Dörte Hansen neue Mainzer Stadtschreiberin 2022

Dörte Hansen Copyright: ZDF/Sven Jaax
Dörte Hansen Copyright: ZDF/Sven Jaax

Der von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz vergebene Literaturpreis wurde am Mittwoch, 9. März 2022, um 15.30 Uhr, in der Glaskuppel des Mainzer Theaters an die Schriftstellerin Dörte Hansen verliehen. Damit hat sie ihr Amt als Mainzer Stadtschreiberin 2022 angetreten.

Hansen, 1964 in Husum geboren, hat mit ihren beiden bisherigen Romanen „Altes Land“ (2015) und „Mittagsstunde“ (2018) zwei Bestseller geschaffen, erzählerisch eindrückliche Werke, für die sie bereits vielfach ausgezeichnet wurde.

Dr. Norbert Himmler, Programmdirektor ZDF, und Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, begrüßten gemeinsam die neue Stadtschreiberin der Landeshauptstadt.

„Mit ihren messerscharf beobachteten Stadt-Land-Panoramen erzählt Dörte Hansen unsere Zeit und trifft dabei einen Nerv“, so Norbert Himmler in seiner Rede. „Sie zeigt ein tiefes Gefühl von Fremdheit, Verlassensein, von der Unmöglichkeit anzukommen, zu bleiben, sich sicher zu fühlen. Und sie zeigt auch Wurzeln dieser Beunruhigung: Sie führen zurück in Krieg und Vertreibung und wirken noch nach Generationen nach.“

Der renommierte Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und ist mit 12.500 Euro dotiert und die Stadtschreiberinnen oder Stadtschreiber erhalten ein Wohnrecht im historischen Teil des Gutenberg-Museums. „Das besondere an unserem Stadtschreiber-Literaturpreis ist, dass die Preisträgerinnen und Preisträger neben der Ehrung und dem Geldpreis auch ein Jahr lang das uneingeschränkte Wohnrecht in unserer Stadtschreiberwohnung erhalten – im Dachgeschoss des ʹRömischen Kaisersʹ, der zu unserem Weltmuseum der Druckkunst gehört, mitten im Herzen von Mainz,“ so Michael Ebling. „Dort können die Preisträgerinnen und Preisträger dann den Namen des Preises erfüllen und sich für ihre Tätigkeit von unserer Stadt und ihren Menschen vereinnahmen lassen. Und auch unsere neue Stadtschreiberin Dörte Hansen wird sich dort, hoffentlich recht oft, ohne Zweifel sehr wohl fühlen.“

In seiner Laudatio beschreibt Andreas Platthaus, Journalist, Autor und Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Werk von Dörte Hansen so: „Wer kann das schon? Fürs große Publikum schreiben und dabei große Prosa? Dörte Hansen ist das mit ihren Romanen ‚Altes Land‘ und ‚Mittagsstunde‘ gleich zweimal gelungen. Genauigkeit des Blicks geht darin jeweils einher mit Zuneigung zu den Figuren, selbst zu den Eindringlingen in jene norddeutsch-dörfliche Beschaulichkeit, die Dörte Hansen mit scheinbar melancholischer Bewunderung heraufbeschwört, ehe sie sie dann mit satirischer Lust demaskiert. Die neue Mainzer Stadtschreiberin steht für die zeitlosen Qualitäten von Literatur: Witz und Sprach- und Stilgefühl.“

In der Jurybegründung heißt es: „Dörte Hansen wird von Leserinnen und Lesern, Literaturkritikerinnen und -kritikern gleichermaßen geliebt und gelobt. Hansen beherrscht es meisterlich, in ihren Romanen unsentimental und lebensnah davon zu erzählen, wie es ist, sich nach der ländlichen Heimat zu sehnen und zugleich von ihr davonlaufen zu wollen. Dörte Hansen schreibt keine Heimatidyllen, sondern eher bitterzarte Dorfromane in einer Welt, die zu verschwinden droht.“

Pandemiebedingt wird die Antrittslesung von Dörte Hansen auf Juli 2022 verschoben.