Kategorie-Archiv: Frankfurter Museen

Spaß am Handwerk wecken: Ferien-Werkstätten im Jungen Museum bis 23. August

Ein Mädchen webt in der Textilwerkstatt, © ©  Historisches Museum Frankfurt, Foto: Stefanie Kösling
Ein Mädchen webt in der Textilwerkstatt, © © Historisches Museum Frankfurt, Foto: Stefanie Kösling

ffm. Sechs Wochen Sommerferien heißt für die meisten Kinder verreisen, faulenzen, am Computer spielen, ins Schwimmbad gehen. Aber warum nicht mal was ganz Neues ausprobieren? In den Ferien-Werkstätten im Jungen Museum können Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren noch bis Freitag, 23. August, ihre handwerklichen Fähigkeiten entdecken und erproben. Denn beim Handwerken, weiß Marie-Luise Schultz, kann man kreativ werden und Konzentration einüben. Die gelernte Druckerin leitet den Kurs „Radierung & Druckwerkstatt“. Eigene Texte schreiben oder zusammensetzen und drucken, das macht in der Gruppe mit anderen Kindern besonders viel Spaß. Auch in den anderen Ferien-Werkstätten des Jungen Museums stehen Kreativität und Freude ganz oben im Programm, etwa bei den Kursen Accessoires aus Schmuck und Textil oder in der Textilwerkstatt.

Die Werkstätten finden jeweils von 9.30 bis 16 Uhr in den Räumen des Jungen Museums statt. Einen Überblick über das gesamte Ferienprogramm gibt es unter Junges Museum.

Für alle Tagesangebote gilt:

Die Kosten belaufen sich auf 60 Euro, ermäßigt 30 Euro (für Inhaberinnen und Inhaber des Frankfurt Passes, Kulturpasses und Geflüchtete mit Nachweis) inklusive einem Getränk. Es wird darum gebeten, für die gemeinsame Mittagspause ein Lunchpaket mitzugeben. Reguläre Tickets können im Online Shop erworben werden, ermäßigte Ticket sind mit Nachweis vorab direkt an der Kasse im Eingangsfoyer erhältlich. Bei Rückfragen und für weitere Informationen steht das Historische Museum telefonisch unter 069/212-35154, von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, oder per E-Mail an besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de zur Verfügung.

Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr (Schulklassen und Hortgruppen können – mit Anmeldung und in Begleitung von Lehrpersonal – von Dienstag bis Freitag ab 9 Uhr das Historische Museum und das Junge Museum besuchen).

Nach Restaurierung wieder im Museum: Die faszinierende Anakonda mit dem verschlingenden Wasserschwein

Wieder zurück: Die Anakonda verschlingt ein ganzes Wasserschwein. © Foto: Diether von Goddenthow
Wieder zurück: Die Anakonda verschlingt ein ganzes Wasserschwein. © Foto: Diether von Goddenthow

Highlight-Exponat ist wieder im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt zu sehen
Seit nahezu 100 Jahren ist die über fünf Meter lange Anakonda mit ihrem Beutetier ein Publikumsliebling der Besucher*innen im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. Im Februar letzten Jahres wurde das – deutlich in die Jahre gekommene – Exponat zur Restaurierung in die Zoologische Präparation des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt gebracht. Heute ist die große Würgeschlange und das halbverschlungene Wasserschwein aus ihrem „Wellnessurlaub“ frisch überarbeitet in eine brandneue und temperatur- und feuchtigkeitsregulierende Vitrine zurückgekehrt. Auch die Umgebung des Highlight-Exponats wurde umgestaltet: Vier neu bestückte Vitrinen rahmen es nun ein und verraten auf Wandtafeln Hintergründe zu den Präparaten. Ebenfalls präparatorisch überarbeitet wurden die drei Meeresschildkröten in der angrenzenden Vitrine; auch sie erstrahlen nun in neuem Glanz.

Die Anakonda gelangte bereits 1925 nach Frankfurt. „Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung erwarb die Haut des Tieres von einem früheren Naturalien- und Lehrmittelhändler in Hamburg für 100 Mark – auf heutige Zeiten umgerechnet sind das etwa 430 Euro. Heute ist das Exponat von unschätzbarem Wert“, sagt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt. „Das haben wir auch dem damaligen Präparator – aus Archivunterlagen geht hervor, dass dies sehr wahrscheinlich Christian Kopp, ein Spezialist für Dermoplastiken, war – zu verdanken. Er schuf in Abstimmung mit damaligen Senckenberg-Reptilienforschenden das außergewöhnliche Arrangement von Wasserschwein und der sich in der Schlingphase befindenden Anakonda“, ergänzt Prof. Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Museums am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Seit dem Einzug in das Museum haben unzählige große und kleine Besucher*innen die 1924 in Brasilien erlegte Schlange bewundert, die gerade ihr Beutetier verspeist. Im Februar letzten Jahres wanderte der Publikumsliebling hinter die Kulissen des Frankfurter Naturmuseums. „Das Exponat war stark in die Jahre gekommen – das Ausmaß der Schäden wurde uns erst bewusst, als wir das Reptil aus der Vitrine entnommen haben und eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht hatten“, erklärt Senckenberg-Präparator Udo Becker. Für die Restaurierung stellte das Museum daher auch eine „Anakonda-Taskforce“ unter der Leitung von Becker und der Restauratorin Kathrin Sündermann zusammen. „Aufgrund der Komplexität der ursprünglichen Materialverarbeitung war das Know-How von anderen Expert*innen – beispielsweise aus den Bereichen Malerei, Skulptur oder Lederverarbeitung – notwendig. Das Offenbacher Ledermuseum und das Städel waren sofort zu einer Mitarbeit bereit. Der Zoo unterstützte uns schnell und unbürokratisch mit einem mobilen Röntgengerät“, ergänzt Franzen.

Seit der Entnahme aus der Vitrine ist viel passiert: Die Bestandsaufnahme der Schäden und der Verschmutzungen wurde abgeschlossen sowie verschiedene Materialanalysen durchgeführt. Staub wurde sorgfältig mit kleinen Tupfern entfernt, Schichten von Farbe akribisch und mit ungeheurer Vorsicht abgetragen, Risse in den gegerbten Häuten der beiden Tiere ausgebessert. „Im letzten Schritt erfolgte die Kolorierung der Schlange – dabei haben wir darauf geachtet, dass der ursprüngliche Charakter des Objekts erhalten bleibt“, so Sündermann. Und auch das Wasserschwein bekam ein gründliches „Makeover“: Das Hinterteil des großen Nagers wurde in Kleinstarbeit und unter Hilfenahme eines Wasserschwein-Fells aus den Senckenberg-Forschungssammlungen wieder vollständig behaart.

„Wir sind sehr glücklich, dass die Restaurierung so außerordentlich gut gelungen ist – ist sie doch so vielschichtig wie bei einem ‚Alten Meister‘“, freut sich Franzen und Kurator Dr. Thorolf Müller ergänzt: „Jetzt ist unsere ‚Mona Lisa‘ in einer Großvitrine des Frankfurter Unternehmens Glasbau Hahn zu sehen, die durch ihre permanente Feuchtigkeitsregulierung dafür sorgt, dass das Ausstellungsstück auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.“ Möglich wurde die gut ein Jahr dauernde Restaurierung und der Umbau der Vitrine durch Spenden zahlreicher Bürger*innen des Rhein-Main-Gebietes und darüber hinaus, verschiedener Stiftungen und Unternehmen sowie der Senckenberg-Mitglieder. „Wir sind für diese Unterstützung unheimlich dankbar! Die vielen kleinen Spenden –unter anderem sind mehrere Tausend Euro über das freiwillige ‚Anakonda-Ticket‘ eingegangen – und die zahlreichen Mails und Anfragen zeigen, wie sehr die ‚Schlange mit Schwein‘ von unseren Besuchenden vermisst wurde und wie groß die Verbundenheit zu dem Exponat in der Bevölkerung ist“, betont die Museumsdirektorin und ergänzt: „Insbesondere möchten wir uns bei der Mann Stiftung, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und dem Unternehmen Glasbau Hahn für die großzügige Unterstützung bedanken.“

Nun ist das Highlight-Exponat auch in einer inhaltlich und grafisch neugestalteten Umgebung zu sehen sein. Die umliegenden Vitrinen zeigen, wie die ersten Schlangen aussahen, wie sich Gift- von Würgeschlangen unterscheiden und wie sich das Reptil mit seiner Schuppenfärbung tarnt oder warnt. Zudem gibt es Hintergrundinformationen zu Historie und Biologie der beiden Tiere. Drei Meeresschildkröten in einer angrenzenden Vitrine wurden präparatorisch überarbeitet und erstrahlen ebenfalls in neuem Glanz.

 

Alle weiteren Infos zum Besuch im Naturmuseum Senckenberg

Senckenberg Naturmuseum. © Foto: Diether von Goddenthow
Senckenberg Naturmuseum. © Foto: Diether von Goddenthow

Schirn zeigt vom12. Juli – 13. Oktober 2024 postkoloniale Avantgarde „Casablanca Art School“

Die Ausstellung „Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ präsentiert rund 100 Werke von 22 Künstler*innen, darunter großformatige abstrakte Gemälde, urbane Wandbilder, Kunsthandwerk, Grafiken, Innenarchitektur und Typografie, dazu selten gezeigte Filme, Zeitschriften und Fotografien. Sichtbar wird eine spezifisch marokkanische Kunstszene, die sich transnational verortet.© Foto: Diether von Goddenthow
Die Ausstellung „Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ präsentiert rund 100 Werke von 22 Künstler*innen, darunter großformatige abstrakte Gemälde, urbane Wandbilder, Kunsthandwerk, Grafiken, Innenarchitektur und Typografie, dazu selten gezeigte Filme, Zeitschriften und Fotografien. Sichtbar wird eine spezifisch marokkanische Kunstszene, die sich transnational verortet.© Foto: Diether von Goddenthow

Nur wenige Jahre nach der Unabhängigkeit Marokkos 1956 entwickelt sich in Casablanca ein pulsierendes Zentrum kultureller Erneuerung. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert das einzigartige und einflussreiche Wirken der Casablanca Art School in einer ersten großen, längst überfälligen Ausstellung. Die Hauptvertreter*innen dieser innovativen Kunsthochschule, Farid Belkahia (1934–2014), Mohammed Chabâa (1935–2013), Bert Flint (1931–2022), Toni Maraini (*1941) und Mohamed Melehi (1936–2020), werden zusammen mit Studierenden, Lehrenden und assoziierten Künstler*innen schnell zu einem Motor für die Entwicklung einer postkolonialen modernen Kunst in der Region. Ihr Anliegen ist die Öffnung zu den lokalen künstlerischen Traditionen und zur neuen sozialen Wirklichkeit. Unter anderem im Dialog mit den Ideen des Bauhaus wird das Verhältnis zwischen Kunst, Handwerk, Design und Architektur im lokalen Kontext neu bestimmt, künstlerische Einflüsse aus westlichen Metropolen werden mit Elementen des während der Kolonialzeit unterdrückten lokalen Kulturerbes kombiniert. Die Schirn präsentiert rund 100 Werke von 22 Künstler*innen, darunter großformatige abstrakte Gemälde, urbane Wandbilder, Kunsthandwerk, Grafiken, Innenarchitektur und Typografie, dazu selten gezeigte Filme, Zeitschriften und Fotografien. Sichtbar wird eine spezifisch marokkanische Kunstszene, die sich transnational verortet.

Die Ausstellung „Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ wird gefördert durch die Stadt Frankfurt und die Hessische Kulturstiftung mit zusätzlicher Unterstützung durch Fraport AG.

Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, über die Ausstellung: „Dies ist die erste institutionelle Ausstellung, die das einflussreiche Vermächtnis der Casablanca Art School umfassend vorstellt. Nach der Unabhängigkeit Marokkos gestalteten die Lehrenden und Studierenden der Kunsthochschule von Casablanca einen besonderen Ort für das Kunstschaffen und Kunststudium. Ihr Ziel war es, die Kunst zu dekolonisieren und zu liberalisieren, ihre Werke platzierten sie mit Zeitschriften, Wandgemälden im öffentlichen Raum und Festivals unmittelbar in den Alltag der Menschen. Es ist an der Zeit für eine umfassende Würdigung dieser international vernetzten, wichtigen künstlerischen Bewegung. Diese Schau erweitert die bisherige westliche Deutung der Entwicklung der modernen abstrakten Malerei um eine neue, internationale Perspektive und trägt damit zur Ausdifferenzierung des kunsthistorischen Kanons bei.“

Die Kuratoren der Ausstellung, Morad Montazami und Madeleine de Colnet (Zamân Books & Curating), betonen: „Im Fokus der Ausstellung steht eine klare Vision des modernen Lebens, wie sie von fünf einflussreichen Lehrenden an der Kunsthochschule von Casablanca vertreten wurde: Farid Belkahia, Mohammed Chabâa, Bert Flint, Toni Maraini und Mohamed Melehi. Das auch als ‚Casablanca-Gruppe‘ bekannte legendäre Kollektiv entwickelte sich zu einem internationalen Netzwerk, das Generationen überspannte. Diese marokkanische ‚neue Welle‘ rief eine neue Kunst für Marokko aus, die aus dem afro-amazighischen Erbe erwuchs und eine urbane, soziale und kulturelle Bewegung auslöste.“

RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG

Impressionen der Sonderausstellung Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ . © Schirn
Impressionen der Sonderausstellung Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962–1987“ . © Schirn

Die Ausstellung ist chronologisch-thematisch in acht Sektionen gegliedert. Diese stellen Werke und zentrale Aspekte des Wirkens der Künstler*innen der Kunsthochschule von Casablanca sowie einzelne Positionen aus deren Umfeld vor, ergänzt um dokumentarisches Material.
Zudem führt ein weiterer Raum Bücher, Filme und eine Chronologie zusammen. In der öffentlich zugänglichen Rotunde der Schirn werden zudem drei Filme der Videoserie School of Walking (2023) des Künstlerduos Bik Van der Pol (Liesbeth Bik und Jos Van der Pol) gezeigt.

ANFÄNGE
Die 1919 während des französischen Protektorats gegründete École Municipale des Beaux-Arts de Casablanca (Kunsthochschule von Casablanca – die mit der von ihr ausgehenden künstlerischen Bewegung international als Casablanca Art School bekannt wurde) folgte zunächst westlichen pädagogischen Ansätzen aus der Zeit ihrer Gründung. Wenige Jahre nach der Unabhängigkeit Marokkos wurde der Künstler Farid Belkahia zum Direktor ernannt, er leitete die Kunstschule von 1962 bis 1974. Belkahia wollte die marokkanische bildende Kunst und ihr Studium neu gestalten und öffnete die Schule auch für marokkanische und weibliche Studierende. Die Kunsthochschule von Casablanca konzipierte Kunst und Kunststudium in Marokko völlig neu. Im ersten Raum werden Farid Belkahia, Mohammed Chabâa und Mohamed Melehi mit einer Auswahl eigener Werke vorgestellt, das künstlerische Kern-Trio der Schule.
Beeinflusst durch ihre Studien im Ausland und den interdisziplinären Ansatz des Bauhaus verbanden die als Dozenten tätigen Künstler Ideen aus Kunst, Kunsthandwerk, Design und Architektur. In der Lehre traten westliche Stile und Methoden wie die Staffeleimalerei in den Hintergrund. Ein Fokus war die Erforschung des afrikanischen und amazighischen Erbes, und es wurden Exkursionen unternommen, bei denen die lokale Archäologie, Keramik, Kalligrafie, religiöse Gemälde sowie Techniken der Weberei, Lederverarbeitung, Schmuckherstellung und Tätowierung studiert wurden. Mohamed Melehi unterrichtete Malerei, Collage und Fotografie, Mohammed Chabâa Grafikdesign und Raumgestaltung, Bert Flint Visuelle Anthropologie. Die italienische Kunsthistorikerin Toni Maraini richtete den ersten Studiengang in Marokko für die Kunstgeschichte der Moderne ein und formulierte die Visionen der Gruppe in programmatischen Texten und Essays. Kurzzeitig lehrte auch André Elbaz an der Schule.

KUNST ÖFFENTLICH MACHEN
Ein entscheidender Moment in der marokkanischen Kunstgeschichte war im Mai 1969 die Eröffnung der von Lehrenden der Kunsthochschule (zu denen inzwischen auch Mohamed Ataallah, Mustapha Hafid und Mohamed Hamidi gehörten) organisierte Ausstellung „Présence Plastique“, die Gemälde auf öffentlichen Plätzen präsentierte. Die Schirn zeigt Werke der sechs beteiligen Künstler. Die programmatische Wanderausstellung war ein Protest gegen den staatlichen Salon du printemps. Mehr als zehn Jahre nach der Unabhängigkeit hatten marokkanische Künstler*innen noch immer Schwierigkeiten, Räume oder Galerien zu finden, in denen sie ihre Werke ausstellen konnten. „Présence Plastique“ machte im Mai auf dem Platz Djemaa el Fna in Marrakesch Station, ein paar Wochen später auf der Place du 16 Novembre in Casablanca. Zudem wurde sie 1971 in zwei höheren Schulen in Casablanca gezeigt.

ARBEITEN IM KOLLEKTIV
Die Jahresausstellung von Studierendenarbeiten in der zur Kunsthochschule gehörenden Galerie La Coupole im Park der Arabischen Liga setzte 1968 in der marokkanischen Kunst eine „neue Welle“ in Gang. Die gezeigten Arbeiten waren eine Synthese aus afro-amazighischen Einflüssen und Ausdrucksformen und Stilen der Moderne. Die Schirn zeigt Werke von einigen der innovativsten Studierenden aus den Anfangsjahren der Schule, darunter Malika Agueznay,

Abdellah El Hariri und Houssein Miloudi – Arbeiten, die sie in engem Austausch mit ihren Lehrer*innen geschaffen hatten und gemeinsam ausstellten.

GRAFIKDESIGN
Die Künstler*innen der Casablanca Art School nutzten das Grafikdesign, um ihre Kunst im öffentlichen Leben zu platzieren. In den Workshops der Kunsthochschule wurden traditionelle Medien wie die Malerei um neue, aus anderen Bereichen entlehnte Ansätze und Strategien erweitert. Mohamed Melehi etwa kombinierte die Malerei mit Collage und eröffnete ein Fotoatelier, während Mohammed Chabâa Dekoration, Bühnenbild und moderne Kalligrafie unterrichtete. Die Schirn zeigt Plakate und Bücher von Melehi und Chabâa sowie Ausgaben der Zeitschrift Souffles, die sie gemeinsam gestalteten. Mit einer Mischung aus Poesie, Literatur und Kulturkritik, strebte das Magazin an, die marokkanische Kunst und Kultur zu dekolonisieren und zu demokratisieren. Weitere Plakate in der Ausstellung sind Ausdruck einer im Zuge der Dekolonisierung Marokkos entstandenen Solidarität mit anderen Ländern und Bewegungen; in ihnen verbindet sich die Kunst mit kulturellem und politischem Aktivismus, etwa Aufrufe zur Unterstützung des chilenischen Volkes gegen das Pinochet-Regime, der Menschen im Bürgerkrieg in Angola sowie zur Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung. Zu sehen sind auch Ausgaben der Zeitschrift Intégral, die Mohammed Melehi 1971 gründete und die für die Dokumentation der modernen Bewegung in Marokko von 1971 bis 1978 eine wichtige Rolle spielte.

ALLTAGSDESIGN
Um die Kunst in den Alltag der Menschen zu bringen, entwickelte das Netzwerk der Casablanca Art School gemeinsam mit Architekt*innen und weiteren Unterstützenden eine Vision für eine öffentliche Kunst und die Neubelebung vernachlässigter öffentlicher Räume und Stadtviertel. Einer der Hauptakteure war das in Casablanca und Rabat ansässige Architekturbüro Faraoui & de Mazières. Von 1967 bis 1982 entwarf das Netzwerk die Innenausstattung für das Nationale Amt für Fremdenverkehr in Casablanca, die Nationale Bank für wirtschaftliche Entwicklung, für Fabriken, Krankenhäuser, Universitäten, Ferienparks und neu gebaute Hotels. Die Künstler*innen und Architekt*innen integrierten Kunst und Kunsthandwerk in die Gebäude und betrachteten Eingangshallen, Wände, Decken und die feste Ausstattung als „plastisches Terrain“ für eine kreative Intervention. Bei mehreren Hotelprojekten arbeitete das Trio Farid Belkahia, Mohammed Chabâa und Mohamed Melehi mit Künstler*innen zusammen. Die Ausstellung zeigt u.a. Paravent (1972) von Carla Accardi, Siebdrucke von Hamid Alaoui sowie Gemälde von Mohamed Hamidi.

DAS AFRO-AMAZIGHISCHE ERBE
Lehrende und Studierende der Kunsthochschule von Casablanca entdeckten das lokale kulturelle Erbe als Inspirationsquelle für ihre Kunst. Sie verbanden abstrakte Kunst mit arabischen und Amazigh-Traditionen und ließen sich in ihrer Kunst und Lehre von den Teppichen, dem Schmuck, der Kalligrafie und den Deckenmalereien der Region inspirieren. Die Schirn zeigt sowohl historische Objekte als auch Werke. Der Dozent Bert Flint betrieb intensive Forschungen im Hohen Atlas und im Anti-Atlas. Sein Studium der außergewöhnlichen Teppiche und des Schmucks ländlicher Regionen ließ er in den Unterricht einfließen. Zu sehen sind Fotografien von Mohamed Melehi, der neben seiner Arbeit als Maler, Designer und Aktivist auch als Fotograf tätig war und die marokkanische Gesellschaft sowie die einheimische Kunst und Architektur dokumentierte. In einem fotografischen Inventar dokumentierte er Flints Forschungen im Gebiet des Flusses Souss, darunter Schmuck und Deckenmalereien. In den Arbeiten der Lehrenden und Studierenden der Hochschule wurden Einflüsse des afrikanischen, islamischen, mediterranen und amazighischen Erbes sichtbar. Ihre Werke griffen Traditionen des Kunsthandwerks auf, die in der westlich geprägten Kunst nicht vorhanden waren; die Kalligrafie, dekorative Symbole und

geometrische Muster von spiritueller Bedeutung wurden mit regional erhältlichen Materialien wie Kupfer, Häuten (Leder), Holz und Wolle kombiniert.

TRANSNATIONALE SOLIDARITÄT
Die erste Biennale of Arab Art fand 1974 im Museum für moderne Kunst in der irakischen Hauptstadt Bagdad statt. Organisiert von der General Union of Arab Artists, brachte sie Künstler*innen aus 14 arabischen Nationen zusammen und zeigte über 600 Kunstwerke. Die Schirn zeigt Werke von Farid Belkahia, Saâd Ben Cheffaj, Mohammed Chabâa, Abdelkrim Ghattas, Miloud Labied und Mohamed Melehi, die zu den insgesamt 14 Künstler*innen der marokkanischen Delegation aus dem Umfeld der Kunsthochschule gehörten. Sie galten als die lebendigste und dynamischste „neue Welle“, da sie sich durch ihre Kompromisslosigkeit gegenüber der Ikonografie des Sozialistischen Realismus oder surrealistischen Trends hervorhoben. Die Künstler*innen der Casablanca Art School verbanden die Suche nach einer spezifisch marokkanischen Identität mit internationalen Ambitionen sowie der künstlerischen und politischen Solidarität zwischen unabhängigen arabischen Nationen. In diesem Kontext organisierten sie u. a. 1976 die Biennale of Arab Art im marokkanischen Rabat.

OPEN-AIR-MUSEUM
Das jährliche internationale Kulturfestival Asilah Moussem Culturel wurde 1978 von Mohamed Benaïssa und Mohamed Melehi in ihrer nordmarokkanischen Heimatstadt Asilah in Zusammenarbeit mit Toni Maraini gegründet, um die vernachlässigte Stadt neu zu beleben.
Organisiert wurden Open-Air-Ausstellungen von Gemälden und Wandmalereien, Skulpturen und Keramiken sowie Vorträge, Theateraufführungen, Konzerte und Workshops für Kinder. Melehi lud Künstler*innen aus arabischen Ländern, aus anderen Teilen Afrikas und Asiens, aus Europa und den Vereinigten Staaten zu dem Festival ein. Sie alle teilten die kollektive Vision einer Verschönerung des Alltags und setzten Kunst mit sozialem Fortschritt gleich. Zu sehen sind historische Fotografien der Wandgemälde sowie unter anderen ein Gemälde der autodidaktischen marokkanischen Künstlerin Chaïbia Talal, die selbst keiner Schule angehörte und ebenfalls zum Asilah Moussem Culturel eingeladen wurde. Das Festival existiert noch heute; es ist ein Vermächtnis des Aktivismus der Casablanca Art School und ihres Ziels, die Kunst zu dekolonisieren und zu demokratisieren.
Eine Ausstellung organisiert von der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Tate St Ives und der Sharjah Art Foundation.

KÜNSTLER IN DER AUSSTELLUNG Carla Accardi, Malika Agueznay, Hamid Alaoui, Mohamed Ataallah, Herbert Bayer, Farid Belkahia, Mohammed Chabâa, Saâd Ben Cheffaj, Ahmed Cherkaoui, Anna Draus-Hafid, André Elbaz, Abdelkrim Ghattas, Mustapha Hafid, Mohamed Hamidi, Abdellah El Hariri, Mohammed Kacimi, Miloud Labied, Mohamed Melehi, Houssein Miloudi, Ali Noury, Abderrahman Rahoule, Chaïbia Talal

SCHIRN ROTUNDE In der öffentlich zugänglichen Rotunde werden während der Laufzeit der Ausstellung drei Filme der Videoserie School of Walking (2023) des Künstlerduos Bik Van der Pol (Liesbeth Bik und Jos Van der Pol) präsentiert. Diese porträtieren in Gesprächen mit zeitgenössischen Künstler*innen und Kulturproduzent*innen – Imad Dahmani, Maria Daïf und Nabil Qerjij – Casablanca als moderne Stadt und kreatives Zentrum, in dem die Künstler*innengeneration der 1960er- und 1970er-Jahre ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft entwarf. Die Protagonist*innen berichten von unterschiedlichen Erfahrungen mit der Stadt und ihrer Geschichte.
School of Walking wurde im Rahmen des Residenzprogramms School of Casablanca produziert, das von KW Institute for Contemporary Art (Berlin) und ThinkArt (Casablanca) initiiert und von 2020 bis 2024 durchgeführt wurde.

ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main

DAUER Juli – 13. Oktober 2024
INFORMATION schirn.de
E-MAIL welcome@schirn.de
TELEFON +49.69.29 98 82-0 TICKETS im Onlineshop unter schirn.de/shop und an der Schirn Kasse
EINTRITT 10 €, ermäßigt 8 €, freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren
ÖFFNUNGSZEITEN Di und Fr bis So 10–19 Uhr, Mi und Do 10–22 Uhr
INDIVDUELLE FÜHRUNGEN BUCHEN Individuelle Führungen oder Gruppenbuchungen sind buchbar unter fuehrungen@schirn.de INFORMATIONEN ZUM BESUCH Alle Informationen zum Besuch unter schirn.de/besuch/faq

Städel Museum Frankfurt schenkt sich zum 125. Geburtstag die Bronzeplastik „Fressender Löwe“ von Rembrandt Bugatti

Ausstellungsansicht: Rembrandt Bugatti Fressender Löwe (Lion couché dévorant), 1908 Foto: Städel Museum - Norbert Miguletz
Ausstellungsansicht: Rembrandt Bugatti Fressender Löwe (Lion couché dévorant), 1908 Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz

Der Städelsche Museums-Verein feiert sein 125-jähriges Bestehen mit einer bedeutenden Erwerbung: der Bronzeplastik Fressender Löwe von Rembrandt Bugatti (1884–1916). Mit dieser Figur aus dem Jahr 1908 erhält das Frankfurter Städel Museum ein Hauptwerk des italienischen Künstlers und kann seinem Publikum nun – als eines von nur zwei Museen in Deutschland – eine Bronze dieses herausragenden Bildhauers präsentieren. Die Plastik wurde vom Städelschen Museums-Verein mit Mitteln von Volker Westerborg und privaten Spenden erworben. Zuvor gehörte der Fressende Löwe zur Kunstsammlung des Schauspielers Alain Delon, der eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Werken Rembrandt Bugattis besitzt. Im Städel Museum waren Plastiken des Bildhauers zuletzt im Jahr 2020 in der Sonderausstellung „En Passant. Impressionismus in Skulptur“ zu sehen. Die Jubiläumserwerbung gelangt als Leihgabe des Fördervereins in die Sammlungspräsentation „Kunst der Moderne“ des Städel Museums und ist im Impressionisten-Saal im Dialog mit Plastiken von Edgar Degas und Auguste Rodin zu sehen. Der Städelsche Museums-Verein wurde am 27. Juni 1899 gegründet und ist damit heute einer der ältesten und größten Fördervereine eines deutschen Museums.

„Rembrandt Bugatti zählt zu den größten bildhauerischen Talenten der Kunstgeschichte. Bis zu seinem frühen Tod mit 31 Jahren schuf er ein unvergleichliches Gesamtwerk von etwa 300 Plastiken, unter denen der Fressende Löwe aus der Sammlung von Alain Delon eine der wichtigsten ist. Wie stets hat Bugatti in nur einem Arbeitsgang von wenigen Stunden das Wesen, die Erscheinung und die Anspannung seines Modells in ein plastisches Werk übertragen, das die Grenzen von Gegenstand und Abstraktion sprengt und aufzulösen scheint. Der Fressende Löwe ist ein Meilenstein der Skulptur im frühen 20. Jahrhundert und ein außerordentlicher Zugewinn für das Städel Museum. Meine Glückwünsche gelten dem Städelschen Museums-Verein für diese besondere Jubiläumserwerbung. Danken möchte ich zudem Véronique Fromanger, Paris, und Edward Horswell, Sladmore Gallery London, für ihre selbstlose Begleitung dieses exzeptionellen Ankaufes“, so Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums.

„Seit 125 Jahren unterstützt der Städelsche Museums-Verein das Städel Museum durch Erwerbungen bei der Ergänzung seines Sammlungsbestandes, bei publikumswirksamen Sonderausstellungen oder Forschungs- und Restaurierungsvorhaben. Mit dem Ankauf dieser herausragenden Skulptur von Rembrandt Bugatti anlässlich unseres Jubiläums können wir unseren Förderauftrag einmal mehr bekräftigen. Als Vorsitzende danke ich den mehr als 10.000 Mitgliedern und Kunstfreunden von Herzen für ihren Einsatz. Sie zeigen vorbildhaft, wie bürgerschaftliches Engagement für das Städel Museum aussehen kann“, sagt Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Vorstands des Städelschen Museums-Vereins.

Maßgeblich ermöglicht wurde die Erwerbung durch eine großzügige Spende von Volker Westerborg (1940–2022), der sowohl das Städel Museum als auch den Städelschen Museums-Verein bedacht hat. Westerborgs Förderschwerpunkt lag auf Werken von Künstlern, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren haben und deren Gedenken an die Folgen des Krieges gemahnen sollte. Zuvor konnte dank Westerborgs Unterstützung das Gemälde Astrale Komposition VI, 1912 von Wilhelm Morgner erworben werden. Mit einem Hauptwerk von Rembrandt Bugatti, der sich 1916 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges das Leben nahm, entspricht und würdigt das Städel Museum erneut Westerborgs Mäzenatentum.

Weitere Informationen zum „fressenden Löwen“

Caricatura Museum Frankfurt erhält gesamten Vorlass der Zeichnerin Hilke Raddatz

Es ist der zweite wichtige Ankauf für in diesem Jahr: Am Dienstag, 9. Juli, stimmte der Haupt- und Finanzausschuss dem Erwerb des gesamten Vorlasses der Zeichnerin Hilke Raddatz für das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst zu. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Ich freue mich über den zweiten wichtigen Ankauf des Caricatura Museums in diesem Jahr. Hilke Raddatz ist neben Marie Marcks und Franziska Becker eine der ersten Frauen, die sich in Deutschland als Karikaturistin etablieren konnte. Umso schöner, dass auch ihre Arbeiten einen dauerhaften Platz in der Sammlung des Museums gefunden haben.“

Der Vorlass umfasst rund 4000 Karikaturen für Zeitungen und Zeitschriften, vor allem das in Frankfurt erscheinende Satiremagazin Titanic, wie auch Zeichnungen ihrer Kinderbücher und andere Buchillustrationen, Einzelzeichnungen, Plakatgestaltungen und Skizzen. Die teilweise illustrierte Korrespondenz mit der Titanic-Redaktion und die gezeichneten Postkarten, die sie von F.W. Bernstein erhielt, runden das Konvolut ab.

Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt: „Unser Haus hat einen klaren Sammlungsauftrag, in dessen Zentrum die Werke der Neuen Frankfurter Schule

stehen. Dieser Künstlergruppe haben wir es zu verdanken, dass Frankfurt zur Hauptstadt der Satire wurde. Mit dem Gesamtwerk der ersten Kollegin der Neuen Frankfurter Schule, Hilke Raddatz, vervollständigen wir unsere Sammlung um ein sehr wichtiges Konvolut. Wir danken ihr für ihr Vertrauen in unser Haus und versichern, dass wir ihr Werk sicher verwahren und für künftige Generationen zugänglich machen.“

1941 in Hamburg geboren, studierte Hilke Raddatz Graphik an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. Hier lernte sie F.K. Waechter, späteres Mitglied der Neuen Frankfurter Schule, kennen. Im Anschluss an das Studium arbeitete Raddatz als Werbegrafikerin. 1979 gründeten ehemalige Redakteure der Satirezeitschrift Pardon, unter ihnen auch F.K. Waechter, ihr eigenes Satiremagazin Titanic und warben Raddatz erfolgreich an. Mit ihren Zeichnungen, darunter allein rund 2.500 Illustrationen der Rubrik „Briefe an die Leser“, ist sie bis auf wenige Ausnahmen in jedem Heft vertreten und prägte das Erscheinungsbild der Zeitschrift entscheidend mit. Auch in anderen Publikationen wie Kowalski, Vorwärts, Wochenpost und vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften begeisterten ihre Zeichnungen ein breites Publikum.
Kinderbücher und Bildergeschichten bereicherten ab den 1980er Jahren ihr Repertoire,
darunter die „Bockenheim“-Serie „Die große Liebe“, „Die Punker“ und „Der Erpresser“.

2013 wurde Hilke Raddatz mit dem Sondermannpreis für Komische Kunst geehrt. Im September dieses Jahres wird ihr in Stadthagen der Wilhelm-Busch-Preis überreicht. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.

Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900 – vom 10.07. bis 27.10.2024

Als Louise Catherine Breslau (1856–1927) nach Paris zog, um an einer Privat-Akademie Kunst zu studieren, war es unschicklich, dass Frauen allein wohnten. Deswegen gründete sie eine Wohngemeinschaft und hielt eine Szene davon in diesem Bild "Porträt der Freunde, 1881" fest. Es war das erste Bild, das sie im Pariser Kunstsalon zeigte, womit sie auf Anhieb bekannt und berühmt wurde. Mit diesem Bild beginnt die sehr sehenswerte Ausstellung im Frankfurter Städel "Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900" - (vom 10.07. bis 27.10.2024), die von mitunter in Vergessenheit und wiederentdeckten Künstlerinnen handelt, die sich im 19. Jahrhundert durch Können, Geschicklichkeit und eigene Netzwerke allen widrigen Umständen zum Trotz sehr erfolgreich durchsetzen. Sie haben sich geschickt am Geschmack des Marktes orientiert, auch recht gut verkauft, gründeten selbst Ausbildungs-Ateliers und bildeten weibliche Nachwuchskünstlerinnen aus.. Die Ausstellung handelt von solch starken Frauen, die sich nicht als Opfer sahen, und darüber weinten, zu wenig wahrgenommen worden zu sein, sondern die den patriarchalischen Zeitgeist als Ansporn sahen, besser zu sein. © Foto Diether von Goddenthow
Als Louise Catherine Breslau (1856–1927) nach Paris zog, um an einer Privat-Akademie Kunst zu studieren, war es unschicklich, dass Frauen allein wohnten. Deswegen gründete sie eine Wohngemeinschaft und hielt eine Szene davon in diesem Bild „Porträt der Freunde, 1881″ fest. Es war das erste Bild, das sie im Pariser Kunstsalon zeigte, womit sie auf Anhieb bekannt und berühmt wurde. Mit diesem Bild beginnt die sehr sehenswerte Ausstellung im Frankfurter Städel „Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900″ – (vom 10.07. bis 27.10.2024), die von mitunter in Vergessenheit und wiederentdeckten Künstlerinnen handelt, die sich im 19. Jahrhundert durch Können, Geschicklichkeit und eigene Netzwerke allen widrigen Umständen zum Trotz sehr erfolgreich durchsetzen. Sie haben sich geschickt am Geschmack des Marktes orientiert, auch recht gut verkauft, gründeten selbst Ausbildungs-Ateliers und bildeten weibliche Nachwuchskünstlerinnen aus.. Die Ausstellung handelt von solch starken Frauen, die sich nicht als Opfer sahen, und darüber weinten, zu wenig wahrgenommen worden zu sein, sondern die den patriarchalischen Zeitgeist als Ansporn sahen, besser zu sein. © Foto Diether von Goddenthow

Frankfurt am Main. Vom 10. Juli bis 27. Oktober 2024 präsentiert das Städel Museum rund 80 Gemälde und Skulpturen von insgesamt 26 Künstlerinnen. Darunter befinden sich Kunstwerke aus renommierten US-amerikanischen und europäischen Museen sowie zahlreiche Arbeiten aus Privatbesitz, die zum ersten Mal gezeigt werden. Ergänzt werden sie durch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial. Fotografien und Briefe erzählen von internationalen Ateliergemeinschaften, von der strategischen Bedeutung professioneller Künstlerinnenverbände, von Erfolgen, aber auch vom andauernden Streben um Anerkennung.

Intention: Die Moderne ist ohne den Beitrag von Künstlerinnen nicht zu denken. Neben bekannten Malerinnen und Bildhauerinnen wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein und Marg Moll haben sich viele weitere erfolgreich im Kunstbetrieb der Zeit um 1900 behauptet. Sie heißen Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde Battenberg, Marie Bertuch, Ida Gerhardi, Dora Hitz, Annie Stebler-Hopf, Elizabeth Nourse oder Louise Schmidt. Von Paris und Frankfurt aus knüpften sie internationale Netzwerke und unterstützten sich gegenseitig. Als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen prägten einige von ihnen auch die Geschichte des Städel Museums und der Städelschule. Zeit, diesen Künstlerinnen erstmals eine große Ausstellung zu widmen und sie neu zu entdecken.

Die Ausstellung zeigt Künstlerinnen, die sich mit großer Eigenständigkeit und Professionalität in einem durch männliche „Künstlergenies“ bestimmten Kulturbetrieb durchsetzten. Unter dem Blickwinkel der Netzwerke entsteht ein komplexes Bild der Ausbildungs- und Arbeitssituation von Künstlerinnen in der Moderne: vom Kampf der Wegbereiterinnen im Paris der 1880er-Jahre über die ersten Bildhauerinnen an der Kunstschule des Städel um 1900 bis hin zu einer jungen selbstbestimmten Generation von Künstlerinnen im Neuen Frankfurt der 1920er- und 1930er-Jahre. Die stilistisch sehr unterschiedlichen Arbeiten zeigen dabei die Vielfalt weiblicher Positionen in der Kunst auf und spiegeln die radikalen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche der Zeit. In ihren Werken setzten sich die Malerinnen und Bildhauerinnen mit ihrer eigenen Existenz als Künstlerinnen in einem männlich dominierten Umfeld auseinander. Sie zeigten sich selbstbewusst im Kreis ihrer Freundinnen und Mitstreiterinnen und stellten die überkommenen Geschlechterrollen infrage. Mit Darstellungen des menschlichen Aktes reklamierten sie einen zuvor den Männern vorbehaltenen Motivkomplex auch für sich. Dabei bedienten sie sich nicht nur der Malerei und Zeichnung, sondern eroberten zunehmend auch die Bildhauerei, die aufgrund der physischen Anstrengung sowie der technischen und materiellen
Anforderungen als vermeintlich „männlichste“ Gattung der Kunst galt.

Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, über die Ausstellung: „Mit Käthe Kollwitz, Lotte Laserstein oder Ottilie Roederstein widmete sich das Städel Museum in großen Schauen erfolgreichen Künstlerinnen. Diesen Sommer präsentieren wir unserem Publikum die Städel / Frauen – 26 Malerinnen und Bildhauerinnen der Moderne in einer Ausstellung. Als Ergebnis eines weitreichenden Forschungsprojekts zur Geschichte unserer Institution und seiner Sammlung ist es dem Städel Museum gelungen, bemerkenswerte Künstlerinnenbiografien zu rekonstruieren, verschollene Werke zu lokalisieren und damit Lücken in der Forschung zu schließen und wiederum Türen für weiterführende Recherchen zu öffnen. Der Blick auf die Situation von Künstlerinnen um die Jahrhundertwende und ihren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst wird sich mit dieser Ausstellung nachhaltig verändern. Unseren Leihgebern und Förderern gilt mein großer Dank: Sie haben wieder einmal gezeigt, wie wesentlich ihr Engagement für die Kernaufgaben unserer Museumsarbeit ist.“

„Die Ausstellung beleuchtet die Vielseitigkeit der weiblichen Kunstproduktion um 1900 anhand der engen Verbindungen von Frankfurter Künstlerinnen nach Paris. Die Erforschung weiblicher Selbstbestimmung im Aufbegehren gegen die geschlechtsspezifische Diskriminierung in Ausbildung und Beruf regt zum Überdenken des etablierten kunstgeschichtlichen Kanons an und ist der Ernst von Siemens Kunststiftung aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz ein besonderes Anliegen“, betont Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer und Aude-Line Schamschula, Kuratoren der Ausstellung: „Unsere Ausstellung konzentriert sich auf das künstlerische Schaffen von Malerinnen und Bildhauerinnen zwischen 1880 und den 1930er-Jahren. Wir widmen uns drei Generationen von Künstlerinnen sowie den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen dem Frankfurter Kunstbetrieb und der französischen Kunstmetropole. Nach einem Prolog, der sich mit dem Pariser Künstlerinnenkreis um Ottilie Roederstein befasst, wird die Ausbildungssituation von Frauen an der Städelschule sowie an der neuen Kunstgewerbeschule in den 1920er-Jahren ins Zentrum gerückt. Wir stellen diese Künstlerinnen mit ihren individuellen Leistungen vor und machen ihre weitverzweigten Netzwerke sichtbar, mit denen sie sich gegenseitig unterstützten und förderten. Es ist eine Ausstellung über die Selbstermächtigung von Künstlerinnen, die zu ihrer Zeit keine Ausnahmeerscheinungen waren.“

Die Ausstellung resultiert aus einem Forschungsprojekt, das an die Retrospektive zur Malerin Ottilie W. Roederstein (2022) anknüpft. Das seit 2019 im Städel Museum verwahrte Roederstein-Jughenn-Archiv gibt Einblick in ein Frauen-Netzwerk um die Malerin, das sich in Ausbildungs- und Ausstellungsfragen, aber auch durch praktische Hilfe gegenseitig unterstützte und förderte. Die privaten und beruflichen Verbindungen leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung und Etablierung von Malerinnen und Bildhauerinnen im Kunstbetrieb des ausgehenden
19. sowie des frühen 20. Jahrhunderts. Wichtige Erkenntnisse lieferte auch die Aufarbeitung des historischen Archivs des Städel Museums mit Blick auf die Ausbildungssituation von Künstlerinnen an der Städelschule und damit die Erforschung der eigenen Institutionsgeschichte. In privaten Nachlässen und externen Archiven insbesondere in Paris konnten weitere Recherchen getätigt werden, deren Ergebnisse in der Ausstellung sichtbar werden.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH, die Damengesellschaft des Städelschen Museums-Vereins e. V., die Dr. Marschner Stiftung, die Ernst von Siemens Kunststiftung und CATRICE.

Eine Einführung in die Ausstellung

Impression der Ausstellung "Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900" - (vom 10.07. bis 27.10.2024), © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900″ – (vom 10.07. bis 27.10.2024), © Foto Diether von Goddenthow

Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren private und professionelle Netzwerke für Malerinnen und Bildhauerinnen von großer Bedeutung. Durch Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung überwanden sie die Benachteiligungen, die das damalige Gesellschaftssystem Künstlerinnen zumutete: Dazu gehörten der bis 1919 in Deutschland geltende Ausschluss von staatlichen Kunstakademien, die Einschränkung ihrer individuellen Freiheit sowie Vorurteile, die Frauen Professionalität und Schöpferkraft absprachen.

Die Ausstellung nimmt drei Generationen von Künstlerinnen in den Blick und bildet damit neben den stilistischen und ästhetischen Veränderungen in ihrer Kunst auch die Entwicklung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zwischen 1880 und den 1930er-Jahren ab. Der Rundgang ist chronologisch organisiert, greift aber auch Themen auf, die für die Malerinnen und Bildhauerinnen in ihrer Zeit virulent waren. Paris blieb aufgrund seiner vielfältigen Ausbildungsbedingungen und seiner Bedeutung als Kunstmetropole ein wichtiger Fixpunkt.

Künstlerinnen-Netzwerke in Paris: In den 1880er-Jahren hatte sich Paris zu einer Kunstmetropole von Weltrang entwickelt. Hier trafen sich Malerinnen und Bildhauerinnen, um sich in privaten Kunstakademien oder sogenannten
„Damenateliers“ bei renommierten französischen Künstlern ausbilden zu lassen. Für Louise Catherine Breslau, Elizabeth Nourse, Ottilie W. Roederstein und Kolleginnen wurde Paris zum Ausgangspunkt ihrer Karrieren und zu einem wichtigen Zentrum ihres internationalen Netzwerks. Hier waren ihnen die Möglichkeiten gegeben, sich zu erfolgreichen Künstlerinnen zu entwickeln. Die Pariser Ausbildungsstätten waren außerdem wichtige Begegnungsorte. Die Ausstellung präsentiert das programmatische Porträt der Freunde (1881) von Louise Catherine Breslau, das ihre Pariser Wohn- und Frauengemeinschaft abbildet. Die junge Malerin zeigte das Werk auf dem Pariser Salon und wurde schlagartig berühmt.

Als Lehrerinnen und Gründerinnen von privaten Kunstschulen wirkten Ottilie W. Roederstein, Tola Certowicz, Martha Stettler und andere auch als Multiplikatorinnen: Roederstein etwa wurde nach ihrem Umzug nach Frankfurt eine einflussreiche Lehrerin und vermittelte ihre Schülerinnen an die Pariser Privatakademien und Ateliers. So blieb Paris auch für die folgenden Künstlerinnengenerationen ein wichtiger Fixpunkt.

Das Studium der Anatomie: Das Aktstudium war elementarer Bestandteil der künstlerischen Ausbildung, allerdings wurde Frauen aufgrund moralischer Vorbehalte der Zugang dazu erschwert. Die Lehrer, die wie der Historienmaler Luc-Olivier

Merson Frauen im Aktzeichnen unterrichteten, waren rar. Eine Schülerin Mersons war Annie Stebler-Hopf, die ihr Gemälde Am Seziertisch (um 1889) im Pariser Salon ausstellte und damit konservative Kritiker provozierte, die es als „unweiblich“ ablehnten. Dieser Fall verdeutlicht die strikten geschlechterspezifischen Normen und Erwartungshaltungen, mit denen sich Künstlerinnen bis ins 20. Jahrhundert hinein konfrontiert sahen.

„Frauenkunst?“: Entsprechend dem Publikums- und Zeitgeschmack wandten sich viele Künstlerinnen in ihren Werken Szenen des täglichen Lebens wie Mutter-Kind- Darstellungen oder Interieurs zu. Anders als ihre männlichen Kollegen legte man sie jedoch allzu häufig auf diese als „typisch weiblich“ deklarierten Motive fest. Eine solch klischeehafte Wertung verstellt jedoch den Blick darauf, dass es Künstlerinnen wie Martha Stettler oder Dora Hitz bei der Bearbeitung dieser Themen vorrangig um die Auseinandersetzung mit formalen und stilistischen Problemen ging: um die Darstellung von Lichtphänomenen oder die Erprobung eines expressiven, dynamischen Malstils.
Eine ganz andere Facette des modernen Lebens fing die deutsche Malerin Ida Gerhardi ein: Sie widmete sich in ihren vor Ort entstandenen Gemälden wie etwa Tanzbild VIII (Can-Can Tänzerinnen bei Bullier) (um 1904) Szenen aus dem Pariser Nachtleben. Damit war sie eine der ersten Künstlerinnen, die sich an diesen Themenkreis heranwagte. Für bürgerliche Frauen war es damals tabu, solche Vergnügungslokale ohne Begleitung aufzusuchen. Die Wahl solcher Bildthemen muss als Abgrenzung von normativen Erwartungshaltungen, mit welchen sich Künstlerinnen konfrontiert sahen, verstanden werden. Auch ihr am französischen Postimpressionismus orientierter Malstil brachte Gerhardi häufig Kritik ein.

Von Paris nach Frankfurt: Die Hanauerin Marie Bertuch ließ sich wie auch Ottilie
W. Roederstein nach ihren Ausbildungsjahren in Paris Anfang der 1890er-Jahre in Frankfurt nieder. Beide Malerinnen brachten neue Ideen und Lehrmethoden mit, die sie an junge Talente wie Mathilde Battenberg und Pauline Kowarzik weitergaben. Die Ausstellung präsentiert etwa eine Reihe von Bildnissen der Malerin Mathilde Battenberg, u. a. das Porträt Peter Carl MacKay (1915), welches das Städel Museum für die Sammlung Moderne neu erworben hat.

Künstlerinnen-Ausbildung in Frankfurt: Die Kunstschule des Städelschen Kunstinstituts (kurz: Städelschule) nahm bereits seit 1869 auch Frauen in einem separaten „Damenatelier“ für Malerei auf. Der Stifter, Johann Friedrich Städel, hatte testamentarisch bestimmt, dass die Städelschule für alle Kinder der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger „ohne Unterschied des Geschlechts“ zugänglich sein sollte. Die Städelschule war eine der ersten öffentlichen Institutionen in Deutschland, die

Frauen eine professionelle künstlerische Ausbildung offerierte. 1893 wurde dieses Lehrangebot jedoch für ein Jahrzehnt eingestellt. Eine größere Anzahl von Studentinnen fand sich daraufhin in den privat geführten Städelateliers von Ottilie W. Roederstein und Wilhelm Trübner ein. Ab 1904 ermöglichte die Städelschule Frauen schließlich einen gleichberechtigten Zugang in alle Klassen und nahm damit eine Vorbildfunktion für die Künstlerinnenausbildung in Deutschland ein.

Bildhauerinnen: Eine Ausnahme bildete die Städelschule auch in Hinblick auf die Ausbildung von Frauen in der Bildhauerei. Bereits 1893 gelang es der jungen Kunststudentin Louise Schmidt, in die Bildhauerklasse aufgenommen zu werden, die bis dahin männlichen Schülern vorbehalten war. In der Ausstellung ist ihre Skulptur Sonnenanbeter 1913 zu sehen. Später war sie auch als Lehrende tätig. Zu ihren ersten Schülerinnen gehörte Marg Moll, die selbst als Bildhauerin Bekanntheit erlangte.

Pauline Kowarzik: Die Frankfurter Künstlerin, Sammlerin und Mäzenin ist eng mit dem Städel Museum verbunden. Aufgrund ihrer Expertise wurde sie 1916 als erste Frau in die Ankaufskommission für die dem Städel Museum angegliederte Städtische Galerie berufen. 1926 vermachte sie ihre Sammlung an die Stadt Frankfurt gegen eine monatliche Leibrente. Auf diesem Wege gelangten zahlreiche qualitätvolle Gemälde und Skulpturen ins Städel. Zu Lebzeiten war sie eine erfolgreiche Malerin und zeigte ihre Gemälde auf Ausstellungen vom Rhein-Main-Gebiet bis nach New York. In der Ausstellung ist u. a. ein Stillleben mit bunten Blumen, Zwiebeln und Steinkrug (1913) zu sehen, das als Neuerwerbung nun Teil der Städel Sammlung ist.

Trübner-Schülerinnen: Neben der Ausbildung bei Ottilie W. Roederstein entwickelte sich zwischen 1896 und 1903 auch der private Unterricht von Wilhelm Trübner in der Städelschule zu einem wichtigen Anziehungspunkt für Künstlerinnen. Seine Schülerinnen profitierten von seinen für Frankfurt unüblichen und fortschrittlichen Methoden, die ganz auf die Vermittlung der Freilichtmalerei ausgelegt waren. Zu Trübners begabtesten Schülerinnen gehörten seine spätere Ehefrau Alice Trübner (geb. Auerbach) und Eugenie Bandell. Beide avancierten zu anerkannten Künstlerinnen und waren auf zahlreichen Ausstellungen weit über Frankfurt hinaus vertreten. Die Ausstellung zeigt u. a. Trübners Puppe unter Glassturz (vor 1912) und Bandells Sonne am Mittag (Wilhelmsbad) (1913). Obwohl sich beide Künstlerinnen thematisch und stilistisch deutlich von dem Vorbild ihres Lehrers lösten, wurden sie von zeitgenössischen Kritikern bisweilen zu Nachahmerinnen degradiert. Diese Wahrnehmung verstellt heute noch den Blick auf ihr künstlerisches Schaffen. Alice Trübner und Eugenie Bandell engagierten sich auch aktiv in der Kulturszene und in Künstlerinnenverbänden.

Künstlerinnen an der neuen Frankfurter Kunstgewerbeschule: In den 1920er- Jahren erhielten Frauen das Wahlrecht und Künstlerinnen wurde deutschlandweit gleichberechtigter Zugang zu staatlichen Kunstakademien gewährt. In Frankfurt war es auch die Zeit des „Neuen Frankfurt“, eine Zeit der gesellschaftlichen und städtebaulichen Erneuerung. Die Städelschule wurde 1923 mit der Frankfurter Kunstgewerbeschule fusioniert und erfuhr eine grundlegende Umgestaltung. Das neue Gemeinschaftsinstitut wurde nach dem Vorbild des Bauhauses in Weimar strukturiert und verband freie Kunst und Kunsthandwerk. Die Frankfurterin Erna Auerbach studierte etwa in der Klasse für Freie Malerei bei Johann Vincenz Cissarz. Darüber hinaus wurden sogenannte Meisterklassen eingeführt, die von prominenten Künstlerpersönlichkeiten geleitet wurden. 1925 übernahm Max Beckmann eine Meisterklasse im Fachbereich Malerei. Zu seinen herausragenden Studentinnen zählen Inge Dinand, Anna Krüger und Marie-Louise von Motesiczky. Die Ausstellung zeigt etwa ein Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen (1929) von Dinand, Motesiczkys Stockerl (1926) oder Krügers Gemälde Sitzender Frauenakt (undatiert, 1930er-Jahre?), das vom Städel Museum ebenfalls neu erworben wurde.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 markierte das Ende der neuen Frankfurter Kunstgewerbeschule. Das Regime erklärte die emanzipierte „Neue Frau“ der 1920er-Jahre ebenso zum Feindbild wie die unabhängige Künstlerin. Damit war in Frankfurt eine Phase der liberalen Künstlerinnenausbildung für lange Zeit vorbei.

Impression der Ausstellung "Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900" - (vom 10.07. bis 27.10.2024), © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Städel Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900″ – (vom 10.07. bis 27.10.2024), © Foto Diether von Goddenthow

Alle Künstlerinnen der Ausstellung: Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde Battenberg, Helene von Beckerath, Hanna Bekker vom Rath, Marie Bertuch, Olga Boznańska, Louise Catherine Breslau, Tola Certowicz, Inge Dinand, Ida Gerhardi, Dora Hitz, Pauline Kowarzik, Anna Krüger, Rosy Lilienfeld, Else Luthmer, Marg Moll, Marie-Louise von Motesiczky, Elizabeth Nourse, Maria Petrie, Ottilie W. Roederstein, Louise Schmidt, Madeleine Smith, Annie Stebler-Hopf, Martha Stettler, Alice Trübner.

Ausstellungsdauer: 10. Juli bis 27. Oktober 2024
Kuratoren Städel Museum: Dr. Alexander Eiling (Sammlungsleiter Kunst der Moderne), Eva-Maria Höllerer (Kuratorin, Sammlung Kunst der Moderne), Aude-Line Schamschula (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sammlung Kunst der Moderne)
Historisches Archiv: Dr. Iris Schmeisser (Leiterin Provenienzforschung und historisches Archiv)
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Information: staedelmuseum.de Besucherservice: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do 10.00–21.00 Uhr
Sonderöffnungszeiten: Aktuelle Informationen zu besonderen Öffnungszeiten unter staedelmuseum.de

Tickets und Eintritt: Di–Fr 16 Euro, ermäßigt 14 Euro, Sa, So + Feiertage 18 Euro, ermäßigt 16 Euro; jeden Dienstag ab 15.00 Uhr 9 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren. Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen 16 Euro pro Person. Für alle Gruppen ist generell eine Anmeldung unter Telefon
+49(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.

Überblicksführungen: dienstags 13.00 Uhr / sonntags 11.00 Uhr / Donnerstag, 3. Oktober, 11.00 Uhr / Barrierefreie Überblicksführung mit ausführlicher Bildbeschreibung am Sonntag, 25. August, 14.00 Uhr / Barrierefreie Überblicksführung mit Gebärdensprachdolmetscherin am Dienstag, 17. September, 13.00 Uhr Tickets sind online unter shop.staedelmuseum.de erhältlich. Aktuelle Informationen zu den Überblicksführungen und besonderen Angeboten an den Feiertagen sowie zu den Öffnungszeiten unter staedelmuseum.de

„Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844-2024″ im HMF ab 29.5.2024

Ilse Bing, Ausschnitt. Ausstellung "Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844-2024"  © HMF
Ilse Bing, Ausschnitt. Ausstellung „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844-2024″ © HMF

Frankfurt, 29. Mai 2024. Vorgestern eröffnete das Historische Museum Frankfurt die neue Sonderausstellung „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024“, die seit heute zu sehen ist.

Seit Erfindung der Fotografie zieht Frankfurt Fotografinnen an, die regional, national und international gewirkt haben. Die enge Beziehung zwischen Fotografie und Stadtbild rief eine Vielfalt von Motiven und Inhalten hervor, die in „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024“ in den Werken von 40 Fotografinnen sichtbar wird. In ihren Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Themen und Fotogattungen werden generationenspezifische wie -übergreifende Verknüpfungen deutlich – quer durch alle Genres: vom Bildjournalismus über die Architektur-, Mode-, Porträt- und Theaterfotografie bis hin zu künstlerischen Fotokonzeptionen.

Ilse Bing, Barbara Klemm, Gisèle Freund oder Mara Eggert sind weit über die Stadt hinaus bekannt. Andere, in ihrer Zeit bekannte Fotografinnen sind bisher kaum in der breiten Öffentlichkeit gewürdigt worden. Das HMF widmet ihnen die gesamte Sonderausstellungsfläche von 1.000 m² und will, so Kuratorin Dorothee Linnemann, damit auch zu weiterer Beschäftigung mit den vielen herausragenden Frankfurter Fotografinnen inspirieren. Die Ausstellung reicht bis in die Gegenwart und zeigt, dass Frankfurt sich von einem Zentrum des Bildjournalismus zu einem internationalen Standort für Fotokunst und -künstlerinnen etabliert hat.

Begleitet wird „Stadt der Fotografinnen“ durch ein reiches Veranstaltungsprogramm aus Generationengesprächen mit den Fotografinnen, Filmvorführungen, Workshops und Dialog-Führungen.

Der umfangreiche Begleitbuch (320 S., über 350 Abb., 9 Aufsätze, 40 Biografien) erscheint im Wienand-Verlag und kostet 45,- Euro.

Weitere Informationen

POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek vom 30. Mai bis zum 1. September 2024

CMF_POLO_ 250Bunt, laut und leise, überraschend abwechslungsreich: Das ist sie, die neue Ausstellung „POLO − Die Komische Kunst des André Poloczek“ im Caricatura Museum Frankfurt. Sie würdigt den Cartoonisten POLO posthum und gibt einen Einblick in sein äußerst vielseitiges Werk an Komischer Kunst. Zu sehen sind Cartoonklassiker auf Papier, digitale Bildwitze, Malereien, Objekte und allerhand Spielereien. Komplementiert wird die Schau durch Digitaldrucke, einer Diashow und Videos, Leihnahmen und Hommage-Werke.

Geboren wurde André Poloczek in Wuppertal 1959. Nach seinem Umzug nach Haltern am See veröffentlichte er bereits als Schüler 1978 erste Comics und Cartoons im Halterner Kommunalteil der Ruhr Nachrichten. Mit dem Abitur in der Tasche und dem Abschluss seines Zivildienstes kehrte er 1981 zum Germanistik- und Soziologiestudium in seine Geburtsstadt zurück. Seine Abschlussarbeit über den Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell sollte ihn auch in seiner eigenen künstlerischen Arbeit lebenslang prägen: Wie Schnell verstand es POLO, die alltäglich spießbürgerlichen, absurden und unglaublichen Situationen als Gegenentwurf zur kritisierten Gegenwartsgesellschaft als „Urkomik des Daseins“ (Max Christian Graeff) darzustellen.

Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek
Du spinnst wohl, 2016. © bei POLOs Rechtsnachfolger Martin Poloczek

Anfang der 1980er Jahre dokumentierte der leidenschaftliche Fotograf vorwiegend das nächtliche Wuppertal, malte in Öl surreale oder metaphysische Motive in Anlehnung an Dali oder De Chirico. Über die Kulturszene berichtete er als fester freier Mitarbeiter mit dem Kürzel „Apo“ für die Westdeutsche Zeitung und für die alternative Zeitung Wupper Nachrichten. Hier erschien auch die erste von POLO entwickelte Cartoonfigur „Anton von de(r) Gathe“. Der knollennasige Comicstripheld im Lokalkolorit erfreute sich schnell großer Beliebtheit und feierte sein wöchentliches Comeback von 2001 bis 2009 in der Wuppertaler Rundschau.
Mitte der 1980er Jahre machte POLO mit ersten eigenen Ausstellungen auf sich aufmerksam: 1987 mit „Karicartoons und andere UnARTigkeiten“ in der Schwelmer Galerie Basiner, 1988 mit „Dichter ge-sichtet“ im Wuppertaler Kulturpalast, wiederholt in der Villa Amalia (Briller Schlößchen) gezeigt, 1989 auch in der Bonner Stadtbibliothek und im Lädeli Lörrach.
Zwei mehrwöchige Pentiment-Comiczeichenkurse in Hamburg sollten seine Komische Kunst nachhaltig prägen: 1989 lehrte dort F. K. Waechter, nur ein Jahr darauf F. W. Bernstein. Ab 1992 nahm Poloczek regelmäßig an der „Zeichenschule an der Eider/Grafisches Trainingslager an der Eider in Rendsburg“ teil, gegründet und geleitet von F. W. Bernstein, der für ihn zum Mentor und Wegbegleiter wurde.

Erste satirische Grafiken erschienen Anfang der 90er Jahre in der Literaturzeitschrift Der Rabe, zudem zeichnete er als fester freier Mitarbeiter für das DGB-Jugendmagazin ‘ran. 1992 folgte der erste eigene Cartoonband „Arsch auf Grundeis“ im Semmel Verlach, zahlreiche Einzelbände folgten bei Lappan. Auch arbeitete POLO erfolgreich als Illustrator und Lohnzeichner für Agenturen und namhafte Unternehmen wie Karstadt, Erfurter Rauhfaser, Vorwerk und Würth. Für Jürgen von der Lippe entwarf er das CD-Cover „Männer. Frauen. Vegetarier“.

Ein bundesweit breites Publikum erreichte POLO durch Veröffentlichungen in überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie TITANIC, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ‘ran, stern und Süddeutsche Zeitung. Ab 2015 zeichnete er für die Westdeutsche Zeitung Cartoons zur Stadtpolitik und Zeitgeschichte. Mit dem Satiriker und Grafiker Andreas Greve bildete er von 2009 bis 2011 das Cartoon-Duo „Jünger und Schlanker“, die nicht nur gemeinsam Cartoons entwickelten, sondern auch humorvolle Auftritte absolvierten und 2011 den „Abräumer“-Sonderpreis des Deutschen Karikaturenpreises erhielten.

Ab 2013 engagierte sich POLO zunehmend für den künstlerischen Nachwuchs: 2013 übernahm er die Kursleitung des CartoonKollegs im Rahmen des pass:projects der Galerie Grölle in Wuppertal. 2014 leitete er zusammen mit Ari Plikat die Sommerakademie für Komische Kunst in Kassel. Ab 2015 lehrte er an der Junior Uni Wuppertal die Kunst des Cartoonzeichnens.
Für sein künstlerisches Schaffen erhielt André Poloczek 2002 den Deutschen Karikaturenpreis in Silber.

Facettenreich ist POLOs Werk, das immer wieder überrascht und die stilistische Einordnung des Künstlers erschwert. Ob gemalt, illustriert, karikiert und modelliert; mit Stift, Tusche, Öl, Pinsel, Stempel oder Zahnbürste: Immer spürbar ist die große Lust und Freude am künstlerischen Schaffen, am Ausprobieren, am „Rumprobieren“ (POLO). Dies aber immer mit großer Könnerschaft. Seine Cartoons kommentieren Alltägliches, Politisches wie Gesellschaftliches genauso wie Kulinarisches, Medizinisches und Zwischenmenschliches. Die Sprache ist im Werk des studierten Germanisten Poloczek ein wichtiges Element. Wortspielereien und Kalauer werden gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt.

André Poloczek verstarb unerwartet und plötzlich im Juni 2022 in Wuppertal. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.

Die Ausstellung mit retrospektivem Charakter fängt auf begrenztem Platz den „ganzen POLO“ ein. Sämtliche Exponate im Erdgeschoß haben Werkcharakter und spiegeln den Zeichner und Cartoonisten POLO, den die Öffentlichkeit kennt: Darunter Originalzeichnungen aus seinen Cartoonbänden und Vertragsarbeiten für große und kleine Unternehmen und Verlage. Ein

Schmankerl: Der Auftritt des Cartoonisten – nein, des Kaffeemaschinenimitators – in der von Jürgen von der Lippe moderierten Überraschungsshow „Wat is?“ (ARD/WDR) von 1996.

Auf der Galerie hingegen wird von jenem spielenden, kritzelnden Künstler erzählt, der hinter dem Werk lebte: Wilde Skizzenbücher, lose, vorläufige und unveröffentlichte Blätter, Schnipsel und Montagen zeigen das unentwegte Ausprobieren und den das Zeichnen liebenden Künstler. Neben dem als Herausgeber amtierenden POLO werden hier auch erstmals Auszüge aus seinen Kinderbuch-Entwürfen präsentiert. Zum Ende der Schau wird noch auf jenen POLO eingegangen, der mehr als ein „Szenemitglied“ im großen Kreis der Cartoonist:innen und Komischen Künstler:innen war. Sehr persönlich sind die letzten Meter der Ausstellung, in denen gezeichnete Postkarten an und von POLO, extra für die Ausstellung angefertigte Zeichnungen und die jährlich in Rendsburg entstandenen Portraitstreifen den Freund, Weggefährten, Cartoonlehrer und Zeichner POLO charakterisieren.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main,

Führung im Archäologischen Museum am 12. Mai: Varus in Frankfurt? Kurioses aus 200 Jahren Forschung

Gesichtshelm eines römischen Soldaten aus Nida, Frankfurt am Main-Heddernheim, 2. Hälfte 3. Jahrhundert nach Christus,  © AMF, Foto: U. Dettmar
Gesichtshelm eines römischen Soldaten aus Nida, Frankfurt am Main-Heddernheim, 2. Hälfte 3. Jahrhundert nach Christus, © AMF, Foto: U. Dettmar

ffm. In einer Führung am Sonntag, 12. Mai, zeigt Carsten Wenzel, Kustos für Provinzialrömische Archäologie, kuriose Fundstücke aus Frankfurts römischer Vergangenheit und erläutert ihre Geschichte. Die Führung ist für Familien mit Kindern ab circa neun Jahren geeignet und beginnt um 11 Uhr im Foyer des Archäologischen Museums in dert Karmelitergasse 1.

Sie gehören auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt zu den Highlights in der Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt, aber diese Objekte bieten Stoff für spannende Geschichten: So auch der römische Grabstein im Kreuzgang des Karmeliterklosters, von dem man bei seiner Entdeckung vor über 300 Jahren annahm, er sei für den Sohn des Varus errichtet worden – jenes Feldherrn also, der eine der größten Niederlagen der römischen Geschichte zu verantworten hatte. Oder der in Frankfurt-Heddernheim gefundene Gesichtshelm eines römischen Reitersoldaten, der neben Alec Guinness und Omar Sharif eine „Hauptrolle“ in Hollywoods für lange Zeit letztem großartigen Monumentalfilm spielte. Mehr zu diesen kuriosen Episoden aus Frankfurts römischer Vergangenheit berichtet Wenzel, Kustos für Provinzialrömische Archäologie, den Besucherinnen und Besuchern bei dieser Führung. Die Führungsgebühr beträgt fünf Euro sowie ermäßigt drei Euro. Kinder bis 18 Jahre und die Freunde des Archäologischen Museums Frankfurt zahlen nur die ermäßigte Führungsgebühr.

Archäologisches Museum Frankfurt

CONTACT ZONES – Victoria Keddie, Pamela Breda, Sajan Mani vom 17. Mai bis 28. Juli im Museum Angewandte Kunst

image002 450ffm. Mit dem gemeinsamen Ausstellungsprojekt CONTACT ZONES mit Victoria Keddie, Pamela Breda, und Sajan Mani kooperiert das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik bereits zum zweiten Mal mit dem Museum Angewandte Kunst. Ausgangspunkt ist das Artist-in-Residence-Programm INHABIT, in dessen Rahmen pro Jahr zwei Gastkünstlerinnen und -künstler unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen für vier Monate im Dialog und Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungsinstituts arbeiten.

Die Ausstellung der dritten und vierten Ausgabe von INHABIT mit den Künstlerinnen und Künstlern Victoria Keddie, Pamela Breda und Sajan Mani zeigt die Arbeiten, die während ihrer Residencies und im Umfeld des wissenschaftlichen Forschungsinstituts entstanden sind oder noch entstehen. Als Format, das inhaltlich, konzeptionell und im Medieneinsatz offen bleibt und keine thematische Vorgabe vorsieht, ist jede Residence-Edition in ihren Fragestellungen und Medien bestimmt durch die jeweiligen Gastkünstlerinnen und -künstler.

Als Institut, das sich mit Fragen der Ästhetik beschäftigt, ist die Perspektive von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit Neugierde an das Institut und die Forschungsbereiche richten und unterschiedliche Themen und Projekte herantragen, von besonderer Bedeutung. Die künstlerischen Arbeiten sind Ausdruck verschiedenartiger Zugänge auf das wissenschaftliche Umfeld und nicht zuletzt durch Begegnungen, Dialoge und die Kooperation geprägt.

Der Titel CONTACT ZONES verweist auf den Umgang mit einer unterschiedlichen Kultur von Wissen und die Herausforderung, einen Dialog zwischen dem künstlerischen und wissenschaftlichen Feld zu entspinnen und eine gemeinsame Sprache sowie Anknüpfungspunkte zu formulieren. Beschreibt der Begriff „Contact Zone“ in den Kulturwissenschaften soziale Räume, in denen Kulturen aufeinandertreffen, aufeinanderprallen und miteinander ringen, bezieht er sich im Kontext des Residence-Programms auf den Raum der Interaktion zwischen Kunst und Wissenschaft. Kuratiert wird das Programm von Eike Walkenhorst.

Museum Angewandte Kunst