Kategorie-Archiv: Jüdische Gemeinde Wiesbaden

„Die Wannseekonferenz“ – Filmgespräch mit Produzent Friederich Oetker

© ZDF
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Zu dem Film „Die Wannseekonferenz“ findet am Montag, 31. Januar, 19 Uhr, ein Filmgespräch mit Produzent Friederich Oetker statt. Die Online-Veranstaltung wird im Rahmen der Reihe „27. Januar – Erinnern an die Opfer“ und in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden durchgeführt. Eine Anmeldung per E-Mail an lehrhaus@jg-wi.de ist erforderlich.

Am Montag, 24. Januar, sendet das ZDF um 20.15 Uhr den Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“. Der Film entstand anlässlich des 80. Jahrestages der Wannseekonferenz, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ und damit die effizienteste Strategie zur Ermordung von 11 Millionen Menschen diskutiert und beschlossen wurde. Der Film „Die Wannseekonferenz“ steht auch seit Dienstag, 18. Januar, in der ZDF-Mediathek zur Verfügung.

Der Produzent des Films, Friederich Oetker, wird am 31. Januar im Gespräch mit Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und Leiter des Jüdischen Lehrhauses, und Katherine Lukat, Sachgebietsleitung Gedenkstätten im Stadtarchiv Wiesbaden, online Fragen beantworten und mehr über die Entstehung des Fernsehfilms berichten. Dr. Peter Quadflieg, Leiter des Stadtarchivs Wiesbaden, führt in die Veranstaltung ein.

Am 20. Januar 1942 trafen sich in einer Villa am Berliner Wannsee Vertreter von SS, NSDAP und Ministerialbürokratie. Der Massenmord an den europäischen Juden war bereits im Gange. Eingeladen zur „Besprechung mit Frühstück“ hatte SS-Chef Reinhard Heydrich. Die Konferenz lief nach gewohnten Mustern ab: Hader um Kompetenzen und Zuständigkeiten, Profilierungen und Moderation durch die Leitung. In den Pausen gab es Schnittchen, Kaffee und Cognac. Der Film zeigt, wie während dieser bürokratischen Zusammenkunft in gelöster Atmosphäre besprochen wurde, welche Maßnahmen und institutionellen Übereinkünfte für die effizienteste Strategie zur Ermordung eines ganzen Volkes notwendig seien, wie die bereits laufenden Mordaktionen das Vorhaben beeinflussen und schließlich wie die „Endlösung der Judenfrage“ praktisch durchgeführt werden könne. „Die Wannseekonferenz“ fasst diesen ungeheuerlichen Vorgang – die geplante Auslöschung des jüdischen Volkes als Verwaltungsakt – in einen Fernsehfilm von 90 Minuten. Er fußt auf umfassender Recherche und Fachberatung. Zugrunde liegt unter anderem das Protokoll der Wannseekonferenz, das Adolf Eichmann verfasste.

Friederich Oetker studierte Produktion und Medienwirtschaft an der HFF München und Betriebswirtschaft an der Cass Business School in London. Er begann seine Karriere 2010 als Assistent des Produzenten Bernd Eichinger. Von 2011 bis 2015 arbeitete er als Assistent des Vorstandsvorsitzenden der Constantin Film, Martin Moszkowicz. Seit 2015 ist Friederich Oetker Produzent und zeichnet unter anderem für folgende Filme mitverantwortlich: „Der Bernd“ (2012), „Bruder vor Luder“ (2015), „Axolotl Overkill“ (2017), der seine Weltpremiere beim Sundance Film Festival feierte, und „Tiger Girl“ (2017), der das Panorama Special der Berlinale eröffnete. Zuletzt war der von ihm produzierte Dokumentarfilm „Das geheime Leben der Bäume“ in den deutschen Kinos zu sehen. 2021 produzierte Oetker „Die Wannseekonferenz“ für das ZDF. Oetker ist Mitglied der deutschen Filmakademie.

Wiesbaden: Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2022

Der 27. Januar als nationaler und internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an den Tag, an dem die Rote Armee 1945 das KZ Auschwitz befreite. In Wiesbaden wird der Gedenktag seit nunmehr 22 Jahren mit zahlreichen, in diesem Jahr wieder vorwiegend digitalen Veranstaltungen begangen. Die Veranstaltungsreihe beginnt am 17. Januar. Die zentrale Gedenkveranstaltung am Mittwoch, den 27. Januar, kann aufgrund der Corona-Pandemie erneut im Livestream unter www.youtube.com/StadtWiesbaden verfolgt werden. Es sprechen Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Peter Quadflieg.

Der Einladung der Landeshauptstadt Wiesbaden für den wissenschaftlichen Fachvortrag ist in diesem Jahr der Wiesbadener Historiker Dr. Philipp Kratz gefolgt. Er wird die Entwicklung der Wiesbadener Erinnerungskultur von den Gedenkfeiern für die Opfer des Faschismus 1947 bis hin zur jährlichen Veranstaltungsreihe „Erinnern an die Opfer“ skizzieren. Der Vortrag greift die Debatte um die Effektivität eines ritualisierten Gedenkens auf. Einerseits soll die Erinnerungskultur weiterentwickelt werden. Auf der anderen Seite steht die Forderung nach dem „Schlussstrich“. In diesem Spannungsfeld wird Philipp Kratz die „erkämpfte Erinnerung“ in Wiesbaden darstellen. „Vielen gilt die gegenwärtige Erinnerungskultur als vorbildlich“, sagt Kulturdezernent Axel Imholz. „Wir dürfen uns aber nicht der Annahme hingeben, dass ein kritischer Blick auf die NS-Zeit einmal jährlich am 27. Januar ausreicht. Es bedarf einer substantiellenAuseinandersetzung mit nationalsozialistischen Verbrechen, die nicht mit einer Gedenkveranstaltung erreicht ist. Erinnern ist ein dauerhafter Prozess, in dem sich die Gesellschaft immer wieder selbst überprüfen muss. Die Geschichte endet nicht mit der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Ich freue mich deshalb sehr, dass die diesjährige Veranstaltungsreihe sowohl Themen der klassischen Erinnerungsarbeit als auch neue Forschungen aufgreift. Sie zeigt damit das ganze Spektrum der Erinnerungskultur, auch über Wiesbaden hinaus.“

Die Veranstaltungsreihe wird von in der Gedenk- und historischen Bildungsarbeit aktiven Wiesbadener Institutionen und Vereine gemeinsam mit dem Kulturamt getragen.

• Sie beginnt mit dem Gespräch zur Ausstellung „#Antisemitismus für Anfänger“. Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden und „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ laden die Kuratorin der Ausstellung, Myriam Halberstam, am 17. Januar zu einem Online-Gespräch ein. Eröffnen wird die Veranstaltung Kulturdezernent Axel Imholz.

• Die Caligari FilmBühne wird im Januar „Endlich Tacheles“ und „Das Glück zu leben“ zeigen.

• Das Medienzentrum Wiesbaden bietet vier filmische Beiträge zum Thema Erinnern. Die Reihe „Kino macht Schule“ richtet sich speziell an Schülerinnen und Schüler. Gezeigt wird unter anderem „Masel Tov Cocktail“ mit anschließendem Filmgespräch.

• Das frauen museum wiesbaden lädt zur Führung durch die Ausstellung „Contre l’Oubli“, einem Vortrag von Dr. Rolf Faber über Marianne Kahn und zur Lesung von Mirna Funk ein.

• Am 23. Januar findet das Gedenkkonzert der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit statt.

• Das sam – Stadtmuseum am Markt widmet dem Thema Erinnern eine PerformanceAuslegung von Nicolaus Werner.

• NO LIMITS und das Stadtarchiv Wiesbaden bieten Rundgänge mit Gebärdendolmetscher und Blindenreportage.

• Die Bergkirche setzt sich mit ihrer Geschichte auseinander und das Freie Theater Wiesbaden spielt hier außerdem sein Stück „WIDERSTAND“.

• Das Stadtarchiv Wiesbaden bietet erstmals einen englischsprachigen Vortrag zur Verfolgung von Homosexuellen in der NS-Zeit und Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden diskutiert aktuelle Themen der Erinnerungskultur unter anderem mit Anetta Kahane.

• Spiegelbild widmet sich der aktuellen Diskussion um postkoloniale Ansätze in der Holocaust-Forschung.

Landeshauptstadt Wiesbaden vergibt Kulturpreis 2020 an Jüdische Gemeinde für ihre Veranstaltungsreihe „Tarbut –Zeit für jüdische Kultur“

zeit-fuer-juedische-kulturDie Jüdische Gemeinde Wiesbaden wird in diesem Jahr von der Landeshauptstadt Wiesbaden für ihre Veranstaltungsreihe „Tarbut –Zeit für jüdische Kultur“ mit dem „Preis zur Förderung des kulturellen Lebens“, dem Kulturpreis, ausgezeichnet.
Dies entschied die Jury unter dem Vorsitz des Kulturdezernenten Axel Imholz. Zur Jury gehörten neben dem Kulturdezernenten die kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Rathausfraktionen (Dorothea Angor, Hartmut Bohrer, Gabriele Enders, Dr. Klaus-Dieter Lork, Wilfried Lüderitz, Claudia Spruch, Joachim Tobschall) und der Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird an Künstlerinnen, Künstler oder Einrichtungen vergeben, die sich in besonderer Weise um das kulturelle Leben in Wiesbaden verdient gemacht haben.

Die Kulturreihe „Tarbut – Zeit für jüdische Kultur“ wurde 2008 ins Leben gerufen. Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden bietet seitdem jährlich im Spätsommer/Herbst ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Kulturprogramm an, das allen interessierten Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern offen steht. Die Veranstaltungsreihe bereichert in jedem Jahr wieder aufs Neue die Kultur der Stadt mit einer explizit jüdischen Perspektive.

„Mit diesem Angebot und auch über die Kurse des Jüdischen Lehrhauses wird die reichhaltige jüdische Kultur seit vielen Jahren den Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern von der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden nahe gebracht“ erläutert Kulturdezernent Axel Imholz und betont weiter: „Auch unter dem Aspekt, dass im kommenden Jahr deutschlandweit das Jubiläum ‚1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ begangen wird, unterstreicht die Entscheidung der Jury wie bedeutsam die jüdische Kultur für unser Land und unsere Stadt ist.“

Der Termin für die Verleihung des Kulturpreises wird gesondert bekannt gegeben.

Veranstaltungsprogramm Tarbut –Zeit für jüdische Kultur (coronabedingt zurzeit abgesagt)