Kategorie-Archiv: Museum Angewandte Kunst

Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 28. Januar – 4. Juni 2023

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Als erstes Museum überhaupt, widmet sich das Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom  28. Januar – 4. Juni 2023 in der Ausstellung „Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild“ dem berühmten Frankfurter Privatsammler und Mäzen und seiner Kunstsammlung. In der Aufarbeitung der Sammlung spiegelt sich Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds Lebensweg und seine spätere als ein von den Nazis verfolgten und enteigneten Juden wider, beinahe wohl beispielhaft für andere jüdische Sammler. Im Fokus der hervorragend von Dr. Katharina Weiler und Prof. Matthias Wagner K kuratierten Ausstellung stehen daher der NS-verfolgungsbedingte Verkauf der Sammlung an die Stadt Frankfurt am Main im Jahre 1938, die anschließende Übereignung ihrer kunsthandwerklichen Stücke an das Museum für Kunsthandwerk (heute Museum Angewandte Kunst), und die Rückgabe eines Großteils der Sammlung an die rechtmäßigen Erben nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die für das Museum Angewandte Kunst in der Erarbeitung und Ausführung aufwendigste Ausstellung präsentiert die Sammlung von Maximilian von GoldschmidtRothschild und ihre Biographie im Spiegel der Geschichte des Museum Angewandte Kunst. Dabei stützt sie sich mit einer kritischen Betrachtung der eigenen Institutionsgeschichte auf die jüngsten Ergebnisse der Provenienzforschung am Museum. Diesbezüglich präsentiert und hinterfragt die Ausstellung Objekte der Sammlung, die sich noch heute im eigenen Bestand befinden. Zudem kommen erlesene internationale Leihgaben aus namhaften Museen und aus dem Privatbesitz hinzu: seltene Kirchenschätze, wertvolle Skulpturen und frühneuzeitliches Kunsthandwerk (Gefäße, Silberpokale, Bestecke, Majoliken, Email-Gläser, Porzellane, Miniaturen und Schnupftabakdosen), aber auch erlesene altmeisterliche Gemälde sowie Louis XV. Möbel. Die Kontextualisierung der Kunstobjekte und der Sammlungsgeschichte im Spannungsfeld von „Leerstelle“ und „Rekonstruktion“ bietet hierbei den ästhetischen Ausgangspunkt. Die Ausstellung ist für Frankfurt am Main von besonderer (kunst)historischer Relevanz und (kultur)historischer Brisanz und stellt gleichzeitig erstmals zeitgenössische globale Zusammenhänge zwischen den Exponaten und ihrer Provenienz her.

Biografie und Sammlung

Trinkschale und ein Hippocamp als Trinkgefäß, Silber vergoldet um 1590–1600 © Los Angeles County Museum of Art© Foto Diether von Goddenthow
Trinkschale (li) und ein Hippocamp als Trinkgefäß, Silber vergoldet um 1590–1600 © Los Angeles County Museum of Art© Foto Diether von Goddenthow

Mayer Benedikt Hayum Goldschmidt wurde am 20. Juni 1843 in die jüdische Frankfurter Bankiersfamilie Goldschmidt-Kassel geboren. Ab 1855 trug er den Namen Maximilian B.H. Goldschmidt. Er trat 1862 in das Bankhaus „B. H. Goldschmidt“ seines Vaters ein und führte dieses später gemeinsam mit seinem Bruder Adolf B. H. Goldschmidt (1838–1918). Sie etablierten ihre Privatbank zu einer Zeit, in der die Freie Stadt Frankfurt noch die Bürgerrechte aller Jüdinnen und Juden beschränkte.

Durch die Heirat mit Minna Caroline (Minka) von Rothschild (1857–1903) wurde er 1878 ein Teil jener jüdischen Familie, die durch ihre erfolgreichen Bankgeschäfte eines der größten Vermögen ihrer Zeit erwirtschaftete. Das Paar hatte fünf Kinder. Nach dem Tod seines Schwiegervaters, Wilhelm Carl Freiherr von Rothschild (1828–1901), führte er dessen Familienzweig in Frankfurt weiter. Als sein Nachfolger wurde er 1902 zum kaiserlich und königlich österreichisch-ungarischen Generalkonsul ernannt.

Seine einfache Adelung 1903 erlaubte die Namensführung „von Goldschmidt-Rothschild“. Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) erhob ihn  schließlich 1907 in den preußischen Freiherrnstand. Er war die einzige Person jüdischer Herkunft, der solch eine Nobilitierung zuteil wurde. Durch seine herausragende Laufbahn galt er 1912 als reichster Jude in Preußen und viertreichster Preuße insgesamt. Seine gesellschaftliche Stellung bewahrte jedoch weder ihn noch seine Familie ab 1933 vor der antisemitischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

Maximilian von Goldschmidt-Rothschild baute seine mehr als 1.500 Objekte umfassende Kunstsammlung gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Zu seinen Sammelschwerpunkten zählten unter anderem kunstvolle Trinkgefäße in Tiergestalt und antike Bronzeplastiken, kostbare Kirchenschätze und seltene Bestecke, dekorative Emailgläser und wertvolles Porzellan, exquisite Miniaturen und ausgefallene Tabatieren sowie erlesene französische Möbel aus dem 18. Jahrhundert. In den Räumen des RothschildPalais, das er mit seiner Familie bewohnte, platzierte er seine Kunstobjekte auf individuelle Weise.

Historisches Foto: Mitteltrakt des einstigen Palais Rothschild in der Bockenheimer Straße 10 Frankfurt a. Main.  © Foto Diether von Goddenthow
Historisches Foto: Mitteltrakt des einstigen Palais Rothschild in der Bockenheimer Straße 10 Frankfurt a. Main. © Foto Diether von Goddenthow

Maximilian von Goldschmidt-Rothschild pflegte seine Kunstsammlung neben seinen sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten. Er verwaltete einige der zahlreichen Goldschmidt’schen und Rothschild’schen wohltätigen Stiftungen in Frankfurt und war auch im Vorstand der 1877 gegründeten „Freiherr Anselm Salomon von Rothschild’schen Stiftung zur Förderung des Kunstgewerbes“ seiner Schwiegermutter Mathilde von Rothschild (1832– 1924) tätig. Ebenfalls 1877 wurde in Frankfurt der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein gegründet, der wiederum das Kunstgewerbemuseum (Museum Angewandte Kunst) eröffnete. Die Rothschild’sche Stiftung legte den Grundstock für die Kunstgewerbeschule, die der Verein 1879 mit Unterstützung der Polytechnischen Gesellschaft gründete. Maximilian von Goldschmidt-Rothschild förderte den Verein und das Museum durch Schenkungen sowie als Leihgeber ausgewählter Kunstobjekte für Ausstellungen.

1933 wurde Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 90 Jahre alt. Im selben Jahr begannen die Nationalsozialisten auf der Grundlage antisemitischer Verordnungen systematisch mit der Entrechtung der als Juden und Jüdinnen verfolgten Bürgerinnen und Bürger. Der Nationalsozialismus erzwang damit auch das Ende des Frankfurter Kunst- und Kulturlebens, das jüdische Kunstsammelnde, Händlerinnen und Händler sowie Mäzenatinnen und Mäzene bis dahin geprägt hatten. Maximilian von Goldschmidt-Rothschild kündigte 1935 seine Mitgliedschaft im Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein und folgte damit einem großen Schwund jüdischer Mitglieder.

Im Alter von 95 Jahren sah er sich gezwungen, sein Palais am 5. September 1938 für 620.000,– Reichsmark deutlich unter Wert an die Stadt Frankfurt zu verkaufen. Er bewohnte fortan nur noch wenige Räume des Palais gegen eine hohe jährliche Miete von 25.000,– Reichsmark, blieb aber zunächst Eigentümer seiner Kunstsammlung.

Verlust versus Aneignung der Sammlung

Die „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ zwang Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 1938 dazu, seine wertvolle Kunstsammlung schätzen zu lassen. In seinem Interesse sollte ihr Wert möglichst niedrig angesetzt werden, um seine erzwungenen Abgaben zu minimieren. Er beauftragte zwei Taxatoren, deren Schätzsumme bei insgesamt 2.552.030,– Reichsmark lag. Verkaufen wollte er seine Sammlung jedoch nicht.

Ausstellungs-Impression "Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild" © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild“ © Foto Diether von Goddenthow

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 trennte er sich schließlich in einer verzweifelten Lage drohenden Terrors durch antisemitische Übergriffe hastig von seiner Sammlung. Der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt bot ihm am Telefon als Kaufpreis die verhältnismäßig niedrige Schätzsumme an. Die Stadt Frankfurt überwies den Betrag teilweise auf ein Sperrkonto, auf das er keinen Zugriff hatte. Nachdem Museumsmitarbeiter eine Inventarliste erstellt hatten, wurde die Sammlung Goldschmidt-Rothschild auf drei Frankfurter Museen verteilt. Das Museum für Kunsthandwerk (Museum Angewandte Kunst) erhielt rund 1.350 kunsthandwerkliche Objekte, die Städtische Galerie (Städel) 71 Gemälde und das Liebieghaus 85 Kleinplastiken.

Unterschiedliche Akteure waren 1938 am Erwerb der Sammlung Goldschmidt-Rothschild beteiligt. Sie rückten den Kauf nach Ende des Zweiten Weltkriegs ins Licht des Kunstschutzes und legitimierten ihr Handeln im Zuge des legalisierten Raubes an den Frankfurter Jüdinnen und Juden. Ihre Aussagen standen im Spannungsverhältnis von widersprüchlicher Erzählung und fragwürdiger Erinnerung. Die Darstellung des NSverfolgungsbedingten Verlusts der Sammlung aus der persönlichen Perspektive Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds wurde hingegen nicht überliefert. Er erlebte die Auflösung seiner Sammlung als einsamer Mieter nur noch weniger Räume des RothschildPalais.

Der Bestand des Museums für Kunsthandwerk wuchs ab 1938 durch Neuerwerbungen aus NS-verfolgungsbedingten Abgaben stark an. Die Sammlung Goldschmidt-Rothschild nahm dabei eine beispiellose Rolle ein. 1939 ernannte der nationalsozialistische Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Friedrich Krebs (1894–1961), das Rothschild-Palais in der Bockenheimer Landstraße 10 zum „Museum für Kunsthandwerk, Abteilung II“. Unter der Leitung von Museumsdirektor Walter Mannowsky (1881–1958) dekorierten Museumsmitarbeiter die einstigen Privaträume nach stilgeschichtlichen Kriterien um. Neben Stücken aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild wurden darin auch Silbergegenstände öffentlich zur Schau gestellt, die Frankfurter Jüdinnen und Juden bei der Städtischen Darlehensanstalt abgeben mussten. Maximilian von Goldschmidt-Rothschild wohnte bis zu seinem Tod am 15. März 1940 im Alter von 96 Jahren als Mieter in der Bockenheimer Landstraße 10.

Frankfurter Nachkriegszeit

Während des Zweiten Weltkriegs lagerte das Museum die Sammlung GoldschmidtRothschild aus, um sie vor einer Zerstörung durch Bomben zu bewahren. Ab 1945 dienten im schwer zerbombten Frankfurt zahlreiche Teppiche und Möbel aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild zur Ausstattung amerikanischer Offizierswohnungen. Andere fanden in der Dienstwohnung oder im Dienstzimmer des neu ernannten Oberbürgermeisters Kurt Blaum (1884–1970) sowie im Gästehaus der Stadt Frankfurt Verwendung. Letztere erwarb für diese Zwecke nach dem Rückgabeanspruch durch die Erben von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild und nach Abschluss einer Vergleichsvereinbarung am 16. Mai 1949 insgesamt 17 Teppiche im damaligen Wert von 25.000, – Deutschen Mark. Zwölf dieser Teppiche befinden sich noch heute im Besitz des Museum Angewandte Kunst.

Restitution

Ausstellungs-Impression "Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild" © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild“ © Foto Diether von Goddenthow

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bemühten sich die Erben von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild im Zuge der Wiedergutmachung um die Rückgabe der Kunstsammlung. Die Stadt Frankfurt und die Museumsdirektoren versuchten dagegen vehement, eine Rückgabe zu verhindern. Die Parteien einigten sich schließlich am 16. Mai 1949 auf eine Vergleichsvereinbarung. Damit waren alle gegenseitigen Ansprüche hinsichtlich der Sammlung Goldschmidt-Rothschild abgegolten. Die Stadt Frankfurt restituierte den Großteil aller Objekte. Die Erben ließen diese anschließend über den Kunsthandel in New York verkaufen. Sie fanden und finden bis heute den Weg in Museen und Privatsammlungen rund um den Globus. Im Besitz des Museum Angewandte Kunst sind insgesamt 68 eindeutig identifizierte Objekte aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild verblieben; bei drei weiteren Stücken ist die Provenienz aus der Sammlung wahrscheinlich. Darunter ist jedoch nur in 18 Fällen ein rechtmäßiger Erwerb in den Nachkriegsj ahren eindeutig belegt. Über eine faire und gerechte Lösung hinsichtlich der übrigen 53 Objekte stehen die Stadt Frankfurt, das Museum Angewandte Kunst und die Erbberechtigten von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild derzeit im Dialog.

Multimedia-App

Die Multimedia-Stationen in der Ausstellung wurden von Schauspieler:innen des Schauspiels Frankfurt eingesprochen. Außerdem gibt es ab sofort eine Museumsapp, die den Grundstein für einen in die Zukunft reichenden Erinnerungspfad legt. Hier können sich Besucher:innen anhand von virtuellen und auditiven Elementen und Augmented Reality („erweiterte Realität“) die Geschichte von Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds Sammlung teilweise selbst rekonstruieren sowie Zusatzinformationen in die museale Gegenwart projizieren. Eine Außenstation zeigt mithilfe der App das ehemalige Rothschild-Palais im Stadtraum, genauer im Rothschildpark.

Katalog Zur Ausstellung

Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild wird Ende April 2023 ein umfangreicher Ausstellungskatalog in jeweils deutscher und englischer Sprache erscheinen. Vier Kapitel widmen sich erstmals eingehend der Biographie des erfolgreichen Bankiers und großzügigen Philanthropen Maximilian von Goldschmidt-Rothschild (1843– 1940) (Andrea C. Hansert), erforschen ausführlich die Geschichte seiner berühmten Kunstsammlung (Katharina Weiler), beleuchten detailliert die Umstände ihres NS – verfolgungsbedingten Verlusts bzw. ihrer Aneignung durch die Stadt Frankfurt und das Museum für Kunsthandwerk im Nationalsozialismus (Lieve Brocke), und werfen einen kritischen Blick auf die Institutionsgeschichte und das Verhalten der Frankfurter Museumsdirektoren im Zuge der Restitution der Sammlung in den Nachkriegsjahren (Matthias Wagner K). Neben neuesten Forschungsergebnissen zur Provenienz von 129 Objekten aus der einstigen Sammlung bildet der Katalog auch erstmalig die Fülle an historischen Fotografien der meisten der rund 1.500 Sammlungsobjekte ab. Bei Interesse kann eine Mail mit gewünschter Stückzahl und in gewünschter Sprache an mvgr-katalog@stadt-frankfurt.de gesendet werden.

Ort

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Information T +49 69 212 31286 F +49 69 212 30703 info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de www.museumangewandtekunst.de

Öffnungszeiten
Mo, Do geschlossen
Di, Fr–So 10–18 Uhr Mi 10–20 Uhr
Eintritt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule und der HfG Offenbach fre

„Internationaler Hochhaus Preis 2022/23″ für das weltweit innovativste Hochhaus „Quay Quarter Tower in Sydney“

Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, mit Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank sowie den Preisträgern Kim Herforth Nielsen, Gründer und Creative Director von 3XN, und Fred Holt, 3XN-Partner und australischer Büroleiter, bei der Pressevorbesichtigung durch die Sonderausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums als Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis  22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, mit Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank sowie den Preisträgern Kim Herforth Nielsen, Gründer und Creative Director von 3XN, und Fred Holt, 3XN-Partner und australischer Büroleiter, bei der Pressevorbesichtigung durch die Sonderausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums als Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis 22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow

Gestern Abend wurde der mit 50.000 Euro und einer Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand dotierte „Internationale Hochhaus Preis 2022/23″ an die Architekten Kim Herforth Nielsen (Gründer und Creative Director von 3XN) und Fred Holt (3XN-Partner und australischer Büroleiter) für das weltweit innovativste Hochhaus, den Quay den Quarter Tower in Sydney, Australien, überreicht.
Die feierliche Verleihung erfolgte in der Frankfurter Paulskirche durch Mike Josef (Dezernent für Planen, Wohnen und Sport der Stadt Frankfurt am Main in Vertretung für Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig), Dr. Matthias Danne (Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank) und Peter Cachola Schmal (Direktor des Deutschen Architekturmuseums).

Der Internationale Hochhaus Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank vergeben – jetzt wurde er – nach einer Corona-Pause – zum zehnten Mal verliehen und feiert somit Jubiläum. Er begleitet seit Anfang des Jahrtausends den weltweit andauernden Boom der architektonischen Paradedisziplin des 21. Jahrhunderts.
Während der Preisverleihung wurden auch die übrigen vier Finalisten geehrt:

  • Vancouver House (Vancouver, Kanada) von BIG – Bjarke Ingels
    Group, Kopenhagen, Dänemark / New York NY, USA
  • TrIIIple Towers (Wien, Österreich) von Henke Schreieck Architekten,
    Wien, Österreich
  • The Bryant (New York NY, USA) von David Chipperfield Architects,
    London, Großbritannien
  • Singapore State Courts (Singapur) von Serie Architects, London,
    Großbritannien + Multiply Architects, Singapur mit CPG Consultants,
    Singapur
Ausstellungsansicht: Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums zu Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis  22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsansicht: Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums zu Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis 22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow

Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 34 herausragende Gebäude aus 13 Ländern nominiert. Eine internationale Jury aus Expertinnen und Experten aus Architektur- und Ingenieurpraxis, Lehre und den Partnern des IHP (DekaBank, Stadt Frankfurt am Main und
Deutsches Architekturmuseum) – unter der Leitung von Sven Thorissen (Architekt MVRDV, Rotterdam) – wählte aus den Nominierten die fünf Finalisten und den Gewinner. Auf dem Weg zur Entscheidung ging es der Jury in erster Linie darum, wie die Hochhausarchitektur Verantwortung für die Umwelt und zukünftige Generationen übernehmen könne, weshalb dem Aspekt der Nachhaltigkeit die höchste Bewertungspriorität eingeräumt wurde.

Kim Herforth Nielsen, Gründer und Creative Director von 3XN, dankte allen Projektbeteiligten: „Der Quay Quarter Tower ist das wichtigste Transformationsprojekt, das 3XN jemals abgeschlossen hat – ein Projekt, das ohne einen ehrgeizigen Kunden und ein großartiges Team nicht möglich gewesen wäre. Im Zentrum Sydneys wurde ein bestehender Turm, der einerzeitgemäßen Nutzung nicht mehr entsprach, in eine neue Form und einen neuen Charakter verwandelt. Somit wurde seine Lebensdauer bis weit in die Zukunft verlängert. Heute stoßen viele Türme aus der Mitte und dem Endedes 20. Jahrhunderts an die Grenzen ihrer Funktionsfähigkeit. Uns ist bewusst, dass wir nicht abreißen und neu bauen können, wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Der Quay Quarter Tower ist der Beweis dafür, dass ein architektonischer Wandel in großem Maßstab möglich ist. Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Sie würdigt diesen Meilenstein der Architektur, die mutige und visionäre Arbeit so vieler Menschen. Zudem unterstreicht sie, wie wichtig es ist, die Zukunft der gebauten Umwelt neu zu denken.“

Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, betonte: „Der Quay Quarter Tower ist eine städtebauliche Bereicherung für Sydney. Das Hochhaus steht für eine gelungene Transformation eines klassischen Büroturms in ein modernes, den höchsten Ansprüchen genügendes Gebäude. Besonders beeindruckend ist das innovative Konzept, die Baustruktur des Bestandsgebäudes größtenteils zu erhalten und damit den CO2-Fußabdruck signifikant zu reduzieren. Damit ist der Quay Quarter Tower zukunftsweisend und ein Vorreiter für eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Architektur.“

Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef erläuterte: „Der Internationale Hochhauspreis feiert in diesem Jahr sein Jubiläum: Er wird zum zehnten Mal in der Frankfurter Paulskirche an das weltweit innovativste Hochhaus vergeben. Er ist damit über die Jahre zu einem Gradmesser der globalen Hochhausentwicklung geworden und genießt internationale Anerkennung. Dafür möchte ich unseren Partnern, der DekaBank und dem Deutschen Architekturmuseum, sehr herzlich danken. Frankfurt am Main ist die richtige Stadt, um diesen Preis zu vergeben: Unsere Skyline ist nicht nur ein Markenzeichen, die gesamte Top Ten der höchsten Hochhäuser Deutschlands steht in der Mainmetropole – und unsere Skyline wächst in den nächsten Jahren weiter.“

Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), erklärte: „In naher Zukunft wird die Welt etwa drei Milliarden Menschen unter 18 Jahren unterbringen müssen, das entspricht der gesamten Weltbevölkerung im Jahr 1930. Das bedeutet, dass wir unsere Städte nachverdichten müssen. Um dies zu erreichen, müssen wir schlicht und einfach höher bauen. Das wird der Normalfall werden. Der Quay Quarter Tower in Sydney ist höher als sein Vorgängergebäude und bietet auf der gleichen Grundfläche mehr Raum. Gleichzeitig wird die Kohlenstoffeinsparung maximiert. Eine Win-win-Situation.“

Ausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23

Ausstellungsansicht: Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums zu Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis  22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausstellungsansicht: Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23 des Deutschen Architektur-Museums zu Gast im Museum Angewandte Kunst Frankfurt vom 10.November 2022 bis 22. Januar 2023. © Foto: Diether von Goddenthow

Die Ausstellung Best High-Rises – Internationaler Hochhaus Preis 2022/23, die das Deutsche Architekturmuseum (DAM) vom 10. November 2022 bis 22. Januar 2023 als Gast im Museum Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt am Main zeigt, umfasst neben dem Preisträger und den Finalisten alle nominierten Projekte. Die Ausstellung stellt alle nominierten Bauten vor. Der Preisträger Quay Quarter Tower in Sydney von 3XN und die Finalisten Vancouver House in Vancouver von BIG – Bjarke Ingels Group, The Bryant in New York City von David Chipperfield Architects, TrIIIple Towers in Wien von Henke Schreieck Architekten und Singapore State Courts in Singapur von Serie+Multiply mit CPG Consultants werden anhand von Modellen, großformatigen Fotos, Zeichnungen, Texten und Filmen in der Ausstellung dokumentiert. Das ganze kann nachgelesen und vertieft werden im gleichnamigen Katalog zur Ausstellung (s.unten)

Ausstellungseröffnung ist heute Mittwoch, 9. November 2022:
17 Uhr Kurzvorträge der Finalisten
19 Uhr Eröffnungsreden
Ausstellungsdauer: 10. November 2022 bis 22. Januar 2023
Ort: Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten
Mo geschlossen, Di, Do–Fr 12–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr, Sa–So 10-18 Uhr
Eintritt
3 Euro, ermäßigt 1 Euro

 

Katalog zur Ausstellung
Katalog Best High-Rises 2022_23Best High-Rises 2022/23
The International High-Rise Award / Internationaler Hochhaus Preis
Hrsg: Peter Körner / Peter Cachola Schmal / Jennifer Dyck
Jovis Verlag, Berlin
Deutsch-Englisch, Hardcover, 21 x 27 cm

 

152 Seiten, zahlreiche Farb- und SW-Abbildungen
ISBN 978-3-86859-766-0
11.2022
29,- EUR im Museumsshop, 34,- EUR im Buchhandel

 

Quay Quarter Tower, Sydney, Australien Preisträger Internationaler Hochhaus Preis 2022/23

Quay den Quarter Tower in Sydney, Australien, von den Architekten Kim Herforth Nielsen und  Fred Holt des dänischen Architekturbüros 3XN-Partner © Foto Phil Noller
Quay den Quarter Tower in Sydney, Australien, von den Architekten Kim Herforth Nielsen und Fred Holt des dänischen Architekturbüros 3XN-Partner © Foto Phil Noller

Der Quay Quarter Tower ist ein identitätsstiftender Bestandteil der Neuentwicklung von Sydneys Circular Quay Area, dem zentralen Geschäftsviertel. Dieses grenzt unmittelbar an die Sydney Cove an, die Bucht hinter dem berühmten Opernhaus. An seinem Standort befand sich bisher ein klassischer Büroturm, der nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügte. Man entschied sich gegen einen Abriss, wie er sonst meist üblich ist, und integrierte stattdessen große Teile der bestehenden Tragstruktur in ein neues Hochhaus. So konnte man zwei Drittel der Träger, Stützen und Geschossplatten sowie fast den kompletten Kern aus den 1970er-Jahren erhalten. Diese Hauptaspekte des radikalen Nachhaltigkeitskonzepts führten, verglichen mit einem vollständigen Abriss und herkömmlichen Neubau, zu einer Einsparung von fast 12.000 Tonnen Kohlenstoff.

Die auskragenden Module der Fassade, die sich um die fünf Blöcke des Turms wickeln, reduzieren die Sonneneinstrahlung im Quay Quarter Tower um bis zu 30 Prozent. So konnte unter anderem auf interne Jalousien verzichtet und zugleich die unvergleichliche Aussicht auf den Hafen gewährleistet werden. Zudem entstanden durch die Aufstockung des Bestands, die Erweiterung der einzelnen Stockwerke und durch das neue Sockelgebäude 45.000 Quadratmeter an zusätzlicher Geschossfläche. Das Grundstück kann damit an diesem prominenten Ort viel effizienter genutzt werden.

Die formale Kubatur des Hochhauses resultiert aus den Licht- und Blickverhältnissen sowie den baurechtlichen Auflagen. Das Gebäude ist in fünf übereinandergestapelte Blöcke gegliedert – die Etagen innerhalb dieser fünf Einheiten sind zum Hafen hin durch mehrstöckige Atrien miteinander verbunden. Durch die gedrehte Anordnung der Blöcke öffnen sich die Atrien an deren Basis zu vier begrünten Außenterrassen, die sich über die gesamte Gebäudehöhe verteilen.

Um nicht nur die Aussicht auf das Nachbargebäude zu ermöglichen, sondern auch das Leben und die Dynamik des umliegenden Viertels sowie den Blick auf die Harbour Bridge einzufangen, verschieben sich die unteren Etagen an der Nordfassade des Turms nach Westen. Mit zunehmender Höhe rückt die Nordfassade der Blöcke nach Osten und ermöglicht so weitläufige Ausblicke auf den Hafen, insbesondere auf das Opernhaus, die Harbour Bridge und den Botanischen Garten.

Durch das Aufbrechen des repetitiven Prinzips autonomer Büroetagen werden neue Möglichkeiten für menschliche Interaktion geschaffen. Somit fungieren die Atrien und Terrassen als Gemeinschaftsräume zur beruflichen Vernetzung, für soziale Begegnungen sowie für Veranstaltungen und Erholung. Indem diese Bereiche zusätzliches Tageslicht in die Stockwerke leiten, den Mieter:innen Frischluft und eine hervorragende Aussicht bieten, wird für ein gesundes Arbeitsumfeld mit hoher Aufenthaltsqualität gesorgt.

Um das Hochhaus in Zukunft möglichst langfristig nutzen zu können, bieten die 2.000 Quadratmeter großen Etagen flexible Grundrisse, die je nach Bedarf angepasst werden können. Arbeitswelten sowohl mit Einzel- als auch Großraumbüros sind möglich. Dazu kann die Größe der Atrien auf Mieterwünsche abgestimmt werden, indem Etagen geschlossen oder entfernt werden. So können die von den Architekten als „Dörfer“ bezeichneten Atrien auf wechselnde Team- oder Unternehmensgrößen reagieren Auf der Straßenebene fügt sich die den gesamten Block einnehmende Sockelzone des Quay Quarter Towers harmonisch in das städtische Umfeld ein. Zugänge an allen Seiten des Grundstücks vernetzen das Hochhaus mit seinen Nachbargebäuden. Die große Eingangshalle des Turms und die offene Struktur des Sockels wirken dabei nicht nur einladend, sondern machen sich zudem das angenehme Klima Sydneys zu Nutzen. Neben den 4.000 Quadratmetern Einzelhandelsflächen auf drei Ebenen laden die öffentlich zugänglichen Grünflächen sowie ein Dachcafé inmitten der dicht bebauten Umgebung zum Verweilen im Freien ein. Durch die Kombination von Büro und Einzelhandel sowie dem vielfältigen Freizeitangebot wird die innerstädtische Nachbarschaft aufgewertet und über den Arbeitstag hinaus belebt. Gleichzeitig entstehen unerwartete urbane Rückzugsorte inmitten der Hochhauslandschaft.

Architekten: 3XN, Kopenhagen, Dänemark
Bauherrschaft: AMP Capital, Sydney, Australien
Funktion: Büros, Einzelhandel
Höhe: 206 m
Fertigstellung: April 2022
Standort: Sydney, Australien

CONTACT ZONES Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi 8. Oktober 2022 – 15. Januar 2023

Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden. © Foto: Diether von Goddenthow
Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden. © Foto: Diether von Goddenthow

CONTACT ZONES – Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi ist ein Kooperationsprojekt des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main mit dem Museum Angewandte Kunst. Ausgangspunkt für die Ausstellung ist das Artist-in-ResidenceProgramm INHABIT des MPIEA, in dessen Rahmen Gastkünstler:innen unterschiedlicher Disziplinen im Dialog und Austausch mit Wissenschaftler:innen des Forschungsinstituts arbeiten.

Das Residence-Format hat keine thematische oder konzeptionelle Vorgabe. Jede Edition ist geprägt durch die jeweiligen Gastkünstler:innen und deren Begegnungen, Dialoge und Kooperationen. Die Ausstellung mit den Künstler:innen Murat Adash, Céline Berger und Syowia Kyambi zeigt die künstlerischen Arbeiten, die während ihrer Residencies 2021/2022 und im Umfeld des Forschungsinstituts entstanden sind.

Jede dieser Arbeiten hat einen anderen Schwerpunkt und spiegelt einen individuellen Zugang auf das wissenschaftliche Umfeld wider, worauf auch der Ausstellungstitel verweist: „Contact Zones“ steht für den Umgang mit einer unterschiedlichen Kultur von Wissen und beschreibt die Herausforderung in den Dialog zu treten und eine gemeinsame Sprache zu formulieren. Bezeichnet der Begriff „Contact Zone“ in den Kulturwissenschaften soziale Räume, in denen Kulturen aufeinandertreffen, bezieht er sich im Kontext von INHABIT auf den Raum der Interaktion zwischen Kunst und Wissenschaft Die gezeigten Arbeiten lassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Ausstellungstitel in Verbindung bringen: Während Murat Adash in seiner performativen Praxis die Veror tung von Körpern im Raum verhandelt, untersucht Céline Berger in ihrem Experimentalfilm die Ästhetik des Messens und der Quantifizierung an der Schnittstelle von Körpern und Geräten. Syowia Kyambi wiederum regt – inspiriert vom Ökosystem und der Morphologie von Mangroven – in ihrer multimedialen Installation ein rhizomatisches Denken an.

Die Künstler

Murat Adash

Murat Adash in seiner Installation vor einem seiner sich durch Bewegung entgrenzenden Körpern. © Foto: Diether von Goddenthow
Murat Adash in seiner Installation vor einem seiner sich durch Bewegung entgrenzenden Körpern. © Foto: Diether von Goddenthow

Murat Adash wurde 1985 in Hanau geboren. Er absolvierte einen MFA in Visual Arts an der School of the Art Institute of Chicago und promov iert zurzeit mit einem praxisorientierten Forschungsprojekt zum Thema Camouflage und Choreografie am Goldsmiths, University of London. Adash entwickelt in seiner künstlerischen Praxis performative und choreografische Arbeiten, die im Zusammenspiel mit einem erweiterten Mediengebrauch (Performance, Video, Text, Klang und Installation) das Verhältnis und die Beziehungen von Körperlichkeit und Räumlichkeit untersuchen. Durch eine auf Bewegung basierende Praxis schafft er Choreografien, die versuchen, den flüchtigen Charakter physischer Grenzen zu erforschen – insbesondere im Hinblick auf die dynamischen Konturen zwischen Körpern und den Räumen, in denen sie zusammenkommen.

Murat Adash  Installations-Impression. © Foto: Diether von Goddenthow
Murat Adash Installations-Impression. © Foto: Diether von Goddenthow

Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Correspondance (Surface) reiht sich als fünftes Kapitel in die Serie ein und beschäftigt sich als szenografisches, choreographisches und filmisches Experiment mit dem Grenz – und Übergangsbereich des Körpers im Raum. In der multimedialen Installation und den Live – Performances wird die Idee von Camouflage als dynamischer Prozess zwischen Körpern und Räumen als Neuansatz erarbeitet.

Céline Berger

Céline Berger
Céline Berger

Céline Berger wurde 1973 in Saint-Martin-d’Hères (Frankreich) geboren. Sie studierte zunächst Physik und Materialwissenschaften und war von 1997 bis 2008 für vers chiedene internationale Mikroelektronik-Unternehmen als Produktions- und Projektingenieurin tätig. 2012 absolvierte sie ein Postgraduales Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Berger setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Sprach- und Bildwelten des täglichen Berufslebens in unterschiedlichen Arbeitskontexten auseinander. Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht die Untersuchung der spezifischen Abläufe, Gesten und Verhaltensmuster, die den Arbeitsalltag in Unternehmensstrukturen charakterisieren.

Alles Schöne ist im Kopf - Szene aus Film zur Begehren des Messens © Foto: Diether von Goddenthow
Alles Schöne ist im Kopf – Szene aus Film zur Begehren des Messens © Foto: Diether von Goddenthow

Ihre filmischen und installativen Arbeiten werfen dabei einen kritischen Blick auf die Räume und Architekturen, in denen Arbeitsabläufe stattfinden. Ihre hier gezeigte Arbeit And I measure beschäftigt sich mit dem wissenschaftlichen Begehren des Messens und der Transformation von Daten in Zahlen und Grafiken. Es ist eine kritische Befragung der Situation des Experiments – den Vorrichtungen und Schnittstellen als Orte, an denen sich Erfahrungen und Körpervorgänge in Messungen und Daten verwandeln.

Syowia Kyambi

Syowia Kyambi
Syowia Kyambi

Syowia Kyambi wurde 1979 in Nairobi (Kenia) geboren. Sie erwarb einen BFA von der School of the Art Institute of Chicago und einen MFA vom Transart Institute (akkreditiert von der Universität Plymouth, UK). Kyambi setzt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Fragen des Geschlechts, der Erinnerung und Identität im Kontext von kolonialer Geschichte und kulturellen Machtstrukturen auseinander. Ihre Arbeiten untersuchen, wie die Gegenwart von historischen Konstruktionen beeinflusst wird und wie die Vergangenheit Vorstellungen und Ideen von der Zukunft formt. Fragen danach, was erinnert und archiviert wird, und welche Erzählungen von Objekten, Körpern und Geschichten dominieren, sind Ausgangspunkt für ihre künstlerische Praxis und Ansatz, alternative Erzählungen einer normativen Geschichtsschreibung entgegenzusetzen. 2018 erschuf Kyambi die fiktive gesellschaftskritische Figur Kaspale als künstlerisches Instrument, um in politische und kulturelle Kontexte, Architekturen und Aktivitäten zu intervenieren. Ihre hier gezeigte Arbeit Origins ist Teil einer Werkserie, in der Kyambi die vielen Leben von Kaspale erforscht. Sie bezieht sich nicht auf einen externen Kontext, sondern richtet sich nach innen auf den Ursprung der Figur und Persona, mit der sie eine Scheinwelt aus vergangenen Zukünften und verschlungenen (Un-)Möglichkeiten aufgebaut hat. Kyambi lädt ihr Publikum in eine metaphorische Welt ein, in der sich Mangroven sowohl Kaspale als auch dem Publikum anbieten, um auf die Mehrdimensionalität von Zeit und Raum hinzuweisen. Mangroven, die gleichzeitig Grenzen und extraterritoriale Kartenknotenpunkte darstellen, sind ein beispielhafter Index für die Abkehr von einer singulären Wurzelidentität und fordern uns auf, stattdessen den Vielfältigkeiten, Verbindungen und Ansammlungen zu folgen, die rhizomatische Wurzelsysteme bilden.

Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik
Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik wurde 2013 gegründet und erforscht, wie künstlerische und ästhetische Praktiken und Präferenzen funktionieren und was für eine Bedeutung sie für Individuen und Gesellschaften haben. Es ist zurzeit weltweit die einzige Forschungseinrichtung, die ganz der interdisziplinären, sowohl die Geistes – wie die Naturwissenschaften einbeziehenden Grundlagenforschung zu ästhetischer Wahrnehmung und Bewertung gewidmet ist. Das Institut steht dabei vor der Herausforderung, Hypothesen, Theorien und Modelle aus sehr unterschiedlichen Disziplinen integrativ weiterzuentwickeln, insbesondere aus der Psychologie, den traditionellen Poetiken der einzelnen Künste, der Musik-, Kunst- und Literaturwissenschaft, der philosophischen Ästhetik, der Biologie, der Soziologie und den Neurowissenschaften. Mission und Ausrichtung des Instituts sind von der Annahme geprägt, dass Fortschritte in Richtung einer integrativen ästhetischen Theorie nur in systematischer Grundlagenforschung und in interdisziplinärer Zusammenarbeit erreichbar sind.

Museum Angewandte Kunst
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E. R. Nele. Zeitzeugenschaft 24. September 2022 – 1. Januar 2023 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt

Grafik: Bureau Sandra Doeller
Grafik: Bureau Sandra Doeller

„Wer nur in Bewegung ist, verliert die Orientierung, wer immer nur das Ganze sieht, geht des Teils verlustig, wer immer nur sucht, verliert sich am Horizont, und wer immer nur findet, überlässt sich dem Zufall“, sagte Jean-Christopher Ammann (1939–2015) bei der Rede zur Einweihung der Skulptur Walking Man von E. R. Nele im Jahr 2001. Der große Kunstkenner, Ausstellungsmacher und Museumsdirektor sagte dies in Anbetracht der eingefrorenen Bewegung des eine Stange tragenden Hochseilartisten auf einem stählernen Seil.

E. R. Nele, so scheint es, wenn man mit ihr spricht, sie erlebt, war immer in Bewegung, hellwach, und hat immer wieder geistesgegenwärtig innegehalten bei besonderen Momenten im Zeitgeschehen, und dabei nie die Orientierung verloren: Denn nie hat sie sich einem künstlerischen Dogma unterworfen, hat sich stilistisch festgelegt oder dieses intuitive Zusammenspiel von Wahrnehmung der Welt als reflexiver Zeitzeugenschaft, Auge und Hand jemals aufgegeben. Sie gehört einer Künstler:innengeneration an, die noch mit dem Erleben des Krieges und seiner Folgen in ihren Kindheits- und Jugendjahren die Verfasstheit des Menschen, die Conditio humana, im Sinne von Hannah Arendt nicht als etwas Festgelegtes versteht, sondern im Gegenteil, dieses Bedingtsein als die Ermöglichung von Freiheit begreift. Und so verwundert es nicht, wenn sich im Werk der 1932 in Breslau Geborenen sehr vielseitige Begabungen artikulieren und seither von ihr als einer der vielseitigsten Künstler:innen und Gestalter:innen gesprochen wird.

e.r.nele Hiroshima Pferd © Foto: Diether von Goddenthow
e.r.nele Hiroshima Pferd © Foto: Diether von Goddenthow

Einen Einblick in dieses vielfältige Schaffen können die Besucher:innen in der Studioausstellung E. R. Nele. Zeitzeugenschaft gewinnen, die das Museum Angewandte Kunst E. R. Nele anlässlich ihres 90. Geburtstages ausrichtet. Im Ausstellungsraum wird eine Art Wohnsituation hergestellt, die ihre gestalteten Möbel in Form von einem Sofa sowie einer Sitzgruppe mit Tisch und Stühlen und Leuchten zeigt. Aus diesem Raum im Raum haben die Besuchenden die Möglichkeit, einen Blick auf die umstehenden Skulpturen der Künstlerin zu werfen – wie ein Blick in ihr Atelier. So erinnert nicht zuletzt die gewählte blaue Wandfarbe an ihr Haus und Atelier in Frankfurt. Durch die Raumkonstellation soll nachempfunden werden können, wie eng Leben und Werk bei E. R. Nele miteinander verbunden sind. Sie selbst sagt: „Kunst ist eine Form des Lebens.“

Als Designerin schuf sie in den 1960er Jahren für die Kasseler Firma bodeform moderne Wohnlandschaften, Sofas und Sessel, die in Form und Funktion variabel, weil flexibel um- und aufbaubar sind. Sie entwarf für die Niederlassung der Detmolder Firma Temde in Sevelen, Schweiz, mehr als 80 Lampen – Stehleuchten, Tischleuchten, Deckenleuchten, Wandleuchten –, die sich bewusst von den zuvor starren Formen der zumeist aus Holz gefertigten Leuchten in Material, Eleganz und klarer Linienführung vehement unterschieden. Sie entwarf und fertigte Tische, Schmuck und selbst Besteckkollektionen und immer scheint es, als ob all diese Objekte, und ein jedes als Teil für sich betrachtet, nur eine weitere skulpturale Möglichkeits-Ausformung darstellt. Was hier erkennbar wird, und sich als Quintessenz des gestalterischen und künstlerischen Schaffens E. R. Neles ausfiltern lässt, ist, dass alles, was sie schafft, aus einem beziehungsreichen Wechselspiel von Boden- und Wandarbeiten und autonomen Objekten im Raum besteht.

E. R. Nele Zeitzeugenschaft - Ausstellungsimpression mit der Gruppe "walking men" © Foto: Diether von Goddenthow
E. R. Nele
Zeitzeugenschaft – Ausstellungsimpression mit der Gruppe „walking men“ © Foto: Diether von Goddenthow

Lampen und Wohninterieur zu entwerfen, hat etwas, jedenfalls bei E. R. Nele, mit dem Schaffen von Emotionen zu tun, nicht minder emotionsgeladen ist, wie sie immer wieder aufs Neue die menschliche Figur als zentrales Thema ihres Schaffens zur Ansicht bringt. Denn bei weitem nimmt das figürliche Motiv in ihrem Lebenswerk den größten Part ein, zumeist in metallener Ausführung, immer aber mit Blick auf die psychische und physische Verletzbarkeit des Menschen. Neles Figuren entstehen auf dem Skizzenblock und entwickeln sich erst nach und nach zu haptischen Wesen, die mal zeichenhaft und erstaunlich zweidimensional bleiben oder zu Gestalten werden, die aus gewickeltem, gefaltetem oder gehämmerten Stahl bestehen. Viele bleiben unbehandelt, einige werden bunt.

Viele der Themen, denen sie sich zugewandt hat und noch immer zuwendet, haben an Aktualität nichts verloren. Denn noch immer werden Künstler:innen, Dichter:innen und Journalist:innen bedroht, inhaftiert und getötet, existieren Antisemitismus und Rassismus und noch immer geht neben dem menschengemachten Klimawandel von den Atomwaffenarsenalen verschiedenster Staaten die größte Bedrohung für die Menschheit aus.

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Frankfurter Museumsuferfest: Das Fest der Superlative ist zurück – vom 26.- 28.08.2022

Das Frankfurter Museumsuferfest ist das "Fest der Feste". Allein das traditionelle Drachenbootrennen ist das größte Deutschland. Das Museumsuferfest ist auch eines der größten Musikfestivals mit Musik aller Genres auf 14 Bühnen rund um die Uhr. Es ist zugleich größte Gastro-Festival. 160 Stände aus 40 Nationen bieten eine kulinarische Bereite von der Bratwurst bis zum Hummer. Das Frankfurter Museumsuferfest ist auch einer größten Handwerker- und Kunstmärkte mit 180 Ständen. Es ist ein Komikfestival (Caricatura Museum für Komische Kunst) usw. All dies und die Öffnung von 24 Museen mit Sonderveranstaltungen sowie Orgelkonzerte und Chorveranstaltungen in St. Leonhard-Kirche, Alte Nikolaikirche, Liebfrauenkirche und St. Bartholomäus bieten vom 26. bis 28.08.2022 auf dem Museumsuferfest eine deutschlandweit einzigartige Vielfältigkeit an. © Foto Diether von Goddenthow
Das Frankfurter Museumsuferfest ist das „Fest der Feste“. Allein das traditionelle Drachenbootrennen ist das größte Deutschland. Das Museumsuferfest ist auch eines der größten Musikfestivals mit Musik aller Genres auf 14 Bühnen rund um die Uhr. Es ist zugleich größte Gastro-Festival. 160 Stände aus 40 Nationen bieten eine kulinarische Bereite von der Bratwurst bis zum Hummer. Das Frankfurter Museumsuferfest ist auch einer größten Handwerker- und Kunstmärkte mit 180 Ständen. Es ist ein Komikfestival (Caricatura Museum für Komische Kunst) usw. All dies und die Öffnung von 24 Museen mit Sonderveranstaltungen sowie Orgelkonzerte und Chorveranstaltungen in St. Leonhard-Kirche, Alte Nikolaikirche, Liebfrauenkirche und St. Bartholomäus bieten vom 26. bis 28.08.2022 auf dem Museumsuferfest eine deutschlandweit einzigartige Vielfältigkeit an. © Foto Diether von Goddenthow

Nach der Corona bedingten Pause ist eines der größten Kulturfeste Europas, das Frankfurter Museumsuferfest, wieder zurück. Von Freitag 26., bis Sonntag, 28. August, formieren sich 24 Museen, 14 Bühnen und etwa 400 Stände an beiden Ufern des Mains zu diesem besonderen kulturellen Festival mit einem hochkarätigen und kreativen Programm. Während einer Pressekonferenz mit Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig und Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main, im Jüdischen Museum stellten die beteiligten Museen, Projekte und Bühnenproduzenten ihre Programme für das Museumsuferfest detailliert vor.

Impression vom Museumsuferfest. Archivbild. © Foto Diether von Goddenthow
Impression vom Museumsuferfest. Archivbild. © Foto Diether von Goddenthow

„Die vergangenen zwei Jahre waren nicht leicht für den Kulturbetrieb, für die Museen, Theater, Oper, die Festival- und Veranstaltungsbranche. Umso schöner, dass Frankfurt vom 26. bis 28. August wieder drei Tage seine Kultur- und Museumslandschaft feiern kann mit Antiquariatsmeile, Kunst, Musik, Tanz, Sport, Lustigem, Erstaunlichem und auch viel Neuem. Das Museumsuferfest gehört zu den größten und vielfältigsten Kulturevents seiner Art“, sagte Kulturdezernentin Hartwig.

Die Frankfurter Museen geben an diesem Wochenende mit großem organisatorischem Aufwand und vielen unterschiedlichen kreativen Blickwinkeln und Herangehensweisen einmalige Einblicke in ihre Häuser und Gärten. Beeindruckend ist ebenfalls das Programm der 14 Bühnen mit Konzerten aller Genres, mit kulturellen Darbietungen, der Orgel- und Chormeile, Kochvorführungen und, in diesem Jahr, auch mit wissenschaftlichen Experimenten. Denn Ehrengast des Museumsuferfestes 2022 ist die Frankfurt University of Applied Sciences mit einem bunten Programm aus Lehre, Forschung, Weiterbildung und Transfer sowie aus dem Campusleben und der Campuskultur.

„Die Frankfurt University of Applied Sciences blickte 2021 stolz auf 50 erfolgreiche Jahre zurück – ein Grund, dieses Jubiläum auf dem Museumsuferfest zu feiern! Wir freuen uns sehr, dass wir nun als Ehrengast an unserem Stand packende Experimente, musikalische Darbietungen und weitere spannende Einblicke in die Hochschul-Vielfalt präsentieren können. Eine Hochschule zum Anfassen – das ist unser Ziel“, sagt Prof. René Thiele, geschäftsführender Präsident der Frankfurt UAS.

Impression Museumsuferfest Metzlerpark. © Foto Diether von Goddenthow
Impression Museumsuferfest Metzlerpark. © Foto Diether von Goddenthow

Auf der Kunstwiese am Sachsenhäuser Ufer werden Skulpturen, Gemälde und Installationen gezeigt. Auf dem internationalen Künstlermarkt am Ufer und auf dem Schaumainkai können besondere Objekte, Schmuck und Kleidung erworben werden. Außerdem werden kulinarische Spezialitäten aus der ganzen Welt und natürlich aus der Frankfurter Küche angeboten. Der Main wird zur Rennstrecke für die berühmt-berüchtigten Drachenbootrennen. Von der Untermainbrücke bis zum Ziel am Holbeinsteg hallen die Trommelschläge bei den rasanten Wettfahrten. Es sind die zweitältesten Wettkämpfe dieser Art in Deutschland.

„Ich empfehle allen Besucherinnen und Besuchern, die Gelegenheit zu nutzen mit dem Museumsuferfest-Button unsere Museen zu besuchen. Es ist in den vergangenen zwei Jahren viel passiert: Neu- und wiedereröffnete Häuser, wie das Deutsche Romantik-Museum oder das Jüdische Museum gilt es neu zu entdecken“, sagte TCF-Geschäftsführer Feda.

Die Eröffnung wird traditionell auf der Bühne des Ehrengastes, der Frankfurt UAS, am nördlichen Mainufer auf der Höhe des Nizzas am Freitag, 26. August, um 18 Uhr stattfinden. Den traditionellen Abschluss des Festes bildet das spektakuläre Musikfeuerwerk auf dem Main am Sonntagabend um 22 Uhr.

Weitere Infos und eine detaillierte Veranstaltungsübersicht gibt es ausschließlich online unter museumsuferfest.de und Hashtag #muf2022 im Internet. Ein gedrucktes Programmheft steht in diesem Jahr nicht zur Verfügung.

Ort: Rechts und links des Mainufers und umliegende Museen

Öffnungszeiten  der Stände und Musikbühnen
Freitag, 26. August: 15 bis 1 Uhr, Ende Musikprogramm 0 Uhr
Samstag, 27. August: 11 bis 1 Uhr, Ende Musikprogramm 0 Uhr
Sonntag, 28. August: 11 bis 24 Uhr, Ende Musikprogramm 0 Uhr

Öffnungszeiten der  Museen 
MUF_2022-Button_mit-Schatten-160Der zu freiem Eintritt in alle Museen berechtigende Museumsufer-Button (7 €) muss einmalig bei einem  der teilnehmenden Museen erworben werden. Kinder unter 18 Jahren haben generell freien Eintritt:

 

• Archäologisches Museum F 15 – 20 h, Sa 10 – 20 , So 10 -20 h
• BiMu – Bibelhaus Erlebnis Museum F 10 – 18 h, Sa 10 – 18 , So 10 -18 h
• Caricatura Museum Frankfurt –Museum für Komische Kunst Festival der Komik X  F 11 – 22 h, Sa 11 – 22 , So 11 – 22 h
• Deutsches Museum für Kochkunst und Tafelkultur F 11 – 17 h,  Sa 11 – 17 , So 11 – 17 h
• Deutsches Romanik-Museum F 10 – 22 h, Sa 10 – 22 , So 10 -19 h
• DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum F 10 – 20 h, Sa 10 – 22 , So 10 -20 h
• Dommuseum Frankfurt am Main F 10 – 18 h, Sa 10 – 18 ,  So 10 -17 h
• Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift F 10 – 18 h, Sa 10 – 17 , So 10 -17 h
• Frankfurter Kunstverein F 11 – 22 h, Sa 11 – 22 , So 11 -20 h
• Historisches Museum Frankfurt F 15 – 20 h, Sa 11 – 20 , So 11 -20 h
• Geldmuseum der Deutschen Bundesbank am Mainufer F 15 – 22 h, Sa 11 – 22 , So 11 -22 h
• Institut für Stadtgeschichte F 17 – 21 h, Sa 11 – 21 , So 11 -20 h
• Jüdisches Museum F 11 – 20 h, Sa 11 – 20 , So 11 – 20 h
• Junges Museum Frankfurt F 10 – 18 h, Sa 11 – 20 , So 11 -20 h
• Liebieghaus Skulpturensammlung F 10 – 19 h, Sa 10 – 19 , So 10 -19 h
• Museum Angewandte Kunst –  EL BARRIO DE EUROPA Bühne Terrasse Emma Metzler F 18 – 22 h, Sa 16 – 22 , So 16 -21.15 h Live Stage kleiner Metzler Park 14 – 20 h. Tägl. Club-Nacht Foyer Museum Angewandte Kunst 21.30 bis 3.00 Uhr.
• Museum für Kommunikation F 10 – 20 h, Sa 10 – 21 , So 10 -21 h
• MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität F 10 – 17 h, Sa 10 – 20 , So 10 -19 h
• MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST F 11 – 18 h, Sa 11 – 18 , So 11 – 18 h
• Portikus F 12 – 19 h, Sa 11 – 19 , So 11 – 19 h
• Schirn Kunsthalle Frankfurt F 10 – 22 h, Sa 10 – 22 , So 10 -19 h
• Städel Museum F 10 – 19 h, Sa 10 – 19 , So 10 -19 h
• Stoltze-Museum F 10 – 18 h, Sa 10 – 18 , So 10 – 18 h
• Struwwelpeter Museum F 11 – 18 h, Sa 11 – 18 , So 11 – 18 h
• Weltkulturen Museum F 15 – 22 h, Sa 11 – 22 , So 11 -20 h

 

Sommerferien im Museum Angewandte Kunst – Workshop Handwerk hoch hinaus. Hausbau für Federfreunde

Workshop Handwerk hoch hinaus. Hausbau für Federfreund:innen
31. August bis 2. September 2022
Jeweils von 10.15 bis 15.15 Uhr

In den Sommerferien lädt das Museum Angewandte Kunst zu einem Workshop für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren ein. Inspiriert von Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag werden die Teilnehmer:innen im Rahmen des dreitätigen Workshops kreative Nistplätze und Futterstellen für Vögel gestalten. Die Ausstellung liefert spannende Ideen für das eigene Schaffen mit der Hand und gibt Anregungen für einen bewussten Umgang mit Werkzeug, Material und Umwelt.

Idee
Mi, 31. August
Wie denken, planen und gestalten Handwerker:innen? Jedes Projekt beginnt mit einer Idee, doch wie bekommt man diese auf Papier und bereit für die Umsetzung? Welche Elemente sind für die Funktionalität notwendig, welche sorgen für Stabilität? Wie funktioniert Handwerk, das nachhaltig und umweltfreundlich ist und dabei auch noch gut aussieht? Gemeinsam werden Ideen gesammelt, Moodboards erstellt und Entwürfe gezeichnet.

Bauen
Do, 1. September
Anhand der Pläne werden die benötigten Materialien zusammengestellt, ausgemessen und zugeschnitten. Es wird mit dem Hämmern, Bohren und Schleifen begonnen, sodass die Teilnehmer:innen am Ende des Tages ihren eigenen Vogelhaus-Rohling in den Händen halten.

Gestalten
Fr, 2. September
Was macht das Vogelhaus einzigartig? Ist es ein architektonisches Meisterwerk und soll in strahlendem Weiß glänzen, so wie das Gebäude des Museum Angewandte Kunst? Oder ist es eine kunterbunte Hütte mit ganz vielen Farben und Mustern? In diesem Workshop wird durch den Einsatz von Farbe, Mustern und Dekomaterial aus einem funktionalen Objekt ein ganz individuelles.

Informationen zum Sommerferienprogramm
Der Workshop ist kostenlos (Materialien inklusive, Museumseintritt frei). Für die Teilnahme an den Ferienworkshops ist eine Anmeldung erforderlich.
Bitte bei der Anmeldung den Workshop-Titel sowie den Namen und das Alter des Kindes, Telefonnummer, E-Mail Adresse und Anschrift angeben.
Für alle Workshops empfiehlt sich Kleidung, die schmutzig werden darf. Kittel sind vorhanden.

Beratung und Anmeldung
Für individuelle Beratung, Fragen oder Wünsche steht die Create-Abteilung zur Verfügung.
Simone Richter, Xenia Kitaeva, Hannah Glaser und Sophie Tögel
069-212 38522 oder create.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de

Ort:

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt

Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag 29. April – 11. September 2022

Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow

„Der Mythos bestimmt sich nicht durch den Gegenstand seiner Botschaft, sondern durch die Art, wie er sie äußert.“ – Roland Barthes, Mythen des Alltags

Was ist Handwerk? Wenn über „das Handwerk“ gesprochen wird, ist meistens eine Abfolge von erlernten Handlungen und Techniken gemeint, die im Idealfall mit der Hand oder dem von der Hand geführten Werkzeug ausgeführt werden; seltener kommen Maschinen zum Einsatz. Dabei orientiert sich die handwerkliche Produktion an überlieferten Handwerkstechniken und folgt meist einer festen Reihenfolge von Arbeitsschritten. Handwerker:innen entwickeln oft Einzellösungen oder produzieren nur kleine Stückzahlen. Daher gilt „Handwerk“ auch als Gütesiegel für Qualitätsarbeit. Außerdem kann der Begriff einen Beruf oder eine ökonomische Branche bezeichnen. Aber was hat es mit dem Handwerk als Mythos auf sich?

Der französische Philosoph Roland Barthes stellt in seinen Thesen über den Mythos fest, dass ein Mythos eine spezifische Weise des Bedeutens und demnach eine Form des Sprechens ist. Mythisch ist damit nicht der Gegenstand – in diesem Fall das Handwerk –, über den gesprochen wird, sondern die besondere Form, wie über ihn erzählt wird: Eine Fülle zuweilen sich zum einen gegenseitig verstärkender, zum anderen sich widersprechender Zuschreibungen, Emotionen, Interpretationen und Wunschvorstellungen werden dem Begriff unhinterfragt zugeschrieben und machen ihn so zu einem „Mythos“.

Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow
Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Handwerk im Spannungsfeld zwischen Ideal und Alltag. Wie ein Raster zieht sich die Frage nach dem Mythos durch die gesamte Ausstellung. Tradition, Ehrlichkeit, Schlichtheit – oft wurde und wird das Handwerk mit solchen universellen Werten in Verbindung gebracht. Welche dieser Zuschreibungen sind heute noch von Bedeutung und welche entstehen gerade neu? Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag hinterfragt gängige Vorstellungen und entblößt sowohl Romantisierungen als auch Ideologien und zeigt auf, welche Gefühle und Affekte, Vorstellungen und Wünsche rund um das handwerklich hergestellte Objekt an das Individuum und die Gesellschaft transportiert werden. In ihr werden zahlreiche zeitgenössische Debatten und die gesellschaftliche Dimension von Gestaltung verdeutlicht und neu angeregt. Die Ausstellung umfasst dabei eine Fülle von Objekten, Filmen, Bildern, Fotografien und Kunstwerken.

Impression der Ausstellung Mythos Handwerk  im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Impression der Ausstellung Mythos Handwerk im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

Mythos Handwerk gliedert sich in sechs Ausstellungs-Cluster: Einzelstück/Serie, Hand/Kopf, Lokal/Global, Luxus/Notwendigkeit, Meisterschaft/Do-it-yourself und Tradition/Fortschritt. Hier können sich Besucher:innen unter anderem mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen: Ist Handwerk immer einzigartig? Ist das Handwerk oder Design? Wie viel Kopfarbeit steckt im Handwerk? Schafft Handwerk Identität? Schafft Handwerk Heimat? Was macht Handwerk zu Luxus? Was unterscheidet Profis von Laien? Wie viel Neues steckt im Alten? Viele Fragen zum Handwerk durchziehen die Ausstellung, tauchen in den Interviews auf, die die Kuratorinnen mit Handwerker:innen unterschiedlicher Branchen und Regionen führten und werden vertieft im Katalog zur Ausstellung. Sie sind ein Leitmotiv des gesamten Projekts und entstehen aus der Intention heraus, vielfältige Antworten auf die Frage nach der Zukunft des Handwerks zu finden.

Ein weiteres Element ist der HandWERKRaum inmitten der Ausstellung, in dem Besucher:innen die Möglichkeit haben, selbst aktiv zu werden. Sechs Stationen laden ein, durch Zeichnen, Konstruieren, Flechten, Bauen, Messen und Stöbern Kernkompetenzen des Handwerks zu entdecken und auszuprobieren. Es können eigene Ideen entwickelt und mit anderen an einer Pinnwand geteilt werden.

Die Ausstellung reagiert damit entsprechend auf das gestiegene gesellschaftliche Interesse am Handwerk. Zum einen lässt sich ein neokonservatives Qualitätsbewusstsein auf der Seite der Konsument:innen festmachen, das mit dem Kauf von gehobenen handwerklichen Gütern einhergeht.
Zum anderen gibt es die DIY-Bewegungen, die in unterschiedlichen Konjunkturen schon seit den 1970er Jahren das handwerkliche Selbermachen mit einem politischen Verständnis von Selbstermächtigung und Konsumkritik verknüpft. Doch für 13 Prozent der Bundesbürger:innen ist das Handwerk Berufs- und Einkommensgrundlage. Etwa ein Drittel aller Auszubildenden ist in Deutschland im Handwerk tätig. Nicht statistisch erfasst ist die große Zahl an Hobby-Handwerker:innen, an die sich die Werbekampagnen verschiedener Baumarktketten richtet.

Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow
Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow

Ganz grundsätzlich zeigt das Interesse an handwerklichen Verfahren und Fertigungstechniken, an Material und Materialität, die Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks als wesentlicher Bestandteil materieller Kultur, kultureller Identität und Gemeinschaft. Die Wertschätzung des Handwerks ist dabei eine Seite der Medaille, auf der anderen finden sich die problematischen Aspekte: politische Instrumentalisierungen von Tradition, Heimat und Volkszugehörigkeit, aber auch die teils prekären Lebensverhältnisse von Handwerker:innen, die niedrigen Ausbildungslöhne mancher Sparten, der mangelnde Nachwuchs, die erhöhte Gefahr für Arbeitsunfälle und körperliche Versehrtheit.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst ein umfangreicher Katalog. Mit dem gesammelten Wissen dreier Museen und differenzierten Beiträgen spüren Autor:innen unterschiedlicher Professionen dem handwerklichen Mythos in all seinen Facetten nach. Sie beleuchten fachkundig und abwechslungsreich Aspekte des Handwerks. Der Katalog kostet 24 Euro und ist an der Museumskasse erhältlich.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden und dem vorarlberg museum in Bregenz und wird an den beiden Standorten in den Jahren 2023/24 zu sehen sein. Neben den Gemeinsamkeiten der Institutionen und ihrer Verankerung in der europäischen Kulturgeschichte ergeben sich aus deren Standorten in unterschiedlich geprägten urbanen und ländlichen Räumen auch unterschiedliche Narrationen rund um die handwerkliche Praxis. Diese werden sichtbar gemacht und um globale Perspektiven auf das Handwerk exemplarisch erweitert.

Kuratorinnen: Grit Weber (Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main), Kerstin Stöver und Ute Thomas (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) sowie Theresia Anwander (vorarlberg museum, Bregenz)

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de

Die neuen Ausstellungen 2022 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt

Museum Angewandt Kunst Frankfurt.© Foto Diether v. Goddenthow
Museum Angewandt Kunst Frankfurt.© Foto Diether v. Goddenthow

Nach den coronabedingten Schließungen der Jahre 2020 und 2021 mit einem Rückgang der Besucherzahlen von jeweils 70 Prozent  schaut das Museum Angewandte Kunst wieder optimistisch auf das vorliegende Ausstellungsjahr und startet mit einer „Fülle“  neuer, spannender und inspirierender Ausstellungen: Darunter mit der Sonderausstellung „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“ vom 29. April – 11. September 2022. Diese Schau legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden.

Ein wenig später, 7. Mai – 27. August 2022, widmet sich das Museum Angewandte Kunst und seine Abteilung Buchkunst und Grafik dem „Erfolgsprogramm Künstlerbücher. Der Verlag der Buchhandlung Walther König“.
Vom 14. Mai – 18. September 2022 startet die Ausstellung „Die Natur der Natur. Fukushima Project“ mit zahlreichen Fotos und Videos des Künstlers Norbert Schoerner und Unblock Gaudi.

Auch noch im ersten Halbjahr, vom 26. Mai – 24. Juli 2022, lenkt die Inszenierung „Unblock Gaudi. Digitale Kunst via Blockchain“ den Fokus auf die sehr junge Kunstgattung Digitale Blockchain-Kunst.

Fünf weitere Eröffnungen feiert das Museum Angewandte Kunst im zweiten Halbjahr, nämlich: mit „E. R. Nele. Zeitzeugenschaft“ vom 24. September 2022 – 8. Januar 2023; „亞歐堂 meet asian art: Pekingglas“, vom 29. September 2022 – 4. Juni 2023; „Contact Zones – Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi“ vom 8. Oktober 2022 – 15. Januar 2023, sowie als Abschluss des Jahres mit der Präsentation der einzigartigen „Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds“ vom 5. November 2022 – 26. Februar 2023.
Spannende laufende Ausstellungen zurzeit:

Kunsthandwerk ist Kaktus. Die Sammlung von 1945 bis heute
Bis 27. März 2022

IDEOLOGIEN
RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain
Bis 24. April 2022

亞歐堂 meet asian art: Fragmente. Über das Unvollständige in der ostasiatischen Kunst
Bis 18. September 2022

Sehr inspirierend und lehrreich zugleich sind die Dauerausstellungen im MAK

Dieter Rams. Ein Stilraum
Richard Meier. Ein Stilraum
Stilräume. Aus den Sammlungen
Elementarteile. Aus den Sammlungen
Neues Museum für Bienen

Für Besucher gilt zurzeit die 2G+-Regel (zweimal geimpft + gültiger 24stunden-Test oder dreifach geimpft – geboostert).

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do–Fr 12–18 Uhr
Mi 12–20 Uhr
Sa–So 10–18 Uhr

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de

069 212 44539 (Kasse/Foyer)
069 212 34037 (Informationen zum Museum)
069 212 38522 (Informationen zu Führungen)
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de

Kunsthandwerk ist Kaktus – Museum Angewandte Kunst Frankfurt zeigt ab 6. November die kunsthandwerkliches Sammlung von 1945 bis heute

kunst-ist-kaktus„Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden, und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen.“ (Friedrich Nietzsche)

Der Begriff Kunsthandwerk wirft genauso viele Fragen auf, wie es vorgefasste Meinungen dazu gibt. Mit ihm verbinden sich Individualität, Einmaligkeit, multiperspektivische Natur, dekoratives Potential, künstlerische Qualität und ein hoher Erlebniswert. Sein wahres Potential ist dabei einer immer noch viel zu kleinen Öffentlichkeit bekannt.

Aus diesem Grund stellt sich das Museum Angewandte Kunst erstmals die Aufgabe, die eigene Sammlung des Kunsthandwerks aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu reflektieren und an den Schnittstellen zu Design und bildender Kunst zu untersuchen. Mit über 700 Werken aus dem internationalen Bestand des Museum Angewandte Kunst wird diese Ausstellung eine Expedition durch ein Terrain, das es unter aktuellen Perspektiven neu zu entdecken gilt. Die Frage, was Kunsthandwerk heute sein kann, wird somit neu gestellt und bewertet. Mit dem Wort „Kaktus“ gibt die Ausstellung im Titel eine provokative Antwort. Sie thematisiert das diffuse Image dieser Kunstdisziplin und spielt in ironischer Zuspitzung mit den Eigenschaften des genialen Überlebenskünstlers „Kaktus“ in Analogie zum Zukunftspotenzial von „Hand made & Artwork“.

Im Gegensatz zu dem sich einfach vermittelnden anglistischen Begriff „Design“, der im Deutschen Sprachgebrauch Produktdesign und die anspruchsvolle Gestaltung von industriell hergestellten Produkten umfasst, wirkt das zusammengesetzte Wort „Kunsthandwerk“ im Deutschen kompliziert. Es wird heute mangels Positionierung in der Kunstgeschichte zwischen Kunstgewerbe, Design und Kunst hin und her geschoben und wirkt auf den ersten Blick wie eine leere Schublade.

kunsthandwerk-ist-kaktusDer „Kaktus“ im Titel der Ausstellung dient dabei als Metapher für diese vermeintliche Leerstelle, denn auch er ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar, wenn man an seine mit Dornen bewährte Oberfläche denkt. Nach dem deutschen Philosophen Hans Blumenberg geben Metaphern Aufschluss über fundamentale, tragende Gewissheiten, Vermutungen, Wertungen, aus denen sich die Haltungen, Erwartungen, Tätigkeiten und Untätigkeiten, Sehnsüchte und Enttäuschungen, Interessen und Gleichgültigkeiten ableiten lassen. Es seien eben nicht nur die klaren Definitionen, die menschliches Denken und Verhalten bestimmen, sondern vor allem die Metaphern. So undefinierbar der Kaktus sein mag, der mittlerweile wieder zur Modeerscheinung geworden ist, so weitläufig scheint die Definition von Kunsthandwerk zu sein. Es ist keine schlichte Addition von Kunst und Handwerk, denn hier treffen Begriffe aufeinander, die in einem Widerspruch zueinanderstehen. Sie sind damit das eigentlich Herausfordernde am Kunsthandwerk und haben das Potential einer Sprengkraft: Das Definierte trifft auf das Undefinierte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Design von Sandra Doeller, mit den fotografischen Perspektiven von Franziska Krieck und mit Texten verschiedener Autor:innen unterschiedlicher Professionen Kunsthandwerk beleuchtet und Lust auf die Entdeckung der Materie machen soll. So erfüllt der Katalog nicht allein den Wunsch nach einem Bestandskatalog, sondern wird ein grafisch interpretiertes Druckobjekt und Lesebuch.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Hessische Kulturstiftung, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und den Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V.

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de
www.museumangewandtekunst.de

Musik- und Kulturfestival El Barrio im Metzlerpark des Museum Angewandte Kunst Freitag, 27. bis Sonntag, 29. August 2021

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Zusammen mit dem Museum Angewandte Kunst laden das Restaurant Emma Metzler, die Bar AMP und der Jazz Montez e.V. auch diesen Sommer wieder zum Musik- und Kulturfestival El Barrio ein. Mit dem Besten aus Kulinarik, Live-Musik und DJ-Sets entsteht im kleinen Metzlerpark am Museum drei Tage lang ein vielfältiges Freiluft-Erlebnis.

Auf zwei Bühnen sorgen Livebands und DJs für Musikgenuss vom Feinsten: Auf der großen Bühne geben sich internationale Vertreter:innen zeitgenössischer Popularmusik die Ehre, die beeinflusst sind von elektronischer Musik, Hip Hop, Weltmusik und Soul. Neun von zwölf Bands und Künstler:innen reisen aus Deutschland an, drei davon aus dem Rhein-Main-Gebiet. Dazu kommen Insanlar aus Istanbul, Liraz aus Tel Aviv und MC Yallah aus Uganda.

Das Programm im Überblick

Freitag, 27. August 2021
18:00 Uhr Katerinha
19:30 Uhr Embryo
21:00 Uhr Insanlar

Samstag, 28. August 2021
14:00 Uhr Quartertone
16:00 Uhr Kabuki Ensemble feat. Max Gärtner & Oli Rubow
18:00 Uhr Rizan Said
20:00 Uhr Liraz

Sonntag, 29. August 2021
14:00 Uhr Derya Yildirim
16:00 Uhr Bokoya
17:00 Uhr FloFilz
18:00 Uhr Kelvyn Colt
20:00 Uhr MC Yallah & DEBMASTER

Auf der zweiten Bühne begleiten ausgewählte DJs das Bandprogramm.

Freitag, 27. August 2021
22:00 Uhr Baby Tooth
24:00 Uhr Kool DJ Kurt

Samstag, 28. August 2021
15:00 Uhr Mario y Gonzales
17:00 Uhr Oliver Hafenbauer
19:00 Uhr Lydia Schmidt
22:00 Uhr Cloudy
24:00 Uhr Aziesch

Sonntag, 29. August 2021
12:00 Uhr Michael Rütten
15:00 Uhr Sedaction
19:00 Uhr Sedaction
22:00 Uhr Nikki on Fleek

Im Museumshof bieten verschiedene Stände den Besucher:innen internationale Speisen und ausgewählte Getränke an, die auf der Wiesenfläche verköstigt werden können.

Die Gästeanzahl des Festivals wird kontrolliert und eingeschränkt. Der Zutritt zum Festival ist nur mit einem offiziellen Nachweis möglich, mit dem Besucher:innen als getestet, geimpft oder genesen zählen. Der Besuch verlangt die Einhaltung des Hygienekonzeptes und erfordert die Erfassung der Kontaktdaten vor Ort. Alle aktuellen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen sind auf der Website des Museum Angewandte Kunst zu finden.

www.museumangewandtekunst.de