Kategorie-Archiv: Frankfurter Museen

Museum für Kommunikation mit spannendem Ausstellungsprogramm und Projekten 2024

Die große Ausstellung Streit läuft noch bis 1.09.2024 im Museum für Kommunikation.© Foto Diether von Goddenthow
Die große Ausstellung Streit läuft noch bis 1.09.2024 im Museum für Kommunikation.© Foto Diether von Goddenthow

Wie kommunizieren wir über Sex? Was ist ein Prototyp? Wie gelingt es, zugewandt und konstruktiv zu streiten, was für eine Demokratie wesentlich ist? In unserem Pressegespräch zum Jahresauftakt stellen wir Ihnen Schwerpunkte und Projekte unseres Hauses 2024 vor: Wechselausstellungen und Veranstaltungen, Bilanz und Ausblick sowie Informationen über aktuelle Entwicklungen stehen im Fokus des Gesprächs. Wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam auf ein ereignisreiches Kommunikationsjahr 2024!

Das Ausstellungsprogramm 2024 im Überblick

Sex kann Lust und Last sein, beeinflusst in jedem Fall fast alle Lebensbereiche des Menschen. Dabei sind Sexualität und Kommunikation untrennbar verknüpft, Sex als Thema von Kommunikation und zugleich als eine mögliche Ausdrucksform. Die Bandbreite ist enorm. Kultur, Religion, Erziehung und Bilder aus Medien und Internet prägen unsere Vorstellungen davon. Wie sich die Kommunikation und Wahrnehmung von Sexualität über die letzten 100 Jahre verändert haben, zeigt das Museum für Kommunikation Frankfurt ab Herbst 2024 in der Ausstellung Apropos Sex (2.10.2024 bis Herbst 2025) Das Museum öffnet damit einen Raum für Reflexion, Neugier und Dialog über die schönste Nebensache der Welt. Schon heute zum Jahresauftakt launchen wir unseren Expotizer – die virtuelle Erweiterung der Ausstellung – und treten mit Fragen und Blogbeiträgen mit der Öffentlichkeit in Kontakt. Die Ergebnisse fließen unmittelbar in die Ausstellungskonzeption ein.

STREIT. Eine Annäherung (noch bis 1.9.2024)

Ausstellungsimpression "Streit". © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression „Streit“. © Foto Diether von Goddenthow

Von anhaltender Bedeutung ist die Stärkung der Demokratie, das Eintreten gegen Diskriminierung und Rassismus und der Widerstand gegen Rechtsextremismus. Wir engagieren uns mit einer großen Ausstellung zum Streiten: Worüber streiten wir, was sind Diskussionen, Debatten oder Kontroversen? Wie verlaufen sie konstruktiv? Streit ist Teil der menschlichen Kommunikation. Er begegnet uns täglich: in den Medien, in politischen oder gesellschaftlichen Debatten, in der Familie oder in Beziehungen. Eine gelingende Streitkultur ist die Voraussetzung sowohl für die Klärung privater Konflikte wie auch für die Aushandlungen in der Gesellschaft. Sie ist essentiell für eine lebendige Demokratie. Die Ausstellung STREIT. Eine Annäherung (6.10.2023 bis 1.9.2024) betrachtet die Entwicklungen, Herausforderungen und die Relevanz von „Streit“ aus historischer, kommunikativer, politischer und persönlicher Perspektive.

Prototypen – Einen Versuch ist es wert (noch  bis 14.4.2024)

Rund um das Thema Innovation geht es seit November in der Ausstellung Prototypen – Einen Versuch ist es wert (16.11.2023 bis 14.4.2024). „Prototypen entstehen überall dort, wo Ideen Köpfe verlassen und „greifbar“ werden. Nicht nur in Industrie und Wissenschaft, sondern auch in offenen Werkstätten, Garagen und Wohnzimmern. Prototypen öffnen Augen und Perspektiven. Sie helfen, Möglichkeiten sichtbar zu machen, zu erforschen und umzusetzen. Die Sonderausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt zeigt Entstehungsprozesse von Prototypen: Woher kommen die Ideen? Wie werden sie umgesetzt? Und warum tut es weh, wenn sie wieder verworfen werden müssen?“

Hello! Where are you? – Hallo! Wer da? (noch bis 17.3.2024)

2023 war Slowenien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass kooperiert das Haus mit dem slowenischen Museum for Post and Telekommunikation. Die Ausstellung Hello! Where are you? – Hallo! Wer da? (17.9.2023 bis 17.3.2024) erzählt slowenischdeutsche Handygeschichte(n) und zeigt, wie sich die Mobiltelefonie-Technologie in beiden Ländern nach dem Ende des Kalten Krieges entwickelt.

Volker Reiche. Comiczeichner und Maler (26.4. bis 27.10.2024)

Ab März schaffen wir Platz: Die Kunsträume des Museums werden ergänzend zum Forum freigeräumt für Werke aus über 50 Jahre Schreiben, Zeichnen und Malen von Volker Reiche. Zu seinem 80. Geburtstag präsentieren wir eine große Werkschau des vielseitigen Künstlers: Berühmt gewordene Comicfiguren wie beispielsweise DONALD DUCK, MECKI oder Protagonisten aus der STRIZZ-Welt der FAZ plaudern freundlich miteinander oder diskutieren hitzig. Dazu kommt ein beachtliches Oeuvre der Malerei. Bei den zum Teil großformatigen Gemälden wird es thematisch ernst: „Es geht um Krieg, Terror und so weiter, der ganze elende Kram“, schreibt Volker Reiche in seinem begleitenden Künstlercomic. Er wurde eigens für die Ausstellung Volker Reiche. Comiczeichner und Maler (26.4. bis 27.10.2024) realisiert und führt das Publikum durch die Ausstellung.

Kabel-Acht und Terabit. Das Frankfurter Fernmeldehochhaus ab 14.11.2024

Frankfurts Bedeutung als nationales und internationales Kommunikationszentrum beginnt auf einem Areal zwischen Zeil und Großer Eschenheimer Straße. Insbesondere der Bau des Fernmeldehochhauses sticht innovativ hervor. Ab 14. November 2024 zeigen wir mit Kabel-Acht und Terabit. Das Frankfurter Fernmeldehochhaus die Entstehung des bedeutendsten Gebäudes der 1950er Jahre mit Aufnahmen von namhaften Fotografen. Nicht nur die Architektur war zukunftsweisend, auch die Kommunikationstechnik war technologisch auf dem allerneusten Stand. So wirft die Biografie von Rudolf Sandalo die Frage auf, ob seinen Aufnahmen nicht nur ein künstlerisches Interesse, sondern gar Spionageabsichten zugrunde lagen.

Erweiterung des Skulpturenparks mit Call from Africa

Skulpturengarten © MfK
Skulpturengarten © MfK

Im vergangenen Jahr wurde ein kleiner Skulpturenpark auf der Blühwiese zwischen dem Behnisch-Bau und der historischen Villa angelegt. Zu den Sommerferien wird dieser erweitert. Mit Call from Africa von Henry Munyardazi wird es diverser rund um das Museum. In den Reigen der nachrichtenübermittelnden Götter, reihen sich weitere Superhelden der Kommunikation wie Hermes/Merkur ein. Mit der Büste von Heinrich von Stephan erhält der Schöpfer der Deutschen Reichspost inmitten von Stauden und Blüten einen Platz an der frischen Luft.

 
Museum für Kommunikation Frankfurt a. M
Schaumainkai 53 (Museumsufer)
60596 Frankfurt am Main
E-Mail: mfk-frankfurt@mspt.de

DAM Preis 2024 Preis für „Studierendenhaus der TU Braunschweig“ – Die 26 besten Bauten in /aus Deutschland – Ausstellung im Deutschen Architektur-Museum Frankfurt

GUSTAV DÜSING & MAX HACKE Studierendenhaus der TU Braunschweig Die Flexiblität des Gebäudes ermöglicht die ständige Neukonfiguration des Grundrisses Foto: Iwan Baan
GUSTAV DÜSING & MAX HACKE Studierendenhaus der TU Braunschweig Die Flexiblität des Gebäudes ermöglicht die ständige Neukonfiguration des Grundrisses Foto: Iwan Baan

Der DAM Preis 2024 geht an die beiden Jungarchitekten Gustav Düsing und  Max Hacke für das  „Studierendenhaus der TU Braunschweig“. Das Studierendenhaus wurde unter 104 Bauwerken aus Deutschland in einem gestaffelten Juryverfahren ausgewählt1. Die beiden Architekten, Gustav Düsing und Max Hacke, sowie die Universität freuen sich über die Auszeichnung des Deutschen Architekturmuseums (DAM). Die beiden Architekten haben auch den Deutschen Architekturpreis, den BDA Preis Niedersachsen und den HeinzeArchitekturAWARD für das Studierendenhaus erhalten.

Hinweis: Das DAM-Preisträger-Modell sowie die spannendsten Bauten des DAM-Preis 2024 können  in der gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Architektur-Museum zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden. 

Gustav Düsing und Max Hacke (Mitte) bei der Preisverleihung abends in Anwesenheit der Bundesbauministerin Klara Geywitz. Foto: Moritz Bernoully
Gustav Düsing und Max Hacke (Mitte) bei der Preisverleihung abends in Anwesenheit der Bundesbauministerin Klara Geywitz. Foto: Moritz Bernoully

Zur Vorgeschichte gehört ein ungewöhnliches und nachahmenswertes Wettbewerbsverfahren, das an der Architekturfakultät unter den wissenschaftlichen Mitarbeitenden ausgeschrieben und selbst organisiert wurde. Seit 2007 werden mit dem DAM Preis jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. 2024 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum achten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner vergeben.

Der eigens entwickelte Knotenpunkt, ausgestattet mit Steckschuhen zur Einbringung von Stahlrohrprofilen, ermöglicht einen Stahlskelett-Bau, der vollständig demontier- und wiederverwendbar ist und jederzeit auch erweitert werden kann. © Foto: Diether von Goddenthow
Der eigens entwickelte Knotenpunkt, ausgestattet mit Steckschuhen zur Einbringung von Stahlrohrprofilen, ermöglicht einen Stahlskelett-Bau, der vollständig demontier- und wiederverwendbar ist und jederzeit auch erweitert werden kann. © Foto: Diether von Goddenthow

Besonders hatte die Jury die wundervoll leichte, offene und dennoch relativ schallisolierte Raumgestaltung im  Studierendenhaus auf dem Campus der Technischen Universität. Die filigrane Struktur des Gebäudes ist zudem äußerst nachhaltig, denn die Stahl-Glas-Konstruktion mit zehn Zentimeter dünnen Stahlrohren und einem eigens entwickelten
Knotenpunkt, ausgestattet mit  Steckschuhen zur Einbringung von Stahlrohrprofilen, ist vollständig demontier- und wiederverwendbar, aber auch bei nachträglichem Platzbedarf jederzeit erweiterbar.

Modell des DAM-Preisträger-Baus "Studierendenhaus Braunschweig". © Foto: Diether von Goddenthow
Modell des DAM-Preisträger-Baus „Studierendenhaus Braunschweig“. © Foto: Diether von Goddenthow

Das etwa 1.000 Quadratmeter große zweigeschossige Haus mit Arbeitsplätzen für bis zu 160 Studierende auf dem Campus der TU Braunschweig sei einem Wettbewerb zu verdanken, der 2015 unter den wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Architektur-Fakultät initiiert wurde, um dringend notwendige Arbeitsplätze für Architekturstudierende zu schaffen, erläuterte Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architektur-Museums. „Die Idee dahinter war, innerhalb des geschützten Rahmens des Fachbereichs dem Architekturnachwuchs eine Chance zu bieten, da kaum noch offene Architekturwettbewerbe existieren und sich die jungen Architekten und Architektinnen nicht mehr bewähren können. Etwa 20 Assistentinnen und Assistenten nahmen teil, die Arbeit von Gustav Düsing und Max Hacke wurde von der Jury ausgewählt und mithilfe eines lokalen Ingenieurbüros auch realisiert.“, erklärte Schal. Zudem sei das Gebäude eines der seltenen realisierten Beispiele für zirkuläres Bauen, „denn keine Verbindung wurde geklebt, sondern ausschließlich revidierbar geschraubt.“ Außerdem beantworte das Stahl-Glas-Haus viele wichtige Fragen an das Bauen von heute: „Wie wollen wir arbeiten? Wie sehen die »Dritten Orte« aus, weder allein dem Wohnen noch dem Arbeiten vorbehalten, dafür Orte der Interaktion und des Zusammentreffens? Wer organisiert solch ein Zusammensein, welche Art von Gruppen bilden sich heraus? Das alles lässt sich hervorragend im Studierendenhaus beobachten, das gern und fast immerzu genutzt wird: an sieben Tagen von 8 bis 22 Uhr“, so Schmal.

DAM PREIS 2024 – Die Finalisten
Auf einer gesonderten Juryfahrt Ende August 2023 wurden die fünf gewählten finalen Bauensembles von der Jury vor Ort besichtigt:

  • FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN – Dante II, München
  • GUSTAV DÜSING & MAX HACKE – Studierendenhaus der TU Braunschweig
  • INNAUER-MATT ARCHITEKTEN – Kunstraum Kassel
  • JUNE14 MEYER-GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF – Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin
  • NALBACH + NALBACH – Kantgaragenpalast, Berlin

DIE BAUTEN IM AUSLAND
Nicht in der Auswahl für den DAM Preis, aber seit vielen Jahren ein fester Bestandteil dieser Übersicht zur deutschen Gegenwartsarchitektur, sind die Bauten von Architekturbüros aus Deutschland in anderen Ländern: Sie befinden sich dieses Mal in Holland und Mexiko. Ersteres ist ein langgestrecktes Wohnhaus für eine Familie am Rand von Venray, das sowohl mit der regionalen ländlichen Bautypologie als auch mit Bezügen zu barocken Lustschlössern spielt. In Mexikos Hauptstadt ist unter Einbeziehung der historischen Fassade und der lokalen Hofhaustradition ein Mehrfamilienhaus entstanden.

FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN
Dante II, München

FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN DANTE II, München Foto: Stefan Müller-Nauman
FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN DANTE II, München Foto: Stefan Müller-Nauman

Die Überbauung des Parkplatzes am Reinmarplatz – Dante II – ist das Nachfolgeprojekt der Parkplatzüberbauung am Dantebad von 2016. Mit dem Projekt sollte zügig weiterer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.
Um so viele der vorhandenen Parkplätze wie möglich erhalten zu können, wurde zunächst eine Konstruktion aus Stahlbetonstützen und Unterzügen errichtet, worauf dann die eigentliche Wohnbebauung als Holzkonstruktion ruht. Das Haus berührt nur mit vier Treppenhäusern und den daran angelagerten Technik- und Abstellräumen den Grund. Geparkt wird sowohl im Hof als auch unter dem Haus. Die 144 Wohnungen werden von den Treppenhäusern über Laubengänge erschlossen. Vor jeweils drei Wohnungen ist der Laubengang zu einem kleinen Erker ausgeweitet, der als Treffpunkt und Freibereich für die Bewohner dient.
Außerdem gibt es eine großzügige Dachterrasse mit Spielflächen und Liegedecks. Die Stahlbetonkonstruktion wurde in einer Kombination aus Fertigteilen und Ortbeton hergestellt. Der Holzbau wurde mit hohem Vorfertigungsgrad errichtet, wobei Wand-, Decken- und Fassadenelemente bereits mit weitestgehend fertigen Oberflächen montiert wurden. Auch die vollständig installierten Bäder reduzierten die für die Montage des gesamten Gebäudes benötigte Zeit auf ein knappes Jahr. Die farbige Fassade ist so gegliedert, dass die Konstruktion und der Montageprozess noch ablesbar sind. Das Haus fügt sich so ganz selbstverständlich in die Umgebung mit ihren überwiegend farbigen Putzbauten.

INNAUER-MATT ARCHITEKTEN
Kunstraum Kassel

INNAUER-MATT ARCHITEKTEN Kunstraum Kassel, Kassel Foto: Nicolas Wefers
INNAUER-MATT ARCHITEKTEN Kunstraum Kassel, Kassel Foto: Nicolas Wefers

Die neue Ausstellungshalle wurde in den Innenhof der denkmalgeschützten Kunsthochschule, ein Bau von Paul Friedrich Posenenske, gesetzt und greift damit auf einen Standort zurück, der bereits 1962 für eine mögliche Erweiterung vorgesehen war.
Die Halle mit rund 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche soll als studentisches »Ausstellungslabor« ebenso dienen wie zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken. Sie kann zu allen Seiten gleichermaßen geöffnet werden, hat keine Rückseite und respektiert dadurch den Bestandsbau. Die dunkel gehaltene Fassadengestaltung setzt sich deutlich in Material und Farbe vom Gebäudebestand ab.
Die überall sichtbare, vom Tragwerk klar gegliederte Gebäudestruktur ist hingegen ein deutlicher Bezug zum denkmalgeschützten Bestand. Der klare, stützenfreie Innenraum macht die gewünschten Nutzungsvarianten – von der ungeteilten Halle bis zum in zahlreiche einzelne Räume geteilten Arbeitsoder Ausstellungsbereich – möglich. Eine Besonderheit sind die im oberen Wandbereich angeordneten Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig diffuses Licht in den Innenraum.
Das Gebäude wurde als reiner Holzbau erstellt, der die heutigen energetischen und ökologischen Anforderungen insbesondere bezüglich Nachhaltigkeit erfüllt. Für die Stützen, Balken und Riegel kam Brettschichtholz zum Einsatz.

JUNE14 MEYER-GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF
Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin

JUNE14 MEYER GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin Foto: Laurian Ghinitoiu
JUNE14 MEYER GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin Foto: Laurian Ghinitoiu

Die Struktur des Baugruppenhauses besteht aus sechs Türmen, die sich vertikal und horizontal überschneiden. Sie folgen jeweils versetzt den beiden nicht orthogonalen Straßenverläufen und verzahnen sich durch die entstehenden Vor- und Rücksprünge mit dem Stadtraum und dessen Akteuren. Jede Wohnung hat einen sehr hohen Raum und optional mehrere niedrigere Räume, die auch zwischen den Wohnungen gemeinsam genutzt werden können. Dieses einfache Prinzip ermöglicht unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten in Bezug auf Größe und räumliche Konfiguration.

Modell der Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin © Foto: Diether von Goddenthow
Modell der Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin © Foto: Diether von Goddenthow

Das Haus möchte neue Alternativen für unser Zusammenleben bieten und flexibel auf individuelle Bedürfnisse und Absprachen reagieren können, wobei die Architektur das Teilen nicht vorschreibt, sondern nur ermöglicht. Auch in den Wohnungen selbst sind die Bewohner herausgefordert, ihren Lebensstil selbst zu gestalten, da die Räume keine Nutzungen vorgeben und Privatheit auf differenzierte Weise angeboten wird. Das Haus verbindet sich nicht nur im Erdgeschoss mit der Stadt, die räumliche Verschränkung und Transparenz führen zu einer Auflösung und Verschmelzung von öffentlich und privat, von innen und außen, von Mitbewohner und Nachbar. Die gemeinschaftlichen Gartenflächen im Hof und auf dem Dach wurden frei von den üblichen Infrastrukturen gehalten, um besonders qualitätsvolle Räume zu schaffen. Das Haus ist aus wenigen robusten Elementen gebaut, wobei besonders auf einen sparsamen Materialeinsatz und eine simple Konstruktion geachtet wurde.

NALBACH + NALBACH
Kantgaragenpalast, Berlin

NALBACH + NALBACH Kantgaragenpalast, Berlin Foto: Ken Schluchtmann
NALBACH + NALBACH Kantgaragenpalast, Berlin Foto: Ken Schluchtmann

Die Kantgarage gilt als Deutschlands bedeutendste Großgarage der Zwischenkriegsmoderne und als die älteste mit Doppelhelix in Europa. Das Treppenhaus im französischen Schloss Chambord war das Vorbild für die Doppelhelix-Betonwendelrampe, bei der sich der Gegenverkehr niemals begegnen konnte. Die Stellplatz-Boxen hatten abschließbare Falt-Drehtore der Firma Heinrichs. Im Jahr 2013 drohte der Abriss der Hochgarage. Das denkmalpflegerische Grundkonzept für die Sanierung beruht auf dem möglichst umfangreichen Erhalt der Originalsubstanz. Auf den Rampen können heute als »Art Walk« wechselnde Ausstellungen präsentiert werden. Der Stahlbetonskelettbau mit einer Deckenstärke von nur elf Zentimetern ist mit Mauerwerk ausgefacht und im historischen Sinne konstruktiv ablesbar. Sämtliche tragende Elemente wurden mit zwei Zentimeter starkem Betonputz versehen. Die historische Befahrbarkeit aller Geschosse ist optisch durch die Glastürelemente am Ende der Rampen erlebbar.
Das sanierte Gebäude ist von dem Gedanken durchwoben, die alten Funktionen ablesbar zu erhalten und dennoch neues Leben in einer neuen Funktion zu ermöglichen. Der alte Boden erinnert an die alte Fahrbahn, die gesamte Farbgebung innen und außen wurde gemäß dem Farbbefund wiederhergestellt. Die Originalfassade an der Kantstraße wurde komplett ausgebaut, werkseitig restauriert und mit transluzentem historischen Drahtglas versehen. Das Filigrane der Profile der Einfachverglasung wurde vollkommen erhalten. Eine zweite gläserne Fassade im Inneren übernimmt dagegen die technischen Anforderungen aus der neuen Nutzung.
DIE LONGLIST

DAM-Preis 2024 Ausstellungsimpression © Foto: Diether von Goddenthow
DAM-Preis 2024 Ausstellungsimpression © Foto: Diether von Goddenthow

Für die Longlist des DAM Preis nominiert wurden 104 Bauwerke aus Deutschland, die aus einer umfangreichen Recherche stammen, an der ein Beirat aus Experten beteiligt war. Dieser bestand aus Christina Beaumont, Uwe Brösdorf, Matthias Dreßler, Florian Fischer, Gerhard Greiner, Florian Heilmeyer, Christian Holl, David Kasparek, Gert Lorber, Katharina Matzig, Elina Potratz, Ilka Ruby, Dilek Ruf, Heiner Stengel, Finn Warncke und Uta Winterhager. Außerdem wurden Projekte von den Architektenkammern der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg- Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen vorgeschlagen. Grundsätzlich bestand für die Nominierung der Bauten keine Einschränkung auf eine bestimmte Bautypologie, Mindestgröße oder Bausumme. Die nominierten Bauwerke für den DAM Preis 2024 sollten zwischen Ende 2021 und Frühjahr 2023 fertiggestellt sein.
Neu seit 2017 ist, dass alle Bauten dieser Nominierungsliste, geographisch sortiert, jährlich im Architekturführer Deutschland vorgestellt werden. Die Ausgabe 2024, von DOM publishers verlegt, ist bereits im Handel. Gleichzeitig ist die Longlist auch im Internet unter dam-preis.de einsehbar. Über die Jahre entsteht so zusätzlich ein digitales Archiv bemerkenswerter Gebäude in Deutschland.

DIE SHORTLIST
Eine Expertenjury unter Vorsitz von Barbara Ettinger-Brinckmann bestimmte aus dem Feld der Longlist 24 Projekte für die engere Wahl der Shortlist zum DAM Preis 2024. Eine Auswahl von zwei Bauten deutscher Architekten im Ausland kommt außer Konkurrenz hinzu.Knapp die Hälfte der Bauten sind Projekte am und mit dem Bestand, was häufig auch umfassende Renovierungen einschließt. Da wird ein Museum im Zuge seiner Generalsanierung reorganisiert und erhält neue lichte Raumfolgen, eine Schule im Duktus des Bestands ergänzt, eine ehemalige Bahnverwaltung durch Umbau zu modernen Büros und ein ehemaliges Spezialitätenrestaurant entrümpelt und zur luftigen Mehrzweckhalle. Flexibilität ist ein anderes wichtiges Thema, sei es, mit Wohnungszuschnitten auf verschiedene Lebensformen zu reagieren oder – noch offener – zwischen unterschiedlichen Nutzungen zu wechseln, wenn ein zunächst als Bürobau geplantes Haus mit wenig Aufwand in ein Wohngebäude umgebaut werden kann. Den zumindest temporär beliebten Rückzug aufs Land spiegeln drei höchst individuelle Ferienhäuser.

DAM-Preis 2024 Ausstellungsimpression © Foto: Diether von Goddenthow
DAM-Preis 2024 Ausstellungsimpression © Foto: Diether von Goddenthow

 

 

Ausstellung
Übersicht der in der DAM-Preis-2024-Ausstellung auf Infotafeln und zum Teil ergänzend als Modell ausgestellten Bauten:

  • AFF ARCHITEKTEN
    Lew-Tolstoi-Schule, Berlin
  • AMUNT ARCHITEKTEN MARTENSON UND NAGEL THEISSEN
    TRENT – Haus am See, Westerau
  • ANDREAS FERSTL ARCHITEKTEN
    Kohlektiv, Nürnberg
  • ARGE BÜRO DANTELE / BUERO KOFINK SCHELS
    Mehrgenerationenhaus, Kranzberg
  • BARKOW LEIBINGER
    B:HUB, Berlin
  • BRÜCKNER & BRÜCKNER
    Neugestaltung Diözesanmuseum, Freising
  • DIETRICH│UNTERTRIFALLER ARCHITEKTEN
    TUM Campus im Olympiapark, München
  • FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN FINALIST
    DANTE II, München
  • FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN
    Genossenschaftliches Wohnen, Bad Aibling
  • FRÖHLICH GASSNER ARCHITEKTEN
    Kleine Bleibe, Montabaur-Reckenthal
  • GUSTAV DÜSING & MAX HACKE PREISTRÄGER
    Studierendenhaus der TU Braunschweig
  • INNAUER-MATT ARCHITEKTEN FINALIST
    Kunstraum Kassel
  • JUNE14 MEYER-GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF FINALIST
    Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin
  • KO / OK
    Doppelgiebel, Leipzig
  • MODULORBEAT
    Blaue Stunde, Berlin
  • NALBACH + NALBACH FINALIST
    Kantgaragenpalast, Berlin

Das DAM-Preisträger-Modell sowie die hier aufgelisteten Bauten können   in der  Ausstellung „DAM-Preis 2024″  im Deutschen Architektur-Museum  besichtigt werden:

Das DAM während der Umbauphase im Ostend.© Foto: Diether von Goddenthow
Das DAM während der Umbauphase im Ostend.© Foto: Diether von Goddenthow

Öffnungszeiten:
Montag Geschlossen
Dienstag 12:00 – 18:00
Mittwoch 12:00 – 19:00
Donnerstag – Freitag 12:00 – 18:00
Samstag – Sonntag 11:00 – 18:00
31. März, 1. Apr, 1. Mai, 9. Mai, 19. Mai, 20. Mai, 30. Mai, 3. Okt, 26. Dez 11:00 – 18:00

Eintrittspreise
Eintritt DAM: EUR 5,–
Eintritt DAM ermäßigt: EUR 3,–
Eintritt für Geflüchtete und Inhaber des Frankfurt-Passes (mit Nachweis): EUR 1,

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM im DAM Ostend
Henschelstraße 18
60314 Frankfurt am Main

Das Programm im Historischen Museum Frankfurt für 2024 – Schwerpunkt Fotografie

Historische Museum Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow
Historische Museum Frankfurt. © Foto: Diether von Goddenthow

Frankfurt am Main, 31.1.2024. Beim gestrigen Jahrespressegespräch hat Museumsdirektor Jan Gerchow das Programm des Historischen Museums Frankfurt für das Jahr 2024 vorgestellt. Dazu gehören neben der noch bis 1. April 2024 laufenden Schau „Barbara Klemm – Frankfurt Bilder“ u.a. die großen Sonderausstellungen „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024“ sowie „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität“.

Jan Gerchow, Direkter des Historischen Museums. Archiv-Bild: © Foto: Diether von Goddenthow
Jan Gerchow, Direkter des Historischen Museums. Archiv-Bild: © Foto: Diether von Goddenthow

Direktor Gerchow, der im Juli nach über 19 Jahren in den Ruhestand gehen wird, zeigte sich hocherfreut über die steigenden Besuchszahlen in 2023: Mit annährend 153.000 Besuchen kommt das HMF den Zahlen von 2019 wieder nahe. Es ist zu erwarten, dass in 2024 die 163.000 Besuche von 2019 übertroffen werden können. Vor allem in den letzten beiden Monaten des Jahres 2023 gab es mit 15.000 und 17.000 Besuchen eine markante Steigerung. Das ist unter anderem der Schau mit Barbara Klemms Frankfurt-Bildern zu verdanken.

Die Sonderausstellung „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024“(29. Mai – 22. September 2024) wird rund 40 Fotografinnen in ihrer Auseinandersetzung mit der Stadt zeigen. Wie kaum eine andere deutsche Großstadt zog Frankfurt national wie international Fotografinnen an. Dazu gehören Namen wie Ella Bergmann-Michel, Gisèle Freund, Ilse Bing, Nini und Carry Hess, Abisag Tüllmann, Mara Eggert, Barbara Klemm. Leben und Werk dieser fotografierenden Frauen bilden 180 Jahre Entwicklung ab, von der Frühzeit über die Fotoateliers des Kaiserreichs bis hin zu modernen Kunsthochschulen.

Einweihung der U-Bahn am 4. bis 6.10.1968-an-der-Hauptwache. Fotografie von Willy Keim
Einweihung der U-Bahn am 4. bis 6.10.1968-an-der-Hauptwache. Fotografie von Willy Keim

Die Projekte der zweiten Jahreshälfte verdeutlichen das breite Themenspektrum des Historischen Museums: So wird die seit 25 Jahren arbeitende „Bibliothek der Generationen“ zum Ausgangspunkt der partizipativen Ausstellung „Zeitzeugenschaft? Ein Erinnerungslabor“ (19. September 2024 – 4. Mai 2025). Das 25. Jubiläum ist Anlass, die Bedeutung von Zeitzeugenschaft und die Weitergabe von Erinnerungen umfänglich zu beleuchten, auch mit Videos von ShoahÜberlebenden im Rahmen der Wanderausstellung aus dem Jüdischen Museum Hohenems „Ende der Zeitzeugenschaft?“

Mit einer interaktiven Werkstatt punktet die Ausstellung im Jungen Museum.„Umwelt, Klima & DU“lädt Menschen ab 7 Jahren ein, selbst Forschungen zu den Themen Klima, Biodiversität, Nachhaltigkeit und umweltbewusste Stadt anzustellen.

Zum 350-jährigen Jubiläum des Bankhauses Metzler zeigt das HMF im Sammlermuseum eine Kabinett-Ausstellung mit Dokumenten, Bildern und Textilien aus Bankbesitz (8. März – 23. Juni 2024), ergänzt durch eine Thementour zu 30 Exponaten in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“. Die Geschichte beider, der Stadt Frankfurt als Finanzplatz sowie der Privatbank, sind eng miteinander verknüpft. Gezeigt werden auch private Schenkungen der Familie Metzler an die Stadt Frankfurt, symbolisiert vom goldenen Prunkbecher des Ratssilbers, aus dem 1903 Kaiser Wilhelm II. trank.

Mit welcher Mobilitätskultur wollen wir leben? Fragt gegen Jahresende die Sonderausstellung „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität“ (21. November 2024 – 14. September 2025) und erforscht die Zusammenhänge von Stadt und Mobilität in Frankfurt und Rhein-Main. Dabei werden Wandel, aktuelle Herausforderungen und subjektive Perspektiven sichtbar.

Schließlich startet das HMF in diesem Jahr ein auf drei Jahre angelegtes Projekt, das die zahlreichen bereits existierenden digitalen Angebote zur Geschichte der Stadt verbinden und für junge User leichter nutzbar machen wird. Die „Offenen Bildungsressourcen“ (Open Educational Resources) betreffen allein in Frankfurt 100.000 junge Menschen an Schulen und 74.000 an Hochschulen.

Öffnungszeiten
Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag: 11 bis 18 Uhr (Schulklassen können – mit Anmeldung und in Begleitung von Lehrpersonal – von Dienstag bis Freitag ab 9 Uhr das HMF und das JuM besuchen)

Eintrittspreise Dauerausstellung: 8 €/4 € ermäßigt Wechselausstellung: 10 €/5 € ermäßigt
Museum Vollpreis: 12 €/6 € ermäßigt Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei!

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main Tel. +49 69 212-35599 info@historisches-museum-frankfurt.de
www.historisches-museum-frankfurt.de

HONORÉ DAUMIER. DIE SAMMLUNG HELLWIG – Städel präsentiert Frankreichs Meister der politischen Karikatur, Genre-Zeichnung und Malerei des 19. Jahrhunderts

Das Städel Museum präsentiert anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Städelschen Museums-Vereins ab dem 24. Januar 2024 eine Ausstellung mit Werken des französischen Künstlers Honoré Daumier (1808–1879). Sie sind Teil der herausragenden privaten Sammlung des Frankfurter Mäzens Hans-Jürgen Hellwig, die zu den bedeutendsten Daumier-Sammlungen außerhalb Frankreichs gehört. © Foto: Diether von Goddenthow
Das Städel Museum präsentiert anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Städelschen Museums-Vereins ab dem 24. Januar 2024 eine Ausstellung mit Werken des französischen Künstlers Honoré Daumier (1808–1879). Sie sind Teil der herausragenden privaten Sammlung des Frankfurter Mäzens Hans-Jürgen Hellwig, die zu den bedeutendsten Daumier-Sammlungen außerhalb Frankreichs gehört. © Foto: Diether von Goddenthow

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Städelschen Museums-Vereins präsentiert das Städel Museum Frankfurt vom 24. Januar 2024 bis 12. Mai 2025 die grandiose Ausstellung „Honoré Daumier. Die Sammlung Hellwig“ mit Ikonen der politischen Karikatur und einzigartigen Genre-Zeichnungen des französischen 19. Jahrhunderts,

Es sei ein großer Tag für das Städel-Museum, ein historischer Tag. Denn, so Städeldirektor Philipp Demandt beim Pressegespräch am 23.01.2024, käme es nicht häufig vor, dass man auf einen Schlag eine Sammlung von gut 4200 Kunstwerken erhielte, „die ein Museum im Bereich eines Künstlers, in diesem Fall „Honoré Daumier“, auf einen Schlag zu einem der Zentren der internationalen Forschung um diesen Künstler“ machten.
Zu verdanken hat der Städelverein die Schenkung der privaten  Daumier-Sammlung dem Frankfurter Anwalt, Kulturpolitiker und Mäzen  Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig und seiner Frau Brigitte. Mit 4.200 Lithografien und Holzstichen, 19 Zeichnungen, zwei Gemälden und 36 Bronzeplastiken gehört Hellwigs Daumier-Sammlungen zu den vollständigsten und bedeutendsten außerhalb Frankreichs. Die Privatsammlung besticht durch ihre einzigartige Qualität und bildet die ganze Breite des künstlerischen Gesamtwerks von Honoré Daumier ab. Das Städel Museum stellt in seinem Grafik-Flügel mit einer Auswahl von rund 120 die spannendsten Werke der Sammlung Hellwig vor und macht sie erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

(v.li.:) Astrid Reuter, Leiterin der Graphischen Sammlung bis 1800 am Städel Museum und Kuratorin der Ausstellung, Anwalt, Kulturpolitiker, Sammler und Mäzen Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig sowie Städel Direktor Philipp Demandt beim Pressegespräch. © Foto: Diether von Goddenthow
(v.li.:) Astrid Reuter, Leiterin der Graphischen Sammlung bis 1800 am Städel Museum
und Kuratorin der Ausstellung, Anwalt, Kulturpolitiker, Sammler und Mäzen Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig sowie Städel Direktor Philipp Demandt beim Pressegespräch. © Foto: Diether von Goddenthow

Honoré Daumier sei nicht der bekannteste, „aber der komplexeste Künstler des französischen 19. Jahrhunderts“, so Demandt. Dieser Künstler bilde eine Epoche ab, „die im Prinzip fast das ganze 19. Jahrhundert umspannt.“ Selbst für Historiker sei diese Abfolge von Fehden, Krisen, Revolutionen, Demokratie- und Republik-Versuchen, von Monarchie-Putschen, Epidemien und vielen anderen Umbrüchen nicht wirklich zu überblicken. Dieses 19. Jahrhundert verstehen zu wollen, sei ungefähr so, als versuche man, den Metroplan von Paris plus alle Bus- und Nachtlinien auf einem Handy zu übermessen, veranschaulicht der Städeldirektor. Aber das Frankreich des 19. Jahrhunderts sei auch eine spannende Zeit, die von großen Innovationen wie der Elektrizität, das Telegrafenwesens, der Entwicklung der modernen Zeitungskultur, der Fotografie und natürlich auch von der ersten Eisenbahn geprägt  und eine unglaublich komplexe spannende Zeit von Erfolgen und Rückschlägen gewesen sei.  „Honoré Daumier hat diese Zeit, dieses 19. Jahrhundert, wie kein anderer Künstler in Frankreich begleitet, durchlebt, beobachtet und kommentiert.“, so Demandt.

Europäischer „Binnenmarkt des Geistes und der Kunst“

Honore Daumier "Ein JuliHeld. Mai 1831. Nach der  blutigen  "JuliRevolution 1830",  sucht ein mit einem Flickenmantel aus Pfandscheinen bekleideter einsamer Invalide Erlösung in der Seine.© Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier „Ein JuliHeld. Mai 1831. Nach der blutigen „JuliRevolution 1830″, sucht ein mit einem Flickenmantel aus Pfandscheinen bekleideter einsamer Invalide Erlösung in der Seine.© Foto: Diether von Goddenthow

Gestützt auf über 60 Jahre Daumier-Forschung,  resümiert  Hellwig, dass „die französische Geschichte des 19. Jahrhunderts blutiger als die in jedem anderen Lande in Europa“ war.   Allein 25 000 bis 50 000 Franzosen ließen in der Französischen Revolution von 1789 ihr Leben, 3,5 Million Tote forderten die napoleonischen Kriegen durch Europa , blutige Julirevolution 1830 (drei Tage Barrikadenkampf – Les Trois Glorieuses),  3000 Arbeiter starben in der Februar-Revolution 1948, und gut 30 000  bis 50 000 Tote forderte der Pariser Kommunarden-Aufstand im März 1871. Bittere Not, Hunger und Armut  beherrschten das Leben  breiter Bevölkerungsschichten während des 19. Jahrhunderts. All diese Themen habe Daumier immer wieder als Anklage gegen die Obrigkeit  in seinen Blättern aufgegriffen und angeprangert.

Es wäre jedoch ein Irrtum zu glauben, so Hellwig, „dass im 19. Jahrhundert die Länder in Europa nebeneinander hergelebt hätten“. Es gab damals in Europa „eine Art Binnenmarkt des Geistes und der Kunst“, der erst mit Beginn des ersten Weltkriegs 1914 ein Ende gefunden habe, und der selbst im Zuge der europäischen Einigung „noch nicht so wieder entstanden ist.“ Die französische Revolution von 1798 habe ausgestrahlt auf ganz Europa, wo der republikanische Gedanke heimisch geworden sei; ebenso die 1830er Julirevolution, die zur Unabhängig von Belgien geführt habe. Und die 1848 habe bei uns zur 1948/49er Revolution und „Reichsverfassung“ in der Paulskirche geführt.
Daumier, 1808 geboren, war im Alter von 22 Jahren selbst an den Barrikadenkämpfen beteiligt. Man sieht es an seinem Selbstporträt, gleich vorne in der Ausstellung. Er trägt hier rechts am unteren Rand der Stirn noch eine Narbe, die er bei diesem Barrikadenkampf erlitten habe, so Hellwig.

Gezeigt werden in der Ausstellung auch seltene Zeitungsdokumente, z.B. (li.) die ab dem 4. November 1935 von Charles Philipon herausgegebene Wochenzeitschrift La Caricature, die Ende August 1835 verboten wurde. (re.) Zwei aufgeschlagene Exemplare von "Le Charivari" , die Philipon bereits am 1.Dez. 1832 als satirische Tageszeitung ins Leben gerufen hatte. Mit "charivari" war ein karnevaleskes lärmendes Durcheinander gemeint. Auf der dritten Seite, des vierseitigen Blattes mit Theater- und Literaturkritiken sowie politischen Artikeln, erschien jeweils eine Lithografie. Daumier war einer der zentralen satirischen Lithographen. © Foto: Diether von Goddenthow
Gezeigt werden in der Ausstellung auch seltene Zeitungsdokumente, z.B. (li.) die ab dem 4. November 1935 von Charles Philipon herausgegebene Wochenzeitschrift La Caricature, die Ende August 1835 verboten wurde. (re.) Zwei aufgeschlagene Exemplare von „Le Charivari“ , die Philipon bereits am 1.Dez. 1832 als satirische Tageszeitung ins Leben gerufen hatte. Mit „charivari“ war ein karnevaleskes lärmendes Durcheinander gemeint. Auf der dritten Seite, des vierseitigen Blattes mit Theater- und Literaturkritiken sowie politischen Artikeln, erschien jeweils eine Lithografie. Daumier war einer der zentralen satirischen Lithographen. © Foto: Diether von Goddenthow

Ebenso habe „die französische Kunst, Stichworte „Künstlerkolonie Barbizon“ und  „französischer Impressionismus“,  die Kunst im übrigen Europa enorm beeinflusst, so Hellwig. Paris war Europas Zentrum der damaligen Avantgarde.  Selbst vom Zeitungswesen gingen europaweite Impulse aus, etwa von der satirischen Tageszeitung Le Charivari, in der viele von Daumiers Karikaturen veröffentlicht wurden. Charivari war nach dem Verbot von La Caricature 1835  zum Hauptorgan des republikanischen Verlegers Philipon geworden. Dieses Satire-Blatt fand europaweit Nachahmer, etwa in den Satirezeitschriften Charivari Belge und im Londoner Punsh (The London Charivari). So wurde etwa die berühmte Bismarck-Karikatur „Der Lotse geht von Bord“ vom  John Tenniel zuerst im Londoner Punsh veröffentlicht.
Bei Daumier gings umgekehrt. Seine frühen Blätter seien Anleihen bei Goya.

Daumiers Parlamentarier-Köpfe sind figurale dreidimensionale Satire-"Zeichnungen". © Foto: Diether von Goddenthow
Daumiers Parlamentarier-Köpfe sind figurale dreidimensionale Satire-„Zeichnungen“. © Foto: Diether von Goddenthow

In den „Parlamentarier-Köpfen“ habe Daumier die in vier Bänden von 1775 bis 1778 in Frankreich erschienenen physiognomischen Studien des Schweizer Wissenschaftlers Johann Caspar Lavatas verarbeitet.

Auch hat sich Daumier 1839 von „Spitzwegs armen Poeten“ inspirieren lassen und diesen 8 Jahre später 1847, als „Anklage gegen den Halunken von Vermieter, der das Dach nicht repariert“, gezeichnet. Es gab also in der Kunst und Geisteswissenschaft keine Grenzen.

Honoré ist nicht nur als Karikaturist, als grandioser Zeichner bekannt geworden, er ist auch ein bedeutender Maler und auch ein Bildhauer. Es ist ungewöhnlich für diese Zeit des 19. Jahrhunderts, dass ein Künstler in gleich drei bzw. vier Medien reüssiert hat. Es ist ein Künstler mit einer spannenden Biografie.

Daumiers Anfänge – Kleine Schaffens-Biographie

Altersportrait Honoré Daumier 1894 nach Foto von Felix Valotton.
Altersportrait Honoré Daumier 1894 nach Foto von Felix Valotton.

Honoré Daumier wurde 1808 in Marseille geboren, zog 1816 mit seiner Familie nach Paris, wo er erst Laufbursche für einen Gerichtsvollzieher und dann Buchhändlerlehrling wurde. Er stammte aus einer einfachen Arbeiterfamilie. Sein Vater war Glaser und Rahmenmacher, der nach Paris gegangen war, um sein Glück zu machen als Theaterdichter, war gescheitert und völlig verarmt. Honoré Daumier musste die Eltern samt 9 Geschwister ernähren. Das hat er seit Anfang der 1820er Jahre bereits das getan. Wohl durch Kontakte seines Vaters, erhielt der künstlerisch begabte Honoré zumindest zuvor für kurze Zeit Zeichenunterricht bei dem Maler, Archäologen und Konservator Alexandre Lenoir. Darüber hinaus besuchte er unabhängige Zeichenschulen wie die Académie Suisse, wo er sich unter anderem dem Aktstudium widmete. Von Bedeutung für die herausragende Lichtführung und Körpersprache seiner Darstellungen sollten jedoch vor allem seine häufigen Besuche im Musée du Louvre werden. Er war vor allem ein hochkreativer Autodidakt. Er war kein akademisch ausgebildeter Künstler. Erste Lithografien entstanden in den 1820er-Jahren, von 1825 bis 1830 absolvierte er eine Lehre in der Werkstatt von Zéphirin Belliard.

In Zeiten von Zensur hat Daumier nur zahme Blätter angefertigt, hier z.B. Der schöne Narziss. © Foto: Diether von Goddenthow
In Zeiten von Zensur hat Daumier nur zahme Blätter angefertigt, hier z.B. Der schöne Narziss. © Foto: Diether von Goddenthow

Honoré Daumier hat lithografisch, also steinzeichnerisch, gearbeitet , wird veröffentlicht 1829 und 1872. Das sind 43 Jahre, in denen er künstlerisch tätig war. In diesen 43 Jahren gab es nur 10 Jahre, also ein ganz klein bisschen mehr als ein Viertel der Gesamtzeit seines Schaffens, keine politische Zensur, so Hellwig. In diesen 10 Jahren hat er praktisch ausschließlich die politische Karikatur geschaffen. Sobald die Zensur kam, hat er das ganz aufgehört oder nur noch zahme Blätter im Bereich der Genre-Karikatur angefertigt.

Der geniale vielseitige Künstler Daumier
Astrid Reuter, Leiterin der Graphischen Sammlung bis 1800 am Städel Museum und Kuratorin der Ausstellung, über den Künstler und den kunsthistorischen Wert der Sammlung Hellwig: „Honoré Daumier war ein herausragender Zeichner. Neben seinem druckgrafischen Œuvre schuf er auch Plastiken und ab Mitte der 1840er Jahre eine zunehmende Zahl eigenständiger Zeichnungen und Gemälde, in denen sich die Ausdrucksstärke, Vielgestaltigkeit und der Erfindungsreichtum seiner Kunst zeigen. Sein Werk ist geprägt von seinem Anspruch einer kritischen Zeitgenossenschaft und erweist sich dabei zugleich immer wieder als zeitlos aktuell. In Künstlerkreisen wurde Daumier geschätzt und früh gesammelt, allen voran von Edgar Degas, Paul Cézanne oder Max Liebermann. Bis heute besteht in Privatsammlerkreisen ein anhaltendes Interesse an Daumier. Hans-Jürgen Hellwig reiht sich mit seiner Sammlung in diese Tradition ein.“

Wer sich die Bilder ein wenig genauer anschaut, wird sofort merken, „wie genial diese Bildempfindungen sind. Wie da jemand arbeitet, der treffsicher charakterisiert, der weiß zu überzeichnen, der die Anatomie tatsächlich aus dem FF beherrscht, und sofort eine Vorstellung von der Verfasstheit der Personen, um die es geht, entwickelt“, so die Kuratorin. Daumier sei ein Künstler, „der kühne Perspektiven wagt, der die Perspektiven umdreht, der Anschnitte wagt, wo wir von der Bühne nur noch die Schauspieler zur Hälfte sehen, und eigentlich schauen wir auf die Zuschauer.“

Honore Daumier "Zwei Trinker" © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier „Zwei Trinker“ © Foto: Diether von Goddenthow

Daumier ist ein wandelbarer Künstler, der die Medien seiner Zeit in unterschiedlicher Weise nutzt. Mit seinem Bild die „Zwei Trinker“ beispielsweise, spielt er mit Feder und Pinsel und in Schwarz, Braun, Rot und Weiß. Flackerndes Licht erhellt die ratlos wirkenden Gesichter der beiden Männer, die einander mit gebeugtem Rücken am Tisch gegenübersitzen und wirklich im Dunst ihrer Zigarren eingehüllt sind, und die Einsamkeit der Großstadt spiegeln, und „Themen anklingen lässt, die die Künstler der nachfolgenden Generationen noch lange beschäftigen“.

Mehr politischer Karikaturist als Genre-Künstler
Geprägt vom harten Überlebenskampf seiner ärmlichen Herkunft war Daumier  gegen die beiden  herrschenden Schichten „Adel“ und „Klerus“ eingenommen. Er verabscheute den selbstgefälligen, arroganten französischen feudalen Dreiklassenstaat. Sein damit einhergehendes soziales Mitgefühl und seine soziale Empathie werden in seinen Karikaturen, aber auch in seinen Gemälden, wenn man an die Wäscherin denkt, oder die Mutter, die sich um ihr Kind kümmert, besonders deutlich, erläutert Hellwig.

Honore Daumier: Die Lektüre des Charivari, 1.4.1840. Bereits Daumiers Darstellung war als Werbung für eine Zeitung angelegt, die sehr an den erfolgreichen Kampagnen-Slogan "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erinnert. © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier: Die Lektüre des Charivari, 1.4.1840. Bereits Daumiers Darstellung war als Werbung für eine Zeitung angelegt, die sehr an den erfolgreichen Kampagnen-Slogan „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erinnert. © Foto: Diether von Goddenthow

Bereits in seinen frühen Werken der 1830er-Jahre erwies sich Honoré Daumier mit seinem Einsatz für Meinungs- und Pressefreiheit als scharfer Kritiker der JuliMonarchie König Louis-Philippes. Seine bildmächtigen Werke erschienen in den von Charles Philipon herausgegebenen Zeitungen La Caricature und Le Charivari. Ihre Breitenwirkung erlangten sie durch die vergleichsweise hohen Auflagen der Blätter. Die zunehmend restriktiven Zensurbestimmungen führten zu Verboten und Strafen, von denen auch Daumier betroffen war.

Bissige Politische  Karikatur vom Feinsten

Folgenreich war Philipons gezeichnete „Verwandlung“‘ des königlichen Kopfes in eine Birne, die zu einem allgegenwärtigen Motiv und von Honore Daumier gerne aufgegriffen wurde.

Honoré Daumier griff  Philipons Idee mit der Birne auf. Er stellte  König Louis-Philippes Kopf birnenförmig dar (La Caricature, 9.1.2834) Das Werk heißt: "Die Vergangenheit, die Gegenwart - die Zukunft", symbolisiert durch die drei verschiedenen, ineinander verschmelzenden Gesichtsausdrücke. Wegen den Kurztextes meinte das Werk aber die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der königlichen Herrschaft. Doch das Werk war noch  hinterfotziger, so Prof. Hans-Jürgen Hellwig. Denn La (bonne) poire – heißt auch der Blödian bzw. Trottel. Tauchte die Birne auf, wusste also jeder Bescheid "Der König ist ein Trottel", und die Zensur war gegen soviel Gewitztheit relativ machtlos. In  den 1990er Jahren verwandelte wohl in dieser Tradition  der intelligenten der französischen  Majestätsbeleidigung  der Künstler Klaus Staeck, Helmut Kohls Kopf in eine Birne.  © Foto: Diether von Goddenthow
Honoré Daumier griff Philipons Idee mit der Birne auf. Er stellte König Louis-Philippes Kopf birnenförmig dar (La Caricature, 9.1.2834) Das Werk heißt: „Die Vergangenheit, die Gegenwart – die Zukunft“, symbolisiert durch die drei verschiedenen, ineinander verschmelzenden Gesichtsausdrücke. Wegen den Kurztextes meinte das Werk aber die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der königlichen Herrschaft. Doch das Werk war noch hinterfotziger, so Prof. Hans-Jürgen Hellwig. Denn La (bonne) poire – heißt auch der Blödian bzw. Trottel. Tauchte die Birne auf, wusste also jeder Bescheid „Der König ist ein Trottel“, und die Zensur war gegen soviel Gewitztheit relativ machtlos. In den 1990er Jahren verwandelte wohl in dieser Tradition der intelligenten der französischen Majestätsbeleidigung der Künstler Klaus Staeck, Helmut Kohls Kopf in eine Birne. © Foto: Diether von Goddenthow

Daumier verwendete sie u. a. in der Lithografie Le Passé – le présent – l’avenir (1834). Zu den meisterlich ausgeführten Werken gehören die kraftvoll überzeichneten und vergleichsweise großformatigen Darstellungen des Parlaments sowie des Massakers in der Rue Transnonain, le 15 avril 1834 (1834) oder die Lithographie „Gargantua“ (1831),

„Gargantua“
Die vom französischen Dichter Rabelais kreierte Romangestalt des gefräßigen Riesen Gargantua diente Daumier, König Louis-Philippe gleich auf vielfache Weise zu verhöhnen. Allerdings konnte das Blatt nicht mehr publiziert werden,  da es die Zensur verbot und Künstler, Verleger sowie Drucker wegen Majestätsbeleidigung zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt wurden. Das war dennoch ein relativ mildes Urteil im Vergleich zu in dieser Zeit üblichen harten Strafen für schwere Majestätsbeleidigung. Selbst aktuell würden Daumier und sein Verleger  in heutigen Autokratien bei derartigen Obrigkeitsbeleidigungen oder Gotteslästerungen härter bestraft werden oder ihr „Vergehen“ gar mit den Leben bezahlen müssen.

Honore Daumier: "Gargantua", 1831, durfte nicht publiziert werden und brachte ihm und seinem Verleger samt Drucker 6 Monate Knast auf Bewährung und eine Geldstrafe ein.  © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier: „Gargantua“, 1831, durfte nicht publiziert werden und brachte ihm und seinem Verleger samt Drucker 6 Monate Knast auf Bewährung und eine Geldstrafe ein. © Foto: Diether von Goddenthow

Wir sehen auf diesem Blatt Daumiers den riesenhaften Vielfraß und Säufer namens Gargantua mit Birnenkopf und Birnenkörper. Er sitzt auf einem Thronsessel. „Livrierte Diener füttern den Gargantua mit den Steuerabgaben der ärmlich gekleideten Bevölkerung, und schaufeln ihm diese am laufenden Band in den Mund. Der Verdauungstrakt tut sein Werk, und Gargantua defäkiert Diplome über Adelsernennungen, Offiziersbeförderungen und ähnliche Urkunden in die Schüssel unter dem Sessel, der eigentlich ein Toilettenstuhl ist. Und hinten aus der „Assemblée nationale“ kommen die Abgeordneten und holen sich ein Diplom nach dem anderen als den königlichen Dank für die Apanage, die sie beschlossen haben. Das ist eine heftige Karikatur, so Prof. Hans Jürgen Hellwig.

In Zeiten von Zensur wich Honoré auf Genrekarikatur aus

Nach der Verschärfung der Zensur 1835 publizierte der Charivari bis zur Februarrevolution 1848 vor allem politisch unverfängliche Genrekarikaturen. Diese humorigen Alltagsschilderungen erweisen sich oftmals als satirische Betrachtungen des sozialen Lebens und erschienen in teils umfangreichen Serien. Der Künstler erforschte, analysierte und ergründete das Pariser Kleinbürgertum in unterschiedlichsten Lebenslagen und überführte die mythologischen Geschichten der Antike in einer zeitgenössische Alltäglichkeit. © Foto: Diether von Goddenthow
Unter „Allzumenschliches“ subsumiert die Ausstellung Daumiers humorige Alltagsschilderungen © Foto: Diether von Goddenthow

Nach der Verschärfung der Zensur 1835 publizierte der Charivari bis zur Februarrevolution 1848 vor allem politisch unverfänglichere Genrekarikaturen. Diese humorigen Alltagsschilderungen sind satirische Betrachtungen des sozialen Lebens und erschienen in teils umfangreichen Serien. Daumier erforschte, analysierte und ergründete das Pariser Kleinbürgertum. Unter seinen Erfindungen ragt insbesondere Robert Macaire in seiner schillernden Vielgestaltigkeit heraus. Wie kaum eine andere Figur verkörpert er das rücksichtslose Gewinnstreben der wirtschaftsliberalen JuliMonarchie. In ihrer Gesamtheit ergeben Daumiers Genrekarikaturen ein groß angelegtes Bild der Gesellschaft seiner Zeit. Aufgrund ihrer Beliebtheit erschienen zahlreiche Motive nicht nur in der Zeitung, sondern wurden auf hochwertigem Papier separat oder auch in thematisch zusammengestellten Alben publiziert.

Von Zeitgenossen wie Eugène Delacroix und Charles Baudelaire wurde Daumier als herausragender Zeichner gerühmt. Das Städel Museum zeigt insgesamt 17 Zeichnungen Daumiers. Leidenschaftlich und experimentierfreudig fand der Künstler immer wieder neue und überraschende formale Lösungen. Er entwickelte seine Zeichnungen in einem kontinuierlichen, offenen Prozess, der in den verschiedenen, ineinander gearbeiteten Schichten der Kompositionen sichtbar wird. Seine Darstellungen offenbaren ein tiefes Interesse am Menschen, seinem Fühlen, seinen Erwartungen und Enttäuschungen, das sich in den ausdrucksstarken Kopfstudien ebenso zeigt wie in den mitunter theatralischen Gesten und Körperhaltungen oder in den schnell und kraftvoll ausgeführten Kompositionsideen.

Ratapoil-Figur

Honore Daumier Ratapoil, 1851 (Modell), Bronze. In dieser Plastik verschmolz Daumier Napoleon III mit dessen brutalen Schlägern, wobei der Schlagstock als Gehstock getarnt ist. © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier Ratapoil, 1851 (Modell), Bronze. In dieser Plastik verschmolz Daumier Napoleon III mit dessen brutalen Schlägern, wobei der Schlagstock als Gehstock getarnt ist. © Foto: Diether von Goddenthow

Nach der Flucht König Louis-Philippes in der Folge der Februarrevolution 1848 herrschte für kurze Zeit Euphorie in Paris. Am 24. Februar 1848 wurde die Republik ausgerufen. Mit der autoritären Herrschaft Louis Napoléon Bonapartes – zunächst als Präsident der Zweiten Republik und ab 1852 als Kaiser Napoleon III. – stellte sich jedoch rasch Ernüchterung ein. Demokratische Grundrechte wie das Wahlrecht und die Pressefreiheit wurden zunehmend eingeschränkt. Mit seinem Ratapoil schuf Daumier eine karikaturistische Figur, die sich als Mischung aus hinterhältigem Provokateur und gewalttätigem Grobian erweist. Er steht für das Schlägerkommando aus zwielichtigen Gestalten, das Bonaparte 1849 als „Gesellschaft vom vom 10. Dezember“ ins Leben gerufen hatte, mit der er Druck auf die Abgeordneten ausüben wollte, um seine Wiederwahl zu erzwingen. Die Ratapoil-Figur, so Hellwig, verkörpere einen Dandy mit dem Zirbelbart von Bonaparte und dem Zylinder auf dem Kopf. „Aber: Der Mann ist heruntergekommen, zerknautscht, genauso der Zylinder, und obendrein stützt sich der Ratapoil nicht auf einen feinen Gehstock, sondern auf einen richtigen Schlägerknüppel“, dem Arbeitsutensil der Mitglieder vom 10. Dezember. Daumier hat hier mit dieser einen figuralen Karikatur Ratapoil beide miteinander verschmolzen, Napoleon III und seine Schlägertypen, so Hellwig. Damit konnte Daumier sowohl Napoleon III wie auch dessen Anhänger attackieren. Denn viele ahmten die Figur nach, indem sie den im Ratapoil angebrachten napoleonischen Zirbelbart, einen Zylinder und Gehstock trugen, und als lebendige Anti-Napoleon-Karikaturen in den Pariser Tuilerien flanierten. Da sie immer mehr wurden, änderte schließlich Napoleon III sein Äußeres, erläutert Mäzen Hellwig.

Der Frieden in Europa war zu Lebzeiten Daumiers brüchig, die Kräfteverhältnisse verschoben sich.

Honore Daumier. Europäisches Gleichgewicht, le Charivari, 3.4.1847. Wie Fortuna, die Göttin des Glücks, sucht Europa die Balance auf der bereits entzündeten, kugelrunden Granate zu halten. © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier. Europäisches Gleichgewicht, le Charivari, 3.4.1847. Wie Fortuna, die Göttin des Glücks, sucht Europa die Balance auf der bereits entzündeten, kugelrunden Granate zu halten. © Foto: Diether von Goddenthow

Ab 1866 thematisierte der Künstler die Spannungen zwischen Frankreich und Preußen sowie die Konflikte auf dem Balkan, in Italien und an vielen anderen Orten Europas in zahlreichen Darstellungen. Hierfür verwendete er vielfach Personifikationen wie die gebrechliche Dame Diplomatie oder die balancierende Gestalt Europas.

 

 

Formal zunehmend auf die ausdrucksstarke Linie und damit auf ein grafisches Minimum reduziert, weisen seine bildlichen Beiträge vielfach monumentale Kraft und drastische Schärfe auf.

Die Verlegung der Friedhöfe

Die makabre Darstellung einer schwarzen Lokomotive, die geritten wird von einem toten Gerippe mit einer Sense, richtet sich gegen die napoleonische Eisenbahnpolitik. Nach preußischem Vorbild ließ er Eisenbahnen zum rascheren Transport der französischen Truppen an die Grenze bauen. Auf der Straße spottet man über die nun raschere „Die Verlegung der Friedhöfe“, da die Männer künftig als Soldaten dort beerdigt werden würden, wo sie als Soldaten fielen – nämlich auf dem Gefallenenfriedhof an der Front.

Honore Daumier  „Die Verlegung der Friedhöfe“ an die Front, weil die  im 1870-/71er Krieg gegen Preußen per neuer Eisenbahn verlegten Soldaten dort beerdigt werden, wo sie sterben - also nicht mehr daheim. © Foto: Diether von Goddenthow
Honore Daumier „Die Verlegung der Friedhöfe“ an die Front, weil die im 1870-/71er Krieg gegen Preußen per neuer Eisenbahn verlegten Soldaten dort beerdigt werden, wo sie sterben – also nicht mehr daheim. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit der Abmilderung der Pressegesetze 1868 erweiterte sich sein Arbeitsfeld noch einmal maßgeblich. Nach zahlreichen politischen Umbrüchen erlebte Daumier, der lebenslang für republikanisches, liberales Denken einstand, 1870 die Ausrufung der Republik und damit das Ende der Herrschaft Napoleons III. Mit seiner Darstellung der sterbenden Monarchie verabschiedete sich Daumier nach über 40 Jahren künstlerischer Tätigkeit für die Presse von der politischen Bühne.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

katalog-231206_Stae_Daumier_Cover_160Katalog: Zur Ausstellung erscheint im Hirmer-Verlag ein von Astrid Reuter herausgegebener Katalog in deutscher Sprache. Mit einem Vorwort von Philipp Demandt, Grußwörtern von Sylvia von Metzler und Hans-Jürgen Hellwig sowie Essays von Alexander Eiling, Hans-Jürgen Hellwig, Astrid Reuter, Dorit Schäfer, Martin Sonnabend und Hendrik Ziegler. 239 Seiten, 34,90 Euro (Museumsausgabe).

„Honoré Daumier. Die Sammlung Hellwig“

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Ausstellungsdauer: 24. Januar bis 12. Mai 2024
Information: www.staedelmuseum.de
Besucherservice und Führungen: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main

Tickets: Tickets online buchbar unter shop.staedelmuseum.de. Di–Fr, Sa, So + Feiertage 16 Euro, ermäßigt
14 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: 14 Euro pro Person, am Wochenende 16 Euro. Für alle Gruppen ist generell eine Anmeldung unter Telefon +49(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.

„Was wir sammeln“ vom 25. November 2023 – 7. April 2024 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main

image001Von banalen Alltagsgegenständen wie bunten Spülschwämmen, über Bananenaufkleber aus der ganzen Welt, Einwegbesteck und Fahrrädern bis hin zu Leuchtreklamen von bekannten Marken: Mit der Ausstellung Was wir sammeln fragt das Museum Gestalter:innen aus dem Großraum Frankfurt am Main, was und warum sie privat sammeln. Neben den gezeigten Objektsammlungen können Besucher:innen in der Ausstellung die Erzählungen der einzelnen Gestalter:innen nachlesen, die darin auf verschiedene Weise über das Zustandekommen ihrer privaten Sammlungen berichten. Die Objekte haben für die Sammler:innen unterschiedliche Bedeutungen: Sie können Zeitkapseln, Lebensbegleiter, Erinnerungsträger oder einfach nur eine spontane Entdeckung sein. Sammeln stellt somit nicht nur die Frage nach dem Umgang mit Dingen, sondern ist vielmehr ein Kommunikationssystem, ein Zeichensystem, eine gesellschaftliche Sprache.

Die Ausstellung fragt nach Zusammenhängen von Gestaltung und Sammeltätigkeit. Was sammeln Gestalter:innen, die innerhalb ihrer Profession Objekte im Hinblick auf Form, Material, Funktion, Verarbeitung und auf gesellschaftliche oder historische Kontexte untersuchen? Mit dem „Wir“ im Ausstellungstitel wird die Verbindung zwischen Gestalter:innen und Museum verdeutlicht. So sollen Zusammenhänge, Hintergründe und Motivationen des Sammelns thematisiert und Kontextualisierungen über das Museum hinaus ermöglicht werden. Die Ausstellung fragt nach den verschiedenen Aspekten des Sammelns vom privaten Bereich bis hin zur kulturellen Praxis: Was lässt sich über das Sammeln herausfinden? Was lässt sich miteinander teilen?

Ausgangspunkt von Was wir sammeln sind die eigenen Sammlungen des Museum Angewandte Kunst, die in der Geschichte des Hauses teilweise als Übereignung oder Dauerleihgabe privater Sammlungen zu einer permanenten institutionellen Bewahrung, Erforschung und Sichtbarmachung in das Museum aufgenommen wurden. Die Gegenstände einer Sammlung wie dem Museum Angewandte Kunst zeichnen sich durch eine Kombination aus Ästhetik, Funktion und Gebrauch, handwerklicher Qualität, gestalterischem Prozess, Innovation und Experiment, historischem Kontext und kultureller Bedeutung aus. Hieraus formt sich ihre Eigenerzählung und trägt jedes Objekt zugleich zur Erzählung der Geschichte der angewandten Kunst bei. Zur Eigenerzählung eines Objekts gehört auch dessen Provenienz, seine Herkunft – und damit eine geschichtliche Zeugenschaft, haben sich doch verschiedene Akteur:innen wie beispielsweise Sammler:innen in die Geschichte der jeweiligen Objekte eingeschrieben. Objekte, so ließe sich sagen, entsprechen daher einem Gedächtnis, das in den Worten des deutschen Philosophen und Kulturkritikers Walter Benjamin (1892-1940), nicht ein Instrument zur Erkundung der Vergangenheit ist, als vielmehr deren Schauplatz.

Die Ausstellung Was wir sammeln ist eine temporäre Erweiterung der dauerhaft eingerichteten Sammlungspräsentation Elementarteile. Aus den Sammlungen im Museum Angewandte Kunst.

Gestalter:innen: Adrian Nießler, Annette Gloser, Antonia Henschel, Barbara Glasner, Betty Montarou, Burkhard Dämmer, Dorothee Merg, Frank Landau, Franziska Holzmann, Isabel Naegele, Jonathan Radetz, Kai Linke, Katharina Pennoyer, Marica Schaafhausen, Martin Schwember, Mario Lorenz, Markus Frenzl, Markus Weisbeck, Michael Dreher, Moni Port, Peter Eckart, Peter Zizka, Philip Waechter, Sandra Doeller, Sebastian Oschatz, Max Wolf, Mathias Wollin, Stefan Hauser, Tobias Cunz, Volker Albus

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Information T +49 69 212 31286 F +49 69 212 30703 info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de www.museumangewandtekunst.de

Öffnungszeiten
Mo, Do geschlossen
Di, Fr–So 10–18 Uhr Mi 10–20 Uhr
Eintritt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule und der HfG Offenbach fre

Holbein und die Renaissance-Malerei im Norden vom 2.11.2023 – 18.2.2024 im Städel Museum Frankfurt

Mit „Holbein und die Renaissance des Nordens“, widmet sich das Städel Museum vom 2. November 2023 bis zum 18. Februar 2024 dieser faszinierenden Epoche der Kunst. Erstmals werden die wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins d. Ä. und Burgkmairs in einer Ausstellung zusammengeführt, ergänzt durch Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit von ca. 1480 bis 1530 sowie durch bedeutende Werke deutscher, italienischer und niederländischer Meister. Albrecht Dürer, Donatello, Jan van Eyck oder Hugo van der Goes haben das Schaffen von Holbein d. Ä. und Burgkmair nachhaltig geprägt. Bild:  Hans Holbein d.Ä. Ausschnitt aus dem zu religionspropagandistischen Zwecken erstellten "Dominikaneraltar", 1501. © Foto Diether von Goddenthow
Mit „Holbein und die Renaissance des Nordens“, widmet sich das Städel Museum vom 2. November 2023 bis zum 18. Februar 2024 dieser faszinierenden Epoche der Kunst. Erstmals werden die wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins d. Ä. und Burgkmairs in einer Ausstellung zusammengeführt, ergänzt durch Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit von ca. 1480 bis 1530 sowie durch bedeutende Werke deutscher, italienischer und niederländischer Meister. Albrecht Dürer, Donatello, Jan van Eyck oder Hugo van der Goes haben das Schaffen von Holbein d. Ä. und Burgkmair nachhaltig geprägt. Bild: Hans Holbein d.Ä. Ausschnitt aus dem zu religionspropagandistischen Zwecken erstellten „Dominikaneraltar“, 1501. © Foto Diether von Goddenthow

Das Städel Museum  Frankfurt  zeigt in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Wien vom 2.11.2023 bis 18.02.2024 eine einzigartige, breitangelegte Schau der Renaissance-Malerei im Norden, wobei die herausragenden Werke des wohl bedeutendsten Renaissance-Malers des „Nordens“, Hans Holbein d. J. sowie seines Vaters Hans Holbein d. Ä., im Zentrum der Ausstellung stehen. Präsentiert werden neben Arbeiten der Holbeins großartige Werke von Hans Burgkmair, Albrecht Dürer und weiteren berühmten Künstlern dieser Epoche. Als besonderes Highlight ist  die meisterhafte Holbein-Madonna, die Darmstädter Madonna, nach mehr als 10 Jahren wieder in Frankfurt zu sehen. Besucher können in dieser außergewöhnlichen Ausstellung die faszinierende Malerei der Renaissance des Nordens erleben, die in Augsburg – auch mit dem sagenhaften Aufstieg der Fuggers – ihre prachtvolle Blütezeit entfaltete.

Die Renaissance ist eine Zeitenwende in der Geschichte der Kunst: Was in Italien seinen Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas zu etwas völlig Neuem – mit den Malern Hans Holbein d. Ä. (um 1464–1524) und Hans Burgkmair (1473–1531) als Wegbereiter dieser einzigartigen Kunst. Ihr Zentrum war die freie Reichs- und Handelsstadt Augsburg, die sich in nur wenigen Jahrzehnten zur Hauptstadt einer deutschen und zugleich internationalen Renaissance entwickelte. Kein anderer als einer der größten deutschen Renaissancemaler der Zeit, Hans Holbein d. J. (1497– 1543), machte diese Kunst schließlich europaweit bekannt. Das Städel Museum widmet sich vom 2. November 2023 bis zum 18. Februar 2024 dieser faszinierenden Epoche der Kunst. Erstmals werden die wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins d. Ä. und Burgkmairs in einer Ausstellung zusammengeführt, ergänzt durch Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit von ca. 1480 bis 1530 sowie durch bedeutende Werke deutscher, italienischer und niederländischer Meister. Albrecht Dürer, Donatello, Jan van Eyck oder Hugo van der Goes haben das Schaffen von Holbein d. Ä. und Burgkmair nachhaltig geprägt. Mit rund 180 bedeutenden Kunstwerken aus führenden internationalen Museumssammlungen entsteht ein Überblick über die verschiedenen stilistischen Besonderheiten der Malerei der Renaissance im Norden. Ein Höhepunkt der Frankfurter Ausstellung ist die Präsentation der beiden Meisterwerke von Hans Holbein d. J., der Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526– 1528) aus der Sammlung Würth und der Solothurner Madonna (1522) aus dem Kunstmuseum Solothurn.

Prof. Dr. Jochen Sander am Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Frankfurt, Kurator; Philipp Demandt, Direktor des Städel Museum, und Dr. Heike Kramer, Dr. Heike Kramer ist dort seit 2003 Leiterin der Abteilung für Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement der Sparkassen-Finanzgruppe. © Foto Diether von Goddenthow
Prof. Dr. Jochen Sander am Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Frankfurt, Kurator; Philipp Demandt, Direktor des Städel Museum, und Dr. Heike Kramer, Dr. Heike Kramer ist dort seit 2003 Leiterin der Abteilung für Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement der Sparkassen-Finanzgruppe. © Foto Diether von Goddenthow

„Holbein und die Renaissance im Norden“ wird von der Sparkassen-Finanzgruppe mit der Deutsche Leasing AG, der Frankfurter Sparkasse und dem Sparkassen Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes als einem Hauptförderer unterstützt. Maßgeblich ermöglicht haben die Ausstellung der Städelsche Museums Verein e.V. und die Dagmar-Westberg-Stiftung. Weitere Unterstützung erfährt das Vorhaben durch die Fontana Stiftung, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Christa Verhein Stiftung.

Städel Direktor Philipp Demandt über die Ausstellung: „Das Städel Museum wird weithin für seine großen Altmeister-Ausstellungen geschätzt. Nach Rubens, Rembrandt und Reni darf sich das Publikum abermals auf eine außergewöhnliche Schau freuen. Das Städel Museum präsentiert die Renaissance im Norden – eine neue, ganz einzigartige Malerei, die vor mehr als 500 Jahren im Norden Europas an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit entstanden ist. Mit rund 180 bedeutenden Kunstwerken aus den führenden internationalen Museumssammlungen feiern wir die großen deutschen Renaissancemaler und ihre Vorbilder in einer Ausstellung. Berühmte Gemälde von Hans Holbein dem Älteren, Hans Burgkmair und Holbein dem Jüngeren treten in einen Dialog mit Werken von Albrecht Dürer, Jan van Eyck oder Donatello. Ein Schlüsselwerk der Ausstellung ist die Madonna von Holbein dem Jüngeren aus der Sammlung Würth, die als eines der größten Meisterwerke der deutschen Renaissance gilt. Dass dieses Gemälde zusammen mit der Madonna aus dem Kunstmuseum Solothurn in Frankfurt zu sehen ist, sollte man sich nicht entgehen lassen.“

„Seit vielen Jahren unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe das Städel Museum. Wir freuen uns, Partnerin dieser herausragenden Schau zu sein, bei der es gelungen ist, diese einzigartigen Kunstwerke der Renaissance zusammenzuführen. Die Präsentation der Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren, die nach 10 Jahren wieder im Städel gezeigt wird, ist ein ganz besonderes Highlight“, so Heike Kramer, Direktorin Gesellschaftliches Engagement des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Die Unterstützung als Hauptförderer erfolgt gemeinsam mit der Deutsche Leasing AG und der Frankfurter Sparkasse. „Die Kunst braucht engagierte Förderer, nur so können wir als Gesellschaft gemeinsam unsere Perspektiven erweitern und Neues entwickeln. Die Teilhabe daran vielen Menschen zu ermöglichen, ist unsere Motivation.“

Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow
Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow

„Um 1500 war Augsburg eines der führenden Kunstzentren nördlich der Alpen. Unter den Künstlern dieser Zeit stechen die Kollegen und Konkurrenten Holbein der Ältere und Burgkmair der Ältere besonders hervor: Ihre Werke stehen beispielhaft für die unterschiedlichen stilistischen Möglichkeiten der Renaissancemalerei im Norden und beeinflussten auch nachfolgende Künstlergenerationen, wie die Werke von Holbein dem Jüngeren zeigen. Wie wegweisend seine Auseinandersetzung mit der Kunst aus Augsburg war, lässt sich eindrücklich in seinem Frühwerk nachvollziehen. In weniger als zehn Jahren hat Holbein der Jüngere eine unverwechselbare, eigene künstlerische Ausdrucksweise entwickelt, die seinen Rang als eines der bedeutendsten europäischen Künstler des 16. Jahrhunderts ausmacht“, erläutert Jochen Sander, Kurator der Ausstellung, Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter für Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800 am Städel Museum-

Einführung in die Ausstellung

Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow
Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung beginnt mit dem Blick auf die Stadt Augsburg – zu erleben auch durch eine digitale Anwendung in der Ausstellung sowie auf der Städel Website. Augsburg war eines der führenden Kunstzentren nördlich der Alpen und erlebte um 1500 eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Die Stadt war Austragungsort der Reichstage, Kaiser Maximilian I. war zeitlebens häufig in der Stadt zu Gast und nutzte die Dienste der dort ansässigen Bank- und Handelshäuser der Fugger und Welser. Es waren letztlich die Wirtschaftskraft der Fugger, Welser und weiterer einflussreicher Familien sowie ihr Streben nach gesellschaftlichem Status, die den Höhenflug der Künste in Augsburg ermöglichte. Die Stadt zeichnete sich zudem durch ein besonders aufgeschlossenes Klima aus, in dem nicht nur von der humanistischen Kultur Italiens geprägte Positionen der Renaissancekunst innovativ erprobt wurden, sondern wo auch die großen Neuerungen der niederländischen Malerei aufgegriffen und zu etwas Eigenständigem entwickelt wurden – der Renaissance im Norden.

Mit der Stiftung ihrer Grabkapelle in St. Anna in Augsburg setzte sich die aufstrebende Familie Fugger nicht nur selbst ein Denkmal, sondern auch dem Beginn der Renaissance nördlich der Alpen. Erstmals wurden damit im Norden die italienischen Bau- und Dekorationsformen angewendet, die die Auftraggeber, die drei Brüder, Ulrich, Georg und Jakob Fugger, dank ihrer Handelsbeziehungen vor Ort kennen- und schätzen gelernt hatten. Neben den Augsburger Künstlern Hans Daucher (1486–1538) und Jörg Breu d. Ä. (um 1475/1480–1537) war auch der Nürnberger Meister Albrecht Dürer (1471–1528) beteiligt, der die Grabdenkmäler der Brüder entwarf. Die Ausstellung präsentiert u. a. Dürers Entwurf für das Grabmal Jakob und Sibylla Fuggers (um 1510, Christ Church Picture Gallery, Oxford). Dürer verstand es, komplexe Figurenerzählungen zu entwickeln und angeregt durch eine frühere Venedig-Reise italianisierende Elemente in seine Kompositionen mitaufzunehmen. Ein weiteres Highlight sind Breus Flügelbilder der kleinen Orgel der Fuggerkapelle (um 1520), die erstmals außerhalb Augsburgs gezeigt werden können.

Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow
Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow

Die Mitglieder der Familie Fugger ließen sich auch in aufwendigen Porträts festhalten, sei es in Form von Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen, oder auch Medaillen. In der Ausstellung sind etwa Hans Holbeins d. Ä. Zeichnung von Anton Fugger (um 1510–1515, Kupferstichkabinett Berlin), das Gemälde Hochzeitsbildnis des Jakob Fugger und der Sibylla Artzt (1498, Schroder Collection, Bath) von Hans Burgkmair sowie dessen kolorierter Holzschnitt von Jakob Fugger mit venezianischer Goldhaube (um 1510, Staatliche Graphische Sammlung, München) zu sehen. Das Bildnis des Unternehmers ist auch in einer Medaille (1518, Kunsthistorisches Museum Wien) von Hans Schwarz (1492–um 1550) überliefert. Derartige an das römische Münzporträt angelehnte Stücke waren eine typische Erfindung der italienischen Renaissance, die bald auch in Augsburg aufgegriffen wurde. Ganz der Antike verpflichtet ist auch die lebensgroße Bronzefigur des Neptun (1537, Kunstsammlungen & Museen, Augsburg) von Sebastian Loscher (1482/83– 1551). Diese erste nachantike Großbronze im Norden ersetzte übrigens eine ältere, spätgotische Figur des katholischen Ausburger Stadtpatrons auf dem Brunnen des städtischen Fischmarkts. Ganz bewusst machte der gerade protestantisch gewordene Rat der Stadt hier mit der antiken Stil- und Motivwahl auch eine politische Aussage, um sich vom katholischen Bischof Augsburgs zu distanzieren. Dass dieser die Botschaft verstand, zeigt sein – erfolgloser – Protest beim Kaiser Maximilian I.

Als die wichtigsten Maler der Renaissance in Augsburg gelten zweifelsfrei Hans Holbein d. Ä. (um 1464–1524) und Hans Burgkmair d. Ä. (1473–1531). Auch wenn beide knapp dreißig Jahre am selben Ort wirkten, schlugen sie als Künstlerkollegen und -konkurrenten sehr unterschiedliche Wege ein. Burgkmair orientierte sich überwiegend an der Kunst Italiens. Er übernahm zahlreiche Motive, die er wohl auf einer Reise nach Oberitalien im Jahr 1507 festgehalten hatte, und entwickelte diese in seinen Werken weiter, wie etwa in dem bemerkenswerten Gemälde Esther und Ahasver (1528, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München).

Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow
Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow

Holbein übernahm in seinem späteren Schaffen zwar auch vereinzelt italienische Dekorformen in seine Werke, setzte sich allerdings vornehmlich mit der altniederländischen Malerei auseinander, die er auf seiner Gesellenreise vor Ort kennengelernt hatte. Insbesondere in seinen religiösen Tafelbildern blieb er einer nordisch geprägten spätgotischen Bildtradition treu. Die Ausstellung vereint bedeutende Werke religiöser Tafelmalerei von Holbein d. Ä. sowie Porträts, darunter u. a. Holbeins brillante Silberstiftzeichnungen oder Burgkmairs Bildnisse der Eheleute Hans Schellenberger und Barbara Schellenberger (1505/07, Wallraf-RichartzMuseum & Fondation Corboud, Köln).

Beide Künstler erwarben früh einen exzellenten Ruf in Augsburg und weit darüber hinaus. Im Falle Holbeins reichte dieser bis nach Frankfurt, wie das Hochaltarretabel für die Dominikaner eindrücklich belegt. Zusammen mit seinen damaligen Gesellen schuf er die Flügelbilder und die Predella. Vervollständigt wird die Präsentation des monumentalen Frankfurter Dominikaneraltars (1501, Städel Museum, Frankfurt) in der Ausstellung durch verschiedene Vorzeichnungen, die den Entstehungsprozess des Werks nachvollziehbar werden lassen.

Burgkmair tat sich besonders auf dem Feld der Druckgrafik hervor, er galt als „Hofgrafiker“ von Kaiser Maximilian I. Burgkmair experimentierte auch mit verschiedenen neuen Techniken, etwa dem in der italienischen Zeichenkunst etablierten Rötelstein, und kooperierte auch vielfach mit Künstlern anderer Gewerke. Die neuen Techniken des Golddrucks und des Farbholzschnitts, bei denen mehrere Druckplatten verwendet werden, erprobte er gemeinsam mit dem Formschneider Jost de Negker, wie die Druckgrafik Kaiser Maximilian I. zu Pferd (1508, Albertina Wien) verdeutlicht. Holbeins und Burgkmairs Werke werden mit ausgewählten Gemälden, Grafiken und Skulpturen von Künstlern aus Augsburg, dem deutschsprachigen Raum sowie Italien und den Niederlanden in einen unmittelbaren visuellen Dialog gesetzt. Darunter befinden sich u. a. Arbeiten von Donatello, Jan van Eyck, Hugo van der Goes, Israhel van Meckenem, Francesco Melzi oder Andrea Solario.

Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow
Impressionen der Ausstellung „Holbein und die Renaissance des Nordens“ © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung endet mit herausragenden Gemälden Hans Holbeins d. J. (1497– 1543), darunter eines der größten Meisterwerke der deutschen Renaissance, Die Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526–1528, Sammlung Würth). Das Gemälde ist nach mehr als 10 Jahren wieder in Frankfurt zu sehen. Als der 18-jährige Holbein d. J. 1515 als Geselle in Basel eintraf, war er durch seine Ausbildung in Augsburg ein perfekter Vertreter der Kunst seiner Geburtsstadt. In Basel gelang ihm der künstlerische und gesellschaftliche Durchbruch mit dem Doppelbildnis des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen und der Dorothea Kannengießer (1516, Kunstmuseum Basel), das noch ganz von der Kunst Hans Holbeins d. Ä. und Burgkmairs geprägt ist. Doch in weniger als einem Jahrzehnt entwickelte dieser Ausnahmekünstler seine Kunst weiter – und wiederholte dabei das Vorbild der älteren Augsburger Künstlergeneration: Während er bei der 1522 entstandenen Solothurner Madonna (Kunstmuseum Solothurn) unmittelbar auf ein Gemälde von Jan van Eyck (1390–1441) zurückgriff, wie ein Blick auf van Eycks Lucca Madonna (1437, Städel Museum, Frankfurt) zeigen kann, wandelt sich seine Kunst mit der Schutzmantelmadonna von 1526–1528, die erneut Meyer in Auftrag gab, ein weiteres Mal. Nun war die zeitgenössische italienische Malerei von Andrea Solario (1460–1524) und Leonardo da Vinci (1452–1519) für ihn der Ausgangspunkt, um erneut eine unvergleichliche neue, ganz eigenständige Bildlösung zu finden, die den absoluten Höhepunkt der Renaissance im Norden darstellt.

Holbein und die Renaissance im Norden  2.11.2023 – 18.2.2024

Kurator Städel Museum: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum, Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800)

Besucherservice und Führungen: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Tickets: Di–Fr, Sa, So + Feiertage 18 Euro, ermäßigt 16 Euro; Dienstags-Special: jeden Dienstag 15.00–
18.00 Uhr 9 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren. Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: 16
Euro pro Person. Für alle Gruppen ist generell eine Anmeldung unter Telefon +49(0)69-605098-200 oder
info@staedelmuseum.de erforderlich.

Große „LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE“ in der Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 27.10.2023 bis 18.02.2024

FEININGER KOMPLETT: DIE SCHIRN WIDMET DEM IN SEINER VIELSEITIGKEIT WENIG BEKANNTEN GESAMTWERK VON LYONEL FEININGER EINE UMFASSENDE RETROSPEKTIVE Mit etwa 160 Gemälden, Zeichnungen, Holzschnitten, Radierungen, Lithografien, Spielzeugen, Fotografien und Dias will die Ausstellung erstmals einen umfassenden Überblick zum Gesamtwerk Feiningers geben. Es soll gezeigt werden, wie die unterschiedlichen Motive und künstlerischen Techniken, die Feininger in rund 60 Jahren verwendet hat, immer wieder aufeinander Bezug nehmen und bis heute überraschen. © Foto Diether von Goddenthow
FEININGER KOMPLETT: DIE SCHIRN WIDMET DEM IN SEINER VIELSEITIGKEIT WENIG BEKANNTEN GESAMTWERK VON LYONEL FEININGER EINE UMFASSENDE RETROSPEKTIVE Mit etwa 160 Gemälden, Zeichnungen, Holzschnitten, Radierungen, Lithografien, Spielzeugen, Fotografien und Dias will die Ausstellung erstmals einen umfassenden Überblick zum Gesamtwerk Feiningers geben. Es soll gezeigt werden, wie die unterschiedlichen Motive und künstlerischen Techniken, die Feininger in rund 60 Jahren verwendet hat, immer wieder aufeinander Bezug nehmen und bis heute überraschen. © Foto Diether von Goddenthow

Nach über 25 Jahren widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt dem dem bedeutenden Maler und Grafiker Lyonel Feininger die erste große Retrospektive in Deutschland vom 27. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024.  Die bedeutende Überblicks-Ausstellung zeichnet ein umfassendes und überraschendes – zum Teil – neues Gesamtbild von Feiningers Schaffens. So wird nicht nur der für seine Gemälde von Bauwerken und kristalline Architekturen überwiegend „bekannte Feininger“ gezeigt. Vielmehr wirft die Ausstellung mit über 160 Zeichnungen, Karikaturen, Aquarellen, Holzschnitten, Fotografien und Objekten das gesamte breite Spektrum Feiningers facettenreichen künstlerischen Schaffens, indem sich zahlreiche Tendenzen der Moderne widerspiegelt.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Mehrere scheinbar gegenläufige Interessen ziehen sich mit großer Kontinuität durch sein OEuvre und sind Teil seiner Handschrift. Dabei präsentiert die Schirn selten gezeigte Hauptwerke wie Die Radfahrer (Radrennen) (1912), Selbstbildnis (1915), Zirchow VII (1918), Gelmeroda XIII (1936) oder Manhattan I (1940), aber auch weniger bekannte Arbeiten wie die erst vor einigen Jahren wiederentdeckten Fotografien des Künstlers. Schon früh entwickelte Feininger als Grafiker und Karikaturist einen sehr eigenen Stil. Neben zentralen Werken aus der frühen figurativen Phase mit politischen Karikaturen, humorvoll-grotesken Stadtansichten und karnevalesken Figuren beleuchtet die Ausstellung auch seine Rolle als Bauhaus-Lehrer und Meister grafischer Techniken wie Zeichnung und Holzschnitt. Ein besonderer Fokus liegt mit zentralen Arbeiten auf dem US-amerikanischen Exil des Künstlers. Die Ausstellung zeigt dabei wichtige Themen und Entwicklungslinien auf, die Feiningers Werk geprägt und unverwechselbar gemacht haben.

Conrad Feininger, der Enkel Lyonels und Sohn von T. Lux Feininger wird zusammen mit Ines Burdow die Briefe an Julia Feininger im Begleitprogramm zur Ausstellung lesen.

Conrad Feininger, Enkel von Lyonel Feininger (r) mit Kuratorin Dr. Ingrid Pfeiffer und Schirndirektor Dr. Sebastian Baden vor Selbstbildnis (1915). © Foto Diether von Goddenthow
Conrad Feininger, Enkel von Lyonel Feininger (r) mit Kuratorin Dr. Ingrid Pfeiffer und Schirndirektor Dr. Sebastian Baden vor Selbstbildnis (1915). © Foto Diether von Goddenthow

„Lyonel Feininger gehört zu den bekanntesten Vertretern der klassischen Moderne in Deutschland und dennoch ist die Vielseitigkeit seiner Kunst einem großen Publikum erstaunlich unbekannt. Die große Retrospektive in der Schirn bietet nun eine spektakuläre Neubetrachtung seines gesamten Werkes aus 60 Jahren künstlerischem Schaffen mit bedeutenden und selten gezeigten Leihgaben aus Sammlungen in Europa und den USA. In der einmaligen Zusammenschau wird die Vielseitigkeit seines Gesamtwerks deutlich, das einige Entdeckungen bereithält. unterstreicht Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Möglich konnte dieses umfangreiche wie ambitionierte Projekt nur dank der umfangreichen Unterstützung durch zahlreiche Institutionen, Stiftungen und Leihgebern, darunter: das Bauhaus-Archiv Berlin, die Harvard Art Museums/Busch-Reisinger Museum, Cambridge, MA, das Museum Lyonel Feininger, Quedlinburg, das Kunstmuseum Basel, The Metropolitan Museum of Art, New York, das Museo de Arte Thyssen-Bornemisza, Madrid, The Museum of Fine Arts, Houston, das Museum Folkwang, Essen, The Museum of Modern Art, New York, die National Gallery of Art, Washington, D.C., das Solomon R. Guggenheim Museum, New York, das Sprengel Museum Hannover, die Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie, die Staatsgalerie Stuttgart und das Whitney Museum of American Art, New York.

Zudem sei, so Dr. Baden,  ohne die Hilfe fachkundiger weiterer Personen eine solche  Ausstellung nicht zu stemmen gewesen. Maßgeblich zum Gelingen beigetragen haben Achim Moeller, Gründer und Direktor des Lyonel Feiniger Project in New Youk und Herausgeber von Feiningers Werkverzeichnis, und dessen langjähriger Mitarbeiter Sebastian Ehlert. Zudem habe Dr. Ulrich Luckhardt, ausgewiesener und langjähriger Feininger Experte, die Ausstellung in allen Phasen begleitet und unterstützt sowie bei der Vermittlung wichtiger Leihgaben aus Privatbesitz geholfen, betont der Schirn-Direktor.

Dr. Sebastian Baden und Dr. Ingrid Pfeiffer machen auf den sehr empfehlenswerten Begleit-Katalog zur Ausstellung "Lyonel Feininger", erschienen im Schirmer-Verlag, aufmerksam. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Sebastian Baden und Dr. Ingrid Pfeiffer machen auf den sehr empfehlenswerten Begleit-Katalog zur Ausstellung „Lyonel Feininger“, erschienen im Schirmer-Verlag, aufmerksam. © Foto Diether von Goddenthow

Kuratiert hat die wunderbar gelungene Ausstellung Dr. Ingrid Pfeiffer: „Lyonel Feiningers herausragendes Gesamtwerk repräsentiert geradezu exemplarisch zahlreiche Strömungen in der Kunst des 20. Jahrhunderts; trotzdem ist es äußerst individuell. Seine künstlerische Entwicklung vollzieht sich nicht linear, sie weist zahlreiche Sprünge und Rückgriffe auf, gleichzeitig werden Feiningers große Themen über alle Medien hinweg und bis ins Spätwerk sichtbar. Sein unabhängiges Denken ist frei von Hierarchien, auch Gegenteiliges und Andersartiges wird zugelassen. Auf den ersten Blick oft ernst, konstruiert und monumental, ist es zugleich ein Werk voller Überraschungen, tiefgründiger Melancholie und spielerischer Leichtigkeit“, so die Kuratorin.

Rundgang durch die Ausstellung

Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow

Zum Auftakt der großen Retrospektive zeigt die Schirn gezeichnete und gemalte Selbstporträts von Lyonel Feininger, darunter das ausdrucksstarke Selbstbildnis (1915), das 1917 in seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Der Sturm in Berlin zu sehen war. In der Selbstbetrachtung zeigt sich der Künstler sowohl skeptisch als auch nachdenklich. Nachdem Feininger 1887 aus New York nach Deutschland gekommen war, um in Leipzig Musik zu studieren, entschied er sich schließlich für das Studium der bildenden Künste in Berlin. Erste Erfolge hatte er hier als einer der führenden Karikaturisten und Illustratoren mit Zeichnungen, die seinen besonderen Sinn für Humor erkennen lassen. Für verschiedene Satirezeitschriften und Zeitungen wie Ulk oder Lustige Blätter fertigte er ab 1896 Zeichnungen an und entwickelte für die Chicago Sunday Tribune die Comic-Serien The Kin-der-Kids und Wee Willie Winkie’s World (1906). Auch sein frühes malerisches Werk war figürlich geprägt. Während eines Aufenthalts in Paris entstanden zwischen 1907 und 1911 die sogenannten Karnevals- oder „Mummenschanzbilder“ in einer charakteristischen Farbpalette mit gedämpften Rosés, giftigem Gelb, Nachtblau und Türkis-Grün. Es sind oft isoliert erscheinende, typenhafte Figuren in dramatisch-träumerischen Szenen – Arbeiter, Geistliche, Kinder, Frauen und Männer mit überlangen Gliedmaßen und in extravaganter, aus der Zeit gefallener Mode. In den figurativen Gemälden wie Der weiße Mann (1907) übernahm Feininger die flächigen Kompositionen seiner Karikaturen, experimentierte mit Verfremdungen und erschloss damit eine neue Perspektive des Bildraums.

Seine berühmten kristallinen Architekturserien, die bis heute seine bekannteste Werkgruppe bilden, entwickelte Feininger während des Ersten Weltkriegs bis in die 1920er-Jahre. Durch die prismatische Überlagerung der Flächen, die an die Wanderung des Tageslichts erinnert, erhielten die Bilder ein Zeitelement, während die Transparenz geistige Klarheit und Spiritualität verkörpert. Einflussreich für diese Entwicklung war Feiningers Auseinandersetzung mit dem Kubismus, insbesondere mit den lichtdurchfluteten und dynamischen Werken Robert Delaunays, sowie mit den italienischen Futuristen, die sich in seinem Hauptwerk Die Radfahrer (Radrennen) niederschlug. Feininger legte in seinen prismatisch aufgebrochenen und monumentalen Architekturen besonderen Wert auf einen expressionistischen, innerlich geformten Ausdruck. Statt der Zergliederung und Mehransichtigkeit eines Gegenstandes strebte er nach Konzentration bis ins absolute Extrem. Feininger, der auch Musiker war und selbst komponierte, verglich seine Malerei mit der „Synthese der Fuge“, in der Harmonie und Dissonanz ebenso wie Formstrenge und Rhythmik ihren Platz finden.

Bis heute gilt Feininger als einer der bedeutendsten Holzschnittmeister des 20. Jahrhunderts. In einem Zeitraum von nur drei Jahren entstanden zwischen 1918 und 1920 die meisten seiner rund 320 Holzschnitte, darunter die ikonische Kathedrale (großer Stock) (1919), die auf dem Titelblatt des Manifest und Programm des staatlichen Bauhauses in Weimar (1919) abgedruckt ist. 1919 hatte Walter Gropius Feininger als einen der ersten Meister ans Bauhaus berufen, 1921 wurde er dort künstlerischer Direktor der Grafischen Werkstatt. Die Schirn zeigt aus Feiningers umfassendem grafischen Schaffen außerdem Zeichnungen, Radierungen und Lithografien.

Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow

Die Ausstellung versammelt eine eindrucksvolle Serie von fünf Gemälden aus verschiedenen Phasen von Feiningers umfassender Werkserie Gelmeroda (1913–1955), an der er rund 40 Jahre lang immer wieder arbeitete, dazu eine Zeichnung, mehrere Holzschnitte und eine Lithografie. An ihr lässt sich besonders Feiningers Begeisterung für historisch gewachsene, romantische Architektur nachvollziehen. Seine Entwicklung ist dabei keineswegs linear und umfasst kristallin-expressionistische und bewegte Versionen wie Gelmeroda II (1913) und zugleich majestätische Darstellungen mit nach oben strebendem Grundmotiv in kühlem Blaugrün wie in Gelmeroda VIII (1921). Eine ebenfalls intensive künstlerische Auseinandersetzung verfolgte Feininger mit der durch Altstadthäuser und mächtige Sakralbauten geprägten Stadt Halle. Die Schirn zeigt aus der Werkgruppe, die zwischen 1929 und 1931 entstand, Marienkirche mit dem Pfeil (1930) und Der Dom in Halle (1931) sowie Kohlezeichnungen, Skizzen und Fotografien, die er bei seinen Streifzügen durch die Stadt angefertigt hatte. Feiningers künstlerische Herangehensweise an seine Motive basierte in beiden Serien auf zahlreichen skizzenhaften Vorzeichnungen, seinen „Natur-Notizen“, mit denen er sich seinem Motiv annäherte, bevor er es im Gemälde umsetzte.

Feininger setzte sich Ende der 1920er-Jahre verstärkt mit Fotografie auseinander, obwohl er dem Medium lange kritisch gegenüberstand, und hinterließ ein vor Kurzem wiederentdecktes Konvolut von insgesamt rund 20.000 Foto-Objekten. Die Schirn zeigt Fotografien und Diapositive des Künstlers, die zentrale Motive wie (Schaufenster-)Figuren, Lokomotiven und Architektur aufgreifen. Das Bauhaus in Dessau fotografierte er nachts in geheimnisvollem Licht, anders als jede andere Bauhaus-Fotografie. Das Medium diente Feininger als weiteres Experimentierfeld für Bildeffekte wie Hell-Dunkel-Kontraste, Schatten und Formspiele sowie Unschärfen, die an rhythmisierende Elemente in seinen Gemälden erinnern.

Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow
Impression zur Ausstellung: LYONEL FEININGER RETROSPEKTIVE vom 27. OKTOBER 2023 – 18. FEBRUAR 2024 © Foto Diether von Goddenthow

Feiningers Holzspielzeuge gehören, wie seine Karikaturen und Comics, untrennbar zu seinem Gesamtwerk. Ab 1913 arbeitete er an Lokomotiven aus buntem Hartholz, die als Spielzeuge in Serie produziert werden sollten, ein Plan, der aufgrund des Ersten Weltkriegs nicht realisiert werden konnte. Mit Die Stadt am Ende der Welt (1925–1955) kreierte er eine Spielzeugstadt aus Holz, die sein Interesse für historische Häuser und Kirchen aufgreift und auf den Roman Die andere Seite (1908) seines Freundes Alfred Kubin zurückgeht.

Ein wiederkehrendes Thema in Feiningers Werk sind die Seestücke. Schon als Kind in New York hatten ihn die Dampfer und Segelboote auf dem Hudson River fasziniert, und in Deutschland boten ihm die jährlichen Aufenthalte an der Ostsee Anregungen für weitere Motive. Neben fast abstrakten Strandbildern mit puppenartigen Figuren und kubistisch zerlegten Flächen wie Badende (am Strand I) (1912) entstanden dramatische mystische Gemälde wie Leviathan (Dampfer Odin I) (1917). Die menschenleeren, transparenten Seebilder, die er ab den 1920er-Jahren bis ins Spätwerk in den USA malte, stellen neben den kristallinen Architekturen Feiningers zweite bekannte Werkgruppe dar. Ähnlich wie in den Kirchenbildern suchte er hier in der Natur nach Metaphern für innerliche Erfahrungen mit Referenzen zur Romantik. Geheimnisvolle Leere, Einsamkeit, subtile Erlebnisse mit Licht, Raum und Wolken sind wiederkehrende Themen wie in Stiller Tag am Meer III (1929) oder Dünen am Abend (1936), die an Caspar David Friedrichs Gemälde Mönch am Meer (1808-1810) oder William Turners Seebilder erinnern.

Kontinuität und gegenläufige Tendenzen setzen sich in Feiningers Spätwerk fort. 1937 floh der Künstler mit seiner jüdischen Ehefrau Julia nach fast 50 Jahren aus dem nationalsozialistischen Deutschland ins US-amerikanische Exil. Seine Kunst wurde in der Ausstellung „Entartete Kunst“ öffentlich diffamiert und über 400 Werke wurden aus öffentlichen Sammlungen konfisziert. In New York gelang Feininger nach zwei Jahren die Rückkehr zur Malerei. Er griff mithilfe seiner „Natur-Notizen“ auf frühere Motive in neuem Stil zurück und übertrug zentrale Kompositionen wie die Gebäudeschluchten aus Barfüsserkirche II (1926) oder aus den Fotografien aus Halle auf seine neue Umgebung, so etwa in der Serie der New-York-Bilder wie Manhattan I (1940). Feiningers frühe Tendenz, fast, aber nicht ganz abstrakt zu arbeiten, steigerte sich in seinem Spätwerk, besonders in der Serie der New Yorker Hochhäuser. Dies gilt auch für die Fotografie, die sich mehr als zuvor am Abstrakten orientiert. Feininger beschäftigte sich verstärkt mit farbigen Diapositiven und griff bekannte Motive und Kompositionen aus seinem Werk wieder auf. Anknüpfend an sein Gemälde Glasscherbenbild (1927) experimentierte er mit sich überlagernden Glasscherben und Lichtphänomenen, die durch die Projektion des Diapositivs auf einer weiteren visuellen Ebene fortgesetzt wurden.

Wenige Jahre vor seinem Tod in New York entstanden die Ghosties, eine humorvolle Serie von aquarellierten Tuschzeichnungen. Sie greifen die befreiten Linien seines Spätwerks auf und bilden ähnlich wie seine Karikaturen und Holzspielzeuge in ihrer spielerischen Leichtigkeit einen spannungsreichen Kontrast zu seinen monumentalen Architekturgemälden.

Weitere Informationen zur Ausstellung

DIGITORIAL® Zur Ausstellung bietet die Schirn ein Digitorial® an, das mit wissenswerten Hintergründen, kunst- und kulturhistorischen Kontexten und wesentlichen Ausstellungsinhalten Einblicke in die künstlerische Welt von Lyonel Feininger gibt. Das kostenfreie digitale Vermittlungsangebot ist in deutscher sowie englischer Sprache abrufbar unter feininger.schirn.de.

BEGLEITHEFT LYONEL FEININGER. RETROSPEKTIVE. Eine Einführung in die Ausstellung, herausgegeben von der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Auf ca. 40 Seiten werden die wichtigsten Werke der Ausstellung vorgestellt und die kulturhistorischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge dargelegt. Ab 12 Jahren. Preis: 7,50 € einzeln, im Klassensatz 1 € pro Heft (ab 15 Stück).

ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main DAUER 27. Oktober 2023 – 18. Februar 2024 INFORMATION schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49 69 29 98 82-0

TICKETS im Onlineshop unter schirn.de/shop und an der Schirn Kasse EINTRITT Wochenende 14 €, ermäßigt 12 €, wochentags 12 €, ermäßigt 10 €, freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren

ÖFFNUNGSZEITEN Di, Fr bis So 10-19 Uhr, Mi und Do 10-22 Uhr INDIVDUELLE FÜHRUNGEN BUCHEN Individuelle Führungen oder Gruppenbuchungen sind buchbar unter fuehrungen@schirn.de
INFORMATIONEN ZUM BESUCH Alle Informationen zum Besuch unter schirn.de/besuch/faq

„KINDHEIT IM WANDEL Von der Aufklärung zur Romantik“ – ab 26.10.2023 im Deutschen Romantik Museum Frankfurt

Johann Gottlieb Ziehnert (1785 - 1856) Kleines ABC, u. Lese-Buch oder deutliche Anweisung, richtig und schnell lesen zu lernen, nebst Bildungsübungen für Verstand, Herz und Gedächtnis der Kinder aller Stände. Dritte ganz umgearbeitete u. verbesserte Auflage. Pirna: August Robert Friese (1829) - Mit 50 illustrierten Abbildungen auf 8 Kupfertafeln. © Foto Diether von Goddenthow
Johann Gottlieb Ziehnert (1785 – 1856) Kleines ABC, u. Lese-Buch oder deutliche Anweisung, richtig und schnell lesen zu lernen, nebst Bildungsübungen für Verstand, Herz und Gedächtnis der Kinder aller Stände. Dritte ganz umgearbeitete u. verbesserte Auflage. Pirna: August Robert Friese (1829) – Mit 50 illustrierten Abbildungen auf 8 Kupfertafeln. © Foto Diether von Goddenthow

Johann Wolfgang Goethe ist noch ein Kind, als 1762 Jean-Jacques Rousseaus pädagogische Abhandlung ‚Emile. Oder über die Erziehung‘ erscheint, in dem Kinder als autonome, vollkommene Wesen beschrieben werden. Erstmals wird hier das Recht auf Kindheit als eine eigenständige Lebensphase formuliert. Eine Definition, die nachwirkte und das Kindheitsbild und die Pädagogik der Zeit radikal veränderte. Kinder befinden sich, laut Rousseau noch ganz in einem Naturzustand und alles pädagogische Handeln muss darauf gerichtet sein, der Natur zu folgen und den Kindern Raum für die Entwicklung ihrer natürlichen Anlagen zu lassen: „Die Natur will, dass Kinder Kinder sind …“. Das war gegen die vorherrschende Lernkultur der Aufklärung mit Drill und stumpfer Wissensanhäufung gerichtet. Zwei unterschiedliche Kindheitsentwürfe trafen aufeinander, die in der Zeit von Aufklärung und Romantik diskutiert wurden. In den Jahrzehnten nach Goethes Geburt bildeten sich Vorstellungen heraus, die uns noch heute modern erscheinen: Ein Kind sollte lebhaft, fröhlich und offen sein, dazu stark und unabhängig.

Die Kindheit Goethes und die seiner Schwester Cornelia spielen in Goethes Elternhaus schon lange eine zentrale Rolle. Nun werden ihre „Kindheiten“ zusammen mit denen der Familie Brentano Gegenstand einer großen Sonderausstellung im Deutschen Romantik-Museum, die die grundlegenden Veränderungen in der Betrachtung von Kindheit, die sich im „Jahrhundert der Pädagogik“ vollziehen, in den Blick nimmt. Dabei spannt sich der thematische Bogen von den Kindheitsdiskursen der Aufklärung bis zur Idealisierung der Kindheit im Zeitalter der Romantik. Für die Dichter der Frühromantik sind Kinder heilige, dem Göttlichen noch unmittelbar verbundene Wesen und durch ihre ausgeprägte Phantasie geborene Poeten. Die Welt verschmilzt für sie mit dem Märchen oder dem Traum und wird in der Kindheit so auf ganz ursprüngliche Weise romantisiert.

Dr. Katja Kaluga, Kuratorin der Ausstellung, erläutert beim Presserundgang die Funktionen des Zauberkasten aus dem Besitz von Walther Wolfgang (1812-1885) und Wolfgang Maximilien von Goethe (1820 - 1883), der nicht nur reines Spielzeug war, sondern auch Kinder darin trainiert, als "Zauberer" vor anderen frei zu sprechen und aufzutreten, alles Tugenden, die sie einmal im Leben einer gehobenen Gesellschaft benötigten. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Katja Kaluga, Kuratorin der Ausstellung, erläutert beim Presserundgang die Funktionen des Zauberkasten aus dem Besitz von Walther Wolfgang (1812-1885) und Wolfgang Maximilien von Goethe (1820 – 1883), der nicht nur reines Spielzeug war, sondern auch Kinder darin trainiert, als „Zauberer“ vor anderen frei zu sprechen und aufzutreten, alles Tugenden, die sie einmal im Leben einer gehobenen Gesellschaft benötigten. © Foto Diether von Goddenthow

Die Entdeckung der Kindheit zwischen Aufklärung und Romantik wird mit Exponaten aus den Sammlungen des Freien Deutschen Hochstifts und zahlreichen bedeutenden Leihgaben dargestellt: wissenschaftlich fundiert, aber zugleich auch bunt, bildstark, spielerisch-interaktiv und anschaulich. Goethes Elternhaus gehört zum Ausstellungbesuch dazu. In der Bibliothek von Johann Caspar Goethe kann man Johann Wolfgang Goethes Kindheitslektüren sehen. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Programm mit unterschiedlichen Führungsformaten und Workshops. Zudem werden ein reich bebilderter Ausstellungskatalog sowie ein Kreativheft für Kinder erscheinen. Kooperationspartner ist das Institut für Jugendbuchforschung der Frankfurter Goethe-Universität. Studentinnen und Studenten gehen der Bedeutung des romantischen Kindheitsbildes in der Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart nach, von Astrid Lindgren bis Cornelia Funke.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Joachim Seng und Dr. Katja Kaluga.

Informationen zur Ausstellung und zum umfangreichen Begleitprogramm

Deutsches Architekturmuseum (DAM) hat die Finalisten des DAM-Preises bekanntgegeben

© DAM
© DAM

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. 2024 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum achten Mal in Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner vergeben. Die Auszeichnung erfolgt in einem gestaffelten Juryverfahren.

Die Finalisten stehen nun fest: Fünf Bauten aus den Bereichen Kultur, Wohnen, Gewerbe und Bildung sind in der Endrunde für den DAM PREIS 2024:

FLORIAN NAGLER ARCHITEKTEN
Dante II, München

GUSTAV DÜSING & MAX HACKE
Studierendenhaus der TU Braunschweig, Braunschweig

INNAUER-MATT ARCHITEKTEN
Kunstraum Kassel, Kassel

JUNE14 MEYER-GROHBRÜGGE & CHERMAYEFF
Baugruppe Kurfürstenstraße, Berlin

NALBACH + NALBACH
Kantgaragenpalast, Berlin

Die Finalisten wurden heute Abend mit der Veröffentlichung des Architekturführers Deutschland 2024 in der Architektur Galerie Berlin bekannt gegeben. Das bei DOM publishers Berlin verlegte Buch ist nun erschienen und erhältlich.

Alle Informationen zu den Finalisten über: https://www.dam-preis.de/de/125/dam-preis-2024/finalisten/

„Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“ Caricatura-Leiter humorvoll in den „Ruhestand“ verabschiedet

Nach 24 Jahre im Dienste der Stadt Frankfurt  verabschiedete Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow
Nach 24 Jahren im Dienste der Stadt Frankfurt verabschiedeten Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und zahlreiche Weggefährten den Initiator und langjährigen Leiter des Caricatura Museums für Komische Kunst. Seine Amtszeit endet offiziell am 31.Oktober 2023. Es fällt ihm nicht leicht, sein Lebenswerk demnächst weiterreichen zu müssen. Aber er bleibt ja dem Caricatura-Museum als Kuratoriumsmitglied und Berater weiterhin erhalten. © Foto Diether von Goddenthow

Mit einem  Festakt der etwas anderen Art in der Evangelischen Akademie Frankfurt wurde Achim Frenz am Montag, 9. Oktober 2023, aus dem aktiven Dienst als Leiter des Caricatura Museum Frankfurt verabschiedet. Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig würdigte in ihrer Rede das große und beharrliche Engagement Achim Frenz‘ für die Komische Kunst:

Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Ina Hartwig. © Foto Diether von Goddenthow

„Das Caricatura Museum Frankfurt ist ein großes Glück für unsere Stadt, die sich nun als Hauptstadt der Satire in das kollektive Gedächtnis einschreibt. Das Museum, ein Publikumsmagnet, verfügt über bundesweites Renommee als Kompetenzzentrum der Komischen Kunst. Diese Erfolge sind zurückzuführen auf das leidenschaftliche Engagement von Achim Frenz, der seine Idee in die Tat umsetzte und das Museum in Frankfurt gründete. Nicht zuletzt hat es dazu beigetragen, dass Komische Kunst als ernstzunehmende Kunst zum Gattungsbegriff wurde.“

In seiner witzigen Laudatio bemerkte Pit Knorr, dass es ihm als einem der wenigen „nichtzeichenden Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule“  eine „Freude und Ehre“ sei, „mich an dieser Stelle im Namen aller Zeichner, Cartoonisten, Karikaturisten und Maler, die im Laufe der Jahre ihre Werke der komischen Kunst im Caricatura-Museum haben zeigen dürfen, sehr herzlich bei Achim Frenz zu bedanken“ .

Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow
Pit Knorr, Neue-Frankfurter-Schule-Urgestein. © Foto Diether von Goddenthow

In dessen Ära habe es 43 Wechselausstellungen gegeben, also auch „43 glückliche Künstlerinnen und Künstler “ und deren Partner und Kinder, und das sei noch gar nichts „gegen die hunderttausenden (über 700 000) fröhlichen und glücklichen Besucher und Bewunderer der Arbeiten der glücklichen Künstlerinnen und Künstler. „Herr Frenz, Sie haben Glück und Heiterkeit unter die Leute gebracht!“, so Pit Knorr, und gestattet sich einen „einigermaßen prophetischen  Blick nach vorne“ über die künftige Entwicklung des Caricatura-Museums, anhand einer imaginären Laudatio in 20 Jahre  anlässlich der Enthüllung eines Achim-Frenz-Denkmals, „so wie er es sich immer gewünscht“ habe.  (den Abdruck der köstlichen Rede von Pit Knorr finden Sie unter Feuilleton Frankfurt)

Musikalisch begleitet wurde die Verabschiedungsfeier von Frank Wolff mit einer schrägen Cello-Hommage in drei Sätzen „Fantasie 1 über A und F“, Fantasie 2 über A und F“ und schließlich das „Rondo“.

Wer kennt diesen Mann?

Bernd Gieseking "Wer kennt diesen Mann"
Bernd Gieseking „Wer kennt diesen Mann“

Bernd Gieseking filmische Satire über eines der bekanntesten unbekannten Museums-Gesichter Frankfurts, dem Phantom des Caricatura, sorgte  für recht große Heiterkeit.

Zum Lebenswerk
Achim Frenz leitete das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst seit der Gründung 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt in Frankfurt. Die Idee des Museums ist auf ihn zurückzuführen: Bereits zur Jahrtausendwende wurde er vom damaligen Kulturdezernenten Hans-Bernhard Nordhoff mit der Entwicklung eines Museumskonzeptes betraut. Frenz hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Sammlung der Neuen Frankfurter Schule aufzubauen und diese der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ warb er acht Jahre um ein eigenständiges und unabhängiges Museum mit 20 erfolgreichen Ausstellungen.
Zunächst noch als Außenstelle des Historischen Museums, seit 2019 direkt dem Kulturamt unterstellt, wurde es 2008 im Leinwandhaus am Weckmarkt 17 feierlich eröffnet.

Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow
Cellist Frank Wolff umrahmte musikalisch phantasievoll die Verabschiedungsfeier des Meisters der Komischen Kunst. © Foto Diether von Goddenthow

In seiner Zeit als Museumsleiter verantwortete Achim Frenz den Aufbau und die Erweiterung der Sammlung des Hauses, die mittlerweile weit mehr als 8.000 Originale der Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ sowie rund 6.500 Zeichnungen weiterer Karikaturisten umfasst. Unter seiner Ägide wurden die regelmäßigen Neuhängungen der Dauerausstellungen zur Neuen Frankfurter Schule und 43 Sonderausstellungen kuratiert.
Zuletzt die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ im Jubiläumsjahr des wohl bedeutendsten deutschen Humoristen. Als Herausgeber der Caricatura Museum Edition, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verlagen entsteht, erscheinen regelmäßig Bücher zu den vielfältigen Ausstellungen. Zudem etablierte Achim Frenz mit seinem Team das Festival der Komik, das alljährlich als Ergänzung zu den Ausstellungen auf dem Weckmarkt satirische Bühnenkunst während des Museumsuferfestes präsentiert.

Einige Auszeichnungen von Achim Frenz

Achim Frenz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1987 den Kulturförderpreis der Stadt Kassel für die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel 11. Es folgte 1998 Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung die Anerkennung als „Fördermittelempfänger für den KulturBahnhof“. Von der Jury Deutscher Fußball-Kulturpreis erhielt er den „Fanpreis des Jahres“. Was viele nicht wissen, dass Achim Frenz 1982 mit anderen Freizeitsportlern den Fußballverein Dynamo Windrad in Kassel gründete und für den Verein das Logo mit abstürzendem Bundesadler entwarf. In diesem Rahmen organisierte Frenz Spiele in der DDR, in Russland, Kuba und China und nahm als Aktiver an diesen teil. Die Reisen nutzte er zudem für die Kontaktaufnahme zu Satirikern in diesen Ländern, deren Karikaturen er erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen konnte.
2020 wurden das Caricatura Museum und die Caricatura Galerie Kassel mit dem Hessischen Kulturpreis gewürdigt. Erstmals erhielten ein Museum und eine Galerie diese Auszeichnung.

Seit 2006 ist Achim Frenz Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic. Seine Fachkenntnisse mit dem künstlerischen Nachwuchs vermittelte er als Lehrbeauftragter an der Gesamthochschule Kassel. In den Sommerakademien für Komische Kunst, die das Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst und die Caricatura – Galerie für Komische Kunst Kassel veranstalten, setzt sich Frenz seit 2007 für die Ausbildung junger Zeichner ein. Seine Expertise war und ist auch als Jurymitglied gefragt, u. a. beim Göttinger Elch, Deutscher Karikaturenpreis, Wilhelm Busch Preis und dem Ludwig Emil Grimm-Preis.

Ende Oktober endet Achim Frenz Amtszeit. Doch  wird er dem Caricatura Museum Frankfurt  weiterhin als Kuratoriumsmitglied und Berater zur Seite stehen.

Interview in der ARD-Tagesschau vom 9.10.2023