des österreichischen Autors: „Hotschnig ist der leise Erzähler, der Existenzielles thematisiert und mit einem enormen Sprachwitz aufwartet. Er skizziert das menschliche Dasein in seinen vielfältigen, teils absurden Verstrickungen in sehr eigener sprachlicher Komposition – und weckt damit die Neugier, ihm als Leserin und Leser wiederholt zu begegnen. Ich freue mich sehr auf dieses spannende neue Kapitel der Stadtschreiber-Erzählung, das wir in Mainz mit Alois Hotschnig aufschlagen.“

Irritation ist immer der Ausgangspunkt meiner Geschichten sagt Alois Hotschnig über das Schreiben:

Herr Hotschnig, wie entwickeln sich Ihre Geschichten?

Eine Art, wie es anfangen kann, ist, dass ich meinen Schreibraum betrete, den Computer anmache, eine Datei anklicke, auf eine Seite gehe. So, als ob ich ein Lokal besuchen würde, in dem schon jemand sitzt, der mir zuwinkt, wie ein alter Bekannter. Es ist aber kein Mensch, sondern eben ein Satz, den ich vor Jahren oder erst vorgestern geschrieben habe, der mir in diesem Moment aus diesem Text heraus zuwinkt, mich anspricht. Wenn mir dieser Satz etwas zu sagen hat, komme ich mit ihm ins Gespräch. Ich setze etwas dazu, und mit dieser Notiz und mache eine kleine Wanderung in die Umgebung von Innsbruck. Spazierend kommt es vielleicht zu weiteren Begegnungen, mit realen Menschen diesmal, oder mit Ideen, die mir am Schreibtisch wahrscheinlich nicht in den Sinn gekommen wären. Aus der Kombination einer Begegnung, einer Realität, die ich erlebe, mit einem fiktiven Satz, kommt es zur Fusion eines ersten Satzes, und mit dem zweiten Satz ist die Geschichte schon da.

Begegnungen mit Menschen und die Themen, die Sie damit verbinden, sind immer Ausgangspunkt für Ihre Kurzgeschichten und Romane

Es kam schon vor, dass ein Thema, mit dem ich mich über viele Jahre immer wieder einmal beschäftigt habe, wie der Lebensborn, zu einem Roman wurde, weil ein Mensch, der mit wenigen Sätzen so plastisch und fast gemütlich über seine dramatische Geschichte im Fernsehen erzählte und mir dabei in die Augen schaute, mich perplex machte und irritierte. Und Irritation ist immer der Ausgangspunkt meiner Geschichten. Es ist etwas in mir oder um mich herum, mit dem ich nicht umgehen kann. Der Text, mit dem ich dann darauf antworte, ist der Roman oder die Kurzgeschichte. Mit diesem Mann aus dem Fernsehen habe ich Kontakt aufgenommen und ihn gefragt, ob er seine Geschichte mit mir teilen möchte. Das hat er getan, und wir haben ein Gespräch geführt, das schließlich über fünf Jahre gedauert hat und aus dem ein Roman entstanden ist (Der Silberfuchs meiner Mutter, Anm. d. Red.).

Wie entwickeln sich Ihre Geschichten im Laufe eines Schreibprozesses?

Der Schreib-Prozess, das ist für sich schon ein krankes Wort. Diesen Prozess kann man nur verlieren, aber man muss doch immer von ihm ausgehen. Einige Autorinnen und Autoren haben bewiesen, dass er eben doch und sehr wohl zu gewinnen ist. Vielleicht nicht für einen selbst, aber für all die anderen, die den Nutzen haben, weil sie ihn eben lesen können, diesen Prozess. Das mögliche Scheitern ist dabei für mich ein ganz wichtiges Motiv. In Sackgassen zu laufen, darauf lasse ich mich jeden Tag wieder aufs Neue ein. Aus etwas scheinbar Disparatem eine Geschichte zu machen, etwas in Beziehung zu setzen, dessen Zusammenhang sich zunächst als ganz unwahrscheinlich darstellt, und zu überprüfen, ob es diesen Zusammenhang eben vielleicht doch geben kann, das hat mich seit jeher interessiert. Und der Aspekt, vermeintlichen Sicherheiten zwischen Ursache und Wirkung nachzugehen.

Waren die Neugier und das Interesse an Menschen schon immer die Triebfeder Ihres Schreibens?

Begonnen hat das Schreiben mit dem Lesen zwischen den Zeilen. Ich habe begonnen, Menschen zu lesen, die sich mir entgegengeschrieben haben. Auf meine Art habe ich Autorinnen oder Autoren mit Texten geantwortet, mit ihnen auf diese Weise korrespondiert. Zum Beispiel mit Kurzgeschichten, wenn ich Wolfgang Borchert gelesen oder mit Gedichten, wenn ich mich mit Ernst Jandl beschäftigt habe. Irgendwann sind alle meine Vorbilder nicht mehr so wichtig gewesen, und das Eigene ist aus meinen Zeilen herausgewachsen. Das hat auch viel mit der Stadt Innsbruck zu tun, in der ich seit vierzig Jahren lebe, und mit den Menschen hier, die mich immer wieder zu Geschichten angeregt haben. Auslöser für meinen Roman Leonardos Hände war beispielsweise ein Erlebnis als Rettungsfahrer in Innsbruck. Morgens fuhr ich bei sonnigem Wetter, die Welt war schön in diesem Moment, mit dem Fahrrad an der Stelle vorbei, an der eine halbe Stunde später das Leben eines Menschen nicht gerettet werden konnte. Abends auf dem Heimweg fand dort ein großes Stadtfest statt. Diese Gleichzeitigkeit in meinem Kopf war der Auslöser für den Roman, der ein Jahr später entstanden ist.

Irritieren Sie mehr die politischen oder die unpolitischen Menschen?

Ich bin davon überzeugt, dass es keinen unpolitischen Menschen gibt. Zumindest von der Wirkung her ist der unpolitische Mensch das Furchterregendste, das ich mir vorstellen kann. Und doch ist er das Wichtigste, was man als Ausgangspunkt für eine Geschichte, die es zu schreiben gilt, finden kann. Denn das scheinbar Unpolitische wirkt sich, wie wir alle wissen, politisch so grauenhaft aus. Das Motiv hinter dem Schweigen oder dem Reden zu finden, ihm eine Sprache zu geben, es offenzulegen, ist für mich die Aufgabe von Literatur schlechthin.

(ZDF-Interview).

„60 Jahre Mainzelmännchen“ – Jubiläumsausstellung in der Stadtbibliothek Mainz

 © ZDF
© ZDF

(rap) Am 02. April 1963 hatten die Mainzelmännchen ihren ersten Auftritt im ZDF – und sind seit jenem Tag durchgehend als Werbetrenner auf Sendung. Die Ausstellung in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek zeigt Stationen einer unvergleichbaren Karriere, sowohl vor als auch hinter der Kamera und lässt das Publikum in die 60-jährige Geschichte der sechs kleinen Charaktere eintauchen. Zu sehen sind neben Filmen auch Originalentwürfe und -zeichnungen, Mainzelmännchen-Merchandise aus sechs Jahrzehnten und einige außergewöhnliche Exponate zu den Ehrenbürgern der Stadt Mainz.
Die Ausstellung wurde vom Animationsstudio NFP konzipiert und mit Exponaten aus dem Firmenarchiv aus der Zeit zwischen 1963 und Heute zusammengestellt. Die Schau ist vom 29. März bis zum 9. Juni 2023 zu sehen.

Zur Ausstellungseröffnung in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek (Lesesaal im 2. OG, Rheinallee 3B, 55116 Mainz) mit Oberbürgermeister Nino Haase, Kulturdezernentin Marianne Grosse sowie Dr. Stephan Fliedner (Direktor der Bibliotheken der Stadt Mainz) sowie Stefan Thies, Geschäftsführer nfp Animation, am Mittwoch, 29. März 2023 um 18.00 Uhr sind Interessierte herzlich eingeladen.

Das Platzangebot ist begrenzt, daher wird um eine Anmeldung unter stb.direktion@stadt.mainz.de oder via Telefon unter 06131- 122649 gebeten.

Doppelsieg für „Das Schweigen der Esel“ beim FernsehKrimi-Festival Wiesbaden

Karl Markovics, Autor und Hauptdarsteller des GewinnerKrimis „Das Schweigen der Esel“ (ORF/ARTE) u. beste Darstellerin Julia Koch als Dorfpolizistin Sophie Landner sind die Sieger des Abends. © Foto Diether von Goddenthow
Karl Markovics, Autor und Hauptdarsteller des GewinnerKrimis „Das Schweigen der Esel“ (ORF/ARTE) u. beste Darstellerin Julia Koch als Dorfpolizistin Sophie Landner sind die Sieger des Abends. © Foto Diether von Goddenthow

Der LandKrimi aus Vorarlberg gewinnt den Hauptpreis des Festivals und den Sonderpreis Beste Darstellerin für Julia Koch. Weitere Preise gehen an Babylon Berlin – Staffel 4, Schauspieler David Schütter (Die Macht der Frauen, ZDF/ARTE), Das Mädchen von früher (U5 Filmproduktion, ZDF) sowie an Nachwuchs-Drehbuchautorin Amy Holbach.

Wiesbaden, den 17. März 2023 – Triumph für Das Schweigen der Esel (ORF/ARTE): Der „LandKrimi“ von Karl Markovics gewinnt den Deutschen FernsehKrimi-Preis 2023. Das Votum der Jury: „Diese Perle von einem Film glänzt in diesem Kontext so frech und schelmisch wie Max und Moritz, mit einer eigenwilligen cineastischen Vision, ohne politisches Statement oder moralischen Zeigefinger. Karl Markovics tobt sich mit diesem Film kreativ aus und wir dürfen uns begeistert an jedes Detail, jedes Märchen-, jedes Filmzitat und auf jede originelle Idee erfreuen. Dieses Werk ist intelligent, modern, leicht, gruselig, anarchistisch. Fantastisch in jedem Sinne.“ Der Film sei ein „gelungener Guss aller Gewerke: Von Markovics‘ Drehbuch und Regie angefangen über die Bildgestaltung von Leena Koppe, das Szenenbild von Andreas Sobotka, die Musik von Herbert Tucmandl, den Schnitt von Alarich Lenz, das Kostümbild von Catarina Czepek und und und…“

Das Schweigen der Esel. © ORF/Superfilm/Manuel Riesterer
Das Schweigen der Esel. © ORF/Superfilm/Manuel Riesterer

Karl Markovics schrieb das Buch, führte Regie und übernahm die Hauptrolle. In weiteren Rollen sind Julia Koch, Stefan Pohl, Caroline Frank, Gerhard Liebmann und Valentin Sottopietra zu sehen. Produziert wurde der Film von John Lueftner und David Schalko (Superfilm), die Redaktion hatten Klaus Lintschinger (ORF) und Claudia Tronnier (ARTE) inne. Der Hauptpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festival ist mit 1000 Litern Rheingau-Wein dotiert.

Große Freude auch bei Schauspielerin Julia Koch, die den Sonderpreis Beste Darstellerin für ihre Rolle als Dorfpolizistin Sophie Landner erhält. Koch überzeugte die Jury mit ihrer enormen Wandlungsfähigkeit, „als sie ihren Dämon in sich offenbart.

Julia Koch Julia Koch, erhielt den Sonderpreis Beste Darstellerin für ihre Rolle als Dorfpolizistin Sophie Landner in Das Schweigen der Esel. © Foto Diether von Goddenthow
Julia Koch Julia Koch, erhielt den Sonderpreis Beste Darstellerin für ihre
Rolle als Dorfpolizistin Sophie Landner in Das Schweigen der Esel. © Foto Diether von Goddenthow

Man bekommt förmlich ein Messer in den Rücken gestochen, da man von der erschreckend authentischen Bedrohung und Bösartigkeit in ihren Augen völlig überrumpelt wird. So erweckt sie ein starkes Gefühl der Beklemmung – denn man hatte Sophie Landner bis zu diesem Zeitpunkt doch sehr liebgewonnen. Julia Koch versteht es, sich als Schauspielerin zugunsten des Gesamtwerkes in den einzelnen Momenten zurückzunehmen, um so ihre Figur der Geschichte voll und ganz zur Verfügung zu stellen.“

In der Kategorie Krimiserie des Jahres entschied sich die Studierendenjury für Babylon Berlin – Staffel 4. 

Babylon Berlin - Staffel 4 © Frédéric Batier, X Filme Creative Pool, SKY, Degeto
Babylon Berlin – Staffel 4 © Frédéric Batier, X Filme Creative Pool, SKY, Degeto

In der Kategorie Krimiserie des Jahres entschied sich die Studierendenjury für Babylon Berlin – Staffel 4. An der Serie beeindrucke die filmische „Zeitreise in eine Stadt voller spannender Intrigen und politischer Veränderung. Man folgt den Protagonist*innen nur zu gern durch den Lauf der Geschichte und lässt sich von den dramaturgischen Wendungen und Irrungen überraschen.“ „Babylon Berlin“ biete Höchstleistungen auf jedem Gebiet: „Ob Schauspiel, Drehbuch, Szenenbild, grandiose Tanzszenen – Die Serie brilliert in jedem einzelnen Department.“

Das Mädchen von früher Sonderpreis Beste Produzent*innen-Leistung

Das Mädchen von früher © ZDF/Conny Klein
Das Mädchen von früher © ZDF/Conny Klein

Den Sonderpreis Beste Produzent*innen-Leistung erhalten Katrin Haase, Oliver Arnold und Norbert Walter von U5 Filmproduktion aus Frankfurt für Das Mädchen von früher (ZDF). Die Begründung der Jury: „Die Leidenschaft für die Geschichte ist in allen Szenen erlebbar und wir hatten den Eindruck, dass die Umsetzung der filmischen Idee über die wirtschaftliche Auswertung des Films gestellt wurde. In Zeiten von steigenden Produktionskosten und einer wachsenden Inflation bewundern wir den unternehmerischen Mut, einen so anspruchsvollen, kreativen und vielschichtigen Film zu produzieren.“

Der Film von Lena Knauss (Regie) und Martina Mouchot (Buch) erhält außerdem den Publikumspreis 2023. Die Jury der Leserinnen und Leser des Wiesbadener Kuriers würdigte, dass der Krimi es schaffe, „die Thematik erzwungener Adoptionen in der DDR mit der persönlichen Geschichte der Kommissarin und einem komplexen Todesfall zu verbinden.“ Der Film überzeuge mit seiner Geschichte „über die Verflechtung des Schicksals der in der DDR aufgewachsenen und in den Westen geflohenen Kommissarin mit dem dramatischen Tod von drei jungen Frauen, sowie mit einer Bildsprache und Symbolik, mit der es der Film schafft, die Zuschauer*innen in die Anspannung, Verzweiflung und Atmosphäre der Handlung zu fesseln.“

David Schütter erhielt den  Sonderpreis Bester Darsteller  für seine Schauspielleistung als Polizeibeamter Leon in Die Macht der Frauen (ZDF/ARTE) © Foto Diether von Goddenthow
David Schütter erhielt den Sonderpreis Bester Darsteller für seine Schauspielleistung
als Polizeibeamter Leon in Die Macht der Frauen (ZDF/ARTE) © Foto Diether von Goddenthow

Der Sonderpreis Bester Darsteller geht in diesem Jahr an David Schütter für seine Schauspielleistung als Polizeibeamter Leon in Die Macht der Frauen (ZDF/ARTE) an der Seite von Natalia Wörner. Die Jury lobte das differenzierte und perfide Spiel David Schütters. Trotz seiner Gefährlichkeit, die tief aus ihm ausstrahle, „möchte man seinem Charme, seiner ungebrochenen Selbstsicherheit und dem verzerrten Unrechtbewusstsein erliegen möchte, und man versteht, dass seine Frau, die er tyrannisiert und beherrscht, nicht von ihm loslassen kann. David Schütter spielt Vergangenheit, Zukunft und unausgesprochene Auslassungen in einem Wimperschlag mit, er muss nichts herstellen. Er hat eine solche Präsenz, dass er – ob man will oder nicht – immer nahbar, aber unfassbar bleibt.“

Amy Holbach © Deutsches FernsehKrimi-Festival/Jason Sellers
Amy Holbach © Deutsches FernsehKrimi-Festival/Jason Sellers

Zum vielversprechendsten Drehbuchnachwuchs wurde Amy Holbach gekürt. Juror Richard Kropf lobte an der Drehbuchidee „Pflicht“, dass es Amy gelungen sei, „auf wenigen Seiten ein tolles Setting mit spannenden, tiefgründigen Figuren zu skizzieren und einen ausgereiften Plot mit vielen Wendepunkten zu präsentieren.“

Die Preisverleihung fand am Abend des 17. März um 20 Uhr in der Caligari FilmBühne in Wiesbaden statt.

Überblick: Preisträgerinnen und Preisträger 2023

Abschlussbild der feierlichen  Preisverleihung beim Deutschen Fernsehkrimifestival 2023   in der Filmbühne Caligari Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Abschlussbild der feierlichen Preisverleihung beim Deutschen Fernsehkrimifestival 2023 in der Filmbühne Caligari Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Deutscher FernsehKrimi-Preis
Das Schweigen der Esel (ORF/ARTE)
Buch und Regie: Karl Markovics, Kamera: Leena Koppe, Schnitt: Alarich Lenz, Musik: Herbert Tucmandl, Casting: Nicole Schmied, Darsteller*innen: Karl Markovics, Julia Koch, Stefan Pohl, Caroline Frank, Gerhard Liebmann, Valentin Sottopietra, u.v.m., Redaktion: Klaus Lintschinger (ORF), Claudia Tronnier (ARTE), Produktion: John Lueftner, David Schalko, Superfilm Filmproduktion GmbH

Krimiserie des Jahres
Babylon Berlin – Staffel 4 (ARD Degeto/SKY)
Regie: Achim von Borries, Henk Hendloegten, Tom Tykwer, Buch: Achim von Borries, Henk Hendloegten, Tom Tykwer, Khyana el Bittar, Bettine von Borries, Kamera: Bernd Fischer, Christian Almesberger, Philipp Haberlandt, Schnitt: Claus Wehlisch, Antje Zynga, Musik: Johnny Klimek, Tom Tykwer, Casting: Simone Bär, Alexandra Montag, Darsteller*innen: Volker Bruch, Liv Lisa Fries, Irene Böhm, Ivo Pietzcker, Lars Edinger, Hannah Herzsprung, Redaktion: Christine Strobl, Thomas Schreiber, Christoph Pellander, Caroline Haasis (ARD Degeto), Marcus Ammon, Frank Jastfelder, Lucia Vogdt (Sky), Produktion: Stefan Arndt, Uwe Schott, Michael Polle (X Filme Creative Pool GmbH), Ko-Produktion Jan Mojto, Dirk Schürhoff, Moritz von Herzogenberg (Beta Film GmbH)

Sonderpreis Beste Darstellerin
Julia Koch für ihre Rolle in Das Schweigen der Esel (ORF/ARTE)

Sonderpreis Beste Produzent*innen-Leistung
Katrin HaaseOliver Arnold und Norbert WalterU5 Filmproduktion GmbH & Co. KG, für
Das Mädchen von früher (ZDF).

Sonderpreis Bester Darsteller
David Schütter für seine Rolle in Die Macht der Frauen (ZDF/ARTE)

Publikumspreis Wiesbadener Kurier
Das Mädchen von früher (ZDF/ARTE)

Nachwuchspreis-Drehbuchwettbewerb
Amy Holbach für die Drehbuchidee Pflicht

5. Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals
Alexander Held für seine Rolle als Ludwig Schaller in München Mord (ZDF)

Über das Festival

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende begrüßt anlässlich des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals die Gäste zur Aftershow-Party im Wiesbadener Rathaus.  © Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende begrüßt anlässlich des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals die Gäste zur Aftershow-Party im Wiesbadener Rathaus. © Foto Diether von Goddenthow

Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung durch die Hessen Film & Medien, den Hessischen Rundfunk und die Sparkassenversicherung, in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden und dem Wiesbadener Kurier.

Weitere Informationen: Deutsches FernsehKrimi-Festival

Journalistin Golineh Atai für mutige Reportagen aus dem Iran mit dem Marie Juchacz-Frauenpreis 2023 ausgezeichnet

Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Kairo, zuständig für die Berichterstattung aus Ägypten, Libyen, dem Tschad, Saudi-Arabien, Jemen, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Syrien, Irak, Maghreb-Staaten (nur pan-arabische/pan-islamische Themen) und dem Libanon, aus Kuwait und dem Nord-Sudan. © ZDF/Jana Kay
Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Kairo, zuständig für die Berichterstattung aus Ägypten, Libyen, dem Tschad, Saudi-Arabien, Jemen, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Syrien, Irak, Maghreb-Staaten (nur pan-arabische/pan-islamische Themen) und dem Libanon, aus Kuwait und dem Nord-Sudan. © ZDF/Jana Kay

„Golineh Atai steht für einen Journalismus, der mutig berichtet und scharf analysiert, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Sie nutzt ihr großartiges Talent, um Frauen in ihrem Kampf für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit zu unterstützen. Wir ehren sie heute für ihre klare demokratische Haltung als Journalistin und für ihren Einsatz für Frauen und ihre Rechte. Für ihre besonderen Verdienste um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen verleihe ich ihr den Marie Juchacz-Frauenpreis“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Preisübergabe in Mainz.

Am heutigen Tag der Internationalen Frauensolidarität richtete die Ministerpräsidentin ein besonderes Zeichen der Solidarität an die mutigen Frauen im Iran, die unter dem Ruf „Frauen, Leben, Freiheit“ für ein besseres Leben kämpfen. „Weltweit steht es nicht gut um die Situation der Frauen, die in besonderem Maße von ungerechten Gesellschaften und bewaffneten Konflikten betroffen sind. Doch weltweit stehen sie wie schon zu Zeiten von Marie Juchacz und auch jetzt im Iran immer wieder an der Spitze von gesellschaftlichen Bewegungen, die für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Dabei gehört die internationale Solidarität zu den Fundamenten der Frauenbewegung und wir müssen alles dafür tun, dass die Stimmen der mutigen iranischen Frauen gehört werden“, betonte die Ministerpräsidentin.

Golineh Atai, die im Alter von fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen sei, habe den Frauen im Iran eine Plattform gegeben, um ihre Geschichte zu erzählen und von ihren Träumen, Hoffnungen und Zielen zu berichten. „Mit den Portraits in ihrem 2021 erschienenen Buch ‚Die Freiheit ist weiblich‘ führt sie uns vor Augen, wie riskant schon der kleinste Protest sein kann. Es ist der Blick in einen Alltag, der für uns in seiner Ungerechtigkeit oftmals unfassbar ist und doch das Leben von Millionen iranischen Frauen und Mädchen bestimmt“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Eine der Frauen, die Golineh Atai portraitiert habe, sei Azam Jangravi, die extra aus Kanada eingereist war, um die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten. In dem Buch schildere sie eindrucksvoll, wie sie 2018 nach langen Jahren der Reformversuche schließlich den Weg des öffentlichen symbolischen Protestes wählte und sich mit offenen Haaren gegen den Kopftuchzwang stellte. „Das Video davon ging viral um die Welt. Heute kämpft sie aus ihrer neuen Heimat Kanada weiter für die Gleichberechtigung der Frauen im Iran. Die Öffentlichkeit ist dabei ihr stärkster Verbündeter, der nochmals stärker wurde, seit Joko Winterscheid ihr seinen Instagram-Account mit über 1 Million Followern dauerhaft überließ“, so die Ministerpräsidentin.

Öffentlichkeit wie auch Meinungsvielfalt und Wahrheit seien besonders wichtig für all jene, die sich in ihren Heimatländern für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Golineh Atai sei als Journalistin überall dort zu finden, wo die Welt in Aufruhr sei. Sie habe über die Maidan Proteste und die Annexion der Krim berichtet, seit vielen Jahren bringe sie einem großen Publikum den Mittleren Osten in seiner Vielfalt und Dynamik nahe. „Als souveräne Auslands-Korrespondentin ist Golineh Atai ein echtes Role Model“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Wie man mit einem herausfordernden Beruf und gefährlichen Situationen umgeht und dabei resilient bleibt, darüber sprach die Preisträgerin mit Dr. Donya Gilan, die den Bereich „Resilienz und Gesellschaft“ am Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz leitet.

Der Frauenpreis der Ministerpräsidentin wurde erstmals 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts verliehen. Erste Preisträgerin war 2019 Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Sie setzte sich vor allem für das Recht von Beamtinnen ein, aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten zu können. Preisträgerin 2020 war Marlies Krämer, die sich für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen stark macht. Sportjournalistin Claudia Neumann, die als Fernseh-Kommentatorin von Fußballspielen Vorbild und Pionierin in einer vermeintlichen ‚Männerdomäne war, wurde 2021 mit dem Frauenpreis ausgezeichnet.

Der Frauenpreis 2022 ging an die Soziologin Jutta Allmendinger sowie Rita Süssmuth, die für ihr Lebenswerk geehrt wurde.

Mit dem Namen des Preises erinnert Ministerpräsidentin Malu Dreyer auch an die frauenpolitische Vorreiterinnenrolle und die Verdienste von Marie Juchacz, die als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede hielt. Vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen von einer Expertinnen-Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Kultur und Vertreterinnen verschiedener Gremien aus dem Bereich der Gleichstellung und Frauenpolitik unter Vorsitz der Ministerpräsidentin.

„Aussterbende Art“ – Film des Mainzer Stadtschreibers Eugen Ruge in ZDF- Mediathek abrufbar

Bekannte Schriftsteller werden zu Filmemachern: Der renommierte und preisgekrönte Mainzer Stadtschreiber Eugen Ruge produzierte zuletzt mit dem ZDF eine Dokumentation über die Fischer auf Rügen. Nach der bedauerlichen Absage der Filmvorführung des Stadtschreiber-Films, der im Rahmen des Mainzer Literaturpreises mit dem ZDF und 3sat gedreht wurde, ist der Dokumentarfilm „Aussterbende Art“ jederzeit in der ZDF-Mediathek abrufbar (www.zdf.de).

Der Film wurde zusammen mit dem ZDF-Kamerateam auf Rügen gedreht und handelt von den Küstenfischern, die von jeher zur Insel gehören – und deren Leben sich drastisch ändert. Ruge spricht mit ihnen, aber auch mit Politikern und Wissenschaftlern und zeigt eine Welt, die zu verschwinden droht.

Dörte Hansen neue Mainzer Stadtschreiberin 2022

Dörte Hansen Copyright: ZDF/Sven Jaax
Dörte Hansen Copyright: ZDF/Sven Jaax

Der von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz vergebene Literaturpreis wurde am Mittwoch, 9. März 2022, um 15.30 Uhr, in der Glaskuppel des Mainzer Theaters an die Schriftstellerin Dörte Hansen verliehen. Damit hat sie ihr Amt als Mainzer Stadtschreiberin 2022 angetreten.

Hansen, 1964 in Husum geboren, hat mit ihren beiden bisherigen Romanen „Altes Land“ (2015) und „Mittagsstunde“ (2018) zwei Bestseller geschaffen, erzählerisch eindrückliche Werke, für die sie bereits vielfach ausgezeichnet wurde.

Dr. Norbert Himmler, Programmdirektor ZDF, und Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, begrüßten gemeinsam die neue Stadtschreiberin der Landeshauptstadt.

„Mit ihren messerscharf beobachteten Stadt-Land-Panoramen erzählt Dörte Hansen unsere Zeit und trifft dabei einen Nerv“, so Norbert Himmler in seiner Rede. „Sie zeigt ein tiefes Gefühl von Fremdheit, Verlassensein, von der Unmöglichkeit anzukommen, zu bleiben, sich sicher zu fühlen. Und sie zeigt auch Wurzeln dieser Beunruhigung: Sie führen zurück in Krieg und Vertreibung und wirken noch nach Generationen nach.“

Der renommierte Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und ist mit 12.500 Euro dotiert und die Stadtschreiberinnen oder Stadtschreiber erhalten ein Wohnrecht im historischen Teil des Gutenberg-Museums. „Das besondere an unserem Stadtschreiber-Literaturpreis ist, dass die Preisträgerinnen und Preisträger neben der Ehrung und dem Geldpreis auch ein Jahr lang das uneingeschränkte Wohnrecht in unserer Stadtschreiberwohnung erhalten – im Dachgeschoss des ʹRömischen Kaisersʹ, der zu unserem Weltmuseum der Druckkunst gehört, mitten im Herzen von Mainz,“ so Michael Ebling. „Dort können die Preisträgerinnen und Preisträger dann den Namen des Preises erfüllen und sich für ihre Tätigkeit von unserer Stadt und ihren Menschen vereinnahmen lassen. Und auch unsere neue Stadtschreiberin Dörte Hansen wird sich dort, hoffentlich recht oft, ohne Zweifel sehr wohl fühlen.“

In seiner Laudatio beschreibt Andreas Platthaus, Journalist, Autor und Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Werk von Dörte Hansen so: „Wer kann das schon? Fürs große Publikum schreiben und dabei große Prosa? Dörte Hansen ist das mit ihren Romanen ‚Altes Land‘ und ‚Mittagsstunde‘ gleich zweimal gelungen. Genauigkeit des Blicks geht darin jeweils einher mit Zuneigung zu den Figuren, selbst zu den Eindringlingen in jene norddeutsch-dörfliche Beschaulichkeit, die Dörte Hansen mit scheinbar melancholischer Bewunderung heraufbeschwört, ehe sie sie dann mit satirischer Lust demaskiert. Die neue Mainzer Stadtschreiberin steht für die zeitlosen Qualitäten von Literatur: Witz und Sprach- und Stilgefühl.“

In der Jurybegründung heißt es: „Dörte Hansen wird von Leserinnen und Lesern, Literaturkritikerinnen und -kritikern gleichermaßen geliebt und gelobt. Hansen beherrscht es meisterlich, in ihren Romanen unsentimental und lebensnah davon zu erzählen, wie es ist, sich nach der ländlichen Heimat zu sehnen und zugleich von ihr davonlaufen zu wollen. Dörte Hansen schreibt keine Heimatidyllen, sondern eher bitterzarte Dorfromane in einer Welt, die zu verschwinden droht.“

Pandemiebedingt wird die Antrittslesung von Dörte Hansen auf Juli 2022 verschoben.

„Die Wannseekonferenz“ – Filmgespräch mit Produzent Friederich Oetker

© ZDF
© ZDF

Zu dem Film „Die Wannseekonferenz“ findet am Montag, 31. Januar, 19 Uhr, ein Filmgespräch mit Produzent Friederich Oetker statt. Die Online-Veranstaltung wird im Rahmen der Reihe „27. Januar – Erinnern an die Opfer“ und in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden durchgeführt. Eine Anmeldung per E-Mail an lehrhaus@jg-wi.de ist erforderlich.

Am Montag, 24. Januar, sendet das ZDF um 20.15 Uhr den Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“. Der Film entstand anlässlich des 80. Jahrestages der Wannseekonferenz, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ und damit die effizienteste Strategie zur Ermordung von 11 Millionen Menschen diskutiert und beschlossen wurde. Der Film „Die Wannseekonferenz“ steht auch seit Dienstag, 18. Januar, in der ZDF-Mediathek zur Verfügung.

Der Produzent des Films, Friederich Oetker, wird am 31. Januar im Gespräch mit Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und Leiter des Jüdischen Lehrhauses, und Katherine Lukat, Sachgebietsleitung Gedenkstätten im Stadtarchiv Wiesbaden, online Fragen beantworten und mehr über die Entstehung des Fernsehfilms berichten. Dr. Peter Quadflieg, Leiter des Stadtarchivs Wiesbaden, führt in die Veranstaltung ein.

Am 20. Januar 1942 trafen sich in einer Villa am Berliner Wannsee Vertreter von SS, NSDAP und Ministerialbürokratie. Der Massenmord an den europäischen Juden war bereits im Gange. Eingeladen zur „Besprechung mit Frühstück“ hatte SS-Chef Reinhard Heydrich. Die Konferenz lief nach gewohnten Mustern ab: Hader um Kompetenzen und Zuständigkeiten, Profilierungen und Moderation durch die Leitung. In den Pausen gab es Schnittchen, Kaffee und Cognac. Der Film zeigt, wie während dieser bürokratischen Zusammenkunft in gelöster Atmosphäre besprochen wurde, welche Maßnahmen und institutionellen Übereinkünfte für die effizienteste Strategie zur Ermordung eines ganzen Volkes notwendig seien, wie die bereits laufenden Mordaktionen das Vorhaben beeinflussen und schließlich wie die „Endlösung der Judenfrage“ praktisch durchgeführt werden könne. „Die Wannseekonferenz“ fasst diesen ungeheuerlichen Vorgang – die geplante Auslöschung des jüdischen Volkes als Verwaltungsakt – in einen Fernsehfilm von 90 Minuten. Er fußt auf umfassender Recherche und Fachberatung. Zugrunde liegt unter anderem das Protokoll der Wannseekonferenz, das Adolf Eichmann verfasste.

Friederich Oetker studierte Produktion und Medienwirtschaft an der HFF München und Betriebswirtschaft an der Cass Business School in London. Er begann seine Karriere 2010 als Assistent des Produzenten Bernd Eichinger. Von 2011 bis 2015 arbeitete er als Assistent des Vorstandsvorsitzenden der Constantin Film, Martin Moszkowicz. Seit 2015 ist Friederich Oetker Produzent und zeichnet unter anderem für folgende Filme mitverantwortlich: „Der Bernd“ (2012), „Bruder vor Luder“ (2015), „Axolotl Overkill“ (2017), der seine Weltpremiere beim Sundance Film Festival feierte, und „Tiger Girl“ (2017), der das Panorama Special der Berlinale eröffnete. Zuletzt war der von ihm produzierte Dokumentarfilm „Das geheime Leben der Bäume“ in den deutschen Kinos zu sehen. 2021 produzierte Oetker „Die Wannseekonferenz“ für das ZDF. Oetker ist Mitglied der deutschen Filmakademie.