Kategorie-Archiv: Marie Juchacz-Frauenpreis

Journalistin Golineh Atai für mutige Reportagen aus dem Iran mit dem Marie Juchacz-Frauenpreis 2023 ausgezeichnet

Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Kairo, zuständig für die Berichterstattung aus Ägypten, Libyen, dem Tschad, Saudi-Arabien, Jemen, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Syrien, Irak, Maghreb-Staaten (nur pan-arabische/pan-islamische Themen) und dem Libanon, aus Kuwait und dem Nord-Sudan. © ZDF/Jana Kay
Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Kairo, zuständig für die Berichterstattung aus Ägypten, Libyen, dem Tschad, Saudi-Arabien, Jemen, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein, Syrien, Irak, Maghreb-Staaten (nur pan-arabische/pan-islamische Themen) und dem Libanon, aus Kuwait und dem Nord-Sudan. © ZDF/Jana Kay

„Golineh Atai steht für einen Journalismus, der mutig berichtet und scharf analysiert, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Sie nutzt ihr großartiges Talent, um Frauen in ihrem Kampf für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit zu unterstützen. Wir ehren sie heute für ihre klare demokratische Haltung als Journalistin und für ihren Einsatz für Frauen und ihre Rechte. Für ihre besonderen Verdienste um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen verleihe ich ihr den Marie Juchacz-Frauenpreis“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Preisübergabe in Mainz.

Am heutigen Tag der Internationalen Frauensolidarität richtete die Ministerpräsidentin ein besonderes Zeichen der Solidarität an die mutigen Frauen im Iran, die unter dem Ruf „Frauen, Leben, Freiheit“ für ein besseres Leben kämpfen. „Weltweit steht es nicht gut um die Situation der Frauen, die in besonderem Maße von ungerechten Gesellschaften und bewaffneten Konflikten betroffen sind. Doch weltweit stehen sie wie schon zu Zeiten von Marie Juchacz und auch jetzt im Iran immer wieder an der Spitze von gesellschaftlichen Bewegungen, die für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Dabei gehört die internationale Solidarität zu den Fundamenten der Frauenbewegung und wir müssen alles dafür tun, dass die Stimmen der mutigen iranischen Frauen gehört werden“, betonte die Ministerpräsidentin.

Golineh Atai, die im Alter von fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen sei, habe den Frauen im Iran eine Plattform gegeben, um ihre Geschichte zu erzählen und von ihren Träumen, Hoffnungen und Zielen zu berichten. „Mit den Portraits in ihrem 2021 erschienenen Buch ‚Die Freiheit ist weiblich‘ führt sie uns vor Augen, wie riskant schon der kleinste Protest sein kann. Es ist der Blick in einen Alltag, der für uns in seiner Ungerechtigkeit oftmals unfassbar ist und doch das Leben von Millionen iranischen Frauen und Mädchen bestimmt“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Eine der Frauen, die Golineh Atai portraitiert habe, sei Azam Jangravi, die extra aus Kanada eingereist war, um die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten. In dem Buch schildere sie eindrucksvoll, wie sie 2018 nach langen Jahren der Reformversuche schließlich den Weg des öffentlichen symbolischen Protestes wählte und sich mit offenen Haaren gegen den Kopftuchzwang stellte. „Das Video davon ging viral um die Welt. Heute kämpft sie aus ihrer neuen Heimat Kanada weiter für die Gleichberechtigung der Frauen im Iran. Die Öffentlichkeit ist dabei ihr stärkster Verbündeter, der nochmals stärker wurde, seit Joko Winterscheid ihr seinen Instagram-Account mit über 1 Million Followern dauerhaft überließ“, so die Ministerpräsidentin.

Öffentlichkeit wie auch Meinungsvielfalt und Wahrheit seien besonders wichtig für all jene, die sich in ihren Heimatländern für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Golineh Atai sei als Journalistin überall dort zu finden, wo die Welt in Aufruhr sei. Sie habe über die Maidan Proteste und die Annexion der Krim berichtet, seit vielen Jahren bringe sie einem großen Publikum den Mittleren Osten in seiner Vielfalt und Dynamik nahe. „Als souveräne Auslands-Korrespondentin ist Golineh Atai ein echtes Role Model“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Wie man mit einem herausfordernden Beruf und gefährlichen Situationen umgeht und dabei resilient bleibt, darüber sprach die Preisträgerin mit Dr. Donya Gilan, die den Bereich „Resilienz und Gesellschaft“ am Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz leitet.

Der Frauenpreis der Ministerpräsidentin wurde erstmals 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts verliehen. Erste Preisträgerin war 2019 Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Sie setzte sich vor allem für das Recht von Beamtinnen ein, aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten zu können. Preisträgerin 2020 war Marlies Krämer, die sich für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen stark macht. Sportjournalistin Claudia Neumann, die als Fernseh-Kommentatorin von Fußballspielen Vorbild und Pionierin in einer vermeintlichen ‚Männerdomäne war, wurde 2021 mit dem Frauenpreis ausgezeichnet.

Der Frauenpreis 2022 ging an die Soziologin Jutta Allmendinger sowie Rita Süssmuth, die für ihr Lebenswerk geehrt wurde.

Mit dem Namen des Preises erinnert Ministerpräsidentin Malu Dreyer auch an die frauenpolitische Vorreiterinnenrolle und die Verdienste von Marie Juchacz, die als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede hielt. Vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen von einer Expertinnen-Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Kultur und Vertreterinnen verschiedener Gremien aus dem Bereich der Gleichstellung und Frauenpolitik unter Vorsitz der Ministerpräsidentin.

Erster Rheinland-Pfälzischer Frauenpreis anlässlich 100 Jahre Frauenwahlrecht in Mainz verliehen?

Die erste Preisträgerin des neuen rheinland-pfälzischen Frauenpreises, für den noch eine Namenspatronin gesucht wird, erhielt am 7.2.2019  die renommierte Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit aus den Händen der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die erste Preisträgerin des neuen rheinland-pfälzischen Frauenpreises, für den noch eine Namenspatronin gesucht wird, erhielt am 7.2.2019 die renommierte Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit aus den Händen der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Anlässlich des Jubiläums von 100 Jahren Frauenwahlrecht hat die Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 7. 2. 2019 während einer Feierstunde den ersten Rheinland-Pfälzischen Frauenpreis verliehen, der noch keinen Namen trägt. MitbürgerInnen werden aufgefordert, Vorschläge für eine Namenspatronin  des neuen Frauenpreises zu machen. Dieser soll jährlich  am 8. März zum Internationalen Tag der Frau verliehen werden.

Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit hat Geschichte der Teilzeitarbeit geschrieben und Förderung der Gleichberechtigung ins Grundgesetz geboxt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit hat Geschichte der Teilzeitarbeit geschrieben und Förderung der Gleichberechtigung ins Grundgesetz geboxt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die erste Preisträgerin der nicht mit Geld dotierten Auszeichnung ist die Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Die in Hamburg geborene 86-Jährige war von 1977 bis 1983 Bundesvorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes. In den 90er-Jahren war sie für die SPD Justizsenatorin in Hamburg und Berlin.  Anfang der 60er hatte es die damals erst 30jährige Amtsrichterin Peschel-Gutzeit gegen alle Hürden des Justizapparats mit geschickter Verhandlungsführung geschafft, dass Beamte aus familiären Gründen Teilzeitarbeit leisten können, was später als sogenannte Lex Peschel in § 92 BBG Eingang fand. 1992 war sie maßgeblich treibende Kraft, dass Art. 3 GG Abs. 2 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ um den Zusatz „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“ erweitert wurde. Mehr Gerechtigkeit ist das zentrale Thema von Peschel-Gutzeit, der es stets wichtig war und ist, Männer in die Bemühungen um mehr Gleichberechtigung einzubeziehen, als Verbündete zu gewinnen, statt sie auszugrenzen. Sie habe, erzählt sie in der Talkrunde während der Feierlichkeiten eigentlich immer vernünftige Männer getroffen, die letztlich immer bereit waren, den Schritt zu mehr Gleichberechtigung mitzugehen, wenn man ihnen erklärt habe, worum es ginge und ihnen die Chance gegeben habe, sich in die Problemlage hineinzuversetzen.

Laudatorin Malu Dreyer  © Foto: Diether v. Goddenthow
Laudatorin Malu Dreyer © Foto: Diether v. Goddenthow

«Das Jubiläum mahnt uns, die Errungenschaften der Gleichberechtigung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, sich für sie einzusetzen und für sie zu streiten», begründete Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) die Entscheidung für die Auszeichnung. Peschel-Gutzeit habe in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet, lobte Dreyer. Die Preisträgerin stehe dafür, «dass es sich lohnt, als einzelner Mensch mit guten Ideen für mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit zu kämpfen».

Gleichberechtigung brauche mutige Streiterinnen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, deswegen habe sie einen Frauenpreis ins Leben gerufen. Die erste Preisträgerin ist die Juristin Dr. Lore Peschel-Gutzeit. „Die Leidenschaft für mehr Gerechtigkeit treibt unsere Preisträgerin bis heute an. Sie ruht sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern mahnt etwa heute die Teilzeitfalle an, die viele Frauen in die Altersarmut führt“, sagte die Ministerpräsidentin.

Talkrunde: v.l.n.r.: Stefanie Lohaus, Pressesprecherin EAF Berlin, Dorothee Linnemann, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung 'Damenwahl 1918/1919 - Frauen in der Politik im  Historischen Museum Frankfurt, Dr. Susanne Becker, Moderatorin, Literaturwissenschaftlerin und Kulturredakteurin im ZDF, Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Rechtsanwältin, Richterin a.D. und Justizsenatorin a.D.  und Vincent-Immanuel Herr, Autor und Botschafter der HeForShe-Kampagne Deutschland.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Talkrunde: v.l.n.r.: Stefanie Lohaus, Pressesprecherin EAF Berlin, Dorothee Linnemann, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung ‚Damenwahl 1918/1919 – Frauen in der Politik im Historischen Museum Frankfurt, Dr. Susanne Becker, Moderatorin, Literaturwissenschaftlerin und Kulturredakteurin im ZDF, Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Rechtsanwältin, Richterin a.D. und Justizsenatorin a.D. und Vincent-Immanuel Herr, Autor und Botschafter der HeForShe-Kampagne Deutschland. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Auszeichnung ist nicht dotiert und mit einer Skulptur der rheinhessischen Künstlerin Jutta Lutz verbunden. „Die Skulptur drückt Haltung und Selbstbewusstsein aus und trifft damit das Bild einer starken Frau sehr genau“, erläuterte die Ministerpräsidentin. Bisher trage der Preis, der künftig jährlich im Umfeld des Internationalen Frauentages am 8. März verliehen werden soll, noch keinen Namen. „Rheinland-Pfalz war und ist ein Land der starken Frauen. Eine von ihnen möchten wir künftig dadurch ehren, dass der Frauenpreis nach ihr benannt wird. Ich freue mich über viele Vorschläge und verbinde damit die Hoffnung, dass wir das öffentliche Interesse an Frauenbiografien aus Rheinland-Pfalz stärken“, sagte die Ministerpräsidentin.

Christiane Rohleder,  Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.© Foto: Diether v. Goddenthow
Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Frauenpreis wurde im Rahmen einer Feierstunde zu 100 Jahre Frauenwahlrecht verliehen, zu der sie gemeinsam mit Frauenministerin Anne Spiegel und in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung eingeladen hatte. Trotz formaler Gleichstellung seien Frauen in der Politik, im MINT-Bereich oder in DAX-Vorständen unterrepräsentiert, sie arbeiteten häufiger in Teilzeit und übernähmen einen Großteil der Sorgearbeit neben dem Beruf. „Der Fortschritt kommt nicht von allein. Deshalb ist Gleichstellung bei uns in Rheinland-Pfalz ein Querschnittsthema, das nicht nur nebenbei läuft, sondern an dem wir in allen Bereichen weiterarbeiten“, betonten Dreyer und Staatssekretärin Christiane Rohleder in Vertretung der erkrankten Frauenministerin Anne Spiegel.

Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Steph Winzen, Saxophon nd Fritz Walther am Flügel. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Steph Winzen, Saxophon nd Fritz Walther am Flügel. © Foto: Diether v. Goddenthow