Kategorie-Archiv: Mousonturm

Literaturfestival „Leseland Hessen“ startet in diesem Jahr mit über 200 Lesungen

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Beim hessenweiten Literaturfestival „Leseland Hessen“ sind zum 21. Mal in zeitlicher Nähe zur Frankfurter Buchmesse Autorinnen und Autoren mit Lesungen aus ihren Neuerscheinungen zu Gast in ganz Hessen. In diesem Jahr präsentieren 138 Autorinnen und Autoren vom 2. September bis 3. November ihre neuen Bücher. Insgesamt sind 204 Veranstaltungen in 55 hessischen Städten und Gemeinden geplant, davon sind allein 81 Schullesungen.

„Leseland Hessen beweist jedes Jahr aufs Neue, dass nicht nur die Literatur an sich vielfältig ist, sondern auch die Möglichkeiten ihrer Vermittlung“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Ob es die Bestseller-Lesung vor ausverkauftem Gemeindesaal ist, die Krimi-Lesung in der kleinen Buchhandlung oder die Jugendbuchlesung in der Schulklasse – auf unterschiedlichste Weise kommen in ganz Hessen Menschen jeden Alters nicht nur mit Literatur in Berührung, sondern auch miteinander ins Gespräch. Das ist die große Leistung dieses Festivals, das wir auch in diesem Jahr wieder sehr gerne unterstützen.“

Zu Gast sind wieder zahlreiche prominente Namen der Gegenwartsliteratur wie Terézia Mora, Dinçer Güçyeter, Thomas Hettche, Ronja von Rönne oder Andreas Maier. Wer es spannend mag, kommt auch dieses Mal nicht zu kurz mit Krimi-Lesungen unter anderem von Joe Bausch, Andrea Maria Schenkel oder Heinrich Steinfest. Neben den öffentlichen Veranstaltungen gibt es auch 2023 wieder zahlreiche Kinderbuchlesungen an hessischen Schulen.

Leseland Hessen wird seit 2013 vom Hessischen Literaturforum im Mousonturm in Frankfurt durchgeführt, organisiert und koordiniert. 2018 wurde Leseland Hessen in die institutionelle Förderung des Hessischen Literaturforums integriert. Das Land Hessen hat die Förderung 2022 von 75.000 auf 85.000 Euro aufgestockt, um weiteren

Kommunen und Städte eine Teilnahme am Projekt zu ermöglichen. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen fördert das Festival mit 15.000 Euro. Die verbleibenden Kosten tragen die Veranstalter, sowie Sponsoren vor Ort.

Ab Ende August sind die Veranstaltungen und Orte abrufbar unter: www.leseland-hessen.de

Deutschlands bedeutendstes Theaterfestival nach 40 Jahren in der Region Frankfurt Rhein-Main – vom 29.06. bis 16.07.2023

© Theater der Welt (ITI)
© Theater der Welt (ITI)

Das bedeutendste internationale Theaterfestival Deutschlands kehrt nach fast 40 Jahren wieder in die Region Frankfurt Rhein-Main zurück und zeigt vom 29. Juni bis 16. Juli 2023 faszinierende Theater-, Tanz-, Performance- und installative Kunstformate. 

Ende der 1970er Jahre vom Internationalen Theaterinstitut – Zentrum Deutschland (ITI) initiiert, macht das Festival seitdem alle drei Jahre in jedes Mal wechselnden Städten und Regionen Deutschlands wegweisende Leistungen und ästhetische Entwicklungen des Theaters aus aller Welt erlebbar. Es gilt daher als eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse der internationalen Theaterszene.

Programmheft Theater der Welt 2023

Zum Festival:

Am 29. Juni eröffnet im Capitol Theater in Offenbach am Main die 16. Ausgabe des bedeutenden Internationalen Theaterfestivals Theater der Welt. Bis zum 16. Juli werden an 10 Spielorten in Frankfurt und Offenbach 36 internationale Neuproduktionen und Gastspiele aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance zu erleben sein. Innovative Erzählformen laden darüber hinaus mittels VR/AR Technologien alle Altersgruppen dazu ein, fiktive Räume und neue Erfahrungswelten zu erkunden.

Das Festival ist vom Internationalen Theaterinstitut – Zentrum Deutschland initiiert und wird von den Frankfurter Kulturinstitutionen Künstler*innenhaus Mousonturm, Museum Angewandte Kunst und Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach veranstaltet.

Im Mittelpunkt der von der Tokioter Dramaturgin Chiaki Soma kuratierten Festivalausgabe stehen unerwartete ästhetische, immersive, akustische und räumliche Erfahrungen, sowie eine Vervielfältigung thematischer und künstlerischer Perspektiven. Chiaki Soma lädt uns ein ins „Theater der Welten”.

Eine wesentliche Bedeutung kommt weiblichen Perspektiven zu, wie in Satoko Ichiharas satirischem Musikdrama „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“, mit dem das Festival am 29.6. im Capitol Theater in Offenbach eröffnet wird. Genüsslich und humorvoll dekonstruiert Ichihara darin die patriarchalen Erzählungen von Sexualität und Fortpflanzung im Kontext einer scheinbar alltäglichen häuslichen Szenerie.

Während für ihr Musikdrama die gleichnamige griechische Tragödie von Euripides als Grundlage dient, nutzt Ichihara für ihr Puppenspiel „Yoroboshi: Der Schwächling“ Motive aus der japanischen Legende Shuntokumaru und interpretiert sie aus queerer Perspektive so, dass Zuschreibungen von Gut und Böse ins Wanken kommen. „Yoroboshi: Der Schwächling“ wird eigens für Theater der Welt 2023 produziert und feiert am letzten Wochenende des Festivals im Schauspiel Frankfurt, Kammerspiel am 14. 7. seine Uraufführung.

Der preisgekrönte Filmregisseur Apichatpong Weerasethakul hingegen ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern mit seiner visuell intensiven Arbeit „A Conversation with the Sun (VR)“ einen Blick in innere Bildwelten. Ausgestattet mit einer VR-Brille und begleitet vom musikalischen Arrangement des Komponisten Ryuichi Sakamoto bewegen sich die Besucherinnen und Besucher in der Alten Schlosserei in Offenbach wie in einem Schwebezustand zwischen virtueller Realität und einem (kollektiven) Wachtraum.

Nach dem Erleben der Pandemie und angesichts der gewaltigen Krisen der Gegenwart haben wir als Gesellschaft Zeit und Körperlichkeit ganz neu erfahren und kartiert. Mit der existentielle Themen berührenden Produktion „ANGELA (a strange loop)“ am 1. + 2.7. im Schauspiel Frankfurt rücken die Regisseurin Susanne Kennedy und der Multimedia Künstler Markus Selg ganz nah an das Leben ihrer Protagonistin heran und untersuchen, welche Spuren sich im Leben Einzelner sammeln und was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Künstlerische Positionen, die auf ganz unterschiedliche Weise mit Zuständen des Übergangs, der Ungewissheit und der Verletzlichkeit, aber auch der Überwindung des menschlichen Körpers umgehen, werden im Museum Angewandte Kunst zu sehen sein, einem der zentralen Treffpunkte des Festivals. Es verwandelt sich während Theater der Welt in einen Incubation Pod, eine Art große Inkubationskapsel, in der Besucherinnen und Besucher verschiedene künstlerische Ideen, Räume und Welten erkunden können. Hier können sie interaktive Installationen, virtuelle Realitäten, Perfomances, Workshops und Gespräche erleben, die die Aspekte des Begriffs Inkubationismus auf einzigartige Weise aufgreifen und zum Nachdenken und Träumen anregen. An zwei Wochenenden ist das Museum bis spät in die Nacht hinein geöffnet, um einen ausgedehnten, traumwandlerischen Besuch der verschiedenen künstlerischen Welten zu ermöglichen.

Mit der Reihe Young Worlds möchte das Festival ein großes Anliegen einlösen und Räume für die Sichtweisen von Kindern, Jugendlichen und jungen Zuschauerinnen und Zuschauern schaffen. In über zehn poetischen, politischen sowie partizipativen Theaterstücken und Performances stehen die Ideen, Gestaltungen und Vorstellungen der Lebenswelten junger Menschen im Fokus. Herzlichst eingeladen sind auch die Allerjüngsten im Alter von 0-1 Jahren zum Gastspiel „Scoop. Theater für Babys“ der Regisseurin und Autorin Koleka Putuma aus Kapstadt, das Babys und ihre Bezugspersonen auf einer spielerisch-visuellen Theaterreise mit sinnlichen Eindrücken bezaubert. Zu erleben in der Wetter- und Klima-Werkstatt in Offenbach am 7.7.+ 8.7. und im Mousonturm 9.7. + 10.7.

Die Gruppe Mammalian Diving Reflex/Darren O‘Donnell aus Toronto hingegen erobert mit Offenbacher Jugendlichen die nächtliche Stadt, und zwar an Orten, die den Jugendlichen etwas bedeuten. Gestartet wird an der Wetter- und Klima-Werkstatt am 7.7. + 8.7. + 14.7 + 15.7.

Der Vorverkauf für Theater der Welt 2023 startet am 30. 3. um 12:00 Uhr. Tickets für das Gastspielprogramm können unter theaterderwelt.de erworben werden.

Beim Kauf von Tickets für fünf Veranstaltungen erfolgt ein Rabatt von 10%.

Ausführliche Informationen zu Tickets und Ermäßigungen finden Sie auf theaterderwelt.de. Der Ticketverkauf für „Incubation Pod. Dreaming worlds“ beginnt am 8. 5.

Hintergrund:

„Theater der Welt 2023“ in Frankfurt-Offenbach, ein Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI), wird veranstaltet vom Künstler*innenhaus Mousonturm, dem Schauspiel Frankfurt und Museum Angewandte Kunst, in Kooperation mit dem Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach.

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Stadt Frankfurt am Main – Dezernat für Kultur und Wissenschaft und den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Mit freundlicher Unterstützung durch die Aventis Foundation, das Goethe-Institut und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Das Vermittlungsprogramm wird gefördert durch die Crespo Foundation. Hauptsponsorin ist ING.

Internationales TheaterInstitut (ITI)

Als Teil der UNESCO-Organisation International Theatre Institute (ITI) engagiert sich das ITI – Zentrum Deutschland für den internationalen Austausch und die freie Entwicklung der darstellenden Künste. Als Träger des Festivals Theater der Welt ist das ITI mit verschiedenen Formaten vertreten: Im Foyer des Museum Angewandte Kunst ist die Ausstellung „Aufspüren, aufräumen, aufdecken“ zum Archiv des 40-jährigen Festivals Theater der Welt erlebbar. Die 20 Fellows der ITI Academy gestalten vom 08. bis 15. Juli 2023 mit Installationen, Workshops, Gesprächen und künstlerischen Interventionen die Academy Week, die mit der Jahrestagung des ITI am 15. Juli 2023 abschließt. Zwischen den Vorstellungen von Ultimate Safari (Flinn Works & Asedeva) findet am 08. Juli die Verleihung des ITI Preises 2023, der jährlich die Arbeit transnational wirkender Künstler*innen würdigt, an Flinn Works statt. Im Rahmen von theateruebersetzen.de bietet das ITI eine Einführung zu Herausforderungen von Transfer und Übertitelung für Festivals am Beispiel der Produktion Yoroboshi von Satoko Ichihara und mit touring artists werden künstlerisch-diskursive und administrative Herausforderungen beleuchtet, mit denen Theaterschaffende konfrontiert sind, die neu nach Deutschland kommen.

 

Das Literaturforum im Mousonturm Frankfurt im September 2022

mousonturmWenn die Leute im September aus der Sommerpause zurück sind, wartet das Literaturforum im Mousonturm e.V.
in der Frankfurter Waldschmidtstraße 4 gleich mit zwei Buchpremieren der Autorinnen Julia Wolf und Britta Boerdner auf. Zudem geht die neue Reihe „Werkseinstellungen“ an den Start, in der nicht ein einzelnes Buch, sondern das Gesamtwerk im Vordergrund steht.

Das Leseprogramm im September 2022 im Überblick

Sonntag, 4. September, 19.30 Uhr:
Robert Stripling: Unter Stunden – Album I
Über zehn Jahre hat Robert Stripling an Unter Stunden und dem Nachfolgeband Über Flüche gearbeitet – und die Sorgfalt dieser jahrelangen Arbeit spürt man in jeder Zeile. Es ist ein Buch über die Zeit (das sagt bereits der Titel), ein Buch über Erinnerungen (zum Beispiel an einen trunksüchtigen Vater), ein Buch über das Schreiben und das Schriftsteller-Sein, ein Buch über ein Ich, das wandert und beobachtet und staunt…

Diese Reihung ließe sich noch beliebig fortsetzen und würde doch nur ein unzulängliches Bild von Striplings Prosa vermitteln. Denn was Unter Stunden vor allem auszeichnet, ist nicht, was es erzählt, sondern wie es erzählt: mit feinem Gespür für die Musikalität und die Architektur eines Texts und mit Mut zur sprachlichen Extravaganz. Entstanden ist so eine Prosa, die sich allem konventionellen Erzählen so radikal verweigert, wie man es sonst vielleicht nur von Friederike Mayröcker kennt.
Moderation: Paul Jandl
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

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Donnerstag, 8. September, 19.30 Uhr:
Norbert Gstrein: Vier Tage, drei Nächte
Ines und Elias sind Halbgeschwister. Seit ihrer Kindheit sind die beiden sich auf eine Art nah, die so innig wie radikal manipulativ ist, spätestens dann, wenn Ines einen neuen Liebhaber hat, der sich mit Elias’ Eifersucht konfrontiert sieht. Und Ines? Sie ist keineswegs Opfer, sondern spielt dieses Spiel mit, denn niemandes Liebe ist reiner als jene von Elias. Als dieser zum Weihnachtslockdown 2020 schließlich seinen eigenen Partner Carl einlädt, entwickelt sich zwischen den dreien ein toxisches Kammerspiel, das tief hineinführt in ein Netzwerk aus Misogynie und Rassismus.

Mit seinem neuen Roman Vier Tage, drei Nächte spinnt Norbert Gstrein jene Motivketten und Fragen weiter, die wir bereits aus seinen letzten Büchern kennen: Wer sind wir? Wie sind wir geworden, was wir sind – und welche Schuld haben wir auf diesem Weg auf uns genommen?
Moderation: Christoph Schröder
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

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Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr:
Britta Boerdner: Es geht um eine Frau (Buchpremiere)
„An jenem Freitagmorgen des vergangenen Jahres ging ich als Kriegerin aus dem Haus.“ Ein gutes halbes Jahr später befindet sich die, die da spricht, im freien Fall. Jahrelang hat Elena für ihre Karriere auf ein Privatleben verzichtet. Als sie eine Affäre mit dem fünfzehn Jahre jüngeren Consultant M. beginnt, wird sie diese Beziehung wie ein Projekt behandeln: effizient, kühl, analytisch. Die Anforderungen ihres Berufes bestimmen längst außerhalb des Dienstes ihr Leben – mit katastrophalen Folgen.

Britta Boerdner wirft in ihrem dritten Roman Es geht um eine Frau den Blick in die moderne Arbeitswelt. Zwischen den Zumutungen von corporate language und Selbstoptimierung zeichnet sie das Porträt einer Frau, die von dieser Welt durchdrungen ist, obwohl sie genau dies immer zu verhindern versucht hat. Angesichts der Tragödie, in der ihr Verhältnis zu M. mündet und die das Ende ihrer Karriere markieren wird, blickt sie nun schonungslos auf die Vergangenheit – und sich selbst.
Moderation: Björn Jager
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

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Montag, 19. September, 19.30 Uhr:
Werkseinstellungen – Ulrike Almut Sandig
Wenn man Ulrike Almut Sandig als eine der wichtigsten lyrischen Stimmen der Gegenwart bezeichnet, ist das zwar absolut korrekt, wird aber der Vielseitigkeit ihres Werks in keiner Weise gerecht. Fünf Bände mit Gedichten, zwei mit Erzählungen und einen Roman hat Sandig seit 2005 veröffentlicht und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn zu den in Buchform erschienenen Texten gesellen sich noch zahlreiche Hörspiele, Musikalben, Poetryfilme, Klangkunstwerke und Live-Performances, die zusammen einen multimedialen Sprachkosmos bilden. Von poetologischem Größenwahn ist dieser Kosmos jedoch weit entfernt, vielmehr herrschen in ihm Leichtigkeit und Spontanität und immer wieder Mut, sich einzumischen, engagiert zu sein, die Gegenwart in die Texte hinein und dabei die Sprache nicht aus dem Blick zu lassen.

Zeit, den Sandig’schen Kosmos einmal auf ganz grundsätzliche Weise zu erkunden – und wo ginge das besser als beim Auftakt unserer Werkseinstellungen-Reihe? Zu hören wird es natürlich auch etwas geben, denn wie Claus-Jürgen Göpfert einmal ganz richtig in der Frankfurter Rundschau bemerkte: „Aber ach, es ist ein armer Tropf, wer nur auf die Beschreibung eines Sandig-Auftritts angewiesen ist und ihn nicht selbst erlebt.“
Moderation: Christian Dinger
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

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Donnerstag, 22. September, 19.30 Uhr:
Julia Wolf: Alte Mädchen (Buchpremiere)
Anni, Else und Hannelore sollen für eine Imagekampagne ihrer Seniorenresidenz Modell stehen. Während Germany’s Next Topmodel läuft, verhandeln die drei Mittneunzigerinnen, was sie über ihr Leben erzählen wollen – und was nicht.
Auf einer Fahrt nach Polen schickt Gudrun eine Sprachnachricht. Ihre Nichte soll vom Tod der Großmutter erfahren, doch Gudrun schweift ab, erzählt von der Flucht am Kriegsende und ihrer Kindheit in den 50ern. Dann wird ihr klar: Sie muss etwas gestehen.
Jenny, Thao und Undine verbringen ein Wochenende, bevor Jenny ihr erstes Kind bekommt. Neben Erinnerungen an die Jugend in den 80ern und 90ern spielen nun auch soziale Unterschiede in ihren Gesprächen eine Rolle – als plötzlich die Wehen einsetzen.
Julia Wolf porträtiert in Alte Mädchen drei Frauengenerationen, spürt Wunden, Werten und Erfahrungen nach und erzählt bundesrepublikanische Geschichte neu: radikal subjektiv und weiblich erkundet sie, woher wir kommen, wohin wir gehen, was wir mitnehmen und was wir loslassen sollten.
Moderation: Björn Jager
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

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Donnerstag, 29. September, 19.30 Uhr:
Helene Bukowski: Die Kriegerin
Zehn Jahre sind vergangen, seit Lisbeth und die Kriegerin gemeinsam ihre Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert haben. Während die Kriegerin beim Militär bleibt und einen Auslandseinsatz nach dem anderen antritt, geht Lisbeth zurück nach Berlin, um wieder als Floristin zu arbeiten. Doch dort hält sie es nicht lange aus – fluchtartig kehrt sie immer wieder zum Meer zurück, dem einzigen Ort, an dem sie sich sicher fühlt. Hier trifft sie auch die Kriegerin wieder. Gemeinsam verbringen sie jeden Winter zwei Wochen in einem Bungalow in den Dünen, während Lisbeth für den Rest des Jahres auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet und die Kriegerin im Einsatz ist. In dieser Zeit sind sie einander so nah wie sonst niemandem und dennoch immer bemüht, die eigenen Wunden voreinander zu verbergen.

Nach ihrem gefeierten Debüt Milchzähne beweist Helene Bukowski erneut ihre Fähigkeit, mit kurzen, poetischen Sätzen eine unverwechselbare Stimmung heraufzubeschwören. In Die Kriegerin erzählt sie von einer besonderen Frauenfreundschaft, erlebten und vererbten Traumata und dem unerfüllbaren Wunsch, unverwundbar zu sein.
Moderation: Christian Dinger
Eintritt: 8,-/5,- Soliticket: 12,-

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main
www.hlfm.de

Frankfurter Oper, Schauspiel, Alte Oper und Mousonturm öffnen ab Frühjahr 2021 wieder

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

(ffm) Kulturdezernentin Ina Hartwig hat gemeinsam mit den Intendanten von Oper, Schauspiel, Alte Oper und Mousonturm über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie gesprochen. Derzeit ruht auf Grundlage einer Verfügung des Landes Hessen der Spiel- und Veranstaltungsbetrieb bis 31. Januar, wie es danach weitergeht ist derzeit noch nicht bekannt. „Der Jahresbeginn bringt leider nicht die erhoffte Entspannung. Unsere Kulturinstitutionen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen jedoch Planungssicherheit; sie können den Spielbetrieb nicht von Monat zu Monat anpassen. Gemeinsam mit den Intendanten habe ich daher Lösungen für eine perspektivische Öffnung entwickelt, die das Pandemiegeschehen und die individuellen organisatorischen Bedingungen der Häuser berücksichtigen“, erklärt Kulturdezernentin Ina Hartwig.

So nehmen die Alte Oper und der Mousonturm Anfang März ihren Spielbetrieb wieder auf, Oper und Schauspiel starten im April. Voraussetzung ist natürlich, dass das Infektionsgeschehen und die jeweils aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen dies zulassen. Der Werkstatt- und Probebetrieb läuft reduziert unter Berücksichtigung der geltenden Hygienemaßahmen im Schauspiel, der Oper und dem Mousonturm weiter.

„Das Frühjahr macht Hoffnung, dass sich die Lage etwas entspannt und die Häuser ihre Türen wieder für das Publikum öffnen dürfen. Den Menschen fehlt die Kultur, und den Künstlerinnen und Künstlern das Publikum. Wir haben eine lange Durststrecke hinter uns, die Kultur hat große Opfer gebracht und ich bin den Intendanten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Solidarität, ihre Weitsicht und den verantwortungsvollen Umgang mit der Situation sehr dankbar. Sie haben die Schließzeit mit kreativen digitalen Angeboten überbrückt, die zwar gut angenommen werden, jedoch nicht das echte Erleben von Musik, Tanz und Theater auf der Bühne ersetzen können. Ich halte es daher für ungemein wichtig, dass, wenn die Maßnahmen gelockert werden, die Kulturinstitutionen zu den ersten gehören, die wieder öffnen dürfen. Wir müssen die schöpferische Kraft wieder auf die Bühnen zurückholen und die Häuser mit Leben füllen“, erklärt die Dezernentin. Die digitalen Angebote sind auf den jeweiligen Websites der Häuser zu finden.

ITI-Festival THEATER DER WELT 2023 nach Offenbach und Frankfurt vergeben

Auf einer heutigen Pressekonferenz im Museum Angewandte Kunst (MAK) Frankfurt mit ITI-Präsident Joachim Lux, der Hessischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, der Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, Dr. Ina Hartwig, Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, Offenbach am Main sowie Matthias Pees, MAK-Direktor Professor Matthias Wagner K und Frankfurter Schauspiel-Direktor Anselm Weber wurde bekannt gegeben, dass das ITI-Festival THEATER DER WELT 2023 nach Offenbach und Frankfurt vergeben wird.

„THEATER DER WELT“ zählt international zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössisches Theater. Es präsentiert alle zwei bis drei Jahre jeweils in einer anderen Stadt in Deutschland wegweisende Entwicklungen in Tanz, Theater und Performance aus allen Konti nenten in einem ca. zweiwöchigen Programm. THEATER DER WELT wurde 1981 vom deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts, im Anschluss an das ITI-Festival „Theater der Nationen“ (1979 in Hamburg) gegründet.

Das ITI vergibt die Ausrichtung und Intendanz des Festivals jeweils an ein oder mehrere Theater in der ausgewählten Stadt oder Region, und hat in einer Festivalsatzung die Grundsätze für Aufgabe und Arbeitsweise des Festivals festgelegt. Die Grundfinanzierung des Festivals soll demnach vom Bund, von der ausrichtenden Stadt und vom Bundesland, in dem diese Stadt oder Region liegt, jeweils zu etwa einem Drittel getragen werden. Die zweite Ausgabe von THEATER DER WELT fand 1985 in Frankfurt am Main statt, weitere ausrichtende Städte waren bislang Köln (1981), Stuttgart (1987 & 2005), Hamburg (1989 & 2017), Essen (1991), München (1993), Dresden (1996), Berlin (1999), Halle/Saale (2008), Mannheim (2014). 2002 fand das Festival gleichzeitig in Köln, Bonn, Düsseldorf und Duisburg statt, 2010 in Essen und Mülheim an der Ruhr. Die für 2020 in Düsseldorf vorgesehene Ausgabe wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben. Die Ausrichtung der für 2023 vorgesehenen Festivalausgabe wurde erstmals öffentlich ausgeschrieben. Das ITI wählte aus vier Bewerbern schließlich Frankfurt-Offenbach am Main als nächste Station von THEATER DER WELT aus.

Theater der Welt 2023 in Offenbach-Frankfurt
Für die Festivalausgabe im Jahr 2023 hatten sich das Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst und das Schauspiel Frankfurt als gleichberechtigte Partner beworben; ihre jeweiligen Leiter Matthias Pees, Matthias Wagner K und Anselm Weber übernehmen auch gemeinsam die Festivalintendanz. THEATER DER WELT 2023 wird voraussichtlich vom 29. Juni bis 16. Juli 2023 im Stadtraum Frankfurt-Offenbach stattfinden.
Dabei sollen nicht nur die Städtischen Bühnen mitsamt dem Bockenheimer Depot, der Mousonturm, das Frankfurt LAB und andere Theater der freien Szene in Frankfurt bespielt werden, sondern etwa auch das Capitol-Theater und die Alte Schlosserei der Energieversorgung Offenbach AG und die urbanen Räume in beiden Städten. Die Ausrichter wollen im Zuge des Festivals auch neue Orte performativ erschließen. Das Museum Angewandte Kunst am Frankfurter Museumsufer im Metzlerpark wird für die gesamte Festivaldauer auf allen Etagen zum Performing Arts Center.

Der urbane Raum, den Frankfurt und Offenbach bilden, dient THEATER DER WELT als Brennglas, das im Lokalen globale Entwicklungen aufgreift und spiegelt und so zum idealen Resonanzkörper für die Artikulationen internationaler Künstler*innen im Rahmen des Festivals wird. Offenbach und Frankfurt werden dabei nicht als zwei nebeneinander liegende Festivalstädte mit aufgeteiltem Programm funktionieren. Die Städte bilden eine n Raum, der soziologisch, ökonomisch, kulturell und alltäglich zusammengehört und deshalb auch künstlerisch zusammen gedacht, analysiert und reflektiert, bespielt und aktiviert werden muss. Ein urbaner Raum, der über einen der bundesweit höchsten Migration santeile in der Bevölkerung verfügt und viel über die ökonomischen Verhält-nisse in Deutschland und der Welt erzählt, insbesondere über die zunehmende Segregation, die sich als eine Auswirkung der Corona-Krise derzeit noch zu verschärfen droht.

„Gerade aufgrund des Struktur- und Finanzgefälles, aufgrund der Ambivalenz zwischen Gemeinsamkeiten und trennenden Faktoren bilden Offenbach und Frankfurt genau die Internationalität ab, die wir ins Zentrum von THEATER DER WELT 2023 stellen wollen“, so die Festivalausrichter. „Wir wollen die Verfasstheit und Zukunft dieser Internationalität untersuchen und ihren Geist verteidigen. Weil hier wie vielleicht nirgendwo sonst in Deutschland ethnische Bezüge und ökonomische Situiertheit auf komplexe, heterogene und eben nicht zu vereinfachende Weise ineinandergreifen und der Begriff der Internationalität immer wieder neu ausgehandelt wird bzw. verhandelt werden muss von und in den diversen, heterogenen Communities, die hier miteinander leben. Und für die sich immer wieder d ie Frage stellt, wie sie hier leben wollen und können.“

Die Zukunft von Internationalität und Diversität zu befragen, zu verteidigen und zu gestalten, soll zentrales Leitmotiv von THEATER DER WELT 2023 in Frankfurt-Offenbach sein. Das Festival soll zugleich wichtige Impulse gegen Vereinfachungen setzen. Diese Aspekte sollen sich auch in der Auswahl der noch zu besetzenden Programmdirektion widerspiegeln, die diekünstlerische Leitung des Festivals übernimmt. Sie soll noch im Herbst über eine weltweite Ausschreibung gefunden werden.

Die Ausrichter werden dabei nach Kurator*innen suchen, die aufgrund ihrer Lebens – und Arbeitspraxis neue Perspektiven auf den Begriff der Internationalität werfen und bereit sind, ihn im Austausch mit Offenbach-Frankfurt zu füllen. Sie wollen dabei zu Bewerbungen von Zweierteams, auch aus anderen Kontinenten als dem europäischen, explizit ermutigen.

Die Programmdirektion wird mit einem eigenen Festivalteam inhaltlich wie budgetär autonom arbeiten können. Sie wird dabei in einem kontinuierlichen Dialog von der Festivalintendanz und den Teams der ausrichtenden Häuser begleitet. Diese bringen ihr Wissen über die Region und ihre entsprechenden Kontakte in die Festivalvorbereitung ein, ebenso wie sie sich um neue Partnerschaften und Impulse bemühen. Für THEATER DER WELT wollen die drei das Festival ausrichtenden Kulturinstitutionen der Stadt Frankfurt dauerhaft mit Partner*innen und Initiativen aus der blühenden Kunst- und Kreativszene Offenbachs zusammenarbeiten, mit denen sie teilweise bereits über viele Jahre gelebte Projekterfahrungen verbindet. Weil es wenig Institutionelle Kultureinrichtungen in Offenbach gibt und die Kulturszene nicht über ausreichend schlagkräftige finanzielle Mittel verfügt, wird sich die Zusammenarbeit zeitgemäß dezentral und horizontal gestalten.

Das Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst und das Schauspiel Frankfurt verbinden langjährige positive Kooperationserfahrungen, die sie miteinander durch das gemeinsame (Ko-)Produzieren internationaler Theater- und Kunstprojekte in Frankfurt gesammelt haben und mit THEATER DER WELT auf eine neue Stufe stellen wollen. Aus den Kooperationen eines Stadttheaters, eines internationalen Produktions -hauses und eines innovativen Museums haben sich Blickerweiterungen und Perspektiv-wechsel ergeben, die für THEATER DER WELT nutzbar gemacht und zugleich mit einem solchen internationalen, multiperspektivischen Großereignis auch auf die Probe gestellt und gespiegelt werden sollen.

Zugleich teilen die drei Ausrichter die Überzeugung, dass ein zeitgemäßes Welt-TheaterFestival durch eine langfristige lokale Verankerung auf der Basis bereits bestehender Kontakte und Erfahrungen eine besondere Qualität gewinnen kann. Auf diese Weise sollen herausragende internationale Theaterarbeiten sowohl mit diversen Stadtgesellschaften vor Ort als auch mit den „glokalen“ Communities, die lokal und international vernetzt sind, und ihren Künstlerschaften in einen Dialog gebracht werden.

Die drei Häuser wollen deshalb, möglichst gemeinsam mit ihren Partnern in FrankfurtOffenbach, das Festival nachhaltig in ihren Programmen, Spielplänen und Aktivitäten vorbereiten und einbetten, damit die Möglichkeit zur Teilhabe der diversen Stadtgesellschaften, unabhängig vom Alter der Menschen, ihrer ethnischen Herkunft und ihrer Einkommensverhältnisse, nicht nur schiere Hoffnung und Behauptung bleibt, sondern sich tatsächlich erfüllen kann.

Kritische, inklusions- und diversitätsfördernde Vermittlungs- und Outreachpogramme von Künstlerhaus Mousonturm, Museum Angewandte Kunst und Schauspiel Frankfurt befördern schon jetzt eine Vergrößerung und Durchdringung unterschiedlicher Publikums -gruppen (z.B. „All our Futures“ am Schauspiel Frankfurt, die intergene-rationelle Vermittlungsinitiative „ALL IN“ am Mousonturms, das „Create“-Programm am Museum Angewandte Kunst). Sie sollen für THEATER DER WELT 2023 genutzt und ausgebaut werden, um über eine kurzfristige Adressierung von unterschiedlichen Zielgruppen hinauszugehen und die Impulse und Fragen des Festivals längerfristig zu verwurzeln. So sollen diverse Communitys, ein hochkarätiges Stadttheaterensemble, die freie Theaterszene und auch die vielen interdisziplinär arbeitenden unabhängigen Künstler*innen und Gruppen in Frankfurt und Offenbach möglichst langfristig in ein Projekt namens THEATER DER WELT einbezogen werden.

Gemeinsam mit dem in Frankfurt-Offenbach ansässigem Kinder- und Jugend-theaterzentrum der Bundesrepublik Deutschland soll dabei auch das neue ITI-Konzept „Junges Theater der Welt“ weiterentwickelt und ausgebaut werden, und mit langfristig in die Festivalplanung einbezogenen Expert*innen Konzepte für mehr Accessibilty und die Verringerung von Barrieren sowie für klimaeffizientes und ökologisch nachhaltiges Handeln („Theater der Umwelt“) erarbeitet werden.

Weitere Informationen:
„THEATER DER WELT“
Künstlerhaus Mousonturm
Museum Angewandte Kunst
Schauspiel Frankfurt

Heinz Helle, Christoph Schröder und Karen Duve lesen im Literaturforum Mousonturm

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Dienstag, 25. September 2018, 20 Uhr:
Heinz Helle: Die Überwindung der Schwerkraft

Plötzlich ein Kuss – und Pause. In einer Münchener Kneipe stoppt ein Glatzkopf den alkoholgetränkten Redeschwall des großen Bruders. Aber der ergreift gleich wieder das Wort, gibt kurz darauf eine „abstoßende Erzählung“ zum Besten und schickt Monate später einen verworrenen Text hinterher. Es ist die letzte Nacht, die zwei Brüder miteinander erleben, eine letzte Nachricht, die der Jüngere bekommt, bevor der Ältere stirbt. Der kleine Bruder versucht, sich zu erinnern, sich nicht länger dem zu entziehen, was er zu dessen Lebzeiten kaum mehr hören wollte. Er leiht dem Toten seine Stimme, damit dieser erzählen kann: von zu viel Alkohol und Zigaretten, von der Schuld, die er spürt, vor allem aber vom Hadern mit der Welt, in der es Treblinka gab und die einen Marc Dutroux hervorgebracht hat. Nicht mal die Hoffnung, Vater zu werden, hält den Raubbau am eigenen Körper auf, zu tief verstrickt ist der große Bruder in seine Gedankenwelt, in der er ohne Unterlass um Zivilisationsbrüche kreist.

Die Kälte, die den Ton von Heinz Helles ersten beiden Romanen geprägt hat, muss diesmal draußen bleiben – als Eis auf Gehwegen und Schnee vor Kneipenfenstern. Die Überwindung der Schwerkraft dient dem „zutiefst menschlichen Ziel, das jeder Austausch von Zeichen hat, der Erzeugung von Nähe“.

Moderation: Christoph Schröder

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Heinz Helle wurde 1978 in München geboren. Er studierte Philosophie, arbeitete als Werbetexte und absolvierte das Schweizer Literaturinstitut in Biel. Mittlerweile lebt er mit Frau und Kind in Zürich. Für seine Romane Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin (2014) und Eigentlich müssten wir tanzen (2015) hat er mehrere Preise erhalten. 2016 wurde er mit einer philosophischen Arbeit über Bewusstsein promoviert.

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia.

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Mittwoch, 26. September 2018, 20 Uhr:
Karen Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer

Schlechte Karten für Liebe auf den ersten Blick. Die junge Adelige: stark kurzsichtig, mit Glubschaugen, und gegenüber Männern um Widerworte nicht verlegen. Der mittellose Student: „ein kleiner, grundhässlicher Mann“. Schlimmer noch: Er ist nicht nur von bürgerlicher Herkunft, sondern auch Protestant. Und dennoch entwickeln Annette von Droste-Hülshoff und Heinrich Straube Gefühle füreinander. Die Poesie macht’s möglich. Den gehässigen Vorbehalten seiner Geschlechtsgenossen zum Trotz erkennt Straube ihr literarisches Talent und setzt sich für sie ein. Wo zwei sich lieben, darf jedoch ein Rivale nicht fehlen. August von Arnswaldt redet wie Helmut Markwort („Fakten, Fakten, Fakten“), sieht aber gut aus. Was Nette mit Straube verbindet, ist schneller vorbei, als sie gucken kann.

Karen Duve erzählt in ihrem historischen Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer davon, wie sich am Anfang des 19. Jahrhunderts eine junge Frau zu behaupten versucht gegen die Widerstände eines chauvinistischen, männerdominierten Umfelds. Der Roman ist aber mehr als eine Liebes- und Emanzipationsgeschichte: Die Grimms lernt man genauso kennen wie einen jungen Studenten namens Heinrich Heine. Und spätestens wenn es um Politik geht, um die zunehmend nationalistischen und völkischen Ideale der Männerfiguren, sind wir auch mittendrin in unserer eigenen Gegenwart.

Moderation: Björn Jager

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Karen Duve wurde 1961 in Hamburg geboren. Dort arbeitete sie mehrere Jahre als Taxifahrerin, bevor sie sich voll und ganz dem Schreiben widmete. Mittlerweile lebt sie in der Märkischen Schweiz. Ihre Romane – z.B. Dies ist kein Liebeslied (2005) und Taxi (2008) – sind Bestseller. Zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen und mehrere Auszeichnungen sprechen für sich. Die Verfilmung ihres Romans Taxi kam im Sommer 2015 ins Kino.

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Donnerstag, 27. September 2018, 20 Uhr:
Olga Martynova stellt vor: Thomas Stangl mit Fremde Verwandtschaften

Es ist ein „Sprachkunstwerk“ (Kurier), ein „grandioser Roman“ (NZZ) – so klar und einhellig das Urteil der Literaturkritik, so mehrdeutig und aufs Schönste rätselhaft erscheint Thomas Stangls Fremde Verwandtschaften. Zwei Erzählebenen wechseln sich ab, nähern sich einander an: Ein Architekt reist in ein afrikanisches Land zu einem Kongress. Ein Ich bewegt sich durch Paris, auf den Spuren eines früheren Aufenthalts. Der Architekt fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, eine Form der Nähe zu seiner Reisegruppe will sich nicht einstellen, Wege verschwinden oder führen ins Nirgendwo. Träume, Wünsche und Erinnerungen beginnen ineinander zu verschwimmen. Und dazwischen immer wieder die Stimme dieses Ichs. Oder sind es und der Architekt doch eins?

Thomas Stangls Protagonist bieten weder Erfahrungen noch Gewohnheiten Sicherheit. In Afrika droht der postkolonial geschulte Europäer sich selbst zu verlieren – und so wird Fremde Verwandtschaften zu einem Roman ganz im Sinne der Moderne, in der Ich und Welt kollidieren, in der Identitätssuche und Entfremdung Hand in Hand gehen.

Moderation: Olga Martynova

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Thomas Stangl wurde 1966 in Wien geboren und ist seiner Heimatstadt treu geblieben. Er studierte Philosophie sowie Hispanistik. Seit Anfang der Neunziger veröffentlichte er Essays, Rezensionen und später Prosatexte in Tageszeitungen wie in Literaturzeitschriften. Bereits sein erster Roman Der einzige Ort brachte ihm den aspekte-Preis (2004) für das beste deutschsprachige Debüt ein. In den Folgejahren erhielt er u. a. den Literaturpreis der deutschen Wirtschaft (2007), den Telekom-Austria-Preis beim Bachmann-Preis (2007), den Alpha-Literaturpreis (2010) und den Erich-Fried-Preis (2011).

Robert Gernhardt Preis 2018 an Julia Wolf und Florian Wacker im Frankfurter Mousonturm verliehen

Robert-Gernhardt-Preisträger: Julia Wolf für ihr Romanprojekt "Alte Mädchen". Florian Wacker für sein Romanprojekt "Dikson". Foto: Diether v. Goddenthow
Robert-Gernhardt-Preisträger: Julia Wolf für ihr Romanprojekt „Alte Mädchen“. Florian Wacker für sein Romanprojekt „Dikson“. Foto: Diether v. Goddenthow

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute den Robert Gernhardt Preis 2018 vergeben. Im Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm nahmen Julia Wolf und Florian Wacker die Auszeichnung entgegen, die das Land Hessen und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) gemeinsam vergeben. Der Robert Gernhardt Preis soll Autorinnen und Autoren die Realisierung eines größeren literarischen Vorhabens ermöglichen und ist mit insgesamt 24.000 Euro dotiert. Das Preisgeld teilen sich die Geehrten.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow

„In diesem Jahr gingen so viele Bewerbungen um den Robert Gernhardt Preis ein wie noch nie. Über 100 Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland bewarben sich mit einem noch nicht vollendeten literarischen Projekt“, stellte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein heraus. „Das ist ein hervorragender Erfolg für die Preisträgerin und den Preisträger – und zeigt, welchen Stellenwert der Robert-Gernhardt-Preis in der literarischen Welt genießt. Ich gratuliere Julia Wolf und Florian Wacker herzlich zu dieser Auszeichnung und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung Ansporn ihren Werken Flügel verleiht.“

Juli Wolf. Foto: Diether v. Goddenthow
Juli Wolf. Foto: Diether v. Goddenthow

Julia Wolf erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Alte Mädchen“, den dritten Teil einer Romantrilogie, die die Autorin als eine poetische Erforschung eines kleinbürgerlichen, westdeutschen Milieus versteht. Der Text überzeugte die Jury wegen seiner gelungenen Mischung aus Distanz und Warmherzigkeit. „Sprachlich sicher und mit ungewöhnlichen Mitteln karikiert sie ihre Protagonistinnen nicht, sondern bringt sie ihren Lesern schon auf wenigen Seiten so nah, dass man mehr über diese Frauen wissen will. Dazu trägt die leichthändig und souverän gemeisterte Form des inneren Monologs bei“, so die Jury.

(v.li.) Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Strukturbank Hessen (WiBank), Julia Wolf (Preisträgerin), Florian Wacker (Preisträger), Almut Gehebe-Gernhardt (Witwe von Robert Gernhardt), Boris Rhein, Staatsminister im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.) Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Strukturbank Hessen (WiBank), Julia Wolf (Preisträgerin), Florian Wacker (Preisträger), Almut Gehebe-Gernhardt (Witwe von Robert Gernhardt), Boris Rhein, Staatsminister im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow

Florian Wacker wird für sein Romanprojekt „Dikson“ ausgezeichnet. Es erzählt vom mysteriösen Verschwinden zweier Teilnehmer einer norwegischen Arktisexpedition zu Beginn der 1920er Jahre. Die Jury überzeugte das Projekt, das souverän Elemente des Abenteuer- und des Kriminalromans mit der Geschichte einer Freundschaft an der Grenze des Todes verbindet. „Florian Wacker weiß Spannung zu erzeugen, verfügt aber auch über die sprachlichen Mittel, die Verschmelzung von Realität und albtraumartiger Phantasie im Todeskampf der Verschollenen darzustellen“, heißt es in der Begründung.

"Der Chor", mit vertonten Robert Gernhardt-Gedichten, unter Leitung von Michael Weber. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Der Chor“, mit vertonten Robert Gernhardt-Gedichten, unter Leitung von Michael Weber. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Zur zehnten Verleihung des Robert Gernhardt Preises fällt unsere Bilanz sehr gut aus: Elf Autoren und acht Autorinnen konnten bisher davon profitieren, neun Romane und vier Lyrikbände sind erschienen. Wir können stolz sein auf diese Bibliothek, die jährlich wächst. Und auch in Zukunft werden wir die Literaturförderung weiter ausbauen: So haben wir in diesem Jahr erstmals den Hessischen Verlagspreis verliehen, der die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen würdigt. Zudem ist das Land Hessen 2018 zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Hessische Literaturinstitutionen können sich und ihre Programme präsentieren, kleine Verlage, die sonst nicht auf der Messe vertreten wären, ihr neues Programm vorstellen. Ich lade alle lesebegeisterten Hessinnen und Hessen ein, mit uns in die Welt der Literatur einzutauchen“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.

Septemberprogramm des Literaturforums im Mounsonturm Frankfurt

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mittwoch, 5. September 2018, 20 Uhr:
Frank Witzel stellt vor: Maruan Paschen mit Weihnachten

Man nehme: ein Therapiegespräch, Geschichten à la Till Eulenspiegel, Themen wie Migration, die erste Liebe und die Ironisierung der Ironie, portioniere alles in 25 Kapitel – et voilà, fertig ist Weihnachten. Ein Ich, das Maruan Paschen heißt, schildert einem Psychologen namens Dr. Gänsehaupt eine Familientradition: An Heiligabend gibt es bei den Paschens stets Fondue, diesmal jedoch mit fatalem Ausgang. Denn, so erfahren wir schon zu Beginn des Romans, am Ende dieses Abends ist die Familie tot.

Wie das Essen, so das Erzählen: Maruan Paschen spießt genussvoll verschiedenste literarische Motive und Formen auf, um sie – Text statt Topf – in einen Roman zu stecken. Aus dieser wilden Mischung entsteht ein ganz eigener Geschmack. Kostproben gefällig? Wie wäre es mit der Krankheit der Mutter, die in jungen Jahren ohne Knochen auskommen musste und deshalb in einem Cognac-Glas herumgetragen wurde? Oder der Frau, der er beim Unterwäschekauf näher kommt, bis sie erfährt, dass seine Familie Fondue nur in Handschellen isst? Glauben sollte man Weihnachten, diesem Feuerwerk aus Räuberpistolen, besser nicht schenken.

Moderation: Frank Witzel

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Maruan Paschen, geboren 1984 nahe Ramallah, aufgewachsen in Hamburg, wurde zum Koch ausgebildet, ehe es ihn die Schweiz ans Bieler Literaturinstitut zog. Sein Debütroman Kai. Eine Internatsgeschichte erschien 2014. Maruan Paschen lebt in Leipzig.

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Freitag, 14. September 2018, 20 Uhr:
Desintegriert euch! Max Czollek im Gespräch mit Necati Öziri.

Die aktuelle Gretchenfrage der Nation: Wie hast du’s mit der Integration? Mehr fördern, sagen die einen, mehr fordern, die anderen. Alles für die Katz, meint der „Lyriker, Berliner und Jude“ Max Czollek in seiner politischen Streitschrift Desintegriert euch! Nicht das Wie der Integration ist für ihn das Problem, sondern der Begriff an sich. Denn er setze ein gesellschaftliches „Zentrum“ voraus, eine „Dominanzkultur“, die durch die bunt gescheckte Lebensrealität Deutschlands alltäglich Lügen gestraft werde. Seinen polemischen Aufruf zur Desintegration erläutert Czollek am Beispiel der jüdischen Minderheit. Die sie auszeichnende Vielfalt schnurre in der deutschen Öffentlichkeit auf eine Facette zusammen: „die Nachkommen der Täter*innen bei der Konstruktion ihrer Identität zu unterstützen“. Czollek fordert dazu auf, aus dieser Rolle auszubrechen, weil Judentum sich nicht auf Schlagworte wie Shoa und Antisemitismus reduzieren lässt. Eine Analyse und Kritik der deutschen Erinnerungspolitik ist dabei genauso inbegriffen wie das Aufzeigen möglicher Alternativen. Angesichts des allenthalben wieder erstarkenden Nationalismus hat Czollek ein Ziel klar vor Augen: „Wir müssen weg von jeder Sehnsucht nach Normalität“. Über seine Thesen wird er an diesem Abend mit dem Theaterautor und Dramaturg Necati Öziri sprechen.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturprojekts Textland – Made in Germany.

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Max Czollek wurde 1987 in Berlin geboren, wo er Politikwissenschaften studierte und bis heute lebt. Am Zentrum für Antisemitismusforschung wurde er promoviert. Er ist sowohl Mitglied des Lyrikkollektivs G13 als auch Kurator des internationalen Lyrikprojekts „Babelsprech“. Zuletzt erschien der Gedichtband A.H.A.S.V.E.R. (2016). Mit Sasha Marianna Salzmann kuratierte er 2016 die Veranstaltung „Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen“.

Necati Öziri, geboren 1988, hat Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung, arbeitete am Ballhaus Naunynstraße, Berlin, und ist derzeit Dramaturg am Maxim Gorki Theater, Berlin, wo er seit der Spielzeit 2014/15 künstlerischer Leiter des Studio R ist.

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Mittwoch, 19. September 2018, 20 Uhr:
Inger-Maria Mahlke: Archipel

Und mittendrin ein Trübsal blasender Faschist im Bademantel. Natürlich „nicht in dem aus Frotté“. Nein, „Lorenzo trauert in anthrazitfarbener Seide, mit weißem Einstecktuchdreieck in der Brusttasche“, weil Franco die Falangisten von der Regierung ausgeschlossen hat. Im Archipel liegt der Witz im Detail. Jener Lorenzo macht sich gerne wichtig, ist aber nur ein Glied in einer Generationenfolge, die die Bautes und Bernadottes – Republikaner die einen, Nationalisten die anderen – auf Teneriffa zusammenführt. Oder andersherum: Inger-Maria Mahlke dröselt in ihrem vierten Roman das Familiengeflecht auf, treibt wieder auseinander, was sich gefunden hat. Die Chronologie steht Kopf, auf der größten Insel der Kanaren wird die Zeit zurückgespult.

Anhand der Geschichte zweier Familien, ihrer Freunde und Angestellten, erzählt der Roman im Rückwärtsgang von 2015 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wie die sozialen und politischen Spannungen Spaniens ihre Gestalt zwar ändern, aber nicht vergehen: von der Immobilienkrise über den Westsaharakonflikt bis zum Bürgerkrieg – und darüber hinaus.

Moderation: Björn Jager

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Inger-Maria Mahlke, gebürtige Hamburgerin, Jahrgang 1977, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Lübeck und auf Teneriffa, studierte Rechtswissenschaften in Berlin und setzte ein erstes literarisches Ausrufezeichen mit einem Preis beim „open mike“ 2009. Ausgezeichnet wurden auch ihr Debüt Silberfischchen (2010) und der Roman Rechnung offen (2014), während Wie Ihr wollt (2016) den Sprung auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Inger-Maria Mahlke lebt in Berlin.

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Dienstag, 25. September 2018, 20 Uhr:
Heinz Helle: Die Überwindung der Schwerkraft

Plötzlich ein Kuss – und Pause. In einer Münchener Kneipe stoppt ein Glatzkopf den alkoholgetränkten Redeschwall des großen Bruders. Aber der ergreift gleich wieder das Wort, gibt kurz darauf eine „abstoßende Erzählung“ zum Besten und schickt Monate später einen verworrenen Text hinterher. Es ist die letzte Nacht, die zwei Brüder miteinander erleben, eine letzte Nachricht, die der Jüngere bekommt, bevor der Ältere stirbt. Der kleine Bruder versucht, sich zu erinnern, sich nicht länger dem zu entziehen, was er zu dessen Lebzeiten kaum mehr hören wollte. Er leiht dem Toten seine Stimme, damit dieser erzählen kann: von zu viel Alkohol und Zigaretten, von der Schuld, die er spürt, vor allem aber vom Hadern mit der Welt, in der es Treblinka gab und die einen Marc Dutroux hervorgebracht hat. Nicht mal die Hoffnung, Vater zu werden, hält den Raubbau am eigenen Körper auf, zu tief verstrickt ist der große Bruder in seine Gedankenwelt, in der er ohne Unterlass um Zivilisationsbrüche kreist.

Die Kälte, die den Ton von Heinz Helles ersten beiden Romanen geprägt hat, muss diesmal draußen bleiben – als Eis auf Gehwegen und Schnee vor Kneipenfenstern. Die Überwindung der Schwerkraft dient dem „zutiefst menschlichen Ziel, das jeder Austausch von Zeichen hat, der Erzeugung von Nähe“.

Moderation: Christoph Schröder

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Heinz Helle wurde 1978 in München geboren. Er studierte Philosophie, arbeitete als Werbetexte und absolvierte das Schweizer Literaturinstitut in Biel. Mittlerweile lebt er mit Frau und Kind in Zürich. Für seine Romane Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin (2014) und Eigentlich müssten wir tanzen (2015) hat er mehrere Preise erhalten. 2016 wurde er mit einer philosophischen Arbeit über Bewusstsein promoviert.

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia.

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Mittwoch, 26. September 2018, 20 Uhr:
Karin Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer

Schlechte Karten für Liebe auf den ersten Blick. Die junge Adelige: stark kurzsichtig, mit Glubschaugen, und gegenüber Männern um Widerworte nicht verlegen. Der mittellose Student: „ein kleiner, grundhässlicher Mann“. Schlimmer noch: Er ist nicht nur von bürgerlicher Herkunft, sondern auch Protestant. Und dennoch entwickeln Annette von Droste-Hülshoff und Heinrich Straube Gefühle füreinander. Die Poesie macht’s möglich. Den gehässigen Vorbehalten seiner Geschlechtsgenossen zum Trotz erkennt Straube ihr literarisches Talent und setzt sich für sie ein. Wo zwei sich lieben, darf jedoch ein Rivale nicht fehlen. August von Arnswaldt redet wie Helmut Markwort („Fakten, Fakten, Fakten“), sieht aber gut aus. Was Nette mit Straube verbindet, ist schneller vorbei, als sie gucken kann.  

Karen Duve erzählt in ihrem historischen Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer davon, wie sich am Anfang des 19. Jahrhunderts eine junge Frau zu behaupten versucht gegen die Widerstände eines chauvinistischen, männerdominierten Umfelds. Der Roman ist aber mehr als eine Liebes- und Emanzipationsgeschichte: Die Grimms lernt man genauso kennen wie einen jungen Studenten namens Heinrich Heine. Und spätestens wenn es um Politik geht, um die zunehmend nationalistischen und völkischen Ideale der Männerfiguren, sind wir auch mittendrin in unserer eigenen Gegenwart.

Moderation: Björn Jager

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Karen Duve wurde 1961 in Hamburg geboren. Dort arbeitete sie mehrere Jahre als Taxifahrerin, bevor sie sich voll und ganz dem Schreiben widmete. Mittlerweile lebt sie in der Märkischen Schweiz. Ihre Romane – z.B. Dies ist kein Liebeslied (2005) und Taxi (2008) – sind Bestseller. Zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen und mehrere Auszeichnungen sprechen für sich. Die Verfilmung ihres Romans Taxi kam im Sommer 2015 ins Kino.

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Donnerstag, 27. September 2018, 20 Uhr:
Olga Martynova stellt vor: Thomas Stangl mit Fremde Verwandtschaften

Es ist ein „Sprachkunstwerk“ (Kurier), ein „grandioser Roman“ (NZZ) – so klar und einhellig das Urteil der Literaturkritik, so mehrdeutig und aufs Schönste rätselhaft erscheint Thomas Stangls Fremde Verwandtschaften. Zwei Erzählebenen wechseln sich ab, nähern sich einander an: Ein Architekt reist in ein afrikanisches Land zu einem Kongress. Ein Ich bewegt sich durch Paris, auf den Spuren eines früheren Aufenthalts. Der Architekt fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, eine Form der Nähe zu seiner Reisegruppe will sich nicht einstellen, Wege verschwinden oder führen ins Nirgendwo. Träume, Wünsche und Erinnerungen beginnen ineinander zu verschwimmen. Und dazwischen immer wieder die Stimme dieses Ichs. Oder sind es und der Architekt doch eins?

Thomas Stangls Protagonist bieten weder Erfahrungen noch Gewohnheiten Sicherheit. In Afrika droht der postkolonial geschulte Europäer sich selbst zu verlieren – und so wird Fremde Verwandtschaften zu einem Roman ganz im Sinne der Moderne, in der Ich und Welt kollidieren, in der Identitätssuche und Entfremdung Hand in Hand gehen.

Moderation: Olga Martynova

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Thomas Stangl wurde 1966 in Wien geboren und ist seiner Heimatstadt treu geblieben. Er studierte Philosophie sowie Hispanistik. Seit Anfang der Neunziger veröffentlichte er Essays, Rezensionen und später Prosatexte in Tageszeitungen wie in Literaturzeitschriften. Bereits sein erster Roman Der einzige Ort brachte ihm den aspekte-Preis (2004) für das beste deutschsprachige Debüt ein. In den Folgejahren erhielt er u. a. den Literaturpreis der deutschen Wirtschaft (2007), den Telekom-Austria-Preis beim Bachmann-Preis (2007), den Alpha-Literaturpreis (2010) und den Erich-Fried-Preis (2011).

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Samstag, 29. September, und Sonntag, 30. September 2018, 10-18 Uhr:
Der Roman als Kurzform. Seminar mit Frank Witzel

Die Definitionen des Romans sind vielfältig, allen gemein aber ist die Angabe einer gewissen Länge, die ihn von der Erzählung oder der Novelle unterscheiden soll. In der Moderne wurde das Genre mit unterschiedlichsten Mitteln aufgebrochen, doch auch hier wurde der Aspekt des Umfangs kaum infrage gestellt. Zeichnen den Roman aber nicht vielmehr ganz andere Aspekte aus, die nichts mit einer erreichten Seitenzahl zu tun haben? Umgekehrt gefragt: Wie kurz kann ein Text sein und dennoch als Roman gelten?

An diesem Wochenende wollen wir versuchen, das starre Gerüst des Romans aufzubrechen, indem wir uns mit dem Entwickeln kurzer Texte befassen, die jedoch weiter dem Genre Roman zugeordnet werden sollen.

Anhand von kleinen thematischen Einführungen und Aufgabenstellungen, vor allem aber in der direkten Arbeit am Text und dem gemeinsamen Gespräch darüber, soll die Perspektive des eigenen Schreibens erweitert und neue Darstellungsformen zugänglich gemacht werden.

Anmeldungen mit einer zwei- bis dreiseitigen Leseprobe an bjoern.jager@hlfm.de

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Gebühr: 100,- / 50,-

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main

www.hlfm.de

»Klasse Kinder!« Mobile Tanz-Performance für Kinder

© Tanzplattform Rhein-Main
© Tanzplattform Rhein-Main

»Klasse Kinder!« ist ein 45-minütiges Radioballett zum Mitmachen für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren. Über Funkkopfhörer erhalten die Kinder choreografische Anweisungen für Einzel- und Gruppenbewegungen. Diese sind eingebettet in ein musikalisches Hörspiel, das die Kinder einlädt, ihre Umgebung durch Bewegung und den Fokus auf den Körper neu zu entdecken, soziale Räume zu erobern und verschiedene Gruppendynamiken zu erfahren. Ausgangspunkt der Tanz-Performance »Klasse Kinder!« ist der Nachlass (Schriften, Zeichnungen und Fotografien) der Choreografin Jenny Gertz. »Klasse Kinder!« ist ein choreografisches Projekt des renommierten Performance-Kollektivs LIGNA, welches erstmals ein Radioballett für Kinder entwickelt.

Die Produktion ist in enger Zusammenarbeit mit einer 4. Klasse der Riederbergschule in Wiesbaden entstanden. Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig, um beim Radioballett mitzumachen.

Am Samstag, den 9. Juni 2018 und Sonntag, den 17. Juni 2018 wird es jeweils um 15 und 16 Uhr öffentliche Vorstellungen auf dem Römerberg in Frankfurt geben.

»Klasse Kinder!« steht dann für Aufführungen in Schulen, an öffentlichen Plätzen und weiteren Orten im Rhein-Main-Gebiet zur Verfügung.

Dies ist eine Produktion der Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt des Künstlerhaus Mousonturm und des Hessischen Staatstballetts, in Koproduktion mit Kampnagel und Hellerau Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Unterstützt durch NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten des Bundesregierung für Kultur und Medien.

Anforderungen
Die Aufführungen sind mobil und ohne viel Aufwand zu realisieren. Zwei Mitglieder von LIGNA betreuen die Aufführungen vor Ort.

Informationen und Tickets:

Tanzplattform Rhein-Main

https://www.tanzplattformrheinmain.de

Das Literaturforum Mousonturm Frankfurt im Juni 2018

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Unterstützung durch das Frankfurter Kulturamt kann das Literaturforum  im Mousonturm im Rahmen des Festivals literaTurm zwei Veranstaltungen anbieten, die sich jeweils Hochkarätern widmen: zum einen ein Abend für Susan Sontag, bei dem es u.a. um ihre Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit und ihren Einfluss auf zeitgenössische Essayistinnen gehen wird; zum anderen eine Matinee für den mit Frankfurt eng verbundenen Schriftsteller Peter Kurzeck, der am 10. Juni 75. Jahre alt geworden wäre. Zu diesem Anlass gibt der Stroemfeld Verlag ein Romanfragment aus Kurzecks Nachlass heraus, um dessen Einordnung ins Gesamtwerk sich unsere Gäste bemühen werden. Es folgt ein „Ausswärtsspiel“ in der Romanfabrik mit Annika Scheffels neuem Roman Hier ist es schön. In Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Colloqium: Kritische Theorie und der KunstGesellschaft präsentieren wir zudem eine Edition von Walter Benjamins Rundfunkarbeiten. Den Abschluss des ersten Halbjahresprogramms bildet eine gemeinsame Veranstaltung mit der jüdischen Gemeinde Frankfurts. Der Nachrichtensprecher und Journalist Christian Sievers wird sein Buch vorstellen, das auf seinen Erfahrungen als Auslandskorrespondent im Nahen Osten beruht.

Das Programm im Literaturform Juni 2018 auf einen Blick:

Freitag, 8. Juni 2018, 20 Uhr:
literaTurm – Ein Abend für Susan Sontag
Mit Elisabeth Bronfen, Anna-Lisa Dieter, Daniel Schreiber und Silvia Tiedtke

„Radikales Denken“ ist das Markenzeichen von Susan Sontag – und der Titel eines kürzlich erschienenen Sammelbandes, der ihre ungebrochene Aktualität unter Beweis stellt. Anna-Lisa Dieter und Silvia Tiedtke, die Herausgeberinnen, werden zusammen mit Elisabeth Bronfen über Werk und Wirkung der „Silberlocke“ (Monika Rinck) sprechen, moderiert und unterstützt vom Sontag-Biografen Daniel Schreiber.
Elisabeth Bronfen lehrt an der Universität Zürich englische Literatur. Seit 2007 ist sie zudem Global Distinguished Professor an der New York University.
Anna-Lisa Dieter hat Romanistik, Germanistik und Komparatistik studiert und über Stendhal promoviert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Daniel Schreiber ist Kulturkritiker. Seine Artikel erscheinen in internationalen Zeitungen und Magazinen. 2007 veröffentlichte er die Susan-Sontag-Biografie Geist und Glamour.
Silvia Tiedtke ist promovierte Germanistin. Zuletzt war sie als wissenschaftliche Koordinatorin an der LMU München tätig und unterrichtete englische Literatur.
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt und im Rahmen von literaTurm.

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Sonntag, 10. Juni 2018, 11 Uhr:
literaTurm – Peter Kurzeck zum 75. Geburtstag
Mit Rudi Deuble, Alexander Losse und Beate Tröger

Am 10. Juni wäre Peter Kurzeck 75 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass macht der Stroemfeld Verlag der Leserschaft ein Geschenk: die Herausgabe eines Romanfragments aus Kurzecks Nachlass. Für seine Lektoren Rudi Deuble und Alexander Losse sowie die Literaturkritikerin Beate Tröger Grund genug, um nicht nur zu feiern, sondern auch um zurückzuschauen auf das Schreiben und die Texte von einem, der viel zu früh gegangen ist.
Rudi Deuble war langjähriger Lektor Peter Kurzecks im Stroemfeld Verlag und verwaltet dessen Nachlass.
Alexander Losse studierte Philosophie und Germanistik. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen. Von 2005 bis 2016 war er Lektor im Stroemfeld Verlag.
Beate Tröger studierte Germanistik, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft.  Sie arbeitet als Literaturkritikerin für Print und Radio und als Moderatorin.
Harry Oberländer ist freier Schriftsteller und Journalist. Bis 2015 leitete er das Hessische Literaturforum.
Moderation: Harry Oberländer
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt und im Rahmen von literaTurm.

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Mittwoch, 13. Juni 2018, 20 Uhr:
Auswärtsspiel in der Romanfabrik
Annika Scheffel: Hier ist es schön

Erst Castingshow, dann Space Odyssey. So ist der Plan – bis ein Roadmovie dazwischenkommt. Dabei sind Irma und Sam „Hoffnungsträger“. Vor einem Millionenpublikum haben sie es ins Finale geschafft. Abgeschottet von der Außenwelt, werden sie in einer „Arena“ zehn Jahre lang darauf vorbereitet, zu den Sternen zu fliegen. Der Erde droht die Apokalypse. Die Rettung ist ein ferner Planet. Doch kurz vor dem Abflug entdeckt Sam eine Karte zu einem Ort, um den sich Mythen ranken: „Die letzte Insel. Niemand weiß genau, was dort ist, ob noch jemand dort lebt.“ Die erste heiße Spur, seit er den anonymen Brief („Die Insel. Ich warte dort.“) in seinem Koffer gefunden hat. Sam, eine Mischung aus Parzival und Kaspar Hauser, „der angespült wurde“, bricht aus: „Die Welt ist schön, und alles, was er kennt, ist Linoleum.“ Und Irma folgt ihm. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, immer die Straße lang, die Frage nach der eigenen Herkunft im Visier. Seltsam nur, dass ihre Verfolger, die Wächter und Ausbilder mit den Pestmasken, auf sich warten lassen.
Was als One-Way-Briefroman beginnt, entwickelt sich zu einem zart erzählten Abenteuer, getragen vom Glauben an eine Utopie. In Hier ist es schön, ausgezeichnet mit dem Robert Gernhardt Preis, lotet Annika Scheffel aus, inwieweit der Mensch Illusionen braucht, um sich Hoffnungen machen zu können.
Moderation: Björn Jager
Ort: Romanfabrik
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf+Abendkasse)
In Kooperation mit der Romanfabrik.
Annika Scheffel, 1983 in Hannover geboren, ist Prosa- und Drehbuchautorin. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar 2013 und dem Robert Gernhardt Preis 2015. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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Dienstag, 19. Juni 2018, 20 Uhr:
„Vergessen Sie nicht: zwanglose Vortragsart!“
Der Philosoph am Mikrofon. Walter Benjamins Rundfunkarbeiten
Der Philosoph, Essayist und Kritiker Walter Benjamin (1892-1940) hat jahrelang für das Massenmedium Rundfunk geschrieben und selbst am Mikrofon gesprochen. Die soeben erschienene kritische Edition seiner Rundfunkarbeiten präsentiert diesen wichtigen Teil seines Schaffens erstmals zusammenhängend und ausführlich kommentiert. Damit bietet sie einen gänzlich neuen Einblick in Benjamins Arbeitsprozesse und macht das Medienspezifische seiner Radiotexte sichtbar.
Die Herausgeberin Anja Nowak und der Herausgeber Thomas Küpper stellen gemeinsam mit der Rundfunk-Expertin Sabine Schiller-Lerg die neue Edition vor und zeichnen ein lebendiges Bild von Benjamins Rundfunkpraxis.
Ort: Literaturforum im Literaturforum
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
In Kooperation mit Philosophisches Kolloquium: Kritische Theorie sowie KunstGesellschaft e.V.

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Mittwoch, 20. Juni 2018, 20 Uhr:
Christian Sievers: Grauzonen. Geschichten aus der Welt hinter den Nachrichten

Zwanzig Minuten hat Christian Sievers in einer «heute»-Sendung, um über das aktuelle Weltgeschehen zu berichten – und muss dabei erklären, zusammenfassen, weglassen. In diesem Buch erzählt er die Geschichten hinter der Nachricht. Gerade in den Krisengebieten dieser Welt stößt er auf Unerwartetes, Überraschendes, Verwirrendes: Humor neben Hass, Mut in der Katastrophe, Propaganda mit Augenzwinkern und Lügner, die den Wert der Wahrheit predigen. Eine verunsicherte Medienwelt steht vor der Herausforderung, all diesen Facetten der Story gerecht zu werden. Das Buch ist ein Blick hinter die Kulissen einer Nachrichtensendung und in den aufwühlenden Alltag von Krisenreportern. Es ist auch eine Liebeserklärung an den Nahen Osten, wo nichts geht und alles möglich ist.
Ort: Literaturforum im Literaturforum
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Eine Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurts.
Christian Sievers, (Jahrgang 1969) hat Rechtswissenschaften studiert. Seine journalistische Kariere begann er beim Radio; die Fernsehzuschauer lernten ihn
als Moderator des ZDF-Morgenmagazins kennen. Heute moderiert er die Nachrichtensendungen «heute» und «heute journal». Zuvor war er fünf Jahre lang Auslands-Korrespondent des ZDF im Nahen Osten. Er twittert mit Leidenschaft und liebt im Urlaub Hotels, die ihr Frühstück bis nachmittags servieren.

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main
www.hlfm.de