Gesellschaft für deutsche Sprache: „Zeitenwende“ ist das Wort des Jahres 2022

Prof. Dr. Peter Schlobinski Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDS) und Dr. Andrea-Eva Ewels, Gfds-Geschäftsführerin, gaben heute in Wiesbaden "Zeitenwende" als Wort des Jahres bekannt.  © Foto: Diether von Goddenthow
Prof. Dr. Peter Schlobinski Vorsitzender der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDS) und Dr. Andrea-Eva Ewels, Gfds-Geschäftsführerin, gaben heute in Wiesbaden „Zeitenwende“ als Wort des Jahres 2022 bekannt. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Wort des Jahres 2022 ist Zeitenwende. Diese Jury-Entscheidung gab heute die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt. Das keineswegs neue Wort, das speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in allgemeinerer Bedeutung auch für jeden beliebigen Übergang in eine neue Ära steht, wurde in diesem zweiten Sinne prominent von Bundeskanzler Olaf Scholz verwendet. „Der russische Überfall auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 markiere eine »Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinentes. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung“, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende Februar gesagt, so Professor Dr. Peter Schlobinski heute bei der Bekanntgabe.

Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen, erklärte Schlobinski, auch Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien kritisch beleuchtet worden. Bei vielen Menschen habe zudem eine emotionale Wende stattgefunden. Vielfach seien Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem dritten Weltkrieg zu spüren gewesen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe im gleichen Zusammenhang von einem „Epochenbruch“ gesprochen.

Ebenfalls auf den Russland-Ukraine-Krieg bezieht sich der widersinnig anmutende Ausdruck Krieg um Frieden (Platz 2). Für die Moskauer Propaganda handelt es sich um eine militärische Spezialoperation, für viele, insbesondere in der NATO, schlicht um einen Angriffskrieg. Auch in politischen Parteien mit pazifistischer Tradition verbreitete sich die Ansicht, dass die Ukraine mit Waffen unterstützt werden müsse, um ihre staatliche Integrität verteidigen und später einen dauerhaften Frieden in Osteuropa erreichen zu können.

Die Gaspreisbremse (Platz 3), auch Gaspreisdeckel genannt, ist nur eines der Instrumente, mit der die Bundesregierung auf die eklatanten Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen zu reagieren versucht. Deutschland erlebt derzeit nach verbreiteter Auffassung die schwerste Krise seit 50 Jahren. Die Teuerung trifft große Teile der Bevölkerung hart: Die Wortbildung Inflationsschmerz (Platz 4) bringt dies anschaulich zum Ausdruck.

Auf den Plätzen vier und fünf des diesjährigen GfdS-Rankings landeten die Begriffe „Inflationsausgleich“ und „Klimakleber“. Auf ihrer Website veröffentlicht die Gesellschaft für Deutsche Sprache die  ausgewählten „Wörter des Jahres“ 2022 mit jeweils ausführlichen Begründungen der Wahl.

  1. Zeitenwende
  2. Krieg um Frieden
  3. Gaspreisbremse
  4. Inflationsschmerz
  5. Klimakleber
  6. Doppel-Wumms
  7. neue Normalität
  8. 9-Euro-Ticket
  9. Glühwein-WM
  10. Waschlappentipps

Wahl aktueller Begriffe, die das Leben besonders prägen
Jeweils kurz vor Jahresende wählt eine Jury von Sprachwissenschaftlern nach eigenen Angaben „aus mehreren tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden“ zehn Wörter des Jahres aus und stellt eine Rangliste auf. Diesmal gingen mehr als 2.000 Einsendungen ein, hieraus wurde eine „Longlist“ von zirka 150 Worten herausgefiltert wurden. Hieraus ermittelte die Jury die 10 prominentesten Wörter des Jahres, wovon schließlich „Zeitenwende“ zum Begriff des Jahres gekürt wurde.

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