Kategorie-Archiv: Archäologie

Internationale Reenactmentmesse (IRM2024) in der RömerWelt Rheinbrohl 20. u. 21. April 2024

IRM2024-Plakat-red600 250Am 20. und 21. April 2024 findet in der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl wieder die Internationale Reenactmentmesse IRM statt. An mehr als zwei Dutzend Ständen auf der Freifläche, in den Umgängen und im Veranstaltungsraum des Museums sind vielfältige Replikate, Nachfertigungen und Kopien archäologischer Fundstücke und historischer Gegenstände von der Steinzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen und zum Teil auch zu erwerben. Neben Textilien und Zubehör für Textilarbeiten, vom pflanzengefärbten Garn bis hin zu handgewebten und handgenähten Kleidungsstücken nach historischen Vorlagen, werden vorbildgetreue Tonwaren, Glasperlen und Glasgefäße, Lederwaren und allerlei authentische Kuriositäten auf dem Programm stehen.

Ergänzend zu den in der RömerWelt als Saisonhighlight überregional bekannten RömerTagen im Mai bietet die Internationale Reenactmentmesse IRM2024 einen Überblick über die aktuelle „Hard- und Software“ zur Darstellung von mehr als 5.000 Jahren Menschheitsgeschichte. Neben dem ganztägig an den Messeständen präsentierten Replikaten wird es wieder ein attraktives Vortragsprogramm geben, in dem einige Aussteller ihre Schwerpunkte vorstellen.
Die IRM hat sich als internationaler „Szenetreffpunkt“ für Geschichtsdarsteller aller Epochen, Archäologen und Museumsmitarbeitern etabliert. Weitere Informationen, das Vortragsprogramm sowie eine detaillierte Ausstellerübersicht der IRM2024 sind auf der Webseite http://www.reenactmentmesse.de einsehbar.

Weitere Infos zur Römerwelt

Römische Mosaike aus Mainz – Dr. Jens Dolata referiert einführend über die archäologische Revision der Mosaikfunde im Landesmuseum Mainz

Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Es war der damals bedeutendste derartige Fund aus dem römischen Mainz: Bei Bauarbeiten in der Badergasse, im Herzen der Mainzer Altstadt, trafen Archäologen der damaligen Archäologischen Denkmalpflege 1995 auf die Überreste eines außergewöhnlichen Mosaikbodens einer römischen Stadtvilla des 2./3. Jahrhunderts, die in Teilen ausgegraben werden konnte.

Ausgehend vom Fund dieses Orpheus-Mosaiks, das aktuell im Marstall des Landesmuseums Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ausgestellt wird, erforscht die Landesarchäologie gerade alle überlieferten Fundstellen römischer Mosaike aus Mainzer Stadtvillen. Zum Forschungsstand bietet Dr. Jens Dolata, stellvertretender Außenstellenleiter der Landesarchäologie Mainz, einen einführenden Vortrag an mit dem Titel „Pavimenta tessellata Mogontiacenses – Erste Einblicke in die archäologische Revision der Mosaikfunde aus dem römischen Mainz“. Der Vortrag läuft am 30. Januar 2024 um 18 Uhr als Hybrid-Veranstaltung im Landesmuseum Mainz.

Für Dolata bietet die eingehende Beschäftigung mit den Fundorten und Befunden der Überreste stattlicher Schmuckfußböden neue und überraschende Einblicke in prächtige Wohnausstattungen im römischen Mainz. In seinem Vortrag beleuchtet er nicht nur Baukontexte, vergesellschaftete Funde und besondere Erhaltungssituationen, sondern erklärt auch Bildmotive und ordnet sie ein. Dabei sind die aus viereckigen Stückchen oder Würfelchen, lateinisch tessellae, erstellten Mosaike für Dolata „ganz besondere Fundstücke, die unseren Blick auf außergewöhnliche Häuser von Mogontiacum lenken.“

Die Präsentation von römischen Mosaiken im Marstall ist ein gemeinsam vom Landesmuseum Mainz und der Landesarchäologie Mainz durchgeführtes Projekt, das unter anderem aufzeigen soll, dass auch in Mainz in römischer Zeit repräsentative Stadtvillen vorhanden waren.

Der Vortrag wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, in Präsenz teilzunehmen oder der Veranstaltung in digitaler Form zu folgen.

Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 29. Januar 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reichs” gewinnt Red Dot Design Award

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Die große Landesausstellung ‚Der Untergang des Römischen Reiches‘ ist mit dem Red Dot Design Award 2023 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte das Projektteam der Agentur Duncan McCauley, das vom Rheinischen Landesmuseum Trier beauftragt wurde, für das Ausstellungsdesign.

„Die Verleihung des renommierten Red Dot Design Awards für die Untergang-Ausstellung ist hochverdient und unterstreicht die herausragende Qualität der Landesausstellung in Trier, die 2022 über 200.000 Besucherinnen und Besucher anlockte. Ich gratuliere den Macherinnen und Machern herzlich. Die Auszeichnung macht einmal mehr Lust auf 2025, wenn in Trier die nächste Landesausstellung über den Kaiser, Feldherrn und Philosophen Marc Aurel ihre Tore öffnet“, sagte Innenminister Michael Ebling.

„Wir freuen uns mit und für die Gestalterinnen und Gestalter der Landesausstellung über den Red Dot Award. Wer die Ausstellung in Trier gesehen hat, konnte die thematische Atmosphäre in jedem einzelnen Raum spüren. Die kreativen Köpfe hinter der Ausstellungsgestaltung haben es verdient, für ihre hervorragende Leistung anerkannt zu werden“, so auch die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. Das Rheinische Landesmuseum Trier war einer von drei Ausstellungsorten der Landesausstellung und ist Teil der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Museumsdirektor Dr. Marcus Reuter sagte: „Wir gratulieren Duncan McCauley und seinem Team zum Red Dot Award. Die Ausstellung hat die Thematik rund um den Untergang des Römischen Reiches spannend und anschaulich präsentiert. Unsere Ausstellungsgäste waren von der Gestaltung begeistert.“

„Die Arbeit an diesem Projekt war eine faszinierende Möglichkeit, das Römische Reich als Hauptfigur in einer dramatischen Tragödie des Untergangs in einer unvergesslichen Ausstellung zu zeigen. Man konnte regelrecht fühlen, wie die einzigartigen Exponate in den stimmungsvollen Räumen für die Besucherinnen und Besucher erlebbar wurden“, freute sich auch Noel McCauley, Geschäftsführer von Duncan McCauley.

Triumph Herrmanns über die römische Armee. Gemälde Johann Heinrich Tischbein. © Foto: Diether von Goddenthow
Triumph Herrmanns über die römische Armee. Gemälde Johann Heinrich Tischbein. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Red Dot ist eine Auszeichnung für hohe Designqualität. Nur an Projekte und Marken, die mit ihrer guten Gestaltungsqualität und kreativen Leistung überzeugen, vergibt die internationale Jury das begehrte Qualitätssiegel. Designer, Agenturen und Unternehmen können einzelne Kommunikationsprojekte und Kreativarbeiten in einer oder mehreren der 18 Kategorien in der Sparte „Communication Design“ einreichen.

Die Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ fand vom 25. Juni bis zum 27. November 2022 in den drei großen Trierer Museen, dem Rheinischen Landesmuseum Trier, dem Museum am Dom Trier und dem Stadtmuseum Simeonstift Trier statt. An drei verschiedenen Standorten widmeten sich die Museen mit circa 700 Exponaten, darunter nationale und internationale Spitzenleihgaben, verschiedenen Aspekten rund um die Endzeit der einstigen römischen Weltmacht.

Flügelwesen aus Vorzeit und Mythos – Taschenlampenführung in den Spezialsammlungen der Johannes Gutenberg-Universität

Attisch-rotfiguriger Kelchkrater; um 350 v. Chr.; Antikensammlung Klassische Archäologie der JGU, Inv. 178 Foto/©: Angelika Schurzig / JGU
Attisch-rotfiguriger Kelchkrater; um 350 v. Chr.; Antikensammlung Klassische Archäologie der JGU, Inv. 178 Foto/©: Angelika Schurzig / JGU

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz verfügt über 30 spezielle Lehr- und Forschungssammlungen aus allen Wissenschaftsdisziplinen. Zwei dieser Sammlungen öffnen am 1. Februar 2024 ihre Türen: Ab 18 Uhr zeigen die Geowissenschaften und die Klassische Archäologie in einer Taschenlampenführung ausgewählte Exponate rund um das Thema „Flügel“. Die einstündige Führung ist öffentlich (Jugendliche ab 14 Jahren in Begleitung) und kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich – bis zum 29. Januar 2024 einfach per E-Mail an kgrimm@uni-mainz.de oder schollme@uni-mainz.de.

Referenten werden sein: Prof. Dr. Kirsten Grimm, vom Institut für Geowissenschaften, und Dr. Patrick Schollmeyer, vom Institut für Altertumswissenschaften – Arbeitsbereich Klassische Archäologie, beide an der Johannes Gutenberg-Universität.
Wann: Donnerstag, 1. Februar 2024, 18:00-19:00 Uhr
Wo: Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Treffpunkt: auf dem Gutenberg-Campus vor dem Naturwissenschaftlichen Hörsaalgebäude („Muschel“), Johann-Joachim-Becher-Weg 21, 55128 Mainz
Veranstalter: Universitätssammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Weitere Infos:
https://www.ub.unimainz.de/de/universitaetssammlungen

Neue Ursaurierart bei Kusel (Pfalz) entdeckt – Forscher tauften ihn Stenokranio (Schmalschädler)

Lebensrekonstruktion des Kuseler Ursauriers Stenokranio. Dr. Frederik Spindler, Kipfenberg
Lebensrekonstruktion des Kuseler Ursauriers Stenokranio. Dr. Frederik Spindler, Kipfenberg

Wie das rheinland-pfälzische Innenministerium mitteilt hat ein internationales Forscherteam um das Urweltmuseum Geoskop bei Kusel im Auftrag von Erdgeschichte-Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz zwischen Kaiserslautern und Trier eine neue Ursaurierart nachgewiesen. Das nach seiner speziellen Kopfform Stenokranio („Schmalschädler“) benannte Tier wurde bis zu anderthalb Meter lang, hatte einen großen, flachen Schädel mit vielen spitzen Zähnen und ernährte sich von Fischen und anderen Ursauriern. Es lebte vor knapp 300 Millionen Jahren und war eines der größten Raubtiere seiner Zeit.

„Zu Lebzeiten von Stenokranio lag die Pfalz nahe des Äquators und war Teil eines riesigen Gebirgstals, das sich von Lothringen bis Frankfurt am Main erstreckte und eine tropische Fluss- und Seenlandschaft beherbergte. Im Bereich des heutigen Remigiusbergs bei Kusel mündete damals ein großer Fluss in einen etwa 70 Kilometer langen See. Dieses Flussdelta bevölkerte die neu entdeckte Ursaurierart. Es ist faszinierend, dass wir heute erstmals Überreste dieses urzeitlichen Rheinland-Pfälzers finden und dadurch Erkenntnisse über eine längst vergangene Epoche erlangen“, sagte Innenminister Michael Ebling.

Auch die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, zeigte sich ob der Neuentdeckung begeistert. „Die beiden fossilen Schädel wurden bereits 2013 und 2018 entdeckt und auch mithilfe von Ehrenamtlichen ausgegraben. Ein internationales Forscherteam konnte diese dann präparieren und nun die Beschreibung einer neuen Art vornehmen. Der sensationelle Fund führt uns den erdgeschichtlichen Reichtum unserer Region eindrucksvoll vor Augen“, so Otto.

Stenokranio besetzte die ökologische Nische der späteren Krokodile. Es war ein Amphib, das im Wasser und an Land leben konnte. Als Fisch- und Fleischfresser, dürfte er als Lauerjäger im Flachwasser und am Ufer von Seen und Flüssen seiner Beute nachgestellt haben. Neben frühen Vorläufern der Säugetiere gehörte Stenokranio zu den größten bekannten Raubtieren seiner Zeit.

Stenokranio ist Teil der ältesten gut belegten Ursauriergemeinschaft Europas, die vom Remigiusberg bei Kusel in der Westpfalz stammt. An Vierfüßern wurden aus dem pfälzischen Fossilvorkommen bisher Reste von drei weiteren Ursaurierarten (Cryptovenator hirschbergeri, Remigiomontanus robustus, Trypanognathus remigiusbergensis) beschrieben, deren nächste Verwandtschaft im heutigen Südwesten der USA und in Thüringen beheimatet war. Die „Ursaurier“ haben nichts mit den Dinosauriern zu tun, sondern lange vor diesen gelebt. Die ersten Dinosaurier traten etwa 60 Millionen Jahre nach Stenokranio auf.

Ein Teil der Fossilien ist bereits in die Dauerausstellung des Urweltmuseums Geoskop bei Thallichtenberg (Landkreis Kusel) integriert und damit der Öffentlichkeit zugänglich. Geplant ist der Bau eines lebensgroßen Modells von Stenokranio.

Fakten zu Ursaurier Stenokranio

Um welches Tier handelt es sich?
Stenokranio war ein Amphib, also ein Tier, das im Wasser und an Land leben konnte. Die Vermehrung erfolgte durch Laichen im Wasser.

Wie viel und welches Fossilmaterial gibt es?
Die Beschreibung der neuen Art beruht auf zwei fossilen Schädeln, 25 und 27 Zentimeter lang. Von dem größeren Exemplar gibt es zusätzlich Teile der Wirbelsäule und des Schultergürtels.

Wo wurden die fossilen Reste gefunden?
Fundort ist der Remigiusberg bei Kusel in der Westpfalz (Landkreis Kusel, Rheinland-Pfalz). Der Fundort befindet sich auf dem Betriebsgelände eines aktiven Steinbruchs (Hartsteinwerk Rammelsbach der Basalt AG, Linz am Rhein). Der Steinbruch fördert ein Hartgestein zur Herstellung von Straßen- und Gleisbettschotter. Fossilführend sind die Deckschichten über dem Hartgestein. Zutritt zum Betriebsgelände und zur Fundstelle sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Basalt AG möglich.

Wer und wann wurden die Fossilien entdeckt?
Die Fossilien wurden 2013 (großes Exemplar als Zufallsfund; Entdecker: Dr. Jan Fischer) und 2018 (kleineres Exemplar bei einer wissenschaftlichen Grabung des Urweltmuseums GEOSKOP; Entdecker: ehrenamtlicher Grabungshelfer Hans-Rieder
Matzenbacher) entdeckt.

Wo, wann und von wem wurden die Fossilien präpariert?

Präparation des 2018 entdeckten Schädels durch den geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico. im GEOSKOP
Präparation des 2018 entdeckten Schädels durch den geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico. im GEOSKOP

Das große Exemplar wurde 2014, das kleinere Exemplar 2018 vom geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico ehrenamtlich im Urweltmuseum GEOSKOP bei Kusel präpariert. Eine Nachpräparation des kleineren Schädels zur wissenschaftlichen Beschreibung erfolgte 2019/2020 durch Georg Sommer, geowissenschaftlicher Präparator des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg, in Schleusingen/Thüringen.

Wann hat das Tier gelebt?
Die Fundschichten sind knapp 300 Millionen Jahre alt und werden in das ausgehende Erdaltertum, genauer in den Grenzbereich der erdgeschichtlichen Systeme Karbon und Perm gestellt.

Wie heißen die Fundschichten?
Die Stenokranio-Fossilien wurden in Ablagerungsgesteinen der sogenannten Remigiusberg-Formation, Basis des Rotliegend im Saar-Nahe-Becken, gefunden.

Weiß man, wie die Tiere zu Tode gekommen sind?
Nein. Die bisher bekannten fossilen Reste von Stenokranio stammen von zerfallenen Skeletten, die am Ufer eines Sees (größeres Exemplar) und im Flachwasser eines Sees (kleineres Exemplar) im Schlamm begraben worden sind. Es ist möglich, dass beide Tiere eines natürlichen Todes gestorben und im Laufe der Zeit zerfallen und teilweise fortgespült worden sind.

Wie groß und schwer konnten die Tiere werden?
Stenokranio konnte schätzungsweise bis zu 1,5 Meter lang werden. Das am nächsten verwandte Tier, Eryops megacephalus aus den USA, erreichte Schädellängen von bis zu 60 Zentimeter und Körperlängen von bis zu drei Metern. Das Körpergewicht der großen amerikanischen Tiere wird auf 160 Kilogramm geschätzt. Das größte bekannte Exemplar von Stenokranio könnte bis zu 70 Kilogramm Lebendgewicht aufgewiesen haben.

Wo hat das Tier gelebt? Wie muss man sich den Lebensraum vorstellen?
Zu Lebzeiten von Stenokranio lag die Pfalz nahe dem Äquator und war Teil eines riesigen (100 x 300 Kilometer großen) Gebirgstals, das von Lothringen bis Frankfurt/M. und vom Hunsrück bis fast nach Karlsruhe reichte. Das Gebirgstal (geologisch: Lothringen-Saar-Nahe-Becken) war eine tropische Fluss- und Seelandschaft. Im Bereich des heutigen Remigiusbergs mündete damals ein großer Fluss in einen etwa 70 Kilometer langen See. Am Ufer dieses Sees bzw. im Delta des besagten Flusses hat Stenokranio gelebt.

Wie hat das Tier gelebt?
Stenokranio hat die ökologische Nische der erst seit dem Erdmittelalter auftretenden Krokodile besetzt. Es war ein Amphib, das im Wasser und an Land leben konnte. Die Vermehrung erfolgte im Wasser. Die Jungtiere werden überwiegend im Wasser, die erwachsenen Tiere im Wasser und an Land gelebt haben. Stenokranio war ein Fischund Fleischfresser, der als Lauerjäger im Flachwasser und am Ufer von Seen und Flüssen seiner Beute nachgestellt haben dürfte. Neben frühen Vorläufern der Säugetiere, wie den fleischfressenden Rückensegelsauriern, gehörte Stenokranio zu den größten bekannten Raubtieren seiner Zeit. Die Konstruktion seiner Kiefer ermöglichte kein Zerschneiden (oder Kauen) von Beute. Beutetiere wurden gepackt, mit den spitzen Zähnen und den vergrößerten Reißzähnen im Gaumen festgehalten und vermutlich mehr oder weniger im Ganzen heruntergeschlungen.

Was passiert nun mit den Fossilien? Wie geht es weiter?
Ein Teil der Fossilien ist bereits in die Dauerausstellung des Urweltmuseums GEOSKOP integriert und damit der Öffentlichkeit zugänglich. Geplant ist der Bau eines lebensgroßen Modells von Stenokranio. Alle Fossilien, das Modell und gegebenenfalls virtuelle Animationen sollen später in einer neuen Dauerausstellung zu den „Kuseler Ursauriern“ im GEOSKOP präsentiert werden.

Warum wird das Tier als Ursaurier bezeichnet?
Der Begriff „Ursaurier“ ist eine populäre Sammelbezeichnung für die Vierfüßer des Erdaltertums. Der Begriff schließt Amphibien und Reptilien ein, hat aber keine wissenschaftliche Bedeutung und hat auch nichts mit den Dinosauriern zu tun. Die „Ursaurier“ haben vor den Dinosauriern gelebt. Die ersten Dinosaurier haben etwa 60 Millionen Jahre nach Stenokranio in der Mittleren Trias gelebt.

Wo genau ist die Position von Stenokranio im Stammbaum der vierfüßigen Wirbeltiere?
Stenokranio gehört zur Familie der Eryopiden, die relativ großwüchsige, nach Gestalt und Lebensweise krokodilähnliche Amphibien des ausgehenden Erdaltertums vereint. Die Eryopiden gehören zur Gruppe der Temnospondyli, die die artenreichste Gruppe an Amphibien des Erdaltertums repräsentiert und wahrscheinlich auch die Vorläufer der heutigen Amphibien einschließt.

Wem gehören die Fossilien?
Nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz werden erdgeschichtliche Objekte von wissenschaftlicher Bedeutung mit ihrer Entdeckung Eigentum des Landes Rheinland Pfalz. Entsprechende Funde werden in der Landessammlung für Naturkunde in Mainz inventarisiert.

Wer hat welchen Anteil an der Arbeit?

Der 2018 gefundene Schädel von Stenokranio. Urweltmuseum GEOSKOP, Thallichtenberg
Der 2018 gefundene Schädel von Stenokranio. Urweltmuseum GEOSKOP, Thallichtenberg

Die wissenschaftlichen Forschungen und Ausgrabungen im Steinbruch am Remigiusberg bei Kusel erfolgen unter der Leitung des Urweltmuseums GEOSKOP im Auftrag und in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/ Referat Erdgeschichte. Finanzielle und logistische Hilfe stellt das Hartsteinwerk Rammelsbach der Basalt AG zur Verfügung. Die Ausgrabungen werden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus der Pfalz und dem Saarland unterstützt.
Die präparatorischen und konservatorischen Arbeiten an den Fossilien sowie die wissenschaftliche Auswertung erfolgen im Urweltmuseum GEOSKOP.  Die Beschreibung und Illustration der Fossilien sowie die Analyse der verwandtschaftlichen Beziehungen zu altersgleichen Amphibien wurden von den Spezialisten für fossile Amphibien der Gruppe der Eryopiden in Schleusingen/Thüringen, am Naturkundemuseum Berlin und am New Mexico Museum of Natural History in Albuquerque/New Mexico durchgeführt.

Was macht diesen Fund so spannend?
Eryopiden, die nach dem besonders großen amerikanischen Vertreter Eryops benannte Familie von Amphibien des späten Erdaltertums, werden in Saurierbüchern oft zusammen mit Rückensegelechsen als typisch amerikanische Lebensgemeinschaft der Vordinosaurierzeit dargestellt. Die Funde vom Remigiusberg belegen, dass große krokodilartige Amphibien zusammen mit den auffälligen Rückensegelechsen und anderen aus Nordamerika bekannten Ursaurierformen auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands existiert haben.

Quelle  – Originalarbeit: Werneburg, R., Witzmann, F., Rinehart, L., Fischer, J. & Voigt, S. (2024): A new eryopid temnospondyl from the Carboniferous-Permian boundary of Germany. – Journal of Paleontology, doi: 10.1017/jpa.2023.58.

Marcus Coesfeld wird neuer Direktor der Keltenwelt am Glauberg Dr. Vera Rupp geht nach zwölf Jahren an der Spitze des Archäologisches Landesmuseums in den Ruhestand

Marcus Coesfeld © privat
Marcus Coesfeld © privat

Wiesbaden. Zum Jahresende geht die langjährige Direktorin der Keltenwelt am Glauberg und stellvertretende Landesarchäologin von Hessen, Dr. Vera Rupp, in den Ruhestand. Die Direktion der Keltenwelt übernimmt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld. Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker würdigen die herausragenden Leistungen von Dr. Vera Rupp und bedanken sich auf das Herzlichste für ihr außergewöhnliches persönliches Engagement für die Keltenwelt am Glauberg und die Archäologische Denkmalpflege in Hessen.

Dr. Vera Rupp  © Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Vera Rupp © Foto: Diether von Goddenthow

„Dr. Vera Rupp hat die Leitung der Keltenwelt am Glauberg kurz nach der Eröffnung des Museums im Jahr 2011 übernommen und das Haus zu dem gemacht, was es heute ist: ein besucherstarkes Landesmuseum und eines der erfolgreichsten Archäologischen Museen zur Eisenzeit in Europa. Ich danke ihr herzlich für ihre Arbeit“, erklärt Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. „Der Glauberg gibt einen faszinierenden Einblick in die Kultur der Eisenzeit und ganz besonders in den engen Austausch der frühkeltischen Kultur in Europa untereinander sowie mit den mediterranen Kulturen – das Museum macht dies anhand der reichen und europaweit bedeutenden Funde erfahrbar. Ich wünsche dem künftigen Direktor Marcus Coesfeld viel Erfolg und eine glückliche Hand dabei, die Keltenwelt weiter zu entwickeln.“

„Wissenschaftliche wie auch populärwissenschaftliche Publikationen, jährliche Sonderausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen im Haus und der Region gehen ebenso auf die Initiative von Dr. Vera Rupp und dem Team der Keltenwelt zurück wie wichtige Infrastrukturmaßnahmen, etwa der Ausbau des Museumsgartens. Sie haben die Stellung des Glaubergs in der nationalen wie europäischen Museumslandschaft, der internationalen Forschung wie auch als Tourismusdestination gefestigt“, ergänzt der hessische Landesarchäologe, Prof. Dr. Udo Recker. Die Keltenwelt ist ein Bestandteil der hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH). „Unter der Direktion von Dr. Vera Rupp erfolgte zudem die schrittweise bauliche Umsetzung des Drei-Säulen-Konzepts des Hauses, bestehend aus Museum, Archäologischem Park und Forschungszentrum. Dank der Entscheidung des Landes für einen Neubau des Forschungszentrums hat sie in den zurückliegenden Monaten den notwendigen Architekturwettbewerb für den letzten Ausbauabschnitt mit auf den Weg gebracht.“

Die Nachfolge von Dr. Vera Rupp in der Direktion tritt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld an. Er hat ein Studium der Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat am LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne übernahm er die Museumspädagogik im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, bevor er Museumsleiter im Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution – Monrepos, einer Einrichtung des Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (LEIZA), in Neuwied wurde. Zuletzt war er im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen als Projektleiter einer Digitalen Geschichtswerkstatt tätig. Ihm zur Seite wird Christoph Röder stehen, der bereits im Mai 2023 die neu geschaffene Position des stellvertretenden Direktors übernommen hatte und künftig das Museum und den Archäologischen Park fachlich leiten wird.

Landesmuseum Mainz mit Hybrid-Vortrag von Dr. Guido Faccani zu „Archäologie in St. Johannis …“ am 17.10.2023

St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow
St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow

Sie ist in vielerlei Hinsicht einzigartig – die Mainzer Johanniskirche, die nicht nur die älteste Kirche in Mainz ist, sondern in Deutschland auch eine der wenigen im Grund- und Aufriss zu großen Teilen erhaltenen spätottonischen Kathedralen mit frühmittelalterlichen und römischen Wurzeln. Seit 1828 ist die Johanniskirche eine evangelische Gemeinde. Und seit den spektakulären Ausgrabungen, die vor zehn Jahren begannen – ausgelöst durch Restaurierungsarbeiten rund um eine Heizungserneuerung –, ist St. Johannis nachweislich die alte Bischofskirche und damit der Alte Dom zu Mainz.

Als Experte für Kunstgeschichte und sakrale Bauten der Spätantike und des frühen Mittelalters wird Dr. Guido Faccani, der die wissenschaftliche Forschungsleitung in St. Johannis innehat, am 17. Oktober 2023 um 18 Uhr unter dem Motto „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) einen hochinteressanten Vortrag rund um St. Johannis halten.

Tatsächlich begann das außergewöhnliche Interesse der archäologischen und baugeschichtlichen Fachwelt, aber auch der Medien und nicht zuletzt der Mainzer Bevölkerung im Jahr 2013 mit den immer spektakulärer werdenden Ausgrabungen in St. Johannis. Doch bereits ab 2008 fanden im Rahmen der Außenrenovierung baugeschichtliche Analysen statt. Grund genug für Dr. Faccani, hier eine Zusammenschau der Ergebnisse zu präsentieren, die er mit einem Ausblick auf geplante Projekte abrundet.

Sein Vortrag mit dem Titel „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, an dem Vortrag in Präsenz teilzunehmen oder ihm in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 16. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
www.landesmuseum-mainz.de

Archäologisches Museum Frankfurt: Archäologie in Slowenien, Altstadtfest, Führungen und mehr

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Am 13. Oktober 2023 öffnet das Archäologische Museum Frankfurt für seine neue Slowenien-Sonderausstellung Türen, passend zum Thema der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Auch zum Altstadtfest am 02. und 03. Oktober bietet es spannende Führungen und musikalische Klänge an. Noch im September findet eine Buchvorstellung im Historischen Museum statt, zu der das Archäologische Museum im Namen seines Kooperationspartners herzlich einlädt.

Vorschau Sonderausstellungen Herbst 2023

Tweets from the Past Archäologie Sloweniens: Klänge, Symbole und älteste Schriftzeugnisse

13. Oktober 2023 bis 17. März 2024
Die Ausstellung wurde auf Initiative des Archäologischen Museums Frankfurt als Teil der Begleitveranstaltungen der Frankfurter Buchmesse und des Ehrengastes Slowenien ins Leben gerufen.

Das Ziel der Ausstellung ist es, die slowenische Archäologie durch drei spezifische Objektgattungen vorzustellen. Zunächst sind archäologische Objekte zu sehen, die mit Klang verbunden sind. Das sind entweder Musikinstrumente – von prähistorischen Flöten aus Höhlenbärenknochen über antike Doppelflöten bis hin zu mittelalterlichen Maultrommeln – oder Rasseln, die bei Ritualen oder als Kinderspielzeug verwendet wurden.

Bei der zweiten Gruppe von Objekten handelt es sich um Exponate, die Symbole tragen oder selbst eine symbolische Bedeutung besitzen. Dies können prähistorische Figuren sein, die wahrscheinlich Darstellungen uns unbekannter Gottheiten sind, kleine Statuen antiker Götter, Objekte mit eingravierten astralen Symbolen, Figuren in Tiergestalt, Miniaturobjekte und Bildträger mit gravierten Figuren, die wie ein Comic eine Geschichte erzählen.

Die dritte Gattung von Exponaten sind archäologische Objekte, die die ältesten Inschriften aus Slowenien tragen. Unter diesen finden sich Beispiele für venetische Schrift aus der frühen Eisenzeit auf dem Fragment einer bronzenen Situla und einer Silberplatte, Inschriften mit den Namen lokaler Gottheiten, ein antikes Miniaturbuch und Graffiti.

All diese Objekte ermöglichen uns durch ihren Klang, durch die Symbole oder Texte einen tieferen Einblick in die Spiritualität, das Leben und die Welterklärung der Menschen aus der Vergangenheit. Sie zeigen das tiefe Bedürfnis des Menschen nach Ausdruck von Abstraktem bzw. nach der Verwendung von Symbolen und der dauerhaften Aufzeichnung von Geschichten, Gelöbnissen oder informellen Texten. Sie sind deutliche Kennzeichen für die Entwicklung menschlicher Kreativität, die zu einem ihrer Höhepunkte – dem Buch – geführt hat.

Durch die Exponate werden wichtige archäologische Fundorte Sloweniens vorgestellt und die Geschichte der Region bekannt gemacht, zu deren Erforschung die Archäologie einen großen Beitrag leistet.
Zehn größere Museen, die das slowenische archäologische Erbe bewahren, waren an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt. Neben dem Nationalmuseum von Slowenien, das das Projekt leitet, beteiligen sich auch das Regionalmuseum in Celje, das Regionalmuseum in Murska Sobota, das Regionalmuseum Ptuj Ormož, das Museum und die Galerien von Ljubljana, das Regionalmuseum in Novo Mesto, das Regionalmuseum Koper, das Regionalmuseum in Kranj, das Regionalmuseum in Nova Gorica und das Regionalmuseum in Tolmin.

Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager
Alkett-Kannen aus einem Zwangsarbeiterlager in Berlin-Reinickendorf. Foto: F. Hoffmann.

23. November 2023 bis 26. Mai 2024
Kämme, Löffel, Essnäpfe und Stacheldraht – archäologische Funde erzählen vom Leben und Überleben, aber auch vom Sterben in den national sozialistischen Zwangslagern. Seit den 1990er Jahren werden an ehemaligen Lagerstandorten in Berlin und Brandenburg archäologische Grabungen durchgeführt und massenweise Funde geborgen. Die Ausstellung „Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager“ zeigt viele dieser Dinge zum ersten Mal. Über 300 Objekte in sieben Kapiteln geben einen Einblick in das komplexe System der Zwangs­lager, in ihre archäologische Überlieferung sowie die Arbeit der zeithistorischen Archäologie.

Altstadtjubiläum in Frankfurt am Main
Jazz zum 3. – Altstadtjubiläum 2023 in der KAISERPFALZ franconofurd

2. u. 3. Oktober 2023
Jazz und Archäologie am Ursprungsort der Stadt
Das Archäologische Museum Frankfurt präsentiert auf dem Domhügel die KAISERPFALZ franconofurd. Feiern Sie mit uns beim Altstadtfest 2023 bei entspannter Musik und spannenden Erkenntnissen der Archäologie an dem Ursprungsort Frankfurts.

onemoment-jazz ist ein Jazz-Trio aus Frankfurt am Main mit eigenen Kompositionen (instrumental). Auf der Suche nach der Melodie kombinieren Carsten Kromschröder (piano), Dirk „Märshall“ Schiller (Bass) und Roland Glöckler (Drums) Jazz-Rock mit Elementen aus Latin, Oriental und Modern Jazz und betten eingängige melodische Themen in rhythmisch-groovige Arrangements, garniert mit kunstvollen Soli aller Instrumente. Die Songs von onemoment-jazz sind konzertant, verspielt, groovig, dramatisch, melodisch und sprechen sowohl den routinierten Jazzfan als auch den Jazz-Neuling an.

An beiden Tagen führen Sie Archäologen des Museums durch die KAISERPFALZ franconofurd und stehen auch sonst jederzeit für Fragen zur Verfügung. Geschützt durch das „Stadthaus am Markt“ bietet die KAISERPFALZ franconofurd ein Schaufenster in die Ursprünge der Stadt Frankfurt: ein römisches Bad, die Mauern des karolingischen Königshofes, spätmittelalterliche Keller – Spuren aus rund 2000 Jahren Stadtgeschichte! Darüber hinaus werden ausgewählte Funde aus den Grabungen im Herzen der Frankfurter Altstadt präsentiert.

Programm
Montag, 2. Oktober 2023
geöffnet 13 – 20 Uhr
14 – 15 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
16-17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
17 – 18:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
18:30 – 19 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
19 – 20 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Dienstag, 3. Oktober 2023
geöffnet 13 – 18 Uhr
14 – 15 Uhr Musik mit onemoment – jazz
15 – 15:30 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
15:30 – 16:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
16:30 – 17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
17 – 18 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Wenn keine Führungen laufen, stehen Archäologen des Museums für Fragen zur Verfügung.

Politiktheater im alten Rom
Lesung und Podiumsdiskussion mit Karl-Joachim Hölkeskamp
„Geschichte Jetzt!“, die gemeinsame Veranstaltungsreihe von Historischem Museum, Goethe-Universität Frankfurt und Archäologischem Museum, wendet sich in ihrer nächsten Lesung der Antike zu: „Theater der Macht. Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“ heißt die Neuerscheinung des international renommierten Althistorikers Karl-Joachim Hölkeskamp.
Dieser hat als Professor für Alte Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln besonders zu Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des römischen Reichs geforscht und gelehrt.
Sein Fokus liegt auf der politischen Kultur der Aristokratie. Denn die als Republik geltende „res publica“ der alten Römer war eher ein aristokratisch-oligarchisches System, mit viel Selbstdarstellung und Machtinszenierung: streng festgelegte Rituale, ausgefeilte Zeremonien, gigantische Bauwerke und Denkmäler. Als Zentrum des Imperium Romanum wurde Rom zur Bühne dieser öffentlichen Aufführungen.
Der Autor wird sein neues Buch vorstellen und mit den Anwesenden diskutieren. Die Moderation hat der Frankfurter Althistoriker Hartmut Leppin.

MI, 27.9., 18.30 Uhr
Eintritt: 4€ / 2€ ermäßigt
Leopold-Sonnemann-Saal
Lesung und Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichte Jetzt!“
mit Karl-Joachim Hölkeskamp; Moderation: Hartmut Leppin
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität, dem Archäologischen Museum Frankfurt und hr2-kultur. Medienpartner ist die FAZ.

Eine Anmeldung im Vorfeld wird empfohlen. Möglich ist diese über den Online Ticketshop, oder beim Besucherservice von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr unter T +49 69 212-35154, oder per Mail an besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de. Sind noch Plätze verfügbar, kann man sich auch unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung an der Museumskasse anmelden.

Mehr Informationen zur Reihe „Geschichte Jetzt“ unter: https://historisches-museum-frankfurt.de/geschichte-jetzt

Ausstellung anlässlich des Paulskirchenfestes zum 175. Jubiläum der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main
Letzte Chance zum Besuch der Ausstellung: Zwischen Römern und Germanen – Auf der Suche nach dem „deutschen Altertum“
18. Mai – 3. Oktober 2023

Die Ausstellung im Archäologischen Museum in der Karmeliterkirche sowie in der KAISERPFALZ franconofurd beleuchtet mit Schaubildern und archäologischen Funden die Zeit des Umbruchs in der Altertumsforschung in Deutschland. Erörtert wird die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten.

Mit der Demokratiebewegung und dem Streben nach nationaler Einheit ist nach den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen die napoleonische Herrschaft auch die Suche nach einem „deutschen Altertum“ verbunden. In der Folge kommt es im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts in den deutschen Ländern zur Gründung zahlreicher Geschichts- und Altertumsvereine. Der damit verbundene Beginn der systematischen archäologischen Forschung in Deutschland wird maßgeblich von der Suche nach gemeinsamen Wurzeln und einer Urgeschichte der deutschen Nation bestimmt.

Mit der wachsenden Bedeutung der Archäologie als eigenständiger Wissenschaft einher gingen heute in Vergessenheit geratene, kontroverse Debatten über die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten. Wenige Jahre nach Auflösung der Nationalversammlung in der Paulskirche erfolgte 1852 die Gründung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz als gemeinsamem (Archäologie-)Museum aller deutschen Länder. Das Museum verfügt heute über Weltgeltung, während der historische und geistesgeschichtliche Kontext seiner Entstehung im Umfeld der Paulskirchenversammlung aus dem öffentlichen Bewusstsein geraten ist.

Alle Infos unter Archäologisches Museum
Mi 10 – 20 Uhr, Do – So 10 – 18 Uhr
Mo und Di geschlossen

KAISERPFALZ franconofurd
Mi – So 13 – 17:30 Uhr

Alte Museums-Artefakte inspirieren zu neuer Kunst und werden dabei selbst wieder lebendig – Kunst trifft Archäologie im Mainzer Landesmuseum

Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz.  Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung.  © Foto Diether von Goddenthow
Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz. Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Vielen jungen Menschen geht es beim Betrachten archäologischer Fundstücke im Museum so wie der Kunststudentin Yvonne Delfendahl: „Wenn ich die sehe, kann ich gar keinen richtigen Bezug dazu aufbauen“. Doch seitdem die Studentin beim Ausstellungsprojekt „Kunst trifft Archäologie“, ein Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz, mitgemacht hat, ist das nun alles ganz anders geworden. Als eine von 13 ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen hatte  Yvonne aus dem Museumsfundus für ihr eigenes Projekt 4000 bis 6000 Jahre alte Faustkeile ausleihen können, um hiervon eine eigene Kreation ableiten zu können. Ihre Kommilitonen hatten ganz andere Original-Artefakte als Inspiration für ihre Werke ausgewählt. Ziel war es, diese Artefakte aus einem der Archäologie fremden Blickwinkel zu betrachten und sie in einen neuem Kontext zu stellen, der herkömmliche Sichtweisen und museale Umgangsformen erweitern und bereichern sollte. Das ist gelungen, was nun die soeben im Landesmuseum Mainz eröffnete Ausstellung „LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ mit ihren wunderbaren, mitunter beinahe skurril wirkenden Werken zeigt. Die Ausstellung geht noch bis zum 18. Juni 2023.

Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ., von der in der Ausstellung ein Foto zu sehen ist, dahinter die Original-Faustkeile des Museums © Foto Diether von Goddenthow

Yvonne Delfendahl hatten es, wie gesagt, die 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeile aus Mainz-Gonsenheim, ihrem Wohnort, sofort angetan. Sie war so fasziniert von der Vorstellung, dass diese „so alten, wertvollen Stücke  einfach an einen normalen Tage von Bauern beim Arbeiten in Gonsenheim gefunden wurden“, dass sie die Idee hatte, Kopien davon in Speckstein anzufertigen, und diese in Fundortnähe in einer Plexiglas-Vitrine auf einer öffentlich zugänglichen Wiese zu platzieren, um Spaziergänger und Wanderer auf das uralte Siedlungsgebiet und die dort gemachten Funde hinzuweisen. Mehr noch: Sie stellte eine zweite „Blanko“-Plexiglas-Vitrine auf, in die Leute, die vielleicht am Wegesrand oder in der Nähe etwas Archäologisches finden,  deponieren können. In der Ausstellung selbst ist von ihrer spannenden Arbeit „nur“ ein Foto zu sehen, in der Vitrine daneben befinden sich die Originalfaustkeile aus graugrünlichem Jadeit-Gestein. Ihre Faustkeil-Nachempfindungen aus Speckstein können ausschließlich in ihrer Open-Air-Plexiglas-Vitrine auf der Wiese in Gonsenheim besichtigt werden. Da die Wiese nahe des vielbelaufenen Spazierwegs dem Gonsenheimer Fahr- und Reitverein gehört, gab es auch keine bürokratischen Hemmnisse mit der Aufstellung. Am Sonntag, 23. April 2023 präsentierte die Studentin in einer kleinen Vorort-Vernissage ihr Werk. Yvonne möchte mit ihrem Projekte „Geschichte in den Alltag wieder zurückzuholen“. Eine Besonderheit ihres Projektes liegt nicht nur in der Gegenüberstellung ihrer Eigenkreation mit einem Original-Museums-Exponat, sondern zudem darin, durch die Auslagerung ihres Kunstwerkes in Fundortnähe, dort ein wenig „Steinzeit“ wieder lebendig werden zu lassen, und „die Spaziergänger vielleicht dazu zu motivieren, sich später auch die Originalfunde im Museum anzuschauen“.

Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen ja heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

Wer die Ausstellung betritt, schreitet zunächst durch ein Löwentor, beinahe, lägen da nicht die übergroßen Riesen-Flip-Flop-Latschen, die Amelie Reinholdt, zugleich Romanistin und Lateinaffin, römischen genagelten Riemensandalen aus dem 1. Jh. n. Chr. „nachempfunden“ hat. „Ich weiß nicht, mich hatte dieses Schuhwerk so angesprochen, weil ich es eben so witzig fand im Nachhinein, mir vorzustellen, dass mit diesen römischen Sandalen doch ganz Europa quasi belaufen wurde“, ähnlich wie sich in heutiger Zeit die Flip-Flops-Latschen in allen Varianten weltweit durchgesetzt haben.

Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere stand, heutzutage es aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weichwirkender Löwe symbolisieren. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere Kraft stand,  es  heute aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weich wirkender Löwe symbolisieren (vorne im Bild). © Foto Diether von Goddenthow

Man muss also, um diese Riesenlatschen nicht zu beschädigen, um das Löwentor herumlaufen. Rechts brüllt der Originallöwe aus einem römischen Gräberfeld und Weisenauer Kalkstein seinem aus Epoxidharz erschaffenen „Klon“ linker Hand entgegen. Dieser brüllt leiser zurück. Für Jeong Lee, die sich gleich von der Symbolik des Königs der Tiere angesprochen fühlte, steht die Original-Löwenfigur für äußere Stärke. Ihr aus Epoxidharz, Kerzengel, Ton und Acrylspray erschaffener heller glasähnlicher ausschauender Löwe zeige hingegen das Gegenteil: äußere Weichheit, aber innere Stärke. Innere Stärke, Überzeugung und Substanz seien in der Gesellschaft wichtiger geworden als das Äußere, als äußerliche Stärke, so die Überlegung der Künstlerin.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit verdeutlichten dabei ihrerseits unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Aspekte, vertieft Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Wie Flip-Flop-Latschen und das Löwen-Pärchen „äußere Stärke /innere Stärke“ darstellen, haben die Studentinnen und Studenten  eine überaus lebendige Präsentation künstlerischer Neuschöpfungen geschaffen, die fantasievolle Verbindungen zwischen lang vergangenen und heutigen Kulturen herstellen möchten. Dieses reizvolle Zusammentreffen der teils Jahrtausende alten Exponate mit den zeitgenössischen Kunstwerken ermöglicht den Besuchern einen völlig anderen Blick auf die achäologischen Objekte und regt zu einem neuen und frischen Auseinandersetzen mit scheinbar Bekannten an.

Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow
Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow

Aaron Nora Kappenberger stellte sich einer Identitätsfrage, nämlich, was sichtbar ist und was nicht? Welche Realitäten werden unsichtbar und welche zum Narrativ? „despised seer“, so der Projekttitel, befasst sich mit diesen Fragen von Sichtbarkeit im musealen Kontext und schlägt subversive Parallelen zu heutigen Sehgewohnheiten. Im Kontext von Wertungen bedient sich die Arbeit queerer popkultureller Elemente als auch der traditionellen schwäbisch-alemannischen Fasent.

Am Anfang, als den Studenten Exponate zur Auswahl bereitgestellt wurden, gab es keinerlei Informationen über die Artefakte. Denn, so Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide, ging es nicht darum, gleich zu hinterfragen: „Was ist das? Was bedeutet das? Von wann ist das? Nein, es ging erst mal darum, sich inspirieren zu lassen, und einfach mal zu schauen. Und das ist sozusagen auch ein ganz wichtiger Kern von diesem Projekt, dass wir hier auf die Beine gestellt haben“. Hierbei haben die Künstlerinnen und Künstler ganz individuelle Projekte erschaffen, „die sich aber alle mit dem Thema Archäologie beschäftigen, und das auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder sind das Neuinterpretationen, fantasievolle Arrangements, oder ist es das Thema im weiteren Sinne „Museum, Ausstellung – was heißt es überhaupt? Was bedeutet es, dass ein Gegenstand prominent einen Wert erhält? Wie dauerhaft sind Wertzuschreibungen? Oder sind es geographische Herangehensweisen, wo man sozusagen eine eigene archäologische Recherche anstellt, und das in Verbindung gebracht hat mit dem entsprechenden Exponaten“, erläutert die Museums-Direktorin. Dabei zeigt sie auf eine Vitrine, in der einige der verbliebenen, nicht von den Studenten ausgewählten Exponate zu sehen sind. Hier können die Besucher kreativ werden, und sich überlegen, welches museale Artefakt davon sie eventuell auswählen würden als Anregung für ihr Kunstwerk.

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ freut sich die Leiterin der Klasse für Bildhauerei der Kunsthochschule Mainz, Professorin Sabine Groß.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? Kunst trifft Archäologie – Landesmuseum Mainz kooperiert mit Kunsthochschule Mainz / Sonderausstellung bis 18. Juni

Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt
Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt

Eine original römische Sandale wird zu einem Riesen-Flip-Flop oder ein 3000 Jahre alter Kultgegenstand in einer gespielten Performance zu neuem Leben erweckt. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) hat erstmals Studierende der Kunsthochschule Mainz zu einem Experiment eingeladen. „LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? – Kunst trifft Archäologie” heißt das Ergebnis und zugleich die Sonderausstellung, die am 21. April 2023 abends eröffnet wird.

„Entstanden ist ein spannender Dialog zwischen teils Jahrtausende alten Exponaten und völlig neuen, zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten“, freut sich die Generaldirektorin kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto. Auch Dr. Birgit Heide, die Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeigt sich begeistert, „es ist wunderbar zu sehen, mit wieviel Fantasie, aber auch mit welchen Überlegungen sich die Studierenden dieser herausfordernden Aufgabe gestellt haben.“

Zur Vorbereitung der geplanten Neuaufstellung der archäologischen Dauerausstellung waren Studierende der Klasse für Bildhauerei von Prof. Sabine Groß der Kunsthochschule Mainz vom Landesmuseum Mainz eingeladen, sich mit ganz unterschiedlichen Exponaten aus den vorgeschichtlichen und römischen Epochen auseinanderzusetzen.

Prozessbild zu ‚despised seer‘ - Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger
Prozessbild zu ‚despised seer‘ – Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ so die Leiterin der Klasse für Bildhauerei, Prof. Sabine Groß.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit, die lange nicht mehr im Landesmuseum Mainz zu sehen waren, zeigen unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Darstellungen.

Der Ausstellungstitel ist dem Refrain eines Madonna-Songs entliehen und soll einerseits auf die Jungfräulichkeit dieses Ausstellungsunterfangens anspielen, das so in dieser Form keinen Vorläufer hat; andererseits verweist er auf eine gefühlte Unantastbarkeit archäologischer Museumsstücke, die ihnen durch ihre wissenschaftlichen und kulturhistorischen Zuschreibungen verliehen wird. „Ziel des Projektes sei es“, so der Rektor der Kunsthochschule Mainz, Martin Henatsch, „Schnittstellen von Wisenschaft und Kunst, unantastbarer Musealität und zeitgenössischer Intervention aufzuzeigen. Eine wunderbare Herausforderung an die Studierenden der Kunsthochschule Mainz, die damit an die Tradition der Kunst-und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts anschließen, in denen eine heute oftmals vergessene einander bedingende Koexistenz von Artifikalien und Mirabielen, Natur, Wissenschaft und Kunst üblich war.“

Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer
Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer

Zu sehen sind archäologische Artefakte und zeitgenössische Kunst in einer lebendigen Präsentation, zugleich auch Arbeiten, die sich mit den Werkzeugen archäologischer Ausgrabungen beschäftigen oder Texte, die sich zwischen Poesie und Wissenschaftlichkeit neues Terrain erobern.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Sabine Groß und den Studierenden der Bildhauereiklasse der Kunsthochschule Mainz – Line Bisanz, Johannes Buchholz, Yvonne Delfendahl, Selina Hammer, Jeong Hoon Shin, Aaron Nora Kappenberger, Anna Karpekin, Jeong Lee, Amelie Reinholdt, Berit Spieß, Paula Tillmanns, Elpida Tsaousidis, Laetitia Wessner – in Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Heide, Dr. Ellen Riemer, Dr. Eva Brachert und Andreas Hawner vom Landesmuseum.

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Making-of, das die Museumspädagogik des Landesmuseums Mainz aufbereitet, um einerseits die getroffene Auswahl der Objekte aufzuzeigen, aber auch um das Publikum mit einzubeziehen, das dann ihrerseits seine Gedanken und Ideen dazu mit einbringen kann.

(Michael Bonewitz )

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE RHEINLAND-PFALZ
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
dorothee.glawe@gdke.rlp.de
www.landesmuseum-mainz.de