Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen des Jahres 2023 ermittelt. Auf Platz 1 hat Sophia den mehrjährigen Spitzenreiter Emilia abgelöst; Noah verteidigt seine Position nach wie vor gegenüber Matheo. Beide Listen sind weiterhin überwiegend stabil; mit Lia und Liam gibt es zwei ganz neue Namen unter den Top Ten.
Bei den Erstnamen der Mädchen wurde der Name Emilia– nach drei Jahrgängen auf Platz 1 – durch Sophiaabgelöst. Das Rennen war denkbar knapp: Zwischen dem erst- und dem zweitplatzierten Namen liegen gerade einmal vier Vergaben, so dass sie tendenziell beide als Spitzenreiter gesehen werden können. Einen solch knappen Vorsprung gab es zuletzt im Jahr 2019, als die Namen Hannaund Emmaauf Platz 1 und 2 einen Unterschied von nur einer Vergabe aufwiesen.
Sophia belegt erstmals die Spitzenposition: Der Name hat sich in den vergangenen Jahren Platz für Platz nach oben vorgearbeitet. Zusammen mit der schon lange Jahre beliebten Variante Sophie bildet der Name eine Doppelspitze: Steht Sophie auf der Erstnamenliste auf Position 25, führt dieser Name die Liste der beliebtesten Folgenamen an!
Stabilität weisen bei den Erstnamen der Mädchen die Plätze 3 bis 9 auf: Hier haben lediglich Milaund Linaerneut die Plätze getauscht. Gänzlich neu unter den Top Ten ist der Name Lia zu begrüßen, im Vorjahr noch auf Platz 14.
Ein ähnliches Phänomen ist bei der Erstnamenliste der Jungen zu beobachten: Hier ist der Name Liam– nur einen Buchstaben von Liaentfernt und doch mit völlig anderer Bedeutung – fünf Plätze aufgestiegen und gehört nun auf Platz 10 erstmals zu den beliebtesten zehn Erstnamen für Jungen. Unangefochten auf Platz 1 steht noch immer Noahund verteidigt seine Position schon einige Jahre gegen Matheound Leon. Ben, 2019 direkter Konkurrent, ist inzwischen nicht mehr unter den Top Ten zu finden. Auch Finn, im letzten Jahr noch auf Platz 4, musste seinen Platz unter den zehn beliebtesten Jungennamen räumen. Jeweils um einen oder mehrere Plätze aufgestiegen sind Paul, Emil, Luca und Henry; an Plätzen verloren hat Elias.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat die im Jahr 2023 in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen ermittelt. Seit 1977 veröffentlicht sie diese Übersicht, die sich auf die Daten der deutschen Standesämter stützt. Teilgenommen haben dieses Mal ca. 750 Standesämter bundesweit, die fast 900.000 Einzelnamen übermittelten. Damit sind über 90 % aller im vergangenen Jahr vergebenen Vornamen erfasst. Gemeldet wurden nahezu 70.000 verschiedene Namen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) begrüßt die Entscheidung der bayerischen Landesregierung, in Schulen, Behörden und öffentlichen Einrichtungen künftig die Verwendung von Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt im Hinblick auf eine geschlechtergerechte Sprache zu vermeiden. Dies entspricht dem Standpunkt der GfdS und des deutschen Rechtschreibrats, dass derlei Sonderzeichen im Sinne einer verständlichen und korrekten Sprache nicht zu verwenden sind: Gender-Sonderzeichen im Wortinneren sind nicht von den Regeln der deutschen Orthografie abgedeckt und können grammatikalische Fehler hervorrufen. Sie beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten.
Um geschlechtergerecht zu formulieren, empfiehlt die GfdS verschiedene Möglichkeiten wie Paarformeln, Klammer- oder Schrägstrichschreibungen, Partizip- oder Ersatzformen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Sie unterstützt seit Jahrzehnten die Bemühungen um eine sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter. Neben zahlreichen Informationen zum Thema hat sie Leitlinien für geschlechtergerechtes Formulieren veröffentlicht, die eine Vielzahl der aktuell gängigen Methoden des Genderns nennen, auf ihre Vor- und Nachteile hin untersuchen und eine Empfehlung zum Gebrauch dieser Formen enthalten.
Ja zum Gendern, wenn sie regelkonform ist
Es ist hervorzuheben, dass die GfdS sich dennoch klar für eine geschlechtergerechte Sprache ausspricht, wenn sie verständlich, lesbar und regelkonform ist.
Dabei empfehlen wir viele Möglichkeiten der geschlechtergerechten Formulierung – Paarformeln, Klammer- oder Schrägstrichschreibungen, Partizip- oder Ersatzformen – nicht jedoch solche, die den Regeln von Verständlichkeit, Les- und Vorlesbarkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit widersprechen oder die zu grammatikalisch oder orthografisch fehlerhaften Formen führen.
In dieser Hinsicht haben wir schon vielfach öffentlich Stellung bezogen und zahlreiche Informationen sowie unseren Standpunkt auf unserer Internetseite ausführlich dargelegt. Dazu gehören auch unsere Leitlinien, die eine Vielzahl der aktuell gängigen Methoden des Genderns nennen, auf ihre Vor- und Nachteile hin untersuchen und eine Empfehlung zum Gebrauch dieser Formen abgeben.
Zwar stehen wir dem Gendersternchen kritisch gegenüber, nicht aber dem Gendern an sich. Dies wird in den Medien vielfach falsch oder verkürzt wiedergegeben, daher räumen wir hiermit ein für alle Mal mit Missverständnissen auf und stellen klar:
Die GfdS sagt »Ja zum Gendern« – wenn es verständlich, lesbar und regelkonform ist.
In kaum einem Jahr zuvor haben die Menschen so viele Krisen schultern müssen wie gegenwärtig. Dieser Umstand gab auch den Ausschlag für die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden, das Wort „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres 2023 zu küren. Krisen gab es schon immer, so die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). „Aber in diesem Jahr scheinen die Krisen und ihre Bewältigung zu kulminieren. Um einen Satz des Vizekanzlers zu modifizieren: Wir sind umzingelt von Krisen. Noch nicht bewältigte Krisen wie Klimawandel, der Russland-Ukraine-Krieg oder die Energiekrise werden von neuen Krisen eingeholt. Nahostkrieg, Inflation und Schuldenkrise kamen nun hinzu und auch die Bildungskrise spitzte sich zu. Der Ausnahmezustand ist längst zum Dauerzustand geworden. Gefühle wie Unsicherheit, Ängste, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht prägen den Alltag vieler Menschen. Zwischen Apathie und Alarmismus zu einem angemessenen Umgang mit den andauernden Ausnahmesituationen zu finden, fällt schwer. Linguistisch zu beobachten ist dies an einer zunehmenden sprachlichen Radikalisierung im öffentlichen Raum.“
Die weiteren Wörter des Jahres 2023 sind:
2) Antisemitismus
3) leseunfähig
4) KI-Boom
5) Ampelzoff
6) hybride Kriegsführung
7) Migrationsbremse
8) Milliardenloch
9) Teilzeitgesellschaft
10) Kussskandal
E, L und M nach wie vor beliebte Anfangsbuchstaben, Marie und Henry wieder unter den Top Ten, Hanna auf dem Rückzug
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen des Jahres 2022 ermittelt. Auf den Spitzenplätzen der Erstnamen halten sich wie im vergangenen Jahr Emilia und Noah. Beide Listen sind sehr stabil; mit Marie und Henry gibt es jeweils ein Wiedersehen unter den Top Ten.
Seit 1977 veröffentlicht die GfdS die Übersicht der beliebtesten Vornamen, die sich auf die Daten der deutschen Standesämter stützt. Teilgenommen haben dieses Mal über 750 Standesämter bundesweit und übermittelten knapp eine Million Einzelnamen. Damit sind fast 93 % aller im vergangenen Jahr vergebenen Vornamen erfasst. Gemeldet wurden nahezu 70.000 verschiedene Namen.
Die diesjährige Liste und viele weitere Informationen finden Siehier.
„Ironisch und mit Wortwitz, kritisch unangepasst und provozierend, aber niemals verletzend, und Respekt vor der Meinung der Andersdenkenden“, sei sein Kompass, so die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die gemeinsam mit der Hans-Oelschläger-Stiftung nach einer coronabedingten Durststrecke am gestrigen Abend den Medienpreis für Sprachkritik an einen der bedeutendsten wie umstrittensten deutschen Kolumnisten Harald Martenstein verliehen.
Der mit 10 000 Euro dotierte Medienpreis für Sprachkritik ersetzt die bisherigen Medienpreise für Sprachkultur, um neue Akzente gegen rechts- und linkspopulistische Sprachkritik und Sprachlenkungsversuche zu setzen, so GfdS-Vorsitzender Professor Dr. Peter Schlobinski. Gemeinsam mit GfdS-Geschäftsführerin Dr. Andrea-Eva Ewels begrüßten die Veranstalter zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft, unter ihnen der frischgebackene Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase, ein ausgewiesener Fan von Martenstein. Dieser ist immerhin 1953 in Mainz geboren und aufgewachsen. Sein Studium erfolgte in Freiburg. Start seiner journalistischen Karriere bei der Stuttgarter Zeitung, später wechselt er zum Tagesspiegel nach Berlin, zahlreiche Kolumnen, unter anderem seit 20 Jahren in der Die Zeit, und in der Welt am Sonntag. Sie krönen Martensteins journalistische Arbeit, verrät ein Video-Porträt von Andreas Ewels.
An der Schnittstelle zur Literatur stünden „journalistische Beiträge mit sprachkritischem Bezug, oder expliziten Sprachthemen, die kritisch reflektiert werden. Hierzu gehören unter anderem die Glossen, Essays und Kolumnen von Karl Kraus, Fritz Mauchner und Tucholsky wie auch von Egon Erwin Kisch, Harry Rowohlt und unserem Preisträger Harald Martenstein“, sagte der DfdS-Vorsitzende. Was alle Genannten gleichermaßen auszeichne sei ihr „scharfer, entlarvender Blick auf Sprache und Gesellschaft, sowie die Fähigkeit, ihre eigenen Gedanken und Positionen sprachkreativ unterhaltend geistreich, oft witzig, ironisch sowie auf den Punkt genau zu formulieren.“ Dafür hat Harald Martenstein in den letzten Jahren unzählige renommierte Literatur-Preise erhalten, unter anderem den „Erwin-Ego-Kisch-Preis“ und den „Henri-Nannen-Preis“.
Für Christiane Hinninger, Dezernentin für Umwelt, Wirtschaft, Gleichstellung und Digitalisierung der Landeshauptstadt Wiesbaden, in Vertretung von Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende, ist es ein Glücksfall, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache seit 1965 ihren Sitz in Wiesbaden hat. Es gereiche „uns zur Ehre, wenn unsere Stadt öffentlich mit der Gesellschaft für deutsche Sprache in Verbindung gebracht wird, insbesondere mit Aktionen wie ‘Beliebteste Vornamen‘ und die ‘Wörter des Jahres‘. Zudem profitiere die Stadt Wiesbaden ganz konkret von der Expertise der GdfS, etwa beim seit 15 Jahren laufenden Projekt „Klartext“, über das es in gemeinsamen Workshops und Seminaren gelang „Verwaltungssprache verständlicher, lebendiger und persönlicher zu gestalten“ .“Wir wollen uns einer Sprache bedienen, die von allen und egal, welchen Bildungsstand sie haben, auch gut verstanden werden kann“, so die Dezernentin abschließend in ihrem Grußwort.
Laudatorin Anna Schneider empfiehlt allen Gender Studies-Studenten Martenstein-Lektüre
Laudatorin Anna Schneider zitiert Martenstein und seine Kritiker
„Es ist mir eine unfassbare Freude und Ehre, dass ich dir ein Loblied singen darf“, startete WELT-Chefreporterin Anna Schneider ihre Laudatio. Der „Alte weiße Mann“ stünde mittlerweile „am Ende der zeitgeistigen Nahrungskette“, zumindest bei der zwischen 1981 und 1998 geborenen Millennial-Generation, also ihrer Altersgruppe. So sei der „Alte weiße Mann“ Martenstein ins Visier ihrer etwa gleichaltrigen Kollegin Marlene Knobloch, Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, geraten. Davon zeuge ein Auftritt in deren neuen Buch „Serious Shit. Die Welt ist gefährlich – und warum wir das erst jetzt merken“ (2023 dtv). In einer Passage beschreibe Knobloch darin ganz kurz und knapp, warum auch dieser Typ Martenstein eigentlich sein Grundproblem sei. Für die Erzählerin im Buch scheine Martenstein so furchtbar zu sein, dass sie erst mal Luft holen müsse, und „In diesem Sprudel von Stereotypen und Klischees und Sexismus und überhaupt“ nicht wisse, wo sie anfangen solle, vor ihm zu warnen. Im Kern regt sich Knoblochs Ich-Erzählerin über Martensteins Kritik an der woken Umbenennung eines Werbeslogans für das Berliner Technikmuseum auf: „Es geht um das deutsche Technikmuseum in Berlin und dessen neuen Slogan: „Statt der männlichen kolonialistisch assoziierbaren Version ‚Für Entdeckter‘, lautet er jetzt ‚Einfach für dich!‘. Natürlich ideologischer Wahnsinn für den Kolumnisten und völlig an der Realität vorbei gedacht.“, schnaubt Knoblochs Erzählerin. Zudem gerate, so Anna Schneider, Martensteins angeblich dauerschlechte Grantler-Laune als ein Strukturproblem in Kritik, die dieser obendrein zu Geld mache und somit seine Polemik noch vergolde (…) „für ein Honorar, von denen jüngere Autoren wie ich nur träumen“, schimpft die Ich-Erzählerin in „Serious Shit“.
Dieser Buchabschnitt spiegele ein wenig wider, wie das geistige Umfeld in ihrer jüngeren Generation oftmals ticke, und nun wisse man auch, warum die Welt gerade dieser Autorin so gefährlich sei, „vor allem für uns um Mitte 30“, „weil offensichtlich bereits das Lesen einer Kolumne eines Mannes, eines weißen alten Mannes, uns dermaßen aus der Ruhe bringt (…)“, lästert Schneider über Martensteins Kritikerin.
„Es ist wirklich sehr anstrengend woke zu sein“, so Anna Schneider. Vor allem könne sie sich nicht daran erinnern, „jemanden gesehen zu haben, der wie Harald Martenstein dermaßen bestens gelaunt sei, und große, aber uneitle Freude an seinen eigenen Texten habe“ und seinem Publikum einen Lacher nach dem anderen abringe. Deswegen könnten viele ihrer Millennials-Kollegen mit Martenstein wohl nichts anfangen: „Denn wer lacht, der leidet nicht, und das verträgt sich mit wokesein so gar nicht“, frotzelt Schneider.
Deutschland dürste regelrecht nach Martensteins. Wer mit „derart intellektuellen Scheuklappen wie viele Zeitgenossen durchs Leben liefe“, verpasse da leider „so einiges, wie zum Beispiel, dass Harald Martenstein für die Gedankenfreiheit in diesem Land mehr tut, als so mancher Gender-Studies-Student“, und das sage eine Studies-Veteranin, und genau zu diesem Thema handele auch ihre Lieblingskolumne „Pronomenrunden“, so die Laudatorin.
„Pronomenrunden“
In „Pronomenrunden“ nimmt der Preisträger für Sprachkritik das gleichnamige Sitzungs-Ritual des Regenbogen-Referats seiner einstigen Heimat-Uni Freiburg auf’s Korn: „Menschen hießen damals ‚der Ulli‘ oder ‚die Gundi‘, es war eine unsensible Epoche. Beim Regenbogen-Referat, der Interessenvertretung unter anderem der a_sexuellen, trans*, inter*, poly* und queeren* Studierenden, beginnt jede Sitzung mit der Pronomenrunde. Die Anwesenden dürfen ihre Namen und das Pronomen nennen, mit dem sie angesprochen werden möchten, also er, sie oder es oder sonst wie. Als weitere Möglichkeiten werden „x“, „per“ und „hän“ genannt. „Hän“ ist Finnisch und neutral. „Hän“ ist quasi die Schweiz unter den Pronomen.“
Martenstein zeige in dieser Kolumne immer wieder auf, dass letztlich das Problem, niemanden durch eine im Zweifel „falsche Anrede“ zu kränken, unlösbar sei. Die einzige Lösung wäre Schweigen. „Dann ist im Seminar garantiert niemand verletzt, und niemand muss weinen“.
Eine Person, zitiert die Laudatorin Martenstein weiter, sei „immer komplexer als jeder Name, jede Zuschreibung und jede sexuelle Identität, ein Mensch ist immer mehr als das“. „Sprache diene dazu, die Wirklichkeit alltagstauglich zu vereinfachen, nur so werde Kommunikation möglich.“ Deshalb ist Sprache immer ungerecht“, so Martensteins Worte. (Über Wörter, die alles offenlassen, die Last des eigenen Namens und die Schwierigkeit, sich selbst zu definieren https://www.zeit.de/zeit-magazin/2020/39/harald-martenstein-genderwahn-hochschulen), Am liebsten würde sie Martensteins letzten Absatz „warum Sprache immer ungerecht“ sei, immer wieder allen Studierenden oder sonstigen zeitgeistig verstrahlten Studenten ausgedruckt in die Hand drücken. Marteinlektüre für Studies!
Martensteins Dank – Sein Antrieb ist der Zweifel
Natürlich sei so ein Preis eine tolle Sache, es mache ihn ein bisschen demütig, da es wahnsinnig viele großartige Kollegen und Kolleginnen gäbe, die er bewundere, und die den Preis wohl mehr als er verdient hätten, kokettierte der Geehrte bei seinem Dank. Ein bisschen Glück gehöre dazu, „wir haben das ja eben von Anna Schneider gehört, dass es unmöglich immer ganz gerecht zugehen kann im Leben, also muss ich das jetzt einfach mal so hinnehmen, und dass ich der Profiteur vielleicht von der Ungerechtigkeit bin, aber es freut mich ja trotzdem“.
Was Martenstein antreibe? Das sei vor allem „Zweifel“, „Selbstzweifel“, „oft, weil ich mir über eine Sache nicht so ganz im Klaren bin, und nicht so richtig wisse, was richtig, falsch, gut, und böse sei. Selbstverständlich habe er jetzt aber etwas vorbereitet, indem er sich mit etwas „Sprachkritischem“ bedanke, nämlich zum Thema „Sensitivity Reading“,
„Sensitivity Reading“ in letzter Konsequenz das Ende von Literatur
Bei „Sensitivity Reading“, so Martenstein, überprüften „Spezialisten für Sensibilität“ im Auftrag von Verlagen Buchmanuskripte darauf, ob der „Inhalt oder ihre Wortwahl jemandes Gefühle verletzen könnte“. Gemeint seien „damit nicht die Gefühle alter weißer Männer, wie ich einer bin, sondern die Gefühle von Menschen z.B. mit nichtweißer Hautfarbe, also People of Color, von sexuellen Minderheiten, z.B. Transsexuellen, Gefühle von Frauen, wobei damit in erster Linie solche Frauen gemeint sind, die ihr Geschlecht nur für eine gesellschaftliche Zuschreibung und im Grunde für inexistent halten. Ich glaube also nicht, dass die Gefühle von Anna Schneider damit gemeint sind.“
Wie das funktioniere, habe vor einigen Wochen die Zeit vorgeführt, die einen Mitarbeiter einen Text verfassen und anschließend von einer Sensitivity-Readerin lektorieren ließ. Erwartungsgemäß wurde die fehlende Gendersprache moniert, und „statt des kleingeschriebenen ‚man‘ sollte es stets ‘eine Person‘ heißen. Der Satz ‘Beim Überqueren einer Straße sollte man vorsichtig sein‘, könnte nämlich möglicherweise so verstanden werden, dass nur Männer darauf aufpassen müssen. Frauen nicht! Wer weiß wie viele Frauen nur deswegen, wegen des ‘man‘, in den letzten Jahrzehnten überfahren wurden?“. Große Heiterkeit im Saal.
Auch sollten Hautfarben im Text stets mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden, also „Weiß“ oder „Schwarz“, damit niemand denke, es handele sich um reale Sachen, als sei „einer in einen weißen oder schwarzen Farbbottich gefallen“. „Ich frage mich, ob es in der Weltliteratur wirklich schon einmal eine solche Verwechslung gegeben hat?“, so der Sprachkritik-Preisträger.
Der Schlüsselsatz des Zeit-Textes lautete: „Mit Kunst, will man doch niemandem wehtun!“ „Das ist, finde ich, so falsch wie ein Satz nur falsch sein kann“, wetterte Martenstein gegen diese neue Weichspül-Manie. Denn „gerade große Kunst fordere uns manchmal. Sie könne unser Weltbild, unser Selbstbild erschüttern“, und „uns womöglich tagelang verfolgen oder sogar für den Rest unseres Lebens“. Klar, wäre nicht jede Kunst, die weh tut, bedeutend. Sie könne einfach auch nur schlecht sein. „Aber bedeutende Kunst berührt in uns meistens eine Stelle, die noch nie berührt wurde. Sie trifft einen Widerstand, das macht sie unvergesslich.“
So betrachtet, bedeute Sensitivity Reading in letzter Konsequenz „nichts weniger als das Ende der Literatur und ihre Ersetzung durch Gefälligkeitstexte“, empört sich Martenstein. Und wo es keine unmoralische Literatur mehr geben dürfe, „da darf es beim Erzählen auch keine Wahrheit mehr geben.“
Die Angst der Verlage vor den Konsequenzen von Shitstorms
Verlage, die nach Information seiner Agentin pro Buch durchschnittlich 1500 Euro Zusatzkosten für das zusätzliche Weichspül-Lektorat berappen müssten, entschieden sich seiner Meinung nach dafür nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst. Es sei die Angst vor dem Shitstorm, „die Angst, für die Überschreitung immer enger gezogenerer Grenzen angeklagt zu werden. Es ist die Angst davor, ein fertig produziertes Buch nach wütenden Protesten mit hohem Verlust aus dem Verkehr ziehen zu müssen“. Es sei “die Angst vor einer relativ kleinen, gut organisieren Minderheit, die so tut, als besitze allein sie das Recht, über ‘gut und böse´‚ ‘richtig und falsch‘ zu entscheiden“, so der Preisträger.
Sprache gehöre jedoch allen, „weder der Obrigkeit, noch einer Minderheit, die aus der Unterdrückung vergangener Jahrzehnte als Kompensation das Recht ableitet, heute zu verbieten, und Vorschriften zu machen.“
Wer alles Kränkende vermeiden möchte, sollte Einsiedler werden
Und gerade „weil die Sprache uns allen gehört, sollte es keine Sonderregeln geben“ insbesondere nicht für bestimmte Gruppen“, so Martenstein. Wer verlange, „niemals, in egal welchem Kontext, etwas auch nur unabsichtlich Kränkendes über die Gruppe hören oder lesen zu müssen, der er oder sie angehört, der müsste dieses Recht natürlich auch allen anderen zugestehen!“, ist für den Preisträger die logische Konsequenz. Er warnte daher eindringlich vor dieser woken literarischen Weichspülmode, denn, „wenn wir aber allen einander niemals unangenehm sein dürfen, dann sollten wir am besten jeden Kontakt miteinander meiden und Einsiedler werden.“
Weder Gender-Gebot, noch Gender-Verbot
Im Übrigen habe er nichts dagegen, wenn andere Leute gendern. „Können sie machen“. Es dürfe aber eben nur nicht vorgeschrieben oder institutionell über Leitfäden /Plattformen als vorbildhaftes Schreibverhalten empfohlen werden, etwa durch Behörden, Kommunen, Universitäten, ebenso wie es umgekehrt nicht von Gegnern verboten werden sollte.
„Nein, ich wünsche mir kein einziges Verbot. Ich wünsche mir und allen anderen nur den Mut, für das freie Wort, für die Freiheit der Sprache der Zeitungen und der Literatur einzutreten, auch, wenn mal dummes Zeug geschrieben wird. Auch wenn mal jemanden etwas wehtut! Ein Recht auf Freiheit haben alle, die nichts Illegales tun, egal aus welcher Ecke sie kommen“, bekräftigte Harald Martenstein unter großem Applaus.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und die Hans-Oelschläger-Stiftung verleihen Ende März den neu ausgerichteten Medienpreis für Sprachkritik. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis ersetzt die bisherigen Medienpreise für Sprachkultur und setzt die Sprachkritik als wichtigsten Schwerpunkt an.
Erster Preisträger des neuen Preises ist der bekannte Journalist und Sprachkolumnist Harald Martenstein. Dies entschied eine unabhängige Jury bestehend aus dem Hauptvorstand der GfdS sowie aus Vertreterinnen und Vertretern der Hans-Oelschläger-Stiftung.
»Harald Martenstein zählt seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Kolumnisten in Deutschland«, erklärt Peter Schlobinski, Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache. »Mit scharfem Blick auf die kleinen Dinge des Alltäglichen und die großen Fragen der Politik seziert Martenstein gesellschaftliche und sprachliche Entwicklungen: ironisch und mit Wortwitz, kritisch, unangepasst und provozierend, aber niemals verletzend. Sein Kompass: Respekt vor der Meinung der Andersdenkenden«, lautet die Begründung der Jury.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden und Berlin. Unter anderem wählt sie jedes Jahr das Wort des Jahres und gibt die beliebtesten Vornamen des Jahres bekannt. Um ihre Aufgaben wahrnehmen und ihre Ziele erreichen zu können, wird sie von der Bundesregierung (Beauftragte für Kultur und Medien) und von den Regierungen der Bundesländer (Kultusministerkonferenz) gefördert.
Der Preis wird in einem Festakt am 25. März um 19 Uhr in Wiesbaden verliehen
Das Wort des Jahres 2022 ist Zeitenwende. Diese Jury-Entscheidung gab heute die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt. Das keineswegs neue Wort, das speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in allgemeinerer Bedeutung auch für jeden beliebigen Übergang in eine neue Ära steht, wurde in diesem zweiten Sinne prominent von Bundeskanzler Olaf Scholz verwendet. „Der russische Überfall auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 markiere eine »Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinentes. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung“, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende Februar gesagt, so Professor Dr. Peter Schlobinski heute bei der Bekanntgabe.
Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen, erklärte Schlobinski, auch Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien kritisch beleuchtet worden. Bei vielen Menschen habe zudem eine emotionale Wende stattgefunden. Vielfach seien Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem dritten Weltkrieg zu spüren gewesen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe im gleichen Zusammenhang von einem „Epochenbruch“ gesprochen.
Ebenfalls auf den Russland-Ukraine-Krieg bezieht sich der widersinnig anmutende Ausdruck Krieg um Frieden (Platz 2). Für die Moskauer Propaganda handelt es sich um eine militärische Spezialoperation, für viele, insbesondere in der NATO, schlicht um einen Angriffskrieg. Auch in politischen Parteien mit pazifistischer Tradition verbreitete sich die Ansicht, dass die Ukraine mit Waffen unterstützt werden müsse, um ihre staatliche Integrität verteidigen und später einen dauerhaften Frieden in Osteuropa erreichen zu können.
Die Gaspreisbremse (Platz 3), auch Gaspreisdeckel genannt, ist nur eines der Instrumente, mit der die Bundesregierung auf die eklatanten Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen zu reagieren versucht. Deutschland erlebt derzeit nach verbreiteter Auffassung die schwerste Krise seit 50 Jahren. Die Teuerung trifft große Teile der Bevölkerung hart: Die Wortbildung Inflationsschmerz (Platz 4) bringt dies anschaulich zum Ausdruck.
Auf den Plätzen vier und fünf des diesjährigen GfdS-Rankings landeten die Begriffe „Inflationsausgleich“ und „Klimakleber“. Auf ihrer Website veröffentlicht die Gesellschaft für Deutsche Sprache die ausgewählten „Wörter des Jahres“ 2022 mit jeweils ausführlichen Begründungen der Wahl.
Zeitenwende
Krieg um Frieden
Gaspreisbremse
Inflationsschmerz
Klimakleber
Doppel-Wumms
neue Normalität
9-Euro-Ticket
Glühwein-WM
Waschlappentipps
Wahl aktueller Begriffe, die das Leben besonders prägen
Jeweils kurz vor Jahresende wählt eine Jury von Sprachwissenschaftlern nach eigenen Angaben „aus mehreren tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden“ zehn Wörter des Jahres aus und stellt eine Rangliste auf. Diesmal gingen mehr als 2.000 Einsendungen ein, hieraus wurde eine „Longlist“ von zirka 150 Worten herausgefiltert wurden. Hieraus ermittelte die Jury die 10 prominentesten Wörter des Jahres, wovon schließlich „Zeitenwende“ zum Begriff des Jahres gekürt wurde.
Am 24. Mai 2022 um 17 Uhr findet ein Onlinevortrag der Zentrale der Gesellschaft für deutsche Sprache statt. Prof. Dr. Peter Schlobinski, Hannover, spricht über das Thema Sprache und Macht in Politik und Gesellschaft.
Es wird von der These ausgegangen, dass es gesellschaftliche und politische Tendenzen gibt, die Grenzen des Sagbaren (a) auszuweiten und (b) einzuengen. Dies wird vor dem Hintergrund populistischer Entwicklungen reflektiert und eingebettet in das Thema »Sprache und Macht«. Als Argumentationsfolie wird auf Konzepte wie das des sprachlichen Relativismus, des »political Framing«/der Sprachlenkung sowie das von »Sprachtabus und -tabuisierungen« zurückgegriffen. Der Kampf um Deutungshoheiten wird an konkreten Beispielen veranschaulicht und analysiert.
Der Referent
Prof. Dr. Peter Schlobinski ist seit 2015 Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache. Nach seinem Studium an der Freien Universität Berlin (Germanistik, Sportwissenschaft; NF: Geschichte; Philosophicum), der Promotion zur Stadtsprache Berlins und seiner Habilitation über Funktionale Grammatik und Sprachdeskription folgte er einem Ruf an die Leibniz Universität Hannover: Seit 1995 hält er dort eine Professur für Germanistische Linguistik. 2011 erhielt er den Konrad-Duden-Preis. [Zur Bibliografie]
Veranstaltungsdetails
Beginn: 17 Uhr MEZ
Dieser Vortrag findet digital per Zoom statt. Um teilzunehmen, klicken Sie einfach auf den folgenden Link:
Zweigvorsitzender
Dr. Lutz Kuntzsch
Gesellschaft für deutsche Sprache
Spiegelgasse 7
65183 Wiesbaden
Tel. 0611 9995522, Fax 0611 9995530
E-Mail: luku@andrea-eva
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen des Jahres 2021 ermittelt. Spitzenreiter bei den Erstnamen sind wie im vorhergehenden Jahr Emilia und Noah. Blitzaufsteiger Matheo macht weitere Plätze gut. Mit Emil gibt es einen Neuzugang in den Top Ten der Jungennamen, darüber hinaus ein Widersehen mit Luca. Die Mädchennamen sind derweil weiterhin stabil.
* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Vornamen In Klammern die Platzierung im Vorjahr. Lautliche Varianten – Hannah/Hanna, Henry/Henri etc. – wurden mitgezählt, doch nur dann mit aufgeführt, wenn sie eine relevante Häufigkeit erreichten.
Was sich in den Top Ten sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen zeigt: die Mischung aus Zeitlosigkeit und Zeitgeist. Auf der einen Seite haben wir Namen, die uns in der Spitzengruppe schon seit vielen Jahren begleiten, etwa Hanna, Sophia, Emma, Mia und auch Lea, bei den Jungen sind es Leon, Paul, Elias und Felix, aber auch Noah, Luca und Louis treffen wir schon eine gute Weile in den Top Ten an. Mila, Lina, Ella und Klara sowie Matheo, Finn und Emil gehören hingegen zu den Namen der Kategorie »Zeitgeist«: Durch sie wird weniger Tradition, dafür mehr Trend transportiert.
Bei den Jungen hat sich Matheo weiter nach oben gearbeitet. Im Vorjahr sorgte er für eine große Überraschung, indem er sich von Platz 13 auf Platz 4 katapultiert hatte. Die Erwartung, im Folgejahr vielleicht Platz 1 zu erobern, konnte er jedoch nicht erfüllen: Noah lässt sich noch nicht von der Spitzenposition verdrängen. Dafür verzeichnen die Top Ten auch in diesem Jahr einen Neuzugang: Emil auf Platz 8 harrt schon seit einigen Jahren darauf, in die Spitzengruppe aufzusteigen. Luca hingegen, ebenfalls neu in den Top Ten, ist hier kein Unbekannter: Schon seit 2002 zählte der Name regelmäßig zu den beliebtesten Vornamen und belegte 2012 sogar den ersten Platz, bevor er ab 2017 eine Pause einlegte. Für diese beiden Aufsteiger mussten Henry, im Vorjahr Platz 9, und Ben, im Vorjahr Platz 5 und seit 2011 regemäßig unter den Top Ten, das Feld räumen.
Lautlich unterscheiden sich die Jungennamen etwas stärker voneinander als die Mädchennamen; dennoch dominieren auch hier kurze, teils sogar einsilbige Namen. Wohlklang wird erzeugt durch sogenannte Hiate, zwei aufeinandertreffende Vokale in unterschiedlichen Sprechsilben, etwa bei Noah, Matheo, Leon, Elias und Louis. Sieben der zehn Namen beginnen zudem mit einem sonoren Konsonanten (, , ) oder dem hellen Vokal .
Gesellschaft für Deutsche Sprache hilft bei der Namenssuche für Ihr Kind
Sie suchen noch nach dem passenden Namen für Ihr Kind? Vielleicht kann Ihnen die Liste der beliebtesten 200 Vornamen (jeweils für beide Geschlechter) dabei helfen! Diese können Sie für jeden Jahrgang ab 2004 für 10 Euro pro Liste bei uns bestellen (siehe aktuelle Preisübersicht). Ab dem Jahrgang 2019 können Sie auch die Top 200 der einzelnen Bundesländer und der Regionen bestellen (jeweils die Top 200 der Erstnamen und die Top 200 der Folgenamen (= Zweitnamen))
Gern geben wir Ihnen auch Auskunft zur Platzierung einzelner Vornamen. Sie erreichen uns montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr unter der Nummer unserer Vornamenberatung: 09001 888 128 (1,86 €/Min.).
Neue Studie der Universitäten Würzburg und Kassel untersucht Auswirkung des Gendersterns auf die Wahrnehmung – Position der GfdS bestätigt.
Eine neue psycholinguistische Untersuchung der Universitäten Würzburg und Kassel bestätigte die bereits oftmals geäußerte Position der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Das Gendersternchen führt keinesfalls zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Während das sogenannte »generische Maskulinum« eine erhöhte Wahrnehmung von Männern bewirkt, so hebt das Gendersternchen primär Frauen hervor.
Im Rahmen der Studie wurden 600 Probandinnen und Probanden jeweils Sätze mit drei verschiedenen Genderformen vorgelegt. Mal war von »Autor*innen« die Rede, mal von »Autoren« und schließlich von »Autorinnen oder Autoren«. Das Ergebnis zeigte, dass das geschriebene Gendersternchen keineswegs dazu führt, dass Männer und Frauen vergleichbar stark wahrgenommen werden. Vielmehr denken Lesende in diesem Fall häufiger an Frauen als an Männer.
Aus diesem Grund empfiehlt die Gesellschaft für deutsche Sprache seit Jahren in ihren Leitlinien zu den Möglichkeiten des Genderings die Verwendung von Doppelformen, d. h. die konsequente Nutzung weiblicher und männlicher Formen. Eine gleich starke Vorstellung von Frauen und Männern kann erzeugt werden, wenn weibliche und männliche Formen nebeneinander gebraucht werden (Paarformel bzw. Doppelnennung).
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Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Sie unterstützt seit Jahrzehnten die Bemühungen um eine sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter. Dabei empfehlt sie in ihren Leitlinien viele Möglichkeiten der geschlechtergerechten Formulierung – neben Paarformeln auch Klammer- oder Schrägstrichschreibungen, Partizip- oder Ersatzformen –, nicht jedoch solche, die den Regeln von Verständlichkeit, Les- und Vorlesbarkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit widersprechen oder die zu grammatikalisch oder orthografisch fehlerhaften Formen führen.
Für weitere Auskünfte können Sie sich gern per E-Mail an sekr@gfds.de oder telefonisch unter 0611 99955-0 an uns wenden.